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AUS- UND WEITERBILDUNG 8–32 BILDUNGSREFORM – AUSBILDUNG IM WANDEL – AZUBI- MARKETING – IHK-FOSA – BILDUNG UND SPRACHE www.frankfurt-main.ihk.de A 4836 138. Jahrgang 03.15 STEUERN IHK-Bezirk: Kommu- nen drehen an den Steuerschrauben 54 UMWELT Energiewende: Strom – regional, grün, günstig 46 STARTHILFE Existenzgründung: ein gelungener Rollentausch 42 STANDORTPOLITIK Gasthaussterben in Hessen: „Ein gefähr- detes Kulturgut“ 33

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AUS- UND

WEITERBILDUNG 8–32

BILDUNGSREFORM – AUSBILDUNG IM WANDEL – AZUBI-MARKETING – IHK-FOSA – BILDUNG UND SPRACHE

www.frankfurt-main.ihk.de A 4836

138. Jahrgang 03.15

STEUERNIHK-Bezirk: Kommu-nen drehen an den Steuerschrauben 54

UMWELTEnergiewende: Strom – regional, grün, günstig 46

STARTHILFEExistenz grün dung: ein gelungen er Rollentausch 42

STANDORTPOLITIKGasthaussterben in Hessen: „Ein gefähr-detes Kulturgut“ 33

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Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Was sich heute in unbesetzten Ausbildungsstellen niederschlägt, macht sich morgen als Fachkräftemangel bemerkbar. Einer solchen Entwicklung müssen wir – in der Metropolregion

FrankfurtRheinMain und natürlich auch im Main-Taunus-Kreis – ent-gegenwirken. In Fachrunden, wie etwa im Netzwerk Jugend und Beruf Main-Taunus-Kreis, und im Rahmen einer Ausbildungs- und Arbeits-marktstrategie möchten wir gezielt die Ausbildungsreife von jungen Erwachsenen fördern und deren Berufsorientierung unterstützen, die Übergänge in der Berufsausbildung erleichtern, die Ressourcen des Arbeitsmarkts ausschöpfen sowie Zuwanderer und Flüchtlinge zügig und nachhaltig in unsere Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt integrieren.

Um all dies zu leisten, müssen wir noch aufmerksamer und inten-siver als bisher auf früh erkennbare Defizite reagieren, etwa indem wir die individuellen Stärken junger Menschen erkennen und darauf aufbauend Perspektiven entwickeln. Dem Fachkräftemangel können wir nur begegnen, wenn wir allen Menschen die Chance erö�nen, am Ausbildungs- und Arbeitsprozess teilzuhaben. So hat der Main-Taunus-Kreis gemeinsam mit den Kommunen ein di�erenziertes Betreuungsangebot aufgebaut, damit Mütter und Väter Arbeit und Familie besser vereinbaren können.

Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu scha�en, ist Aufgabe der Un-ternehmen. Die jungen Menschen darauf vorzubereiten, dazu können und müssen die Kommunen und Landkreise einen Beitrag leisten – und diese Herausforderung nehmen wir an.

Wolfgang KollmeierErster Kreisbeigeordneter, Main-Taunus-Kreis

Herausforderungen annehmen

„Wir müssen noch aufmerksamer auf früh erkennbare Defizite reagieren.“

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Vorwort

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VORWORT 33 Herausforderungen annehmen Wolfgang Kollmeier,

Erster Kreisbeigeordneter, Main-Taunus-Kreis

SPECIAL AUS- UND WEITERBILDUNG 38 Bildungsreform Gut Ding hat keine Weile10 Kompetenzorientierung Berufsausbildung im Wandel12 Personalgewinnung Beim Recruiting kooperieren14 Azubi-Marketing Die richtigen Kanäle bespielen16 Bildungschancen Auf die Sprache kommt es an18 IHK-Fosa Bildungsnachweise anerkennen20 Agentur für Arbeit Partner der Wirtschaft24 Kaufleute für Büromanagement „Eine große Aufwertung“28 Weiterbildung Heute Trend, morgen Standard30 Deutscher Qualifikationsrahmen Weiterbildung auf Höhenflug32 Gütesiegel Qualitätsmanagement an Schulen

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INHALT 03.15

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Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt eine Beilage der Schultz GmbH & Co. KG, Wiesbaden, bei. Wir bitten um freundliche Beachtung!

STANDORTPOLITIK 333 Gasthaussterben „Ein gefährdetes Kulturgut“36 Hessen „Unserem Land geht es gut“38 Vitale Innenstadt Bestnote für die Erreichbarkeit40 Main-Taunus-Kreis Auschwitz und die Freiheit heute41 Forum Ehrensache Mehr Wert schöpfen

UNTERNEHMENSFÖRDERUNG UND STARTHILFE 342 Serie Existenzgründung Ein gelungener Rollentausch

AUS- UND WEITERBILDUNG 344 IHK-Bildungszentrum

INNOVATION UND UMWELT 345 Normen Katalysator für Innovationen46 Energiewende Strom – regional, grün, günstig

INTERNATIONAL 348 Hessischer Exportpreis Internationale Erfolgsrezepte50 Brasilien Trinkwasser – ein kostbares Gut52 Hessischer Außenwirtschaftstag Wachstumsmärkte im Fokus

RECHT UND STEUERN 354 IHK-Bezirk Frankfurt An den Steuerschrauben gedreht56 EU-Bilanzrichtlinie Harmonisierung schreitet voran

UNTERNEHMENSREPORT 358 Argand’Or Der Baum des Lebens

67 VORSCHAU | UNTERNEHMENSREPORT | BEIM NAMEN GENANNT | IMPRESSUM 3

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STEUERN

Erbschaftsteuer: Rechtssicherheit scha�enDie vom Bundesverfassungsgericht geforderten Neuregelungen bei der Erbschaftsteuer sollen zügig und auf keinen Fall rückwirkend in Kraft treten. Damit geht die Bundesregierung auf zentrale For-derungen des Deutschen Indus-trie- und Handelskammertags ein. DIHK-Präsident Eric Schweitzer hatte sich dafür eingesetzt, „dass

die Unternehmen beim Thema Erb-schaftsteuer baldmöglichst wissen, wo sie stehen. „Mit der gebotenen Sorgfalt müsse in den kommen-den Monaten Rechtssicherheit gescha�en werden. Schweitzer betonte: „Ansonsten befürchten wir negative Auswirkungen auf Investitionsentscheidungen und Arbeitsplätze.“ ❙

UMWELT

90 Prozent der Rohsto�e werden importiertDie Bundesanstalt für Geowissen-schaften und Rohsto�e hat ihren Bericht zur Rohsto�produktion in Deutschland, zum Rohsto�mport und zur Preisentwicklung an den Rohsto�märkten vorgelegt. Da-nach wurden in 2013 energeti-sche und mineralische Rohsto�e im Wert von 142,8 Milliarden Euro importiert. Die Top-fünf-Rohsto�e (Erdgas, Braunkohle, Erdöl, Sand, Steine) machen 70 Prozent des Werts aus. Der Wert in Deutschland geförderter Rohsto�e erreicht mit 14,8 Milliarden Euro dagegen nur ein Zehntel. Trotz erhöhten Welthandels hat sich der allgemeine Trend nachgebender Rohsto�preise ab Mitte 2011 in 2012 und 2013 fortgesetzt. Mittelfristig wird eine leichte Erhöhung der Rohsto�preise er-wartet, vor allem der Preise für die konjunkturabhängigen Industrie-metalle. Deutschland deckt seinen Bedarf an Energierohsto�en nur bei Braunkohle zu 100 Prozent aus eigenen Vorkommen. Erneuerbare Energien und die Kernkraft gelten

ebenfalls als vollständig heimi-sche Energieträger. Erdöl, der wichtigste Primärenergieträger, muss fast vollständig importiert werden. Bei Erdgas und Stein-kohle liegt die Importquote bei 88 beziehungsweise 87 Prozent. Bis 2018 wird die deutsche Stein-kohleförderung eingestellt und die konventionelle Erdgasförderung geht ebenfalls stark zurück. Die Importquote und -abhängigkeit bei Energierohsto�en steigt damit weiter an. ❙

STANDORTPOLITIK

Ausbau der VerkehrsinfrastrukturFür den Ausbau kommunaler Schie-nenstrecken, Radwege und Straßen sowie die barrierefreie Gestaltung von Bahnstationen und Bushalte-stellen hat Hessen im vergange-nen Jahr rund 91,6 Millionen Euro bewilligt. Das Geld verteilt sich auf 139 Projekte in Kommunen, Landkreisen und Unternehmen des ö�entlichen Personennahver-kehrs. Auf ÖPNV-Projekte entfallen 47,6 Millionen Euro, auf den kom-munalen Straßenbau 44 Millionen Euro. „Die Landesregierung erfüllt ihre Zusage, die beiden Förderberei-

che ins Gleichgewicht zu bringen“, sagte Tarek Al-Wazir, hessischer Wirtschaftsminister. Ein Schwer-punkt lag auf dem barrierefreien Ausbau von Haltestellen und Bahn-höfen (18,2 Millionen Euro). Weite-re 24,2 Millionen Euro dienen dem Bau oder Ausbau von Schienen-strecken. Allein die neue S-Bahn- station Gateway Gardens am Frankfurter Flughafen unterstützt das Land mit 22 Millionen Euro. Kommunale Rad- und Gehwegvor-haben wurden insgesamt mit rund 12,5 Millionen Euro gefördert. � ❙

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Umfrage zur ArbeitsstättenverordnungMetallspinde für alle, Fenster für jede Toilette, Gasmasken für Kellner in Raucherkneipen: Viele solcher Fragen sind aufgekommen durch den Entwurf der neuen Arbeits-stättenverordnung (AVO), den die Bundesregierung im Oktober verabschiedet hat. Die Arbeits-stättenverordnung legt fest, was der Arbeitgeber beim Einrichten und Betreiben von Arbeitsstät-ten in Bezug auf die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten zu beachten hat. Geregelt werden etwa Anforde-rungen an Arbeitsräume, Pausen-, Bereitschafts- und Sanitärräume,

Beleuchtung, Belüftung und Raum-temperatur. „Die neue AVO sorgt wegen möglicher Überregulierung für Verunsicherung in der Wirt-schaft“, sagt Prof. Mathias Müller, IHK-Präsident. Noch ist die neue AVO nicht in Kraft. Die hessischen IHKs und Handwerkskammern und der Dehoga Hessen wollen die Be-lastungen der Wirtschaft ermitteln und rufen daher Unternehmen zur Teilnahme an einer Onlineumfrage unter www.arbeitsstaetten-ver-ordnung.de auf. Je nach Ergebnis wollen sie im nächsten Schritt dann Korrekturen des Verordnungsent-wurfs anmahnen. ❙

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KURZMELDUNGEN

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STANDORTPOLITIK

Schiersteiner Brücke: Sperrung führt zu VerkehrschaosDer Zustand der Infrastruktur in Hessen hat sich dramatisch verschlechtert. Das wachsende Verkehrsaufkommen führt zu einem beschleunigten Verschleiß der Straßen und Brücken. Ein Musterbeispiel hierfür ist die Schiersteiner Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz, die Anfang Februar wegen Schäden an einem Pfeiler und einer Fahrbahnab-senkung aus Sicherheitsgründen voll gesperrt werden musste. Das Resultat ist ein Verkehrschaos, das weit über die morgendliche Rushhour hinausreicht und dessen Auswirkungen in der gesamten RheinMain-Region spürbar sind.

Seit Langem fordert die IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen, dass mehr in den Erhalt und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur investiert werden muss. Wichtig sind zudem regelmäßige und bundesweit einheitliche Netzzu-stands- und Netzleistungsberich-te, um Überraschungen wie an der Schiersteiner Brücke vorzu-beugen. Es steht zu befürchten, dass sich ähnliche Meldungen in Zukunft häufen werden, wenn nicht bald ausreichende Mittel für die nötigen Reparaturen zur Verfügung stehen. Wird zu spät investiert, führt dies zu Verkehrs-problemen und gefährdet die

Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Zudem sind die Kosten für nicht aufschiebbare Reparaturen sehr viel höher als bei rechtzeitiger Schadensbehebung. Staus, Ver-spätungen und Umwege führen zu hohen zusätzlichen Kosten und Umweltbelastungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Die Arbeitsgemeinschaft fordert, dort

zu investieren, wo das Verkehrs-aufkommen am höchsten und der wirtschaftliche Nutzen am größ-ten ist – das heißt in erster Linie in Hessen. Ohne eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur kann Hes-sen als europäische Verkehrs-drehscheibe im internationalen Standortwettbewerb langfristig nicht mithalten. ❙

STANDORTPOLITIK

Mindestlohn: schnelle Anpassung notwendigSeit dem 1. Januar gilt in Deutsch-land der Mindestlohn und schon jetzt ist klar: Er bringt erhebliche Rechtsunsicherheit und büro-kratische Belastungen für die Unternehmen mit sich. Dies gilt beispielsweise für Haftungsfra-gen und Regelungen bei Praktika sowie für die umfangreichen und aufwendigen Aufzeichnungs-pflichten, selbst wenn die ge-zahlten Löhne weit über dem

Mindestsatz von 8,50 Euro liegen. Eric Schweitzer, DIHK-Präsident, stellt fest: „Das passt alles nicht zum erklärten Willen der Bun-desregierung, die Bürokratiebel-astungen für die Wirtschaft nicht weiter zu steigern.“ Nun stellt Bundeskanzlerin Angela Merkel in Aussicht, die Probleme bis Ostern zu überprüfen. Hier sind eine o�e-ne und ehrliche Evaluation sowie schnelle Anpassungen nötig. ❙

UMWELT

Tür für Fracking muss o�en bleibenMit einer eigenen Stellungnahme zum Fracking-Gesetz hat sich der DIHK in den laufenden Gesetzge-bungsprozess eingeschaltet. Nach sorgfältiger Abwägung spricht er sich dafür aus, die Technologie – mit Rücksicht auf den Umwelt- und Gewässerschutz – weiter zu erproben. Damit stellt er sich grundsätzlich hinter den Referen-

tenentwurf, sieht allerdings noch Verbesserungsbedarf: So sollen insbesondere der Arbeitsauftrag der unabhängigen Expertenkom-mission näher bestimmt und die Durchführung einer Umweltver-träglichkeitsprüfung für Erkun-dungen von einer allgemeinen Vorprüfung des Einzelfalls abhän-gig gemacht werden. ❙

RECHT

„One in, one out“-Regel soll kommenDas Eckpunktepapier der Bundesre-gierung zum Bürokratieabbau sieht die Einführung der sogenannten „One in, one out“-Regel vor. Sie besagt, dass für jede belastende eine entlastende gesetzliche Maßnahme beschlossen werden muss. Der DIHK hatte eine solche Regel als Ersatz für ein konkretes Abbauziel gefordert. In

der Diskussion sind eine Umsetzung rückwirkend zum 1. Januar und eine breite Anwendung auf das nationale Recht – also ohne diverse Ausnahmen wie in Großbritannien, dem Mutterland von One in, one out. Dieser Stopp der Belastungen ist ein wichtiger Zwischenschritt beim Bürokratieabbau. ❙

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BILDUNGSREFORM

GUT DING HAT KEINE WEILEMit Bildungsinitiativen versucht die schwarz-grüne Landesregierung mehr Ruhe in die seit Jahrzehnten heftig diskutierte Schul- und Berufsausbildungspolitik zu bringen. Die große Bildungsreform steht indes noch aus.

Wann werden diese Schulabgänger endlich besser, und wann endlich sorgen die Schulen für genügend ausbildungsreife Bewerber: Diese Fragen stehen unausgesprochen hinter den

Antworten, die die IHK-Organisation Jahr um Jahr in ihrer Umfrage zur Aus- und zur Weiterbildungsbereitschaft ihrer Unternehmen erhebt. Dass manche Unternehmen mit ihrer Kritik müde werden und für die Panelbefragung nicht mehr zur Verfügung stehen, lässt sich an der rückläufi gen Beteiligung erkennen. Schließlich scheint es, als wären die Kritiken seit Jahren wirkungslos. Nach wie vor sehen 82 Prozent der Unternehmen die Ausbildungsreife junger Menschen als größtes Hemmnis für ihre Ausbildungsbereitschaft. Und nach wie vor sehen sie hierbei mangelnde Deutschkenntnisse und Rechenfertigkeiten als größtes Manko an, gefolgt von Leistungsbereitschaft und Disziplin. Hessische Unternehmen reagieren bei der Suche nach geeigneten Bewerbern mit einem stärkeren Mix in ihren Akquisemethoden. Neben Inseraten auf der Firmenhomepage und in der IHK-Lehrstellenbörse setzen sie aber auch auf die Arbeitsagentur und auf erste Kontakte über Schülerpraktika.

Klar ist: Unternehmen sind gewohnt, dass ein Umsteuern recht kurzfristige Wirkung erzielt. Bei Bildungsreformen können hingegen etliche Jahre ins Land gehen, bis sie greifen. Wie bei jeder Weiterbil-dungsmaßnahme gilt hier auch, dass nicht nur Einstellungen, sondern auch das Verhalten sowohl von Lehrern wie auch von Schülern verändert werden muss. Dagegen kann die Produktumstellung in einem Unterneh-men manchmal kurzfristig vonstatten gehen. Geduld ist daher gefragt, nicht aber Resignation. Zwar ist der Erlass zur Berufsorientierung an Hessens Schulen schon seit anderthalb Jahren auf den Weg gebracht, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis er an den Schulen gelebt wird, besonders an den Gymnasien.

Politische LeitlinienWenn IHK-Mitgliedsunternehmen testen wollen, wie weit es mit der Berufsorientierung an der Schule ihres Bewerbers ist, so kann es den Bewerber nach dem ausgefüllten Berufswahlpass fragen oder recher-chieren, ob sich die Schule in einem Audit für das Berufswahlgütesiegel hat zertifi zieren lassen. Auskünfte hierüber erteilt auch die zuständige

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Über 80 Prozent der Unternehmen beklagen die mangelnde Ausbildungsreife von Schulabgängern.

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IHK. Berücksichtigt man zudem, dass Studien zufolge die wichtigsten Ratgeber für die Berufswahl immer noch die Eltern oder auch der Freundeskreis sind, so könnte man auch über die E�ektivität von Schulpatenschaften und die Zusammenarbeit mit Lehrern nachdenken.

Bildungsreformen dauern etwas länger. Es scheint so, als hätte die jetzige Landesregierung aus dem ständigen Wechsel im Kultusministe-rium gelernt, als sie den Bildungsgipfel in den Koalitionsverhandlungen vereinbarte. Dieser soll mit den gesellschaftlich relevanten Gruppen – auch mit der IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen – politische Leitlinien für die Bil-dungspolitik der nächsten zehn Jahre festlegen und somit für Schulfrieden sorgen. Allerdings benötigte die Landesregierung ein Dreivierteljahr bis zum Auftakt des Bildungsgipfels, womit schon wieder ein Schülerjahrgang ins Land gegangen ist. Schade auch, dass dort die Themen Berufsorientierung und Reform und Reduktion des Übergangsbereichs eingebracht werden, die bereits 2012 gemeinsam mit Wirtschaftsorganisationen, Gewerkschaften und Landesregierung in dem die Landesregierung beratenden Gremium, dem Landesausschuss für Berufsbildung, endverhandelt wurden.

Finanzielle SicherheitBis nun die Reform des Übergangsbereichs – der sogenannten Warte-schleifen aus berufsvorbereitenden Lehrgängen bei beruflichen Schulen oder Bildungsanbietern – angegangen wird, werden drei Schülerjahrgänge ins Land gegangen sein. Schade auch für die Fortsetzung des Ausbil-dungspakts, der seit 2012 auf Eis lag und nun als Abkommen mit den Wirtschaftsorganisationen, wie IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen, den Kommunen, Arbeitsagenturen, Gewerkschaften und der Landesregierung zur Stärkung der Attraktivität und Qualität von dualer Berufsausbildung verabredet wurde. Auch hierfür wurden Jahre und Schülerjahrgänge verschenkt und dem Rhythmus der Wahlkämpfe untergeordnet.

Bildungsreformen finden nicht statt. Dies gilt zumindest für den Bereich der Weiterbildung, für den die Landesregierung einen Weiterbildungspakt verabredet hat. Er soll den ö�entlich finanzierten Anbietern von allgemeiner, politischer, aber auch beruflicher Weiterbildung die finanzielle Sicherheit während der nächsten zehn Jahre bieten. Hier handelt es sich weniger um eine Verabredung mit unterschiedlichen Institutionen zur Weiterbildung, sondern um eine bilaterale Absprache zwischen Finanzier und Förder-nehmer. In diesem Zusammenhang verzichtet das Kultusministerium auf eine große Reform und lässt die Anbieter selbst ihre Rahmenbedingungen skizzieren. Weder wird dabei die E�zienz des Gesetzes für Bildungsurlaub hinterfragt, das vornehmlich von Mitarbeitern von Großunternehmen oder im ö�entlichen Dienst genutzt wird. Noch wird untersucht, ob die Hessen-Campus-Initiative der Vorgängerregierungen wirklich zu mehr Weiterbildungsberatungen und einer Steigerung der Weiterbildungsbereit-schaft in den hessischen Landkreisen und kreisfreien Städten geführt hat.

Messbare Indikatoren und ZieleZu diesen regional verabredeten Kooperationen hat sich die IHK-Arbeits-gemeinschaft schon vor Jahren mit ihren Vollversammlungen positioniert: Volkshochschulen und andere ö�entlich finanzierte Anbieter sollten nicht mit subventionierten Preisen IHK-zugehörigen privaten Bildungsunter-nehmen Konkurrenz machen. Diese Forderung, die der Frankfurter IHK-Ausschuss Bildungswirtschaft gegenüber dem bildungspolitischen Sprecher der CDU, Günther Schork, im vergangenen Herbst wiederholte, wird er auch als Maßstab an den Weiterbildungspakt der Landesregierung anlegen.

Da Bildungsreformen Menschen und ihr Handeln verändern sol-len, ist Geduld, aber auch Hartnäckigkeit bei der Umsetzung gefragt. Nicht das zur Verfügung gestellte Geld, das in den Sonntagsreden der Politiker gern bezi�ert wird, zählt, sondern der Übergang in Berufsausbildung, Arbeit oder Studium. Daher haben die hessischen Industrie- und Handelskammern bei der Umsetzung des Bündnisses für Ausbildung oder bei den Verabredungen zur Berufsorientie-rung in den lokalen Olov-Netzwerken (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit) darauf gedrungen, messbare Indikatoren und Ziele zu vereinbaren. Sie haben diese Ergebnisorientierung auch bei der Neukonzeption ihres eigenen Schulpreises berücksichtigt und erstmals einen Preis an die Haupt- und Realschulen vergeben, die nachweisbar vielen Schülern nach ihrem Abschluss eine berufliche Perspektive vermittelt und sie in Berufsausbildung gebracht haben. Damit wollen sie der Politik zeigen, was für Bildungsreformen gelten muss: Das Ergebnis ist entscheidend und nicht allein die Höhe des für den Bildungsbereich investierten Betrags. ❙

AUTORINDR. BRIGITTE SCHEUERLEGeschäftsfüh - rerin, Aus- und Weiter bildung, IHK [email protected]

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Aus- und Weiterbildung

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KOMPETENZORIENTIERUNG

BERUFSAUSBILDUNG IM WANDELMit der Entwicklung zur kompetenzorientierten Berufsausbildung wandeln sich die traditionellen Aufgaben der Ausbilder. Waren sie in der Vergangenheit überwiegend zuständig für die betriebliche Unterweisung, sind sie heutzutage eher Lernbegleiter oder Coachs.

Man stelle sich vor: Das Ende der Ausbildungszeit ist erreicht, die Prüfungen sind abgeschlossen und die Ergebnisse der Industrie- und Handelskammer liegen vor. Die Auszubildenden mit den

besten Ergebnissen werden mit Prämien belohnt und die Übernahme in eine Festanstellung ist diesen Absolventen sicher. Können nicht alle Auszu-bildenden übernommen werden, haben Auslernende mit schwachen Prü-fungsergebnissen das Nachsehen und müssen das Unternehmen verlassen.

Ein Kriterium von vielenDieses Szenario ist in der heutigen Zeit kaum noch vorstellbar, leider aber noch immer Realität. Gute Prüfungsergebnisse sind jedoch nur ein Kriterium von vielen, die die Weiterentwicklung der Kompetenzen eines jungen Menschen in der Berufsausbildung aufzeigen: Prüfungsergebnisse lassen allenfalls ver-muten, dass die Absolventen mit dem gebotenen Lernsto� besser umgehen konnten als solche mit schlechteren Prüfungsleistungen. Ein Prüfungsergebnis bewertet lediglich einen Teilausschnitt der beruflichen Kompetenzen eines Auslernenden. Wenn es also darum geht, mit einem neuen Verständnis von Bildung die Kompetenzen der Mitarbeiter lebenslang weiterzuentwickeln, muss eine Abkehr von dem Goldenen Kalb der Prüfungsleistungen stattfinden und bereits in der Berufsausbildung damit begonnen werden.

Die Unternehmen machen ihren Fachkräftenachwuchs in der Berufs-ausbildung für das Berufsleben allgemein, für den gewählten Beruf im Be-sonderen und für das Unternehmen fit. Das Ziel ist dabei keinesfalls primär, dass Auszubildende mit gut gelernten Daten, Fakten und Informationen eine theoretische Abschlussprüfung erfolgreich bestehen. Dies ist auch vom Gesetzgeber nirgends gefordert. Als ausschließliches Ausbildungsziel wäre es volks- und betriebswirtschaftlich sogar unverantwortlich, da aus-schließlich die lernbesten und nicht die kompetentesten Nachwuchskräfte das Reservoir der künftigen Fach- und Führungskräfte bilden würden.

Eigenverantwortung fördernIn den Ausbildungsordnungen und den Rahmenlehrplänen der kauf-männischen Berufsausbildungen wird deutlich auf die Anforderungen Handlungsorientierung und Eigenverantwortlichkeit als Ziel einer Berufsausbildung hingewiesen. So heißt es in den Rahmenlehrplänen in Teil zwei: „Die aufgeführten Ziele sind auf die Entwicklung von Handlungsorientierung gerichtet. Diese wird hier verstanden als die Bereitschaft und Fähigkeit des Einzelnen, sich in gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Situationen sachgerecht, durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten.“ Weiterhin fordern die Verordnungen über die Berufsausbildung für die praktische Ausbildung, „dass der Auszubildende zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit […] befähigt wird, die insbesondere selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren einschließt“.

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Das bedeutet: Fachkompetenz ist in der Berufsausbildung gleich-rangig mit persönlicher, sozialer und pädagogischer Kompetenz zu vermitteln, um jungen Menschen eine ganzheitliche Entwicklung zu ermöglichen. Eine verantwortungsbewusste Ausbildung führt junge Menschen angemessen an die Berufswelt und den gewählten Beruf heran. Sie hilft ihnen dabei, die individuellen Voraussetzungen für ihr optimales Lernen zu erkennen und mit all ihrer Kompetenz die Fähigkeit zu entwickeln, zielorientiert nach Problemlösungen für die Bearbeitung von Aufgaben zu suchen.

Lernen ermöglichenMit einer kompetenzorientierten Berufsausbildung wandeln sich auch die traditionellen Aufgaben der Ausbilder. Waren sie in der Vergan-genheit zuständig für die betriebliche Unterweisung, die Durchführung

von Lehrgängen und simulierten Projekten in Lehrwerkstätten, sind ihre Aufgaben heute andere. Bezeichnungen wie Lernbegleiter oder Coach signalisieren diesen Rollenwechsel.

Die künftigen Herausforderungen für das betriebliche Bildungspersonal sind eindeutig: Den Auszubildenden ist Lernen zu ermöglichen, anstatt sie zu unterweisen und zu belehren. Fehler müssen als Lernchancen begri�en werden, die zuzulassen sind, statt sie von vornherein mit falsch verstan-dener Hilfsbereitschaft zu verhindern. Es gilt, geeignete Arbeitsaufgaben zu erteilen, die alternative Vorgehensweisen und selbst gefundene Lö-sungen zulassen. Dabei zeigen Ausbilder lediglich die Möglichkeiten auf, eigeninitiativ an Informationen zu kommen und sich Lösungshilfen zu bescha�en. Ausbildungspersonal gibt Auszubildenden Hilfestellungen, die sich mehr auf den Arbeitsprozess und weniger auf die direkte Bewältigung der Aufgaben beziehen. Gute Ausbilder stellen künftig die Lernenden in den Vordergrund und nicht mehr das zu Lernende. ❙

AUTORENMICHAEL KRIEGER (l.)Alternierender Vorsitzender, Berufs-bildungsausschuss, IHK [email protected]

JÖRG FERRANDO (r.)Alternierender Vorsitzender, Berufs-bildungsausschuss, IHK [email protected]

„Wir brauchen für die deutschen Unternehmen, wenn sie im internationalen Wettbewerb dauerhaft mithalten wollen, ein neues Verständnis von Bildung. Es wird mehr darum gehen, die Kompetenzen der Mitarbeiter lebenslang weiterzuentwickeln und diese auf deren individuelle Ansprüche und die des Unternehmens selbst auszurichten. Es wird daher viel weniger um Abschlüsse und Abschlussorientierung im Lebensbildungszyklus gehen.“Nicole Gaiziunas-Jahns und Josef Krieg, Vorwort der Herausgeber, Weiterbildungsstudie „Lernen im Jahr 2030“

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PERSONALGEWINNUNG

BEIM RECRUITING KOOPERIERENJeder Job kann nur einmal vergeben werden. Das ist Fakt. Doch meist sind die anderen Kandidaten, die ebenfalls in die engere Wahl gekommen sind, auch Topbewerber. Unternehmen könnten sich diese Bewerber abgeben und damit zugleich den Arbeitsmarkt in der Region stärken.

Der Fokus in der Personalgewinnung liegt auf Fachkräften, die sich aktiv bewerben. Viele Unternehmen berichten: „Wir bekommen immer weniger geeignete Bewerbungen.“ Das wird dann gleich-

gesetzt mit Fachkräftemangel. Dabei wird übersehen, dass es sehr viele unterschiedliche Gründe dafür geben kann, warum ein Unternehmen weniger Bewerbungen bekommt. Ein echter Fachkräftemangel ist dabei nur eine von 1001 Möglichkeiten.

Deutsche Unternehmen beschäftigen über 42 Millionen Arbeit-nehmer. Ein Rekord. Darunter sind etwa 14 Millionen passiv suchende Bewerber, die o� en für einen neuen Arbeitgeber sind. Sie lesen keine Stellenanzeigen und verschicken keine Bewerbungen. Aber es gibt sie, und sie sind viel mehr als die aktiv suchenden Fachkräfte. Für Unternehmen stellt sich daher die Frage, wie sie in Kontakt mit passiv suchenden potenziellen Mitarbeitern kommen, damit sie ihnen ein attraktives Angebot machen können.

Während große, bekannte Unternehmen immer mehr Bewerbungen bekommen, bekommt der gesunde Mittelstand – das Rückgrat unserer Wirtschaft – immer weniger Bewerbungen. Die Mehrheit der verfügbaren Fachkräfte bewirbt sich bei der Minderheit deutscher Unternehmen. Das geschieht aber aus bloßer Unwissenheit. Eine junge Absolventin aus Heilbronn sagte einem Karrierecoach: „In Heilbronn, da gibt‘s doch nur den Audi.“ Die 300 Weltmarktführer und Hidden Champions kennt sie nicht. Unternehmen müssen sichtbar und erlebbar werden.

Aus Marburg-Gießen gehen 60 Prozent der Absolventen weg, obwohl 70 Prozent bleiben wollen, aber sie meinen: „Hier gibt‘s ja nichts. Hätte ich ein attraktives Angebot, würde ich gerne bleiben.“ Kein Mensch kann all die 3,6 Millionen Unternehmen in Deutschland kennen. Selbst ein Prozent davon aufzuzählen, ist absolut unmöglich. Aber: Fachkräfte können sich nur bei den Firmen bewerben, die sie kennen. Hier liegt die Herausforderung für den Mittelstand: reden, reden, reden. Rufen, bis die Lungen brennen. Im Produktmarketing sind erfolgreiche Un-ternehmen spitze. Dieses Erfolgsrezept müssten sie nur noch auf das Personalmarketing übertragen: sichtbar und erlebbar werden. Das ist die Voraussetzung für mehr gute Bewerbungen. Unternehmen stecken zwangsläufi g hinter Mauern, in Büros und Fabriken. Auch der beste Arbeitsplatz im besten Unternehmen der Welt ist versteckt hinter verschlossenen Türen. Deshalb gilt: fi nde den Fehler.

„Weniger Bewerbungen“ heißt also nicht automatisch, dass es viel zu wenige Fachkräfte gibt. Langweilige Stellenanzeigen, die Unsichtbar-keit und Unbekanntheit toller Unternehmen und mangelhafter Zugang zu der Masse der passiv suchenden Bewerber, das sind wesentliche Gründe. Die größte Verschwendung leisten sich Betriebe dabei auf den letzten Metern. „Gold oder gar nichts“, lautet das Motto. Oder warum bekommen die meisten guten Bewerber in der engeren Wahl Absagen?

Beim Sport gibt es Gold, Silber und Bronze. Eine super Anerkennung für die drei Besten. Im Bewerbungsverfahren gibt es nur einen Besten. Zweit- und Drittplatzierter klingt schon so, als wären Silber und Bronze nicht gut. Dabei sind Silber- und Bronze-Bewerber auch top.

Bleibt die Frage, warum Unternehmen beim Recruiting nicht koope-rieren. Sie könnten sich Silber und Bronze abgeben. 50 Unternehmen könnten durch Kooperation 100 Silber- und Bronze-Kandidaten ge-winnen und der Region als wertvolle Arbeitskräfte sichern. Das scha� t ein Unternehmen alleine nicht. „Ich werde doch keinen Bewerber weiterempfehlen, sonst geht der ja zur Konkurrenz.“ Das ist vielerorts zu hören. Und: Ja, es stimmt. Aber: Das macht ein Bewerber ohnehin, wenn er eine Absage bekommt.

Es geht auch anders. Entscheidend beim Recruiting in Kooperation ist: Die Unternehmen halten Qualität in der Region und sorgen für eine schnelle Vermittlung mit Empfehlung. Pure Wertschätzung für den Bewerber. Und auch Wertschätzung für den regionalen Arbeitsmarkt. Dem Unternehmen, das den Topkandidaten nicht einstellt, aber wei-

Insbesondere der Mittelstand hat es schwer, ausreichend Fachkräfte zu rekrutieren. Das Erfolgsrezept des Personalmarketings: sichtbar und erlebbar werden, aber auch Kooperationen mit der Konkurrenz.

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terempfiehlt, bringt dies ein positives Image – und zwar doppelt: beim Bewerber und beim einstellenden Unternehmen. Dauerhaft ist es ein Geben und Nehmen: Denn kein Unternehmen kann für sich alleine auf eine vergleichbare Menge an Topkandidaten bei den nächsten Suchen zugreifen. Alleine kommt ein Unternehmen nicht an vergleichbar viele Topprofile.

Hinzu kommt: Warum lassen Unternehmen die meisten ihrer guten Bewerber schlecht über sich reden? Nur ein Kandidat erzählt im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis: „Ja. Ich habe den Job.“ Mehrere Topkandidaten berichten, tweeten und whatsappen: „Nein, bei dem Unternehmen xyz hat es nicht geklappt. Aber sie wünschen mir alles Gute.“ Ina Ferber, Frankfurter Personalberaterin und Em-ployer Branding-Expertin, sagt dazu: „Vergessen wird die Wirkung der Absagen. Dabei können diese die Reputation am Arbeitsmarkt nachhaltig beschädigen.“ Absagen kämen nie gut an, deswegen sei das Empfehlen dieser wertvollen Kandidaten so wichtig. „Nach guten Bewerbungsgesprächen können Unternehmen Absagen mit ehrlicher Wertschätzung verknüpfen“, sagt sie.

Schnell wird es sich herumsprechen, wenn ein Unternehmen einem Silber- und Bronze-Kandidaten Türen ö�net: 56, 80 oder 221 Türen bei anderen Unternehmen – mit nur einer Empfehlung. Das Ganze muss selbstverständlich datenschutzrechtlich korrekt sein. Unternehmen laden Bewerber ein und schreiben eine kurze Empfehlung. Aber erst, wenn der Bewerber die Einladung annimmt und selbst seine Kontaktdaten

und den Lebenslauf einstellt, werden sie im geschützten Bewerberpool für Unternehmen der Region sichtbar.

Es ist so einfach, in regionalen Märkten Fachkräfte zu binden und Ressourcen zu bündeln. „Gerade in starken Wirtschaftsregionen sind Arbeitsmärkte in manchen Branchen wie leergefegt. Da ist es umso wichtiger, sich im Netzwerk zusammenzuschließen, um die begehrten Fachkräfte, die da sind, in der Region zu halten“, so Ferber.

Recruiting ist nie kostenlos. Im Gegenteil: Personalgewinnung wird immer teurer. Es gibt alleine 220 verschiedene Anbieter, bei denen Unternehmen Geld für gutes Image zahlen. Personaldienstleister, Stel-lenanzeigen, Jobmessen, das alles kostet viel Geld. Geld zurück gibt es nur in den webbasierten Empfehlungsnetzwerken. Unternehmen erhalten eine Prämie, wenn ihre Silber- und Bronze-Kandidaten in der Region einen Arbeitsvertrag bekommen. Es gibt mittlerweile bereits 50 regionale Netzwerke, die einen webbasierten Empfehlungspool nutzen. ❙

AUTORMARTIN GAEDTGeschäftsführer, Cleverheads, Berlin, [email protected]

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AZUBI-MARKETING

DIE RICHTIGEN KANÄLE BESPIELENSinkende Bewerberzahlen, konkurrierende Kurzzeitstudiengänge und Konzerne als Mitbewerber um die besten Köpfe: Wie mittelständische Unternehmen dennoch bei potenziellen Azubi-Bewerbern punkten können.

Wie können mittelständische Ausbildungsbetriebe im Wett-bewerb um die besten Mitarbeiter von morgen mithalten? Dazu müssen sie stärker als bisher die Vorstellungen und

Erwartungen von potenziellen Azubis in den Blick nehmen und auf den veränderten Ausbildungsmarkt reagieren. Die gemeinsame Studie „Azubi-Recruitingtrends 2014“ von U-Form Testsysteme und HSBA Hamburg School of Business Administration zeigt: Die Bittsteller-Bewerber von einst sind aufgrund der veränderten Lage auf dem Ausbildungsmarkt selbstbewusster geworden .

Derzeit sehen sich 69 Prozent der befragten Azubis „auf Augen-höhe“ mit den Ausbildungsbetrieben. 56 Prozent von ihnen streben nach Spaß und Erfüllung im Beruf sowie nach einer Tätigkeit, die ihren Wertvorstellungen entspricht. Der Hintergrund für gestiegenes Selbst-bewusstsein und Sinnhunger: Azubis haben heute die Wahl. Die Hälfte der befragten Azubi-Teilnehmer bekamen schon einen Ausbildungsplatz angeboten, immerhin 44 Prozent gleich mehrere (durchschnittlich drei Angebote). Auf diese Veränderungen müssen sich Ausbildungsbetriebe einstellen – und an vier Hebeln ansetzen: Themenwahl, Sprache und Stil, Kanäle und Prozesse.

Einblicke in den ArbeitsalltagMittelständische Betriebe konzentrieren sich in ihrer Azubi-Kommuni-kation derzeit noch zu stark auf die eigenen Erwartungen und Ansprüche an potenzielle Auszubildende, anstatt diese zu umwerben. Stärker als früher müssen Unternehmen ihr Ausbildungsangebot den zunehmend selbstbewussten Kunden verkaufen. Mittelständische Betriebe sollten dabei nicht den Fehler der Großunternehmen wiederholen und mit den seit 20 Jahren etablierten Karrierefl oskeln argumentieren. Stattdes-sen sollten sie sich auf Fragen konzentrieren, die Azubis tatsächlich bewegen: Was mache ich in meinem Ausbildungsberuf eigentlich den ganzen Tag? Mit welchen Menschen werde ich zusammenarbeiten?

Glaubwürdige Einblicke in den Arbeitsalltag und in die Teams spielen für die Azubi-Kommunikation eine Schlüsselrolle. Die meisten Azubis suchen nicht vorrangig Karriere oder Geld in der Ausbildung, sondern Sinn. Sinn entsteht zum Beispiel durch das, was Auszubildende während ihrer Ausbildung tun. In Deutschland gibt es derzeit rund 330 anerkannte Ausbildungsberufe. Längst nicht alle sind Schülern bekannt. Mittelständische Betriebe müssen Bewerbern deshalb zum Beispiel erst einmal erklären, worin die Aufgabe eines Zerspanungs-mechanikers genau besteht. Ausbildungsbetriebe sollten zusätzlich

vermitteln, warum das, was sie tun, „Sinn macht“. Für ein Maschi-nenbauunternehmen ist das auf den ersten Blick schwierig. Richtet es aber die Aufmerksamkeit potenzieller Bewerber auf die Frage, was mit den Maschinen alles hergestellt wird, gibt es durchaus packende Geschichten dazu.

Zukunftsperspektiven erö� nenAzubi-Bewerber interessieren sich zudem dafür, was nach der Ausbil-dung passiert: Übernahmechancen, Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sowie Weiterbildungsperspektiven. Diese Aspekte der Attraktivität von Ausbildungsbetrieben werden von Azubi-Bewerbern deutlich stärker gewichtet als in der aktuellen Azubi-Kommunikation von Ausbildungs-betrieben. Wenn mittelständische Betriebe ihre Azubis zum Beispiel bei guten Leistungen übernehmen, sollten sie das möglichen Bewerbern unbedingt mitteilen – ebenso wenn für bestimmte Ausbildungsberufe langfristig gute Berufsperspektiven zu erwarten sind.

Zielgruppengerechte SpracheDie Sprache in Stellenanzeigen für Azubis ist oftmals nicht zielgrup-pengerecht. Schüler sind keine Fachkräfte oder Hochschulabsolventen. Begri� e, die ihrem Ausbildungsniveau oder ihrer Lebenswirklichkeit nicht entsprechen, verstehen sie nicht. Wie alle Menschen schätzen

Azubis sind nicht länger Bittsteller, sie haben heute die Wahl. Anders als früher müssen die Unternehmen sich und ihr Ausbildungsangebot daher den zunehmend selbstbewussten jungen Menschen verkaufen.

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STUDIE „AZUBI-RECRUITINGTRENDS 2014“

Eine kostenlose Zusammenfassung der Studie kann per E-Mail unter [email protected] (Betreff „Azubi-Recruitingtrends“) bestellt werden.

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auch angehende Azubis eine Ansprache auf Augenhöhe. Fachchinesisch wirkt arrogant. Realschüler und Abiturienten werden die „ophthal-mologische Diagnose- und Operationstechnologie“ in der Anzeige eines Herstellers medizinischer Geräte kaum mit „Augenheilkunde“ in Verbindung bringen. Selbst gängige Begri� e der Arbeitswelt wie die „übertarifl iche Bezahlung“ als Gehaltsperspektive entsprechen nicht der Lebenswirklichkeit von unter 20-Jährigen.

Am sichersten tre� en Gleichaltrige den richtigen Ton. Es ist daher eine gute Idee, Anzeigen oder Texte für die Karrierewebsite durch die Azubis des Betriebs gegenlesen und diese möglichst oft selbst und weitgehend unzensiert über ihre Ausbildung sprechen zu lassen. Die Kommunikation von Azubis in Richtung Azubi-Bewerber wirkt außer-dem besonders glaubwürdig – egal, ob als Video-Testimonial auf der Karrierewebsite, in Anzeigen oder beim Bewerbertag im Unternehmen.

Anzeige, Homepage, FacebookUnternehmen fragen sich oft, auf welchen Kanälen sie mögliche Azubis am besten erreichen. Die Antwort auf diese Frage muss sich vor allem nach den Kommunikationsgewohnheiten angehender Azubis richten. Diese nutzen aktuell für die Suche nach Ausbildungsangeboten be-sonders intensiv Karriere- und Ausbildungsseiten der Unternehmen im Internet, Angebote der Bundesagentur für Arbeit sowie Ratschläge von Eltern und Lehrern. Social-Media-Angebote wie Facebook spielen hier kaum eine Rolle. Die Mühe können sich mittelständische Betriebe also sparen.

Selbst kleinere Betriebe mit einem kontinuierlichen Bedarf an mehreren Auszubildenden sollten dagegen ernsthaft über Azubi-Seiten auf der eigenen Website nachdenken, sie aktuell halten und dort möglichst die eigenen Azubis zu Wort kommen lassen. Azubi-Bewerber sind es als Konsumenten gewöhnt, selbst lokale Angebote im Internet zu suchen. Dort werden sie in vielen Fällen auch ihre Suche nach Ausbildungsbetrieben vor Ort beginnen. Solche Seiten sind zudem eine prima Projektaufgabe für die eigenen Azubis, die häufi g ein besonderes

Faible fürs Internet mitbringen. Mittelständische Betriebe sollten zudem Eltern und Lehrer gezielt ansprechen, die nach wie vor erheblich auf die Berufswahl von Schülern Einfl uss nehmen, zum Beispiel durch Tage der o� enen Tür für Eltern.

BewerbungsprozessZum Aufbau eines guten Rufs als Ausbildungsbetrieb gehören an den Bewerbern orientierte Bewerbungsverfahren. Wie ein mittelständischer Betrieb mit seinen Azubi-Bewerbern umgeht, spricht sich vor Ort schnell herum. Das gilt auch für abgelehnte Bewerber. Diese erzählen Gleichaltrigen, Eltern und Verwandten von ihren Erfahrungen, die wiederum anderen Menschen davon berichten. Gerade auf dem für den Mittelstand unverzichtbaren lokalen Ausbildungsmarkt entsteht so im Schneeballsystem relativ schnell ein negativer Ruf, positive Erfahrungen pfl anzen sich genauso fort.

Idealerweise erzählen Bewerber nach der Absage solche Geschich-ten: „Das war ein sehr netter Betrieb mit tollen Arbeitsbedingungen, aber leider haben die mich nicht genommen.“ Die Verantwortlichen in Ausbildungsbetrieben sollten sich bei allem, was sie tun, in die Lage der Azubi-Bewerber versetzen. Azubis möchten ihnen auf Augenhöhe begegnen. Oft senden die kleinen Dinge das entscheidende Signal aus, wie etwa die während des Bewerbungsgesprächs angebotenen frischen Brötchen. Angehende Azubis mögen es zum Beispiel auch, wenn man ihnen eine Visitenkarte überreicht. Sie wollen einfach ernst genommen werden. ❙

AUTORINFELICIA ULLRICHGeschäftsführerin, U-Form Testsyste-me, [email protected]

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BILDUNGSCHANCEN

AUF DIE SPRACHE KOMMT ES ANDass Bildung und Ausbildung ohne Sprache nicht auskommen, ist klar. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie es um den Sprachstand der Frankfurter Kinder steht und welche vorschulischen Fördermaßnahmen notwendig und hilfreich sind.

Es ist die Wirtschaft, Dummkopf!“ hieß Bill Clintons erfolgreich schlichter Wahlkampfslogan vor mehr als 20 Jahren. Und tatsächlich kann die Wirtschaftslage wahlentscheidend sein. Wer wirtschaftliche

Probleme zu lösen verspricht, wird eher gewählt. Wer für eine schlechte wirtschaftliche Lage verantwortlich gemacht wird, eher nicht (mehr). Mit Blick auf die wichtigsten Voraussetzungen guter Bildungschancen der Frankfurter Kinder und Jugendlichen könnte man ähnlich plakativ behaup-ten: „Auf ihre sprachlichen Kompetenzen kommt es an, worauf sonst?“

Zunächst ein Blick auf die (deutsch-)sprachlichen Kompetenzen der Frankfurter Vorschulkinder: Den Kindergesundheitsberichten der Stadt ist zu entnehmen, dass etwa 20 Prozent der Kinder eines Einschu-lungsjahrgangs eine Au� älligkeit im Bereich der Sprache aufweisen. Bei Jungen ist das häufi ger der Fall als bei Mädchen und bei Kindern mit Migrationshintergrund häufi ger als bei jenen ohne. Dabei nimmt die Dauer des vorangegangenen Kindergartenbesuchs auf die Wahr-scheinlichkeit von Sprachau� älligkeiten Einfl uss: Kinder, die länger eine Kita besucht hatten, sind seltener unter den sprachlich Au� älligen. Ungünstig ist, dass Familien mit Migrationshintergrund weniger oft und weniger lang einen Kindergartenplatz in Anspruch nehmen. Nicht

zu umgehen ist eine andere Problematik – dass nämlich manche Kinder zum Zeitpunkt ihrer Zuwanderung bereits schulpfl ichtig sind und ein Kindergartenbesuch für sie gar nicht mehr infrage kommt.

Sprachliche Entwicklungsau� älligkeiten sind behandlungsbedürftig, nicht zuletzt, weil sie auch Ausdruck einer Sprachentwicklungsstörung sein können. Werden Sprachau� älligkeiten erst bei den Einschulungs-untersuchungen festgestellt, ist das eigentlich viel zu spät. Wo beson-dere Sprachförderung nötig ist, muss möglichst schon vor dem vierten Lebensjahr damit begonnen werden. Bleiben die Kindergartenjahre dafür ungenutzt, wird es später um ein Vielfaches schwieriger, die sprachli-chen Kompetenzen zu fördern. Später einsetzende Fördermaßnahmen sind aber nicht nur aufwendiger, sondern auch weniger ertragreich.

Für den Schriftspracherwerb sowie für die Bildungs- und Aus-bildungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen sind ausreichende sprachliche Kompetenzen eine notwendige Voraussetzung. Sprechen lernen Kinder – anders als das Lesen und das Rechtschreiben – zwar ohne explizite und systematische Anleitung. Es bedarf aber geeigneter sprachlicher Anregungen und Impulse, damit sich ihr Wortschatz ent-wickelt und damit die grundlegenden syntaktischen und morphologi-schen Regeln der Muttersprache erworben werden. Diese Anregungen erhält ein Kind üblicherweise zunächst in der Familie. Später kommen unterstützende Einfl üsse der Kitas hinzu.

Wenn Kinder in der Familie kein Deutsch lernen, erschwert das die Kompetenzentwicklung in der späteren deutschen Unterrichts- und Bildungssprache. Für diese Kinder wären besondere und intensive Fördermaßnahmen in der Kita dringend geboten. Wo vorhandene vorschulische Angebote von den Eltern der Kinder nicht nachgefragt werden, müssen auch au� ordernde Hinweise (Schubser) in Betracht gezogen werden. Dass die Sprachkompetenz in der Herkunftssprache als zusätzliche Ressource wertgeschätzt und in der Familie weiter gefördert werden sollte, bleibt davon unberührt.

Der simultane (bilinguale) Erwerb zweier Erstsprachen verläuft nach ähnlichen Mustern und in der Regel ähnlich erfolgreich wie der monolinguale Spracherwerb. Wie erfolgreich das letztlich ist, hängt vom Anregungsgehalt der sprachlichen Umwelt ab. Wird hingegen das Deutsche (oder eine andere Sprache) zeitversetzt zur Erstsprache erworben, spricht man vom Zweitspracherwerb. Hier kommt es ent-scheidend darauf an, wann die zweite Sprache hinzukommt. Wenn der Zweitspracherwerb bereits im dritten oder vierten Lebensjahr einsetzt, können die Kinder ihre natürlichen Sprachlernfähigkeiten aus dem Erstspracherwerb nämlich noch nutzen. Später nicht mehr. Daraus folgt, dass es einer verlässlichen Sprachdiagnostik bedarf, um sprachtherapeutische Maßnahmen und besondere Fördermaßnahmen, die den Zweitspracherwerb unterstützen, frühzeitig zu planen und durchzuführen. Und dass es natürlich für alle Kinder in allen Ein-

Etwa ein Fünftel der in Frankfurt eingeschulten Kinder weist eine Au� ällig-keit im Bereich der Sprache auf.

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Weitere Infos zum Thema Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen in der Stadt Frankfurt online unter www.frankfurt.de (Suchbegriffe „Ex-pertise Gold Schulz“).

richtungen einer professionellen alltagsintegrierten Sprachförderung bedarf. Wichtig ist auch der Hinweis, dass die in der Kita begonnenen Fördermaßnahmen schulbegleitend oder in Vorlaufkursen weitergeführt werden müssen, wo es notwendig ist.

Etwa 18 000 Kinder zwischen drei und sechs Jahren besuchen eine der gut 700 Frankfurter Tageseinrichtungen. Die Träger verantworten die Sprachförderung im Einklang mit dem hessischen Bildungs- und Erziehungsplan, der die Förderung sprachlicher Kompetenzen als ei-nes der wichtigsten Handlungsfelder benennt. Etwa zwei Drittel der Frankfurter Kinder wachsen mehrsprachig auf. Eine alltagsintegrierte Sprachförderung findet in allen Einrichtungen statt. Den besonderen Fördermaßnahmen, die es in drei von vier Einrichtungen ebenfalls gibt, muss eine verlässliche Sprachdiagnostik vorausgehen, damit die Kinder individuell und mit den richtigen Methoden gefördert werden können.

Das hessische Sozialministerium empfiehlt seit 2008 für alle Vier-jährigen den Einsatz des Kindersprachscreenings Kiss, um besondere Förderbedarfe frühzeitig zu erkennen. Aber nur wenige Einrichtungen nutzen das Screening und nur etwa sieben Prozent der Kinder eines Altersjahrgangs werden damit getestet. Das ist in Frankfurt nicht anders als in Hessen insgesamt. Sprachwissenschaftler und Spracherwerbs-forscher sind darüber nur wenig betrübt, weil sie das Screening Kiss ohnehin als ungeeignet betrachten.

Sprachförderung in Frankfurter Kindertagesstätten steht vor besonde-ren Herausforderungen. Eine Bestandsaufnahme verweist auf besonders hohe Anteile mehrsprachiger Kinder, vor allem in den Einrichtungen in städtischer Trägerschaft. Sprachstandserfassungen werden üblicherweise im Rahmen allgemeiner Entwicklungsbeobachtungen betrieben, aus wis-senschaftlicher Sicht ist ein flächendeckendes Sprachscreening auch gar nicht notwendig. Allerdings ist für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache – aber nicht unbedingt für die simultan bilingualen Kinder – eine besondere Sprachstandsdiagnostik empfehlenswert. Wo eine besondere Förderung in Kleingruppen oder als Einzelförderung stattfindet, ist entscheidend, dass die besonderen Fördermaßnahmen mit ausreichender Intensität zum Einsatz kommen und dass die Gruppen nicht zu groß sind. Wichtig auch, dass die Erzieherinnen professionell auf diese Aufgaben vorbereitet werden. Gerade in Einrichtungen, die unter erschwerten Rahmenbedin-gungen arbeiten, ist dabei die Ressourcenfrage von erheblicher Relevanz.

In den Frankfurter Kitas kommt ein breites Spektrum an Programmen und Materialien zur Sprachförderung zum Einsatz. Aus wissenschaft-licher Sicht ist dagegen nichts einzuwenden: Belastbare Studien, die die Wirksamkeit des einen oder anderen Förderprogramms belegen würden, gibt es bislang nicht. Eigentlich ein unhaltbarer Zustand, der aber die geringe Wertschätzung deutlich macht, welche die empirische Erforschung früher Bildungsprozesse hierzulande genießt. Unstrittig ist, dass eine professionelle Qualifizierung und Weiterbildung des päd-agogischen Personals eine notwendige Voraussetzung wissenschaftlich fundierter Sprachförderung ist und dass es im Bereich der Weiterbildung einer strikteren Qualitätssicherung der Angebote und Anbieter bedarf.

Wie wirksam die Sprachförderung in den Frankfurter Kindertages-stätten letztlich ist, wissen wir nicht. Dass es ohne die förderlichen Maßnahmen der Erzieherinnen mehr Kinder und Jugendliche mit unzureichenden sprachlichen Kompetenzen geben würde, ist allerdings gewiss. Ebenso, dass die Anstrengungen noch weiter intensiviert werden müssen, weil der Bedarf zunimmt. Die Häufigkeiten von Lern- und Entwicklungsstörungen sowie von Schulleistungs- und Ausbildungsproblemen sollten aber nicht vorschnell als Indikatoren einer unzureichenden elementarpädagogischen Förderung verstanden werden. Denn nicht alle späteren Schul- oder Ausbildungsabbrecher haben zwischen drei und sechs überhaupt eine Kindertagesstätte besucht und dort eine sprachliche Förderung erfahren. Richtig ist aber auch, dass nicht für alle sprachlich förderbedürftigen Kitakinder die Fördermaßnahmen ausreichend gewesen sind, um ihnen gute Bildungschancen zu erö�nen. ❙

AUTORANDREAS GOLDProfessor für Pädagogische Psychologie, Goethe-Univer- sität [email protected]

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IHK-FOSA

BILDUNGSNACHWEISE ANERKENNENDie Anerkennung des ausländischen Bildungsnachweises durch die IHK-Fosa lohnt sich. Denn die Chancen der beruf-lichen und sozialen Integration werden deutlich besser – eine Win-win-Situation für Unternehmen und Migranten.

Einerseits wird ein zunehmender Fachkräftemangel festgestellt, an-dererseits verfügen viele Migranten über einen in ihrem Herkunfts-land erworbenen Bildungsnachweis. Die neu nach Deutschland

Zugewanderten haben zu fast 40 Prozent einen Hochschulabschluss. Wenn dieser hierzulande nicht anerkannt ist, arbeiten viele Zugewan-derte trotz höherer Qualifi kation in einem schlechter bezahlten Beruf. Wertvolles Fachkräftepotenzial wird dadurch verschenkt.

Die Anerkennung des ausländischen Berufsabschlusses, das heißt, die Vergleichbarkeit mit einem deutschen Referenzberuf, unterstützt die Unternehmen bei einem passgenauen Personaleinsatz. Der Arbeit-geber erhält Informationen zu den Kenntnissen und Fähigkeiten seiner Fachkraft beziehungsweise eines Bewerbers. Ein Arbeitgeber, der eine Position mit einem Mitarbeiter, dessen Qualifi kation anerkannt wur-de, besetzen kann, ist nicht auf aufwendige und kostspielige externe Personalbescha� ung angewiesen. Für den Zugewanderten, der eine Anerkennung seines ausländischen Bildungsabschlusses erhalten hat, erhöhen sich die Chancen, eine seiner Qualifi kation entsprechende Stelle zu bekommen.

Die Zuordnung der ausländischen Berufsabschlüsse zu einem deutschen Referenzberuf ist allerdings sehr schwierig. Denn die Bil-dungssysteme in den mehr als 190 Ländern sind sehr unterschiedlich. Zudem werden die Ausbildungsinhalte in der Regel rein theoretisch vermittelt und nicht – wie in der dualen Ausbildung in Deutschland zu zwei Dritteln – in der betrieblichen Praxis.

Für die Beurteilung der ausländischen Ausbildung wird deshalb auch einschlägige Berufstätigkeit berücksichtigt. Die Beurteilung der ausländischen Bildungsnachweise und Zuordnung zu den Ausbildungs-berufen in der dualen Berufsausbildung braucht Fachwissen, um die ausländischen Bildungsnachweise transparent zu machen. Die IHKs haben dafür eine zentrale Einrichtung gescha� en, die IHK-Fosa mit Sitz in Nürnberg. Seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes hat

IHK-Fosa bereits mehr als 5 000 Bescheide über die Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse ausgestellt.

Der Arbeitgeber, der einen solchen Bescheid vorgelegt bekommt, kann sich ein umfassendes Bild über die Kenntnisse und Fertigkeiten eines Bewerbers machen. Selbst wenn nur eine Teilanerkennung ausgesprochen werden kann, erkennt er aufgrund der ausführlichen Kommentierung, welche Kenntnisse und Fertigkeiten vorhanden sind und welche Inhalte des deutschen Ausbildungsberufs noch nachzuho-len sind, damit eine volle Anerkennung erreicht wird. Dafür kann das Unternehmen gezielt Weiterbildungsmaßnahmen anbieten und eine motivierte Fachkraft langfristig an sich binden. ❙

WEITERE INFOS

IHK-Fosa (Foreign Skills Approval) ist die zentrale Stelle für die deut-schen Industrie- und Handelskammern. Sie nimmt die Prüfung und Anerkennung der ausländischen Berufsabschlüsse aus den Bereichen Industrie, Handel, Gastronomie und Dienstleistungen vor. Eine Erstbe-ratung bei der IHK Frankfurt ist kostenlos, telefonische Terminvereinba-rung unter 0 69 / 21 97-12 39. Anträge können online unter www.ihk-fo-sa.de/antragstellung heruntergeladen werden. Der Gebührenrahmen für den Antrag bei IHK-Fosa reicht von 100 bis 600 Euro. Weitere Infos und Einreichung der Anträge: IHK-Fosa, Ulmenstraße 52, 90443 Nürnberg, Telefon 09 11 / 81 50 60, E-Mail [email protected], Internet www.ihk-fo-sa.de. IHK-Fosa stellt nach Abschluss des Verfahrens einen Bescheid aus, der die volle oder teilweise Gleichwertigkeit der ausländischen Qualifikation mit der deutschen Referenzqualifikation bestätigt.

AUTORINROSWITHA SOPPER-BANNERTReferentin, Aus- und Weiterbildung, IHK [email protected]

Bislang hat IHK-Fosa rund 5 000 Bescheide über die Gleich-wertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse ausgestellt.

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BILDUNGSNACHWEIS

„MEIN LETZTER VERSUCH“Martin Rooney hat sich seinen ausländischen Berufsabschluss als „Bachelor of Aeronautical Engineering and Operation“ bei der IHK-Fosa anerkennen lassen. Dieser Abschluss entspricht hierzulande dem Industriemeister Luftfahrttechnik.

Herr Rooney, Sie sind vor zehn Jahren aus England nach Deutschland gekommen. Warum haben Sie jetzt einen Antrag auf Anerkennung Ihres britischen Abschlusses gestellt?ROONEY: Ich habe eine Arbeitsstelle bekommen, die einer Meisterstelle entspricht. Allerdings hat mein Arbeitgeber die Auflage gemacht, dass ich innerhalb von zwei Jahren die Meisterprüfung nachweisen muss. Dabei hatte ich schon jahrelang versucht, mir meinen Abschluss anerkennen zu lassen. Bis vor Kurzem ohne Erfolg.

Wo haben Sie das versucht?ROONEY: Über mein Unternehmen. Dort wusste man aber nicht Bescheid und konnte mir auch nicht weiterhelfen. Mein Abschluss konnte nicht anerkannt werden, weil es kein deutsches Zeugnis ist.

Wie wurden Sie auf die Möglichkeit der Anerkennung aufmerksam?ROONEY: Ich habe einen Flyer der IHK Frankfurt in die Hand bekommen, der über die Anerkennung von Abschlüssen bei der IHK-Fosa informiert. Das war mein letzter Versuch. Ich habe einen Beratungstermin ausge-macht und meine Unterlagen prüfen lassen. Wir haben besprochen, mit welchem Abschluss eine Anerkennung möglich wäre. Ich habe den Antrag gestellt und dann den Bescheid bekommen.

Hat Ihr Arbeitgeber den Anerkennungsbescheid akzeptiert?ROONEY: Ja, der Bescheid wurde als Meisterprüfung anerkannt. Ich wurde als Meister eingestuft und bekomme dadurch auch ein höheres Gehalt.

Welche Bedeutung haben nach Ihrer Erfahrung die Sprachkennt-nisse – und möchten Sie Ihre Sprachkompetenz weiter verbessern?ROONEY: Gute Sprachkenntnisse sind unverzichtbar. Denn man muss sich schließlich mit seinen Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern verständigen und austauschen können. Meine Deutschkenntnisse will ich in jedem Fall noch weiter verbessern, damit ich nicht nur korrekt sprechen, sondern auch korrekt schreiben kann. ❙

INTERVIEWROSWITHA SOPPER-BANNERTReferentin, Aus- und Weiter- bildung, IHK [email protected]

Martin Rooney, Industriemeister Luft-fahrttechnik: „Gute Sprachkenntnisse sind unverzichtbar. Denn man muss sich schließ-lich mit seinen Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern verständigen und austauschen können.“

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PARTNER DER WIRTSCHAFTOb Qualifizierungsberatung, ausbildungsbegleitende Hilfen, Umschulungen oder Einarbeitungszuschüsse: Die Agenturen für Arbeit stehen den Unternehmen zur Seite, wenn es um die Fachkräftesicherung geht.

Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Frankfurt bietet der Wirtschaft eine Vielzahl von personellen und materiellen Dienstleistungen. So können Unternehmen zum Beispiel eine

Qualifizierungsberatung durch den Arbeitgeberservice in Anspruch nehmen. Wenn ein konkreter Personalbedarf nicht durch Vermittlung aus dem Pool Arbeitssuchender gedeckt werden kann, sind alternative Lösungsansätze und Strategien erforderlich. Bei der unter anderem bei der Qualifizierungsberatung durchgeführten Kompentenzinventur wird beispielsweise festgestellt, welche Fähigkeiten die Mitarbeiter eines Unternehmens haben und welche erforderlich sind. In diese Analyse werden alle Beteiligten – also Unternehmensleitung, direkte Vorgesetzte, Mitarbeiter – einbezogen.

QualifizierungsberatungSo wandte sich zum Beispiel ein Unternehmen im Reiseverkehrsbereich an den Arbeitgeberservice am Airport Frankfurt mit der Bitte um eine Qualifizierungsberatung. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse bei der Altersstrukturanalyse – hier wird der Fachkräftebedarf für die nächsten fünf bis zehn Jahre ermittelt – zeigte sich bei diesem Unternehmen kein Handlungsbedarf. Durch die Verlagerung des Kerngeschäfts mussten aber Erkenntnisse über den Qualifizierungsbedarf des vorhandenen Personals erarbeitet werden. Es wurde festgestellt, dass vor allem bestimmte EDV-Anwendungen geschult werden müssen. Bei der pas-senden Kurssuche und der Suche nach einem Weiterbildungsträger half ein Mitarbeiter des Arbeitgeberservices Airport.

Ob finanzielle Hilfen gewährt werden können, wird durch den Ar-beitgeberservice im Einzelfall entschieden. Die Weiterbildung beschäf-tigter Arbeitnehmer ist grundsätzlich Aufgabe der Unternehmen und Beschäftigten selbst. Nach wie vor werden die Chancen und Risiken am Arbeitsmarkt aber entscheidend von der Qualifikation bestimmt. Gering qualifizierte und ältere Arbeitnehmer tragen das mit Abstand größte Arbeitsmarktrisiko, ihre Beteiligung an Weiterbildung ist dennoch gering.

BildungsgutscheineZielgruppe des Programms Wegebau (Weiterbildung Geringquali-fizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen) sind geringqualifizierte Beschäftigte und Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen. Die Arbeitnehmer erhalten für die Förde-rung einen Bildungsgutschein. Damit können sie unter zugelassenen Weiterbildungsangeboten wählen. Die Förderung soll dabei eine An-schubfinanzierung für die Weiterbildung, insbesondere in kleineren und mittleren Unternehmen, darstellen. Dies hilft vor allem Branchen, die bereits jetzt unter einer zu geringen Zahl an Fachkräften leiden. Die Arbeitsagentur Frankfurt hat so beispielsweise über das Programm Wegebau Altenpflegehelferinnen zu Altenpflegerinnen ausbilden lassen.

Auch bei der Suche nach Auszubildenden wird der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur tätig. Möchten Unternehmen Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz eine Chance geben oder hat es mit der Azubisuche nicht geklappt, dann erö�net die Einstiegsqualifizierung (EQ) neue Perspektiven. Für Jugendliche unter 25 Jahren, die keine Ausbildungs-

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stelle gefunden haben, bietet EQ die Möglichkeit, erste Erfahrungen in einem Ausbildungsberuf, in einem Betrieb und in der Praxis zu machen. Unternehmen können mit EQ die Stärken und Fertigkeiten des Jugendlichen über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten kennenlernen. Gleichzeitig können sich die jungen Menschen im Betrieb als künftige Azubis empfehlen. EQ ist für viele Jugendliche eine Brücke für den Einstieg in die Berufsausbildung.

Ausbildungsbegleitende HilfenHat der Jugendliche die Ausbildung begonnen, ist es besonders wichtig, dass möglichst gleich zu Beginn der Ausbildung Probleme oder schlechte Noten in der Berufsschule beseitigt werden. Dafür gibt es die Förderung durch ausbildungsbegleitende Hilfen (abH). Das Ziel ist ein erfolgreicher Abschluss der Ausbildung; aber schlechte Noten oder andere Hindernisse stehen diesem Ziel manchmal im Weg. Die nötige Unterstützung bieten oftmals die ausbildungsbegleitenden Hilfen. Dieses Programm sollte genutzt werden, bevor es zu spät ist. An mindestens drei Stunden in der Woche gibt es die persönliche Unterstützung, die benötigt wird. Das sind zusätzliche Nachhilfe in Theorie und Praxis, Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Prüfungen, Nachhilfe in Deutsch, Unterstützung bei Alltagsproblemen oder auch vermittelnde Gespräche mit Ausbildern, Lehrkräften und / oder Eltern.

EinarbeitungszuschussEin weiterer Weg, als Unternehmen Fachkräfte zu gewinnen, bietet auch die betriebliche Umschulung. Hierdurch werden aus ungelernten Arbeitnehmern gefragte Spezialisten. Aktuell befinden sich 17 zuvor Arbeitslose über 25 Jahre und ohne Ausbildung in einem Projekt im Rahmen der Kampagne „AusBildung wird was“. Hier werden sie zu Fachlageristen umgeschult und legen abschließend die Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab. Durch die Weiterzahlung von Arbeitslosengeld und ein Entgelt der Ausbildungsfirma entstehen keine finanziellen Nachteile, sodass auch die wirtschaftliche Lage während der Umschulung gesichert ist.

Werden fachfremde Menschen eingestellt, erfordert dies zumeist eine längere Einarbeitungszeit. Die Arbeitsagentur unterstützt den Mehraufwand des Unternehmens durch die Zahlung eines Einar-beitungszuschusses. Höhe und Dauer hängen vom individuellen Einarbeitungsbedarf, aber auch vom Alter und der Qualifikation des Arbeitnehmers ab.

Diese Angebote und Dienstleistungen sind nur ein kleiner Teil dessen, was die Arbeitsagentur Frankfurt zu bieten hat. In den meisten Fällen bieten sich durch die individuelle Beratung noch weitere Möglichkei-ten, damit sich Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt gut positionieren können und auch in Zukunft gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung haben. ❙

AUTORKARL-HEINZ HUTHVorsitzender der Geschäftsführung, Agentur für Arbeit, [email protected]

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EXTERNENPRÜFUNG

„ES IST NIE ZU SPÄT“Pierre Schwan arbeitet als Fachkraft für Lagerlogistik bei der Firma Pegasus Spiele, Friedberg. Er gehört zu den 700 Personen, die im vergangenen Jahr als Externe die Abschlussprüfung in einem Ausbildungsberuf vor der IHK Frankfurt ablegten.

Herr Schwan, wie kam es, dass Sie eine Prüfung zur Fachkraft für Lagerlogistik als Externer abgelegt haben?SCHWAN: Da muss ich etwas ausholen. Nach der Schule habe ich eine Ausbildung zum Glaser gemacht. Nachdem ich in diesem Beruf später keine weitere Stelle gefunden habe und eine längere Zeit arbeitslos war, habe ich den Beschluss gefasst, mich berufl ich umzuorientieren. Über mein Hobby als Spieleerklärer habe ich ein Arbeitsangebot bei Pegasus Spiele erhalten. Dort habe ich vier Jahre im Lager und Versand gearbeitet. Mit der Zeit konnte ich immer mehr leitende Tätigkeiten übernehmen. Als ungelernte Kraft stößt man aber oft an seine Grenzen, daher habe ich mich zu einer fachlichen Weiterbildung entschieden. Ich ho� te, mit fundiertem Wissen meine Kollegen und die Lagerleitung noch besser unterstützen zu können. So bin ich auf die Möglichkeit der Externenprüfung der IHK gestoßen.

Wie haben Sie davon erfahren, dass es diese Möglichkeit gibt?SCHWAN: Aufgrund meiner Vollzeitbeschäftigung war ohnehin nur eine nebenberufl iche Weiterbildung denkbar. Also habe ich mich im Internet schlaugemacht. Unter den Suchbegri� en wie „Weiterbildung“, „Umschulung“ und „berufsbegleitend“ im Zusammenhang mit Lager und Logistik bin ich schließlich auf einige Anbieter gestoßen, die eine Möglichkeit der berufsbegleitenden Aus- und Weiterbildung angeboten haben. Die Externenprüfung der IHK passte optimal. Und auch meinen Chef konnte ich vom Vorteil einer solchen Ausbildung überzeugen.

So wurde ich bei diesem Schritt auch seitens meines Arbeitgebers fi nanziell unterstützt.

Wie haben Sie sich auf die Prüfung vorbereitet und wie lange hat die Vorbereitungszeit gedauert?SCHWAN: Der regelmäßige Abendunterricht und die Betreuung des Anbieters hat mir bei den Vorbereitungen sehr geholfen. Eine Nacharbeitung am Abend oder auch am Wochenende musste na-türlich sein. Durch den praktischen Bezug zu meiner Arbeit fand ich es nicht so schwer, mir den Lernsto� anzueignen. Insgesamt hat meine berufsbegleitende Ausbildung anderthalb Jahre gedauert. In dieser Zeit habe ich einmal wöchentlich den Unterricht besucht, hinzu kam noch eine Vollzeit-Prüfungsvorbereitungswoche kurz vor der Prüfung.

Welche Schwierigkeiten traten während der Vorbereitung auf?SCHWAN: Es hat mich viel Überwindung gekostet, nach so vielen Jahren noch einmal die Schulbank zu drücken und mich selber regel-mäßig zum Nacharbeiten des Lernsto� s zu bringen. Es war auch nicht einfach neben den alltäglichen Dingen, wie Haushalt und Familie und meinem Job, die Selbstdisziplin aufrechtzuerhalten. Mit ein wenig Hilfe von Freunden konnte ich jedoch auch meinen inneren Schweinehund überwinden und mich doch zum Lernen motivieren. Immerhin war mein Ziel in greifbarer Nähe.

Was fanden Sie in der Prüfung einfach oder schwierig?SCHWAN: Es fi el mir nicht ganz leicht, mit der nötigen Gelassenheit und Sicherheit zur Prüfung zu gehen und nicht nervös in Panik zu verfallen. Obwohl ich mich im Sto� und dem gelernten Wissen relativ sicher und gut vorbereitet fühlte, ist die Prüfungssituation doch immer etwas anderes, als Testaufgaben im Unterricht oder zu Hause auf dem Sofa durchzugehen. Obwohl ich mich bemüht

WORKSHOPS FÜR IHK-PRÜFER

Im Rahmen der Neuberufung der Prüfungsausschüsse in den kauf-männischen und kaufmännisch-verwandten Ausbildungsberufen zum 1. April werden zu den folgenden Themen Prüferworkshops angeboten: praktische Prüfung nach Ausbilder-Eignungsverordnung – Ablauf, Fra-getechniken, Bewertung, Zusammensetzung der Prüfungsausschüsse; rechtliche Grundlagen für (neue) Prüfer; Fragetechniken in mündlichen Prüfungen; Softskills; Korrektur schriftlicher Prüfungsaufgaben in der Weiterbildung, insbesondere komplexe Situationsaufgaben; Rolle und Funktion der Vorsitzenden im Prüfungsausschuss. Weitere Infos und Anmeldung online unter www.frankfurt-main.ihk.de/prueferworkshop.

Pierre Schwan (r.) hat zunächst eine Ausbildung zum Glaser gemacht. Nachdem er längere Zeit arbeitslos war, hat er eine Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogis-tik angehängt. Im Oktober wurde er als IHK-Bester des Jahrgangs 2014 geehrt.

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habe, die Prüfungssituation ansatzweise nachzustellen, also mich an einen zeitlichen Rahmen zu halten und nicht ständig in den Lernmaterialien nachzulesen, ist der Prüfungstag dann doch völlig anders.

Sie haben die Prüfung im Gesamtergebnis mit der Note „sehr gut“ abgeschlossen und gehören damit zu den IHK-Besten des Jahr-gangs 2014. Dafür wurden Sie auch Anfang Oktober im Rahmen der IHK-Bestenehrung ausgezeichnet. Was empfehlen Sie anderen Interessierten, die eine Prüfung als Externe ablegen wollen?SCHWAN: Mir hat es viel geholfen, mich mit Schulkollegen regelmäßig zu treffen. In unserer Lerngruppe konnte ich viel fokussierter lernen, als dies im Alltag oder alleine zu Hause möglich gewesen wäre. Außerdem war die überschaubare Zeit bis zur Prüfung eine große Hilfe, meine Priorität festzulegen. Ich habe mich mit Partner und Freunden abgesprochen, so erhielt ich viel Unterstützung und Verständnis für meine Ausbildung. Besonders der „Tritt in den Hintern“ meiner Freunde, wenn ich zu viel Zeit für Freizeitaktivitäten opferte, anstatt mal ins Buch zu schauen und regelmäßig ein paar Seiten zu lesen und zu lernen, hat mir sehr geholfen. Wenn man vom privaten Umfeld unterstützt wird, motiviert das ungemein.

Hat der Ausbildungsabschluss nun auch Auswirkungen auf Ihre berufl iche Zukunft?SCHWAN: Sicherlich, große Auswirkungen sogar. Aktuell zog es eine fi nanzielle Verbesserung nach sich, aber auch meine Aufstiegschancen haben sich beträchtlich verbessert. Mir erschließen sich jetzt neue Ent-faltungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens. Ich kann Prozesse optimieren, mich beispielsweise bei Verhandlungen mit Speditionen oder Logistik-Dienstleistern einbringen oder sogar selbst Verhandlungen führen. Zudem ist der Umgang mit Berufskollegen anderer Firmen nun viel leichter. Wir sprechen im berufl ichen Bereich oder im Alltag nun dieselbe Sprache. Auch bei einem geplanten Firmenwechsel wäre es selbstverständlich wesentlich einfacher, einen neuen Arbeitgeber zu fi nden, wenn man einen qualifi zierten Abschluss vorweisen kann. ❙

INTERVIEWCHRISTOPH KOCHTeamleiter, Kauf-männische Ausbil-dungsprüfungen, IHK [email protected]

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KAUFLEUTE FÜR BÜROMANAGEMENT

„EINE GROSSE AUFWERTUNG“Ein Gespräch mit Sammy Koch und Thomas Schulz, geschäftsführende Gesellschafter, AllOfficecenters, Frankfurt, und Michaela Schröer-Standfuß, Personalleiterin, ICS International Identcode-Systeme, Neu-Anspach, über die Neuordnung der kaufmännischen Büroberufe.

Herr Koch, wann und wo haben Sie das erste Mal von der Neuord-nung der Büroberufe gehört?KOCH: Die ersten Informationen zur Neuordnung der Büroberufe ha-ben wir während einer Informationsveranstaltung der IHK Frankfurt erhalten. Anschließend haben wir alle für uns relevanten Informati-onen und Fragen im Internet recherchiert und persönlich mit einem IHK-Ausbildungsberater besprochen. Als Immobilienberater von sofort bezugsfertigen Büroräumlichkeiten legen wir sehr großen Wert auf fl exible und transparente Arbeitsstrukturen. Daher auch unsere Ent-scheidung, im neuen Ausbildungsberuf auszubilden.

Frau Schröer-Standfuß, was waren Ihre Beweggründe, den neuen Beruf Kaufl eute für Büromanagement auszubilden? SCHRÖER-STANDFUSS: Wir bilden bereits seit einigen Jahren er-folgreich in den bisher gültigen Berufsfeldern im Bürobereich aus.

Der neue Ausbildungsberuf Kaufl eute für Büromanagement fasst künftig die bisherigen Berufsbilder der Bürokaufl eute und Kaufl eute für Bürokommunikation zusammen. Damit scha� t der neue Beruf eine gemeinsame Ausbildungsgrundlage für die Dienstleistungen unseres Unternehmens. Die veränderten Ausbildungsinhalte stellen sich praxisorientierter dar und ermöglichen uns als Unternehmen, schon heute kommunikative, kreative und fl exible Mitarbeiter auszubilden. Je nach Fähigkeit und Interesse ist anschließend der Einsatz als Allrounder im Büroalltag oder als Spezialist in einem Fachbereich möglich.

Kernqualifi kationen in Büro- und Geschäftsprozessen bilden die gemeinsame Basis für alle Ausbildungsverhältnisse im neuen Aus-bildungsberuf. Auf der Grundlage von zwei ausgewählten Wahlqua-lifi kationen können Unternehmen jedoch fl exibel und entsprechend

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Frischer Wind im Büro: Die alten Ausbildungsberufe Bürokaufl eute sowie Kaufl eute und Fachangestellte für Bürokommunikation wurden ersetzt, da sich das Berufs-bild in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt hat.

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ihres Leistungsprofils ausbilden. Wie ist der neue Ausbildungsberuf bei Ihren Bewerbern angekommen?SCHRÖER-STANDFUSS: Die meisten Bewerber hatten sich bereits im Vorfeld über den neuen Ausbildungsberuf informiert und wussten auch in der Theorie, was auf sie zukommen würde. Unsere Bewerber haben den neuen Beruf mit Begeisterung aufgenommen. Zum einen wertet die neue Berufsbezeichnung die Ausbildung – zumindest aus psychologischer Sicht – für sie sofort auf. Zum anderen sehen sie darin eine gute Gelegenheit, sich bereits während der Ausbildung nach der Kernqualifikation in die Richtung zu spezialisieren, für die sie eine besondere Neigung oder Fähigkeit besitzen.

KOCH: Auch wir können von einer positiven Resonanz berichten. Nahezu alle Bewerber haben den neuen Ausbildungsberuf sehr positiv aufgefasst und sehen die Veränderung als eine große Aufwertung. Viele Bewerber waren bereits durch Internetrecherchen, IHK-Infobroschüren oder auch schulische Unterrichtungen sehr gut informiert.

Der neue Kaufmann für Büromanagement erhält zehn Wahlqua-lifikationen, mit denen die Betriebe künftig noch flexibler und passgenauer ausbilden können. Welche Vorteile bietet das für die Unternehmen und die Azubis?SCHRÖER-STANDFUSS: Wir begrüßen die neue Struktur der Ausbil-dung, weil sie zunächst einmal in der Phase der Kernqualifikation allen Auszubildenden fundiertes Basiswissen vermittelt und sie für das Berufsprofil des Kaufmanns für Büromanagement qualifiziert. Des Weiteren gibt die Wahlqualifikation sowohl den Unternehmen die Möglichkeit, Spezialisten für bestimmte Fachbereiche zu rekrutieren, als auch den Auszubildenden die Chance, sich bereits in der Ausbildung ihren Interessen und Stärken entsprechend beruflich zu orientieren. Außerdem können die gewählten Qualifikationen viel umfassender und intensiver vermittelt werden.

Aus den zehn Wahlqualifikationen müssen bei Vertragsabschluss zwei ausgewählt werden. Grundsätzlich können nur solche Bausteine gewählt werden, die vom Ausbildungsbetrieb tatsächlich vermittelt

werden können. Wer legt in Ihrem Unternehmen die Wahlqualifi-kationen fest? SCHRÖER-STANDFUSS: Als einer der führenden deutschen Anbieter von IT-Systemlösungen für Lager, Produktions- und Transport-Logistik umgebungen haben wir uns sehr schnell für die Wahlqua-lifikationen „Auftragssteuerung und -koordination“ sowie „Einkauf und Logistik“ entschieden, da diese Fachbereiche Schwerpunkte in unserem administrativen Bereich sind. Für andere Wahlqualifika-tionen, wie beispielsweise Marketing, bieten wir bereits separate Ausbildungen an.

Herr Schulz, bei dem neuen Ausbildungsberuf wird die Abschlussprü-fung in zwei Teilen durchgeführt. Die bisherige Zwischenprüfung wird es nicht mehr geben. Welche Vorteile sehen Sie in der sogenannten gestreckten Abschlussprüfung?SCHULZ: Die entzerrte Prüfung erleichtert deutlich die Vorbereitung. Für die Auszubildenden bedeutet dies, dass die Prüfungssituation dadurch konzentrierter und entspannter wird. Sie haben zwei Prüfungstermine mit Ernstcharakter statt bisher nur einen einzigen Termin. Dies fördert die Motivation der Auszubildenden, beide Teile der Prüfung erfolgreich abzulegen.

SCHRÖER-STANDFUSS: Uns gefällt die neue Struktur, denn sie bietet für die Auszubildenden einige Vorteile. Sie können sich beim ersten Teil ganz auf die unternehmensbezogene Prüfung an einem Praxisbeispiel im Bereich informationstechnisches Büromanagement konzentrieren. Ein weiterer Vorteil ist beim zweiten Teil die Wahl zwischen Report und klassischer Fachgesprächsvariante. Da haben die Auszubilden-den die Möglichkeit, sich ganz konkret auf Themen vorzubereiten, die ihnen im Laufe der Ausbildung auch sehr nahegebracht wurden. Zudem verteilt sich durch die zwei Prüfungen auch etwas der Druck, der ansonsten entsteht, wenn man nur eine Prüfungschance am Ende der Ausbildung hat. ❙

Sammy Koch, geschäftsführender Ge-sellschafter, AllO�cecenters, Frankfurt: „Nahezu alle Bewerber haben den neuen Ausbildungsberuf sehr positiv aufgefasst und sehen die Veränderung als eine große Aufwertung.“

INTERVIEWWIKTOR BARTENBACHAusbildungsberater, IHK [email protected]

LINK ZUM THEMA

Weitere Infos über die neu geordneten kaufmännischen Büroberufe online unter www.frankfurt-main.ihk.de/neue-ausbildungsberufe.

Michaela Schröer-Standfuß, Personalleiterin, ICS International Identcode-Systeme, Neu-Anspach: „Die veränderten Ausbildungsin-halte stellen sich praxisorientierter dar und ermöglichen uns als Unternehmen, schon heute kommunikative, kreative und flexible Mitarbeiter auszubilden.“

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Aus- und Weiterbildung

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WEITERBILDUNG

HEUTE TREND, MORGEN STANDARDViel ist zurzeit von Disruptionen die Rede, von den kommenden umwälzenden Veränderungen der Wirtschaft und der Auflösung von Branchengrenzen. Im Folgenden ein Überblick, wie sich Unternehmen fit für den großen Umbruch machen können.

Viele Branchengrenzen lösen sich auf, wie beispielsweise in der Automobilbranche. Google kooperiert hier mit Audi, Mercedes und Ferrari arbeiten neuerdings mit Apple zusammen. Das ist

kein Zufall, sondern ein sich deutlich abzeichnender Trend: Unter-nehmen überwinden nicht nur Unternehmensgrenzen, wie heute schon beim Management von Wertschöpfungs- und Lieferketten (Supply-Chain-Management), sie überschreiten auch Branchengren-zen. Wie wir alle wissen: Was heute Trend ist, ist morgen vielleicht schon Standard. Sollte es tatsächlich so weit kommen, liegt zwischen Heute und Morgen jedoch eine heftige Disruption (englisch „disrupt“: unterbrechen, zerreißen).

Neue Konzepte gefragtWollen zum Beispiel die Entwickler von Audi und Google erfolgreich zusammenarbeiten, sollten die Teammitglieder die Branchengesetze und -gepflogenheiten ihres jeweiligen Gegenübers aus dem anderen Unternehmen kennen. Diese Schnittstellenproblematik zwingt Perso-nalabteilungen, Bildungsreferenten und die Personalentwicklung in den Unternehmen förmlich zu etwas, das – wenn überhaupt – bislang nur in Ausnahmefällen gemacht wurde: gezielt branchenübergreifende Seminarkonzepte zu erstellen.

Welt im WandelDie Welt steht an der Schwelle zur vierten industriellen Revolu-tion; Unternehmen sehen sich mit fundamentalen Veränderungen konfrontiert, Komplexität und Dynamik nehmen zu – was sich auch im neuen Kunstbegri� Dynaxität widerspiegelt. Immer häufiger ist die Rede davon, dass wir in einer Vuca-Umgebung leben, das heißt, einem Umfeld, das zugleich volatil, unsicher, komplex und ambi-valent ist. Viele Unternehmer sind zunehmend verunsichert, wenn es um Entscheidungen und Investitionen geht. Althergebrachte Wirtschafts- und Lebensmuster werden infrage gestellt. Viele Unter-nehmer, Führungskräfte und Mitarbeiter, die bislang ein eher stabiles Unternehmens-, Branchen- und Konjunkturumfeld gewohnt waren, fühlen sich dadurch überfordert. Damit sie nicht von der Welle der Entwicklung fortgerissen werden, sondern möglichst gut gewappnet in diese neue Ära disruptiver Änderungen aufbrechen können, bedarf es einer guten Vorbereitung – beispielsweise durch die betriebliche Weiterbildung.

Dabei sehen sich die Fachleute für betriebliche Weiterbildung in den Unternehmen derzeit selbst zahlreichen neuen Themen, Technologien und Methoden gegenüber: etwa kostenlosen Onlinekursen für jedermann (Massive Open Online Courses) und adaptiven Lernsystemen, bei denen sich Inhalte an den Lernenden vor dem Bildschirm dynamisch hinsicht-lich Lerntyp oder Lernfortschritt anpassen. Oder aber fotorealistische virtuelle Lernwelten, wo man mit seiner Grafikfigur (Avatar) durch Bibliotheken und Seminarsäle in virtueller 3-D-Welt schreiten kann. Kein Wunder also, wenn sich selbst viele jener internen Fachexperten überfordert fühlen, die doch der Belegschaft eigentlich diese Themen näherbringen sollten.

STUDIE „WEITERBILDUNG IM UMBRUCH“

Die kostenlose Studie „Vernetzt denken, vernetzt lernen – Weiterbil-dung im Umbruch“, herausgegeben vom Institute of Corporate Educa-tion und dem Institut für Demoskopie Allensbach, kann online unter [email protected] angefordert werden.

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Vernetztes DenkenAus dieser scheinbar ausweglosen Situation gibt es einen vergleichs-weise einfachen Ausweg. Das Stichwort lautet „vernetztes Denken“. Wenn die Branchengrenzen fallen und sich die verschiedenen Branchen miteinander vernetzen, verkörpert vernetztes Denken den logischen Weg zur Bewältigung dieser Disruption. Vernetztes Denken ist in der betrieblichen Praxis weitgehend bekannt – immerhin erschien Frederic Vesters wegweisendes Buch zum Thema bereits 1978 –, wird aber noch nicht ausreichend praktiziert. Allein schon deshalb, weil das Thema sehr selten in Seminarprogrammen auftaucht. Noch. Doch es gibt erste Anzeichen, dass sich das nun ändern könnte.

Was Topmanager denkenEntsprechende Hinweise liefert eine aktuelle repräsentative Studie, die das von der KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geförderte Institute of Corporate Education (Incore) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) erstellt hat: „Vernetzt denken, vernetzt lernen – Weiterbildung im Umbruch“. Danach erachten 87 Prozent der Topentscheider in Unternehmen mit mehr als 1 000 Mitarbeitern in Deutschland vernetztes Denken als für den langfristigen Erfolg des eigenen Unternehmens von großer Bedeutung. 52 Prozent gar halten es für einen Schlüsselfaktor für zukünftigen Erfolg. Woraus sich die Frage erhebt: Wenn vernetztes Denken so wichtig ist, wie sichert sich ein Unternehmen genügend Mitarbeiter, die es beherrschen.

Branchenübergreifende BildungDer einfachste Weg dahin führt über die Einstellung vernetzt kompe-tenter Bewerber. Der etwas ergiebigere Weg führt über die betriebliche Weiterbildung in drei Stufen. Auf der ersten Stufe trainieren jene Fachabteilungen eines Unternehmens – am besten projektbezogen – zusammen, die auch zusammenarbeiten. Auf Stufe zwei werden Füh-rungskräfte und Mitarbeiter unternehmensübergreifend zusammen mit Kollegen anderer Firmen aus derselben Wertschöpfungskette geschult und entwickelt. Größere Unternehmen gründen dafür sogenannte Sup-ply Chain Academies, Mittelständler bedienen sich zu diesem Zweck manchmal der Kooperation.

Auf der dritten Stufe befindet sich eine Corporate Academy, bei der über Branchengrenzen hinweg gemeinsam trainiert wird. Viele Unternehmen arbeiten derzeit an Konzepten für diese funktions-, unternehmens- und branchenübergreifende Weiterbildung. Allein diese ungewohnte konzeptionelle Anstrengung bedeutet oft bereits eine Unterbrechung des üblichen Tagesgeschäfts. Wer jedoch diese gewollte Abweichung von der Routine nicht auf sich nimmt, wird sich schwertun mit den ungewollten Disruptionen, die eine ungewisse Zukunft für uns alle bereithält. ❙

FÜNF ANSATZPUNKTE FÜR VERNETZTES DENKEN UND LERNEN

� Gemeinsamkeit will gelernt seinIn Zukunft werden jene Unternehmen erfolgreich sein, bei denen Ma-nager und Mitarbeiter in der gesamten Wertschöpfungskette und darü-ber hinaus nicht nur zusammen arbeiten, sondern auch zusammen trai-nieren.

� Transformation durch TrainingNur mit dem aus diesem vernetzten Training erwachsenden gemein-samen Verständnis, Sprachgebrauch und den daraus resultierenden Sy-nergien lassen sich sowohl die Markt- und Strukturbrüche als auch die umwälzenden Veränderungen der Zukunft zeitnah und reibungsarm er-folgreich bewältigen.

� Durch Sparen wird man nicht reichGrenzüberschreitende vernetzte Weiterbildung gibt es nicht zum Null-tarif. Dafür sind Investitionen in neue Bildungsprogramme und über-greifende Strukturen, wie zum Beispiel Supply Chain Academies, nötig sowie neue Kompetenzen in Personalentwicklung und Personalabtei-lung.

� Es lebe die GrenzüberschreitungVor allem Manager, die branchenbezogen Grenzen überschreiten, haben in Zukunft Erfolg in komplexen Supply Chains (Wertschöpfungsketten).

� Querdenker gesuchtKünftig verwandelt sich unkonventionelles, bestehende Regeln und Ge-wissheiten hinterfragendes Denken vom Störfaktor zum Schlüsselfak-tor des Erfolgs.

AUTORENDR. HEIKO VON DER GRACHTLeiter Think Tank für Zukunftsmanagement, Institute of Corporate Education, [email protected]

NICOLE GAIZIUNAS-JAHNSPartnerin, Educa-tion Unit, KPMG Wirtschaftsprüfungs-gesellschaft, [email protected]

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DEUTSCHER QUALIFIKATIONSRAHMEN

WEITERBILDUNG AUF HÖHENFLUGIn Deutschland absolvieren so viele Menschen eine Weiterbildung wie nie zuvor. EQR und DQR machen Weiter-bildung europafähig. Absolventen und Unternehmen profitieren von der Zuordnung der Prüfungsabschlüsse.

Talente sind knapp. Die Folge ist: Betriebe suchen händeringend gut qualifi zierte und hinreichend motivierte Mitarbeiter“, sagte Karen Hoyndorf, stellvertretende IHK-Präsidentin, anlässlich ihrer Begrü-

ßungsrede zur Jahrestagung Personal. „Der europäische Qualifi kationsrahmen und der deutsche Qualifi kationsrahmen sind eine gute Hilfestellung, um die Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen in der EU bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu erleichtern.“ Seit 2009 nutzen immer mehr Menschen die Freizügigkeit am EU-Arbeitsmarkt: Sie suchen jenseits der Landesgrenzen einen Job und legen bei der Bewerbung ihre Zeugnisse vor.

Die EU-Staaten haben unterschiedliche Bildungssysteme mit einer Fülle verschiedener Abschlüsse. Das macht es schwer, einzuschätzen, welche Kompetenzen ein im EU-Ausland erworbener Abschluss be-inhaltet. Die EU-Kommission hat deshalb den Europäischen Qualifi -kationsrahmen (EQR) für lebenslanges Lernen entwickelt. Er scha� t Transparenz über Landesgrenzen hinweg und fördert die europaweite Mobilität von Arbeitnehmern. Der EQR unterscheidet acht Qualifi ka-tionsniveaus. Je höher das Niveau, desto höher sind die erworbenen fachlichen und persönlichen Kompetenzen.

Am 1. Mai 2013 ist der Deutsche Qualifi kationsrahmen (DQR) in Kraft getreten. Er überträgt für ab diesem Zeitpunkt ausgestellte Zeugnisse das EQR-Modell auf das deutsche Bildungssystem. Für Absolventen der beruf-lichen Bildung in Deutschland gilt: Ausbildungsabschlüsse mit zweijähriger Ausbildungszeit sind dem Niveau drei zugeordnet, Ausbildungsabschlüsse mit drei- und dreieinhalbjähriger Ausbildungszeit dem Niveau vier.

Besondere Bedeutung kommt dem DQR bei der Aufstiegsfortbildung zu. Angesichts des sich zunehmend abzeichnenden Fachkräftebedarfs ist die betriebliche Weiterbildung von Beschäftigten ein zentraler Baustein zur Sicherung qualifi zierter Mitarbeiter und somit auch ein zentrales Instrument betrieblicher Personalpolitik. Wie sich die hessischen Betriebe

2013 verhalten haben, zeigt das Betriebspanel Hessen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit auf. Befragt wurden 1 000 hessische Arbeitgeber.

Die Weiterbildungsbereitschaft der hessischen Betriebe bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau. Eine deutliche Mehrheit der Betriebe übernimmt die anfallenden Kosten und ermöglicht eine Weiterbildung während der Arbeitszeit. Auch der Nationale Bildungsbericht 2014 berichtet nach einer langen Phase der Stagnation in der Weiterbildungsteilnahme, die von 1997 bis 2010 dauerte, aktuell von einem deutlichen Anstieg der Weiterbildungsbeteiligung von 42 auf 49 Prozent. Jährlich absolvieren rund 50 000 Frauen und Männer bei den IHKs eine Prüfung der Aufstiegsfortbil-dung nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG), zum Beispiel zum Fachwirt oder Industrie- beziehungsweise Fachmeister. Diese Fortbildungsabschlüsse befi nden sich auf der gleichen Stufe wie der Bachelorabschluss der Hoch-schulen (DQR-Niveau sechs). Seit dem 1. Juli 2014 ist ein Hinweis auf den Abschlusszeugnissen eingeordneter IHK-Fortbildungsprüfungen vermerkt, welchem DQR-Niveau der erreichte Abschluss entspricht. „Der Hinweis auf das DQR-Niveau ist ein bildungspolitischer Meilenstein. Denn dieser Satz macht die Gleichwertigkeit von berufl icher und hochschulischer Bildung deutlich“, so Bundesbildungsministerin Johanna Wanka.

Bislang sind dem DQR und damit auch dem EQR Qualifi kationen des formalen Bildungssystems – der Berufsbildung und der Hochschulbildung – zugeordnet. Die Zuordnung der allgemeinbildenden Schulabschlüsse wird bis 2017 zurückgestellt, eine Ausweitung auf andere Lernbereiche wie informelles Lernen ist ebenfalls vorgesehen. Da die Umsetzung der Zuordnung sukzes-sive erfolgt, überrascht es nicht sonderlich, dass erst wenige Unternehmen den DQR kennen. Gerade 16 Prozent der im Frühjahr 2014 im Rahmen der Ausbildungsumfrage der IHK-Organisation befragten 13 000 Unternehmen gaben an, den DQR zu kennen. Allerdings erwarten davon rund 70 Prozent vom DQR einen unternehmerischen Nutzen.

Die gleichwertige DQR-Zuordnung von Qualifi kationen der Berufs- und der Hochschulbildung macht die hohe Qualität der deutschen

WEITERE INFOS

Weitere Informationen zum deutschen und europäischen Qualifika-tionsrahmen (DQR / EQR) mit einer vollständigen Übersicht der aktu-ell zugeordneten Qualifikationen online unter www.dqr.de. Qualifikati-onen, die nicht in dieser Übersicht stehen, sind noch nicht zugeordnet. Sollten DQR-Zuordnungen von Qualifikationen vorgelegt werden, die dort nicht erfasst sind, handelt es sich um nicht autorisierte Zuord-nungen. Wer wissen möchte, welchem Niveau eine bestimmte Qua-lifikation zugeordnet ist, kann unter „Qualifikationstyp“ und / oder „Qualifikation“ danach suchen. Wer lediglich wissen möchte, welche Qualifikationen auf einem bestimmten Niveau angesiedelt sind, sucht über „DQR- / EQR-Niveau“.

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Die Qualifi kationsrahmen tragen dazu bei, Bildungsab-schlüsse innerhalb der EU besser vergleichen zu können.

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Berufsbildung europaweit sichtbar. Für Unternehmen kann das beispiels-weise bei der Bewerbung auf internationale Ausschreibungen hilfreich sein. Sie können die Beschreibungskategorien des DQR auch innerhalb des Unternehmens nutzen, um mehr Transparenz zu scha�en, wenn es zum Beispiel um die Erstellung von Anforderungsprofilen, Arbeitsplatz-beschreibungen, Stellenausschreibungen und Soll-Ist-Analysen geht.

Von der Transparenz durch den DQR profitieren auch und gerade die Bildungseinrichtungen. Sie können die kompetenzorientierten Katego-rien des DQR für die (Weiter-)Entwicklung von Curricula nutzen. Das unterstützt transparente Leistungsbeschreibungen. Der Nutzen eines Bildungsangebots lässt sich für die Adressaten auf gut nachvollziehbare Weise verdeutlichen.

Die Zuordnung zu DQR und EQR kann Absolventen zum Beispiel bei Bewerbungen helfen, potenziellen Arbeitgebern im EU-Ausland, aber durchaus auch im Inland, die eigene berufliche Kompetenz verständlich zu präsentieren und die Gleichwertigkeit bestimmter beruflicher mit akade-mischen Abschlüssen zu verdeutlichen. Anhand der Qualifikationsrahmen können zudem der eigene Karriereweg geplant und bei Bedarf geeignete weiterführende Bildungsmaßnahmen ausgewählt werden. DQR und EQR können ferner im Rahmen von Prüfungen die Anrechnung bereits erbrachter Bildungsleistungen und den Zugang zu Bildungsgängen erleichtern. Recht-liche Ansprüche werden durch die Zuordnung allerdings nicht begründet.

Ob frisch gebackene Fachkraft nach bestandenem Ausbildungsab-schluss oder Teilnehmer einer bestandenen Fortbildungsprüfung: Mit

dem deutschsprachigen Zeugnis erhalten Absolventen der IHK Frankfurt seit Jahren zugleich eine Übersetzung in Englisch und Französisch. Dies entspricht dem Trend, dass sich die Berufstätigen in ihrem Erwerbsleben häufiger bei internationalen Arbeitgebern vorstellen werden. Diese Übersetzungen umfassen nun auch die Zuordnung zu DQR und EQR.

„Der Berufsbildungsausschuss der IHK Frankfurt will die Weiterbil-dungsbereitschaft bei Arbeitnehmern und Unternehmen auch in Zukunft weiter fördern und ausbauen“, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums. Michael Krieger und Jörg Ferrando, die beiden alternierenden Ausschussvorsitzenden, erwarten deshalb nach einer Diskussion im Berufs-bildungsausschuss von der Bundesregierung umgehend eine Zuordnung der noch ausstehenden Fortbildungsprüfungsregelungen und fordern: „Für die in Frankfurt erlassenen Prüfungsordnungen, zum Beispiel für Invest-mentfachwirte, Industriemeister Luftfahrttechnik und Energiefachwirte, muss rasch die Zuordnung im DQR-System erfolgen.“ ❙

AUTORTHOMAS STETZStellvertretender Geschäftsführer, Aus- und Weiterbil-dung, IHK [email protected]

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Aus- und Weiterbildung

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GÜTESIEGEL

QUALITÄTSMANAGEMENT AN SCHULENVor fünf Jahren wurde das Gütesiegel Berufs- und Studienorientierung Hessen eingeführt. Es wird an Schulen vergeben, die ihre Schüler unter anderem durch betriebliche Kooperationen und Praktika vorbildlich auf das Erwerbsleben vorbereiten.

Schüler sollten sich rechtzeitig damit beschäftigen, was sie nach der Schule tun wollen und was sie dafür tun müssen. Schule und Unternehmen können sie dabei entscheidend unterstützen, wenn

sie kooperieren“, sagte Mathias Samson, Staatssekretär, hessisches Wirtschaftsministerium, anlässlich der Verleihung des Gütesiegels Berufs- und Studienorientierung Hessen am 18. September in Karben. Eine qualifi zierte Berufsorientierung informiere nicht nur über die Vielfalt der Ausbildungsberufe, sondern unterstütze die Jugendlichen auch, ihre besonderen Fähigkeiten und Neigungen zu erkennen und weiterzuentwickeln.

Das Gütesiegel wurde mit Beginn des Schuljahrs 2010 / 2011 in Hessen eingeführt. Weil eine gute Berufs- und Studienorientierung ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung ist, gehören die Vertreter der hessischen Wirtschaft zu den Initiatoren des Gütesiegels und beteili-gen sich am Zertifi zierungsverfahren. Unterstützt wird das Gütesiegel durch das hessische Kultusministerium, hessisches Wirtschaftsminis-terium, Landesarbeitsgemeinschaft SchuleWirtschaft, Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen, Arbeitsgemeinschaft der hessischen Handwerkskammern und Regi-

onaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit. Im Auftrag des hessischen Kultusministeriums ist für die Organisation des Verfahrens ein eigens eingerichtetes Projektbüro zuständig. Dieses ist damit betraut, das Gütesiegel weiterzuentwickeln und das Zertifi zierungsverfahren zu koordinieren.

Das Gütesiegel wird an Schulen vergeben, die eine vorbildliche Berufsorientierung mit Förderung der Ausbildungsreife nach den Olov-Qualitätsstandards (Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule – Beruf) gestalten und umsetzen. In Schulen mit gymnasialer Oberstufe und berufl ichen Gymnasien wird zudem auch die Studienorientierung bewertet.

Alle Schulen mit Sekundarstufe I und / oder gymnasialer Oberstu-fe sowie die berufl ichen Gymnasien können sich um das Gütesiegel bewerben. Die Bewerbungen werden zuerst von einer Jury geprüft. Nach erfolgreicher Prüfung werden die schulischen Konzepte sowie deren Umsetzung vor Ort in einem eintägigen Schulbesuch auditiert.

Den Auditteams gehören Vertreter aus dem Schulbereich, Unterneh-men und Beratungsbereichen an. Ein Team besucht nach Absprache jeweils eine Schule, an der es sich das Konzept der Berufs- und Studienorientie-rung erläutern lässt. Bei entsprechend guten Audit-Ergebnissen wird die Schule für drei Jahre zertifi ziert. Danach kann sie sich weiterführend für eine Rezertifi zierung bewerben. 59 der im September ausgezeichneten 77 Schulen hatten das Siegel schon vor drei Schuljahren erhalten und wurden nun aufgrund ihres weiterentwickelten Angebots zur Berufs- und Studienorientierung rezertifi ziert. Insgesamt sind bereits 169 hessische Schulen mit dem Gütesiegel ausgestattet und können damit werben.

Unternehmen, bei denen sich Schulabgänger von Schulen mit Gütesiegel bewerben, können erwarten, dass die Schüler durch inten-sive betriebliche Kooperationen, Praktika und / oder Lernortwechsel kontinuierlich mit den Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt bekannt gemacht wurden. Sie wissen, welche Stärken und Fähigkei-ten sie besitzen, und sind in der Lage, selbstständig Informationen zu sammeln und auszuwerten. Die Schüler sind beim Verlassen der Schule über ihre berufl ichen Perspektiven informiert, können ihre Berufs- beziehungsweise Studienwahl begründen und wissen am Ende der Schulzeit, welchen Ausbildungsweg sie einschlagen möchten. ❙

AUTORINHEIKE WUNDERAusbildungs-beraterin, IHK [email protected]

LINKS ZUM THEMA

Weitere Infos online unter www.netzwerk-berufswahl-siegel.de und www.olov-hessen.de.

Mitarbeit in Audit-TeamsUnternehmen, die Berufsorientierung an Schulen mitgestalten wollen, können durch Mitarbeit in den Audit-Teams diese Prozesse unterstüt-zen. Weitere Informationen über die jeweils zuständigen Geschäftsfüh-rungen der Arbeitskreise SchuleWirtschaft oder über das Olov-Projekt-büro. Kontakt: Gertrud Hirschhäuser, E-Mail [email protected] oder [email protected].

Bislang können 169 hessische Schulen das Güte-siegel Berufs- und Studienorientierung vorweisen.

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Aus- und Weiterbildung

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GASTHAUSSTERBEN

„EIN GEFÄHRDETES KULTURGUT“Ein Gespräch mit Gerald Kink, Präsident des Dehoga Hessen, über die Ursachen des Gasthaussterbens in ländlichen Regionen, den ungebrochenen Trend zur regionalen Küche und das Dialogforum „Gasthaus trifft Rathaus“.

Herr Kink, in Hessen gab es vor rund zehn Jahren etwa 3 000 Gasthäuser, inzwischen sind es nur noch knapp 1800. Und ein Ende des Gasthaussterbens ist nicht in Sicht: Bis 2020 rechnet der Dehoga Hessen mit einem weiteren Rückgang um 40 Pro-zent. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?KINK: Angesichts dieser Zahlen fällt mir nur das Wort „drama-tisch“ ein.

Jedes Gasthaus hat seine eigene Geschichte. Und jeder Gastwirt, der sein Haus aufgibt, hat dafür individuelle Gründe. Eine der Hauptursachen für das Gast-haussterben ist landauf, land-ab die Nachfolgeproblematik. Warum scheint der Beruf des

Gastwirts für junge Menschen so wenig attraktiv zu sein?KINK: Kleine Gasthäuser sind in der Vergangenheit oftmals gerade eben über die Runden gekommen, folglich gibt es im-mense Investitionsstaus. In vielen Gasthäusern müssten Nachfolger erst einmal kräftig Geld in die Hand nehmen, um sie auf einen modernen Standard zu bringen. Gleichzeitig sind die Banken sehr zurückhaltend, wenn es um Kre-dite für die Gastronomiebranche geht. Das macht es für poten-zielle Nachfolger nicht leichter, diesen mutigen Schritt zu wagen. Ein Gasthaus zu betreiben, ist eine sehr komplexe, zeitintensive Aufgabe. Bei einem Gastwirt ist der Beruf daher immer auch Berufung.

Gastwirte beklagen die überbor-dende Bürokratie. Müssten die Betriebe angesichts des massiven Gasthaussterbens von der Politik nicht umso mehr unterstützt werden, damit zumindest der jetzige Bestand erhalten bleibt?KINK: Das wäre wünschenswert, denn das Füllhorn ist voll – mit Aufl agen, Verordnungen, Doku-mentationspfl ichten. Es ist an der

Zeit, die Gastwirte zu entlasten und eine Pause beim Erlassen neuer Verordnungen einzulegen. Bei entsprechend dünner Finanz-decke können neue Gesetze oder Aufl agen einem traditionellen Gasthaus durchaus den Todesstoß versetzen. Entfällt beispielsweise der Bestandsschutz eines Gebäu-des, verschlingen die gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutz-

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Laut Prognose des Dehoga Hessen wird es hierzulan-de bis 2020 nur noch rund 1 000 Gasthäuser geben.

GASTHAUS TRIFFT RATHAUS

Dienstag, 17. März, 15 bis 17 Uhr, Restaurant-Pension „Zur Frischen Quelle“, Grävenwiesbach-Laubach

Gemeinsam mit Gastronomen, Kommunalpolitikern, Touristikern, Ein-zelhändlern und Vereinsvertretern möchte der Hotel- und Gaststätten-verband Dehoga Hessen im Rahmen des Dialogforums „Gasthaus trifft Rathaus“ nachhaltige Zukunftskonzepte erarbeiten, um das Kulturgut Gasthaus in ländlichen Regionen zu bewahren. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Infos online unter www.dehoga-hessen.de.

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türen manchmal den kompletten Jahresumsatz

eines Gastwirts. Der Teufels-kreis schließt sich: Das Geld fehlt dann, um in den für die Gäste sichtbaren Bereich zu inves-tieren. Derzeit verbringt ein Gastwirt etwa 20 bis 30 Pro-zent seiner täglichen Arbeitszeit mit berufsfremden Dokumen-tationspfl ichten und sonstiger Bürokratie. Diese Zeit fehlt für die eigentliche Profession – den Dienst am Gast.

Was bedeutet der seit Januar geltende gesetzliche Mindest-lohn für die Gastronomie?KINK: In unserer Branche stand der Mindestlohn überhaupt nicht zur Debatte. Abgesehen von weni-gen schwarzen Schafen, zahlte die Branche längst weitaus höhere Löhne als den gesetzlichen Min-destlohn. Dazu bedurfte es keines neuen Gesetzes. Jeder Kollege, der sein Haus verantwortungsvoll und zukunftsorientiert führt, zahlt gerne mehr, weil er gute, moti-vierte Mitarbeiter an sein Haus binden möchte.

Seit Mitte Dezember gibt es abermals ein neues Bürokra-tiemonster, die Allergenkenn-zeichnung. KINK: Abgesehen von der un-nötigen Bürokratie, tri� t diese neue EU-Verordnung die Branche ins Herz. Sobald eine Rezeptur geändert wird, muss dies in der Speisekarte umgehend deklariert werden. Für den Küchenchef sind Spontanität und Kreativität da-durch passé. Mit der Folge, dass Speisekarten in vielen Häusern künftig sehr viel statischer sein werden. Der Gesetzgeber will mit

dieser Verordnung die Verbraucher schützen, tatsächlich ist es aber eine Bevormundung. Essen hat schließlich mit Genuss zu tun – und es macht nicht wirklich Ap-petit, wenn man Speisekarten in Gaststätten aufgrund der Kenn-zeichnung von Zusatzsto� en und Allergenen wie Laborberichte liest.

Immer mehr Menschen zieht es in die Städte. Ländliche Regi-onen entvölkern sich und ver-greisen, dörfl iche Strukturen brechen weg. Oft schließt nicht nur das letzte Gasthaus im Dorf, längst haben auch Bäcker, Metz-ger und das Lebensmittellädchen aufgegeben. Müsste das Thema Gasthaussterben nicht in einen umfassenderen Kontext gestellt werden?KINK: Diese einzelnen Aspekte dür-fen keinesfalls isoliert betrachtet werden, schlussendlich geht es um die Sicherung der Lebensqualität in ländlichen Regionen. Ein Unter-nehmen mit 200 Mitarbeitern, das seinen Sitz beispielsweise in Mit-telhessen hat, kann qualifi zierte

Fachkräfte nur dann gewinnen und halten, wenn eine entsprechende Infrastruktur vorhanden ist. Dann geben Standortfaktoren wie Kin-dergärten, Schulen, Ärzte, Ein-

kaufsmöglichkeiten sowie Kultur- und Freizeitange-

bote den Ausschlag, ob die Fachkraft den Job annimmt und mit der Familie aufs Land zieht. In diesem Kontext ist das Gasthaus nur eine von vie-len Stellschrau-ben.

Wenn ein altein-gesessenes Einzel-

handelsgeschäft auf -gibt, dann ist der Auf-

schrei meist groß. Viele be-klagen diesen Verlust, haben dort aber selber jahrelang nicht oder nur selten eingekauft. Lässt sich ein ähnliches Phänomen auch bei den Gasthäusern be-obachten?

KINK: Durchaus. Aber ich glaube, das ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Oftmals merken sie erst dann, wenn ein Geschäft oder Gasthaus nicht mehr da ist, dass es eigentlich zum Dorf gehört hat. Vorher hat man aber vielleicht gar nicht daran gedacht, dass man dort öfter hätte einkau-fen oder einkehren können. Vor 20, 30 Jahren war es auch noch selbstverständlich, dass man sich

beim Gastwirt im Ort freudig mit runden Geburtstagen, Taufen, Konfi rmationen oder Hochzeiten zur Feier mit der Familie und Freunden angemeldet hat. Das hat sich ebenfalls verändert, diese Umsätze sind stark geschrumpft. Der Stammtisch und die Gäste, die nach der Vereinssitzung oder der Gesangsstunde auf ein paar Bier vorbeischauen, sind für ei-nen Gastwirt aber zu wenig, um fi nanziell überleben zu können.

Die Essgewohnheiten und das Freizeitverhalten der Menschen haben sich ebenfalls gewandelt. Das klassische Gasthaus hat Konkurrenz bekommen.KINK: Die großen Supermärk-te und Möbelhäuser mit ihren angegliederten Stehcafés und Restaurants, Fastfoodketten und Shoppingcenter sind ganz harte Wettbewerber, die Konsumkraft abziehen. Ich fi nde es sehr traurig, wenn die Großeltern mit ihrem Enkelchen zu Fastfoodrestaurants fahren, statt in einem gemütli-

chen Dorfgasthaus einzukehren. Es gibt doch nichts Schöneres als diese Form des Miteinanders beim gemeinsamen Essen. Dorfgast-häuser sind Orte der Begegnung, des Austauschs und des Wohlbe-fi ndens. Sie sind ein wertvolles, bewahrenswertes Kulturgut.

Müssen sich Gasthäuser in länd-lichen Regionen neu erfi nden, um eine Zukunft zu haben?

Gerald Kink, Präsident, Dehoga Hessen, und geschäftsführender Gesellschafter, Hotel Oranien, Wiesbaden: „Dorfgasthäuser sind Orte der Begegnung, des Austauschs und des Wohlbefi ndens. Sie sind ein wertvolles, bewahrenswertes Kulturgut.“

türen manchmal den kompletten Jahresumsatz

eines Gastwirts. Der Teufels-kreis schließt sich: Das Geld fehlt dann, um in den für die Gäste sichtbaren Bereich zu inves-tieren. Derzeit verbringt ein Gastwirt etwa 20 bis 30 Pro-zent seiner täglichen Arbeitszeit mit berufsfremden Dokumen-tationspfl ichten und sonstiger Bürokratie. Diese Zeit fehlt für die eigentliche Profession – den Dienst am Gast.

Was bedeutet der seit Januar geltende gesetzliche Mindest-lohn für die Gastronomie?

Fachkräfte nur dann gewinnen und halten, wenn eine entsprechende Infrastruktur vorhanden ist. Dann geben Standortfaktoren wie Kin-dergärten, Schulen, Ärzte, Ein-

kaufsmöglichkeiten sowie Kultur- und Freizeitange-

bote den Ausschlag, ob die Fachkraft den Job annimmt und mit der Familie aufs Land zieht. In diesem Kontext ist das Gasthaus nur eine von vie-len Stellschrau-ben.

Wenn ein altein-gesessenes Einzel-

handelsgeschäft auf -gibt, dann ist der Auf-

schrei meist groß. Viele be-klagen diesen Verlust, haben

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KINK: Ich würde es anders for-mulieren: Die Gastwirte sollten sich auf das Wesentliche, das Bo-denständige besinnen. Die viel-fältigste Küche ist immer noch die Hausmannskost mit regiona-len und saisonalen Zutaten. Die Produkte müssen klar definiert und mit handwerklicher Qualität und Sorgfalt zubereitet werden. Und die gute alte Gaststube muss auch nicht mit modernen Design-elementen verunstaltet werden. Menschen lieben authentische Lokalitäten. Wenn dann noch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und die Gäste spüren, dass die Gastfreundlichkeit wirklich von Herzen kommt, haben solche Gasthäuser in Zukunft eine große Chance.

In Kooperation mit dem Hes-sischen Tourismusverband und dem Hessischen Städte- und Gemeindebund hat der Dehoga Hessen die Kampagne „Gasthaus tri�t Rathaus“ initiiert. Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Dialogforum? KINK: Es geht uns zum einen darum, Politik und Ö�entlich-keit für das gefährdete Kulturgut Gasthaus zu sensibilisieren. Zum anderen wollen wir gemeinsam mit Wirten, Bürgermeistern, Land-räten, Vereinen und Touristikern nach Lösungsansätzen suchen, um Dorfgasthäusern ein Überleben zu sichern. Der guten alten Zeit nachzutrauern oder in bekannten Problemen zu verharren, bringt uns nicht weiter. Es muss darum gehen, die veränderten Rahmen-bedingungen als gegeben zu ak-zeptieren und daraus Zukunfts-perspektiven für die Branche zu entwickeln. Niemand hat derzeit ein Patentrezept, wie das Kul-turgut Gasthaus gerettet werden könnte. Das ist ohnehin eine Auf-gabe, die alle Akteure gemeinsam angehen müssen. Dieser Prozess darf dabei nicht losgelöst von der

Weiterentwicklung touristischer Destinationen betrachtet wer-den. Politiker und Touristiker sind gefordert, das Kirchturmdenken hinter sich zu lassen und über Stadt- und Kreisgrenzen hinweg ihre Kräfte zu bündeln, um Syn-ergien zu heben.

Zwei Jahre lang tourt die Road-show durch Hessen, um Dialo-ge vor Ort anzustoßen und die Ö�entlichkeit wachzurütteln. Doch wie geht es weiter, wenn die Kampagne gegen das Gast-haussterben beendet ist?KINK: Natürlich reicht es nicht aus, Dinge bloß anzustoßen. Man muss anschließend auch seine Hausaufgaben machen. Bei der Veranstaltungsreihe möchten wir zunächst genau hinhören, welche Themen den Gastwirten in ver-schiedenen hessischen Regionen besonders wichtig sind. Im Verlauf der Roadshow werden sich nach und nach Problemfelder heraus-kristallisieren. Und wir müssen dann schauen, welche Lösungs-ansätze wir als Branchenverband anbieten können. Erfreulich ist es, dass die Auftaktveranstal-tung bereits Eigendynamik ent-wickelt hat und das Thema in der Politik angekommen ist: Im Main-Kinzig-Kreis soll das Thema „Gasthaus tri�t Rathaus“ auf die Tagesordnung der nächsten Bürgermeisterdienstversammlung gesetzt werden.

Ergänzen Sie abschließend bitte noch den Satz: Ein Dorf ohne Gasthaus ist …KINK: … ein Dorf ohne Seele. ❙

INTERVIEWPETRA MENKEChefredakteurin, IHK Wirtschafts- Forum, Unterneh- mermagazin der IHK Frankfurtp.menke@frank- furt-main.ihk.de

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Standortpolitik

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HESSEN

„UNSEREM LAND GEHT ES GUT“Ein Gespräch mit Volker Bouffier (CDU), hessischer Ministerpräsident und stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender, über die erste schwarz-grüne Koalition eines Flächenlandes und die größten Herausforderungen für den Wirtschafts-standort Hessen.

Herr Ministerpräsident, seit ei-nem Jahr sind Sie Regierungs-chef der ersten schwarz-grünen Koalition eines Flächenlandes. Sehen Sie in dieser Konstellation nach wie vor ein Zweckbündnis oder gar ein Erfolgsmodell für den Bund und für die nächste Legislaturperiode in Hessen?BOUFFIER: Bisher funktioniert das zwischen CDU und Grünen in Hessen gut. Die Atmosphäre stimmt und die Konstellation hat ein eigenes Profi l entwickelt.

Die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede der beiden Ko-alitionspartner haben im ersten Jahr mit dazu beigetragen, neue Perspektiven zu erö� nen. Wir sind in der Verantwortung und dem Wunsch geeint, unser Land ökonomisch, ökologisch und so-zial weiter zu stärken. Wenn wir weiter auf der Erfolgsspur bleiben, wird sich zeigen, ob eine sol-che Koalition nicht auch für ein anderes Bundesland oder sogar auf Bundesebene eine Lösung

sein könnte. Nach einem Jahr Erfahrung in Hessen lassen sich zwei Dinge feststellen: Unsere schwarz-grüne Landesregierung arbeitet gerne und erfolgreich zusammen und unserem Land geht es gut.

Welche Ergebnisse der Arbeit von Schwarz-Grün haben der Wirtschaft aus Ihrer Sicht bisher am meisten genutzt?BOUFFIER: Wir haben bereits eine ganze Reihe von Entscheidungen mit positiven Wirkungen für die hessische Wirtschaft auf den Weg gebracht. Ich nenne drei: erstens, die Novellierung des Vergabe-rechts, bei der wir ganz bewusst die vor einigen Jahren eingeführ-ten erhöhten Vergabefreigrenzen beibehalten haben. Das stärkt besonders die kleinen und mit-telständischen Unternehmen vor Ort. Zweitens ist es gelungen, den Finanzplatz Frankfurt als erstes Handelszentrum für die chinesische Währung Renminbi in der Eurozone zu etablieren. Das nutzt ganz konkret den weltweit agierenden Unternehmen, die ihre Geschäfte mit dem Wachstums-markt China künftig einfacher und günstiger abwickeln können. Und drittens arbeiten wir in engem Austausch mit für die hessische Wirtschaft besonders wichtigen Branchen an Zukunftskonzepten, wie beispielsweise in der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen.

CDU und Grüne machen vor allem Strukturpolitik, legen den Fokus auf Bildung und Schul-

denbremse. Das freut auch die Wirtschaft. Aber darüber hi-naus kann die Landesregierung auch Wachstumsimpulse geben. Welche sind aus Ihrer Sicht am stärksten?BOUFFIER: Die wichtigste Vo-raussetzung für künftiges Wirt-schaftswachstum ist eine intakte Infrastruktur. Von herausragender Bedeutung ist für Hessen immer der Frankfurter Flughafen. Hier haben wir in enger Abstimmung mit der Region und Fraport einen neuen Dialog angestoßen. Und mit dem Lärmpausenmodell kön-nen die Anwohner eine Stunde mehr Ruhe bekommen, ohne dass dabei die Wettbewerbsfähigkeit des Flughafens leidet. Auch ein intaktes Straßennetz ist entschei-dend. Hierbei setzen wir einen Schwerpunkt auf die Sanierung von bestehenden Straßen und Brücken, verlieren aber auch re-gional bedeutende Neubaupro-jekte nicht aus dem Auge. Im Bereich der Schiene gibt es wich-tige Fortschritte: So läuft für die Nordmainische S-Bahn zwischen Frankfurt und Hanau inzwischen für alle Abschnitte das Planfest-stellungsverfahren, und auch der dringend notwendige Ausbau der Bahnstrecke von Hanau nach Ful-da kommt endlich voran.

In Ihre aktuelle Amtszeit als Präsident des Bundesrats fallen die Feierlichkeiten zum 25. Jah-restag der deutschen Wiederver-einigung. Was empfi nden Sie, wenn in Dresden mehr als 10 000 Menschen auf die Straße gehen

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Debatte im Hessischen Landtag.

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und „Wir sind das Volk rufen“, um gegen eine angeblich fort-schreitende Islamisierung und Überfremdung zu protestieren?BOUFFIER: Wahr ist: Der Islam ist in Deutschland Realität. Deshalb gehört er auch zu Deutschland. Wahr ist aber auch, dass Tausende Menschen auf die Straße gehen. Das zeigt erst einmal, dass sich diese Menschen Sorgen machen. Es ist Aufgabe der Politik, zu zei-gen, dass diese Ängste unbe-

gründet sind. Wir müssen ihnen die Furcht vor der angeblichen Islamisierung nehmen. Zwei Dinge müssen aber klar sein: Wer hier Stimmung macht, gefährdet den gesellschaftlichen Frieden. Für Intoleranz und Gewalttätigkeit gibt es hier keinen Platz.

Die Wirtschaft braucht Fach-kräfte, das Sozialsystem braucht Zuwanderung. Sollte Hessen jetzt nicht die Chance nutzen und die Flüchtlinge, die ja hohe Erwartungen bei ihrer Ankunft in Deutschland haben, willkom-men heißen und zügig in unsere Arbeitswelt integrieren? BOUFFIER: Zunächst ist es eine große Herausforderung für Bund, Länder und Kommunen, die bei uns Hilfe suchenden Flüchtlinge angemessen zu versorgen und unterzubringen. Das Land Hessen meistert diese Aufgabe bisher. Wir werden die Potenziale nutzen, welche die zu uns kommenden Flüchtlinge mitbringen; dazu

gehören auch die beschlosse-nen Erleichterungen bei der Ar-beitsaufnahme. Die sogenannte Vorrangprüfung entfällt nun bei-spielsweise für Hochschulabsol-venten in Engpassberufen, die die Voraussetzungen für eine Blaue Karte EU erfüllen oder für Fach-kräfte, die eine anerkannte Ausbil-dung für einen Engpassberuf nach der Positivliste der Bundesagentur für Arbeit haben beziehungswei-se an einer Maßnahme für die

Berufsanerkennung teilnehmen. Das gilt auch für Menschen, die seit 15 Monaten ununterbro-chen erlaubt, geduldet oder mit einer Aufenthaltsgestattung in Deutschland sind. Damit haben auch Flüchtlinge die Chance, re-lativ schnell in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Dies fügt sich in die Fachkräftestrategie des Landes Hessen ein.

Sie haben Bund und Länder auf-gefordert, sich bis Ostern auf eine Reform des Länderfinanz-ausgleichs zu einigen. Halten Sie es für realistisch, dass dies gelingt?BOUFFIER: Die Interessenlage der Länder ist so uneinheitlich, dass ich sehr skeptisch bin. Bund und Länder haben sich im De-zember darauf verständigt, bis zur nächsten Besprechung der Bundeskanzlerin mit den Regie-rungschefs der Länder im Juni ein Konzept für die Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen

zu erarbeiten. Insbesondere nach den jüngst verö�entlichten Zahlen für 2014 ist aber eines unstrittig: Das System des Länderfinanzaus-gleichs ist vollkommen aus den Fugen geraten.

Woran hapert es eigentlich, dass der Abbau der kalten Progression bei der Einkommensteuer zwar schon seit etlichen Jahren auf der Agenda steht, aber bislang nie richtig angepackt wurde?BOUFFIER: Die Bekämpfung der kalten Progression bleibt wei-terhin eines der wichtigsten Ziele in der Steuerpolitik. Lohn-erhöhungen, die dem Ausgleich von Preissteigerungen dienen, dürfen nicht mehr von einem höheren Steuertarif aufgezehrt werden. Wir wollen finanzielle Spielräume erarbeiten, um noch in dieser Legislaturperiode Bürger in einem ersten Schritt bei der kalten Progression zu entlasten. Voraussetzung hierfür bleiben der ausgeglichene Haushalt und der Verzicht auf Steuererhöhun-gen. Die Beseitigung der kalten Progression verstehen wir als Daueraufgabe.

Was sind die größten Herausfor-derungen für den Wirtschafts-standort Hessen in den nächsten fünf Jahren?BOUFFIER: Sicherlich die Fach-kräftesicherung – insbesondere vor dem Hintergrund des de-

mografischen Wandels. Nur mit qualifizierten Fachkräften kön-nen wir den bedeutenden Wirt-schaftsstandort Hessen weiter stärken. Auch die Angleichung der Lebensumstände in den Bal-lungszentren und den ländlichen Gebieten in Hessen ist eine große Herausforderung. Weder ver-tragen die Ballungsräume einen unkontrollierten Zuzug, noch ver-kraften die ländlichen Gebiete einen anhaltenden Wegzug der Menschen. Die unterschiedlichen Lebensbedingungen in den Bal-lungszentren und dem ländlichen Raum dürfen sich nicht zu weit auseinanderentwickeln, damit alle Regionen für die Menschen in Hessen attraktiv bleiben. Eine weitere große Herausforderung ist außerdem nach wie vor die Um-setzung der Energiewende, wobei wir an den im hessischen Energie-gipfel 2011 formulierten Zielen festhalten und uns weiterhin für eine sichere, umweltschonende, bezahlbare und gesellschaftlich akzeptierte Energieversorgung für alle hessischen Bürger und Unternehmen einsetzen. ❙

Volker Bou�er, hessischer Ministerpräsident: „Bisher funktioniert das zwischen CDU und Grünen in Hessen gut. Die Atmosphäre stimmt und die Konstellation hat ein eigenes Profil entwickelt. Wenn wir weiter auf der Erfolgsspur bleiben, wird sich zeigen, ob eine solche Koalition nicht sogar auf Bundesebe-ne eine Lösung sein könnte.“

INTERVIEWGORDON BONNETLeiter Unternehmens-kommunikation, IHK [email protected]

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Standortpolitik

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VITALE INNENSTADT

BESTNOTE FÜR DIE ERREICHBARKEITDas IFH Institut für Handelsforschung, Köln, untersucht mit Kooperationspartnern bundesweit die Vitalität der Innenstädte. In insgesamt 62 Städten wurden rund 33 000 Passanten befragt, unter anderem in Frankfurt.

Die Frankfurter Ergebnisse der Befragung „Vitale Innen-städte“ stellten Dehoga Hes-sen, Kreisverband Frankfurt, Tourismus+Congress Frankfurt,

Wirtschaftsförderung Frankfurt und IHK Frankfurt gemeinsam auf einer Pressekonferenz vor. Danach sind Vielfalt und Angebot des Einzelhandels in der Frank-furter Innenstadt von 76 Prozent der Innenstadtbesucher als sehr gut oder gut bewertet worden. Fast 62 Prozent beurteilen das gastronomische Angebot als sehr gut oder gut. Mit fast identi-

schen Bewertungen wird das Freizeitangebot in der Innen-stadt benotet. Hier zeigt sich der seit Jahren anhaltende massive Wettbewerbsdruck auf die Un-ternehmen, der sie permanent zu Verbesserungen zwingt.

Auch die Aufenthaltsqualität wurde bei der Passantenbefra-gung von den Interviewten be-wertet. Die Bestnoten sehr gut

und gut gaben für die Gestal-tung der Innenstadt 54 Prozent der Befragten. Ambiente, Atmo-sphäre und Flair haben knapp 47 Prozent mit den Bestnoten bewertet. Bei der Sauberkeit lagen diese sehr positiven Be-wertungen bei nur noch rund 36 Prozent und bei der Sicherheit bei gut 39 Prozent. In puncto Sauberkeit und Sicherheit sind

LINK ZUM THEMA

Weitere Infos online unter www.frankfurt-main.ihk.de/passantenbefragung.

Schandfl eck Hauptwache: Einzelhändler fordern schon seit Langem die Sanierung und Neugestaltung.

IHK WirtschaftsForum 03.1538

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somit kritischere Einschätzun-gen erkennbar.

Die Erreichbarkeit der Innen-stadt hat bei den Attraktivitäts-kriterien für die Innenstadt den Bestwert der Umfrage erreicht. Gut 85 Prozent der Befragten beurteilten die Erreichbarkeit

der Innenstadt als sehr gut oder gut. Als Kontrast hierzu hat das Kriterium Parkmöglichkeiten den schlechtesten Wert bei den Attraktivitätskriterien erhalten. Nur knapp 20 Prozent haben die Parkmöglichkeiten als gut oder sehr gut bewertet. Rund 28 Prozent gaben die Noten man-gelhaft oder ungenügend. Dies zeigt die relative Unzufriedenheit der Autofahrer. Dass Besucher in einer Großstadt wie Frank-furt nicht vor jedem Geschäft parken können, ist eine Selbst-verständlichkeit. Insgesamt ist aber die Zahl der Parkplätze auch während der Haupteinkaufszei-ten ausreichend, und die freien Plätze können zudem durch Park-leitsysteme gefunden werden. Allerdings dürfen die Parkgebüh-ren nicht weiter erhöht werden. Generell müssen die Hürden bei der Erreichbarkeit der Innenstadt so gering wie möglich gehalten werden.

Derzeit diskutiert die IHK Frankfurt mit der Stadtpolitik die Idee einer Reduzierung der Fahrbahn der Berliner Straße von vier auf zwei Spuren. Be-vor jedoch ein solcher Schritt realisiert wird, muss bei einer derartig zentralen Verkehrsachse zunächst untersucht werden, welche Auswirkungen er für den Zielverkehr Innenstadt hat. Auch in den Hauptverkehrs-zeiten müssen die Parkhäuser südlich der Zeil weiterhin ohne große Staus erreicht werden.

Die IHK ruft daher die politisch Verantwortlichen auf, einen Probebetrieb mit einer proviso-risch verengten Berliner Straße durchzuführen. Erst nach einem erfolgreichen Versuch sollte die Entscheidung über eine end-gültige Fahrbahnreduzierung getro�en werden.

Die Passantenbefragung er-gab ferner, dass gut zwei Drittel der Befragten in unterschiedli-cher Häufigkeit im Internet ein-kaufen. Ein Viertel der Befragten erklärte, zunehmend online ein-zukaufen und folglich seltener in die Innenstadt zu gehen. Dies hat zur Konsequenz, dass die über das Internet getätigten Umsätze dem stationären Handel unmittelbar fehlen. Zudem machen sich die zurückgehenden Innenstadtbesu-che bei den Passantenfrequenzen bemerkbar. Dadurch, dass sich diese potenziellen Kunden des Einzelhandels seltener überhaupt in der Innenstadt aufhalten, kom-men sie zudem als Spontankäufer seltener infrage.

Zwar wird Frankfurt auch international als Einzelhan-delsstandort für hoch attraktiv gehalten, was die anhaltende

Nachfrage ausländischer Han-delsunternehmen nach Einzel-handelsflächen belegt. Dennoch müssen die Anstrengungen in-tensiviert werden, diese Attrakti-vität in Zeiten des Onlinehandels auch für die Zukunft zu sichern.

Dazu zählt, den stark in die Jahre gekommenen Auftritt der Hauptwache zu überarbeiten. Das unterschiedliche Niveau des Platzes durch diverse Absätze, die überdimensionierten Eingänge zur B-Ebene und der Belag des Platzes lassen stark zu wünschen übrig. Die B-Ebene bedarf eben-falls der Aufwertung. Ähnliches gilt für die Konstablerwache. Ihr Podest wirkt trennend zwischen West- und Ostzeil und entzieht die Gebäude auf der Südseite des Platzes der Aufmerksamkeit der Passanten.

Die Frankfurter Innenstadt steht im permanenten Wett-bewerb mit leistungsfähigen Einkaufszentren in den Stadt-teilen oder auf der grünen Wiese, zunehmend aber auch mit dem Internet als gigantischem Ver-triebskanal. Unternehmen und Stadtpolitik sind also gefordert, das Notwendige zu tun. ❙

AUTORENANGELIKA ZÜLCH-BUSOLDVizepräsidentin, IHK Frankfurtinfo@wackers- ka�ee.de

DR. JOACHIM STOLLVorsitzender, Einzel-handelsausschuss, IHK Frankfurtdr.stoll@ko�er24.de

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MAIN-TAUNUS-KREIS

AUSCHWITZ UND DIE FREIHEIT HEUTEGemeinsam mit Vertretern von Politik und Gesellschaft gedachten zahlreiche Unternehmer aus dem IHK-Bezirk Frankfurt am 27. Januar in Hofheim der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 70 Jahren.

Michael Cyriax, Landrat des Main-Taunus-Kreises, erinnerte in der Gedenkveranstaltung „Auschwitz und die Freiheit heute“ im Land-ratsamt an die Mahnung des frü-heren Bundespräsidenten Roman Herzog, der den 27. Januar o� ziell zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ erklärte. Herzog stellte 1996 fest: „Die Erinnerung darf nicht enden;

sie muss auch künftige Generati-onen zu Wachsamkeit mahnen. Sie soll Trauer über Leid und Ver-lust ausdrücken, dem Gedenken der Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

Dieser Gedenktag wirkt nach den Worten von Cyriax „tief ins Heute hinein“. Um die Freiheit des Glaubens ebenso zu sichern wie

die Freiheit des Gedankens, „brau-chen wir einen wehrhaften Staat, aber auch einen o� enen Geist in unserer Gesellschaft selbst“. Des-halb sei die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und das Reden darüber so wichtig. „Diese Zeit lehrt uns, wohin es führt, wenn eine Ideologie menschen-verachtend durchgesetzt wird“, so der Landrat. Die Beispiele reichten vom massenhaften Schrecken der Konzentrations- und Vernich-tungslager bis hin zu tragischen Einzelschicksalen wie dem der Anne Frank. „Sie war ein Frank-furter Mädchen, und eine Schule in Kelkheim trägt ihren Namen. Sie ist uns also ganz besonders verbunden. Anne Frank starb An-fang März vor 70 Jahren im KZ Bergen-Belsen“, erinnerte Cyriax.

Er wies darauf hin, dass der Main-Taunus-Kreis ein welto� ener Kreis ist: „Hier leben Menschen mit Staatsangehörigkeiten aus rund 160 Ländern. Wir haben gewisser-maßen die ganze Welt zu Haus.“ Jeder Einzelne trage daher Ver-antwortung, damit ein friedliches Zusammenleben gelinge. „In den vergangenen Jahrzehnten ist uns dies sehr gut gelungen. Wir können auf unser Land und das Erreichte stolz sein. Trotzdem müssen wir gerade heute ansprechen, was in unserem Land nicht gut ist.“

Die Meinungsfreiheit bezeich-nete Cyriax als ein elementares Menschenrecht. Der freiheitliche Staat müsse diese Freiheit schüt-zen und verteidigen. Ein Mensch mit Grundrechten habe auch Verantwortung. „Wir sollten bei allen Meinungsäußerungen auch

darauf achten, dass wir andere nicht verletzen. Das gebietet uns der gegenseitige Respekt. Nicht alles, was man sagen darf, muss man auch sagen“, sagte er.

„Nicht wegschauen oder gar tolerieren werden wir auch die zu-nehmende Radikalisierung junger Menschen, die hier aufwachsen, zur Schule gehen und mancherorts im Koran auf eine Weise unter-richtet werden, die sie gezielt in die Hände des barbarischen IS treibt, dem manche sich dann als Kämpfer anschließen“, so Cyriax. „Hier werden wir wachsam sein und mit aller Härte und Schärfe des Rechtsstaates Grenzen ziehen.“ Selbst 90 Prozent der Muslime, die sich als hochreligiös bezeichnen, hielten die Demokratie für die bes-te Regierungsform, und die über-wältigende Mehrheit von ihnen habe in ihrer Freizeit Kontakte zu Nichtmuslimen. Das seien gute Vo-raussetzungen für ein friedliches, o� enes Zusammenleben.

Der frühere Bürgermeister von Oswiecim, Janusz Marszalek, stellte in der Gedenkveranstaltung ein Projekt zum Aufbau eines Friedens-zentrums in seiner Heimatstadt vor. Cyriax und Kreistagsvorsitzender Wolfgang Männer erklärten, der Main-Taunus-Kreis werde dazu ei-nen fi nanziellen Beitrag leisten. ❙

Eintrag ins Goldene Buch des Main-Taunus-Kreises: Michael Cyriax, Landrat, Janusz Marszalek, ehemaliger Bürgermeister, Oswiecim, und Wolfgang Män-ner, Kreistagsvorsitzender (v. l.).

AUTORREINHARD FRÖHLICHGeschäftsführer, Unternehmens-kommunikation, IHK [email protected]

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FORUM EHRENSACHE

MEHR WERT SCHÖPFENIn der neuen Veranstaltungsreihe „Forum Ehrensache“ werden Lösungsansätze vorgestellt, die Unternehmen benötigen, um von Corporate Social Responsibility als Wettbewerbsvorteil profitieren zu können.

„Verantwortung übernehmen, gleichzeitig den Profi t steigern und dabei noch wettbewerbs-fähig bleiben, das ist gelebte Corporate Social Responsibility“, erläuterte Prof. René Schmidpe-ter, Cologne Business School, in

seinem einführenden Vortrag bei der Veranstaltung „CSR – Image oder Nachhaltigkeit“. Sie war der Auftakt der neuen Reihe „Forum Ehrensache“.

„CSR sollte praktisch ange-gangen und als Innovationskon-

zept verstanden werden. Erst dann sehen Unternehmer den Nutzen und ziehen mit“, fügte er hinzu. Die Frage laute heute nicht mehr, „ob“, sondern „wie“ ein Unternehmen sich seiner Verant-wortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt stelle.

Das ist jedoch nur möglich, wenn ein betriebswirtschaftli-cher Ansatz verfolgt wird. Den Unternehmen muss heutzuta-ge bewusst sein, dass es ein Wettbewerbsnachteil sein kann, wenn sie CSR nicht umsetzen. Die deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenar-beit (GIZ) hat diese Heraus-forderungen für Unternehmen erkannt und unterstützt diese nach dem Shared-Value-Ansatz von Michael Porter, um diese fi t für die Zukunft zu machen. Dieser umschreibt, dass die ge-sellschaftlichen Veränderun-

gen und neue Anforderungen an Unternehmen als Potenzial und nicht als Gefahr erkannt werden. Die Kernkompetenzen des Unternehmens werden ge-nutzt und ausgebaut, somit wird die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens erhöht.

Abgerundet wurde die Ver-anstaltung mit einer Podiums-diskussion. Führungskräfte und Manager der Otto Group, Hess Naturtextilien und Fraport gin-gen dabei der Fragestellung nach, welche Rolle Stakeholder im CSR-Kontext spielen. Die Disku-tanten rechneten den Stakehol-dern eine wichtige Aufgabe, aber auch Verantwortung zu, die es im kompletten Wertschöpfungspro-zess zu berücksichtigen gilt. Eine wichtige Erkenntnis dabei war, dass die betriebswirtschaftliche Wertschöpfungskette als Kreis-lauf – und nicht als Kette mit einem Anfang und Ende – wahr-genommen werden sollte. Damit werden vor- und nachgelagerte Stufen der Wertschöpfungskette miteingeschlossen. Alle Beteilig-ten waren sich außerdem einig, dass CSR vor allem dann einen Wettbewerbsvorteil darstellt, wenn es als Bestandteil interner Innovationsprozesse gesehen wird. ❙

AUTORINEVA MARIEL BERGAUERStellvertretende Leiterin, Unterneh-mensentwicklung, IHK [email protected]

IHK-ARBEITSKREIS NACHHALTIGKEIT

Im Dezember hat der Arbeitskreis Nachhaltigkeit der IHK Frankfurt seine Arbeit aufgenommen. Rund 30 Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen sind dem Aufruf von IHK-Vizepräsidentin Mar-lene Haas gefolgt, um sich im Arbeitskreis zu engagieren. Das Gremi-um sensibilisiert die regionale Wirtschaft branchenübergreifend für das Thema Nachhaltigkeit. Haas wurde in der ersten Sitzung zur Vor-sitzenden des Arbeitskreises gewählt, Joerg Weber ist stellvertretender Vorsitzender. Weitere Infos und Kontakt: Dr. Ralf Geruschkat, E-Mail [email protected], und Eva Mariel Bergauer, E-Mail [email protected].

WEITERE INFOS

Die Vorträge der Veranstaltung „Corporate Social Responsibility – Image oder Nachhaltigkeit“ können online unter www.frankfurt-main.ihk.de/csr nachgelesen werden.

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Von links: Andreas Streubig, Otto, Christo� er Brick, GIZ, Prof. René Schmidpeter, Cologne Business School, Manuela Wehrle, Moderatorin, Kristin Heckmann, Hess Naturtextilien, und Clemens von Stockert, Fraport.

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Standortpolitik

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SERIE EXISTENZGRÜNDUNG

EIN GELUNGENER ROLLENTAUSCHJede Existenzgründung birgt eine individuelle Geschichte in sich. Die Unternehmensgründung von Grischa Götz ist dabei gleichzeitig die Geschichte einer Unternehmensnachfolge. Sie übernahm im Juli 2012 die Kinder- und Jugendbuchhandlung Eselsohr in Frankfurt-Bockenheim.

Die Kinder- und Jugendbuchhand-lung Eselsohr ist seit über 30 Jah-ren eine Institution im Frankfurter Stadtteil Bockenheim. Das tradi-tionsreiche Buchgeschäft hat mit seinem nostalgischen Charme, den knarrenden Dielen und den gemüt-lichen Sitzecken eine ganz eigene Atmosphäre. 1982 gründete Ulrike Boessneck-Voigt den Laden mit viel Liebe und Engagement. Dieselbe Leidenschaft und Einsatzbereit-schaft erwartete die Buchhändlerin von ihrer Nachfolgerin. Sie musste nicht lange überlegen, Grischa Götz zu fragen, die bereits seit 2002 zur Eselsohr-Familie gehört.

Götz wollte nach dem Abitur ursprünglich Psychologie studie-ren. Da der Andrang auf einen Studienplatz in diesem Fach sehr groß war, hat sie zunächst eine Ausbildung als Buchhändlerin gemacht, um die Wartezeit auf den Studienplatz sinnvoll zu über-brücken. Den praktischen Teil der dualen Ausbildung absolvierte sie bei „Schwarz auf Weiß“ in Viern-heim, den theoretischen Teil auf der Buchhändlerschule in Frank-furt. Während der Ausbildung entdeckte sie ihre Leidenschaft für Kinder- und Jugendliteratur. Da-her entschied sie sich nach ihrer

Ausbildung zur Buchhändlerin ge-gen ein Psychologiestudium und für ein Germanistikstudium an der Goethe-Universität in Frankfurt mit den Schwerpunkten neuere deutsche Literatur sowie Kinder- und Jugendliteratur. Psychologie und Pädagogik belegte sie in den Nebenfächern.

Der Kontakt zur Buchhandlung Eselsohr entstand durch verschie-dene Praktika bei namhaften Verla-gen vor und während ihres Studi-ums. Seitdem arbeitet Götz in der Buchhandlung, zuerst als Aushilfe neben ihrem Studium, dann zwei Jahre als Festangestellte nach ih-

rem Magisterabschluss und nun als Inhaberin. Die Kombination aus ei-ner praktischen und theoretischen Ausbildung – gepaart mit der Pas-sion für Kinder- und Jugendlitera-tur – überzeugte Boessneck-Voigt auf ganzer Linie. Seit Juli 2012 ist Götz nun die neue Inhaberin der Buchhandlung Eselsohr, die sich von Anfang an auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert hat, jedoch auch ausgewählte Spiele und Spielwaren verkauft, Veran-staltungen organisiert und zudem Bestellbuchhandlung ist.

Die angebotenen Produkte werden von Götz und ihrem sechs-

Grischa Götz, Inhaberin, Buchhandlung Eselsohr: „Ich ho� e, dass die kleine Oase in einer Zeit der Schnelllebigkeit noch lange erhalten bleibt.“ FO

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köpfigen Team, in dem auch die Gründerin weiterhin mitarbeitet, ausgesucht. Das bedeutet, Indivi-dualität und Qualität der angebo-tenen Produkte haben für sie einen hohen Stellenwert. Um das Sorti-ment einzigartig und besonders zu gestalten, hat die Buchhandlung bewusst auch viele kleinere, un-bekanntere Hersteller und Verlage im Programm. „Ziel ist es, Sachen zu führen, die man woanders nicht bekommt“, erzählt Götz.

Dieses Konzept geht auf. Eselsohr ist über die Stadtgren-zen Frankfurts hinaus bekannt und verfügt über einen großen Stammkundenkreis. Durch Veran-staltungen wie Lesenachmittage mit Kinderbuchautoren, Lesekreise, in denen sich Kinder über ver-schiedene Bücher austauschen können, oder Kooperationen mit Kindergärten, gelingt es Grischa Götz, den Kreis immer weiter aus-zubauen. Um auf die Angebote aufmerksam zu machen, nutzt sie viele Kommunikationswege, wie beispielsweise Flyer und Plaka-

te, die eigene Homepage, soziale Netzwerke oder Newsletter. Neben der Verkaufstätigkeit im Laden ist auch die Kontaktpflege mit Verlagen, Autoren, Mitbewerbern und Einrichtungen ein fester Be-standteil ihrer täglicher Arbeit.

Auch wenn sie heute ihrem Beruf mit großer Begeisterung nachgeht, war ihr der Weg in die Selbstständigkeit nicht von Anfang an klar und später auch nicht immer einfach. Götz war es wichtig, das erlernte, praktische Wissen aus der Buchhändleraus-bildung mit den theoretischen Ansätzen aus der akademischen Ausbildung zu vereinen.

Ihr großer Wunsch war es zunächst, als Lektorin zu arbeiten. Bei der Arbeit im Verlag vermisste sie jedoch den täglichen Umgang mit Menschen. Götz beschreibt sich selber als „kontaktfreudiger Kundenmensch, der die Vielfalt und den Überblick mag“. Deshalb verwarf sie den Gedanken, als Lek-torin für einen spezifischen Verlag zu arbeiten, schnell, genauso wie

die Überlegung, nach dem Magis-terabschluss zu promovieren. Als dann das Angebot für die Über-nahme des Ladens von Boessneck-Voigt kam, musste sie nicht lange überlegen. „Es war klar, wenn ich im Buchhandel bleibe, mache ich mich selbstständig. Erst in der Findungsphase entstand der Traum zur eigenen Buchhaltung, der durch das Angebot dann real wurde“, so Götz.

Neben der finanziellen Kom-ponente waren auch die zwi-schenmenschlichen Aspekte eine Herausforderung für Götz auf dem Weg in die Selbstständigkeit. An das Delegieren von Aufgaben, den Rollentausch mit der ehemaligen Chefin, das Führen von Mitarbei-tern sowie daran, die komplette Verantwortung für einen eigenen Laden zu übernehmen, musste sie sich erst gewöhnen. Zusätzlich spielten natürlich auch wirt-schaftliche Gesichtspunkte eine wichtige Rolle, da das Aufnehmen eines Kredits, die Gespräche bei Banken und das Informieren über weitere Zuschüsse ebenfalls neu für sie waren. Gerade die Finan-zierung erwies sich als unerwartet schwierig. „Es ist schon so, dass einem als Gründer auch Steine in den Weg gelegt werden können. Und der Buchhandel ist leider nicht die Branche, die großzü-gig Kredite bekommt“, sagt Götz. Nach einer ersten Ablehnung ka-men schließlich zwei Zusagen von Banken für den Kfw-Gründer-

kredit. „Letzten Endes hat mich aber auch ein privater Kredit von der Familie und Freunden geret-tet, sodass ich nicht voll auf die Bankenfinanzierung angewiesen war“, erzählt die Buchhändlerin.

Für Götz haben sich die An-strengungen trotz aller Hinder-nisse gelohnt. Die nostalgischen Räumlichkeiten, die langjährige Zusammenarbeit mit den Kollegen, das liebevoll zusammengestellte Spielwarensortiment, die treuen Stammkunden, das breite Angebot an Veranstaltungen ergeben eine bunte Mischung, die für den Erfolg des Ladens steht. „Das Schönste an meinem Job sind positive Rückmel-dungen der Kunden, denn dann wird der Erfolg spürbar“, so Götz.

Für die Zukunft von Eselsohr wünscht sich Grischa Götz wei-terhin eine gute und erfolgreiche Entwicklung. Natürlich sind die Online-Buchhandlungen große Konkurrenten. Dennoch glaubt die Buchhändlerin fest an das Konzept des Ladens, was auch die steigenden Umsatzzahlen belegen: „Ich ho�e, dass die kleine Oase in einer Zeit der Schnelllebigkeit noch lange erhalten bleibt.“ ❙

KONTAKT

Buchhandlung EselsohrGrischa Götz, InhaberinAm Weingarten 1160487 FrankfurtE-Mail kontakt@eselsohr- buchhandlung.deInternet www.eselsohr- buchhandlung.de

Weitere Kontaktadressen und Infos rund um das Thema Exis tenzgründung bei der IHK Frankfurt, Unternehmensförde-rung und Starthilfe, Stefan Mül-ler, Börsenplatz 4, 60313 Frank-furt, Telefon 0 69 / 21 97-12 77, E-Mail [email protected], Internet www.frankfurt-main.ihk.de/existenzgruendung

AUTORINELISA WRABETZReferentin, Unternehmens-kommunikation, IHK [email protected]

9. Aufschwung-Messe und KongressFür Existenzgründer und junge Unternehmer / Dienstag, 10. März, 10 bis 18 Uhr, IHK Frankfurt

Die Aufschwung-Messe ist die Leit-messe rund um Existenzgründer und junge Unternehmer in Hessen. Im vergangenen Jahr kamen 2 500 In-teressierte zur Aufschwung, infor-mierten sich und knüpften Kontakte. Auch in diesem Jahr präsentieren 250 Experten aus Institutionen,

Gründernetzwerken und Unterneh-men während der Messe ihre Ange-bote und Dienstleistungen rund um die berufliche Selbstständigkeit. In mehr als 40 Vorträgen und Praxis-foren erfahren die Besucher, wie sie beispielsweise Zukunfts trends er-kennen, neue Geschäfts ideen ent-

wickeln, Ideen, Produkte und De-signs schützen, Geldgeber von sich überzeugen, Fördermittel beantra-gen, Kunden gewinnen und sich im Wettbewerb behaupten können. Als Mitveranstalterin ist auch die IHK Frankfurt mit ihren Beratern auf der Messe präsent und informiert un-

ter anderem über Gewerberecht, Finanzierungs- und Förderange-bote sowie Businessplanerstellung. Veranstalter ist Beewell Business Events, Frankfurt. Der Eintritt kos-tet 20 Euro. Weitere Infos und An-meldung online unter www.auf-schwung-messe.de. ❙

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Unternehmensförderung und Starthilfe

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IHK-SEMINAREERFOLGREICHER UMGANG MIT ZEIT 325 Euro9. / 10. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 12 06

KUNDENORIENTIERTE KOMMUNIKATION 325 Euro11. / 12. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 12 32

ARBEITSVERTRÄGE – EINE EINFÜHRUNG 195 Euro11. / 12. März 2015 / 8 UE / 2-Abende-Seminar Telefon – 12 06

KONFLIKTE ALS CHANCE NUTZEN 325 Euro11. / 12. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 12 06

EINFÜHRUNG IN DAS FACILITY MANAGEMENT 250 Euro13. März 2015 / 8 UE / eintägiges Seminar Telefon – 12 99

DIE ERFOLGREICHE GMBH-GESCHÄFTSFÜHRUNG 650 Euroab 16. März 2015 / 20 UE / 5-Abende-Seminar Telefon – 12 95

INTERVIEW- UND FRAGETECHNIKEN BEI EINSTELLUNGSGESPRÄCHEN, TEIL 1 325 Euro16. / 17. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 14 15

DIE ENERGIESPAR-VERORDNUNG 485 Euro18. / 19. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 12 99

TELEFONTRAINING I 325 Euro25. / 26. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 12 32

EINFÜHRUNG IN DIE ERSTELLUNG VON BETRIEBSKOSTENABRECHNUNGEN 485 Euro26. / 27. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 12 99

FÜHREN DURCH ZIELE – MANAGEMENT BY OBJECTIVES (MBO) 325 Euro26. / 27. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 12 06

WORKSHOP CONTROLLING I 395 Euroab 27. März 2015 / 24 UE / 2 Wochenenden Telefon – 14 05

KOMMUNIKATION / GESPRÄCHSFÜHRUNG IM PERSONALWESEN 325 Euro27. / 28. März 2015 / 16 UE / zweitägiges Seminar Telefon – 12 06

DER WEG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT 150 Euroab 13. April 2015 / 20 UE / 5-Abende-Seminar Telefon – 14 15

BERUFSBEGLEITENDE ZERTIFIKATSLEHRGÄNGE

GRUNDZÜGE DES ARBEITSRECHTS 445 Euroab 17. März 2015 / 50 UE / ca. 3 Monate Telefon – 12 06

PROJEKTLEITER /-IN (IHK) – BERUFSBEGLEITEND 1 195 Euroab 20. März 2015 / 88 UE / ca. 4 Monate Telefon – 12 32

BUCHFÜHRUNG III – NATIONALER UND INTERNATIONALER JAHRESABSCHLUSS 850 Euroab 15. April 2015 / 120 UE / mittwochs, teilweise montags oder dienstags Telefon – 14 05

KOSTEN- UND LEISTUNGSRECHNUNG 525 Euroab 11. April 2015 / 70 UE / samstags Telefon – 14 05

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Aus- und Weiterbildung

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NORMEN

KATALYSATOR FÜR INNOVATIONENNormen haben positive Effekte für den gesamten Entstehungsprozess neuer Produkte – von der Grundlagenforschung über die Entwicklung bis zur Markteinführung. Sie tragen dazu bei, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

Die Forschung benötigt Normen beispielsweise für Terminolo-gien und Begri� sdefi nitionen. In der Produktentwicklung werden Qualitäts- und Sicherheitsnormen beachtet, darüber hinaus auch Schnittstellen- und Kompatibi-litätsnormen zu vorhandenen Systemen, Produkten oder An-lagen. Normen können die Ent-wicklung neuer Technologiefelder vorantreiben; dazu werden Mess- und Prüfnormen herangezogen. Normen nutzen Synergien und beschleunigen die Kooperation zwischen Forschung und Wirt-schaft. Normen, die zeitnah die Entwicklungen in Wissenschaft und Technik aufnehmen und be-gleiten, tragen zur Wettbewerbs-fähigkeit der deutschen Industrie sowohl im Inland als auch auf globaler Ebene bei.

Normen geben ferner den Menschen Sicherheit in allen Be-reichen des täglichen Lebens, so zum Beispiel am Arbeitsplatz, im Kinderzimmer, im Straßenverkehr oder auch beim Sport. Durch Nor-men werden wesentliche Fragen zur Sicherheit, Verträglichkeit, Gesundheit, Umwelt, Gebrauchs-tauglichkeit und Zuverlässigkeit geklärt. Normen schützen Ar-beitnehmer und unterstützen

Arbeitgeber bei der Erfüllung der Technical Compliance.

Unternehmen, die sich an der Normungsarbeit beteiligen, erzie-len wirtschaftliche Vorteile durch einen technologischen und zeit-lichen Vorsprung vor Mitbewer-bern und Partnerfi rmen. Durch die Anwendung von Normen können Transaktionskosten, beispielsweise im Einkauf und bei Ausschreibun-gen, deutlich reduziert werden. Zukunftsorientierte Unterneh-men der deutschen Großindustrie und eine Vielzahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen haben aus diesem Grund die Nor-mung fest in ihre Unternehmens-strategie einbezogen.

Aktive Mitarbeit bedeutet, die Inhalte von Normen zu gestalten und zu beeinfl ussen. Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, öf-fentlicher Hand sowie Anwender und Verbraucher legen fest, wel-che Anforderungen an Produkte, Systeme und Dienstleistungen gestellt werden oder nach wel-chen Verfahren und Methoden geprüft wird. Wer in der Normung mitwirkt, ist stets in ein Netzwerk eingebunden.

In diesem Netzwerk – den Normungsgremien – sitzen ei-nander nicht nur die künftigen Anwender der Normen und Re-gelwerke gegenüber, sondern auch potenzielle Kunden. Sie verstän-digen sich darüber, was technisch machbar sowie ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist und was der Markt verlangt. Dadurch ge-winnen die Netzwerker wertvolle Kenntnisse über Vorstellungen und Erwartungen ihrer derzeitigen und

künftigen Marktpartner. Das ist strategisches Marketing.

Ein Einstieg in die Normen-arbeit kann die Mitarbeit in ei-nem regionalen DIN-Ausschuss Normenpraxis (DIN ANP) sein. In Deutschland gibt es derzeit zwölf Regionalgruppen; die Regional-gruppe Frankfurt besteht schon seit 1918. Die Mitglieder tref-fen sich in der Regel viermal im Jahr zu einem Informations- und Erfahrungsaustausch zur Regel-

werksverfolgung, bei dem auch Beispiele zur Best Practice aus dem Arbeitsumfeld der teilnehmenden Firmen vorgestellt werden. ❙

KONTAKT

Karl-Ludwig Blumenthalc/o Siemens, Abteilung PD PA AE EC OPM SGGebäude B 598, Raum 641Industriepark Höchst65926 Frankfurt E-Mail [email protected]

AUTORKARL-LUDWIG BLUMENTHALFachgruppenlei -tung Standards and Guidelines, Siemens, Frank- furt, [email protected]

Erfolgreiche Industrieunternehmen haben die Normung längst in ihre Unternehmensstrategie einbezogen.

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Innovation und Umwelt

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KLIK

ENERGIEWENDE

STROM – REGIONAL, GRÜN, GÜNSTIGIn einer Veranstaltungsreihe gehen die IHK Frankfurt und der Regionalverband FrankfurtRheinMain der Frage nach, welche Potenziale in den Investitionen für mehr Energieeffizienz stecken und welchen Beitrag die Region zur Energiewende leisten kann.

Zur Umsetzung der Energie-wende und zur Optimierung der Energieversorgung ist mehr Flexibilitätsmanagement erfor-derlich. „In der Erschließung von unterausgelasteten dezentralen Ressourcen, wie Blockheizkraft-werken, Wärmepumpen oder Fotovoltaik-Anlagen, mittels Auswertung von Energieinfor-mationen und Datenanalysen liegen unendliche Potenziale für die Steigerung der E�zienz

unseres Energiesystems“, sagte Prof. Jens Strüker, Geschäfts-führer, Institut für Energiewirt-schaft, Hochschule Fresenius, Idstein, zum Auftakt der Ver-anstaltungsreihe „Strom – re-gional, grün und günstig“ in der IHK Frankfurt.

Flexibilität als Wirt-schaftsgutAus Sicht von Strüker wird zum Beispiel das Lastverschiebungs- und Speicherpotenzial in Gebäu-den bislang nicht ausreichend genutzt. Die damit verbundene Flexibilität stelle ein Wirtschafts-gut dar, das Grundlage für eine erhöhte Energiee�zienz und für neue Geschäftsmodelle sei. Ne-ben dem Einsatz als Regelener-gie trete auch die ökonomische

Nachfragesteuerung als Kapa-zitätsressource zur Spit-

zenlastabdeckung

hinzu. In der Metropolregion FrankfurtRheinMain seien hier schon einige vielversprechende Pilotprojekte auf dem Weg, so Strüker.

Eine Voraussetzung dafür sei der zeitnahe Austausch der Erzeugungs- und Verbrauchs-daten unter den Partnern auf der lokalen Ebene und mittels Preissignalen über die Energie-märkte: „Geteilte Energiedaten sind doppelte Freude.“ Auch ohne die Subventionen des Erneuer-bare-Energien-Gesetzes (EEG) seien einige dieser Projekte schon wirtschaftlich rentabel, etwa lo-kale Energienetze (sogenannte Arealnetze oder Micro-Grids) oder Mieterstrommodelle.

Da die Potenziale sich nur schrittweise erschließen, sei es ratsam, auch auf regionaler Ebe-ne viele Entdeckungsverfahren in Gang zu setzen und Erfahrungen mit Energiedaten zu sammeln, die unter anderem intelligente Zähler (sogenannte Smart Me-

ter) liefern würden.

Die neue Devise laute: Lasst uns zuerst Informationen über An-gebot und Bedarf von Wärme und Strom vor Ort erheben und dann schauen, wann und wie viel Strom eingespeist oder bezogen werden soll.

Klimaschutz scha�t MehrwertVeranstalter der neuen Reihe „Energiewende quo vadis“ sind der Regionalverband Frankfurt-RheinMain und die IHK Frank-furt. Beide wollen erkunden, welche regionalen Potenzia-le sich aus der Energiewen-de für mehr Klimaschutz und neue Geschäftsmodelle erge-ben. Verbandsdirektor Ludger Stüve hob die Bedeutung des Klimaschutzes hervor. „An der Erderwärmung und den daraus resultierenden Konsequenzen kommt niemand mehr vorbei“, betonte er. Klimaschutz koste Geld, scha�e aber auch Mehr-wert. „Selbst China hat erkannt, dass das Wachstum der Volks-wirtschaft auf Dauer nicht durch rücksichtslosen Umgang mit der Umwelt erkauft werden kann.“ Der Regionalverband suche eine Antwort auf die Frage, wie die Kosten-Nutzen-Relation der Energiewende in ein vernünf-tiges Gleichgewicht gebracht werden kann.

Industrie ist Energie-lieferantIHK-Geschäftsführer Detlev Os-terloh sagte, der beste Beitrag zum Klimaschutz sei jeweils das

IHK WirtschaftsForum 03.1546

Innovation und Umwelt

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Kilowatt, das aufgrund e�zien-ter Produktionsprozesse erst gar nicht verbraucht werde. Aller-dings dürfe nicht erwartet wer-den, dass der Strombedarf in der industriestarken Region Frank-furtRheinMain so schnell durch erneuerbar erzeugten Strom aus der Region komplett befriedigt werden könne. Die Industrie als großer Wärmeerzeuger sei nicht nur ein Verbraucher, sondern auch ein wichtiger Lieferant von Energie. In der Nutzung der industriellen Wärmeenergie lägen weitere Potenziale für den besseren Klimaschutz in der Region.

In der Veranstaltung kriti-sierte Dr. Clemens Christmann, Geschäftsführer, Vereinigung der hessischen Unternehmerver-bände, die milliardenschweren Subventionen durch das EEG. Diese verteuerten den Indus-triestandort Deutschland und verursachten Verlagerungen von Investitionen der Industrie ins Ausland. Ein intelligenter Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbarer Erzeugung und mehr Energiee�zienz sei richtig, dürfe aber nicht weiter zulasten der internationalen Wettbewerbsfähigkeit strom-intensiver Unternehmen gehen.

Gegen neue Einspeise-vergütungenChristmann forderte, den Aus-bau von Windkraft, Biomasse und Fotovoltaik zukünftig nur noch indirekt zu fördern. Für neue Anlagen dürften keine Einspeisevergütungen über 20

Jahre mehr zugesagt werden. Stattdessen solle der Staat die Energieversorger verpflichten, von Jahr zu Jahr einen wach-senden Anteil an Ökostrom zu vermarkten. Dies bringe die Energiewende weiter voran und sorge für mehr Wettbe-werb zwischen Energieträgern, Techniken, Regionen und An-lagegrößen, sagte Christmann, der sich davon preisdämpfende E�ekte erho�t.

Windenergiepotenziale stärker nutzenMichael Häußer, Geschäfts-führer, Luftstrom Energie-gesellschaft, Mühlheim, und Vorsitzender Regionalverband Südhessen, Bundesverband für Windenergie, warb für die ver-stärkte Nutzung der Windener-giepotenziale in der Region. Die Windenergie sei ein wichtiger Beitrag zur dezentralen Energie-versorgung, wodurch kostspieli-ge überregionale Versorgungs-netze kleiner ausfallen könnten. Dezent rale Energieversorgung mittels Windkraftanlagen, ver-bunden mit lokaler Wertschöp-fung für die Kommunen und Bürgerbeteiligung, seien wichtig für die Verankerung und Akzep-tanz der Windkraft in der Regi-on. Häußer plädierte für eine verstärkte Forschung, Förderung und Ausbau der lokalen Strom-speicherung, damit der fluktu-ierende Wind-Sonnenstrom und andere alternative Energieträger den Ansprüchen an eine verläss-liche Energieversorgung gerecht würden. ❙

VERANSTALTUNG

Energie ernten – Betriebs-kosten senkenMittwoch, 10. Juni, 16 Uhr, IHK Frankfurt, Infos online un-ter www.region-frankfurt.de

AUTORREINHARD FRÖHLICHGeschäftsführer, Unternehmens-kommunikation, IHK [email protected]

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Ausgabe April:

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HESSISCHER EXPORTPREIS

INTERNATIONALE ERFOLGSREZEPTEBis 20. April können sich Unternehmen in den Kategorien „Handwerk grenzenlos erfolgreich“, „Service und Beratung international“ sowie „Innovative Exportstrategien“ um den Hessischen Exportpreis 2015 bewerben.

Das hessische Ausfuhrgeschäft zeigte sich im vergangenen Jahr einmal mehr robust. Von Januar bis November exportierten Un-ternehmen aus Hessen Waren und Dienstleistungen im Wert von über 54 Milliarden Euro – ein Anstieg um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeit-

raum. Angesichts zahlreicher internationaler Störfaktoren, mit spürbaren Auswirkungen auf den Außenhandel, kann die hessische Exportwirtschaft somit auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken.

Dass sich die Rahmenbe-dingungen in 2015 nicht min-

der herausfordernd gestalten, deutet die Studie „Going In-ternational 2014 / 2015“ an. Die Umfrage, an der sich 2 000 auslandsaktive deutsche Un-ternehmen beteiligten, weist auf leicht eingetrübte Erwar-tungen hin. Zwar nehmen hessische Unternehmer die Geschäftsperspektiven für das laufende Jahr in den wenigs-ten Märkten tatsächlich als schlecht wahr. Dennoch fallen die Bewertungen durchweg negativer als noch im Vorjahr aus.

Gerade in einem solchen unsicheren Wirtschaftsumfeld braucht es mehr als nur ein gutes Produkt, um internatio-nal wettbewerbsfähig zu sein. Gute Exportstrategien sind genauso unverzichtbar wie das Wissen um die Besonderheiten der regi onalen Absatzmärkte.

Hessische Unternehmen sind in dieser Hinsicht sehr gut aufgestellt. Ein breites Port-folio an Produkten wird von hessischen Exporteuren erfolg-reich in die verschiedensten Länder und Regionen der Welt geliefert – neben Fahrzeugen, Fahrzeugteilen und Maschinen insbesondere pharmazeutische und chemische Erzeugnisse. Hessen ist, mit einem Anteil von 13,2 Prozent am deutsch-landweiten Export, nach Ba-den-Württemberg nicht nur der Topexporteur von Pharma-mitteln. Mit einem Anteil des Auslandsumsatzes von rund 53 Prozent am Gesamtumsatz weist das Bundesland darüber

hinaus eine für Deutschland überdurchschnittliche Export-quote auf.

Weil das Exportgeschäft kein Selbstläufer ist, prämieren die hessischen Industrie- und Handelskammern, die hessi-schen Handwerkskammern und das Land Hessen zum dritten Mal internationale Geschäfts-erfolge hessischer Unterneh-men. Am 6. Juli werden die Ge- winner im Vorfeld des hessi-schen Außenwirtschaftstags von Hessens Wirtschaftsmi-nister, Tarek Al-Wazir, mit dem Hessischen Exportpreis ausge-zeichnet.

Bis zum 20. April können sich mittelständische hessische Unternehmen mit maximal 250 Beschäftigten in Deutschland in den drei Kategorien „Hand-werk grenzenlos erfolgreich“, „Service und Beratung inter-national“ sowie „Innovative Ex-portstrategien“ um den Preis bewerben. ❙

AUTORJULIAN ECKERTReferent, International, IHK [email protected]

LINK ZUM THEMA

Weitere Infos zum Hessischen Exportpreis und Bewerbungs-unterlagen online unter www.hessischer-exportpreis.de.

IHK WirtschaftsForum 03.1548

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AHK SAUDI-ARABIEN

Zusammenarbeit intensivierenDie Delegation der Deutschen Wirtschaft in Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen (AHK Saudi-Arabien) hat ihr J obvermittlungs- und Praktikumsprogramm für saudische Studenten in Deutschland ausgebaut.

Mehr als 50 saudi-arabische Stu-denten nahmen am 19. Dezember am zweiten Job-Forum in der IHK Frankfurt teil, das von der AHK Saudi-Arabien in Zusammenar-beit mit dem Generalkonsulat des Königreichs Saudi-Arabien in Frankfurt und der Kulturabteilung der saudi-arabischen Botschaft in Berlin organisiert wurde. Ziel der Veranstaltung war es, sau-dische Studenten an deutschen Hochschulen an deutsche Un-ternehmen in Saudi-Arabien zu vermitteln. Die Studenten, die von der AHK vorselektiert wurden, kamen aus ganz Deutschland angereist, um sich über die vielfäl-tigen Aussichten zu informieren,

die sich Absolventen in deutschen Unternehmen bieten.

Deutsche Unternehmen in Saudi-Arabien haben einen großen Bedarf an Nachwuchskräften in den unterschiedlichsten Sektoren, wie Verfahrenstechnik, Elektro-technik und Bauingenieurwesen. Mit der Veranstaltung in Frankfurt führte die AHK ihre im Jahr 2013 in Hannover ins Leben gerufene Initi-ative für saudische Studenten fort.

Die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien haben sich in den vergan-genen Jahren zunehmend positiv entwickelt. In Djidda und in Riad gibt es beispielsweise deutsche Schulen und die König-Fahd-Aka-

demien in Bonn und Berlin werden von der saudischen Regierung un-terstützt. Mit dem Stipendiatenpro-gramm von König Abdallah sind in den vergangenen Jahren mehr als 1 500 junge Menschen zum Studie-ren nach Deutschland gekommen. An der King-Saud-Universität gibt es einen Studiengang für Deutsch-Arabische Übersetzung.

Wichtigstes Mittel bei der Ver-mittlung des aktuellen Deutsch-

landbilds ist die deutsche Spra-che. Im Mittelpunkt steht hierbei der Studiengang Übersetzer für Deutsch in Riad, an dem jährlich etwa 100 Studenten eingeschrie-ben sind. Daneben werden auch Abendsprachkurse angeboten. Das Interesse am Studienstandort Deutschland steigt in Saudi-Ara-bien stetig. Gemeinsame Projekte sollen die Zusammenarbeit künftig weiter intensivieren. ❙

KONTAKT

Delegation der Deutschen Wirtschaft für Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen (AHK Saudi-Arabien), Andreas Hergenröther, Delegierter, Futuro Tower, 4th Floor, Al Ma’ather Street, P. O. Box 61695, Riyadh 11575, Königreich Saudi-Arabien / Kingdom of Saudi Arabia, E-Mail [email protected], Internet http://saudiarabien.ahk.de

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BRASILIEN

TRINKWASSER – EIN KOSTBARES GUTDer brasilianische Umwelt- und Energiemarkt ist der größte Lateinamerikas. Die Bereiche Management von Wasser-ressourcen und Abfall bieten gute Marktchancen für kleine und mittelständische deutsche Unternehmen.

Der brasilianische Umweltmarkt wächst: Mit dem Programm zur Wachstumsbeschleunigung (Programa de Aceleração do Crescimento) erhöht die brasi-lianische Bundesregierung ihre Investiti onen in die Infrastruk-tur und dabei hauptsächlich in die Kanalisation. Dennoch hat knapp ein Fünftel der brasiliani-schen Bevölkerung (34 Millionen Menschen) keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, vor allem im Norden und Nordosten des Landes.

Die Abwässer von 113 Milli-onen Menschen (52 Prozent der Bevölkerung) werden immer noch nicht ausreichend behandelt. Die Mehrheit dieser Personen (rund 95 Millionen) leben in kleinen bezie-hungsweise mittleren Städten mit bis zu 100 000 Einwohnern.

Um dieser enormen Nachfrage gerecht zu werden, hat die Bun-desregierung in Zusammenarbeit mit der staatlichen Sparkasse (Caixa Econômica Federal) und der staatlichen Entwicklungsbank (Banco Nacional de Desenvolvi-

mento Econômico) zwischen 2011 und 2014 circa zwölf Milliarden Euro in das Kanalisationssystem investiert. Neben den staatlichen Mitteln sind auch private Unter-nehmen durch ö� entlich-private Partnerschaften (PPP) im Markt vertreten. So haben bereits zahl-reiche mittelgroße Städte (100 000 bis 500 000 Einwohner) durch PPP die Wasserversorgung und Abwas-serbehandlung an private oder teilprivate Unternehmen vergeben.

Obwohl Brasilien eines der Länder mit den größten Süß-

wasservorkommen weltweit ist (13 Prozent), sind die Vorkom-men ungleich verteilt. Ein Großteil (65 Prozent) konzentriert sich in der Amazonasregion, wo jedoch nur 13 Prozent der Bevölkerung leben. Zugleich leidet der Süd-westen, die bevölkerungsreichste Region Brasiliens (45 Prozent der Bevölkerung), unter akutem Was-sermangel. Darunter leiden neben der Bevölkerung auch die Indus-trie sowie die Landwirtschaft. In der Region wachsen die Inves-titionen sowohl ö� entlicher als

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Müllkippe von Gramacho in Rio de Janeiro.

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auch privater Unternehmen in Lei-tungs-, Wiederverwertungs- und Filtersysteme. Dazu zählen auch große Bauunternehmen, welche im Bereich Green Buildings aktiv sind und deshalb Wohnanlagen und Wohnhäuser mit Systemen zur Wiederverwendung des Was-sers bauen.

Im Bereich der Wasserwirt-schaft und Kanalisation gibt es gute Möglichkeiten zum Markt-eintritt für deutsche Unterneh-men. So besteht ein Bedarf an Beratungsleistungen in den Be-reichen Hochwasserprävention, Gewässerschutz (Flüsse und Seen) sowie e�ziente Wassernutzung und -wiederverwendung in Indus-trie, Wohngebäuden und Land-wirtschaft. Zudem können sich deutsche Unternehmen mit Mess-geräten zur Qualitätsanalyse und mobilen Reinigungseinheiten für Haushalts- und Industrieabwäs-ser in den brasilianischen Markt einbringen. Auch die Einbringung von Erfahrungen und finanzielle Beteiligungen an PPP-Projekten im Bereich der Aufbereitung von Haushaltsabwässern bieten interessante Chancen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche wei-tere Geschäftsmöglichkeiten für Anlagen und Zubehör in anderen Bereichen. Transportkosten sowie Zollgebühren können jedoch den Preis der Produkte erhöhen. Daher empfiehlt es sich, lokale Partner zu finden, die über entsprechende Produktionsanlagen verfügen.

In Brasilien werden jähr-lich rund 80 Milliarden Tonnen Hausmüll produziert, wovon 80 Prozent gesammelt werden. Da-von landen wiederum 58 Prozent auf o�ziellen Mülldeponien und 42 Prozent auf unkontrollier-ten Anhäufungen. Brasilianische Großstädte wie Salvador, Brasília und Porto Alegre besitzen noch keine o�ziellen Mülldeponien, auch der Großteil der Deponien mittelgroßer Städte (zwischen

100 000 und 500 000 Einwoh-nern) gelangt an seine Kapazi-tätsgrenzen. In den knapp 6 000 brasilianischen Gemeinden gibt es insgesamt lediglich 994 Projekte zur Förderung der getrennten Müllsammlung beziehungsweise des Recyclings.

Die Situation sollte sich lan-desweit durch die Einführung der Nationalen Politik der fes-ten Abfälle (Política Nacional de Resíduos Sólidos) verbessern. Das Gesetz legt die Verantwortung für die korrekte Verwaltung und Endlagerung des Mülls für Her-steller, Vertriebe, Konsumenten und Gemeindeverwaltungen fest. Allerdings wird es zu großen Über-schüssen an recycelbaren Materi-alien sowie organischen Abfällen für die Kompostierung führen. Um diesen Umständen gerecht zu werden, bilden Gemeinden und Unternehmen PPP zum Bau von Mülldeponien – oft in Form von Konsortien mit Beteiligung meh-rerer Unternehmen verschiedener Branchen (Investoren, Betreiber, Technologielieferanten) sowie mehrerer Gemeinden. Dadurch erö�nen sich diverse Marktchan-cen für deutsche Unternehmen in folgenden Bereichen: Bera-tungsdienstleistungen zur Ein-führung von Rückwärtslogistik in Industrie und Vertrieb, Beratung zum Umgang mit Abfällen der Elektronikindustrie sowie beim Bau von Mülldeponien, neue Technologien zur Nutzung von Polymeren, Projekte zum Bau von Recyclinganlagen, energetische Nutzung von organischen und anorganischen Abfällen. ❙

LINK ZUM THEMA

Weitere Infos online unter www.ahkbrasil.com.

FRANKFURTER AUSSENWIRTSCHAFTSKALENDER

Workshop zu Markterschließung BrasilienDonnerstag, 19. März, IHK Frank-furt, 10 bis 15.30 Uhr, Telefon 0 69 / 21 97-15 06

Erfolgreiche Kommunikation mit koreanischen GeschäftspartnernDonnerstag, 26. März, IHK Frank-furt, 9 bis 17.30 Uhr, Telefon 0 69 / 21 97-12 16

Internationaler StammtischMontag, 13. April, 19 Uhr, Bar James, English Theatre, Gallus-anlage 7, Frankfurt, Telefon 0 69 / 71 91 65 81, E-Mail [email protected], Inter-net www.newcomers-network.de/stammtisch

Verleihung des Hessischen Exportpreises 2015Montag, 6. Juli, IHK Frankfurt, 18 Uhr, Telefon 0 69 / 21 97-15 06

Hessischer Außenwirtschafts-tag 2015Dienstag, 7. Juli, IHK Frank-furt, 8.45 bis 18 Uhr, Telefon 0 69 / 21 97-15 06

Weitere Infos und Anmeldung zu den Veranstaltungen online unter www.frankfurt-main.ihk.de/ver-anstaltungen.de. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist teil-weise gebührenpflichtig.

AUTORINDANIELY ANDRADELeiterin, Abteilung Umwelt, erneuer-bare Energien und Energiee�zienz, AHK São [email protected]

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HESSISCHER AUSSENWIRTSCHAF TSTAG

WACHSTUMSMÄRKTE IM FOKUSProf. Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, München, hält den Impulsvortrag auf dem diesjährigen Hessischen Außenwirtschaftstag. Er findet am Dienstag, 7. Juli, in der IHK Frankfurt statt.

Insgesamt 1,2 Milliarden Euro mehr als im Vorjahreszeitraum überwiesen ausländische Impor-teure von Januar bis November 2014 an hessische Unternehmen. Für das Exportplus von 2,3 Pro-zent sorgten in erster Linie die Zuwachsraten aus den für Hessen wichtigsten Absatzmärkten. In die Europäische Union, die mit einem Anteil von 57 Prozent be-deutendste Absatzregion, war ein Anstieg der Ausfuhren von drei Prozent zu verzeichnen.

Negativ entwickelte sich die Nachfrage wenig überraschend in Osteuropa. Hier sind die Aus-fuhren hessischer Unternehmen im vergangenen Jahr deutlich eingebrochen – zwischen Januar und November 2014 sank der Wert der Exporte nach Russland im

Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent, in die Ukraine sogar um 30 Prozent. Für 2015 ist zunächst keine Besserung in Sicht. Vielmehr sehen mehr als die Hälfte der betro� enen hessischen Unternehmer schlechter werdende Geschäftsperspektiven in dieser Region. Damit stellt Osteuropa den einzigen Markt dar, der von der Mehrheit der Unternehmen pessimistisch bewertet wird.

Vielversprechende Zahlen lie-fert hingegen der Außenhandel mit den wichtigsten Abnehmer-ländern, den USA, Frankreich und Großbritannien. Die Exporte in den französischen und großbritanni-schen Markt entwickelten sich dynamisch – für Frankreich stieg der Ausfuhrwert um fünf Pro-zent im Vergleich zum Vorjahr, für Großbritannien um zehn Prozent.

Im Besonderen trägt jedoch der US-amerikanische Markt zum hessischen Exportwachstum bei. Ohne die Ausfuhren in die USA würde das Exportplus um 1,9 Pro-zentpunkte schwächer ausfallen und nur noch 0,4 Prozent be-tragen. Damit profi tiert Hessen überproportional von der guten Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten. Während deutschland-weit der Wert der Exporte über den Nordatlantik um knappe sechs Prozent zulegte, waren dies für Hessen mit einem Zuwachs von

mehr als einer Milliarde Euro über 17 Prozent.

Inwieweit das Transatlanti-sche Freihandelsabkommen (TTIP) für zusätzlichen Schwung in den Geschäftsbeziehungen zu den USA sorgen könnte, wird derzeit ebenso leidenschaftlich diskutiert wie die potenziellen Gefahren dieses Vertrags. Die Bedeutung des Frei-handels wird daher Kernthema der Podiumsdiskussion im Rahmen des Hessischen Außenwirtschaftstags am Dienstag, 7. Juli, sein. Neben Nordamerika und Europa werden auch viele weitere Märkte und Regionen im Fokus des Veranstal-tungsprogramms stehen: Chinas Wirtschaft wandelt sich – mehr Innovation statt mehr Produktion. Können die niedrigen Ölpreise die stagnierende Nachfrage aus Indi-en und Thailand wieder ankurbeln oder verlangsamt sich die Dynamik der asiatischen Wachstumsmärkte dauerhaft? Wie entwickelt sich Lateinamerika, und kann Brasili-

en seine Strukturprobleme über-winden? Über diese und andere Themen werden Experten mit den Teilnehmern der sechs Workshops diskutieren.

Prof. Hans-Werner Sinn, Prä si -dent, Ifo-Institut für Wirtschafts-forschung, wird in seinem Impuls-vortrag das Thema Außenwirt-schaft aus einer wissenschaft-lichen Perspektive betrachten. Während des Außenwirtschafts-tags haben die Teilnehmer darüber hinaus die Möglichkeit, sich von Experten aus dem Netzwerk der Deutschen Auslandshandelskam-mern (AHK) in Einzelgesprächen beraten zu lassen. ❙

AUTORJULIAN ECKERTReferent, International, IHK [email protected]

LINK ZUM THEMA

Weitere Infos online unter www.hessischer-aussenwirt-schaftstag.de.

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Zum hessischen Importwachstum trägt ins-besondere der US-amerikanische Markt bei.

IHK WirtschaftsForum 03.1552

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IHK WirtschaftsForum 03.15 53

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IHK-BEZIRK FRANKFURT

AN DEN STEUERSCHRAUBEN GEDREHTAbermals müssen Unternehmen in vielen Kommunen des IHK-Bezirks Frankfurt höhere Steuern zahlen. Sieben von 25 Gemeinden erhöhen in 2015 ihren Gewerbesteuerhebesatz, eine Senkung erfolgt nirgends.

In der Stadt Frankfurt sowie in den Kommunen der Landkreise Hochtaunus und Main-Taunus erhöhen 60 Prozent der Städ-te und Gemeinden ihre Steu-ern. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der IHK Frankfurt. Die Kommunen begründen die Erhö-hungen durchweg damit, dass ansonsten die Genehmigung des Haushalts gefährdet sei. In diesem Zusammenhang wirft schon die geplante Reform des kommunalen Finanzausgleichs ihre Schatten voraus.

Danach werden alle Kom-munen, deren Gewerbesteuerhe-besatz niedriger als 357 Prozent liegt, reicher gerechnet als sie tatsächlich sind. Im Umkehr-

schluss bedeutet dies, dass das Land annimmt, die Kommune habe einen geringeren Finanz-bedarf und benötige somit ge-ringere Zuweisungen aus dem Finanzausgleich. Um dieser Fehl-einschätzung entgegenzuwirken, sehen sich viele Kommunen, deren Hebesatz niedriger als 357 Pro-zent ist, schon jetzt gezwungen, diesen zu erhöhen.

AusgabenkürzungenDiese Entwicklung schadet letzt-lich dem Wirtschaftsstandort Hessen. Die hessischen IHKs for-dern deshalb, beim kommunalen Finanzausgleich den sogenannten Nivellierungshebesatz bei 310 Prozent zu belassen und nicht –

wie vom hessischen Finanzminis-ter geplant – auf 357 beziehungs-weise bei den kreisfreien Städten sogar auf 454 Prozent anzuheben. Außerdem sollten die Kommunen ihre Haushalte noch stärker durch Ausgabenkürzungen konsolidie-ren und auf Steuererhöhungen verzichten.

Liederbach erhöht seinen Ge-werbesteuerhebesatz am stärks-ten, und zwar um 50 Punkte von 310 auf 360 Prozent. Diese Erhö-hung bewirkt, dass eine Kapitalge-sellschaft, das sind insbesondere Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) und Aktienge-sellschaften (AG), jetzt 12,6 (bis-her 10,85) Prozent ihres Gewinns beziehungsweise Gewerbeertrags als Gewerbesteuer an die Kom-mune abführen muss. Dies sind über 16 Prozent mehr als bisher. Damit nähert sich die Gewerbe-steuerbelastung in Liederbach der Körperschaftsteuerbelastung, die deutschlandweit einheitlich 15 Prozent für Kapitalgesellschaf-ten beträgt, immer mehr an.

Ob die Erhöhung bei Per-sonenunternehmen eine zu-sätzliche Belastung verursacht, muss – wegen der bestehenden Verrechnungsmöglichkeit mit der Einkommensteuer – im Einzelfall

geprüft werden. Zu den Personen-unternehmen zählen vor allem Einzelunternehmen, Gesellschaf-ten bürgerlichen Rechts (GbR), of-fene Handelsgesellschaften (OHG) und Kommanditgesellschaften (KG). Neben Liederbach erhöhen den Gewerbesteuerhebesatz im Main-Taunus-Kreis Bad Soden von 280 auf 310 und Kelkheim von 310 auf 330 Prozent.

Anstieg setzt sich verstärkt fortIm Hochtaunuskreis hebt König-stein den Gewerbesteuersatz mit 35 Prozentpunkten von 345 auf 380 Prozent am stärksten an. Es folgt die Schutzschirmgemein-de Steinbach, die diesen Satz nach einer Anhebung in 2014 um 15 Prozentpunkte in diesem Jahr um weitere 15 Punkte auf 350 Prozent erhöht. Neu-Anspach und Grävenwiesbach heben ihren Gewerbesteuerhebesatz jeweils um zehn Punkte auf 355 bezie-hungsweise 310 Prozent an.

Den höchsten Gewerbesteuer-hebesatz im Hochtaunuskreis hat mit 385 Prozent nach wie vor Bad Homburg, im Main-Taunus-Kreis Hofheim mit 370 Prozent. Den niedrigsten Gewerbesteuerhe-besatz im IHK-Bezirk hat immer noch Eschborn mit 280 Prozent. Es folgen Bad Soden, Eppstein, Grä-venwiesbach, Kronberg, Schmit-ten und Sulzbach mit jeweils 310 Prozent.

Der schon in den zurückliegen-den Jahren zu verzeichnende An-stieg der Gewerbesteuerhebesätze setzt sich verstärkt fort. So steigt der durchschnittliche Gewerbe-

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Hofheim

380Königstein

Friedrichsdorf | Usingen | Hattersheim | Schwalbach

350Steinbach

Liederbach

Neu-Anspach

345Glashütten | Hochheim1

Oberursel

Bad Homburg

Frankfurt

RANKING GEWERBESTEUERHEBESÄTZE 2015 IM IHK-BEZIRK FRANKFURT (Stadt Frankfurt, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis)

Hebesätze 2015 Hebesätze 2014, wenn im Jahr 2015 eine Hebesatzänderung erfolgte

Da noch nicht alle Kommunen ihren Haushalt 2015 verabschiedet haben bzw. noch nicht alle Haushalte von der Aufsichtsbehörde genehmigt worden sind, können sich noch Änderungen ergeben.1 IHK-Bezirk Wiesbaden

Eschborn 280

280

300

310

310

310

Eppstein | Kronberg | Schmitten | Sulzbach

310Grävenwiesbach

310Bad Soden

330Kelkheim

330Flörsheim | Kriftel | Weilrod

335

340Wehrheim

WEITERE INFOS

Eine Gesamtübersicht über die Entwicklung der Gewer-be- und Grundsteuern im Be-zirk der IHK Frankfurt online unter www.frankfurt-main.ihk.de (Suchbegriff „Realsteu-eratlas“).

IHK WirtschaftsForum 03.1554

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steuerhebesatz im Vergleich zum vergangenen Jahr im Main-Tau-nus-Kreis von 321 auf 330 Prozent, im Hochtaunuskreis von 335 auf 344 Prozent. In Frankfurt beträgt der Gewerbesteuerhebesatz auch in diesem Jahr 460 Prozent. Ka-pitalgesellschaften müssen somit 16,1 Prozent ihres Gewinns bezie-hungsweise Gewerbeertrags an die Stadt abführen. Dies ist ein höherer Betrag als die Körperschaftsteuer, deren Satz deutschlandweit ein-heitlich 15 Prozent beträgt.

GrundsteuerhebesatzFast die Hälfte der Kommunen im IHK-Bezirk Frankfurt hebt den Grundsteuerhebesatz B zum Teil spürbar an, acht davon hat-ten diesen bereits 2014 erhöht. Hier liegen Königstein und Neu-Anspach mit jeweils 200 Prozent-punkten von 340 auf 540 Prozent vorne. Mit 150 Punkten folgen Flörsheim (340 auf 490 Prozent) sowie Kelkheim mit 120 Punkten (von 330 auf 450 Prozent). Da der Grundsteuerhebesatz B für alle Grundstücke mit Ausnahme der land- und forstwirtschaftlichen gilt, sind von dessen Anhebung unter anderem auch Unternehmer und Mieter betro�en. In Frankfurt liegt der Grundsteuerhebesatz B bei 500 Prozent. ❙

AUTORALFRED SIEGLStellvertretender Geschäftsführer, Recht und Steuern, IHK [email protected]

Rechts- und Steuertipps�✔ Nichtbeanstandungsregelung

bei Reverse Charge für Metalllie-ferungen

Mit Schreiben vom 22. Januar er-weitert das Bundesministerium der Finanzen die Nichtbeanstandungs-regelung für die Anwendung des Reverse-Charge-Verfahrens bei Me-talllieferungen im Inland. Umsätze, die im Zeitraum vom 1. Januar bis ein-schließlich 30. Juni 2015 ausgeführt werden, können demnach auf Basis der Rechtslage nach dem Kroatien-Begleitgesetz netto berechnet wer-den, auch wenn die erneute Änderung durch das Zollkodexanpassungsgesetz dem entgegensteht.

�✔ Anwendungsbereich des Kroatien-Begleitgesetzes ein-geschränkt

Mit dem sogenannten Kroatien-Begleitgesetz wurde für im Inland ausgeführte Metalllieferungen zum 1. Oktober 2014 die Steuerschuld-umkehr eingeführt. Aufgrund erheb-licher Kritik der Wirtschaft wurde der Anwendungsbereich der Regelung in § 13b Abs. 2 Nr. 11 Umsatzsteuer-gesetz (UStG) mit dem Zollkodex-anpassungsgesetz eingeschränkt. Dazu wurde die Anlage 4, die die Gegenstände gelistet anhand von Zolltarifnummern enthält, die nach § 13b Abs. 2 Nr. 11 Umsatzsteuerge-setz unter die Steuerschuldumkehr fallen, deutlich reduziert. Zudem wur-de eine Bagatellgrenze von 5 000 Euro eingeführt.

�✔ Nichtbeanstandungsfrist bis 30. Juni bestätigt

Für Unternehmen, die bislang ihre internen Prozesse noch nicht umge-stellt haben und Lieferungen noch nach altem Recht (Rechtslage vor dem 1. Oktober 2014) brutto abrechnen, hat das Bundesfinanzministerium (BMF) bereits mit Schreiben vom

5. Dezember eine Nichtbeanstan-dungsfrist bis zum 30. Juni 2015 eingeräumt. Diese wird im nun vor-liegenden Schreiben nochmals auf-genommen. Unternehmen, die bereits auf das Reverse-Charge-Verfahren nach dem Kroatien-Begleitgesetz (Rechtslage ab dem 1. Oktober 2014) umgestellt haben, fielen jedoch nicht unter diese Regelung. Das BMF räumt diesen Unternehmen nun ebenfalls eine Nichtbeanstandungsregelung bis zum 30. Juni 2015 ein. Das Ministeri-um kommt damit einer Forderung der Wirtschaft nach. Weitere Infos online unter www.bundesfinanzministeri-um.de (Suchbegri�e „Umsatzsteuer“, „BMF-Schreiben“).

�✔ Lohnsteuerliche Behandlung von Rabatten an Arbeitnehmer von dritter Seite

Mit Schreiben vom 20. Januar re-agiert das Bundesministerium der Finanzen (BMF) auf die Urteile des Bundesfinanzhofs vom 18. Oktober 2012 und vom 10. April 2014 zur lohnsteuerlichen Behandlung von Rabatten von dritter Seite. Das BMF legt fest, auf welche weiteren Fäl-le beziehungsweise unter welchen weiteren Voraussetzungen Rabatte an Arbeitnehmer von dritter Seite als Arbeitslohn lohnsteuerlich zu erfas-sen sind. Weitere Infos online unter www.bundesfinanzministerium.de (Suchbegri� „BMF-Schreiben“).

�✔ Steuerliche Behandlung von Reisekosten bei der Gewinn-ermittlung

Mit Schreiben vom 23. Dezember hat das Bundesfinanzministerium zur ertragsteuerlichen Beurteilung von Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Betriebs-stätten und von Reisekosten unter Berücksichtigung des steuerlichen Reisekostenrechts zum 1. Januar 2014

und der Anwendung bei der Gewinn-ermittlung Stellung genommen. Das Schreiben umfasst zahlreiche Bei-spiele, aufgegri�en werden unter anderem folgende Punkte: Aussagen zur Betriebsstätte / Tätigkeitsstät-te, Dauerhaftigkeit einer Tätigkeit, häusliches Arbeitszimmer, Ausübung der Tätigkeit an mehreren Betriebs-stätten. Weitere Infos online unter www.bundesfinanzministerium.de (Suchbegri�e „Umsatzsteuer“, „BMF-Schreiben“).

�✔ Anerkennung der Ausgangs-vermerke im Atlas-Verfahren als Ausfuhrnachweis für Umsatzsteu-erzwecke

Mit Schreiben vom 23. Januar erkennt die Finanzverwaltung neben dem klassischen Ausgangsvermerk bezie-hungsweise Alternativ-Ausgangsver-merk auch andere im IT-Verfahren Atlas erzeugte Ausgangsvermerke als Nachweise der Umsatzsteuerbe-freiung für Ausfuhrlieferungen nach § 4 Nr. 1a UStG an. Die Grundsätze des Schreibens des Bundesfinanz-ministeriums gelten in allen o�enen Fällen. Weitere Infos online unter www.bundesfinanzministerium.de (Suchbegri�e „Umsatzsteuer“, „BMF-Schreiben“).

�✔ Klarstellung zur Nichtbean-standungsregelung bei Reverse Charge für Bau- und Gebäude-leistungen

Mit Schreiben vom 4. Februar stellt das Bundesfinanzministerium (BMF) klar, dass auf Bauleistungen, die vor dem 15. Februar begonnen, aber erst nach dem 30. September 2014 er-bracht wurden und die entsprechend der ab dem 1. Oktober geltenden Rechtslage nicht unter die Steuer-schuldumkehr (Reverse Charge) fallen, die Nichtbeanstandungsregelung des BMF-Schreibens vom 5. Februar 2014 ebenfalls anwendbar ist. ❙

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Recht und Steuern

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EU-BIL ANZRICHTLINIE

HARMONISIERUNG SCHREITET VORANDas Bundesjustizministerium hat den Referentenentwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der EU-Bilanzrichtlinie vorgelegt. Diese ist bis 20. Juli in nationales Recht umzusetzen und beinhaltet Änderungen bei den Vorschriften zur Rechnungslegung.

Mit der neuen EU-Bilanzrichtlinie über den Jahresabschluss, den konsolidierten Abschluss und da-mit verbundene Berichte von Un-ternehmen bestimmter Rechtsfor-men schreitet die Harmonisierung des europäischen Wirtschafts-raums – auch im Bereich der Finanzberichterstattungspflicht – weiter voran. Die Richtlinie ist bis zum 20. Juli durch die Mit-gliedsstaaten in nationales Recht umzusetzen. Sie soll erstmals auf Jahresabschlüsse anzuwenden sein, deren Berichtszeitraum nach dem 31. Dezember 2015 beginnt. Das Bundesjustizministerium hat mit Stand vom 27. Juli 2014 den Referentenentwurf eines Gesetzes zur Umsetzung dieser Richtlinie verö�entlicht.

Der Gesetzgeber hatte bereits 2012 durch das Kleinstkapital-gesellschaften-Bilanzrechtsän-

derungsgesetz (MicroBilG) er-hebliche Erleichterungen für Kleinstunternehmen gescha�en, die nun künftig durch die Um-setzung der EU-Richtlinie wei-tere Modifizierungen erfahren sollen. Der Referentenentwurf sieht insbesondere Änderungen des Handelsgesetzbuchs (HGB), des Publizitätsgesetzes (PublG), des Aktiengesetzes (AktG) und des Gesetzes betre�end die Gesell-schaft mit beschränkter Haftung (GmbHG) vor.

GrößenmerkmaleWesentliche Änderung des Re-ferentenentwurfs ist, dass die Größenmerkmale für die Klassifi-zierung kleiner, mittelgroßer und großer Kapitalgesellschaften und diesen gleichgestellten Personen-gesellschaften angehoben werden sollen. Gleiches gilt für Konzerne.

Die höheren Größenmerkmale sollen bereits auf Jahresabschlüs-se anzuwenden sein, die nach dem 31. Dezember 2013 folgende Geschäftsjahre umfassen. Da die neuen Größenmerkmale rückwir-kend angewendet werden sollen, könnte sich demnach für viele Unternehmen eine Änderung der Größenklasse bereits erstmals zum 31. Dezember 2013 ergeben.

Gemäß Referentenentwurf sollen von diesen Erleichte-rungen folgende Unternehmen ausgenommen sein: Investment-gesellschaften des Kapitalanla-gegesetzbuchs, Unternehmens-beteiligungsgesellschaften und andere Unternehmen, deren ein-ziger Zweck darin besteht, Beteili-gungen an anderen Unternehmen zu erwerben und zu verwalten, ohne dass diese Unternehmen un-mittelbar in die Verwaltung dieser

Unternehmen eingreifen. Für die Investmentgesellschaft und die Unternehmensbeteiligungsge-sellschaft ergab sich dies bisher bereits aus dem Investmentgesetz (InvG) beziehungsweise aus dem Gesetz über Unternehmensbetei-ligungen (UBGG).

BefreiungsvorschriftenWeiter sollen die im HGB ent-haltenen Befreiungsvorschriften sprachlich abgeändert werden. Die in einem Konzernabschluss ein-bezogenen Tochterunternehmen (Tochterkapital- und Personenge-sellschaften) waren bisher unter bestimmten Voraussetzungen von den strengen Rechnungsle-gungs- und Publizitätspflichten befreit, sofern das Mutterunter-nehmen eine Verlustübernahme eingegangen war. Nunmehr sieht der Entwurf für die Befreiung

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von der Rechnungslegungs- und Publizitätspflicht vor, dass das Mutterunternehmen für das Tochterunternehmen eine Au-ßenhaftung begründen soll („das Mutterunternehmen hat sich be-reit erklärt“). Nach dem Referen-tenentwurf soll künftig auch ein Tochterunternehmen verpflichtet sein, zusätzlich zur O�enlegung des Konzernabschlusses durch das Mutterunternehmen den Kon-zernabschluss des Mutterunter-nehmens zu verö�entlichen, was im Ergebnis zu einer zweifachen O�enlegungspflicht desselben Konzernabschlusses führt. Auf Personenhandelsgesellschaften, die zugleich Mutterunternehmen sind, sollen nach dem Bilanzricht-linien-Umsetzungsgesetz (BilRUG) die Befreiungsvorschriften nicht anwendbar sein, sodass sie neben ihrem Konzernabschluss zugleich ihren Einzelabschluss o�enlegen müssten.

LageberichterstattungErhebliche Änderungen sollen sich weiter im Bereich der An-hang- und Lageberichterstattung ergeben. So soll für Angaben, die bislang wahlweise in der Bilanz oder im Anhang gemacht werden konnten, eine Anhangbericht-erstattung verpflichtend werden. Weiter soll der Ausweis von au-ßerordentlichen Aufwendungen

und Erträgen in der Gewinn- und Verlustrechnung zugunsten einer Darstellung von Betrag und Art dieser Aufwendungen und Erträ-ge im Anhang entfallen. Hinzu kommen sollen erweiterte oder gar neue Angaben wie Angaben zu sonstigen finanziellen Ver-pflichtungen (zum Beispiel aus Altersversorgung sowie gegenüber verbundenen und assoziierten Unternehmen), Angaben zu den Ereignissen nach dem Bilanz-stichtag, ein Vorschlag für die Ergebnisverwendung oder die Darstellung zu den latenten Steu-ersalden und ihren Bewegungen im abgelaufenen Geschäftsjahr.

UmsatzerlöseDer Referentenentwurf sieht zu-dem vor, die Definition der Um-satzerlöse neu zu fassen: Künf-tig sollen in den Umsatzerlösen auch nicht für die gewöhnliche Geschäftstätigkeit der Gesell-schaft typische Umsatzerlöse aufzunehmen sein. Zudem sollen auf Kleinstgenossenschaften die für Kleinstkapitalgesellschaften geltenden Erleichterungen der Rechnungslegungsvorgaben über-tragen werden.

Darüber hinaus soll die Ab-schreibung für selbst gescha�ene immaterielle Vermögensgegen-stände des Anlagevermögens oder eines entgeltlich erworbenen Ge-

schäfts- oder Firmenwerts auf mindestens fünf und höchstens zehn Jahre festgelegt werden, so-fern die voraussichtliche zeitliche Nutzung dieser Vermögensgegen-stände nicht bestimmt werden kann.

BürokratieabbauÜber die aufgeführten Regelungen hinaus ergeben sich für Kon-zernabschlüsse keine erhebli-chen Änderungen. Der Entwurf sieht insoweit lediglich noch bei Bilanzierung von assoziierten Unternehmen, ergänzend zur Zwischenergebniseliminierung, eine Schulden-, Aufwands- und Ertragskonsolidierung vor.

Hinsichtlich des abweichen-den Stichtages eines Tochter-unternehmens galt nach Han-delsgesetzbuch bislang, dass ein Tochterunternehmen auf einen Zwischenabschluss verzichten kann, wenn der Abschlussstich-tag des Tochterunternehmens um nicht mehr als drei Monate vor dem Stichtag des Konzern-abschlusses liegt. Gemäß dem Referentenentwurf sollen die bis zu drei Monate nach dem Kon-zernabschlussstichtag liegenden Fälle den bisherigen Vorgaben gleichgestellt werden.

Für Minderheitenanteile soll eine einheitliche Postenbezeich-nung „Nicht beherrschte Anteile“

eingeführt werden. Außerdem sieht der Referentenentwurf noch Änderungen betre�end die Pflicht zur Angabe zu den Bezügen für Mitglieder des Geschäftsfüh-rungsorgans, eines Aufsichtsrats, eines Beirats oder einer ähnlichen Einrichtung des Mutterunterneh-mens sowie für frühere Mitglieder vor. Die Angabe der Bezüge soll künftig unterbleiben, wenn sich anhand dieser Angabe die Bezüge eines Mitglieds dieser Organe feststellen lassen.

Mit dem BilRUG will der Ge - setzgeber die europäischen Vor-gaben der EU-Bilanzrichtlinie in nationales Recht umsetzen, wobei die dabei zur Verfügung stehenden Wahlrechte zum Bü-rokratieabbau möglichst genutzt werden sollen. Wesentliche Än-derungen betre�en insbesondere die Bewertung, den Ausweis, den Anhang und die Konzernrech-nungslegung. Es bleibt abzuwar-ten, was letztendlich bis Juli in das deutsche Recht umgesetzt werden wird. ❙

STEUERFÄLLIGKEITEN IM MÄRZ

StaatssteuernAm 10. März 2015 werden fäl-lig: Vorauszahlung auf die Kör-perschaftsteuer sowie die Ein-kommensteuer einschließlich Solidaritätszuschlag und gegebe-nenfalls Kirchensteuer der Veranlag-ten für das erste Quartal 2015.Umsatzsteuer- / Mehrwertsteuer-Vorauszahlung für den Monat Fe-bruar 2015 der Monatszahler. Mo-natszahler ist jeder Unternehmer, dessen Umsatzsteuer im Kalen-derjahr 2014 mehr als 7 500 Euro betragen hat; Monatszahler sind auch solche Unternehmer, die ihre

berufliche oder gewerbliche Tätig-keit im Jahr 2014 oder 2015 aufge-nommen haben (Existenzgründer).Im Februar 2015 einbehaltene Lohn- und Kirchensteuer so-wie einbehaltener Solidaritäts-zuschlag, wenn die für das Ka-lenderjahr 2014 abzuführende Lohnsteuer mehr als 4 000 Euro betragen hat.Im Februar 2015 einbehaltene Bauabzugsteuer (Abführung an das für den beauftragten Bauun-ternehmer zuständige Finanzamt; weitere Infos online unter www.finanzamt.de).

AUTORCHRISTIAN AURICHReferendar, Recht und Steuern, IHK [email protected]

IHK WirtschaftsForum 03.15 57

Recht und Steuern

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ARGAND’OR

DER BAUM DES LEBENSArgand’Or mit Sitz in Bad Homburg vertreibt original handgepresstes Arganöl aus Marokko. Produkte mit Arganöl werden nicht nur in der gehobenen Küche verwendet, sondern auch in der Kosmetikindustrie verarbeitet.

„Wir haben die Argand’Or im Jahr 2005 gegründet, um eines der kostbarsten Lebensmittel und wertvollsten Hautpfl egemittel – handgepresstes Arganöl – in seiner Ursprünglichkeit zu be-wahren und vielen Menschen, auch außerhalb Marokkos, nä-herzubringen“, erzählt Rudolf Bresink, Firmengründer und Ge-schäftsführer. „Der Arganbaum wird in den Berberfamilien als Baum des Lebens wertgeschätzt“,

so Mohamed El Karz, ebenfalls Gründer und Geschäftsführer. Das Öl aus den Arganmandeln sei für die Berber sowohl Lebensmittel als auch heilsame Medizin für viele Krankheiten.

Produkt des JahresMit ihrem Einsatz wollen Bre-sink und El Karz dazu beitragen, dass die Bedeutung des Argan-baums nicht in Vergessenheit gerät. Arganbäume wachsen ausschließlich im Gebiet um das Atlasgebirge in der sogenannten Arganeraie und sind trotz großer Anstrengungen vom Aussterben bedroht. Es existieren nur noch etwa 20 Millionen Bäume.

Die beiden Gründer stell-ten 2005 auf der Weltleitmesse

Biofach in Nürnberg Arganöl erstmalig der Ö� entlichkeit vor. Handgepresstes Arganöl wurde zum „Produkt des Jahres“ gewählt und löste einen regelrechten Trend aus. Das kostbare Öl ist seitdem fester Bestandteil in der gehobenen Küche und ein begehr-ter Wirksto� in der Kosmetik. Vom Büro in Bad Homburg wer-den der weltweite Vertrieb und die neu gegründete Firma Argand’Or Maroc Group in Agadir geleitet.

Durch ihre Arbeit und in Ko-operation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale

Zusammenarbeit (GIZ) unter-stützt Argand’Or die Frauen-kooperativen der Arganeraie (Unesco-Weltkulturerbe) in ih-rem Bestreben, die überlieferte, jahrhundertealte Tradition der Herstellung des Arganöls mittels Handpressung und die einzigar-tige Kulturlandschaft der Argan-bäume zu erhalten. Argand’Or hat aus dem noch vor wenigen Jahren unbekannten Arganöl in kürzester Zeit eine internationale Marke entwickelt.

Sie zeigt beispielhaft, wie aus einem Schwellenland tra-ditionelles Wissen um die Heil-kraft natürlicher Produkte in einem hoch industrialisierten Land erfolgreich vermarktet werden kann, ohne die Lebens-bedingungen der Menschen im Ursprungsland zu verschär-fen. Vielmehr erfüllt

KONTAKT

Argand’Or Ferdinandstraße 961348 Bad HomburgE-Mail [email protected] www.argandor.de

Anfang des Jahres wurde Argand’Or in die Neuaufl age des „Lexikon der deutschen Weltmarkt-führer“ aufgenommen: Rudolf Bresink (1. v. l.) und Mohamed El Karz (2. v. r), Geschäftsführer, Argand’Or, mit Dr. Florian Langenscheidt (2. v. l.) und Prof. Bernd Venohr, Herausgeber (1. v. r.). FO

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Im Atlasgebirge wachsen etwa 20 Millionen Arganbäume.

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das handgepresste Arganöl von Argand’Or die strengen Maß-stäbe des Biosiegels und des „Commerce Equitable“, also des fairen Handels. Zwischenzeit-lich arbeiten 1 300 Berberfrauen für Argand’Or, und rund 6 000 Menschen leben insgesamt vom Verkauf der Produkte.

Für sein nachhaltiges Unter-nehmenskonzept wurde das junge Unternehmen schon mit zahl-reichen Preisen ausgezeichnet. Diese reichten vom Produkt des Jahres im Gründungsjahr 2005

über den Hessischen Gründerpreis, Großer Preis des Mittelstandes (Finalist), Global Connect Award (Nominierung), bis zur Aufnahme des Unternehmens in das Lexikon der deutschen Weltmarktführer im Januar. Dort werden 750 deut-sche Unternehmen der Weltspitze vorgestellt, die für die Innovati-onskraft in ihrer Branche stehen. Das internationale Magazin ODE wählte Argand’Or in die Organic Top 17.

Heilende und antioxi-dative WirkungIn Anerkennung der fairen und nachhaltigen Geschäftsidee wur-de die Geschäftsführung sogar vom marokkanischen König emp-fangen. „Dieser hat nicht nur selbst eines unserer Argand’Or-Produkte, Öl in Kapselform, wel-

ches das Immunsystem stärken soll, probiert, sondern war auch besonders begeistert von dem sozialen Aspekt des Argand’Or-Projekts“, erzählt El Karz.

Die Berberfrauen erhalten von Argand’Or für ihre tradi-tionelle Handpressung einen deutlich höheren Lohn als bei der industriellen Kaltpressung. „Natürlich wirkt sich der höhere Einkaufspreis auch auf den Preis der hochwertigen Produkte aus“, sagt Bresink. So können Kunden das Speiseöl neben dem Inter-netshop ausschließlich in aus-gesuchten Feinkostgeschäften, Reformhäusern und Biofach-märkten kaufen.

Forscher haben in hand-gepresstem Arganöl gesunde Inhaltssto� e entdeckt, die in dieser Kombination in keinem anderen Öl zu fi nden sind. Die antioxidative Kraft resultiert aus dem hohen Anteil an lebens-wichtigen ein- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Das Öl ist ungewöhnlich reich an Vitamin E und an natürlichen Antioxidantien. Arganöl kann den Cholesterinspiegel senken. Seine pfl anzlichen D-7-Sterole gelten in der Krebsprävention als neue Ho� nungsträger.

Die heilende und antioxidati-ve Wirkung, vor allem gegen freie Radikale, wird zunehmend von der Kosmetikindustrie erkannt. So wird Argan-Hautöl als eines der

potentesten Anti-Aging-Mittel für die Haut gesehen. Aus diesem Grund hat Argand’Or neben Bio-speiseöl und Bioarganöl-Kapseln auch zertifi zierte, vegane und tierversuchsfreie Naturkosmetik, wie Hautöl, Bodylotion, Pfl ege-creme und Seife, in sein Pro-gramm aufgenommen.

Immaterielles Kultur-erbe„Unser Ziel ist es, Arganöl welt-weit zu vermarkten und damit die sozialen, ländlichen Strukturen in der Arganeraie zu erhalten“, sagt Bresink. In einigen europäischen Ländern seien die Produkte schon in den Geschäften vertreten, Russ-land und USA würden sich lang-sam entwickeln.

Mit dem aktuellen Beschluss der Unesco, den Arganbaum und die traditionelle Herstellung des Arganöls mittels der einzigarti-gen Handpressung in die Liste des dringend erhaltungsbedürf-tigen immateriellen Kulturer-bes aufzunehmen, erfährt das Argand’Or-Projekt eine weitere internationale Anerkennung. ❙

AUTORINVALENTINA SCHEULeiterin Geschäfts-stellen Bad Hom-burg und Hofheim, IHK [email protected]

antioxidative Kraft resultiert aus dem hohen Anteil an lebens-wichtigen ein- und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Das Öl ist ungewöhnlich reich an Vitamin E und an natürlichen Antioxidantien. Arganöl kann den Cholesterinspiegel senken. Seine pfl anzlichen D-7-Sterole gelten in der Krebsprävention als neue Ho� nungsträger.

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Von der Frucht zum Öl (l., M.). Besuch einer Frauenkooperative anlässlich der Produktion des Buches „Arganöl - Das Kochbuch“: Rudolf Bre-sink, Geschäftsführer, Argand‘Or, Stefan Wiertz, Autor und Koch, Ines Halfmann-Wiertz, Mohamed El Karz, Geschäftsführer, Argand‘Or (v. l.).

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Unternehmensreport Unternehmensreport

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03 | 2015FocusV·E·R·L·A·G·S

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Impressum:Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG,Sontraer Straße 6, 60386 Frankfurt am Main, Telefon 0 69/42 09 03-75Die Textbeiträge in diesem Verlagsfocus wurden von den werbenden Unternehmen verfasst.

Aktuelle UntersuchungOhne Bürgschaftsbank weniger Kredite Seite II

FinanzierungAlternative Unternehmens-fi nanzierungen müssen sorgfältig geplant werden Seite IV

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Mittelstandsfi nanzierung, Banken, Factoring und Bürgschaftsversicherung

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Mittelstandsfinanzierung, Banken, Factoring und Bürgschaftsversicherung

Ohne Bürgschaftsbank weniger KrediteHäufig ermöglicht erst eine Sicherheit der Bürgschaftsbank Hes-sen die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Unternehmensnachfolger oder Existenzgründer – auch wenn diese erfolgversprechende Businesspläne vorlegen. Denn im Gegensatz zu großen Firmen fehlen KMU häufig Eigenkapital, Sicherheiten und interne Ressourcen für ein eignes Berichtssystem. Dies ist das wichtigste Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der THM Busi-ness School der Technischen Hochschule Mittelhessen im Rahmen der Promotionsarbeit von Anke Valentin an der Edinburgh Napier University.

Die Forscherin konnte auf Basis einer Befragung von 157 Unter-nehmen, die von der Bürgschaftsbank unterstützt wurden, belegen, welchen wesentlichen Wettbewerbsfaktor das hessische Bürg-schaftswesen für KMU darstellt. Tatsächlich wären ohne dieses En-gagement viele Kredite erst gar nicht vergeben worden.

Somit profitieren alle Beteiligten: Unternehmen haben besseren Zugang zu Krediten, Banken können ihr Risiko senken und wäh-rend der Laufzeit können Bank-Kunden-Beziehungen vertieft und Vertrauen aufgebaut werden, was zukünftige Kreditentscheidungen erneut erleichtert.

Dass viele hessische Unternehmen sehr wohl kreditwürdig sind, beweist einmal mehr die Bilanz der Bürgschaftsbank Hessen: Im Jahr 2014 konnten 290 Bürgschaften und Garantien übernommen werden, die erst ein Volumen an Investitionen und Betriebsmitteln in Höhe von 124 Millionen Euro ermöglichten. Damit wurden über 3.400 Arbeitsplätze in Hessen gesichert oder neu geschaffen.

Die Bürgschaftsbank Hessen haftet dabei gegenüber den Kredit-gebern in Höhe der übernommenen Bürgschaft. Eine Inanspruch-nahme auf Zahlung kommt tatsächlich eher selten vor. 2014 wurde

die Bürgschaftsbank lediglich bei zwei Prozent der übernommenen Engagements aus den Bürgschaften in Anspruch genommen.

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Vermögen professionell von Experten managen lassenWer seine berufliche Existenz in die eigenen Hände nimmt, trägt eine große Verantwortung. Unternehmer, Freiberufler sowie Handel und Gewerbetreibende müssen neben ihrer eigent-lichen Geschäftstätigkeit viele weitere Aspek-te im Auge behalten, um langfristig wirtschaft-lich erfolgreich zu sein.

Betriebsplanung, Auftragslage, Liquiditäts-management, Finanzierungen, Kostenef-fizienz, konjunkturelle Entwicklungen und steuerliche Rahmenbedingungen – all das muss berücksichtigt werden. Aber auch die Vermögensanlage spielt eine wichtige Rolle. Selbstständige, die langfristig freies Vermö-gen im Unternehmen zur Verfügung haben, sollten nicht dabei zusehen, wie dieses aufgrund von aktuellem Zinstief und Inflation auf Sparbüchern oder Tagesgeldkonten an Kaufkraft verliert und schrumpft. Ziel sollte vielmehr sein, Vermögen zu sichern oder zu vermehren.

Experten raten daher, zumindest einen Teil des Vermögens in Wertpapieren anzulegen. Angesichts von Kapitalmärkten, die ständig in Bewegung sind, fehlt insbesondere Selbst-ständigen oft die Zeit, sich regelmäßig um ihre Geldanlage zu kümmern. Eine Alterna-tive ist, dies einem Spezialisten zu überlas-sen. Selbstständige können beispielsweise mit dem professionellen Vermögensmanage-ment der Commerzbank bereits ab kleinen Anlagesummen auf die Expertise und das Know-how erfahrener Anlagespezialisten zurückgreifen. Diese kümmern sich laufend darum, dass die Vermögensanlage bestmög-lich strukturiert und optimal investiert ist.

Grundlage dafür sind das persönliche Anlageziel und die individu-elle Risikoneigung. So können Ertragschancen aus verschiedenen Anlageformen genutzt und Risiken reduziert werden. Selbstständige haben so mehr Zeit, sich um ihr Unternehmen zu kümmern. Wei-tere Informationen unter www.commerzbank.de/geschaeftskunden

| VerlagsFocusMittelstandsfinanzierung, Banken, Factoring und Bürgschaftsversicherung II

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Diagnose Mittelstand 2015Unternehmen fi nanziell gut ausgestattet, aber zurückhaltend bei Investitionen

Der deutsche Mittelstand ist hervorragend kapitalisiert: Mit einer Ei-genkapitalquote von 22,3 Prozent im Mittel wird ein neuer Rekord-wert erreicht. Die Steigerung des Eigenkapitals ist dabei in allen Betriebskategorien erfolgt. Auch Kleinunternehmen mit einer Um-satzgröße unter einer Million Euro verfügen mit 17,2 Prozent über ein solides Eigenkapitalpolster. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Diagnose Mittelstand 2015“ des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, für die die Bilanzdaten mittelständischer Unternehmen ausgewertet wurden.

Trotz einer hervorragenden Ausstattung mit Eigenkapital halten sich die Unternehmen aber bei den Investitionen zu-rück. Nur noch knapp 16 Pro-zent der Sparkassen-Experten geben an, dass ihre Kunden mehr Investitionsmittel abfra-gen. 45,8 Prozent der Firmen-kunden aus dem Mittelstand haben weniger Investitionsmit-tel abgerufen als im Vorjahr. Über die Hälfte der Unterneh-men investiert, um Maschinen und Anlagen zu ersetzen. Nur noch 19,7 Prozent der Firmen investiert, um zu expandieren. Das ist der niedrigste Wert seit 2010.

Die hauptsächlichen Grün-de für die Zurückhaltung bei Investitionen sehen die Sparkassen-Experten in der Unsicherheit durch geopolitische Krisen und die weitere wirtschaftliche Entwick-lung der Euro-Zone. Schon jetzt ist die Umsatzrentabilität der mittelständischen Un-ternehmen rückläufi g: 2013 betrug der Wert 6,4 Prozent nach 7,7 Prozent im Vorjahr.

Die Hoffnung, dass die außerordentlich guten Finanzierungsbe-dingungen zu einem Investitionsschub führen, habe sich bisher leider nicht erfüllt, so DSGV-Präsident Georg Fahrenschon bei der Vorstellung der Studie in Berlin. „Niedrige Zinsen und immer mehr billiges Geld können allein keinen Investitionsaufschwung bewirken. Deswegen braucht die Euro-Zone auch keine weitere Ausweitung der Bilanz der Europäischen Zentralbank über den breit gestreuten Ankauf von Staatsanleihen“, sagte Fahrenschon. Stattdessen seien der Abbau von Schulden sowie Reformen zur Stärkung der Wettbe-werbsfähigkeit in den einzelnen Euro-Ländern erforderlich. Fahren-schon: „Nur so kann das dringend notwendige Vertrauen der Unter-nehmer in die Leistungsfähigkeit Europas wieder gestärkt werden.“

Abermals gestiegen sind die Personalkosten der mittelständischen Unternehmen: Die höheren Tarifabschlüsse führten zu einer Stei-gerung der Personalaufwandsquote um 1,2 Prozentpunkte auf 19,2 Prozent in der Trendrechnung für 2013.

Die 14. Aufl age der Sparkassen-Studie „Diagnose Mittelstand“ zeigt, dass trotz der Zurückhaltung bei Investitionen und der verrin-gerten Rentabilität viele mittelständische Unternehmen ihre Wachs-tumschancen für 2015 optimistisch einschätzen. 65,8 Prozent der befragten Sparkassen-Berater für Firmenkunden sehen die aktuel-

le Lage der Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr unverändert. 16 Prozent der Experten sehen sogar eine Verbesserung der Situa-tion ihrer Geschäftspartner für das Jahr 2014. In der Summe halten die Experten der 416 deutschen Sparkassen ein Wirtschaftswachs-tum für 2015 von bis zu 1,5 Prozent für möglich.

Grundlage für die „Diagnose Mittelstand“ ist mit über 250.000 Bi-lanzen pro Jahr die größte derartige Sammlung von Jahresabschlüs-sen Deutschland. Die Analyse der Sparkassen-Finanzgruppe gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Mittelstands. Ergänzt wird die Bilanzdatensammlung durch eine Expertenbe-fragung in den Sparkassen. Hierfür wurden im Oktober 2014 die Firmenkundenberater aller Sparkassen um ihre Bewertung der Ge-schäftslage mittelständischer Unternehmen gebeten.

Kontakt: Stefan Marotzke [email protected]

VerlagsFocus | Mittelstandsfi nanzierung, Banken, Factoring und BürgschaftsversicherungIII

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Warum sich die Finanzaufsicht manchmal für Pralinen interessiertAlternative Unternehmensfi nanzierungen müssen sorgfältig geplant werden

Eigentlich eine tolle Idee: Eine Confi serie wollte expandieren. Finan-ziert wurden die Expansionspläne aber nicht durch eine Bank. Statt-dessen lieh man sich das benötigte Geld von den eigenen Kunden. Diese stellten der Confi serie jeweils einen Betrag zwischen 2.000 und 20.000 Euro für drei Jahre zur Verfügung. Die Geldanlage wur-de den Anlegern durch die Verzinsung versüßt. Die erfolgte nämlich in Form einer jährlichen Lieferung von Pralinen. Da lag es auf der Hand, dass das Ganze „Genussrecht“ getauft wurde.

Zunächst sah alles nach einem vollen Erfolg aus. Es fanden sich ausreichend Geldgeber, um die geplante Expansion zu fi nanzieren. Bei der Confi serie freute man sich außerdem über die positiven Ne-beneffekte der ungewöhnlichen Finanzierung. Die teilnehmenden Kunden wurden noch enger an das Unternehmen gebunden. Da viele Zeitungen über die außergewöhnlichen „Genussrechte“ be-richteten, erzielte die Confi serie sogar bundesweite Aufmerksamkeit mit ihrer Finanzierung.

Das tragische Ende einer guten Idee Die Erfolgsgeschichte der „Genussrechte“ endete dann aber jäh. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat der Konfi serie die weitere Ausgabe der „Genussrechte“ untersagt. Au-ßerdem verlangte die BaFin, dass die bereits angenommen Gelder umgehend an die Anleger zurückgezahlt werden müssen.

Auch bei der Finanzierung steckt der Teufel im DetailDie BaFin stufte die Annahme der Gelder als sogenanntes Einlagen-geschäft ein. Und nach dem Kreditwesengesetz dürfen nur Banken das Einlagengeschäft betreiben. Wer über keine Bankzulassung verfügt, bekommt nicht nur Ärger mit der BaFin. Es droht außerdem ein Strafverfahren. Das unschöne Ende der „Genussrechte“ hätte sich leicht vermeiden lassen, wenn die Confi serie in den Verträgen mit den Kunden ein Detail anders geregelt hätte. Wenn in die Ver-träge eine sogenannte Nachrangklausel aufgenommen wird, liegt nämlich kein Einlagengeschäft vor. Eine solche Klausel schränkt die Leistungspfl icht gegenüber den Geldgebern im Fall der drohenden sowie im Fall der bereits eingetretenen Insolvenz ein.

Das Beispiel der „Genussrechte“ zeigt, dass alternative Finan-zierungskonzepte durchaus auch Vorteile gegenüber einer klassi-schen Bankfi nanzierung haben können. Wie so oft steckt aber auch hier der Teufel im Detail.

Autor: Thomas Böcker Rechtsanwalt bei RBS RoeverBroennerSusat in Frankfurt am Main

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Prof. Knut RingatAm 29. Februar hat-te Prof. Knut Rin gat eigentlich seinen 55. Geburtstag. Weil es in diesem Jahr kei-nen 29. Februar gab, feiert er 2016 erst sei-nen 14. Geburtstag. In 2008 kam Ringat zum Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), seit September 2009 ist er Sprecher der Geschäftsführung. Zuvor war er nach leitenden Funk-tionen in Dresden seit 1994 Ge-schäftsführer beim Zweckverband Verkehrsverbund Oberelbe, ab 2000 leitete er zudem parallel den Verkehrsverbund Oberelbe. Ringat

ist Vizepräsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), stellvertreten-der Aufsichtsratsvor-sitzender der VDV eTicket, Präsident der Deutschen Verkehrs-wissenschaftlichen

Gesellschaft, Honorarprofessor der TU Dresden und stellvertre-tender Aufsichtsratsvorsitzender der RTW Planungsgesellschaft. Seit April 2014 ist er zudem Mit-glied der IHK-Vollversammlung; dem Verkehrsausschuss der IHK Frankfurt gehört er seit Juni 2011 an. ❙

Prof. Martin WentzAm 28. Februar feier-te Prof. Martin Wentz seinen 70. Geburts-tag. Der gebürtige Hallenser lebt seit 1950 in Frankfurt und wurde 1989 zum hauptamtlichen Stadtrat und Dezer-nenten für Planung der Stadt Frankfurt gewählt. 2001 gründete er die Wentz Concept Projektstra-tegie und im Jahr 2010 das Nach-folgeunternehmen Wentz & Co. Der promovierte Physiker ist nach Lehrtätigkeiten als Stadtplaner an den Universitäten Kaiserslautern, Karlsruhe und an der European

Business School in Oestrich-Winkel seit 2006 als Honorarpro-fessor für die Irebs International Real Es-tate Business School an der Universität Regensburg tätig. Er verö�entlichte zahl-

reiche Publikationen zu Themen der Stadtentwicklung und des Städtebaus und war Herausge-ber der Buchreihe „Zukunft des Städtischen“. Wentz ist der IHK Frankfurt eng verbunden, seit 2007 ist er Mitglied im Ausschuss Bau- und Immobilienwirtschaft und seit 2009 Vizepräsident. ❙

Peter OhligPeter Ohlig feierte am 22. Februar sei-nen 80. Geburtstag. Er ist Geschäftsfüh-rer des Unternehmens Ohlig + Compagnon Immobilien. Das 1966 gegründete Unter-nehmen ist seit fast 50 Jahren im Immobilienbereich tätig und eines der ältesten Mak-lerunternehmen in Frankfurt. Von 1998 bis 2007 war er zudem ehrenamtlicher Handelsrich-ter. Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Ohlig seit Jahrzehnten ehrenamtlich bei der IHK Frankfurt. Er ist

Gründungsmitglied der seit 1967 beste-henden Frankfurter Immobilienbörse bei der IHK Frankfurt und seit 1990 auch Vorstandsmitglied. Seit 2000 ist Ohlig zudem Mitglied im

Ausschuss Bau- und Immobili-enwirtschaft, zuvor war er schon im Arbeitskreis Immobilienwirt-schaft tätig. Zwischen 1997 bis 2004 war er darüber hinaus Mit-glied der IHK-Vollversammlung. 2004 wurde Peter Ohlig mit der Ehrenmedaille der IHK Frankfurt ausgezeichnet. ❙

Dr. Peter von ArxAm 24. Februar feier-te Dr. Peter von Arx, Vorstandsmitglied, Bethmann Bank, seinen 60. Geburts-tag. Seine berufliche Laufbahn begann der promovierte Jurist im Jahr 1986 bei der Credit Suisse in der Schweiz, wo er mehrere Managementfunkti-onen übernahm. Im Jahr 1998 zog er nach Frankfurt und wurde in den Vorstand der neu gegrün-deten Credit Suisse (Deutsch-land) berufen. Im Jahr 2006 wurde er zum stellvertreten-den Vorsitzenden des Vorstands

bestellt. Im Zuge des Zusammenschlusses mit dem in Deutsch-land gebuchten Private-Banking-Geschäft der Credit Suisse (Deutschland) wechselte er 2014 als Vorstandsmit-

glied zur Bethmann Bank. Dort verantwortet er zusammen mit einem Kollegen das Ressort Products & Solutions und ist insbesondere für den Bereich Private Equity und Corporate Advisory zuständig. Seit 2010 ist er Mitglied im Bankenausschuss der IHK Frankfurt. ❙

Thomas MoogAm 9. Februar feierte Thomas Moog, Geschäftsführer, Kunzler Notstromtechnik, Frankfurt, sei-nen 55. Geburtstag. Der gebürtige Idsteiner arbeitete nach seiner Ausbildung als Energieanlagen-elektroniker und dem Studium der Elektrotechnik seit 1985 für

japanische und ame-rikanische Unterneh-men im Vertrieb und Marketing, später in der Geschäftsleitung, für den europäischen Markt in der Indus-trie-Automation. 2005

übernahm er im Zuge eines Management-Buy-ins die heuti-ge Kunzler Service GmbH und gründete 2009 das Unterneh-men Kunzler Not-stromtechnik, einen

Hersteller und Servicepartner für Diesel-Notstromanlagen. Seit 2006 gehört Thomas Moog dem IHK-Industrieausschuss an, seit April 2014 ist er Mitglied der IHK-Vollversammlung. Zudem ist er seit 2009 auch Handelsrichter am Landgericht Frankfurt. ❙

IHK WirtschaftsForum 03.1566

Beim Namen genannt

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Änderungen vorbehalten.

Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main

IHK WirtschaftsForumUnternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain

IMPRESSUM

HerausgeberIndustrie- und Handelskammer Frankfurt am MainBörsenplatz 460313 Frankfurt am MainTelefon 0 69 / 21 97- 0Fax 0 69 / 21 97-14 24Internet www.frankfurt-main.ihk.de

Verantwortlich für den InhaltReinhard Fröhlich, Geschäftsführer, Unternehmens kommunikation, IHK Frankfurt

Chefredakteurin Petra MenkeTelefon 0 69 / 21 97-12 03E-Mail wirtschaftsforum@ frankfurt-main.ihk.de

Abonnements, AdressänderungenGina ReimannTelefon 0 69 / 21 97-12 04E-Mail [email protected]

Nachdruck, auch auszugsweise, und elektronische Vervielfältigung von Arti-keln und Fotos nur nach Rücksprache und mit Quellenangabe. Nachdruck von Namensbeiträgen nur mit der Genehmi-gung des Verfassers. Belegexemplar er-beten.

Die mit Namen des Verfassers gekenn-zeichneten Artikel geben die Meinung des Autors, aber nicht unbedingt die Mei-nung der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main wieder.

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VerlagDruck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KGSontraer Straße 660386 Frankfurt am MainGeschäftsführung Ralf Zarbock

AnzeigenleitungRalf ZarbockTelefon 0 69 / 42 09 03-75E-Mail [email protected]

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DruckSocietätsdruck, Frankfurt

Der Bezug des IHK-Magazins erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen Beitrags-pflicht als Mitglied der IHK. Das IHK Wirt schaftsForum ist für Mitgliedsun-ternehmen der IHK Frankfurt am Main kosten los. Nicht mitglieder können das Unternehmermagazin für FrankfurtRhein-Main abonnieren. Das Jahresabo kostet für Nicht mitglieder 30 Euro, das Einzel-exemplar 2,50 Euro. Das IHK Wirtschafts-Forum erscheint am Anfang jeden Monats, Doppel ausgaben im Juli/August und Dezem-ber/Januar.

Die nächste Ausgabe des IHK WirtschaftsForums erscheint am 1. April 2015.

VORSCHAU APRIL

SPECIAL IMMOBILIEN- | BAUWIRTSCHAFTIntegrierte Stadtentwicklung – Wachsende Städte, schrumpfende Regionen – Masterplan Industrie – Wohnungsmarkt im IHK-Bezirk – Museum für moderne Kunst im TaunusTurm

STANDORTPOLITIKAsyl und Arbeitsmarkt: Den Zugang erleichtern – Strategien zur regionalen Entwicklung von FrankfurtRheinMain – IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2015 

INNOVATION UND UMWELTDuales IT-Studium: Theorie und Praxis verzahnen – Innovative Stromspeichertechniken und die Stromerzeugung in der Stadt von morgen

RECHT UND STEUERNAuftragsberatungsstelle Hessen: Was mittelständische Unternehmen bei der Bewerbung um öffentliche Ausschreiben beachten müssen – Kommunaler Finanzausgleich

SPECIAL – STANDORTPOLITIK  – UNTERNEHMENSFÖRDERUNG UND STARTHILFE  –

AUS- UND WEITERBILDUNG  – INNOVATION UND UMWELT  – INTERNATIONAL  –

RECHT UND STEUERN – IHK-EHRENAMT – UNTERNEHMENSREPORT – IHK INTERN

IMMOBILIEN- | BAUWIRTSCHAFTWACH SENDE STÄDTE, SCHRUMPFENDE REGIONEN – INTEGRIERTE STADTENTWICKLUNG

www.frankfurt-main.ihk.de A 4836

138. Jahrgang 04.15

Stefan MesserStefan Messer, Geschäfts-führer, Messer Group, fei-erte am 20. Januar seinen 60. Geburtstag. Seit 2004 leitet er in dritter Genera-tion das weltweit größte inhabergeführte Indus-triegase-Unternehmen, das in Bad Soden seinen Sitz und eine 117-jährige Firmengeschichte hat. Messer engagiert sich ehrenamtlich in Gremien der Wirtschaft: So ist er seit 2002 Mitglied des Außenwirtschafts-ausschusses der IHK Frankfurt und seit 2006 Vorsitzender des Gremiums. Der Vollversammlung gehört er seit 2007 an, seit 2009 ist Messer auch Vizepräsident der IHK Frankfurt. Au-ßerdem gehört er unter anderem dem DIHK-Außenwirtschaftsausschuss, dem Präsidium der International Chamber of Commerce sowie dem Präsidium des Ostasiatischen Ver-

eins / German Asia-Pacific Business Association an. Als Präsident des Inter-nationalen Industriega-severbands Ioma vertritt er Brancheninteressen. Mes-ser ist außerdem Ehren-senator der TU Darmstadt

und der Goethe-Universität Frankfurt sowie Honorarkonsul der Republik Slowenien. Mit der Adolf-Messer-Stiftung fördern Stefan Messer und seine Familie Forschung und Lehre. Mit der Dr.-Hans-Messer-Sozialstif-tung unterstützen sie Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind. Messers große Verdienste um sein Unternehmen, insbesondere sein ver-antwortungsvolles und nachhaltiges Handeln sowie sein gelebtes soziales Unternehmertum, wurden bereits mit einer Reihe von Auszeichnungen gewürdigt. ❙

DIENSTJUBILÄEN IM MÄRZ

25 JahreMichael Becker, Neubronner, OberurselBirgit Enste, Commerzbank, Frankfurt

20 JahreFrank Hofmann, A&R Carton Frankfurt, Kriftel

IHK WirtschaftsForum 03.15 67

Beim Namen genannt | Unternehmensreport | Vorschau | Impressum

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