7
«Wir möchten den Lehrer multiplizieren» Technologie im Unterricht Am besten wäre eine 1:1-Betreuung in den Schulen, sagt Jan Rihak. Da dies nicht möglich ist, will der Mitgründer und Europa-CEO von Go Pollock die Lehrkräfte mit digitalen Helfern ausstatten. Es brauche aber die Balance zwischen virtuellem und realem Raum. Interview: Tobias Graden Jan Rihak, was ist Ihre schönste Erin- nerung an Ihre Schulzeit? Jan Rihak: Ich hatte eine starke Affinität zur Mathematik, das kam von meinem Vater her, der Physiker ist. In der Bezirks- schule hatte ich dann zwei Lehrer, die ihr Fach wirklich geliebt haben. So bin ich zur deutschen Literatur und zum Franzö- sisch gekommen, auch wenn ich mich erst hineinkämpfen musste. Das habe ich in sehr schöner Erinnerung. Sie waren also nicht nur Zahlennerd. Durchaus nicht. Die beschriebene Erfah- rung ist bezeichnend dafür, was es aus- macht, wenn jemand mit Leidenschaft sein Fach vertritt. Sind Sie gerne zur Schule gegangen? Ja. Ich muss allerdings sagen, dass es spä- ter im Studium teilweise schwierig war, mich zu begeistern. In Vorlesungen ist man nicht so involviert, da ist es an der ETH öfter mal passiert, dass ich abge- hängt habe. War diese Erfahrung die Initialzün- dung für die Gründung Go Pollock? Ich habe Bildung immer sehr spannend gefunden. Sie ist gesellschaftsbildend, ist Voraussetzung dafür, dass wir eine mün- dige Gesellschaft haben, die den Fort- schritt treiben kann. Und sie ist extrem wichtig und wertvoll für das Individuum. Wenn man sich in der Bildung engagiert, kann man also eine grosse Wirkung ent- falten. Deswegen engagiere ich mich auch seit 2009 in einer Non-Profit-Organisa- tion, die Stipendien an Talente aus Ent- wicklungsländern vergibt. In der berufli- chen Karriere habe ich mich stark mit Di- gitalisierung und Geschäftsentwicklung beschäftigt und ich glaube, dass ich mit diesem Rucksack eine Brücke in die Bil- dung in der Schweiz und darüber hinaus schlagen kann. Nun treten Sie mit Go Pollock an, die Vermittlung im Schulzimmer digital zu revolutionieren. Ich bin überzeugt: Es wird auch in Zu- kunft extrem relevant sein, dass die Leh- rerin oder der Lehrer mit Leidenschaft unterrichtet. Die Technologie wird ihn aber stärker unterstützen als heute. In einigen Worten: Was ist das Ziel von Go Pollock? Ziel ist es, den Lehrer in seiner Wirkung auf die Klasse zu multiplizieren. Was heisst das? Am besten wäre es ja, es gäbe eine 1:1-Be- ziehung zwischen Lehrer und Schüler. In der Realität aber ist das Verhältnis 1:25 oder noch schlechter. Darum möch- ten wir den Lehrer multiplizieren. Das heisst: Wenn der Lehrer nach der Ver- mittlung eines Inhalts der Klasse Ver- ständnisfragen stellt, tut er dies nicht auf traditionelle Art, in der zig Schüler die Hand hochhalten, nur einer antworten darf und womöglich die falsche Lösung aufsagt. Sondern er tut dies über den digi- talen Kanal. Er spricht so alle Schüler an und es können alle antworten. Der Leh- rer seinerseits hat Transparenz darüber, ob die ganze Klasse alles verstanden hat. Ein Aspekt Ihrer Produkte ist die so- genannte «Gamification»: Der Lehrer projiziert eine Animation, und mit je- der richtigen Antwort in der Klasse wird zum Beispiel an der Tower Bridge gebaut. Trägt eine solche Spie- lerei tatsächlich zum Lernerfolg bei? Unsere «Collaborative Challenges» die- nen der visuellen Verbindung zwischen Lerninhalt und der Bedeutung in der ech- ten Welt. Ob dies funktioniert, haben wir zwar noch nicht durch eigene Studien zeigen können. Die Hirnforschung zeigt aber, dass das Hirn besser lernt, wenn es Dinge verknüpfen kann. Man versteht es heute eher als Netzwerk, nicht als Mus- kel, der möglichst oft die gleichen Abfol- gen trainieren muss. Wenn wir mit sol- chen «Collaborative Challenges» die Ver- bindung vom abstrakten Lernstoff zu einer konkreten Anwendung schaffen, fördert dies nachhaltiges Lernen. Besteht nicht die Gefahr, dass der In- halt des Lernstoffs gegenüber dem Spiel-Effekt in den Hintergrund tritt? Das kann sicherlich eine Gefahr sein. Es gibt andere Anbieter, die viel stärker auf Gamification setzen als wir. Dort geht es darum, wer der Beste ist, der Schnellste – dieser gewinnt einen Preis, doch den In- halt hat man sich nicht nachhaltig ge- merkt. Darum versuchen wir, die «Colla- borative Challenges» nicht als Game zu bauen. Der Lehrer hat die volle Flexibili- tät, eigene Lerninhalte zu definieren. Der Stoff, der gelernt werden muss, ist immer noch derselbe. Man könnte auch sagen: Games gibt’s ausserhalb des Schulzimmers schon genug, man muss diese – zumindest bei kleineren Kindern – nicht auch noch in den Unterricht holen. Die Digitalisierung hält in der Gesell- schaft allgemein ganz stark Einzug, wer sie aufhalten wollte, dürfte es schwer ha- ben – es ist nicht zielführend, sich da- gegen zu sträuben. Ihre Effekte und Fol- gen müssen aber thematisiert werden. Gerade die Schule kann dies leisten: Sie kann die Kinder lehren, die Balance zwi- schen virtuellem und realem Raum zu finden. Und dabei helfen die Produkte von Go Pollock? Go Pollock ist komplementär. Die Schü- ler beantworten eine Fragerunde, dann werden die Bildschirme wieder hinunter- geklappt. Dieser massvolle Umgang mit digitalen Technologien lässt sich auch aufs übrige Leben übertragen. Auf der Facebook-Seite von Go Pol- lock steht, dass es in einer Zeit, in der auf Google alles Wissen unmittelbar abrufbar scheint, schwierig sei, den Schülern den Sinn des Lernens zu ver- mitteln. Inwiefern helfen Ihre Pro- dukte dabei? Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mensch in seinem eigenen Gehirn einen gewissen Grundstock an Wissen verfüg- bar haben muss. Damit kann er arbeiten und es in Bezug setzen. Es ist also weiter- hin unabdingbar, Wissen zu erwerben. Es braucht aber auch die Kompetenz, dieses zur Anwendung zu bringen, und da kön- nen unsere Challenges durchaus hilf- reich sein. Im Programm «Eco Urban Ar- chitecture» etwa kann das Wissen um photovoltaische Prozesse angewendet werden. Die Lösungen von Go Pollock dienen auch dazu, Lernfortschritte der Schü- ler für die Lehrkraft einfach darzu- stellen. Muss man sich das Schulzim- mer der Zukunft vorstellen wie das Trainingsgelände einer Profi-Fuss- ballmannschaft, wo der Trainer die Leistungsdaten seiner Spieler verwal- tet? Der gläserne Schüler ist nicht das Ziel. Doch es ist sicher sinnvoll, wenn der Leh- rer die Entwicklung seiner Schüler fak- tenbasiert nachvollziehen kann, um diese noch besser fördern zu können. Auch las- sen sich künftig aus den Antworten Mus- ter erkennen, die beispielsweise auf eine Dyskalkulie hinweisen. Die Daten schaf- fen also einen Mehrwert für Lehrer und Schüler. Das klingt, als ob vor allem die Behe- bung von Defiziten im Vordergrund stünde. Droht so nicht ein ganzheitli- cher Blick auf den Menschen verloren zu gehen? Wie gesagt: Wir verstehen Go Pollock als Ergänzung zum bestehenden Unterricht, als digitalen Begleiter. Es liegt uns fern, den Unterricht durch die Plattform zu vereinnahmen. Es ist immer noch der Lehrer, der durch den Unterricht führt. Da unterscheiden wir uns von anderen Plattformen, die ein individualisiertes, durch einen Algorithmus erstelltes Lern- programm anbieten und den Lehrer zum blossen Coach degradieren. Derzeit ist der Ruf nach verstärkter Förderung der MINT-Fächer laut. Für die Ausbildung von musischen oder auch sozialen Kompetenzen dürften digitale Plattformen aber mässig hilf- reich sein. Bis zu einem gewissen Grad mag das sein. Wir können uns aber durchaus vorstel- len, audiovisuelle Elemente stärker ein- zubinden. Man könnte abfragen, welche Gebäude im Renaissance-Stil gebaut sind, oder welche Musikstücke ein Stac- cato beinhalten. Es gibt Schüler, die eher textbasiert lernen, und solche, die eher auf Bilder ansprechen – so könnte der Lehrer auf unterschiedliche Lerntypen Rücksicht nehmen. Der Arbeitsmarkt be- nötigt die Stärkung der MINT-Fächer, doch das ist eine Momentaufnahme. Kul- turwissenschaften, Philosophie, Recht, Sprachen und Literatur waren früher wichtig, um kritische Denker auszubil- den, und ich glaube, diese werden auch künftig enorm wichtig sein. Ich denke da an die ethischen Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben – da wird Mathematik alleine nicht ausrei- chen. Die Digitalisierung des Schulzimmers ist ein hochaktuelles Thema, auch ein sehr politisches. Was sehen Sie, wenn Sie in die Schulzimmer der Schweiz blicken? Es gibt zunehmend mehr Schulen, die sich mit der Digitalisierung auseinander- setzen. Die Investitionen erfolgen aber bisher vor allem in die Infrastruktur. Eine Ladung Laptops ist zwar rasch be- schafft, doch oft fehlen genaue Vorstel- lungen davon, welche Software und wel- che Anwendungen den Unterricht denn auch sinnvoll unterstützen. Woran liegt das? Go-Pollock-Gründer Jan Rihak sagt: «Kinder können mit Algorithmen 2 Treffpunkt Wirtschaft Bieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017 «Es wäre sinnvoll, in eine zentrale Strategie zur Digitalisierung zu investieren.» «Lehrerinnen und Lehrer mit Leidenschaft sind auch in Zukunft extrem relevant.»

Bieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017 «Wir möchten den ... · wird zum Beispiel an der Tower ... Spiel-Effekt in den Hintergrund tritt ... die viel stärker auf Gamification setzen

  • Upload
    vukhue

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

«Wir möchten den Lehrer multiplizieren» Technologie im Unterricht Am besten wäre eine 1:1-Betreuung

in den Schulen, sagt Jan Rihak. Da dies nicht möglich ist, will der

Mitgründer und Europa-CEO von Go Pollock die Lehrkräfte mit

digitalen Helfern ausstatten. Es brauche aber die Balance zwischen

virtuellem und realem Raum.

Interview: Tobias Graden

Jan Rihak, was ist Ihre schönste Erin-nerung an Ihre Schulzeit? Jan Rihak: Ich hatte eine starke Affinität zur Mathematik, das kam von meinem Vater her, der Physiker ist. In der Bezirks-schule hatte ich dann zwei Lehrer, die ihr Fach wirklich geliebt haben. So bin ich zur deutschen Literatur und zum Franzö-sisch gekommen, auch wenn ich mich erst hineinkämpfen musste. Das habe ich in sehr schöner Erinnerung. Sie waren also nicht nur Zahlennerd. Durchaus nicht. Die beschriebene Erfah-rung ist bezeichnend dafür, was es aus-macht, wenn jemand mit Leidenschaft sein Fach vertritt. Sind Sie gerne zur Schule gegangen? Ja. Ich muss allerdings sagen, dass es spä-ter im Studium teilweise schwierig war, mich zu begeistern. In Vorlesungen ist man nicht so involviert, da ist es an der ETH öfter mal passiert, dass ich abge-hängt habe. War diese Erfahrung die Initialzün-dung für die Gründung Go Pollock? Ich habe Bildung immer sehr spannend gefunden. Sie ist gesellschaftsbildend, ist Voraussetzung dafür, dass wir eine mün-dige Gesellschaft haben, die den Fort-schritt treiben kann. Und sie ist extrem wichtig und wertvoll für das Individuum. Wenn man sich in der Bildung engagiert, kann man also eine grosse Wirkung ent-falten. Deswegen engagiere ich mich auch seit 2009 in einer Non-Profit-Organisa-tion, die Stipendien an Talente aus Ent-wicklungsländern vergibt. In der berufli-chen Karriere habe ich mich stark mit Di-gitalisierung und Geschäftsentwicklung beschäftigt und ich glaube, dass ich mit diesem Rucksack eine Brücke in die Bil-dung in der Schweiz und darüber hinaus schlagen kann. Nun treten Sie mit Go Pollock an, die Vermittlung im Schulzimmer digital zu revolutionieren. Ich bin überzeugt: Es wird auch in Zu-kunft extrem relevant sein, dass die Leh-rerin oder der Lehrer mit Leidenschaft unterrichtet. Die Technologie wird ihn aber stärker unterstützen als heute. In einigen Worten: Was ist das Ziel von Go Pollock? Ziel ist es, den Lehrer in seiner Wirkung auf die Klasse zu multiplizieren. Was heisst das? Am besten wäre es ja, es gäbe eine 1:1-Be-ziehung zwischen Lehrer und Schüler. In der Realität aber ist das Verhältnis 1:25 oder noch schlechter. Darum möch-ten wir den Lehrer multiplizieren. Das heisst: Wenn der Lehrer nach der Ver-mittlung eines Inhalts der Klasse Ver-ständnisfragen stellt, tut er dies nicht auf traditionelle Art, in der zig Schüler die Hand hochhalten, nur einer antworten darf und womöglich die falsche Lösung aufsagt. Sondern er tut dies über den digi-talen Kanal. Er spricht so alle Schüler an und es können alle antworten. Der Leh-rer seinerseits hat Transparenz darüber, ob die ganze Klasse alles verstanden hat. Ein Aspekt Ihrer Produkte ist die so-genannte «Gamification»: Der Lehrer projiziert eine Animation, und mit je-der richtigen Antwort in der Klasse wird zum Beispiel an der Tower Bridge gebaut. Trägt eine solche Spie-lerei tatsächlich zum Lernerfolg bei? Unsere «Collaborative Challenges» die-nen der visuellen Verbindung zwischen

Lerninhalt und der Bedeutung in der ech-ten Welt. Ob dies funktioniert, haben wir zwar noch nicht durch eigene Studien zeigen können. Die Hirnforschung zeigt aber, dass das Hirn besser lernt, wenn es Dinge verknüpfen kann. Man versteht es heute eher als Netzwerk, nicht als Mus-kel, der möglichst oft die gleichen Abfol-gen trainieren muss. Wenn wir mit sol-chen «Collaborative Challenges» die Ver-bindung vom abstrakten Lernstoff zu einer konkreten Anwendung schaffen, fördert dies nachhaltiges Lernen. Besteht nicht die Gefahr, dass der In-halt des Lernstoffs gegenüber dem Spiel-Effekt in den Hintergrund tritt? Das kann sicherlich eine Gefahr sein. Es gibt andere Anbieter, die viel stärker auf Gamification setzen als wir. Dort geht es darum, wer der Beste ist, der Schnellste – dieser gewinnt einen Preis, doch den In-halt hat man sich nicht nachhaltig ge-merkt. Darum versuchen wir, die «Colla-borative Challenges» nicht als Game zu bauen. Der Lehrer hat die volle Flexibili-tät, eigene Lerninhalte zu definieren. Der Stoff, der gelernt werden muss, ist immer noch derselbe.

Man könnte auch sagen: Games gibt’s ausserhalb des Schulzimmers schon genug, man muss diese – zumindest bei kleineren Kindern – nicht auch noch in den Unterricht holen. Die Digitalisierung hält in der Gesell-schaft allgemein ganz stark Einzug, wer sie aufhalten wollte, dürfte es schwer ha-ben – es ist nicht zielführend, sich da-gegen zu sträuben. Ihre Effekte und Fol-gen müssen aber thematisiert werden. Gerade die Schule kann dies leisten: Sie kann die Kinder lehren, die Balance zwi-schen virtuellem und realem Raum zu finden. Und dabei helfen die Produkte von Go Pollock? Go Pollock ist komplementär. Die Schü-ler beantworten eine Fragerunde, dann werden die Bildschirme wieder hinunter-geklappt. Dieser massvolle Umgang mit digitalen Technologien lässt sich auch aufs übrige Leben übertragen. Auf der Facebook-Seite von Go Pol-lock steht, dass es in einer Zeit, in der auf Google alles Wissen unmittelbar abrufbar scheint, schwierig sei, den Schülern den Sinn des Lernens zu ver-mitteln. Inwiefern helfen Ihre Pro-dukte dabei? Ich bin der festen Überzeugung, dass der Mensch in seinem eigenen Gehirn einen gewissen Grundstock an Wissen verfüg-bar haben muss. Damit kann er arbeiten und es in Bezug setzen. Es ist also weiter-hin unabdingbar, Wissen zu erwerben. Es braucht aber auch die Kompetenz, dieses zur Anwendung zu bringen, und da kön-

nen unsere Challenges durchaus hilf-reich sein. Im Programm «Eco Urban Ar-chitecture» etwa kann das Wissen um photovoltaische Prozesse angewendet werden. Die Lösungen von Go Pollock dienen auch dazu, Lernfortschritte der Schü-ler für die Lehrkraft einfach darzu-stellen. Muss man sich das Schulzim-mer der Zukunft vorstellen wie das Trainingsgelände einer Profi-Fuss-ballmannschaft, wo der Trainer die Leistungsdaten seiner Spieler verwal-tet? Der gläserne Schüler ist nicht das Ziel. Doch es ist sicher sinnvoll, wenn der Leh-rer die Entwicklung seiner Schüler fak-tenbasiert nachvollziehen kann, um diese noch besser fördern zu können. Auch las-sen sich künftig aus den Antworten Mus-ter erkennen, die beispielsweise auf eine Dyskalkulie hinweisen. Die Daten schaf-fen also einen Mehrwert für Lehrer und Schüler. Das klingt, als ob vor allem die Behe-bung von Defiziten im Vordergrund stünde. Droht so nicht ein ganzheitli-cher Blick auf den Menschen verloren zu gehen? Wie gesagt: Wir verstehen Go Pollock als Ergänzung zum bestehenden Unterricht, als digitalen Begleiter. Es liegt uns fern, den Unterricht durch die Plattform zu vereinnahmen. Es ist immer noch der Lehrer, der durch den Unterricht führt. Da unterscheiden wir uns von anderen Plattformen, die ein individualisiertes, durch einen Algorithmus erstelltes Lern-programm anbieten und den Lehrer zum blossen Coach degradieren. Derzeit ist der Ruf nach verstärkter Förderung der MINT-Fächer laut. Für die Ausbildung von musischen oder auch sozialen Kompetenzen dürften digitale Plattformen aber mässig hilf-reich sein. Bis zu einem gewissen Grad mag das sein. Wir können uns aber durchaus vorstel-len, audiovisuelle Elemente stärker ein-zubinden. Man könnte abfragen, welche Gebäude im Renaissance-Stil gebaut sind, oder welche Musikstücke ein Stac-cato beinhalten. Es gibt Schüler, die eher textbasiert lernen, und solche, die eher auf Bilder ansprechen – so könnte der Lehrer auf unterschiedliche Lerntypen Rücksicht nehmen. Der Arbeitsmarkt be-nötigt die Stärkung der MINT-Fächer, doch das ist eine Momentaufnahme. Kul-turwissenschaften, Philosophie, Recht, Sprachen und Literatur waren früher wichtig, um kritische Denker auszubil-den, und ich glaube, diese werden auch künftig enorm wichtig sein. Ich denke da an die ethischen Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben – da wird Mathematik alleine nicht ausrei-chen. Die Digitalisierung des Schulzimmers ist ein hochaktuelles Thema, auch ein sehr politisches. Was sehen Sie, wenn Sie in die Schulzimmer der Schweiz blicken? Es gibt zunehmend mehr Schulen, die sich mit der Digitalisierung auseinander-setzen. Die Investitionen erfolgen aber bisher vor allem in die Infrastruktur. Eine Ladung Laptops ist zwar rasch be-schafft, doch oft fehlen genaue Vorstel-lungen davon, welche Software und wel-che Anwendungen den Unterricht denn auch sinnvoll unterstützen. Woran liegt das?

Go-Pollock-Gründer Jan Rihak sagt: «Kinder können mit Algorithmen

2 Treffpunkt Wirtschaft Bieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017

«Es wäre sinnvoll, in eine zentrale Strategie zur Digitalisierung zu investieren.»

«Lehrerinnen und Lehrer mit Leidenschaft sind auch in Zukunft extrem relevant.»

Es ist zu stark dem Lehrer oder einer Schulleitung überlassen, jene Anwen-dungen in den Unterricht zu integrieren, die er oder sie für sinnvoll erachtet. Das liegt auch daran, dass das Schulwesen in der Schweiz sehr dezentral organisiert ist, vieles wird auf Gemeinde- oder Schul-Ebene entschieden. Es wäre sinnvoll, zentral in eine die Digitalisierung umfas-sende Strategie zu investieren, diese ver-bindlich umzusetzen und Empfehlungen zu machen. Regierungsrat Bernhard Pulver hat kürzlich gesagt, es bestehe das Risiko, dass Schulkinder vor allem zu Kun-den der jeweiligen Anbieter erzogen werden. Was entgegnen Sie? Bei den Technologieriesen beobachtet man die Tendenz, dass deren verschie-dene Applikationen breite Lebensberei-che erschliessen, um anschliessend aus den Daten, die eigentlich dem Kunden gehören, Kapital zu schlagen. Unser An-spruch ist ein anderer: Wir möchten Mehrwerte für den Lehrer und die Schü-ler schaffen, und Tätigkeiten, die im Klas-senzimmer ohnehin stattfinden, positiv verstärken. Und ja, das möchten wir na-türlich gerne derart gut machen, dass möglichst viele unsere Lösung nutzen. Heute werden Kinder in der Schweiz etwa ab der fünften Klasse systema-tisch mit Informatik konfrontiert. Ist dies der richtige Zeitpunkt oder er-folgt dies zu spät? Das Verständnis von Algorithmik ist überaus relevant. Man muss wissen, wie deterministische Systeme – also Pro-gramme – im Grundsatz funktionieren. Es gibt spannende Anwendungen auch für kleine Kinder, die spielerisch erlernt werden können. Man kann beispiels-weise ein Lego-Spielzeug programmie-ren und so das Denken in Algorithmen schulen. Kinder können damit aufwach-sen, so wie sie mit Fremdsprachen auf-wachsen. Go Pollock ist ein profitorientiertes Unternehmen, dessen Produkt sehr leicht skalierbar ist. Ihr Ziel ist also möglichst grosser Markterfolg, denn so wächst der Gewinn stärker. Es mag naiv klingen, aber unser Ziel ist nicht primär das Geldverdienen, sondern die Wirkung auf die Bildung vieler Men-schen. Wir wollen einen positiven Beitrag für das Leben des einzelnen Schülers und die Gesellschaft leisten. Damit wir diese Wirkung erzielen können, muss unser Unternehmen nachhaltig aufgestellt sein. Go Pollock richtet sich nicht nur an Schweizer Lehrerinnen und Lehrer, sondern an solche in aller Welt. Wo finden Sie am meisten Zuspruch? Zuletzt hatten wir viel Dynamik in Est-land und in der Ukraine. Letzteres ist überraschend, Estland weniger, denn das Land ist punkto Digitalisierung sehr weit. Viel läuft auch in den USA und in Latein-amerika. Diese Entwicklung ist momen-tan noch stark von Lehrern getrieben, die uns weiterempfehlen. Die Lehrer zahlen also aus eigener Ta-sche? Die Grundfunktionen der Plattform sind komplett gratis. Die «Collaborative Chal-lenges» kosten aber. Es ist denkbar, dass wir später für erweiterte Funktionen ein Abo-System einführen, etwa für über-grosse Klassen oder wenn man als Lehrer sehr hohen Mehrwert aus proprietären, sprich nicht selber erstellten Fragenbib-liotheken erzielt. Droht die Digitalisierung der Bildung die Schere zwischen Arm und Reich auf der Welt zu vergrössern? Immer-hin braucht es Investitionen in solche aufwachsen wie mit Fremdsprachen.» Frank Nordmann

Programme, aber auch in die Hard-ware. Dass in gewissen Ländern noch kein Internet im Klassenzimmer verfügbar ist oder die Schüler keine Smartphones ha-ben, werden wir erstmal nicht ändern können. Grundsätzlich aber bringt die Technologie die Chance mit sich, dass viel mehr Menschen als bisher Zugang zu Wissen, aber auch zu sonstigen Möglich-keiten erhalten. Das sieht man auch in Entwicklungsländern. Auch dort hat die Mobiltechnologie Einzug gehalten und ermöglicht beispielsweise den leichteren Zugang zu Kapital oder Informationen. Für uns ist es eine Chance, auch in sol-chen Ländern präsent sein zu können. Wie viele Lehrer nutzen denn Go Pol-lock derzeit? Bis hin zum Sommer stand der Aufbau der Technologie im Vordergrund. Seit August verzeichnen wir eine deutlich steigende Nutzung, mit einem durch-schnittlichen Wachstum von über 80 Prozent pro Monat. Inzwischen haben wir mehr als 10 000 Schüler erreicht. Welche Zahl sieht Ihr Businessplan in fünf Jahren vor? Es gibt Anbieter, die heute 50 Millionen aktive User haben. Solche oder höhere Zahlen sind unsere Aspiration. Wäre es denkbar, Werbung zu integ-rieren? Da bin ich sehr skeptisch. So stünden wir in einem starken Interessenskonflikt mit den bildungspolitischen Zielen. Anbieter wie Go Pollock leisten der Privatisierung der Bildung überhaupt Vorschub. Ich sehe uns nicht als Katalysator für diese Privatisierung. Ein Schulsystem

arbeitet mit verschiedenen Werkzeugen, Lehrbücher werden ja auch von privaten Verlagen verkauft. Wir bieten ein ergän-zendes, digitales Werkzeug an. Was soll aus Ihrer Sicht eine gute Schulbildung generell leisten? Jeder Mensch hat sein individuelles Potenzial. Idealerweise schafft es die Schule, dieses Potenzial zu erkennen und zur Geltung zu bringen, so, dass sich der Mensch auf eine Art und Weise im Leben einbringen und einen Zweck verfolgen kann, der ihm sinnhaft erscheint und der der Gesellschaft etwas bringt. Ich glaube, dies ist essenziell, um glücklich zu sein. Sie stellen sich also der Erwartungs-haltung der Wirtschaft entgegen, die von der Schule vor allem die Ausbil-dung jener Kompetenzen fordert, die sie für ihre Stellenbesetzungen benö-tigt? Ich glaube, dass es nicht nur dem Men-schen im Einzelnen, sondern auch der Gesellschaft als Ganzes am meisten bringt, wenn jemand etwas mit Leiden-schaft tut. Dafür braucht es einen gewis-sen Freiraum, auch in der Bildung. Es macht aber durchaus Sinn, bessere Zu-gänge zu MINT-Fächern zu schaffen, etwa für Mädchen.

Dass auch an alternativen Schulen in-novative Geister gebildet werden, zei-gen die Beispiele von Steve Jobs und anderen Tech-Grössen. Wenn man die Bildung zu stark auf be-stimmte Fächer beschränkt, züchtet man nicht eben vielseitige Talente heran. Ich stelle mir das so vor: Wenn die Welt einen Radius von 15 Kilometern hat, besteigt man aus Zürich gerade mal den Uetliberg. Wenn man diesen Radius ausweitet, er-kennt man: Es gibt auch noch die Rigi oder das Matterhorn. Das ist das Plädoyer des Informati-kers für den breiten Horizont. (lacht) Genau! Sie haben an der ETH studiert, in Cambridge den MBA gemacht, waren als Berater bei Mc Kinsey und arbei-ten als Leiter Strategie-Umsetzung bei der UBS – wie kommen Sie zur Mitgründung eines Start-ups? Ich liebe das Unternehmertum. Mich fas-ziniert die Bildung, denn dort kann ich viel bewirken. Ich glaube, es ist jetzt ge-rade die richtige Zeit, um mit Technolo-gie in der Bildung einen Mehrwert zu schaffen. Haben Sie Kinder? Noch nicht. Wenn Sie dereinst welche haben sollten – ab welchem Alter werden Sie sie mit digitalen Geräten ausstat-ten? So genau habe ich mir das noch nicht so überlegt. Doch ich sehe bei Kindern von Kollegen und bei Patenkindern, welche enorme Faszination diese Geräte aus-üben. Aber mit dem Besitz eigener Geräte eilt es nicht so sehr. Wichtig finde ich, dass man den Medienkonsum mit ande-ren Tätigkeiten ausbalanciert. Das ist aber nicht erst seit kurzem so, früher war es eben der Fernseher, um den es Kon-flikte gab. Ich glaube, Kinder sind durch-aus vom Handy wegzulocken, wenn man ihnen aufzeigt, wie lässig es beispiels-weise ist, in einer Fussballmannschaft mitzukicken. Letzte Frage: Wann haben Sie zuletzt physisch ein Buch gelesen? Gerade kürzlich habe ich die Trilogie über das Leben von Cicero gelesen. Ich bin durchaus nicht nur digital unterwegs. Ich habe viele Bücher. Meine Frau sagt, es seien zu viele, ich solle auf E-Books um-stellen.

3Treffpunkt WirtschaftBieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017

«Wenn die Welt einen Radius von 15 Kilometern hat, besteigt man bloss den Uetliberg.»

Digitale Helfer und das Selbstbild der Lehrer

Go Pollock ist eine unter Abstimmung mit Schweizer Lehrern sowie dem Insti-tut für Lehr- und Lernforschung der ETH Zürich in der Schweiz entstandene Tech-nologielösung für den Klassenunterricht. Das Unternehmen, Pollock Technologies, hat seinen Sitz in Santa Monica, Kalifor-nien. Das Produkt ist eine digitale Platt-form, die von der Lehrerschaft selber ver-waltet werden kann. Die Lehrerin kann diese zum Beispiel zur Abfrage des Wis-sensstandes der Klasse nutzen: In Echt-zeit sieht sie, wo ihre Schüler noch Lü-cken haben. Die Verwaltung des Lern-fortschritts wird so einfach, da alle nöti-gen Daten leicht greifbar sind. Mit soge-

nannten «Collaborative Challenges» können die Schüler ihre Kenntnisse auf spielerische Art und Weise testen, visua-lisieren und «in Bezug setzen zu aktuel-len Herausforderungen», sagt Rihak. Beat Aeschbacher, Direktor des BBZ Biel-Bienne, hat sich Go Pollock kürzlich angeschaut und beurteilt das Programm eher positiv: «Es ist mehr als ein virtuel-ler Klassenraum.» Allerdings könne die Erarbeitung der Situationen und Fragen-kataloge einige Zeit in Anspruch neh-men.

Das BBZ arbeitet bereits mit einem an-deren Programm, das auf dem System Moodle basiert. Zwei Berufsschulklassen

nutzen den «BBZ eCampus». Diese Schü-ler haben einen Tag weniger physische Präsenz in der Schule. Sie lernen an die-sem Tag über die Plattform selbstständig zuhause – am Präsenztag in der Berufs-fachschule steht dann der persönliche Austausch umso mehr im Zentrum. Die Aufgabe und Funktion der Lehrperson ändere sich bei solchen Modellen kom-plett, sagt der Direktor, vom Wissensver-mittler hin zum Lernmoderator. Das Ex-periment verlaufe positiv, berichtet Aeschbacher, insbesondere da die Lehr-betriebe aktiv mitmachten.

Er ist neuen digitalen Lernformen gegenüber grundsätzlich positiv einge-

stellt: «Wenn die Plattformen mal einge-richtet sind, bleibt dem Lehrer mehr Zeit, um sich den einzelnen Schülern zu wid-men.» Allerdings rüttelten die digitalen Helfer auch am angestammten Selbst-bild der Pädagogen: «Wir müssen bei-spielsweise von der Vorstellung wegkom-men, dass jeder Lehrer jede Unterrichts-stunde vollständig selber aufbaut.» Zu-mindest Teilbereiche des Unterrichts müssten standardisiert werden, «aber nicht so sehr, dass der berufliche Hand-lungsspielraum der Lehrperson verloren geht», sagt Aeschbacher, «Unterricht ist und bleibt Beziehungsarbeit – und das ist gut so.» tg

Zur Person

• Master of Science in Informatik an der ETH Zürich • Master of Business Administration an der University of Cambridge • 2005 bis 2012 Tätigkeit als Unterneh-mensberater bei Mc Kinsey (Business Technology Office) • 2012 bis 2015: Operative Leitung von Moneypark AG, einem Start-up mit Dienstleistungen in den Bereichen Hypo-thek, Vorsorge und Investments. Das Unternehmen wuchs in dieser Zeit von fünf auf rund 70 Angestellte. • 2015 bis 2017: Leiter Multikanalstrate-gie bei der UBS • seit Juni 2017: Leiter Strategie-Umset-zung bei der UBS, gleichzeitig Gründung und Aufbau des Bildungs-Start-ups Go Pollock • Verantwortung für strategische Part-nerschaften und Akquisition bei Aiduca-tion International, einer Non-Profit-Or-ganisation, die Stipendien an Talente in Entwicklungsländern vergibt • Weitere Interessen: Outdoor-Sportarten, Reisen, Tennis, Literatur, Kino tg

Die Kunst, voraus zu sein.

Der neue Audi A8.

Die Kunst, mit intelligenten Frontscheinwerfern den Fahrer zu entlasten und das

Fahren sicherer zu machen. Erleben Sie die Technik, die intelligent ausleuchtet,

was Sie sehen müssen. Und gleichzeitig das Blenden des Gegenverkehrs und voraus-

fahrender Fahrzeuge vermeidet. Der Audi Matrix LED-Scheinwerfer*.

Mehr Details erfahren Sie bei uns.

* Optional erhältlich.

Jetzt Probe fahren

AMAG Biel

Römerstrasse 16, 2555 Brügg

Tel. 032 366 51 51, www.biel.amag.ch

Reklame

Eine Investition mit beachtlicher Rendite Gastbeitrag Bei Bildung wird man durch Teilen nicht ärmer, sondern klüger. Wird Wissen geteilt, vermehrt sich automatisch das Wissenskapital eines oder einer Gesellschaft. Bildung und Wissen sind die wichtigsten Wachstumsfaktoren des 21. Jahrhunderts. Die Politik muss sich danach ausrichten.

Thomas Straubhaar

Welches sind die drei wichtigsten Faktoren für wirtschaftlichen Er-folg? Die Antwort lautet: erstens Bildung, zweitens Bildung, drit-tens Bildung! Wer glaubt, das sei nun wirklich übertrieben, irrt. Gute Bildung ist der Erfolgsfaktor des 21. Jahrhunderts. Das gilt im Kleinen für einzelne Menschen genauso wie im Grossen für eine Volkswirtschaft insgesamt.

Im Kleinen entscheidet Bil-dung, auf welche Stufe in der Ein-kommenspyramide man gelangt. Zuoberst sitzt, wer spezifische Fä-higkeiten und Kenntnisse mit-bringt. Wer nur Allgemeinwissen im Schulranzen oder gar keinen Schulabschluss hat, muss ganz unten Platz nehmen. Wer einen höheren Berufsabschluss oder ein Studium geschafft hat, verdient besser und bleibt seltener ohne Beschäftigung. Es gilt eben die einfache Faustregel: Gute Bildung ist die beste Versicherung gegen Erfolgslosigkeit, Arbeitslosigkeit und Armut.

Weil sich gute Bildung rechnet, ist Bildung eine Investition – und zwar eine Investition mit durchaus beachtlichen Netto-Renditen. Ge-rade im Zeitalter der Nullzinsen und Negativrenditen auf Sparbü-chern ist die Bildungsrendite über-aus beachtlich. Der Bildungsöko-nom Stefan Wolter, Professor für Bildungsökonomie der Universi-tät Bern, schätzt, dass Bildungsin-vestitionen in der Schweiz aus in-dividueller Sicht durchschnittli-che Renditen von gut 5 bis knapp über 10 Prozent erzielen. Für Ab-solventinnen und Absolventen hö-herer Fachschulen errechnet er gesamte – das heisst für die ganze Ausbildung kumulierte – Bil-dungsrenditen von 9 bis 13 Pro-zent, und für Berufs- und höhere Fachprüfungen kommt er auf ku-mulierte Bildungsrenditen von 7 bis 9 Prozent.

Für Fachhochschulabschlüsse haben Sarah Nieberle und Urs Dürsteler ausgerechnet, wie weit sich für Personen mit einem kauf-männischen Abschluss (KV) ein weiterführender Bachelor in Be-triebsökonomie rechnet. Die 2017 im Berner Verlag Haupt publizier-ten Ergebnisse dürfen sich sehen lassen: Übers ganze Leben gese-hen verdient jemand mit einem Bachelor fast 50 Prozent mehr als jemand mit einem KV. Folgt noch

ein (Fachhochschul-) Master in «Wirtschaft und Dienstleistun-gen» obendrauf, kommen noch einmal mehr als 5 Prozent dazu. Und wie Lionel Perini, Mitarbei-ter beim Schweizerischen Natio-nalfonds in Bern, zeigt, verbes-sern sich mit einem Universitäts-abschluss vor allem die Verdienst-möglichkeiten für Männer aus be-scheidenen Verhältnissen signifi-kant – mit jährlichen Renditen von bis zu 30 Prozent.

Dass sich also Bildung lohnt, gilt jedoch nicht nur für die privaten Erträge. Auch die Gesellschaft ins-gesamt profitiert von einem bes-seren Bildungsstand der Bevölke-rung. Länder, die mehr Geld für bessere Bildung ausgeben, haben auch bessere Chancen auf mehr Wohlstand für alle. Die Erklärung

für diese Symbiose von Lernerfol-gen des Einzelnen, die zu wirt-schaftlichem Erfolg für alle wer-den, hat etwas damit zu tun, dass das Wissen Einzelner auf andere überschwappt und damit auf alle ausstrahlt. Viele schauen sich ab, was andere erfolgreich macht, sie kopieren, imitieren und wollen werden wie bewunderte Vorbil-der. Das ist das berühmte Blau-pausen-Phänomen. Wenn ein Plan gezeichnet ist, kann er im Prinzip tausendfach vervielfältigt werden und die Qualität des Plans wird deswegen nicht schlechter. Davon profitieren eben alle, weil dann Bauen oder Produzieren bil-liger und damit die Kaufkraft der Löhne grösser wird.

Wenn sich Einzelne bilden, profitieren alle von der höheren

Leistungsfähigkeit. Der «Wis-senspool» in einer Gesellschaft steigt. Er wird zu einem attrakti-ven Faktor für Standorte oder Re-gionen. Er zieht Unternehmen aus aller Welt an – beispielsweise ins Seeland im Bereich der Uh-renindustrie oder der Präzisions-instrumente. Wie eine gut gebil-dete Bevölkerung zum Kern eines «Clusters» werden kann, zeigt sich im kalifornischen Silicon Val-ley. Auf engstem Raum haben die Internetriesen Amazon, Google, Apple, Uber, Facebook oder Twit-ter ihre Forschungszentren mit zigtausenden von Mitarbeitern errichtet. Als Folge ergibt sich ein rasches Wachstum von Beschäfti-gung und Wertschöpfung – und damit eben «mehr Wohlstand für alle»!

Bei Bildung versagt ein Grund-prinzip des Kapitalismus, näm-lich, dass sich Menschen um Gü-ter streiten und nicht alle alles haben können. Bei Bildung wird man durch Teilen nicht ärmer, sondern klüger. Vom Erfahrungs-schatz Einzelner können andere profitieren, ohne dass diejenigen, die etwas Wissen oder Können, eine negative Rückwirkung erfah-ren müssen.

Wissen zu teilen, heisst somit nicht, dass alle nur einen Teil er-halten. Das Gegenteil ist richtig: Wird Wissen geteilt, vermehrt sich automatisch das Wissenska-pital einer Unternehmung oder einer Gesellschaft. Das führt zum Erfolg einer Gesellschaft insge-samt.

Das Zusammenspiel von Bil-dung als Erfolgsfaktor im Kleinen wie im Grossen hat nun gewaltige Rückwirkungen auf Politik und Wirtschaft und damit auf die Wirtschaftspolitik. War in der In-dustriegesellschaft des letzten Jahrhunderts Sachkapital der strategische Wachstumsfaktor, übernimmt im 21. Jahrhundert das Wissen diese Schlüsselrolle. Waren in der Vergangenheit Ma-schinen der Reichtum der Arbeit-geber, sind heute Wissen und Können das Vermögen der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-nehmer. Kapital in den Köpfen wirft nicht nur momentan, son-dern auch langfristig höhere Zin-sen ab als Kapital, das im oder auf dem Boden steckt. Deshalb soll-ten Unternehmen in den Firmen-bilanzen neben den Finanz- und Öko-Bilanzen auch eine betriebs-spezifische Wissensbilanz führen. Denn die existenzbedrohenden grossen Risiken schlummern mehr und mehr in fehlendem Wissen, oder sie zeigen sich dann, wenn gut gebildete Mitarbeiter kündigen und zur Konkurrenz wechseln.

An den Börsen wird den Ent-wicklungen weg von der Indust-rie- und hin zur Bildungs- und Wissensgesellschaft längstens Rechnung getragen. Der Aktien-wert von Unternehmen wird nicht nur aus der Bewertung von «Fundamentals» wie Anlagever-mögen oder Marktanteilen be-stimmt. Neben Fabrikanlagen, Maschinen, Gebäuden und Res-sourcen wird auch das intellek-tuelle Kapital entscheidend. Dazu gehören originelle Geschäfts-

ideen, kreative und motivierte Mitarbeitende.

Es ist deshalb nicht Zufall, son-dern ökonomisches Gesetz, dass Ende November 2017 «Wissens-firmen» geschlossen an der Spitze der weltweit wertvollsten Unter-nehmen (gemessen am Börsen-wert) stehen. Die ersten fünf Plätze der Rangliste belegen Apple (Marktwert 745 Milliarden Euro) vor Google (573 Milliarden Euro), Microsoft (550 Milliarden Euro), Amazon (483 Milliarden Euro) und Facebook (365 Milliarden Euro). «Produktionsbetriebe» fin-den sich weit und breit keine mehr, lediglich noch Pharmazieriesen, Finanzinstitute und auf Platz 12 folgt – als erstes europäisches Unternehmen – mit Nestlé ausge-rechnet ein Schweizer Multi. Noch Fragen, wo und wie sich Bildung und Wissen rechnen?

Bildungsmärkte sind strategi-sche Märkte. Was für das Indust-riezeitalter die Produktion von Investitionsgütern war, wird für die Wissensgesellschaft der Bil-dungsmarkt werden. Wer Wissen produziert, setzt die Standards für Organisations- und Manage-ment-, Finanzierungs- und Versi-cherungs-, Forschungs- und Ent-wicklungs-, Beratungs- und War-tungs-, Kontroll- und Korrektur-leistungen. Bildung ermöglicht es, in vielen Bereichen technologi-sche Vorsprünge zu erwerben. Es entstehen Wissensmonopole, die erlauben, Marktmacht zu erlan-gen und Gewinne zu erzielen.

Auch hier bietet das Silicon Val-ley besten Anschauungsunter-richt: Gerade sichern sich Goo-gle, Amazon, Microsoft und an-dere US-amerikanische Firmen der digitalisierten Wissenswirt-schaft die Schürfrechte der Zu-kunft. Sie setzen jetzt die techni-schen Standards, zahlen das Lehr-geld und schaffen sich jene Inno-vationsvorsprünge und globalen Netzwerke, die sie gegen konkur-rierende Nachahmer uneinholbar machen. Als «first mover» nutzen Google, Amazon und andere Wis-sensfirmen ihre Monopolstel-lung, um heute jene Gewinne zu erwirtschaften, die morgen not-wendig sind, um sich später auf den Markt drängende Konkur-renz vom Halse zu halten.

Die Qualität des Bildungswe-sens wird mikroökonomisch so-wieso, aber auch makroökono-misch für den wirtschaftlichen

4 Treffpunkt Wirtschaft Bieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017

Ein Uhrenarbei-ter-Lehrling

während seiner Ausbildung.

Wer spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten hat, läuft in seinem Leben weniger Gefahr, arbeits-los zu werden.

as/a

MobimoManagement AGSeestrasse 59 | 8700 Küsnacht | www.mobimo.ch

Mit Leidenschaft für AGGLOlacWir gestalten Lebens-, Wohn- und Arbeitsraum –damit schaffen wir Lebensqualität.

Fotos Beat AppTexte Markus SchärVerlag W. Gassmann AG

BielerseeFisch

MenschNaturSoeben ist das 4. Buch des Fotografen

Beat App – mit Texten von Markus Schär –

im Verlag W.Gassmann AG erschienen.

Entdecken Sie die bezaubernde Welt derFische im Bielersee und seinen angrenzendenGewässern. Lassen Sie sich mitnehmen aufeinen Streif-zug durch das Seeland mit seinervielseitigen Fauna und Flora.

Erhältlich beim Verlag W. Gassmann AG

Längfeldweg 135, 2501 Biel

und [email protected]

«Bielersee – FischMensch Natur»

Bestellen Sienoch heutedas Buch

zum Preis vonFr. 78.–

(plus Versandkosten-anteil)

Reklame

Unternehmens

Erfolg entscheidend sein. Ent-sprechend muss die Wirtschafts-politik 4.0 darauf ausgerichtet sein, durch Anreize, finanzielle Unterstützung und gute Ange-bote Innovationspotenziale, Kreativität und Leistungsfähig-keit zu fördern. Und zwar nicht so, wie es heute in überragendem Masse der Fall ist nur für junge Menschen.

Vielmehr müssen private wie staatliche Bildungsbudget von der Jugend ins fortgeschrittene Alter umgeschichtet werden, sodass alle immer wieder und ein Leben lang die Option haben, sich aus-, fort- und weiterbilden zu können. Da-bei geht es nicht nur um die Fi-nanzierung direkter Kosten – wie Teilnahme- oder Studiengebüh-ren oder Kosten für Erwachse-nenbildung.

Ebenso bedeutsam, und für viele wichtiger, sind die indirekten Kosten, insbesondere die Zeitkos-ten und die Lücken und Löcher, die sich beim Haushaltseinkom-men öffnen, wenn Monate oder Jahre aus eigener Arbeit nichts verdient werden kann, weil man sich weiterbildet. Deshalb bedarf es neuer staatlicher Unterstüt-zung, die nicht dem Schutz des Bestehenden vor Veränderung, sondern der Förderung der An-passungsfähigkeit an Veränderun-gen dient.

Es gilt zu erkennen, dass man nicht zu viel, sondern nur zu wenig Geld in das Bildungswesen stecken kann. Ein gutes Bildungssystem mag teuer sein. Langfristig wird es aber eine Sache geben, die noch teurer ist als ein gutes Bildungssys-tem: nämlich ein schlechtes.

Zu jung für eine Berufslehre? Berufsbildung Je nach Beruf brechen bis 40 Prozent der Lernenden die Stifti ab. Gleichzeitig beenden mehr 15-Jährige die Schule – zu früh? Antworten geben ein Lehrer, eine Berufsberaterin und der Direktor einer Berufsschule.

Lotti Teuscher

Als die Schweiz vor zehn Jahren begann, die Kinder früher ein-schulte, wurden gemäss dem Bie-ler Lehrer Alain Pichard ein Feh-ler gemacht: «Die Idee, je früher je besser, ist wissenschaftlich nicht erwiesen, im Gegenteil. So-wohl in Frankreich mit seiner école maternelle wie auch im Kanton Tessin, der bereits sehr früh mit einem früheren Kinder-garten begann, erzielen die Schü-ler in den Pisa-Testen miserable Ergebnisse.»

Nun verlassen die ersten Jahr-gänge der früher eingeschulten Jugendlichen die Grundschule; einzelne bereits mit 14 Jahren. Wenn sie eine Lehre anfangen wollen, brauchen sie eine Sonder-bewilligung, um einen Lehrver-trag abzuschliessen. Andere sind 15-jährig: Sie mussten sich bereits als 13-Jährige intensiv mit der Lehrstellensuche befassen.

Pichard gehörte zu jenen Päda-gogen, die gewarnt hatten: «Da-mals hat mir noch niemand rich-tig geglaubt. Der Wechsel von der Schule zu einer Berufslehre ist immer eine grosse Anpassungs-leistung. Jetzt sind viele Schüle-rinnen und Schüler ein halbes Jahr jünger.»

Mehr Zwischenlösungen

Heute sei es offensichtlich, dass mehr Schülerinnen und Schüler die Reife noch nicht besässen, um in einen Beruf einzusteigen. So habe ihn zum Beispiel vor kurzem ein 13-jähriger Achtklässler ge-fragt: «Herr Pichard, ist es nor-mal, dass ich bereits jetzt einen Beruf wählen muss?» Obwohl in der 8. Klasse die Berufswahl in-tensiv behandelt wird, können sich laut dem Bieler Lehrer mehr Schüler (noch) nicht für einen Be-ruf entscheiden.

Mit der früheren Einschulung hat der Kanton auch ein selbst gesetztes Ziel boykottiert: Vor zehn Jahren wurde beschlossen, dass weniger Schülerinnen und Schüler 10. Schuljahre besuchen sollen. «Die Konsequenzen aus der früheren Einschulung sind klar», sagt hingegen Pichard. Es werde wieder mehr Schüler mit Zwischenlösungen und zehnten Schuljahren geben. Dies sei teuer, für den Staat oder für die Eltern, je nachdem es sich um ein staatli-ches oder privates Angebot

handle. Und eines sei ebenfalls klar, so Pichard: «Mehr Schule ist nicht immer die richtige Lösung.»

Mühe mit neuen Medien

Dass die Zahl der Jugendlichen steigt, die ein 10. Schuljahr absol-vieren, lasse sich generell so noch nicht sagen, erklärt Susanne Du-bach, Berufsberaterin am BIZ Biel. Deutlich mehr Schülerinnen und Schüler unterrichten derzeit allein die Schuljahre für jugendli-che Migranten, die erst seit Kur-zem in der Schweiz leben. Sie können ein 10. Schuljahr absolvie-ren, verteilt auf zwei Jahre.

Susanne Dubach blickt auf zwölf Jahre als Berufsberaterin

zurück. Die Jugendlichen, die sie bei der Berufswahl begleite, er-lebe sie nicht als unreifer als frü-her: «Allerdings hat die Berufs-wahl heute in den Schulen einen hohen Stellenwert mit dem Ziel, für alle Schulabgänger eine An-schlusslösung zu finden.»

Deutliche Unterschiede er-kennt Susanne Dubach hingegen zwischen Jugendlichen aus Biel und dem Seeland. Dies, wenn es um handwerkliche Berufe geht. «Jugendlichen, die auf dem Land aufwachsen, sind handwerkliche Berufe näher, denn sie begegnen diesen Berufen im Alltag.» Ju-gendliche aus Biel hingegen wis-sen kaum, was etwa ein Schreiner

macht und sind deshalb auch we-niger bereit, sich mit diesen Beru-fen auseinanderzusetzen.

Defizite beobachtet Susanne Dubach ausgerechnet in einem Bereich, wo man die Stärken der Jugendlichen vermuten würde: den neuen Medien. Viele wissen nicht, wie ein PDF erstellt und verschickt wird, sie finden sich bei der Internet-Suche nach freien Lehrstellen nicht zurecht oder wissen nicht, wie man online einen Lebenslauf erstellt. «Viele brauchen diesbezüglich eine in-tensive Eins-zu-Eins-Unterstüt-zung.»

Belege, dass Lehrer Pichards Erfahrungen mit den jüngeren

Schulabgängern stimmen könn-ten, liefern Zahlen des Bundes-amts für Statistik zu den Lehrab-brüchen: Spitzenreiter ist das Coiffeurgewerbe mit 40 Prozent, gefolgt vom Gastgewerbe (35,6 Prozent). Vergleichsweise gut schneiden Büroberufe ab (22,9 Prozent) sowie Berufe im Gross- und Einzelhandel (23, 4 Prozent). Doch auch in diesen Berufen brach 2016 mehr als ein Fünftel die Lehre ab.

Diese Zahlen lässt Daniel Stähli, Direktor der Wirtschafts-schule Biel/Bienne (BFB), indes nicht gelten: «Denn auch Profil-wechsler gelten in dieser Statistik als Berufsabbrecher.» Wer zum Beispiel an der BFB eine drei Jahre dauernde Detailhandels-lehre absolvieren möchte und da-mit überfordert ist, kann in die zwei Jahre dauernde Attestaus-bildung wechseln.

Der Wechsel zu niederschwelli-geren Lehren wird in der Statistik als Lehrabbruch erfasst. Aller-dings ist ein solcher Wechsel nicht in allen Lehrberufen mög-lich: Angehende Pharma-Assis-tentinnen etwa, die überfordert sind, müssen die Lehre abbre-chen, weil es keine Alternative gibt.

«Wenn immer möglich, hilft die BFB, Alternativen zu finden», sagt Stähli. So wird während der ers-ten Lehrmonate abgeklärt, ob die Lernenden den Anforderungen gewachsen sind oder ob es besser ist, eine niederschwelligere Aus-bildung zu absolvieren. Manch-mal macht auch ein Profilwechsel in eine höhere Ausbildungsstufe Sinn.

Betriebe müssen mitziehen

Damit auch 15-Jährige erfolgreich ins Berufsleben starten könnten, brauche es nicht nur die Schule und die Eltern, sondern auch die Lehrbetriebe, sagt Stähli: «Die Betriebe müssen bereit sein, 15- oder 16-Jährige auszubilden.» Unternehmen mit englischer, amerikanischer oder französi-scher Kultur bekundeten damit mehr Mühe als Betriebe mit schweizerischem oder deutschem Hintergrund. «Die Verantwortli-chen meinen: Ein 15-Jähriger kann doch nicht in einer Bank arbeiten», so Stähli. «Ich ant-worte: Doch, genau dies ist in der Schweiz dank der dualen Ausbil-dung möglich.»

In zahlreichen Berufen können überforderte Jugendliche in eine niederschwelligere Ausbildung wechseln. Dadurch können Lehrabbrüche verhindert werden. Symbolbild/Keystone

Thomas Straubhaar

5Treffpunkt WirtschaftBieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017

Der aus Burgdorf stammende Thomas Straubhaar ist Professor für Volkswirtschaftslehre, insbe-sondere internationale Wirt-schaftsbeziehungen, an der Uni-versität Hamburg. Bis September 2014 war er Direktor des Ham-burgischen Weltwirtschaftsinsti-tuts HWWI.

Was für Rosa und Theodor wichtig ist Diskussion Wie sieht die Berufswelt der Zukunft aus? Wie sind die Schüler von heute auf sie vorzubereiten? Auch die Experten tappen bisweilen im Ungewissen – aber Theo Ninck hat keine Angst um seine Enkel.

Tobias Graden

Am Schluss wird es persönlich. Die letzte Folie des Referats zeigt zwei kleine Kinder, es sind Rosa und Theodor, die Enkel von Theo Ninck, beide fast 60 Jahre jünger als der Leiter des kantonalen Mit-telschul- und Berufsbildungsam-tes des Kantons Bern. Welche Be-rufswelten werden sie vorfinden, wenn sie aus der Lehre oder dem Studium kommen oder wenn sie sich irgendwann umorientieren werden?

Die Antwort darauf lässt sich nicht geben. «65 Prozent der Be-rufe der Generation Z sind heute noch gar nicht bekannt», sagt Theo Ninck, eine allgemein an-erkannte Faustregel zitierend.

Zentral: Die vier K

Sicher ist also vor allem mal eines: Rosa und Theodor müssen darauf vorbereitet werden, sich in einer Zeit wohl noch rascheren Wan-dels als heute zurechtfinden zu können, dabei sich selber treu zu bleiben und die eigenen Leiden-schaften gewinnbringend ins Be-rufsleben einbringen zu können. In der auf die Referate am gestri-gen Treffpunkt Wirtschaft fol-genden Diskussion verweist Ninck auf das 4-K-Modell des Lernens für das 21. Jahrhundert. Die vier K stehen für Kommuni-kation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken – wenn es keine linearen Berufslaufbahnen mehr gibt, wenn Berufe ver-schwinden und neue entstehen, sind dies die Grundkompetenzen, die für die Arbeitswelt unerläss-lich sind.

Ganz so neu ist der digitale Wandel ohnehin nicht. Theo Ninck verweist auf das Buch «To-tal Digital» von Nicholas Negro-ponte: Vor 21 Jahren ist es er-schienen, viele der Entwicklun-gen, deren Ergebnisse wir heute sehen oder noch sehen werden, hat der Autor schon damals vor-weggenommen. Und doch: «Die Geschwindigkeit des Wandels ist schon gewaltig», sagt Ninck, und nennt Beispiele, auf die er selber erst kürzlich gestossen ist – der Roboter, der den Sonntagszopf formt (der Bäcker hat zuvor die Parameter programmiert), der 3-D-Drucker, der Keramikgefässe fertigt (die Töpferin legt nicht mehr selber Hand an). Die Fach-hochschule Luzern hat es unter-sucht: Kein einziger der heute in

der Schweiz anerkannten Lehrbe-rufe kommt ganz ohne digitale Kompetenzen aus.

«System ist gut aufgestellt»

Ist denn das hiesige Bildungssys-tem seiner Aufgabe gewachsen? Theo Ninck ist davon überzeugt. So werde die Digitalisierung in der Ausgestaltung der bestehenden und der Kreation neuer Lehrbe-

rufe durchaus bereits antizipiert. Der Automobilmechatroniker wird seit 2006 an die neusten An-forderungen angepasst, neue Be-rufe wie 2013 der Interactive De-signer werden geschaffen. Der Be-ruf der Kauffrau und des Kauf-manns wird per 2022 grundle-gend reformiert. Auch hier: Über-greifende Kompetenzen wie Spra-chen oder Kommunikation wer-

den zulasten des reinen Finanz-wissens mehr Gewicht erhalten. «Das Berufsbildungssystem ist grundsätzlich gut aufgestellt», sagt Ninck, und er verweist da-rauf, dass dieses heute in alle Rich-tungen deutlich flexibler und durchlässiger als früher.

Neue Formen und digitale Hilfsmittel für den Unterricht sind aber zweifellos am Kommen (vgl. Interview mit Jan Rihak, Sei-ten 2/3, der am Anlass auch auf-trat). Forstwarte lernen die Pflan-zenbestimmung nicht mehr zwin-gend mittels eines Buchs, sondern per App. Hier sei auch der Staat gefordert, so Ninck: Veränderun-gen müssten rascher ins Bildungs-system eingespielt werden kön-nen, die technische Infrastruktur müsse erneuert werden. Die per-sönliche Beziehung der Lehrkraft zu den Schülern aber lasse sich schlicht nicht digitalisieren.

Falsche Sicherheit

Ein Wandel ist aber nicht nur in der Berufswelt festzustellen, son-dern bei den Lernenden selber, wie Hans-Ruedi Minder in der Diskus-

sion unter der Leitung von Urs Gredig (Chefredaktor CNN Mo-ney Switzerland) sagt. Das jeder-zeit per Smartphone abrufbare Wissen in der Hosentasche ver-leite zu falscher Sicherheit, so der Inhaber und Geschäftsführer der Gebäudeinstallationsfirma Fi-scher Electric: «Es mangelt an Selbstständigkeit, Lernfähigkeit und Ehrgeiz.» Er stelle auch fest, dass die Ausbildungsqualität von Schule zu Schule offenbar variiere. Auch wenn es angesichts der ge-stiegenen Anforderungen (Ge-bäude haben nicht mehr simple elektrische Installationen, son-dern werden programmiert) nicht einfach sei, geeignete Lehrlinge zu finden, so mag Minder doch nicht den Stab über die Jugendlichen im Betrieb brechen und hält den Wert der Ausbildung hoch. Ebenso die Firmenkultur und zwischen-menschliche Werte: Diese disku-tiert er jeweils ganz am Anfang der Ausbildung mit den Jugendlichen. Es ist anzunehmen – respektive zu hoffen –, dass sich auch dies für Rosa und Theodor nicht grundle-gend ändern wird.

Kommentar

Ein Plädoyer für die Poesie

N iemand dürfte noch ernsthafte Zweifel daran haben, dass die gegen-

wärtige digitale Transformation enorme Auswirkungen hat auf unsere Lebenswelt. Wir erleben dies unablässig in unserem Alltag und können uns ein Leben, wie es sich noch vor 20 Jahren gestal-tet hat, nicht mehr vorstellen. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass sich Schule und Ausbildung auf die digitale Realität einstellen müssen. Morgige Arbeitswelten werden noch stärker als heute di-gitalisiert sein, es gehört zu den grundlegenden Kulturtechniken des 21. Jahrhunderts, ein Basis-verständnis der Informations-technologie zu haben.

Doch nichts wäre fataler, als diesen Kompetenzen geistes- und kulturwissenschaftliche In-halte zu opfern. Im Gegenteil: Geistes- und Herzensbildung werden umso wichtiger. Denn im Prinzip gilt es in den nächsten Jahren nichts weniger als die ganz grosse Frage zu beantwor-ten: Welche Welt wollen wir?

Dazu eine kleine, zugegebener-massen plakative Anekdote: Vor-stellung des Circus Monti, die Ar-tistinnen und Artisten vollführen in der letzten Nummer vor der Pause wunderlichste Kunststü-cke. Da ist ein permanentes Kom-men und Gehen, es ist eine Hek-tik sondergleichen, Artistik und Slapstick tanzen schwungvoll Hand in Hand, und gleichzeitig ist das Spektakel erfüllt von feiner Poesie. Das Mädchen in der sechsten Reihe interessiert das nicht. Die Eltern haben ihm ein Smartphone in die Hand ge-drückt, dort schaut es einen Film.

Wie sieht eine Welt aus, in der solches Verhalten normal ist? Man mag es sich nicht ausmalen. Es wird darum vordringliche Aufgabe der Bildung sein, den Umgang mit dem Digitalen auch kritisch zu hinterfragen und den Menschen ganzheitlich zu be-trachten. Die digitale Welt von morgen gilt es nicht nur zu nut-zen, sondern sinnhaft zu gestal-ten. Sie soll im Dienste des Men-schen stehen – nicht umgekehrt.

E-Mail: [email protected]

Tobias Graden Teamleiter Wirtschaft

Theo Ninck, Leiter des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes des Kantons Bern: «Die Geschwindigkeit ist schon gewaltig.» Bilder: Matthias Käser

Eine Gruppe kämpft um die Seeländer BerufsbildungLehrberufe Um die Berufsbildung in der Region zu stärken, ist letztes Jahr eine breit abgestützte Arbeits-gruppe gebildet worden. Sie will dem Seeland mehr Gewicht in Bern verschaffen.

Am Anfang war der Kampf um die Polymechaniker. Es war im Som-mer vorletzten Jahres, als der Kanton im Rahmen der Berufs-schulreorganisation beabsich-tigte, die Ausbildung der Polyme-chaniker aus Biel abzuziehen und diese stattdessen an der Gewerb-lich-industriellen Berufsschule Gibb in Bern unterrichten zu wol-len. Bereits zuvor war die Ausbil-dung anderer Lehrberufe verlegt

worden, etwa, weil keine sinnvol-len Klassengrössen mehr erreicht werden konnten.

Doch als es um die Polymecha-niker – ein Schlüsselberuf für die Maschinenindustrie in der Re-gion – ging, stellten sich die rele-vanten Akteure auf die Hinter-beine. Im Hintergrund weibelten die Verantwortlichen des Berufs-bildungszentrums (Direktor Beat Aeschbacher), der Wirtschafts-kammer Biel-Seeland (Geschäfts-führer Gilbert Hürsch), der Wirt-schaft und Grossratsmitglieder mit Gehör für die Anliegen der Region.

«Andere sind besser vernetzt»

Das wirkte: Mitte Februar 2016 konnten die Lobbyisten bei Erzie-hungsdirektor Bernhard Pulver vorsprechen, Ende April konnte man vermelden: Die Berufsschul-

Ausbildung der Polymechaniker verbleibt in Biel, sie wird sogar ge-stärkt (das BT berichtete).

Für die Involvierten war damals schon klar: Dieser Elan sollte nicht einmalig sein und dann ver-puffen, sondern auch in die Zu-kunft wirken und institutionali-siert werden. «Andere Regionen wie das Oberland oder das Em-mental sind besser vernetzt», stellte Gilbert Hürsch schon da-mals fest, «auch wir wollen besser für Biel und das Seeland kämp-fen», sagt er heute. Daraus ist die Arbeitsgruppe Berufsbildung Biel-Seeland entstanden. Ihr Ziel: den Berufsbildungsstandort Biel-Seeland nachhaltig zu stärken.

Organisatorisch ist diese AG dem Verein seeland.biel/bienne angegliedert, jenem Organ, dem alle Gemeinden des Seelands an-gehören. Das macht nicht zuletzt

auch darum Sinn, als dass der Ver-ein bereits ein Ressort Bildung führt. Geleitet wird dieses von der Leubringer Gemeindepräsidentin Madeleine Deckert, sie ist zugleich Vorsitzende der AG. Etwa einmal pro Monat trifft sich der Vorstand der AG, der funktionell, aber auch politisch breit abgestützt ist. Neben Deckert, Aeschbacher und Hürsch finden sich darin Bernhard Beutler (BWZ Lyss), Daniel Stähli (BFB Biel), Jan Gnägi (Grossrat BDP,), Daniel Hügli (Grossrat SP), Pierre-Yves Grivel (Grossrat FDP) und Florian Schuppli (Verein see-land.biel/bienne). Ihm beigesellt ist die sogenannte strategische Be-gleitgruppe, in der vor allem Unternehmer aus der Region ver-treten sind.

Die übergeordneten Ziele der AG sind die Vernetzung der Ak-teure in der Berufsbildung, die

Identifizierung künftiger Berufs-felder, die Verbesserung des Images der Berufsbilder und die Hilfe beim Besetzen von Lehr-stellen. Ins Auge gefasst wird auch die Schaffung eines Lehr-lingscampus’.

Als Erstes: Daten erarbeiten

Konkrete Aktionen wie letztes Jahr das Lobbying für die Polyme-chaniker-Ausbildung gibt es der-zeit keine. Vielmehr ist die Arbeitsgruppe damit beschäftigt, Datengrundlagen zur Berufsbil-dung zu erarbeiten. Dazu hat sie eine quantitative Analyse vorge-nommen – und dabei auch vorge-fasste Thesen verworfen. Oft ge-hört wird nämlich die Behaup-tung, die Maturitätsquote steige kontinuierlich und beharrlich. «Für unsere Region konnten wir diese falsifizieren», sagt Gilbert

Hürsch, «die Quote beträgt in der Region Biel-Seeland seit Jahren 19 Prozent.» Es sei wichtig, solche Daten als Gewissheit zu haben, um überhaupt Handlungsfelder zu identifizieren und die richti-gen Massnahmen für die Region fordern zu können. Ein weiterer Befund: Nur etwa die Hälfte aller Unternehmen, die eine entspre-chende Bewilligung haben, bildet auch Lehrlinge aus. Ist das viel? Ist das wenig? Die Antwort: «Es ist kantonaler Durchschnitt», sagt Hürsch. Gleichwohl: «Wir sehen die Tendenz, dass die Ausbil-dungsbereitschaft eher im Sinken begriffen ist, dass Unternehmen die Berufsgrundbildung also zu-nehmend externalisieren.» Die Ziele werden der AG also nicht ausgehen – und nicht zuletzt Überzeugungsarbeit in den eige-nen Reihen umfassen. tg

6 Treffpunkt Wirtschaft Bieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017

Der «Treffpunkt Wirtschaft» von gestern Abend im Bieler Volkshaus war gut besucht.

«Arbeiten mit Bildung» statt «Bildung vor Arbeit» Gastbeitrag Im Kanton Bern sind von den vorläufig Aufgenommenen im siebten Jahr nach ihrer Ankunft nur 44 Prozent in einem Erwerb, Teilzeitverhältnisse inbegriffen. Die Integrationspolitik braucht einen Strategiewechsel, auch in der Bildung.

Rudolf Strahm

Am Rande von Lyss wird in ehe-maligen Werksgebäuden ein Zent-rum für Flüchtlinge geführt. Es gehört zu sieben Asylzentren, die von Gemeinden im Seeland und von der Stadt Biel über eine sepa-rate Trägerschaft geführt werden. Jede neu ankommende Asylper-son wird in Lyss gleich am Tag nach der Ankunft einer Putz-equipe zugeteilt. Zwei bis drei Mo-nate lang. Diese Arbeitserfahrung ist nicht bloss dazu da, die Arbeits-kultur vorzuzeigen. Nein, die Arbeitserfahrung dient zugleich der individuellen Beurteilung und Potenzialabklärung: Was kann diese Asylperson? Was strebt sie an? Wie steht es mit der Lernfä-higkeit und Lernbereitschaft?

Nach längstens drei Monaten wird individuell und massge-schneidert ein Programm für Arbeitseinsätze im Zentrum, in der Gemeinde oder bei Landwir-ten sowie ein Plan für den Unter-richt vereinbart. Der entschei-dende Lerneffekt besteht in der Vermittlung hiesiger Werte: In der Schweiz wird gearbeitet, und der Aufenthalt müsste selber be-stritten werden.

Jedes Werkzeug, jeder Apparat, jeder Besen in diesem Zentrum ist gut sichtbar auf Deutsch ange-schrieben. Die Zentrumsleiter be-teuern, dass die Asylpersonen auf diese Art mehr und rascher Deutsch lernen als nur im Klassen-zimmer, zumal viele aus bildungs-ungewohnten Schichten stammen. Deutschunterricht gibt es auch, aber der Kanton Bern vergütet nur noch zwei Wochenstunden.

Tausende junge, gesunde Männer langweilen sich

Solche vorbildlichen Integra-tionsanstrengungen von Gemein-den und Institutionen gibt es mancherorts. Aber von den der-zeit etwa 66 000 Personen im Asylprozess und den 30 000 an-erkannten Flüchtlingen (im Kan-ton Bern sind es 10 000, respek-tive 4200, Stand Oktober 2017) ist bloss eine Minderheit in einer festen Arbeitsstruktur integriert. Tausende junge, gesunde Männer langweilen sich ohne feste Struk-tur in Asylzentren. Für viele durchaus wohlwollende Bürger ist es unerträglich, wie junge Männer werktags in den Bahnhö-fen und auf öffentlichen Plätzen untätig herumhängen.

Wohl ist etwa jede zehnte Asyl-person ausserordentlich strebsam, lernbegierig und erwirbt erstaun-lich schnell die Landessprache. Solche Erfolgreiche werden dann

rasch zu den von Medienleuten bevorzugten Vorzeigemigranten. Doch sie sind eine Minderheit.

Wirksamere Strategie zur Arbeitsintegration

Seit 2010 erlebten wir mehrheitlich einen Typus von Armutsflüchtlin-gen aus bildungsfernen Schichten Afrikas und Asiens, die keine Arbeitserfahrung in einer betriebli-chen Struktur mitbringen. Sie sind im Durchschnitt frühestens drei bis vier Jahre nach Ankunft besten-falls zu einer niederschwelligen Vorlehre befähigt. Der Privatsektor und die Landwirtschaft bieten ih-nen selten Arbeit.

In offiziellen Zahlen des Staats-sekretariats für Migration SEM heisst dies Folgendes: Heute sind schweizweit 88 Prozent aller Per-sonen im Asylbereich Empfänger von Sozialhilfe! Die Region Biel weist eine besonders hohe Sozial-hilfequote auf. Von den anerkann-ten Flüchtlingen (Ausweis B) sind auch im fünften Jahr nach ihrer Ankunft in der Schweiz nur ge-rade 30 Prozent (im Kanton Bern 31 Prozent) im Arbeitsprozess, meist in Stellen, die einen Zu-schuss der Sozialhilfe erfordern. Von den vorläufig Aufgenomme-nen (VA, Ausweis F) sind sogar im siebten Jahr nach Ankunft bloss

47 Prozent (im Kanton Bern 44 Prozent) in einem (Teilzeit-)Er-werb. Allerdings sind die Unter-schiede von Kanton zu Kanton be-trächtlich. Im Kanton Genf sind diese Erwerbsquoten weniger als die Hälfte, im Kanton Graubün-den jedoch doppelt so hoch.

Die bisherige Integrationspra-xis ist gescheitert und ruft nach einem Strategiewechsel: • Erstens muss in Zukunft idealer-weise der Standard gelten: Wer in die Schweiz flüchtet und eine Blei-beperspektive aufweist, muss spä-testens nach einer Woche in ein Arbeits- und Beschäftigungspro-gramm integriert werden. Notfalls in geschützten Arbeitsplätzen. Solche Programme kann nicht der Bund bereitstellen. Doch in den kommunalen Werkhöfen, in öf-fentlichen Einrichtungen, Hei-men, in der Quartierreinigung, im Landschaftsunterhalt, im Recyc-ling geht die Arbeit nicht aus. Die zuständigen Gemeinde- und Kan-tonsangestellten müssen für die Betreuung einen Bonus erhalten. Privatbetriebe brauchen einen fi-nanziellen Anreiz für Praktikanten in geschützten Arbeitsplätzen. • Zweitens müssen wir das hehre Prinzip «Bildung vor Arbeit» über-denken. Dies ist ein intellektuelles Top-Down-Konzept unserer Bil-

dungselite, aber bei schulschwa-chen, bildungsfernen Asylperso-nen in der Praxis untauglich. Ich gestehe, dass ich in meinem langen Engagement für die Berufslehre meine Ansichten auch dieser Rea-lität anpassen musste. In der ers-ten Phase muss es vielmehr «Arbeiten mit Bildung» heissen. • Drittens muss jede Asylperson im Aufenthaltskanton verbind-lich einer Coaching-Person zur Arbeitsvermittlung zugeteilt wer-den. Heute werden Asylbewerber oft von Zentrum zu Zentrum ge-schoben und dort von wechseln-den Sozialarbeitern betreut, die keinen Bezug zum Arbeitsmarkt haben und in der Arbeitsvermitt-lung nicht ausgebildet sind.

Mehr fordern bei der Integration

Ich weiss, für ideell Gesinnte – die politisch das Rückgrat der hu-manitären Asylpraxis sind – tönt eine strengere Integrationspraxis befremdlich. Doch gerade sie müssten das grösste Interesse an einer erfolgreicheren Arbeits-marktintegration haben.

Wer sich mit der Migrations-problematik verantwortungsbe-wusst beschäftigt, muss das Buch des Berliner Soziologen Ruud Ko-opmans zur Kenntnis nehmen. Er

zeigt in einem langjährigen Län-dervergleich auf: Ausgerechnet jene Länder, die die grösste multi-kulturelle Toleranz und höchste Sozialleistungen gewährten – etwa Holland, Schweden, Wallo-nisch-Belgien –, haben heute die schlechteste Integration mit den höchsten Arbeitslosenquoten und den gefährlichsten Parallel-gesellschaften von Ausländern. Integration ohne eine Strategie des Forderns scheitert (Ruud Ko-opmans: «Assimilation oder Mul-tikulturalismus? Bedingungen gelungener Integration»). Es wäre näher zu untersuchen, ob die extrem hohen Sozialhilfequo-ten in Biel und teilweise in der Romandie im Vergleich zu andern Landesgegenden auch auf solche Praxisunterschiede in früheren Jahren zurückzuführen sind.

Die politische Quittung der mangelnden Arbeitsintegration von Flüchtlingen wird folgen. Der Bund zahlt nämlich den Kanto-nen die Asylsozialhilfe nur für fünf respektive sieben Jahre. Die Schweizerische Konferenz für So-zialhilfe Skos warnt seit Langem vor einer finanziellen Zeitbombe. Im Kanton Zürich haben zwei Drittel der Stimmberechtigten der Senkung der Sozialhilfe zuge-stimmt. Im Kanton Bern wurde ein Kredit für die Ausbildung von unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern UMA vom Volk leider abgeschmettert.

Die Konferenz der Kantonsre-gierungen rechnet vor, dass die Integrationsmassnahmen für Sprachausbildung, Berufsvorbe-reitung und Coaching im Durch-schnitt 18 000 Franken pro Asyl-person und Jahr kosten. Heute zahlt der Bund bloss einmalig 6000 Franken. Der Bund muss mehr Integrationskosten über-nehmen. Dafür muss er den Kan-tonen auch strengere Vorgaben für die Beschäftigungs- und Arbeitsprogramme in den Ge-meinden machen.

Es braucht einen Strategie-wechsel in der Integrationspolitik: mehr Pflichten mit Sanktions-möglichkeiten für Flüchtlinge, mehr Pflichten und Anreize für Gemeinden, Städte und Kantone. Diese Langfristaufgabe kann man nicht administrativ lösen. Es braucht ein politisches Projekt mit einer landesweiten Debatte. Die Kosten der Unterlassung wer-den ein Vielfaches höher sein.

Info: Dieser Text ist am 28. Novem-ber 2017 im «Tages-Anzeiger» und im «Bund» erschienen und wurde fürs BT mit Ergänzungen für den Kanton Bern aktualisiert.

Ein neuer Ansatz zum lebenslangen Lernen in der IndustrieDigitalisierung Die Gewerkschaft Unia will die Bildung in der Industrie zukunftsfähig machen. Das Projekt Berufspassarelle 4.0 wird zusammen mit den Arbeitgebern entwickelt.

Drei wichtige Faktoren macht Corrado Pardini, SP-Nationalrat aus Lyss und Sektorleiter Indust-rie bei der Gewerkschaft Unia, für die Zukunft der Berufsbildung aus. Erstens: Berufskarrieren ver-laufen nicht mehr vertikal, son-

dern horizontal – wer die Lehre als Polymechaniker absolviert, befindet sich 20 Jahre später wo-möglich an einem ganz anderen Ort. Zweitens: Die digitale Trans-formation wird die Arbeitswelt gewaltig umpflügen, Berufe ver-schwinden, neue entstehen, und diese sollen auch Erwerbstätigen im mittleren Alter offenstehen. Und drittens: Die Schweiz hat dank ihres Berufsbildungssys-tems gute Chancen, diese Heraus-forderungen erfolgreich zu meis-tern. «Doch dazu braucht es die Neuerfindung der Berufsbil-dung», sagt Pardini.

Darum bringt die Unia das Konzept Berufspassarelle 4.0 in

die Diskussion ein. Diese «befä-higt Mitarbeitende, die neuen An-forderungen der Digitalisierung in der Industrie zu bewältigen», heisst es darin. Sie absolvieren eine berufsbegleitende Ausbil-dung, die ein Jahr dauern und mit einem Berufs-Fachdiplom abge-schlossen werden soll. Wie in der beruflichen Grundbildung soll die «Berufspassarelle 4.0» mehrstu-fig gestaltet sein, so, dass Beschäf-tigte unterschiedlicher Qualifi-zierungsstufen teilhaben können. «Grundsätzlich soll dies allen möglich sein, auch wenn sie im ersten Drittel ihres Lebens etwas verpasst haben», sagt Pardini. Die «Berufspassarelle 4.0» soll als

Verein organisiert sein, in der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-seite vertreten sind.

Bundesrat reagiert positiv

Was die Finanzierung betrifft, so sieht das Konzept grundsätzlich einen paritätischen Fonds der So-zialpartner vor, dieser wird also auch durch Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge finanziert. Weitere Finanzierungselemente wie allfällige Beiträge aus einem Nationalbank-Fonds sind denk-bar und werden Gegenstand der Verhandlungen und Weiterent-wicklung des Konzepts sein.

Erste Gespräche mit relevanten Akteuren hätten stattgefunden,

sagt Pardini. Bundesrat Johann Schneider-Ammann habe positiv reagiert, der Verband und Sozial-partner Swissmem zeige grosses Interessen, Arbeitgeber bezeich-neten die Ideen als «spannend».

Nächsten Herbst spruchreif

Als Nächstes stehen Gespräche mit Swissmem-Präsident Hans Hess an, gleichzeitig bringt die Unia das Konzept in die GAV-Ver-handlungen ein. Der aktuelle Ge-samtarbeitsvertrag ist noch bis 30. Juni nächsten Jahres gültig. Eine komplette Integration des Konzepts bereits in das Nach-folge-Vertragswerk ist sicherlich illusorisch, dazu sind noch zu viele

Fragen offen, und das Konzept soll noch genauer ausgearbeitet wer-den, weswegen es auch noch nicht öffentlich zur Verfügung steht. Bis in den Frühling, sagt Pardini, sol-len Rückmeldungen gesammelt werden, er will auch den Arbeitge-berverband Swissmechanic an Bord holen. «Im Herbst 2018 wol-len wir dann so weit sein, dass das Konzept in den Eckwerten spruchreif ist.» Pardini ist jeden-falls überzeugt: «Zumindest für die nächsten 20 Jahre brauchen wir einen neuen Weg in der beruf-lichen Weiterbildung. Das gäbe einen immensen Schub und neue Perspektiven für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.» Tobias Graden

Rudolf Strahm

Rudolf Strahm (74), Nationalöko-nom und Chemiker, war eidge-nössischer Preisüberwacher und zuvor SP-Nationalrat. Heute unterrichtet er angehende Be-rufsberater an den Universitäten Bern und Freiburg und ange-hende Berufsfachschullehrer am Eidgenössischen Hochschulinsti-tut für Berufsbildung.

Asylbewerber in einem Beschäftigungsprogramm in Biasca (Symbolbild) – sie sind in einer Minderheit. Keystone

7Treffpunkt WirtschaftBieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017

LASSEN S IE DEN CAD ILLAC ESCALADE WIRKEN : SE IN E INZ IGART IGES DES IGN ,D IE EXKLUS IVE AUSSTATTUNG UND VERARBE ITUNG SOWIE PRÄZ IS ION B IS INSKLE INSTE DETA I L MACHEN IHN ZUM INBEGR IFF VON MODERNEM LUXUS .

DER CAD ILLAC XT5 VERE INT BEE INDRUCKENDES DES IGN UND UNERRE ICHTEV IELSE IT IGKE IT M IT INNOVAT IVEN TECHNOLOG IEN . ENTDECKEN S IE DEN ELEGANTENUND GROSSZÜG IGEN INNENRAUM MIT FLEX IBLER GESTALTUNGSFRE IHE IT.

CAD ILLACEUROPE .COM

JETZT PROBEFAHRT BUCHEN UND ATTRAKT IVE LEAS INGANGEBOTE ENTDECKEN :

XT5: Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert (l/100 km): 14,1/7,6/10,0; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 229 (gem.VO [EG] Nr. 715/2007).

Escalade: Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert (l/100 km): 17,1/9,9/12,6; CO2-Emissionen kombiniert (g/km): 287 (gem.VO [EG] Nr. 715/2007).

Abb. zeigen Sonderausstattungen.©2017 General Motors. All Rights Reserved. Cadillac®

D I E E I NDRUCKSVO L L ST E ART, N EUES TERRA I N ZU EROBERN .D I E CAD I L L AC -MODE L L E XT5 UND ESCA L ADE .

Reklame

Die Prognosen in der Region Die nächsten drei Monate im Vergleich:

Die Grafiken zeigen es: Die Wirt-schaft befindet sich auch in der Region auf dem Wachstumspfad. Die Zuversicht zieht sich durch mehrere Branchen. Einzig das Baugewerbe äussert sich eher zu-rückhaltend. In der kurzfristigen Betrachtung hat dies vor allem sai-sonale Gründe, mittelfristig ist mit einer Abkühlung zu rechnen (vgl. Haupttext). Dagegen stehen die Zeichen beispielsweise auch bei der Uhrenbranche wieder auf Wachstum. Die befragten Firmen haben auch angegeben, dass sie Lagerbestände abbauen konnten und können. Die Maschinenbran-che profitiert von der Abschwä-chung des Schweizer Frankens. Auch die Firmen in Dienstleistung und Handel blicken mehrheitlich zuversichtlich nach vorne. tg

Dienstleistungen und Handel

Bau

Uhren

Maschinen

Vorquartal Vorjahres-quartal

2017Dezember

MEM-Industrie Erholungstrend bestätigt

In den ersten neun Monaten des Jahres haben sich die Umsätze in der MEM-Branche im Ver-gleich zur Vorjahresperiode um 8,2 Prozent erhöht, wie der Ver-band Swissmem im November mitteilte. Für die nächsten Mo-nate deuten die wichtigsten In-dikatoren auf eine positive Ge-schäftsentwicklung hin. Die Branche benötige aber eine län-gere Wachstumsphase, um die Margenverluste der letzten Jahre auszugleichen. tg

Uhrenindustrie Kräftiger Erholungsschub

Die Uhrenexporte haben im Ok-tober ein kräftiges Plus von 9,3 Prozent verzeichnet. Auch über zehn Monate resultiert nun ein Wachstum. Es beträgt 2,4 Pro-zent gegenüber 2016, wie der Verband der schweizerischen Uhrenindustrie FH mitteilte. Der Grund liegt hauptsächlich in der Erholung der wichtigsten asiatischen Märkte Hongkong, China und Japan. Aber auch in Europa stehen die Zeichen ins-gesamt auf Wachstum. tg

Autobranche Ähnlich erfolgreich wie letztes Jahr

Der letzte Monat sei der beste «Auto-November» seit fünf Jah-ren gewesen, teilte der Verband Auto-Schweiz letzten Freitag mit. Mit 26 749 Fahrzeugen wur-den 334 Autos mehr verkauft als im Vorjahresmonat. Auch für das ganze Jahr dürfte ein leichtes Wachstum resultieren. Nach elf Monaten wurden 0,3 Prozent mehr Neuwagen verkauft als in der Vorjahresperiode. Fast die Hälfte der verkauften Autos hat Vierradantrieb. tg

Baubranche Kein Umsatzwachstum im dritten Quartal

Im dritten Quartal des Jahres 2017 haben die Umsätze im Schweizer Bauhauptgewerbe stagniert. Dank den ersten bei-den Quartalen liegen die Um-sätze aber nach neun Monaten immer noch vier Prozent höher als im Vorjahr, teilte der Schwei-zerische Baumeisterverband Ende November mit. Allerdings steigen die Risiken im Woh-nungsbau deutlich, die Nachfrage ist geringer als die Neubauten. tg

In den letzten Wochen und Mo-naten haben sich die positiven Zeichen für die Schweizer Wirt-schaft verstärkt. In den Abschlüs-sen vieler Unternehmen dürfte die positive Stimmung auch ganz konkret in Zahlen ablesbar sein. Gewiss, die Lage bleibt heraus-fordernd, und Jubelstimmung ist nicht angebracht. Die Baubran-che beispielsweise dürfte eher ge-spannt auf die kommende Ent-wicklung blicken. Sie hat im drit-ten Quartal kein Umsatzwachs-tum erzielt und die Risiken im Wohnungsbau steigen. Dies hat auch der Baumeisterverband in seiner letzten Quartalserhebung so festgehalten: «Irgendwann wird die Wohnbautätigkeit schrumpfen – je länger die Kor-rektur auf sich warten lässt, desto deutlicher dürfte sie ausfallen.»

Doch insgesamt überwiegen die positiven Nachrichten. «Franken-kurs beflügelt Exportstimmung», betitelt die Credit Suisse ihre jüngste Publikation zu den KMU-Exportperspektiven. Das Export-barometer der Erhebung liegt auf einem Wert, wie er seit den frü-hen Nullerjahren nicht mehr er-reicht worden ist und liegt dabei deutlich über der Wachstums-schwelle. UBS-Chefökonom Da-

niel Kalt schreibt im jüngsten Outlook: «Die Weltwirtschaft hat Mitte Jahr ein stabiles Zwischen-hoch erreicht und zeigt solide Wachstumsraten.» Dies dürfte – immer unter Vorbehalt auch poli-tisch stabiler Verhältnisse – in den nächsten Monaten so blei-ben. Die Inflation bleibe vieler-orts «überraschend tief», so, dass die Notenbanken wenig Grund hätten, die geldpolitischen Zügel schnell und aggressiv anzuziehen.

Diese weltwirtschaftliche Grundstimmung äussert sich auch durch solide Raten in der Schweiz. Im dritten Quartal die-ses Jahres wuchs das reale Brut-toninlandprodukt um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Staatssekretariat für Wirt-schaft Seco kürzlich festhielt. Leicht rückläufig war die Wert-schöpfung im Baugewerbe und im Finanzsektor, positive Impulse kamen vom allem vom verarbei-tenden Gewerbe, aber auch von vielen Dienstleistungsbranchen.

BAK Economics AG stellte Ende November fest: «Der Auf-schwung ist da.» Für die Region von Bedeutung ist folgende Aus-sage: «Der entscheidende Wachs-tumsmotor war jedoch die In-dustrie.» Dies dürfte anhalten:

Der deutliche Anstieg der Aus-rüstungsinvestitionen lasse in den nächsten Monaten einen wei-terhin dynamischen Wirtschafts-gang erwarten. BAK Economics rechnet für die Schweiz mit einem Wachstum von 2,3 Prozent im nächsten Jahr, prognostiziert also «eine kräftige Beschleuni-gung».

«Schweizer Wirtschaft erhöht die Schlagzahl», betitelt die Kon-junkuturforschungsstelle KOF der ETH Zürich ihre Mitteilung zum jüngsten Konjunkturbaro-meter. KOF rechnet mit solidem Wachstum von 2,2 Prozent im nächsten und 1,9 Prozent im übernächsten Jahr. Dies dürfte auch beschäftigungswirksam werden: «Der KOF Beschäfti-gungsindikator steigt auf ein Niveau, das er zuletzt kurz vor

dem Frankenschock aufwies.» In der Industrie sei er gar erstmals seit Mitte 2011 im positiven Be-reich.

Diese Befunde sind auch in der Konjunkturumfrage des «Bieler Tagblatts» abgebildet. Kein ein-ziges der befragten Unternehmen hat angegeben, in den letzten drei Monaten im Vergleich zum Vor-quartal weniger Personal beschäf-tigt zu haben, und die Hälfte der Firmen gab an, den Personalbe-stand erhöht zu haben. Offenbar traut man der weiteren Entwick-lung aber noch nicht recht: Für die nächsten Monate sind eher wieder weniger Neueinstellungen geplant.

Ähnlich deutliche Umfrage-werte zeigen sich auch bei der Einschätzung des Geschäftsgan-ges und der operativen Ergeb-nisse. Die jüngste Wechselkurs-entwicklung – der Schweizer Franken hat sich seit Juli deutlich abgeschwächt und nähert sich dem Niveau der früheren Unter-grenze – kommt dabei auch der regionalen, stark exportorientier-ten Maschinenindustrie zugute. Sie rechnet in der Tendenz mit mehr Bestellungen, höheren Margen und Ergebnissen und steigendem Personalbedarf. tg

Die Schweizer Wirtschaft ist in Fahrt Konjunkturumfrage Die Ampeln stehen auf Grün: Für die nächsten Monate ist mit einem Wachstum zu rechnen. Die Wechselkursentwicklung befördert auch die Exporte.

Die Umfrage

Das Konjunkturbarometer des «Bieler Tagblatts» beruht auf einer Umfrage bei über 20 Unter-nehmen in der Region Biel-See-land-Berner Jura. Sie stammen aus diversen Branchen: Uhren- und Präzisionsindustrie, Dienst-leistung und Handel, Maschi-nen-, Elektro- und Metallindust-rie, Bauhaupt- und -nebenge-werbe sowie Zulieferer. Sie be-schäftigen insgesamt mehrere tausend Mitarbeiter. Die Umfrage ist keine wissenschaftliche Erhe-bung. Die Werte in den Grafiken entsprechen dem Saldo zwischen optimistischen, neutralen und negativen Antworten. tg

10

8

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-10

Die letzten 3 Monate imVergleich zum Vorquartal

12 13 14 15 16 17 2018

Q4

10

8

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-10

Die letzten 3 Monate im Vergleich zum Vorjahresquartal

12 13 14 15 16 17 2018

Q4

10

8

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-10

Die letzten 3 Monate im Vergleich zum Vorquartal

12 13 14 15 16 17 2018

Q4

10

8

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-10

Die letzten 3 Monate im Vergleich zum Vorjahresquartal

12 13 14 15 16 17 2018

Q4

10

8

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-10

Die letzten 3 Monate im Vergleich zum Vorquartal

12 13 14 15 16 17 2018

Q410

8

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-10

Die letzten 3 Monate im Vergleich zum Vorquartal

12 13 14 15 16 17 2018

Q4

10

8

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-1012 13 14 15 16 17 2018

Die letzten 3 Monate im Vergleich zum Vorjahresquartal

Q410

8

6

4

2

0

-2

-4

-6

-8

-10

Die letzten 3 Monate im Vergleich zum Vorjahresquartal

12 13 14 15 16 17 2018

Q4

Geschäftsgang Personal Bruttomarge Operatives Ergebnis

Resultate 1: Die Firmen haben ein erfolgreiches Quartal hinter sich. Resultate 2: Die positiven Trends dürften sich in den Ergebnissen zeigen.

Keine befragte Firma hat in den letzten drei Monaten abgebaut.

8 Treffpunkt Wirtschaft Bieler Tagblatt Mittwoch, 06.12.2017