108
Jesus bewegt CHRISCHONA bewegt uns CHRISCHONA PANORAMA Februar-März 2015

Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

Embed Size (px)

DESCRIPTION

„Jesus bewegt Chrischona bewegt uns“ – davon erzählt die Jubiläumsausgabe des Chrischona-Panoramas 1/2015.

Citation preview

Page 1: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

Jesus bewegt

CHRISCHONA bewegt uns

CHRISCHONA PANORAMA

Februar-März 2015

Page 2: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

2 175 JAHRE CHRISCHONA

INHALT

Chrischona International heute Seite 4

Chrischona International

4 Chrischona heute – mit seinen Wurzeln in der Geschichte. René Winkler, Direktor

8 Verbandsarbeit macht Spass und ist lehrreich. Thomas Rudin, Komitee-Präsident

10 Grussworte

12 Chrischona entsteht in einem rasanten Zeitalter. Claudius Buser, tsc-Dozent

14 Lernen wir noch oder kochen wir schon? Roland Krähenbühl, Leiter Marketing & Kommunikation

16 Finanzen: Chefsache und Herzensangelegenheit. Walter Stauffacher, Geschäftsführer

Geschichten mit Chrischona

20-29 Geschichten 1 bis 5

Ausbildung

30 Theologisches Seminar auf Zukunftskurs. Interview mit Seminarleiter Dr. Horst Schaffenberger und Re-gionalleiter Christian Haslebacher

34 Eine andere Saite zum Klingen bringen. Neuer Stu-diengang Theologie und Musik

35 Ein Fernstudium der besonderen Art.

36 Rätsel: Finden Sie die Studenten, die es gemeinsam auf 175 Jahre bringen

Campus

38 Der Campus wächst: Fotostrecke

39 Der Campus heute: Situationsplan

Geschichten mit Chrischona

46-53 Geschichten 6 bis 10

Gemeinden

54 Schweiz: Bis hierhin – und viel weiter… Peter Gloor, Leiter Chrischona Schweiz

58 Deutschland: Gemeinsam ist immer besser als allein. Interview mit Wieland Müller, CGW-Vorsitzender

60 Deutschland: Netzwerkarbeit und neue Pfadfinder

62 Südliches Afrika: Ins Wasser fiel ein Stein. Pastor Martin Frische

64 Frankreich: Bald 200 Jahre alt. Jean-Georges Gantenbein, Präsident Vision-France

Geschichten mit Chrischona

68-75 Geschichten 11 bis 14

Mission

76 Chrischonas Aussensicht. Michael Gross

79 Chrischona dient Chinesen. Markus Dubach, Missionsleiter ÜMG Schweiz

80 Nahost-Konflikt: Eine Frage der Sichtweise. Catherine Meerwein und Martin Rösch, amzi

Chrischona International heute Seite 4

Theologisches Seminar auf Zukunftskurs Seite 30

Geschichten mit Chrischona – einfach gut ab Seite 20

Gemeinden: Bis hierhin – und viel weiter Seite 54

Page 3: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

3

Diakonissen

86 Erneuerung und Zuwachs als Chance. Oberin Schw. Ursula Seebach

Literatur

88 `fontis Basel: Wenn das Manuskript von Freunden kommt. Christian Meyer

90 Brunnen Verlag Gießen: Munteres altes Chrischona-Kind. Interview mit Verleger Detlef Holtgrefe

92 ALPHA Buchhandlungen: Vor Ort statt online. Und ein ganz normaler Tag in einer Buchhandlung

Geschichten mit Chrischona

96-103 Geschichten 15 bis 18

Chrischona International

104 Bleiben Sie dran – und im Kontakt mit Chrischona.

106 Wir schreiben weiter an Chrischonas Geschichte. Schreiben Sie mit?

Liebe Leser

Ja was ist denn mit dem Chrischona-Panorama passiert? Nicht wieder zu erkennen, oder? Zu einem besonderen Anlass braucht es ein besonderes Heft. Heft? Das trifft es nicht mehr ganz. Nennen wir es lieber Jubiläums- Magazin. Ja, das klingt nach mehr.

Aber genug der Vorrede. Die Verpa-ckung ist zwar wichtig. Aber letztlich kommt es doch auf den Inhalt an. Und der hat es buchstäblich in sich!

175 Jahre Chrischona – da gibt es schliesslich viel zu erzählen. Wir schauen in diesem Magazin auch auf die Geschichte, klar. Die läuft an einer Zeitleiste unten über die Seiten. Denn der Schwerpunkt liegt woan-ders. Zum einen auf Geschichten: den „Geschichten mit Chrischona“, die wir im vergangenen Jahr gesammelt haben. Es tut einfach gut, sie zu lesen.

Zum anderen richten wir unseren Blick auf das Heute und das Morgen. Dabei erblicken wir, wie Jesus Chri-schona bewegt. Und wie Chrischo na uns bewegt. Und wie Jesus uns und andere bewegt. Eben nicht nur ges-tern, sondern gerade heute – und ganz sicher noch morgen.

Lassen Sie sich bewegen von den Geschichten in diesem Jubiläums- Magazin. Es zu erstellen, hat uns viel Arbeit, aber noch mehr Freude gemacht. Ich hoffe, diese Freude steckt Sie beim Lesen an – und macht Ihnen Lust auf das Jubiläumsjahr. Feiern Sie mit?

Michael GrossRedaktion

EDITORIAL

IMPRESSUM

Das Chrischona-Panorama ist die Zeitschrift des evangelischen Verbandes Chrischona Inter-national. Sie erscheint sechsmal im Jahr.

Diese Ausgabe 1/2015 ist eine Sonderausgabe zum 175. Jubiläum von Chrischona.

HerausgeberChrischona InternationalChrischonarain 200CH-4126 BettingenTel. +41 (0)61 64 64 111Fax +41 (0)61 64 64 277E-Mail: [email protected]: www.chrischona.org

Theologisches Seminar St. ChrischonaChrischonarain 200, CH-4126 BettingenTel. +41 (0)61 64 64 426E-Mail: [email protected]: www.tsc.education

Redaktion:Marketing & KommunikationMichael Gross (verantw. Redaktor) Tel. +41 (0)61 64 64 557 E-Mail: [email protected]

Inserate: Te.: +41 (0)61 64 64 554Ihre Mediadaten finden Sie im Internet unter www.chrischona.org/panorama

Druck: Druckerei Jakob AG, Grosshöchstetten

Auflage: 17’000 Exemplare Jubiläums-Auflage

Kosten: Das Chrischona-Panorama erhalten Sie grundsätzlich kostenlos. Chrischona ist dankbar für jede finanzielle Unterstützung. Mehr dazu er-fahren Sie auf den Seiten 16 und 17 und im Internet unter www.chrischona.org/spenden

Erscheinungstag: 22. Februar 2015

CHRISCHONA-PANORAMATERMINE 2015:

Chrischona-Panorama 2/2015Inserateschluss: 11. März 2015 Erscheinungstag: 16. April 2015

Chrischona-Panorama 3/2015:Inserateschluss: 6. Mai 2015 Erscheinungstag: 7. Juni 2015

Chrischona-Panorama 4/2015:Inserateschluss: 8. Juli 2015 Erscheinungstag: 9. August 2015

Chrischona-Panorama 5/2015:Inserateschluss: 9. September 2015 Erscheinungstag: 11. Oktober 2015

Chrischona-Panorama 6/2015:Inserateschluss: 4. November 2015 Erscheinungstag: 6. Dezember 2015

Von der Kirche zum Campus Seite 38

Rätsel – machen Sie mit! Seite 36

Page 4: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

4 175 JAHRE CHRISCHONA

CHRISCHONA INTERNATIONAL

die auch unsere Gemeinden prägt. Ge-meindearbeit geschieht heute im freien Wettbewerb mit anderen Gemeinden. Viele Christen sind – immer wieder – auf der Suche nach einer Gemeinde, die zu ihnen passt. Diese Anspruchshaltung setzt die Verantwortlichen in den Ge-meinden unter einen enormen Druck. Wer am attraktivsten Gemeinde baut, gewinnt und wächst. Diese Realität ver-

stärkt die Tendenz, dass sich Gemeinden immer wieder vor allem mit sich selber beschäftigen.

Sie bemühen sich, für möglichst alle Inte-ressengruppen innerhalb der Gemeinde noch attraktiver zu werden. Viele Res-sourcen versickern im Gemeindebetrieb. Gleichzeitig ist es augenfällig, dass der kulturelle Graben zwischen christlichen

Gemeinden und unserer Gesellschaft immer grösser wird. Wir leben in einer nachchristlichen Zeit.

Wir Christen und die Art, wie wir unseren Glauben leben, werden immer weniger verstanden. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil wir Christen kaum anders leben als die meisten anderen Menschen auch. Wir sind nicht sehr bekannt dafür, dass wir persönliche und gemeinsame Kri-sen besser bewältigen.

Die ersten Jahre dieses Jahrtausends waren auf St. Chrischona Krisenjahre. Der finanzielle Schul-denberg war bedrohlich angewachsen. Personell waren einige schwierige Entscheidungen notwen-dig. Mit vereinten Kräften und Gottes Hilfe haben wir nach einigen Jahren aus den Turbulenzen her-ausgefunden. Zurück in einem Alltag mit normalen Herausforderungen stellte sich die Frage: Wohin steuern wir als Chrischona-Verband eigentlich und was hält uns zusammen? Uns war bewusst: Ohne eine klare gemeinsame Ausrichtung geht viel Kraft verloren und ist die Zukunft kaum zu gewinnen.

RENÉ WINKLER

Wir fingen an, Jesus um einen neuen Impuls zu bitten. Nach einigen Monaten – es war im Mai 2007 – hatten wir am Schluss einer Gebetsklausur den starken Eindruck, Jesus beantwortet unsere Bitte mit zwei Bibeltexten: Jesaja 61,1-3 und 1. Petrus 2,9 (siehe Seite 6). Dieser Eindruck wurde im Verlauf einer mehr-monatigen Prüfungszeit immer mehr zur Gewissheit. Wir begannen, diese Texte als Vision von Jesus für uns zu ver-stehen. Ein Lernprozess begann. Jesus redet in unsere Zeit hineinTypisch für unsere Zeit ist, dass man überall nach Exper-ten und ausgewiesenen Könnern ruft. Eine Einstellung,

„JESUS ERLEBEN. MENSCHEN FÖRDERN.

DEM NÄCHSTEN DIENEN. – DARAN

WOLLEN WIR ERKANNT WERDEN.“

CHRISCHONA HEUTE – MIT SEINEN WURZELN IN DER GESCHICHTE

1840

1878In Lich bei Gießen gründet sich die erste Chrischona-Gemeinde in Deutschland.

1860–1909Carl Heinrich Rappard ist Inspektor und Leiter von Chrischona

1869Erste Schweizer Chrischona-Gemeinde in Mattwil im Kanton Thurgau

1854„Apostelstrasse“ nach Äthiopien

1888Inspektor Carl Heinrich

Rappard ist Mitbegründer der Gnadauer Gemein-

schaftskonferenz.

Chrischonakirche 1845

8. März 1840Christian Friedrich

Spittler gründet die Pilgermission St. Chrischona in der heruntergekom-menen Kirche auf St. Chrischona.

Page 5: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

5

RichtungsänderungJesus verpflichtet uns in besonderer Weise auf Jesaja 61,1-3 und 1. Petrus 2,9. Wir lernen daraus vor allem dies: Es geht um Lebensveränderung. Der Dienst von Jesus und seine Herrschaft verändert Menschen – und zwar ganz offensichtlich. Es ist eine überzeugende und anziehende Veränderung – unveränderte Christen hingegen immuni-sieren suchende Menschen für das Evangelium. Gemein-sam statt alleine. Lebenszeugnis und Verkündigung sind nicht die Sache Einzelner, sondern der gemeinsame Auf-trag aller. Die Identifikation mit unserer gemeinsamen Be-rufung ist der Ausgangspunkt unseres Lebens und Diens-tes als Gemeinden. Aus der Berufung leben entbindet von sich selbst. Hingabe ist normal, nicht Selbstverwirk-lichung. Auch nicht die Befriedigung unserer eigenen Be-dürfnisse. Wenn geschieht, was die Verse in Jesaja 61,1-3 beschreiben, wird nicht nur die Vision von Jesus für uns Wirklichkeit. Es erfüllt sich auch die Sehnsucht der Welt!

Wir müssen im Namen von Jesus Christus bei den Menschen sein, die am Leben leiden, und ihnen gemeinsam dienen.

Jesus erleben. Menschen fördern.

Dem Nächsten dienen.

An diesen drei Kurzaussagen machen wir fest, was wir aus den beiden Visionstexten verstan-den haben. Dafür leben wir. Das ist die Chrischo-na-DNA! Daran wollen wir erkannt werden.

Wer ist „wir“? Wir sind all die Menschen, die von Jesus ergriffen sind und zugleich in irgend-einer Weise zur grossen Chrischona-Familie gehören. Sei es, dass sie Teil einer Chrischona-Gemeinde sind oder in einem der vielen Aufgabenbereiche des Verbandes oder

CHRISCHONA HEUTE – MIT SEINEN WURZELN IN DER GESCHICHTE

20. Oktober 1909Chrischona startet Bibel-schule für Frauen.

1909–1947Friedrich Veiel, Inspektor und Leiter der Pilgermission

1913Erster Chrischona-Evangelist wird ins Elsass gesendet.

1895Chrischona gründet die China Inland Mission in Kooperation mit Hudson Taylor.

1919Mit der Gründung des Brunnen Verlags Gießen beginnt die Chrischona-Literaturarbeit.

1914-191838 Chrischona-Brüder fallen im Ersten Weltkrieg.

5. Juli 1890 „Lob soll Dir erschallen“: Dora Rappard und ihre Lieder prägen das 50-jährige Jubiläum der Pilgermission St. Chrischona

ZUR PERSONRené Winkler (54)ist Direktor von Chrischona International.

www.chrischona.org

Page 6: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

6 175 JAHRE CHRISCHONA

CHRISCHONA INTERNATIONAL

seiner Mitglieder mitarbeiten. Viel Konkrete-res, Erstaunliches, Neues und Vertrautes über die Chrischona-Familie erfahren Sie übrigens in diesem Heft, zum Beispiel auch dies:

Pilgermission St. Chrischona wird zu Chrischona International Wir haben nach fast 175 Jahren unseren Fami-liennamen verändert. Die Gründe dazu erfah-ren Sie auch in diesem Heft. Nicht verändert haben wir damit die Chrischona-DNA. Mit unserem Missi-on Statement „Jesus erleben – Menschen fördern – Dem Nächsten dienen“ haben wir im Grunde genommen nur mit anderen Worten beschrieben, was auch den Grün-der von Chrischona, Christian Friedrich Spittler, bewegte: „Wenn wir dafür sorgen, dass Heiden Christen werden, müssen wir auch darauf bedacht sein, dass Christen keine Heiden werden.“ Und: „Was hilft`s, wenn wir beim war-men Ofen und einer Pfeife Tabak die Notstände der Zeit bejammern? Hand anlegen müssen wir, und sei es auch nur ganz im Kleinen.“

Wir bringen nach wie vor die gute Nachricht vom ange-brochenen Reich Gottes zu den Menschen und machen sie zu Jüngern von Jesus. Wir fördern nach wie vor mög-lichst viele Frauen und Männer, damit sie sich an diesem Auftrag beteiligen können. Weil die Anforderungen an einen hauptamtlichen Dienst – wenigstens äusserlich und menschlich – gestiegen sind, bilden wir mit Überzeugung auch in Zukunft sowohl Menschen mit Berufsausbildung als auch mit Matura/Abitur aus. Und wir packen nach wie vor an, wenn wir die Gelegenheit haben, der Not unserer Mitmenschen etwas entgegen zu halten.

Mit 175 Jahren Lebenserfahrung ist Chrischona Interna-tional sehr alt. Gleichzeitig sind wir neu bewegt. Neu bewegt sind wir, weil Jesus uns neu angesprochen hat. Wir beten, dass sein Reden unter uns Raum greift. Immer mehr und immer offensichtlicher. //

Unsere Visionstexte

Jesaja 61,1-3Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Bot-schaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebun-denen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung uns-res Gottes, zu trösten alle Trauernden, zu schaffen den Trau-ernden zu Zion, dass ihnen Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid, Lobgesang statt eines betrübten Geistes gegeben werden, dass sie genannt werden »Bäume der Ge-rechtigkeit«, »Pflanzung des HERRN«, ihm zum Preise.

1. Petrus 2,9Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.

1968Gründung der Arbeits-gemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (amzi).

1967–1991Edgar Schmid ist Direktor.

2. Oktober 1925Die ersten 20 Schwestern treten in das neu gegründete Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona ein.

1945Der Zweite Weltkrieg beendet die blühende Gemeinschaftsarbeit in Ostpreußen.

1965Der Kanton Basel-Stadt schenkt der Pilgermission die Kirche St. Chrischona.

1947–1967Hans Staub ist Direktor der Pilgermission.

1966Beginn der Stadt-missionsarbeit im südlichen Afrika.

Das Chrischona-Leitungsteam (von links): Wieland Müller (CGW-Vorsitzender),

Dr. Peter Gloor (Leiter Chrischona Schweiz), Geschäftsführer Walter Stauffacher,

Seminarleiter Dr. Horst Schaffenberger, Direktor René Winkler, Dr. Jean-Georges

Gantenbein (Präsident Vision-France).

Page 7: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

7

Unser Gebet

Allmächtiger Gott und Vater. Danke, dass du Jesus Christus gesandt und bevollmächtigt hast, uns zu dienen, uns Hoffnung und Freiheit zu schenken.

Danke, Jesus Christus, dass du unsere Ketten sprengst, unseren Schmerz linderst und unsere Wunden heilst. Deine Gerechtigkeit verändert unser Leben sichtbar.

Du hast uns beauftragt, Deine machtvolle Liebe bekannt zu machen; eine Liebe, die gerade im Elend ihre Kraft entfaltet. Deine Liebe weckt Lebensfreude. Was du uns schenkst, wollen wir mit unseren Mitmenschen teilen und sie einladen, ihr Leben in dir zu verwurzeln.

Du hast uns berufen als dein Volk. Von deinem Zuspruch leben wir. Wir nehmen unsere Berufung von ganzem Herzen an! Als deine Priesterschaft, König Jesus, sind wir bereit, unseren Mitmenschen in deinem Namen zu dienen.

In deinem Licht leben wir. Dein Heiliger Geist ist mit uns.Amen.

1994Studienreform am Theologischen Seminar St. Chrischona

3. Mai 2007Das Leitungsteam betet um eine Vision für Chrischona. Gott antwortet mit Jesaja 61,1-3 und 1. Petrus 2,9.

8. November 2007An der Strategie- und Schulungs konferenz (SSK) erkennt Chrischona die Visionstexte an.

1991–2001Karl Albietz ist Direktor.

1997Strukturreform des Chrischona-Verbandes

2001–2012Markus Müller ist Direktor.

10. Mai 1992Einweihung des Konferenzzentrums (Chrischona-Zentrum) auf St. Chrischona

Juni 1994Erstes CREA! Jugendmeeting auf St. Chrischona

Page 8: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

8 175 JAHRE CHRISCHONA

CHRISCHONA INTERNATIONAL

201514. September 2013Chrischona Mission Statement wird beschlossen: „Jesus erleben. Menschen fördern. Dem Nächsten dienen.“

4. März 2012René Winkler ist Chrischona-Direktor. Frühjahr 2014

Startschuss für „Herzschlag – 42 Tage mit der Chrischona Vision“

1. Juni 2014Namenswechsel: Die Pilgermission St. Chrischona heisst Chrischona International.

6. Dezember 2014Neue Chrischona-Leitbilder weisen den Weg in die Zukunft. 7. und 8. März 2015

175 Jahre Chrischona: Danken, Feiern, Staunen!

12. Februar 2009Die Vision schenkt Hoffnung für die Fachtagung „Ehe, Scheidung, Wieder-heirat“.

Im Moment beschäftigen uns verschiedene Themen: Zum einen die strategische Aus-richtung der Bildungsarbeit am Theologischen Seminar St. Chrischona und deren Um-setzung (siehe Seite 30). Zum anderen die Entwicklung des Campus auf St. Chrischo-na sowie die Zusammenarbeit innerhalb des Verbandes Chrischona International. Dabei geht es darum, sich ge-meinsam gut abzustimmen, Synergien zu nutzen, sich gegenseitig zu ermutigen und zu inspirieren – und doch die eigene Entwicklung und die Eigenständigkeit der ein-

zelnen Mitglieder zu gewährleisten. Als Verband wollen wir auch ausserhalb der Ausbildung wieder eine aktive Rolle ein-nehmen und eine wichtige Stimme sein: bei Themen, die in unserer Gesellschaft bedeutsam sind, und bei Themen, die das Leben als Christen betreffen.

Zum 175. Geburtstag wünsche ich Chrischona die Ausstrahlung echter

Dankbarkeit für alles, was Gott geschenkt hat. Ich wün-sche uns Motivation und Begeisterung, den Auftrag von Jesus unter der Leitung des Heiligen Geistes zeitgerecht umzusetzen. Ich wünsche uns finanzielle Stabilität – und dass Chrischona heute und in Zukunft bedeutungsvoll und unentbehrlich ist für unsere Gesellschaft. //

Seit nun über einem Jahr darf ich dem Komitee von Chrischona International als Präsident vorstehen. Das erste Jahr als Präsident war geprägt vom Ken-nenlernen des Verbandes und deren Mitglieder-organisationen. Dabei habe ich sehr interessante, engagierte und motivierte Menschen getroffen, die ihre Aufgabe aus Überzeugung wahrnehmen. Besonders wichtig waren mir der Austausch mit Direktor René Winkler und dem Leitungsteam. Mit Wohlwollen und grossem Verständnis wurde ich in den verschiedenen Gruppen aufgenommen. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Nach einem Jahr intensivem Zuhören und Verstehen, ist die Ein-führungsphase nun abgeschlossen.

THOMAS RUDIN

Das Engagement an den Komitee-Sit-zungen, im Leitungsteam und in den verschiedenen Gremien ist für mich nicht nur Arbeit, sondern macht Spass, ist lehrreich und persönlich bereichernd. In der Verbandsarbeit bei Chrischona International wer-den Menschen miteinander verbunden, Netzwerke ent-stehen, es wird in offenen Diskussionen um strategische Entscheide gerungen. Und das in einem internationalen Werk mit einer 175-jährigen Geschichte, in dem Gottes eindrückliches Wirken sichtbar war und ist.

„DIE VERBANDSARBEIT MACHT SPASS UND IST LEHRREICH“

„CHRISCHONA GIBT ES,

DAMIT MENSCHEN ERMUTIGT UND

BEFÄHIGT WERDEN!“

ZUR PERSONThomas Rudin (53) ist seit Ende 2013 Präsident des Komitees (der Mitglieder-versammlung) von Chrischona International. Das ist ein Ehrenamt. Beruflich ist er Direktor des Bethesda Spitals in Basel. In der Chrischona-Gemeinde in Ziefen hat er seine geistliche Heimat gefunden.

www.chrischona.org

Page 9: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

9

Das „Komitee“ ist die Mitgliederversammlung und damit das höchste Gremium des evangelischen Verbandes Chrischona International. Es trifft wich-tige Entscheidungen, diskutiert grundlegende und manchmal heikle Fragen, verabschiedet das Finanz-Budget und beruft Leitungspersonen.

27 Mitglieder sitzen im Komitee: die Mitglieder des Chrischona-Leitungsteams, die vom Komitee gewählt werden; Einzelmitglieder, die ebenfalls vom Komitee gewählt werden; sowie entsandte Vertreter der einzelnen Verbandsmitglieder.

Zusammensetzung des Komitees von Chrischona International(Stand: Januar 2015)

Leitungsteam(Vereinsvorstand)

René WinklerDirektor Chrischona International Bettingen (CH)

Walter StauffacherGeschäftsführer Chrischona InternationalSchinznach (CH)

Wieland Müller1. Vorsitzender CGWGießen (D)

Dr. Horst Schaffenberger Seminarleiter Theologisches Seminar St. ChrischonaBettingen (CH)

Dr. Peter GloorLeiter Chrischona SchweizBubendorf (CH)

Dr. Jean-Georges GantenbeinPräsident Vision-FranceMulhouse (F)

Verbandsmitglieder:Vertreter des Vereins Chrischona Gemeinden Schweiz

Roland AeschimannReinach/Aargau (CH)

Walter DiggelmannDürstelen (CH)

Therese StraubhaarSursee (CH)

Ralf OberliLohn/Schaffhausen (CH)

Eveline HedingerBonstetten (CH)

Thomas AltweggMuttenz (CH)

Martin HeinigerSchaffhausen (CH)

Herbert BaumbergerBrugg/Aargau (CH)

Verbandsmitglieder:Vertreter des Vereins Chrischona-Gemein-schaftswerk e.V. Deutschland (CGW)

Detlef Holtgrefe Gießen (D)

Renate Kanzinger Rheinfelden (D)

Johannes Häde Alheim-Heinebach (D)

Dr. Friederike von HeusingerKonstanz (D)

Stefan Heeß Lörrach (D)

Einzelmitglieder

Thomas RudinKomitee-Präsident Ziefen (CH)

Sr. Ursula Seebach Oberin Diakonissen Mutterhaus St. ChrischonaBettingen (CH)

Claudius Buser Dozent am Theologischen Seminar St. ChrischonaBubendorf (CH)

Stephanie Korinek Dozentin am Theologischen Seminar St. ChrischonaBettingen (CH)

Verbandsmitglieder:Vertreter von Vision-France, Frankreich

Paul Vogt Wentzwiller (F)

Gilbert GoetzZimmerbach (F)

Verbandsmitglied:Vertreter amzi

Martin Rösch Theologischer Leiter amzi Schopfheim (D)

„DIE VERBANDSARBEIT MACHT SPASS UND IST LEHRREICH“

Verbandsmitglied:Vertreter `fontis – Brunnen Basel

Dr. Dominik KlenkLeiter `fontis-Verlag Auggen (D)

Page 10: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

10 175 JAHRE CHRISCHONA

GRUSSWORTE

Basel-Stadt drückt mit seiner Kam-pagne „Basel zeigt Haltung: für Of-fenheit und Fairness, gegen Frem-denfeindlichkeit“ den Willen für ein friedliches Zusammenleben gegen jegliche Diskriminierung aus. Ich freue mich sehr, dass die Evange-lische Allianz, und damit auch viele

Chrischona-Gemeinden, die Kampa-gne von Anfang an unterstützt hat. Ich begrüsse es sehr, dass sich viele Glaubensgemeinschaften für den Grundsatz des friedlichen Zusam-menlebens stark machen. Denn es ist eine Kunst, seinen eigenen Glauben zu stärken und zugleich den Glauben anderer Menschen zu respektieren.

Chrischona International kann heute auf 175 Jahre vielfältigen En-gagements zurückblicken. Seit der Gründung der Pilgermission St. Chrischona im Jahr 1840 hat sich vieles verändert. Wir leben heute in einer Gesellschaft, die durch eine grosse Pluralität gekennzeichnet ist. Ich wünsche Chrischona Internati-onal weiterhin viel Umsicht und viel positive Energie im Umgang mit dem christlichen Glauben und der religiö-sen Vielfalt.

Ich gratuliere zu den vielfältigen Engagements in der Schweiz und weltweit und wünsche Ihnen allen in diesem Sinne eine weiterhin be-reichernde Arbeit und bedanke mich für das jahrelange Einstehen für ein friedliches Miteinander. //

Dr. Guy Morin, Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt

Dass Chrischona International und die Chrischona-Gemeinden den 175. Geburtstag vital und in geistlicher

Frische feiern können, spricht für ihre Beweglichkeit und ihre Fähig-keit, die Herausforderungen der Zeit anzunehmen. Es ist ihnen gelungen, lebendig und relevant zu bleiben und die Werte des Evangeliums in der Schweiz über Jahrzehnte bis hinein in unsere heutige Zeit glaubwürdig zu vertreten.

Ganz herzlich danke ich dem Ver-band Chrischona International da-für, dass er auch im VFG-Freikirchen Schweiz seit Jahren an vorderster Front mitträgt und sich für die wich-tigen gemeinsamen Anliegen der Freikirchen engagiert. Damit hat Chrischona bewiesen, dass es dem Verband nicht nur darum geht, die eigenen Gemeinden voranzubrin-gen, sondern generell das Reich Got-tes in unserem Land zu fördern.

Im Jubiläumsjahr wünsche ich, dass Chrischona International sich weiter-hin fithalten kann, um seine wichtige Rolle als geistliche Kraft in unserem Land auch in Zukunft erfolgreich ein-zunehmen. //

Max Schläpfer, Präsident VFG-Freikirchen Schweiz

Schon seit meiner Kindheit komme ich regelmässig auf den „Chrischo-naberg“. Dieser Ort ist für mich et-was ganz Besonderes, nicht nur weil dort mein Onkel mit seiner Familie lebte, sondern weil von dort aus rich-

tig Gutes geschehen ist, weit über St. Chrischona hinaus.

Das Evangelium, die Botschaft von Gottes rettender Liebe für die ganze Welt, gewann dort Gestalt und Kraft, hat Menschen verändert und wie ein warmer, erfrischender Regen verbreitete sich dieses „chri-schonageformte Evangelium“ in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich und weit darüber hinaus. Das ist bis heute so, auch wenn die ehemalige Pilgermission, wie wir alle mit unse-ren Werken, lernen muss, nicht aus ihrer eigenen Geschichte, sondern aus Gottes Geschichte mit ihr zuver-sichtlich und vollmächtig zu leben.

Gnadau wäre nicht Gnadau ohne Chrischona International. Ich danke unserem Gott und allen Verantwort-lichen und Mitarbeitern für diese Segensgeschichte über die vergan-genen 175 Jahre und ich wünsche mir, dass wir weiterhin auf unseren lebendigen Herrn hören und ihm ge-meinsam dankbar fröhlich dienen. //

Dr. Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands

„GNADAU WÄRE NICHT GNADAU OHNE CHRISCHONA“

„GEMEINSAM FÜR EIN FRIEDLICHES MITEINANDER“

„CHRISCHONA IST LEBENDIG UND RELEVANT“

Page 11: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

11

175 Jahre Gottes Treue. 175 Jahre Geschichte Gottes mit Menschen. 175 Jahre eine ganz besondere Le-bens- und Lerngemeinschaft. Etliche Jahre davon haben auch mich und meine Frau intensiv geprägt. Wir ha-ben Chrischona schon immer inter-national und bereichernd erlebt: mit Studienkollegen aus der Schweiz, aus

Deutschland, Paraguay und Spanien. International in der missionarischen Ausrichtung: mit der bestmöglichen theologischen Vorbereitung für Auf-gaben in Europa und weltweit.

Höhepunkte auf St. Chrischona waren die Hausgemeindeabende. Sie waren Fenster in die Welt und Weltmission. Die ÜMG war an sol-chen Abenden oft nicht nur als Bot-schafterin für Ostasiens Millionen eingeladen. Sie verbindet viel mehr mit Chrischona. Ihr Gründer, Hud-son Taylor, besuchte St. Chrischona und war begeistert. Er legte Missi-onskandidaten in Deutschland und der Schweiz die Ausbildung auf St. Chrischona ans Herz. Seitdem wur-den viele Chrischona-ÜMG-Missio-nare ein Segen für Asiaten weltweit. So soll es bleiben und durch neue Ausbildungs- und Gemeindekon-zepte noch nachhaltiger werden. Das wünscht sich die ÜMG von ihrer Schwester Chrischona International. Gottes Kraft und Weisheit dazu! //

Giselher und Hannelore Samen, Missionsleitung OMF/ÜMG- Deutschland (Überseeische Missionsgemeinschaft)

Als ich 1982 meine theologische Ausbildung am Institut Emaus in Vevey in der französischen Schweiz begann, wusste ich noch nichts von

Chrischona und seinem Theologi-schen Seminar. Ich erfuhr davon erst über Kameraden, die aus Chrischo-na-Gemeinden kamen oder sich für den Dienst dort vorbereiteten.

Einige Chrischona-Gemeinden gab es nicht weit von meinem damaligen Wohnort Straßburg. Seither kreuzte mein Weg immer wieder den Weg von Brüdern, die der Chrischona-Bewegung angehören. Manchmal haben wir auch zusammen gearbei-tet: mit Gilbert Goetz, mit den Pas-toren David Boubay, Jean-Georges Gantenbein, Christoph Hauser, Jean-Pierre Voltz. Ich konnte den Segen ermessen, der von diesen Männern ausgegangen ist – und den wichti-gen Beitrag von Chrischona Interna-tional zur Ernte und zur Mission in Frankreich.

Gott hat Chrischona International während 175 Jahren treu bewahrt. Gelobt sei der Herr und herzlich ge-dankt sei den Brüdern und Schwes-tern, die sich ihm als seine Werkzeu-ge gewidmet haben! Eure Freude ist auch die unsere. //

Etienne Lhermenault, Präsident der CNEF, der evangeli-schen Allianz in Frankreich

175 Jahre Chrischona Segensspuren in vielen Bereichen in der Schweiz, Europa und auf der ganzen Welt. Wir gratulieren Chrischona Interna-

tional ganz herzlich zum 175 Jahre Jubiläum.

Die Freien Evangelischen Gemein-den Schweiz profitieren stark von der fundierten Ausbildung am Theologi-schen Seminar St. Chrischona. Etwa 30 Prozent unserer hauptamtlichen Mitarbeiter haben einen Abschluss vom Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc).

Wir wünschen Chrischona Interna-tional für die Zukunft Gottes Segen und freuen uns, als befreundeter Gemeindeverband so eng mit Euch unterwegs zu sein. //

Peter Schneeberger,Vorsitzender FEG Schweiz

„IMMER SCHON INTERNATIONAL UND BEREICHERND“

„CHRISCHONAS WICHTIGER BEITRAG IN FRANKREICH.“

„WIR PROFITIEREN STARK VON DER AUSBILDUNG AUF CHRISCHONA“

Page 12: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

12 175 JAHRE CHRISCHONA

CLAUDIUS BUSER

Eigentlich beginnt das 19. Jahrhundert schon 1789 mit der französischen Revolution. Davon profitiert Napoleon I. Er versucht, seine Europavision (Republik) mit wuchtigen Schlägen quer durch den Kontinent durchzusetzen. Nach den darauf folgenden Befreiungskämpfen der Alliierten

Die Pilgermission St. Chrischona wurde 1840 mit-ten in einem sehr folgenreichen Jahrhundert ge-gründet. Neue Möglichkeiten eröffnen sich auf verschiedensten Gebieten, die teilweise auch von den Christen genutzt werden, um das Evangelium zu verbreiten. Einige wichtige Ereignisse dieser Zeit werden hier nachgezeichnet.

CHRISCHONA ENTSTEHT IN EINEM RASANTEN ZEITALTER

Page 13: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

13

le Fortschritt sowie neue philosophische Ansätze führen zu einer grossen Abkehr von traditionellen Werten und religiösen Traditionen. Viele hoffen auf eine sich rasch entwickelnde, neue Menschheit.

Bangen um den Fortbestand des ChristentumsEinige christliche Kreise in der evange-lischen Kirche bangen um den Fortbe-stand des Christentums und versuchen sich zu organisieren, um einander ge-genseitig zu unterstützen. So wird unter anderem in Basel schon 1782 die Chris-tentumsgesellschaft gegründet, um sich gegen den Einbruch liberaler Gedanken zu wehren. Denn die Aufklärung hat an den Universitäten neue theologi-sche Ansichten entstehen lassen. Die Studenten lernen eher philosophische Ideen, als dass sie sich einer biblischen Theologie verpflichtet fühlen. Das führt in vielen Kirch-gemeinden zu Auseinandersetzungen mit den neuen, „liberalen“ Pfarrern.

In der Bevölkerung selber werden durch die Nöte der na-poleonischen Kriege Ängste wach, Hungersnöte bereiten zusätzlichen Kummer (Jahr ohne Sommer 1816/17) und die Hoffnung in eine neue, aufgeklärte Zeit weicht der

Not. Menschen fangen an verschiedenen Orten an, neu nach Gott zu fragen. In vielen Gebieten in Deutschland und der Schweiz entstehen Erweckungszentren. Sofort werden diese Christen aktiv in den Kirchen und in selbstorganisierten Krei-sen: Bibelgesellschaften, Missionswer-ke und Sozialwerke wie Spitäler, Heime und andere Hilfsorganisationen sowie auch Schulen für Kinder armer Familien entstehen. Daneben werden private Ein-richtungen zur Ausbildung christuszent-

rierter Evangelisten, Missionare und Prediger gegründet.

Dazu gehört als eine der ersten 1840 auch die Pilgermis-sion St. Chrischona. Zuerst einfach um Handwerker als Bibelboten unter die Bevölkerung auszusenden. Christi-an Friedrich Spittler will Menschen besser biblisch bilden, damit sie der Bevölkerungsschicht, aus der sie stammen, das Evangelium nahe bringen können. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen in Deutschland in den Erweckungsgebieten ganze Gemeinschaftsverbän-de, die sich ab 1888 im Gnadauer Gemeinschaftsverband innerhalb der Evangelischen Kirche organisieren. In der Schweiz gibt es keine derartigen Gefässe und die Erweck-ten sammeln sich eher in freikirchlichen Strukturen. So rasant, wie das Zeitalter, entwickelt sich Chrischona wei-ter – international. //

wird Europa am Wiener Kongress 1815 in die alten Ordnungen zu-rückgeführt, deshalb hat die Zeit von 1815 bis 1830 auch den Na-men Restauration erhalten. Doch die Menschen Europas sehnen sich nach mehr Freiheit. Die Jahre 1830 und 1848 bringen die revo-lutionären Kräfte zurück: Auch in Deutschland und der Schweiz kommt es zu grossen Veränderun-gen, wobei sich in Deutschland die alten Kräfte behaupten und 1871 das zweite Kaiserreich beginnt, während sich die Schweiz 1848 vom Staatenbund zum modernen Bundesstaat wandelt. Diese politi-schen Auseinandersetzungen brin-gen den Bürgern aber in beiden Ländern Schritt für Schritt neue Rechte, wie das Vereinsrecht, das Niederlassungsrecht, wenigstens beschränkte politische Mitbestim-mung und den Beginn der Eman-zipation der Frau.

Umbrüche und AufbrücheDie Industrialisierung mit ihren po-sitiven und negativen Seiten dringt immer stärker in unsere Länder ein. Dampfschiffe und Telefonkabel ver-binden Europa und die Vereinigten Staaten von Ame-rika, Eisenbahnen

machen den Transport von riesigen Gü-termengen möglich. Fabriken mit ihren Arbeitermassen verändern das Bild der Städte: Stadtmauern werden geschleift, um der rasant wachsenden Bevölkerung Platz zu ma-chen. Die Gesellschaft verändert sich: viele verarmen, wenige werden sehr reich, doch dazwischen bildet sich auch eine mittelständige Bürgerschicht aus, die an den modernen Errungenschaften teilhaben kann. Die gros-sen Massen von landlosen Arbeitern aber können kaum die Familien ernähren, Frauen und Kinder müssen unter teilweise furchtbaren Bedingungen in den Fabriken mit-arbeiten, damit die Familie überhaupt überleben kann.

Das atheistische Gedankengut der Aufklärung und der Revolution bringt gerade in seiner materialistischen Form neue politische Ideen, wie den Marxismus, hervor. In den Naturwissenschaften werden grosse Entdeckungen gemacht und mit der Evolutionstheorie ein ganz neues Weltbild entwickelt. Der wissenschaftliche und materiel-

CHRISCHONA ENTSTEHT IN EINEM RASANTEN ZEITALTER

„DIE HOFFNUNG IN EINE NEUE,

AUFGEKLÄRTE ZEIT WEICHT DER NOT.

MENSCHEN FANGEN AN, NEU NACH GOTT

ZU FRAGEN.“

ZUR PERSONClaudius Buser (52)ist Dozent für Kirchengeschichte am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc).

www.tsc.education

Die Chrischona-Kirche um 1808 – noch ist es ruhig dort oben.

Page 14: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

14 175 JAHRE CHRISCHONA

CHRISCHONA INTERNATIONAL

„Mit 175 Jahren Lebenser-fahrung ist Chrischona In-ternational sehr alt. Gleich-zeitig sind wir neu bewegt“, schreibt René Winkler auf Seite 6. Richtig: Wir sind neu bewegt. Und haben dazuge-lernt. Wie, was und warum – davon handelt dieser Bei-trag.

ROLAND KRÄHENBÜHL

1840 gründete Christian Fried-rich Spittler in der alten Wall-fahrtskirche St. Chrischona die Schule für Pilgermissionare. Sein Anliegen war es, Handwer-ker zu Missionaren auszubilden. Aus beschei-denen Anfängen ist Chrischona International gewachsen. Neben der theologischen Aus-bildung sind in der 175-jährigen Geschichte verschiedene Arbeitszweige entstanden: Ge-meindearbeit, Literaturarbeit, Diakonie, Missi-onssupport, um nur einige zu nennen.

Chrischona International – oder eben vor-her die Pilgermission St. Chrischona – ist eine Non Profit Organisation (NPO). Ihr geht es nicht um Gewinnmaximierung. Zwar arbeiten wir nicht im Auftrag des Staates – dennoch dienen wir auch dem Gemeinwohl, zum Bei-spiel durch Diakonie, Ausbildung und auch Gemeindearbeit. Chrischona ist dabei nicht auf Profit aus, muss aber selbstverständlich wirtschaftlich funktionieren.

Chrischona mit all seinen Bereichen hat einen Auftrag. Was wir tun, wirkt sich – hoffentlich positiv – auf unsere Gesellschaft, auf die Menschen um uns aus. Doch wer oder was ist Chrischona eigentlich genau? Und welchen Auftrag meinen wir? In den vergangenen Jahren sind wir in verschiedenen Analysen immer wieder auf diese Fra-gen gestossen – die uns „neu bewegt“ haben. Es wurde unerlässlich, das Selbstverständnis der Organisation zu

klären, insbesondere die Beziehungen der Bereiche un-tereinander und zum Gesamtwerk.

Ist Chrischona eine lernende Organisation?Wenn eine „alte“ Organisation nach so vielen Jahren „neu bewegt“ wird, setzt das einiges in Bewegung. Es ist gut, in Bewegung zu bleiben. Sonst geschieht es uns wie dem Frosch in der schaurigen Geschichte, die in der Managementlehre gerne erzählt wird:

Fällt ein Frosch in kochend heisses Wasser, wird er ver-suchen, so schnell wie möglich wieder herauszukommen. Aber was passiert, wenn er in lauwarmem Wasser sitzt und die Temperatur langsam steigt? Nichts! Dem Frosch ist wohl in seiner Situation – in dem warmen Wasser – und er beginnt, bei lebendigem Leibe zu kochen, ohne es auch nur zu merken. Die Umwelt des Frosches verändert sich langsam und wird bedrohlich. Aber er ist nicht in der Lage, die Veränderung wahrzunehmen. Er bekommt im wahrsten Sinne des Wortes nicht mit, dass das Wasser immer wärmer wird. Er erkennt nicht, dass sich etwas um ihn herum verändert.

Eine Organisation, eine Firma, eine Gemeinde können ein ebenso erschreckendes Ende finden, wenn sie nicht da-zulernen. Wenn sie nicht hinschauen und erkennen, was

LERNEN WIR NOCH ODER KOCHEN WIR SCHON?

ZUR PERSONRoland Krähenbühl (54) ist Leiter Marketing & Kommunikation von Chrischona International.

www.chrischona.org

Page 15: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

15

sich um sie herum tut und wie sie sich selbst verändern.

Chrischona hat in den 175 Jahren immer wieder dazugelernt – Gott sei Dank! Und immer wieder genau hin-geschaut: auf sich und seine Umwelt. Auch in den vergangenen Jahren und Monaten.

Namenswechsel– einer von vielen SchrittenBei Chrischona ist ein Prozess in Gang gekommen. Mehr und mehr wurde deutlich, dass der Name „Pilgermission St. Chrischona“ die Verschiedenartigkeit und Internationalität der gesam-ten Arbeit des Verbandes zu wenig ausdrückt. In diesem Prozess erkannten die Verantwortlichen der Bereiche, dass ein neuer Name unsere heutige, gesamte Arbeit besser ausdrücken würde: Chrischona International. Ein Namenswechsel wurde darum für sinnvoll erachtet und eingeleitet.

Der Namenswechsel ist aber nur einer von vielen Schrit-ten in diesem „neu bewegt Sein“. Viele Merkmale prägen in der Gesamtheit das Selbstverständnis und die Identität von Chrischona International, stellen uns in einen einheit-lichen Rahmen, machen uns unterscheidbar von anderen. Unsere Kommunikation. Nimmt man uns im Chrischona-Verband als einzelne, voneinander entfernte Teile wahr? Reden wir mit einer Stimme? Was sagen wir, und wie sagen wir es – in der Werbung, in der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch in der internen Kommunikation?

Unsere Kultur. Tun wir auch, was wir sa-gen? An unserem Verhalten werden wir gemessen und beurteilt. Um zu wissen, wer wir sind, was wir machen und wie wir das machen wollen, haben wir über die letzten Jahre aus der Vision das Mission Statement und unser Leitbild entwickelt. Es wird für uns auf dem Chrischona-Campus der rote Faden sein, nach dem wir handeln wollen, uns aber auch messen lassen müssen. Es soll nicht bei ge-druckten Buchstaben bleiben, sondern ein sichtbar ge-lebtes Wertesystem werden.

Unser visueller Auftritt. Chrischona soll über das Ausse-hen erkennbar sein. Egal wo und in welchem Zusammen-

hang: In diesem Chrischona-Panorama zum Chrischona-Jubiläum, das Sie gerade lesen. Wenn Sie auf unseren verschiedenen Webseiten unterwegs sind oder unsere Newsletter erhalten. Wenn Sie einen Informationsflyer des tsc weitergeben. Oder wenn Sie das Webtool für Chrischona-Gemeinden benutzen.

Unsere Kommunikation, unsere Kultur, unser Verhalten, unser Erscheinungsbild – all das bestimmt unsere Corpo-rate Identity, unsere Identität als Organisation. Das alles prägt wiederum unser Image – das Bild, das die Öffent-lichkeit und die Menschen um uns von Chrischona haben. Wir können das einfach dem Zufall überlassen. Oder uns überlegen: Was können wir dazu beitragen, um unserer

Arbeit nach innen und aussen eine po-sitive Sinnkraft und ein positives Image zu geben?

Für diese und viele weitere Herausforde-rungen ist Marketing und Kommunika-tion verantwortlich. Marketing als Ma-nagementfunktion hat nicht einfach nur den „Verkauf im Markt“, also die Wer-bung im Fokus. Sondern Marketing wid-met sich den unterschiedlichen Aufga-ben und Zielen, eben auch den sozialen Zielen und der Mission von Chrischona

International. Oder dem Erkennen von gesellschaftlichen Veränderungen und den Einflüssen auf Chrischona In-ternational – damit es Chrischona nicht ergeht wie dem ahnungslosen Frosch. Eine breite und herausfordernde Aufgabe.

In all dem ist uns immer bewusst, dass wir nicht bes-ser sind als andere. Aber wir haben es besser. Weil sich Chrischona auf unseren Herrn Jesus Christus verlassen kann. Seit nun 175 Jahren. //

LERNEN WIR NOCH ODER KOCHEN WIR SCHON?

„CHRISCHONA HAT IN DEN 175 JAHREN

IMMER WIEDER DAZUGELERNT

– GOTT SEI DANK!“

Page 16: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

16 175 JAHRE CHRISCHONA

CHRISCHONA INTERNATIONAL

Zahlen, Daten, Analysen – das sind die nüchternen Fakten des Finanz-berichts. Interessiert Sie weniger? Dann sollten Sie trotzdem weiter-lesen. Denn bei den Finanzen zeigt sich eines auf wunderbare Weise: Gott ist seit 175 Jahren der treueste Versorger, den Chrischona Interna-tional sich wünschen kann. Dafür sei ihm Lob, Preis und Ehre.

WALTER STAUFFACHER

Neben viel Gebet, Engagement und Gottvertrauen braucht Chrischona auch finanzielle Mittel, um den Auf-trag zu erfüllen: Damit Menschen bei Chrischona Jesus erleben, sie gefördert werden und Nächstenliebe erfahren

können. Schon „Erzbettelmeister“ Chris-tian Friedrich Spittler wusste das. Der Chrischona-Gründer kümmerte sich per-sönlich um die Kassenangelegenheiten. Freundlich, aber beharrlich, konnte er mit Gottes Hilfe immer wieder Menschen als Spender gewinnen. So wurden visionäre Projekte Wirklichkeit, wie die „Apostel-strasse“ aus Missionsstationen, die das Evangelium bis nach Äthiopien brachten.

Beeindruckend ist das Leben und Wirken der «Chrischo-na-Mutter» Dora Rappard. Vor Gott brachte sie im Ge-bet jeden Spendenaufruf und jede Rechnung, die bezahlt werden musste. Beide Chrischona-Leiter weisen den Weg: Die Finanzen sind bei Chrischona „Chefsache“. Der Verband vertraut in finanziellen Fragen seit jeher auf die Führung und Versorgung durch Gott – unserem Chef. Um ihn zu unterstützten, bringen sich die Chrischona-Mitar-beiter voll ein. Auf diese Weise werden die zahlreichen Spender angesprochen, die Chrischona unterstützen. Bei Gott ist nichts unmöglich!Viele Geschichten erzählen anschaulich davon, wie Gott auf überraschende Weise Geld für Chrischona zur Verfü-gung gestellt hat. Zum Beispiel die Erzählung des „edlen Spenders“, der aus Kanada kam, grosszügig spendete und wieder wegflog (Seite 24). Bei Gott ist dabei nichts unmöglich.

Heute Unvorstellbares kann morgen passieren. Das zeigt sich anhand der letzten finanziellen Krise, in der Chrisch-ona war. Im Jahr 2001 betrug die Nettoverschuldung 21 Millionen Schweizer Franken. Die Zinszahlungen kosteten viel Geld. Damals rief die Chrischona-Leitung dazu auf, dem Verband zinslose Darlehen zur Verfügung zu stellen. Das Wunder geschah: Viele Chrischona-Freunde waren und sind nach wie vor dazu bereit. Auch die Verschuldung konnte abgebaut werden. Grosse Spendenbereitschaft und gute Haushalterschaft führten dazu, dass Chrischona Ende 2014 nur noch eine Nettoverschuldung von 9 Milli-onen Franken hatte – ganz ohne Bankschulden!

2014: Danke an alle Spender!Auch 2014 erlebte Chrischona wieder Gottes Versorgung. Allein im Novem-ber und Dezember benötigte der Ver-band 1,7 Millionen Schweizer Franken an Spenden. Viele Menschen und Ge-meinden haben auf die Spendenaufru-fe reagiert. So durfte Chrischona 1,32 Millionen Schweizer Franken in Form von Spenden und Erbschaften (Legaten) in den letzten beiden Monaten entge-

gennehmen. Herzlichen Dank an alle Beter und Spender für die Unterstützung! Diese Zahlen bedeuten aber auch, dass Chrischona International 2014 das erhoffte Spen-denziel von 3,9 Millionen Schweizer Franken nicht ganz erreicht hat. Trotzdem sind wir sehr dankbar. Denn jede Spende, jedes Darlehen und jede Erbschaft ist ein grosser Vertrauensbeweis für Chrischona International.

Chrischonas FinanzgrundsätzeDieses Vertrauen muss immer wieder neu erarbeitet werden. Chrischona hat deshalb Finanzgrundsätze. Der Wichtigste lautet: Alles wirtschaftliche und finanziel-le Handeln soll zu Gottes Ehre dienen. Daneben setzt Chrischona klare, finanzielle Prioritäten, etwa bei Investi-tionen. Gute Haushalterschaft, transparente Kommunika-tion und regelmässige Rechenschaft sind weitere Grund-sätze. Aktives Fundraising gehört selbstverständlich auch dazu, dient es doch der Beschaffung der Ressourcen für

FINANZEN: CHEFSACHE UND HERZENSANGELEGENHEIT

„ALLES WIRTSCHAFTLICHE UND FINANZIELLE HANDELN SOLL

ZU GOTTES EHRE DIENEN.“

ZUR PERSONWalter Stauffacher (55)ist Geschäftsführer von Chrischona International.

www.chrischona.org

Grafik rechts: Sie zeigt, wie der Spendenstand (grün)

und der Bedarf an Spenden (rot) von Monat zu Monat wuchsen. 2014 betrug die

Spendenerwartung von Chrischona International

3,9 Millionen Franken.

Grafik links: So verteilen sich die Einnahmen von

Chrischona International. 2015 beträgt das Gesamt-budget rund 6,8 Millionen

Franken – 3,9 Millionen davon Spenden.

Page 17: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

17

Spenden Sie auf folgende Konten Pilgermission St. ChrischonaChrischonarain 200, 4126 Bettingen• Postkonto 40-872-3 IBAN: CH39 0900 0000 4000 0872 3 Theologisches Seminar St. ChrischonaChrischonarain 200, 4126 Bettingen• Postkonto 40-548456-3 IBAN: CH50 0900 0000 4054 8456 3 DeutschlandChrischona-Gemeinschaftswerk e.V.Gottlieb-Daimler-Str. 22, 35398 GießenIBAN: DE34 5139 0000 0050 2378 00 BIC: VBMHDE5FXXXVermerk: Chrischona International www.chrischona.org/konten

Gewähren Sie ein Darlehen Chrischona International hat 2015 keine Bankschulden, weil uns viele Unterstüt-zer zinslose Darlehen gewährt haben. Ab einem Betrag von CHF 5‘000 sind diese über einen beliebigen Zeitraum möglich – und können selbsverständlich wieder gekündigt werden. Binnen sechs Mona-ten erhalten Sie Ihr Geld zurück. Bereits jetzt ist klar, dass Chrischona 2015 Darle-hen in Höhe von rund einer Millionen CHF zurückzahlen muss. Wir beten daher um neue Darlehensgeber. Bitte prüfen Sie die-se Möglichkeit. Weitere Infos und Kontakt-daten zum Darlehensverwalter Gerhard Wagner finden Sie online unter: www.chrischona.org/darlehen

die Erfüllung des Chrischona-Auftrags. Wenn Martin Lu-ther sagt: „Bete so, als würde jedes Arbeiten nichts nut-zen und arbeite so, als würde jedes Gebet nichts nutzen“, beschreibt er ein Spannungsfeld, in dem sich Chrischona grundsätzlich bewegt. Wir vertrauen auf Gott als unseren Chef und treuen Versorger. Wir setzen uns als seine Mit-arbeiter aber auch ein, wo wir können.

Bewahren Sie sich Ihr Herz für Chrischona175 Jahre Chrischona-Finanzen erzählen wahrlich eine be-eindruckende Segensgeschichte. Es ist gewaltig, wie viele Menschen immer wieder im Gebet, mit Spenden, Darle-hen und Erbschaften an Chrischona gedacht haben. Wenn auch Sie darunter sind: Ganz herzlichen Dank! Egal, wie Sie mit Chrischona verbunden sind: Bitte bewahren Sie sich weiterhin Ihr Herz für Chrischona. Denn die Chrischo-na-Finanzen sind zwar Chefsache für Gott, bleiben für uns Menschen aber eine Herzensangelegenheit. //

FINANZEN: CHEFSACHE UND HERZENSANGELEGENHEIT

Beten Sie für die Finanzen

Gebet wirkt! Es ist eines der wichtigsten Werkzeuge, die Gott uns gegeben hat. Chrischona ist überzeugt: Wenn wir Gott unsere finanziellen Bedürfnisse im Gebet mitteilen, wird er Wege finden, sie zu er-füllen.

Bitte beten Sie daher mit uns, dass Chrischona International 2015 die nötigen 3,9 Millionen CHF an Spenden erhält.

Bitte beten Sie auch für uns, dass wir mit dem uns anvertrauten Geld zu jeder Zeit umsichtig umgehen.

Und bitte stimmen Sie in unser Dankge-bet ein, weil Gott der treue Versorger von Chrischona war, ist und bleibt. www.chrischona.org/spenden

Spenden57% Sonderspenden

5%

Studium8%

Gästebetrieb15%

Mieten12%

Anzeigen und Inserate

2%

Solarstrom1%

Budgetverteilung Einnahmen 2015

Bitte unterstützen Sie Chrischona

„Ich unterstütze Chrischona, weil hier engagierte Christen ausgebildet werden, um die gute Botschaft von Jesus in die ganze Welt hinaus zu tragen. So kommen wir dem Auftrag Jesu, IHN in Jerusalem, Samarien und in der ganzen Welt bekannt zu machen, einen Schritt näher.“

Bernadette Hug, Mitglied einer FEG-Gemeinde

Chrischona InternationalBudgetverteilung Einnahmen 2015

Entwicklung der Spenden 2014

Spendenstand Ende 2014: 3,54 Millionen Franken

„Als Gemeinde unterstützen wir Chrischona International, weil wir dies als konkreten Beitrag für die Mission verstehen und darum auch fest im Budget einplanen. Persönlich unter-stütze ich Chrischona, weil ich mich als Teil von diesem Werk verstehe und mich an dessen Veränderungen sehr freue.“

Markus Mosimann, Pastor Chrischona-Gemeinde Arbon

Page 18: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

INSERATE

ChrischonaSENIORENTAG

5. Mai 2015 Chrischona-Campus

Chrischona International

Herzlich eingeladen sind Männer und Frauen ab 60 Jahren. Jüngere Begleitpersonen sind gerne willkommen.

„Wenn die Gesundheit geht und das Heil kommt“Referent: Jürgen Mette. Ein Mann, in dessen Leben die unheilbare Krankheit Parkinson getreten ist. Er erzählt von den Höhen und Tiefen seines Lebens und

gibt tiefe Einsichten darüber weiter, was im Leben trägt und wirklich zählt.

Gast: Raphael Müller. 14 Jahre, stumm, autistisch, hochbegabt. Im `fontis-Verlag veröffentlichte er seine Geschichte: Ich fliege mit zerrissenen Flügeln

Er bringt die Menschen zum Staunen!

Anmeldung bis spätestens Sonntag, 26. April 2015, direkt anChrischona International, Chrischonarain 200, CH-4126 Bettingen

+41 (0)61 64 64 270 | [email protected]

Gehen Sie in eine Chrischona-Gemeinde? Dann erkundigen Sie sich, ob aus Ihrer Gemeinde schon mehrere Personen als Gruppe zum Seniorentag anreisen.

Foto: Angelika Petz

Lesung mit

Autist und Genie Raphael Müller

tsc – investieren in Menschen

Modul 2

Kirche auf dem Weg zu den Menschen

Milleustudien – und was wir damit anfangen

Prof. Heinzpeter Hempelmann

Modul 3

VoicesStimmbildung für Lobpreis und Chor

Susanne Hagen

tsc summer school 10. - 14.8.2015

Modul 1

TheaterpädagogikSpiel- und Theaterpädagogik Kurs

Bettina Förster

Ausklinken, auffrischen,

begegnen, weiterbilden, weitergehen.

Ferien plus Weiterbildung.

Infos und Anmeldung

www.tsc.education/summerschool

Mach mehr aus Deinem Sommer!

Page 19: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

Chrischona International

DIE INSPIRIERENDE URLAUBSWOCHE IM

DREILÄNDERECK

1. BIS 8. AUGUST 2015AUF ST. CHRISCHONA BEI BASEL

EINE WOCHE FÜR LEIB, SEELE UND GEIST

EINE WOCHE FÜR ALLE GENERATIONEN

Konzert am5. August 2015Chrischona-Campus | Konferenzzentrum Basel

Für BONHEUR-Gäste inklusive!

SPECIAL GUEST Judy BaileyDas inspirierende Thema

QUERDENKER & ÜBERZEUGUNGSTÄTER

Leben mit der Bergpredigt

REFERENTEN

Karin und Thomas HärryHausfrau, Buchhändlerin und Autorin – Theologe, Dozent und Autor

chrischona.org/bonheur

SO KOMMEN SIE FÜR 175 FRANKEN ZUR BONHEUR:

Wenn Sie unter 35 Jahre alt sind und noch nie an einer Bonheur (vormals KGE)

teilgenommen haben.

Page 20: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

20 175 JAHRE CHRISCHONA

„BRUDER ZBINDEN, KÖNNTEN SIE EINEN ANZUG GEBRAUCHEN?“

Ich überlegte einen Augenblick und musste ihm dann mit einem klaren Nein antwor-ten, mit folgender Begründung: Ers-tens habe ich noch nie eine Predigt gehalten, denn ich bin ja kaum ein Jahr auf St. Chrischona. Das kann ich nicht. Zweitens habe ich keine Zeit zum Vorbereiten, denn wir haben alle Tage Unterricht. Drittens habe ich keine schönen Kleider für die Kanzel. Und viertens habe ich fast kein Geld mehr, um eine Reise nach Schlatt zu

finanzieren. Nein. Ich kann nicht kommen. Ausserdem habe ich mich schon beim Dirigenten für dieses Konzert abgemeldet.

Gott sprach – erst leise, dann immer lauterSo ging ich in den Abend. Doch dann sprach Gott zu mir. Zuerst leise, dann immer lauter: „Fritz, ich habe dir einen Auftrag gege-ben, doch du sagst nein.“ Ja, sagte

ich, ich möchte dir gehorsam sein, aber dies geht über mein Können und Vermögen hinaus. Ich wollte schla-fen, aber ich konnte nicht. Immer tönte es in meinem Innern: „Fritz, ich habe dir einen Auftrag gegeben, doch du sagst nein.“ Es wurde Mitternacht und ich wälzte mich im Bett. Um 24:30 Uhr war ich endlich bereit und sagte zu Gott: Ich will gehen – aber du musst mir alles geben: den Text für die Predigt, die Zeit zum Vorbereiten, die Kleider für den Sonntag und das Geld für die Bahnfahrt.

Fritz Zbinden erzählt, wie Gott ihn in seinem ersten Studienjahr auf St. Chrischona regelrecht geführt hat auf die Kanzel – zu seiner ers-ten Predigt.

Als Bauernsohn wurde ich am 1. November 1955 als Nachzügler noch in die mir sehr lieb gewor-dene Klasse auf St. Chrischona aufgenommen, die dann am 5. Juli 1959 eingesegnet worden ist. Meine geistliche Heimat ist die Evangelische Gesellschaft des Kantons Bern, heu-te EGW. An einem Abend, noch vor dem Abendessen, erhielt ich einen Anruf von meinem Freund im Bern-biet. Wir waren beide Musikanten in der Berner Bibellesebund-Musik, und da war auf den kommenden Sonntag ein Konzert in Schlatt geplant, einem Dorf bei Bern.

Und jetzt sagte er am Telefon: „Der Prediger hat kurzfristig absagen müssen. Kannst du nicht kommen und bei uns eine Predigt halten?“

Page 21: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

21

Schaut auf ein

erfülltes Leben als

Prediger zurück:

Fritz Zbinden

mit Ehefrau Vreni.

Sofort schenkte mir Gott den Text und schon viele Gedanken dazu: „Zachäus, steig eilend hernieder; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.“ (Lukas 19,5b) Am Mor-gen rief ich sofort meinem Freund an und sagte ihm, dass ich am Sonntag komme und die Predigt halten wer-de. Beim Frühstück gab der Senior bekannt, dass die Lehrer heute eine dringende Sitzung hätten und wir kei-ne Schule. Also Zeit zum Vorbereiten. Beim Mittagessen kam der Senior zu mir und sagte, ich solle noch zu Frau Direktor Staub gehen.

Erstaunt und beschenktIch war erstaunt, denn ich wusste nicht, weshalb ich zu Frau Direktor Staub hinüber gehen sollte. Um 16 Uhr ging ich. Frau Staub öffnete selbst die Türe und hiess mich mit freund-licher Stimme eintreten. Dann fragte sie: „Bruder Zbinden, könnten Sie einen Anzug brauchen?“ Scheu ant-wortete ich: „Ja, das könnte ich jetzt schon.“ Dann öffnete sie eine andere

Türe und sagte zu mir: „Sehen Sie, hier sind zwei Anzüge. Sie kön-nen sie probieren. Wenn ein Anzug passt, kön-nen Sie ihn haben.“ Der dunkle Anzug mit den feinen weissen Strichlein passte wie angemessen. Ich war überwältigt. Diese Freude, die mein Herz erfüllte, kann ich nicht in Worte fassen. Viele Jahre konnte ich in diesem Anzug das Evangelium ver-kündigen.

Das war noch nicht alles. Unser ver-ehrter Direktor Staub gab mir ohne weiteres das Wochenende frei, und dann erlebte ich, dass der grosse, neue Saal im Vereinshaus in Schlatt voll besetzt war mit zum grössten Teil jungen Menschen. Zuerst zitterten meine Knie, aber dann schenkte mir Gott eine grosse Freimütigkeit und

Freudigkeit, das Evangelium zu ver-kündigen. Am Schluss steckte mir je-mand auch noch das ganze Reisegeld in die Tasche.

Der Herr hat Grosses an mir getan, des bin ich fröhlich. Dieses Gottes-erlebnis mit meiner ersten Predigt hat mich die 55 Jahre in meiner Prediger-tätigkeit immer wieder ermutigt und auch in der Abhängigkeit von Jesus Christus bewahrt. Gnade ist es, Gna-de ganz allein. //

Fritz Zbinden (81) studierte von 1955 bis 1959 auf St. Chrischona. Er war Prediger im EGW bis zu seinem Ruhestand 1998. Er lebt mit seiner Frau Vreni in Uetendorf nahe Thun.

„DER DUNKLE ANZUG

MIT DEN FEINEN WEISSEN

STRICHLEIN PASSTE WIE

ANGEMESSEN. ICH WAR

ÜBERWÄLTIGT. VIELE JAHRE

KONNTE ICH IN DIESEM

ANZUG DAS EVANGELIUM

VERKÜNDIGEN.“

1

Page 22: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

22 175 JAHRE CHRISCHONA 222 175 JAHRE CHRISCHONA

Helmut und Lydia Knierim inmitten

ihrer Kinder, Schwiegerkinder und Enkel.

© p

hoto

case

–D

avid

Die

schb

urg

Page 23: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

23

Doch so ganz beruhigte das die Gemüter denn doch nicht. Zumal es ständig gewisse Kon­takte gab, zwangsläufig und rein dienstlich nur, mit den Mädels der Bi­belschule und in der Kaffeehalle, und dann bei den Praktika in den Jugendkreisen der Gemeinden rund um Chrischona. Da entdeckte Man­cher Passendes und auch die Pas­sende, auch wenn er das nicht durfte und streng loyal auch gar nicht woll­te. Und, ganz klar, keiner zeigte es, höchstens einem, der echt dichthal­ten konnte. Denn sonst endeten Be­rufung und Laufbahn schon während des Studiums.

Erstaunlich war dann nur, dass schon bei der Einsegnung bei einigen Brü­dern eine besonders nahe Gefährtin auftauchte. War die nun auch noch fit, freute sich die einstellende Ge­meinde schon auf die tüchtige Predi­gerfrau in spe, denn Arbeit gab´s ge­nug, auch für sie, als Ehrenamtliche, versteht sich.

Audienz zu nächtlicher StundeDa kam ein neuer „König“ auf St. Chrischona. Der wusste recht gut von der ganzen Geschichte, mochte sie aber so nicht weiterschreiben. Er war aufgrund seiner Vorbildung welter­fahren, und als neuer Direktor erar­beitete er sich allseitigen Respekt.

So kam es, dass zu nächtlicher Stunde noch (die Nacht begann auf Chrischo­na bereits um 22 Uhr mit dem „Licht­erlöschen“) er einem Bruder aus der

Senior­Klasse die Tür öffnete und ihn freundlich herein bat. Zu dessen Verwunderung bot ihm der Direktor in angenehmem Ambiente auch noch ein gutes Bier an. Und dann durfte der Bruder – also ich – erzählen und erzählen und hatte dabei einen auf­merksamen und wohlwollenden Zu­hörer.

„Lieber Bruder“, fragte der Direktor am Ende, „haben Sie denn auch schon mal mit ihr darüber gesprochen?“ „Nein!“, versicherte ich prompt, denn das war mir doch zu sehr gewagt. „Ja, lieber Bruder, dann tun Sie das doch endlich!“, war die überraschende Ant­wort des Chefs.

Die Verbindung hat sich nun seit mehr als 40 Jahren bewährt, als Ehe­partner und Partner im Dienst, als El­tern und als Grosseltern. //

Helmut Knierim (72) studierte 1966 bis 1970 auf St. Chrischona. 1972 heiratete er seine Frau Lydia (getraut von Direktor Edgar Schmid). Ge-meinsam waren sie 20 Jahre in Hes-sen und 20 Jahre in Schleswig-Hol-stein in der Gemeinschaftsarbeit. Sie wohnen in Dänischenhagen bei Kiel.

Chrischona und die Liebe – viele Ge-schichten handeln davon. Helmut Knierim erzählt seine:

Sie, die Liebe, wird auf St. Chrischo­na ganz gross geschrieben. Wie sollte es auch anders sein in einem solch frommen Hause auf dem sonnigen Heiligen Berg, hoch erhaben über dem Moloch Basel unten im Dunst des Rheins!

Allerdings beschränkte sie sich zu unserer Zeit auf die Philadelphia, auf die kameradschaftliche Liebe zu allen Brüdern, vor allem aber rein geistig zu der Menge der Bücher. Und nichts da sonst noch!

Wer ein braver Bruder war, der hielt sich daran – zumindest theoretisch, denn auch in seinen Adern floss kein Himbeersaft...

Welch‘ unerhörte AnfechtungSo wurden denn auch die Brüder im­mer ganz unruhig, wenn ein Klassen­bruder, einer von der lockeren Sorte, ein sogenannter Gastschüler, Post von zarter Hand bekam, und die auch noch verpackt in einem Care­Paket voll duftender Ahler Wurscht (die Luftgetrocknete aus dem frommen Hessen). Welch‘ unerhörte Anfech­tung, zumindest für seine Zimmerge­nossen! Zu ihrer Beruhigung hatte er dann mit ihnen seine Wurst zu teilen: Fleischliche Freuden für den Gau­men, immerhin!2

„HABEN SIE DENN

SCHON MIT IHR

GESPROCHEN? – NEIN! –

JA, DANN TUN SIE DAS

DOCH ENDLICH!“

AMORE CHRISCHONENSIS

Page 24: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

24 175 JAHRE CHRISCHONA24 175 JAHRE CHRISCHONA

Helen und Edgar

Schmid im Jahr 1999.

Beim Kaffee erlebten Helen und Edgar

Schmid eine erfreu­liche Überraschung.

© p

hoto

case

– e

rdbe

ersü

chtig

Page 25: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

25

ausgefüllt“. Als er nicht lockerliess, sagte ich, er solle doch zum Mittag-essen kommen. Er kam dann mit uns ins Brüder-haus in den Speisesaal. Er war sichtlich beeindruckt von den vielen jungen Männern, und wir hatten gute Gespräche über Tisch. Anschliessend luden wir ihn noch zum Kaffee ein in die „Friedau“, so heisst das Haus, in dem wir auf Chrischona wohnten.

Da erzählte er, dass er Physiothera-peut sei und bei seiner Arbeit eine sehr wohlhabende ältere Dame ken-nen gelernt habe. Diese sei nun ge-storben und habe ihn zum Allein-erben eingesetzt. Er sei gläubig und möchte nun etwas von dem reichen Erbe an ein christliches Werk wei-tergeben. Da sei er auf die Pilgermis-sion aufmerksam gemacht worden, und er überreichte meinem Mann einen Scheck über 50‘000 Schweizer Franken.

Am nächsten Tag flog er zurück nach Kanada, und wir haben nie mehr et-was von dem edlen Spender gehört.

Dies geschah in den Jahren, als Geld gesammelt wurde für den Bau des Chrischona-Zentrums. Wir waren überwältigt und überrascht zugleich und haben unserem treuen Vater im Himmel von Herzen Danke gesagt. //

Helen Schmid (83) lebt heute in Riehen.

An viele Erlebnisse auf Chrischona kann sich Helen Schmid erinnern. Von 1967 bis 1991 war ihr 2003 ver-storbener Mann Edgar Schmid Direk-tor der Pilgermission St. Chrischona. Ein ermutigendes Erlebnis aus der Zeit erzählt sie hier:

Eines schönen Tages klingelte das Te-lefon und ein mir unbekannter Herr war am Apparat. „Ich muss heute un-bedingt den Direktor besuchen“, sagte er. „Das ist leider nicht möglich“, sag-te ich, „denn der ganze Tag ist schon

AUCH SO SORGT GOTT 3

„WIR WAREN

ÜBERWÄLTIGT

UND ÜBERRASCHT

ZUGLEICH.“

Page 26: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

26 175 JAHRE CHRISCHONA4

Chrischona ist Ruth Ammanns altes und neues Zuhause.

26 175 JAHRE CHRISCHONA

© p

hoto

case

– D

esig

nman

iac

Page 27: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

27

ger und die Schnur löst sich mehr und mehr vom Halter. Der Drachen steigt höher und höher: „Ich kann ihn nicht mehr halten“, schreit Marc.

Grösser und grösser wird der Ab-stand. Immer höher steigt der Dra-chen, bis er sich in einem wilden Tanz um die Spitze des Kirchturms wickelt. Weithin sichtbar flattert er weit über der Kirche. Herrlich anzusehen, aber unerreichbar für den kleinen Bur-schen.

Eine ganze Weile geht das Spiel. Doch dann reisst sich der Drachen los. Un-kontrolliert fliegt er durch die Luft. Der Wind trägt ihn weit fort in den dahinter liegenden Wald.

Tränen kullernTränen der Enttäuschung kullern über die Wangen des Kleinen. Er wollte doch noch so viele schöne Flugstunden erleben mit seinem Dra-

chen. Das sollte doch erst der Anfang gewesen sein. Traurig kehren alle heim. Sein schönstes Geburtstagsge-schenk scheint verloren.

Der Drachen fliegt wiederTage erfolglosen Suchens schliessen sich an. Doch die Liebe zu seinem Drachen bleibt. Tage später begegne ich einem Förster, als dieser gerade den Wald verlässt. ln der Hand hält er einen Drachen, den er dort gefunden hat. Nun ist das Glück wieder perfekt. Nach einigen Reparaturen kann der Drachen wieder fliegen. //

Ruth Ammann (58) absolvierte 1987 die Ausbildung auf St. Chrischona, ihr Mann Beat zwei Jahre später. Er war 1991 bis Ende 2002 technischer Mitarbeiter bei der Pilgermission. Nach fast 12 Jahren kehrten sie 2014 wieder zurück. Beat leitet die Ver-anstaltungstechnik des Chrischona-Campus.

Ruth Ammann erzählt, was sie eines Tages mit ihrem Sohn beim Drachen-steigen auf St. Chrischona erlebt hat:

Es ist ein wunderschöner Herbsttag. Marc ist sechs Jahre alt geworden und findet auf seinem Geschenktisch ei-nen grossen Herbstdrachen. Den will er sofort ausprobieren. Mit Mama und seinen beiden Brüdern läuft er stolz zur grossen Wiese hinter der Kirche. Dort ist genügend Platz, den Drachen steigen zu lassen.

Der grosse MomentJetzt ist der grosse Moment gekom-men. Langsam wickelt Marc ein we-nig von der langen Schnur ab und hält den Drachen vor sich in die Luft. Er zögert. Nein, sein Geschenk will er auf keinen Fall loslassen. „Anders geht es aber nicht. Du musst dem Drachen Leine geben und ihn loslas-sen. Nur so kann er fliegen“, erkläre ich ihm.

Nun springt Marc los, läuft gegen den Wind – und stürzt erst einmal über die eigenen Beine. Doch unermüd-lich versucht er es, bis es endlich ge-lingt. Der Drachen schwebt und steigt in den blauen Herbsthimmel. Stolz

lenkt ihn Marc hin und her.

Doch da passiert das Unfassbare. Der Wind packt den Flie-

VERLOREN UND WIEDER GEFUNDEN

„DU MUSST DEN

DRACHEN LOSLAS-

SEN. NUR SO KANN

ER FLIEGEN.“

Marc (3. von links) feiert seinen sechsten Geburtstag. Ein Geschenk liegt verpackt auf dem Tisch: der Drachen in den Farben Gelb, Rot, Schwarz.

Page 28: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

28 175 JAHRE CHRISCHONA

5Micha Beutel

erlebt die tragende

Gemeinschaft am

Theologischen Semi-

nar St. Chrischona.

28 175 JAHRE CHRISCHONA

WENN DU MERKST, DASS DU NICHT ALLEINE BIST

Laybild

© p

hoto

case

– jo

exx

Page 29: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

29

5in die Heimat und meinen Freund auf seinem letzten Weg begleiten.

Auch danach liess die Un-terstützung nicht nach. Wenn ich nicht in der Bibel lesen konnte, dann lasen an-dere für mich. Wenn ich nicht beten konnte, beteten andere an meiner statt. Langsam ging ich auch mit Gott wieder vorwärts. Das Studium lief wieder an.

Dann, zwei Monate später, verun-glückte ich selbst mit dem Auto, zu-sammen mit drei Studienfreunden. Zum Glück wurde niemand ernst-haft verletzt. Auch hier blieb ich nicht alleine. Ich wurde von vielen verstanden. Es war für alle mehr als verständlich, dass ich vor allem psy-chisch angeschlagen war. Am nächs-ten Tag wollte ein Kollege sogar, dass ich mit seinem Auto fahre, damit ich ja nicht das Fahren aufgeben würde. Mein Schleudertrauma liess nach, die Dozenten nahmen Rücksicht, die Studienfreunde fragten immer wie-der nach.

Als im Juni mein erstes Studienjahr endete, wusste ich, dass ich hier auf Chrischona zuhause war. Es ist ein Privileg, in solchen Zeiten eine solche Gemeinschaft zu erleben. //

Micha Beutel (25) studiert seit 2011 Theologie am Theologischen Semi-nar St. Chrischona. Bis Sommer 2015 absolviert er ein Praxis-Studienjahr in der Stadtmission Zweibrücken des Evangelischen Gemeinschafts-verbands Pfalz.

Micha Beutel erzählt von der Gemein-schaft am Theologischen Seminar St. Chrischona – die ihn durch schwere Situationen getragen hat zu Beginn seines Studiums:

Am 13. Februar 2012 bekam ich so gegen 15 Uhr einen Anruf. Ich war damals gerade ein halbes Jahr auf Chrischona. Mein Vater teilte mir mit, dass einer meiner besten Freunde am Morgen bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war. Ich war fertig mit den Nerven, fertig mit dem Studium.

Ich war alleine auf meinem Zimmer. Keine fünf Minuten später rief eine Studienkollegin an. Sie merkte, dass etwas nicht stimmte. Ich erzählte ihr in aller Kürze, was passiert war, dann rief sie zwei Brüder im Haus zu den Bergen an und diese weinten mit mir. In den Tagen danach wurde ich von keinem gemieden. Dozenten und Mitarbeiter liessen mir Freiraum, ich konnte am Ende der Woche zurück

WENN DU MERKST, DASS DU NICHT ALLEINE BIST

„WENN ICH NICHT

BETEN KONNTE,

BETETEN ANDERE

AN MEINER STATT.“

Page 30: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

30 175 JAHRE CHRISCHONA

AUSBILDUNG

Christian Haslebacher: Ich empfand den Prozess als sehr positiv. Denn wir haben nicht diplomatisch um den heissen Brei herumgeredet, sondern hatten eine sehr offene Gesprächskultur. Tabus gab es keine.

Was ist dabei herausgekommen?Schaffenberger: Es wird ab 2016 mehr tsc-Studienan-gebote geben, die zudem flexibler sind. Das gilt besonders für das Theologiestudium. Bislang dauerte der Bachelor

Theologie am tsc vier Jahre plus Praxisstu-dienjahr. Wir reformieren diesen Studien-gang. Ab 2016 wird es einen dreijährigen berufsqualifizierenden Bachelor Theologie geben. Zusätzlich wollen wir einen zweijäh-rigen Master als weiterführende Ausbildung anbieten. Wir stellen also auf das sogenann-te „3+2 System“ um, das heute an Hoch-schulen üblich ist. Neue Studienmöglichkei-ten sind der Fernstudiengang tsc.online@church sowie der Bachelor-Studiengang „Theologie und Musik“. Unser Gemeinde-pädagogik-Studiengang wird neu Bachelor „Theologie und Pädagogik“ heissen.

Warum ist diese Studienreform nötig?Haslebacher: Leistet die theologische Ausbildung noch das, was unsere Gemeinden und unsere Gesellschaft brau-chen? Dass wir uns diese Frage immer wieder stellen, ist nicht nur nötig, sondern absolut positiv. Wenn sich eine Organisation weniger schnell verändert, als das Umfeld der

175 Jahre investieren in Menschen feiern Chrischo-na International und das Theologische Seminar St. Chrischona (tsc) am 8. März 2015. Ein Meilenstein, weil die Qualität der theologischen Ausbildung immer wieder neu erarbeitet werden muss. Dabei steigen die Anforderungen laufend. Das tsc stellt sich der He-

rausforderung und entwickelt seine Studiengän-ge weiter. Daran beteiligt sind tsc-Seminarleiter Dr. Horst Schaffenberger und Chrischona-Regio-nalleiter Christian Haslebacher. Ein Gespräch über die Zukunft der theologischen Ausbildung auf St. Chrischona.

Chrischona-Panorama: Das tsc hat sich in den letzten Jahren viele Gedanken über die Zukunft der theologischen Ausbildung gemacht. Wie lief das ab?Horst Schaffenberger: Das war ein intensiver Prozess. Ganz bewusst hat das Theologische Se-minar Personen beteiligt, die ohne-hin über theologische Ausbildung nachdenken. Wir haben einen Think Tank mit rund 40 Fachleuten aus Kirchen, Freikirchen, Verbänden und Missionswerken organisiert – sogar Vertreter anderer theologischer Ausbildungsstätten waren dabei. Daraus sind konkrete Vorschläge entstanden, die wir in Work-shops weiterentwickelt haben.

„WIR REFORMIEREN, UM DIE THEOLOGI-SCHE AUSBILDUNG

ZU VERBESSERN. WER NICHT ÜBER DIE QUALITÄT DER THEOLOGISCHEN

AUSBILDUNG NACH-DENKT, VERLIERT SIE.“

ZUR PERSONDr. Horst Schaffenberger (57)ist seit 2006 Seminar-leiter des Theologischen Seminars St. Chrischo-na. Er selbst absolvierte 1984 das Studium auf St. Chrischona.

1840 1871Carl Heinrich Rappard

reformiert die Ausbildung und begründet das tsc als bedeu-tende Evangelistenschule im

deutschsprachigen Raum.

1846tsc-Absolventen gründen ein „Brüderhaus“ in Jerusalem.

1845Erste Absolventen beginnen den Dienst unter deutschsprachigen Auswanderern in den USA.

1854tsc-Missionare in Ägypten und Äthiopien

8. März 1840Gründung der Pilger-mission St. Chrischo-na. Sofort beginnt die Ausbildung von „Pilgermissionaren“.

20. Oktober 1909Einjährige Bibelschule für Frauen wird gegründet.

Bild

THEOLOGISCHES SEMINAR AUF ZUKUNFTSKURS

ZUR PERSONChristian Haslebacher (39) ist Regionalleiter Ost bei Chrischona Schweiz. Er absolvierte 2002 das Studium am tsc.

Page 31: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

31

weisende Fächer eingebaut, die es in theo-logischen Studiengängen bisher kaum gab. Dabei haben wir auf eine gute Balance zwi-schen solider theologischer Ausbildung und Praxisfächern geachtet. Ausserdem konnten wir vieles, was wir beim Bachelor aus dem Studienprogramm genommen haben, beim Master integrieren.Haslebacher: Das Prinzip des lebens-langen Lernens ist der Grundsatz, von dem wir ausgehen. Das Bachelor-Studium ist ein

Grundlagenstudium – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das kennt man ja vom Hausbau, dass das Fundament stim-men muss. So ist es auch im Leben eines Theologen, der auf diesem Bachelor aufbauen kann, etwa mit dem Master.

Das Praxisstudienjahr wird im zukünftigen Theologie-Bachelor keine Pflicht mehr sein. Leidet die Praxis-tauglichkeit der tsc-Absolventen darunter? Haslebacher: Wir haben eine bewusste Entscheidung getroffen, dass die tsc-Studenten sich im Bachelor-Studium Theologie eine Auszeit von der Gemeindepraxis nehmen können. Eine grosse Chance, denn so haben die Theolo-giestudenten die Zeit, theologische Fragen sehr gründlich zu durchdenken. Entwicklungsschritte in den ganz persön-lichen Glaubensüberzeugungen und selbst Glaubenskrisen

Organisation, verliert sie an Bedeutung. Das gilt auch für das Theologische Semi-nar St. Chrischona.Schaffenberger: Wir wollen eine Ausbildung anbieten, die von Interes-senten, Gemeinden und vom gesamten Chrischona-Verband begeistert ange-nommen wird und dadurch zukunftsfä-hig ist. Wir reformieren mit dem Ziel, die theologische Ausbildung kontinuierlich zu verbessern. Wer nicht mehr über die Qualität der theologischen Ausbildung nachdenkt, verliert sie. Ausserdem sind wir aufgrund der Kooperation mit der Middlesex University in London angehalten, unsere Ausbil-dung alle sechs Jahre zu überprüfen. Das ist sinnvoll, weil sich in sechs Jahren viel verändert.

Die Bibel fordert uns auf: „Seid immer dazu bereit, denen Rede und Antwort zu stehen, die euch nach eurem Glauben und eurer Hoffnung fragen.“ (1. Pet-rus 3,15). Von tsc-Absolventen wird das in besonderer Qualität erwartet. Können die zukünftigen Theolo-gie-Bachelor diesem Anspruch ohne das vierte Studi-enjahr noch gerecht werden? Haslebacher: Ein Begriff, der sich im Reformprozess herauskristallisiert hat, ist die kommunikative Theologie. Er betont den Auftrag der Theologie an Gemeinde und Gesellschaft, Theologie muss kommunizierbar sein. Das ist auch die Stärke des tsc: eine gründliche Theologie, die so vermittelt wird, dass sie bei den Menschen ankommt. Wichtiger als die Länge des Studiums sind Denkweise und Herzenshaltung, die am tsc gelebt werden.Schaffenberger: Eine ge-wisse Spannung bleibt natürlich. Da wir den Bachelor-Studiengang Theologie von vier auf drei Jah-re reduziert haben, mussten wir Abstriche machen. Im Gegenzug haben wir interessante, zukunfts-

1914–191838 Chrischona-Brüder fallen im Ersten Weltkrieg.

1950er JahreUnter Direktor Hans Staub wird das tsc zum wichtigen theologischen Think Tank des Pietismus.

5. Mai 1929Das „neue“ Brüder-

haus wird eingeweiht. Es dient vor allem der

tsc-Ausbildung.

1968Kurzbibelschule für ehrenamtliche Mitarbeiter

1975Katechetisches Seminar: Aufstockung der Bibelschule für Frauen auf drei Jahre

1958Oberkurs: Bibelschule

für Frauen wird auf zwei Jahre ausgebaut

„EINE STÄRKE DES TSC: GRÜNDLICHE THEOLOGIE, DIE SO VERMITTELT

WIRD, DASS SIE BEI DEN MENSCHEN

ANKOMMT.“

Eine gründliche theologische Ausbildung ist ein Markenzeichen des tsc seit 1840.

Page 32: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

32 175 JAHRE CHRISCHONA

AUSBILDUNG

1994Grosse tsc-Reform führt unterschiedliche theologische Studiengänge ein.

10. Mai 1992Konferenzzentrum auf St. Chrischona schafft neue Möglichkeiten und mehr Platz zum Studieren, Wohnen und Forschen.

1991-2002Seminarleiter Reinhard Frische

2002-2006Seminarleitung bei Direktor Markus Müller

1991Zukünftig gibt es einen eigenen Seminarleiter für das Theologische Seminar. Bis dahin unterlag die Seminarleitung dem Direktor.

1999Internationale Studi-

enabschlüsse durch gemeinsame Koope-ration von tsc, Tabor

und Liebenzell mit der Middlesex University

in London

können auf diese Weise besser zugelassen und verarbeitet werden. Schaffenberger: Unser bewährtes Konzept „Studium und Arbeit“ behalten wir bei. Durch die Mitarbeit in den Werk-stätten auf dem Chrischona-Campus kön-nen sich die Studenten in verschiedenen Tätigkeiten auspro-bieren und wertvolle Arbeitserfahrungen sammeln.

Sind Bachelor-Absolventen ohne Masterstudium wirk-lich fit für den Gemeindedienst?Schaffenberger: Ein Bachelor hat die wesentlichen Kenntnisse, um in den Gemeindedienst zu starten. Das Mas-ter-Studium entwickelt sie entscheidend weiter. Ob jemand weiterstudiert, hängt aber auch von seinen Begabungen ab.Haslebacher: Es gibt keine erst- und zweitklassigen Pastoren aufgrund des Abschlusses. Nicht allein der Abschluss ist entscheidend, son-dern eine lebenslang lernende und von Je-sus und der Gemeinde begeisterte Haltung – dass der Pastor Hunger nach mehr hat.

Was sollte einen tsc-Absolventen aus-zeichnen?Haslebacher: Wer vom tsc kommt, sollte fasziniert sein vom dreieinigen Gott, für Theologie, Gemeinde und Gesellschaft. Diese positive Ausstrahlung möchte ich gerne atmen, wenn ich tsc-Absolventen begegne. Dazu kommen eine gewachsene persönliche Reife und eine wohl-wollende Grundhaltung gegenüber den Mitmenschen. Die grosse theologische Bandbreite zeichnet das tsc aus. Daran wachsen die Studenten.

Welches Bild haben eigentlich die Gemeinden von ih-rem zukünftigen Pastor?Haslebacher: Die Gemeinden suchen nicht den geistli-chen Superhelden, der seine Entwicklung mit dem Studien-abschluss für beendet hält. Sondern sie suchen Menschen, die Jesus authentisch und leidenschaftlich nachfolgen. Menschen, die auch zu ihren persönlichen Entwicklungs-prozessen und Kämpfen stehen können. Daneben erwarten

Gemeinden eine gewisse Leitungs-, Verkündigungs- und Beratungskompetenz.

Die Abschlüsse sind also gar nicht so entscheidend?Schaffenberger: Interessenten für unsere Studiengän-ge und deren zukünftige Arbeitgeber sehen die Ziele des Studiums aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die Gemein-den und Verbände sind an persönlicher Qualifikation, Her-zenshaltung und Sozialkompetenz der Absolventen interes-siert. Die Interessenten schauen eher nach Studienzeiten und

Titeln. Das ergibt ein Spannungsverhältnis, dem unsere Studiengänge gerecht werden müssen. Klar ist: Das tsc will Menschen für den Dienst im Reich Gottes fit machen und gleichzeitig Titel verleihen, die für das Wei-terstudium taugen.Haslebacher: Es braucht dieses Span-nungsverhältnis. Titel ohne Kompetenz macht keinen Sinn. Das gleiche gilt für Kompetenz ohne Titel. Meine Bitte ans tsc lautet daher: Bleibt bei beidem dran!

Das war der Wunsch ans Theologische Seminar. Was wünscht sich denn Horst Schaffenberger von den Ge-meinden?Schaffenberger: Eine gute Begleitung für unsere Ab-solventen! Begleitungsprogramme für Berufseinsteiger gibt es bereits im Chrischona-Verband und bei weiteren Freikir-chen, für die wir ausbilden. Das könnte weitere Kreise zie-hen und ausgebaut werden. Ausserdem wünsche ich mir, dass die Gemeinden ihre Pastoren zur Weiterbildung ermu-tigen. Davon werden sie selbst profitieren.

Mit der Reform erweitert das Theologische Seminar St. Chrischona auch das Angebot. Neu wird es den Ba-chelor „Theologie und Musik“ geben. Warum?

1994Am tsc studieren Frauen

und Männer erstmals gemeinsam.

„DAS TSC WILL MENSCHEN FÜR DEN

DIENST IM REICH GOTTES FIT MACHEN UND GLEICHZEITIG

TITEL VERLEIHEN, DIE FÜR DAS WEITERSTU-

DIUM TAUGEN.“

tsc-Studentinnen lernen nicht nur gemeinsam, sondern la-

chen auch viel zusammen. So prägt das tsc ein Leben lang.

1999Der erste biblische Jahreskurs beginnt.

Page 33: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

33

2015

2011Renoviertes Haus Morgenrot bietet

neuen Wohnraum für tsc-Studentinnen.

7. und 8. März 2015175 Jahre theologische Ausbildung auf St. Chrischona. Seit Gründung studierten mehr als 6400 Männer und Frauen auf Chrischona.

2010Überarbeitung der Studiengänge. Einführung des Bachelor Theologie und des Bachelor Gemeindepädagogik

2004tsc-Alumni-Jahrgangstreffen werden ins Leben gerufen.

geht, wie wir die Menschen von heute mit dem Evangelium erreichen können. Einzigartig bleibt unser Angebot, dass tsc-Studenten auch ohne Matura oder Abitur einen europä-isch anerkannten Bachelor erlangen können.

2015 feiert das tsc 175-jähriges Jubiläum. Was hat sich seit 1840 verändert und was ist geblieben?Schaffenberger: Verändert hat sich alles, was mit der jeweiligen Zeit zu tun hat. Geblieben sind die Grundprinzipi-en: unsere solide theologische Ausbildung, unsere Offenheit für verschiedene Glaubensrichtungen und unsere inhaltliche

Ausrichtung auf Bibel, Gemeindebau und Evangelisation.Haslebacher: Christian Friedrich Spitt-ler wollte nicht die Umstände der Zeit be-jammern, sondern in Jesu Namen Hand anlegen und den Menschen das Evangeli-um bringen. Diese Überzeugung ist am tsc erhalten geblieben.

Die tsc-Werte bleiben von Reformen unberührt und werden von Genera-tion zu Generation weitergegeben. Wie kann das in Zukunft gelingen?

Schaffenberger: Entscheidend ist gute Leitung. Wenn die Chrischona-Leitung das Herz am rechten Fleck hat, las-sen sich die inneren Werte lebendig halten. Ausserdem ist es wichtig, aufeinander zu hören und miteinander das Ge-spräch zu suchen.Haslebacher: Das tsc wird immer wieder bei denselben Werten landen, wenn es sich im-mer wieder auf die Bibel und auf Jesus ausrich-tet. Das macht demütig, weil das schon unsere Vorgänger erkannt und beherzigt haben. //

Das Interview führte Markus Dörr, Online-Redakteur von Chri-schona International.

Schaffenberger: Wir wollen in junge, kreative Köpfe investieren, die sich mit ihrer musikalischen Begabung in Gemeindebau und Evangelisation einbringen möchten. Es ist ein Angebot für Musikbegeisterte, die ein geistliches An-liegen teilen.

Brauchen die Gemeinden nicht eher Pastoren als Wor-ship-Teamleiter?Haslebacher: Glaube entsteht dort, wo Menschen Gott begegnen. Und Musik hat Gott als einen Ort ausgewählt, an denen er Menschen auf besondere Weise begegnet. Aber es stimmt schon: Die wenigsten Ge-meinden können sich einen angestellten Mitarbeiter leisten, der sich nur auf Musik konzentriert. Potential steckt in den Kom-binationen, etwa in der Verbindung von Musik und Jugendarbeit.

„Investieren in Menschen“ lautet das Motto des Theologischen Seminars St. Chrischona. Zahlt sich das aus?Schaffenberger: Ja, auf lange Sicht profitieren die Menschen davon. In sie zu investieren ist unsere grosse Motivation. Wie stark der Erfolg aber ist, hängt an vielen Faktoren, na-türlich auch am Willen der Studenten.Haslebacher: Es ist Gott, der zuerst in uns Menschen investiert. Daher ist es ein göttlicher Auftrag, in Menschen zu investieren. Und diesen Auftrag übernimmt das tsc in besonderer Weise, es wird zu einem wichtigen Glied in ei-ner längeren Kette, die bei manchen schon im Kindergot-tesdienst beginnt. Zu einer Art Dampfkochtopf, in dem sich manche Entwicklungen beschleunigen.

Die Zahl der theologischen Ausbildungsstätten nimmt in den letzten Jahrzehnten zu, die Zahl der Theologie-studenten jedoch insgesamt kaum. Wie will sich das tsc im Wettbewerb behaupten?Schaffenberger: Indem wir weiterhin eine gründliche theologische Ausbildung anbieten, welche die ganze Per-sönlichkeit schult. Das ist eines unserer Markenzeichen. Da-rüber hinaus bieten wir neue zeitgemässe Studiengänge an. Und wir sind ganz vorne mit dabei, wenn es um die Frage

Seit 2006Seminarleiter Dr. Horst Schaffenberger

„ES IST EIN GÖTT-LICHER AUFTRAG, IN MENSCHEN ZU INVESTIEREN. UND DIESEN AUFTRAG ÜBERNIMMT DAS

TSC IN BESONDERER WEISE.“

Am tsc geniessen die Studenten optimale Studien-bedingungen, etwa in der Chrischona-Bibliothek.

Page 34: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

34 175 JAHRE CHRISCHONA

AUSBILDUNG

Ab Sommer 2016 neu am Theologischen Semi-nar St. Chrischona (tsc): Studiengang für Theo-logie und Musik.

SUSANNE HAGEN UND BEAT BRUGGER

Nach drei höchst komplexen Vorträgen zum bib-lischen Buch des Hoheliedes am Morgen, geht es nach dem Mittagessen in ähnlichem Stil weiter. Die verschiedenen Auslegungs-varianten werden einander gegenübergestellt. Schliess-lich begründen die Referen-ten ihre Überzeugungen. So theologisch korrekt, stringent und interessant die Vorträge auch sind, droht die Schönheit und Romantik, die dieses Buch ausmachen, auf der Strecke zu bleiben – bis einer der letzten Redner mitten in seinem Refe-rat zur Gitarre greift und ein Liebeslied vorsingt. Sofort verwandelt sich die Atmosphäre. Farbe kommt ins fahle Grau der Gesichter, Muskeln

entspannen sich, Tränen der Ergriffenheit werden aus Au-genwinkeln gewischt; ja, man hat das Gefühl, dem Raum werde Leben eingehaucht.

Musik bewegtMusik spricht etwas in uns Menschen an, was sonst nichts anzusprechen vermag. Sie lässt uns nicht kalt, schafft At-mosphäre, löst Emotionen aus, bewegt uns. Ob ein Ju-gend-Event cool ist, entscheidet sich nicht selten an der Qualität der Band. Ob wir uns in einem Gottesdienst wohl fühlen, hängt in den meisten Fällen davon ab, ob die Mu-sik uns zusagt. Das ist kein Phänomen der letzten Jahr-zehnte, Musik gehört seit jeher zum Gottesdienst dazu. So setzte König David die Leviten als altertümliche Lob-preis-Band ein und dichtete selbst viele Lieder (Psalmen). Aber auch im Neuen Testament lesen wir, wie das Singen von Psalmen und Weisen selbstverständlicher Bestandteil

der Versammlungen war. Gott hat die Musik offensicht-lich geschaffen, um uns auch auf einem anderen Kanal als nur dem Intellektuellen anzusprechen; um eine andere Saite in uns zum Klingen zu bringen.

Wenn nun das Theologische Seminar St. Chrischona einen Studiengang für Musik und Theologie einführt, bringt es damit nur zusammen, was eigentlich längst zusammen gehört. Damit reagiert das tsc nicht nur auf den allgemei-

nen „Worship Trend“ – und das wach-sende Bedürfnis in vielen Gemeinden, sich theologisch fundiert und qualitativ hochwertig mit Musik im Gottesdienst auseinanderzusetzen. Sondern es knüpft an die Jahrhunderte alte Tradition der Kirchenmusik an und füllt damit eine Lü-cke im christlichen Ausbildungsangebot.

Einzigartiger StudiengangAngestrebt wird, ab Sommer 2016 einen dreijährigen Studiengang anzubieten,

der mit einem „Bachelor in Music and Worship“ abge-schlossen wird. In Verbindung mit einer soliden Theo-logie, werden hier auf überdurchschnittlichem Niveau musikalische Fertigkeiten gelehrt und trainiert. Die Absol-venten sind dann in der Lage, eine Gemeinde zu leiten, zu predigen und Menschen zu fördern. Dies nicht nur auf theologischer, sondern auch auf musikalischer Ebene. Ein solcher BA-Studiengang ist im deutschsprachigen Raum bisher einzigartig. Im Austausch mit der London School of Theology, die bereits seit vielen Jahren erfolg-reich ein derartiges Programm anbietet, ist die Programm-planung und der Validierungsprozess bei der Middlesex University seit Sommer 2014 in vollem Gange.

Entstanden ist die Idee aus dem immer wieder auftreten-den Bedürfnis, dass Studenten ihre musikalischen Fähig-keiten während ihrer Studienzeit gern ausbauen wollen, um in ihrer zukünftigen Arbeit in Gemeinden auch im musikalischen Bereich dienen zu können. Dem will das tsc ab Sommer 2016 nun viel kreativen Raum geben. //

EINE ANDERE SAITE ZUM KLINGEN BRINGEN

„MIT MUSIK UND THEOLOGIE BRINGT

DAS TSC ZUSAMMEN, WAS EIGENTLICH

LÄNGST ZUSAMMEN GEHÖRT.“

ZUR PERSONSusanne Hagen ist am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc) für den Bereich Musik verantwortlich. Sie studier-te klassischen Gesang und Klavier, unterrichtet, leitet Chöre und tritt in verschie-denen Formationen auf.

Beat Brugger Pastor in der Chrischona-Gemeinde Liestal. Er absolvierte 2008 das tsc.

Page 35: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

35

EIN FERNSTUDIUMDER BESONDEREN ART

Bald ist es wieder soweit: Ende August 2015 kann man erneut ein-steigen in den Theologie-Fernstudi-engang „tsc.online@church“. Sie fra-gen sich, für wen das was ist? Zum Beispiel für die drei fiktiven zukünf-tigen E-Studenten rechts.

Es gibt verschiedene Gründe, war-um manchen ein Fernstudium besser passt, als das klassische Präsenzstudi-um. Die Beispiel-Studenten Lisa, Luca und Heinz-Peter machen das deutlich. „tsc.online@church“ ist flexibel genug, sodass es Studenten und Gemein-den ermöglicht, den Studien- und Ar-beitsalltag gut miteinander zu verei-nen.

Die Verbindung von Praxis und Studi-um ist ein wichtiger Pfeiler des Fernstu-diums. Mindestens zu 30 Prozent soll der Student in einer Gemeinde arbei-ten. Eine gute Nachricht für Interessen-ten: Es haben sich Gemeinden gemel-det, die Teilzeitstellen anbieten!

„tsc.online@church“ führt zu einem vollwertigen theologischen Abschluss. Und bei diesem Fernstudium werden die Studenten nicht allein gelassen: Zeitliche Vorgaben durch eine Klassen-gemeinschaft und Semesterstrukturen helfen, das Studium in absehbarer Zeit abzuschliessen. Die Online-Plattform ist so aufgebaut, dass gemeinschaftli-ches Lernen manchmal sogar notwen-dig ist – also mehr, als nur Studien-briefe per Post zu bekommen und zu bearbeiten. //

KONTAKTDr. Beat Schweitzer

[email protected] www.tsc.education/fernstudium

ZUKÜNFTIGE E-STUDENTIN

LISA30% Pensum in der Gemeinde50% tsc.online@church

Lisa (31) ist gelernte Pharmaassistentin. Sie ist mit Markus verheiratet und hat eine 4-jährige Tochter.

In früheren Jahren hätte sie gerne eine theologische Ausbil-dung gemacht, was aufgrund persönlicher Lebensumstände aber nicht möglich war. Das Angebot von tsc.online@church, ihre Gemeinde, die ihr Potential sieht und ihr Mann, der sie finanziell und familiär entlastet, machen es Lisa heute möglich, eine theologische Ausbildung zu absolvieren.

Lisa ist mit Luca und Heinz-Peter in derselben Klasse.

ZUKÜNFTIGER E-STUDENT

LUCA50% Pensum in der Gemeinde50% tsc.online@church

Luca (22) ist ausgebildeter Grafiker und glücklich in Janine verliebt.

Er hat sich entschieden, seinem ehrenamtlichen Einsatz für die Jugend in der Gemeinde eine solide Basis zu geben. Da er sich mittel- und langfristig auch als Pastor einer Gemeinde sehen könnte, hat er sich für ein Theologiestudium entschlos-sen. Da er neben dem Studium weiter in der Gemeinde mitarbeiten will, hat er eine duale Ausbildung gewählt.

Luca ist mit Lisa und Heinz-Peter in derselben Klasse.

ZUKÜNFTIGER E-STUDENT

HEINZ-PETER50% Pensum in der Gemeinde50% tsc.online@church

Heinz-Peter (48) ist mit Claudia verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter, die beide schon ausgeflogen sind.

Nach langjähriger Tätigkeit als Architekt entschloss er sich für eine berufliche Neuorientierung. Seit Jahren wuchs in ihm der Wunsch, sich intensiver mit Gott und der Bibel auseinanderzusetzen. Da seine Gemeinde ihm eine Teilzeit-Anstellung ermöglicht, kann er seinen Wunsch Wirklichkeit werden lassen. Durch die enge Praxisver-knüpfung seines Studiums profitiert auch die Gemeinde von Heinz-Peters Ausbildung.

Heinz-Peter ist mit Lisa und Luca in derselben Klasse.

QR-Code führt direkt zur Online-Learning-Plattform des Fernstudiums:www.tsc-fernstudium.org

Page 36: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

36 175 JAHRE CHRISCHONA

RÄTSEL

33

Samuel BaungartnerTheologie

19

Daniel MasuchTheologie

24

Tobias KolbTheologie

27

Matthias MocklerTheologie

54

Barbara Ries-BoltjeJahreskurs

21

Jessica RutzGemeindepädagogik

30

Doris StettlerJahreskurs

28

Ruth EberliGemeindepädagogik

19

Semira RothJahreskurs

27

Stephanie NiederbergerJahreskurs

29

Tobias BendigTheologie

28

Rudi PenzhornTheologie

26

Josua MetteGemeindepädagogik

24

Marco GoggTheologie

21

Aline EmmeneggerGemeindepädagogik

26

Joel BänzigerGemeindepädagogik

24

Linda HennichGemeindepädagogik

23

Priscilla FelderIndividualstudentin

23

Manuel PankopTheologie

30

Robert GautschiTheologie

20

Tobias WeissJahreskurs

25

Pascal GrossenbacherTheologie

27

Michael BontTheologie

32

Ben SieberTheologie

So funktioniert's:

Auf dieser Doppelseite strahlen Sie 60

– von aktuell mehr als 100 – Studentin-

nen und Studenten des Theologischen

Seminars St. Chrischona an. Die Zahl verrät

Ihnen ihr jeweiliges Alter. Nun müssen Sie

nur noch diejenigen finden, die gemein-

sam auf 175 Jahre kommen. Sie finden Sie

jeweils zusammenhängend in einer Reihe,

senkrecht oder waagerecht.

Die erste Reihe verraten wir: A4–F4

Manuel Pankop 23 + Matthias Mockler 27

+ Robert Gautschi 30 + Barbara Ries-Boltje

54 + Tobias Weiss 20 + Jessica Rutz 21

= gemeinsam 175 Jahre

Jetzt sind Sie dran:

Finden sie die weiteren 5 Reihen,

senkrecht oder waagerecht. Schicken Sie

Ihr Ergebnis bis 31. März 2015 an:

[email protected]

oder

Chrischona International

Marketing & Kommunikation

Chrischonarain 200, 4126 Bettingen, CH

Aus den Einsendungen wird ein

Gewinner gezogen.

Das können Sie gewinnen:

2 Übernachtungen mit Frühstück

für 2 Personen im Chrischona

Campus | Konferenzzentrum Basel.

Dazu ein Abendessen im Restaurant

Baslerhof im benachbarten Bettingen.

Finden Sie die Studen-ten, die es gemeinsam auf 175 Jahre bringen

Page 37: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

37

26

Elke PetersonGemeindepädagogik

27

Manuel BleikerTheologie

22

Paul KortTheologie

26

Timon SievekingTheologie

27

Dorothee KanzingerTheologie

25

Clemens BöhmeTheologie

27

Thomas MaagTheologie

30

Isabel PetersJahreskurs

25

Magdalena BerrerJahreskurs

30

Karina HeinigerGemeindepädagogik

25

Gion MaissenTheologie

20

Carina HauserGemeindepädagogik

26

Roland StaubTheologie

30

Christine BaumgartnerTheologie

24

Eva BuessGemeindepädagogik

35

Sebastian WürthTheologie

32

Linda DobslawGemeindepädagogik

26

Tobias MackTheologie

27

Christian NiederbergerTheologie

25

Micha BeutelTheologie

25

Lukas HauserTheologie

31

Pascal ZimmermannTheologie

27

Jonathan KochTheologie

24

Jonas LüscherGemeindepädagogik

23

Miriam FreyGemeindepädagogik

37

Miriam ZürcherGemeindepädagogik

23

Janine GötzGemeindepädagogik

26

Kerstin SuchallaGemeindepädagogik

27

Daniel ZinggTheologie

27

Dennis HasslerTheologie

21

Enrico SchmidtTheologie

27

Martin GrünholzTheologie

25

David BachTheologie

33

Daniel RutschmannTheologie

23

Sandra BeutterGemeindepädagogik

23

Fabian VogelTheologie

Page 38: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

38 175 JAHRE CHRISCHONA

CAMPUS

DER CHRISCHONA-CAMPUS WÄCHST

1840

1840Wie muss sie sich gefühlt haben, die alte Kirche auf St. Chrischona? Der Wind pfeift ihr durch das bröck-lige Mauerwerk und das undichte Dach. Dann kommt Spittler mit seinen ersten „Zöglingen“ – wie damals die Studenten hiessen – und Lehrern, um darin seine „Pilgermission“ einzurich-ten. Plötzlich ist sie nicht mehr nur noch Stall, sondern Schlaf-, Wohn-, Lehr- und Gottesdienststätte in einem – das volle Leben zieht ein ins alte Gotteshaus.

1860Es dauert zwanzig Jahre, bis die Kirche endlich Gesellschaft bekommt. Direkt nebenan entsteht das erste Brüderhaus „Alte Heimat“. Es wird auch Zeit, denn langsam wird der Platz knapp. Immer mehr „Brüder“ lassen sich auf St. Chrischo na ausbilden. 1860 sind es 41, ein paar Jahre später schon mehr als 60 jedes Jahr. 1863 schafft es das „Kirchheim“ hinauf. Stein für Stein wird es in Basel abgetragen und auf St. Chrischona wieder aufgebaut. Dem Zimmermann Heinrich Stähelin, der als tüchtiger Bauführer mitgeholfen hatte, gefiel Chrischona gut. Als der Bau fertiggestellt war, meldete er sich als „Zögling“ an. 1865 verpasste er dem Kirchturm-dach zudem noch ein hübsches Glockentürmchen.

1863„Kirchheim“

1867„Alte Heimat“, Westflügel

1870Strasse von Bettingen nach St. Chrischona hinauf wird gebaut.

1883„Morgenrot“ entsteht als Indus-triegebäude mit Druckerei.

1890Zum 50. Geburtstag erhält Chrischona von seinen Absolventen ein besonderes Geschenk: die „Eben-Ezer-Halle“. 500 Personen passen hinein, damals die grösste Halle weit und breit. In ihr finden die nächsten hundert Jahre unter anderem die Aussendungsfeiern statt. Eben-Ezer bezeichnet in der Bibel den „Stein der Hilfe Gottes“.

1899Haus „Zu den Bergen“. Darin zieht 1909 die Frauenbi-belschule ein.

1914Waldrain. Erst „Kaffee-halle“, heute Restaurant.

Page 39: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

39

DER CHRISCHONA-CAMPUS WÄCHST

1922Alte Landwirtschaft: Nach zwei Bränden Neubau von Scheune und Stall

1929Die Pilgermission wächst. Es braucht noch mehr Platz. Das neue „Brüder-haus“ bietet ihn: für die Ausbildung, Speisung und Wohnung der Chrischona-Studenten. Das passende Motto dazu steht über seinem Eingang: „Dienet dem Herrn mit Freuden“. 120 Brüder – eine neue Höchstzahl – erfüllt das neue Gebäude.

1952Das neue Diakonissen-Mut-terhaus entsteht, inklusive Pflegeheim mit 44 Zimmern und 54 Betten.

1957„Lehrerhaus“

1961Bibelschulheim, heute bekannt als „Frauenwohnhaus“

1992Gross und stolz steht es da am Waldrand, die neue Lehr-, Wohn- und Tagungs-stätte: das „Chrischona-Zentrum“ – heute einfach Konferenzzentrum. Nach 20 Jahren Planungszeit. Grösser als alle anderen auf dem Campus. Und aufnehmen kann es jede Menge: 2000 Menschen passen in den grossen Saal im Innern. Viele Veranstaltungen, Tagungen und Konferenzen haben seit-dem darin stattgefunden.

2010Haus „Morgenrot“ saniert. Es wird zum neuen Wohn-haus für Studentinnen.

2012Kleine Energiewende auf Chrischona: Das Konfe-renzzentrum und zwei Landwirtschaftsgebäude bekommen Solarzellen aufs Dach. 2014 lieferten sie 232 MWh ab.

Und das ist der Chrischona-Campus

heute -> bitte umblättern

2015

Page 40: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

CAMPUS

P1

WC

Reha-Klinik

Bettingen | Riehen | Basel

T

6

1

2

34

5

P2

SwisscomSendeturmRührberg

Chrischona-Parkplatz

öffentlicher Parkplatz

öffentlicher Bus BVB 32

öffentliches WC

P1

P2WC

historisch-kulturelleFü[email protected]

TankstelleT

7

8 7

5

6 8

4 3

32

Büros / Lehrsäle / Speisesäle

[email protected]

KonferenzzentrumBasel

Konferenzsaal

Generationenparcours

Gästehaus

PflegeheimHaus der Stille Pilgerhütte - Verwaltung

Restaurant Waldrain

1

KircheSt. Chrischona

Der Chrischona-Campus heute

40

P1

WC

Reha-Klinik

Bettingen | Riehen | Basel

T

6

1

2

34

5

P2

SwisscomSendeturmRührberg

Chrischona-Parkplatz

öffentlicher Parkplatz

öffentlicher Bus BVB 32

öffentliches WC

P1

P2WC

historisch-kulturelleFü[email protected]

TankstelleT

7

8 7

5

6 8

4 3

32

Büros / Lehrsäle / Speisesäle

[email protected]

KonferenzzentrumBasel

Konferenzsaal

Generationenparcours

Gästehaus

PflegeheimHaus der Stille Pilgerhütte - Verwaltung

Restaurant Waldrain

1

KircheSt. Chrischona

Der Chrischona-Campus heute

Page 41: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

41

P1

WC

Reha-Klinik

Bettingen | Riehen | Basel

T

6

1

2

34

5

P2

SwisscomSendeturmRührberg

Chrischona-Parkplatz

öffentlicher Parkplatz

öffentlicher Bus BVB 32

öffentliches WC

P1

P2WC

historisch-kulturelleFü[email protected]

TankstelleT

7

8 7

5

6 8

4 3

32

Büros / Lehrsäle / Speisesäle

[email protected]

KonferenzzentrumBasel

Konferenzsaal

Generationenparcours

Gästehaus

PflegeheimHaus der Stille Pilgerhütte - Verwaltung

Restaurant Waldrain

1

KircheSt. Chrischona

Der Chrischona-Campus heute

P1

WC

Reha-Klinik

Bettingen | Riehen | Basel

T

6

1

2

34

5

P2

SwisscomSendeturmRührberg

Chrischona-Parkplatz

öffentlicher Parkplatz

öffentlicher Bus BVB 32

öffentliches WC

P1

P2WC

historisch-kulturelleFü[email protected]

TankstelleT

7

8 7

5

6 8

4 3

32

Büros / Lehrsäle / Speisesäle

[email protected]

KonferenzzentrumBasel

Konferenzsaal

Generationenparcours

Gästehaus

PflegeheimHaus der Stille Pilgerhütte - Verwaltung

Restaurant Waldrain

1

KircheSt. Chrischona

Der Chrischona-Campus heute

Page 42: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

INSERATE

51

72lokaleSektionen

christliche Organisationen160

Dabei sind:

Und Sie?Sind Sie schon Mitglied? Bestellen Sie unser Informationsmaterial – www.each.ch

Schweizeriche Evangelisch Allianz SEA | Tel 043 344 72 00 | [email protected] | www.each.ch

Arbeits­gemeinschaften14

600Millionen Christen weltweit

Chrischona Gemeinden

Wir sind ein Netzwerkevangelischer Christen.

SEAGemeinsam besser

und mehr als 400 weitere Landes- und Freikirchen

vision-schweiz.ch

LIZENZ- UND EINFÜHRUNGSKURS

Der Lebenskurs,Der Die Menschen über ihre biographie zu gottes Liebe führt.

Mit DeM einführungskurs

erhaLten sie zugang zu

Den Workshop-unterLagen unD

eine einführung in Die

phiLosophie Des kurses.

SAMSTAG, 25. APRIL 20159 - 12 UHR „GATE27“ WINTERTHUR

Anmeldung und Informationenauf unserer Webseite.

Inserat Chrischona.indd 1 07.01.2015 18:26:02

DasWort Gotteskennen undverstehen.

STAMPS STUDIENBIBEL

JETZT BESTELLEN: WWW.STAMPSBIBEL.COM

Page 43: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

Raum zum Leben.

Schaffen Sie sich angenehme Lebensräume mit Schweizer Qualitätsmöbeln von seetal swiss. Zum Beispiel mit dem aus ziehbaren Esstisch Stage in massivem Nussbaum und dem passenden variablen Sideboard Crealine. Der Stuhl Fina unterstreicht das bequeme Sitzen mit dem schwingenden Untergestell in Stahl, schwarz lackiert. Weitere Varianten finden Sie auf unserer Homepage oder dem Fachhändler in Ihrer Nähe.

www.seetalswiss.ch

210x297_seetal_Ins_Raum_Leben_Chrischona.indd 1 12.01.15 10:28

Page 44: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

INSERATE

„Der Herr ist treu.“

Das Bibelheim Männedorf freut sich an den 175 Jahren, in denen Chrischona die Treue des Herrn erfahren konnte. Wir stehen auf der gleichen Grundlage.

Zeit für ein Lächeln

20. - 22. März 2015Workshop Biblische FigurenWorkshop Leitung: Gugg Wetli-Schinzel, MännedorfBiblische Besinnungen:Elisabeth Rutschi, Männedorf

21. – 28. März 2015«Friede auf Erden? Friede auf Erden!»Ferientage mit Bruno und Margrit Schindler, Sevelen

Mehr Informationen und Ferienangebote finden Sie unter www.bibelheim.ch

Ferien- und Tagungszentrum, Hofenstrasse 41, 8708 Männedorf Telefon 044 921 63 11, [email protected]

Angebote des Bibelheims:

Das Evangelische GemeinschaftswerkEGW gratuliert Chrischona

zum 175-jährigen Jubiläum und wünscht Gottes Segen

für die Zukunft!

Neun Jahre älter als die Pilgermission, baut das EGW als eigenständige Bewegung mit 37 Gemeinden,

diakonischen Diensten und einem HotelBrücken zwischen Landes- und Freikirchen.

Die Freude verbindet uns im Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden.

www.egw.ch

E V A N G E L I S C H E SG E M E I N S C H A F T S W E R K

Ferien am Meer

connect Forty4PLUS17. - 27. Juni 2015

Traumhafte Inselferien!

Ferien am Meer19. Sept. - 17. Okt. 2015

diverse Abreisedaten möglich

Ferienfeeling für alle Generationen

Wir stärken unseren Service:Vorträge und Gemeindeabende mit dem Israelspezialisten und hervorragenden Bibelkenner Assaf Zeevi rund um die Themen Israel | Judentum | AT & NTBitte melden Sie sich unter:[email protected] oder 0041 (0)52 320 05 02

Israel Youth 201512. - 23. / 26. Juli 2015

am Puls der Bibel!

mit Matt Gremlich

KULTOUR FERIENREISEN AG

052 235 10 00 | [email protected] | www.kultour.ch

Page 45: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

Fördern Sie das «Balkan Samenprojekt» 2015!Kroatien ist dieses Jahr erstmals mit dabei!

Schwierige Orte erreichenMit dem Samenprojekt wollen wir die ärmsten und abgelegensten Gebiete erreichen. Arme Dörfer in Moldawien, Rumänien und Serbien. Muslimische Gebiete in Bulgarien und Mazedonien.

Das Evangelium verstärkenDurch Gemüsesamen wird die gedruckte Botschaft ein Geschenk, eine kleine soziale Hilfe undTüröffner für gute Gespräche.

Gemeinden mobilisieren«Mit dem Samenprojekt war eswesentlich einfacher, Gemeinden für die Literaturverteilung zu ge-winnen.» Erfahrung in allen Balkan-ländern, die 2014 mitmachten.

12 Länder von Slowenien 360 000 Häuser bis Moldawien95 000 Franken

Licht im Osten Industriestrasse 1 CH-8404 Winterthur Telefon 052 245 00 50 www.lio.ch

www.chrischona.ch

Page 46: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

46 175 JAHRE CHRISCHONA

Gruppenfoto von Ernest

Welszars Klasse in der

Stillen Woche zum

Abschluss des Studiums.

46 175 JAHRE CHRISCHONA

Ernest Welszar erinnert sich gerne an seine Zeit auf Chrischona.

DIE LEGENDE VOM KOFFERTRÄGER VON CHRISCHONA

Ernest (2. von rechts) mit Klassen-

brüdern beim Bergsteigen im Wallis.

Page 47: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

47

Am nächsten Tag soll­ten sich alle neu ange­kommenen Studenten im Büro melden. So kam auch der Student aus der Tschechoslo­wakei hinein. Und wen sieht er hinter dem Tisch? Den älte­ren Mann vom Vortag! „Guten Tag“, sagt er sehr überrascht. „Guten Tag, junger Mann“, hört er die Antwort des Mannes hinter dem Tisch. „Also, wir kennen uns, nicht wahr?“ „Ja, von gestern“, antwortet der Neuankömmling. „So, junger Mann“, sagte der Mann hinter dem Tisch, „Sie können sich nun Ihren Koffer nehmen und zurück nach Hause fahren. Wissen Sie, Sie haben die erste Prüfung nicht bestanden. Denn Prediger und Missionare sollen dienen und nicht sich dienen lassen. Sie aber liessen sich gestern dienen.“

Oh Schreck, der Koffer!Ich war tief erschüttert von dieser Geschichte des Bundespflegers und nun fest entschlossen, niemals den Koffer aus der Hand zu geben, wenn ich nach Riehen und Bettingen kom­men würde, egal was geschehen wür­de.

Endlich kam ich in Basel an, fuhr nach Riehen und schliesslich nach Bettingen. Die ganze Strecke von Basel sagte ich mir immer wieder: „Ja niemandem den Koffer geben!“ Endlich, etwa um Mitternacht, kam ich vor das Brüderhaus. Sehr müde aber glücklich, ständig aber verfolgt von dem Gedanken im Kopf „Gib niemandem den Koffer!“ So liess ich meinen Koffer vor der Tür des Brü­derhauses und trat ein. Es brannte dort ein kleines Licht. „Oh, lieber Ernest, gut, dass du schon da bist, wir haben viel gebetet, dass du gut ankommst“, sagte der diensthabende Senior Paul Stricker. „Und wo hast du deine Tasche, dein Gepäck oder deinen Koffer?“, fragte er erstaunt weiter. „Nun, draussen vor der Tür“, sagte ich und wollte ihn gleich holen. Paul aber hat mich überholt und brachte schnell den Koffer von draus sen ins Brüderhaus, während

ich ganz steif da stand, voller Angst und Zittern, was wohl morgen pas­sieren würde. Denn auch ich hatte schon die erste Prüfung nicht be­standen!

Was ist dran an der Geschichte?Viel später während meiner Studi­enzeit erzählte ich diese Geschichte dem Verwalter Theo Rüdiger, einem grossen Freund und Kenner von St. Chrischona. Ich fragte ihn, wieviel Wahrheit an dieser Geschichte sei. „Nichts, gar nichts“, sagte er und schüttelte verneinend mit richtig sau­rem Gesicht seinen Kopf. „Zumindest weiss ich davon gar nichts, und ich bezweifle, dass so etwas einer der Di­rektoren jemals getan hätte. Denn sie waren Männer, die Gottesfurcht hat­ten und die Menschen liebten.“ Diese Worte erleichterten mich sehr. Ich ge­wann neue Liebe zu Chrischona und auch neue Lust und Ermutigung zum Studium. //

Ernest Welszar (71) kam 1969 aus der Tschechoslowakei an das Semi-nar nach St. Chrischona. Jedes Jahr von neuem musste die Bundesleitung der Brüderkirche in Prag den An-trag zur Verlängerung seiner Auf-enthaltsbewilligung stellen. Für das letzte Jahr sollte er keine Bewilligung bekommen. Ein Brief des damali-gen Chrischona-Direktors an das Ministerium in Prag bewirkte dann doch noch das Wunder: Ernest Wels-zar konnte das Studium beenden und sich so für seinen Dienst in der Tschechoslowakei vorbereiten.

Lass dir von niemandem den Koffer tragen, wenn du auf St. Chrischona ankommst – das prägte sich bei man-chen Brüdern damals in der Tsche-choslowakei tief ein, wie Ernest Wels-zar erzählt:

Kurz vor meiner Abreise nach St. Chrischona im Jahre 1969 lud mich der Bundespfleger unserer Brüderkir­che ein, um mir zur Ausreise zu gra­tulieren. Er ermutigte mich und gab mir einige Ratschläge, wie ich mich am Seminar verhalten solle. Dabei er­zählte er mir eine Geschichte, die in den 1930er Jahren auf St. Chrischona passiert sein sollte.

Er erzählte: Weisst du, vor dir studier­ten von uns schon manche Studenten auf St. Chrischona. Es war damals üb­lich, dass der Direktor des Prediger­seminars nach Riehen hinunterkam, um aus der Ferne zu beobachten, wie sich die Studenten in der Öffent­lichkeit verhielten. So kam er auch auf unseren Studenten zu, sprach ihn an und fragte ihn: „So, junger Mann, von woher kommen Sie und was wollen Sie hier in der Schweiz machen?“ „Na, ich komme aus der Tschechoslowakei und möchte hier auf St. Chrischona studieren und ein­mal Prediger oder Missionar werden“,

antwortete der junge Mann. „Oh schön“, sagte der älte­re Mann und sie gingen ein Stück zusammen. Nach einer Weile fragte der Ältere: „Darf ich Ihnen ein bisschen mit dem Koffer helfen?“ „Aber ja, wenn Sie wollen“, antwortete der junge Mann und übergab dem Älteren

den Koffer. Nach einer Weile sagte der Ältere: „So, jun­

ger Mann, hier trennen sich unsere Wege. Da haben Sie Ihren Koffer. Viel Glück beim Studium auf St. Chri­scho na.“ Und er ging weg.

„NIEMALS DEN

KOFFER AUS DER

HAND GEBEN, EGAL

WAS GESCHEHEN

WIRD.“

DIE LEGENDE VOM KOFFERTRÄGER VON CHRISCHONA

© p

hoto

case

– o

-zer

o

6

Page 48: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

48 175 JAHRE CHRISCHONA48 175 JAHRE CHRISCHONA

Da es für zarte Kranken­pflegerhände kein direk­tes Betätigungsfeld „auf dem Berg“ gab, weil alles nur so vor Gesundheit strotzte, musste „Bruder Reuter“ zur praktischen Arbeitszeit woanders unterkommen. Erster Arbeitstag bei „Bruder Stutz“ in der Gärtnerei.

Gärtner­Karriere von kurzer DauerOb die wussten, dass ich schon als Junge in den Sommerferien in Gärt­nereien mein Taschengeld verdiente? „Stutz“ stand erfahrungsgemäss für „kurz und zackig“, Gummistiefel, grüne Schürze und uneingeschränkt einsilbige „Anordnungen“ auf „Schwy zerdütsch“. Früher hätte man auch „Befehle“ gesagt. Diese hatten wir Deutsche uns aber zu meinem Leidwesen, wie sich herausstellen sollte, längst abgewöhnt. Siggi, du hast vier Jahre Zeit, um dieses Eis zu schmelzen, so dachte ich mir nach dem ersten „Sturzen“ Wortwechsel. Meine mitgebrachten Lederhand­schuhe hatten scheinbar überhaupt keinen Eindruck gemacht. Hätte ich sie mir doch besser schon vor dem festen Händedruck angezogen. Au­weia, zu spät!

Hatte ich die Anordnung meines ersten Dienstauftrages richtig ver­standen? Oder lief ich Gefahr, mich zu blamieren? War ich zum wieder­holten Mal dabei, in einem für mich neuen Kulturkreis kräftig ins Fett­näpfchen zu treten oder „de Kübel umzustossen“?

Tücken der deutschen Sprache(n)Damals, am ersten Arbeitstag auf Station eines schwäbischen Kranken­hauses, sollte ich „auf der Bühne ei­nen Teppich holen“. Was macht man als „Hochdeutscher“ anders, als den Anordnungen „schriftdeutsch“ ge­mäss Folge zu leisten? Zumal es eine „Theaterbühne“ im Haus gab und ein schwerer Teppich vor dem Red­nerpult lag. Mit der Teppichrolle un­term Arm hatte ich mich zum Clown gemacht und wurde unter Gelächter aufgeklärt, dass der Schwabe die „Ab­stellkammer“ als „Bühne“ beschreibt

Dass ein „Harras“ kein Schlitten-hund ist, musste der aus dem Ruhr-pott stammende Siegfried Reuter auf Chrischona erst noch lernen:

Wir schreiben das Jahr 1983. Ich stamme aus dem Ruhrgebiet, schon ziemlich nördlich, zumindest vom Chrischona­Fernsehturm aus be­trachtet. Nun ja, früher Industriege­biet und Kohlebergbau. Kurzum der Kohlenpott genannt. Wirkungsfeld von Pfarrer Wilhelm Busch, Einfluss­bereich des CVJM und „seiner Erben­gemeinschaft“. Dazu gehört eine klare Christusbotschaft. Immer frei heraus, ehrlich und humorvoll mit einer Prise Polemik. Im Ruhrpott sagt man, was man denkt. Zwei Jahre Schwaben­land dienten mir zum „Aufwärmen“. Zumindest was die südlicheren Ver­stehensweisen, Eigenarten und Sitten betrifft. Jetzt also noch etwas weiter nach „unten“, wie wir aus der Sicht der Landkarte zu sagen pflegen.

VON SCHLITTEN-HUNDEN UND CONTAINERN

7Siegfried Reuter

machte lustige

Sprach-Erlebnisse

auf St. Chrischona.

Page 49: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

49

Behälter für den Güterverkehr“ ge­mäss deutschem Duden natürlich vergeblich.

Der Begriff Dauerwelle fand sich zumindest nicht im Wortschatz von Bruder Theo Rüdiger. Warum auch, für ihn gab es schlichtweg keinen Grund mehr für diese „Fashion“. Da ich mir eine frisch zugelegt hatte, zog sie offensicht­lich die Aufmerksamkeit von Bruder Theo auf sich. Was das denn sei, und ob ich das nötig hätte, wurde ich zum Eingang in die Kapelle bei der Morgenandacht „examiniert“. „Nein, nötig nicht, ich kann es aber noch!“, erwiderte ich schmunzelnd und etwas mitleidsvoll, dabei strich ich mir mit einer Hand durch die neue Haarpracht. Seitdem und ähnlichen Vorkommnissen, ver­stand ich mich mit Theo prächtig! //

Siegfried Reuter (56) absolvierte 1987 die Ausbildung auf St. Chri­schona. Er und seine Frau Dorothee sind seit 1990 mit der Chrischona Mission / heute DMG in Peru. Dort haben sie die „Kinderhilfe Arequipa“ gegründet.

und sich mit „Teppichen“ anstatt mit „Decken“ zudeckt. Und jetzt auf Chrischona, dem „heiligen Berg“?

Die „Sturze“ Anordnung lautete, hin­ten bei der „Chille“ neben dem „Trax“ den „Harras“ zu holen. Kirche und Traktor wusste ich nach den ersten vierzehn Tagen Einführung schon irgendwie zu übersetzen – aber „Har­ras“? War das ein Scherz?

„Von welcher Rasse Hund der Harras denn sei, und ob er auch auf seinen Namen höre und nicht beisst?“, frag­te ich lachend. Denn ein mir liebes Jugendbuch mit dem Titel „Harras der Schlittenhund“ war für mich des Rätsels einzige Lösung. Es sollte mein erster und letzter Arbeitstag mit Bru­der Stutz während meiner vierjähri­gen Arbeits­Karriere auf Chrischona bleiben. Die „Holzkisten“ für Obst und Gemüse durften andere lieb ha­ben.

Vokabelheft fürs Schweizer­LateinNach dem kurzen Intermezzo in der Gärtnerei wurde ich schon am dar­auffolgenden Tag in die Putzkolonne „befördert“. Hatte Christus nicht sel­ber diesen Stand „geheiligt“? Mir lief tatsächlich „der Schlittenhund“ als schlechter Scherz schon voraus. Spöt­

telnd wurde ich vom oberen Jahrgang ange­wiesen, mich mal beim „Wischen“ und „Fegen“ zu bewähren. Da der Schweizer Bruder „trocken wischt“ und „feucht fegt“, war meine „deutsche Wertarbeit“ schweizerisch betrachtet schlichtweg katastrophal! Denn in Deutschland wird trocken gefegt und feucht gewischt. Es wur­de höchste Zeit für ein Vokabelheft. Nein, nicht fürs Griechisch, sondern fürs „Schweizer­Latein“. Am dritten Arbeitstag ging es auf meiner Kar­riereleiter sprichwörtlich aufwärts. Wenn die Malerei auch im Keller lag, so fand ich mich für die nächsten vier Jahre uneingeschränkt mit Schmir­gelpapier und Pinsel auf Leitern und Gerüsten wieder.

Warum ich in meinem Vokabelheft das Wort „Container“ führe? Nun, die standen im Speisesaal auf den Ti­schen! Als ich gebeten wurde, einen „rüberzureichen“, und es sich um das „Gefäss für den kleinen Tischabfall“ handelte, suchte ich den „Grossraum

VON SCHLITTEN-HUNDEN UND CONTAINERN

„ICH WAR MAL

WIEDER DABEI,

KRÄFTIG INS FETT-

NÄPFCHEN ZU

TRETEN.“

© p

hoto

case

– D

avid

W–

© p

hoto

case

– in

kje

© p

hoto

case

– T

hom

as Z

agle

r

Page 50: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

50 175 JAHRE CHRISCHONA

8DER EINFLUSS DER 68ER

50 175 JAHRE CHRISCHONA

Studenten in den

1970er Jahren.

Kuno Kallnbach

ist der Blonde mit

der Brille.

Kuno Kallnbach gehörte auch zu den Bäckern auf St. Chrischona. Das Holzofenbrot war heiss begehrt.

Gruppenfoto zum

Abschluss 1978.

Page 51: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

51

einen beachtlichen Fun-dus zurückgreifen. Das Erarbeiten exegetischer Feinheiten vermittelten uns Pfarrer Paul Brey-maier, Professor Ernst Hoffmann und Elsbeth Meyer. Die gesellschaftliche Relevanz war durch die Ethik- und Soziologie-Vorlesungen hervorragend gefördert. Den weltweiten Horizont vermittel-ten Missionsberichte und Dozenten aus Übersee.

Die Apologetik – die rationale Recht-fertigung des Glaubens – spielte eine (etwas zu grosse) Rolle. Die damalige Auseinandersetzung zwischen Seel-sorge und Psychotherapie wurde auf anspruchsvollem Niveau behandelt. Die Ehrlichkeit und Echtheit vieler Dozenten zeigten die Nüchternheit ihres Glaubens und wirkten ermuti-gend für das eigene Leben. Theolo-gische Tiefe und geistliche Weite bil-deten eine glückliche Kombination. Rückblickend denke ich: Chrischona war zu unserer Zeit ein theologischer Think-Tank für den deutschsprachi-gen Pietismus.

Weniger stark ausgebildet war das Einüben in das oder in die Rollen-verständnisse des Hauptamtlichen und in Praxisfragen, wie Leitung wahrgenommen und Gemeinde ge-baut werden kann. Die Fähigkeit, sich abzugrenzen von Menschen und Ge-meinden, die zu viel fordern, lernten wir kaum.

Kreative Klassengemeinschaft Wichtig war auch die Klassenge-meinschaft (wie wir uns damals nannten) mit ihren kabarettistischen Versuchen, um Spannungen von irrationalen Vorgängen abzubau-en und die emotionale Hitze im Lerngefecht in die Wasserergüsse unserer „Bambule“-Veranstaltungen

abzukühlen. Hier war unsere Klasse besonders kreativ – gewisse Exzesse machten den Verantwortlichen er-hebliche Sorgen. Dass aus unserer Klasse gleich drei Gnadauer Inspek-toren hervor gingen, zeigt, dass die damals Verantwortlichen zur konst-ruktiven Personalentwicklung beige-tragen haben.

Bedeutend waren für mich insbeson-dere seelsorgerliche Begegnungen. Mit Dozenten und mit Seminaris-ten. Hier lernte ich in mein Herz zu schauen und aussprechen, was be-schwert – und das Beichten. Nachhal-tige Beziehungen und Freundschaften haben mich begleitet. Zu guter Letzt habe ich kurz vor dem Ende der Stu-dienzeit meine Frau Anne-Käthi ken-nen und lieben gelernt. Wir hatten gemeinsame Grundlagen und Ziele für unser Leben und für unsere Ehe.Nach fast 40 Dienstjahren stelle ich beglückt fest, dass ich eine rich-tige Entscheidung getroffen habe und danke Gott, dass er mich nach Chrischona geführt und durch Chrischona fit gemacht hat, im Reich Gottes mitzuarbeiten.

Bei der Auswahl der Strümpfe für den heutigen Tag fielen mir ein Paar selbstgestrickte Strümpfe aus der Chrischonazeit in die Hände. Heute habe ich sie mit besonderem Stolz ge-tragen – ein Sinnbild für die Nachhal-tigkeit der Ausbildung! //

Kuno Kallnbach (61) studierte von 1974 bis 1978 auf St. Chrischona. Er ist Seminarleiter im „Schönblick“, dem Christlichen Gästezentrum Württemberg. Zuvor war er Inspek-tor des Hessen-Nassauischen Ge-meinschaftsverbandes.

Nach 40 Dienstjahren stellt Kuno Kallnbach beglückt fest: Es war die richtige Entscheidung, auf St. Chrischona zu studieren. Warum die Ausbildung so nachhaltig war, erzählt er hier:

Meine Geschichte mit St. Chrischo-na beginnt mit der Erinnerung, dass ich zu einem aufmüpfigen Jahrgang gehörte. So wie unmittelbar die Jah-re vor und nach uns auch – Nach-wirkungen der 68er Kulturrevolu-tion. Wir waren diskussionsfreudig und sehr gut im Hinterfragen von Grundsätzlichem und von Abläufen. Einige Dozenten waren unseren Fra-gen gewachsen und konnten uns mit unserem Lebensgefühl und dem kri-tischen Denken begegnen und beglei-ten. Verstanden unsere Fragen, hatten sie weitgehend durchdacht – damit waren unsere intellektuellen Anforde-rungen grösstenteils befriedigt – das Emotionale war damals noch nicht so „modern“.

In theologischen Grundfragen der Dogmatik, Ethik und Schriftausle-gung bestand Einigkeit – aber es gab auch unterschiedliche Überzeugun-gen und Abweichungen bei nicht so zentralen Inhalten: Etwa zwischen Dr. Klaus Bockmühl und Dr. Felix Flückiger in der Beurteilung von Karl Barth, zwischen lutherischer und reformierter Tradition, zwischen Naturrecht und Offenbarung, wie unterwürfig oder kritisch man dem Staat gegenüber sein muss… Diese Differenzierungen förderten die ei-gene Meinungsbildung. Abweichun-gen wurden respektiert. Die theolo-gischen Diskurse förderten unsere theologische Kompetenz.

Gut gerüstet in den DienstRückblickend staune ich, wie gut gerüstet wir in den Dienst gesendet wurden: Ob im Gespräch mit Schü-lern, Studenten und Akademikern oder mit Kirchenleitungen und Pfar-rern vor Ort – immer konnte ich auf

8 „RÜCKBLICKEND DEN-

KE ICH: CHRISCHONA

WAR ZU UNSERER ZEIT

EIN THEOLOGISCHER

THINK-TANK FÜR DEN

DEUTSCHSPRACHIGEN

PIETISMUS.“

Page 52: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

52 175 JAHRE CHRISCHONA9Ort des Vortrags: Die Chrischona-Gemeinde in Diessenhofen, welche leider vor ei-nigen Jahren mangels Gemeindeglie-dern ihre Türen schliessen musste.

Nach diesem Vortrag wusste ich: Ich will Missionar werden. Und ich wuss-te auch, dass ich dazu zuerst einen „richtigen“ Beruf erlernen muss. Ich wägte ab zwischen Krankenschwes-ter und Schreiner. Das braucht es schliesslich immer bei armen Leuten, die krank sind oder kein Haus haben. Da ich von Krankenpflegern noch nichts wusste, entschied ich mich für den Schreinerberuf. Diese Entschei-dung hinterfragte ich nicht ein einzi-ges Mal, bis ich mit 20 Jahren meine Lehre beendet hatte. Für einige Zeit geriet der Wunsch, Missionar zu wer-den, in den Hintergrund.

Heute aber, nach theologischem Stu-dium und einiger Zeit als Jugendpas-tor bei Chrischona Schweiz, woh-nen meine Familie und ich wieder in Diessenhofen. Wir möchten den Menschen dort die Gute Nachricht vom heruntergekommenen Gott er-zählen. Wir sind Missionare, nicht in fernen Landen, sondern in Diessen-hofen. Dort, wo alles begann. //

David Jäggi (33) und seine Frau Barbara sind Mitglied des „venue“-Teams, einem Fresh X-Projekt in Diessenhofen. Fresh X bedeutet: „fresh expressions of church“ – Kirche neu und frisch denken, eine neue Art des Gemeindebaus.

David Jäggi kann sich noch gut an das 150. Jubiläum von Chrischona erin-nern – als Neunjähriger. Zwei Jahre zuvor hatte er ein prägendes Erlebnis in seiner Chrischona-Gemeinde:

Mit verwunderter Begeisterung sass ich als siebenjähriger Junge auf dem orangenen Holzstuhl und hörte zu, wie ein Auslandsmissionar von sei-ner Arbeit für Gott in weiter Ferne berichtete. Weder an den Namen des Redners noch an sein Einsatzland kann ich mich erinnern. Aber an den

VON DIESSENHOFEN NACH DIESSENHOFEN

„NACH DEM

VORTRAG WUSSTE ICH:

ICH WILL MISSIONAR

WERDEN.“

David Jäggi heute.

David Jäggi als Erstklässler in Diessenhofen, 1988. Ungefähr die Zeit, als

der Missionar in der Chrischona-Gemeinde Diessenhofen war und David

den Berufswunsch Schreiner fällte – um Missionar zu werden.

52 175 JAHRE CHRISCHONA

Page 53: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

53

VON DIESSENHOFEN NACH DIESSENHOFEN 175 JAHRE

GOTTES TREUE

Johanna Frey-Bopp und ihr Ehemann Jean-Marc.

10Johanna Frey-Bopp (67) lebt mit ihrem Mann

Jean-Marc in Winterthur. Dort gehören sie

zur Chrischona-Gemeinde „Chile Grüze“.

Page 54: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

54 175 JAHRE CHRISCHONA

GEMEINDEN

1860

1870er JahreErste Chrischona-Absolventen evangelisieren in der Romandie.

1869Chrischona-Inspektor Carl Heinrich Rappard entsendet zwei Chrischona-Brüder zum Verkündigungsdienst in den Thurgau und nach Graubünden. Einer der beiden, Markus Hauser, gründet 1869 in Mattwil/TG die erste lokale Chrischona-Arbeit. Der erste Schritt zur eigenständigen Schweizer Gemeindearbeit ist getan.

10. August 1873Die erste Chrischona-Kapelle wird in Mattwil TG eingeweiht.

1860er JahreBei Evangelisationen von Chrischona-Absol-venten in der Schweiz lernen viele Menschen Jesus kennen.

1920er–1960er JahreDie Chrischona-Gemeinden in der Schweiz werden von ihren Mitgliedern zunehmend als ihre geistliche Heimat verstanden. Chrischona Schweiz entwickelt sich zur Freikirche.

Samuel stellt nach dem Sieg über die Philister einen Gedenkstein auf, nennt ihn Eben-Ezer und sagt: „Bis hierher hat uns der HERR geholfen“ (1. Samuel 7,12). Eben-Ezer – so heisst die ehrwürdige Holzhalle auf St. Chrischona. Die Absolventen stifteten sie der Pil-

germission zum 50-jährigen Jubiläum. Als Erinnerung daran, was Gott „bis hierher“ getan hatte. Ein „Denk-mal“ und eine Verbesserung der Infrastruktur. Bis zu diesem Zeitpunkt fand die Aussendung der Absolven-ten im Freien unter einem grossen Baum statt.

1909Bereits 28 Pastoren sind in Schweizer Chrischona-Gemeinden fest stationiert. Die Gemeinden verstehen sich (noch) als Ver-sammlungen unter dem Dach der evangelisch-reformierten Kirche.

BIS HIERHINUND VIEL WEITER…

Chrischona SchweizEin wachsendes Movement!

Chrischona Schweiz Ein wachsendes Movement!

Chrischona SuisseUn movement qui avance!

Chrischona Suisse Un movement qui avance!

Chrischona SvizzeraUn movimento in crescita!

Chrischona Svizzera Un movimento in crescita!

Page 55: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

55

bedingungen verändert haben. Menschen brauchen Jesus! Das „Rufen“ der Men-schen ist leiser geworden. Vielleicht ist auch der Lärm des Alltags – auch unseres Alltags – lauter geworden und übertönt ihr Rufen. Trotzdem: Menschen fragen wei-terhin nach dem Sinn des Lebens, sehnen sich nach Hoffnung und erfülltem Leben.

Jesus sagt uns: Da ist eine Ernte, die ein-gebracht werden muss. Leute, hier in der Schweiz gibt’s noch haufenweise Arbeit für uns! Und diese Arbeit wollen wir ge-meinsam anpacken. Dort, wo wir sie anpa-cken, geschieht auch Wachstum.

Chrischona Schweiz – ein wachsendes MovementEin wachsendes Movement – das ist nicht einfach ein Motto, das ist gelebte Realität. Nicht immer zahlenmäs-

sig. Aber hoffentlich immer häufiger auch zahlenmässig. Wachstum be-deutet Veränderung: Altes vergeht, Neues entsteht. Wo alles beim Alten bleibt, geschieht selten Wachstum. In der Vergangenheit sind wir gewach-sen, weil wir uns den sich verändern-den Umständen angepasst haben.

Der Inhalt, das Evangelium, der Auftrag blieben immer dieselben, aber die Formen veränderten sich. Grenzen weiteten sich, Ängste wurden abgebaut.

Das ist nicht unser Verdienst, und es ist auch nicht nur bei uns so. Das geistliche Klima hat sich verändert. Wir Christen merken immer mehr, dass wir einander brauchen – auch hier gilt: Gemeinsam sind wir stark! Unterschiede in Gottesdienstformen und Theologie bleiben trotzdem bestehen, aber wir akzeptieren und achten uns in unserer Unterschiedlichkeit. Und wir lernen voneinander.

PETER GLOOR

Geistlich-pragmatisch, so habe ich Chrischona immer erlebt, das ist ein Teil unserer geistlichen DNA – unserer Wesensstruktur, unseres Erbgutes. So ticken wir – praktisch, pragmatisch, handfest, bodenstän-dig. Und so tickt auch Chrischona Schweiz bis heute. Aus der Arbeit von „Pilgermissionaren“ vor Ort entstanden Gemeinden. Menschen fragten, riefen, baten: „Kommt he-rüber und helft uns! Schickt uns ei-nen eurer Absolventen! Schickt uns einen Prediger!“ Und Chrischona schickte sie. Menschen liessen sich senden! Sie gründeten Gemeinden und Aussenorte. Immer dort, wo es notwendig war.

Bis hierher hat uns der Herr geholfen! Mittlerweile 175 Jahre und beim Gemeindebau in der Schweiz schon über 130 Jahre. 1873 wurde die ers-te Chrischona-Kapelle in Mattwil ein-geweiht. Heute sind es über neunzig Gemeinden in der Schweiz. Bis hier-

her hat der Herr geholfen! Ihm sei die Ehre! Bis hierher – und jetzt? Wir haben in der postchristlichen, postmodernen Gesellschaft immer noch denselben Auf-trag, auch wenn sich die Gesellschaft und die Arbeits-

1973–1990Inspektor Fritz Aeschlimann

1964 Gründung der ersten Tessi-ner Gemeinde in Locarno

1945–1959Inspektor Hans Staub

1989–2014Chrischona Schweiz fördert die Arbeit der Biblischen Seelsorge und Lebensbegleitung in Uster ZH.

1936–1945Inspektor Hermann Gysel

ZUR PERSONDr. Peter Gloor (62) ist Leiter von Chrischona Schweiz.www.chrischona.ch

„LEUTE, HIER IN DER SCHWEIZ GIBT’S NOCH HAUFENWEISE ARBEIT

FÜR UNS!“

© p

hoto

case

– x

xee/

REH

volu

tion.

de

1959–1973Inspektor Eugen Reichart

1990–2000Inspektor Jakob Sturzenegger

1965Gründung der Missione Popolare Evangelica nel Ticiono (Evangelische Stadtmissionen im Tessin) als eigen-ständiger Verein.

Page 56: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

56 175 JAHRE CHRISCHONA

GEMEINDEN

waren die Deutschsprachigen im fremdsprachigen Um-feld. Heute arbeiten wir in drei der vier Landessprachen– nur das Rätoromanisch fehlt (noch).

Diese Umstellung hat einiges gekostet. Sprache ist auch Heimat. Aber mit dem Auftrag von Jesus vor Augen, waren Menschen bereit, ihre liebgewordene Mutterspra-che loszulassen und die Türen weit aufzumachen. Geht hin, macht zu Jüngern… Es hat Jesus alles gekostet. Es kann auch uns einiges kosten.

Ein Meilenstein war eine Retraite mit den Pastoren der Gemeinden aus der Romandie und dem Wallis in Paris 2007. Dort wurde der Gedanke einer „Eglise ouverte“, einer offenen Kirche für alle Nationen durch den Besuch mehrerer multikultureller Kirchen verstärkt. Die Pastoren kehrten motiviert nach Hause zurück und wussten, dass die Vision richtig ist: Kirche für andere, Kirche für alle sein.

Das wichtigste dabei ist, dass Jesus im Zentrum ist. Er ist und bleibt der Anker unseres Glaubens, der Fels, auf dem wir stehen. Es gibt keinen anderen Weg zum Vater als durch ihn! Jesus ist und bleibt der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14,6)!

Wir sind gewachsen – nach innen, nach oben und auch nach aussen, so wie im Bild unten dargestellt. Und wir wollen weiterhin in allen drei Dimensionen weiter-wachsen.

Wir können wachsen, weil wir auch hinschauen und un-sere „Minimumfaktoren“ ansehen. Wir verschliessen die Augen nicht vor dem, was wir verän-dern müssen und verbessern können – auch wenn es uns einiges kostet. Es lohnt sich, diese Kosten auf uns zu nehmen, weil wir dadurch Menschen erreichen, die Jesus noch nicht ken-nen.

Eine (Frei)Kirche, viele SprachenVor 130 Jahren war Chrischona Schweiz ein rein deutschsprachiges Werk. Als die ersten Gemeinden in der französisch- und italienischspra-chigen Schweiz gegründet wurden, waren dies rein deutschsprachige Stadtmissionen. Das Zielpublikum

OUTIN

UP

AUF JESUS AUSGE-RICHTET

Chrischona Schweiz ist gewachsen: nach innen, nach oben und nach aussen. In allen drei Dimensionen möchte Chrischona Schweiz weiterwachsen.

EGLISE OUVERTE

Kirche für andere, Kirche für alle sein. So lautet die Vision der „Eglise ouverte“, der Chrischona-Gemeinden in der Westschweiz.

2000–2011René Winkler leitet die Chrischona-Gemeinden Schweiz.

2000Neue Leitungsstruktur: Vier Regionen ersetzen die acht bisherigen Bezirke. Leiter Schweiz, Geschäftsführer und vier Regionalleiter bilden neu die Leitung Schweiz.

1997Umsetzung der Chrischona-Strukturreform: Gründung des unabhängigen Vereins Chrischona-Gemeinden Schweiz mit Geschäftsstelle in Schaffhausen.

1994Das erste CREA! Meeting auf St. Chrischona findet statt! Heute ein Grossanlass mit bis zu 2000 Jugendlichen.

CREA-Jubiläumsfeier 2014

Page 57: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

57

Heute gibt es mehrere multikulturelle Chrischona-Ge-meinden in der Westschweiz. Und die Pastoren überle-gen, wo und wie sie neue Gemeinden gründen können. Wir sind gewachsen in der Vielfalt der Sprachen und der Menschen aus allen Nationen. Bis hierher und noch viel weiter!

Und stellte unsere Füsse auf weiten RaumWir wollen mit Gottes Hilfe diese Lini-en weiterziehen, die er in Chrischona Schweiz gezeichnet hat, den roten Faden aufnehmen und uns immer wieder vom Heiligen Geist überraschen lassen. Er will unsere Füsse auf weiten Raum stellen, darüber dürfen wir uns freuen (Psalm 31,8.9), denn das hat er verheissen. Er

fordert uns auf, Raum zu schaffen für all die Menschen, die noch in Gottes Reich kommen sollen (vgl. Jesaja 54,2.3). Wenn wir mehr Menschen erreichen, dann be-deutet das auch zahlenmässiges Wachstum.

Wir säen und erwarten, dass es auch eine Ernte gibt. Nicht alle Saat geht auf und manches, das zunächst ver-

heissungsvoll aussieht, geht wieder ein. Aber Jesus sagt uns: „Einiges fiel auf gutes Land und trug Frucht, einiges hundertfach, einiges sechzig-fach, einiges dreissigfach. Wer Ohren hat, der höre!“ (Matthäus 13,8.9)

Deshalb wollen wir nicht aufhö-ren, gemeinsam seine Gemeinde in unserem Land zu bauen – vielspra-chig, multikulturell, vielfarbig und kreativ! Let’s rock Switzerland! //

„GOTT FORDERT UNS AUF, RAUM ZU SCHAFFEN FÜR ALL

DIE MENSCHEN, DIE NOCH IN

GOTTES REICH KOMMEN SOLLEN.“

Das Leitungsteam von Chrischona Schweiz: „Ge-meinsam sind wir stark! Wir wün-schen Chrischona International Gottes Segen für die nächste Wegstrecke!“

20152005 Strukturreform: Drei Regionalleiter – drei Regionen – West, Mitte, Ost. Ausserdem werden die Tessiner Gemeinden direkt dem Leiter Schweiz zugeordnet.

2013Chrischona Ferien – die nationalen Gemeindeferien von Chrischona Schweiz in Kroatien ermutigen 1800 Teilneh-mer aus 50 Chrischona-Gemeinden.

2014Chrischona Schweiz beschäftigt sich intensiv mit leidenschaftlicher Spiritualität. Ein Thema mit grossem Potential für die Gemeinden.

2015Chrischona Schweiz – ein wachsendes Movement! Bis 2017 sollen fünf neue Gemeinden gegründet werden. Wachs-tum und Gemeindegründungen sind die prägenden Themen unserer Zukunft.

2010Chrischona Schweiz erreicht in 96 Gemeinden jede Woche rund 13‘000 Menschen aller Altersstufen.

seit 2012Dr. Peter Gloor ist Leiter Chrischona Schweiz.

Von links: Geschäftsführer Ralf Oberli, Martin Pfäffli (Regionalleiter Mitte), Leiter Dr. Peter Gloor, Christian Haslebacher (Regionalleiter Ost), Stefan Fuchser (Regionalleiter West)

Page 58: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

58 175 JAHRE CHRISCHONA

GEMEINDEN

haben die Internationalität von Chrischona abgebildet. Für viele Gemeinden im CGW ist St. Chrischona nicht gerade um die Ecke. Da sind solche Begegnungen umso wertvoller.

Das CGW ist als selbständiger Verein Mitglied im Ver-band Chrischona International. Sie gehören dem Lei-tungsteam des Verbandes an. Was bedeutet es dem CGW, Chrischona International anzugehören? Wieland Müller: Ich fange mal anders an: Das CGW gehört als freies Werk zur Evangelischen Landeskirche in Deutschland (EKD). Wir sind der Kirche nicht unterstellt, sondern fördern und leben den Glauben im Rahmen der Kirche. Dann gehören wir zum Gnadauer Gemeinschafts-verband, der wie wir eine erweckliche Geschichte im Pietis-mus hat, eine Frischzelle des kirchlichen Lebens ist. Glauben und Leben zu verbinden, ist die Stärke der Gemeinschafts-bewegung, die uns eine gemeinsame Ausrichtung gibt mit 90 anderen Werken im Gnadauer Verband. Und schliess-lich gehören wir zu Chrischona International. Das ist un-sere Platzanweisung Gottes in seiner Heilsgeschichte. Un-sere Wurzeln reichen bis zu den Männern und Frauen, die Chrischona theologisch und geistlich geprägt haben. In dieser Tradition führen wir das CGW weiter. Gott hat uns also da hinein gestellt: in den Chrischona-Verband, in den Gnadauer Verband, in die EKD. Diesen Platz füllen wir gerne aus – in all der von Gott gewollten Vielfalt von Kirche.

Warum ist es gut, zu Chrischona zu gehören?Wieland Müller: Es ist immer besser, mit anderen ge-meinsam zu gehen, als alleine zu stehen. Wir bei Chrischo-na International haben in den verschiedenen europäischen Ländern die gleiche missionarische Arbeit zu tun. Uns ver-bindet der gemeinsame Auftrag, Menschen für Christus zu gewinnen. Das geht gemeinsam immer besser. Sehr berei-chernd für das CGW erlebe ich die Ergänzung der Brüder

Warum will das Chrischona Gemein-schaftswerk Deutschland (CGW) Neues wagen? Warum ist es gut, zu Chrischo-na zu gehören? Darüber sprachen wir mit Wieland Müller, dem Vorsitzenden des CGW.

Chrischona-Panorama: Die Anfänge der Gemeinschaftsarbeit in Deutschland liegen im 19. Jahrhundert – was davon entdecken Sie heute noch im CGW?Wieland Müller: Jesus fordert uns auf, hinzugehen zu den Menschen, sie zu Jün-gern zu machen und sie zu taufen, bis er wiederkommt. Dieser Auftrag gilt – damals wie heute. Nach wie vor sind wir eine Bibel-, Gemeinde- und Jugendbewegung. Auch entdecke ich heute noch eine Chrischona-Identität in den Gemeinden, spüre ein Ge-

fühl der Zusammengehörigkeit. Sie geht unter anderem von vielen hauptamtlichen Mitarbeitern aus, die etwas Wesentli-ches gemeinsam haben: eine Ausbildung am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc).

Gibt es weitere Beispiele für die Identifikation mit Chrischona?Wieland Müller: Natürlich stiftet schon der Name Identität: Evangelische Chrischona-Gemeinde – da steckt Chrischona drin. Durch Studenten, die in Gemeinden ein Praktikum machen, werden Chrischona und das Theo-logische Seminar bekannt. Im vergangenen Jahr haben tsc-Studenten Gemeinden in Nordhessen besucht, hielten Bibelkreise, gestalteten Jugendabende und wirkten in Got-tesdiensten mit. Die jungen Leute, die da unterwegs waren,

GEMEINSAM IST IMMER BESSER ALS ALLEIN

18501896

Stadtmissionsarbeit im Saarland beginnt.

1877In Ost- und Westpreussen eröffnet sich ein weites Wirkungsfeld für die Pilgermission.

1875Stadtmissionsarbeit in

Konstanz beginnt.

1878Gründung der ersten

Evangelischen Gemeinschaft in

Lich, Hessen.

1850In Freiburg im Breisgau sammeln sich Menschen, um die Bibel zu lesen und miteinander zu beten. Diese Zusammenkünfte waren der Nährboden für die 1889 gegrün-dete Gemeinschaftsarbeit.

Das Bibel- und Erholungsheim Flensungerhof im Jahr 1927

Page 59: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

59

uns auch, bis 2018 drei neue Gemeinden an neuen Orten zu gründen. Das haben wir uns als Ziel gesetzt.

Von dem Neuen zurück ins Heute: Welche Stärken ma-chen Sie im CGW aus?Wieland Müller: Wir sind gross genug, dass kleinere Gemeinden von grösseren unterstützt werden können –

diese Solidarität ist eine grosse Stärke. In unseren Gemeinden setzen sich ausser-dem viele Menschen ehrenamtlich ein, sie fördern die Gemeinden mit hohem Fleiss und hoher Überzeugung. Stark ist, wie die Gemeindemitglieder auch finanziell das CGW tragen. Wir erhalten ja keine Kir-chensteuern.

Und welche Schwäche, oder anders gesagt, welche Herausforderung fällt Ihnen ein?Wieland Müller: Hier und da sind un-

sere Gemeindeprogramme zu sehr nach innen gerichtet. Also auf das, was schon vorhanden ist. Wir könnten noch mehr lieb gewonnene Felder verlassen und uns nach aus-sen orientieren, zu den Menschen, die noch nicht in den Gemeinden sind. Neues wagen und Fresh X sind Ausdruck dieses Wunsches.

Gibt es aktuell Fresh X-Projekte im CGW?Wieland Müller: Ja, einige Fresh X-Projekte sind gera-de in der Startphase und Erfolg versprechend. Zum Beispiel „Church goes Pub“ in Braach. Die Heinebacher und Braa-cher Gemeinde haben Sonntagabends ein Pub gemietet. Es gibt Live-Musik und normalen Bistrobetrieb. Aber jeder, der am Sonntag das Pub betritt, merkt, hier ist noch was mit Kirche. Der Pub-Abend wird kurz unterbro-chen, und jemand berichtet von seinen Erlebnissen mit Gott. Am Stammtisch und am Tresen kommen die Gemeinde-Mitarbeiter dann mit Leuten ins Ge-spräch. Diese Arbeit hat Interesse bei kirchenfernen Leuten geweckt, die jetzt Sonntag für Sonntag ins „Church goes Pub“ gehen. Das ist so ein Fresh X-Projekt, aus dem vermutlich eine neue Form von Gemeinde wachsen kann. //

Das Interview führte Michael Gross.

und Schwestern aus der Schweiz, aus Frankreich und aus dem südlichen Afrika. Dass wir zu einem Verband gehören, der eine eigene Ausbildungsstätte betreibt, ist ausserdem viel wert. Am tsc erhalten die zukünftigen Pastoren und Jugendreferenten eine Prägung, die wir als CGW gut und richtig finden.

Wie füllt das CGW diese Platzanwei-sung Gottes in zwanzig Jahren aus?Wieland Müller: Den roten Faden der Geschichte spinnen wir weiter: Menschen mit Christus verbinden, das Evangelium zeitgemäss verkündigen – da sehe ich uns auch in zwanzig Jahren. Christus wird als Haupt der Gemeinde gefeiert und geehrt. Ich sehe uns etwas beweglicher, was For-men und Strukturen angeht – wir werden manches wagen, bei dem man heute viel-leicht noch sagt: So geht das doch nicht! Wir werden noch manche Überraschung erleben, wenn wir die Gemeindearbeit in zwanzig Jahren betrachten.

Das CGW will „Neues wagen“ und ein wachsendes Werk sein. Das hört man häufig während Ihrer mitt-lerweile dreijährigen Amtszeit als CGW-Vorsitzender. Was kann dieses Neue sein?Wieland Müller: Neues wagen ist ein guter Impuls, der sich bis in den Chrischona-Verband, den Gnaudauer Ver-band und die EKD auswirkt. Der Impuls, nicht an den Tra-ditionen und Formen festzuhalten, wie der Betrunkene an der Strassenlaterne: hier ist Licht, hier fühle ich mich wohl – denn dann geht’s immer wieder im Kreis um die Laterne herum. Wir wollen neue Formen von Gemeinde denken und ermöglichen. Zum Beispiel mit „Fresh Expressions of Church“ (Fresh X) – neuen Ausdrucksformen von Kirche. Das fordert uns heraus. Die Zeit der Evangelisation über Vortragsabende muss ergänzt werden durch neue Wege der Evangelisation, der Lebensberatung und der Diakonie.

Neues wagen wir etwa im neu gestarteten Netzwerk Beratung, Seelsorge, Diakonie. Heutzutage suchen Men-schen die Inhalte ihres Lebens immer häufiger im Internet. Dort wollen wir auch als Ratgeber auftauchen und Men-schen mit Menschen verbinden. Neues wagen bedeutet für

„WIR WERDEN NOCH MANCHE ÜBERRA-SCHUNG ERLEBEN,

WENN WIR DIE GEMEINDEARBEIT IN ZWANZIG JAHREN

BETRACHTEN.“

ZUR PERSONWieland Müller (46)ist seit 2012 erster Vorsit-zender des Chrischona Ge-meinschaftswerk Deutschland (CGW). Er absolvierte 1995 das Theologische Seminar St. Chrischona.

www.chrischona.de

1936–1948Walter Gutzke, Inspektor für Mittel- und Süddeutschland 1948–1951

Inspektor Georg Krampf

1936–1945Fritz Beier, Inspektor für die Gemeinden in Ost- und West-preussen

1952–1962Inspektor Jakob Zimmermann

1962–1974Inspektor Erich Frische

1946Die Chrischona Jugend Arbeit in Hessen und im Saarland schliesst sich dem Deutschen Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) an. Heute ist der ECJA die Kinder- und Jugendar-beit des CGW und gleichzeitig ein Landesverband des Deutschen EC-Verbands. www.ecja.de

1944Die Schrecken des Zweiten Weltkrieges bereiten der Chrischonaarbeit in Ost- und Westpreußen ein Ende.

1935Blüte der Gemeinschafts-arbeit in Ost- und West-preussen: 89 Prediger in 64 Hauptorten.

1974–1998Inspektor Klaus Haag

Page 60: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

60 175 JAHRE CHRISCHONA

KAPITEL

1993Teilnahme an Grossevangelisation „Pro-Christ ’93“ mit Billy Graham

1998–2012Inspektor Rainer Geiss

1982Arbeitskreis Biblische Seelsorge formiert sich. Daraus entsteht 1988 die Biblische Seelsorge und Lebensberatung e.V. (BSL) in Mücke. Heute heisst die Beratungsstelle „Freiraum. Ehe-, Familien- und Lebensberatung“.

1992235 Versammlungsorte in 55 Bezirken und Stadtmissionen

1987Gründung der Chrischona-Service-Gesellschaft (www.csg-4u.de)

1979Anschluss dreier Gemeinschaftsbezirke in Rheinhessen, im Ried und an der Bergstrasse an das CGW

1997Umsetzung der Chrischona-Strukturreform: Gründung des Vereins „Chrischona-Gemeinschaftswerk“ e.V.

Aktiv und lebendig, fachlich engagiert, kompetent in der Region: Mit der Netzwerkarbeit „Beratung, Seelsorge, Diakonie“ (BSD) verbindet das Chrischona-Gemeinschaftswerk mehr als Unterstützung und Hilfe für Menschen in Not.

GÜNTHER KREß

„Menschen in und ausserhalb unserer Gemeindearbeit sollen die Liebe und Barmherzigkeit Gottes erleben, in Kri-sen begleitet und sich in wertschätzenden Gemeinschaf-ten als angenommen und unterstützt erfahren“, definiert Bernhard Kuhl, Leiter der Beratungsstelle „Freiraum“ im

hessischen Mücke-Flensungen die Grundmotivation der 2012 mit einem „Runden Tisch Seelsorge“ begonnen Netzwerkarbeit. Durch sie sollen Menschen ermutigt und gefördert werden, das eigene Handeln fachlich zu reflektieren, regional intensiver zusammenzuarbeiten, Kompetenzen zu bündeln und gemeinsame Ressourcen kraftvoll zu entfalten. Angesprochen und vernetzt wer-den Gemeinden und Beratungsstellen, ehrenamtliche Mitarbeiter (gemeinde-)diakonischer Projektgruppen und christliche Fachkräfte im Bereich Coaching, ausserschuli-sche Bildung und soziale Arbeit.

Ziel regionaler Kooperationen ist dabei nicht allein die individuelle Lebenshilfe für Ratsuchende und Menschen in Not. Das BSD-Netzwerk versteht sich auch als ein Unter-stützungsverbund, durch den ein gesellschaftsrelevanter Gemeindebau innovativ befeuert werden könnte: Es geht um die Entfaltung geistlicher Entwicklungspotentiale, ein einladendes und inspirierendes Christsein im kommuna-len Umfeld und um einen Zugewinn an Öffentlichkeit, Akzeptanz und regionaler Mitwirkung für Gemeinden und Beratungsstellen. //

VOM RUNDEN TISCH ZUR NETZWERKARBEIT

ZUR PERSONGünther Kreß (58) ist Mitarbeiter beim CGW.

1995Beginn von Gäste-Gottesdiensten in ver-schiedenen Gemeinden

© p

hoto

case

– jo

hn k

rem

pl

Page 61: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

61

2015

2002Neuer Rekord im ECJA-Camp in Flensungen: 550 Teilnehmer

Ab 2005Gemeindegründungsarbeit in den neuen Bundesländern: Schwedt, Angermünde, Prenzlau

2008Neue Leitungsstruktur: Bildung von zwei CGW-Regionen (Hessen, Süddeutschland) aus bisher acht. Inspektor, Ge-schäftsführer und die zwei neuen Regionalleiter bilden den Leitungskreis des CGW.

2010CGW übernimmt von der Pilgermission St. Chrischona die Verantwortung für die Literaturarbeit Deutsch-land: Brunnen Verlag Gießen, ALPHA-Buchhandlungen und Logistikzentrum Chris Media

und die Verantwortung für den Einzelnen und die Grup-pe eine entscheidende Rolle. In der Pfadfinder-Pädagogik von 1907 des Gründers Lord Baden-Powell sind das Spiel, das Lager, die Erkundung, ja jeder Bereich des Lebens eines Pfadfinders ein Ansatzpunkt zum Dank an Gott. Der christliche Glaube soll im Alltag der Pfadfinder er-lebbar sein.

Es gibt viele Formen der Arbeit mit Kindern. Neben Jungschar und anderem eben auch die Pfadfinder. Wir wollen den Ortsgemeinden diese Vielfalt an Methoden verfügbar machen – und ihnen helfen, das für sie pas-sende Konzept für die Arbeit mit Kindern zu erstellen. //

Drei neue „Stämme“ gibt es in Chrischona-Deutsch-land. Genauer: Pfadfindergruppen der Chrischona-Gemeinden in Gambach, Linden und Hüttenberg. Sie gehören zu den 2012 gegründeten „Pfadfindern Entschieden für Christus“. Dort, wo es noch keine Jungschar oder Kindergruppe gibt, bietet sich die Pfadfinderarbeit an als (Wieder-)Einstieg in die Ar-beit mit Kindern.

STEFAN KAISER

Die Pfadfinderarbeit ist anerkannt und akzeptiert. So öffnen sich schnell Türen und Tore. Die Pfadfinderar-beit fördert die körperliche, geistige, geistliche und so-ziale Entwicklung der Kinder. Dabei spielen das Erleben

ZUR PERSONStefan Kaiser (42)ist Referent für die Arbeit mit Kindern beim ECJA, der Kinder- und Jugend-arbeit des Chri scho na Gemeinschaftswerks Deutschland (CGW). Er hilft gerne bei der Gründung einer Pfadfinderarbeit.

www.ecja.de

JETZT GIBT ES AUCH CHRISCHONA-PFADFINDER

Seit 2012Wieland Müller leitet das CGW

Bei den Pfadfindern ent-scheidend: das Erleben und die Verantwortung für den Einzelnen und die Gruppe.

Logistikzentrum Chris Media

Page 62: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

62 175 JAHRE CHRISCHONA

GEMEINDEN

Als Martin Frische am 6. November 1974 süd-afrikanischen Boden betrat, ahnte er nicht, welche umwälzenden Entwicklungen er in den folgenden vier Jahrzehnten miterleben würde.

MARTIN FRISCHE

Südafrika erlebte in den vergangenen vierzig Jahren mit dem Ende der Apartheid und dem Wechsel zur Demokratie eine unblutige, sozi-alpolitische Revolution mit teifgreifenden Aus-wirkungen in allen Lebensbereichen. In dieser spannenden Epoche entstand und wuchs mit den Evangelischen Stadtmissionen im südlichen Afrika (ESSA) eine Missionsarbeit, die heute für viele Deutschsprechende im südlichen Afrika und

weit darüber hinaus nicht mehr wegzudenken ist. Dazu einige Beispiele:

Eine junge Frau aus Pretoria (Südafrika) hört eine evan-gelistische Sendung des Evangeliums-Rundfunks, ausge-strahlt über einen Kurzwellensender im benachbarten Königreich Swasiland. Sie kommt zum Glauben an Jesus. Einige Jahre später besucht sie das Theologische Seminar St. Chrischona und geht als Missionsärztin zurück nach Afrika.

Ein junger Emigrant Mitte zwanzig ist von dem un-konventionellen Programm der Stadtmission begeistert: Reitausflüge, Grillen, Camps, das lockt ihn. Gottes Wort spricht ihn an und er erkennt: Jesus will sein Heiland und Herr sein. Er besucht eine Missionsschule in Deutschland und wird Missionar in Papua-Neuguinea.

Ein Geschäftsmann verbringt mit seiner Freundin auf den Seychellen seinen Urlaub. Wegen einer Netzhautab-lösung wird er notfallmässig nach Johannesburg geflo-gen. Ich besuche ihn im Krankenhaus und wir beten mit-einander. Gott erhält ihm wider medizinischer Prognosen das Augenlicht und er konnte mit Frieden im Herzen nach Deutschland zurückfliegen.

Unzählige Deutschsprechende, Ansässige, Einwande-rer und Touristen sind durch die Stadtmission auf oft un-

konventionelle Weise mit dem Evangelium in Berührung gekommen. Reitausflüge, Grillen, Freizeiten, Camps und Safaris in die afrikanische Wildnis – das lockte nicht nur Abenteuerlustige jeden Alters. Statt Gottesdienste gab es „Offene Abende“ – da wurde über ein Thema refe-riert und anschliessend oft sehr heftig diskutiert. Und die Menschen konnten sehen, wo und wie wir lebten. Sie ka-men zu jeder Tages- und manchmal auch Nachtzeit vor-bei, weil sie Hilfe brauchten oder auch nur, um nicht al-leine zu sein. Keinen schickten wir weg. Heute sehen wir in den Gottesdiensten und Jugendveranstaltungen nicht selten ihre Kinder oder Enkel.

Gottes Wort zieht KreiseHeute läuft vieles anders. Aus den missionarischen Ak-tionen ist eine umfassende Gemeindearbeit gewachsen. Trotzdem bleiben viele der damaligen Möglichkeiten be-stehen, und andere sind dazu gekommen: Wer von uns hätte sich je träumen lassen, dass wir Andachten in deut-scher Sprache in einer englischen Tageszeitung veröffent-lichen können? Oder dass wir mit täglichen Andachten im nationalen Rundfunk die rund 20‘000 Deutschsprechen-den in Namibia erreichen? Dass wir in Schulen regelmäs-sig Andachten halten können? Oder dass die monatliche Sitzung der Stadtverwaltung mit einem Bibelwort und Gebet eröffnet wird?

Sicher, die Entwicklung der Missions- und Gemeinde-arbeit unter Deutschsprechenden im südlichen Afrika wird in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten Veränderungen erleben. Viele jüngere Deutschsprechende heiraten an-derssprachige Partner. Wir fragen uns, wie wir ihnen eine geistliche Heimat bieten können. Deutschunterricht war in der Vergangenheit ein Weg; heute bieten wir in manchen Gemeinden bereits eine Simultanübersetzung an. Hier ex-perimentieren wir noch.

Letztlich kommt es darauf an, dass wir kompromisslos Gottes Wort weitersagen und Nachfolge Jesu glaubhaft leben. Und das Eigentliche können wir nicht tun, aber Gott darum bitten: Dass sein Wort im Leben von Men-schen Kreise zieht – weit über die Grenzen des südlichen Afrikas hinaus. //

INS WASSER FIEL EIN STEIN

ZUR PERSONMartin Frische (64)ist Pastor der Evange-lischen Stadtmission Swakopmund (Namibia).

2015

1966Lother Buchhorn kommt als erster Chrischona-Missio-nar nach Südafrika.

1960er JahreViele junge Deutsche, Schweizer und Österreicher wandern nach Südafrika aus. Zwei Frauen aus dem Bibelkreis richten an verschiedene deutsche Missions- und Gemeinschaftswerke die Bitte, einen Missionar für die vielen Deutschsprechenden zu entsenden. Es gab nur Absagen. Schliesslich schrieben sie an die Pilgermission St. Chrischona – dort erkannte man darin einen Ruf Gottes.

1968Inspektor Erich Frische besucht Südafrike, um einen Brüderrat der „Chrischona Mission im südlichen Afrika“ zu bilden.

1970Johannes und Hanni Trauernicht gründen in Johan-nesburg die erste Stadtmission in Südafrika. 1974 kommt die Stadtmission Kapstadt dazu. 1983–1994

Weitere Stadtmissionen kom-men in Südafrika hinzu: 1983 Pretoria, 1987 Vanderbijlpark, 1994 Tygerberg

2008 Jüngste Stadtmission ist Swakopmund, Namibia

1959Auf einer Freizeit einer englischen Brüderge-meinde beschliessen vier deutsche Familien, einen deutschsprachigen Bibel-kreis in Johannesburg anzufangen.

1977Evangelisationsreisen nach Namibia führen zur Grün-dung einer Stadtmission in Windhoek, Namibia.

2010Kapstadt, Tygerberg und Somerset West werden zusammenge-fasst zur Stadtmission am Kap.

1959

Evangelische Stadtmissionim Südlichen Afrika

Page 63: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

63

RIM

USS

.CH

100 % FestlaunE0 % Alkohol

Während den vielen Jahren hat sie Reich Gottes gebaut durch Ausbildung, Aussendung und Unterstützung von Botschaftern des lebensverändernden Evangeliums.

Zum Wohle vieler Menschen, Dörfer, Regionen und Länder.

Wir wünschen, dass dieser Auftrag weiterhin vielfältig und gesellschaftsrelevant wahrgenommen werden darf.

Wir stossen an auf eine segensreiche Zukunft!

Familien Rahm

Wir gratulierenChrischona International herzlich zum 175. Geburtstag!

INS WASSER FIEL EIN STEIN

INSERAT

Page 64: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

64 175 JAHRE CHRISCHONA

Ende der 1980er Jahre entstanden eine überregionale Ju-gendarbeit und ab 1990 neue Gemeinden im Jura. 2006 wagte Vision-France den grossen Schritt an die Atlantik-küste, in das Departement Vendée.

Die Veränderungen der letzten Jahrzehnte waren wichtig – sonst gäbe es Vision-France heute nicht mehr.

Heute und morgen: auf dem Weg zum missionalen GemeindeverbandHeute besteht Vision-France aus 14 selbstständigen Gemeinden im Elsass/Mosel und sechs Gemeindegrün-dungsprojekten im Jura, in der Vendée und in Straßburg. Das erfüllt uns nicht mit Stolz. Denn wir wissen: Durch Gottes Gnade ist Vision-France bewahrt geblieben.

Wir sind längst nicht am Ziel. Im Departement Vendée gibt es nur eine evangelische Gemeinde auf 110‘000 Einwohner! Die missiona-rische Herausforderung bleibt: ein altes Land, mit einer grossartigen christlichen Kultur, wieder neu mit dem Evangelium zu erreichen.

Das fordert uns heraus, immer mehr ein „missionaler“ Verband zu werden. „Missional“ heisst, dass Mission nicht nur von einzelnen Missionaren und „missiona-

rischen“ Gemeinden betrieben wird. „Missional“ heisst, dass Mission zur DNA – zum Wesen – jedes Gliedes und jeder Gemeinde gehört. Momentan kümmern sich acht Gemeindegründer um neue Gemeinden und neun Pasto-ren um die bestehenden Gemeinden.

Vision-France wird sich auch in den nächsten zwanzig Jahren weiterentwickeln müssen – wie in den fast 200 Jahren zuvor. So streben wir eine Zusammenarbeit an mit einem Gemeindeverband in Frankreich, der sich ideal mit uns ergänzt. Wir hoffen, dass sich bis dahin auch die An-zahl unserer Gemeinden verdoppelt. //

Chrischona-Gemeinden gab es im Elsass schon bevor Spittler 1840 seine Pilgermission gründete. Die Ge-meinschaften in Colmar, Munster und Mulhouse des Oberelsass entstanden bereits 1820 durch die Arbeit des Genfer Erweckungspredigers Ami Bost. Genau-genommen waren es damals noch keine Chrischona-Gemeinden, sondern evangelische Gemeinschaften. Heute sind die Chrischona-Gemeinden von Vision-France auf dem Weg zum „missionalen“ Gemeinde-verband.

JEAN-GEORGES GANTENBEIN

Dass die evangelischen Gemeinschaften im Elsass zum Chrischona-Verband kamen, hat mit zwei Chrischonabrü-dern zu tun: 1889 liess sich der Chrischonabruder Jakob Messner mit der Landmission der Straßburger Evangeli-schen Gesellschaft – sie bestand aus einer Land- und ei-ner Stadtmission – in Brumath im Unterelsass nieder. Die geistlichen Bedürfnisse der Menschen in der Region wa-ren gross. Also sandte er einen Hilferuf nach Chrischona. 1913 sandte Chrischo-na den Evangelisten Michael Wernher nach Saverne. Dieser wollte aber nur für die Pilgermission arbeiten. Also wurde die gesamte Landmission des Unterel-sass an das Werk in Basel angeschlos-sen. In den 1920er Jahren kamen die Gemeinschaften des Oberelsass dazu.

Die Arbeit wuchs beachtlich. 1925 gab es acht Haupt- und 40 Nebenstationen, die von neun Predigern betreut wurden. Die Weltkriegsjahre brachten die Arbeit nicht zum Stillstand. 1952 schlossen sich die Gemeinschaften zu einem Verband zusammen.

Zwei Jahrzehnte später schlitterten die Gemeinschaf-ten im Elsass in eine Sprach-, Alters- und Identitätskrise. Verschärft wurde diese, als ein Teil der Prediger die Pilger-mission im Elsass verliess. Es kam zu einem Neuanfang: Die Gemeinden verabschiedeten sich von der Gemein-schaftsarbeit und wurden eine evangelische Freikirche. Die Zahl der Gemeinden verdoppelte sich von 8 auf 16.

1820

1913Die Gemeinden der Landmission im Unterelsass werden Chrischona unterstellt. So kommt die Pilgermission zu ihrem Arbeitsfeld im Elsass.

1834François Henry Haerter (1797-1874) gründete die Evangelische Gesellschaft. Die beiden Zweige dieser Gesellschaft (Stadt-mission in Straßburg und Landmission im Unterelsass) stellten regelmässig Chrischona-Absolventen in ihre Dienste.

1952Die einzelnen Gemein-schaften organisieren sich lokal in Vereinen und sind einem Verband zusammenge-fasst: „Union Société Évangélique Sainte-Chrischona“ (USEC).

1925„Le petit Château“ entsteht in Beblenheim – ein Alters- und Erholungsheim.

1820Der Genfer Theologe Ami Bost (1790-1874), von der Genfer Erweckungsbewegung erfasst, gründete nach einer Missionsreise ins Elsass 1820 die Colmarer Gemeinschaft. Im selben Jahr wurden die Gemein-schaften in Mulhouse und Munster gegründet.

1925In Elsass-Lothringen gab es acht Haupt- und rund 40 Nebenstationen der Pilgermission, die von neun Predigern betreut wurden.

1965Eine Jugendarbeit entsteht parallel zur klassischen Gemeindearbeit.

„MISSION SOLL ZUR DNA, ZUM WESEN

JEDES GLIEDES UND JEDER GEMEINDE

WERDEN.“

ZUR PERSONDr. Jean-Georges Gantenbein (50) ist Präsident des Chrischona-Gemeindeverbands Vision-France und Dozent für Mis-siologie am Theologischen Seminar St. Chrischona.

BALD 200 JAHRE ALT

GEMEINDEN

Page 65: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

65

2015

1990Gründung einer über die Vogesen hinausgehenden Missionsarbeit. In der Folge: Pionierarbeit im Jura und in der Vendée.

1980Neuaufbruch: Die Gemeinschaften werden Freikirchen unter dem Namen „Union des Églises Évangéliques Chrischona“. In der Folge stellen die Gemeinden um von Deutsch auf Franzö-sisch und geben sich eine kollegiale Führung.

2009Missionswerk (Gemeindegründung) und Gemeindeverband fusionieren zu „Vision-France – une Union d‘Églises Protestantes Évangéliques“

2010Vision-France ist Gründungsmitglied des CNEF, der evangelischen Allianz in Frankreich.

1999Namenswechsel in „Union des Églises Chrétiennes Évangéliques“

1978Krise: Fünf Prediger traten aus der Pilgermission aus und grün-deten das Missionswerk „France pour Christ“.

HeuteVision-France umfasst 14 Gemeinden und 6 Gemeindegründungsprojekte.

In Frankreich gibt es zu wenig Pastoren. Wie begeg-net Vision-France diesem Mangel?

PAUL FLUCKIGER

Das klassische System «eine Gemeinde = ein Pastor» ist bei Vision-France in den vergangenen zehn Jahren stark unter Druck geraten. Das Gute daran: Gemeindeglieder entdecken ihre Gaben, setzen sich ein und tragen die Verantwortung mit. Ausserdem können Gemeinden auch finanziell neue Wege wagen, mutig neue Projekte anpa-

cken oder einen notwendigen Finanzausgleich schaffen.Aber: Die Gemeinden können den Pastorenmangel nicht so leicht auffangen. Gemeindeverantwortliche sind über-lastet und frustriert. Manches bleibt liegen.

Dem Pastorenmangel begegnet Vision-France mit zwei konkreten Schritten:

Gemeinden mit einem Pastor sind bereit, diesen für 10 oder 20 Prozent für eine Gemeinde ohne Pastor freizu-stellen. Dort dient er der Gemeindeleitung als Ansprech-person und übernimmt pastorale Aufgaben. Dies klappt in zwei Gemeinden recht gut. Es braucht aber noch mehr Solidarität und Unterstützung.

Am 1. Februar 2015 fand der erste «Sonntag der Beru-fung» in den Gemeinden von Vision-France statt. Dieser Tag soll dazu führen, dass wir zusammenstehen und für die Zukunft unserer Gemeinden beten – und dass sich Menschen aus unseren Reihen Gott zur Verfügung stellen zur Ausbildung und zum Dienst. //

ZUR PERSONPaul Fluckiger (49)ist im Vorstand von Vision-France verantwortlich für den Bereich Personal.

SOLIDARITÄT KONKRET GELEBT

Page 66: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

INSERATE

AVC I www.avc-ch.org facebook.com/avcschweiz Tel. +41 (0)32 356 00 80Postkonto 25-11156-1UBS Biel CH39 0027 2272 5267 2842 0

AKTION FÜRVERFOLGTE CHRISTEN

UND NOTLEIDENDE

Auch unzählige Christen betroffen. Helfen Sie uns, Flüchtlingen zu helfenim Irak I in der Türkei I im Libanon I in Griechenland.

AVC I steht verfolgten Christen beiAVC I hilft NotleidendenAVC I macht Jesus Christus bekannt

klare worte.

starke taten.

AKTION FÜRVERFOLGTE CHRISTEN

UND NOTLEIDENDE

Krieg. Flucht.Vertreibung.

«Chrischona dient Menschen!» Zum Jubiläum 175 Jahre Chrischona International 1840 - 2015. JESUS ERLEBEN.

MENSCHEN FÖRDERN.

DEM NÄCHSTEN DIENEN.

Wieland Müller, Vorsitzender Chrischona Gemeinschaftswerk Deutschland

DU UND ICH – WIR SIND CHRISCHONA

Page 67: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

JETZT ANMELDEN

FRÜHANMELDERABATT SICHERN!

WWW.EXPLO.CH/ANMELDEN

29. DEZEMBER 2015 - 1. JANUAR 2016 IN DER MESSE LUZERN

4 TAGE GEMEINSCHAFT MIT TAUSENDEN VON CHRISTEN AUS ALLEN DENOMINATIONEN.

INSPIRIERENDE MESSAGES, SEMINARE UND BERICHTE AUS ALLER WELT.

EXPLO.CHVISION NEWSLETTER ANMELDUNG

KONFERENZ-HIGHLIGHTSINSPIRIERENDE PLENARVERANSTALTUNGEN MIT BERÜHRENDEM LOBPREIS UND

BEWEGENDEN BERICHTEN AUS ALLER WELT

RUND 40 PRAXISNAHE SEMINAREEXPLO VILLAGE MIT MISSIONSAUSSTELLUNG UND BÜHNESPIRITUELLE ANGEBOTE, ORTE FÜR GEBET UND KIRCHENPARCOURS

GROSSES SILVESTER-SPECIAL

EXPLO CAMPMIT MUSICAL & SPORT (7-14 J.)UND KINDERPROGRAMM

REFERENTEN & BANDS

... CRESCENDO JAZZ, SCHWEIZER WORSHIP-KOLLEKTIV UND WEITERE

TRINITY BANDHOLLAND

WORSHIP CENTRALGROSSBRITANNIEN

... DORIS LINDSAY (CH/ZA), DR. ROBI SONDEREGGER (AU/CH) UND LAUFEND WEITERE AUF EXPLO.CH

MIKE PILAVACHIGROSSBRITANNIEN

DR. JOHANNES HARTL DEUTSCHLAND

ANDREAS «BOPPI» BOPPARTSCHWEIZ

ALL SONS & DAUGHTERSUSA

PADRE RANIERO CANTALAMESSA

ITALIEN

presented by Campus für Christus

Page 68: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

68 175 JAHRE CHRISCHONA

Diese Palme wurde für Sabine

Ewert zum Sinnbild für Gottes

Wirken im südlichen Afrika.

68 175 JAHRE CHRISCHONA

Sabine Ewerts Mutter Hertha und Stiefvater Horst Dannenberg, 1962 auf ihrer „Farm Friede“ in Südafrika.

11Sabine Ewert ist heute noch

dankbar darüber, dass Chrischona

Missionare nach Südafrika schickte.

Page 69: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

69

von einem deutschspra-chigen Gemeinschafts-werk. Nach langem Hin und Her wurde die Hilfe abgelehnt. Mitten in die-ser Aufbauzeit starb mein Stiefvater.

Wie soll es weitergehen? Ein kleines Grundstück ausserhalb von Pretoria konnte Vati noch erwer-ben; er bekam Geld aus dem Lasten-ausgleich aus Deutschland, musste sich damit aber auch eine Existenz als Landwirt aufbauen. Meine Mut-ter und ich konnten nach seinem Tod auf der kleinen „Farm Friede“ ausser-halb von Pretoria wohnen bleiben. Dann kam die Zusage von Chrisch-ona. Ein Jahr später – im September 1966 – traf dann Lothar Buchhorn bei uns ein, der erster Prediger von St. Chrischona in Südafrika. Das war eine Freude!

Weg frei für Stadtmissionen im Südlichen AfrikaIm darauffolgenden Jahr freuten wir uns über den Besuch von Inspektor Erich Frische – dem damaligen Lei-ter der Chrischona-Gemeinden in Deutschland. Es wurde ein Bruderrat gebildet, der dem Prediger zur Seite stand. Dazu teilte der Inspektor mit, dass die Leitung der Pilgermission beschlossen hatte, die Arbeit unter den Deutschsprachigen in Südafrika in Form einer Stadtmission zu führen.

Der erste Stadtmissionar – Johannes Trauernicht – begann seine Tätigkeit im Dezember 1970 in Johannesburg. Meine Mutter und ich kehrten 1971 nach Deutschland zurück; unsere letzten Tage in Südafrika verbrachten wir im Haus der Evangelischen Stadt-mission in Johannesburg.

Es war für mich ein grosses Geschenk, als ich 1997 nach über zwanzig Jah-ren noch einmal meine ehemalige „zweite Heimat“ besuchen konnte. Auf unserem ehemaligen Grundstück ausserhalb von Pretoria staunte ich über die riesengrosse Palme; mein Stiefvater hatte sie noch gepflanzt. Sie wurde mir zum Sinnbild für Gottes Wirken unter den Deutschsprachigen in Südafrika. Ich dachte daran, dass wir bei Besuchen von Freunden und Glaubensgeschwistern immer für die Deutschsprachigen in Johannesburg, Pretoria, Kapstadt und Windhoek (Namibia) gebetet hatten. Heute gibt es in jeder dieser Städte eine Evange-lische Stadtmission.

Gott erhört Gebet, und meine Ge-schichte mit Chrischona ist eine Dankgeschichte. Gott hat gehandelt, und die Leitung der Pilgermission war bereit, den Auftrag anzunehmen. Gott dem Herrn sei Ehre und Preis. //

Sabine Ewert (74) lebt heute in Detmold.

Sabine Ewert erzählt, wie Chrischona in den 1960er Jahren nach Südafrika kam:

Die langersehnte Nachricht von der Pilgermission St. Chrischona erreich-te uns in Südafrika im Juni 1965. Di-rektor Hans Staub teilte mit, dass die Leitung der Pilgermission bereit war, einen jungen Chrischonabruder nach Südafrika zu senden. Er begründete die Bereitschaft damit, dass es den Gründungsvätern ein Anliegen war, dass das Evangelium in aller Welt verkündigt wird – eben auch von Chrischona-Predigern.

Die Freude über diesen Brief empfin-de ich noch heute, weil grosse Ent-täuschungen, zerstörte Hoffnungen, unfaires Verhalten von Menschen vo-rausgegangen waren. Vor allem aber das zermürbende Warten auf Ant-wort aus der Heimat hatte das Leben so schwer gemacht.

Das Anliegen: deutschsprachige Einwanderer auf Jesus hinweisenAnfang der 1950er Jahre war mein Stiefvater Horst Dannenberg nach Südafrika ausgewandert und hatte dort zum Glauben an Jesus gefunden. Meine Mutter, Hertha Ewert, heirate-te ihn, nachdem sie mit mir – ich war damals 15 Jahre alt – 1956 nach Süd-afrika gekommen war. Meinen Eltern lag viel daran, den deutschsprachigen Einwanderern zu helfen, sich im frem-den Land zurechtzufinden – und vor allen Dingen sie auf Jesus, den Retter, hinzuweisen. Meine Eltern planten, ein christliches Freizeitheim für deut-sche Einwanderer und Missionare aufzubauen. Dazu erbaten sie Hilfe

„MEINE DANKGESCHICHTE MIT CHRISCHONA“

11„IM SEPTEMBER 1966

TRAF DER ERSTE PREDIGER

VON ST. CHRISCHONA BEI

UNS IN SÜDAFRIKA EIN.

DAS WAR EINE FREUDE!“

Page 70: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

70 175 JAHRE CHRISCHONA70 175 JAHRE CHRISCHONA

Markus Dörr erzählt

die Chrischona-

Geschichte seines

Grossvaters Heinrich.

Heinrich Dörr war von ganzem Herzen Chrischona-Mann.

Page 71: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

71

Weil Heinrich gross ge-wachsen war, wurde er zur Waffen-SS gezogen. Obwohl er wusste, dass es Schwierigkeiten mit der Nazi-Ideologie geben könnte, nahm er seine Bi-bel mit ins Feld. Jeden Abend betete er unter der Bettdecke. Doch Kame-raden schwärzten ihn an. Die Bibel musste er abgeben, einen schweren Rüffel gab es ausserdem. Heinrich liess sich aber nicht unterkriegen. „Er hat sich an Gott gehalten, und der hat ihn geleitet“, sagt seine Frau heute. So bat Heinrich seine Mutter um eine neue, unauffälligere Bibel. Schliess-lich erreichte ihn ein ganz dünnes Büchlein, das ihm aber grossen Halt gab.

Heinrich als Brüderrat der Stadtmission WetterNach Krieg und Gefangenschaft en-gagierte sich Heinrich sehr in der evangelischen Stadtmission Wetter, die zum Chrischona Gemeinschafts-werk Deutschland gehört. Treu be-suchte er jeden Sonntag die „Stunde“ und ging in die Gebetsgruppen. Aus-serdem diente er der Gemeinde als Brüderrat.

Eine letzte Geste der HoffnungHeinrichs schwerste Prüfung war sei-ne psychische Erkrankung, die ihn seit den Kriegstraumata begleitete.

Sie konnte nur unzureichend behan-delt werden und verschlechterte sich nach und nach. Am Ende umhüllte ihn ein Nebel des Vergessens, er wur-de sehr passiv. Dennoch hielt er noch im Krankenhaus einen Gegenstand umklammert: Es war sein Neues Tes-tament.

Das war 1983, zu einer Zeit, in der ich die ersten Worte meines Lebens sprach. Leider konnte ich meinen Grossvater nicht mehr persönlich kennenlernen. Was mir aber grossen Trost schenkt, ist die Tatsache, dass ich heute als Online-Redakteur auf St. Chrischona selbst zu einem Chri-scho na-Mann geworden bin. Ich den-ke, das würde Heinrich gefallen. //

Markus Dörr (32) arbeitet seit 2012 als Online-Redakteur bei Chrischona International.

Markus Dörr erzählt seine Chrischona-Familiengeschichte:

Heinrich Dörr ist mein Gross-vater. Er starb, als ich ein Jahr alt war. Ein Gesicht von einem alten Foto ist fast alles, was ich mit ihm verbinde. Wären da nicht die Geschichten, die ich aus meiner Familie über ihn höre. Auch wenn diese unter-schiedlich klingen, sind sie sich in einem Punkt einig: Heinrich Dörr war von ganzem Herzen Chrischona-Mann.

Den Grundstein seines Glau-bens legte Heinrichs Mut-ter, eine sehr gläubige Frau.

Heinrich Dörr wuchs in Wetter bei Marburg auf. Bis heute ist das eine ländliche Gegend mit herbem Charme und kleinen Gemeinschaf-ten, in denen jeder jeden kennt. So auch die evangelische Stadtmission, in der Heinrich seinen Glauben aus-lebte und vertiefte.

Mit der Bibel bei der Waffen-SSLeicht war das wahrlich nicht. Schliesslich war der Geburtsjahr-gang 1925 Teil der Generation, die im Zweiten Weltkrieg kämpfen musste.

HEINRICH DÖRR, DER CHRISCHONA-MANN

„NOCH IM KRAN-

KENHAUS HIELT ER

EINEN GEGENSTAND

UMKLAMMERT: SEIN

NEUES TESTAMENT.“

12An einer Heiligungs­

konferenz auf

St. Chrischona in

den 1960er Jahren.

Page 72: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

72 175 JAHRE CHRISCHONA

KAPITEL

Heidrun Sinning-Fan

heute und 1990 während

einer Jugendkonferenz in

Boundiali/Elfenbeinküste

(Bilder unten)

72 175 JAHRE CHRISCHONA

13

Page 73: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

73

finanzielle. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Gemeinden in der Lage sein würden, mich auszusenden. Aller-dings versprach er, meine Anfrage in der Bezirks-gemeindeleitung vorzu-bringen.

Gott öffnet Herzen und HändeEin Jahr lang beteten meine Mitbe-wohnerin und ich fast jeden Abend für die Entscheidung der Gemeinde. Endlich kam die Zusage. Ich staunte, wie viele diesen Entschluss mittru-gen. Sie organisierten zwei Busse zu meiner Aussendungsfeier nach dem Katechetischen Seminar, und der Posaunenchor gestaltete den Gottes-dienst und die Festveranstaltung mit.

Es folgten weitere Vorbereitungen, bis die Gemeinde mich dann end-lich im Juli 1984 zum Missionsdienst aussandte. In allen Orten des Bezirks wurde von nun an eine Kollekte pro Monat für die Mission gesammelt. Ausserdem gingen viele Einzelspen-den ein. Dies deckte einen erheb-lichen Teil der Kosten für meinen Unterhalt und die Arbeit. Ich staun-te und war dankbar dafür, dass Gott Herzen und Hände geöffnet hatte.

Etwa drei Jahre später entschloss sich die Gemeinde Heinebach dann, noch ein Missionarsehepaar nach Frank-reich auszusenden. Ich freute mich zwar darüber, dachte aber, dass dann die Missionsgaben unter uns aufge-

teilt werden müssten. Erstaunlicher-weise war das nicht der Fall. Sicher beteiligten sich noch mehr Gemein-deglieder mit regelmässigen Spenden und viele gaben noch grosszügiger.

Gemeinden haben gewonnenDas Engagement für Mission wuchs, und der Aktionsradius der Gemein-den vergrösserte sich in den folgen-den Jahren. Weitere Missionare wur-den ausgesendet: in die Türkei, nach Kenia, Uganda, Ruanda, in den Sudan und in die Ausländerarbeit nach Ber-lin. Bis heute sind und waren meh-rere Missionsehepaare gleichzeitig im Einsatz. Seit 30 Jahren haben die Gemeinden es immer wieder gewagt, sich ganz konkret für die weltwei-te Mission zu engagieren. Dadurch sind sie nicht ärmer geworden. Trotz finanzieller Unterstützung der Mis-sionare konnten sie weiterhin drei Hauptamtliche bezahlen und noch zwei Gemeindehäuser bauen. Durch ihren Einsatz für die weltweite Mis-sion haben sie in vieler Hinsicht ge-wonnen: reichen Segen! //

Heidrun Sinning-Fan (59), Chrischo-na-Absolventin von 1982, war sieben Jahre Missionarin in der Elfenbein-küste und vier Jahre in Uganda. Heu-te arbeitet sie im Gnadauer Verlag in Kassel.

Vor mehr als 30 Jahren hat Heidrun Sinning-Fan in der Chrischona-Ge-meinde Heinebach einen Stein ins Rollen gebracht. Ohne zu ahnen, wel-cher Segen bis heute daraus entstehen sollte.

„Wir haben zwei Prediger, eine Ge-meindeschwester und ein neues Ge-meindehaus, das wir noch abbezahlen müssen. Da können wir nicht auch noch eine Missionarin unterstützen“, so lautete die Antwort auf meine An-frage, ob die Chrischona-Gemeinden im Bezirk Heinebach mich als Missi-onarin nach Westafrika in die Elfen-beinküste aussenden könnten.

Das war im Jahr 1981. Ich besuchte seit zwei Jahren die Bibelschule auf St. Chrischona. In dieser Zeit war ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich auf eine Aufgabe als Jugendmissio-narin in der Elfenbeinküste zugehen sollte. Ermutigt von unserer Dozen-tin Elsbeth Meyer, wagte ich konkrete Schritte. Beim Gespräch mit Bruno Herm, dem damaligen Direktor der DMG (Deutschen Missionsgemein-schaft), wurde mir klar, dass neben der guten Vorbereitung auf meine

zukünftige Aufgabe, die Aussendung durch eine Gemeinde wich-tig sei. Neben der finanziellen Unter-stützung sollte eine Heimatgemeinde vor allem für mich und meine Arbeit beten.

Das Gespräch mit dem Prediger ver-lief anders als er-wartet. Er hatte Be-denken, besonders

„ICH STAUNTE UND

WAR DANKBAR

DAFÜR, DASS GOTT

HERZEN UND HÄNDE

GEÖFFNET HATTE.“

GEWAGT UND GEWONNEN

Heidrun Sinning-Fan in Uganda –

mit einem Gastgeschenk an der Leine.

Page 74: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

74 175 JAHRE CHRISCHONA

Für Brigitte Läuppi ist Chrischona ein Stück Heimat geworden.

WARUM CHRISCHONA AUCH HEIMAT IST

74 175 JAHRE CHRISCHONA

Als Missionarin in Kenia wohnte sie

neben dieser Kirche.

Page 75: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

7514

WARUM CHRISCHONA AUCH HEIMAT IST

Der Weg in die äussere Mission bestätigte sich während dieser Zeit. Aber bevor es Richtung Afrika losging, hiess es, das Gelernte zuerst in der eigenen Sprache anzu-wenden. Zwei Jahre war ich Gemeindehelferin in der Chrischona-Gemein-de Thalwil und ein paar Monate in meiner Heimatgemeinde Kirchleer-au/Reitnau. So blieb ich weiter mit Chrischona verbunden und besuchte gerne die verschiedenen Konferen-zen. Da gab es immer etwas zu erzäh-len, wenn ich Lehrern und Freunden wieder begegnete.

Mit der ehemaligen Chrischona-Mis-sion, in Verbindung mit der DMG (Deutschen Missionsgemeinschaft), reiste ich 1988 zum ersten Mal nach Kenia aus. Während fast zwanzig Jah-ren arbeitete ich zusammen mit Vreni Bachmann unter Kindern. Im soge-nannten Heimatdienst hatte ich im-mer die Möglichkeit, an einem Mis-sionsabend auf St. Chrischona von meiner Arbeit zu berichten.

Während des zweiten Heimatauf-enthaltes steckte ich in einer grossen Krise und nahm an der KGE 1995 teil. Das Thema „Christsein muss doch mehr sein“ sprach mich sehr an. Im Kopf konnte ich alles nachvollzie-hen, aber das Herz konnte nicht mehr Schritt halten. Es kam mir vor, als wären die Botschaften für mich ge-schrieben worden. Gott wusste, was ich brauchte, und schickte mir die richtigen Leute über den Weg, um so einiges zu verarbeiten. Ein liebes Ehe-paar lud mich ein, eine weitere Wo-che auf Chrischona zu bleiben, zur Ruhe zu kommen und aufzutanken.

Bald darauf wurde auch die Infektion in meinem Körper entdeckt und be-handelt. Im Herbst 1996 konnte ich wieder nach Kenia ausreisen, nach-dem sich Körper, Seele und Geist er-holt hatten. Segensreiche BONHEUR-WocheSeit April 2008 arbeite ich im Missi-onsbüro der SIM International (Suis-se) in Biel. Nun kann ich öfters einen Abstecher nach St. Chrischona ma-chen oder die Urlaubswoche BON-HEUR besuchen. Übersetzt bedeutet das Wort „Bonheur“: Freude, Glück, Wohlergehen, Heil, Segen. Passende Worte für diese Ferienwoche. Denn Gott, der uns unendlich liebt, ist es eine Freude, heilend und segnend durch Jesus Christus in unser Leben einzugreifen, wenn wir ihn lassen. Wegen all dieser eindrücklichen Er-fahrungen ist und bleibt St. Chrischo-na ein wichtiger Ort auf meinem Weg mit Gott. //

Brigitte Läuppi (56) absolvierte 1984 ihre Ausbildung auf St. Chrischona. Viele Jahre war sie im Missionsdienst mit der Chrischona-Mission, später mit der DMG. Heute lebt sie in Biel.

Chrischona ist für Brigitte Läuppi ein wichtiger Ort auf ihrem Weg mit Gott. Dazu beigetragen haben auch die Konferenz- und Urlaubswochen im Sommer auf Chrischona:

Heimat ist für mich wieder die Schweiz. Seit sechs Jahren bin ich zurück in dem Land, dessen Staats-bürgerin ich bin. Aber ich empfinde jeden Ort ein wenig als „Zuhause“, wo ich mit Menschen zusammen bin, die Gott lieben. Deshalb wurde mir auch St. Chrischona zu einem Stück Heimat.

Namen ändern, Erinnerung bleibtSo etwa antwortete ich auf die Frage zum Thema „Heimat“ am 1. August 2014 bei der Urlaubswoche BON-HEUR auf St. Chrischona. Dies ist der neue Name der Konferenz für geistliche Erneuerung (KGE). Mit den Jahren ändern sich Namen, aber die Erinnerungen bleiben, die mein Leben auf diesem Berg prägten. Von 1981 bis 1984 besuchte ich die Bibel-schule für Frauen. Während des Stu-diums lernte ich Gott, die Klassenka-meradinnen und mich besser kennen. Es war eine gute und herausfordernde Lebensschule, die ich nicht missen möchte. Mit einigen Mitschülerinnen bin ich bis heute in Kontakt.

„ZUHAUSE IST,

WO ICH MIT

MENSCHEN

ZUSAMMEN BIN,

DIE GOTT LIEBEN.“

Brigitte Läuppi auf dem Podium bei

der Urlaubswoche BONHEUR

2014 auf St. Chrischona.

Page 76: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

76 175 JAHRE CHRISCHONA

MISSION

und „äusserer“ Mission ist auch von gestern, findet Hans Ulrich Reifler. Er unterrichtete die vergangenen 23 Jahre Missionswissenschaft am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc). „Wir verwenden die Begriffe heu-te nicht mehr so, weil sie von Menschen diskriminierend empfunden werden“, sagt Reifler. So sieht es auch Dr. Jean-Georges Gantenbein, der seit 2014 das Fach Missi-on am tsc unterrichtet:

Jean-Georges Gantenbein: Die Trennung von äus-serer und innerer Mission war aus pragmatischen Gründen im 19. Jahrhundert hilfreich. Heute behindert sie eher den biblischen Auftrag der Mission. Das so genannte christliche Europa ist in grossen Teilen nicht mehr christlich, sondern säkularisiert und deshalb nicht mehr mit dem Evangelium

bekannt. Da geht es nicht um innere Mis-sion, sondern schlicht wieder um Mission!

Welches Verständnis von Mission brin-gen Sie Ihren Studenten bei?Gantenbein: Mission mit einem dicken und grossen „M“. Mission von ihrem um-fassenden biblischen Sinn. Der dreieinige Gott selbst ist ein „missionarischer“ Gott, der sich von seinem Wesen her „missiona-risch“ uns Menschen zuwendet. Deutlich wird dies in der Sendungstheologie des

Johannes-Evangeliums. Mission mit diesem dicken „M“ ist deshalb mehr als eine missionarische Aktivität der Kirche. Gott selbst ist der erste „Missionar“, und die missionari-schen Aktivitäten der Kirche sind eigentlich nur die Folge einer Dynamik der Trinität.

Wir sollen nicht nur darauf bedacht sein, dass Hei-den zu Christen werden, sondern auch darauf, dass Christen nicht wieder zu Heiden werden. Diese viel-zitierte Aussage des Chrischona-Gründers Christian Friedrich Spittler eröffnet eine doppelte Perspekti-ve, die Chrischona von Anfang an prägte: Christen im Glauben zu fördern und zu stärken – und Chris-ten ausbilden und befähigen, damit sie Menschen die frohe Botschaft von Jesus Christus weitersagen können.

MICHAEL GROSS

Chrischona und die Mission gehören also zusammen. Chrischonas Blick wanderte nach aussen, in die Welt. Auch weil Menschen in nahen und fer-nen Ländern bei Chrischona anklopften und sagten: Schaut mal her, wir brau-chen Prediger und Missionare – schickt uns Absolventen eurer Ausbildung! So gelangten Absolventen nicht nur ins nahe Thurgau oder Hessen – sondern auch ins ferne Texas, China oder dama-lige Ost- und Westpreußen. Über 350 „Chrischona-Brüder“ gingen im 19. Jahrhundert nach Amerika. 1877 sandte die Pilgermission erste Chrischona-Missi-onare nach China aus, in Zusammenarbeit mit Hudson Taylors China-Inland-Mission (siehe Seite 78).

Man muss heute nicht mehr in ferne Länder reisen, um „Missionar“ zu sein. Die Unterscheidung von „innerer“

„MAN MUSS HEUTE NICHT IN FERNE LÄNDER REISEN, UM MISSIONAR

ZU SEIN.“

CHRISCHONAS AUSSENSICHT

1825 1847 Erster „Pilgermissionar“ wird in die USA

entsandt. Insgesamt zogen bis 1900 über 360 Chrischona-Brüder nach Nord-Amerika. (Bild: St. Pauls Lutheran Church, gegr. 1872)

1846Zwei Chrischona-Brüder werden ins Heilige Land geschickt

1840Gründung der Pilgermission St. Chrischona

1860Projekt „Apostelstrasse“ beginnt. Es sollten zwölf Handels- und Missionsstationen zwischen Jerusalem und Äthiopien entstehen. Es scheiterte und war trotzdem wegweisend: Andere Missi-onen übernahmen das Konzept der „Missions-stationen“, durchaus erfolgreich.

1825Spittler gründet die Basler Mission (heute: Mission21).

1856Chrischona-Bruder Martin Flad reist

mit fünf anderen nach Äthiopien. 1868 mussten die Europäer das

Land verlassen.

Page 77: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

77

Und so werden die Länder des „christlichen“ Europa selbst zu „Missionsländern“…Gantenbein: Europa wird immer multikultureller, dazu braucht man nicht mehr auf andere Kontinente zu gehen. Natürlich freue ich mich, dass das „Missionsland“ Europa neu entdeckt wird. Zugleich sollten wir aber diesen Be-griff eher meiden, weil er uns wieder auf eine veraltete geografische Definition der Mission zurückwirft.

Missiologie ist also nicht nur für die Studenten wich-tig, die später „in die Mission gehen“ wollen?Gantenbein: Die Missiologie befasst sich mit der Be-ziehung der Kultur zum Evangelium. Deshalb ist dieses Fach wichtig in allen Kontexten dieser Welt. Auch hier in Europa heisst Gemeindearbeit, sich mit der „Gemein-dekultur“ und den lokalen Gegebenheiten auseinander-zusetzen. Wenn Prediger und Gemeindeleitungen eine Gemeinde in eine bestimmte Richtung führen wollen, geht es zuerst um biblische Lehre, dann aber sofort um

Wie hat sich die Definition von Mission im Laufe der Zeit verändert? Wie entwickelt sie sich zurzeit?Gantenbein: Bis in die 1970er und 1980er Jahre herrschten eurozentrische und geografische Definitionen. Mission wurde verstanden als einseitiges Unternehmen der Kirchen des Westens gegenüber den damals noch jungen Kirchen auf den anderen Kontinenten. Heute hat sich die Lage des Weltchristentums radikal verändert. Wir in Europa sind nur noch ein kleiner Teil der Christen auf der Welt. Heute wird Mission nicht mehr geografisch de-finiert. Mission ist zuerst Gottes eigentliches Anliegen. So kann sie als Ur-Auftrag der Kirche verstanden wer-den. Mission wird damit zum Auftrag aller Kirchen – von überall nach überall. Die Gute Nachricht von Jesus Christus muss schliesslich in eine kritische Wechselbeziehung mit den Menschen einer lokalen Kultur eintreten, sodass sie das Evangelium überhaupt verstehen können und sich die Dynamik des Evangeliums auch wirklich existentiell in den Menschen entfalten kann.

CHRISCHONAS AUSSENSICHT

1877Erste Chrischona-Missionare werden nach China ausgesandt. Zusammenar-beit mit Hudson Taylors China-Inland-Mission beginnt.

1877Beginn der Gemeinschaftsar-beit in Ost- und Westpreußen.

1872 Einige Chrischona-Brüder werden im Stamm der Galla im heutigen Äthiopien tätig (bis 1886).

1926 Chrischona-Brüder reisen mit der Kirchlichen Judenmission Englands nach Äthiopien. Die Türen nach Äthiopien öffnen sich wieder für die Mission – bis 1937.

Von zurzeit rund sieben Milliarden Menschen auf der Welt haben fast drei Milliarden noch nichts vom Gott der Bibel gehört. Mission ist und bleibt aktuell.

1895Die Pilgermission wird zur Zentrale der China-Inland-Mission (CIM) in der Schweiz. Bis 1949 konnten 35 Mit-arbeiter nach China ausgesandt werden. 1951 schlossen sich die Türen für die Missionsarbeit in China.

© p

hoto

case

– s

tock

wer

k23=

Page 78: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

78 175 JAHRE CHRISCHONA

MISSION

Kulturfragen. Die Missiologie bietet gute Instrumente, mit diesem Spannungsfeld im Gemeindebau umzugehen.

Mission bleibt nicht vor der Haustür stehenEs klingt abgedroschen, ist aber so: Mission beginnt vor unserer Haustüre. „Nur, sie bleibt nicht vor unserer Haus-türe stehen“, sagt Hans Ulrich Reifler. Denn Mission habe immer den Blick in die Ferne, zu den unerreichten Volks-gruppen. Und davon gibt es nicht wenige: fast 17‘000 Volksgruppen gibt es weltweit – und davon sind rund 7‘000 unerreicht (laut www.joshuaproject.net). Dort gibt es keine Kirche, keine Hauskreise, keine Christen, keine Missionare.

2000 Jahre sollten eigentlich ausreichen, damit sich die gute Nachricht von Jesus Christus überall auf der Welt he-rumsprechen kann. Von wegen: Von zurzeit rund sieben Milliarden Menschen auf der Welt haben fast drei Milliar-den noch nichts vom Gott der Bibel gehört.

Heute stehen mehr als 600 Absolventen des Theologi-schen Seminars St. Chrischona (tsc) im aktiven Missions-dienst auf allen Kontinenten. Und das Interesse an der Mission sei bei den Studenten ungebrochen, weiss der langjährige Missiologie-Dozent Hans Ulrich Reifler. Bis zu einem Drittel eines Jahrganges gehen in die Mission. „Das Interesse an Mission ist da, aber natürlich hat sich die Welt verändert“, sagt Reifler. Da mache es kaum noch einen Unterschied, ob man nach Südamerika geht oder nach Schwedt oder Prenzlau in Ostdeutschland. Denn auch Schwedt oder Prenzlau im Zentrum Europas ist pure Mission in einer nachchristlichen Welt. //

20151977 Gründung der Chrischona-Mission als eigenständige Missionsgesellschaft. Beginn einer Zusammenarbeit mit der Deutschen Missionsgemeinschaft (DMG).

1977Die Revolution in Äthiopien beendet die Missionsarbeit.

1960„Chrischona-Mission in Äthiopien“ beginnt erneut.

1953Der Pilgermissions-Zweig der China-Inland-Mission geht in der Überseeischen Missionsgemein-schaft (ÜMG) auf.

2004Chrischona-Mission geht in der DMG auf. Eine Missionsstelle wird auf Chrischona eingerichtet, die bis 2011 besteht.

Was eine segensreiche Partnerschaft mit der China-Inland-Mission – heute Überseeische Missions-Ge-meinschaft, ÜMG – bewirkt hat.

MARKUS DUBACH

Vor 150 Jahren hat Hudson Taylor (Abbildung oben) mit seinen Ansichten das Denken vieler Christen der westli-chen Welt verändert. 1865 lebten ungefähr 250 Millionen Menschen in China – und nur 2500 waren Christen. Diese Zahlen forderten Hudson Taylor heraus. Wie können die-se 250 Millionen Menschen die gute Nachricht in ihrem Leben hören? Wo sind Männer und Frauen, die bereit sind, in Chinas Inland zu gehen? Überwältigt von der Vi-sion, Jesus allen Chinesen bekannt zu machen, gründete er 1865 die China-Inland-Mission (CIM). Dabei diente ihm

CHRISCHONA DIENT CHINESEN

Page 79: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

79

auch die Pilgermission St. Chrischona als Vorbild, weil sie sowohl Geistliche als auch Handwerker aussandte. Welche Verände-rungen hat diese Partnerschaft bewirkt?

Gemeinsam im Dienste einer Vision1891 bezeichnete Hudson Taylor die „In-terdenominationalität“ als das erste al-ler spezifischen Merkmale der CIM. Dass Christen aus den unterschiedlichsten evan-gelischen Glaubensgemeinschaften (Deno-minationen) gemeinsam an Gottes Mission teilnahmen, war neu, ja bahnbrechend und zeugnisstark. Die Pilgermission hatte ähn-liche Züge: Sie nahm – und nimmt heute noch – Bewerber aus allen Denominationen ins Theo-logische Seminar St. Chrischona auf. Diese Offenheit, Menschen mit unterschiedlichen Formen der Spiritualität auszubilden und einzusetzen, bleibt bis heute charakte-ristisches Merkmal der beiden Organisationen.

Frauen und Männer ausgebildet und eingesetztDie China-Inland-Mission als erste Glaubensmission war bahnbrechend und transformierend, indem sie nicht or-dinierte Mitarbeiter im Vertrauen auf Gott in bisher völ-lig unbekannte und unerreichte Inlandprovinzen Chinas sandte. Ja, sogar ledige Frauen wurden für solche Pio-nieraufgaben ausgesandt und leisteten einen wertvollen Missionsdienst. Während dies bei vielen Zeitgenossen nur Kopfschütteln verursachte, veränderte dieser gaben-orientierte Einsatz von Männern und Frauen im Missions-dienst die Ausbildungsstätten: Herausgefordert durch diese Wertschätzung der Frauen in der Mission, begann Chrischona im Jahr 1909, Frauen eine biblisch-theologi-sche Ausbildung anzubieten.

Synergien nutzen Hudson Taylor und der damalige Chrischona-Leiter Carl Heinrich Rappard waren stark von der Heiligungsbewe-

gung beeinflusst und legten grossen Wert auf ein Leben aus Glauben, persönliche Heiligung und missionarisches Engagement. So war es schon fast eine natürliche Ent-wicklung, dass die Freundschaft zwischen den beiden Leitern dazu führte, dass die Pilgermission eigene Pläne für eine China-Mission zu Gunsten einer engen Zusam-menarbeit mit der CIM aufgab. Die Kooperation zwi-schen Chrischona und der CIM war bis zur Machtüber-nahme der Kommunisten in China Anfang der 1950er Jahre eine effektive aussenmissionarische Partnerschaft, um unter Chinesen Jesus bekannt zu machen. Auch heu-te noch dienen Absolventen des Theologischen Seminars St. Chrischona als ÜMG-Mitarbeiter Asiaten mit grosser Hingabe. Von den 2,2 Milliarden Menschen in Asien sind noch 670 Millionen unerreicht. Wer wird ihnen dienen? //

ZUR PERSONMarkus Dubach, hier mit seiner Frau Gertrud, ist Missionsleiter der ÜMG Schweiz.

CHRISCHONA DIENT CHINESEN

79

Viele Absolventen des Theologi-schen Seminars St. Chrischona dienen als ÜMG- Mitarbeiter in Asien.

Page 80: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

80 175 JAHRE CHRISCHONA

MISSION

Sichtweise zu folgen und das Gebet als gewaltfreie, aber mächtige Waffe ein-zusetzen.

Sowohl messianische Ju-den als auch arabische Christen brauchen die Gebetsunterstützung ihrer Ge-schwister weltweit sowie das Wissen darum. Messiani-sche Juden, weil sie sich einerseits als Israelis je länger desto mehr zum Sündenbock unter den Nationen abge-stempelt sehen und andererseits als messianische Gläu-bige von religiösen Juden grossen Widerstand erfahren. Evangelikale arabische Christen ihrerseits fühlen sich als Minderheit im doppelten Sinn: Sie sind eine kleine Schar unter den vorwiegend traditionellen arabischen Christen, die wiederum im Verhältnis zur muslimischen Mehrheit eine Minderheit bilden.

Als messianische Juden und Christen gehören wir alle zu einem weltweiten Leib, dessen Haupt Jesus ist. Ein praktisches Beispiel, wie diese Verbundenheit auch über grosse Distanzen aussehen kann, haben wir vor wenigen Wochen erlebt. Hanna, eine langjährige Freundin des jüdischen Volkes und Unterstützerin unserer Arbeit, rief uns mit einem besonderen Anliegen an. Sie habe in ihrer

Mit welchem Blick sehen die Kenner der amzi (Ar-beitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel) die Situation im Nahen Osten? Deren Leiter beschreiben, welches der Schlüssel für den Frieden im Nahen Osten ist.

CATHERINE MEERWEIN UND MARTIN RÖSCH

Viele Menschen empfinden Ohnmacht und Hilflosigkeit angesichts der Situation im Nahen Osten: Einfache Lö-sungen scheint es nicht zu geben. Dies gilt nicht nur für Syrien und den Nordirak, sondern auch für den schon Jahrzehnte andauernden Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Je intensiver man sich mit den komple-xen Zusammenhängen befasst, desto deutlicher wird dies. Zwar könnte man aufgrund der Medienberichter-stattung denken, allein ein Rückzug Israels aus den be-setzten Gebieten bringe der Region Frieden. Doch jedem kritisch denkenden Zeitgenossen wird sich daraufhin die Frage aufdrängen, weshalb denn in Syrien – ohne Israels Zutun – Bürgerkrieg herrscht. Auf christlicher Seite ent-steht hin und wieder der Eindruck, die Palästinenser seien einfach am falschen Platz, da dieses Land von Gott dem jüdischen Volk verheissen ist. Der kritische Zeitgenosse je-doch könnte hier fragen, wie denn mit den Palästinensern verfahren werden soll und ob Gott wohl „aus Versehen“ auch unter ihnen seine Gemeinde baut.

Einander stärken und ermutigenDurch die „politische Brille“ betrachtet scheint die Situa-tion tatsächlich verfahren und hoffnungslos. Aber Gott handelt im Irak, in Syrien, Israel und den palästinensischen Gebieten – auch wenn man darüber nichts in der Zeitung liest. Als gläubige Christen sind wir aufgefordert, Gottes

EINE FRAGE DER SICHTWEISE

8. März 1840Gründung der Pilgermission St. Chrischona

1840

1858Johannes Frutiger (1836-1899), Absolvent von St. Chrischona, übernimmt in Palästina die von der Pilger-mission gegründete Handelsgesellschaft „C. F. Spittler & Co.“.

1860Johann Ludwig Schneller

eröffnet im Auftrag der Pilgermission in Jerusalem das

Syrische Waisenhaus für Kin-der, die im Libanon Opfer des

Bürgerkriegs zwischen Drusen und Christen geworden sind.

1846Samuel Gobat, Absolvent des Basler Missionsseminars, wird in Jerusalem lutherisch-anglikanischer Bischof; zur Familie gehört Tochter Dora (1842-1923), die spätere Ehefrau des Inspektors der Pilgermission Carl Heinrich Rappard.

1846Conrad Schick und Ferdinand Palmer werden als ausgebildete Pilgermissionare von St. Chrischona nach Jerusalem entsandt, um jüdischen und arabischen Menschen mit dem Evangelium zu dienen. Sie richten dort ein „Brüderhaus“ als Station auf der sogenannten Apostelstrasse nach Abessinien (Äthiopien) ein.

Israelis bezeichnen sich als Sabras: Kaktusfeigen.

Page 81: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

81

Versöhnung wagenAls amzi haben wir uns seit unserer Gründung auf die Fahne geschrieben, Kontakte zu messianischen Juden und arabischen Christen zu pflegen. Denn durch Jesus wurde die trennende Mauer zwischen jüdischen und nichtjüdischen Jesusnachfolgern niedergerissen: Jesus

hat den Zaun der Feindschaft abge-brochen und aus beiden eins gemacht (Epheser 2,14). Was für Mitteleuropäer banal und belanglos klingen mag, ist der Schlüssel zum Frieden im Nahen Osten. In der israelischen wie in der palästinen-sischen Gesellschaft wirken Angst, Hass

und Hoffnungslosigkeit lähmend. Jesus ist die Basis, um über scheinbar unüberwindliche Hindernisse hinweg Be-ziehungen zu den „Anderen“ aufzubauen und zu pfle-gen. Dass Jesus der Friedefürst ist, gilt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für den Leib Jesu als Ganzes. Diese Botschaft weiterzugeben, ist unser Auftrag. //

stillen Zeit für Pastor Nihad Salman von der Immanuel- Gemeinde in Bethlehem gebetet, und da war ihr, als wenn Jesus ihr die Bedeutung von „Immanuel“ (Jesaja 7,14) neu deutlich machen würde: „Gott mit uns“. Han-na hatte den Eindruck, sie solle Pastor Nihad die Ermuti-gung weitergeben, der treue und wahre Gott sei mit ihm und der kleinen Gemeinde von gläubigen Christen, die in Bethlehem geblieben ist.

Wir sandten diese Nachricht per E-Mail an Pastor Nihad. Seine Antwort: „Welch ein Segen, und was für eine grosse Ermutigung! Sie kam im rechten Augen-blick, zu einer Zeit, in der ich ein derartiges Zeichen brauchte. Wir können uns glücklich schätzen, Menschen an unserer Seite zu haben, die für uns hier in Bethle-hem beten.“ Uns begeistert an dieser Begebenheit, dass keiner der Beteiligten leer ausging, denn Ermutigung ist keine Einbahnstrasse.

20151980Eröffnung des von der amzi geförderten Konferenz- und Gästehauses „Beth Jedidja“ in Haifa

1986Andreas Meyer wird Nachfolger seines Vaters Kon-rad als Geschäfts-führer der amzi.

2001Hanspeter Obrist übernimmt die Aufgabe des Geschäfts-führers und knüpft Kontakte zu zahlreichen neuen Partnern in Israel.

200840 Jahre amzi:

Festakt im Kon-ferenzzentrum St. Chrischona

1968Gründung der amzi auf St. Chrischona unter Direktor Edgar Schmid mit dem ersten Geschäfts-führer Konrad Meyer.

1985Gründung des deutschen Vereins amzi e. V. mit Sitz in Lörrach

2011Das Modell des Tempelbergs in Jerusalem von Conrad Schick aus dem Jahr 1873, seit 1964 im Besitz der Pilgermission, kehrt nach Jerusalem zurück.

2010/2011Catherine Meerwein wird als administrative Leiterin, Martin Rösch als theologischer Leiter der amzi berufen.

ZUR PERSONCatherine Meerwein und Martin Röschleiten gemeinsam die Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (amzi).

www.amzi.org

„ERMUTIGUNG IST KEINE

EINBAHNSTRASSE“

Page 82: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

INSERATE

PS: Ferien mit Surprise sind wie ein Fest mit Freunden.

www.surprise-reisen.ch

Surprise Reisen gratuliert zum Jubiläum.

Ferie

n mit

chris

tlich

er R

eise

begle

itung.

Für a

lle A

lters

stufe

n

und Inte

ress

en.

Gemeinsam helfen , Leben verändern !

SCHWEIZER ALLIANZ MISSION CH-8400 Winterthur

T. +41 (0)52 269 04 69www.sam-info.org

HERZLICHEN GLÜCK-WUNSCH,

CHRISCHONA!

Danke für die tollen Mitarbeitenden, die ihr ausbildet. Die bewegen

was!

175 Jahre Chrischona„Licht in Lateinamerika“ (LiL) freut sich mit dem jubilierenden Chrischona werk, das immer wieder neue Formen gefunden hat, dem Auftrag nachzukommen. Es hat aber auch ermöglicht, dass aus den eigenen Reihen neue, eigenständige Arbeitszweige entste-hen konnten. So wurde mit kräftiger Unterstützung von Gemeinde-gliedern inklusive Prediger Fritz Rolli in Frauenfeld 1981 die Mission LiL gegründet.

Verantwortung übergeben! „Licht in Lateinamerika“ verändert sich. Bisher wurde die Ausbil-dung der indigenen Bevölkerung vor allem durch europäische, interkultu relle Mitarbeiter ausgeführt. Nun findet eine Ablösung statt und costarricanische oder indigene Personen unterrichten in den Aus bildungskursen, getreu unserem Motto von 2. Tim. 2,2: „(...) das befiehl treuen Menschen an, die tüchtig sind andere zu lehren.“ Die europäischen, interkulturellen Mitarbeiter stehen ih-nen beratend und helfend zur Seite.

Verantwortung übernehmen.Wer übernimmt Verantwortung, die einheimischen Mitarbeiter zu un-terstützen, so dass die kontinuierliche Arbeit fortgeführt werden kann?

Gemeinnütziger Verein zur Förderung von

Entwicklungshilfeprojekten und Werkmissionsschulen

www.lil.ch

Infos und Spenden:

Sekretariat LiL SchweizTel. 052 335 35 [email protected]

Spendenkonto Schweiz:PC 85-3006-3

Spendenkonto Deutschland: Evang. Kreditgenossenschaft e.G. BLZ 520 604 10, Kto-Nr. 418 315 Licht in Lateinamerika

Page 83: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

83

LIEBE CHRISCHONA, HERZLICHE GRATULATION.Seit 175 Jahren Jesus erleben, Menschen fördern, dem Nächsten dienen. Weltverändernd !

Wir machen das Gleiche. Seit 63 Jahren. Mit Jesus im Zentrum, Kindern im Fokus und Gemeinden als Partner. Und mit Ihrer Unterstützung. Danke !

Compassion arbei-tet ausschliesslich mit christlichen Gemeinden in Ländern des Welt südens zusammen. Als Einheimische kennen diese die Bedingungen vor Ort genau und können daher den Kindern und ihren Fami lien am besten helfen.

Kirchen ALS PARTNER

Warum Compassion? Grund Nr. 3:

Beginnen Sie heute eine Patenschaft: CH: 0800 784 773 · www.compassion.chD: 0 64 21 - 30 97 80

www.compassion-de.org

Verändern Sie die Welt. Ein Kind nach dem anderen.

Der Film gottesdienst zum Muttertag in der ganzen Schweiz und in Deutschland

www.filmgottesdienst.chwww.filmgottesdienst.de

Mal was anderes – auch

in Ihrer Gemeinde?

Page 84: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

INSERATE

jakob agIhr Partner für Druck & Kommunikation

3506 Grosshöchstetten 031 710 42 [email protected]

Herzliche Gratulationzu 175 JahrenChrischonaund alles Gute für die Zukunft!

r 15U laub 20

rBiblisches Prog amm

2 0 rei e en5 F z it

www.f eizeit n-reisen.der e

aUmf ssender Service

G ati r s f r ean o d rn:

(0 9 7 2 - 00 4 ) 0 5 93 39 6

Katalog

in ü r Lä er be 40 nd n

Page 85: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

Unser Name ist Programm! DMH steht sowohl für unser christliches Werk

Diakonissen-Mutter-Haus St. Chrischona als auch für unseren Auftrag Diakonisch-Missionarisch Handeln. Dabei orientieren wir uns an Leben und Werk Jesu Christi. Mit Wort und Tat stellen wir uns den Herausforderun-gen unserer Zeit immer wieder neu.

Jeder Mensch ist eine einmalige, von Gott geschaffene, bedingungslos geliebte Persönlichkeit. Dieses christliche Menschenbild ist Grundlage unseres Engagements. Dieses prägt die drei Schwerpunkte unserer Arbeit:

www.dmh-chrischona.org

Bildung • Begleitung • Heimat

Institutionen des DMH bzw. vom DMH unterstützte Institutionen

Pflegeheime

Feierabendhäuser Neema ya Mungu

Page 86: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

86 175 JAHRE CHRISCHONA

DIAKONISSEN

Fruchtbar sein und Neues wagenEntscheidend ist bei der Erneuerung, dass sich der Ein-zelne durch Jesus Christus inspirieren lässt. Von zentra-ler Bedeutung ist dabei das Wirken des Heiligen Geistes. Wachstum im Glauben kann dann folgen. Jesus ver-gleicht das mit dem Säen und Wachsen der Saat, was durch Gnade geschieht. Das Ziel dieser Entwicklung ist das Fruchtbarwerden oder Fruchtbarsein für Jesus. Und was wollten wir als Schwestern- und Mitarbeiterschaft nicht lieber, als fruchtbar zu sein für Jesus?

Für die Erarbeitung einer klaren Wegführung mussten zuerst die Voraussetzungen in der Schwesternschaft ge-schaffen werden. Dies erfolgte durch moderierte Work-shops. Wir Schwestern begaben uns auf den Weg, um unsere Sprachfähigkeit wieder zu erlangen, Vertrauen zwischen den Schwestern und der Leitung zu erneuern und den Mut für zukunftsweisende Veränderungen zu fassen. Letzteres umfasste die bewusste Entscheidung, sich als gesamte Schwesternschaft auf den Weg zu ma-

Die Worte „Erneuerung“ und „Zuwachs“ beschäf-tigen mich seit meinem Amtsantritt als Oberin des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona in beson-derer Weise. Deshalb habe ich diese Worte ganz be-wusst als Überschrift über meine Amtszeit gewählt.

OBERIN SCHWESTER URSULA SEEBACH

Wo beginnt im Allgemeinen, aber auch in einer Schwes-tern- und Mitarbeiterschaft die Erneuerung? Sie beginnt im Kopf. Erneuerung findet zum Beispiel statt, wenn die Schwestern und Mitarbeiter beginnen, neu zu denken. Sie beginnt meistens bei der Leitung und muss von da aus alle erfassen. Es genügt nicht, wenn in einzelnen Köpfen Ideen entstehen. Erneuerung muss ganz praktisch statt-finden. Sie schlägt sich in neuen und weiterentwickelten Zielen, angepassten Strukturen, veränderten Prozessen nieder und erfasst somit alle, die im Diakonissen-Mutter-haus leben und arbeiten.

ERNEUERUNG UND ZUWACHS ALS CHANCE

1925 1955Entsendung von über 50 Schwestern in das Städtische Krankenhaus in Lörrach

1931–2012Stationen (Heime, Krankenhäuser u.a.) werden erworben bzw. mit Schwes-tern besetzt. Die Höchstzahl der Schwesternschaft beträgt 324. Im Laufe der Jahre werden Dienste aufgegeben oder Häuser und Heime verpachtet, da viele Schwestern in den Ruhestand eintreten.

1931Aussendung der ersten Schwestern in die Mission nach Äthiopien.

1929Die Schwesternzahl ist auf 100 gewachsen.

1997Einweihung des Hauses der Stille auf St. Chrischona

Vor einigen Jahren zurückgebaut, jetzt wird es wieder aufgebaut: das Mutterhaus auf St. Chrischona.

1925Gründung des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona. Einweihung der „Pilgerhütte“ als neues Mutterhaus der Schwestern. Am 2. Oktober treten 20 junge Schwestern ein.

1985Eröffnung der Altenpflege-

schule „Manoah“ in Lörrach

Page 87: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

87

2014 zudem Träger für die Be-treuung junger Mütter im Auf-trag des Landkreises Lörrach. Hierfür haben wir der Fachstelle „Frühe Hilfe“ eine Kinderkran-kenschwester bereitgestellt.

Spannend und segensreichIn der Schweiz bauen wir für unsere Schwestern das Mut-terhaus auf St. Chrischona mit 26 Appartements wieder auf, es wurde vor einigen Jahren zurückgebaut. Die Schwestern, die zurzeit noch in Zürich leben, werden im Sommer 2015 ins Mutterhaus einziehen. Darüber hinaus haben wir eine Mach-barkeitsstudie für einen Mehrgenerationenwohnpark auf St. Chrischona in Auftrag gegeben. Darin werden 30 bis 40 weitere Plätze unseres Alten- und Pflegeheimes un-

tergebracht. Unser Schwerpunkt für die Schweiz fügt sich somit in den Begriff Heimat ein.

Die gegenwärtige Zeit ist sehr span-nend, aber auch segensreich. Nicht im-mer verläuft alles so, wie man es sich idealerweise wünscht. Ich sehe trotz-dem, dass unser Herr uns führt und seine Verheissung „Neues zu schaffen“ erfüllt. Auch wenn wir „das Neue jetzt schon aufwachsen sehen“, so glaube ich,

dass unser Herr mit seinen Erneuerungen bei uns noch nicht am Ende ist. Er hat uns im Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona mit vielerlei Möglichkeiten ausgestattet, die wir gerne auch zukünftig in unsere Gesellschaft ein-bringen wollen. Lassen wir uns überraschen, wie wir noch geführt werden. Eines ist dabei sicher: Die weiteren Schritte in die Zukunft wagen wir im Vertrauen auf Jesus, auf seine Leitung und Fürsorge, seine Macht und seine Treue. //

chen, um „Neues zu wagen“. Und dass Gott führen wird, dessen durften wir gewiss sein. So verstehen wir Got-tes Verheissung in Jesaja 43,19, die uns 2013 und 2014 auf unterschiedlichste Art und Weise begegnete: „Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr`s denn nicht?“

Bildung, Begleitung, HeimatErstaunlicherweise führte dieser Prozess zu einer Wieder-besinnung auf unseren Ursprung. So steht der Name Dia-konissen-Mutterhaus (DMH) für unser christliches Werk, als auch für unseren Auftrag: Diakonisch-Missionarisch-Handeln. Die Umsetzung erfolgt über drei Tätigkeits-schwerpunkte: Bildung, Begleitung und Heimat. Diese Schwerpunkte zählen auch heute zu den Grundbedürf-nissen der Menschen. Sie brauchen jedoch neue Aus-drucksformen, um in der sich schnell verändernden Welt Wirkung zu entfalten und wahrgenommen zu werden.

Nachdem wir uns klar wurden über die zukünftige Ausrichtung, ging eine „Tür“ in die Zukunft auf, die in allen damit befassten Gremien als Führung Gottes an-gesehen wurde. In vielen Sitzungen erar-beiteten wir das konkrete Vorgehen. So beschlossen wir, periphere Liegenschaf-ten zu verkaufen, um unser Zentrum auf St. Chrischona und den Standort Lörrach zu stärken und weiter auszubauen.

In Deutschland konzentrieren wir uns auf Bildung und Begleitung von Men-schen. Die Altenpflegeschule in Lörrach erfreut sich bis heute grossen Zuspruchs, so dass wir deren Kapazität und Ange-bote erweitern können. Der Neubau steht und soll Ende März 2015 mit 180 Ausbildungsplätzen bezugsfertig sein. In die Altenpflegeschule integriert wird das zuge-kaufte Belchen-Institut, das Heim- sowie Pflegedienstlei-ter ausbildet und Managementkurse durchführt.

In unseren Häusern „Basecamp“ in Prenzlau, „Lechaim“ in Lörrach und Rheinfelden werden entwur-zelte Jugendliche betreut und in Lörrach zusätzlich ein Mittagstisch angeboten. Dort sind wir seit September

„GOTT IST MIT SEINEN

ERNEUERUNGEN BEI UNS NOCH

NICHT AM ENDE.“

ZUR PERSONSchwester Ursula Seebach ist seit 2012 Oberin des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona.

www.dmh-chrischona.org

2015

2012Die Mutterhaus-Leitung wird neu besetzt. Künftig teilt sich die Oberin die Leitung mit einem Geschäftsführer.

2013Prozess der Ziel- und Auftragsformulierung (Workshops mit den Schwestern)

2006Bezug des Hauses „Lechaim“ in Lörrach.

2014–2015Neubau des zurückgebauten Mutterhauses St. Chrischona. Neubau der Altenpflegeschule „Manoah“ mit integriertem Belchen-Institut in Lörrach.

Heuteleben 103 Diakonissen an den drei Standorten auf St. Chrischona, Zürich und Lörrach sowie vereinzelt in Deutschland und in der Schweiz. Das DMH beschäf-tigt 100 Mitarbeiter.

Page 88: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

88 175 JAHRE CHRISCHONA

KAPITEL

der kommunizieren können. Gleichzeitig kann ich wirklich mit gutem Gewissen behaupten: Wir bei Fontis prüfen all die eingesandten Manuskripte sehr aufmerksam und mit grossem Interesse. Wie aber soll man reagieren, wenn das Manuskript, das man auf den Tisch kriegt, von einem Freund geschrieben wurde? Oh, das ist heikel!

„Tolle Sache! Du wirst staunen!“Gerade letzthin ist es mir wieder passiert. Da drückte mir ein lieber Kamerad, inzwischen schon 80 Jahre alt gewor-den, sozusagen aus dem Nichts strahlend sein Manuskript

Ein Blick hinter die Kulissen des Fontis-Verlags

CHRISTIAN MEYER

Von 300 unaufgefordert eingeschickten Manuskripten wird bei uns im Fontis-Verlag im Durchschnitt höchstens ein einziges jemals zu einem gedruckten Buch. Die Chan-ce liegt für den nervösen Einsender also bei etwa 0,3 Pro-zent. Ich gebe zu: Das ist nicht viel! Wir sagen das den po-tenziellen Autorinnen und Autoren immer schon gleich zu Beginn, damit wir auf einer realistischen Basis miteinan-

1861 1921–1969Gotthilf Heinrich Schmidt leitet den Verlag.

1908Chrischona-Absolvent und Stadtmissionar Friedrich Herrmann gründet in Gießen die „Buchhandlung der Pilgermission St. Chrischona“. Kurz darauf trat er zum ersten Mal als Verleger auf: Er veröffentlichte eine Biographie des Chrischona-Direktors Carl Heinrich Rappard.

1970er und 1980er JahreGründung mehrerer Buch-handlungen in der Schweiz.

1919Herrmanns Arbeit führt zur Gründung des Brunnen Verlags Gießen.

1920Gründung des Brunnen Verlags Basel als selbständiges Unternehmen in der Schweiz. Beide Verlagshäuser spezi-alisierten sich früh auf Biographien und Bibeldrucke.

1969–1996Hans-Peter Züblin ist Geschäftsführer.

1861Chrischona-Studenten kurbeln erstmals die Druckwalzen auf St. Chrischona an. Die Druckerei auf Chrischona blieb bis 1905 in Betrieb. Sie druckte christliche Schriften und Bibeln.

1943Die Nationalsozialisten in Deutschland verboten die Verlagsarbeit in Gießen, weil sie nicht regimetreu war. Zahlreiche der früher in Deutschland erschienenen Werke wurden daraufhin in der Schweiz neu herausgegeben.

WENN DAS MANUSKRIPT VON FREUNDEN KOMMT …

LITERATUR

Page 89: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

89

fürs Reich Gottes eine gewaltig grosse Sa-che gewesen und hätte vielen Menschen ein Wegweiser und eine Tür zum Heiland dieser Welt sein können … Während ich als Lektor und Verleger gleichzeitig wuss-te, dass wir von so einem Buch kaum mehr als 250 Exemplare würden verkau-fen können. Im besten Fall 300 …

2000 verkaufte Exemplare sollten es schon seinSo verlor ich einen Freund. Und die Welt verlor nicht nur sein Manuskript, sondern auch ihn. Denn vor einigen Wochen ist Floro gestorben. Sein Buch ist nie verlegt worden. Aber ich weiss: Jeder Tag, jede Stunde, jede Minute seiner Existenz ist aufgezeichnet im grossen Buch des Le-

bens; jeder einzel-ne Augenblick war es wert, gelebt zu werden, (un)veröf-fentlichte Memoi-ren hin oder her. Gott, sein Schöp-fer, war immer bei ihm und hat al-les gesehen, jederzeit und überall.

Trotzdem: Vielleicht entscheiden sich ja seine Familienmitglieder, seine Memoiren doch noch in

eine Internetdruckerei zu schicken und auf diese Weise in ganz kleiner Auflage – sagen wir: 60 Exemplare – für seine nächsten Angehörigen zu drucken und all diesen dann zu schenken. Für einen Verlag sieht das alles aber ganz anders aus: Wenn wir nicht hoffen dürfen, von ei-nem Buch mindestens 2000 Exemplare verkaufen zu kön-nen, wissen wir vom ersten Tag an, dass wir mit dem Pro-jekt leider niemals aus den roten Zahlen herauskommen werden … Ich bin gewiss: Heute wirst Du das verstehen, Floro. Alles liebe Dir, Gott befohlen! //

in die Hände. „Christian, hier, zur Veröffentlichung bei Fontis! Tolle Sache! Du wirst staunen!“ Ich war perplex. „Oh, hmm … ja … merci. Ich werd’s prüfen …“ Das Manu-skript war dann durchaus nicht schlecht. Mein alter Kumpan resümierte sein gesamtes Leben, erzählte alle Geschehnisse, erklärte sie, wertete sie und deu-tete sie auch geistlich. Ein grosser Teil des Textes war seiner Gottesbeziehung gewidmet. Im Manuskript kamen auch alle vor, die er je kennen ge-lernt hatte: seine Eltern, seine Ver-wandten, seine Frau, seine Kin-der, seine Freun-de, seine Feinde (!), seine Bekann-ten (darunter ich selber!), die Mit-glieder seiner Kirchengemein-

de. Alles prima geschrieben und ganz gewiss sehr gut gemeint.

Der Schuss geht nach hinten losBloss: Wer sollte das lesen? Nach langem Überlegen sag-te ich meinem lieben alten Freund ab. Ich erklärte ihm die Beweggründe des „Njets“, rang nach Worten, um ihn nicht zu enttäuschen oder zu verletzen, und ich pries auch bewusst all das Gute und Gelungene im Text. Aber der Schuss ging natürlich nach hinten los. Er begriff unse-re Absage nicht. Aus seiner Sicht wären seine Memoiren

„JEDER EINZELNE AUGENBLICK

IST ES WERT, GELEBT ZU WERDEN,

(UN)VERÖFFENT-LICHTE MEMOIREN

HIN ODER HER.“

ZUR PERSONChristian Meyer (Mitte, neben Kollegin Anne Helke) ist Chef-Lektor bei Fontis. Auf der Webseite des Verlages berichtet er regelmäßig über aktuelle Entwicklungen und seine Erfahrungen auf dem christli-chen Buchmarkt.

www.fontis-verlag.com

2015

1978Der Brunnen Verlag Basel gibt französische Literatur heraus.

1983Erstveröffentlichung des Neuen Testaments „Hoffnung für alle“. 1996 erscheint die „Hoff-nung für alle“ erstmals als Gesamtbibel.

1996–2012Andreas Walter ist Geschäftsführer.

2012Dr. Dominik Klenk wird Geschäftsführer.

WENN DAS MANUSKRIPT VON FREUNDEN KOMMT …

Der Fontis-Stand auf der Frank-furter Buchmesse 2014. Links das rote Sofa, auf dem Autorinnen und Autoren interviewt werden.

1998übernimmt der Brunnen Verlag Basel die Ladenkette „Bibelpanorama“ und baut seinen Einfluss auf dem Buchmarkt weiter aus.

Juni 2014Der Verlag tritt mit neuem Label auf: Fontis – Brunnen Basel. Mit dem Namenswechsel möchte der Verlag vor allem in neuer Form und mit neuem Design jüngere Generationen erreichen.

Heutehat der Brunnen Verlag Basel rund 80 Mit-arbeiter. Das Schweizer Filialnetz umfasst 14 Bibelpanorama-Buchhandlungen. Über www.bibelpanorama.ch und www.fontis-verlag.com kann man bequem Bücher und andere Medien bestellen.

Page 90: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

90 175 JAHRE CHRISCHONA

LITERATUR

werden jedes Jahr vom Auslieferer ChrisMedia an Buch-handlungen und Endkunden zugestellt. Neben dem klas-sischen Buch und der Zeitschrift „Augenblick mal“ sind das mittlerweile auch viele sogenannte Geschenkartikel: zum Beispiel Tee- oder Kaffeekarten mit einem besinnli-chen oder aufmunternden Spruch oder einem Bibelvers. Glaubt man den Forschungsergebnissen des deutschen Statistischen Bundesamtes, wie viele Leser Bücher und Zeitschriften haben, dann erreicht der Brunnen Verlag jedes Jahr rund 5 Millionen Menschen.

Ob Christian Friedrich Spittler diese Vision schon hat-te, als er im März 1840 die Pilgermission St. Chrischona gründete? Jedenfalls haben bereits die ersten Pilgermissi-onare ihre Arbeit durch das Verleihen, Verschenken und Verkaufen von Büchern und Schriften gestützt. Chrischo-na und Bücher sind wie wohl bei keinem anderen Werk vom Grundgedanken der Gemeindearbeit und der Evan-gelisation und Mission miteinander verknüpft.

Wünschenswert wäre, dass dies auch in der Zukunft so bleibt. Regelmässig Bücher im Gottesdienst vorstellen, in der Predigt erwähnen. Die Betreuer des Büchertischs fördern und begleiten – das ist die Basis, damit auch künftig gesprochenes und gedrucktes Wort einander er-gänzen können. //

Der Brunnen Verlag Gießen ist mit 96 Jahren schon ein altes Chrischona-Kind – und trotzdem putzmunter.

RALF TIBUSEK

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck schreibt in seiner Autobiografie, wie sehr ihn die Biografie „Ka-rierte Wolken“ des Brunnen-Autors Matthias Storck beeindruckt hat. Als der Liedermacher Wolf Biermann im Bundestag zur Gedächtnisfeier des Mauerfalls sang, verwies er ausdrücklich auf denselben Autor. Bundesge-sundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bedankte sich für das Brunnen-Buch „Aktive Sterbehilfe. Ausweg oder Irrweg?“ von Stephan Holthaus und Michael Jahnke. Es war ihm eine Hilfe bei der schwierigen Diskussion im Bun-destag zum selben Thema.

Und welches Kinderbuch liest der Bundestagsabge-ordnete Willi Brase (SPD) vor, wenn er einen Kindergar-ten besucht? Den „Kleinen Igel mit der roten Mütze“ aus dem Brunnen Verlag. Biathlon-Weltmeister und ARD-Ex-perte Sven Fischer berichtet immer wieder, wie ihm das Gedicht „Spuren im Sand“ geholfen hat, sein Leben neu auszurichten. Erschienen ist das Gedicht im Brunnen Ver-lag. Das schönste Kinderbuch für Dreijährige käme aus

dem Brunnen Verlag, schrieb die BILD-Zeitung un-ter Berufung auf die „Stiftung Lesen“ und lobt „Die kleine Maus feiert Geburtstag“ in höchsten Tönen.

Brunnen-Bücher bewegen MenschenFünf prominente Erwähnungen des Brunnen Verlags allein im November 2014, die uns gefreut haben. Aber wir sind sicher: Noch viel mehr Menschen wer-

den von den Veröffentlichungen des Verlages bewegt. Mehr als 1,5 Millionen Produkte des Brunnen Verlags

1908 1922–1943 Geschäftsführer Wilhelm Schmitz

1970–2004 Geschäftsführer Wilfried Jerke

1919 Brunnen Verlag Gießen gegründet unter der Leitung von Karl Peters.

1963 Bruns-Bibel. Erste Bibelübersetzung in eine zeitgemässe Sprache

1921 Beginn Kooperation mit ge-rade gegründetem Brunnen Verlag Basel

1978 Gründung Theologische Verlagsgemein-schaft (TVG) mit R. Brockhaus Verlag

1962–1970 Geschäftsführer Ewald Perschel

1908 Zeitschrift „aufwärts“ gegründet

1943 Publikations-verbot durch NS-Regime

MUNTERES ALTES CHRISCHONA-KIND

1972 Erstes vierfarbiges Buch: Jesus und Jerusalem

1948 Publikationserlaubnis durch Siegermächte. Neustart im Flensunger Hof, Mücke, unter der erneuten Leitung von Karl Peters.

1952 Übernahme Spener Verlag

1971 Gründung ABCteam-Verlagscooperation, Brunnen Verlag bis heute Gesellschafter

ZUR PERSONRalf Tibusek ist Mitarbeiter im Brunnen Verlag Gießen.

Page 91: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

91

am eigenen Leibe erleben. Es ist ein grosses Stück Lebenshilfe, wenn das Buch bei be-troffenen Jugendlichen landet. Darüber hi-naus: Warum soll die Gemeinde nicht zu ei-nem aktiven kulturellen Veranstaltungsort werden für Lesungen und Vorträge christli-cher Autoren? Der Verlag hilft gern bei der Vorbereitung. Oder Gemeindeglieder lesen an einem gemütlichen Gemeindeabend Passagen aus Büchern vor, die ihnen wich-tig geworden sind – und erzählen, warum. So könnten sich auch künftig gesproche-nes und gedrucktes Wort einander auf gute Art zum Gemeindeaufbau ergänzen.

Wie wichtig ist es für den Verlag, zielorientiert und wirtschaftlich zu ar-beiten? Detlef Holtgrefe: Wie in der Gemein-de vor Ort muss sich auch ein Verlag auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Men-schen einrichten. Es gibt nicht mehr das eine Andachtsbuch, sondern Andachtsbü-cher für Frauen, für Männer, für Jugendli-che oder für Sportinteressierte. Also mehr Einzeltitel und weniger Druckauflage. Ein Buch soll und muss seinen Leser dort abho-len, wo er gerade steht und ihn ein Stück seines Weges begleiten. Wir müssen auch wirtschaftlich ar-beiten. Es gibt genug Spendenwerke, die unsere Spenden dringend brauchen. Wenn es der Verlag wie die letzten 96 Jahre schafft, aus eigener Kraft gemeindeaufbauend, ge-meindeunterstützend und missionarisch tätig zu sein, dann können wir dafür nur dankbar sein. //

Wie sieht die Zukunft des Buches aus? Im Ge-spräch mit Detlef Holtgrefe, Geschäftsführer des Brunnen Verlags Gießen.

Chrischona-Panorama: Detlef Holtgrefe, als Verleger hören Sie sicher häufig die Frage: Ist im Zeitalter neuer Medien das Buch nicht bald am Ende? – Nervt das eigentlich?Detlef Holtgrefe: Manchmal schon. Bei sol-chen Fragen wird oft Inhalt mit äusserer Form ver-

wechselt. Als Brunnen Verlag ist uns der Inhalt das Anlie-gen. Und für den werden wir nach der bestmöglichen Form schauen. Auch in Zukunft.

Wie sieht denn die Zukunft aus? Wo sehen Sie den Ver-lag zum 200. Geburtstag von Chrischona?Detlef Holtgrefe: Niemand kann 25 Jahre technologi-sche Entwicklung vorhersehen. Sicher wird mittelfristig das E-Book seinen Marktanteil weiter ausbauen. Sicher wird aber auch das gedruckte Buch in 25 Jahren nicht verschwun-den sein. Ich könnte mir sogar ein Wiederaufleben vorstel-len. Denn das Lesen eines Buches hilft zur Entschleunigung. Und danach sehnen sich immer mehr Menschen.

Zurück ins Heute und die nahe Zukunft: Wie könnten Christen und Gemeinden die Möglichkeiten und An-gebote des Verlags zielgerichtet nutzen?Detlef Holtgrefe: Es gibt sicher zahlreiche Bücher, die dem einzelnen Christen helfen, das Leben zu gestalten und wertvoller zu machen. Die Gemeinde sollte regelmässig Bü-cher im Gottesdienst vorstellen, in der Predigt erwähnen, die Betreuer des Büchertischs fördern und begleiten. Nick Vujicic hat mit „Sei stark“ zum Beispiel gerade ein Buch ge-schrieben, das Teenagern hilft, die Mobbing in der Schule

2015

1987 Übernahme Brunnquell Verlag

Seit 2002 Geschäftsführer Detlef Holtgrefe

1990 „Joint Venture“ mit dem Gnadauer Gemein-schaftswerk der DDR: Brunnen Verlag Wolters-dorf/Berlin nimmt seine Arbeit auf.

1992 Sonderauflage „Meine kleine Kinderbibel“ von 200’000 Exemplaren in kurzer Zeit ausverkauft.

2004 Erstmals unter den 100 grössten Verlagshäusern im deutschsprachigen Raum. Brunnen feiert 350.000 verkaufte Aufklärungsbücher „Mama, Papa und ich“.

2006 Teilübernahme Christli-ches Verlagshaus (CVH) und der Edition Anker

2010 Fusion Zeitschrift „auf-wärts“ mit Zeitschrift „Augenblick mal“

2015 25% Beteiligung an ALPHA-Buchhandelskette

2014 500’000 verkaufte Kinderbücher aus der Serie „Der kleine Igel“. Eine Millionen verkauf-te Teepostkarten

„Das gedruckte Buch wird wieder aufleben“

2002 Mitgründung Logis-tiker (Auslieferer) ChrisMedia. Brunnen Verlag ist zu 50% beteiligt.

ZUR PERSONDetlef Holtgrefe (51)ist seit 2002 Geschäftsführer des Brunnen Verlags Gießen. Er absolvierte 1993 sein Studium am Theologischen Seminar St. Chrischona.

www.brunnen-verlag.de

Page 92: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

92 175 JAHRE CHRISCHONA

LITERATUR

Entscheidende Impulse für ein Leben mit GottManch ein Kunde hat in einer christlichen Buchhandlung den entscheidenden Impuls erhalten, um sich für Gott zu öffnen. Jede christliche Buchhandlung ist somit allein durch ihre Existenz ein Zeugnis dafür, dass Gott Interes-se an jedem Menschen hat. Mit jedem Einkauf vor Ort wird die Arbeit dieser „Missionsstationen“ ermöglicht. Jeder Bücherfreund kann somit entscheiden, ob er dar-an mitwirken möchte oder lieber mit seinem Einkauf im Internet zur Gewinnmaximierung von Grosskonzernen beiträgt. Übrigens: Eine christliche Buchhandlung kann jedes in Deutschland lieferbare Buch besorgen – nicht nur christliche Literatur. Und falls doch ein Einkauf im In-ternet unumgänglich ist, weil es vor Ort keine christliche Buchhandlung gibt? Dann kann man ja in den Onlineshop einer christlichen Buchhandlung gehen. //

Es ist verlockend einfach: Einige Klicks im Internet – und am nächsten oder über-nächsten Tag sind die bestellten Schuhe, die Bohrmaschine oder Bücher und CDs in der Post. 27,6 Milliarden Euro gaben die Deutschen 2012 für Online-Einkäufe aus. Der Umsatz mit Büchern legte um 11 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro zu. Das hat Konsequenzen für die Läden vor Ort – auch für christliche Buchhandlungen.

CARSTEN EVERS

Jede christliche Buchhandlung ist mehr als ein Ort, an dem man Bücher kauft. Sie ist ein Treffpunkt für Christen und ein Signal in der Stadt, dass dort engagierte Christen zu Hause sind. Für bekennende Christen bedeutet der Einkauf in einer der 33 ALPHA-Buchhandlun-gen daher auch, das christliche Angebot in der Region zu unterstützen. Doch es gibt weitere gute Gründe für einen Besuch der Buchhand-lung: Vor Ort kann man das gesuchte Buch in die Hand nehmen, darin blättern, sich einen ersten Überblick verschaffen oder Alternati-ven ausfindig machen. Man kommt mit an-deren Kunden ins Gespräch, die ebenfalls Bü-cher lieben, und erhält vielleicht einen neuen Leseimpuls. Oder man braucht einen Rat für ein besonderes Buch, für ein Geschenk und freut sich an einem Tipp für eine Freundin, die Probleme hat. Die Mitarbeiter vor Ort sind ge-schult. Sie helfen gerne weiter.

1908

1909 Die Pilgermission St. Chrischona übernimmt die Buchhandlung. 1944

Die Buchhandlung in Gießen wird ausgebombt.

1914 Die männlichen Mitarbeiter werden zum Kriegsdienst eingezogen. Die Ehefrauen springen ein.

1936Die Buchhandlungen der Pilgermission haben 13 Mitarbeiter.

1908 Stadtmissionar Friedrich Herrmann eröffnet eine christliche Buchhandlung in Gießen.

1924Eine erste Filiale in Frankfurt

VOR ORT STATT ONLINE Warum es sich lohnt, im christlichen

Buchhandel einzukaufen

1945 Neubeginn der „Buchhandlung der Pilgermission St. Chrischona“ ohne Filialen

ZUR PERSONCarsten Evers ist Verkaufsleiter der ALPHA-Buchhandlung.

www.alpha-buch.de

Page 93: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

93

2015

1972 Erste Filiale nach dem 2. Weltkrieg

1974 Erste „missionarische Buchhandlung“ mit Ge-meindeunterstützung. Über die Jahre langsamer, aber permanenter Zuwachs an Filialen – meist durch Übernahme bestehender Buchhandlungen.

1990 Nach dem Mauerfall Zusammengehen mit bzw. „Übernahme“ der Gemein-schaftsbuchhandlung Sachsen

1991Umbenennung in „ALPHA Buchhandlungen“

1975 Buchkolportage „von Haus zu Haus“. 80 Einsätze mit „missionarischem Marktstand“ auf Märkten, Kirchwei-hen und Festen

2007 Erste Fernsehwerbung

steht ein junges Mädchen vor mir. Schüchtern fragt sie mich, die ich mit einem Stapel Bücher unterm Arm für einen Büchertisch durch den Laden rase: „Kann ich bei Ihnen ein Praktikum machen?“ Durchatmen – zuhören – abwägen. Kurz vor Mittag frage ich mich, wo die Zeit ge-blieben ist.

Nach dem Mittagessen geht es weiter: Die Zentrale möchte die Quartalsauswertung der vergangenen Wochen haben. Und im nächs-ten Monat plane ich eine Lesung, da sollte der Newsletter noch raus. Auf Facebook will ich heute noch etwas zu dem tollen Buch posten, das ich letzte Nacht durchge-schmökert habe. Meine Kollegin wir-belt durch den Laden, ich arbeite am Schreibtisch – und plötzlich kommt der Moment, für den wir da sind: Eine Dame steht suchend am Bibel-Regal. Ich frage nach ihren Wünschen. Im Beratungsge-spräch wird es plötzlich persönlich. Ich merke, wie Gott mich daran erinnert, ganz aufmerksam auf ihn und die Kun-din zu hören. Ich kann vom Glauben er-zählen und Fragen beantworten.

Der Tag ist gut gelaufen, wenn ich das Gefühl habe: Heute konnte ich viele gute Bücher empfehlen, habe zugehört, jeder Kunde geht zufrieden seiner Wege und die Kasse war auch nicht so leer wie am Anfang des Tages. Und wenn ich mich gegen 19 Uhr auf den Heimweg mache, danke ich Gott für seine Bewahrung und hoffe darauf, nichts Wichtiges vergessen zu haben. //

Hoffnungsvoll betreten in 33 AL-PHA-Buchhandlungen – von Lörrach bis Rostock, von Wermelskirchen bis Dresden quer durch die Republik – jeden Morgen gegen 9 Uhr motivier-te Mitarbeiter das Ladengeschäft. Computer hochfahren, Staubsau-gen, Kasse zählen. Den ersten Wa-reneingang auspacken: bestellte Bü-cher bereit legen, die anderen in der Auslage präsentieren, Kartenständer bestücken … Ach ja, wenn es geht, gemeinsam ein gutes Wort lesen und den Tag in Gottes Hände legen – all das geschieht, bevor der erste Kunde den Laden betritt!

Dann geht’s los: Das Telefon klingelt. Gleichzeitig betreten erste Kunden

den Laden und der Postbote drängelt, dass seine Pakete angenommen werden. Mit einem grossen Karton in den Händen betritt ein Büchertisch-Betreuer die Buchhand-lung. Er bringt nicht verkaufte Artikel zurück und sucht neue aus, während ein Passant sich nach dem Weg erkun-digt. Nun sucht ein Kunde die Toilette, ein anderer fragt beim Bezahlen, ob er vielleicht einen Regenschirm leihen kann – der Wolkenbruch draussen treibt allerdings auch einige Zufallskunden in den Laden. Kaum habe ich den Schirm gefunden, kommt eine Stammkundin mit einem grossen Bestellzettel vorbei. Jedes Buch muss recherchiert werden, manches ist vergriffen – natürlich suchen und besorgen wir es antiquarisch. Endlich kommt die nächs-te Kollegin zur Unterstützung. Die Zeiten, in denen man als Team von morgens bis abends zusammenarbeiten konnte, sind aus Kostengründen leider vorbei. Plötzlich

ZUR PERSONMechthild Rothist seit 29 Jahren in der ALPHA-Buchhandlung und betreut die Filialen.

Ein normaler Tag in einer

ALPHA-Buchhandlung

1996 Erste Franchise-Partnerbuchhandlung (Mannheim)

201512 Filialen, 19 Fran-chisebuchhandlungen, zwei Beteiligungen. Weitere Gesellschafter neben dem bisherigen alleinigen Besitzer Chrischona-Beteiligungs-gesellschaft mit jeweils 25% Anteil: Brunnen Verlag Gießen, Verlag der Francke-Buchhandlung, Kawohl Verlag

Page 94: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

INSERATE

T„Glaube ist experimentell geworden. Gerade Jugendliche wollen nicht nur von Gott hören, sondern

seine Wirklichkeit spüren und erleben.Der Jugendkathechismus YOUBE lädt zu einem hoch

spannenden und inspirierenden Experiment ein,das die Chance bietet, die Basis des Glaubens in

völlig neuer Form zu entdecken. Und dadurch Gott tatsächlich zu begegnen.“

Theo Eißler

Dominik Klenk / Roland Werner / Bernd Wannenwetsch

«YOUBE» (Designausgabe)Evangelischer Jugendkatechismus

ca. 176 Seiten Flexcover (runde Ecken)13,5 x 21 cmca. 18.99 € [D] / 19.50 € [A] / 28.80 CHF*Bestell-Nr. 204034ISBN 978-3-03848-034-1*unverbindliche Preisempfehlung

Jetzt vorbestellen!Erhältlich ab Pfingsten 2015.

Glaube ist experimentell geworden. Gerade Jugendliche wollen nicht nur von

Gott hören, sondern seine Wirklichkeit spüren und erleben. Der Jugendkatechismus YOUBE lädt zu einem hoch spannenden und

inspirierenden Experiment ein, das die Chance bietet, die Basis des Glaubens in völlig neuer

Form zu entdecken. Und dadurch Gott tatsächlich zu begegnen.

Theo Eißler

Zum 175. Jubiläum bringt Fontis den Jugendkatechismus!

www.fontis-verlag.com

Die SMG arbeitet weltweit mit über 100 inter- nationalen (und schweizerischen) Partner- organisationen zusammen. Ausgesendet werden interkulturelle Mitarbeitende von ihren Gemeinden - z.B. auch der Chrischona - dabei ist unsere Auf-gabe, zu vermitteln, vernetzen und zu unterstützen.

Zurzeit sind von der Chrischona rund 50 Personen mit der SMG im Einsatz!

Schweiz. Missions-GemeinschaftCH-8401 WinterthurTel. +41 (0)52 235 32 52www.smgworld.chFo

tos:

D. S

pech

t / P

hilip

pine

n; S

. Illi

/ S

üdsu

dan

Wir suchen laufend qualifizierte, motivierte Mitarbeitende für Langzeit- (ab 2 Jahren) sowie Kurzzeiteinsätze (ab 3 Monaten) in den Bereichen Gemeinde- und Sozial- arbeit, Medizin, Administration, IT, Handwerk und Technik, Aviatik... und viele andere. Weitere Informationen finden Sie auf: www.smgworld.ch / Offene Stellen

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!

Mit der SMG nach

Afrika, Asien, Südamerika und Europa...oder hier in der Schweiz

Happy Birthday! Wir als Schweizerische Traktatmission (STM) wünschen der Chrischona International Gottes Segen zu ihrem 175. Geburtstag!  „Ich  bin  guter  Zuversicht,  dass der, der in euch ein gutes Werk angefangen  hat,  es  vollenden wird bis auf den Tag Christi.“ 

Philipper 1,6  

Übrigens  war  „euer“  Spittler auch für die Vorgeschichte der STM sehr wichtig…     

Kostenlose Probenummer  erhalten Sie bei:  

Schweizerische Traktatmission Lerchenweg 12 5034 Suhr +41 (0)62 853 06 61 Info@christliche‐schriften.ch  

Danke, wenn Sie uns mithelfen, das Wort Gottes mit  Traktaten den Menschen nahe zu bringen! 

www.christliche‐schriften.ch

 

TRAKTATMISSION christliche‐schriften.ch 

Page 95: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

DA GEH ICH HIN. ALPHA

FÜR IHRE ZUKUNFT.

Die Wirtschaftsunternehmen im Chrischona Gemeinschaftswerk Deutschland

(Alpha, Brunnen, Chrischona Service Gesellschaft und ChrisMedia) gratulieren Chrischona International

zum 175.Geburtstag.

WAS DAS LEBEN WERTVOLL MACHT. BRUNNEN

MEHR BEWEGEN. CHRISMEDIA

www.brunnen-verlag.de www.alpha-buch.de www.chrischona-service.de www.chrismedia24.de

Die Wirtschaftsunternehmen im Chrischona Gemeinschaftswerk Deutschland

(Alpha, Brunnen, Chrischona Service Gesellschaft und ChrisMedia) gratulieren Chrischona International

WERTE SCHAFFEN CHRISCHONA SERVICE

GESELLSCHAFT

Page 96: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

Ja, Schwester Gisela Binz findet, dass sie gewonnen hat – eine verbindliche Schwesterngemeinschaft, in die Je-sus sie berufen hat. Davon erzählt sie – und wie sie dabei einmal über die Grenze geschmuggelt wurde:

Auf Chrischona war ein Fest angesagt, die Einsegnung von zehn Diakonis-sen, die 1959 ins Mutterhaus einge-treten waren. Dazu gehörte auch ich. Nun wurde von den verschiedenen Gemeinden im Bezirk Großen-Lin-den in Hessen der Wunsch ausgespro-chen: Das möchten wir miterleben, denn Schwester Gisela kommt aus unserer Mitte – aus der Chrischona-Gemeinschaft in Allendorf/Lahn. So wurde ein Bus bestellt und die Reise in die Schweiz geplant, mit einem Tagesausflug zum Vierwaldstättersee und auf die Rigi. Mein Dienstplatz war zu dieser Zeit im Evangelischen Kindergarten in Bad Vilbel.

Freude über einen FesttagIch war schon einige Tage zuvor nach Chrischona ins Mutterhaus gereist. Dort erlebte ich in froher Gemein-schaft mit meinen Kursschwestern Stille Tage unter Gottes Wort. Gleich-

„SCHWESTER GISELA, HAST DU GEWONNEN?“

15

Festliches Essen bei der Einsegnungsfeier 1959: rechts neben Schwester Gisela sitzt ihr Vater.

Die neuen Diakonissen 1959.

Page 97: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

97

zeitig hatte ich noch einmal Zeit zum Überdenken, ob eine verbindliche Zugehörigkeit in die Schwestern-schaft des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona mein Weg sei.

Nun freuten wir uns alle auf den Fest-tag mit unseren Gästen. Schon am Samstag bevölkerten viele Leute den Chrischonaberg. Gespannt wartete ich auf den Bus aus Hessen mit mei-ner Familie, den Jugendbündlern und Gemeindegliedern. Ein Bruder sagte mir, wie gut es sei, dass viele Gemein-den teilnehmen, denn Diakonie und Gemeinde gehörten doch zusammen.

Wir erlebten einen reich gesegne-ten Tag. Die Festpredigt hielt Predi-ger Ewald Perschel aus Gießen. Den Zeugnissen der Diakonissen lauschte die Festgemeinde gespannt. Rege Un-terhaltung und Austausch fand dann beim Kaffeetrinken im Mutterhaus statt. Nach diesem ereignisreichen Tag stiegen meine Gäste gleich am Montag wieder in den Bus, um noch mehr von der Schweiz zu sehen. Ich war eingeladen zu dieser Fahrt und auch gleich zur Rückfahrt nach Hes-sen.

Über die Grenze „geschmuggelt“Bei gutem Wetter er-lebten wir eine schö-ne Schiffahrt auf dem Vier wa ldst ät ters e e und fuhren anschlies-send zur Rigi hoch. Auf dem Rück-weg sagte mir der Reiseleiter kurz vor der Grenze nach Deutschland, dass die Zahl der Reisenden exakt in den Papieren stehe und die Schwei-zer Grenzbeamten sehr genau seien. Darum bat er mich, auszusteigen und über den Grenzübergang zu lau-fen. Das tat ich dann auch. Als ich in Deutschland wieder in den Bus stieg, gab es ein grosses Hallo: „Wir haben eine Diakonisse über die Grenze ge-schmuggelt!“

Reich beschenkt, viel gewonnenReich beschenkt durch all die Begeg-nungen im Mutterhaus, das Feiern und die frohe Gemeinschaft mit der Heimatgemeinde, kehrte ich nach Bad Vilbel zurück. Am nächsten Morgen erwarteten die Kindergarten-kinder und Mitarbeiterinnen mich. So wechselte ich das Sonntagskleid mit meinem Alltagskleid und steck-te die neue Brosche an, die jede von uns Schwestern bei der Einsegnung erhält. Die Kinder kamen morgens nacheinander in den Kindergarten. Eins der letzten Kinder, das in unsere

Gruppe kam, war Julia. Sie begrüsste mich, schaute meine Brosche an und fragte: „Schwester Gisela, hast du ge-wonnen?“

Ja, ich hatte wirklich gewonnen – nämlich ein Leben in verbindlicher Schwesterngemeinschaft, in die mich Jesus berufen hatte.

Ergänzend zu dieser Gemeinschaft wurde mein Dienst auch unterstützt und mitgetragen von den Chrischo-na-Gemeinden vor Ort, zum Beispiel in Bad Vilbel und in Battenberg. Es war mir jeweils eine Freude, wenn es eine Gemeinde an meinem Dienstort gab. Ausser den Chrischona-Gemein-den lernte ich auch „die Apis“ (Altpi-etistische Gemeinschaft) kennen und schätzen. Dass ich nun in meinem Ruhestand zur Evangelischen Stadt-mission in Lörrach gehören darf, ist ein besonderes Geschenk für mich. //

Schwester Gisela Binz (77) lebt im „Feierabend“ – dem Ruhestand der Diakonissen – in Lörrach.

„EIN BRUDER SAGTE MIR BEI MEINER

EINSEGNUNG ALS DIAKONISSE,

WIE GUT ES SEI, DASS VIELE

GEMEINDEN TEILNEHMEN, DENN

DIAKONIE UND GEMEINDE

GEHÖRTEN DOCH ZUSAMMEN.“

„SCHWESTER GISELA, HAST DU GEWONNEN?“

15

Festliches Essen bei der Einsegnungsfeier 1959: rechts neben Schwester Gisela sitzt ihr Vater.

Schwester Gisela Binz im Bus auf dem Weg zurück von ihrer Ein­segnung als Diakonisse.

Page 98: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

98 175 JAHRE CHRISCHONA

Erich Lenhardt begeistert es, wenn

Kinder andere Kinder mit dem

Glauben an Gott anstecken.

98 175 JAHRE CHRISCHONA

© p

hoto

case

– m

ickm

orle

y

16©

pho

toca

se –

Des

ignr

itter

Page 99: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

99

Ich ermutige ihn, das am Lagerfeuer den an-deren Kindern zu er-zählen. Und das macht er auch. Darauf bekehrt sich ein Mädchen bei ei-ner Mitarbeiterin. Es ist nun fast Mitternacht. Zwölf Kinder sitzen noch am Lagerfeuer. Wir stel-len uns im Kreis auf und ich ermutige sie: „Lasst uns noch zusammen Gott danken.“ Alle Kinder sprechen ein Dankgebet – einige das erste Mal in ihrem Leben – und bitten Gott an-schliessend, dass noch mehr Kinder zum Glauben an Jesus finden. Da kommt mir ein Gedanke. Ich sage zu den Kindern: „Morgen früh halte ich die Andacht. Da werde ich ankündi-gen, dass einer etwas erzählen möch-te, was er heute Abend erlebt hat. Wer von euch dann merkt, dass er es tun soll, der erzählt sein Erlebnis mit Je-sus.“

„Da öffnete ich mich zu einer schönen Blume“Am nächsten Morgen sind alle fünf-zig Kinder zur Andacht im grossen Zelt versammelt. Ich erzähle eine bib-lische Geschichte und teile ihnen mit: „Nun wird uns jemand erzählen, was er gestern Abend erlebt hat.“ Nach einer kurzen Zeit steht ein Mädchen auf und erzählt, wie sie ihr Leben Je-sus anvertraut hat. Nach der Andacht gehen die Kinder zum Spielen. Drei Mädchen bleiben zurück und wollen auch ein Leben mit Jesus beginnen. Eine Mitarbeiterin redet und betet mit ihnen. Später spreche ich eines der Mädchen an und frage sie, wie sie das erlebt hat. Sie antwortet: „Ich fühlte mich wie eine geschlossene

Knospe. Doch als ich zu Jesus betete, da öffnete ich mich zu einer schönen Blume.“

Von den Kindern, die heute junge Er-wachsene sind, ist 2014 eine als Mis-sionarin von Chrischona nach Öster-reich ausgesandt worden. Ein anderer hat seine Ausbildung bei Neues Le-ben abgeschossen und steht in den Startlöchern, um Jugendlichen das Evangelium zu bringen. Einige wei-tere sind ehrenamtliche Mitarbeiter in Gemeinden. Meine wichtigste Er-kenntnis dieses Jungschar-Zeltlagers ist: Kinder müssen Kindern das Evan-gelium sagen, denn Gott wirkt durch sie! //

Erich Lenhardt (57) absolvierte 1986 die Ausbildung auf St. Chrischona. Er ist Prediger in der Evangelischen Stadtmission Lauterbach, einer Ge-meinde des Chrischona Gemein-schaftswerks Deutschland.

Lagerfeuer, Geländespiele, Ferien-stimmung – ein Jungscharzeltlager macht viel Spass. Manche Kinder treffen dabei auch wichtige Entschei-dungen für ihr Leben – und bringen andere dadurch zum Glauben. Davon erzählt Erich Lenhardt:

Es ist Mittwochabend. Raimund Schwarz erzählt den Kindern im ECJA-Jungscharzeltlager in Mücke von Gottes Liebe. Anschliessend tref-fen sie sich in ihren Gruppenzelten. Stiller Abend ist an diesem 4. Juli 2001 angesagt. Die Kinder haben Zeit, mit ihren Gruppenleitern über das zu sprechen, was sie in der Freizeit erlebt haben, und ihre Fragen zu stellen. In meiner Gruppe beschliessen wir diese Zusammenkunft mit einer Gebets-gemeinschaft. Simon, ein 12-jähriger Junge, betet: „Lieber Vater, schenk doch, dass Kinder in dieser Freizeit ihr Leben Jesus anvertrauen.“

„Eine Mauer ist abgebrochen, die mich gefangen hielt“Nach dieser Gebetsgemeinschaft er-laube ich den Kindern, ans Lager-feuer zu gehen. Ich gehe ins Gemein-schaftszelt. Kurze Zeit später höre ich, wie zwei Jungs über den Zeltplatz gehen und sich angeregt unterhalten. Ich winke sie zu mir und frage, was sie denn Spannendes zu erzählen haben. Darauf berichten sie mir, dass sie ihr Leben gerade Jesus anvertraut haben. Ich frage: „Wie war das denn?“ Dar-auf erklärt einer: „Als ich Jesus meine Sünden gesagt hatte, war es so, als sei eine Mauer von mir abgebrochen, die mich gefangen hielt.“

„KINDER MÜSSEN

KINDERN DAS

EVANGELIUM

SAGEN.“

GOTT HANDELT DURCH KINDER

16

Page 100: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

100 175 JAHRE CHRISCHONA

Unglaublich!Im September 1971 war der Auftakt für mein Bibelschuljahr auf St. Chrischona. Einmal mehr lernte ich viele neue Menschen kennen, ob-wohl damals die Brüder des Predigerseminars und die Bibelschülerinnen im Schulalltag strikt getrennt waren. Stand jedoch auf dem Stundenplan „Chorprobe im Brüderhaus“, durften wir uns – so unglaublich das tönen mag – mit den jungen Männern zusammen zum Sin-gen versammeln. Das war nicht nur für mich, weil ich bei dieser Gelegen-heit meinen Verlobten sah, ein Höhe-punkt. Das vierstimmige Chorsingen unter der Leitung von Hans Rüdiger war stets erfrischend und wurde von allen Beteiligten geschätzt. Meistens übten wir für evangelistische Einsätze. An einem dieser Abende wurden zu meinem Entsetzen die Noten für das Lied: „Sag, kennst du wohl den wun-derbaren Namen?“ verteilt. Ich konn-te es kaum fassen. Wir waren doch alles junge Leute, und nun sollten wir ein solch verstaubtes Lied singen? Ir-gendetwas in mir sträubte sich.

Voll überraschtDer Dirigent stimmte an und gab das Zeichen zum Singen. Seinen Bewe-gungen folgend, tönte das Lied ras-sig, fast modern und absolut nicht sentimental. Zuerst wehrte ich mich gegen einen Sinneswandel. Doch mit der Zeit musste ich ehrlicherweise

zugeben, dass das Lied überhaupt nicht hässlich ist und der Text eini-ge Kostbarkeiten enthält. Diese eine Erfahrung überzeugte mich, dass es möglich ist, dass aus Alt Neu werden kann. //

Liselotte Deppe-Bantel (69) absol-vierte 1971/72 gemeinsam mit ihrem damaligen Verlobten Heinrich (von 1968 bis 1972 am tsc) die Ausbil-dung auf St. Chrischona. Sie blicken auf eine 40-jährige Dienstzeit als Missionare in Brasilien (SAM, 15 Jahre) und FEG-Prediger zurück.

Aus Alt kann Neu werden – das hat Liselotte Deppe während ihres Studi-ums auf Chrischona eindrücklich er-fahren. Und zwar beim Singen:

Als Kind gläubiger Eltern, die mir das Liederrepertoire der Freien evange-lischen Gemeinde mit auf den Weg gegeben hatten, entwickelte ich so meine eigenen Vorlieben in Sachen Musikstil. Der war eher klassisch-konservativ – selber spielte ich auf der Orgel Werke von Bach und sei-nen Zeitgenossen – aber sicher nicht kitschig-sentimental. So versteht sich von selbst, dass ich diverse (Chor)Lie-der, die gesungen wurden, geradezu verabscheute!

Jesus – schönster NameEines dieser Lieder war: „Sag, kennst du wohl den wunderbaren Namen?“ von Allan Törnberg. Im Refrain kommt jeweils die Antwort: „Name über alle Namen Jesus, kein schöne-ren auf Erden gibt’s. In keinem andren Namen ist Erlösung, nur in diesem Nam’ ist Heil.“ Eigentlich ein Text voll fundamentaler Wahrheiten. Doch die Inbrunst, mit der unser Gemeinde-Chor dieses Lied interpretierte, war für mich ungeniessbar. Beschreiben liesse sich das mit zähflüssiger Zu-ckermelasse und Augenaufschlag, wie man es von Barock-Engelchen her kennt. Kurz: Für meinen Geschmack des Guten zu viel!

AUS ALT MACH NEU17„ZUERST WEHRTE

ICH MICH GEGEN

EINEN SINNES­

WANDEL.“

Page 101: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

101

Liselotte Deppe

heute und 1972:

Selbstbildnis mit

Kamera.

1972: Evangelisation in

Schaffhausen – mit dem

Chrischona-Studenten-Chor.

101

Liselotte und Heinrich Deppe-

Bantel heiraten – sieben Tage

nach ihrer Einsegnung auf St.

Chrischona.

AUS ALT MACH NEU17

Page 102: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

102 175 JAHRE CHRISCHONA

„ILLEGAL“ AUF CHRISCHONA

Johannes und Gisela Frahnow

vor dem Gemeinschaftshaus

in Drehnow, das ihr Leben

sehr geprägt hat.

Johannes Frahnow erzählt, wie er als DDR-Bürger „illegal“ auf Chrischona studieren konnte:

Als ich begann, bewusst im Glauben an Jesus zu leben, kannte ich das Wort „illegal“ noch nicht. Weil meine Mut-tersprache nicht Deutsch, sondern Wendisch war, ein slawischer Dialekt, den hier in der Lausitz alle sprachen. So richtig verstehen konnte ich „il-legal“ erst viel später, als ich von der DDR die Genehmigung bekam, nach Chrischona zu reisen. Laut dieser Ge-nehmigung durfte ich mich nur auf Chrischona in der Schweiz aufhalten. Aber ich wollte doch vor allem viele in Deutschland besuchen.

Da sagte mir jemand, der Theo Rü-diger (der damalige Verwalter auf Chrischona) hätte von einem Grenz-schlagbaum irgendwo im Wald einen Schlüssel und der könnte mir da hel-fen. Als ich dem Theo ganz zaghaft mein Anliegen nannte, explodierte dieser so ähnlich wie Jesus bei Petrus: „Hebe dich weg von mir Satan.“ Was bei uns im Sozialismus „Gang und Gäbe“ war, das war bei Theo in der Schweiz unmöglich. Aber komisch: Mein Weg nach Chrischona war viel-fältig von Illegalität gezeichnet, ob-wohl es doch für mich ganz klar ein Weg Gottes war. Davon möchte ich ein wenig erzählen.

© p

hoto

case

–Al

lzw

echJ

ack

© p

hoto

case

– B

eddy

Page 103: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

103

„ILLEGAL“ AUF CHRISCHONA18Drehnow, ein Dorf nördlich von Cottbus, ist mein Geburtsort. Hier lebte und arbeitete ich bei meinen El-tern. Vater hatte eine kleine Stellma-cherei (Wagnerei), die zehn Jahre lang mein Arbeitsplatz war. Buchstäblich hier traf mich der Ruf Gottes: „Jo-hannes, du gehst nach Chrischona.“ Chrischona – unser Prediger kam von dort. Aber dorthin konnte ich nicht, ich konnte Vater und die Werkstatt nicht im Stich lassen. So stellte ich Gott eine Bedingung: Ich gehe nur nach Chrischona, wenn ich dazu eine staatliche Genehmigung bekomme. Und das war so gut wie unmöglich.

Die Mühen einer AusreiseSo ging ich eines Tages zur Kreispo-lizei und sagte: Ich bin zehn Jahre bei meinem Vater tätig gewesen und will mich nun verändern. Ich will Prediger werden und muss darum an das Pre-digerseminar St. Chrischona. Darauf bekam ich tatsächlich eine klare Ant-wort. Ich müsste eine Reihe von Ge-nehmigungen und Befürwortungen und Erklärungen herbeischaffen. Was mir mit einigen Mühen gelang. Das gab ich bei der Kreispolizei ab und mein Antrag lief. Es gab einige Ableh-nungen, denen ich wiederum wider-sprach. Am Ende dieses Hin und Her

stand ich vor einem unifor-mierten, russischen Oberst, der mich in einem sehr ge-brochenen Deutsch emp-fing. Ich nannte ihm meinen Wunsch: Bin zehn Jahre bei Vater tätig, möchte mich verändern, möchte Prediger werden und eine Ausbildung auf Chrischona aufnehmen.

Am Ende unseres kurzen Gespräches bekam ich die Antwort: Ich werde mit Kommissar Urban telefonieren. Die-ser war der Oberste der Kreispolizei. Ich musste also wieder dorthin, wo ich schon unzählige Male war. Dort angekommen, kam mir Kommissar Urban mit meiner Akte in der Hand entgegen, mit den Worten: „Herr Frah now, sie haben es geschafft!“ Ich zuckte nichtsahnend mit der Schulter. Urban warf daraufhin einem Polizis-ten die Akte auf den Schreibtisch mit der Aufforderung: „Stellen Sie Herrn Frahnow die Ausreise aus!“

Eine Fahrkarte nach „Basel/Deutschland“Dieser Polizist war dann der erste, der meinen Antrag richtig Wort für Wort las. Denn er sprang plötzlich vom Stuhl mit den Worten: „Basel, das ist doch Schweiz?“, worauf ich antwortete: „Ich will nach Basel, Ba-discher Bahnhof.“ Daraufhin setzte er sich und schrieb „Basel/Deutsch-land“. Woher ich diese Antwort so ge-ben konnte, weiß ich nicht, ich hatte ja von Chrischona keine Ahnung. So bekam ich im Sommer 1954 auf dem Bahnhof in Peitz für 30 Ostmark eine

Schülerfahrkarte nach „Basel, Badi-scher Bahnhof, Deutschland“. Als ich mit diesen Papieren an der Grenze zur Schweiz erschien, gab es ein lau-tes Gelächter. Ich musste zurück nach Lörrach zur Polizei und mir ordentli-che Papiere besorgen. Was dort prob-lemlos möglich war.

So war ich nun mit einem wunden Herzen auf Chrischona, Vaters wegen. Aber ganz richtig an dem Ort, an den Gott mich geführt hatte. //

Johannes Frahnow wollte 1958 nach Abschluss seiner Ausbildung auf St. Chrischona wieder in die DDR zu-rück – was gar nicht so einfach war. Zwei Monate musste er in West-Berlin ausharren, bis er wieder in seine Heimat einreisen konnte. Ein Chrischona-Bruder in der DDR hatte sich für ihn eingesetzt. Bis zu seinem Ruhestand 1995 diente er als Prediger in verschiedenen Orten in der DDR. Heute lebt er mit seiner Frau Gisela in seinem Geburtsort Drehnow in Brandenburg.

„ICH STELLTE GOTT EINE

BEDINGUNG: ICH GEHE NUR

NACH CHRISCHONA, WENN

ICH DAZU EINE STAATLICHE

GENEHMIGUNG BEKOMME.

UND DAS WAR IN DER DDR SO

GUT WIE UNMÖGLICH.“

Page 104: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

104 175 JAHRE CHRISCHONA

CHRISCHONA INTERNATIONAL

Viele Möglichkeiten, mit

Chrischona in Kontakt zu bleiben

Soziale NetzwerkeWerden Sie Chrischona-Freund und folgen Sie uns auf

Mehr Infos auf chrischona.org/social

NewsletterDer Newsletter „Panorama digital“ bringt Sie immer auf den neuesten Stand. Mehr dazu auf chrischona.org/nl

WebseitenSchauen Sie vorbei auf den Internetseiten von Chrischo-na International. Da tut sich immer was:www.chrischona.orgwww.tsc.education

…und erfahren Sie auch künftig, was Chrischo­na bewegt – mit dem Chrischona­Panorama. Am liebsten ist es uns, wenn wir es Ihnen di­rekt nach Hause schicken dürfen.

MICHAEL GROSS

Darf Ihr Chrischona-Panorama direkt zu Ihnen nach Hause kommen? Denn dann ist es gleich dort, wo es hingehört: bei Ihnen, unseren Lesern, und Ihren Angehörigen.

Die Zeitschrift des Verbands Chrischona Internatio-nal erscheint alle zwei Monate, insgesamt sechs Mal im Jahr. Darin lesen Sie Geschichten und Neu-igkeiten aus der Chrischona-Welt: Reportagen, Berichte und Interviews. Vom Chrischona-Campus und dem Theologischen Seminar St. Chrischona, aus den Gemeinden, den vielfältigen Arbeitsberei-chen und der Mission. Und vor allem: Sie lesen von Menschen und ihren Geschichten, die Chrischona

ausmachen und lebendig erhalten.

Wenn wir Ihnen Ihr Chrischona-Panorama direkt nach Hause schicken dürfen, dann benötigen wir folgende Angaben von Ihnen:

• Name• Adresse• E-Mail-Adresse• Geburtsdatum*• Mitglied oder Besucher einer Gemeinde? Wenn ja, welche Gemeinde?**Angaben für Sie freiwillig – für uns hilfreich.

Lesen Sie lieber elektronisch – zum Beispiel auf dem Tablet? Dann lassen Sie sich per E­Mail darüber in­formieren, wenn ein neues Chrischona­Panorama erscheint. Sie können es dann online lesen oder als PDF herunterladen.

ZUR PERSONMichael Gross (38) ist Mitarbeiter in der Mar-keting & Kommunikation von Chrischona Interna-tional. Dort kümmert er sich um die Redaktion und Öffentlichkeitsarbeit.

BLEIBEN SIE DRAN…4/14CHRISCHONA

Bewegt, um zu bewegen20 ausgebildete tsc-Absolventen machen sich auf, Menschen dazu zu bewegen, sich von Jesus mitreissen zu lassen | Seite 6

Geschichten gesucht2015 feiert Chrischona 175. Geburtstag. Dafür werden Geschichten gesucht, die Menschen mit Chrischona erlebt haben | Seite 10 Auf der Finanz-AchterbahnHalbzeit im Spendenjahr: wie das Auf und Ab einer Achterbahnfahrt | Seite 19

Demenz – wenn das Gedächtnis verloren geht Herausforderungen und Chancen

Vom Winde ve r w e ht

Chrischona InternationalAUGUST-SEPTEMBER 2014

5/14CHRISCHONA

Nächste Weiche Chrischona

33 motivierte Christen haben ihr Studium

am Theologischen Seminar St. Chrischona

begonnen | Seite 6

Bonheur hat viel zu bieten

Unter anderem hat die Urlaubswoche ein

besonderes Angebot zum 175. Geburtstag

von Chrischona parat | Seite 18

Die Frucht einer Kindersegnung

Ein Pastor aus Südafrika und eine

ermutigende Begegnung am Theologischen

Seminar St. Chrischona | Seite 31

OKTOBER-NOVEMBER 2014

Originale Gottes

Entdecke Gottes Künstlerhand

in Deinem Leben6/14

CHRISCHONA

Wie uns Gott zum Klingen bringt

Darüber sprach Geigenbauer Martin

Schleske bei der Strategie- und Schulungs-

konferenz auf St. Chrischona. | Seite 6

Vertrauen statt Panik

Wie wird Gott Chrischona versorgen?

Chrischona International steht der letzte

Spendenmonat des Jahres bevor | Seite 21

Alles Gute kommt von oben

Wirklich? Der Grashalm, den ein Kuhfladen

bedrückt, sieht das anders. Lesen Sie,

was wir von ihm lernen können | Seite 20

DEZEMBER 2014 - JANUAR 2015

Berichte von

FLUCHT und VERTR

EIBUNG

– aus dem Nordirak,

Rheinfelden und der Bibel

Raus aus

dem Albtraum

SCHREIBEN SIE AN:

Chrischona InternationalMarketing & KommunikationChrischonarain 2004126 Bettingen, Schweiz

Oder per E-Mail an [email protected]

facebook.com/chrischona

twitter.com/chrischona

chrischona.org/+

Page 105: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

105Chrischona International

OFFENEN CAMPUS11-16 UHR

JOHANNES FALK & BANDLIVE AUF DEM CHRISCHONA-CAMPUS

GEBURTSTAGSFEIERF E S T G O T T E S D I E N S T

D E R E T W A S A N D E R E

SPONSORENLAUFMIT PARCOURS

ChrischonaMUSICAL

20 UHR

10 UHR

13 UHR

15 UHR

S P I T T L E R ‘ S E R B E

T A G D E S

A U F D E M C H R I S C H O N A - C A M P U S O B E R H A L B B E T T I N G E N S B E I B A S E LM E H R I N F O S U N T E R W W W. C H R I S C H O N A 2 0 1 5 . O R G

FEIERN SIE MIT!

S A M S TA G , 7 . M Ä R Z 2 0 1 5

S O N N TA G , 8 . M Ä R Z 2 0 1 5

BLEIBEN SIE DRAN…

Page 106: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

106 175 JAHRE CHRISCHONA

CHRISCHONA INTERNATIONAL

106 175 JAHRE CHRISCHONA

WIR SCHREIBEN WEITER AN CHRISCHONAS GESCHICHTE ...

Ihre Bilderzur Geschichte

sind sicher farben-froher als diese

Platzhalter hier.

Ihr Foto

Reihen Sie sich ein

in die Geschichte,

die Gott mit

Chrischona

weiterschreibt.

Page 107: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

107

Schreiben Sie mit? An der Geschichte, die Gott mit Chrischo na weiterschreibt?

Jesus bewegt Chrischona bewegt uns. Das war bisher so und soll in Zukunft so sein. Eindrücklich und bewegend erzählen das die 17 Geschichten und das Gedicht, die in dieses Jubiläums-Magazin eingeflossen sind.

175 Geschichten mit Chrischona – so viele sollten es werden zum Jubiläum. Mehr als 120 Men-schen haben über 180 Geschich-ten eingesandt. Manche gleich mehrere.

WIR SCHREIBEN WEITER AN CHRISCHONAS GESCHICHTE ...

JESUS ERLEBEN.

MENSCHEN FÖRDERN.

DEM NÄCHSTEN DIENEN.

Sind Sie neugierig auf die ande-ren Geschichten? Dann lesen Sie im Internet weiter. Dort finden Sie eine überwältigende Fülle an „Geschichten mit Chrischona“:

www.chrischona2015.org

Jesus bewegt Chrischona be-wegt uns. Und weil das so bleibt, werden wir immer wieder bewe-gende Geschichten zu erzählen haben. Vielleicht auch Sie? Dann erzählen Sie sie – gerne auch uns von Chrischona International. //

Page 108: Chrischona-Panorama 1/2015: 175 Jahre Chrischona

GESTERN, HEUTE, MORGENJESUS ERLEBEN. MENSCHEN FÖRDERN.

DEM NÄCHSTEN DIENEN.Daran soll man Chrischona erkennen.

Chrischona Schweiz

Chrischona Gemeinschaftswerk

Deutschland

Vision-France

Evangelische Stadtmission

im südlichen Afrika

Chrischona Campus |

Konferenzzentrum Basel

Theologisches

Seminar St. Chrischona (tsc)

Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona

`fontis Brunnen Basel

Arbeitsgemeinschaft für das

messianische Zeugnis an Israel

tsc - Theologisches Seminar St. Chrischona

Mit Sitz auf St. Chrischona

Mit Sitz in der Schweiz, in Deutschland, Frankreich, Südafrika und Namibia

Chrischona Schweiz

Hauptsitz Verband Chrischona International

Chrischona Gemeinschaftswerk Deutschland (CGW)

mit

- Evangelische Stadtmission im Südlichen Afrika (ESSA)

- Brunnen Verlag Gießen

- Alpha Buchhandlungen Deutschland

Chrischona-Campus | Konferenzzentrum Basel

Vision-France

Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona (DMH)

Arbeitsgemeinschaft für das messianische

Zeugnis an Israel (amzi)

`fontis – Brunnen Verlag Basel

Brunnen Bibel Panorama-Buchhandlungen Schweiz

ZU CHRISCHONA INTERNATIONAL GEHÖREN