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PD Dr Markus Nauck ist der Kopf hinter unserem Labor. Wir wollen Sie an dieser Stelle mit ihm etwas näher bekannt ma- chen. Jahrgang 1965 studierte er 1986 bis 1992 Medizin in Frei- burg. 1992 Promotion, danach Fortführung seiner medizinischen Ausbildung am Kantonsspital in Basel und an der Universitiy of Wisconsin in Madison. Nach seiner Rückkehr nach Freiburg 2001 Facharztanerkennung und stellvertretender ärztlicher Direk- tor der Universitätsklinik. 2004 Habilitation, Fachgebiet Arterio- sklerose, speziell genetische Risikofaktoren bei Vorliegen primärer Dyslipidämien. Ab 1. 11. 2004 dann bei der Bioscientia tätig und seit dem 1.7.2005 geschäftsführender ärztlicher Direktor. Vielen von Ihnen ist Herr Dr. Nauck aus unseren Mitglieder- versammlungen bekannt als eine bescheidene Persönlichkeit, die sich eigentlich stets im Hinter- grund hält. Den "Chef" merkt man ihm weder im Verhalten noch im persönlichen Kontakt an. Und er hat immer ein offenes Ohr, wenn es bei uns klemmt. Der Privatmann Markus Nauck ist verheiratet und hat zwei Kin- der. AUA BAUCH - EIN SYMPTOM, VIELE URSACHEN IN DIESER AUSGABE: Pilze im Stuhl - Die Allestäter? 2 Wenn Essen krank macht 2 Aua Bauch - Der Kommentar 2 Primäre Laktoseintoleranz 3 Das Allergieportal im Internet 3 Nahrungsmittelallergie bei Kindern 4 Allergiediagnostik 4 IMPRESSUM: Herausgeber: Gemeinschaft zur Förderung medizinischer Diagnostik und Fortbildung e.V. Bahnhofstraße 9 48612 Horstmar Verantwortlich: Dr. Ekkehard Grützner Gnoiener Platz 10 48493 Wettringen Auflage: 350 Expl. Redaktion: M. Baackmann (mb) Dr. F. Barth (fb) Dr. K. Haug (kh) M. Fechner (mf) Dr. E. Grützner (eg) P. J. Kuhl (pk) Dr. G. Müller (gm) PD Dr. B. Zöllner (bz) Namentlich gekennzeichnete Arti- kel geben lediglich die persönli- che Meinung des Autors wieder und sind nicht der Redaktion zu- zurechnen. Alle Artikel unterliegen dem Urhe- berrecht. Der Nachdruck (auch auszugsweise) bedarf der Geneh- migung der Redaktion und des Verfassers. Eigendruck STICHWORT ZUR PERSON LABORZETTEL April / Mai 2014 3. Jahrgang Ausgabe 1 rung eines Verdachts auf Zölia- kie empfiehlt sich z. B. ein Vorge- hen nach den neuen Diagnoseal- gorithmen der ESPGHAN (European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition). Bei Verdacht auf eine Laktosein- toleranz sollte immer die spezifi- sche Form (primäre oder sekun- däre Laktoseintoleranz) geklärt werden, was bedeutet, dass neben einem Funktionstest auch eine molekulargenetische Unter- suchung durchgeführt werden sollte. Bei einer diagnostizierten Nahrungsmittelunverträglichkeit ist das Vermeiden der verant- wortlich gemachten Lebensmittel die Therapie der Wahl. Grund- sätzlich müssen die unverträgli- chen Nahrungsmittel jedoch nicht ganz vom Speiseplan ge- strichen werden. In den aller- meisten Fällen sollte es genü- gen, weniger von der jeweiligen Substanz zu essen oder zu trin- ken, um individuelle Toleranz- schwellen zu finden. Besonders bei Jugendlichen besteht die Gefahr, durch ständiges ängstli- ches Vermeiden bestimmter Lebensmittel eine Essstörung auszulösen und zu unterhalten. Eine Diätberatung ist in diesen Fällen sehr zu empfehlen. Die Kosten der Beratung werden oft bei Vorlage eines Rezeptes von der Krankenkasse übernommen. (pk) Nahrungsmittelunverträglichkeit: Ein Begriff für viele verschiede- ne nahrungsabhängige Beschwerden unterschiedlicher Genese. Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder –intoleranz ist der Orga- nismus nicht in der Lage, bestimmte Nahrungsmittel zu verdauen bzw. über den Stoffwechsel zu verwerten. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einer Nahrungsmittelallergie um eine Überempfindlichkeit, der eine immunologische Reaktion zugrunde liegt. Der Newsletter für die Labormedizin aus Ihren Laboren Horstmar und Moers ■ 2 bis 4 % der Erwachsenen und 5 bis 10 % der Kleinkinder leiden unter einer Nahrungs- mittelallergie ■ 5-7% der Er- wachsenen in Westeuropa haben eine Unver- träglichkeit für Fruchtzucker ■ Die Laktoseintoleranz ist mit einer Prävalenz von 10 bis 30% die am häufigsten vor- kommende Nahrungsmittelin- toleranz in der westlichen Bevölkerung ■ Histaminempfindlich reagieren etwa 1-2% der Bevölkerung, Tendenz „mehr werdend“ Der Leidensweg bis zur richtigen Diagnose ist dabei oft sehr lang. So vergehen z. B. bei der Zöliakie vom Symptombeginn bis zur Diagnose durchschnittlich 10 Jahre. Die Schlüsselrolle kommt dabei der genauen Nahrungsmittel- anamnese zu. Auch die Auswahl der „richtigen“ Labortests hat eine große Bedeutung. Bei Abklä- Bauchschmerzen (Krämpfe), Blähungen, Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Symptomen von Nahrungsmittel-Intoleranzen. Fruktosemalabsorption, Lakto- seintoleranz, Histaminintoleranz und Zöliakie werden immer häu- figer diagnostiziert. Echte Nah- rungsmittelallergien (IgE- vermittelt) sind dagegen seltener als vermutet. Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens ein Drittel der Deutschen unter an- haltenden Magen-Darm- Beschwerden leidet: 1 % der Menschen hat Zöliakie ■ Etwa 3 % der Gesamt- Bevölkerung, überwiegend Frauen, sind von einer Hista- min-Intoleranz betroffen

Der Newsletter für die Labormedizin aus Ihren Laboren ... · Namentlich gekennzeichnete Arti-kel geben lediglich die persönli-che Meinung des Autors wieder und sind nicht der Redaktion

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Page 1: Der Newsletter für die Labormedizin aus Ihren Laboren ... · Namentlich gekennzeichnete Arti-kel geben lediglich die persönli-che Meinung des Autors wieder und sind nicht der Redaktion

PD Dr Markus Nauck ist der

Kopf hinter unserem Labor. Wir

wollen Sie an dieser Stelle mit

ihm etwas näher bekannt ma-

chen. Jahrgang 1965 studierte er

1986 bis 1992 Medizin in Frei-

burg. 1992 Promotion, danach Fortführung seiner medizinischen

Ausbildung am Kantonsspital in

Basel und an der Universitiy of

Wisconsin in Madison. Nach

seiner Rückkehr nach Freiburg

2001 Facharztanerkennung und

stellvertretender ärztlicher Direk-

tor der Universitätsklinik. 2004

Habilitation, Fachgebiet Arterio-

sklerose, speziell genetische

Risikofaktoren bei Vorliegen

primärer Dyslipidämien. Ab 1. 11.

2004 dann bei der Bioscientia

tätig und seit dem 1.7.2005

geschäftsführender ärztlicher Direktor.

Vielen von Ihnen ist Herr Dr.

Nauck aus unseren Mitglieder-

versammlungen bekannt als eine

bescheidene Persönlichkeit, die

sich eigentlich stets im Hinter-

grund hält. Den "Chef" merkt

man ihm weder im Verhalten

noch im persönlichen Kontakt

an. Und er hat immer ein offenes

Ohr, wenn es bei uns klemmt.

Der Privatmann Markus Nauck

ist verheiratet und hat zwei Kin-der.

A U A B A U C H - E I N S Y M P T O M , V I E L E U R S A C H E N

I N D I E S E R A U S G A B E :

Pilze im Stuhl -

Die Allestäter?

2

Wenn Essen

krank macht

2

Aua Bauch -

Der Kommentar

2

Primäre

Laktoseintoleranz

3

Das Allergieportal im

Internet

3

Nahrungsmittelallergie

bei Kindern

4

Allergiediagnostik 4

I M P R E S S U M :

Herausgeber:

Gemeinschaft zur Förderung medizinischer Diagnostik

und Fortbildung e.V. Bahnhofstraße 9 48612 Horstmar

Verantwortlich:

Dr. Ekkehard Grützner Gnoiener Platz 10 48493 Wettringen

Auflage: 350 Expl.

Redaktion:

M. Baackmann (mb) Dr. F. Barth (fb) Dr. K. Haug (kh) M. Fechner (mf) Dr. E. Grützner (eg) P. J. Kuhl (pk) Dr. G. Müller (gm) PD Dr. B. Zöllner (bz)

Namentlich gekennzeichnete Arti-kel geben lediglich die persönli-che Meinung des Autors wieder und sind nicht der Redaktion zu-zurechnen.

Alle Artikel unterliegen dem Urhe-berrecht. Der Nachdruck (auch auszugsweise) bedarf der Geneh-migung der Redaktion und des Verfassers.

Eigendruck

S T I C H W O RT Z U R P E R S O N

LABORZETTEL April / Mai 2014 3. Jahrgang — Ausgabe 1

rung eines Verdachts auf Zölia-kie empfiehlt sich z. B. ein Vorge-hen nach den neuen Diagnoseal-gor i thmen der ESPGHAN (European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition). Bei Verdacht auf eine Laktosein-toleranz sollte immer die spezifi-sche Form (primäre oder sekun-däre Laktoseintoleranz) geklärt werden, was bedeutet, dass neben einem Funktionstest auch eine molekulargenetische Unter-suchung durchgeführt werden sollte. Bei einer diagnostizierten Nahrungsmittelunverträglichkeit ist das Vermeiden der verant-wortlich gemachten Lebensmittel die Therapie der Wahl. Grund-sätzlich müssen die unverträgli-chen Nahrungsmittel jedoch nicht ganz vom Speiseplan ge-strichen werden. In den aller-meisten Fällen sollte es genü-gen, weniger von der jeweiligen Substanz zu essen oder zu trin-ken, um individuelle Toleranz-schwellen zu finden. Besonders bei Jugendlichen besteht die Gefahr, durch ständiges ängstli-ches Vermeiden bestimmter Lebensmittel eine Essstörung auszulösen und zu unterhalten. Eine Diätberatung ist in diesen Fällen sehr zu empfehlen. Die Kosten der Beratung werden oft bei Vorlage eines Rezeptes von der Krankenkasse übernommen.

(pk) Nahrungsmittelunverträglichkeit: Ein Begriff für viele verschiede-ne nahrungsabhängige Beschwerden unterschiedlicher Genese. Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder –intoleranz ist der Orga-nismus nicht in der Lage, bestimmte Nahrungsmittel zu verdauen bzw. über den Stoffwechsel zu verwerten. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einer Nahrungsmittelallergie um eine Überempfindlichkeit, der eine immunologische Reaktion zugrunde liegt.

Der Newsletter für die Labormedizin aus Ihren Laboren Horstmar und Moers

■ 2 bis 4 % der E r w a c h s e n e n und 5 bis 10 % der Kleinkinder leiden unter einer Nahrungs-mittelallergie ■ 5-7% der Er-wachsenen in

Westeuropa haben eine Unver-träglichkeit für Fruchtzucker

■ Die Laktoseintoleranz ist mit einer Prävalenz von 10 bis 30% die am häufigsten vor-kommende Nahrungsmittelin-toleranz in der westlichen Bevölkerung

■ Histaminempfindlich reagieren etwa 1-2% der Bevölkerung, Tendenz „mehr werdend“

Der Leidensweg bis zur richtigen Diagnose ist dabei oft sehr lang. So vergehen z. B. bei der Zöliakie vom Symptombeginn bis zur Diagnose durchschnittlich 10 Jahre. Die Schlüsselrolle kommt dabei der genauen Nahrungsmittel-anamnese zu. Auch die Auswahl der „richtigen“ Labortests hat eine große Bedeutung. Bei Abklä-

Bauchschmerzen (Krämpfe), Blähungen, Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Symptomen von Nahrungsmittel-Intoleranzen. Fruktosemalabsorption, Lakto-seintoleranz, Histaminintoleranz und Zöliakie werden immer häu-figer diagnostiziert. Echte Nah-rungsm it te la l le rg ien ( IgE -vermittelt) sind dagegen seltener als vermutet. Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens ein Drittel der Deutschen unter an-h a l t e n d e n M a g e n - D a r m -Beschwerden leidet: ■ 1 % der Menschen hat Zöliakie ■ Etwa 3 % der Gesamt-

Bevölkerung, überwiegend Frauen, sind von einer Hista-min-Intoleranz betroffen

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Seite 2 L A B O R Z E T T E L

B A U C H S C H M E R Z E N

Dr. E. Grützner

Nahezu täglich ist das Thema "unspezifischer Bauch-schmerz" in unseren Praxen präsent. Oft genug finden wir dabei keine eigentliche organische Ursache. Gerade bei Kindern liegt dann die Erklärung nahe, dass möglicherweise Konflikte im Freundeskreis, im Kindergarten oder in der Schule die Ursache der Probleme sein könnten. Und so transportieren sich dann Bauchschmerzen durch die Jugend bis in das Erwachsenenalter. "Ach, das habe ich immer mal wieder gehabt, mal mehr, mal weniger ausgeprägt!" Und wieder ist dann die Versuchung groß, mit "Das war schon immer so…" nicht erneut in die Diagnostik einzusteigen. Dabei sind bei nur wenigen Anamnesefragen häufig Zusammenhänge zur Ernährung herzustellen. Kernaussagen wie etwa "Obst esse ich nicht so viel, eigentlich schon seit der Kindheit…" oder "Milch spielt bei mir keine große Rolle…" können eindeutige Hinweise auf eine Nahrungsunverträglichkeit sein. Dabei muss nicht immer die "Intoleranz" die Ursache sein. Häufig sind weniger ausgeprägte "Unverträg-lichkeiten". Eine Ernährungs-beratung, eine kleine Kost-umstellung, schon sind die Bauchschmerzen weg. Es lohnt sich, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Auch für die Mensa in der Schule um die Ecke und das gesunde Frühstück im Kindergarten ist die Kenntnis dieser Probleme ein wichtiger Baustein. Es gibt viel zu tun jenseits der Kalorienreduktion.

P I L Z E I M S T U H L — D I E A L L E S TÄT E R ? (bz) Häufig wird bei Patienten mit persistierenden Bauchbe-schwerden oder „Reizdarm“-Syndrom nach einer Vielzahl mehr oder weniger indizierter Untersuchungen die finale Diagnose Darmmykose ge-stellt. Therapeutisch werden dann nicht selten zuckerfreie Antipilzdiäten, Kolonhydrothe-rapien oder sogar Sanierungs-versuche mit antimykotischen Substanzen durchgeführt (z.B. Nystatin). Zu diesen Therapie-Ansätzen fehlen aber bis heu-te prospektive Studienergeb-nisse. Fakt ist, dass Pilze im Stuhl zur normalen Standortflora des Darmes zählen, wobei Candida albicans führend ist. Ungefähr 70% aller gesunden Menschen weisen in Stuhlpro-ben Pilze auf. Inwieweit Candi-da-Arten im Darm sogar nütz-lich für die Verdauung sind, ist derzeit nicht ausreichend erforscht. Allgemein aner-kannt ist, dass sich bei jedem Menschen schon sehr früh in der Kindheit eine symbioti-sche Gemeinschaft von wahr-scheinlich mehreren Tausend verschiedenen mikrobiellen Organismen im Darm ausbil-det. Dieses sogenannte Mikro-biom, in dem die Pilze eine wichtige Rolle spielen, triggert das individuelle Immunsystem sehr effektiv. Daraus folgt, dass eine antimykotische Therapie des Darmes bei Im-mungesunden per se nicht indiziert ist. Während Antibiotika- oder zytostatischen Therapien kön-nen Pilze die bakterielle Darmflora überwuchern. Da-b e i i s t d e r B e g r i f f „Kolonmykose“ definiert als Pilzkonzentration >106 Pilze/g Stuhl. Aber auch dann sind sie in aller Regel nicht kausal für Schleimhautschäden im Darm verantwortlich. Tritt in solchen Fällen Durchfall auf, sind an-dere, wichtige Ursachen wie z.B. eine Clostridium difficile-Infektion unbedingt abzuklä-ren. Pilz-Probiotika wie Sac-c h a r o m y c e s b o u l a r d i i -Präparate können hier sogar klinische Besserung bewirken und gelten als nicht schädlich! A u c h d a s C a n d i d a -

W E N N E S S E N K R A N K M A C H T

(gm) Allergien, einschließlich Nahrungsmittelallergien und damit differentialdiagnostisch auch Nahrungsmittelunver-träglichkeiten sind heute sehr weit verbreitet. Dabei ver-wischt im Sprachgebrauch häufig die Grenze zwischen Nahrungsmittelallergie und Nahrungsmittelunverträglich-keit. Bei einer echten Nahrungsmit-telallergie kommt es zu einer Immunreaktion gegen be-stimmte Allergene (z. B. Prote-ine) in Lebensmitteln. Es folgt eine IgE-vermittelte Typ-1-Immunreaktion. Dadurch kommt es zu einer Histamin-ausschüttung mit Hautaus-schlägen, Juckreiz, Schwellun-gen des Gesichts, Atemnot und weiteren typischen allergi-schen Reaktionen. Die Prä-valenz liegt etwa bei: 2 - 5% bei Erwachsenen und 5 - 10% bei Kleinkindern. Dabei unterscheiden sich die Allergie - auslösenden Nah-rungsmittel je nach Altersklas-se deutlich. Nahrungsmittelal-lergien können durch eine genaue Anamnese und geziel-te Bestimmung von allergen-

Kultur von Candida albicans

spezifischem IgE diagnosti-ziert werden. Streng davon abgegrenzt werden müssen die nicht-immunologisch be-dingten Nahrungsmittelunver-träglichkeiten. Diese treten mit 15 – 20% deutlich häufi-ger auf als die Allergien und sollten daher bei gastrointesti-nalen Symptomen vor der eigentlichen Allergiediagnostik abgeklärt werden. Hier sind insbesondere Ma-labsorptionen (Laktose, Fruktose) wichtige, ätiologisch bedeutsame Krankheitsbilder. Die Diagnose erfolgt über Belastungs- und/oder H2-Atemtests. Differentialdiag-nostisch sollten auch Erkran-kungen wie Zöliakie, Histamin-intoleranz und chronisch-entzündliche Darmerkrankun-gen beachtet werden. Die häufig propagierte Tes-tung auf unzählige IgG-Antikörper gegen Nahrungs-mittel wird sowohl von den deutschen als auch den ame-rikanischen Fachgesellschaf-ten für Allergie und Immunolo-gie als diagnostisches Mittel abgelehnt.

Hypersensitivitätssyndrom ist nach wie vor wissenschaftlich nicht belegt und wird von ver-schiedenen Fachgesellschaf-ten als spekulativ angesehen. Pilze im Stuhl sind demnach kein krankhafter Zustand. Bei Pilzinfektionen an anderen Lokalisationen (z.B. Vulvovagi-nitis) und gleichzeitig hohen Pilzkonzentrationen im Stuhl kann gelegentlich eine Sanie-

rung des Darmes sinnvoll sein. Treten aufgrund schwerer Stö-rungen des enteralen Immun-systems oder Schleimhaut-s c h ä d i g u n g e n (Immunsuppressiva, Zytostati-ka,…) invasive Pilzinfektionen auf, müssen diese wegen ihrer hohen Mortalität natürlich schnell diagnostiziert und sys-temisch therapiert werden.

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(kh) Bei der Laktoseintoleranz kann Milchzucker (Laktose) aufgrund eines Mangels des Enzyms Laktase im Dünndarm nicht in Galaktose und Glukose umgebaut werden. Der Lakta-semangel führt bei Genuss von Milchprodukten zur Akkumula-tion von Laktose im Dickdarm. Folge ist eine Erhöhung des osmotischen Druckes mit Flüs-sigkeitsretention und eine Vergärung der Laktose durch die ansässige Kolonflora. Die auftretenden Symptome um-fassen Abdominalschmerzen, Übelkeit, Meteorismus, Flatu-lenz und Diarrhoen. Ferner wurde über eine Reihe unspe-zifischer systemischer Sympto-me, wie z.B. Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen und Müdigkeit, berichtet. Es wird die primäre, genetisch beding-te Form der Laktoseintoleranz, von der sekundären Form infol-ge Schädigung der Dünndarm-schleimhaut (z.B. durch Medi-kamente, Operation, Infektion, Morbus Crohn, Sprue) unter-schieden. Die primäre Laktoseintoleranz ist der weltweit häufigste erbli-che Enzymdefekt des Men-schen und ist bei weitem die häufigste Ursache der Lakto-seintoleranz. Etwa 70% der Weltbevölkerung sind betrof-fen, wobei in Afrika und Asien beträgt die Prävalenz 80-100%. In Europa besteht hin-sichtlich der Häufigkeit ein deutliches Nord-Süd-Gefälle (Nordeuropa 2-5%, Deutsch-land 15-20%, Süditalien 40%). Bei Betroffenen nimmt die Menge des Enzyms Laktase im Verlaufe des Lebens kontinu-ierlich ab. Erste Symptome treten in der Regel zwischen dem 5. und dem 20. Lebens-jahr erstmals auf. Im Jahr 2002 wurde eine genetische Variante (Polymorphismus) an der Stelle 13910 vor dem Lak-tase-Gen (LCT-13910) nachge-wiesen, die eine nahezu voll-ständige Assoziation mit dem Auftreten der primären Lakto-seintoleranz zeigte. An der Position LCT-13910 befindet sich entweder die Nukleinsäu-ren Cytosin (C) oder Thymin (T). Wenn auf beiden Genkopien (Allelen) Cytosin vorhanden ist

Seite 3

Darüber hinaus kann mit Hilfe des Gentests zwischen der primären und der sekundären Laktoseintoleranz unterschie-den werden und er braucht nur einmal durchgeführt zu werden, da sich die Gene im Laufe des Lebens nicht än-dern. Bei klinisch objektivier-barer Milchunverträglichkeit

rechtfertigt ein positiver Gen-test (LCT-13910C/C) die Emp-fehlung einer Laktose-reduzierten Diät. Bei einem negativen Gentest (LCT-13910C/T oder T/T) sind die Ursachen der sekundären Laktoseintoleranz differential-diagnostisch zu beachten.

M O L E K U L A R G E N E T I K D E R P R I M Ä R E N L A K T O S E I N T O L E R A N Z

liegt der Genotyp LCT-13910C/C vor, der mit der primären Laktoseintoleranz assoziiert ist. Die Genotypen LCT-13910C/T und LCT-13910T/T sind nicht mit der primären Laktoseintoleranz assoziiert. Eine Studie konnte für die molekulargenetische Untersuchung des LCT-13910 Genotyps eine Sensitivität von 95% und Spezifität von 100 % nachweisen. Für diese Unter-suchung werden 2 ml EDTA-Blut benötigt. Der Laktose-Belastungstest mittels H2-Atemtest kann eine derzeit bestehende Laktoseintoleranz zwar nachweisen, erlaubt aber keine Ursachenabklä-rung. Der Gentest für die pri-märe Laktoseintoleranz bietet sich als eine für den Patienten nicht belastende Alternative an. Entnahmezeitpunkt und Begleiterkrankungen beein-flussen den genetischen Test nicht und eine Laktosebelas-tung des Patienten entfällt.

A L L E R G I E P O R T A L I M I N T E R N E T

Odds ratio bezeichnet einen Fak-tor, der angibt, wie wahrscheinlich es ist, dass ein bestimmtes Ereig-nis im Vergleich zu einem ande-ren Ereignis eintritt. Dabei ist die odds ratio dann 1,0, wenn beide Ereignisse in gleicher Weise wahr-scheinlich sind. In der medizinischen Statistik wird dieser Faktor in der Regel dazu benutzt, festzulegen, ob bei ei-nem neuen Medikament oder einer neuen Behandlung Neben-wirkungen im Vergleich zu etab-lierte Medikamenten oder Verfah-ren seltener oder häufiger auftre-ten. Eine odds ratio von 0,8 be-zeichnet dann die Situation, dass die entsprechend in der zuvor definierte Komplikation 0,8 Mal so häufig auftritt, wie im etablier-ten Verfahren. Zu beachten bei der Interpretation des Ergebnis-

ses ist allerdings die Standardab-weichung. Diese sollte idealer-weise den Wert 1,0 auch in ihrem oberen Streubereich des Kon-fidenzintervalls nicht berühren, denn sonst ist entsprechend nicht auszuschließen, dass das Ergeb-nis statistisch mit gewisser Wahr-scheinlichkeit zufällig entstanden ist. So ist eine odds ratio von 0,8 bei einem Mittelwert von 0,88 ± 0,10 positiv zu bewerten, wäh-rend bei einem Mittelwert von 0,88 ± 0,25 die odds ratio vorsichtiger zu bewerten ist, da sie die 1,0 schneidet.

L A B O R Z E T T E L

V O M L E T Z T E N M A L

Patientinnen und Patienten Häuser, die sich auf die Ver-hältnisse und Bedürfnisse von Allergikern und Menschen mit Nahrungsmittelintoleranzen spezialisiert haben. Für Flugreisen gibt es eine Auflistung der Allergiker Ser-vices der Airlines. Auch für einen eventuellen Autokauf gibt es Informatio-nen, beispielsweise zum The-ma „Auto und Allergie – die Angebote der Hersteller“.

Die Bauernregel im April :

Rührt der Bauer Gift zur Butter,

ist sie für die Schwiegermutter !

S T A T I S T I S C H E B E G R I F F E - H E U T E : O D D S R A T I O

(fb) Für Menschen mit Aller-gien und Unverträglicheiten gibt es seit einiger Zeit eine hochinteressante und kosten-lose Website sich zu informie-ren: www.mein-allergie-portal.com Die Autorenliste der Allergie News – Beiträge hat viele namhafte und hochkarätige Namen aufgeführt. Die Navi-gation ist einfach. In den Datenbanken „Allergie-Hote ls“ und „Al lergie-Restaurants“ finden unsere

F Ü R D I E P A U S E

Warum leben Frauen länger als Männer?

Shoppen verursacht nur selten Herzanfälle.

Das Bezahlen der Rech-nungen schon ...

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Blauschimmelkäse, Räucherfisch oder Salami, aber auch Erdnüsse kommen in Frage, Bier, Rotwein Sauerkraut und vieles mehr. Ursa-che ist ein Mangel am histamin-spaltenden Enzym Diamino-oxidase (DAO) oder Histamin-N-methyl-Transferase (NMHT). Die Diagnostik erfolgt nicht durch Provokation sondern durch Elimi-nation histaminhaltiger Lebens-mittel für einen Zeitraum von 14 Tagen. Vor und nach diesem Eliminationszeitraum werden das Histamin und die Konzentration von DAO im Serum bestimmt. Durch die Elimination fällt Erste-res drastisch ab, während Letzte-res signifikant ansteigt. Auch das Gesamt-IgE ist häufig erhöht. Bei den betroffenen Patienten sollten unbedingt KM-Untersuchungen vermieden werden; Kontrastmittel sind Histaminliberatoren. Daher sind diese Untersuchungen teil-

L E B E N S B E D R O H E N D : H I S TA M I N O S E N (eg) Nach dem Essen passiert es: Innerhalb von Minuten gibt es Bauchkrämpfe und Kreislaufprob-leme. Und die Betroffenen kön-nen oft gar nicht so schnell zur Toilette kommen, wie sie gern möchten. Dort werden sie von sturzbachartigen Durchfällen geplagt. Das ganze passiert so schnell, dass eine Unverträglich-keit oder Intoleranz als Auslöser nicht in Frage kommt. Denn dazu müssen die Nahrungsmittel ja erst einmal die zugehörigen Dünn-darmbereiche erreichen. Bei diesen Patienten findet also eine echte, fast anaphylaktoid zu nen-nende Sofortreaktion im Darm statt, die über IgE und Histamin abläuft. Die Betroffenen leiden an einer Histaminose. In Europa sind das etwa 1% der Bevölkerung (1) in mehr oder weniger ausgepräg-tem Umfang. Auslöser sind "gereifte" Lebensmittel wie etwa

Reizdarmsyndroms, von Migräne oder Hauterkrankungen wie Neu-rodermitis, Psoriasis oder Akne. Bei all diesen Erkrankungen wer-den nahrungsmittelausgelöste Pathomechanismen diskutiert, aber in keiner Studie konnten bisher signifikante Ergebnisse für die Validität dieser IgG - AK nach-gewiesen werden. Nahrungsmitte-leinschränkungen oder einschrän-kende Diäten als Empfehlung an den Patienten lassen sich daher mit diesen Untersuchungen nicht rechtfertigen.

I g G — A N T I K Ö R P E R B E S T I M M U N G B E I A L L E R G I K E R N

(pk) Nach dem aktuellen For-schungsstand erscheint die Be-stimmung von IgG-Antikörpern für Nahrungsmittelallergien nicht sinnvoll. Diese Antikörper scheinen im Gegenteil nur ein Indikator dafür zu sein, dass das Immunsys-tem häufiger Kontakt zu den kon-trollierten Nahrungsmitteln oder seinen Bestandteilen gehabt hat. Eine Bestimmung dieser Antikör-per im Serum ist also als eher nutzlos einzustufen, selbst bei Vorliegen chronisch entzündlicher D a r m e r k r a n k u n g e n , e i n e s

TERMINE

********************* Mai 20142014

********************* 25. Mai

Kommunalwahl NRW Europawahl

********************* JJUNIUNI 20142014

******************** 4. Juni - 16:00

Horstmar Holskenbänd

Jahresmitgliederver-sammlung mit Neuwahl

des Vorstands

12. Juni Brasilien

Beginn Fußball WM

18. Juni - 15:00 Uhr Ochtrup

Hotel Chalet Jährliche Strategie und

Planungssitzung Horstmar- Moers -

Ingelheim *********************

JJULIULI 20142014 *********************

7. Juli Beginn der Sommerferien

20. Juli

Rio de Janeiro Endspiel der Fußball WM

********************* AAUGUSTUGUST 20142014

********************* Bis 19. August

Sommerferien NRW *********************

SSEPTMEBEREPTMEBER 20142014 *********************

*********************

OOKTOBERKTOBER 20142014 *********************

15. Oktober. Nächste Ausgabe

Laborzettel

L A B O R Z E T T E L

(fb) Nahrungsmittelallergien sind auch bei Kindern relativ selten. Sie werden nach derzeitiger Datenlage mit einer Häufigkeit von 1 bis 3 % angegeben, was diagnostisch gesi-cherte IgE-vermittelte Nahrungs-mittelallergien angeht. Allerdings sind Nahrungsmittelal-lergien mit 58 % der Anaphylaxie-Fälle der häufigste Auslöser (Deutsches Anaphylaxie-Register). Beim 3. Interdisziplinären Freibur-ger Allergie-Symposion machte Frau Prof. Dr. Andrea Heinzmann, Zentrum für Kinder- und Jugend-medizin am Universitätsklinikum Freiburg, klar, dass die Bestim-mung von spezifischem IgE und Hautpricktests nicht ausreichen, um eine Nahrungsmittelallergie zu beweisen oder auszuschließen. Die doppelblinde, placebokontrollierte Provokationstestung gilt derzeit als der „Goldstandard“. Häufigster Auslöser einer Nah-rungsmittelallergie ist die Kuh-

N A H R U N G S U N V E R T R Ä G L I C H K E I T E N B E I K I N D E R N

(eg) Kennen Sie Gluten? Wenn ja, denken Sie auch im Praxisalltag daran? Nicht nur Obst und Milch machen Probleme bei Intoleran-zen und Unverträglichkeiten. Die am weitesten verbreitete Erkran-kung aus dieser Gruppe von Er-krankungen ist die Unverträglich-keit des Klebereiweißes aus un-seren gängigen Getreidesorten. Und die Vermeidung gestaltet sich entsprechend schwierig. Praktisch alles, was der Bäcker um die Ecke macht, ist plötzlich nicht mehr gut für den Speise-plan, denn fast überall wird Wei-zenmehl verwendet. Und auch in Roggen, Gerste und Hafer ist Gluten. Industrieprodukte sind oft zusätzlich noch mit Laktose ver-setzt. Bleibt manchmal nur der Umstieg auf Dinkel und auf Mais-mehl sowie der Umstieg vom Bäcker auf das "Selber backen". Eine zunehmende Zahl von Hand-werksbäckern hat das Problem jedoch erkannt und bietet Aus-weichprodukte an. Als Hausarzt ist es manchmal sehr nützlich, das Angebot Ihrer Bäcker vor Ort zu kennen. So haben Sie dann Tipps für den sorgenlosen Brotge-nuss Ihrer Patienten im Alltag parat.

milch. In absteigender Reihe folgen Hühnerei, Erdnüsse, Nüs-se, Soja, Weizen und Fisch. Lediglich 4 % der Kinder mit Hüh-nerei-Allergie entwickeln bis zum 4. Lebensjahr eine Toleranz, im Alter von 16 Jahren sind es 68 %. Beim Beispiel der Weizenallergie entwickelt sich bei 29 % eine Toleranz bis 4 Lebensjahren und bei 65 % bis zum Alter von 12 Jahren. Es wurde empfohlen, die Provoka-tionstestung in den ersten 5 Le-bensjahren alle zwölf bis achtzehn Monate durchzuführen, um eine mögliche Toleranzentwicklung zu überprüfen. Als neuer Therapieansatz gilt die spezifische orale Toleranzindukti-on (SOTI). Die Therapie funktio-niert wie eine Hyposensibilisie-rung. Erste Erfahrung sind ermuti-gend, die Studien jedoch noch nicht abgeschlossen.

weise lebensbedrohlich. Auch bei der medikamentösen Therapie muss besonders auf Histaminbe-einflussung geachtet werden. Analgetika wie Diclofenac oder ASS können z.B. nicht vertragen werden, daher sollte auf Fenbu-fen oder Ibuprofen ausgewichen werden. Hinweise hierzu erhalten Sie im Internet(2). Wikipedia bietet eine kurze Übersicht. (1) Maintz, L. : AmJClinNut 2007; 1185-

1196 (2) h t t p : / / w w w 2 . i - m e d . a c . a t /

pharmakologie/info/info2-3/html

B A U C H W E H V O M G E T R E I D E