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Die lange Brücke (Beschreibung 1789) Die lange Brücke hat vier gedrückte Bogen. Sie ist nach einer daran gehauenen Inschrift 1595 gebaut worden, jetzt aber so schadhaft, dass sie im künftigen Jahr abgebrochen und neu gebaut wird. Am Ende der Brücke, linker Hand dem Hause No. 244 gegenüber stand ein Wachtturm. Dieser diente zum Gefängnis, worin die Verbrecher festgesetzt wurden, welche man ihres Standes wegen durch die Hand des Scharfrichters nicht umbringen wollte. Sie wurden darin heimlich vom Leben zum Tode gebracht, oder mussten doch ihr Leben darin zubringen. Als dieser Turm anfing zu sinken, wurde er 1723 abgebrochen und die Steine zum Bau des Grauen Hofes angewendet. Bei diesem Wachturm war ein Tor, die Katlingenporte gestanden, wovon in einem Dokument von 1298 die Rede ist: „Die Bürgermeister der Stadt Braunschweig vermachen dem Stift St. Blasius für festlichen Umgang und Gesang am Tage des Schutzpatrons Autors 8 Schillinge jährliche Einnahme. Diese soll vor einem Haus erfolgen, welches den Namen Brunnpape hat und nahe bei der Katlingenporte ist.“ Pape war vermutlich an den Namen des vorherigen Eigentümers angehängt, weil die Johanniskirche nahe war und also die Pfaffen nah wohnten; um dadurch den Brunn von anderen seines Namens zu unterscheiden; eine Gewohnheit die noch in Braunschweig üblich ist. Die Hutfiltern und die Kattreppeln machten in den alten Zeiten die Vorstadt der Altstadt aus. Die Altstadt hatte so wie jedes Weichbild ihr Tor. Die Katlingenporte war als das Tor der Vorstadt gegen die Altewiek, welche durch die lange Brücke auf der einen Seite, sowie auf der anderen Seite durch den Damm verbunden war. Textauswahl aus dem Buch: Beschreibung der Straßen, einiger öffentlicher Gebäude und der Kirchen der Stadt Braunschweig von Ph. Ch. Ribbentrop aus dem Jahr 1789. Lange Brücke 1878 Lange Brücke 1650 Lange Brücke Inschrift 1595. Heute unter dem Waisenhaus

Die lange brücke

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Page 1: Die lange brücke

Die lange Brücke (Beschreibung 1789)

Die lange Brücke hat vier gedrückte

Bogen. Sie ist nach einer daran

gehauenen Inschrift 1595 gebaut

worden, jetzt aber so schadhaft, dass

sie im künftigen Jahr abgebrochen und

neu gebaut wird.

Am Ende der Brücke, linker Hand dem

Hause No. 244 gegenüber stand ein

Wachtturm. Dieser diente zum

Gefängnis, worin die Verbrecher festgesetzt wurden, welche man ihres Standes wegen durch

die Hand des Scharfrichters nicht umbringen wollte.

Sie wurden darin heimlich vom Leben zum Tode gebracht, oder mussten doch ihr Leben

darin zubringen. Als dieser Turm anfing zu sinken, wurde er 1723 abgebrochen und die

Steine zum Bau des Grauen Hofes angewendet.

Bei diesem Wachturm war ein Tor, die Katlingenporte gestanden, wovon in einem Dokument

von 1298 die Rede ist:

„Die Bürgermeister der Stadt Braunschweig

vermachen dem Stift St. Blasius für festlichen

Umgang und Gesang am Tage des Schutzpatrons

Autors 8 Schillinge jährliche Einnahme. Diese soll

vor einem Haus erfolgen, welches den Namen

Brunnpape hat und nahe bei der Katlingenporte

ist.“

Pape war vermutlich an den Namen des

vorherigen Eigentümers angehängt, weil die

Johanniskirche nahe war und also die Pfaffen nah

wohnten; um dadurch den Brunn von anderen

seines Namens zu unterscheiden; eine

Gewohnheit die noch in Braunschweig üblich ist.

Die Hutfiltern und die Kattreppeln machten

in den alten Zeiten die Vorstadt der Altstadt

aus. Die Altstadt hatte so wie jedes

Weichbild ihr Tor. Die Katlingenporte war

als das Tor der Vorstadt gegen die Altewiek,

welche durch die lange Brücke auf der

einen Seite, sowie auf der anderen Seite

durch den Damm verbunden war.

Textauswahl aus dem Buch: Beschreibung der Straßen,

einiger öffentlicher Gebäude und der Kirchen der Stadt

Braunschweig von Ph. Ch. Ribbentrop aus dem Jahr 1789.

Lange Brücke 1878

Lange Brücke 1650

Lange Brücke Inschrift 1595. Heute unter dem Waisenhaus