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16. Jahrgang Nr. 1, 2012 Die Zeitschrift der Emmaus-Ölberg-Gemeinde www.emmaus.de

Die Zeitschrift der Emmaus-Ölberg-Gemeinde

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16. Jahrgang Nr. 1, 2012

D i e Z e i t s c h r i f t d e r E m m a u s - Ö l b e r g - G e m e i n d e

www.emmaus.de

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SSSS eeeeiiii tttt

eeee 2222 Prima-Klima-Woche in Emmaus

Es geht los:Wir begrüßendie ReferentinFriederickeGrimme vonKATE.

Spielerischsteigen wir indas Themaein und stel-len uns aufdas „Posi-tionsbarome-ter“.

„Hm, was nehmeich, die Butteroder doch dieMargarine, dasbiologische Brotoder das her-kömmliche.“

Eine Landschaftwird aufgebaut undvier Kriterien, diefür das Klima rele-vant sind werdenuntersucht: Saiso-nalität, Verpak-kung, tierische Pro-dukte und Anbau-art.

Für die Auswertungdarf ein Frühstücks-zettel ausgefüllt wer-den auf dem die vier-klimarelevanten Krite-rien aufgelistet sind.

Die Lebensmittelsind immer zweiMal vorhanden.Wir können unsaussuchen, welchesbesser für das Klima ist.

Bauer Klaus, der einenherkömmlichenBau-ernhof betreibt, undBäuerin Lisa, die öko-logisch wirtschaftet,begegnen sich. Welche Anbauart istbesser für das Klima?

Am Sonntag dürfenauch die Gottesdienst-besucher ein „Klima-frühstück“ genießen.Hier wird das ThemaBewahrung der Schöp-fung angeregt disku-tiert.

Das Frühstücks-buffet ist ange-richtet. Es darfgefrühstücktwerden.

Frühstücken und das Klima schützen? Was hat das miteinander zu tun? Mit diesem Thema beschäftigten sich über200 Kinder der Niederlausitz- und der Heinrich-Zille-Grundschule, die wieder zu einer Projektwoche vom 29.5. -

3.6.2012 bei uns in der Emmaus Kirche eingeladen waren. Unterstützung fanden wir beim Verein „KATE“ die es sichzur Aufgabe gemacht haben, das Klima zu schützen. (www.kate-berlin.de)

Zum Klima-frühstückgehört auchdas Kennen-lernen von„Wetter“und „Klima“.

Liebe Leserin, lieber Leser!

Größte Baustelle der antiken Welt vor dem Bankrott! Fehlinvesti-tion mit unabsehbaren Folgen! Zehntausend Arbeiter stehen aufder Straße! Der Kapitalmarkt bricht zusammen!So könnten die Titelzeilen aussehen, wenn Zeitungsleute überdas Ende des Turmbaus zu Babel zu berichten hätten. Nach bibli-schem Zeugnis scheiterte dort ein gigantisches Bauprojekt, weildie Bauarbeiter einander nicht mehr verstanden. Durch göttlicheSabotage endete alles in einem riesigen Zusammenbruch. In den Redaktionssitzungen der Nachrichtenagenturen wäre diesals Top-Meldung gehandelt worden. Bad news are good news – so sagen die Journalisten. SchlechteNachrichten sind gute Nachrichten. Sie haben einen hohen Sen-sationswert. Weil sich nur schlechte Nachrichten so gut verkau-fen lassen, sagen die Journalisten auch: good news are bad news – gute Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Mit guten Nach-richten kann man nur schwer Interesse wecken. Gute Nachrich-ten finden, wenn überhaupt, irgendwo auf der letzten Seite ihrenPlatz, bei den vermischten Meldungen. Die Titelseite bleibt fürKatastrophen reserviert.Die Gegengeschichte zum Turmbau zu Babel ist eine gute Nach-richt: Es ist die Geschichte des Pfingstfestes. Nach Christi Him-melfahrt trafen sich die Jünger Jesu in Jerusalem. Sie predigtenvor einer großen Menge und stellten fest, dass sie von allen Men-schen verstanden wurden. Plötzlich gab es keine Sprachbarrierenmehr, keine Missverständnisse, keine Zwietracht. Eine gute Nachricht also – doch wen interessiert das?! Interes-siert das wirklich nicht? Interessiert es nicht, wenn MenschenGutes zu berichten haben? Ich zweifle daran, dass die Auswahlder Nachrichten das wirkliche Interesse des Publikums trifft. Im-mer häufiger erzählen mir Menschen, dass sie die Nachrichtenabschalten, weil sie es leid sind, über eine Viertelstunde vor allemmit Horrormeldungen überschüttet zu werden. Ich kenne vieleMenschen, die hören wollen, wo es besser wird auf der Welt, wogute Ideen zu neuen Wegen führen, wo hoffnungsvolle Ansätzeerste Erfolge zeigen.Deshalb haben wir diese Ausgabe des paternoster den gutenNachrichten gewidmet. Übrigens das griechische Wort Evangeli-um (eu-angelion) heißt: Gute Nachricht!

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Jörg Machel

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DD DDii iiee ee SS SSee eeii iitt ttee ee 33 33

EE EEDD DDII IITT TTOO OO

RR RRII IIAA AALL LL

IIIINNNNHHHHAAAALLLLTTTT

AAAAggggnnnneeeessss GGGGaaaaeeeerrrrttttnnnneeeerrrrPrima-Klima-Projektwoche.............................................................2

Editorial.............................................................3

HHHHeeeeiiiikkkkeeee KKKKrrrroooohhhhnnnnGood News aus der Kirche.............................................................4

JJJJöööörrrrgggg MMMMaaaacccchhhheeeellllGeld macht Freunde.............................................................5

DDDDeeeerrrr SSSSPPPPIIIIEEEEGGGGEEEELLLL----AAAArrrrttttiiiikkkkeeeellllEin Fall für Papa.............................................................6

GGGGOOOOOOOODDDD NNNNEEEEWWWWSSSSDie sieben-Tage-Kirche.............................................................7

UUUUllllrrrriiiicccchhhh WWWWiiiimmmmmmmmeeeerrrrEs hat gelohnt............................................................8

CCCChhhhrrrriiiissssttttiiiiaaaannnneeee BBBBeeeerrrrtttteeeellllssssmmmmaaaannnnnnnnBesser, du weißt es...........................................................9

JJJJeeeennnnssss----PPPPeeeetttteeeerrrr SSSStttteeeeffffffffeeeennnnStopp!...........................................................10

EEEEllllkkkkeeee JJJJüüüürrrrggggeeeennnnssss,,,, CCCChhhhrrrriiiissssttttiiiinnnnaaaa LLLLeeeennnnzzzzWeltläden...........................................................11

MMMMaaaarrrriiiioooo CCCClllleeeemmmmeeeennnnssssNicht mit mir!...........................................................15

BBBBaaaarrrrbbbbaaaarrrraaaa MMMMüüüülllllllleeeerrrrKein Pferd für Hitler...........................................................17

HHHHeeeeiiiiddddiiii RRRReeeettttzzzzllllaaaaffffffffGott sei Dank!...........................................................18

KKKKllllaaaauuuussss MMMMöööölllllllleeeerrrriiiinnnnggggWir bauen hier so feste..............................................................20

JJJJöööörrrrgggg MMMMaaaacccchhhheeeellllCarpe Diem...........................................................21

KKKKiiiinnnnddddeeeerrrrnnnnoooosssstttteeeerrrrStolpere nicht - erinnere dich!...........................................................22

Das Letzte / Impressum...........................................................23

AAAAkkkkttttuuuueeeelllllllleeee TTTTeeeerrrrmmmmiiiinnnneeeesind nicht hier abgedruckt, sondern im„Emmaus-Ölberg-Kalender“,der monatlich erscheint.Sie erhalten ihn in der Gemeinde oderüber das Internet.

Die Kirchen: eine Minderheit?In Berlin leben rund 22 Prozent evangeli-sche Christen und rund acht Prozent ka-tholische Christen. Mit 30 Prozent sindsie in der Stadt eine große Gruppe. ZurEvangelischen Kirche Berlin-Branden-burg-schlesische Oberlausitz gehören inBerlin rund 650.000 Berlinerinnen undBerliner. 2011 hatten die FDP bundes-weit rund 65.000 Mitglieder, Ver.di bun-desweit 2,1 Millionen Mitglieder und derHumanistische Verband geschätzte 5000Mitglieder in Berlin. Zu den beiden gro-ßen Kirchen gehören jeweils rund 24Millionen Menschen in ganz Deutsch-land.

Wer will denn nur Orgelmusik hören?Über 21.000 Sängerinnen und Sängersingen in kirchlichen Chören Berlins,Brandenburgs und der schlesischenOberlausitz. Bach und Rock, Avantgarde,traditionelle Kirchenmusik und Pop –rund 6.500 Konzerte und musikalischeVeranstaltungen finden im Laufe einesJahres in Kirchen statt. Kultur im Kiez,schnell zu erreichen und auch für allediejenigen bezahlbar, die sich keine teu-ren Konzertkarten leisten können.

Was haben Kirche und Bildung miteinander zu tun?Diakonie, Kirchengemeinden und Kirchenkreise bieten mehr als 21.000 Plätze in Kindertagesstät-ten an. Rund 15.000 Schülerinnen und Schüler lernen in evangelischen Schulen, die von Stiftun-gen, Gemeinden oder dem Diakonischen Werk und Kirchenkreisen getragen werden. Sie sind of-fen für alle Kinder, unabhängig von ihrer religiösen, ethnischen oder sozialen Herkunft. Die Schu-len sind Teil des öffentlichen Bildungswesens.

Ist die Kirche nicht völlig überaltert?In der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) ist jedes zweiteMitglied über 50 Jahre alt. Es gibt Kirchengemeinden, in denen sich diese Altersstruktur wider-spiegelt und dagegen andere Gemeinden, wie zum Beispiel in Kreuzberg, Prenzlauer Berg oder ander Stadtgrenze von Berlin in Brandenburg, die großen Zulauf von jungen Familien und Kindernhaben. Eine Kirchengemeinde ist eine der wenigen Orte in der Großstadt, in der sich Jung undAlt, Rentner und Student, Akademiker und Hartz-IV-Empfänger begegnen, miteinander feiern undsich für gemeinsame Anliegen stark machen.

Nur singen und beten in der Kirche?

Rund 44.000 Menschen engagieren sichin ihrer Freizeit in der Kirche für Kinder, inFriedensgruppen, für Kranke, Senioren, inEine-Welt-Läden, in den Gemeindekirchen-räten, im Kindergottesdienst, halten Kirchenoffen, führen Touristen durch die Gebäude,gestalten in den Synoden das kirchliche Le-ben mit...

Was nützt es in der Kirche zu sein?

Beim ADAC weiß jeder, es kommt der „Gel-be Engel“ und macht das liegen gebliebeneAuto wieder startklar. Und in der Kirche?Pfarrerinnen und Pfarrer begleiten Men-schen an den Wendepunkten des Lebens:zur Geburt eines Kindes, bei der Bitte umGottes Segen für die Partnerschaft, am Endedes Lebens. In Krisenzeiten leihen sichMenschen die Worte der Bibel, wenn andereBewältigungsstrategien an ihre Grenzen ge-raten. Die Kirche bezeugt die Botschaft vonder unverlierbaren Würde des Menschen,und dass der Mensch nicht identisch ist mitder Summe seiner Leistungen und seinerFehler.

GGGGOOOOOOOODDDD NNNNEEEEWWWWSSSS AAAAUUUUSSSS DDDDEEEERRRR KKKKIIIIRRRRCCCCHHHHEEEEG

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Heike Krohn

„Good news are bad news“ heißt ein ungeschriebenes Gesetz in den Medien. Meldungen über sinken-de Mitgliederzahlen, Kirchen, die zum Verkauf stehen, der Streit zwischen einem Pfarrer und seinerGemeinde, diese Nachrichten finden schnell ihren Weg in die Öffentlichkeit. Aber sind Kirchenge-meinden und das Engagement der vielen tausend Ehrenamtlichen wirklich so schlecht wie das gefühl-te Allgemeinwissen, das meint, mit der Kirche gehe es unweigerlich bergab?

Wen interessieren noch die Gottesdienste?Im Jahr besuchen rund 65 Millionen Menschen die Gottesdienste in ganz Deutschland. Weitere 1,4Millionen verfolgen die wöchentlichen Fernsehgottesdienste in ZDF und ARD. Zum Vergleich: In einerFußballsaison besuchen insgesamt 13 Millionen Menschen die Fußballstadien.

JörgMachel /„Ihr solltnichts mit aufden Weg nehmen,“sagt Jesus seinen Freun-den, „weder Stab noch Ta-sche noch Brot noch Geld.“ Und esgibt nicht wenige Christenmenschen,die finden, dass wir uns dieses Jesus-wort viel stärker zu Herzen nehmensollten.

Die Ängste um den Euro und dieDiskussion über seine Stabilität halteich für einen guten Anlass, mal wie-der darüber nachzudenken, wiewichtig uns das Geld ist: Auch nochso pathetische Nachrufe auf die gutenZeiten der D-Mark sollten uns nichtdarüber hinwegtäuschen – Geld istkein letzter Wert.

Das ruft ein paar nostalgische Erin-nerungen an die weiche Mark im Os-ten wach. Wie wunderbar ließ sichfrüher doch witzeln. „Wie bekommtman zwei Parteifunktionäre in eineMülltonne? – Indem man eine West-mark hineinwirft!“ Kurz war so einWitz und entlarvend. Das unaus-weichliche Scheitern des Staatssozia-lismus an seinen ökonomischen Wi-dersprüchen war in diesem schnodde-rig hingeworfenen Frage- und Ant-wortspiel schon lange vor der Wendezu erahnen.

Allerdings habe ich Geld auch niewieder als so nebensächlich empfun-den wie zu meiner Studentenzeit inder DDR. Wir hatten nur wenig da-von, aber auch mit mehr hätten wir

kaumetwas anfan-

gen können. Alles,was uns wichtig war, kostete

nicht viel: Bücher, Kinokarten undselbst Cafébesuche waren preiswert.

Das eigentliche Problem bestanddarin, dass es von allem zu weniggab. Kultur war zwar billig, aberschwer zu bekommen. An Autos,Fernreisen, Luxus war ohnehin nichtzu denken. Und so ging es vor allemdarum, den Kellner gnädig zu stim-men, um platziert zu werden, demBauarbeiter eine Opernkarte abzu-schwatzen und eine Buchhändlerinkennen zu lernen, um den neuen Ro-man von Christa Wolf zu ergattern.

Mit dem Einzug der Westmarkfand der Tauschhandel sein Ende.Manche bedauern das bis heute. Undärgern damit all jene, denen dieseszum Teil entwürdigende Feilschenund Sich-arrangieren-Müssen zuwiderwar.

Die meisten Menschen haben sehrschnell erfasst, welche Freiheit es mitsich bringt, die Alltagsgeschäfte mitGeld abwickeln zu können, das tat-sächlich etwas wert ist. Aber auchdie problematische Seite des Geldesist offensichtlicher geworden, seit eseinen realen Wert darstellt. Geradeverantwortungsvolle Menschen fra-gen sich immer wieder, ob unserGeld tatsächlich nur dazu dient, dieGeschäfte besser zu erledigen oder obes nicht unter der Hand zum Götzen

ge-worden

ist.Da hat Jesus

noch einen zweitenTipp parat. Er sagt:

„Macht euch Freunde mitdem ungerechten Mammon!“

Jesus misstraut dem Geld, meist istes „ungerechter Mammon“, den dieLeute da ansammeln. Doch wenn ersich schon angesammelt hat, dannsollte er wenigstens richtig genutztwerden, so rät er den Reichen.

Eigentlich überraschend, dass Je-sus ganz unverhohlen auf den eige-nen Vorteil zielt, wenn er dazu rät,sich mit Geld Freunde zu machen.Ein sympathisch subversiver Gedan-ke! Jesus sagt nicht: Gib anderen et-was, damit du ein guter Mensch wirstoder weil man das in seiner Nachfol-ge so tut. Er sagt vielmehr: Gib deinGeld für andere Menschen aus unddu wirst sehen, dass es sich lohnt fürdich. Mach sie zu Freunden.

Beispiele gäbe es viele: Wenn ichetwa sehe, in welchem Wohlstandmanche alte Menschen vereinsamen,dann frage ich mich, warum laden sienicht Bekannte zum Essen ein? War-um sponsern sie nicht das Studiumder Großnichte und lassen sich regel-mäßig von ihr erzählen? Warum en-gagieren sie nicht einen Vorleser fürgemütliche Abendstunden? Auch mitHilfe des Euro ist ein Geben undNehmen denkbar, das allen nutzenwürde.

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Geld macht Freunde

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DER SPIEGEL - 29.11.2010 von Ralf Hoppe / Ein Kind fällt aus dem Himmel. Es ist derHimmel über Paris, über dem 20. Arrondissement, unweit der Metro-Station Porte de Vincen-nes. Der Himmel ist an diesem Tag grau und fahl, und der Körper dreht sich im Fallen, es istein kleiner Junge, an den Füßen blaue Stoppersocken, 17 Monate, öligschwarz die Haut, dieEltern stammen aus Zentralafrika, er hat auf dem Balkon gespielt, und dann ist er durch dieGitterstäbe geglitten ... > mehr

Ein Fall für Papa EINE MELDUNG UND IHRE GESCHICHTEWie ein Melancholiker ein Kind rettete -

und sich gleich mit

aus: SPIEGEL 48/2010, S. 59Mit freundlicher Genehmigung des SPIEGEL-Verlages

Denn er hat seinen Engelnbefohlen über dir, daß siedich behüten auf allen deinen Wegen,das sie dich auf Händen tragen und du deinen Fußnicht an einen Stein stoßest.Psalm 91, 11-12

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Idee und Gestaltung: Vitalii Ivantsov

Ulrich Wimmer / I. Nachdem ichzur Vorbereitung des Mediationsge-spräches die Prozessakten durchgese-hen habe, bin ich etwas ratlos. Meistfindet sich in den Anwaltsschriftsät-zen oder in den Anlagen irgendeinHinweis darauf, was die Beteiligtenmotiviert haben könnte, nach jahre-langem Prozessieren das direkte Ge-spräch zu suchen. Manchmal sind eswichtige persönliche oder familiäreBeziehungen, die nicht durch ein ge-richtliches Urteil endgültig zerstörtwerden sollen. Manchmal soll einlangjähriger guter geschäftlicher Kon-takt doch noch gerettet werden. Undmanchmal führt die Erschöpfungnach jahrelangem teuren Rechtsstreitdie Prozessparteien zu dem Versuch,die Angelegenheit im Gespräch dochselbst zu regeln.

Aber hier? Keine Spur in der Aktein eine dieser Richtungen. Der Be-klagte: Vater eines Studenten. DieKlägerin: Eine Behörde, die etlicheSemester lang an den Studenten Aus-bildungsförderung gezahlt hat unddiese Zahlungen teilweise vom unter-haltspflichtigen Vater zurückfordert.Viele Zahlenkolonnen, ordentlich auf-addiert, Querstriche, Summen, Forde-rungsschreiben, Fristsetzungen, Ver-zugszinsen. Behördenroutine wahr-scheinlich. Worüber wollen die mitei-nander reden?

II. Zwei Sachbearbeiter nehmenam Mediationstisch Platz. Gut vorbe-reitet, Mappen voller Excel-Tabellen,Verwaltungsvorschriften griffbereit.

Auf der anderen Seite der Vater.Vielleicht Mitte Fünfzig, bodenstän-dig, Handwerker, wirkt etwas aufge-regt. Zögerlich beginnt er zu erzäh-len. Von seinem großen Glück, alsder Junge damals geboren wurde.Von der Verzweiflung, nachdem ihndie Mutter alsbald verlassen und denSohn mitgenommen hatte. Über die

unerfüllte Sehnsucht, den Jungen auf-wachsen zu sehen und sein Vatersein zu dürfen. Ja, sein Sohn habesich zu Beginn des Studiums nocheinmal bei ihm gemeldet. Nein, derKontakt sei wieder eingeschlafen;dem Sohn sei es hauptsächlich umGeld gegangen. Dabei habe er dochfür ihn Unterhalt gezahlt, regelmäßig,denn er sei doch der Vater. Und auchan die Behörde habe er während derStudienzeit gezahlt. Nachdem er dortvorgesprochen habe, hätte er ge-dacht, die Angelegenheit sei jetzt er-ledigt. Aber wenn noch etwas zu zah-len sei, werde er das tun. Er stehe fürseine Schulden ein.

Über diese Bemerkung finden dieSachbearbeiter aus einer erkennbarenBeklommenheit über die traurige Ge-schichte den Weg zurück ins Ge-spräch über Geld. Wieviel noch zuzahlen sei, hätten sie ja schon schrift-lich mitgeteilt. Aber sie könnten dasauch nochmal genauer erläutern.

Tabellen, Zahlenreihen, Resultate.Der Vater versucht, sich zu konzen-trieren. Doch er wirkt abwesend,traurig, etwas vornüber gebeugt.

Das Gespräch stockt.III. Ein Sachbearbeiter betrachtet

nachdenklich ein Papier, das er ausseinen Unterlagen gezogen hat. „Im-merhin hat Ihr Sohn ja ein ausge-zeichnetes Examen gemacht“, sagt erzum Vater. „Ich kenne mich da einbisschen aus bei diesen Ingenieurstu-diengängen. So gute Zensuren wie indiesem Abschlusszeugnis gibt es danicht oft. Könn’se stolz drauf sein, aufIhren Sohn“.

Er reicht dem Vater, der verständ-nislos schaut, das Papier: „WusstenSie das nicht?“.

„Nein. Er hat einen Abschluss ge-macht?“. Er nimmt das Zeugnis in dieHand, liest, schweigt. Er wird das Pa-pier bis zum Ende des Gesprächs

nicht mehr loslassen, hält es weiterfest in seiner Hand, ganz fest.

IV. Die Teile fügen sich zusam-men. Sinn wird spürbar. Ich höremich davon reden, dass es auch seinZeugnis sei, dass er mit seinen Zah-lungen seinem fernen Sohn den Wegzu diesem Abschluss geebnet habe.Der Vater schweigt, schaut mich an,schaut das Papier in seiner Hand an,nickt unmerklich.

V. Die Sachbearbeiter tuscheln, er-kennbar verlegen durch diese Ent-wicklung. Möglicherweise gäbe esnoch eine Ausnahmeregelung, dieman hier anwenden könne, irgendei-nen Absatz 2 Ziffer 4. Sie rechnen.Sie rechnen so lange, bis ihre Forde-rung um 2.000,- EUR vermindert ist,wegen der Ausnahmeregelung. Undeine Ratenzahlung des verbleibendenBetrages sei selbstverständlich mög-lich.

Der Vater ist einverstanden. Ichprotokolliere die Zahlungsvereinba-rung als gerichtlichen Vergleich. DerProzess ist damit beendet.

VI. Ob ich ihm eine Aktenmappegeben könne für die Zeugniskopie,fragt der Vater, der keine Aktentaschedabei hat. Ich finde in den Akten desProzesses eine leere Mappe, die jetztnicht mehr benötigt wird. Behutsamlegt er das Zeugnis hinein, schütteltmir die Hand.

Die Sachbearbeiter haben ihre Ex-cel-Tabellen verstaut, verabschiedensich, müssen zurück ins Büro.

Ich schaue dem Mann mit derMappe nach, der langsam die Straßeam Gerichtsgebäude entlanggeht. Füreinen Moment setze ich mich noch-mals an den Tisch im Mediations-raum. Tabellen, Mappe, die Sachbear-beiter, der Vater – alle weg.

Aber mir ist, als sei der Raumübervoll, geradezu erfüllt.

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Es hat gelohntWie aus dumpfer Wut verhaltener Stolz wird

Christiane Bertelsmann / „Es gibtnichts mehr, was wir für Sie tun kön-nen...“

Diesen Satz sollten Ärzte liebernicht zu todkranken Patienten sagen.In Seminaren und Kommunikations-kursen lernen Mediziner, wie manPatienten schlechte Nachrichten na-hebringt

Frank und Simone sitzen da wievom Blitz getroffen. Der Arzt ringtnach Worten. „Man muss sagen, dasses kein gutartiger Tumor ist“, setzt eran. Langsam und leise spricht er, be-hutsam. Frank starrt. Fassungslos. Si-mone weint still. Der Arzt zeigt mitseinem Kugelschreiber auf das Ultra-schallbild. „Aber das Bild, das habenSie verstanden?“ fragt er. Dann klin-gelt sein Handy. Er greift danach wieder Ertrinkende nach dem Rettungs-ring. Als das Telefongespräch fertigist, stammeln Frank und Simonenoch ein paar Fragen. Dann gehensie. Simone wischt die Tränen ab.Der junge Arzt bleibt zurück.

In dem Film „Halt auf freier Stre-cke“ beschreibt Filmemacher AndreasDresen den Leidensweg von Frank,bei dem ein tödlicher Hirntumor diag-nostiziert wurde. Die Szene, in derder Arzt Frank und seiner Frau dieDiagnose überbringt, ist eine der in-tensivsten – gerade weil sie so alltäg-lich, so unspektakulär gezeigt wird.

Es gehört zum Arbeitsalltag von

Ärzten, dass sie schlechte Nachrich-ten überbringen müssen. „Das tunwir nicht gern. Und manche von unsdrücken sich gerne davor. Gut ist dasnicht“, schreibt ein Mediziner in ei-nem Ärzteblog. Viele Kliniken schu-len ihre Ärzte, um sie auf dieseschweren Situationen besser vorzube-reiten. So bietet die ÄrztekammerBerlin ein Seminar an, in dem Medi-ziner in nachgestellten Szenen mitSchauspielern lernen, wie man dasgut hinkriegt mit den schlechten Bot-schaften. Breaking bad news nennenFachleute diese Methode, schlechteNachrichten gut verpacken.

Noch bis vor wenigen Jahren wares nicht unüblich, Patienten schlech-te Nachrichten zu verschweigen. In-zwischen weiß man aber, dass Men-schen die Wahrheit – auch wenn siegrausam ist – besser verkraften alseine Lüge.

Krankenhäuser wie die UniklinikBonn haben als Leitfaden einenSechs-Schritte-Plan für das Überbrin-gen schlechter Nachrichten aufge-stellt. Der kann zum Beispiel so aus-sehen:

Schritt 1: Geschützte Umgebungschaffen, eventuell mit Vertrau-enspersonSchritt 2: Offene Fragen zur Ein-schätzung der Patientenwahrneh-mung („Was wissen Sie bisher

über Ihre medizinische Situati-on?“)Schritt 3: Einschätzen der Be-reitschaft, die schlechte Nach-richt aufzunehmen.Schritt 4: Warnung vor der Mit-teilung der Nachricht.Schritt 5: Unterstützung signali-sieren (Gefühle der Patienten be-nennen und Raum für Emotionengeben.)Schritt 6: Bilanz ziehen, weite-res Vorgehen besprechen.

Schritt vier und fünf sind sicheram kritischsten. „Es gibt nichts mehr,was wir für Sie tun können“ – aufdiesen Satz, oft in Filmen gehört, soll-ten Mediziner verzichten. Psycholo-gen raten dazu, die schlechte Nach-richt in kurze, verständliche Botschaf-ten zu verpacken – so lässt sie sichleichter schlucken.

Der Film „Halt auf freier Strecke“geht nicht gut aus. Und doch bleibtdie Hoffnung. Die Hoffnung auf et-was, das nach dem Leben kommt.Genährt wird sie daraus, dass Franksich durch seine Familie und seineFreunde getragen fühlt. Simone istbei ihm, als er erfährt, dass er sterbenwird. Sie leidet mit ihm, sie ist beiihm. Und versucht dennoch so gutsie kann, ihr Leben zu leben. Frankgibt das Kraft und Hoffnung. Hoff-nung, die aus der Liebe wächst.

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Besser, du weißt esÜber den Umgang mit schlechten Nachrichten

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Jens-Peter Steffen / Die gewalttäti-gen Konflikte und Kriege auf dieserWelt werden durch das internationaleGeschäft mit Waffen und Rüstungsgü-tern befeuert. Dabei spielt Deutsch-land eine unrühmliche Rolle. Diegute Nachricht ist, dass es viele Orga-nisationen und Menschen gibt – gera-de auch im kirchlichen Bereich –, diegegen dieses Geschäft mit dem Todantreten. Dieses gemeinsame Ziel hatim vergangenen Jahr zur Gründungeiner speziellen Kampagne gegenWaffenexporte aus Deutschland ge-führt. Seit dem November 2011 hatFrau Prof. Margot Käßmann dieSchirmherrschaft über diese Kampag-ne übernommen.

„Um unser Ziel des grundsätzli-chen Verbots des Waffenhandels zuerreichen, brauchen wir das breite ge-sellschaftliche Bündnis dieser Kam-pagne" begründet Margot Käßmannihr Eintreten für die „Aktion Auf-schrei“.

Wie wichtig die öffentliche Infor-mation über und der Einsatz für einEnde dieser Exporte ist, verdeutlichtder aktuelle SIPRI-Bericht über dieEntwicklung des weltweiten Waffen-handels: Deutschland steht mit einemExportanteil am Weltmarkt von 9 %weiterhin an dritter Stelle hinter denUSA und Russland. Werden Frank-reich und Großbritannien dazu ad-diert, dann verbuchen diese fünf Staa-ten 75 % der weltweiten Waffenex-porte! Identische Zahlen liefert auchder aktuelle Rüstungsexportbericht

der Gemeinsamen Konferenz Kircheund Entwicklung.

Konkret beschloss Deutschland imJahr 2011, den Verkauf eines sechs-ten U-Bootes der Dolphin-Klasse anIsrael durch erhebliche Preisnachlässe(135 Mio. EUR) zu fördern. Diese U-Boote lassen sich als Trägersystem fürAtomraketen nachrüsten. Mit Algeri-en wurden Verträge über große Liefe-rungen an gepanzerten Fahrzeugen,Schiffen, elektronischer Ausrüstungund anderem militärischen Materialabgeschlossen. Bekannt ist auch dieGenehmigung der deutschen Regie-rung für den möglichen Verkauf von200 Leopard-II-Panzern an Saudi Ara-bien. Die öffentliche Debatte um die-sen letztgenannten Waffendeal ist be-sonders heftig im Hinblick auf die kri-tische Lage der Menschenrechte inSaudi Arabien. Weitere Länder mit er-heblichem Waffenimport ausDeutschland sind die hoch verschul-deten NATO-Partner Portugal undGriechenland.

Doch nicht nur die Aufrüstung an-derer Länder mit großen Waffensyste-men stellt ein erhebliches Krisen- undKriegspotenzial dar. Für die Kampag-ne ist besonders wichtig, auf die Fol-gen des Exports sog. Kleinwaffen hin-zuweisen. Oft wird auch noch gegenexistierende Richtlinien verstoßen.Ein Beispiel: Laut Medienrecherchenwird vermutet, dass mexikanische Po-lizisten am 12. Dezember letzten Jah-res höchstwahrscheinlich mit Sturm-gewehren vom Typ G36 zwei protes-

tierende Studenten erschossen. DieseWaffen der Oberndorfer Waffen-schmiede Heckler & Koch hättennach deutschen Exportvorgaben niein die Hände der Beamten gelangendürfen. Die Auflage des Bundesaus-fuhramtes für die Lieferung der 8.710G36-Gewehre war, dass die Waffennicht an Polizeikräfte mexikanischerBundesstaaten geliefert werden durf-ten. Nach einer Anzeige eines derKampagnensprecher, Jürgen Grässlin,gegen Heckler & Koch ermittelt dieStuttgarter Staatsanwaltschaft.

Angesichts dieser Realitäten zieltdie Kampagne auf die Verankerungeines grundsätzlichen Verbots derAusfuhr von Kriegswaffen undRüstungsgütern im Grundgesetz. Aufinternationalem Parkett will sie dieAusformulierung des für den Juli ge-planten Waffenhandelsabkommens(Arms Trade Treaty, ATT) beeinflus-sen. Gefordert werden mehr Transpa-renz bei Rüstungsexporten und dasVerbot von Waffenlieferungen, mitdenen in den Empfängerländernschwere Verletzungen der Menschen-rechte und des humanitären Völker-rechts begangen werden könnten.

Über die Webseite der Kampagnekönnen Materialien bestellt und vieleweitere Informationen bezogen wer-den: www.aufschrei-waffenhandel.de

Dr. Jens-Peter Steffen ist Mitarbeiter derInt. Ärzte für die Verhütung des Atomkrie-ges e.V.. Die IPPNW ist Gründungsmitgliedder Kampagne.

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STOPP!Für ein grundsätzliches Verbot der

Ausfuhr von Kriegswaffen und Rüstungsgütern im Grundgesetz

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Elke Jürgens, Christina Lenz / An-fang der 80er Jahre haben wir wohlden furchtbarsten Kaffee unseres Le-bens getrunken: Kaffee aus Nicara-gua, kurz Sandino-Dröhnung ge-nannt. Er war schwarz, bitter undnur mit viel Milch zu genießen, dawir sonst Magenschmerzen bekom-men hätten. Aber wir waren uns alleeinig: dieser Kaffee musste getrunkenwerden, schließlich hatten wir ein po-litisches Bewusstsein und wollten denKleinbauern in der damals noch sogenannten Dritten Welt zum besse-ren Auskommen verhelfen. Also kauf-ten wir in den aufkommenden klei-nen Dritte-Welt-Läden ein. Nebendem Kaffee fanden wir in allen Woh-nungen und Studentenzimmern auchdie bekannten Blumenampeln, diedas Aushängeschild für politischesDenken und Handeln waren. Ein drit-tes Produkt fand sich bei allen Studie-renden: das recycelte graue Papier,das immer ein wenig schmuddeligaussah. Die Fachhochschule sah esnicht gern,wenn wirauf derDruckma-schine mitdiesem Pa-pier die nö-tigen Kopi-en zogen,denn derFeinstaubwar für dieMaschinennicht gutund hat sieverschmutzt. Darüber setzten wir unshinweg, das war uns egal, es musstesein, schließlich setzten wir uns füreine gerechtere Welt mit eben diesemPapier ein. Und für alle sichtbar tru-gen wir die braune Einkaufstaschemit dem Schriftzug „Jute statt Plas-

tik“, daran konnten alle uns entgegenkommenden Passanten erkennen,welcher Gesinnung wir waren.

Das zarte Pflänzchen von einst,die Weltladenidee, ist gewachsen undstabil geworden. Es hat Ableger be-kommen und sich räumlich ausge-breitet, auch die Produkte sindvielfältiger geworden. Wieaber fing alles an?

„Fairer Handel statt Almosen“hieß im Jahr 1964 das Motto, unterdem Entwicklungsländer die Indust-rieländer aufgefordert hatten, bewuss-ter und gerechter einzukaufen. DieIdee des Fairen Handels wurde ver-breitet, der erste Laden 1969 in denNiederlanden eröffnet. In Deutsch-land gründeten 1970 die Arbeitsge-meinschaft der Evangelischen Jugendund der Bund der Deutschen Katholi-schen Jugend die „Aktion Dritte-Welt-Handel“, um entwicklungspoliti-sche Aktionsgruppen zu unterstützen.Es wurden Kontakte zu Kleinbauern,Genossenschaften, Handwerkern,

Plantagenarbeitern, Kleinfir-men u. ä. in Afrika, Asien undLateinamerika geknüpft undausgebaut. Es entstanden Part-nerschaften und Abkommen.So kam es zu Verhandlungenund Einkäufen direkt bei denErzeugern, mit denen auch

die Preise für die jeweili-gen Produkte ausgehan-delt wurden, d. h. die

Produzenten konnten vonnun an von ihren Erzeugnis-sen leben und überleben. DasMehreinkommen aus diesem

Fairen Handel ohne Zwischenhändlerwurde und wird bis heute von denProduzenten für Sozialprojekte,Schulbildung, Verbesserung der Infra-struktur, ökologische Investitionenusw. verwendet. Alle Produkte müs-sen seit den 1990er Jahren mit dem

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WeltlädenFaires Handeln – Schnapsidee oder Erfolg?

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HANDELN

TransFair-Siegel zertifiziert sein, solautet die Auflage.

Schaut man sich einmal einenWeltladen von innen an, so ist heutedas Angebot viel größer als vor 30Jahren. Die Blumenampeln sind inder Regel verschwunden, sie warennur lästige Staubfänger. Einkaufsbeu-tel aus Stoff haben sich seit Jahrendurchgesetzt, es gibt sie in vielen un-terschiedlichen Farben mit vielfälti-gen Motiven. Bunte Körbe, Lederwa-ren, Schmuck, aus Altmetall recyceltekleine Autos, Schiffe und Flugzeuge,Tücher aus Seide und Baumwolle, Mu-sikinstrumente, Kerzen, Dekorations-material, Kosmetika und Lebensmittelaller Arten füllen die Regale undSchränke. Ständig werden in denPartnerländern neue Genossenschaf-ten gesucht, um ihnen die Möglich-keit zu geben, über ihre hergestelltenProdukte an dem Fairen Handel teil-zuhaben. Wir sind zu einer Welt zu-sammen gewachsen. Das zeigt sichauch an der Anzahl der Weltläden inDeutschland: waren es 1987 noch350 Läden, so gab es 2007 schon836, europaweit sind es derzeit ca.2.500 Läden. Daneben wird in vielenkirchlichen Gemeinden und Gruppie-rungen nach Veranstaltungen undGottesdiensten ein kleiner Stand auf-gebaut, der ein minimales Angebotbereit hält.

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in der Emmaus-KircheFaire Welt Messe 2012

Neben den Weltläden finden wirinzwischen auch in den Supermärk-ten ein Angebot an fair gehandeltenWaren wie Kaffee, Tee, Schokoladeund Reis. Im Gegensatz zu den Welt-läden erhalten die KundInnen hier je-doch keinerlei Informationen zu denProdukten und ihren Produzentenaus den unterschiedlichen Ländern.Daraus wird ersichtlich, dass dieWeltläden nach wie vor die Fachge-schäfte des Fairen Handels sind. Posi-tiv an dem breiteren Angebot ist je-doch, dass die Nachfrage steigt. DasUmdenken vieler Menschen wareinst das Ziel der Weltladeninitiato-ren, und es ist aufgegangen. Der Um-satz an fair gehandelter Ware steigtunaufhörlich. 2010 gaben die Men-schen in Deutschland 412 MillionenEuro für fair gehandelte Ware aus.Viele fair gehandelte Lebensmittelwerden ökologisch erzeugt, dürfenaber nicht die Aufschrift „Bio“ tragen.Zur Zeit ist nur die Hälfte der Warenaus Fairem Handel bio-zertifiziert.Die Produkte haben dennoch häufigeinen sehr viel höheren Bioanteil. DieZertifizierung ist nicht der einzige Be-weis für eine ökologisch verträglicheHerstellung. Der Prozess der Zertifi-zierung ist vor allem eines: extremteuer für die Produzenten. Die über-prüfenden Experten müssen finan-ziert werden, der bürokratische Auf-wand ist sehr hoch. Wenn ein Produ-zent seine Ware in unterschiedlicheMärkte wie die EU, die USA, Japanoder Südafrika einführen möchte, musser sich nach den jeweiligen nationalenRichtlinien zertifizieren lassen. VieleKleinbauern arbeiten traditionellohne Chemie und bauen damit biolo-gisch an – auch ohne Zertifikat. Hiermuss weiterhin Aufklärungsarbeit be-trieben werden.

In unserer Emmaus-Kirche gibtes seit September 1998 einenWeltladen, der von ehrenamtli-chen MitarbeiterInnen geöff-net und betrieben wird. Ne-ben dem Verkauf beteiligtsich die Gruppe auch anpolitischen Kampagnenund leistet Informa-tionsarbeit zu Fra-

gen des Fairen Handels. Einige Infor-mationsveranstaltungen wurdenschon durchgeführt. Wir ermunternSie, diesen Laden einmal zu besu-chen. Kleine Geschenke finden sichhier immer wieder, Sie könnenauch die Kataloge einsehenund Waren gezielt bestel-len. Hier werden Schul-klassen und Konfirmandengruppenauf das Thema des Fairen Handelsaufmerksam gemacht. Der Laden istinzwischen im Kiez verwurzelt.

Eine Herausforderung für alle Mit-arbeitenden war die kleine Fair-Han-dels-Messe, die im März 2012 zumzweiten Mal in der Emmaus-Kirchestattgefunden hat. 12 Aussteller ausganz Deutschland haben Produkteder unterschiedlichsten Art vorge-stellt und über ihre Partner in denverschiedenen Ländern Auskunft ge-geben. Es war ein schöner und bun-ter Markt, man konnte die Produkteanfassen, ausprobieren, kleine Kost-proben naschen und ins Gesprächkommen. Es ist immer wieder er-staunlich, wie bunt die Palette der zuverkaufenden Ware ist. Neben ge-strickten Kleidungsstücken aus Alp-akawolle gab es wunderschöne Wein-gläser mit eingearbeiteten Elefanten-köpfen, Taschen aus Naturlatex undSägespänen, weiche Ledertaschenund viele andere nützliche Dinge.Kontakte wurden geknüpft und blei-ben hoffentlich bestehen. Ungefähr25 Weltläden und Gruppen aus ganzBerlin und Brandenburg besuchtendie Messe und konnten vor Ort Infor-mationen erhalten und Produkte an-sehen und direkt bestellen.

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Ja, wir sind von der Idee des Welt-ladens nach wie vor begeistert. Be-sonders freuen wir uns, dass wirschon längst nicht mehr die Sandino-Dröhnung trinken müssen, sondernauch schonenderen Kaffee genießenkönnen, selbst entkoffeinierter Kaffeeist im Angebot. Wir können unter un-endlich vielen Sorten probieren, wel-cher uns am besten schmeckt. Wirwissen heute aber auch, dass es beider Aufbereitung von Kaffee von un-terschiedlichen Faktoren abhängt,wie der Kaffee als Endproduktschmeckt. Da sich viele Kleinbauernaufwändige und teure Technik nichtleisten konnten, mussten sie auf ein-fache und recht primitive Mittel zu-rückgreifen. Heute haben sie sich zuKooperativen und Genossenschaftenzusammengeschlossen und leistensich gemeinsam Maschinen, damituns der Kaffee wieder schmeckt,auch wenn er aus Nicaragua kommt.

Eine kleine Kaffeeanekdoteam Rande:

Nachdem der Kaffee in Europa ge-trunken wurde, gab es auch Wi-derstände gegen das Getränk.Papst Clemens VIII. hielt aller-dings Fanatikern, die das „Gebräudes Satans“ untersagen wollten,entgegen, das Getränk sei so köst-lich, dass es eine Sünde sei, es nurUngläubigen zu überlassen.

MarioClemens / Mein Ama-zon-Account sammelt fleißig Datenüber mein Kaufverhalten, um mirdann maßgeschneiderte Empfehlun-gen auszusprechen: „Hallo MarioClemens, wir haben neue Empfeh-lungen für Sie!“ „Hallo lieber Ama-zon-Account, ich bin leider mal wie-der pleite, aber danke, ich werde dieEmpfehlung auf meinem Wunschzet-tel speichern“. Natürlich finde ichdiese Art der personalisierten Wer-bung perfide, doch andererseits inte-ressieren mich die meisten der vorge-schlagenen Bücher wirklich. Vielehabe ich bereits gekauft, einige auchgelesen und in der Folge sind dieEmpfehlungen immer spannender ge-

wor-den. Vor

einer Weilewurde mir ein

Pamphlet mit dem Titel ‚EmpörtEuch!‘ angeboten. „Nicht mit mir“,dachte ich, „ich kaufe doch kein kapi-talismuskritisches Manifest bei Ama-zon! Die syrischen Rebellen bestellenihre Waffen ja auch nicht direkt beiAssad, oder?“ Zugegeben, es ist nichtimmer ganz leicht zu sagen, wo dieWaffen herkommen, wer hier gegenwen und für was kämpft. Wenn es inSyrien in den letzten Wochen einenFortschritt gab, dann war es wohl einGewinn an Klarheit, ein klar identifi-zierbares Schwarz vor einem durchden Kontrast ein wenig aufgehellten

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Grau. Sprach für Assad anfangs nochdie Stabilität und die Wahrung einesStatus quo, an dem zumindest die re-ligiösen Minderheiten interessiert wa-ren, weil sie fürchteten die Dingekönnten sich nach einem Macht-wechsel für sie zum Schlechterenwenden, so spricht heute rein garnichts mehr für Assad.

Seit ich vor einiger Zeit angefan-gen habe, mich für Politik zu interes-sieren, leide ich unter dem Mangel aneindeutigen Fronten. So vieles wider-setzt sich einer wohltuenden Partei-nahme, einem eindeutigen Dafüroder Dagegen. Mir jedenfalls scheintes immer so, als wüsste ich nochnicht genug, um Stellung zu bezie-hen. Dieses Gefühl treibt mich einer-seits zwar an, mehr zu lesen – wes-halb ich wohl auch so pleite bin undes Amazon so gut geht –, andererseitsaber hindert es mich, Partei zu ergrei-fen und in irgendeiner Form politischaktiv zu werden. Muss es aber erst soweit kommen wie in Syrien, damitich klar sehen kann, wo ich stehenwill?

Sicher sind mir die Kommilitonensuspekt, die wie ich seit letztemHerbst Friedens- und Konfliktfor-schung studieren und denen es nichteinfallen würde, Leistungen zu er-bringen, die über das obligatorischePensum hinaus gingen und für die so-ziales Engagement gleichbedeutendist mit einer Verbesserung der persön-lichen Chancen auf dem Arbeits-markt. Doch nicht weniger suspektist mir jene Fraktion, die mit marxisti-schem Halbwissen meint, das Systemdurchschaut zu haben und die Kiffenals Protestform verklärt.

Vor einigen Wochen hatte ichdann mein persönliches Syrien-Erleb-nis. Im Rahmen einer Exkursion à la„Wir treffen unsere zukünftigen Ar-beitgeber“ (einige Kommilitonen tru-gen Anzughosen und Lackschuhe!)

Nicht mit mir!Sie empörte mich nachhaltig und

ich war ihr dankbar dafür

habenwir der Hamburger For-

schungseinrichtung ISFH einen Be-such abgestattet. Das ISFH verstehtsich als Institut für Friedensforschungund Sicherheitspolitik. Im Rahmen ei-nes Vortrags erfuhren wir, wie sehrdas ISFH doch die enge Kooperationmit der Bundeswehr schätze. Schonder Gründer des Instituts – so erfuh-ren wir bereits in den ersten Minuten – sei zugleich am Aufbau der Bun-deswehr beteiligt gewesen. Schonhier stellten sich bei mir die Nacken-haare auf, doch das alte Lied: Ichwollte das Kooperationsmodell nichtpauschal verteufeln. Was wusste ichschon über die (vielleicht trotz allemhervorragenden) Forschungsleistun-gen des Instituts. Dann aber kam diejunge Dozentin meiner Unsicherheit

entgegen und setz-te meinem Wankel-mut ein Ende. In

einem einstündigen Vor-trag analysierte sie das was sie‚maritime Piraterie‘ nannte. Esgebe friedensbewegte Gutmen-schen, die meinten, die somali-schen Piraten in Schutz nehmen

zu müssen. Doch wer denke dannnoch an die armen Kapitäne der euro-

päischen Handelsschiffe. Um diesevermeintliche Alternative zwi-

schen dem Verständnis für dieSituation der somalischen Pira-

ten und dem Verständnis fürdie Situation der Kapitäne

zu untermalen, wurde einzehnminütiger Film einge-spielt, in dem ein Kapitänindischer Herkunft von sei-nem traumatischen Erleb-nis eines Piratenüberfalls

berichtete. Der Film warmit Klaviermusik un-

termalt undzeigte außerder Per-

spektive des Kapitäns nur noch dieeines Offiziers, der als ProblemlösungSchulungen zur Selbstverteidigungfür die Kapitäne und erhöhte Militär-präsenz empfahl. Der Vortrag ging indiesem Stil weiter, wobei ich immerwieder Hoffnung schöpfte, er könnedoch noch eine Wende nehmen: Sohorchte ich auf, als die Dozentin da-rauf verwies, dass man nicht nur dieSymptome, sondern eben auch dieUrsachen bekämpfen müsse. „Wennsie jetzt etwas Kluges sagt, dannSchwamm drüber, dann wäre ich so-fort bereit den Vortrag bis hierher zuvergessen.“ Doch was dann kam, ver-schlug mir die Sprache: Die Sympto-me, so hieß es nun, seien die konkre-ten Überfälle durch somalische Pira-ten auf zumeist europäische Handels-schiffe – soweit sah ich das ähnlich.Die Ursachen lägen jedoch auf dem

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Festland, hier gebe es eine regelrech-te Piratenökonomie, die es zu zerstö-ren gelte, wollte man den Piraten aufdem Wasser langfristig das Handwerklegen. Ich denke, man braucht keinMarxist zu sein, um dieses Verständ-nis von Ursache und Symptom für et-was zu kurz gegriffen zu halten.

Als sie am Ende gelangweilt fragte,ob es noch Anmerkungen oder Rück-fragen gäbe, platzte es aus mir he-raus: Meine Stimme zitterte und dieWorte überschlugen sich, aber daswar mir jetzt scheißegal. Nachdemich meinen Einwänden, meinenZweifeln und meiner Empörung Luftgemacht hatte, tat mir die Dozentinschon fast wieder leid, denn eigent-lich war ich ihr dankbar. Immerhinhatte sie mir gezeigt wo ich nicht ste-hen will, wie ich niemals denken willund dass es auch in Deutschland et-was gibt, das ich, ohne noch ein ein-ziges weiteres Buch zu lesen, alsgrundfalsch identifizieren kann undwogegen anzukämpfen sich lohnt.Dass sich diese Frau später als An-sprechpartnerin für (selbstverständ-lich unbezahlte Praktika) herausstell-te, war mir jedenfalls egal, der eineoder die andere wird aber wohl dochmit den Lackschühchen gescharrt ha-ben. Als ich wieder zuhause war,fand ich in meinem Briefkasten einPaket von Amazon: Neben einemGrußwort zum Geburtstag – ein gu-ter Freund hat die Grußfunktion ge-nutzt – fand ich ein Buch des ehema-ligen französischen Widerstands-kämpfers Stéphane Hessel mit demTitel ‚Empört euch!‘ Der Ton, indem der steinalte Hessel an meineGeneration appelliert, hat zuweilenetwas Altväterliches, doch einige Ge-danken haben etwas Mutmachendesund besonders einer bringt mich zumSchmunzeln: Es sei das größte Glück,heißt es da, etwas zu finden, das ei-nen nachhaltig empört. „Ja“, denkeich, „da ist etwas dran“.

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und beeindruckt. „Verflixte Weiber-tränen! Führen Sie Ihr Pferd fort!“sagte er zu ihr. Überglücklich ergriffmeine Mutter die Zügel und verließschnell den Platz. Freudentränen lie-fen ihr über die Wangen. Einige Bäu-erinnen beobachteten sie: „DieseFrau ist ihr Pferd auch los!“ - „Nein,nein“, entgegnete meine Mutter, „ichhabe es wieder!“ Jetzt brauchte derOnkel erst mal ein Bier. Da meineMutter auf seine Begleitung angewie-sen war, musste sie seinem Wunschnachgeben. So stand sie mit Mäxleimmer noch in Sichtweite des Majorsund wartete ungeduldig auf OnkelLui. Dass er mit dieser Verzögerungdie Rettung des Pferdes gefährdete,verstand er nicht. Und schon kam einjunger Soldat auf die wartende Elsezugerannt. ,Jetzt ist Mäxle verloren',dachte sie. Doch es kam anders: derSoldat wollte nur das Futter haben.„Nehmen Sie es mit, mitsamt den Sä-cken!“ Als meine Mutter schließlichmit Mäxle zu den Schwestern heim-kehrte, konnten diese ihr Glückkaum fassen. Else hatte das Pferdund die Ernte gerettet!

Barbara Müller / Von den vielenHerausforderungen, die meine Mut-ter Else während des Krieges beste-hen musste, bewegt mich dieses Er-eignis ganz besonders: die Pferdemus-terung in Osterburken/Baden imSommer 1944, kurz vor der Ernte.Meine Mutter und ihre beidenSchwestern Hilde und Erne (20, 22und 24 Jahre alt) bewirtschaftetenden elterlichen Bauernhof im kleinenbadischen Dorf Korb alleine. Der Va-ter war zwei Jahre zuvor verstorben,die Mutter bereits in den frühen Kin-dertagen der drei jungen Frauen.

Da hieß es plötzlich Pferdemuste-rung! Die Nachricht traf sie wie einSchlag – das Arbeitspferd Mäxle solltein den Krieg ziehen!

Ohne dieses starke und kluge Tierwäre es ihnen unmöglich gewesen,den Hof zu bewirtschaften und diebevorstehende Ernte einzubringen.Ein Verlust des Pferdes wäre exis-tenzbedrohend und schmerzhaft fürdie Schwestern gewesen, denn sieliebten das schöne und temperament-volle Pferd. Aber die Entscheidungdes NSDAP-Ortsbauernführers wareindeutig: Er wollte die Pferde einigerBauern beschlagnahmen, die die Mit-gliedschaft in der Partei verweigerthatten. Meine Tanten übergaben mei-ner Mutter die schwere Aufgabe, dasPferd zur Musterung zu bringen. On-kel Lui aus dem Nachbardorf begleite-te meine Mutter. Sein Pferd wurdezusammen mit Mäxle vor den Wagengespannt und sie luden Futter fürzwei Wochen auf den Wagen. Dieser15 km lange Weg wurde zu Elsesschwerstem Gang. Als Else und On-kel Lui ankamen, hatte die Pferde-musterung bereits begonnen. Ver-zweifelte Bauern versuchten, ihrePferde vor dem Kriegsschicksal zu be-wahren und für ihren Hof zu retten.Als Else an der Reihe war, bat auch

sie, Mäxle behalten zu dürfen. DerMajor herrschte darauf den Ortsbau-ernführer an, er hätte ihm versichert,dass er beste Pferde bekommen wür-de, nun hätte er ein solches Tier vorsich, doch auch diese Bäuerin wollees nicht hergeben. Meine Mutter warin Tränen aufgelöst. In diesem Augen-blick erschreckte sich Mäxle undstieg auf die Hinterbeine. AlleMänner, auch der Onkel, wi-chen zurück, um denPferdehufen zu entge-hen. Einzig meineMutter blieb unbe-irrt stehen,schnalzte mit derZunge und sprachvertraut mit dem ver-ängstigten Tier. Mäxle,der ihr ganz und garvertraute, hörte auf ihreStimme und beruhigte sich so-gleich. Der Major war verblüfft

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Kein Pferd für Hitler

Die Schwestern Erne und Else 2006.

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Heidi Retzlaff /„Stroofgefangne!“.Die Wachtel tipptmir auf die Schul-ter. Ich fahre zu-sammen. Bei demLärm in der Werk-halle habe ich siegar nicht bemerkt.„Gomm' Se mit!“Ich schalte dieNähmaschine ausund trotte hinter-her. Es ist nochnicht Mittag. Zel-lenverlegung! den-ke ich verzweifelt.„Sie wollen michfür die letzten Mo-nate noch zu denLangstrafern legen.Mein Herz rast.Seit zwei Jahren,zwei Monatenund drei Tagen binich auf Hoheneck,aber immer mit„Republikflüchti-gen“ zusammen.Wir liegen zu 21Frauen in sechs 3-Stockbetten. DreiBodenschläfer kau-ern sich zurNachtruhe auf ih-ren Matratzen zu-recht. Hier, in der

Zelle 74, sind Rosi,Elke, Hedda, Ka-rin, Lydia. Vonhier ist im OktoberKatrin „auf Trans-port“ gegangenund hat mich vorvier Wochen ausMönchengladbachgrüßen lassen.

Es ist der 3. De-zember 1976. Klack,klack, schliesst dieWachtel die Zellen-tür auf. „Packen' Sezusamm'!“ Ich gehezu meinem Ober-bett an der Wand,ziehe schnell dieBettwäsche ab undverteile den Restmeiner Schätzevom letzten Spre-cher auf Lydias undElkes Betten. Knä-ckebrot, zwei Äp-fel, vier Pflaster-steine (harte Leb-kuchen mit Zu-ckerglasur). Ichkann die Lecker-bissen nicht mit-nehmen. DieWachtel würde siemir wegrazzen. Sobleiben sie zurück,als Grüße an die

Frauen, die mirFreundinnen ge-worden sind. Wo-hin werden siemich verlegen? Ichhabe noch 147Tage „abzusitzen“.Mir fällt nur dieLangstraferschichtein, die auch Bett-wäsche näht.Neue Arbeit wer-den sie sich undmir nicht zumu-ten. Das „lohnt“sich nicht. Absur-der Gedanke! Wiekönnen sich 147Tage nicht loh-nen? Es sind dochfast vier Monatemeines Lebens!

Da ich aberschon fast drei Jah-re wegen uner-laubten Grenz-übertritts einge-sperrt bin, relati-vieren sich die Zei-ten. Immerhinwerde ich die letz-ten Monate auchnoch aushalten.Insofern – sollensie mich verlegen,wohin sie wollen.Klack, klack, die

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Gott sei Dank!

Türriegel werdenwieder aufgeschla-gen. „Gomm' Se!“Ich hänge meinWäschebündelüber die Schulterund folge derWachtel durchdas düstere Zellen-gebäude, überendlose Gänge.Der Geruch vonErbseneintopf undBohnerwachs ziehtmit. Es geht vorbeian der Zelle derLangstrafer. Durchdie Schleuse! Dasist der Weg nachdraußen, auf denHof vor dem Ei-sentor. Dorthinkommt nur, werfrei ist. Entlassung!jagt es mir durchden Kopf. Wohin?Etwa in die DDR?Nach der Schleusewieder Zellen.Schmale Türen.Einzelzellen.Klack, klack.„Gehn' Se!“ Klack,klack. Wieder ein-geschlossen. DieZelle ist handtuch-breit, die Pritsche

mit einer Kette ander Wand hochge-schlossen. KeinTisch, nur ein Ho-cker. So lege ichmein Bündel aufden schmutzigenSteinboden. Werdeich es wieder auspa-cken? Und wo?Schreckliche Erin-nerungen an dieersten Haftmonatekommen zurück.Nicht auszudenken,dass sie mich jetztnoch isolieren wol-len. Fünf Schrittehin, fünf Schrittezurück. Meine Zel-lenwanderung führtvorbei an Eichen-dorffs Wegen: „...esist schon spät, es istschon kalt! Kommstnimmermehr aus die-sem Wald.“ Klack,klack. „Gomm' Se!“Eine andere Wachtelsteht vor der Zelle.Ich folge ihr ausdem Zellengebäudeauf den Hof vordem Eisentor. Dortsteht eine Minna.„Einsteigen!“ Ichtrete auf das schep-pernde Bodenblech,

und der Wagen

fährt an. Die vergit-

terten Fenster sind

wieder aus Milch-

glas. Und das Grü-

beln geht weiter.

Wenn sie mich ent-

lassen wollen, müss-

te ich doch in die Ef-

fektenkammer. Oder

soll ich etwa in die-

sen Knastkleidern

aus Uniformstoff ge-

hen? Ach, auch das

wäre mir schnuppe,

wenn ich nur nicht

in die DDR zurück

muss. Die Minna

rollt. Kein mensch-

liches Geräusch ist

zu hören. Nicht ein-

mal die Begleitwach-

teln reden miteinan-

der. Ich poche an

die blecherne Kabi-

ne. Kein Laut. Sollte

ich etwa auf einem

Einzeltransport sein?

Wohin? Keine lan-

ge Fahrt, denke ich,

als die Minna hält.

„Raustreten!“ Im

trüben Winterlicht

steige ich aus der

Minna in einen

grauen Zellenhof.

Die Gedanken ra-

sen, aber ich unter-

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drücke meine vie-len Fragen. DasBündel liegt schonauf der Steintreppe.„Gehn' Se!“ Ich be-trete ein neuesKnastgebäude.Treppen, Gitter, Tü-ren, Eisenbeschläge,Uniformierte, Ge-rüche... Wann hörtdas auf? Im 4.Stock schließt dieWachtel eine Ein-zelzelle auf. Das istein Schlag! Aberich beginne sofortzu klopfen. Neben-an sind Helga, Ulri-ke und Gudrun. Siegehören zum letz-ten Transport, deram 16. Novemberaus Hoheneck ab-ging. Gott sei dank,ich bin in Karl-Marx-Stadt! Dasbedeutet Entlas-sung.

Klaus Möllering /Irgendetwas andem alten Spruch hatte mich ange-sprochen – ich hatte ihn deshalbrasch fotografiert: „Wir bauen hier sofeste“, hatte da an einer Wand ge-standen – und es fiel tatsächlich auf:Überall sonst war alles frisch verputztund renoviert; nur diese Stelle hatteman ausgespart. Den alten Stein inder Wand, auf dem stand:

„Wir bauen hier so feste, und sind doch fremde Gäste. Und wo wir ewig wollen sein,da bauen wir oft nichts hinein.“Das klang damals erst mal wie

eine allgemeine Mahnung, über denHorizont der Gegenwart hinauszu-denken. Doch mittlerweile sind dieseSätze meinem Leben sehr viel nähergerückt. Sie hängen nun neben mei-nem Arbeitsplatz. Denn ich habe dasehr viel zu tun mit Menschen, die inihrem Leben tatsächlich „fremde Gäs-te“ geworden sind – einfach weil siein ihrer eigenen Geschichte nichtmehr zuhause sind. Nach und nachgehen ihnen alle Erinnerungen verlo-ren. Von den alten Menschen, mitdenen ich als Pfarrer und Seelsorgerzu tun habe, sind nicht wenige de-ment.

Dement sein heißt: Sie vergessenStück für Stück ihre eigene Geschich-te und stehen damit schließlich wirk-lich vor einer großen, ewigen Leere.Es sind Menschen wie Gerda Herzog1,die dafür umso fester versucht, diepaar Episoden festzuhalten, die nochin ihrem Gedächtnis geblieben sind.Was sie nie vergessen wird, sind dieSchikanen im Dritten Reich. „Einemeiner Großmütter war nämlich Jü-

din“, erklärt sie mir jedes Mal, wennich sie besuche. Und dann erzählt siemir immer wieder aufs Neue empört,wie sie deshalb geschnitten unddrangsaliert wurde. Sie verlor fast al-les – Freunde, Ansehen, konnte nichtmehr über ihr Leben bestimmen. Im-mer wieder berichtet sie von diesenschlimmen Zeiten. Manchmal er-scheint mir das auch wie ein schreck-liches Spiegelbild ihrer heutigen Ver-luste. Aber umso überraschter warich, als sie nach der wer-weiß-wie-vielten Wiederholung mir dann docheines Tages plötzlich mit einem tri-umphierenden Kichern anvertraute:„Und wissen Sie, was? Jetzt sind diealle tot – und ich lebe noch!“

Was für eine Kostbarkeit: Sie weißheute kaum noch, dass sie Lehrerinwar, wo sie wann gewohnt und wiegelebt hat. Aber diese Freude, am Le-ben zu sein – die kommt ab und anzurück. Mit allem, was dazu gehört:Sie singt gerne, spielt gerne „Menschärger dich nicht“ mit anderen. Und inganz besonderen Momenten flirtet sieauch mal mit einem – hinreißend wieein Teenager.

Zwei wichtige Erfahrungen habeich in dieser Arbeit gemacht: Zum ei-nen, dass, selbst wenn das allermeistevergessen wird, die eigene Persön-lichkeit doch oft sehr lange bleibt. ImWesentlichen ist dann doch noch derMensch wiederzuerkennen, demheute zwar die meisten Erinnerungenfehlen. Aber dafür ist umso wichtiger,was im Moment passiert: was an Re-spekt, Kontakt, Wertschätzung vonanderen zu spüren ist. Dann ist auchdie Freude darüber möglich: Ja, ich

lebe noch. Und das andere ist: Niehätte ich geahnt, wie wichtig die Lie-der sind, die Gebete, die Psalmenund alles das, was das Gedächtnis deschristlichen Glaubens ausmacht. Ichhabe die Mahnung aus meiner eige-nen Konfirmandenzeit noch im Ohr:„Was ihr jetzt lernt, wird euer ganzesLeben begleiten“. Das klang schonähnlich warnend wie diese Zeilen:

„…wir sind doch fremde Gäste. Und wo wir ewig wollen sein,da bauen wir oft nichts hinein.“ Aber wenn ich erlebe, wie mit zu-

nehmender Demenz eine Erinnerungnach der anderen hinweg gewehtwird, wie Blätter von einem Laubhau-fen, bin ich doch immer wieder be-eindruckt, wie wichtig ist: dass Wortebleiben, die man miteinander betenkann. Dass Lieder bleiben, die manmiteinander singen kann. Und dassman sich nicht fremd, sondern zu-hause fühlen kann in dem Vertrauen,das der Schlussvers des 23. Psalmsfesthält. Wenn man das einmal ge-lernt hat, kann man darin lange woh-nen:

Gutes und Barmherzigkeit werdenmir folgen ein Leben lang und ichwerde bleiben im Hause des Herrnimmerdar. (Ps. 23,6 )

Gesendet am 26.5.2012, Deutsche Welle,in der Reihe „Wort zum Sonntag“ mit Pfar-rer Klaus Möllering, Berlin

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„Wir bauen hier so feste...“

Wenn die Erinnerung geht

Jörg Machel / Gut eine MilliardeSekunden habe ich noch zu leben, sozeigt meine „Todesuhr“ an. Diehängt allerdings nicht von einemKnochenmann gehalten an derWand, sondern sie tickt im Hinter-grund auf meinem Computer.

Ich habe mir diese Uhr aus demInternet geladen.

Man wählt sich auf eine Internet-seite www.deathclock.com und hatsein Geburtsdatum einzutragen,dann muß man etwas zu seinerBefindlichkeit und zu seinenVorlieben ausfüllen undschon gibt die Uhr dasvoraussichtliche Ster-bedatum an. Bei mirist es Freitag der 31.Juli 2048. Ich wer-de also kurz vormeinem 96. Ge-burtstag sterben.

Mit Ende fünzigsehe ich mit Gelas-senheit auf dieses fer-ne Datum. Ich wagekaum zu hoffen, wirklichso alt zu werden und be-ginne schon nachzusinnen,ob es denn überhaupt wün-schenswert wäre, als so hochbetag-ter Greis zu sterben.

Dieses Computerspielchen ist soharmos wie simpel. Ohne Problemekann man seine Lebenserwartungmanipulieren. Es genügt, sich selbstals eher pessimistischen Menschen zuklassifizieren und die Lebensuhr rastzurück und es bleiben einem nurnoch wenige Jahre.

Auch der Musikgeschmack kannder Lebenslänge abträglich oder för-derlich sein.

Ja, wahrscheinlich spielt es eineRolle, ob ich die Welt griesgrämigoder mit Sympathie betrachte. Es istwohltuend für Herz und Seele, die

für mich richtige Musik zu hören.Aber der eigentliche Reiz an diesemSpiel lag für mich darin, mir wiedereinmal klar zu machen, dass mein Le-ben endlich ist und ein Endpunktmeines Lebens feststeht, wenn auchnicht auf einem Computer, und dassdieser Endpunkt beeinflußbar ist.

Auch wie ich meinen Beruf verste-he, wie ich mit meinen Kollginnen

undKollegen zurechtkom-me, fügt meiner Lebensuhr Sekundenhinzu oder läßt sie verschwinden.

Es gibt viel Unkalkulierbares imLeben, Unfälle, Katastrophen, Krank-heiten, genetische Dispositionen. Da-rauf zu starren, macht wenig Sinn.

Aber es gibt unendlich viele Fakto-ren, die wir mitbestimmen könnenund dazu sind wir durchaus eingela-den.

Es ist auch ein gutes Experiment,sich durch so einen Internetausflugplötzlich einmal in die Rolle eines 95-

Jährigen zu denken. Oft habe ich alsPfarrer mit Menschen zu tun, die soalt sind. Ich besuche Menschen, dieseit Jahren im Bett liegen, die kaumnoch Besuche bekommen, derenFreunde schon vor Jahrzehntenverstorben sind.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl,mich so zu denken, alt, hilflos,schwach. Meine Tochter wird viel-leicht schon grauhaarig sein, Kinderhaben, vielleicht Enkel.

Wieviel Nachsicht werde ich als95-Jähriger meinen Mitmen-

schen, meiner Familie ab-verlangen. Werde ichdann immer noch vonmir sagen, dass ich einoptimistischer Menschbin?Diese Computeruhrzeigt das Todesdatuman und die verblei-benden Sekunden,

keine Tage, keine Wo-chen, keine Jahre.

Nein, das Leben auf diesermerkwürdigen Uhr läuft nur

in Sekunden ab. Das Kontoscheint unendlich voll zu sein,

gut eine Milliarde Zeiteinheiten. Und doch - nach einem Tag schon

sieht man, wie sich auf den hinterenStellen etwas tut, wie der Vorrat zu-sammenschmilzt.

Auch diese Uhr ist ihren großenSchwestern in den Kirchen und Ka-thedralen verwandt, die jeden Men-schen mahnen, carpe diem - pflückeden Tag, nutze die Zeit, die dir vonGott gegeben ist.

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Carpe Diem

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„Stolpere nicht - Erinnere dich!“ Susann Kachel und Agnes Gaertner / Eine Gruppe junger Menschenumringt einen Stolperstein. Einige knien und putzen den Stein mitMetallpolitur. Er ist aus Messing und in etwa so groß wie ein normalerPflasterstein. Vor vielen Häusern in Deutschland, in denen Opfer desNationalsozialismus gewohnt haben, bevor sie deportiert wurden,sind solche Stolpersteine eingelassen. In diese Steine sind die Namender Ermordeten eingraviert und sie sind damit ein Mahnmal, das anden Holocaust erinnert. Über die Steine soll gestolpert und innegehal-ten werden um daran zu denken, dass es nie wieder so weit kommendarf.

Aufgerufen zu dieser Putz-Aktion am 19. April 2012 haben jungeMenschen von „JUGA“ (jung, gläubig, aktiv), ein Zusammenschlussaktiver Muslime, Juden, Christen und Bahai, die sich für eine gemein-same, tolerante und vorurteilsfreie Zukunft einsetzen. JUGAs wollenklar machen, dass Gewalt im Namen von Religion keinen Platz hat. Auch wir haben uns mit einigen Konfirmandinnen und Konfirmandender Emmaus-Ölberg- und der St. Thomas-Gemeinde auf den Weg ge-macht, um Stolpersteine zu putzen.Der erste Stolperstein wurde vor dem Haus Nr. 75 geputzt. Hier hat-ten jüdische Menschen gelebt, die im Nationalsozialismus deportiertund ermordet wurden. Schließlich wurde eine Kerze aufgestellt undangezündet. Anschließend schwärmten wir in kleineren Gruppen aus, um die vie-len anderen Stolpersteine rund um den Adenauerplatz zu putzen.Auch Bischof Dr. Markus Dröge und der Generalsekretär des Zentral-rats der Juden in Deutschland, Stefan Kramer, knieten nieder undputzten, um damit ein Zeichen des Gedenkens und des Respektes zusetzen.

Helmut Lölhöffel, der Koordinator der Stolpersteine Charlottenburg/Wilmersdorf erzählte uns, dass nicht nur Familienangehörige von de-portierten und ermordeten Juden sich bei ihm melden, um einenStolperstein für ihre Familien zu erwerben, sondern dass sich manch-mal auch aktuelle Bewohner erkundigen, ob in ihrem Haus früher Ju-den gelebt haben, für die sie einen Stolperstein anfertigen lassenmöchten. Das ist geschichtsübergreifende Solidarität und die bestenGood News in diesem Jahr.

Für die Reinigung sind alle ge-bräuchlichen Putzmittel für Metal-le geeignet, die man in vielenGeschäften und Drogeriemärktenerhalten kann. Bei der Benutzungvon Metall-Putzmitteln solltest Dujedoch darauf achten, dass Dudas Mittel gering dosiert zunächstauf einen Stofflappen aufträgst.Nachdem Du die Messingplattemit der Reinigungsmilch eingerie-ben hast, lässt Du das Mittel eineMinute antrocknen. Danachkannst Du die Messingplatte miteinem trockenen Tuch blank rei-ben. Sollte das Reinigungsergeb-nis danach noch nicht DeinenVorstellungen entsprechen, wie-derholst Du den Vorgang. Beistark verunreinigten Stolperstei-nen kannst Du zusätzlich auchWasser und die harte Seite eineshandelsüblichen Küchen-schwamms verwenden.

Hilfsmittel mit sehr harterOberfläche wie Drahtbürsten oderandere harte Gegenstände solltennicht benutzt werden, da dieMessingplatten hierdurch beschä-digt werden können und danachschneller verschmutzen.

Welcher Stolperstein wo ver-legt wurde, kannst Du auf der In-ternetseite unter http://www.stolpersteine-ffo.de/2.htmlerfahren und dann unter „Verle-georte“ weitersuchen.

Wer sich in unserem Café einenPutzlappen abholt bekommt dazuein Trinkpäckchen als Stärkungfür den Weg. Viel Spaß beim Putzen!

Putzanleitung

Gemeinschaftliche Putzaktion von JUGAwww.juga-projekt.de

Der Anfang ist gemacht

pate rnos te r

Die Zeitschrift der EvangelischenEmmaus-Ölberg-Gemeinde16. Jahrgang Nr. 1

Herausgeber im Sinne des Presse-rechts ist der Gemeindekirchenratder Emmaus-Ölberg-Gemeinde

Redaktion:Agnes Gaertner, Jörg Machel, Kristin Huckauf

Redaktionsanschrift:Lausitzer Platz 8a, 10997 Berlin

Satz und Layout:Kristin Huckauf

Druck: Trigger.medien gmbh®

(Umweltmanagement gemäß EG-Öko-Audit-Verordnung)gedruckt auf Recymago

Adressen und Rufnummern derEmmaus-Ölberg-Gemeinde:

Emmaus-Kirche Lausitzer Platz 8a, 10997 BerlinTel.: 030/ 61 69 31-0, Fax [email protected]

Öffnungszeiten der Küsterei: Mo, Do 9-13 Uhr, Di 9-11 Uhr, Mi 13-17 Uhr,Fr geschlossen

Ölberg-KircheLausitzer Straße 28/Ecke Paul-Lincke-Ufer, 10999 Berlin

Emmaus-Ölberg-KitaLausitzer Straße 29-30, 10999 Berlin, Tel.: 61 69 32-17

Emmaus-Kirchhof Hermannstr. 133, 12051 Berlin,Tel.: 626 24 35 (Di-Do 9-12 Uhr)

Pfarrer Jörg MachelLausitzer Straße 30, 10999 Berlin,Tel.: 61 69 [email protected] Internet:http://www.emmaus.de

SpendenkontoEv. Darlehnsgenossenschaft Kiel,BLZ 210 602 37, Konto 611 741 280; Verwendungszweck: KVA Berlin Stadtmitte, E-Ö/paternoster

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Das Letzte

IMPR

ESSUM

Die 1€-Ausgabe des pa t e rno s t e r (11. Jahrgang Nr. 2, 2007) war ein Erfolg. Diehohe Auflage ist unter die Leute gebracht und manch ein Euro hat bei dieser Gelegen-heit den Besitzer gewechselt. Deshalb soll auch für die folgenden Ausgaben gelten:Der pa t e rno s t e r liegt kostenlos in der Gemeinde aus. Arme Leute dürfen ihn gernmitnehmen und gegen eine Spende von 1€ weiterreichen. Wir danken im Namen al-ler Bedürftigen!

Hinweis: Die namentlich gezeichneten Artikel entsprechen nichtin jedem Fall der Meinung der Redaktion.

Die Sekundarschule Skalitzer Straße – sie liegtgegenüber der Post – praktiziert seit Jahren das Zu-sammenleben der verschiedenen Nationalitäten undReligionen. Das ist auch ein ganz selbstverständlichesZiel bei der bunt zusammengewürfelten Schüler-schaft. Auch unser Stadtteil ist eine bunte Mischung.

So fördert die Schule in einem Stadtführerprojektdie Begegnung von Jugendlichen aus allen Teilen derRepublik. Wir besuchen auch die verschiedenen Kon-fessionen in ihren Kirchen, Synagogen und Moscheen,Tempeln und Gotteshäusern. In diesem Jahr ist es nunschon das zweite Mal gelungen, eine Reise nach Israelzu unternehmen, um Land und Leute kennen zu ler-nen und so zu einem besseren gegenseitigen Verständ-nis zu kommen.

Für ein Jahr soll nun ein junger Freiwilliger, Jalal,an der Schule mithelfen und nebenbei die Situationseines Landes erläutern. Die Finanzierung des Projek-tes ist gesichert. Leider fehlt uns noch eine Unterkunftfür das kommende Schuljahr. Vielleicht kennen Sieeine Möglichkeit, die uns weiterhilft.

Das wäre dann auch ein Schritt, der den Austauschzwischen unseren Schülern und der Gemeinde för-dern kann.

Im Sinn des Freiwilligendienstes ist als Unterkunftnatürlich eine Wohngemeinschaft bestens geeignet.Aber auch andere Möglichkeiten sind denkbar. Fürdie Gasteltern wird es sicher eine interessante und be-reichernde Erfahrung, einen Freiwilligen für ein Jahrbei sich zu haben.

Israelischer

Freiwilliger

sucht

Zimmer mit

Anschluss

Für nähere Informa-tionen wenden Siesich bitte an mich:

Johannes Neuwirth, Telefon: 0160 99 23 90 71 E-Mail:[email protected]

So kommen wir uns näher: Begegnungsseminar mit Schülern aus Israel und aus unserer Schulein Givat Haviva/Israel

Jalal, 25 Jahre

Aktuelle Termine sind nicht hier abgedruckt,sondern im „Emmaus-Ölberg-Kalender“,

der monatlich erscheint.Sie erhalten ihn in der Gemeinde

und über das Internet:http://www.emmaus.de

Mitnahme kostenlos, Weiterverkauf 1,- Euro