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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 01/13 ∙ Januar/Februar 2013 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Digitaler Nachschlag Uferloses Lernen im PJ? Wo soll ich nur anfangen? Diese Frage stellen sich viele vor der letzten großen Prüfung – dem Hammerexamen. 03 04 Ehrenamtlich in Kenia Zahnmedizinstudent Shayan nahm während seiner Semesterferien an einem ehrenamtlichen Hilfseinsatz 02 teil. Bereits in der Printausgabe berichteten wir davon, hier findest du die Fortsetzung. Sollte man vor oder schon während des PJ lernen? Wir haben ein paar Tipps dazu. Unis unter der Lupe Im MEDI-LEARN Uni-Ranking befragten wir Studenten dazu, wie ihrer Meinung nach die Lehreinheiten aufei- nander abgestimmt sind. Es gibt gute Bewer- tungen, aber auch ein eindeutiges Schlusslicht. D ie Europameisterschaft hat in vielen Ländern einmal mehr Begeisterung für das Fuß- ballspielen geweckt. In der Sport- medizin stellt sich allerdings schon länger die Frage, ob Kopfbälle schädlich für die Gesundheit, be- sonders für die neurologische seien. Immer wieder gingen Studien dieser Frage nach – mit verschiedenen Me- thoden und unterschiedlichen Pro- banden. Die derzeit jüngste dieser Untersuchungen aus dem November 2011 sagt nun, dass es zu Schäden komme, und nennt sogar eine An- zahl gefahrlos möglicher Kopfbälle. Zahlreich sind die bislang ver- wendeten Untersuchungsmetho- den: CT, MRT-Varianten, EEG, Blutproben, neuropsychologische Tests … und das Ergebnis war stets ein anderes. So lässt sich der gegen- wärtige Stand von Untersuchungen zum Thema „Gesundheitsgefähr- dung durch Kopfbälle“ zusammen- fassen. Mal konnten Schädigungen nachgewiesen und in Verbindung zum Köpfen gebracht werden, mal wurden Schädigungen gefunden, ließen sich aber in keinen Zusam- menhang mit der sportlichen Akti- vität bringen. Und manchmal fan- den sich keine Schädigungen. Was man von der physikalischen Seite über Kopfbälle weiß, ist Fol- gendes: Die Auswirkungen des Aufpralls sind abhängig von Ge- wicht und Elastizität des Balles sowie von seiner Fluggeschwin- digkeit. Derzeit ist für Bälle ein Gewicht zwischen 410 und 450 Gramm zulässig. Während die Bälle früher bei regnerischen Bedingungen ihr Gewicht durch Wasseraufnahme steigerten, sind die heutigen durch plastifizierte Oberflächen davor geschützt. Ist der Ball weich, dämpft dies die Aufprallenergie. Allerdings be- vorzugen gerade Profi-Spieler harte Bälle, da diese sich genauer lenken lassen. Bleibt die Flugge- schwindigkeit, die bei scharfen Schüssen schon mal mehr als 100 Stundenkilometer beträgt. Führt man sich vor Augen, wie heftig der Kontakt zwischen Ball und Kopf unter diesen Bedin- gungen sein kann, erklärt sich die Bedeutung der richtigen Technik quasi von allein. Im Optimalfall wird mit der Stirn geköpft – hier ist der Schädelknochen am stabilsten. Dabei werden die Nackenmuskeln angespannt, was einen weiteren Schutz für Kopf und Hals bedeutet. Doch selbst die beste Technik bietet keinen hundertprozentigen Schutz. So erscheinen neurologische Auswirkungen durch Kopfballaus- übung nur logisch. In der schon erwähnten New Yorker Studie vom November 2011 zeigten sich mithil- fe eines speziellen MRT-Verfahrens Veränderungen am Gehirn bei Fuß- ballern, die viel köpfen. Diese Ver- änderungen entsprechen solchen, wie sie nach einem Schädel-Hirn- Trauma auftreten. Ergänzende neu- ropsychologische Untersuchungen offenbarten Schwächen im ver- balen Gedächtnis und in der psy- chomotorischen Geschwindigkeit bei den Spielern mit den meisten Kopfbällen. Durch Befragungen ließ sich die „kritische Summe“ an Kopfbällen auf 1000 bis 1500 pro Jahr beziffern. Von Zeit zu Zeit werden Forde- rungen laut, dass Fußballspieler Helme bzw. Hauben zu ihrem eige- nen Schutz tragen sollten. Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass diese Forderungen bald umgesetzt werden. Dennoch wird inzwischen mehr Wert gelegt auf eine saubere Technik. Ein schlechtes Gewissen braucht niemand zu haben, der sich an Kopfballtoren erfreut: Trotz al- ler technisch nachgewiesenen Hirn- veränderungen und neuropsycho- logisch auffälliger Testergebnisse gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die betroffenen Spieler in ir- gendeiner Form in ihrem Alltagsle- ben eingeschränkt sind. Kopfbälle schaden dem Gehirn Studie mit verschiedenen Methoden und Probanden gibt Aufschluss von Ines Behlert (MEDI-LEARN Redaktion)

Digitaler Nachschlag 01/2013

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Die MEDI-LEARN Zeitung im Printformat. Sie enthält auf 12 Zeitungsseiten News und Informationen für Medizinstudenten und Jungärzte und erscheint fünfmal pro Jahr als Beilage zur renommierten Zeitschrift Via medici aus dem Thieme Verlag.

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Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 01/13 ∙ Januar/Februar 2013 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

DigitalerNachschlag

Uferloses Lernen im PJ?Wo soll ich nur anfangen? Diese Frage stellen sich viele vor der letzten großen Prüfung – dem Hammerexamen.

03 04

Ehrenamtlich in KeniaZahnmedizinstudent Shayan nahm während seiner Semesterferien an einem ehrenamtlichen Hilfseinsatz

02 teil. Bereits in der Printausgabe berichteten wir davon, hier findest du die Fortsetzung.

Sollte man vor oder schon während des PJ lernen? Wir haben ein paar Tipps dazu.

Unis unter der LupeIm MEDI-LEARN Uni-Ranking befragten wir Studenten dazu, wie ihrer Meinung nach die Lehreinheiten aufei-

nander abgestimmt sind. Es gibt gute Bewer-tungen, aber auch ein eindeutiges Schlusslicht.

Die Europameisterschaft hat in vielen Ländern einmal

mehr Begeisterung für das Fuß-ballspielen geweckt. In der Sport-medizin stellt sich allerdings schon länger die Frage, ob Kopfbälle schädlich für die Gesundheit, be-sonders für die neurologische seien. Immer wieder gingen Studien dieser Frage nach – mit verschiedenen Me-thoden und unterschiedlichen Pro-banden. Die derzeit jüngste dieser Untersuchungen aus dem November 2011 sagt nun, dass es zu Schäden komme, und nennt sogar eine An-zahl gefahrlos möglicher Kopfbälle.

Zahlreich sind die bislang ver-wendeten Untersuchungsmetho-den: CT, MRT-Varianten, EEG, Blutproben, neuropsychologische Tests … und das Ergebnis war stets ein anderes. So lässt sich der gegen-wärtige Stand von Untersuchungen zum Thema „Gesundheitsgefähr-dung durch Kopfbälle“ zusammen-fassen. Mal konnten Schädigungen nachgewiesen und in Verbindung zum Köpfen gebracht werden, mal wurden Schädigungen gefunden, ließen sich aber in keinen Zusam-menhang mit der sportlichen Akti-vität bringen. Und manchmal fan-den sich keine Schädigungen.

Was man von der physikalischen Seite über Kopfbälle weiß, ist Fol-gendes: Die Auswirkungen des Aufpralls sind abhängig von Ge-wicht und Elastizität des Balles sowie von seiner Fluggeschwin-digkeit. Derzeit ist für Bälle ein Gewicht zwischen 410 und 450 Gramm zulässig. Während die Bälle früher bei regnerischen Bedingungen ihr Gewicht durch Wasseraufnahme steigerten, sind die heutigen durch plastifi zierte

Oberfl ächen davor geschützt. Ist der Ball weich, dämpft dies die Aufprallenergie. Allerdings be-vorzugen gerade Profi -Spieler harte Bälle, da diese sich genauer lenken lassen. Bleibt die Flugge-schwindigkeit, die bei scharfen

Schüssen schon mal mehr als 100 Stundenkilometer beträgt.

Führt man sich vor Augen, wie heftig der Kontakt zwischen Ball und Kopf unter diesen Bedin-gungen sein kann, erklärt sich die Bedeutung der richtigen Technik

quasi von allein. Im Optimalfall wird mit der Stirn geköpft – hier ist der Schädelknochen am stabilsten. Dabei werden die Nackenmuskeln angespannt, was einen weiteren Schutz für Kopf und Hals bedeutet. Doch selbst die beste Technik bietet keinen hundertprozentigen Schutz.

So erscheinen neurologische Auswirkungen durch Kopfballaus-übung nur logisch. In der schon erwähnten New Yorker Studie vom November 2011 zeigten sich mithil-fe eines speziellen MRT-Verfahrens Veränderungen am Gehirn bei Fuß-ballern, die viel köpfen. Diese Ver-änderungen entsprechen solchen, wie sie nach einem Schädel-Hirn-Trauma auftreten. Ergänzende neu-ropsychologische Untersuchungen offenbarten Schwächen im ver-balen Gedächtnis und in der psy-chomotorischen Geschwindigkeit bei den Spielern mit den meisten Kopfbällen. Durch Befragungen ließ sich die „kritische Summe“ an Kopfbällen auf 1000 bis 1500 pro Jahr beziffern.

Von Zeit zu Zeit werden Forde-rungen laut, dass Fußballspieler Helme bzw. Hauben zu ihrem eige-nen Schutz tragen sollten. Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass diese Forderungen bald umgesetzt werden. Dennoch wird inzwischen mehr Wert gelegt auf eine saubere Technik. Ein schlechtes Gewissen braucht niemand zu haben, der sich an Kopfballtoren erfreut: Trotz al-ler technisch nachgewiesenen Hirn-veränderungen und neuropsycho-logisch auffälliger Testergebnisse gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass die betroffenen Spieler in ir-gendeiner Form in ihrem Alltagsle-ben eingeschränkt sind.

Kopfbälle schaden dem GehirnStudie mit verschiedenen Methoden und Probanden gibt Aufschlussvon Ines Behlert (MEDI-LEARN Redaktion)

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Januar/Februar 20132Seite MLZDigitaler Nachschlag

Ehrenamtlicher Hilfseinsatz im kenianischen DorfFortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 01/2013

Da es im Haus weder Fern-seher noch Radio, auch

keinen Computer und keinen Zu-gang zum Internet gab, haben wir die Abende mit Kartenspielen, Le-sen und dergleichen verbracht. Als großes Problem erwiesen sich die ständigen Stromausfälle: Fast je-den Tag passierte das irgendwann mitten am Tag, was unsere Arbeit

sehr beeinträchtigte. Der Strom fi el oft auch abends zwischen 21 und 22 Uhr aus, sodass man entweder mit Stirnlampen im Wohnzimmer sitzen oder schlafen gehen musste.

Jeden Tag fuhren wir zu einer neuen Schule. Dort wurden die Kinder von Lehrern gruppiert und einzeln zur Voruntersuchung im Freien geschickt. Wir unter-schieden zwischen Kindern, die zur Fülllungstherapie zur Klinik kommen mussten und solchen, bei denen Zähne extrahiert werden sollten. Die Extraktionen wurden meist direkt in der Schule in einem

Klassenzimmer durchgeführt. Das Material und die Werkzeuge wur-den zu jeder Untersuchung mit dem Auto mitgenommen. Hebel und Zangen, Anästhetikum und sonstige Instrumente, Antibiotika und Schmerzmittel sind reichlich vorhanden.

Die Zahnklinik ist mit einem Behandlungsstuhl ausgestattet, der

relativ gut funktioniert. Aber wie gesagt: Der Strom fi el häufi g aus. Ein mit Benzin betriebener Gene-rator war zwar vor Ort, allerdings war er mangels schlechter War-tung nicht einsatzbereit. Es gab ein Röntgengerät, aber auch das funktionierte nicht. Das Wasser beim Winkelstück fi el manchmal aus. Ansonsten war aber alles in Ordnung. Die Turbine funktio-nierte gut und reichte für unser Behandlungsspektrum völlig aus. Ansonsten war eigentlich alles im Behandlungsraum, was man benötigte, um Füllungen zu legen

und Zähne zu extrahieren. Auch Parodontose-Behandlungen wa-ren dank zwei Ultraschall-Scalern möglich.

Der Besuch in der Schule dauerte bis zum Mittag an. Danach fuhren wir zurück, es gab Mittagessen, und kurz danach erschienen die Kinder zur Füllungstherapie. Es gab viel zu tun und wir gaben uns Mühe, mög-

lichst alle Kinder zu behandeln. Un-sere Bilanz in dreieinhalb Wochen kann sich sehen lassen: rund 1700 Untersuchungen, 100 Extraktionen und 650 Füllungen. Zwischendurch kamen auch erwachsene Patienten zur Klink, die im Dorf mitbekom-men hatten, dass wir da waren. Spätestens nach dem ersten Gottes-dienst (dort werden die Deutschen nämlich vorgestellt) weiß jeder in Kaplamboi und Umgebung über die Hilfe Bescheid.

Zur Arbeit an sich kann ich sa-gen, dass ich alles sehr angenehm fand. Die Nonnen sind sehr bemüht

zu helfen, wo es nur geht, und sehr zuvorkommend. So vergingen un-sere Tage von montags bis sams-tags. Am Nachmittag konnte man Spaziergänge machen und sich die Gegend anschauen oder Joggen. Am Wochenende konnten wir un-sere Zeit selbst planen. An einem Wochenende entschieden wir uns zur Safari zu gehen. Eine sehr inte-

ressante Erfahrung, die ich jedem empfehlen würde.

Mein Fazit zum Einsatz ist, dass es sich sehr gelohnt hat, mitzuma-chen. Es erwarten einen zwar viel Arbeit, aber dafür auch viele fröh-liche Kinderaugen, dankbare und freundliche Menschen, faszinierende Landschaften, traumhafte Sonnen-auf- und -untergänge, eine völlig an-dere Kultur und jede Menge schöne Erinnerungen. Ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen konnte und möchte so einen Einsatz jedem Kollegen, der die Möglichkeit dazu hat, wärmstens ans Herz legen.

sere Zeit selbst planen. An einem Wochenende entschieden wir uns zur Safari zu gehen. Eine sehr inte-

ressante Erfahrung, die ich jedem

Mein Fazit zum Einsatz ist, dass es sich sehr gelohnt hat, mitzuma-chen. Es erwarten einen zwar viel

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Januar/Februar 2013 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Uni-Ranking: Abstimmung der LehreinheitenGute Bewertungen und ein eindeutiges SchlusslichtMEDI-LEARN Redaktion

Nicht nur Klinik und Vorkli-nik sollen besser ineinan-

dergreifen, auch die Lehreinheiten untereinander sollten aufei-nander abgestimmt sein, um ein optimales Lernen zu ge-währleisten. Wenn Fakten und Ergebnisse anderer Fächer ignoriert werden, ergibt sich ein schiefes Bild und das Ver-ständnis des Vermittelten wird erschwert. Zusammenhänge können nicht erkannt werden, sodass viele Einzelfakten ne-beneinander stehen und sich kein großes Ganzes ergibt.

Mit der Änderung der Approbationsordnung im Jahre 2002, die nun einen klinischen Bezug in den vorklinischen Fächern vor-schreibt, war ein erster Schritt zur besseren Ver-knüpfung der Lehreinheiten getan. Seitdem arbeiten die Universitäten stetig an einer immer engeren Ver-zahnung der Fächer untereinander. So sollen der Studienerfolg und das Verständnis der Studierenden gefördert werden. Gleichzeitig sind diese Maßnahmen mit Ko-sten und Aufwand verbunden. Eta-blierte und mitunter verkrustete Strukturen müssen aufgebrochen und verändert werden. Das wiede-rum kostet Zeit.

Im MEDI-LEARN Uni-Ran-king befragten wir Studenten der vorklinischen und klinischen Se-mester dazu, wie ihrer Meinung nach die Lehreinheiten aufeinan-der abgestimmt sind. Nach dem Schulnotensystem konnten die Befragten die Noten „eins“ (sehr gut) bis „sechs“ (ungenügend) ver-geben. Dabei zeigte sich, dass die Unterschiede zwischen Vorklinik und Klinik unterm Strich gering sind. In beiden Abschnitten zeigt sich die Mehrheit der Studieren-den zufrieden mit der Organisation der Lehre. Sind es in der Vorkli-nik etwa 72 Prozent, die die No-ten „sehr gut“ bis „befriedigend“ vergeben, stehen ihnen knapp 80 Prozent Kliniker mit dieser Noten-vergabe gegenüber.

Bei den befragten Studieren-

den der vorklinischen Semester schneiden die Universitäten Mag-deburg und Mannheim besonders

positiv ab. 30 Prozent der

Mannheimer ver-geben für ihre Uni ein „sehr gut“ bezüglich der Lehrorganisation der Vorklinik, in Magdeburg sind es knapp 22 Prozent, die sich für ein solches Urteil aussprechen. Zum Vergleich: Im Bundesdurch-schnitt haben lediglich neun Pro-zent diese Note vergeben. Am anderen Ende der Skala fi nden sich die Unis Düsseldorf und Er-langen-Nürnberg. In Düsseldorf vergaben knapp 12 Prozent die Note „ungenügend“, in Erlangen waren es knapp neun Prozent. Im bundesweiten Mittel gab es die „sechs“ nur von zwei Prozent der Studierenden.

Für die Abstimmung der Lehr-einheiten im klinischen Studi-enabschnitt bekamen die Unis Regensburg und Heidelberg Best-noten. 23 beziehungsweise 20 Prozent der dort teilnehmenden Studierenden fi nden die Organi-sation „sehr gut“. Bundesweit lag der Durchschnitt bei etwa neun Prozent. Bei den Klinikern fi ndet sich die Uni Erlangen-Nürnberg ebenfalls schlecht bewertet, knapp 22 Prozent der dortigen Studieren-den vergeben das Prädikat „man-gelhaft“. Weitere fünf Prozent sprechen sich sogar für ein „un-genügend“ aus. Überboten wird

Mehrheit der Studierenden sowohl der vorklinischen als auch der kli-nischen Semester mit der Abstim-mung der Lehreinheiten aufeinan-der an ihrer Uni recht zufrieden ist. Wie im Bundesdurchschnitt wer-den zumeist die Noten „gut“ und „befriedigend“ für diesen Punkt an den verschiedenen Unis vergeben. Von den Vorklinikern werden da-rüber hinaus die Unis Mannheim und Magdeburg positiv hervor-gehoben. Hier ist ihrer Ansicht nach die Abstimmung besonders gut gelungen. Die Kliniker sagen dies von den Unis Regensburg und Heidelberg. Ganz und gar nicht zufrieden sind die Studierenden

der Uni Erlangen-Nürnberg. Dort ver-geben Studierende vorklinischer sowie klinischer Seme-ster sehr schlechte Noten und rügen die mangelhafte Ab-stimmung der Lehr-einheiten. Es gibt in Erlangen scheinbar noch einiges zu tun, um die Qualität der Lehre und die Zufrie-denheit der Studieren-den zu erhöhen.

dies nur von den Bewertungen der Universität Frankfurt am Main: 26 Prozent der Befragten vergeben die Note „mangelhaft“ und knapp

acht Prozent die Note „ungenü-gend“. Damit ist Frankfurt nega-tiver Spitzenreiter, denn bundesweit vergaben lediglich sechs Prozent die Note „mangelhaft“ und nur knapp über ein Prozent ein „un-genügend“.

Wie häufi g zeigt sich, dass die weite

IMPRESSUM

Herausgeber: MEDI-LEARN Verlag GbR, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-262E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Christian Weier (V.i.S.d.P.), Jens Plasger, Dipl.-Päd. Kare Ahlschwede (Chef vom Dienst), Dr. med. Marlies Weier, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Layout & Graphik: Kristina Junghans

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com

Erscheinungsort: MarburgDer digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin.

Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.

Dieser Digitale Nachschlag ist Teil der MEDI-LEARN Zeitung. Die bisherigen Ausgaben findest Du unter: www.medi-learn.de/MLZ-Online

Januar/Februar 2013 3SeiteMLZMLZDigitaler NachschlagDigitaler Nachschlag

Uni-Ranking: Abstimmung der LehreinheitenGute Bewertungen und ein eindeutiges SchlusslichtMEDI-LEARN Redaktion

Nicht nur Klinik und Vorkli-nik sollen besser ineinan-

dergreifen, auch die Lehreinheiten untereinander sollten aufei-nander abgestimmt sein, um ein optimales Lernen zu ge-währleisten. Wenn Fakten und Ergebnisse anderer Fächer

den der vorklinischen Semester schneiden die Universitäten Mag-deburg und Mannheim besonders

positiv ab. 30 Prozent der

Mehrheit der Studierenden sowohl der vorklinischen als auch der kli-nischen Semester mit der Abstim-mung der Lehreinheiten aufeinan-der an ihrer Uni recht zufrieden ist. Wie im Bundesdurchschnitt wer-den zumeist die Noten „gut“ und „befriedigend“ für diesen Punkt an

dies nur von den Bewertungen der Universität Frankfurt am Main: 26 Prozent der Befragten vergeben die Note „mangelhaft“ und knapp

acht Prozent die Note „ungenü-gend“. Damit ist Frankfurt nega-

nander abgestimmt sein, um ein optimales Lernen zu ge-währleisten. Wenn Fakten und Ergebnisse anderer Fächer

acht Prozent die Note „ungenü-gend“. Damit ist Frankfurt nega-

IMPRESSUM

Herausgeber: MEDI-LEARN Verlag GbR, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/Elisabethstraße 9, 35037 Marburg Lahn/Lahn/Tel: 04 31/Tel: 04 31/Tel: 04 31

Im MEDI-LEARN Uni-Ran-king befragten wir Studenten der vorklinischen und klinischen Se-mester dazu, wie ihrer Meinung nach die Lehreinheiten aufeinan-der abgestimmt sind. Nach dem Schulnotensystem konnten die Befragten die Noten „eins“ (sehr gut) bis „sechs“ (ungenügend) ver-geben. Dabei zeigte sich, dass die Unterschiede zwischen Vorklinik

Note „ungenügend“, in Erlangen waren es knapp neun Prozent. Im bundesweiten Mittel gab es die „sechs“ nur von zwei Prozent der Studierenden.

Für die Abstimmung der Lehr-einheiten im klinischen Studi-enabschnitt bekamen die Unis Regensburg und Heidelberg Best-noten. 23 beziehungsweise 20 Prozent der dort teilnehmenden

780 25-0, Fax: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/ /780 25-0, Fax: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31 780 25-262/780 25-262/E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Christian Weier (V.i.S.d.P.), Jens Plasger, Dipl.-Päd. Kare Ahlschwede (Chef vom Dienst), Dr. med. Marlies Weier, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Layout & Graphik: Kristina Junghans

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu,

Ergebnisse anderer Fächer ignoriert werden, ergibt sich ein schiefes Bild und das Ver-ständnis des Vermittelten wird erschwert. Zusammenhänge können nicht erkannt werden, sodass viele Einzelfakten ne-beneinander stehen und sich kein großes Ganzes ergibt.

Mit der Änderung der Approbationsordnung im Jahre 2002, die nun einen klinischen Bezug in den vorklinischen Fächern vor-schreibt, war ein erster Schritt zur besseren Ver-knüpfung der Lehreinheiten getan. Seitdem arbeiten die Universitäten stetig an einer immer engeren Ver-zahnung der Fächer untereinander. So sollen der Studienerfolg und das Verständnis der Studierenden gefördert werden. Gleichzeitig sind diese Maßnahmen mit Ko-sten und Aufwand verbunden. Eta-blierte und mitunter verkrustete Strukturen müssen aufgebrochen und verändert werden. Das wiede-rum kostet Zeit.

Im MEDI-LEARN Uni-Ran-

Mannheimer ver-geben für ihre Uni ein „sehr gut“ bezüglich der Lehrorganisation der Vorklinik, in Magdeburg sind es knapp 22 Prozent, die sich für ein solches Urteil aussprechen. Zum Vergleich: Im Bundesdurch-schnitt haben lediglich neun Pro-zent diese Note vergeben. Am anderen Ende der Skala fi nden sich die Unis Düsseldorf und Er-langen-Nürnberg. In Düsseldorf vergaben knapp 12 Prozent die Note „ungenügend“, in Erlangen

„befriedigend“ für diesen Punkt an den verschiedenen Unis vergeben. Von den Vorklinikern werden da-rüber hinaus die Unis Mannheim und Magdeburg positiv hervor-gehoben. Hier ist ihrer Ansicht nach die Abstimmung besonders gut gelungen. Die Kliniker sagen dies von den Unis Regensburg und Heidelberg. Ganz und gar nicht zufrieden sind die Studierenden

der Uni Erlangen-Nürnberg. Dort ver-geben Studierende vorklinischer sowie klinischer Seme-ster sehr schlechte Noten und rügen die mangelhafte Ab-stimmung der Lehr-einheiten. Es gibt in Erlangen scheinbar noch einiges zu tun, um die Qualität der Lehre und die Zufrie-denheit der Studieren-den zu erhöhen.

Frankfurt nega-tiver Spitzenreiter, denn bundesweit vergaben lediglich sechs Prozent die Note „mangelhaft“ und nur knapp über ein Prozent ein „un-genügend“.

Wie häufi g zeigt sich, dass die weite

IMPRESSUM

Ergebnisse anderer Fächer ignoriert werden, ergibt sich

knüpfung der Lehreinheiten getan. Mannheimer ver-

Frankfurt nega-tiver Spitzenreiter, denn bundesweit vergaben lediglich sechs Prozent die Note „mangelhaft“ und nur knapp über ein Prozent ein „un-genügend“.

Wie häufi g zeigt sich, dass die weite

der Uni Erlangen-Nürnberg. Dort ver-geben Studierende vorklinischer sowie klinischer Seme-ster sehr schlechte Noten und rügen die mangelhafte Ab-stimmung der Lehr-einheiten. Es gibt in Erlangen scheinbar noch einiges zu tun, um die Qualität der Lehre und die Zufrie-denheit der Studieren-den zu erhöhen.

Page 4: Digitaler Nachschlag 01/2013

Januar/Februar 20134Seite MLZDigitaler Nachschlag

Lernen im PJWann beginnen mit dem uferlosen Stoff?von Nina Dalitz (MEDI-LEARN Redaktion)

Stumme Zeugen der MedizingeschichteCharité lädt zu Vortrag über Malaria einMEDI-LEARN RedaktionDas Praktische Jahr (PJ) en-

det im Januar oder im Juli. Danach bleiben dir noch etwa drei Monate bis zu den schriftlichen Prüfungen des „Hammerexamens,“ mit denen das Studium abgeschlos-sen wird. Die mündlich-praktischen Prüfungen fi nden meist wenige Wochen danach statt. Doch reichen drei Monate zwischen PJ-Ende und den ersten Prüfungen, um sich auf diese vorzubereiten? Ist Ler-nen schon während des PJ sinnvoll oder gar nötig? Die Aussagen im MEDI-LEARN Forum reichen von „Kreuzen bereits vor dem PJ“ bis hin zu „Lernen tu ich während des laufenden PJ aus Prinzip nicht.“

Häufi g liest man Dinge wie „ich denk, drei Monate reichen aus.“ Viele Studenten haben sogar etwas mehr Zeit zur Prüfungsvorberei-tung, da sie möglichst viele ihrer 20 PJ-Fehltage ans Ende legen und so ihr Praktisches Jahr eher beenden können. „Also ab und zu was nach-schlagen,“ aber wirklich lernen erst nach dem PJ – viel länger kann man sowieso nicht mit voller Intensität lernen, sagen viele Studenten. Einer meint dazu: „Was soll es denn bitte bringen, ein Jahr vorher Examens-fragen zu kreuzen? Der Kleinscheiß, welcher im Examen abgefragt wird, ist sowieso in den seltensten Fällen praxis- und klinisch relevant.“

Da bringt es schon mehr, sich während des PJ auf die Ar-beit zu konzentrieren und anhand der Fälle auf Station

nach und nach das Grundwissen auf-zufrischen: „Ich habe abends meist nachgelesen, was ich tagsüber an Krankheiten gesehen habe.“ Viele sagen aber „abends bin ich meist ein-fach k.o. oder will noch etwas vom Tag haben.“ Dafür lesen sie in der Klinik „ein bisschen quer, wenn mal nichts zu tun ist.“ Meist beschränken sie sich dabei auf Innere und Chirur-gie, „damit bekommt man schon ein relativ gutes Grundgerüst.“ Ein Stu-dent meint, „ein bissel Pharma und Patho zum Thema dazu und gut ist.“ Ein anderer „das Einzige, wo ich halbwegs regelmäßig reinschaue, ist ein Fallbuch – etwas motivierender als Herold/Müller.“

„Ich frage mich,was mit Leuten ist, die so sind wie ich,“ sagt eine Userin. „Ich muss einfach früh an-fangen zu lernen, weil mein Hirn sich sonst in ein großes Schwarzes Loch verwandelt.“ Und damit ist sie nicht die Einzige. Auch wenn intensives Lernen neben einer (oft unbezahlten) 40-Stunden-Woche kaum möglich ist, fangen einige Studenten doch recht früh im PJ an, sich mit dem Stoff zu beschäftigen. „Man kann dann ein bisschen inte-ressenbezogener lernen und in Ruhe schauen, wo es am meisten hakt.“ Wahrscheinlich hast du schon in der Uni gemerkt, wie du am besten ler-nen kannst – es ist sinnvoll, dieses Wissen auch fürs „Hammerexamen“

anzuwenden. Wenn du gemerkt hast: „Dieser Last-minute-Utilita-rismus war noch nie mein Ding,“ dann wird der „Last-Minute-Utili-tarismus“ wahrscheinlich auch jetzt nicht die ideale Lerntechnik für dich sein.

Natürlich ist während des PJ nicht viel Zeit zum Lernen. Manch-mal ist nach der Klinik noch eine Schicht hinter dem Tresen oder vor dem Computer dran, um den Le-bensunterhalt zu bestreiten. „Die Wochenenden sind für Sport und Nebenjob reserviert“, und ein Min-

destmaß an Privatleben und Freizeit ist nicht nur Luxus, sondern absolut nötig, um das Praktische Jahr und die HEX-Vorbereitung gut zu über-stehen. „Von daher bedarf es schon etwas Logistik,“ sagt eine Forum-Userin, „besonders wenn ich daran denke, dass ich zuletzt zum Physi-kum wirklich gut und effektiv ge-lernt habe.“ Einige Studenten legen etwas mehr Wert auf „Urlaube und legendäre Partys,“ denn das Leben nach dem HEX wird wahrscheinlich nicht entspannter. Andere meinen „für Urlaube, legendäre Partys etc. brauche ich Geld, was ich mir ne-

ben PJ und Haushalt verdienen muss.“

Zu einer Veranstaltung im Rahmen ihrer medizinhis-

torischen Vortragsreihe „Objekt-Geschichte(n) II“ lädt die Charité Berlin am 12. Februar ein. Im Zen-trum steht an diesem Abend die Tro-penkrankheit Malaria. In den Veran-staltungen wird medizinhistorischen Gegenständen ihre Geschichten entlockt. Ob Feuchtpräparat oder Fieberkurve: Medizinische Objekte lassen sich zwar in Museumsvi-trinen ausstellen, doch bleibt „das Ding an sich“ stumm. Dabei trägt es ein Stück Geschichte in sich, die sich tief in sein Material eingegra-ben und ihre Spuren hinterlassen hat. Wie können die ursprünglichen

meint dazu: „Was soll es denn bitte bringen, ein Jahr vorher Examens-fragen zu kreuzen? Der Kleinscheiß, welcher im Examen abgefragt wird, ist sowieso in den seltensten Fällen praxis- und klinisch relevant.“

Da bringt es schon mehr, sich während des PJ auf die Ar-beit zu konzentrieren und anhand der Fälle auf Station

„Man kann dann ein bisschen inte-ressenbezogener lernen und in Ruhe schauen, wo es am meisten hakt.“ Wahrscheinlich hast du schon in der Uni gemerkt, wie du am besten ler-nen kannst – es ist sinnvoll, dieses Wissen auch fürs „Hammerexamen“

nicht viel Zeit zum Lernen. Manch-mal ist nach der Klinik noch eine Schicht hinter dem Tresen oder vor dem Computer dran, um den Le-bensunterhalt zu bestreiten. „Die Wochenenden sind für Sport und Nebenjob reserviert“, und ein Min-

kum wirklich gut und effektiv ge-lernt habe.“ Einige Studenten legen etwas mehr Wert auf „Urlaube und legendäre Partys,“ denn das Leben nach dem HEX wird wahrscheinlich nicht entspannter. Andere meinen „für Urlaube, legendäre Partys etc. brauche ich Geld, was ich mir ne-

ben PJ und Haushalt verdienen muss.“

Handlungszusammenhänge und Ge-brauchsweisen der Gegenstände zum Leben erweckt werden? Die Reihe „Objekt-Geschichte(n) II“, die vom Berliner Medizinhistorischen Muse-um der Charité veranstaltet wird, ver-anschaulicht Entwicklungen in der Medizin auf eine neue Art. Gleich-zeitig wird der moderne Umgang mit Körper und Geist, mit Gesund-heit und Krankheit, mit Heilung und Heilkunst begreifl ich und begreifbar gemacht. Die rund eineinhalbstün-dige Veranstaltung über Malaria am 12. Februar beginnt um 17.30 Uhr in der Hörsaalruine des Berliner Medi-zinhistorischen Museums, Virchow-weg 16. Der Eintritt ist frei.

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Januar/Februar 2013 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Bedürfnisse einer neuen MedizinergenerationWunsch nach familienfreundlichen Strukturen steht im VordergrundMEDI-LEARN Redaktion

Bei der Arbeitsplatzwahl spie-len gute Arbeitsbedingun-

gen und ein gesundes Arbeitsum-feld für Medizinerstudierende und Ärzte zunehmend eine Rolle. Die gleichberechtigte Koexistenz von Familie, Freizeit, Beruf und wissen-schaftlicher Karriere ist der Wunsch vieler junger Mediziner, sodass ihre Vereinbarkeit zunehmend ein wich-tiges Kriterium für die Auswahl der Arbeitsstelle darstellt.

Diese Beobachtung werden bestä-tigt von den Ergebnissen einer 2011 veröffentlichten bundesweiten Befra-gung durch die Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd). Von über 2000 befragten Medizinstudie-renden, Ärztinnen und Ärzten geben 84 % an, sich persönlich mit dem Thema Familienfreundlichkeit zu beschäftigen. 58 % der Studierenden empfi nden den Konfl ikt zwischen Familie und Beruf als stark oder sehr stark. Bei den bereits berufstätigen Medizinern sind es sogar 73 %.

Um auch zukünftig eine fl ächen-deckende medizinische Versorgung gewährleisten zu können, sind sei-tens der Universitäten und Kliniken die Akzeptanz von nebenberufl ichen und familiären Verpfl ichtungen so-wie die Schaffung der dafür nötigen Arbeits-, Studien- und Infrastruk-turen notwendig. Den Diskussionen sollten Taten folgen, die grundle-gende Veränderungsprozesse ansto-ßen. Gleichzeitig sollten die Studie-renden ihre derzeitige Position auf dem Arbeitsmarkt nutzen, um ihren Forderungen für einen familien- und freizeitfreundlicheren Beruf Nach-druck zu verleihen.

Bereits an den Universitäten be-darf es familienfreundlicher Struk-turen. Ziel sollte dabei vor allem eine gesteigerte Akzeptanz und Unterstützung von Eltern und wer-denden Eltern sein. Um dies zu er-reichen, wäre die Anpassung von Studienbedingungen hinsichtlich der Kinderbetreuung und zuverläs-sigen Planbarkeit erforderlich. Ne-ben der Anpassung der Öffnungs-zeiten von Kindertagesstätten wäre dabei an ein Angebot zur Kurzzeit- und Notfallbetreuung zu denken.

Klare Richtlinien zur Belegung

von Praktika und möglichen Nach-holterminen wären für schwange-re Studierende hilfreich. Auch der Ausbau der im Internet verfügbaren E-Learning-Materialien sowie Aus-weichtermine für Schwangere und Eltern würden unterstützend wirken.

Um eine Verlängerung der Studien-zeit zu minimieren, könnte der Stu-dienablauf bezüglich der Reihenfol-ge der Absolvierung von Prüfungen sowie der Besuch von Pfl ichtveran-staltungen fl exibilisiert werden.

Ein Wandel der Arbeitskultur in der Krankenversorgung hin zu einer menschlichen Medizin und einem gesunden Arbeitsklima sind Basis dafür, Patienten eine gute medizinische Versorgung zu er-möglichen und gleichsam auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter im Gesundheitswesen einzugehen. Eine Diskussion darüber, wie der Arztberuf im Spannungsfeld zwi-schen sozialer Verantwortung, persönlichen Lebenszielen und wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gestaltet wer-den kann, sollte offen geführt wer-den und ist seit Langem überfällig.

Die Tätigkeit in der kurativen Medizin ist heute mit einer zuneh-menden Arbeitsbelastung verbun-den, die hohe Leistung fordert und wenig Raum bietet, auf Bedürfnisse von Patienten und Mitarbeitern

einzugehen. Diese Entwicklung sollte aufgehalten werden – fi nden persönliche Lebenssituationen und Wünsche der Mitarbeiter Berück-sichtigung, kann es gelingen, den Arztberuf gesünder und in seiner Struktur familienfreundlicher zu

gestalten. Dienstpläne sollten früh-zeitig erstellt und an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer angepasst wer-den. Insbesondere für Familien ist es förderlich, wenn neue und fl exib-lere Arbeitszeitmodelle gefunden und umgesetzt werden.

Voraussetzung dafür sind eine ausreichende Personalausstattung und die effektive Nutzung vor-handener Zeitressourcen. Wichtig erscheint in diesem Kontext eine Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen und die Nutzung von Synergien, statt durch Kompetenzgerangel Mauern zu errichten. Es besteht der Wunsch nach Arbeit in einem Team, welches wirklich als solches han-delt. Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen sollten in die-sem Zusammenhang ergebnisoffen diskutiert werden, um eine weitere Verbesserung der Arbeitssituation zu ermöglichen.

Eine Schlüsselrolle in der Ge-staltung dieses Wandels dürfte den Führungspersönlichkeiten zukom-men, deren Auswahl nicht nur nach

klinischen, ökonomischen oder wissenschaftlichen Gesichtspunk-ten erfolgen sollte. Vielmehr sollte Führungskompetenz dabei eine Rolle spielen. Separation von Auf-gabenfeldern und Fokussierung auf Teilbereiche können die Entlastung von Führungspersonen bewirken. Neue Führungs- und Teamstruk-turen könnten zum Hierarchieabbau beitragen und eine bessere Arbeits-kultur schaffen, die sich an den Be-dürfnissen ihrer Mitarbeiter orien-tiert. Offener Umgang mit Be- und Überlastungen sowie konstruktives Feedback und Fehlermanagement könnten eine weitere Verbesserung des Arbeitsklimas bringen.

Im Arbeitsalltag sind weitere Strukturverbesserungen gefragt: die fl ächendeckende Bereitstellung von arbeitsplatznahen Kinderbetreu-ungsmöglichkeiten und eine Über-arbeitung der Weiterbildungsverord-nungen, beispielsweise im Sinne von kompetenzbasierten Katalogen oder der Anerkennung von geringeren zeitlichen Teilstücken der Weiterbil-dung sowie individuelle Rotations-pläne gehören dazu. Mentoring und Coachingprogramme würden weiter-hin unterstützend wirken.

Zudem sollte Forschung nicht als Freizeitbetätigung außerhalb der Ar-beitszeit angesehen werden, sondern durch eine Freistellung von der kli-nischen Arbeit unterstützt werden. Insbesondere zur Realisierung län-gerer Forschungsperioden scheinen Förderprogramme, die eine sichere Finanzierung bieten, eine sinnvolle Ergänzung zu bieten, ebenso wie klare Arbeitsverträge und verbind-liche Absprachen.

Gleichzeitig besteht im Bereich der wissenschaftlichen Betätigung eine große Chance, durch fl exible Einteilung, alternative Arbeits-formen und das Ermöglichen von Heimarbeit besonders familien-freundliche Bedingungen zu schaf-fen. Bei der Bewertung von For-schungsaktivitäten, beispielsweise im Rahmen von Berufungsverfah-ren, sollte die Familienzeit stärker berücksichtigt werden sowie mög-liche Einschränkungen durch El-ternzeit mit bedacht werden.