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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 03/12 April/Mai 2012 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Digitaler Nachschlag Merkmale einer guten Bewerbung Auch in Zeiten des Ärztemangels und der Onlinebe- werbung punktest du mit einer gut gemachten Be- 04 06 Studieren in Rumänien Internationale Studiengänge und eine gute Ausstat- tung lassen das Medizinstudium in der östlichen EU zu 03 einer Alternative werden. Einzelheiten und Modalitäten werden im Artikel genannt. werbung. Wir sagen dir, was auf jeden Fall hineingehört und was es zu beachten gilt. Ranking: Studierendensekretariat An jeder Uni sind Studierendensekretariate Anlaufstel- le für zahlreiche Verwaltungsangelegenheiten. Wie Studierende den Service und die Freundlich- keit dort beurteilen, erfährst du hier. D u hast einen Studienplatz erhal- ten, dich durch vier Semester und unzählige Klausuren gekämpft und das Physikum bestanden. All das, um deinem Traumberuf ein Stück näher zu kommen. Nach dem Physikum, offiziell „1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung“ genannt, folgt der klinische Studienabschnitt. Viele gepeinigte Studenten der Vorklinik überstehen die Vorbereitung auf das Physikum nur, weil sie sich einreden und einreden lassen, dass danach alles besser wird. Sicher ist zumin- dest, dass danach vieles anders wird. Im Forum von MEDI-LEARN stellt jemand die Frage: „Wird die pro Se- mester zu bewältigende Stoffmenge evtl. gar nicht weniger?“ DAS IST EINE PHILOSO- PHISCHE FRAGE Auch im klinischen Studienab- schnitt, also für mindestens sechs weitere Semester, steckst du in einem der anspruchsvollsten Studi- engänge überhaupt und häufig ist zu hören: „Vom Umfang ändert sich nichts.“ Davon abgesehen „ist es eine philosophische Frage,“ ob denn die Klinik wirklich besser als die Vorklinik ist. Ein paar Punkte sind jedoch unbe- streitbar: DIE ANGST IST WEG Das bestandene Physikum ist sehr gut für dein Ego. „Wäh- rend der ersten beiden Jahre arbei- tet man ja nur auf das Physikum hin,“ und dabei herrscht bei vielen Studenten die ständige Angst, zu wenig zu wissen, z. B. da sie be- stimmte Fächer in der Schule ab- gewählt hatten oder ihre Schulzeit schon eine Weile zurückliegt. Als Pflegepraktikanten lechzen sie da- nach, Blut abzunehmen, im OP zu stehen und von den Ärzten etwas zu lernen. Während der Praktika, der vielen theoretischen Fächer und der wochenlangen Lernphase vor dem Physikum können sie nie ganz si- cher sein, ob sie dieses denn auch bestehen, ob sie weiterstudieren dürfen und ob sie für ihren gewählten Beruf geeignet sind. Sicher kann man sich wohl nie sein, aber dieses hell- blaue A4-Blatt na- mens „Zeugnis über den 1. Abschnitt der Ärztlichen Prü- fung“ ist schon eine gewisse Bestä- tigung, dass du fähig bist. DINGE, DIE MAN SPÄTER GEBRAUCHEN KANN Statt Biochemie, Physik und Ana- tomie stehen in der Klinik Chirur- gie, Kinderheilkunde und Psychi- atrie auf dem Lehrplan. Der Bezug zur ärztlichen Tätigkeit, die viele zur Aufnahme des Medizinstudi- ums gebracht hat, ist sehr viel stär- ker. Das hilft auf jeden Fall bei der Motivation, da jetzt offensichtlicher ist, wofür du etwas Be- stimmtes lernst: „In der Klinik hat man dann endlich mal das Gefühl, auch wirklich Sinnvolles zu lernen. Dinge, die man später gebrauchen kann.“ NÄHER AM ALLTAG Außerdem hat je- der Student jetzt, nachdem er zwangsläufig viele Klausuren und das Physikum bestanden haben muss, gewisse Lernstrategien entwi- ckelt, die ihm auch bei den klinischen Klausuren helfen. Viele Studenten sagen, dass Auswendiglernen deut- lich seltener nötig ist und dass sie nicht mehr das Gefühl haben, dass einzelne Dozenten darauf aus sind, Leute „herauszuprüfen“ – viele Do- zenten sprechen ihre Studenten jetzt sogar mit „Kollegen“ an. Sie han- deln häufig auch kollegialer als die vor dem Physikum: „Ich finde nicht, dass es weniger zu lernen ist. Aber meist sind die Dozenten entspannter und nicht so größenwahnsinnig. Die meisten versuchen in meinen Augen, Medizin zu vermitteln – so nach dem Mot- to: ‚Was wir „Danach wird alles besser“ Nach dem Physikum wird zumindest einiges anders von Nina Dalitz (MEDI-LEARN Redaktion)

Digitaler Nachschlag 03/2012

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Die MEDI-LEARN Zeitung im Printformat. Sie enthält auf 12 Zeitungsseiten News und Informationen für Medizinstudenten und Jungärzte und erscheint fünfmal pro Jahr als Beilage zur renommierten Zeitschrift Via medici aus dem Thieme Verlag.

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Page 1: Digitaler Nachschlag 03/2012

Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 03/12 April/Mai 2012 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

DigitalerNachschlag

Merkmale einer guten BewerbungAuch in Zeiten des Ärztemangels und der Onlinebe-werbung punktest du mit einer gut gemachten Be-

04 06

Studieren in RumänienInternationale Studiengänge und eine gute Ausstat-tung lassen das Medizinstudium in der östlichen EU zu

03 einer Alternative werden. Einzelheiten und Modalitäten werden im Artikel genannt.

werbung. Wir sagen dir, was auf jeden Fall hineingehört und was es zu beachten gilt.

Ranking: StudierendensekretariatAn jeder Uni sind Studierendensekretariate Anlaufstel-le für zahlreiche Verwaltungsangelegenheiten. Wie

Studierende den Service und die Freundlich-keit dort beurteilen, erfährst du hier.

Du hast einen Studienplatz erhal-ten, dich durch vier Semester

und unzählige Klausuren gekämpft und das Physikum bestanden. All das, um deinem Traumberuf ein Stück näher zu kommen. Nach dem Physikum, offi ziell „1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung“ genannt, folgt der klinische Studienabschnitt. Viele gepeinigte Studenten der Vorklinik überstehen die Vorbereitung auf das Physikum nur, weil sie sich einreden und einreden lassen, dass danach alles besser wird. Sicher ist zumin-dest, dass danach vieles anders wird. Im Forum von MEDI-LEARN stellt jemand die Frage: „Wird die pro Se-mester zu bewältigende Stoffmenge evtl. gar nicht weniger?“

DAS IST EINE PHILOSO-PHISCHE FRAGE

Auch im klinischen Studienab-schnitt, also für mindestens sechs weitere Semester, steckst du in einem der anspruchsvollsten Studi-engänge überhaupt und häufi g ist zu hören: „Vom Umfang ändert sich nichts.“ Davon abgesehen „ist es eine philosophische Frage,“ ob denn die Klinik wirklich besser als die Vorklinik ist. Ein paar Punkte sind jedoch unbe-streitbar:

DIE ANGST

IST WEG

Das bestandene Physikum ist sehr gut für dein Ego. „Wäh-

rend der ersten beiden Jahre arbei-tet man ja nur auf das Physikum hin,“ und dabei herrscht bei vielen Studenten die ständige Angst, zu wenig zu wissen, z. B. da sie be-stimmte Fächer in der Schule ab-gewählt hatten oder ihre Schulzeit schon eine Weile zurückliegt. Als Pfl egepraktikanten lechzen sie da-nach, Blut abzunehmen, im OP zu stehen und von den Ärzten etwas zu lernen. Während der Praktika, der vielen theoretischen Fächer und der wochenlangen Lernphase vor dem Physikum können sie nie ganz si-cher sein, ob sie dieses denn auch bestehen, ob sie weiterstudieren dürfen und ob sie für ihren gewählten Beruf geeignet sind. Sicher kann man sich wohl nie sein, aber dieses hell-blaue A4-Blatt na-mens „Zeugnis über den 1. Abschnitt der Ärztlichen Prü-

fung“ ist schon eine gewisse Bestä-tigung, dass du fähig bist.

DINGE, DIE MAN SPÄTER GEBRAUCHEN KANN

Statt Biochemie, Physik und Ana-tomie stehen in der Klinik Chirur-gie, Kinderheilkunde und Psychi-atrie auf dem Lehrplan. Der Bezug zur ärztlichen Tätigkeit, die viele zur Aufnahme des Medizinstudi-ums gebracht hat, ist sehr viel stär-ker. Das hilft auf jeden Fall bei der

Motivation, da jetzt offensichtlicher ist,

wofür du etwas Be-stimmtes lernst: „In der

Klinik hat man dann endlich mal das Gefühl, auch wirklich Sinnvolles zu lernen. Dinge, die man später gebrauchen

kann.“

NÄHER AM ALLTAG

Außerdem hat je-der Student jetzt,

nachdem er

zwangsläufi g viele Klausuren und das Physikum bestanden haben muss, gewisse Lernstrategien entwi-ckelt, die ihm auch bei den klinischen Klausuren helfen. Viele Studenten sagen, dass Auswendiglernen deut-lich seltener nötig ist und dass sie nicht mehr das Gefühl haben, dass einzelne Dozenten darauf aus sind, Leute „herauszuprüfen“ – viele Do-zenten sprechen ihre Studenten jetzt sogar mit „Kollegen“ an. Sie han-deln häufi g auch kollegialer als die vor dem Physikum: „Ich fi nde nicht, dass es weniger zu lernen ist. Aber meist sind die Dozenten entspannter und nicht so größenwahnsinnig. Die meisten versuchen in meinen Augen, Medizin zu vermitteln – so nach dem Mot-to: ‚Was wir

„Danach wird alles besser“Nach dem Physikum wird zumindest einiges anders von Nina Dalitz (MEDI-LEARN Redaktion)

Ärztlichen Prüfung“ genannt, folgt der klinische Studienabschnitt. Viele gepeinigte Studenten der Vorklinik überstehen die Vorbereitung auf das Physikum nur, weil sie sich einreden und einreden lassen, dass danach alles besser wird. Sicher ist zumin-dest, dass danach vieles anders wird. Im Forum von MEDI-LEARN stellt jemand die Frage: „Wird die pro Se-mester zu bewältigende Stoffmenge evtl. gar nicht weniger?“

DAS IST EINE PHILOSO-PHISCHE FRAGE

Auch im klinischen Studienab-schnitt, also für mindestens sechs weitere Semester, steckst du in einem der anspruchsvollsten Studi-engänge überhaupt und häufi g ist zu hören: „Vom Umfang ändert sich nichts.“ Davon abgesehen „ist es eine philosophische Frage,“ ob denn die Klinik wirklich besser als die Vorklinik ist. Ein paar Punkte sind jedoch unbe-

DIE ANGST

IST WEG

Das bestandene Physikum ist sehr gut für dein Ego. „Wäh-

schon eine Weile zurückliegt. Als Pfl egepraktikanten lechzen sie da-nach, Blut abzunehmen, im OP zu stehen und von den Ärzten etwas zu lernen. Während der Praktika, der vielen theoretischen Fächer und der wochenlangen Lernphase vor dem Physikum können sie nie ganz si-cher sein, ob sie dieses denn auch bestehen, ob sie weiterstudieren dürfen und ob sie für ihren gewählten Beruf geeignet sind. Sicher kann man sich wohl nie sein, aber dieses hell-blaue A4-Blatt na-mens „Zeugnis über den 1. Abschnitt der Ärztlichen Prü-

tomie stehen in der Klinik Chirur-gie, Kinderheilkunde und Psychi-atrie auf dem Lehrplan. Der Bezug zur ärztlichen Tätigkeit, die viele zur Aufnahme des Medizinstudi-ums gebracht hat, ist sehr viel stär-ker. Das hilft auf jeden Fall bei der

Motivation, da jetzt offensichtlicher ist,

wofür du etwas Be-stimmtes lernst: „In der

Klinik hat man dann endlich mal das Gefühl, auch wirklich Sinnvolles zu lernen. Dinge, die man später gebrauchen

kann.“

NÄHER AM ALLTAG

Außerdem hat je-der Student jetzt,

nachdem er

vor dem Physikum: „Ich fi nde nicht, dass es weniger zu lernen ist. Aber meist sind die Dozenten entspannter und nicht so größenwahnsinnig. Die meisten versuchen in meinen Augen, Medizin zu vermitteln – so nach dem Mot-to: ‚Was wir

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April/Mai 20122Seite MLZDigitaler Nachschlag

euch nicht zeigen, macht ihr später am Patienten falsch.‘“ Ein User merkt noch an: „Wenn wir heute kri-tisieren, dann wird die Kritik ernst genommen.“

ES IST NICHT LEICHTER, ABER ES FÄLLT LEICHTER

„Das Studium wird nicht weni-ger anstrengend, aber interessanter,“ fasst ein Student die Meinungen zu-sammen Ein anderer fügt hinzu: „... wenn man wirklich das richtige Fach studiert und sich für die Dinge inte-ressiert.“ Der Stressfaktor ist auch weiterhin abhängig von der persön-lichen Lerntechnik: „Die Klinik ist wesentlich leichter und interessanter, aber ich ackere auch nicht alle dicken Bücher durch – wozu gibt es Kurz-lehrbücher?“ Weitere Kommentare zu diesem Thema sind „Je nach Uni braucht man für ein Fach auch mal gar keine Bücher“ und „Der Altklau-suranteil ist ziemlich hoch.“

DEUTLICH MEHR FÄCHER UND KLAUSUREN

All diese Punkte und die durch jahrelange Übung perfektionierte persönliche Lerntechnik führen mehrere Studenten des klinischen Abschnitts zu der Aussage „Es geht

eigentlich ganz gut vom Lernauf-wand her.“ Du musst dich nur darauf einstellen, dass du jetzt 34 Fächer zu bewältigen hast – im Gegensatz zu einer einstelligen Anzahl in der Vor-klinik; und das bei lediglich einem Jahr mehr Zeit. Das führt dazu, dass sehr häufi g mehrere Fächer paral-lel laufen, Klausurtermine in sehr dichter Folge hintereinanderliegen oder du gleich mehrere Klausuren am selben Tag schreibst. Zehn Klau-suren in einem Semester sind keine Seltenheit.

Dafür hast du auch öfter kleine Er-folgserlebnisse durch Bestehen und kannst die entsprechenden Fächer abhaken. Der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Klausuren ist sehr ver-schieden. Es gibt auch im klinischen Abschnitt tatsächlich noch Klau-suren, die Einzelne zur Aufgabe des Medizinstudiums zwingen. Auf jeden Fall wird es Prüfungen geben, für die du mehrere Wochen massiv lernen musst. Andererseits sind un-ter den zahlreichen Klausuren auch einige, die „mal lockerer sind. Und man besteht sie auch mit mäßigem Lernaufwand.“

INDIVIDUELL VERSCHIEDEN

In der Klinik werden die indi-viduellen Unterschiede zwischen

den Studenten noch größer. Einige freuen sich über sehr viel Freizeit und zehnwöchige Semesterferien. Andere gehen neben dem Studium Vollzeit arbeiten, um ihren Lebens-unterhalt zu verdienen. Es gibt Stu-denten, die täglich etwas für ihre Doktorarbeit tun, jemanden pfl e-gen, eine eigene Familie und Kin-der haben … Vier Monate Famula-tur musst du auch noch sinnvoll auf die vorlesungsfreie Zeit verteilen. Nicht nur zwischen den einzel-nen Studenten, auch zwischen den Universitäten gibt es große Unter-schiede. Allein schon die Vertei-lung der Fächer auf die einzelnen Semester, aber auch die Verteilung der Klausuren im Semester oder auf die vorlesungsfreie Zeit, die Anzahl der parallel laufenden Fächer etc. Nach dem Physikum wird es also für jeden anders stressig.

AUF DEM PAPIER KLINGT ES GUT

Dabei ist zu beachten, dass eini-ge Probleme der Vorklinik sich in der Klinik einfach fortsetzen, z. B. dass Lehrveranstaltungen theore-tisch sehr gut geplant sind, praktisch aber schlecht umgesetzt werden. So sind laut Approbationsordnung 476 Stunden Unterricht am Krankenbett

Nach dem Physikum wird zumindest einiges anders

Fortsetzung von Seite 1

vorgesehen. In der Realität verbrin-gen viele Studenten eine Menge dieser Stunden wartend auf dem Stationsfl ur oder alleine am Kran-kenbett – ohne Unterricht. Auch in der Klinik ist vielen Studenten der unmittelbare Praxisbezug nicht im-mer ersichtlich. Einige meinen sogar rückblickend, dass ihnen Fächer wie Anatomie und Physiologie im End-effekt mehr für ihren Beruf gebracht haben als z. B. „Geschichte der Me-dizin.“ Die Seminare sind laut einem Studenten aber „kein Vergleich zum Physikkurs. Es gibt keine Antestate, man muss nicht vorlernen und keine Protokolle schreiben.“

MAN KANN DIE LEUTE IN DER VORKLINIK SCHON

TRÖSTEN

Man kann also nicht pauschal sa-gen, dass die Klinik leichter ist als die Vorklinik. „Wahrscheinlich ist es die Psyche, die einem letztlich suggeriert, es sei leichter,“ meint ein Student dazu. „Man kann die Leute in der Vorklinik schon trö-sten,“ ein anderer. Deshalb ein mo-tivierendes Zitat zum Schluss: „Mir macht die Klinik auf jeden Fall sehr viel mehr Spaß als die Vorklinik und man kommt seinem Traum im-mer wieder ein Stück näher.“

Vom Uhu zum Schweizer AssistenzarztFortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 03/2012

Und wenn Patienten ihre „Fin-ken“ suchen, dann sind das

keine Vögel, sondern ihre Haus-schuhe.

KONSERVATIV UND FREUNDLICH

Mir ist aufgefallen, dass die Schweizer ein eher konservatives, aber offenes Volk sind – das zeigt sich auf der einen Seite durch Volksinitiativen wie Minarettver-bot oder Waffeninitiative, auf der anderen Seite aber auch durch ei-nen sehr höfl ichen und herzlichen

Umgang. Begrüßungen und Ver-abschiedungen gestalten sich häu-fi g sehr ausführlich, auch bei der Kassiererin im Supermarkt um die Ecke. Die Schweizer fragen oft nach, ob man nicht öppis (etwas) bräuchte oder sie behilfl ich sein können. Man sollte versuchen, etwas von diesem Verhalten zu übernehmen und nicht zu „typisch deutsch“ und zu „zackig“ zu sein, sondern es auch mal zu genießen, nicht alles in Eile erledigen zu müs-sen. Hochdeutsch kann manchmal arrogant auf die Schweizer wirken. Auf Schwyzerdütsch umschwen-

ken solltest du trotzdem nur, wenn du es wirklich beherrschst – sonst wirkt es schnell lächerlich.

45 BIS 50 STUNDEN PRO WOCHE

Die Schweizer Arbeitszeiten sind denen in Deutschland sehr ähnlich. Je nach Gesamtarbeitsvertrag hat man hier eine 45- bis 50-Stunden-Woche. Das ist zwar mehr als bei Arbeitnehmern außerhalb der Kli-niken (42 Stunden), dafür ist das Arbeitstempo ein anderes. Häufi g liegen auf einer Station weniger Patienten als in Deutschland und es gibt verhältnismäßig mehr Pfl ege-

kräfte. Diese sind fachlich mit den Pfl egekräften in Deutschland ver-gleichbar, haben aber mehr Kom-petenzen. In vielen Kliniken ist fast täglich gemeinsames Frühstücken angesagt. Mittags ruft man sich ge-genseitig an, um gemeinsam zu es-sen – das soziale Leben scheint mir hier enger und intensiver.

Insgesamt bietet ein PJ-Tertial in der Schweiz einen schönen Einblick in ein ganz anderes Gesundheits-system mit grundsätzlich anderer Versicherungs-, Organisations- und Lebensstruktur. Für mich hat es sich gelohnt, mich hier zu bewerben: Einblicke in eine andere Kultur, tol-le Landschaften, beste Freizeitmög-lichkeiten und neue Freundschaften. Ich bin hängengeblieben und lebe nun seit sieben Jahren hier.

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April/Mai 2012 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Studieren in RumänienAlternative im EU-Osten von Ines Behlert (MEDI-LEARN Redaktion)

Alternativen gibt es immer. Wessen Abiturnote nicht für

den sofortigen Studienbeginn reicht, der kann warten. Wer nicht warten kann oder möchte, kann ins Ausland gehen. Lange Zeit war Ungarn die erste Wahl, wenn auch recht kost-spielig. Inzwischen gewinnt das östliche EU-Ausland zunehmend an Attraktivität. Das Medizinstudi-um wird dort oftmals auf Englisch angeboten, Studiengebühren und Lebenshaltungskosten sind ver-gleichsweise niedrig, durch die EU-Zugehörigkeit ist auch die Anerken-nung des Studiums kein Problem. Eines dieser Länder ist Rumänien.

An mehreren medizinischen Fa-kultäten Rumäniens werden Me-dizinstudiengänge zusätzlich auf Englisch oder Französisch angeboten. Cluj und Bu-karest sind wohl die be-kanntesten Städte mit entsprechenden Fakultäten, aber auch in Timişoara, Oradea oder Constanţa ist das Studium möglich. Dabei existieren diese fremdsprachigen Angebote im-mer parallel zu den rumänischen Studiengängen. Was wiederum bedeutet, dass der Kontakt zu ru-mänischen Kommilitonen eher gering ist, wenn man ihn denn nicht ganz bewusst sucht. Aber der Reihe nach.

Die Zulassung zum Studium an einer rumänischen Universi-tät ist weder an einen Numerus clausus noch an einen Aufnah-metest gekoppelt. Das bedeu-tet, dass quasi jeder Bewerber, der seine

Unterlagen vollständig einreicht, als Student angenommen wird. In der Regel wird ein Sprachnachweis für die Unterrichtssprache verlangt. Die von der Uni geforderten Unterla-gen müssen ins Englische übersetzt werden, genau wie das Attest, das belegt, dass du keine ansteckenden Krankheiten hast. Außerdem soll-test du dir bewusst sein, dass es in Rumänien Studiengebühren gibt, die bei ungefähr 5000 Euro im Jahr liegen.

Sechs Jahre, also genau so lange wie in Deutschland, beträgt die Stu-diendauer in Rumänien. Die Vorkli-

nik dauert zwei Jahre und beinhaltet die Fächer Anatomie, Biophysik, Biochemie, Zellbiologie und medi-zinische Informatik. Dazu kommen ein Sport- und ein Sprachkurs in Ru-mänisch. Der Sprachkurs ist wich-tig, um sich später in der Klinik mit den Patienten verständigen zu kön-nen. An einigen Universitäten muss nach der Vorklinik auch ein Sprach-test abgelegt werden, ohne den das Weiterstudieren nicht möglich ist. Im klinischen Abschnitt wird in den Universitätskliniken gelehrt. In Cluj muss in jedem Studienjahr ein Prak-tikum in einem rumänischen Lehr-krankenhaus absolviert werden. Eine Besonderheit dürfte sein, dass man bei Fehlen in einem anwesenheits-pfl ichtigen Kurs zur Kasse gebeten wird.

Ein Wechsel nach Deutschland während des Studiums ist mög-

lich, aber nicht unkompliziert. In der Regel werden

die ersten zwei

Studienjahre anerkannt, doch einen Studienplatz für den klinischen Ab-schnitt gibt es nur an Universitäten, die in diesem Bereich Kapazitäten freihaben. Vielfach müssen sich Wechselwillige ihren Studienplatz erklagen. Bei Fragen in Bezug auf einen Wechsel und die Anerken-nung bisher erbrachter Studienlei-stungen solltest du dich sicherheits-halber immer an das zuständige Landesprüfungsamt wenden.

Zusammenfassend lässt sich sa-gen, dass die englisch- und fran-zösischsprachigen Studiengänge international sind. Gerade in Cluj studieren auch viele Deutsche, so-dass es eine Menge Austauschmög-lichkeiten gibt. Die Lebenshaltungs-kosten in Rumänien sind geringer als in Deutschland, auch wenn die Tendenz steigend ist. Trotz der zum Teil erheblichen Probleme Rumä-niens ist die Ausstattung der Uni-versitäten und Krankenhäuser gut und ermöglicht eine Ausbildung auf hohem Niveau. Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt, und es emp-

fi ehlt sich, sich vor dem Start ins Auslandsstudium gut zu

informieren und die Vor- und Nachteile abzuwägen.

um wird dort oftmals auf Englisch angeboten, Studiengebühren und Lebenshaltungskosten sind ver-gleichsweise niedrig, durch die EU-Zugehörigkeit ist auch die Anerken-nung des Studiums kein Problem. Eines dieser Länder ist Rumänien.

An mehreren medizinischen Fa-kultäten Rumäniens werden Me-dizinstudiengänge zusätzlich auf Englisch oder Französisch angeboten. Cluj und Bu-karest sind wohl die be-kanntesten Städte mit entsprechenden Fakultäten, aber auch in Timişoara, Oradea oder Constanţa ist das Studium möglich. Dabei existieren diese fremdsprachigen Angebote im-mer parallel zu den rumänischen Studiengängen. Was wiederum bedeutet, dass der Kontakt zu ru-mänischen Kommilitonen eher gering ist, wenn man ihn denn nicht ganz bewusst sucht. Aber der Reihe nach.

Die Zulassung zum Studium an einer rumänischen Universi-tät ist weder an einen Numerus clausus noch an einen Aufnah-metest gekoppelt. Das bedeu-tet, dass quasi jeder Bewerber, der seine

die bei ungefähr 5000 Euro im Jahr liegen.

Sechs Jahre, also genau so lange wie in Deutschland, beträgt die Stu-diendauer in Rumänien. Die Vorkli-

Besonderheit dürfte sein, dass man bei Fehlen in einem anwesenheits-pfl ichtigen Kurs zur Kasse gebeten wird.

Ein Wechsel nach Deutschland während des Studiums ist mög-

lich, aber nicht unkompliziert. In der Regel werden

die ersten zwei

dass es eine Menge Austauschmög-lichkeiten gibt. Die Lebenshaltungs-kosten in Rumänien sind geringer als in Deutschland, auch wenn die Tendenz steigend ist. Trotz der zum Teil erheblichen Probleme Rumä-niens ist die Ausstattung der Uni-versitäten und Krankenhäuser gut und ermöglicht eine Ausbildung auf hohem Niveau. Dennoch ist nicht alles Gold, was glänzt, und es emp-

fi ehlt sich, sich vor dem Start ins Auslandsstudium gut zu

informieren und die Vor- und Nachteile abzuwägen.

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April/Mai 20124Seite MLZDigitaler Nachschlag

Uni-Ranking: StudierendensekretariatStudenten zufrieden mit Servicevon Ines Behlert (MEDI-LEARN Redaktion)

Daran kommst du nicht vorbei. Früher oder später hast du in

deinem Studium mit dem Studie-rendensekretariat zu tun. Als Stu-dieninteressierter bekommst du hier in aller Regel Informationen zum Studium, als Student wendest du dich für alle Verwaltungsvor-gänge hierher. Von der Immatriku-lation über Auslands- und Urlaubs-semester bis zur Exmatrikulation, für Prüfungsanmeldungen und beglaubigte Notenspiegel ist das Studierendensekretariat die An-laufstelle. Und selbst in Zeiten von E-Mail und Onlineeinschrei-bungen führt dich dein Studium ir-gendwann in das ganz reale Büro.

Genau da beginnen oftmals die Schwierigkeiten. Das Studieren-densekretariat hat nur geöffnet, wenn du garantiert ein Seminar hast, in dem du nicht einfach feh-len kannst. Oder es liegt am ande-ren Ende der Stadt, sodass du es in den knappen Freistunden nicht schaffst, den Weg zurückzulegen und dein Anliegen vorzutragen. Sollte das alles kein Problem sein, sitzt dir im Sekretariat ein verschlossener Verwaltungsan-gestellter gegenüber, für den Stu-denten eine Spezies sind, der er misstrauisch gegenüber steht. Er zeigt wenig Verständnis für deine Unkenntnis aller Vorschriften und Fristen und weist dich laut knur-rend darauf hin, dass Studenten ihm den Job verleiden.

Genug der Schwarzmalerei. MEDI-LEARN wollte wissen, wie ihr eure Studierendensekretariate wahrnehmt und hat deshalb im diesjährigen Uni-Ranking danach gefragt. Für die Punkte „Studen-tenfreundlichkeit“ und „Öffnungs-zeiten“ konnten die befragten Studierenden Schulnoten von „1“ (sehr gut) bis „6“ (ungenügend) vergeben. Dabei wurde deutlich, dass das oben beschriebene Hor-rorszenario wohl eher die Ausnah-me ist. Denn im bundesweiten Ge-samtschnitt ergeben sich für beide Punkte befriedigende bis gute Be-wertungen.

So beurteilen knapp 60 Pro-zent der Befragten die Studenten-freundlichkeit mit den Noten „sehr gut“ und „gut“. Nicht einmal jeder Zehnte bewertet sie mit „mangel-haft“ oder „ungenügend“. Etwas anders verhält es sich mit den Öffnungszeiten, für die von ganzen 17 Prozent die schlechtesten Noten verge-ben werden. Jeder Fünfte hält die Öffnungszeiten ge-rade mal für „ausreichend“. Diesen steht ein sehr großer An-teil zufriedener Studenten ge-genüber: Etwas mehr als jeder Dritte vergibt die Note „be-friedigend“, und

ein weiteres Drittel spricht sich für die Noten „gut“ und „sehr gut“ aus.

Was die Studentenfreundlich-keit angeht, stechen vor allem die Unis Lübeck und Magdeburg hervor: Dort vergeben jeweils deutlich mehr als die Hälfte aller Befragten die Note „sehr gut“ und ein weiteres Drittel das Prädikat „gut“. Am studentenunfreund-lichsten dagegen werden die Unis Frankfurt am Main und Essen be-urteilten. In Frankfurt bewerteten knapp 30 Prozent der teilneh-

menden Studierenden die Freund-lichkeit im Sekretariat mit „man-gelhaft“ bzw. „ungenügend“. In Essen war es fast jeder Vierte, der dieses Urteil abgab.

Bei den Öffnungszeiten punktet ebenfalls Lübeck, dort werden von über 75 Prozent die Noten „sehr gut“ und „gut“ vergeben. Gefolgt wird Lübeck von Saarbrücken, dort sind knapp 60 Prozent dieser Meinung. Schlusslicht ist die Uni Erlangen-Nürnberg. Dort sind mehr als 50 Pro-zent der Befragten unzufrieden mit den Öffnungszeiten und äußern dies über die Noten „mangelhaft“ und „ungenügend“. Nach Ansicht der Studierenden sieht es in Frankfurt am Main ähnlich schlecht aus.

Die Uni Lübeck hat also einmal mehr die Nase vorn, ihr Studieren-densekretariat schneidet bei den befragten Studierenden überdurch-schnittlich gut ab. Das Sekretariat der Uni Frankfurt am Main sollte den Teilnehmern zufolge besser gemieden werden. Die Studieren-den der übrigen Universitäten sind

zumeist zufrieden mit ih-ren Sekretariaten, auch

wenn sie nicht be-sonders herausra-gen. Hauptsache,

die Angelegenheiten können dort geregelt

werden.

samtschnitt ergeben sich für beide Punkte befriedigende bis gute Be-wertungen.

So beurteilen knapp 60 Pro-zent der Befragten die Studenten-freundlichkeit mit den Noten „sehr gut“ und „gut“. Nicht einmal jeder Zehnte bewertet sie mit „mangel-haft“ oder „ungenügend“. Etwas anders verhält es sich mit den Öffnungszeiten, für die von ganzen 17 Prozent die schlechtesten Noten verge-ben werden. Jeder Fünfte hält die Öffnungszeiten ge-rade mal für „ausreichend“. Diesen steht ein sehr großer An-teil zufriedener Studenten ge-genüber: Etwas mehr als jeder Dritte vergibt die Note „be-friedigend“, und

knapp 30 Prozent der teilneh- mehr die Nase vorn, ihr Studieren-densekretariat schneidet bei den befragten Studierenden überdurch-schnittlich gut ab. Das Sekretariat der Uni Frankfurt am Main sollte den Teilnehmern zufolge besser gemieden werden. Die Studieren-den der übrigen Universitäten sind

zumeist zufrieden mit ih-ren Sekretariaten, auch

wenn sie nicht be-sonders herausra-gen. Hauptsache,

die Angelegenheiten können dort geregelt

werden.

Stethoskop-KaufFortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 03/2012

Zum Sthetoskopkauf haben wir hier einige Stimmen aus dem

Forum für dich:„Habe bis vor einiger Zeit an der

Uni den Studentenverkauf organi-siert und sehr viele Stethoskope ver-gleichen und ausprobieren können. Wichtig ist die Verarbeitung des Kopf-stücks, also kein Plastik oder Alumi-nium sondern mindestens Edelstahl.“

„Aktuell hab ich ein xyz ... und

was soll ich sagen, so prall ist es nicht (oder ich bin einfach dank Technomusik in der Jugend zu taub...). Von daher überlege ich mir ,was neues anzuschaffen, was we-sentlich besser ist.“„Ich hatte früher das XYZ und jetzt das ZZZ – und das gebe ich nicht mehr her. Ja, man hört den Unter-schied! Der Unterschied lohnt sich aber meiner Meinung nach nur,

wenn es auch auf Feinheiten an-kommt.“

Letztendlich gilt wie immer, dass man nicht allen Online-Rezensi-onen trauen kann, denn sie kom-men nicht immer von unabhängigen Kunden. Andererseits solltest du dir die Wahl auch nicht allzu schwer machen, denn im Moment wirst du noch keine großen Unterschiede zwischen den einzelnen Stethosko-pen hören und wenn du später ein-mal Kardiologe werden möchtest, kannst du dir immer noch ein gutes vom ersten Arztgehalt kaufen.Außerdem: „Mein OA schnappt

Shops:Stethoskope von DocCheck, aber auch von anderen Marken:

http://www.medi-learn.de/shop1MDF: http://www.medi-learn.de/shop2Stethoskope verschiedener Mar-ken: http://www.medi-learn.de/shop3

Detaillierter Artikel über Stetho-skope: http://www.medi-learn.de/shop4

sich zur Visite stets ein Schwestern-stethoskop und hört mehr als die As-sistenten und ich.“ Es kommt nicht nur auf das Stethoskop an!

Page 5: Digitaler Nachschlag 03/2012

April/Mai 2012 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

IMPRESSUM

Herausgeber: MEDI-LEARN Verlag GbR, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-262E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Christian Weier (V.i.S.d.P.), Jens Plasger, Dipl.-Päd. Kare Ahlschwede (Chef vom Dienst), Dr. med. Marlies Weier, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Layout & Graphik: Kristina Junghans

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com

Erscheinungsort: MarburgDer digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin.

Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.

Dieser Digitale Nachschlag ist Teil der MEDI-LEARN Zeitung. Die bisherigen Ausgaben findest Du unter: www.medi-learn.de/MLZ-Online

Zentrum für Seltene Erkrankungen gegründetEröffnung an Ulmer Universitätvon Jörg Portius

Mit einer gelungenen Grün-dungsfeier und in Anwesen-

heit von Prof. Dr. Annette Scha-van, Bundesministerin für Bildung und Forschung, eröffnete am 21. Juni die Ulmer Universitätsmedi-zin ihr neues Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSE Ulm). Ziel des neuen Anlaufpunktes ist u. a. eine verbesserte regionale und überregionale Betreuung von Pati-entinnen und Patienten, die durch interdisziplinäre Sprechstunden und eine generell enge Zusam-menarbeit verschiedener medizi-nischer Fachrichtungen in Bezug auf Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge, aber auch Forschungs- und Fortbil-dungsseminaren für Ärzte erreicht werden soll.

„Bei seltenen Erkrankungen ist es besonders wichtig, dass For-schung und medizinische Ver-sorgung gemeinsam nach Thera-piemöglichkeiten suchen“, sagte Bundesministerin Annette Scha-van, „denn nur wenn es gelingt, das Expertenwissen über Disziplinen und Ländergrenzen hinweg aus-zutauschen, können daraus Thera-pieerfolge entstehen.“

Eine Krankheitshäufi gkeit von weniger als 1:2.000 wird als seltene Erkrankung eingestuft. Da es aber rund 7.000 seltene Krankheiten gibt, und diese zudem oftmals ei-nen chronischen Verlauf nehmen, sehen sich Menschen eben doch sehr häufi g mit seltenen Erkran-kungen konfrontiert. Schätzungen gehen von rund vier Millionen Be-troffenen allein in Deutschland aus.

„Oftmals ist bei seltenen Erkran-kungen die Diagnosedauer von etwa 15 Jahren viel zu lang“, erläu-tert Prof. Dr. Frank Lehmann-Horn, Hertie-Seniorforschungsprofessor und Vorstandsmitglied des neuen ZSE Ulm. „Hinzu kommt, dass für eine endlich erkannte seltene Erkrankung oftmals keine spezi-fi schen Therapien zur Verfügung stehen. Zwei wichtige Faktoren, die Betroffenen eine gezielte Krank-heits- und Lebensbewältigung sehr schwer machen – hier ist das ge-

samte familiäre und berufl iche Um-feld gefordert, an das wir uns mit unseren interdisziplinären Angebo-ten ebenfalls wenden werden.“

Insbesondere die Wichtigkeit eines breitgefächerten Angebots mit fundierter Forschung und Be-handlung einerseits und psycho-

sozialer Hilfestellung andererseits unterstrichen die weiteren Redner auf der Gründungsfeier, zu denen Ulms Oberbürgermeister Ivo Gön-ner und Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin, Vizepräsident für Me-dizin an der Universität Ulm und Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, sowie Dr. Steve Groft vom National In-stitute of Health, Washington, DC, gehörten.

Eva Luise Köhler sprach als Vertreterin der Eva Luise & Horst Köhler Stiftung und Schirmherrin der ACHSE e.V. (Allianz Chro-nischer Seltener Erkrankungen). Sie betonte, dass die Gründung des neuen Zentrums dazu beitrage, die Forschung weiter voranzutreiben. Schließlich könne die Entschlüs-selung seltener Krankheiten zum Verstehen grundlegender Prozesse beitragen, die auch Ursache für weitaus häufi gere Erkrankungen sein können.

Prof. Dr. Reinhard Dengler, Vor-stand der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V., wies in seinem

Schlusswort darauf hin, dass seltene Erkrankungen weniger im Fokus von Politik, Krankenkassen und der Öffentlichkeit stehen, als z. B. ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall. Deshalb sei eine Bündelung der Kräfte und ein Zusammenschluss zu größeren Verbünden sinnvoll.

Das ZSE Ulm ist Teil des vor rund zweieinhalb Jahren gegrün-deten „Netzwerks Seltene Erkran-kungen Baden-Württemberg“. In Ulm stehen nun in diesem Rahmen Experten aus folgenden Fachrich-

tungen zur Verfügung (Auszug):• Dermatologie (z. B. Kollageno-

sen, komplexe Dermatosen)• Neurologie, Humangenetik,

Neurochirurgie, Neurophysio-logie (z. B. degenerative oder entzündliche Erkrankungen des (Zentral-)Nervensystems, sel-tene Anfallserkrankungen, Pha-komatosen, neuronale Kanalo-pathien)

• Kinder- und Jugendmedizin (z. B. angeborene Immunde-fekte)

• Klinik für Innere Medizin III, Transfusionsmedizin, Kinder- und Jugendmedizin (Hämato-poiese-Defekte)

• Humangenetik, Klinik für Inne-re Medizin I (genetische Tumor-erkrankungen)

• Klinik für Innere Medizin II (Kardiomyopathien und Rhyth-musstörungen)

• Orthopädie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Kinder- und Jugendmedizin, Humangenetik, Department für Zahnheilkun-de, Klinik für Innere Medizin I (z. B. seltene Erkrankungen im Kindesalter, seltene Diabetes-formen, Osteo-Zahndysplasien, Mukoviszidose, seltene Adipo-sitasformen)

Gruppenbild mit Eva Luise Köhler, Schirmherrin von ACHSE e.V.Foro: Universitätsklinikum Ulm

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April/Mai 20126Seite MLZDigitaler Nachschlag

Wie eine gute Bewerbung aussiehtMit der richtigen Präsentation Interesse erzeugenMEDI-LEARN Redaktion

Mit dem bestandenen Exa-men beginnt für viele Ab-

solventen die Stellensuche. Einige haben vielleicht schon durch Kon-takte aus PJ oder Doktorarbeit eine Stelle sicher. Für alle anderen heißt es jetzt Bewerbungen schreiben!

Zurzeit sieht der Arbeitsmarkt für junge Mediziner sehr gut aus: Viele Kliniken klagen über man-gelndes Personal und deshalb ist es nicht schwierig, an eine Stelle her-anzukommen. Natürlich hängen die Chancen auch von der Beliebtheit eines Fachs ab. Assistenzarztstellen in dem begehrten Fach Pädiatrie z. B. sind trotz des Ärztemangels rar. Um die Chance auf eine Stelle in deinem Wunschfach zu vergrößern, solltest du mit deinem Bewer-bungsschreiben überzeugen.

ONLINEBEWERBUNGEN SIND ANGESAGT

Heutzutage musst du deine Un-terlagen nicht mehr zwingend per Post versenden. Viele Kliniken bie-ten eine Onlinebewerbung an. In der Regel steht im Stellenangebot, was deine Bewerbung enthalten soll. Klassischerweise umfasst sie einen tabellarischen Lebenslauf und ein einseitiges persönliches Anschreiben.

Bei deinem Lebenslauf solltest du dich auf wirklich relevante In-

formationen beschränken. Zu viele Details lenken vom Wesentlichen ab. Wichtig sind Angaben zu den-jenigen Fächern, die du in Famula-turen und im PJ belegt hast, zu dei-ner Promotion und zu eventuellen Auslandsaufenthalten. Außerdem kannst du im Lebenslauf Fähigkei-ten hervorheben, die auch bei dei-ner zukünftigen Tätigkeit als Assis-tenzarzt wichtig sind. Besonderes Organisationstalent, ehrenamtliche Tätigkeit und soziales Engagement werden von vielen Chefs geschätzt.

Das persönliche Anschreiben ist immer Seite eins der Bewerbung. Du kannst es kurz damit einlei-ten, wie du auf das Stellenangebot aufmerksam geworden bist. An-schließend erklärst du, warum du dich ausgerechnet auf diese Stelle bewirbst und was dich dafür beson-ders qualifi ziert. Wenn es deinen Wunsch, diese Stelle zu bekom-men, unterstreicht, kannst du auch auf deine längerfristigen Pläne ein-gehen.

Das Schreiben sollte an einen konkreten Ansprechpartner ge-richtet sein und nicht mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ einge-leitet werden. Wichtig ist auch eine handschriftliche Signatur.

Unter dem Anschreiben führst du die mitgeschickten Anlagen wie z. B. Zeugnisse und Bescheinigungen auf. Kleiner Tipp: Auch bei einer

Onlinebewerbung solltest du nicht auf Formalitäten verzichten. Du kannst z. B. das persönliche An-schreiben als E-Mail versenden und die Anlagen in einer pdf-Datei zu-sammenfassen.

GELAUSCHT

Auch im MEDI-LEARN-Forum werden immer wieder gute Bewer-bungen diskutiert. Hier fi ndest noch mal Anregungen und Erfahrungen:

http://www.medi-learn.de/me-dizinstudium/foren/showthread.php?t=38567

ZEUGNISSE, URKUNDEN UND CO.

Verschiedene Anhänge solltest du deinem Anschreiben als beglaubigte Kopien beifügen. Am Wichtigsten sind dabei Approbationsurkunde und Examenszeugnis. Deine Ap-probationsurkunde kannst du schon vor dem mündlichen Staatsexamen beantragen. Leider ist der Antrag relativ aufwändig. Um die Appro-bationsurkunde zu erhalten, musst du u. a. ein polizeiliches Führungs-zeugnis und eine Bescheinigung über die amtsärztliche Untersu-chung vorlegen. Das Examenszeug-nis ist für den Arbeitgeber wichtig, weil es deine Endnote enthält. Ande-re Noten sind nicht relevant.

Dein PJ-Zeugnis solltest du nur dann mitsenden, wenn es wirklich gut ist. Zwar variiert das von Kli-

nik zu Klinik, in der Regel sind medizinische Praktikumszeugnisse aber lange nicht so wichtig wie in anderen Branchen. Auslandsauf-enthalte sind allerdings ein Plus. Wenn du Referenzen, Promotions-urkunde oder Veröffentlichungen vorzuweisen hast, sendest du auch diese als Anhang zu deinem Be-werbungsschreiben. Famulaturbe-scheinigungen kannst du beifügen, wenn sie das Fach betreffen, für das du dich bewirbst. Sofern du über Zusatzqualifi kationen wie z. B. Fremdsprachen, Fortbildungen oder Lizenzen verfügst, die dich für den Chef interessant machen, solltest du auch Zeugnisse und Be-scheinigungen darüber mitsenden. Ist deutsch nicht deine Mutterspra-che, musst du einen Nachweis über deine Deutschkenntisse anhängen.

DER RICHTIGE ZEITPUNKT

Du kannst Bewerbungen durch-aus schon vor dem Staatsexamen versenden. Damit du ein mögliches Vorstellungsgespräch am Prüfungs-tag nicht absagen musst, kannst du in das Anschreiben z. B. schreiben: „Über die Möglichkeit eines per-sönlichen Gespräches würde ich mich freuen. Hierfür stehe ich bis zum xx.xx..xx und ab dem xx.xx.xx zur Verfügung, per E-Mail bin ich jedoch jederzeit zu erreichen.“

Für Bewerbungen an einer Kli-nik im Ausland gelten meist ande-re Regeln. Erfahrungsberichte von deutschen Bewerbern und Inter-netseiten der Kliniken im Ausland können dir dabei hilfreich sein!