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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 01/11 Januar/ Februar 2011 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Digitaler Nachschlag Landkarte der Hochschulmedizin Die Kapazitäten, Strukturen und inhaltlichen Schwer- punkte jeder deutschen Medizin-Uni illustriert die Neu- 04 07 Palliativmedizin immer wichtiger! Stärker in der medizinischen Versorgung verankert und seit 2010 Querschnittsbereich in der Approba- 03 tionsordnung: Die Palliativmedizin verlän- gert das Leben und wahrt dessen Qualität. auflage der „Landkarte der Hochschulmedi- zin“ in Form einer interaktiven Datenbank. . Marburg/Gießen: Finanzspritze Neues Geld für die beiden Medizin-Unis: Insgesamt 1,6 Mio. Euro hat die Von Behring-Röntgen-Stiftung bewilligt. Sie fließen vor allem in herausragende Ge- meinschaftsprojekte. Bundesweit Modellcharakter Aachener Reformstudiengang entlässt seine ersten Absolventen von Thomas von Salzen D er Aachener Modellstudien- gang Medizin wird seit dem Wintersemester 2003/2004 für alle neu immatrikulierten Studierenden verbindlich angeboten. Er hat sich in jeder Hinsicht bewährt und ist über die Landesgrenzen hinaus bei Studierenden und Anwärtern des Medizinstudiums beliebt. Jetzt gibt es bereits zwei Absolventenjahrgänge, deren Ergebnisse sich im Bundesver- gleich sehen lassen können: „Unsere Studierenden haben her- vorragende Ergebnisse erzielt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Wolf- gang Dott, Prodekan für Studium und Lehre. Dott stell- te jetzt beim bundesweiten Medi- zinischen Fakultätentag zum Thema Innovationen im Medizin- studium den erfolgreich etablierten Aachener Modellstudiengang vor. Was sehr selbstbewusst klingt, lässt sich mit Zahlen belegen: Die zweiten Modellstudiengang-Absolventen der RWTH haben das deutschlandweit einheitliche medizinische Staatse- xamen erfolgreich abgeschlossen und gehören zu den besten fünf aller deutschen Medizinfakultäten, die vor allem Exzellenzuniversitäten ange- hören. Dabei gelingt es den Studie- renden des Aachener Modellstudi- engangs Medizin hervorragend, ihr sehr praxisbezogenes und klinisch orientiertes Wissen auch auf die eher theoretischen Fragen der Mulitple- Choice-Klausur im Staatsexamen anzuwenden. Die Absolventen sind bereits ins Berufsleben einge- stiegen und bewäh- ren sich im kli- nischen Alltag. Die Ziele, Studierende mit der qualitativ bestmög- lichen Ausbildung zu versorgen und dabei den Studiengang kon- tinuierlich weiter zu entwickeln, erforderten in der Vergangenheit große Anstrengung. Der Modell- studiengang Medizin zeichnet sich an der Aachener Hochschule durch besonders frühe Praxisori- entierung, Interdisziplinarität und moderne Unterrichtsformen aus; immer wieder wurden und werden Vorlesungen, Seminare, Kurse und praktische Übungen optimiert. Die jährlichen Befragungen belegen die große Zufriedenheit der Studieren- den und nehmen einen sehr hohen Stellenwert ein. Meinungen, Kritik und Vorschläge aus Studierenden- kreisen werden ernst genommen. Immerhin gaben zuletzt 80,6 Pro- zent der Studierenden an, wieder zum Medizinstudium nach Aachen zu kommen, wenn sie sich noch mal entscheiden müssten. Rund 66 Prozent haben sich überhaupt erst wegen des Aachener Mo- dells gezielt für die RWTH ent- schieden. Medizin zu studieren sei eine grund- sätzliche Entscheidung, weiß Dipl.-Ing. Sandra Sud- mann. Sie ist Referentin des Studi- endekans und für Qualität der Lehre an der Medizinischen Fakultät der RWTH. Die meisten Studierenden wüssten, was sie erwarte. Dennoch setzt die Medizinische Fakultät in Aachen die Hürden schon sehr früh an: Wer die Prüfungen des ersten Studienjahres schafft, macht grund- sätzlich bis zum Ende weiter. Ein spätes Scheitern gibt es so gut wie nie. „Wir haben einen sehr, sehr ge- ringen Schwund“, so Sandra Sud- mann. Zurzeit registriert die Fakul- tät 1.712 Medizinstudierende. Im laufenden Wintersemester hat die Fakultät wieder 257 neue Studen- tinnen und Studenten begrüßt. Aber was unterscheidet den Aa- chener Modellstudiengang vom Regelstudiengang? Die Ärztliche Approbationsordnung (ÄAppO) ist zunächst die gleiche wie beim Re- gelstudiengang; wie sie umgesetzt wird, ist aber innerhalb der sieben Modellstudiengänge an deutschen Universitäten unterschiedlich. Der Unterricht im Regelstudien- gang Medizin wird fast ausnahms- los fachweise gehalten. Die einzelnen me- dizinischen Disziplinen führen die Studierenden meist zeitlich nach- einander durch alle wichtigen As- pekte ihres Faches. „Nehmen wir als Beispiel die Nie- re“, heißt es im Studienführer zum Aachener Modellstudiengang Medi- zin. Das Fach Anatomie behandele im alten Regelstudiengang den Bau der Niere innerhalb des Fachunter- richts im zweiten und dritten Seme- ster; die Lehre über die Funktion der Niere folge allerdings erst später in-

Digitaler Nachschlag 01/2011

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Die MEDI-LEARN Zeitung im Printformat. Sie enthält auf 12 Zeitungsseiten News und Informationen für Medizinstudenten und Jungärzte und erscheint fünfmal pro Jahr als Beilage zur renommierten Zeitschrift Via medici aus dem Thieme Verlag.

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Page 1: Digitaler Nachschlag 01/2011

Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 01/11 Januar/ Februar 2011 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

DigitalerNachschlag

Landkarte der HochschulmedizinDie Kapazitäten, Strukturen und inhaltlichen Schwer-punkte jeder deutschen Medizin-Uni illustriert die Neu-

04 07

Palliativmedizin immer wichtiger! Stärker in der medizinischen Versorgung verankert und seit 2010 Querschnittsbereich in der Approba-

03 tionsordnung: Die Palliativmedizin verlän-gert das Leben und wahrt dessen Qualität.

auflage der „Landkarte der Hochschulmedi-zin“ in Form einer interaktiven Datenbank. .

Marburg/Gießen: Finanzspritze Neues Geld für die beiden Medizin-Unis: Insgesamt 1,6 Mio. Euro hat die Von Behring-Röntgen-Stiftung bewilligt.

Sie fließen vor allem in herausragende Ge-meinschaftsprojekte.

Bundesweit ModellcharakterAachener Reformstudiengang entlässt seine ersten Absolventen von Thomas von Salzen

Der Aachener Modellstudien-gang Medizin wird seit dem

Wintersemester 2003/2004 für alle neu immatrikulierten Studierenden verbindlich angeboten. Er hat sich in jeder Hinsicht bewährt und ist über die Landesgrenzen hinaus bei Studierenden und Anwärtern des Medizinstudiums beliebt. Jetzt gibt es bereits zwei Absolventenjahrgänge, deren Ergebnisse sich im Bundesver-gleich sehen lassen können: „Unsere Studierenden haben her-vorragende Ergebnisse erzielt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Wolf- gang Dott, Prodekan für Studium und Lehre.

Dott stell-te jetzt beim bundesweiten Medi-zinischen Fakultätentag zum Thema Innovationen im Medizin-studium den erfolgreich etablierten Aachener Modellstudiengang vor.Was sehr selbstbewusst klingt, lässt sich mit Zahlen belegen: Die zweiten Modellstudiengang-Absolventen der

RWTH haben das deutschlandweit einheitliche medizinische Staatse-xamen erfolgreich abgeschlossen und gehören zu den besten fünf aller deutschen Medizinfakultäten, die vor allem Exzellenzuniversitäten ange-hören. Dabei gelingt es den Studie-renden des Aachener Modellstudi-engangs Medizin hervorragend, ihr sehr praxisbezogenes und klinisch orientiertes Wissen auch auf die eher theoretischen Fragen der Mulitple-Choice-Klausur im Staatsexamen anzuwenden. Die Absolventen sind bereits ins Berufsleben einge-

stiegen und bewäh-ren sich im kli-nischen Alltag.

Die Ziele, Studierende mit

der qualitativ bestmög-lichen Ausbildung zu versorgen

und dabei den Studiengang kon-tinuierlich weiter zu entwickeln, erforderten in der Vergangenheit große Anstrengung. Der Modell-studiengang Medizin zeichnet sich an der Aachener Hochschule durch besonders frühe Praxisori-entierung, Interdisziplinarität und moderne Unterrichtsformen aus; immer wieder wurden und werden

Vorlesungen, Seminare, Kurse und praktische Übungen optimiert. Die jährlichen Befragungen belegen die große Zufriedenheit der Studieren-den und nehmen einen sehr hohen Stellenwert ein. Meinungen, Kritik und Vorschläge aus Studierenden-kreisen werden ernst genommen. Immerhin gaben zuletzt 80,6 Pro-zent der Studierenden an, wieder zum Medizinstudium nach Aachen zu kommen, wenn sie sich noch mal entscheiden müssten. Rund 66 Prozent haben sich überhaupt erst wegen des Aachener Mo-dells gezielt für die RWTH ent-schieden.

Medizin zu studieren sei eine grund-

sätzliche Entscheidung, weiß Dipl.-Ing. Sandra Sud-mann. Sie ist Referentin des Studi-endekans und für Qualität der Lehre an der Medizinischen Fakultät der RWTH. Die meisten Studierenden wüssten, was sie erwarte. Dennoch setzt die Medizinische Fakultät in Aachen die Hürden schon sehr früh an: Wer die Prüfungen des ersten Studienjahres schafft, macht grund-sätzlich bis zum Ende weiter. Ein spätes Scheitern gibt es so gut wie nie. „Wir haben einen sehr, sehr ge-

ringen Schwund“, so Sandra Sud-mann. Zurzeit registriert die Fakul-tät 1.712 Medizinstudierende. Im laufenden Wintersemester hat die Fakultät wieder 257 neue Studen-tinnen und Studenten begrüßt.Aber was unterscheidet den Aa-chener Modellstudiengang vom Regelstudiengang? Die Ärztliche Approbationsordnung (ÄAppO) ist zunächst die gleiche wie beim Re-gelstudiengang; wie sie umgesetzt wird, ist aber innerhalb der sieben Modellstudiengänge an deutschen Universitäten unterschiedlich.Der Unterricht im Regelstudien-gang Medizin wird fast ausnahms-

los fachweise gehalten. Die einzelnen me-

dizinischen Disziplinen führen die Studierenden meist zeitlich nach-einander durch alle wichtigen As-pekte ihres Faches.„Nehmen wir als Beispiel die Nie-re“, heißt es im Studienführer zum Aachener Modellstudiengang Medi-zin. Das Fach Anatomie behandele im alten Regelstudiengang den Bau der Niere innerhalb des Fachunter-richts im zweiten und dritten Seme-ster; die Lehre über die Funktion der Niere folge allerdings erst später in-

gleich sehen lassen können: „Unsere Studierenden haben her-vorragende Ergebnisse erzielt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Wolf- gang Dott, Prodekan für Studium und Lehre.

Dott stell-te jetzt beim bundesweiten Medi-

theoretischen Fragen der Mulitple-Choice-Klausur im Staatsexamen anzuwenden. Die Absolventen sind bereits ins Berufsleben einge-

stiegen und bewäh-ren sich im kli-nischen Alltag.

Die Ziele, Studierende mit

der qualitativ bestmög-lichen Ausbildung zu versorgen

und dabei den Studiengang kon-tinuierlich weiter zu entwickeln, erforderten in der Vergangenheit

zu kommen, wenn sie sich noch mal entscheiden müssten. Rund 66 Prozent haben sich überhaupt erst wegen des Aachener Mo-dells gezielt für die RWTH ent-schieden.

Medizin zu studieren sei eine grund-

sätzliche Entscheidung, weiß Dipl.-Ing. Sandra Sud-mann. Sie ist Referentin des Studi-endekans und für Qualität der Lehre an der Medizinischen Fakultät der RWTH. Die meisten Studierenden wüssten, was sie erwarte. Dennoch

Der Unterricht im Regelstudien-gang Medizin wird fast ausnahms-

los fachweise gehalten. Die einzelnen me-

dizinischen Disziplinen führen die Studierenden meist zeitlich nach-einander durch alle wichtigen As-pekte ihres Faches.„Nehmen wir als Beispiel die Nie-re“, heißt es im Studienführer zum

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Januar/Februar 20112Seite MLZDigitaler Nachschlag

Bundesweiter ModellcharakterFortsetzung von Seite 1

nerhalb des Physiologie-Unterrichts, also zeitlich und inhaltlich von den anatomischen Aspekten entkoppelt. Die Pathologie des Organs werde etwa noch ein weiteres Jahr später unterrichtet. Die klinische Sympto-matik der Nierenerkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeiten folgen weitere Semester bzw. Jahre später in den Fächern Innere Me-dizin und Urologie. Dann haben die Studierenden den Bau und die Funktion der Niere möglicherweise bereits weitestgehend vergessen.Im Gegensatz dazu befassen sich die Studierenden des Aachener Mo-dellstudiengangs in einem mehrwö-

chigen Block unter Beteiligung aller relevanten Fächer ausschließlich mit dem Bau, der Funktion, der Pa-thologie und der Klinik der Niere. Dies geschieht ebenso mit anderen Organen und Organsystemen, dem Bewegungsapparat oder dem Herz-Kreislauf-System. „Unser Modell-studiengang ist interdisziplinär und organzentriert ausgerichtet“, hebt Sandra Sudmann hervor. Es sei eine grundsätzliche pädagogische Erfah-rung, dass Sachverhalte besser ver-standen werden, wenn wiederholt und unter verschiedenen Gesichtspunkten in Form einer „Lernspirale“ im Studi-enverlauf gelehrt und gelernt werde.

Die strikte Trennung zwischen Vor-klinik und Klinik wurde dabei kom-plett aufgehoben; die Studierenden erhalten von Beginn an eine praxis-nahe Ausbildung. Grund genug für die Medizinische Fakultät, in Aa-chen ohne Kompromisse bereits im Jahr 2003 komplett auf den Modell-studiengang umzustellen. Die letz-ten Studierenden des Regelstudien-gangs hatten noch die Möglichkeit, ihr Studium abzuschließen.Die Medizinische Fakultät der RWTH bietet ihren Studierenden von Beginn an einen strukturierten Studienverlauf und optimale persönliche Betreuung durch hochqualifi zierte Koordina-

toren für die einzelnen Jahrgänge. Diese begleiten die jungen Leute als Mentoren durch die verschiedenen Abschnitte des Studiums. Sie bilden die Schnittstelle zwischen Studieren-den, Lehrenden und Curriculum.Auch das außergewöhnliche Enga-gement der Lehrenden der Medi-zinischen Fakultät wurde seit 2004 regelmäßig mit dem Lehrpreis der RWTH belohnt. Im Jahr 2009 erhielt die Fakultät den Ausbildungspreis des Hartmannbundes, weil sie sich in allen Bereichen um die Lehre und besonders um die Studierenden ver-dient gemacht hat. „Rückblickend können wir sagen, dass unser Aa-chener Modell große Anerkennung fi ndet und Modellcharakter für an-dere Medizinische Fakultäten hat“, so Sandra Sudmann.

Mit der Schweinegrippe konfrontiertKinderchirurgie in Montreal Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 01/2011

Des Weiteren ist es die Aufga-be der „externes“, Konsulta-

tionen im ganzen Krankenhaus zu machen. Häufi gste Gründe: Bauch-schmerzen mit Verdacht auf Ap-pendizitis, Installation Port-A-Cath oder Broviac (Hickman-Katheter) für Chemotherapie, Pylorussteno-se bei Neugeborenen und Biopsie eines Tumors. Eher seltenere Fälle sind zum Beispiel Ikterus bei Neu-geborenen mit Verdacht auf Atresie der Gallengänge, Mekoniumileus oder maligne Tumoren. Häufi g ist dabei eine Fremdanamnese durch die Eltern notwendig. Oft sind schon einige bildgebende Verfah-ren angeordnet oder durchgeführt und Labor abgenommen.

HÄUFIG IST EINE FREMDANAMNESE DURCH DIE

ELTERN NÖTIG

Diese einzelnen Bausteine setzt man dann zu einem klinischen Bild zusammen und zieht zunächst den Resident hinzu. Dann wird der Fall besprochen, ggf. werden Antibioti-ka und andere Medikamente bzw. Untersuchungen veranlasst. Der zuständige „patron de garde“ (der Oberarzt, der an dem Tag Nacht-dienst macht), wird dann über den Patienten benachrichtigt. Für eini-

ge Fälle wie Appendizitis wird der Patient gleich auf die „liste des ur-gences“ gesetzt und noch am glei-chen Tag, meist abends, operiert.

Strenger OP-TonJeden Tag (außer Mittwochs) ope-riert mindestens ein Chirurg den ganzen Tag lang. Zusätzlich kom-men meist täglich einige Operati-onen der „liste des urgences“ hin-zu. Diese Patienten werden vom Oberarzt operiert, meist am späten Nachmittag und Abend. Im Notfall werden auch nachts Operationen durchgeführt.Am Nachmittag sind die „externes“ hauptsächlich im OP eingeteilt. Wenn allerdings eine Konsul-tation ansteht, hat diese je nach Situation Vorrang. Wie in Deutschland: Im Operationssaal sind die „externes“ hauptsäch-lich zum Hakenhalten da. Manchmal darf man aber auch den Kauter benutzen oder ein paar Nähte machen, je nach Chirurg und Er-fahrung. Allgemein hatte ich den Eindruck, dass es eher streng zugeht im OP, ver-gleichsweise wie bei uns. Wenn man neu ist, wird man ständig

von Schwestern schikaniert und kann ihnen nichts recht machen. Es ist dahingehend immer zu emp-fehlen, sehr höfl ich und zuvorkom-mend zu sein und sich vorzustellen, wenn man einen Saal betritt.

Viel zu tunAllgemein waren die Tage im Kran-kenhaus St. Justine in der Kinderchi-rurgie recht arbeitsintensiv. Oft hatte ich auch das Gefühl, nicht genügend Anerkennung für meine Mühe zu be-kommen. Dann ist es aber auch so, dass im Umfeld der Chirurgie allge-mein nicht so gern „danke“ und „bit-te“ gesagt wird. Außer- dem ist die

Stimmung in der Gruppe der Resi-dents und Fellows recht kompetitiv, wobei manchmal der gute Umgangs-ton unter den Tisch fällt.

Gesamtes Spektrum der KinderchirurgieIm Großen und Ganzen war ich je-doch sehr zufrieden mit meiner Ar-beit und ich hatte das Gefühl, dass ich damit etwas erreiche. Die Arbeit mit Kindern war ganz besonders interessant: Im Vergleich zur Er-wachsenen-Chirurgie ist es anders, aber nicht schwieriger. Ganz wichtig ist es, alles genau zu erklären, zum Beispiel einen Operationsablauf. Eltern stellen oft sehr viele Fragen und möchten wissen, was so alles passiert. Und: In der Kinderchirur-gie sieht man das ganze Spektrum

vom Frühgeborenen mit 27 Wochen und nekrotisierender Enterokolitis bis zum 18-jäh-

rigen Jugendlichen mit Lymphom. Auch die

Schwere der Fälle ist ganz unter-schiedlich, von

Wehwehchen wie Unguis incarnatus bis zu kompli-zierten, lebensbe-

drohlichen Darmver-schlüssen. Insgesamt, so mein Fazit, war

mein Einblick in die ka-nadische Krankenhaus-Ar-

beitswelt eine sehr gute Erfahrung.

werden auch nachts Operationen durchgeführt.Am Nachmittag sind die „externes“ hauptsächlich im OP eingeteilt. Wenn allerdings eine Konsul-tation ansteht, hat diese je nach Situation Vorrang. Wie in Deutschland: Im Operationssaal sind die „externes“ hauptsäch-lich zum Hakenhalten da. Manchmal darf man aber auch den Kauter benutzen oder ein paar Nähte machen, je nach Chirurg und Er-fahrung. Allgemein hatte ich den Eindruck, dass es eher streng zugeht im OP, ver-gleichsweise wie bei uns. Wenn man neu ist, wird man ständig

te“ gesagt wird. Außer- und möchten wissen, was so alles passiert. Und: In der Kinderchirur-gie sieht man das ganze Spektrum

vom Frühgeborenen mit 27 Wochen und nekrotisierender Enterokolitis bis zum 18-jäh-

rigen Jugendlichen mit Lymphom. Auch die

Schwere der Fälle ist ganz unter-schiedlich, von

Wehwehchen wie Unguis incarnatus bis zu kompli-zierten, lebensbe-

drohlichen Darmver-schlüssen. Insgesamt, so mein Fazit, war

mein Einblick in die ka-nadische Krankenhaus-Ar-

beitswelt eine sehr gute Erfahrung.

können wir sagen, dass unser Aa-chener Modell große Anerkennung fi ndet und Modellcharakter für an-dere Medizinische Fakultäten hat“,

Stimmung in der Gruppe der Resi-dents und Fellows recht kompetitiv, wobei manchmal der gute Umgangs-ton unter den Tisch fällt.

Gesamtes Spektrum der KinderchirurgieIm Großen und Ganzen war ich je-doch sehr zufrieden mit meiner Ar-beit und ich hatte das Gefühl, dass ich damit etwas erreiche. Die Arbeit mit Kindern war ganz besonders interessant: Im Vergleich zur Er-wachsenen-Chirurgie ist es anders, aber nicht schwieriger. Ganz wichtig ist es, alles genau zu erklären, zum Beispiel einen Operationsablauf. Eltern stellen oft sehr viele Fragen und möchten wissen, was so alles passiert. Und: In der Kinderchirur-gie sieht man das ganze Spektrum

vom Frühgeborenen mit 27 Wochen und nekrotisierender Enterokolitis bis zum 18-jäh-

rigen Jugendlichen mit Lymphom. Auch die

Schwere der Fälle ist ganz unter-schiedlich, von

Wehwehchen wie Unguis incarnatus bis zu kompli-zierten, lebensbe-

drohlichen Darmver-schlüssen. Insgesamt, so mein Fazit, war

mein Einblick in die ka-nadische Krankenhaus-Ar-

beitswelt eine sehr gute Erfahrung.

und möchten wissen, was so alles passiert. Und: In der Kinderchirur-gie sieht man das ganze Spektrum

vom Frühgeborenen mit 27 Wochen und nekrotisierender Enterokolitis bis zum 18-jäh-

rigen Jugendlichen mit Lymphom. Auch die

Schwere der Fälle ist ganz unter-schiedlich, von

Wehwehchen wie Unguis incarnatus bis zu kompli-zierten, lebensbe-

drohlichen Darmver-schlüssen. Insgesamt, so mein Fazit, war

mein Einblick in die ka-nadische Krankenhaus-Ar-

beitswelt eine sehr gute Erfahrung.

Page 3: Digitaler Nachschlag 01/2011

Januar/Februar 2011 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Bedeutung der Palliativmedizin wächstCharta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen Redaktion MEDI-LEARN

Durch die Möglichkeiten der modernen Medizin sterben

immer mehr Menschen erst nach einer längeren Behandlungs- und Pfl egephase. Auch wurde das Ster-ben weitgehend in Krankenhäuser oder Pfl egeeinrichtungen ausgela-gert. Dort können Situationen ent-stehen, in denen Entscheidungen zur Begrenzung lebensverlän-gernder Maßnahmen gefordert sind, beispielsweise auf Intensiv-therapie oder andere medizinische Maßnahmen zu verzichten und stattdessen das Sterben zuzulassen. Im Mittelpunkt der Versorgung stehen dann Symptomlinderung (zum Beispiel Schmerztherapie), psychosoziale Begleitung und eine umfassende Betreuung, um die Le-bensqualität zu wahren. Seit den 1980er Jahren haben Hos-pizbewegung und Palliativmedi-zin daher versucht, neue Antwor-ten zu fi nden. Die Versorgung eines sterbenden Menschen dürfe nicht durch ökonomische Interessen bestimmt werden, lautet eine zentrale Forderung. Er müsse darauf vertrauen

können, mit seinen Wünschen und Werten respektiert zu werden. Längst zeigen die zahlreichen In-itiativen Wirkung. Die Palliativ-medizin wurde stärker in der me-dizinischen Versorgung verankert und 2010 als Querschnittsbereich in die Approbationsordnung der Ärzte aufgenommen. Im selben Jahr erschien die Charta zur Be-treuung schwerstkranker und ster-bender Menschen in Deutschland, aus der in diesem Artikel an vie-len Stellen zitiert wird. Die neu gegründete Deutsche Palliativ-Stiftung mit Sitz in Fulda will außerdem künftig bundesweit den

Anliegen der Bewegung Gehör verschaffen. Der Internet-basierte „Wegwei-ser Hospiz und Palliativmedizin Deutschland“ weist mehr als 3.000 aus. 2010 standen damit knapp 40 Betten pro Million Einwohner zur Verfügung, davon jeweils rund die Hälfte in Hospizen und Palliativ-stationen. Im ambulanten Bereich werden viele Dienste im Rahmen der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) ein-gerichtet, doch gibt es noch etliche weiße Flecken auf der Landkar-te. Wie in anderen europäischen Ländern werden vor allem Patienten mit Tumorer-krankungen palliativme-dizinisch betreut: In

deutschen Palli-

ativstationen sind es 90 Prozent.Entstanden ist das deutsche Charta-Projekt auf der Grundlage einer internationalen Initiative, die 2007 auf einem Kongress der European Association for Palli-ative Care (EAPC) in Budapest vereinbart wurde. Mit dem Ziel, die Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen zu ver-bessern, sollten fünf Bereiche in den Blick genommen und geför-dert werden: Aus-, Fort- und Wei-terbildung, Forschung, Politik, Qualitätsmanagement sowie die Versorgung mit Arzneimitteln. 18 Nationen griffen diese Gedanken auf. In Deutschland übernahmen die Deutsche Gesellschaft für Pal-liativmedizin, der Deutsche Hos-piz- und Palliativ-Verband sowie

die Bundesärz-tekammer die

Trägerschaft.

sind, beispielsweise auf Intensiv-therapie oder andere medizinische Maßnahmen zu verzichten und stattdessen das Sterben zuzulassen. Im Mittelpunkt der Versorgung stehen dann Symptomlinderung (zum Beispiel Schmerztherapie), psychosoziale Begleitung und eine umfassende Betreuung, um die Le-bensqualität zu wahren. Seit den 1980er Jahren haben Hos-pizbewegung und Palliativmedi-zin daher versucht, neue Antwor-ten zu fi nden. Die Versorgung eines sterbenden Menschen dürfe nicht durch ökonomische Interessen bestimmt werden, lautet eine zentrale Forderung. Er müsse darauf vertrauen

aus der in diesem Artikel an vie-len Stellen zitiert wird. Die neu gegründete Deutsche Palliativ-Stiftung mit Sitz in Fulda will außerdem künftig bundesweit den

der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) ein-gerichtet, doch gibt es noch etliche weiße Flecken auf der Landkar-te. Wie in anderen europäischen Ländern werden vor allem Patienten mit Tumorer-krankungen palliativme-dizinisch betreut: In

deutschen Palli-

Nationen griffen diese Gedanken auf. In Deutschland übernahmen die Deutsche Gesellschaft für Pal-liativmedizin, der Deutsche Hos-piz- und Palliativ-Verband sowie

die Bundesärz-tekammer die

Trägerschaft.

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Januar/Februar 20114Seite MLZDigitaler Nachschlag

Finanzspritze für Marburg und GießenBehring-Röntgen-Stiftung fördert herausragende Projekte von Johannes Scholten

Rund 1,6 Mio. Euro hat die Von Behring-Röntgen-Stiftung in

ihrer vierten Förderungsrunde für neun Forschungsprojekte an den Unis Marburg und Gießen bewilligt. „Mit den Geldern, die ab 2011 zur Verfügung stehen, werden vor allem herausragende Gemeinschaftspro-jekte der beiden medizinischen Fach-bereiche mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren gefördert“, erklärt Stif-tungspräsident Professor Dr. Joach-im-Felix Leonhard. Das The-m e n s p e k -trum reicht von neuen Therapiestra-tegien zur Be-handlung von Schlaganfall bis zur Entwicklung von gezielten Trainings, die Pa-tienten mit Depres-sionen helfen sollen.

Über die geförderten Projekte:Mit rund 230.000 Euro wird das Pro-jekt „Hepatitische Karzinogenese im Modell der Hepatitis B-transgenen Maus“ von Professorin Dr. Elke Roeb, Dr. Dieter Glebe und Profes-sor Dr. Matthias Ocker unterstützt. Mit etwa 350 Millionen chronisch infi zierten Menschen ist Hepatitis B weltweit die häufi gste chronische Virusinfektion. Chronische Entzün-dungsprozesse wie bei Hepatitis und Leberfi brose sind häufi g Grundlage von Karzinomentstehung. Das He-patozelluläre Karzinom (HCC) ist die dritthäufi gste krebsbedingte To-desursache weltweit. Ziel des Vor-habens ist es, den Zusammenhang zwischen chronischer Entzündung und Karzinogenese aufzuklären und Ziele für antitumorale Therapiestra-tegien zu defi nieren.Für das Projekt „The role für Factor VII activating protease (FSAP) in der pathogenesis of stroke“ erhal-ten Professor Dr. Sandip Kanse, Dr. Tibo Gerriets und Dr. Nadia Al-Fak-hri rund 156.000 Euro. Schlaganfall (stroke) gehört zu den häufi gsten

Todesursachen weltweit. Diejeni-gen, die einen Schlaganfall über-leben, bleiben oft ihr Leben lang pfl egebedürftig. Das körpereigene Enzym FSAP spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von gefäß-verengenden Erkrankungen, zu de-nen Schlaganfall gehört. Kanse und seine Kollegen haben das Ziel, neue Erkenntnisse über die Entstehung der Krankheit zu

gewinnen und neue therapeutische und diagnos-

tische Methoden zu entwickeln.In dem Projekt „Nichtmedika-mentöse Sekundärprophylaxe der Schlaganfälle durch therapeutische Gewichtsreduktion“ von Dr. Ya-roslav Winter und Professor Dr. Philip Hardt soll der Erfolg einer Gewichtsreduktion auf Schlagan-fallerkrankungen untersucht wer-den. Die Ergebnisse des mit rund 127.000 Euro geförderten Projekts sollen als Grundlage für weitere größere Forschungsprojekte die-nen, die den nachhaltigen Effekt des Therapieprogramms für stark Über-gewichtige auf vaskuläre Risikofak-toren und die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Schlaganfallpa-tienten klären sollen.Mit rund 162.000 Euro wird das von Professor Dr. Rolf Maier gemeinsam mit Dr. Bettina Gerster, Professor Dr. Johannes Heverhagen und Profes-sorin Dr. Birgit Lorenz beantragte Forschungsvorhaben „Sauerstoffab-hängige Schädigung des unreifen Ge-hirns und der unreifen Retina und die Schutzwirkung von Erythropoietin“ unterstützt. Sowohl die Unterversor-

gung als auch die Überversorgung mit Sauerstoff schädigen das unrei-fe Gehirn und die unreife Netzhaut Frühgeborener. Ziel des Vorhabens ist es, im Tierversuch sauerstoffbe-dingte Schädigungsmechanismen an Auge und Gehirn zu untersuchen und neuroprotektive Ansätze zu ent-wickeln. Die

Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Lebensqualität von Frühgeborenen zu verbessern und ihnen ein gesundes und behin-derungsfreies Leben zu ermöglichen.132.000 Euro erhalten Dr. Daniela Kuhnt, Miriam Bauer und Profes-sor Dr. Christopher Nimsky für ihre Forschungsvorhaben „Trak-tographie zur Darstellung von Fa-serbahnen in der Umgebung hirn-eigener Tumore“. Gliome sind die häufi gsten hirneigenen Tumore des menschlichen Organismus. Etwa 70% von ihnen sind bösartig. Das zweijährige Projekt hat zum Ziel, das Faserbahnsystem, das in unmit-telbarer Nähe von Gliomen liegt, besser abbilden zu können. Mit der genaueren Darstellung der Tu-morgrenzen sollen bei operativen neurochirurgischen Eingriffen Schäden der gesunden Umgebung vermindert werden.Für ihr Forschungsvorhaben zur „Charakterisierung der zur Expressi-on und Aktivierung von Early growth response-1 führenden Signalwege bei der Arteriogenese in vivo“ erhal-ten Professor Dr. Klaus T. Preissner und seine Kollegen rund 140.000 Euro. Zu den häufi gsten Todesursa-chen gehört die koronare Herzkran-

kung, eine chronische Herzerkran-kung, die durch Veränderungen der Herzkranzgefäße ausgelöst wird. Die Veränderungen führen zu einer zunehmenden Verengung der betrof-fenen Arterien. Durch Ateriogenese, die Entstehung natürlicher Bypass-gefäße nach einem Gefäßverschluss, kann das Ausmaß eines Herzinfarkts deutlich abschwächt und Symptome wie Brustschmerzen verhindert wer-den. Ziel des Vorhabens ist es, Thera-

pien zur Arteriogenese-Stimulation bei betroffenen Patienten zu entwickeln.2 5 0 . 0 0 0 Euro

erhalten Professor Dr. Till Acker, Dr. Boyan Garvalov und Professor Dr. Michael Lohoff für ihr Forschungsvorhaben „The role of prolyl hydroxiglases in the hypoxic control of cancer and infl ammation“. Hypoxie (nied-riger Sauerstoffdruck) ist eine treibende Kraft für Tumorwachs-tum und induziert eine Reihe von Mechanismen, die für das Tumorwachstum verantwortlich ist. Gleichzeitig erzeugen Tumo-re eine chronische Entzündung, die ihr Wachstum weiter fördert. Inwiefern das hypoxische und das Entzündungs-Mikromilieu miteinander kommunizieren und zusammen Tumorwachstum vo-rantreiben ist bisher wenig unter-sucht. Ziel des Antrags ist es, die molekulare Regulation der Ent-zündungsregulation in Tumoren durch Hypoxie und seine Rolle im Wachstum von Hirn- und Lun-gentumoren zu charakterisieren.Für ihr Forschungsvorhaben „Neu-rale Korrelate der Belohnungsant-zipation bei Patienten mit majorer Depression: Pathophysiologische

Page 5: Digitaler Nachschlag 01/2011

Januar/Februar 2011 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Vierte Förderrunde bewilligt Fortsetzung von Seite 4

Bedeutung und therapeutische Implikationen“ erhalten Dr. Irina Falkenberg und ihre Mitantragstel-ler Dr. Sören Krach, Dr. Arne Na-gels und Professor Dr. Tilo Kircher rund 165.000 Euro. Patienten, die unter einer majoren Depression leiden, haben eine verminderte Fähigkeit, Freude zu empfi nden. Falkenberg und ihre Kollegen wollen untersuchen, inwieweit das Belohnungserleben und damit die Fähigkeit Freude zu empfi nden, durch gezielte psychotherapeu-tische Interventionen (z.B. Trai-nings) beeinfl ussbar ist. Ziel ist es, Techniken zu entwickeln, die es den betroffenen Patienten ermög-lichen, selbständig ihre Stimmung aufzuhellen und das Risiko für ein Auftreten erneuter depressiver Episoden zu senken.Mit rund 190.000 Euro wird

das Projekt „Mikrozirkulatorische und metabolische Veränderungen des Skelett- und Herzmuskels bei obstruktiver Schlafapnoe – von Ge-nexpression und Signalling zum kli-nisch relevanten Readout“ von Dr. Wolfgang Hildebrandt, Dr. Gabriel Bonaterra und Professor Dr. Ralf Kin-scherf gefördert.Das obstruktive Schlafapnoe-Syn-drom (OSAS) wird durch Atemstill-stände in der Nacht verursacht und kann eine Vielzahl weiterer chro-nischer Erkrankungen zur Folge ha-ben. Hildebrandt und seine Kollegen wollen die für das Krankheitsbild spezifi schen Störungen der Durch-blutung kleinster Blutgefäße und des Stoffwechsels in Skelettmuskel- und Herzmuskelbiospieproben aufklären. Ziel ist es, den Zusammenhang von OSAS und Insulinresistenz bei Typ-2-Diabetes, verminderter Skelett- und

Herzfunktion sowie Gefäßrisiken aufzuklären.

Über die Stiftung:Die in Marburg ansässige Von Behring-Röntgen-Stiftung wurde am 8. September 2006 vom Land Hessen als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts errichtet. Mit einem Stammkapital von 100 Milli-onen Euro, aus dessen Zinserträgen die Förderung erfolgt, gehört sie zu den größten Medizinstiftungen in Deutschland. Gegründet wurde sie im Zuge der Fusion der Universi-tätskliniken Gießen und Marburg im Jahr 2005 und der anschließenden Privatisierung 2006 mit dem Ziel, an beiden Standorten neue Perspek-tiven für die Hochschulmedizin zu sichern und zu entwickeln.Dem Stiftungsvorstand gehören als Präsident Professor Dr. Joachim-

Felix Leonhard, Staatssekretär a. D., und als Vizepräsidenten Professor Dr. Hans-Dieter Klenk, Marburg, und Professor Dr. Dr. Friedrich Grim-minger, Gießen, an. Ein mit derzeit 13 namhaften Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz besetzter wissenschaftlicher Beirat hat die Aufgabe, die der bei der Medizinstiftung eingereichten Förderanträge zu bewerten sowie Projekte und Themenschwerpunkte zu empfehlen.Antragsberechtigt sind Angehörige der medizinischen Fachbereiche der Universitäten Marburg und Gießen. Die Von Behring-Röntgen-Stiftung spricht bereits das vierte Mal nach ihrer Errichtung Bewilli-gungen aus. Insgesamt hat sie be-reits rund 7,6 Millionen Euro für medizinische Forschungsvorhaben der Philipps-Universität Marburg und der Justus-Liebig-Universität Gießen bewilligt. Der nächste An-tragstermin wird voraussichtlich der 28. Juli 2011 sein.

Erst Kanada, dann Kalifornien Innere-PJ in San Diego Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung 01/2011

Der Lerneffekt in der UCSD Rheumatologie war sehr

gut und übertraf unsere Erwar-tungen: In den Konsilen sah ich eine Vielzahl an Krankheitsbil-dern, von Morbus Wegener über Mukokutanes Lymphom, sowie die unterschiedlichsten Formen von Lupus, Sarkoidose und Ar-thritiden. Bei den meisten Pati-enten waren wir als Studenten angehalten, sie zuerst zu sehen und komplett zu untersuchen, um sie dann dem Resident und dem Fellow vorzustellen. Sehr hilfreich für das Lernen war, dass wir Studenten bei neu-en Patienten oder neuen Fra-gestellungen jeweils für den nächsten Tag die Aufgabe be-kamen, uns Konzepte bezüglich notwendiger Diagnostik oder Therapieoptionen zu überlegen. Dies beinhaltete Buchstudium und manchmal auch Literaturre-cherche, um aktuelle Fortschritte oder Änderungen der Leitlinien berücksichtigen zu können. Neben den Konsilen und der Am-

bulanzarbeit blieb tagsüber eigentlich fast immer noch genügend Zeit, um rheumatologische Inhalte nachzulesen oder sich bezüglich anderer Inhalte der Inneren Medizin fortzubilden. Außer-dem gibt es zahlreiche Fortbildungen. Erwähnenswert sind in diesem Zu-sammenhang die täglich veranstalteten Kolloquien der Inneren Medizin.

UNS WURDEN NEUE ERKENNT-NISSE AUS FORSCHUNG UND

KLINIK VORGESTELLT

Hier wurden neue Erkenntnisse aus Forschung und Klinik vorgestellt, gelegentlich von Rednern aus an-deren Universitäten der USA und Kanada, und das, obwohl die hausei-gene Forschung der UCSD ebenfalls auf einem beeindruckend hohen Ni-veau angesiedelt ist.

Hervorragende EinbindungInsgesamt gesehen war die Zeit an der UCSD wirklich toll und ich habe sie sehr genossen. Wie an den mei-sten amerikanischen Universitäten

IMPRESSUM

Herausgeber: MEDI-LEARN Verlag GbR, ISSN 1860-8590 Elisabethstraße 9, 35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0, Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected], www.medi-learn.de

Redaktion: Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Dr. Marlies Weier, Dr. Lilian Goharian, Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat: Jan-Peter Wulf

Layout & Graphik: Kristina Junghans

Berichte: Annerose Müller, Stephanie Leißner und Olaf Stark

Bildnachweis: www.photocase.com, www.istockphoto.com, www.sxc.hu, www.pixelquelle.de, Artikelautoren, www.flickr.com

Erscheinungsort: MarburgDer digitale Nachschlag erscheint zu jeder MEDI-LEARN Zeitung als Ergänzung, die du dir als PDF auf der MEDI-LEARN Seite herunterladen oder online anschauen kannst. Er beinhaltet Fortsetzungen von Artikeln aus der aktuellen Zeitung sowie weitere interessante Artikel und Berichte rund um die Medizin.

Dein Artikel bei MEDI-LEARN? Wir freuen uns über die Zusendung von Erfahrungs berichten und anderen Artikeln und belohnen die Autoren mit Fachbüchern. Alle weiteren Infos findest du unter www.medi-learn.de/artikel.

Dieser Digitale Nachschlag ist Teil der MEDI-LEARN Zeitung. Die bisherigen Ausgaben findest Du unter: www.medi-learn.de/ MLZ-Online

steht die Ausbildung von Studenten sehr im Vordergrund und die Ein-bindung in das Team funktioniert hervorragend. Die Ärzte geben sich stets sehr viel Mühe zu erklären. Die Ausbildung in der Rheumatolo-

gie war klasse und mit einigen Ab-strichen auch das Teaching in der CCU. Vor allem die Ärzte an den UCSD Medical Centers in Hillcrest und Thornton waren bei Interesse immer bereit, einiges an Insider-wissen aus ihrem Forschungsbe-reich weiterzugeben.

Page 6: Digitaler Nachschlag 01/2011

Januar/Februar 20116Seite MLZDigitaler Nachschlag

Im Fächervergleich der berufs-tätigen Ärzte liegt Gynäkologie

vorn. Zahl der weiblichen Ober-ärzte in Berlin um 2 Prozentpunkte gestiegen. Die Hälfte der Berliner Ärzte sind Frauen. Das zeigt die neueste Mitgliederstatistik der Ärz-tekammer Berlin, die aus Anlass des Internationalen Frauentages in Bezug auf dieses Thema genauer analysiert wurde.

Kinder- und Jugend-medizin: SpitzenreiterEin Blick auf eine Auswahl von Fachgebieten (Tabelle ) zeigt jedoch, dass das Gleichziehen der Frauen beileibe noch nicht in allen Fächern erreicht ist. Zudem verändert sich der Frauenanteil in sehr unterschied-lichem Maße. Schlusslicht ist nach wie vor die Chirurgie mit einem Frauenanteil von gerade einmal 21

%. Auf der anderen Seite der Skala liegen die Kinder- und Jugendme-dizin mit einem Frauenanteil von 64 %, die Allgemeinmedizin und die Augenheilkunde mit jeweils rund 60 % sowie die Gynäkolo-gie mit 58 % (unter den Berufs-tätigen sind es hier sogar 67 %. Damit liegt das Fach vorn). Bei den Gynäkologen und Pharmakolo-gen stieg der Frauenanteil unter den berufstätigen Ärzten im Vergleich zu 2009 am stärksten; in beiden Dis-ziplinen um 3 Prozentpunkte.

In Top-Positionen weiter MännerSo gut die Frauen im Arztberuf be-reits vertreten sind, ist ihr Anteil in den höheren Hierarchieebenen der Kliniken nach wie vor vergleichs-weise niedrig. Von den in der Stati-stik der Kammer registrierten 476

Frauenanteil schon bei 50 ProzentÄrztekammer Berlin veröffentlicht Mitgliederstatistik Ärztekammer Berlin

Frauenanteil bei Berlins Ärzten in 15 ausgewählten Fächern

Fachgebiete Gesamt Frauen in % berufstätig Frauen in % +/- in Pp.*

Alle 27.204 13.685 50 % 18.000 8.697 48% 0

Allgemeinmedizin 2.449 1.468 60% 1.619 957 59% 0

Anästhesiologie 1.303 662 51% 965 452 47% -1

Augenheilkunde 566 346 61% 379 220 58% -1

Chirurgie 2.115 451 21% 1.557 320 21% +1

Gynäkologie 1.248 730 58% 851 568 67% +3

HNO 530 231 43% 342 162 47% +1

Dermatologie 472 273 58% 321 176 55% +1

Innere Medizin 3.781 1.592 42% 2.541 986 39% -4

Kinder und Jugendmedizin 1.166 748 64% 720 433 60% 0

Nervenheilunde 648 308 48% 336 154 46% -1

Neurologie 259 107 41% 231 87 38% 0

Pathologie 193 72 37% 120 48 40% +1

Pharmakologie 92 25 27% 49 18 37% +3

Psychiatrie und Psychotherapie 592 296 50% 511 251 49% -2

Radiologie 698 276 40% 454 183 40% +1

Chefärzten Ber-lins sind gerade einmal 62 weiblich (13 %). Bei den 1.259 Ober-ärzten der Stadt liegt der Frauenanteil mit 336 immerhin bei 27 %. Hier ist im Vergleich zu 2009 ein Anstieg um 2 Prozentpunkte zu verbuchen. Und in der übersichtlichen Top-Führungs-

ebene der Ärztlichen Direktoren ar-beiten 22 Männer und 3 Frauen; de-ren Anteil liegt damit bei 12 %.Anders sehen die Verhältnisse bei Freiberufl ichkeit aus. Von den 6.068

in eigener Praxis niedergelassenen Ärzten Berlins sind 2.976 und da-

mit nach wie vor 49 % weiblich.

Frauenanteil in Gremien geringAngesichts solcher Zahlen

nimmt sich der Frauenanteil in den ehrenamtlich arbeitenden

Gremien der Ärztekammer Berlin sehr niedrig aus; er liegt zwischen 21

und 27 %. Von den ehrenamt-lichen Gremienpositionen sind insgesamt 22 % mit Frauen besetzt. In den bei-

den Spitzengremien „Vorstand“ und „Delegiertenversammlung“ sieht der Frauenanteil ähnlich aus. Von 11 Vorstandsmitgliedern

sind 3 weiblich (27 %). Und in der 46-köpfi gen Delegiertenversamm-lung, dem Parlament der Ärztekam-mer Berlin, sitzen 11 Frauen (23 %).

*P.p=Prozentpunkte

Page 7: Digitaler Nachschlag 01/2011

Januar/Februar 2011 7SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Neue Landkarte Hochschulmedizin onlineAktuelle Informationen zu medizinischer Lehre, Forschung und Krankenversorgung Deutsche Hochschulmedizin e.V.

Frauenanteil bei Berlins Ärzten in 15 ausgewählten Fächern

Aktuelle Informationen zu medi-zinischer Lehre, Forschung und

Krankenversorgung sind über eine neue Aufl age der Landkarte Hoch-schulmedizin online verfügbar. Unter www.landkarte-hochschulmedizin.de werden die vielfältigen Leistun-gen der Medizinischen Fakultäten und Universitätsklinika anhand von Kennzahlen und Grafi ken anschau-lich dargestellt.Die interaktive Datenbank bietet wichtige Informationen zu Kapazi-täten, Strukturen und inhaltlichen Schwerpunkten der Hochschulme-

dizin. „Mit

ihrer breiten Angebotspalette ist die Landkarte für viele Nutzer interes-sant: Sie schafft Transparenz für Stu-dierende, Patienten, Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger. So gibt sie beispielsweise Auskunft über die Anzahl an Lehrenden und Studierenden der einzelnen Medizi-nischen Fakultäten. Der Nachwuchs kann sich umfassend über Prüfungen informieren. Patienten, Ärztinnen und Ärzte aber auch Unternehmen können mehr über die Kompe-tenzen in der Krankenversorgung und der Forschung an den Stand-orten erfahren. Finanzkennzahlen wie verausgabte Drittmittel und die Landeszuführungsbeträge legen für

wissenschafts-politische Debatten wichtige

Grund l agen . Die Daten-

bank gibt

wie verausgabte Drittmittel und die Landeszuführungsbeträge legen für

wissenschafts-politische Debatten wichtige

Grund l agen . Die Daten-

bank gibt

weiterhin Auskunft über Verbund-projekte, Nachwuchsgruppen und Graduiertenkollegs. Sie verzichtet dabei auf Wertungen und ermögli-cht individuelle Auswertungen nach Themen, Standorten oder Bundes-ländern,“ erläutert Professor Dieter Bitter-Suermann, Vorsitzender der Deutschen Hochschulmedizin.„Den größten Teil der Kennziffern haben der Medizinische Fakultäten-tag (MFT) und der Verband der Uni-versitätsklinika Deutschlands (VUD) erhoben. Es wurden aber auch ex-terne Quellen einbezogen und die Daten abgeglichen. Allen Beteiligten vor Ort an den Standorten der Hoch-schulmedizin, den Wissenschaftsmi-nisterien der Länder, dem IMPP In-stitut für medizinische und pharmazeu-

tische Prüfungsfragen und der Stif-tung für Hoch-schulzulassung sind wir für ihre Beiträge dankbar. Die technische Umsetzung wurde wieder vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und der Firma Collexis übernommen. Einer transparenten Darstellung der Hochschulmedizin sind wir mit der 3. Aufl age einen guten Schritt näher gekommen,“ sagt Bitter-Suermann. Im Dachverband „Deutsche Hoch-schulmedizin e.V.“ sind der Medi-zinische Fakultätentag (MFT) und der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) zusammen-geschlossen. Er vertritt die Interes-sen von 36 Medizinischen Fakul-täten und 34 Universitätskliniken.