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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 04/08 ∙September/Oktober 2008 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de Auf in den Klinikalltag Die Fortsetzung des Artikels von Flavia Deutscher, in dem er von der Vorbereitung auf sein PJ in New York berichtete, geht jetzt von der Theorie in die Praxis - er schildert seinen Arbeitsalltag. Digitaler Nachschlag Mehr Geld fürs Studium Wie in der MLZ angekündigt, geht es erneut um das Thema Studienfinanzierung. Dominika Sobecki widmet sich hierbei speziell den Aspekten der Bildungskredite und ihren Tücken. 03 04 Ab in die Kaserne Nachdem Martin das Physikum erfolgreich hinter sich gebracht hat, lässt er uns jetzt in seinem Artikel an seinen Erfahrungen während der Prüfungstage teilhaben. 01 Ab in die Kaserne Der erste Tag des Physikums von Martin Grexa Ich bin die Strecke wohl schon hunderte Male gefahren. Wer schon einmal mit der Bahn nach Frankfurt am Main gefahren ist, kennt die letzten Meter bis zum Kopfbahnhof in Frankfurt: Klein- gartenanlage, Tennisplatz, Uni- klinikum, Mainbrücke und dann rechter Hand das Gutleutviertel mit den von weitem sichtbaren bunten „Zipfelmützen“-Dächern des Behördenzentrums. Norma- lerweise ist auf dem Weg gedank- lich beim Uniklinikum Endstation. Würde der Zug hier auf freier Stre- cke halten, könnte ich mir den Weg in der Straßenbahn vom Bahnhof aus sparen. Kurz zu mir: Ich heiße Martin, bin 21 und studiere mittlerweile im 4. Semester Medizin. Viertes Seme- ster bedeutet für Mediziner das Ende des vorklinischen Studiums. Mit anderen Studiengängen ver- glichen, könnte man sagen, dass damit das Vorstudium abgeschlos- sen ist und der erste wirkliche Meilenstein ansteht. Früher hieß er Physikum, inzwischen schimpft es sich offiziell „Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung“ und hat den Rang eines Staatsexamens. Das interessiert aber keinen so wirklich, denn im allgemeinen Sprachgebrauch bin ich heute un- terwegs zum schriftlichen Physi- kum. Genauer gesagt zum ersten von zwei Tagen, an denen jeweils vier Stunden lang geprüft wird, ob jeder das auch wirklich kann, was zu beherrschen er eigentlich schon in diversen Klausuren und Testaten in den letzten zwei Jahren bewiesen hat. Ab in die Kaserne Wegen des Physikums ist das Ziel am heutigen Tag auch nicht das Klinikum, sondern das Gutleut- viertel. Genauer, die alte Gutleut- kaserne direkt neben dem Behör- denzentrum. Ich kann also das Ziel vom Zug aus schon erahnen. Warum in einer Kaserne? Nun, die bisherigen Klausuren konnten wir verteilt auf verschiedene Hörsäle der Institute im Klinikum schrei- ben. Aber in so einem Hörsaal ist die Packungsdichte der Prüflinge doch ziemlich hoch und zusätz- lich erhöht der stufige Aufbau der Sitzreihen den Täuschungskoeffi- zienten doch erheblich. Es müssen also Einzeltische her und davon über 200. In Frankfurt wird man deshalb auf Finanzamt, Arbeits- gericht, Gewerkschaftshäuser, Dominikanerkloster und eben die Kaserne verteilt. Dort schreibe ich im „Alten Bet- saal“. Für Beistand von Oben ist also gesorgt. WIRKLICH ENTSPANNT SIEHT KEINER DER PRÜFLINGE AUS Vom Bahnhof aus erstmal Rich- tung Behördenzentrum, das lässt sich wegen der erwähnten bunten Dachaufbauten leicht finden und dann hoffe ich einfach, dass ich Leute finde, denen ich mich an- schließen kann, denn so richtig weiß ich nicht, wo ich jetzt hier eine Kaserne finden soll. Tatsäch- lich stehen da vor den diversen Eingängen auch jede Menge be- kannte Gesichter. Also geselle ich mich dazu und höre mich um, ob denn jeder vor Aufregung so schlecht geschlafen hat und mitt- lerweile das Gefühl hat, gar nichts mehr zu wissen. Es geht den anderen genauso, wirklich entspannt erscheint mir keiner. Mehr so ein deutlich spür- bares Lämmer-auf-dem-Weg-zur- Schlachtbank-Feeling allerseits. In diesem Stadium fängt man dann an, alberne Witze zu machen und über total unwichtiges Zeug zu labern, um ja nicht an die immer knapper wer- dende Zeit bis zum Einlass zu denken. Freud nennt das Verdrängung und ich merke, dass ich wenigstens etwas aus der Me- dizinischen Psy- chologie behalten habe. Irgendwo fällt auch das Wort Betsaal. Ich muss also richtig sein und warte mit den anderen bis zum Einlass um halb neun, um Punkt neun soll es losgehen. Wo ist jetzt der Betsaal hin? Als sich dann die Türen öffnen, spricht plötzlich keiner mehr von Betsaal, sondern alle sortieren sich brav auf die ausgeschilderten Prü- fungsräume. Ich frage nach dem Betsaal, keiner weiß was. Ich su- che mir einen Pförtner, der sagt, dass hier das Arbeitsgericht ist und es keinen Betsaal gibt. Panik kommt auf. Schweißausbruch, Herzrasen, der Blutdruck steigt. Mein vegetatives Nervensystem rotiert und ich bin mir dessen be- wusst. „Glückwunsch, Physiologie kannst du anscheinend auch, aber verdammt, wo kriegst du jetzt ne Kaserne samt Betsaal her?“ Und ich Idiot habe ja nicht nur nicht ge- fragt, wo ich rich- tig bin, ich hab ja auch noch brav bis halb neun gewartet, bis nicht nur hier sondern auch an meiner Kaserne der Einlass statt- finden soll. Ein weiterer Pförtner kann mir zum Glück sagen, dass die Kaserne quasi direkt hinterm Haus ist und erklärt mir den Weg. Unterwegs denke ich mir: „Na toll, perfekti- onistisch jedes kleinste Detail zur Anatomie des Unterarms gelernt, aber sich dann auf dem Weg zur Prüfung verlaufen. Junge, du willst mal Arzt werden! Das war die Sa- weiter auf Seite 2

Digitaler Nachschlag 04/2008

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Zusätzlich zur eigentlichen Zeitung bieten wir euch zudem seit der Ausgabe 04/2005 den sogenannten Digitalen Nachschlag: nicht alle Artikel konnten immer komplett und in voller Länge in die Zeitung aufgenommen werden und finden ihren Platz in einem ergänzenden PDF, das ihr nachfolgend ebenfalls downloaden könnt.

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Page 1: Digitaler Nachschlag 04/2008

Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 04/08 ∙September/Oktober 2008 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

Auf in den KlinikalltagDie Fortsetzung des Artikels von Flavia Deutscher, in dem er von der Vorbereitung auf sein PJ in New York berichtete, geht jetzt von der Theorie in die Praxis - er schildert seinen Arbeitsalltag.

DigitalerNachschlag

Mehr Geld fürs StudiumWie in der MLZ angekündigt, geht es erneut um das Thema Studienfinanzierung. Dominika Sobecki widmet sich hierbei speziell den Aspekten der Bildungskredite und ihren Tücken.03 04

Ab in die KaserneNachdem Martin das Physikum erfolgreich hinter sich gebracht hat, lässt er uns jetzt in seinem Artikel an seinen Erfahrungen während der Prüfungstage teilhaben.01

Ab in die KaserneDer erste Tag des Physikums von Martin Grexa

Ich bin die Strecke wohl schon hunderte Male gefahren. Wer schon einmal mit der Bahn nach Frankfurt am Main gefahren ist, kennt die letzten Meter bis zum Kopfbahnhof in Frankfurt: Klein-gartenanlage, Tennisplatz, Uni-klinikum, Mainbrücke und dann rechter Hand das Gutleutviertel mit den von weitem sichtbaren bunten „Zipfelmützen“-Dächern des Behördenzentrums. Norma-lerweise ist auf dem Weg gedank-lich beim Uniklinikum Endstation. Würde der Zug hier auf freier Stre-cke halten, könnte ich mir den Weg in der Straßenbahn vom Bahnhof aus sparen.Kurz zu mir: Ich heiße Martin, bin 21 und studiere mittlerweile im 4. Semester Medizin. Viertes Seme-ster bedeutet für Mediziner das Ende des vorklinischen Studiums. Mit anderen Studiengängen ver-glichen, könnte man sagen, dass damit das Vorstudium abgeschlos-sen ist und der erste wirkliche Meilenstein ansteht. Früher hieß er Physikum, inzwischen schimpft es sich offiziell „Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung“ und hat den Rang eines Staatsexamens. Das interessiert aber keinen so wirklich, denn im allgemeinen Sprachgebrauch bin ich heute un-terwegs zum schriftlichen Physi-kum. Genauer gesagt zum ersten von zwei Tagen, an denen jeweils vier Stunden lang geprüft wird, ob jeder das auch wirklich kann, was zu beherrschen er eigentlich schon in diversen Klausuren und Testaten in den letzten zwei Jahren bewiesen hat.

Ab in die KaserneWegen des Physikums ist das Ziel am heutigen Tag auch nicht das Klinikum, sondern das Gutleut-viertel. Genauer, die alte Gutleut-kaserne direkt neben dem Behör-denzentrum. Ich kann also das Ziel vom Zug aus schon erahnen. Warum in einer Kaserne? Nun, die bisherigen Klausuren konnten wir verteilt auf verschiedene Hörsäle der Institute im Klinikum schrei-ben. Aber in so einem Hörsaal ist die Packungsdichte der Prüflinge doch ziemlich hoch und zusätz-lich erhöht der stufige Aufbau der Sitzreihen den Täuschungskoeffi-zienten doch erheblich. Es müssen also Einzeltische her und davon über 200. In Frankfurt wird man deshalb auf Finanzamt, Arbeits-gericht, Gewerkschaftshäuser, Dominikanerkloster und eben die Kaserne verteilt.Dort schreibe ich im „Alten Bet-saal“. Für Beistand von Oben ist also gesorgt.

Wirklich entspannt sieht keiner der prüflinge aus

Vom Bahnhof aus erstmal Rich-tung Behördenzentrum, das lässt sich wegen der erwähnten bunten Dachaufbauten leicht finden und dann hoffe ich einfach, dass ich Leute finde, denen ich mich an-schließen kann, denn so richtig weiß ich nicht, wo ich jetzt hier eine Kaserne finden soll. Tatsäch-lich stehen da vor den diversen Eingängen auch jede Menge be-

kannte Gesichter. Also geselle ich mich dazu und höre mich um, ob denn jeder vor Aufregung so schlecht geschlafen hat und mitt-lerweile das Gefühl hat, gar nichts mehr zu wissen.Es geht den anderen genauso, wirklich entspannt erscheint mir keiner. Mehr so ein deutlich spür-bares Lämmer-auf-dem-Weg-zur-Schlachtbank-Feeling allerseits. In diesem Stadium fängt man dann an, alberne Witze zu machen und über total unwichtiges Zeug zu labern, um ja nicht an die immer knapper wer-dende Zeit bis zum Einlass zu denken. Freud nennt das Verdrängung und ich merke, dass ich wenigstens etwas aus der Me-dizinischen Psy-chologie behalten habe. Irgendwo fällt auch das Wort Betsaal. Ich muss also richtig sein und warte mit den anderen bis zum Einlass um halb neun, um Punkt neun soll es losgehen.

Wo ist jetzt der Betsaal hin?Als sich dann die Türen öffnen, spricht plötzlich keiner mehr von Betsaal, sondern alle sortieren sich brav auf die ausgeschilderten Prü-fungsräume. Ich frage nach dem Betsaal, keiner weiß was. Ich su-che mir einen Pförtner, der sagt, dass hier das Arbeitsgericht ist und es keinen Betsaal gibt. Panik kommt auf. Schweißausbruch,

Herzrasen, der Blutdruck steigt. Mein vegetatives Nervensystem rotiert und ich bin mir dessen be-wusst. „Glückwunsch, Physiologie kannst du anscheinend auch, aber verdammt, wo kriegst du jetzt ne Kaserne samt Betsaal her?“ Und ich Idiot habe ja nicht nur nicht ge-

fragt, wo ich rich-tig bin, ich hab ja auch noch

brav bis halb neun gewartet, bis nicht nur hier sondern auch an meiner Kaserne der Einlass statt-finden soll.Ein weiterer Pförtner kann mir zum Glück sagen, dass die Kaserne quasi direkt hinterm Haus ist und erklärt mir den Weg. Unterwegs denke ich mir: „Na toll, perfekti-onistisch jedes kleinste Detail zur Anatomie des Unterarms gelernt, aber sich dann auf dem Weg zur Prüfung verlaufen. Junge, du willst mal Arzt werden! Das war die Sa-

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September/Oktober 20082Seite MLZDigitaler Nachschlag

che mit der Verantwortung und den Menschenleben und so…“, aber dann taucht tatsächlich die Kaser-ne auf und es stehen noch genug Leute herum. Die haben noch nicht mal angefangen mit Einlass. Also, Adrenalin runter, Endorphine aus-schütten und souverän wirken. Vielleicht merkt ja keiner was.

Prüfung oder Picknick?Von wegen militärische Pünkt-lichkeit. Bis zum Einrücken in die Kaserne vergeht noch eine geschlagene viertel Stunde. Am Eingang dann Gesichtskontrolle mit Prüfungseinladung und Per-sonalausweis. Ab dann bin ich nur noch eine Nummer. Hier noch eine Unterschrift und dann rein in den Betsaal. Schöner großer Saal, hohe Decke, holzverkleidete Wände, große Leuchter an der Decke. Na das ist doch besser als in irgend-welchen Konferenzräumen im Ar-beitsgericht.Der Tisch mit meiner Nummer steht in der ersten Reihe zwei Me-ter vor der Wand. Gut, zwar keine Aussicht auf Mitprüflinge, dafür irritiert auch nichts. Auf Höhe von drei Metern beginnen große Fenster. Blauer Himmel, Sonne. Die Stimmung ist gespannt. Von Leuten, die apathisch gegen die Wand gucken, bis zu gackernden Tischnachbarinnen ist alles dabei.

Ich bin nicht aufgeregt im Sinne von panisch, sondern mehr ge-spannt, wie es denn so sein wird, gleich tatsächlich mein Physikum zu schreiben.

überflüssigerWeise Wird die Multiple choice-

technik erklärt

Auf den Tischen liegen eine Schreibunterlage, ein Bleistift, ein Radiergummi, ein Anspitzer und der maschinenlesbare Antwortbo-gen mit meinem Namen. Juhu, ich bin tatsächlich richtig. Ich packe meine Wasserflasche aus und ei-nen Müsliriegel. Auf anderen Ti-schen sehe ich haufenweise Obst und Gemüse, Schokoladentafeln, Kekspackungen, Tupperdosen und so weiter. War gemeinsames Frühstück angesagt? Jeder bringt was mit? Hab ich schon wieder was verpasst? Ich will meine kostbare Zeit doch nicht mit Pick-nick verschwenden. Aber, wer´s braucht…Dann die Einweisung. Drei Seiten Text, einfach nur abgelesen: Keine Bücher, keine Hilfsmittel, keine Handys, Toilette nur alleine und so weiter. Erzählt mir was, was ich noch nicht weiß. Ich will an-fangen! Dann noch die Erklärung, wie das mit den Multiple-Choice-

Fragen funktioniert. Hallo? Hier sitzen 30 Medizinstudenten. Wenn wir etwas können, dann ist es, Fra-gen im MC-Stil zu beantworten. Wenn später der Patient fragt „Was hab ich denn?“, antworte ich be-stimmt: „Geben sie mir mal fünf Möglichkeiten.“

Hefte raus, KlassenarbeitUnd dann auf einmal geht alles ganz schnell. Die Aufgabenhefte werden verteilt und es fällt der Satz „So, Prüfungsbeginn ist 9:13 Uhr. Sie haben vier Zeitstunden ab jetzt. Die letzte verbleibende Stun-de wird angesagt. Viel Erfolg.“ Dann geht es los. Heft auf und fröh-liches Kreuzchenmachen ist ange-sagt. Es geht um Chemie, Physik, Biochemie und Physiologie. Die Chemiker fragen nach Molekülen, die keiner kennt und später auch keiner brauchen wird. Die Physi-ker geben sich redliche Mühe, die abgefragten Formeln irgendwie in realistische Fallbeispiele zu ba-steln. Sie scheitern. In Biochemie werden Enzyme rauf- und runter-reguliert bis zum Erbrechen (wo-ran übrigens auch Enzyme beteili-gt sind). Und in Physiologie geht es zum Beispiel um Ionenkanäle an der Herzmuskelzelle oder aber tatsächlich um die durchschnitt-liche Menge an Darmgasen, die ein gesunder Mensch pro Tag ab-

sondert. Wie ich später erfahren werde, habe ich die Menschheit unterschätzt.

sollte ich jetzt vielleicht einfach

Wegrennen?

Nach einer Stunde ziehe ich Zwi-schenbilanz. Insgesamt warten heute 160 Fragen. Alle vom glei-chen Typ. Eine Frage, fünf Ant-wortmöglichkeiten, nur eine ist richtig. Aus den vier Stunden er-geben sich pro Frage 90 Sekunden Zeit. In dieser Berechnung fehlen allerdings die Zeiten fürs Trinken, fürs wieder grade Hinsetzen, fürs Durchatmen und für den Toilet-tengang. Ich liege gut in der Zeit, etwa zwanzig Fragen drüber, also gönne ich mir jetzt einen halben Müsliriegel und verschwinde kurz auf der Toilette. Der Weg durch die Reihen ist un-heimlich. Die Kommilitonen leh-nen alle über den Heften, grübeln, rechnen, raufen sich die Haare. Ei-ner starrt auf sein Blatt als könne er nicht fassen, was er grade ausge-rechnet hat und schaufelt geistesab-wesend Gummibärchen in sich rein. Im Treppenhaus dann kurz das Ge-dankenspiel „Was ist, wenn du jetzt einfach wegrennst?“. Nein, lieber doch nicht. Das war alles so müh-sam bis jetzt, das wäre Verschwen-dung. Wieder am Platz geht der Trott weiter. Diese Fragen nerven.

Das letzte Stündlein schlägtDie letzte Stunde wird angesagt. Jetzt ist das Hirn bereits so gestaucht, dass ich bis heute Abend durchkreu-zen könnte. Neue Frage, denk, denk, denk, Kreuzchen, neue Frage. Egal worum es geht, entweder weiß man es oder eben nicht. Da kann ich grübeln wie ich will, also lass ich das Grübeln sein und konzentriere mich auf mein Wissen. Wo das fehlt ist eben das Bauchgefühl gefragt. Das wäre eigentlich die Idee. Wie-so muss man die Prüfung denn auf zwei Tage verteilen? Die sollen mir doch einfach das Heft für morgen mit den Fragen für Biologie, Ana-

Der erste Tag des PhysikumsFortsetzung von Seite 1

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September/Oktober 2008 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Mein Tag im Mt. SinaiRaus aus dem Papierdschungel, rein in den Alltag: Es gibt wie bei uns Assistenzärzte, die „Residents“, die je nach Erfahrung eine gewisse Rangfolge einnehmen, so gibt es beispielsweise den „Chief Resi-dent“. Daneben gibt es eine Reihe von „Attending Surgeons“ (Fach-ärzte) und den Chefarzt.Um halb acht fing auf der Thoraxchi-rurgie die Visite an. Meistens ging es danach sofort in den OP. Oder man wird schon vorher dahin geschickt, um kurze Patientenanamnesen an die Tafel im OP anzuschreiben – das war immer Aufgabe der Studenten. Mittwochs finden die „Grand Rounds“ statt. Hier ist ein schickes Outfit erbeten – die Frauen meistens in Bluse und Rock mit schicken Schuhen und Männer in Anzughose, Hemd und Krawatte.Es wird jeden Tag operiert, wobei der OP-Plan für Studenten oft recht eintönig sein kann. Es werden insbe-sondere Bronchoskopien, Pneumek-tomien, VATS, Lungentransplanta-

tionen (ich hatte in zwei Monaten viermal die Chance, eine zu sehen – sehr langwierig, aber auch span-nend) und Tumoren aller Art ope-riert. Entweder offen oder mit Mi-kroskop, wobei man dann immer die Kamera halten darf. Wenn man sich gut anstellt, darf man auch sehr bald eigenständig nähen!

Insgesamt sind alle sehr freundlich und den Studenten werden schon einige Aufgaben anvertraut. Ich denke, man kann sich den Aufent-halt relativ selbstständig gestalten. Man darf auch an den „Clinics“ (der Stationsarbeit) teilnehmen, wenn man dazu Lust hat und nachfragt. Mir hat der OP um einiges besser gefallen, und sobald ich keine Lust mehr hatte, habe ich mich davon gestohlen, um Sightseeing zu betrei-ben. Das ist absolut legitim und man stößt dabei eigentlich immer auf Verständnis. Ein kleiner Tipp noch: Es macht sich immer gut, wenn man bei den Vorbereitung der OP den Pflegern zur Hand geht (z.B. bei der Lagerung etc.). Das wird absolut po-sitiv bewertet und man macht sich schon anfangs viele Freunde seitens der Pfleger und Ärzte.

Lasche Hygienevorschriften Wenn man die deutschen OPs und die akkurate Sterilität gewohnt ist, kann man sich in Amerika wirklich wundern. Das fängt bei der Kran-kenhauskleidung an, den schon er-

wähnten „scrubs“ bzw. der OP-Wä-sche: Schon in der U-Bahn und auf der Strasse sieht man Schwestern und Ärzte aller Art darin rumlaufen. Dieselbe Kleidung wird auch im OP dann getragen und über den Tag nicht mehr gewechselt. Eine Schleuse gibt es nicht, man kann den OP gelassen mit Straßenschuhen betreten und

in OP-Klamotten wieder verlassen. Allerdings gibt es „Überzieher“ für die Schuhe, natürlich Haarnetze und Mundschutz.Die Händedesinfektion ist dann das zweite, worüber sich ein deutscher Student wundern muss: Es gibt kein ausgiebiges fünfminütiges Waschen mit Seife und Desinfektion. Mit einem Jod-Schwamm wird höch-stens eine Minute „gecrubbed“ – das war´s. Wenn man mehrere OPs hin-tereinander mitmacht, reicht beim ersten Mal das „Waschen“ und bei jeder weiteren OP wird dann mit ei-ner milchigen Paste (die angeblich 99,99 % der Keime vernichten soll und gleichzeitig als Pflegebalsam herhält) „desinfiziert“. Das gute deutsche Sterilium und die Drei-Mi-nuten-Desinfektionsmethode habe ich schnell vermisst. Allerdings wird auch keine hohe Komplikationsrate an Infektionen verbucht. Vielleicht übertreiben es die deutschen Kran-kenhäuser einfach ein wenig. Aber irgendwie ist mir das trotzdem ver-trauter!

Nutzt die Chance!Das Tertial an sich hat mir sehr viel

Spaß gemacht. Die Leute sind wahnsinnig nett, man lernt viele Menschen aus anderen Kulturen kennen und ein anderes medizi-nisches System, das den eigenen Horizont erweitert. Natürlich wird das Englisch um einiges aufpoliert – nach ein paar Tagen spricht und versteht man alles wie selbstverständlich! Ich denke, an so einer Erfahrung kann man nur wachsen und jeder sollte die Chance nutzen, wenn er sie hat. Übermäßig viel zusätz-liches Fachwissen konnte ich mir nicht gerade aneignen. Aber das hängt auch immer von einem per-sönlich ab, ich habe es eher genos-

sen, den OPs (vor allem zum Ende hin) schnell zu entwischen, um dann New York unsicher zu machen. Wer in meine Fußstapfen treten sollte, für den noch ein Tipp: Es gibt viele Vergünstigungen über das Krankenhaus – z.B. für den Broad-way, für Baseball- und Football-spiele und viele andere Dinge. Das sollte man unbedingt nutzen!

Fortsetzung aus der MEDI-LEARN Zeitung

Durch den BehördendschungelVorbereitung auf das PJ-Tertial in New Yorkvon Flavia Deutscher

tomie und Psychologie/Soziologie gleich geben. Dann hab ich morgen frei. Ich verspreche auch, keinem zu sagen, was drankommt!

Ein passables GefühlEine halbe Stunde vor Abpfiff bin ich fertig. Und nein, ich gucke nichts noch mal durch, hab ich schon in der Schule nie gemacht. Da macht man eh nur noch Fehler rein. Wie gesagt, ich weiß, was ich weiß, und ich bezweifle stark, dass ich während der Hirnfolter der letzten Stunden zu neuem Wis-sen gelangt sein sollte. Ich sitze da, sehe die Wand an und aus dem Fenster. Ein Kommilitone hat of-fensichtlich kein Taschentuch und zieht immer die Nase hoch. Es klingt fast so, als würde er heulen. Hm na ja, vielleicht ist er ja wirk-lich nicht erkältet. Ich hingegen habe ein einigermaßen passables Gefühl. Natürlich nicht eupho-risch, dafür habe ich zu viel raten müssen und habe mich von den fiesen Fragestellern aus Mainz (da sitzt das sagenumwobene Institut für medizinische und pharmazeu-tische Prüfungsfragen) bestimmt aufs Glatteis führen lassen, aber ich habe auch nicht das Gefühl, dass ich mit Pauken und Trompe-ten durchgerauscht bin. Die Zeit vergeht ätzend langsam, aber ich muss sitzen bleiben, um die ande-ren nicht zu stören.

Schluss für heute!Dann ist doch plötzlich 13:13 Uhr (na, wenn das mal kein Glück ist). Schluss, Zettel abgeben und das war’s. Für heute. Morgen der ganze Drill noch mal. Jetzt geht es erstmal nach Hause. Dort muss ich noch für Psychologie und Sozio-logie lernen, was wahrscheinlich das Fach ist, für das die meisten am wenigsten tun. Zu Recht üb-rigens. Das hat damals bei der Klausur schon mal mit nur einem Tag lernen funktioniert – und ich beabsichtige diesen Erfolg zu wie-derholen!

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September/Oktober 20084Seite MLZDigitaler Nachschlag

Mehr Geld fürs StudiumBildungskredite, Darlehen und Fonds von Dominika Sobeckil

Bei der Aufnahme eines Studiums stellt sich immer auch die Frage nach der Finanzierung. Im Ge-gensatz zu einem Azubi verdienst du als Student mit deiner Hoch-schulausbildung kein Geld, muss aber trotzdem zahlreiche Kosten tragen: Lebenserhaltung, Seme-stergebühren, Lehrmittel und in zahlreichen Bundesländern auch Studiengebühren von rund 500 Euro pro Semester. Neben den herkömmlichen Finan-zierungsmöglichkeiten wie Jobben, BAföG, Stipendium und familiärer Unterstützung besteht die Mög-lichkeit eines Bildungskredites, wie sie seit drei Jahren vermehrt in Deutschland angeboten werden.

Bildungskredit ist nicht gleich Bildungskredit Es bestehen zahlreiche staatliche und private Angebote an Bildungs-krediten, Bildungsdarlehen und Bildungsfonds, die sich in ihrem Verwendungszweck und – zum Teil erheblich – in ihrer konkreten Aus-gestaltung unterscheiden. So verbinden die einzelnen Anbieter ihre Kredite mit unterschiedlichen Forderungen wie etwa finanziellen Sicherheiten oder bestimmten Versi-cherungstypen. Von Kreditinstitut zu Kreditinstitut variieren die Gesamt-kosten, die bei der Rückzahlung auf dich zukommen. Sie hängen unter anderem von der Höhe der monat-lichen Auszahlungssumme und den anfallenden Zinsen ab.

Auch die Art der Rückzahlung ist nicht bei allen Anbietern gleich. Bei den meisten Anbietern musst du den Kredit in festen Raten ab-stottern. Bei anderen richten sich die von dir zu leistenden Zahlungen nach der Höhe deines zukünftigen Einkommens.

Ein Fach- bzw. Ortswechsel wäh-rend des Studiums ist meist nur mit einem Kredit möglich, der auf die Abdeckung deiner Lebenserhal-tungskosten zielt möglich, nicht aber bei Krediten, die für die Fi-nanzierung von Studiengebühren gedacht sind. Die Finanzierung eines Auslands-studiums sehen nur wenige Kre-ditanbieter vor. In der Regel kein Problem hingegen stellen kürzere Aufenthalte dar, zum Beispiel ein Auslandssemester. Manche Kredi-tinstitute bieten zusätzliche Aus-zahlungen bei größeren Anschaf-fungen bzw. unvorhergesehenen Ausgaben. Darüber hinaus locken viele Angebote mit kostenlosen Karriere-Workshops.

1. Studienbeitrags-darlehen der LänderZur Refinanzierung von Studienge-bühren bietet jedes Bundesland, in dem diese Beiträge gezahlt werden müssen, ein so genanntes Studien-beitragsdarlehen an. Dieses wird durch die Förderbanken der ein-zelnen Länder bzw. durch die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ausgereicht. Das Finanzierungsan-gebot der Länder ist gerade unter BAföG-Empfängern sehr beliebt. Denn wenn die Summe der Rück-zahlungen von BAföG-Geldern und Studienbeitragsdarlehen eine be-stimmte Höhe überschreitet, verfal-len die Rückzahlungen teilweise. Besonders gut haben es in dieser Hinsicht die BAföG-Empfänger aus Nordrhein-Westfalen: Ihnen werden weit reichende Möglichkeiten zum Erlass der Rückzahlungspflicht ge-boten. Allerdings: Diese Regelung gilt allerdings nur für Studenten, die aus NRW stammen – für Zuge-zogene gilt sie nicht.

2. KfW-Kredit Der KfW-Kredit wird bundesweit von den Studentenwerken sowie von ausgewählten Banken und Sparkassen vergeben. Der offizielle Verwendungszweck des Kredites ist die Refinanzierung der Lebens-erhaltungskosten. Er ist allgemein

leicht zugänglich und bietet, im Vergleich zu den Krediten privater Anbieter, ein relatives Maß an sozi-aler Sicherheit.

3.Private KreditinstituteAuch verschiedene Großbanken, Volks- und Raiffeisenbanken so-wie Sparkassen bieten bundesweit oder lokal begrenzt Kredite an, die sich in ihrer Ausgestaltung zum Teil stark unterscheiden. Manche privaten Kreditinstitute (hier insbe-sondere die Dresdner Bank) bieten Studierenden die Freiheit, sich nicht ein für alle Mal auf eine monatliche Auszahlungshöhe festzulegen, son-dern diese im Verlauf des Studiums nach Bedarf erhöhen oder senken zu können.

4. Bildungsfond-KonzepteSo genannte Bildungsfond-Konzepte werden von den Unternehmen Ca-reerConcept und Deutsche Bildung angeboten. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Krediten da-durch, dass die Förderungsfonds von Anlegern finanziert werden. Die Geförderten zahlen nach Studien-abschluss eine bestimmte Zeit lang einen bestimmten Prozentsatz ihres Einkommens zurück. Die Kreditbe-dingungen orientieren sich an den

heutigen und zukünftigen Leistungen des Studierenden, weswegen gerade bei CareerConcept vergleichsweise viele Bewerber abgelehnt werden.

5. Studienabschlussdar-lehenDas Bundesverwaltungsamt und die Studentenwerke Nordrhein-West-falens bieten ein Studienabschluss-darlehen. Es soll dazu dienen, Studierende, die sich in der letzten Phase ihres Studiums befinden, fi-nanziell zu unterstützen und einen zügigen Abschluss zu ermöglichen. Das Darlehen ist zinsfrei.

Wie viel Geld bekomme ich denn?Die Bildungskredite der einzelnen Anbieter sind in der Regel auf ver-gleichsweise niedrige Auszahlungs-summen begrenzt. Die meisten bundesweit agierenden, staatlichen wie privaten Kreditinstitute bieten monatliche Auszahlungen von etwa 300 bis zu 480 Euro an. Hiervon weichen lediglich der Kredit der Deutschen Bank und der Bildungs-fond von CareerConcept stark ab, bei denen Auszahlungen in Höhe von 670 Euro bzw. 800 Euro im Monat möglich sind. Die Auszah-lungssummen lokaler Anbieter, z.B. örtlicher Sparkassen, liegen zwischen 170 und 450 Euro.

Staatliche Angebote führenInsgesamt wurden 2007 über 110.000 Studienkredite, -darlehen und -fonds abgeschlossen. Dabei lässt sich feststellen, dass staat-liche Finanzierungsangebote bei den Studierenden weitaus beliebter sind als private: Mit über 70.000 Abschlüssen ist das Studienbei-tragsdarlehen der Länder das mit Abstand am häufigsten in Anspruch genommene Angebot. Platz zwei belegt der KfW-Studienkredit, der bundesweit ca. 18.000 Mal verge-ben wurde. Auf Platz drei liegt mit über 14.000 Abschlüssen der Studi-enabschlussdarlehen des Bundes-verwaltungsamtes.

Bildungskredit – was für mich?Ein Bildungskredit ist in vielen Fällen ein guter Weg, die mit dem Studium verbundenen Kosten teil-weise oder vollständig zu decken. Ob diese Art der Finanzierung für dich in Frage kommt und wenn ja, welches der zahlreichen verschie-denen Angebote deinen Bedürfnis-sen am besten entspricht, bedarf ge-nauer Abwägung. Konkreter: einer Kalkulation.

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September/Oktober 2008 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

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III · Allgemeine und Spezielle Sinnesphysiologie432

III

ä 19.2. Riechstörungen

Verlaufsformen. Bei Riechstörungen kann man verschie-den schwere Verlaufsformen unterscheiden:5 Anosmie ist der komplette Verlust des Geruchs-

sinnes,5 von partieller Anosmie spricht man bei teilweisem

Verlust von Duftklassen,5 von Hyposmie bei verminderter Riechleistung.

Ursachen. Genetische bedingte partielle Geruchsstö-rungen sind häufig, wobei die Ursachen meist in einem Defekt des Rezeptorproteins zu suchen sind, seltener spielen zentrale Missbildungen eine Rolle. Eine angebo-rene komplette Anosmie ist eine seltene Erkrankung. Am häufigsten wird sie für das sog. Kallman-Syndrom be-schrieben, ebenso beim Turner-Syndrom (X0). Die meis-

ten Störungen des Geruchssinns beruhen auf einer respira-torischen oder konduktiven Störung. Hierzu zählen neben den Grippehyposmien und -anosmien auch Nasenfremd-körper, Tumoren, Polypen und pharmakologisch chemische und industrielle Schadstoffe (Blei-, Zyanid- und Chlorver-bindungen). Riechstörungen, die ihre Ursache im zentralen Bereich haben, sind meist traumatisch, degenerativ oder durch hirnorganische Prozesse bedingt. Hierbei spielen Schädel-Hirn-Traumen nach schweren Kopfverletzungen, sowie subdurale Blutungen und Tumoren der vorderen Schädelgruppe eine wichtige Rolle. Auch bei einem Teil der Schizophrenien und Epilepsien treten Geruchshalluzinatio-nen auf, und neurodegenerative Erkrankungen, wie Alz-heimer oder Parkinson, zeigen eine ausgeprägte Hyposmie als Erstsymptomatik.

. Abb. 19.7. Riechrezeptorproteine. A Schematische Darstellung der sieben transmembranen Domänen eines menschlichen Riech-rezeptorproteins. B Dreidimensionales Modell eines Riechrezeptors, abgeleitet aus Strukturdaten des Sehfarbstoffes Rhodopsin. C Ver-teilung von zwei unterschiedlich gefärbten Riechsinneszellen in der

Riechschleimhaut, die den Rezeptor R14 bzw. R18 exprimieren. D Topographisches Expressionsmuster von olfaktorischen Rezeptor-subtypen im Riechepithel der Ratte. Die Rezeptormarkierung wurde durch die in situ Hybridisierungstechnik erreicht. (Nach Professor Breer, Universität Hohenheim, mit freundlicher Genehmigung)

nesphysiologie

en auf einer respira-ierzu zählen nebenauch Nasenfremd-

akologisch chemischeanid- und Chlorver-

e Ursache im zentralenh, degenerativ oder

ngt. Hierbei spielenen Kopfverletzungen,

moren der vorderen. Auch bei einem Teil derten Geruchshalluzinatio-rkrankungen, wie Alz-e ausgeprägte Hyposmie

den Rezeptor R14 bzw. R18 exprimieren.pressionsmuster von olfaktorischen Rezeptor-thel der Ratte. Die Rezeptormarkierung wurdeidisierungstechnik erreicht. (Nach Professor

henheim, mit freundlicher Genehmigung)

Kapitel 19 · Geschmack und Geruch

19433transmembranäre Domänen besitzen (. Abb. 19.7 A, B). Jede Riechzelle stellt vermutlich nur einen oder wenige Typen von Rezeptorproteinen her, sodass es ca. 350 Spezialisten unter den Riechsinneszellen gibt (. Abb. 19.7 C). Mithilfe der In-situ-Hybridisierungstechnik konnte eine solche An-ordnung spezifischer Rezeptorneurone in vier Expressions-zonen – symmetrisch für beide Nasenhälften – nachgewie-sen werden (. Abb. 19.7 D). Sie ist Grundlage der Chemo-topie des olfaktorischen Systems.

Reiztransduktion. Der Kontakt zwischen Duftstoff und Rezeptor löst einen intrazellulären Signalverstärkungsme-chanismus (second messenger-Kaskade) aus (. Abb. 19.8 A). Biochemische Methoden zeigten, dass die Bindung eines Duftmoleküls an den spezifischen Rezeptor ein Golf-Protein aktiviert und dies wiederum das Enzym Adenylatzyklase. Dies führt dazu, dass die Konzentration von cAMP in der Zelle schnell ansteigt und wieder abfällt. Mithilfe der patch clamp-Technik war es möglich, selbst aus den sehr feinen Zilienstrukturen (< 0,5 μm) kleine Membranflecken aus-zustanzen (. Abb. 19.8 B). Experimente daran zeigten, dass von der zytosolischen Seite der Zellmembran aus durch cAMP direkt Ionenkanäle unspezifisch permeabel für ein- und zweiwertige Kationen geöffnet werden können (. Abb. 19.8 C). Sie gehören zur Superfamilie der durch zy-klische Nukleotide (cAMP/cGMP) aktivierten Ionenka-näle, den sog. CNG-Kanälen (s. auch Sehtransduktion). Die Aktivierung eines einzigen Rezeptorproteins durch ein Duftmolekül kann 1.000–2.000 solcher cAMP-Moleküle erzeugen und entsprechend viele Ionenkanäle öffnen. Dies erklärt die ungewöhnlich niederen Schwellenwerte für be-stimmte Duftstoffe. Die einströmenden Kationen (Na+, Ca2+) bewirken eine Depolarisation, das Rezeptorpotenzial der Zelle. Am Übergang zum Nervenfortsatz werden diese lokalen Potenziale in eine Erhöhung der Aktionspotenzial-frequenz umgesetzt.3Adaptation. An diesen CNG-Kanälen wurde eine funktionell wich-

tige Ca2+-Empfindlichkeit gefunden. Je weniger Ca2+-Ionen auf der

Innenseite der Membran, desto höher ist die Öffnungswahrscheinlich-

keit des Kanals. Da Ca2+ durch den Kanal fließt, wird sich kurze Zeit nach

Kanalöffnung die Ca2+-Konzentration in der Zelle erhöhen und unter

Mitwirkung von Calmodulin den Kanal abschalten (. Abb. 19.8 D). Ein

Prozess, der zur Adaptation auf zellulärer Ebene beiträgt. Das ein-

strömende Ca2+ kann zusätzlich Ca2+-aktivierte Chloridkanäle öffnen

und durch den erhöhten Chloridausstrom zur Verstärkung der Depola-

risation beitragen.

Elektrische Zellsignale! Die Reaktionen der Sinneszellen auf Duftreize können

bis auf das molekulare Niveau mit elektrophysiologischen

Methoden verfolgt werdenDie Elektrophysiologie (Elektroolfaktogramm, Rezeptor-potenziale, Aktionspotenziale) ermöglicht, die Reaktion der Sinneszellen auf Duftreize zu registrieren. Die Ampli-

. Abb. 19.8. Schema der Transduktionskaskade in Riechzellen.

A Die Bindung eines Duftstoffmoleküls an ein spezifisches Rezeptor-

protein bewirkt eine G-Protein-vermittelte Aktivierung der Adenylat-

zyklase (AC), die einen Anstieg von cAMP in der Zelle hervorruft. cAMP

kann direkt einen unspezifischen Kationenkanal in der Membran des

Sinneszelldendriten öffnen. B Schema der Entnahme eines Membran-

fleckchens aus dem Zilium einer Riechsinneszelle mithilfe der patch

clamp-Pipette. Die zytoplasmatische Seite der entnommenen Mem-

bran zeigt nach außen (inside out-Konfiguration). Auf diese Weise kann

die Wirkung von Reizsubstanzen auf Rezeptor-Kanal-Komplexe der

Membraninnenseite getestet werden. C Reaktion einer Riechsinnes-

zelle auf Zugabe von Duftstoff. Nach kurzer Latenz (ca. 200 ms) erfolgt

die Öffnung von Ionenkanälen in der Zellmembran, die auf der Akti-

vierung einer second messenger-vermittelten Transduktionskaskade

beruht. Die untersten Spuren zeigen cAMP-aktivierte Kationenkanäle

in höherer Zeitauflösung. (Nach Zufall et al. 1993). D Kalziumeinstrom

blockiert mithilfe von Kalziumcalmodulin den cAMP-aktivierten Ka-

tionenkanal (Adaptation). E Rezeptorpotenzial einer Riechzelle des

Frosches, die mit o- (links) und p-Hydrobenzaldehyd (rechts) stimuliert

wurde. Beachte den großen Wirkungsunterschied trotz der sehr ähn-

lichen Struktur der Duftmoleküle

er Transduktionskaskade in Riechztstoffmoleküls an ein spezifisches Rezotein-vermittelte Aktivierung der Adestieg von cAMP in der Zelle hervorruffischen Kationenkanal in der Membran. B Schema der Entnahme eines Memeiner Riechsinneszelle mithilfe der pamatische Seite der entnommenen Mede out-Konfiguration). Auf diese Weisenzen auf Rezeptor-Kanal-Komplexe dt werden. C Reaktion einer Riechsinneff. Nach kurzer Latenz (ca. 200 ms) erfn in der Zellmembran, die auf der Akter-vermittelten Transduktionskaskadezeigen cAMP-aktivierte Kationenkanäh Zufall et al. 1993). D Kalziumeinstroalmodulin den cAMP-aktivierten Ka-zeptorpotenzial einer Riechzelle des-Hydrobenzaldehyd (rechts) stimulierkungsunterschied trotz der sehr ähn-e

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Einnahmen und Ausgaben kalkulierenZuerst solltest du darüber nachden-ken, ob die Aufnahme eines Bil-dungskredites in deinem Falle tat-sächlich notwendig ist. Stelle dafür deine übrigen Einnahmen während des Studiums (Jobs, BAföG, elter-liche Zahlungen etc.) den durch-schnittlichen monatlichen Ausga-ben gegenüber. Falls sich hier eine Finanzlücke ergibt, entspricht der Betrag der aufzunehmenden Kre-dithöhe. Aber: Du solltest dann nicht gleich losrennen, sondern zu-nächst darüber nachdenken, ob das Finanzdefizit sich eventuell durch Einsparungen beseitigen ließe oder ob es sich dabei nur um eine tem-poräre „Durststrecke“ handelt, die notfalls auch ohne Kredit über-brückbar ist. Was ist mir wichtig?Wenn du dann feststellst, dass es sich um ein dauerhaftes Defizit handelt und ein Bildungskredit dir mehr finanziellen Spielraum gibt, gilt es festzulegen, welche Anfor-derungen das Kreditangebot dei-ner Wahl erfüllen muss. Welche Punkte sind für dich wichtig? Soll das Kreditangebot vor allem leicht zugänglich sein? Möchtest du die Verschuldung so niedrig wie mög-lich halten? Oder legst du besonde-ren Wert auf bestimmte Sonderlei-stungen, wie die Finanzierung von Auslandsaufenthalten? Trau, schau wemWenn du deine persönlichen Prä-ferenzen gesetzt hast, kannst du die einzelnen Anbieter sinnvoll miteinander vergleichen. Zu die-sem Zweck empfiehlt sich die kostenlose Vergleichsstudie „Stu-dienkredit-Test“ der CHE Consult GmbH (Adresse unten). Das Unter-nehmen ist eine Ausgründung der CHE Gemeinnützigen Centrum für Hochschulentwicklung GmbH. Sie arbeitet seit 2001 als Beratungsge-sellschaft für Hochschulen mit dem Ziel, deren Handlungsfähigkeit zu verbessern. Für 2008 ist zum drit-ten Mal ein ausführlicher und über-sichtlicher Vergleich der deutschen Anbieter von Bildungskrediten, -darlehen und -fonds aufgestellt worden.

Angebote einholenHast du einige Anbieter in die en-gere Wahl geschlossen, kannst du diese kontaktieren und dir in einem Beratungsgespräch ein konkretes Angebot einholen. Hierbei hast du die Gelegenheit dich über den ak-tuellen Stand des Kreditangebotes zu informieren und eventuell ist das Kreditinstitut sogar bereit, in bestimmten Punkten auf deine indi-viduellen Bedürfnisse einzugehen. Auf jeden Fall solltest du nichts auf Anhieb unterschreiben, sondern auch ein anscheinend gutes An-gebot noch mal in Ruhe zu Hause überdenken und es mit anderen ver-gleichen.

Ein Studium ist bezahlbar!Auch wenn besonders die in vie-len Bundesländern anfallenden Studiengebühren erhebliche Zu-satzkosten verursachen, solltest du dich dadurch nicht voreilig von der Hochschullaufbahn abhalten las-sen. Prinzipiell gilt: Ein Studium ist bezahlbar! Wenn die traditionellen Arten der Studienfinanzierung in deinem Fall nicht ausreichen, kann ein Bildungskredit die Lösung sein. In den letzten Jahren sind zahl-reiche unterschiedliche Angebote entstanden. Wichtig ist, dass du dir diesen Schritt gut überlegst und mit den oben genannten Tipps durchplanst. Du solltest keine unnötige finan-zielle Belastung eingehen und ein Angebot wählen, das deinen in-dividuellen Bedürfnissen optimal entspricht.

Eine erhebliche Entscheidungshilfe bietet dir die CHE mit ihrem kosten-losen „Studienkredit-Test“ sowie der „Kurzinformation Studienkredite“: www.che-studienkredit-test.de

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