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Unfallchirurgie ,~ Urban & Vogel 1992 Editorial Q ualit~it, das zeigt sich in besonderer Weise im Zusammenhang mit den Uberlebens- und Wieder- herstellungsaussichten des Schwerstverletzten, ist nur dann dauerhaft zu gew~ihrleisten, wenn man sich konti- nuierlich und unter gezieltem Einsatz aller erforderli- chert und geeignet erscheinenden Kr~ifte und Mal3nah- men bemtiht, den erreichten Standard der unfallmedizi- nischen Versorgung weiter zu verbessern. Die Behandlung des als Multiplikat lebensbedrohlicher tZinzelverletzungen definierten Polytraumas ist, wie die Entwicklung der letzten 30 Jahre eindeutig best~itigt, eine Aufgabe, deren Bew~iltigung nur durch koordi- niertes und integratives Zusammenwirken aller betei- ligten Fachgebiete und Fachkr~i~e gelingen kann. Im Rahmen der gew~ihlten Leitthematik soil ein lJber- blick tiber den derzeitigen Stand der klinischen Trauma- forschung wie auch tiber Stand und Erfordernis der pr~i- klinischen Unfallversorgung und der anschliegenden interdisziplin~iren Weiterversorgung im Krankenhaus vermittelt werden. Dartiber hinaus sollen auch der mit dieser Gesamtproblematik nicht kontinuierlich befal3te Leser, der verantwortungsbewul3te Politiker wie der unfallgef~ihrdete Btirger einen Eindruck von den M6g- lichkeiten und Erfordernissen einer qualifizierten medi- zinischen Versorgung der Schwerverletzten gewinnen kOnnen; dies unter Einschlut3 der ftir die diskutierten Aufgaben geltenden Rechtsgrundlagen, abet auch der humanit~iren und volkswirtschaftlichen Bedeutung der Rehabilitation nach schwerem Unfalltrauma. Schwerstkranke und Schwerstverletzte, das darf in die- sere Zusammenhang nicht unbeachtet bleiben, laufen zunehmend Gefahr, dab sie in der Notfallsituation kei- nen Platz in einem geeigneten Krankenhaus finden. Die bislang vorztiglich funktionierende Rettungskette droht an der Ttir des Krankenhauses abzureil3en. Ursache hierftir ist vor allem der Manuel an qualifizierten und in der Versorgung Unfallverletzter trainierten Pflegekr~if- ten wie auch der Manuel an vorrangig ftir die notfall- m~il3ige Versorgung Unfallverletzter verftigbaren In- tensivbetten. Hinzu kommt, dab die derzeitige Krankenhausfinanzie- rung und die in ihrem Rahmen entwickelte ,,Sonderent- geltmedizin" die Entwicklung einer marktwirtschaftli- chen und risikobegrenzten Elektivmedizin begiinstigen. Demgegeniiber werden am medizinisch Notwendigen orientierte und personell wie materiell aufwendige Bereiche der Medizin, zum Beispiel die Versorgung der Schwerverletzten, eindeutig benachteiligt und in ihrer wirtschaftlichen Existenz gef~ihrdet. Aus diesem Grunde soll die Leitthematik dieses Heftes Arzten, Krankenhaustr~igern, Politikern und Offent- lichkeit deutlich machen, dab der in der Versorgung der Unfallverletzten erreichte Standard nur dann lfingerfri- stig und fl~ichendeckend gew~ihrleistet werden kann, wenn die Qualittit der unfallmedizinischen Versorgung zur 6ffentlichen Aufgabe erkl~irt wird. Die (struktu- relle, personelle und materielle) Sicherstellung einer dem Stand der wissenschaftlich-klinischen Entwicklung angemessenen unfallmedizinischen Versorgung wird nur dann gelingen, wenn die hierzu erforderlichen gesundheitspolitischen Entscheidungen unverztiglich getroffen und konsequent durchgeftihrt werden. Das vorliegende Heft ist Herrn Professor Dr. Hermann Ecke, Begrtinder und leitender Herausgeber dieser Zeitschrift von 1975 bis 1991, gewidmet, dessen chirur- gisches Leben und Wirken vor allem bestimmt war yon seinem nicht nachlassenden Einsatz ftir die bestmtSg- liche Behandlung des Schwerstverletzten. A. Pal~nike Die Mehrzahl der in diesem Heft zusammengefagten Beitrtige wurde auf einem von Prof. Ecke geplanten und zu seinem Geden- ken durchgeftihrten Symposion am 11./12.Oktober 1991 in Bad Nauheim vorgetragen. Unfallchirurgie 18 (1992), 63 (Nr. 2) 63

Editorial

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Unfallchirurgie ,~ Urban & Vogel 1992

Editorial

Q ualit~it, das zeigt sich in besonderer Weise im Zusammenhang mit den Uberlebens- und Wieder-

herstellungsaussichten des Schwerstverletzten, ist nur dann dauerhaft zu gew~ihrleisten, wenn man sich konti- nuierlich und unter gezieltem Einsatz aller erforderli- chert und geeignet erscheinenden Kr~ifte und Mal3nah- men bemtiht, den erreichten Standard der unfallmedizi- nischen Versorgung weiter zu verbessern.

Die Behandlung des als Multiplikat lebensbedrohlicher tZinzelverletzungen definierten Polytraumas ist, wie die Entwicklung der letzten 30 Jahre eindeutig best~itigt, eine Aufgabe, deren Bew~iltigung nur durch koordi- niertes und integratives Zusammenwirken aller betei- ligten Fachgebiete und Fachkr~i~e gelingen kann.

Im Rahmen der gew~ihlten Leitthematik soil ein lJber- blick tiber den derzeitigen Stand der klinischen Trauma- forschung wie auch tiber Stand und Erfordernis der pr~i- klinischen Unfallversorgung und der anschliegenden interdisziplin~iren Weiterversorgung im Krankenhaus vermittelt werden. Dartiber hinaus sollen auch der mit dieser Gesamtproblematik nicht kontinuierlich befal3te Leser, der verantwortungsbewul3te Politiker wie der unfallgef~ihrdete Btirger einen Eindruck von den M6g- lichkeiten und Erfordernissen einer qualifizierten medi- zinischen Versorgung der Schwerverletzten gewinnen kOnnen; dies unter Einschlut3 der ftir die diskutierten Aufgaben geltenden Rechtsgrundlagen, abet auch der humanit~iren und volkswirtschaftlichen Bedeutung der Rehabilitation nach schwerem Unfalltrauma.

Schwerstkranke und Schwerstverletzte, das darf in die- sere Zusammenhang nicht unbeachtet bleiben, laufen zunehmend Gefahr, dab sie in der Notfallsituation kei- nen Platz in einem geeigneten Krankenhaus finden. Die bislang vorztiglich funktionierende Rettungskette droht an der Ttir des Krankenhauses abzureil3en. Ursache hierftir ist vor allem der Manuel an qualifizierten und in der Versorgung Unfallverletzter trainierten Pflegekr~if- ten wie auch der Manuel an vorrangig ftir die notfall-

m~il3ige Versorgung Unfallverletzter verftigbaren In- tensivbetten.

Hinzu kommt, dab die derzeitige Krankenhausfinanzie- rung und die in ihrem Rahmen entwickelte ,,Sonderent- geltmedizin" die Entwicklung einer marktwirtschaftli- chen und risikobegrenzten Elektivmedizin begiinstigen. Demgegeniiber werden am medizinisch Notwendigen orientierte und personell wie materiell aufwendige Bereiche der Medizin, zum Beispiel die Versorgung der Schwerverletzten, eindeutig benachteiligt und in ihrer wirtschaftlichen Existenz gef~ihrdet.

Aus diesem Grunde soll die Leitthematik dieses Heftes Arzten, Krankenhaustr~igern, Politikern und Offent- lichkeit deutlich machen, dab der in der Versorgung der Unfallverletzten erreichte Standard nur dann lfingerfri- stig und fl~ichendeckend gew~ihrleistet werden kann, wenn die Qualittit der unfallmedizinischen Versorgung zur 6ffentlichen Aufgabe erkl~irt wird. Die (struktu- relle, personelle und materielle) Sicherstellung einer dem Stand der wissenschaftlich-klinischen Entwicklung angemessenen unfallmedizinischen Versorgung wird nur dann gelingen, wenn die hierzu erforderlichen gesundheitspolitischen Entscheidungen unverztiglich getroffen und konsequent durchgeftihrt werden.

Das vorliegende Heft ist Herrn Professor Dr. Hermann Ecke, Begrtinder und leitender Herausgeber dieser Zeitschrift von 1975 bis 1991, gewidmet, dessen chirur- gisches Leben und Wirken vor allem bestimmt war yon seinem nicht nachlassenden Einsatz ftir die bestmtSg- liche Behandlung des Schwerstverletzten.

A. Pal~nike

Die Mehrzahl der in diesem Heft zusammengefagten Beitrtige wurde auf einem von Prof. Ecke geplanten und zu seinem Geden- ken durchgeftihrten Symposion am 11./12. Oktober 1991 in Bad Nauheim vorgetragen.

Unfallchirurgie 18 (1992), 63 (Nr. 2) 63