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HMD 287 3 Editorial »Welcome to the Social Media Revolution« titel- te BBC News kürzlich eine ihrer Berichterstat- tungen. Umgangssprachlich verstehen wir un- ter Revolution einen radikalen Wechsel oder gar Umsturz bestehender politischer und gesell- schaftlicher Ordnungen. Sie wird entweder von einer Avantgarde getragen und erobert sich schrittweise breitere Bevölkerungsschichten oder sie löst sich durch eine Massenbewegung aus. Spontan denken wir an die Französische Re- volution (1789 bis 1799), die unseren europä- ischen Demokratisierungsprozess stark geprägt hat. Können wir aber von einer Social-Media- Revolution sprechen? Ja klar, denken viele und verweisen auf die Revolution in Ägypten im Ja- nuar 2011, die ohne Twitter, Facebook und Co. kaum vorstellbar gewesen wäre. Die Massenbe- wegung richtete sich gegen das bestehende Regime unter der Führung ihres Präsidenten Muhammad Husni Mubarak. Sie bildete einen Teil des arabischen Frühlings mit Protesten, Auf- ständen und weiteren Revolutionen in der ara- bischen Welt. In unserem Schwerpunktheft »Social Media« geht es nicht um politischen Umsturz oder tief greifenden gesellschaftlichen Wandel. Unter Social Media verstehen wir webbasierte Medien und Werkzeuge, damit die Nutzer untereinander und in Gemeinschaften mediale Inhalte gestal- ten und austauschen können. Soziale Inter- aktionen und kollaboratives Arbeiten sollen klas- sische Kommunikationsformen (one to many) durch vernetzte Dialoge und Zusammenar- beitsformen (many to many) ersetzen. Unter der Nutzung von Web 2.0 (Social Web) und Web 3.0 (Semantic Web) wird eine Demokrati- sierung beim Erstellen, Bearbeiten und Vertei- len von multimedialen Inhalten wie Text, Bild, Audio oder Video angestrebt. Im vorliegenden HMD-Heft finden Sie, liebe Leser, eine Fülle von nützlichen Erfahrungen: Es werden Chancen und Risiken für ein Corporate Blog diskutiert, Fallstricke aufgezeigt beim kollaborativen Schreiben im Web oder die Po- tenziale des Social Workplace im Unternehmens- alltag hinterfragt. Wie verändert sich die Me- diengesellschaft, wenn die bisherigen Rezipien- ten plötzlich Multimediainhalte erstellen und publizieren möchten? Trägt das Community Marketing zum Unternehmenserfolg bei? Wie prägt Social Media künftige Lehr- und Lernum- gebungen? Wie immer können Sie unsere Bei- träge kommentieren und ergänzen. Am ein- fachsten nutzen Sie dazu unser HMD-Blog un- ter http://hmdblog.dpunkt.de! Mit freundlichem Gruß aus der Schweiz Diana Ingenhoff Andreas Meier P.S.: Diana Ingenhoff ist eine Expertin auf dem Ge- biet Medien- und Kommunikationswissenschaften und hat als Gastherausgeberin das Schwerpunkt- heft mitgestaltet.

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HMD 287 3

Editorial »Welcome to the Social Media Revolution« titel-te BBC News kürzlich eine ihrer Berichterstat-tungen. Umgangssprachlich verstehen wir un-ter Revolution einen radikalen Wechsel oder garUmsturz bestehender politischer und gesell-schaftlicher Ordnungen. Sie wird entweder voneiner Avantgarde getragen und erobert sichschrittweise breitere Bevölkerungsschichtenoder sie löst sich durch eine Massenbewegungaus. Spontan denken wir an die Französische Re-volution (1789 bis 1799), die unseren europä-ischen Demokratisierungsprozess stark geprägthat.

Können wir aber von einer Social-Media-Revolution sprechen? Ja klar, denken viele undverweisen auf die Revolution in Ägypten im Ja-nuar 2011, die ohne Twitter, Facebook und Co.kaum vorstellbar gewesen wäre. Die Massenbe-wegung richtete sich gegen das bestehendeRegime unter der Führung ihres PräsidentenMuhammad Husni Mubarak. Sie bildete einenTeil des arabischen Frühlings mit Protesten, Auf-ständen und weiteren Revolutionen in der ara-bischen Welt.

In unserem Schwerpunktheft »Social Media«geht es nicht um politischen Umsturz oder tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. UnterSocial Media verstehen wir webbasierte Medienund Werkzeuge, damit die Nutzer untereinanderund in Gemeinschaften mediale Inhalte gestal-ten und austauschen können. Soziale Inter-aktionen und kollaboratives Arbeiten sollen klas-sische Kommunikationsformen (one to many)durch vernetzte Dialoge und Zusammenar-beitsformen (many to many) ersetzen. Unterder Nutzung von Web 2.0 (Social Web) und

Web 3.0 (Semantic Web) wird eine Demokrati-sierung beim Erstellen, Bearbeiten und Vertei-len von multimedialen Inhalten wie Text, Bild,Audio oder Video angestrebt.

Im vorliegenden HMD-Heft finden Sie, liebeLeser, eine Fülle von nützlichen Erfahrungen: Eswerden Chancen und Risiken für ein CorporateBlog diskutiert, Fallstricke aufgezeigt beimkollaborativen Schreiben im Web oder die Po-tenziale des Social Workplace im Unternehmens-alltag hinterfragt. Wie verändert sich die Me-diengesellschaft, wenn die bisherigen Rezipien-ten plötzlich Multimediainhalte erstellen undpublizieren möchten? Trägt das CommunityMarketing zum Unternehmenserfolg bei? Wieprägt Social Media künftige Lehr- und Lernum-gebungen? Wie immer können Sie unsere Bei-träge kommentieren und ergänzen. Am ein-fachsten nutzen Sie dazu unser HMD-Blog un-ter http://hmdblog.dpunkt.de!

Mit freundlichem Gruß aus der Schweiz

Diana Ingenhoff

Andreas Meier

P.S.: Diana Ingenhoff ist eine Expertin auf dem Ge-biet Medien- und Kommunikationswissenschaftenund hat als Gastherausgeberin das Schwerpunkt-heft mitgestaltet.