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Janina Kropfitsch Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand Eine Untersuchung an fünf Kärntner Chören DIPLOMARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Magistra der Naturwissenschaften Diplomstudium Psychologie Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Fakultät für Kulturwissenschaften Begutachterin: Mag. a Dr. in Sabine Strauß Institut für Psychologie Juli 2011

Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

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Page 1: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

Janina Kropfitsch

Effekte des aktiven Chorsingens auf den

emotionalen Zustand

Eine Untersuchung an fünf Kärntner Chören

DIPLOMARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades

Magistra der Naturwissenschaften

Diplomstudium Psychologie

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Fakultät für Kulturwissenschaften

Begutachterin: Mag.a Dr.in Sabine Strauß

Institut für Psychologie

Juli 2011

Page 2: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

2

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit

selbstständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten

selbst erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die

angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle aus gedruckten, ungedruckten

oder dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen

Formulierungen und Konzepte sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche

Arbeiten zitiert und durch Fußnoten bzw. durch andere genaue Quellen-

angaben gekennzeichnet. Die während des Arbeitsvorganges gewährte

Unterstützung einschließlich signifikanter Betreuungshinweise ist vollständig

angegeben.

Die wissenschaftliche Arbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde

vorgelegt worden.

Diese Arbeit wurde in gedruckter und elektronischer Form abgegeben. Ich

bestätige, dass der Inhalt der digitalen Version vollständig mit dem der

gedruckten Version übereinstimmt.

Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben

wird.

Lambichl, Juli 2011

Page 3: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

3

Vorwort

Die Musik ist schon lange meine konstante Weggefährtin. Neben dem

Klavierspiel begleitet mich im Speziellen das Chorsingen seit meinem vierten

Lebensjahr bis heute. Ich hatte die Möglichkeit in unterschiedlichsten

Chören mitzuwirken, da ich einen Kindergarten, eine Volksschule und ein

Gymnasium mit musikalischer Schwerpunktsetzung besuchte. In allen drei

Institutionen wurde viel Wert auf das gemeinsame Singen gelegt und immer

wieder wurden erfolgreich große und kleine Chorprojekte umgesetzt.

Während meines Psychologiestudiums an der Alpen-Adria-Universität

Klagenfurt absolvierte ich ein Auslandssemester in Florenz (Italien) und

schloss mich dem dortigen Universitätschor („Coro Universitario di Firenze“)

an. Dieses plötzliche Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe, die Gemein-

schaft und die gemeinsame Freude am Singen zählen zu den schönsten

Erfahrungen dieses Lebensabschnittes. Als Mitglied des italienischen

Universitätschores besuchte ich auch mein erstes großes internationales

Chorfestival im Hochpustertal (Südtirol), eine einmalige musikalische Ver-

anstaltung und persönliche Erfahrung.

Auf Basis dieser „Vorerfahrungen“ wurde ich durch die Lehrveranstaltung

„Musik und Emotionen“ von Frau Mag.a Dr.in Sabine Strauß zum

vorliegenden Diplomarbeitsthema inspiriert. Ich bin sehr froh das Thema

gewählt zu haben und die nötige Konsequenz aufgebracht zu haben das

Thema zu bearbeiten, weil ich dabei viel Neues lernen durfte.

Für die fachkompetente Begleitung und die Möglichkeit das gewählte Thema

umsetzen zu können möchte ich mich bei Mag.a Dr.in Sabine Strauß herzlich

bedanken. Ebenso gilt mein Dank allen Kärntner Chören, die an meiner

Studie teilgenommen haben.

Page 4: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

4

Für das Korrekturlesen und die konstruktiven Anmerkungen möchte ich mich

herzlich bei C. bedanken. Herzlichen Dank auch an M. für die Hilfe bei

statistischen Fragen.

Im Besonderen möchte ich mich bei meiner Familie, meinem Freund und

allen guten Freundinnen und Freunden bedanken, die mir immer

unterstützend zur Seite gestanden sind.

„In jede hohe Freude mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit“

(Marie von Ebner-Eschenbach1)

Juli 2011 Janina Kropfitsch

1 Ebinger, K., Kliman, F., & Moshammer F. (2011). Christliche Weisheiten. Zugriff am Mai

12, 2011, verfügbar [unter] http://www.familienperspektiven.at/38/01338010.html

Page 5: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

5

Abstract

[Effects of active choir singing on the emotional state. An investigation

of members of five Carinthian choirs]

The presented master’s thesis investigates the effects of active choir singing

on the emotional state of choir members. A detailed presentation of

theoretical perspectives and approaches is followed by an empirical

investigation of 102 members (N=102) of five Carinthian choirs. Each choir

member is randomly assigned to either the group of active choir singers

(group A) or the group of active choir listeners (group B). Using a

questionnaire, handed out to both groups before and after rehearsal, the

emotional state of the participants is assessed. The investigation is

completed by a number of socio-demographic questions and two open

questions. Qualitative and quantitative methods are used to analyse the

data. The results indicate significant effects of choir singing on the

attendees. Active choir singing (group A) immediately leads to a significant

increase in Positive Affect (PA), whereas the Negative Affect (NA) is

reduced. In contrast, the Positive Affect of active listening people (group B)

decreases significantly while the Negative Affect increases. These results

show that active choir singing positively influences the emotional state of the

singers.

Page 6: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

6

Zusammenfassung

Die vorliegende Diplomarbeit erforscht die Effekte des aktiven Chorsingens

auf den emotionalen Zustand. Nach ausführlicher Darstellung theoretischer

Sichtweisen und Ansätze zum Thema wird die empirische Untersuchung

vorgestellt. Die Stichprobe enthält Mitglieder (N=102) von fünf Kärntner

Chören. Jedes Chormitglied wird zufällig einer der beiden Gruppen, aktive

Chorsängerinnen und Chorsänger (Gruppe A) oder aktive Zuhörerinnen und

Zuhörer (Gruppe B) zugeteilt. Der emotionale Zustand der Teilnehmenden

wird mittels Fragebogenverfahren vor und nach der Probe (in beiden

Gruppen) erfasst. Zusätzlich werden einige soziodemographische Fragen

und zwei offene Fragen gestellt. Zur Auswertung der Daten werden sowohl

qualitative als auch quantitative Methoden eingesetzt. In den Ergebnissen

zeigen sich signifikante Effekte des Chorsingens. Das aktive Chorsingen

(Gruppe A) bewirkt eine unmittelbare signifikante Steigerung des positiven

Affekts (PA), während der negative Affekt (NA) reduziert wird. Das aktive

Zuhören (Gruppe B) zeigt im Vergleich zum aktiven Chorsingen (Gruppe A)

eine unmittelbare signifikante Verminderung des positiven Affekts, während

der negative Affekt gesteigert wird. Diese Ergebnisse zeigen, dass aktives

Chorsingen einen positiven Einfluss auf den emotionalen Zustand der

Chormitglieder haben kann.

Page 7: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

7

Inhaltsverzeichnis

EHRENWÖRTLICHE ERKLÄRUNG ................................................... 2

VORWORT .......................................................................................... 3

ABSTRACT ......................................................................................... 5

ZUSAMMENFASSUNG....................................................................... 6

INHALTSVERZEICHNIS ..................................................................... 7

ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................. 9

TABELLENVERZEICHNIS ................................................................ 10

EINLEITUNG ..................................................................................... 11

1 THEORETISCHER TEIL ............................................................ 16

1.1 CHORSINGEN ........................................................................ 17

1.1.1 Begriffsdefinition .............................................................. 17

1.1.2 Historische Entwicklung .................................................. 20

1.1.3 Chorwesen in Kärnten ..................................................... 21

1.1.4 Singen und Gemeinschaft ............................................... 23

1.1.5 Neurophysiologische Aspekte des Singens .................... 26

1.1.6 Effekte beim Singen ........................................................ 28

1.2 EMOTIONEN .............................................................................. 30

1.2.1 Begriffsdefinition .............................................................. 30

1.2.2 Emotionstheorien ............................................................ 35

1.2.3 Ansätze in der Emotionsforschung .................................. 38

1.3 MUSIK UND EMOTIONEN ............................................................ 40

1.4 EMOTIONEN BEIM CHORSINGEN.................................................. 44

1.5 STAND DER FORSCHUNG ........................................................... 46

Page 8: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

8

2 EMPIRISCHER TEIL .................................................................. 49

2.1 EXPLIKATION DER FRAGESTELLUNGEN UND HYPOTHESEN ............ 50

2.2 FORSCHUNGSDESIGN ................................................................ 52

2.3 BESCHREIBUNG DER STICHPROBE .............................................. 55

2.4 METHODIK DER STUDIE ............................................................. 58

2.4.1 Erhebungsmethoden ....................................................... 58

2.4.2 Auswertungsmethoden .................................................... 63

2.5 ERGEBNISSE ............................................................................ 66

2.5.1 Soziodemographische Daten .......................................... 66

2.5.2 Positive and Negative Affect Schedule (PANAS) ............ 71

2.5.3 Qualitative Inhaltanalyse ................................................. 73

2.5.4 Persönliche Beobachtung ............................................... 78

2.6 INTERPRETATION DER ERGEBNISSE ............................................ 80

2.6.1 Soziodemographische Daten .......................................... 80

2.6.2 Positive and Negative Affect Schedule (PANAS) ............ 83

2.6.3 Qualitative Inhaltsanalyse ............................................... 85

2.6.4 Persönliche Beobachtung ............................................... 90

2.7 PERSÖNLICHE EINSCHÄTZUNG UND KRITIK .................................. 91

3 SCHLUSSBEMERKUNG UND AUSBLICK ................................ 92

LITERATURVERZEICHNIS .............................................................. 94

ANHANG ......................................................................................... 102

INSTRUKTION ................................................................................. 102

SOZIODEMOGRAPHISCHE DATEN ..................................................... 103

OFFENE FRAGEN ............................................................................ 104

POSITIVE AND NEGATIVE AFFEKT SCHEDULE (PANAS) ..................... 105

Page 9: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

9

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Gospelchor ……………………………………………………… 11

Abbildung 2: Graphische Darstellung der unabhängigen (UV)

und abhängigen Variablen (AV) ………………………………. 53

Abbildung 3: Häufigkeitsangaben des Familienstandes …………………… 66

Abbildung 4: Prozentangaben für die Dauer des Chorsingens …………… 68

Abbildung 5: Häufigkeitsangaben des körperlichen Nutzens

(physical benefits) ……………………………………………… 69

Abbildung 6: Häufigkeitsangaben des emotionalen Gewinnes

(emotional benefits) .............................................................. 69

Abbildung 7: Häufigkeitsangaben des sozialen Nutzens

(social benefits) ………………………………………………… 70

Abbildung 8: Mittelwerte (Standardabweichung) des Positiven Affekts

für die zwei Bedingungen: Gruppe A (aktives Singen) und

Gruppe B (aktives Zuhören) …………………………………... 72

Abbildung 9: Mittlere Ränge des Negativen Affekts für die

zwei Bedingungen: Gruppe A (aktives Singen)

und Gruppe B (aktives Zuhören) ……………………………... 73

Abbildung 10: Kategorienbildung I …………………………………………… 75

Abbildung 11: Kategorienbildung II (Gruppe A) …………………………….. 76

Abbildung 12: Kategorienbildung III (Gruppe B) ……………………………. 77

Page 10: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

10

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Häufigkeits- und Prozentangaben

hinsichtlich der Ausbildung ……………………………………….. 67

Tabelle 2: Induktive Kategorienbildung und

Darstellung der Nennungshäufigkeit I ....................................... 74

Tabelle 3: Induktive Kategorienbildung und

Darstellung der Nennungshäufigkeit II (Gruppe A) ……………. 76

Tabelle 4: Induktive Kategorienbildung und

Darstellung der Nennungshäufigkeit III (Gruppe B) …………… 77

Page 11: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

11

Einleitung

„Music is the universal language of mankind“

(Longfellow, zitiert nach Nettl, 1983, S. 422)

Abbildung 1. Gospelchor3

Ob unter der Dusche, beim Autofahren oder bei der gemeinsamen

Chorprobe, Singen bessert die Stimmung, hat eine gesundheitsfördernde

Wirkung und bringt Entspannung mit sich. Was aktuelle Studien berichten,

soll in der vorliegenden Diplomarbeit dargestellt werden. Die Arbeit widmet

sich dem gemeinschaftlichen Singen, dem Chorgesang. Dabei sollen die

Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand von

Chormitgliedern exploriert werden.

Nach einer ausführlichen Beschäftigung mit den Definitionen der

Grundbegriffe im theoretischen Teil der vorliegenden Diplomarbeit, erörtert

die darauf aufbauende empirische Untersuchung zwei Forschungsfragen,

die auf der nächsten Seite vorgestellt werden. Alle am Versuch teil-

nehmenden Personen werden per Zufall einer der beiden Gruppen, Gruppe

A (aktive Chorsängerinnen und Chorsänger) oder Gruppe B (aktive

2 Nettl, B. (1983). The study of ethnomusicology: thirty-one issues and concepts.

Champaign: University of Illinois Press. 3 Zugriff am Juni 11, 2011, verfügbar [unter]

http://www.thenewblackmagazine.com/Photofiles/soweto_gospel_choir.jpg

Page 12: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

12

Zuhörerinnen und Zuhörer), zugeteilt. Die empirische Untersuchung wird an

insgesamt 102 Mitgliedern von fünf Kärntner Chören durchgeführt.

Als zentrales Forschungsthema werden die positiven und negativen

Affekte aktiven Chorsingens denen aktiven Zuhörens gegenübergestellt. Die

erste Forschungsfrage widmet sich dem Unterschied zwischen der Gruppe A

(aktiven Chorsängerinnen und Chorsängern) und der Gruppe B (aktiven Zu-

hörerinnen und Zuhörern) hinsichtlich ihres unmittelbaren positiven Affekts

(PA). Die zweite Forschungsfrage untersucht den Unterschied zwischen der

Gruppe A (aktiven Chorsängerinnen und Chorsängern) und der Gruppe B

(aktiven Zuhörerinnen und Zuhörern) hinsichtlich ihres unmittelbaren ne-

gativen Affekts (NA).

Als Methode werden ein quantitatives und ein qualitatives Vorgehen

gewählt. Neben der Erhebung von soziodemographischen Daten wird als

quantitative Methode ein bewährtes Fragebogenverfahren verwendet. Der

Fragebogen „Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS)4, wird zu zwei

Messzeitpunkten eingesetzt. Das qualitative Vorgehen bezieht sich auf zwei

zusätzlich gestellte offene Fragen im Fragebogen, die mittels qualitativer

Inhaltsanalyse ausgewertet werden.

Dem Chorsingen wird heutzutage eine steigende Popularität zuge-

schrieben. Durch Initiativen wie „Österreich singt“5, eine ORF Kooperation

zwischen den Wiener Festwochen 2011 und dem Chorverband Österreich,

konnten via Liveübertragung vom Wiener Rathausplatz sowie Live-

zuschaltungen von den einzelnen Bundesländern, viele Bewohner Öster-

reichs in den Genuss des Chorklanges kommen. Alle Teilnehmerinnen und

Teilnehmer, wie auch das Publikum vor Ort und zuhause vor den Bild-

4 Krohne, H. W., Egloff, B., Kohlmann, C.-W., & Tausch, A. (1996). Untersuchungen mit

einer deutschen Version der „Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS). Diagnostica,

42, Heft 2, 139-156. 5 Chorwettbewerb des ORF in Kooperation mit den Wiener Festwochen und dem

Chorverband Österreich. Österreich singt. Zugriff am Juni 18, 2011, verfügbar [unter]

http://www.chorverband.at/downloads/pressemappe%20oesterreich%20singt.pdf

Page 13: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

13

schirmen wurde aufgefordert aktiv mitzusingen. Ziel dieser Veranstaltung

war es, den größten Chor Österreichs zu bilden, um gemeinsam Beethovens

„Ode an die Freude“ zu singen. Die Thematik des Chorsingens wurde auch

filmisch immer wieder aufgegriffen. Der Musikfilm „Wie im Himmel (Så som i

himmele)“ beispielsweise lockte zahlreiche Menschen in die heimischen

Kinos. Die schwedische Zeitschrift „Expressen“ schreibt dazu: „Der Film

bringt und weckt starke Gefühle. Die Musik fließt wie eine religiöse Urkraft.

Am Ende geht man glücklich aus dem Kino“ (Pollak, 2004, S. 256). Auch

aktuelle Studien widmen sich diesen positiven Stimmungen (Glücks-

gefühlen, Freude), die durch das Chorsingen entstehen.

Die Aktualität des Themas ergibt sich aus Ergebnissen verschiedener

Studien zum Chorgesang (zum Beispiel Kreutz et al., 2004, sowie Clift &

Hancox, 2001). Die Forschungsergebnisse zeigen auf, welchen positiven

Beitrag das Chorsingen zum menschlichen Leben leisten kann. Daraus

ergibt sich eine hohe Relevanz des Themas hinsichtlich physiologischer,

emotionaler, sozialer sowie spiritueller Aspekte.

Die Relevanz des Chorsingens hinsichtlich bildungs- und

kulturpolitischer Aspekte beleuchten Bastian und Fischer (2006):

Qualifizierte Laienmusik steht als Synonym für musikalische Bildung

und Kultur auf denkbar breitester Ebene; sie ist der Inbegriff aller

nichtprofessionell musikalisch aktiven Menschen und sie schließt eine

Millionenschar ein. Insofern ist sie die größte nicht-formelle Bildungs-

institution unserer Gesellschaft und von kaum einschätzbarem Wert.

Chorsingen sollte unverzichtbar im Bildungsanspruch des Menschen

im Sinne des Menschseins werden, Singen in seiner gesamten Breite

zu fördern muss unwiderruflicher Auftrag eines Staates, einer

Gesellschaft, einer demokratischen Kultur sein. (S. 42)

6 Pollak, K. (2004). Wie im Himmel. Presseheft. Zugriff am Mai 13, 2011, verfügbar [unter]

http://www.wie-im-himmel-derfilm.de/Presseheft.pdf

Page 14: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

14

Die vorliegende Diplomarbeit gliedert sich in zwei Hauptteile. Der

erste Teil widmet sich der Exploration kontextbezogener theoretischer

Grundlagen. Darauf aufbauend wird im zweiten Teil systematisch und

detailliert die durchgeführte empirische Untersuchung vorgestellt.

Der theoretische Teil beginnt mit einem Kapitel zum Thema

Chorsingen. Als Grundlage werden Begriffsdefinitionen und historische

Entwicklung des Chorsingens skizziert. Anschließend wird auf das

Chorwesen in Kärnten eingegangen, da die empirische Untersuchung an

fünf gemischten Kärntner Chören durchgeführt wurde. Die nächsten beiden

Abschnitte legen ihren Fokus auf Studien hinsichtlich gemeinschafts-

relevanter sowie neurophysiologischer Aspekten des Singens. Um das

breite Wirkungsspektrum des Singens zu veranschaulichen werden darüber

hinaus ausgewählte Effekte des Singens erörtert.

Das zweite Kapitel widmet sich dem Themenschwerpunkt Emotionen

und nähert sich zuerst dem Emotionsbegriff. Im Folgenden werden relevante

Emotionstheorien sowie Ansätze in der Emotionsforschung dargestellt.

Diese Darstellungen erheben jedoch keinen Anspruch auf inhaltliche

Vollständigkeit, sondern wurden aufgrund ihrer Relevanz für das Thema der

vorliegenden Arbeit gezielt ausgewählt.

Die folgenden Kapitel stellen die Verbindung zwischen den Themen-

komplexen Musik und Emotionen sowie Musik und Chorsingen her. Es

werden aktuelle Studienergebnisse aus diesen Bereichen vorgestellt. Mit der

Klärung und Darstellung des aktuellen Forschungsstandes wird der

theoretische Teil der vorliegenden Diplomarbeit abgeschlossen.

Das erste Kapitel des empirischen Teils der Diplomarbeit widmet sich

der Explikation der Fragestellungen und Hypothesen. Im zweiten und dritten

Kapitel werden das Forschungsdesign und die Beschreibung der Stichprobe

erläutert. Das vierte Kapitel beleuchtet die Methodik der Studie, es werden

die verwendeten Erhebungs- und Auswertungsmethoden vorgestellt. Im

Page 15: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

15

fünften Abschnitt werden schließlich die Ergebnisse der empirischen

Untersuchung dargestellt. Diese werden in drei Abschnitte gegliedert: die

Ergebnisse der soziodemographischen Daten, jene des Fragebogens

„Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS)7 und jene der Qualitativen

Inhaltsanalyse. Auch die anschließende Interpretation der Ergebnisse erfolgt

analog zur Ergebnisdarstellung in den drei Abschnitten. Durch die

persönliche Einschätzung und Kritik hinsichtlich der empirischen Unter-

suchung wird der empirische Teil abgeschlossen.

Die Schlussbemerkung und der Ausblick bieten zunächst eine

Reflexion der Forschungsaufgabe und gehen dann auf interessante

empirische Fragestellungen ein, die weiter erforscht werden könnten.

7 Krohne, H. W., Egloff, B., Kohlmann, C.-W., & Tausch, A. (1996). Untersuchungen mit

einer deutschen Version der „Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS). Diagnostica,

42, Heft 2, 139-156.

Page 16: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

16

1 Theoretischer Teil

Ein kleines Lied

Ein kleines Lied! Wie geht’s nur an,

Daß [sic!] man so lieb es haben kann,

Was liegt darin? erzähle!

Es liegt darin ein wenig Klang,

Ein wenig Wohllaut und Gesang

Und eine ganze Seele.

(Marie von Ebner-Eschenbach, 1982, S. 599)

Page 17: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

17

1.1 Chorsingen

Nach einführenden Begriffsdefinitionen zum Chorsingen wird

überblicksmäßig auf die historische Entwicklung des Chorgesangs ein-

gegangen. Da die empirische Untersuchung in Kärnten durchgeführt wurde,

werden anschließend die Besonderheiten des Chorwesens in Kärnten be-

leuchtet. Im weiteren Verlauf werden die Themenkomplexe Singen und

Gemeinschaft sowie die neurophysiologischen Aspekte des Singens

erörtert. Abschließend werden ausgewählte Effekte des Singens vorgestellt.

1.1.1 Begriffsdefinition

Hinsichtlich des Chorsingens gibt es eine Vielzahl von Definitionen.

Brusniak (1995), Professor für Musikpädagogik an der Universität Würzburg,

führt den Chorbegriff in verschiedenen Sprachen an, Chor „lat. chorus, engl.

choir, franz. choeur, ital. und span. coro“ (S. 766). Zabel (1996) definiert den

Chor als eine „Schar von Singenden“ und Chorgesang als „gemeinsamer

Gesang“ (S. 180). Auch nach Brusniak (1995) bedeutet Chor eine Gruppe

von Singenden „… die ein- oder mehrstimmig ohne Begleitung oder mit In-

strumenten singen kann“ (S. 766). Dietel (2000) versteht unter Chor eine

„Gemeinschaft von Singenden, bei deren ein- oder mehrstimmigem Gesang

jede Stimme mehrfach besetzt ist“ (S. 53). Je nach Art der Teilnehmerinnen

und Teilnehmer werden Frauenchor, Männerchor, gemischter Chor,

Mädchenchor, Knabenchor und Kinderchor differenziert.

Im empirischen Teil der vorliegenden Diplomarbeit wurden fünf

Kärntner Laienchöre untersucht. Der Begriff Laienchor stellt keinen eigen-

ständigen Eintrag im Lexikon dar, im Duden wird ein Laie als „Nicht-

fachmann“ (Meyers Lexikonredaktion, 2001, S. 386) definiert. Nach Bastian

und Fischer (2006) gehören einem Laienchor „nicht-professionelle Sänger

an (Amateure, das heißt, Chormusik liebende Menschen), die sich in der

Regel einmal pro Woche zu festen Zeiten an einem bestimmten Ort zum

gemeinsamen Gesang zusammenfinden, um selbst Schöpfer von Kultur zu

Page 18: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

18

werden“ (S. 88). Wie aus den Definitionen hervorgeht, wird bei einem Chor

das Hauptaugenmerk auf den Gesang, die menschliche Stimme gelegt. Für

Spitzer (2006, S. 251) ist die menschliche Stimme unser ältestes, facetten-

reichstes und am öftesten benutztes Instrument. Durch ihre Vielseitigkeit

erzeugt sie neben der Sprache auch Gesang, Lachen, Weinen und Flüstern.

Stengel und Strauch (2005) schreiben, dass Horst Gundermann in der

menschlichen Stimme den „‘Tiefenträger‘ der Sprache“ (S. 19) sieht. Die

Stimme vermag durch verschiedene Tonfärbungen die Bedeutung und damit

die Aussage von Sätzen und Gesprächen zu beeinflussen. Stengel und

Strauch (2005) betonen den sprachlichen Zusammenhang zwischen den

Begriffen Person und Stimme. Der Begriff Person hat seinen Ursprung im

lateinischen Wort persona, was die Maske des Schauspielers bedeutete. Im

Duden (Meyers Lexikonredaktion, 2001) findet sich unter dem Begriff

Person: „der als geschlossene Einheit in seiner Eigenart sich selbst

bewusste Mensch“ (S. 524). Stengel und Strauch (2005, S. 20) schreiben,

dass das lateinische Wort personare, eine Ableitung von persona, das

“Hindurchtönen“ bezeichnet. Somit kann die Idee der Person mit einer

klanglichen Vorstellung in Verbindung gebracht werden.

An der Essener Folkwang-Hochschule fand 2002 ein interdisziplinärer

Kongress statt, der sich mit den Zukunftsperspektiven des Chorsingens aus-

einandersetzte. Unter der Leitung von Friedhelm Brusniak, ein in-

ternationaler Experte für die Geschichte des deutschsprachigen Chor-

gesangs, wurden zehn Essener Thesen zum Chorgesang im 21. Jahr-

hundert verfasst8. Es folgen die ersten drei Essener Thesen zum Chor-

gesang im 21. Jahrhundert der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chor-

verbände e.V. (ADC). Dabei geht die erste These genauer auf den Chor-

begriff ein, die zweite stellt die Bereicherungen und die Ausbildung von

Fähigkeiten durch das Chorsingen in den Mittelpunkt und die dritte These

beschäftigt sich mit frühen Singerfahrungen und ihren Auswirkungen:

8 Uni-protokolle: Die Adresse für Ausbildung, Studium und Beruf. Zugriff am Mai 12, 2011

verfügbar [unter] http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/86147/

Page 19: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

19

1. Singen stellt ein Humanum dar, eine unverzichtbare, elementare und

emotionale Lebensäußerung des Menschen. "Chor“ bezeichnet nach

heutigem Sprachgebrauch eine Gemeinschaft von Singenden; in ihr

sind die Einzelnen gleichermaßen Interpreten und Rezipienten von

Chorwerken. Chorsingen vereint Stimmen und macht Stimmung und

Abstimmung auch sozial erfahrbar. Dabei präsentieren sich chorische

Gruppierungen vom Ensemble bis zum großen Chor in beein-

druckender Vielfalt.

2. Musik bereichert das Dasein ästhetisch. Sie hat konstruktive,

Gesellschaft und Kultur teils überhöhende, teils neu in Bewegung

setzende Kraft. Chorsingen trägt in besonderer Weise zu Gemein-

schaftsbildung, sozialer Integration und Persönlichkeitsentfaltung bei.

Es schult das Hinhören und das Zuhören, die Selbst- und die Fremd-

wahrnehmung. Darüber hinaus besitzen Stimmbildung und Atem-

erziehung positive Auswirkungen auf Gesundheit und sprachliche

Kommunikation.

3. Singerfahrungen in Kindheit und Jugend prägen durch lustvollen,

kreativen Umgang mit der Stimme fürs Leben. Sie bilden die

entscheidende Basis für ein Mitwirken im Chor. Bei der Erziehung

zum Singen können elektronische Medien nicht die persönliche

Vermittlung ersetzen. (Bastian & Fischer, 2006, S. 37)

Bevor auf die in den Thesen angesprochenen Aspekte eingegangen

wird, soll im nächsten Abschnitt die historische Entwicklung des Chorsingens

skizziert werden. Intention dabei ist nicht eine umfassende Darstellung aller

Fakten und Geschehnisse, sondern die Schaffung eines Überblicks.

Page 20: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

20

1.1.2 Historische Entwicklung

Brusniak (1995, S. 767) schreibt, dass sich der Chorgesang seit

Beginn seiner Entstehung in der ganzen Welt verbreitet hat und in allen ge-

sellschaftlichen Klassen bis hin zu Naturvölkern vertreten war. Der Ursprung

des Begriffs findet sich in der griechischen Sprache und bezeichnet einen

Tanz in Verbindung mit Gesang, einen kultischen Reigen. Die Frühzeit der

klassischen Antike gab dem Chor, zum Beispiel innerhalb der griechischen

Tragödie, eine zentrale Rolle. In der späteren Zeit der klassischen Antike

wurde der Chor in den Hintergrund gedrängt (Morbach, 2005, S. 511).

Knapp und Peschl (1991, S. 39) bemerken, dass die Entstehung der

Mehrstimmigkeit einen maßgeblichen Einfluss auf die abendländische Musik

hatte. Dahlhaus und Eggebrecht (1992, S. 244) geben an, dass der chorus

in der frühchristlichen Zeit zunächst den Reigentanz während des jüdischen

Gottesdienstes und dann eine Schar von Sängern bezeichnete. Thiel (1984,

S. 100) schreibt dazu, dass in frühchristlichen Gottesdiensten zunächst noch

Frauen mitsangen und erst später durch Knaben und Kastraten ersetzt

wurden. Gesungen wurde in der Schola cantorum, einem geschulten

Sängerchor. Morbach (2005, S. 511) erwähnt, dass der kirchliche Gesang

des Mittelalters vom Volk an den Klerus überging. Im 12. Jahrhundert

wurden die Laiensänger wieder miteinbezogen, der Choral wurde jedoch

ausschließlich vom Klerus gesungen.

Nach Knapp und Peschl (1991, S. 40) war die Notre-Dame-Epoche

(ca. 1150-1250) die erst große Epoche der abendländischen Mehr-

stimmigkeit. Ihr folgte die Ars antiqua (1250-1320), eine geistlich-liturgische

mehrstimmige Kunst. Ars nova (1320-1400) bezeichnet in Frankreich die

„neue“ und vor allem weltlich orientierte Gesangskunst. Zeitgleich zur Ars

nova entwickelt sich in Italien, insbesondere in Florenz, ein Zentrum dieser

frühen Mehrstimmigkeit, die sogenannte Trecentomusik. Die Renaissance

im 15. und 16. Jahrhundert wird als die Epoche der klassischen Vokal-

Page 21: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

21

polyphonie bezeichnet. Es besteht eine Präferenz für das vokale Musizieren,

auch A-cappella-Stil genannt (Knapp und Peschl, 1991, S. 43).

In der Zeit der Aufklärung und Romantik wird die Gesellschaft von

einem neuen Blickwinkel aus betrachtet (Dahlhaus & Eggebrecht, 1992,

S. 245). Ebenso wird der Chorgesang neu interpretiert und als ein

repräsentativer Ausdruck der Gemeinschaft aufgefasst. Morbach (2005,

S. 512) schreibt, dass durch die Einführung der Volkssprache im Gottes-

dienst Laien wieder die Möglichkeit hatten mitzusingen. In dieser Zeit

entstehen Singbewegungen, die in Form von Gesangsvereinen, Chor-

vereinen und Oratorienvereinen teilweise bis in die heutige Zeit bestehen.

Heute gibt es eine große Anzahl von Chorverbänden, die sich von Laien-

chören bis hin zu Berufschören erstreckt.

1.1.3 Chorwesen in Kärnten

Die empirischen Daten der vorliegenden Diplomarbeit wurden an fünf

gemischten Kärntner Chören erhoben. Da die Studie im Kärntner Raum

durchgeführt wurde, sollen kurz einige Besonderheiten und Eigenarten des

Chorsingens in Kärnten erörtert werden.

Der Kärntner Sängerbund umfasst 362 gemeldete Chorvereine mit

etwa 9000 Chorsängerinnen und Chorsängern. Es handelt sich hierbei um

Frauen-, Männer-, Jugend-, Schul- und gemischte Chöre. Weitere

Dachorganisationen sind zum Beispiel das Kärntner Bildungswerk und der

Österreichische Arbeitersängerbund (ÖASB). (R. Kogler, persönliche

Mitteilung, Mai 27, 2011). Die Gesamtzahl der aktiven Kärntner Chöre ist

vermutlich weit höher, da viele Chöre nicht registriert sind. Laut Bernhard

Zlanabitnig, Landeskoordinator für Musikerziehung an Pflichtschulen in

Kärnten, verfügen 47% der Kärntner Schulen über einen Schulchor. Um das

Chorsingen bei Kindern und Jugendlichen zu fördern, werden Initiativen wie

das Bezirksjugendsingen, Landes- und Bundesjugendsingen und viele

weitere Projekte durchgeführt. Bernhard Zlanabitnig ist erfreut darüber, dass

sich die Teilnahme am Landesjugendsingen von 32 Chören im Jahr 1998

Page 22: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

22

auf 76 Chöre mit etwa 6000 Chorsängerinnen und Chorsängern im Jahr

2010 gesteigert hat (B. Zlanabitnig, mündliche Mitteilung, Mai 27, 2011).

Beim Chorverband Österreich sind insgesamt 2771 Chöre gemeldet

(Chorverband Österreich9, Zugriff am 31.05.2011).

Altmann (1994, S. 5) betont, dass das Chorwesen und das Volkslied,

insbesondere das Kärntnerlied, einen wichtigen Beitrag zum kulturellen

Leben in Kärnten leisten. Hinsichtlich des überlieferten Liedguts ist in

Kärnten das Kärntnerlied, vor allem das Kärntner Liebeslied, Ton angebend.

Die melodische Besonderheit des Kärntner Liebesliedes ist ein speziell

sanfter und weicher Klang. Im Gegensatz zu anderen Alpenländern gibt es

in Kärnten einen Wunsch nach einer vierten und sogar fünften Stimme, die

sich durch das improvisierte „Zusingen“ entwickelte. Eine weitere Be-

sonderheit bildet das slowenisch-kärntnerische Volkslied, das eine nahe

Verwandtschaft zum deutsch-kärntnerischen Volkslied zeigt.

Kleewein (1986, S. 8) weist auf die tiefen slawischen Wurzeln

Kärntens hin. Die historischen Entwicklungen des Landes (zum Beispiel

Besetzungen, Unterwerfungen) haben ihre Spuren in den Texten der

Kärntnerlieder hinterlassen. Es finden sich Trennungs- und Verlustängste,

Melancholie, die Liebe zur Heimat und die Betonung des Deutschtums.

Ebenso hat aber auch die Landschaft das Lied in Kärnten beeinflusst.

Neben vielen Sonnenstunden gibt es in Kärnten dunkle Wälder und Gebirge,

die das Kärntnerlied vom Frohsinn bis hin zur Schwermut führen. Nach

Bernhard Zlanabitnig begünstigen die zahlreichen Bergketten und engen

Täler den Wunsch nach gemeinschaftlichem Gesang (B. Zlanabitnig,

mündliche Mitteilung, Mai 27, 2011).

9 Chorverband Österreich. Dachverband der Chöre und Chorverbände. Zugriff am Mai 31,

2011, verfügbar [unter] http://www.chorverband.at/members.html

Page 23: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

23

1.1.4 Singen und Gemeinschaft

„Where an emotion may be either individual or collective,

it is the collective aspect that finds expression in song“

(Hagen & Hammerstein, 2009, S. 11)

In diesem Abschnitt wird die Bedeutung des gemeinschaftlichen

Singens beleuchtet. Es werden Studien wie auch Auswirkungen des

gemeinschaftlichen Singens vorgestellt und ein Blick auf den evolutionären

Nutzen des Singens geworfen.

Für Brown, Martinez, Hodges, Fox und Parsons (2004, S. 363) bildet

das Singen eine spezielle Art des vokalen Verhaltens, dass bei Menschen,

Gibbons, Buckelwalen und zahlreichen Vogelarten zum Einsatz kommt. Dem

Singen werden verschiedene Funktionen zugeschrieben, darunter fallen

Territorialverteidigung, Anziehungskraft auf das andere Geschlecht, Paar-

bindung und Gruppenzusammenhalt. Der Ursprung der Musik liegt in der

Kommunikation zwischen Mutter und Kind (Cross & Morley, 2008, S. 3).

Spitzer (2006, S. 386) spricht in diesen Zusammenhang von Wiegenliedern,

die kulturübergreifend gesungen und als solche erkannt werden. Das

Wiegenlied hat eine bindende und gleichzeitig beruhigende Wirkung auf den

Säugling. Seeliger (2003, S. 161) blickt in der Entwicklung des Menschen

weiter zurück, widmet sich dem pränatalen Leben und erklärt, dass die

mütterliche Stimme für den heranwachsenden Fötus die wichtigste

intrauterine Schallquelle darstellt. Die positiven Verknüpfungen des Un-

geborenen mit der mütterlichen Stimme verstärken den Wunsch zu leben.

Cross und Morley (2008, S. 3) übertragen das Phänomen der Musik

auf die Gemeinschaft und glauben, dass Musik, wie auch das Singen, eine

emotionale Botschaft transportiert, die von vielen verschiedenen Menschen

gleichzeitig aufgenommen werden kann. Cross und Morley (2008, S. 4)

sehen einen Zusammenhang zwischen der musikalischen Fähigkeit einer

Person und ihrer Fähigkeit zu guten sozialen Interaktionen. Lehmann (2010)

Page 24: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

24

ist der Auffassung, „wenn Menschen sich musikalisch mitteilen und ver-

ständigen, dann festigen sie – bewusst oder unbewusst – Beziehungen

untereinander“ (S. 79). Auch für Bossinger (2006, S. 22) ist das Singen eng

mit sozialem Leben und Gemeinschaft wie auch mit Heilung, Ritualen und

Spiritualität verbunden.

Lehmann (2010, S. 83) beschreibt eine Studie des amerikanischen

Psychologen Geoffrey Miller, die der Frage nachgeht, warum sich Männer

musikalisch präsentieren, zum Beispiel in Form von Chorauftritten. Als

möglicher Grund kristallisiert sich die Partnerwahl heraus, Frauen

favorisieren ideenreiche, kreative und musikalische Männer. Evolutionär

betrachtet könnte die Frau anhand dieser Eigenschaften auf gute Partner-

oder Vaterqualitäten schließen. Die Ergebnisse der Studie gehen jedoch

nicht auf die „Urmotive“ der Frauen ein und erklären nicht die Beweggründe

warum Frauen musikalisch tätig sind.

Bossinger (2006, S. 84) betont die Wirkung des Singens auf einer

sozialen und gemeinschaftlichen Ebene und führt die Studie „Making

Democracy Work. Civic Traditions in Modern Italy“ von Robert D. Putnam,

Professor an der Harvard Universität, an. Die Studie besagt, je häufiger Per-

sonen in Gruppen, zum Beispiel im Chor, singen, umso häufiger beteiligen

sie sich auch bei Sozialprojekten. Demnach werden bei diesen Menschen

durch das gemeinsame Singen Hilfsbereitschaft und soziales Engagement

gesteigert. Der Autor geht im Weiteren auf eine südaustralische Unter-

suchung von Dierdre Williams ein, die sich damit auseinandersetzt, welchen

langfristigen Gewinn die Kombination von gemeindeorientierter Arbeit und

künstlerischen Projekten, wie dem Chorsingen, bringt. Die Studie brachte

folgende Ergebnisse hinsichtlich des langfristigen Gewinns der Teil-

nehmerinnen und Teilnehmer:

• Etablierung wertvoller sozialer Netzwerke

• Entwicklung von mehr kommunalem Stolz und Selbst-

bewusstsein

• Zunahme der Sensibilisierung für die Belange der Gemeinde

Page 25: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

25

• Abnahme sozialer Isolation in der Gemeinde

• Verbessertes gegenseitiges Verstehen von Menschen der ver-

schiedenen Kulturen und Nationalitäten.

(Bossinger, 2006, S. 85)

Auch Biegl (2004, S. 4) verdeutlicht, dass beim Singen im Chor

soziale Kompetenz erforderlich ist. Um einen harmonischen Klang zu

erzeugen, sind die Chormitglieder aufgefordert sich aufeinander ein-

zustimmen, eine gemeinsame Lautstärke zu finden und die passenden Töne

zu singen. Laut dem Autor nimmt die Chorleitung die Rolle des Moderators

oder Kommunikators ein und versucht einen direkten, offenen und

behutsamen Umgang innerhalb des Chores zu schaffen.

Nach den gemeinschaftsrelevanten Aspekten des Singens widmet

sich der folgende Abschnitt den neurophysiologischen Aspekten. Hierbei

werden Themen wie Musik im Gehirn, Hormone und „chills“ (Gänsehaut) in

Verbindung mit dem Singen exploriert.

Page 26: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

26

1.1.5 Neurophysiologische Aspekte des Singens

Laut Brown, Martinez, Hodges, Fox und Parsons (2004) entsteht das

Singen mithilfe spezialisierter Gehirnregionen und neuronaler Pfade, die als

„song system“ (S. 363) bezeichnet werden. Den Autoren zufolge ist die

Neurobiologie des Singens beim Menschen bislang noch nicht ausreichend

untersucht. Bossinger (2006, S.163) geht auf das „singende“ Gehirn,

beziehungsweise dieses „song system“, ein und beschreibt das emotionale

Gehirn, das aus limbischen Bereichen besteht und sich vor allem auf

Gefühle und Überlebensreaktionen bezieht. Als Teil des limbischen Systems

ist der Mandelkern, die Amygdala, für die Speicherung emotionaler

Erinnerungen verantwortlich. Die Musik, im Speziellen das aktive

Musikmachen und Singen, steht in direkter Verbindung mit dem emotionalen

Gehirn und beeinflusst emotionale und vegetative Reaktionen. Den

Gegenpart dazu bildet das kognitive Gehirn, der Neo Cortex, der zum

Beispiel für die Sprache und das Denken zuständig ist. Peretz und Zatorre

(2005) konnten in PET-Studien nachweisen, dass Verluste der

Wahrnehmung und Produktion von Melodien auf eine Läsion der rechten

Hemisphäre zurückzuführen sind und Verluste der Wahrnehmung und

Produktion von Rhythmen mit einer Läsion der linken Hemisphäre verknüpft

sind. Spitzer (2006) erklärt, dass beim Singen eine Reihe kortikaler Zentren

involviert sein könnte: „der motorische Kortex zur direkten Bewegungs-

steuerung, supplementär motorische Areale zur Programmierung der

Bewegung, der anteriore Gyrus cinguli zur Kontrolle und auditorische

kortikale Areale zur gleichzeitigen Wahrnehmung des Gesungenen“ (S.

278).

Bossinger (2006, S. 166) hält fest, dass freies Singen für ein

Gleichgewicht im Gehirn sorgen kann. „Musik ist in der Lage, die

gehirneigenen Belohnungssysteme zu aktivieren und eignet sich aufgrund

der Ausschüttung entsprechender Botenstoffe (Endorphine, Oxytocin,

Dopamin, etc.) in idealer Weise dazu, positive Erfahrungsmuster in das

emotionale Gedächtnis »einzubrennen«“ (Bossinger, 2006, S. 167). Auch

Page 27: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

27

nach Biegl (2004) aktiviert Musik die Ausschüttung von Dopamin und

endogenen Opioiden. Er vermutet weiters, dass durch angenehm

empfundene Musik „umgekehrt (…) die Aktivierung zentralnervöser Struk-

turen, die unangenehme Emotionen wie Angst und Aversion signalisieren,

gemindert wird. Zusätzlich führt Musik zur Aktivierung von Strukturen, die für

Wachheit und Aufmerksamkeit wichtig sind (Thalamus und anteriorer Gyrus

cinguli)“ (S. 158).

Das aktive Musizieren wie auch das aktive Zuhören kann körperliche

Reaktionen wie Gänsehaut („chills“), Tränen in den Augen oder ein

Schauergefühl am Rücken hervorrufen. Altenmüller, Grewe, Nagel und

Kopiez (2007, S. 58) erklären, dass Gänsehaut dann zustande kommt, wenn

ein akustischer Reiz eine unwillkürliche Reaktion, nämlich das Aufrichten der

Köperhaare, auslöst. Das autonome Nervensystem steuert diesen Vorgang.

Nach den Autoren gibt es verschiedene Auslöser für dieses Phänomen.

Meist handelt es sich dabei um traurige oder melancholische Musik, aber

auch die Vertrautheit mit dem Musikstück spielt eine wesentliche Rolle.

„Chills“ treten oft am Anfang einer neuen Phrase auf oder beim Einsatz der

menschlichen Stimme beziehungsweise eines Chores. Auch die Steigerung

der Lautstärke und das Wiederholen von Motiven und Strukturen haben eine

Wirkung auf diese autonome Reaktion.

Abgesehen von den exemplarisch dargestellten neurophysiologischen

Aspekten verfügt das Singen über ein breites Wirkungsspektrum. Der

nächste Abschnitt erörtert daher ausgewählte Effekte des Singens.

Page 28: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

28

1.1.6 Effekte beim Singen

Neben anderen beschäftigt sich Bossinger (2006, S. 186-204) mit den

Effekten des Singens und führt an:

• Singen hilft bei der Wahrnehmung, Bewältigung und Regulierung

von Gefühlen

• Singen bewirkt positive Stimmung und Lebenszufriedenheit

• Singen stärkt soziale Begegnungen und zwischenmenschliche

Verbundenheit

• Singen stärkt das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein

• Singen weckt Erinnerungen und ermöglicht einen Zugang zu den

eigenen Ressourcen

• „Flow“-Erfahrungen durch Gesang fördern kognitive und kreative

Kompetenzen

Für Bastian und Fischer (2006, S. 42) hat das Singen einen Effekt auf

Körper, Seele und Geist. Die Autoren sehen den Körper als Basisorgan,

welches für die Atmung und Stimme verantwortlich ist. Die Stimme wird als

Ausdruck der Seele verstanden. Das Chorsingen kann demnach eine

Seelen-Gemeinschaft oder Seelenverwandtschaft bewirken. Der Geist

drückt sich in der Person aus, in ihrem Selbstbewusstsein oder Wesenskern.

„Wer singt, bleibt jung und gesund, denn Singen macht uns selber zum

Klangkörper, bringt Körper, Seele und Geist in Schwingung, beseelt und

bewegt, bringt den Menschen mit sich selbst in Einklang, harmonisiert

Körper, Geist und Seele, verbindet Menschen miteinander, befreit aus

Zwängen, Isolation und Einsamkeit“ (Rauhe, 2003, S. 182, zitiert nach

Bastian und Fischer, 2006, S. 42).

Adamek (2008, S. 25) führt an, dass das Singen in vielen Kultur-

kreisen zur Erleichterung der Arbeit genutzt wurde und ein weiterer Aspekt

sind Effekte des Singens auf religiöse Einstellungen. Die Aborigines

Australiens glauben, dass ihre Ahnen die Welt besungen haben. „Die

Schöpfungsmythen der australischen Aborigines berichten von totemist-

Page 29: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

29

ischen Wesen, die einst über den Kontinent wanderten und singend alles

benannten, was ihren Weg kreuzte“ (Adamek, 2008, S. 26). Auch im

Christentum gibt es religiöse Bezüge zum Singen. Beispielsweise wird der

Engel, im Gegensatz zum Teufel, singend dargestellt.

Hinsichtlich der psychischen Funktion des Singens werden durch das

Singen innerpsychische Spannungen nach außen abgeführt. Das Singen

bringt einen Ausgleich mit sich und kann als Ventil für aufgestaute

Emotionen genutzt werden (Adamek, 2008, S. 46).

Einige dieser ausgewählten Effekte des Singens wurden auch in der

empirischen Studie der vorliegenden Diplomarbeit erforscht. Nach diesem

Abschnitt rund um Aspekte des Chorsingens widmet sich der nächste

Abschnitt dem Emotionsbegriff und stellt relevante Emotionstheorien sowie

Ansätze in der Emotionsforschung vor.

Page 30: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

30

1.2 Emotionen

Die Emotionspsychologie hat für Frijda (2000, S. 60), Psychologie-

professor der Universität Amsterdam, die Aufgabe den Zustand von

Individuen zu analysieren und ihn auf der Ebene des Einzelnen zu erklären.

Dabei richtet sich der Blick auf die Eigenschaften von Individuen, die anhand

von kognitiven, motorischen und emotionalen Anlagen und Prozessen

erklärt werden können. Auch die gegenwärtige und dynamische Interaktion

mit der Umwelt spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Emotionen und Gefühle sind dadurch gekennzeichnet, dass sie eine

große Anzahl an unterschiedlichen Arten, Schattierungen und Intensitäts-

stufen aufweisen können. Sie prägen die Persönlichkeit jedes Einzelnen und

beeinflussen den gesamten psychischen Ablauf einer Person. Emotionen

können von äußeren und/oder inneren Stimuli verursacht werden und ent-

stehen auf einer unbewussten oder bewussten wie auch auf einer

körperlichen oder seelischen Ebene. In der wissenschaftlichen Emotions-

forschung stehen unterschiedliche Begriffsdefinitionen, Emotionstheorien

und -ansätze nebeneinander (Sokolowski, 2002, S. 338).

1.2.1 Begriffsdefinition

„Everybody knows what an emotion is, until asked to give a definition.

Then, it seems, no one knows“ (Fehr & Russell, 1984, S. 464). Die Autoren

stimmen indirekt mit Meyer, Reisenzein und Schützwohl (2001, S. 40)

überein, die festhalten, dass es bis heute keine allgemein akzeptierte

Definition des Emotionsbegriffs gibt. Sokolowski (2002, S. 338) erklärt, dass

sich der Begriff Emotion vom lateinischen e-movere (herausbewegen,

vertreiben) herleiten lässt.

Laut Fehr und Russell (1984, S. 464) haben sich bereits griechische

Philosophen wie Plato (428/427 v. Chr.- 348/347 v. Chr.) und Aristoteles

(384 v. Chr. - 322 v. Chr.) mit der Begriffsdefinition von Emotionen be-

Page 31: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

31

schäftigt. Merten (2003, S. 22) macht darauf aufmerksam, dass die

Gedanken Platos von Descartes, Locke, Hume und James weitergeführt

wurden und sich die Theorien der Stoiker (Seneca und Chryssipus), Thomas

von Aquins und Spinozas auf die Ausführungen von Aristoteles beziehen.

Weitere Forschungen wurden im Zeitraum von etwa 1870-1920 von

Psychologen wie McDougall, Wundt und Watson durchgeführt (Fehr und

Russell, 1984). Der englisch-amerikanische Psychologe William McDougall

(1908) beispielsweise bringt Emotionen mit instinktiven Verhaltensweisen in

Verbindung. Seiner Meinung nach „emanzipierten sich die Emotionen von

den Instinkten durch eine Flexibilisierung der Auslöseprozesse, die vor allem

als perzeptive und kognitive Teilprozesse zu verstehen sind, und der

zugehörigen Handlung, die im Falle des Instinkts noch festgelegt ist“

(Merten, 2003, S. 54).

Im Folgenden sollen einige Arbeitsdefinitionen von Emotionen

vorgestellt werden. Meyer, Reisenzein und Schützwohl (2001, S. 23) führen

an, dass eine Arbeitsdefinition eine Charakterisierung von Emotionen

darstellt, die bei Forscherinnen und Forschern unterschiedlicher Disziplinen

Akzeptanz findet. Allgemein lässt sich der Begriff Emotion definieren als

„… ein qualitativ näher beschreibbarer Zustand, der mit Veränderungen auf

einer oder mehrerer der folgenden Ebenen einhergeht: Gefühl, körperlicher

Zustand und Ausdruck“ (Schmidt-Atzert, 1996, S. 21). Clift und Hancox

(2001, 248) berichten in ihrer Studie10 vom Einfluss des Chorsingens auf die

emotionalen Komponenten der Chormitglieder. Dem Zitat zufolge hat das

Chorsingen, das Emotionen auslöst, eine Auswirkung auf das Gefühl, den

körperlichen Zustand und den Ausdruck der Chorsängerinnen und

Chorsänger.

10 Clift, S. M., & Hancox, G. (2001). The perceived benefits of singing: findings from

preliminary surveys of a university college choral society. The Journal of The Royal

Society for the Promotion of Health, 121 (4), 248-256.

Page 32: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

32

Meyer, Reisenzein und Schützwohl (2001) geben in ihrem Buch

Einführung in die Emotionspsychologie eine Arbeitsdefinition von Emotionen

und postulieren:

1. Emotionen sind zeitlich datierte, konkrete einzelne Vor-

kommnisse von zum Beispiel Freude, Traurigkeit, Ärger, Angst,

Eifersucht, Stolz, Überraschung, Mitleid, Scham, Schuld, Neid,

Enttäuschung, Erleichterung sowie weiterer Arten von

psychischen Zuständen, die den genannten genügend ähnlich

sind.

2. Diese Phänomene haben folgende Merkmale gemeinsam:

(a) Sie sind aktuelle psychische Zustände von Personen.

(b) Sie haben eine bestimmte Qualität, Intensität und Dauer.

(c) Sie sind in der Regel objektgerichtet.

(d) Personen, die sich in einem dieser Zustände befinden,

haben normalerweise ein charakteristisches Erleben (Er-

lebensaspekt von Emotionen), und häufig treten auch

bestimmte physiologische Veränderungen (physiologischer

Aspekt von Emotionen) und Verhaltensweisen (Verhaltens-

aspekt von Emotionen) auf. (S. 23)

Die erste Definition von Meyer, Reisenzein und Schützwohl (2001)

bezieht sich auf zeitlich datierte, konkrete Einzelereignisse, die un-

wiederholbar sind. Verspürt ein Chormitglied zum Beispiel ein starkes

Glücksgefühl, weil das neu einstudierte Lied einen wunderschönen Klang

erzeugt, hält dieses Glücksgefühl für einige Minuten an und verblasst dann

aber wieder. Denkt diejenige Person am nächsten Tag an das Ereignis

zurück, kann erneut ein Glücksgefühl geweckt werden. Dieses retrospektive

Glücksgefühl unterscheidet sich dann jedoch von dem Glücksgefühl des

Vortags.

Page 33: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

33

Die zweite Definition der Autoren richtet sich zunächst auf (a) aktuelle

psychische Zustände von Personen und möchte damit auf die

Differenzierung von emotionalen Episoden und emotionalen Dispositionen

aufmerksam machen. Bezogen auf das vorherige Beispiel könnte man

sagen: Das Chormitglied freut sich über das neue Lied. Hierzu gibt es eine

zweideutige Auslegung. Erstens kann man davon ausgehen, dass das

Chormitglied momentan Freude verspürt und diese mit typischen

Merkmalen, wie einem Lächeln (Mundwinkel bewegen sich nach oben)

erkenntlich macht. Hier kann man auf eine emotionale Episode schließen,

die kurz anhält. Zweitens kann der Satz ausdrücken, dass zwar kein

aktueller emotionaler Zustand vorliegt, jedoch die Bereitschaft, bei günstigen

Umständen in einen freudigen Zustand zu kommen, besteht. Aus diesem

Grund handelt es sich um eine emotionale Disposition, da eine beträchtliche

Bereitschaft vorhanden ist in einen aktuellen emotionalen Zustand zu

geraten.

Der zweite Punkt (b) beleuchtet die Gruppierungsmerkmale Qualität,

Intensität und Dauer der Emotionen. Dabei wäre die Qualität einer Emotion

im vorliegenden Beispiel die Freude, die Intensität einer Emotion würde sich

von schwacher bis hin zur extremen Freude steigern lassen und die zeitliche

Dauer bezieht sich darauf, ob die Freude sich langsam oder schnell zu

einem Intensitätsmaximum hinbewegt.

Der dritte Punkt (c) bezieht sich auf das Objekt der Emotionen und

meint damit, dass sich eine Person über „etwas“ freut. Interessant ist, dass

die Objekte der Emotionen real oder auch nur rein in der Vorstellung

existieren können. Da die Objekte nicht existieren müssen, spielt die

Sichtweise, Überzeugung und Interpretation einer Person hinsichtlich

bestimmter Ereignisse eine wesentliche Rolle.

Page 34: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

34

Der vierte Punkt (d) nennt drei Aspekte von Emotionen. Der

Erlebensaspekt von Emotionen bildet die subjektive Komponente, zum

Beispiel das Gefühl der Freude. Beim physiologischen Aspekt von

Emotionen kommt es durch körperliche Veränderungen, die vorwiegend als

peripher-physiologische oder autonome Veränderungen bezeichnet werden,

unter anderem zu einer veränderten Atmung oder zu schwitzenden Händen.

Als dritter Aspekt wird der Verhaltensaspekt angesprochen, der sich in den

expressiven oder Ausdrucksaspekt (z.B. mimischer Ausdruck) und in den

instrumentellen oder Handlungsaspekt (z.B. Springen bei Freude) gliedert

(Meyer, Reisenzein & Schützwohl, 2001, S. 24-36).

In der deutschen Sprache herrscht eine Abgrenzung zwischen den

Begriffen Affekt, Emotion, Stimmung und Gefühl vor. Affekte werden

definiert als „kurze und intensive Emotionszustände (…) die starke

Verhaltenstendenzen aufweisen“ (Sokolowski, 2002, S. 342).

Emotionen sind bewertende Stellungnahmen zu Umweltereignissen,

die verschiedene physische und psychische Teilsysteme (Kom-

ponenten) zum Zwecke einer möglichst optimalen Reaktion ko-

ordinieren. Stimmungen unterscheiden sich von Emotionen durch

geringere Intensität und längere Dauer – häufig wird Stimmungen

auch eine fehlende Objektbezogenheit im Gegensatz zu Emotionen,

die immer auf etwas gerichtet sind, zugesprochen (vlg. Ewert, 1983).

Mit Gefühl wird die erlebnisbezogene Seite der Emotion bezeichnet,

die (…) nur eine der Emotionskomponenten darstellt. (Sokolowski,

2002, S. 342)

Im Gegensatz zum Deutschen erfolgt in der englischen Sprache keine

derartige Differenzierung der Begriffe affect, emotion und mood, da diese oft

synonym verwendet werden. Der Begriff affect stellt oft ein Hyperonym dar

(Sokolowski, 2002, S. 342). Meyer, Reisenzein und Schützwohl (2001)

bemerken, dass affect oft „zur Bezeichnung des Erlebensaspekts von

Emotionen reserviert“ (S. 39) ist. Solomon (1993, S. 71) definiert moods als

Page 35: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

35

generalized emotions, was generalisierte Emotionen bedeutet. Moods

(Stimmungen) beziehen sich demnach auf keine bestimmten Situationen

oder Objekte.

Nach dem Versuch einer Begriffsdefinition von Emotionen sollen im

nächsten Abschnitt verschiedene Emotionstheorien vorgestellt werden, die

jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

1.2.2 Emotionstheorien

Meyer, Reisenzein und Schützwohl (2001) differenzieren drei Arten

von Emotionstheorien: Verhaltenstheorien, mentalistische Theorien und

Syndromtheorien der Emotionen. Die Autoren verdeutlichen, dass die

Verhaltenstheorien (behavioristische Theorien wie beispielsweise Arbeiten

von J. B. Watson), Emotionen als „von bestimmten Reizen ausgelöste,

intersubjektiv beobachtbare Verhaltensweisen (einschließlich beobachtbarer

physiologischer Reaktionen)“ (S. 43) beurteilen. Die mentalistischen

Emotionstheorien, wie zum Beispiel Theorien von James, Schachter und

Darwin (1872/1965), sehen Emotionen als mentale (psychische) Zustände.

Die Syndromtheorien der Emotionen, darunter fallen beispielsweise

Theorien von Plutchik (1980) und Lazarus (1991), können als eine Ver-

knüpfung der beiden zuvor erwähnten Theorien betrachtet werden. Sie

sehen Emotionen als Syndrome von mentalen Zuständen und Verhalten

samt seiner physiologischer Reaktionen (Meyer, Reisenzein & Schützwohl,

2001). Im Folgenden werden zwei bekannte mentalistische Theorien

exemplarisch dargestellt, die James-Lange-Theorie der Emotionen und die

Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter und Singer.

William James (1884) nimmt an, dass wir nicht zittern, weil wir Angst

haben, sondern wir haben Angst, weil wir zittern. Unabhängig davon stellt

der dänische Physiologe Carl Lange (1885) eine ähnliche Emotionstheorie

auf. In der Literatur werden die beiden Ansätze daher oft zusammengefasst

und als James-Lange-Theorie bezeichnet (Sokolowski, 2002, S. 339). Der

Page 36: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

36

Unterschied der beiden Theorien hinsichtlich der Entstehung von Emotionen

liegt darin, dass James sich auf viszerale11 und Lange sich auf vaso-

motorische12 Reaktionen bezieht (Meyer, Reisenzein & Schützwohl, 2001,

S. 136). James ging davon aus, dass „ein bedrohlicher Reiz (…) nach dem

ersten Erfassen (object simply apprehended) unmittelbar zu körperlichen

Veränderungen in den viszeralen (im Brust- und Bauchbereich sitzenden)

Organen und motorischen Reaktionen, die dann im nächsten Schritt

wahrgenommen werden (object emotionally felt)“ (Sokolowski, 2002,

S. 339), führt. Demnach entstehen Emotionen erst durch das Wahrnehmen

einer körperlichen Veränderung. Walter Cannon, einen Schüler von William

James, überzeugten die theoretischen Überlegungen seines Lehrers nicht.

So wurde eine weitere Theorie durch Walter Cannon und später Philip Bard

entwickelt. Die Cannon-Bard-Theorie besagt, dass die physiologische

Aktivierung und die subjektiven Erfahrung von Emotionen zeitgleich durch

einen emotionserregenden Stimulus hervorgerufen werden. Der emotions-

auslösende Reiz wird gleichzeitig zum zerebralen Kortex, wo er das

subjektive Erleben der Emotion auslöst, und zum Sympathikus, wo er die

Körperreaktion auslöst, transportiert (Myers, 2008, S. 549).

Bei der Zwei-Faktoren-Theorie von Schachter und Singer ist das

emotionale Erlebnis von drei Faktoren abhängig: (1) die Situation muss als

emotionsauslösend interpretiert werden, (2) es muss eine unspezifische

physiologische Aktivierung vorliegen, (3) die emotionale Situation bedingt

die physiologische Aktivierung. Die Intensität der Emotion ist abhängig von

der Höhe der physiologischen Aktivierung und die Qualität der erlebten

Emotion wird von der Interpretation beeinflusst (Sokolowski, 2002, S. 338-

340).

11 „Reaktionen der inneren Organe, wie zum Beispiel Herz, Lunge Magen“ (Meyer,

Reisenzein, Schützwohl, 2001, S. 136) 12 „die Erweiterung und Verengung der Blutgefäße und damit einhergehend die

unterschiedliche Versorgung des Gehirns und anderer Körperorgane mit Blut“ (Meyer,

Reisenzein, Schützwohl, 2001, S. 136)

Page 37: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

37

John B. Watson unterscheidet zwei Arten emotionaler Reaktionen, die

ungelernten, welche als Primär- oder Basisemotionen bezeichnet werden,

und die gelernten, die er sekundäre oder abgeleitete Emotionen nennt

(Meyer, Reisenzein & Schützwohl, 2001, S. 67). Nerdinger (2001, S. 36)

betont, dass in der Forschung hinsichtlich der Basisemotionen große

Uneinigkeit besteht.

Paul Ekman, Carroll E. Izard und Wallance Friesen beschäftigten sich

zwischen 1960 und 1970 mit der neurokulturellen Theorie der

Basisemotionen. Die Forscher schreiben den kulturellen Einflüssen auf

emotionale Prozesse eine große Bedeutung zu und konnten durch diese

Sichtweise die vorherrschenden evolutionärbiologischen Ansätze weiter-

entwickeln (Merten, 2003, S. 59).

Paul Ekman unterscheidet sechs Basisemotionen, welche einen

charakteristischen universalen Gesichtsausdruck auslösen, der kultur-

übergreifend bei allen Menschen in gleicher Weise erkannt und ausgedrückt

wird. Die sechs Basisemotionen lauten Glück, Furcht, Überraschung, Zorn,

Ekel und Trauer (Sokolowski, 2002, S. 362). Einige Emotions-

psychologinnen und Emotionspsychologen teilen die Auffassung Darwins

und glauben, dass der durch Emotionen ausgelöste mimische Ausdruck

einen genetischen Ursprung hat (Meyer, Reisenzein & Schützwohl, 2001, S.

36). Forscherinnen und Forscher gehen aufgrund von Studien mit blind

geborenen Kleinkindern von einer biologisch-evolutionären Erklärung der

Emotionen aus. Der mimische Ausdruck der Kleinkinder sei keinesfalls

zufällig, sondern situationsabhängig, was sich bei der Rückmeldung auf

Geschmacksproben zeigte (Schwab, 2004, S. 61).

Nach der exemplarischen Darstellung unterschiedlicher Emotions-

theorien liefert der nächste Abschnitt Einblicke in die Emotionsforschung.

Dabei richtet sich der Fokus auf kognitive und biologische Ansätze.

Page 38: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

38

1.2.3 Ansätze in der Emotionsforschung

Evans und Cruse (2004) sehen die Gegenwart als eine aufregende

Zeit für die Emotionsforschung. Nachdem sich das Interesse an der

Emotionsforschung im letzten Jahrhundert in Grenzen hielt, rückt es jetzt im

21. Jahrhundert wieder mehr in den Mittelpunkt. In der Emotionsforschung

stehen kognitive und biologische Ansätze nebeneinander.

Die kognitiven Ansätze gliedern sich in zwei Bereiche: Netz-

werktheorien und Appraisaltheorien. Die berühmteste Netzwerktheorie

stammt von Gordon Bower (1981) und bezieht sich auf das Human

Association Memory-Modell. Nach Bower werden Emotionen durch Knoten-

punkte in Netzwerken dargestellt (Sokolowski, 2002, S. 344). Jede

Repräsentation einer Emotion besitzt viele Aspekte dieser Emotion so wie

auch Verknüpfungen zu anderen Ereignissen und Emotionen (Margraf &

Schneider, 2009, S. 120). Sokolowski (2002) betont, dass die Aktivierung

der Netzwerkknoten von bestimmten Faktoren abhängig ist: „(…) von der

Nähe der Knoten untereinander, von der Intensität der initialen Aktivierung

und von dem Zeitabstand seit der Aktivierung“ (Sokolowski, 2002, S. 344).

Wird ein Emotionsknoten aktiviert, werden gleichzeitig auch Verbindungen

zu ähnlichen gespeicherten Ereignissen, Erinnerungen und Konzepten

aktiviert. Ebenso werden mit der Emotion assoziierte physiologische und

expressive Reaktionsmuster ausgelöst. Margraf und Schneider (2009,

S. 120) sprechen davon, dass die Emotionsknoten durch Stimuli, wie

physiologische Empfindungen, Gerüche oder verbales Material aktiviert

werden können. Ein Beispiel dafür wäre die Verwendung von Wiegenliedern.

Diesem Thema widmet sich Bossinger (2006, S. 74) und schreibt, dass

Wiegenlieder ein Kleinkind beruhigen und ihm ein sicheres und geborgenes

Gefühl vermitteln. Diese positiv vermittelten Emotionen werden

lebenslänglich gespeichert und beim wiederholten Hören wieder assoziiert.

Page 39: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

39

Magda Arnold (1960) und Richard Lazarus (1966) sind die

bekanntesten Vertreter der Appraisal-Theorien. Die Appraisal-Theorien

werden auch als kognitive Bewertungstheorien oder kognitive Ein-

schätzungstheorien bezeichnet (Gelbrich, 2007, S. 104). Die Appraisal-

Theorie besagt, dass neben der physiologischen Reaktion die Interpretation

und Bewertung einer Situation für die Entwicklung einer Emotion von

Bedeutung ist. Die kognitiven Appraisal-Theorien versuchen die Entstehung

von Emotionen mithilfe einzelner Bewertungsschritte nachzubilden

(Sokolowski, 2002, S. 345-346). Schwab (2004, S. 63) führt an, dass für

Arnold (1960) die Bewertungen von Schaden und Nutzen einen wesen-

tlichen Beitrag zur Entstehung von Emotionen leisten. Das bedeutet, dass

eine Situation zunächst wahrgenommen wird, dann bewertet wird und im

letzten Schritt eine Emotion auslöst.

Für die biologischen Ansätze in der Emotionsforschung waren die

Forschungen Charles Darwins (1872) basisbildend. Sein Werk The

Expressions of Emotions in Man and Animals bildet dabei den

Ausgangspunkt. Für Darwin stellen Emotionen „Mechanismen dar, die an

Stelle relativ starrer Reiz-Reaktions-Verkoppelungen, wie sie bei Instinkten

vorgegeben sind, flexible Antworten auf wechselnde Umweltanforderungen

möglich machen“ (Sokolowski, 2002, S. 347). Nach Sokolowski (2002,

S. 247) bedeutet das auch, dass mithilfe der Emotionen Situationen erkannt

werden, die sich hinsichtlich der Reproduktion als gefährlich oder nützlich

erweisen. Schwab (2004, S. 61) glaubt, dass eine Aufgabe von Emotion

darin liegt, eine Gruppe über den seelischen Zustand seiner Mitglieder

aufzuklären. Dadurch kommt es zu einer Verhaltenssynchronisation in der

Gruppe. Nach Darwin dient der Emotionsausdruck einerseits als Ver-

ständigungsmittel und andererseits der Handlungsvorbereitung. Zusammen-

fassend kann gesagt werden, dass Emotionen die drei Funktionen (1)

Bewertung (2) Verhaltensvorbereitung und (3) Kommunikation erfüllen

(Sokolowski, 2002, S. 356f).

Page 40: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

40

Dieser Abschnitt erörterte exemplarisch den Emotionsbegriff, stellte

unterschiedliche Emotionstheorien vor und beleuchtete aktuelle Ansätze in

der Emotionsforschung. Im nächsten Abschnitt wird eine Verbindung

zwischen Musik und Emotionen hergestellt.

1.3 Musik und Emotionen

„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“

(E.T.A. Hoffmann13

)

Allgemein widmet sich die Psychologie dem Verhalten und Erleben

des Menschen. Hinsichtlich des Themenfeldes Musik und Emotionen

möchte diese empirische Wissenschaft beschreiben, wann, wie und warum

Individuen emotionale Reaktionen auf Musik erleben. Es sollen jene

Mechanismen erforscht werden, die für die Wahrnehmung von Musik

verantwortlich sind und eine Emotion bei einer Person auslösen (Sloboda &

Juslin, 2010, S. 74).

Wie bereits in Abschnitt 2.2 dargelegt wurde, sind Emotionen

wesentlich an der Steuerung menschlicher Handlungen beteiligt. Eine

Person kann mittels Emotionen ihre Befindlichkeiten ausdrücken. Emotionen

verfügen über einen lebenswichtigen Vorteil in gefährlichen oder

konflikthaften Situationen. Der Mensch reagiert instinktiv nach dem „fight or

flight“-Prinzip. In Hinblick auf Musik sind Emotionen zwar nicht lebens-

notwendig (Clarke, Dibben & Pitts, 2010, S. 82), Studien konnten jedoch

zeigen, dass Musik in der durchschnittlichen Bevölkerung starke und

13 Müller, H. (2005). Die besten Reden von A bis Z. Bonn: Verlag für die Deutsche

Wirtschaft AG. Zugriff am Juni 9, 2011, verfügbar [unter]

http://books.google.at/books?id=1a3rFlDSbBAC&pg=RA1-

PA130&dq=da+wo+die+sprache+aufh%C3%B6rt,f%C3%A4ngt+Musik+an&hl=de&ei=Z43w

TdrrCpDMtAbNgrGIBw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CEIQ6AEwBQ#

v=onepage&q&f=false

Page 41: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

41

signifikante Emotionen auslösen kann (Gabrielsson & Lindstrom, 1993,

zitiert nach Sloboda, 2005). Doch welche Mechanismen führen dazu, dass

Musik Emotionen weckt und die emotionalen Erfahrungen eines Menschen

beeinflusst?

Clarke, Dibben und Pitts (2010, S. 83) vermuten, dass auditorische

Informationen beim Menschen eine bedeutende Rolle spielen, weil

akustische Signale entscheidend für das Überleben sein können (zum

Beispiel die Warnung vor einer Gefahr). Ein weiterer Einfluss von Musik auf

den emotionalen Zustand eines Menschen könnte darauf zurückzuführen

sein, dass ein Musikstück mit einer bestimmten positiven oder negativen

Stimmung konditioniert oder mithilfe des episodischen Gedächtnisses mit

einer alten Erinnerung in Verbindung gebracht wurde.

Shafron (2010, S. 2) spricht in Hinblick auf Musik und Emotionen von

einer „emotivist position“ und einer „cognitivist position“. Die „emotivist

position“ geht davon aus, dass Musik inhärente, unveränderbare Qualitäten

besitzt, die bei zuhörenden Personen spezifische emotionale Reaktionen

auslösen. Die Komponistin oder der Komponist setzen dazu spezielle

musikalische Parameter ein. Gabrielsson und Lindström (2010, S. 367)

beschäftigen sich mit den Faktoren der musikalischen Struktur, die den

wahrgenommenen emotionalen Ausdruck beeinflussen. Zu diesen

musikalischen Parametern zählen Tempo, Dynamik, Tonhöhe, Intervalle,

Tonart, Melodie, Rhythmus, Harmonie und weitere formale Eigenschaften

wie Wiederholungen oder Variationen. Im Folgenden wird exemplarisch auf

einige dieser musikalischen Parameter eingegangen.

Laut Gabrielsson und Lindström (2010, S. 367) wird das Tempo als

wichtigster emotionsbeeinflussender Faktor angesehen. Ein schnelles

Tempo wird mit Aufregung, Freude, Überraschung oder Angst in Verbindung

gebracht, während ein langsames Tempo mit Gelassenheit, Zärtlichkeit,

Traurigkeit oder Sehnsucht assoziiert wird. Hinsichtlich der Tonart wird die

Dur-Tonart mit Freude, Ruhe und Anmut und die Moll-Tonart mit Traurigkeit,

Page 42: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

42

Träumerei und Ehrwürdigkeit assoziiert. Allgemein betrachtet wird laute

Musik als hohe Aktivierung und Stärke und leise Musik als geringe

Aktivierung und Unterwürfigkeit wahrgenommen. Einfache, konstante

Harmonien werden mit glücklichen, entspannten oder träumerischen Aus-

drücken assoziiert, wohingegen komplexe, dissonante Harmonien als

aufregend, spannungsreich, traurig oder kräftig empfunden werden. Ein

gleichmäßiger Rhythmus bewirkt Freude, Erhabenheit oder Frieden, ein

unregelmäßiger Rhythmus wird mit Unterhaltung, Unruhe oder Ärger

assoziiert. Interessant ist, dass der emotionale Ausdruck gleichzeitig von

mehreren dieser musikalischen Parameter beeinflusst wird (Gabrielsson &

Lindström, 2010, S. 383-392).

Die „cognitivist position“ postuliert, dass die durch Musik ausgelösten

Emotionen mithilfe von Assoziationen zustande kommen. “Heavy Metal“

beispielsweise wird allgemein als negative, wütende, düstere und aversive

Musik wahrgenommen. Allerdings konnten Studien zeigen, dass Personen,

die negative Affekte verspüren, oftmals durch negativ besetzte Musik

emotionale Befriedigung finden. So werden durch “Heavy Metal“ Emotionen

an die Oberfläche gebracht, die bereits zuvor ohne Stimuli von einer Person

durchlebt und erfahren wurden (Shafron, S. 3).

Zur Thematik Musik und Emotionen gibt es wenige wissenschaftliche

Untersuchungen. Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nicht bewusst ist, welche

bedeutende Rolle Musik im alltäglichen Leben des Menschen spielt

(Schönberger, 2006, S. 11). Sloboda (2010, S. 494) widmet sich eben dieser

Musik im Alltag. Wie oft ein Mensch im alltäglichen Leben mit Musik in

Berührung kommt, ist stark kulturabhängig. Weiters hängt es natürlich davon

ab, ob eine Person auch im beruflichen Leben mit Musik zu tun hat. In

Hinblick auf die Emotionen ist anzumerken, dass diese stärker sind, wenn

sie unerwartet auftreten. Häufig vorkommende, alltägliche Ereignisse, wie

zum Beispiel die Musik im Alltag, löst daher schwache Emotionen aus.

Solche Emotionen werden in der durchschnittlichen Population selten

Page 43: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

43

erinnert. Ein Grund dafür ist, dass die Wahrnehmung im Alltag meist auf eine

konkrete Handlung und nicht auf die Hintergrundmusik gerichtet wird. Mittels

ESM (experience-sampling methodologies) wird beispielsweise untersucht,

wann und wie oft sich eine Person in Situationen befindet, die Musik

enthalten. Die Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer werden

mithilfe elektronischer Mittel (Pager, Telefon) kontaktiert, während sie ihrem

alltäglichen Leben nachgehen (Sloboda, 2010, S. 505).

Die Umgebungssituation und ihre emotionale Atmosphäre sind

ausschlaggebend dafür, wie Musik wahrgenommen wird. Ein bestimmtes

Lied löst im Kaufhaus eine andere emotionale Reaktion aus als in einem

Konzert. Diese Reaktion auf Musik ist darüber hinaus von Person zu Person

verschieden und abhängig von der Persönlichkeit, dem Wissen, der

kulturellen Orientierung und der persönlichen Geschichte der Zuhörerin oder

des Zuhörers (Sloboda & Juslin, 2010, S. 86).

Mit diesen unterschiedlichen Reaktionen auf Musik beschäftigt sich

beispielsweise das SEM-Projekt („Strong Experiences with Music“). Es

wurde in den späten 80er Jahren von Alf Gabrielsson und Erik Lindström

entwickelt. Intention war es, den Forschungsbereich der musikalischen

Erfahrungen zu erweitern (Schönberger, 2006, S. 53). Die am Versuch

teilnehmenden Personen wurden aufgefordert, die stärkste und intensivste

Erfahrung mit Musik, die sie jemals hatten, möglichst detailliert zu

beschreiben. Die Ergebnisse brachten sehr unterschiedliche Berichte, die in

Länge, Detail sowie Textart variierten. Sieben grundlegende Kategorien

konnten klassifiziert werden: 1) Allgemeine Charakteristiken, 2) physische

Reaktionen und Verhalten, 3) Wahrnehmung, 4) Kognition, 5) Gefühle und

Emotionen, 6) existentielle und transzendente Aspekte, 7) persönliche und

soziale Aspekte. Vorangegangene Studien postulieren, dass SEM

ausschließlich durch Klassische Musik ausgelöst wird. Aktuelle Studien

zeigen jedoch, dass „Strong Experiences with Music“ von Klassik bis hin zur

Rockmusik in nahezu allen Genres auftreten können (Gabrielsson, 2010,

S. 551).

Page 44: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

44

Nach diesem Abschnitt über Musik und Emotionen widmet sich der

nächste Abschnitt speziell den Emotionen beim Chorsingen. Es handelt sich

hierbei um ein sehr junges Forschungsgebiet, das noch wenige Studien- und

Untersuchungsergebnisse bietet.

1.4 Emotionen beim Chorsingen

„Drückt’s dich wo, sing dich froh“

(alte Volksweise, zitiert nach Bossinger, 2006, S. 13 14)

Die Emotionen beim Chorsingen sowie emotionale Effekte des

Singens auf den Organismus eines Menschen sind noch nicht ausreichend

erforscht, obwohl das Singen, im Speziellen das Chorsingen, eine in allen

Kulturen weit verbreitete musikalische Aktivität darstellt. Aktuelle Studien

lassen auf positive Effekte des Chorsingens auf die Emotionen schließen. Im

Folgenden werden drei ausgewählte Studien vorgestellt.

Eine dieser aktuellen Untersuchungen wurde von der Forschergruppe

Kreutz et al. (2004, S. 626) durchgeführt und bildet die Referenzstudie der

vorliegenden Diplomarbeit. Kreutz et al. (2004) erforschten Auswirkungen

des Chorgesangs auf das Immunglobulin A (IgA), das Cortisol und den

emotionalen Zustand von 23 Chorsängerinnen und 8 Chorsängern (N=31)

eines Frankfurter Laienchores. Es wurden zwei Messungen im Abstand von

einer Woche durchgeführt. Bei der ersten Messung waren die Chor-

mitglieder aktiv beteiligt und sangen Mozarts Requiem. Während der

zweiten Messung wurde den am Versuch teilnehmenden Personen das

gleiche Werk mittels CD-Aufnahme vorgespielt. Das Forscherteam erwartete

nach dem Chorsingen und nach dem Anhören der CD-Aufnahme eine

signifikante Zunahme des Immunglobulin A (IgA) und eine deutlich positivere

subjektiv empfundene emotionale Befindlichkeit sowie eine Verminderung

14 Bossinger, W. (2006). Die heilende Kraft des Singens. Battweiler: Traumzeit-Verlag.

Page 45: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

45

des Cortisols und eine deutlich negativere subjektiv empfundene emotionale

Befindlichkeit. Diese Auswirkungen sollen stärker auf das aktive Chorsingen

zutreffen. Die Konzentration des Immunglobulin A (IgA) wurde vor und nach

der Chorprobe mithilfe von Speichelproben der Versuchspersonen

festgestellt. Je größer die Immunglobulin A (IgA)-Konzentration ist, desto

größer ist die Immunkompetenz einer Person. Um den emotionalen Zustand

der Chormitglieder vor und nach dem Singen zu untersuchen wurde der

Fragebogen „Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS)15 verwendet.

Kreutz et al. (2004, S. 631) konnten ihre Hypothesen teilweise

bestätigen. Sie kamen zu folgenden Ergebnissen: (1) Das Singen vermindert

negative Stimmungen und steigert positive Stimmungen, (2) das Zuhören

steigert negative Stimmungen und vermindert positive Stimmungen, (3) beim

Singen steigert sich die Produktion des Immunglobulin A (IgA), beim

Anhören jedoch nicht, (4) eine Verminderung des Cortisols wurde beim

Zuhören, jedoch nicht beim Singen beobachtet.

Zwei Untersuchungen von Clift und Hancox (2001) widmen sich dem

persönlich wahrgenommenen Gewinn, der durch das aktive Chorsingen

entsteht. Die Stichprobe der ersten Studie bestand aus N=48 Mitgliedern

eines universitären Collegechores. Die Versuchsteilnehmerinnen und

Versuchsteilnehmer wurden mithilfe eines Fragebogens gefragt, welchen

persönlichen Gewinn sie aus der Chormitgliedschaft ziehen. Am häufigsten

wurde der soziale Gewinn (87 %) genannt, gefolgt vom emotionalen Gewinn

(75 %), physischen Gewinn (58 %) und seelischen Gewinn (49 %). Auch die

im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit durchgeführte Studie ergab

ähnliche Ergebnisse. Die zweite Studie von Clift und Hancox (2001)

umfasste N=91 Chormitglieder und konnte mithilfe eines strukturierten

Fragebogens 32 Aussagen über das Chorsingen erfassen. Die Aussagen

der Probandinnen und Probanden wurden dabei sechs Dimensionen

zugeordnet.

15 Krohne et al. (1996)

Page 46: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

46

Da die vorliegende Diplomarbeit auf dem aktuellen Forschungsstand

aufbauen soll, wird dieser im nächsten Abschnitt detaillierter beleuchtet.

Auch hier werden exemplarisch einige Studien zum Thema vorgestellt.

1.5 Stand der Forschung

Die bereits in Abschnitt 2.4 beschriebenen Studien von Kreutz et al.

(2004) und Clift und Hancox (2001) repräsentieren einen wichtigen Teil des

aktuellen Forschungsstandes. Eine weitere Untersuchung von Clift et al.

(2010, S. 21) baut auf der zuvor vorgestellten Studie von Clift und Hancox

(2001) auf und umfasste N=633 Chorsängerinnen und Chorsänger aus

England. Ziel der Untersuchung war es Erfahrungen und Effekte hinsichtlich

des Chorsingens sowie Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebens-

qualität („quality of life“) zu erfassen. Neben soziodemographischen Fragen

wurden offene Fragen zu Lebensqualität, Wohlbefinden und Gesundheit

gestellt sowie ein strukturierter Fragebogen zu den Effekten des Chor-

singens und der „World Health Organization Quality of Life Questionnaire

(short version)“ (WHOQOL-BREF) ausgeteilt. Der WHOQOL-BREF ergab

vier Dimensionen der Lebensqualität, nämlich (1) physische, (2) psycho-

logische, (3) soziale und (4) umfeldbedingte Lebensqualität. Die Ergebnisse

hinsichtlich der Effekte des Chorsingens bezogen sich auch auf die

Emotionen der am Versuch teilnehmenden Personen. Dabei wurde die

Verbesserung der Stimmung, mehr Freude durch das Chorsingen, die

emotionale Unterstützung durch die Chorgemeinschaft und die Verringerung

von Angst von den Versuchspersonen besonders hervorgehoben.

Der österreichische Musikpsychologe Biegl (2004, S. 166) beschäftigt

sich mit dem Themenkomplex Glück, Gesang und Wohlbefinden. Um zu

bestätigen, dass das Singen Glücksgefühle erzeugt, wurden physiologische

Parameter (Katecholamine, Opiate) für die Untersuchung (N=6)

herangezogen. Das Singen führt zur Ausschüttung dieser Stoffe. Tatsächlich

Page 47: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

47

konnten im Blutserum die entsprechenden physiologischen Parameter

nachgewiesen werden. Zeitgleich wurde das Stress- und Angstlevel

während des Singens durch das Adrenalin im Blut und eine Emotionalitäts-

inventar (EMI-B) gemessen. Die Ergebnisse zu den Emotionen beim Singen

konnten Folgendes bestätigen: (1) Das Befinden ist nach dem Singen

angstfreier als vor dem Singen, (2) die Stimmung ist nach dem Singen froher

als vor dem Singen, (3) das gestörte Allgemeinbefinden ist nach dem Singen

geringer als vor dem Singen und (4) Singen macht glücklich. Es konnte

jedoch nicht bestätigt werden, dass die Stimmung nach dem Singen weniger

aggressiv ist als vor dem Singen und dass das Gefühl von Verlassenheit

nach dem Singen geringer ist als vor dem Singen.

Eine südafrikanische Studie von Barrett (2007, S. 12) widmet sich der

Frage, welchen Wert das Chorsingen im multikulturellen Südafrika hat.

Mittels Fragebogen wurden 16 Chöre befragt. Aus der englischen Original-

studie geht diesbezüglich hervor:

Probably the most important finding in the study is the similarities

between the various cultures when giving their opinions about singing

collectively. It is obvious that music creates an adhesive that binds

people together no matter what their race, mother tongue, age or

social status. In a choir, all singers are equal because the specialized

art of choir singing demands equality between all. Through choral

singing, a multicultural society is slowly being united and through this,

singers rely on each other for support, advice, and friendship and they

share their beliefs, striving towards a united country. This connection

allows for choristers to enrich and educate one another through their

differences. Music has often been referred to as the “only international

language“ because we share the same emotions and feeling – the

very essence of what makes us human. (Barrett, 2007, S. 73)

Page 48: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

48

Weitere Studien zum Chorgesang wurden beispielsweise von der

gemeinnützigen amerikanischen Organisation für Chormusik „Chorus

America“ durchgeführt. Im Jahr 2009 konnte aus den Ergebnissen ihrer

„Chorus Impact Study“ geschlossen werden, dass der Chorgesang einen

Weg zum Erfolg darstellt (Chorus America, 2009, S. 4).

Eine Langzeitstudie fand laut Bastian und Fischer (2006, S. 61) im

Zeitraum von 1992 bis 1998 an Berliner Grundschulen statt. Sie hatte den

Einfluss von erweiterter Musikerziehung auf die allgemeine und individuelle

Entwicklung von Kindern zum Thema. Eine der untersuchten Grundschulen

hatte den Chorgesang als Schwerpunkt. Dem Forschungsprojekt zufolge

sollte das Chorsingen kognitive, kreative, ästhetische, musikalische, soziale

und psychomotorische Fähigkeiten der Kinder positiv beeinflussen. Darüber

hinaus wurde der Fokus auf emotionale Dispositionen und emotionale

Stabilität gerichtet. Die Autoren geben an, dass das Chorsingen die Kinder

trotz regelmäßiger Proben und öffentlicher Auftritte nicht bedeutsam

belastet. Sie zeigen, im Gegensatz zu Berufsmusikern, keine ausgeprägten

Angstsymptome oder emotionale Labilität.

In diesem Abschnitt wurden exemplarisch relevante Studien-

ergebnisse dieses jungen Forschungsgebietes dargestellt. Aufgrund dieser

Studienergebnisse stellt sich die Frage, ob sich die von Kreutz et al.

gefundenen Ergebnisse auch auf die Chorkultur in Kärnten umlegen lassen.

Der hiermit abgeschlossene erste Teil der Diplomarbeit diente der

theoretischen Darstellung und Aufbereitung des Themenkomplexes. Es

wurden Definitionen, Beiträge und Ausführungen zum Chorsingen und zu

Emotionen erörtert. Die Abschnitte Musik und Emotionen, sowie Emotionen

beim Chorsingen leiten als Kernstücke inhaltlich vom theoretischen Teil zum

empirischen Teil der Diplomarbeit über.

Page 49: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

49

2 Empirischer Teil

„Das Singen ist zuerst

der innere Tanz des Atems,

der Seele,

aber es kann auch unseren Körper

aus jeglicher Erstarrung ins Tanzen befreien

und uns den Rhythmus des Lebens lehren“

(Yehudi Menuhin,

zitiert nach Bossinger, 2006, S.9)

Page 50: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

50

Im Duden (Meyers Lexikonredaktion, 2001, S. 188) wird empirisch als

„erfahrungsgemäß“ definiert. Wie Bortz und Döring (2006, S. 2) darstellen,

sucht die empirische Studie mithilfe der systematischen Auswertung von

Erfahrungen nach Erkenntnissen. Im empirischen Teil der Diplomarbeit

werden zunächst die Fragestellungen und Hypothesen erläutert und dann

wird explizit auf das Forschungsdesign und die Zusammensetzung der

Stichprobe eingegangen. Es wird die Methodik der Studie erklärt und die

relevanten Erhebungs- und Auswertungsmethoden werden vorgestellt. Es

folgt die Präsentation der Ergebnisse, die sich aus den soziodemo-

graphischen Daten, dem Fragebogen PANAS16 (Positive and Negative

Affect Schedule) und dem Informationsgewinn der offen gestellten Fragen

im Fragebogen zusammensetzen. Abschließend werden die Ergebnisse

interpretiert und kritisch hinterfragt.

2.1 Explikation der Fragestellungen und Hypothesen

Die Forscherin oder der Forscher sollte sich im Klaren darüber sein,

dass im ersten Schritt einer Untersuchung die Forschungsfragen und

Hypothesen im Mittelpunkt des Interesses stehen und präzisiert werden

sollten. Über die Auswahl der Methode wird erst im zweiten Schritt der

Untersuchung reflektiert und diskutiert. Auch Albers, Klapper, Konradt,

Walter und Wolf (2009, S. 5) schreiben, dass die Fragestellung die Natur der

eigenen Untersuchung und die damit verbundenen Untersuchungsmethoden

bestimmt. Wilkinson (1999) betont im englischen Originaltext: „You should

take efforts to assure that the underlying assumptions required for the

analysis are reasonable given the data“ (S. 594).

16 Krohne, H. W., Egloff, B., Kohlmann, C.-W., & Tausch, A. (1996). Untersuchungen mit

einer deutschen Version der „Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS). Diagnostica,

42, Heft 2, 139-156.

Page 51: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

51

Fragestellungen und Hypothesen. Die Fragestellungen und

Hypothesen der vorliegenden Diplomarbeit lauten:

Fragestellung 1: Unterscheiden sich die aktiven Chorsängerinnen und

Chorsänger von den aktiven Zuhörerinnen und Zuhörern

unmittelbar hinsichtlich ihres Positiven Affekts (PA)?

H1a: Es gibt einen unmittelbaren signifikanten Unterschied

zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich ihres

Positiven Affekts (PA).

H1b: Das aktive Chorsingen (Gruppe A) bewirkt eine

unmittelbare Steigerung des Positiven Affekts (PA).

H1c: Beim aktiven Zuhören (Gruppe B) zeigt sich im

Vergleich zur Gruppe A eine unmittelbare Verminderung

des Positiven Affekts (PA).

Fragestellung 2: Unterscheiden sich die aktiven Chorsängerinnen und

Chorsänger von den aktiven Zuhörerinnen und Zuhörern

unmittelbar hinsichtlich ihres Negativen Affekts (NA)?

H2a: Es gibt einen unmittelbaren signifikanten Unterschied

zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich ihres

Negativen Affekts (NA).

H2b: Das aktive Chorsingen (Gruppe A) bewirkt eine

unmittelbare Verminderung des Negativen Affekts (NA).

H2c: Beim aktiven Zuhören (Gruppe B) zeigt sich im

Vergleich zu der Gruppe A eine unmittelbare Steigerung

des Negativen Affekts (NA).

Page 52: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

52

2.2 Forschungsdesign

Sobald Fragestellungen und Hypothesen klar formuliert sind und fest-

stehen, kann ein adäquates Forschungsdesign entwickelt werden. Hussey,

Schreier und Echterhoff (2010) verdeutlichen, dass „der Forschungsansatz

(Forschungsdesign) (…) die grundlegende Vorgehensweise zur Be-

antwortung der Fragestellung“ (S. 25) festlegt. Als Forschungsdesign der

vorliegenden Studie wurde die Kausalanalyse gewählt. Die Durchführung

der empirischen Studie erfolgte mithilfe eines Fragebogenverfahrens, das

bei zwei Messzeitpunkten zum Einsatz kam. Der erste Fragebogen wurde

durch einen soziodemographischen Teil und die offene Frage „Was ist für

Sie das Besondere am Singen im Chor?“ ergänzt. Beim zweiten Fragebogen

lautete die offene Frage „Wie ging es Ihnen in Ihrer jeweiligen Situation als

aktive Chorsängerin und aktiver Chorsänger oder aktive Zuhörerin und

aktiver Zuhörer?“. Die offenen Fragen hatten die Intention den emotionalen

Zustand der Personen differenzierter zu erfassen.

Soziodemographischer Teil. Durch zusätzliche Abfragung der

Variablen Geschlecht, Alter, Familienstand, höchste abgeschlossene Aus-

bildung, Dauer des Chorsingens und Gründe für das Chorsingen konnte die

vorliegende Stichprobe genauer beschrieben werden.

PANAS. Als Fragebogen wurde die deutsche Form der „Positive and

Negative Affect Schedule“ (PANAS) herangezogen. Die deutsche Über-

setzung und Adaptation des Verfahrens wurde von Krohne, Egloff,

Kohlmann und Tausch durchgeführt. Das Erhebungsinstrument PANAS

beschreibt zwei globale Dimensionen der emotionalen Befindlichkeit, den

„Positive Affect“ (PA) und den „Negative Affect“ (NA). Die PANAS basiert auf

einem Circumplex-Modell affektiver Reaktionen von Watson und Tellegen

aus dem Jahr 1985. Dabei reduzierte man von einer großen Anzahl selbst-

berichteter wie auch fremdbeobachteter Affekte auf zwei unabhängig von-

einander variierende Dimensionen: Positiver und Negativer Affekt (Schu-

Page 53: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

53

macher, Klaiberg & Brähler, 2003, S. 252). Ein Circumplex-Modell weist im

Allgemeinen eine kreisförmige Struktur auf. Diese enthält oftmals zwei

Dimensionen, dessen Pole durch zwei Attribute beschrieben werden und

miteinander korrelieren (Sprenger, 2007, S. 1). Der Abschnitt 2.4.1 geht

detaillierter auf die PANAS ein.

Der PANAS-Fragebogen wurde an fünf gemischte Kärntner Chöre

ausgegeben. Es gab zwei Messzeitpunkte, nämlich (1) den vor der

Bedingung aktiv zu singen oder zuzuhören und (2) den nach der Bedingung

aktiv zu singen oder zuzuhören. Die Versuchsleiterin teilte den jeweiligen

Chor per Zufall in zwei Gruppen ein: aktive Chorsängerinnen und

Chorsänger (Gruppe A) sowie aktive Zuhörerinnen und Zuhörer (Gruppe B).

Variablen. Wie Abbildung 2 zeigt, wird als unabhängige Variable (UV)

die Gruppenzugehörigkeit, also aktive Chorsängerinnen und Chorsänger

(Gruppe A) und aktive Zuhörerinnen und Zuhörer (Gruppe B) erfasst. Bortz

und Schuster (2010) definieren die unabhängige Variable als „Merkmal, das

systematisch variiert wird, um seine Auswirkung auf die abhängige Variable

zu untersuchen“ (S. 585). Als abhängige Variable (AV) wird der Positive

Affekt (PA) und der Negative Affekt (NA) erfasst. Laut Leonhart (2004,

S. 255) entsprechen die abhängigen Variablen jenen Variablen, die bei einer

Forschung gemessen werden.

Abbildung 2. Graphische Darstellung der unabhängigen (UV) und abhängigen Vari-

ablen (AV)

Page 54: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

54

Forschungsablauf. Die Erhebung der Daten wurde zur gewohnten

Probezeit des Chores durchgeführt. Zunächst sang sich der gesamte Chor

fünf bis zehn Minuten ein, dann teilte die Versuchsleiterin den ersten

Fragebogen aus. Er beinhaltete einen soziodemographischen Teil, eine

offene Frage und die PANAS. Alle am Versuch teilnehmenden Personen

wurden per Zufall einer der beiden Gruppen (A, B) zugeteilt. Dazu wurde die

Anzahl der Chorsängerinnen und Chorsänger in den einzelnen Stimmlagen

(Sopran, Alt, Tenor, Bass) festgehalten und halbiert. Die Gruppe A (aktive

Chorsängerinnen und Chorsänger) hatte die Aufgabe wie gewohnt an der

Probe teilzunehmen und aktiv mitzusingen. Die Gruppe B (aktive Zu-

hörerinnen und Zuhörer) bekam die Aufgabe nicht mitzusingen, jedoch aktiv

zuzuhören, indem sie im Notenblatt mitlesen und mitdenken sollten. So

blieben die Mitglieder der Gruppe B auf ihrem Platz sitzen, obwohl sie dazu

aufgefordert waren nicht mitzusingen. Die Mitglieder der Gruppe A sangen

etwa eine halbe Stunde lang ihr Programm. Danach wurde von allen

Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmern der zweite Fragebogen

ausgefüllt. Dieser beinhaltete erneut die PANAS-Skalen und die offene

Frage, wie sich die Personen in ihrer jeweiligen Situation gefühlt hatten.

Instruktion. Die Versuchsleiterin führte die Instruktion mündlich durch.

Die wörtliche Instruktion ist im Anhang beigelegt. Nach dem gemeinsamen

Einsingen wurden die Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer

von der Versuchsleiterin über den genauen Ablauf der Studie informiert.

Die Erläuterung zum Forschungsdesign sollte einen Überblick über

den Ablauf der Studie, sowie die Differenzierung der unabhängigen und

abhängigen Variablen geben. Es folgt eine genaue Beschreibung der ge-

samten Stichprobe. Um der Leserin und dem Leser einen guten Eindruck

von den Probandinnen und Probanden zu vermitteln, werden auch die

einzelnen Chöre mit ihren Charakteristiken beleuchtet.

Page 55: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

55

2.3 Beschreibung der Stichprobe

Bortz und Schuster (2010) definieren eine Stichprobe als „in der

Regel zufällig ausgewählte Personengruppe, die als Grundlage für inferenz-

statistische Schlüsse dienen soll“ (S. 585). Die Autoren verdeutlichen

weiters, dass „je besser die Stichprobe die Grundgesamtheit repräsentiert,

umso präziser sind die inferenzstatistischen Aussagen über die Grund-

gesamtheit“ (S. 80). Bortz und Döring (2005, S. 401) argumentieren, dass

eine Stichprobe dann spezifisch repräsentativ ist, wenn ihre Zusammen-

setzung in Bezug auf einige relevante Merkmale mit der Population

übereinstimmt. Die Größe der Stichprobe und die Größe der Grund-

gesamtheit beeinflussen die Präzision der Aussagen. Im vorliegenden Fall

handelt es sich um eine Ad-hoc-Stichprobe, die eine bereits bestehende

Personengruppe (Chor) als Stichprobe heranzieht (Bortz und Schuster,

2010, S. 82).

Die Stichprobengröße umfasste N = 102 Personen. Es nahmen 72

weibliche und 30 männliche Personen an der empirischen Studie teil. Von

den 102 Personen wurden 51 der Gruppe A und 51 der Gruppe B zugeteilt.

Hinsichtlich der Geschlechterverteilung wird für die vorliegende Stichprobe

deutlich, dass der Frauenanteil größer ist als der Männeranteil. Mecke

(2006, S. 2) geht auf den geringen Männeranteil in Chören ein und stellt

Überlegungen dazu an, dass das Singen unter Buben bereits im schulischen

Kontext rasch als mädchenhaft und „uncool“ aufgefasst wird. Ebenso wirkt

die große Anzahl von singenden Mädchen in diesem Alter abschreckend auf

die jungen Knaben beziehungsweise Schüler. Der amerikanischen „Chorus

Impact Study“ aus dem Jahre 2009 ist zu entnehmen, dass etwa 65 % der

Chorsängerinnen und Chorsänger ihre ersten Chorerfahrungen in der

Grundschule (elementary school) oder Mittelschule (middle school) gemacht

haben (Chorus America, 2009, S. 8). Hier wird die Tatsache unterstrichen,

wie wichtig es ist bereits im schulischen Kontext mit dem Chorsingen in

Page 56: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

56

Berührung zu kommen, damit auch im späteren Leben ein Interesse am

Chorgesang besteht.

Für die vorliegende Studie wurden insgesamt fünf gemischte Kärntner

Chöre im Zeitraum vom 02.02.2011 bis 28.02.2011 befragt, welche im

Folgenden kurz beschrieben werden:

1) Singkreis Klagenfurt Seltenheim: Der Chor wurde im Jahre 1967 als

„Volksliedchor Seltenheim“ gegründet. 1973 erhält der Chor seine

derzeitige Bezeichnung. Seit 25 Jahren werden gemeinsam zahl-

reiche Konzertreisen auf allen Kontinenten unternommen und inter-

nationale Chorfestivals besucht, was dem Chor den Beinamen

„singender Botschafter“ gebracht hat. Seit 2004 leitet der ORF-

Redakteur Mag. Karl Altmann den Chor mit etwa 50 Chorsängerinnen

und Chorsängern. Zum Untersuchungszeitpunkt am 02. Februar 2011

waren 32 Chorsängerinnen und Chorsänger anwesend (Singkreis

Klagenfurt Seltenheim17, Zugriff am 22.03.2011).

2) Musical-, Popchor für Erwachsene: Der Chor wird von der diplo-

mierten Gesangspädagogin Anja Glüsing geleitet und möchte

Menschen ansprechen, die ihre kreativen Seiten entdecken wollen.

Im Repertoire finden sich Pop, Gospel und Musicalsongs. Zum Unter-

suchungszeitpunkt am 03. Februar 2011 wurde für die Aufführung

„Der König der Löwen“ geprobt. 11 Personen konnten an der Unter-

suchung teilnehmen (Gesangsstudio Klagenfurt18, Zugriff am

22.03.2011).

3) Stadtchor Klagenfurt: Der Chor wurde im Jahre 1994 unter der

Leitung von Walter Pristounig gegründet. Seit Oktober 2010 ist

Stefanie Petelin die Chorleiterin. Ziel des Chores ist es, ein

integrativer kultureller Bestandteil der Bevölkerung Klagenfurts und

Kärntens zu sein. Im Repertoire des Stadtchores befinden sich

17 Singkreis Klagenfurt Seltenheim. Zugriff am März 22, 2011, verfügbar [unter]

http://www.seltenheimer.at/ 18 Gesangsstudio Klagenfurt. Zugriff am März 22, 2011, verfügbar [unter] http://www.gesangsstudio-

klagenfurt.at/kontakt.html

Page 57: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

57

heimische Chorlieder sowie weltliches und geistliches Liedgut. Zum

Untersuchungszeitpunkt am 15. Februar 2011 waren 21 Chorsänger-

innen und Chorsänger anwesend (Stadtchor Klagenfurt19, Zugriff am

24.03.2011).

4) Gemischter Chor Koschatwiege Viktring: Im Jahre 1924 wurde die

heutige Koschatwiege als „Arbeitergesangsverein Viktring“ von

13 singbegeisterten Männern gegründet. Der gemischte Chor besteht

seit dem Jahre 1951. Der Name des Chores geht auf den berühmten

Kärntner Liederfürsten Thomas Koschat zurück. Neben Aufritten in

Kärnten zieht es den Chor auch in ferne Länder wie Mexiko und

Guatemala. Seit 2005 leitet Frau Gudrun Mehringer-Thaler den Chor,

der neben Volksliedern auch Chorliteratur der Renaissance, des

Barock und der Romantik bis hin zu modernen Liedern umfasst. Zum

Untersuchungszeitpunkt kamen 26 Chorsängerinnen und Chorsänger

zur Chorprobe (Koschatwiege Gemischter Chor Klagenfurt –

Viktring20, Zugriff am 24.03.2011).

5) Komorni Zbor Borovlje (Kammerchor Ferlach): Unter Mag. Roman

Verdel wurde der zweisprachige Chor 1981zunächst als Männerchor

geführt. Seit 1997 besteht er als gemischter Chor und ist in den

slowenischen Kulturverein integriert. Vorwiegend wird slowenisches

Volksliedgut gesungen, ebenso werden aber auch neue Projekte und

Messen aus den verschiedensten Epochen gestaltet. Der Chor trat

bereits in vielen Teilen Österreichs sowie in Slowenien und Italien auf

(R. Verdel, mündliche Mitteilung, März 31, 2011).

Nach der Darstellung der Stichprobe widmet sich das nächste Kapitel

den methodischen Überlegungen der empirischen Untersuchung, im

Speziellen den verwendeten Erhebungs- und Auswertungsmethoden.

19 Stadtchor Klagenfurt. Zugriff am März 24, 2011, verfügbar [unter] http://stadtchor-

klagenfurt.at/index.php 20 Koschatwiege Gemischter Chor Klagenfurt – Viktring. Zugriff am März 24, 2011, verfügbar [unter]

http://www.koschatwiege.at/index.php?option=com_content&view=article&id=47&Itemid=55

Page 58: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

58

2.4 Methodik der Studie

Dieses Kapitel beleuchtet die Methodik der vorliegenden Studie,

insbesondere werden Erhebungs- und Auswertungsmethoden detailliert

dargestellt. Während regulärer Chorproben der beschriebenen fünf Chöre

wurde der Fragebogen PANAS an die Chormitglieder ausgeteilt. Die

Erhebung der Daten erfolgte zu zwei Messzeitpunkten. Für die Auswertung

der PANAS wurde das Statistikprogramm SPSS (Statistical Package for the

Social Sciences) verwendet, für die Auswertung der offenen Fragen wurde

eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt. Demnach kamen in der Studie

eine quantitative und eine qualitative Auswertungsmethode zur Anwendung.

2.4.1 Erhebungsmethoden

Wenn das Forschungsdesign einer Studie feststeht, werden die

passenden (Daten-) Erhebungsmethoden ausgewählt (Hussy, Schreier &

Echterhoff, 2010, S. 26). Für die vorliegende Diplomarbeit wurde die

deutsche Version der „Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS) als

Erhebungsmethode ausgewählt. Nach Sokolowski (2002) bedeutet ein

Affekt eine „auf einen situativen Reiz hin schnell anspringende, kurze,

intensive emotionale Reaktion mit hoher Verhaltensbereitschaft“ (S. 277).

Ergänzend zu PANAS wurde ein soziodemographischer Teil ausgearbeitet,

der neben der Abfrage der Variablen Geschlecht, Alter, Familienstand,

Ausbildung, Dauer des Chorsingens und Gründe für das Chorsingen auch

eine offene Fragen beinhaltete: „Was ist für Sie das Besondere am Singen

im Chor?“ Zum zweiten Erhebungszeitpunkt wurde ergänzend zu PANAS

die Frage gestellt „Wie ging es Ihnen in Ihrer jeweiligen Situation als aktive

Chorsängerin und aktiver Chorsänger oder aktive Zuhörerin und aktiver

Zuhörer?“

Porst (2009, S. 54) schreibt, dass der Vorteil einer offenen Frage

darin liegt, dass die befragten Personen die Möglichkeit haben, so zu

antworten, wie sie es gewohnt sind. Der Nachteil dabei ist, dass das

Page 59: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

59

Ergebnis oftmals von der Verbalisierungsfähigkeit der Versuchs-

teilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer beeinflusst wird, da manchen

Personen der Umgang mit offener Sprache oder Schrift schwer fällt.

Die PANAS wurde als Selbstbeurteilungsfragebogen mit 20

Adjektiven (Items) eingesetzt. Die 20 Adjektive gliedern sich in zwei globale

Dimensionen der emotionalen Befindlichkeit: Positiver Affekt (PA) wie zum

Beispiel aktiv, begeistert und Negativer Affekt (NA) wie zum Beispiel

bekümmert, gereizt (Schumacher, Klaiberg & Brähler, 2003 S. 252). Krohne

et al. (1996) definieren den Positiven Affekt als „ … das Ausmaß, in dem

eine Person enthusiastisch, aktiv und aufmerksam ist“ (S. 140). Personen

mit hohem Positiven Affekt zeichnen sich durch Energie, Konzentration und

freudiges Engagement aus, wohingegen ein niedriger Positiver Affekt

Lethargie und Traurigkeit auslöst. Der Gefühlszustand des hohen Negativen

Affekts ist gekennzeichnet durch Gereiztheit, Nervosität und Angst, niedriger

Negativer Affekt beschreibt Ruhe und Ausgeglichenheit (Krohne et al.,

1996). Die Intensität eines Affekts wurde von den Versuchsteilnehmerinnen

und Versuchsteilnehmern auf einer fünfstufigen Skala von 1 (ganz wenig

oder gar nicht) bis 5 (äußerst) beurteilt. Der theoretische Teil der

vorliegenden Diplomarbeit beleuchtete bereits die Qualität und die Intensität

der Emotionen. Durch eine fünfstufige Skala kann zugleich die Qualität der

Emotion, mithilfe der beschrifteten Skala, und die Intensität der Emotion,

mithilfe der Abstufungen der Skala, festgehalten werden (Meyer, Reisenzein

& Schützwohl, 2001, S. 37). Der verwendete Fragebogen hatte das Ziel die

momentane Befindlichkeit der befragten Personen zu erfassen (Krohne et

al., 1996, S.141).

Ein Vorteil bei geschlossenen Fragestellungen ist die schnelle Daten-

aufnahme und Datenauswertung. Ein möglicher Nachteil kann sein, dass die

am Versuch teilnehmenden Personen keiner der vorgegebenen Antwort-

kategorien zustimmen können. Die Konsequenzen daraus wären eine „item

nonresponse“, die Nicht-Beantwortung einer Frage oder bewusste Falsch-

angabe (Porst, 2009, S. 53). Für die durchgeführte Studie wurde aufgrund

Page 60: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

60

dessen ergänzend zu den 20 Adjektiven die Antwortkategorie „Sonstiges“

vorgegeben. Die Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer konnten hier

weitere Adjektive eintragen und auf der fünfstufigen Skala bewerten. Die

Items des Positiven Affekts (PA) lauten ihrer Reihenfolge nach: angeregt,

wach, entschlossen, stolz, aktiv, aufmerksam, freudig erregt, stark,

interessiert und begeistert. Die Items des Negativen Affekts (NA) lauten ihrer

Reihenfolge nach: erschrocken, gereizt, verärgert, ängstlich, nervös,

bekümmert, beschämt, feindselig, durcheinander und schuldig.

Krohne et al. (1996) schreiben: „Die PANAS ist ein kurzes, aus 20

Items bestehendes, reliables Meßverfahren [sic!], das eine ökonomische Er-

fassung von PA [Positiver Affekt]und NA [Negativer Affekt] ermöglicht. Die

beiden Dimensionen variieren unabhängig voneinander und weisen

differentielle Validität auf“ (S. 141). Hussy, Schreier und Echterhoff (2010)

bezeichnen Reliabilität als „die Zuverlässigkeit und Beständigkeit einer

Untersuchung. Reliabel ist ein Instrument dann, wenn es bei einem relativ

gleich bleibenden Verhalten gleiche oder ähnliche Ergebnisse liefert“ (S. 23).

Wild und Möller (2009) definieren Validität (Gültigkeit) als „das Ausmaß, zu

dem ein Test das misst, was er zu messen vorgibt. Validität ist in diesem

Verständnis eine Eigenschaft des Tests“ (S. 318). Die Kürze des gewählten

Erhebungsverfahrens war in dieser Studie von großem Vorteil, da der

Versuchsleiterin von den meisten Chorleiterinnen und Chorleitern nur ein

bestimmter Teil der Probenzeit zur Verfügung gestellt wurde.

Schumacher, Klaiberg und Brähler (2003) thematisieren hinsichtlich

der PANAS die Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und interne Validität

und schreiben zur Objektivität, dass „die PANAS (…) hinsichtlich

Durchführung und Auswertung standardisiert“ ist (S. 253). Bezüglich der

Reliabilität führen die Autoren an, dass Cronbach’s Alpha zwischen .84 und

.86 lag. Die interne Validität zeigt an, dass die Skalen PA und NA

unabhängig voneinander variieren (S. 253).

Page 61: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

61

Russell und Carroll (1999) zeigen andere Sichtweisen auf und

beziehen sich in ihrem Artikel21 auf die Bipolarität des positiven und

negativen Affekts. Die meisten Menschen glauben, dass die positiven

Gefühle einen Gegensatz zu den negativen Gefühlen bilden und demnach

unabhängig voneinander sind. Laut Russell und Carroll (1999) konnten

Psychologinnen und Psychologen diese Annahme jedoch widerlegen. Sie

gehen der Vermutung nach, dass Menschen gleichzeitig glücklich und

unglücklich sein können. Auch Autoren wie beispielsweise Zautra, Potter

und Reich, 1997, und Watson und Clark, 1997, gehen von der Unabhängig-

keit des positiven und negativen Affekts aus.

Nach Russell und Carroll (1999, S. 3) beziehen Costa und McCrae

(1980) einen anderen Standpunkt und glauben, dass die Unabhängigkeit

des positiven und negativen Affekts ein Paradoxon darstellt, das nicht

ausreichend erklärt wurde. Die Autoren schreiben jedoch, dass sich die Un-

abhängigkeit des positiven und negativen Affekts als vorherrschende An-

nahme durchsetzten konnte.

Watson et al. (1988) fassen in der Conclusio ihres Artikels

„Development and Validation of Brief Measures of Positive and Negative

Affect: The PANAS Scales“ zusammen:

Whereas existing scales are unreliable, have poor convergent or

discriminant properties, or are cumbersome in length, these 10-item

scales are internally consistent and have excellent convergent and

discriminant correlations with lengthier measures of the underlying

mood factors. When used with short-term instructions (e.g., right now

or today), they are sensitive to fluctuations in mood, whereas they

exhibit traitlike stability when longer-term instructions are used (e.g.,

past year or general). (Watson et al., 1988, S. 1069)

21 Russell, A. R., & Carroll J. M. (1999). On the Bipolarity of Positive and Negative Affect.

Psychological Bulletin, 125(1), 3-30.

Page 62: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

62

Krohne et al. (1996, S. 153) betonen, dass sich die Skala besonders

für den Bereich der Emotions- und Stressforschung eignet. Aus diesem

Grund wurde sie für diese empirische Untersuchung herangezogen. Ein

weiterer Grund, warum die Wahl auf die PANAS fiel, war die kurze

Erhebungsdauer von etwa fünf bis zehn Minuten. Die für die vorliegende

Diplomarbeit verwendete Referenzstudie von Kreutz et al. (2004): Effects of

Choir Singing or Listening on Secretory Immunoglobulin A, Cortisol, and

Emotional State verwendet ebenso die PANAS als psychometrische Skala

für die Messung des emotionalen Zustandes der Chormitglieder. Der

vollständige Fragebogen (PANAS), der für beide Messzeitpunkte verwendet

wurde, befindet sich im Anhang.

Die zu untersuchende Fragestellung, das Forschungsdesign, die Art

der Stichprobe und die Auswahl des Erhebungsinstruments beeinflussen

gemeinsam, welche Auswertungsmethoden für die empirische Studie zum

Einsatz kommen. Im nächsten Abschnitt werden die in dieser Studie

verwendeten Auswertungsmethoden erläutert.

Page 63: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

63

2.4.2 Auswertungsmethoden

Bortz und Schuster (2010, S. 10) empfehlen, die Planungsphase mit

Überlegungen hinsichtlich der passenden Auswertung des Untersuchungs-

gegenstandes abzuschließen. In der Auswertungsphase werden die

erhobenen Daten statistisch verarbeitet. Der vorab formulierten Null-

hypothese (H0) steht die Forschungshypothese (H1) gegenüber. Für die

vorliegende Untersuchung wird ein Signifikanzniveau von α = .05 festgelegt.

Test auf Normalverteilung. Im Vorfeld der Studie wurde ein Test auf

Normalverteilung (Kolmogorow-Smirnow-Test) durchgeführt, um die

passenden Auswertungsmethoden festlegen zu können. Eckstein (2008)

schreibt: „Der KOLMOGOROV-SMIRNOV-Anpassungstest erfährt in der

angewandten Statistik in seiner Eigenschaft als trennscharfer Omnibus-Test

(lat.: omnibus � für alle) eine breite Anwendung, da er für ein metrisches

Erhebungsmerkmal gleichermaßen Abweichungen in den Lage-, Streuungs-,

Schiefe- und Wölbungsparametern einer empirisch beobachteten Verteilung

im Vergleich zu einer theoretisch erwarteten Verteilung aufzudecken

vermag“ (S. 253).

Dieser Test auf Normalverteilung zeigte, dass die Daten der positiven

Adjektive eine Normalverteilung aufweisen. Dies war bei beiden Gruppen

der Fall (positiver Affekt vorher und positiver Affekt nachher bei Gruppe A

und Gruppe B) 22. Im Gegensatz dazu konnte bei den negativen Adjektiven

in keiner Gruppe eine Normalverteilung nachgewiesen werden. Aufgrund

dieser Ergebnisse wurden als Auswertungmethoden für die positiven

Adjektive eine einfaktorielle ANOVA (Analysis of Variance) und für die

negativen Adjektive der Mann-Whitney-U-Test gewählt.

22 Gruppe A: aktive Chorsängerinnen und Chorsänger. Gruppe B: aktive Zuhörerinnen und

Zuhörer.

Page 64: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

64

ANOVA. Clauß, Finze und Partzsch (2004) beschreiben die

Varianzanalyse als „ein statistisches Verfahren zur Untersuchung der

Wirkung von Faktoren auf Versuchsergebnisse, das auf der Grundlage des

geeigneten Vergleiches von Streuungen beruht“ (S. 320). Die Varianz-

analyse wurde von R. A. Fischer (1920) entwickelt. Die einfache Varianz-

analyse (einfaktorielle ANOVA) realisiert den Vergleich von unabhängigen

Stichproben (Clauß, Finze & Partzsch, 2004, S. 321).

Mann-Whitney-U-Test. Rasch und Kubinger (2006, S. 189) erwähnen,

dass das Forscherteam Mann und Whitney (1947) wie auch Wilcoxon (1945)

jeweils einen Test entwickelten, der für die Hypothesenprüfung benutzt

werden konnte. Mithilfe des Tests wurde die Gleichheit zweier beliebiger

stetiger Verteilungen ermittelt. Bortz und Schuster (2010, S. 130) schreiben,

dass es sich bei dem U-Test nach Mann und Whitney um ein nicht-

parametrisches (verteilungsfreies) Verfahren handelt, welches nicht auf eine

Normalverteilung als Voraussetzung angewiesen ist. Der U-Test nach Mann

und Whitney vergleicht zwei unabhängige Stichproben miteinander

Qualitative Inhaltsanalyse. Mayring (2003) beschreibt die Qualitative

Inhaltsanalyse und ihre Ziele. Eine Qualitative Inhaltsanalyse möchte:

• Kommunikation analysieren;

• fixierte Kommunikation analysieren;

• dabei systematisch vorgehen;

• das heißt regelgeleitet vorgehen;

• das heißt auch theoriegeleitet vorgehen;

• mit dem Ziel, Rückschlüsse auf bestimmte Aspekte der

Kommunikation zu ziehen. (S. 13)

Mayring (2003) schreibt weiter, dass das Ziel der qualitativen Inhalts-

analyse „die Analyse von Material, das aus irgendeiner Art der Kommuni-

kation stammt“ darstellt (S. 11). Die offene Frage im ersten Fragebogen

„Was ist für Sie das Besondere am Singen?“ und die offene Frage im

Page 65: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

65

zweiten Fragebogen „Wie ging es Ihnen in Ihrer jeweiligen Situation als

aktive Chorsängerin und aktiver Chorsänger oder aktive Zuhörerin und

aktiver Zuhörer?“ wurden mithilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse aus-

gewertet.

Abschließend ein Zitat von Wilkinson and the Task Force on

Statistical Inference (1999) über die Wahl der richtigen Datenanalyse:

„Do not choose an analytic method to impress your readers or to deflect

criticism. If the assumptions and strength of a simpler method are

reasonable for your data and research problem, use it“ (S. 598). Laut den

Autoren können die Forschenden auch auf einfache Methoden zurück-

greifen, wenn die Fragestellung dadurch eine klare Beantwortung findet. Es

sollte den Forschenden nicht darum gehen, die Leserin oder den Leser mit

unnötig komplexen Verfahren zu beeindrucken oder Kritik abzuwenden.

Im nun folgenden Teil der Arbeit werden die Ergebnisse der durch-

geführten empirischen Studie vorgestellt. Um der Leserin und dem Leser die

Ergebnisse verständlich und übersichtlich zu präsentieren, werden die

Resultate in drei Abschnitte gegliedert.

Page 66: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

66

2.5 Ergebnisse

Die Darstellung der empirischen Ergebnisse wird in drei Abschnitte

gegliedert. Zunächst werden in Abschnitt 3.5.1 die Ergebnisse der sozio-

demographischen Daten vorgestellt. Der Abschnitt 3.5.2 präsentiert die

Ergebnisse des „Positive and Negative Affect Schedule“ (PANAS) während

die Resultate der Qualitativen Inhaltsanalyse bezüglich der offenen Fragen

in Abschnitt 3.5.3 dargestellt werden.

2.5.1 Soziodemographische Daten

Alter. Die Stichprobe setzte sich aus N = 102 Personen zusammen,

wovon 72 weiblich und 30 männlich waren. Das Alter der Versuchs-

teilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer betrug im Durchschnitt 48 Jahre

(Min = 21, Max = 67, SD = 11). Die jüngste Person hatte ein Alter von 21

Jahren und die älteste Person ein Alter von 67 Jahren. Zwei Personen

machten keine Angabe bei dieser Frage.

Familienstand. Abbildung 3 zeigt, dass die Hälfte der Stichprobe

(50 %) verheiratet ist, 18 % der Chormitglieder sind geschieden, 17 % ledig,

10 % single/alleinstehend und 2 % verwitwet. Vier Personen beantworteten

die Frage nicht.

Abbildung 3. Häufigkeitsangaben des Familienstandes

Page 67: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

67

Ausbildung. Hinsichtlich der höchsten abgeschlossenen Ausbildung

zeigt Tabelle 1, dass 22 % der Stichprobe die Matura und 21 % eine Hoch-

schule / Fachhochschule haben. Weiters absolvierten 19 % der am Versuch

teilnehmenden Personen eine Lehre, 18 % eine Fachschule, 13 % eine

Akademie / ein Kolleg und 2 % eine Pflichtschule. Unter die Antwort-

kategorie „Sonstiges“ fallen 5 % der Stichprobe. Zwei Personen machten

keine Angabe bei dieser Frage.

Tabelle 1

Häufigkeits- und Prozentangaben hinsichtlich der Ausbildung

Höchste abgeschlossene Ausbildung Häufigkeiten Prozent

Pflichtschule 2 2

Lehre 19 19

Fachschule 18 18

Matura 22 22

Akademie / Kolleg 13 13

Hochschule / Fachhochschule 21 21

Sonstiges 5 5

Fehlende Daten 2 2

Total 102 100

Dauer des Chorsingens. Abbildung 4 bezieht sich auf die Frage, wie

lange die Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer schon im Chor

bzw. in Chören singen. Sie ergab, dass neun Personen (9 %) maximal ein

Jahr, fünf Personen (5 %) zwischen zwei und fünf Jahren und sechzehn

Personen (16 %) mehr als fünf Jahre in einem Chor bzw. in Chören singen.

Vierzehn Personen (14%) gaben an mehr als zehn Jahre, 15 Personen

(15 %) mehr als fünfzehn Jahre und 43 Personen (42 %) mehr als zwanzig

Jahre am Chorsingen teilzunehmen.

Page 68: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

68

Abbildung 4. Prozentangaben für die Dauer des Chorsingens

Gründe für das Chorsingen. Den Versuchsteilnehmerinnen und

Versuchsteilnehmern wurde auch die Frage „Warum singen Sie im Chor?“

gestellt. Vierzehn Items mit Mehrfachantworten standen zur Auswahl. Die

Mehrfachantworten gehen auf die Studie „The perceived benefits of singing:

findings from preliminary surveys of a university college choral society“ von

Clift und Hancox (2000) zurück. Die Items können in drei Kategorien

zusammengefasst werden: (a) körperlicher Nutzen (physical benefits), (b)

emotionaler Gewinn (emotional benefits), (c) sozialer Nutzen (social

benefits).

In Bezug auf den körperlichen Nutzen (physical benefits) zeigt

Abbildung 5, dass die Mehrheit der Versuchsteilnehmerinnen und Versuchs-

teilnehmer (74 %) angibt, dass das Singen im Chor die Stimme trainiert. Die

Hälfte der Personen (50 %) schreibt dem Singen eine verbesserte Atmung

zu. Weniger als die Hälfte fühlt sich durch das Singen aktiv bzw.

aufmerksam (38 %) oder erkennt eine Verbesserung der eigenen Haltung

(14 %).

Page 69: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

69

Abbildung 5. Häufigkeitsangaben des körperlichen Nutzens (physical benefits)

Hinsichtlich des emotionalen Gewinnes (emotional benefits) zeigt

Abbildung 6, dass die Mehrheit der Stichprobe angibt, dass das Chorsingen

eine beruhigende und entspannende Wirkung hat (64 %) sowie ein Glücks-

gefühl (59 %) erzeugt. Die Hälfte der Versuchsteilnehmerinnen und

Versuchsteilnehmer (51 %) baut mithilfe des Chorsingens Stress ab.

Weniger als die Hälfte der Stichprobe gibt an, dass das Chorsingen

Emotionen auslöst (42 %) und zur Förderung des Selbstbewusstseins

beiträgt (28 %).

Abbildung 6. Häufigkeitsangaben des emotionalen Gewinnes (emotional benefits)

Page 70: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

70

Abbildung 7 zeigt, dass die Mehrheit der Versuchsteilnehmerinnen

und Versuchsteilnehmer dem Chorsingen einen sozialen Nutzen zuschreibt.

Dabei spielen vor allem das Knüpfen neuer Freundschaften (64 %) und das

Zusammentreffen mit anderen Menschen (57 %) eine Rolle. Ebenso

bekommen die Chorsängerinnen und Chorsänger ihrer Meinung nach die

Möglichkeit gute Beziehungen untereinander zu pflegen (56 %) oder sich als

Teil einer Gruppe zu fühlen (55 %). Knapp weniger als die Hälfte (48 %)

hebt die gute Atmosphäre hervor, die durch die Chorprobe entsteht.

Abbildung 7. Häufigkeitsangaben des sozialen Nutzens (social benefits)

Page 71: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

71

2.5.2 Positive and Negative Affect Schedule (PANAS)

Positiver Affekt. Wie in Abschnitt 3.4.2 erklärt, hat der Test auf

Normalverteilung (Kolmogorov-Smirnov-Test) gezeigt, dass die Adjektive

des Positiven Affekts eine Normalverteilung aufweisen. Mittels einer ein-

faktorielle ANOVA (Analysis of Variance) wurde untersucht, ob sich die

beiden Gruppen hinsichtlich ihres Positiven Affekts unterscheiden. Das α-

Niveau betrug α = .05. Der erste Messzeitpunkt zeigt mit p = .676 (F = .175,

df = 101) keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Die beiden Gruppen A (aktive Chorsängerinnen und Chorsänger) und B

(aktive Zuhörerinnen und Zuhörer) sind somit bezüglich ihres Positiven

Affektes vergleichbar. Die zweite Erhebung (zweiter Messzeitpunkt) ergibt

einen hoch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen mit

p ≥ .000 (F = 38.062, df = 101).

Mittelwerte. Abbildung 8 zeigt, dass im Vergleich der Mittelwerte

deutlich wird, dass sich die Gruppe A (M = 31.63, SD = 8) und die Gruppe B

(M = 31, SD = 7) zum Zeitpunkt der ersten Erhebung, nach dem gemein-

samen Einsingen, hinsichtlich ihres positiven Affekts nicht voneinander

unterscheiden. Der zweite Erhebungszeitpunkt bringt jedoch deutlich unter-

schiedliche Mittelwerte zwischen der Gruppe A (M = 34.84, SD = 8) und der

Grupp B (M = 24.45, SD = 9) hinsichtlich ihres positiven Affekts. Betrachtet

man die Veränderung der Mittelwerte im Detail, zeigt sich, dass es in der

Gruppe A zu einer leichten Steigerung des positiven Affekts von M = 31.63

auf M = 34.84 kommt. In der Gruppe B kommt es zu einer Verminderung des

positiven Affekts von M = 31.00 auf M = 24.45.

Page 72: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

72

______________________________________

Positiver Affekt

Baseline nach Bedingung

________________________________________________

Gruppe A 31.63 (8) 34.84 (8)

Gruppe B 31.00 (7) 24.45 (9)

________________________________________________

Abbildung 8. Mittelwerte (Standardabweichung) des positiven Affekts für die zwei Bedingungen: Gruppe A (aktives Singen) und Gruppe B (aktives Zuhören)

Negativer Affekt. Der Test auf Normalverteilung (Kolmogorov-

Smirnov-Test) ergab, dass die Adjektive des negativen Affekts keine

Normalverteilung aufwiesen. Aufgrund dessen kam als Auswertungs-

methode der Mann-Whitney-U-Test zur Anwendung. Es wurde mit einem α-

Niveau von α = .05 getestet. Überraschend scheint, dass sich die beiden

Gruppen bereits zum Zeitpunkt der ersten Erhebung hinsichtlich ihres

negativen Affekts mit p = .019 signifikant voneinander unterscheiden (Mann-

Whitney-U-Test = 979). Die beiden Gruppen sind somit bezüglich der Ver-

änderung ihres negativen Affekts nicht optimal vergleichbar, weil schon vor

dem „Treatment“ (Gruppe A: aktives Singen oder Gruppe B: aktives

Zuhören) ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen vorherrscht.

Der zweite Erhebungszeitpunkt zeigt, dass sich die beiden Gruppen

hinsichtlich ihres Negativen Affekts nicht signifikant voneinander unter-

scheiden (p = .091, Mann-Whitney-U-Test = 1057.5).

Mittlere Ränge. Die Abbildung 9 zeigt im Vergleich der mittleren

Ränge, dass sich die aktiven Chorsängerinnen und Chorsänger (Mittlerer

Rang = 57.80) und aktiven Zuhörerinnen und Zuhörer (Mittlerer

Rang = 45.20) beim ersten Messzeitpunkt signifikant voneinander unter-

scheiden. Der zweite Messzeitpunkt liefert einen mittleren Rang von 46.74

bei den aktiven Chorsängerinnen und Chorsängern und einen mittleren

Rang von 56.26 bei den aktiven Zuhörerinnen und Zuhörern. Sieht man sich

die Veränderung der mittleren Ränge vom ersten zum zweiten Mess-

Page 73: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

73

zeitpunkt im Detail an, kommt es in der Gruppe A zu einer Verminderung

des Negativen Affekts von einem mittleren Rang von 57.80 auf einen

mittleren Rang von 46.74. Die Gruppe B zeigt eine Steigerung des

Negativen Affekts von einem mittleren Rang von 45.20 auf einen mittleren

Rang von 56.26.

______________________________________

Negativer Affekt

Baseline nach Bedingung

________________________________________________

Gruppe A 57.80 46.74

Gruppe B 45.20 56.26

________________________________________________

Abbildung 9. Mittlere Ränge des negativen Affekts für die zwei Bedingungen: Gruppe A (aktives Singen) und Gruppe B (aktives Zuhören)

2.5.3 Qualitative Inhaltanalyse

Zur Auswertung der offenen Fragen des ersten und zweiten

Fragebogens wurde eine Qualitative Inhaltsanalyse herangezogen. Das Ziel

der Qualitativen Inhaltsanalyse wurde bereits in Abschnitt 3.4.2 dargestellt.

Induktive Kategorienbildung. Für das vorliegende Material kam die

induktive Kategorienbildung zum Einsatz. Das induktive Vorgehen bedeutet

„von Einzelfällen auf allgemeine Regeln“ (Hussy, Schreier & Echterhoff,

2010, S. 7) zu schließen. Bei der induktiven Kategorienbildung werden die

Kategorien direkt aus dem Material heraus entwickelt. Entscheidend ist,

dass die Kategorien zunächst nicht in Verbindung mit bereits formulierten

Theorien gebracht werden. Ein sogenanntes Selektionskriterium bestimmt,

welches Material für die Kategoriendefinition verwendet werden soll. Im

vorliegenden Fall bezieht sich das Selektionskriterium auf die offenen

Fragen des ersten und zweiten Fragebogens. In einem weiteren Schritt wird

das Abstraktionsniveau des Materials bestimmt und der Text zeilenweise

bearbeitet. Bei der Formulierung der Kategorien sollten die Forschenden

möglichst textnahe Bezeichnungen wählen. Resultat dieses Vorgehens ist

Page 74: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

74

ein Kategoriensystem zu einer bestimmten Thematik in Verbindung mit

anschaulichen Textstellen.

Die Analyse des vorliegenden Materials wurde mithilfe von

Häufigkeitszählungen (Nennungshäufigkeiten) durchgeführt (Mayring, 2003,

S. 76). Tabelle 2 zeigt, welche Kategorien sich für die offene Frage des

ersten Fragebogens „Was ist für Sie das Besondere am Singen?“ ergaben:

Tabelle 2

Induktive Kategorienbildung und Darstellung der Nennungshäufigkeit I

Kategorie Nennungs-

häufigkeit

K1: Gemeinschaft 46

K2: Erfolg 5

K3: Freundschaften 10

K4: Reisen 2

K5: positive Emotionen / Empfindungen 38

K6: Herausforderung 6

K7: Freizeitaktivität und eigenes Hobby 4

K8: Training / Ausbildung von Fähigkeiten 10

K9: Präsentation vor Publikum 13

K10: Entspannung 6

K11: Musik und ihr Inhalt 17

K 12: Gesundheit 4

K13: Ausgleich 4

K14: Persönlichkeit 3

Andere Kategorien 8

Anmerkung. Antworten der offenen Frage „Was ist für Sie das Besondere am Singen?“.

Tabelle 2 zeigt, dass die Gemeinschaft als häufigste Kategorie

(Nennungshäufigkeit = 46) vorkommt, gefolgt von positiven Emotionen /

Empfindungen (Nennungshäufigkeit = 38), Musik und ihr Inhalt (Nennungs-

häufigkeit = 17) und Präsentation vor Publikum (Nennungshäufigkeit = 13).

Die Aspekte Freundschaften (Nennungshäufigkeit = 10) und Training /

Ausbildung von Fähigkeiten (Nennungshäufigkeit = 10) werden gleich oft in

den Antworten erwähnt. Seltener werden als Besonderheiten beim Singen

Page 75: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

75

Herausforderung (Nennungshäufigkeit = 6), Entspannung (Nennungs-

häufigkeit = 6), Erfolg (Nennungshäufigkeit = 5), Freizeitaktivität und eigenes

Hobby (Nennungshäufigkeit = 4), Gesundheit (Nennungshäufigkeit = 4) und

Ausgleich (Nennungshäufigkeit = 4) genannt. Die Bedeutung von

Persönlichkeit (Nennungshäufigkeit = 3) und Reisen (Nennungs-

häufigkeit = 2) steht an letzter Stelle. Unter andere Kategorien fallen Aspekte

die einmalig erwähnt wurden, wie zum Beispiel die Wertschätzung der

eigenen Stimme, Kreativität, Liebe zum Volkslied, Tradition und Erinnerung.

Abbildung 10 veranschaulicht das Ergebnis der Nennungshäufigkeiten.

Abbildung 10. Kategorienbildung I

Tabelle 3, die sich auf die Gruppe A (aktive Sängerinnen und Sänger)

bezieht und Tabelle 4, die Ergebnisse der Gruppe B (aktive Zuhörerinnen

und Zuhörer) darstellt, zeigen, dass sich für die offene Frage des zweiten

Fragebogens „Wie ging es Ihnen in Ihrer jeweiligen Situation als aktive

Sängerin und aktiver Sänger oder aktive Zuhörerin und aktiver Zuhörer?“

folgende Kategorien ergaben:

Page 76: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

76

Tabelle 3

Induktive Kategorienbildung und Darstellung der Nennungshäufigkeit II (Gruppe A)

Kategorie Nennungs-

häufigkeit

K1: positive Emotionen / Empfindungen 15

K2: Entspannung 6

K3: ungewohnte Situation 7

K4: Interesse 3

K5: negative Emotionen / Empfindungen 4

K6: Herausforderung 3

K7: Andere Kategorien 4

Anmerkung. Antworten der offenen Frage „Wie ging es Ihnen in Ihrer jeweiligen Situation als

aktive Sängerin und aktiver Sänger oder aktive Zuhörerin und aktiver Zuhörer?“.

In der Gruppe A (aktive Sängerinnen und Sänger) werden am

häufigsten die positiven Emotionen und Empfindungen (Nennungs-

häufigkeit = 15) angeführt. An zweiter und dritter Stelle stehen die

Kategorien der ungewohnten Situation (Nennungshäufigkeit = 7) und der

Entspannung (Nennungshäufigkeit = 6). Seltener erwähnt werden die

Kategorien negative Emotionen und Empfindungen (Nennungs-

häufigkeit = 4), Interesse (Nennungshäufigkeit = 3) und Herausforderung

(Nennungshäufigkeit = 3). Unter andere Kategorien fallen einmaligen

Nennungen wie Enttäuschung, Stärkung von Fähigkeiten, körperliches

Empfinden und Überraschung. Abbildung 11 verdeutlicht die Ergebnisse:

Abbildung 11. Kategorienbildung II (Gruppe A)

Page 77: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

77

Tabelle 4

Induktive Kategorienbildung und Darstellung der Nennungshäufigkeit III (Gruppe B)

Kategorie Nennungs-

häufigkeit

K1: Passivität 14

K2: Interesse 2

K3: positive Emotionen / Empfindungen 5

K4: negative Emotionen / Empfindungen 15

K5: Lernerfolg 2

K6: Andere Kategorien 4

Anmerkung. Antworten der offenen Frage „Wie ging es Ihnen in Ihrer jeweiligen Situation als

aktive Sängerin und aktiver Sänger oder aktive Zuhörerin und aktiver Zuhörer?“.

Die Gruppe B erwähnt (aktive Zuhörerinnen und Zuhörer) am

häufigsten die Kategorie der negativen Emotionen und Empfindungen

(Nennungshäufigkeit = 15), gefolgt von der Passivität (Nennungs-

häufigkeit = 14). Seltener genannt werden positive Emotionen und Empfin-

dungen (Nennungshäufigkeit = 5), Interesse (Nennungshäufigkeit = 2) und

Lernerfolg (Nennungshäufigkeit = 2). Unter andere Kategorien fallen hier

zum Beispiel Kritik, Unterforderung, ungewohnte Situation und Hilfs-

bereitschaft. Abbildung 12 veranschaulicht die Ergebnisse der Gruppe B.

Abbildung 12. Kategorienbildung III (Gruppe B)

Im Anschluss an die Ergebnisse der Qualitativen Inhaltsanalyse

sollen nun jene der persönlichen Beobachtung dargestellt werden.

Page 78: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

78

2.5.4 Persönliche Beobachtung

Atteslander (2003) schreibt: „Unter Beobachtung verstehen wir das

systematische Erfassen, Festhalten und Deuten sinnlich wahrnehmbaren

Verhaltens zum Zeitpunkt seines Geschehens“ (S. 79). Bei der vorliegenden

Studie war es der Versuchsleiterin möglich während der Chorprobe Notizen

zu machen und die beiden Gruppen zu beobachten. Folgende Punkte

fassen zusammen, wie sich die Mitglieder der Gruppe A und Gruppe B, aus

der subjektiven Sicht der Versuchsleiterin, während der Probe verhielten.

Einige Chorsängerinnen und Chorsänger (Gruppe A):

• … lächelten und lachten, strahlten Freude aus

• … studierten konzentriert die neuen Melodien ein

• … klopften im Takt mit

• … wirkten irritiert, weil die Sitznachbarin oder der Sitznachbar nicht

mitsang

• … wirkten unsicher, wenn neue Lieder einstudiert wurden

• … hielten gegenseitigen Blickkontakt

• … hatten eine gespannte Körperhaltung

• … waren beschwingt

Einige Zuhörerinnen und Zuhörer (Gruppe B):

• … klopften im Takt mit

• … sahen konzentriert bzw. teilweise sehnsüchtig auf das Notenblatt

• … machten Notizen im Notenblatt

• … nickten und atmeten mit

• … fingen an zu gähnen

• … reagierten (schauten) auf die Chorleiterin oder den Chorleiter

(obwohl sie nicht mitsingen sollten)

• … verschränkten die Arme

• … schaukelten mit der Musik mit

• … beobachteten die aktive Gruppe

• … wirkten unruhig, ungeduldig und frustriert

Page 79: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

79

• … bewegten ihre Lippen lautlos

• … nahmen trotz ihrer Bedingung die Singhaltung ein

• … verzogen das Gesicht mürrisch

• … wirkten nachdenklich

• … schlossen die Augen

Die forschende Person sollte sich bei der Durchführung einer

persönlichen Beobachtung im Klaren darüber sein, dass die Ergebnisse der

persönlichen Beobachtung nicht methodisch abgesichert sind und eine

subjektive Sichtweise des Beobachters vermitteln. Nach der Darstellung aller

Ergebnisse der durchgeführten Untersuchung widmet sich das nächste

Kapitel der Interpretation dieser Ergebnisse.

Page 80: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

80

2.6 Interpretation der Ergebnisse

Die Interpretation der Ergebnisse erfolgt, wie die Ergebnisdarstellung

in Kapitel 3.5, gegliedert nach soziodemographischen Daten, PANAS,

Qualitativer Inhaltsanalyse und persönlicher Beobachtung.

2.6.1 Soziodemographische Daten

Alter. Der Mittelwert des Alters M = 48 (Min = 21, Max = 67, SD = 11)

zeigt, dass sich die Stichprobe schwerpunktmäßig aus Menschen im

mittleren Lebensalter zusammensetzt. Dies könnte zur berechtigten Frage

führen, warum dies so ist.

Laukka (2007, S. 217), Professor für Psychologie an der Universität

Stockholm, publizierte einen Artikel über die Verwendung von Musik im

Alltag und das psychologische Wohlbefinden älterer Menschen. Er schreibt,

dass viele Studien, beispielsweise die von Hills und Argyle (1998)23 sowie

die von Kreutz et al. (2004)24 gezeigt hätten, dass aktives Musizieren (z.B.

Chorsingen) als Freizeitaktivität das Glücksgefühl steigern kann. Er glaubt,

dass die Fähigkeit Emotionen zu regulieren mit dem Alter zunimmt. Laut

Laukka (2007, S. 218) ist die Fortsetzung von sinnvollen (Freizeit-)

Aktivitäten, und dazu gehören auch musikalische Aktivitäten, eine wichtige

Komponente für erfolgreiches Altern. Die Frage, wie man mehr junge

Menschen zum Chorsingen motivieren könnte, bedarf weiterer Forschung.

Wie bereits im Kapitel 3.3 erwähnt wurde, sollte das Chorsingen schon in

der Schule mehr Förderung bekommen, sodass Kinder positive Erfahrungen

mit dem Singen verknüpfen können. Viele Menschen haben Angst zu

singen, fühlen sich nicht gut genug oder glauben, dass sie gar nicht singen

können.

23 Hills, P. & Argyle M. (1998). Positive moods derived from leisure and their relationship to happiness and personality. Personality and Individual Differences 25, 523-535.

24 Kreutz, G. et al. (2004). Effects of choir singing or listening on secretary immunoglobulin A, cortisol, and emotional state. Journal of Behavioral Medicine 27, 623-635).

Page 81: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

81

Familienstand. Auffallend ist, dass in der vorliegenden Stichprobe

sehr viele Personen verheiratet sind, nämlich 50 %. Die hohe Anzahl der

verheirateten Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer steht

vermutlich mit dem mittleren Alter von 48 Jahren im Zusammenhang. Dieser

Zusammenhang war aber nicht Gegenstand der vorliegenden Unter-

suchung.

Ausbildung. Die meisten Probandinnen und Probanden weisen als

höchste abgeschlossene Ausbildung die Matura (22 %) oder eine Hoch-

schule / Fachhochschule (18 %) vor. Es wäre aufschlussreich gewesen

mittels einer Zusatzfrage abzufragen, inwieweit der Chorunterricht bei den

Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmern in der Schulzeit eine

Rolle gespielt hat. Daraus könnte man schließen, ob und welche Vor-

erfahrungen eine spätere Chormitgliedschaft beeinflussen.

Dauer des Chorsingens. Anhand der Ergebnisse lässt sich erkennen,

dass 42 % der Stichprobe eine langjährige Chorerfahrung vorweisen kann.

Da das mittlere Alter bei 48 Jahren liegt, ist es nachvollziehbar, dass ein

großer Teil der Stichprobe schon über 20 Jahre in einem Chor singt. Diese

Zahlen weisen darauf hin, dass die meisten Chormitglieder dem Chorsingen

über lange Jahre treu bleiben. Demnach könnte man anhand der

Stichprobendaten darauf schließen, dass eine junge Person zu singen

anfängt, wenn sie diese Aktivität mit großer Wahrscheinlichkeit längere Zeit

fortführt. Die primären musikalischen Erfahrungen des Menschen sind

entscheidend. Den Essener Thesen zum Chorgesang im 21. Jahrhundert ist

zu entnehmen, dass „die Liebe zur Musik und zum Singen – wie das

Sprach- und Denkvermögen- bereits im Kindes- und Vorschulalter entfaltet“

wird (Bastian & Fischer, 2006, S. 38). Die Förderung des Chorunterrichts in

Schulen würde mehr Menschen einen Zugang zum Singen ermöglichen.

Eine interessante Frage wäre jene nach den Motiven, die Menschen dazu

bewegen aus einem Chor auszutreten. Diese Frage fiel jedoch nicht in den

Bereich der vorliegenden Untersuchung.

Page 82: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

82

Gründe für das Chorsingen. Hinsichtlich der Gründe für das

Chorsingen lässt sich erkennen, dass das Training der eigenen Stimme als

wichtigster körperlicher Nutzen (physical benefits) angegeben wird. Auch die

Verbesserung der Atmung (49 %) und die Aktivierung durch das Singen

(37 %) spielt für viele Personen eine Rolle. Eine Verbesserung der eigenen

Haltung erkennen nur 14 % als wichtig an. Laut Thomas (1967) ist die

Haltung beim Singen jedoch entscheidend dafür, wie entspannt der ganze

Mensch ist und wie locker er singen kann. Thomas (1967, S. 75) schlägt vor,

den Körper vor den Atem- und Einsingübungen von körperlichen Ver-

spannungen zu befreien.

Die Ergebnisse bezüglich des emotionalen Gewinns (emotional

benefits) zeigen, dass die meisten Menschen durch das Singen entspannter

und ruhiger sind und sich glücklich fühlen. Es fällt jedoch auf, dass die

beiden Items „fühle mich glücklich“ und „löst Emotionen aus“ sehr

differenziert beurteilt wurden. Fraglich ist, warum im direkten Vergleich

dieser zwei Items weniger Personen das Item „löst Emotionen aus“

angekreuzt haben. Möglicherweise wurde dieses Item teilweise negativ

interpretiert. Die Teilnehmenden könnten darunter das Auslösen negativer

Emotionen verstanden haben, denn in der Alltagssprache wird diese Phrase

oft entsprechend verwendet. Demnach finden nur 41% der Befragten, dass

das Chorsingen Emotionen auslöst. Die Hälfte der Stichprobe bringt das

Singen mit Stressabbau in Verbindung und ein kleiner Teil der Stichprobe

(28 %) meint, dass das Chorsingen zur Förderung des Selbstbewusstseins

beiträgt.

Der soziale Nutzen des Chorsingens wird von den Probandinnen und

Probanden sehr stark hervorgehoben, sie wollen neue Freundschaften

knüpfen (63 %) und mit neuen Menschen zusammentreffen (56 %), ihr

soziales Netz stärken und gute Beziehungen untereinander führen (55 %).

Im Vergleich der drei Kategorien lässt sich erkennen, dass die am häufig-

sten genannten Gründe in einem Chor zu singen in die Kategorie des

sozialen Nutzens (social benefits) fallen. An zweiter Stelle steht der

Page 83: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

83

emotionale Gewinn durch die Teilnahme am Chorsingen (emotional

benefits). Die Kategorie des körperlichen Nutzens (physical benefits) hat

geringste Bedeutung. Bördlein (2002) schreibt passend dazu, dass singende

Menschen lebenszufriedener, ausgeglichener und zuversichtlicher sind, ein

größeres Selbstvertrauen besitzen, häufiger guter Laune sind, sich sozial

verantwortlicher verhalten und psychisch belastbarer scheinen.

2.6.2 Positive and Negative Affect Schedule (PANAS)

Mithilfe der PANAS (Positive and Negative Affect Schedule) wurden

die folgenden Hypothesen überprüft:

H1a: Es gibt einen unmittelbaren signifikanten Unterschied zwischen

den beiden Gruppen hinsichtlich ihres Positiven Affekts (PA). Die Er-

gebnisse sind hypothesenkonform, es gibt einen unmittelbaren signifikanten

Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die Referenzstudie von Kreutz

et al. (2004) kommt ebenso zu dem Ergebnis, dass sich die zwei

Bedingungen, also Singen und Zuhören, hinsichtlich der wahrgenommenen

Affekte voneinander unterscheiden.

H1b: Das aktive Chorsingen (Gruppe A) bewirkt eine unmittelbare

Steigerung des Positiven Affekts (PA). Die Ergebnisse der durchgeführten

Untersuchung sind hypothesenkonform. Der Positive Affekt der Chor-

sängerinnen und Chorsänger steigt vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt

an. Kreutz et al. (2004) kommt in seiner Studie zum gleichen Ergebnis und

schreibt „Singing led to a (…) increase in positive mood“ (S. 631). Das

Ergebnis bestätigt, dass sich das Singen positiv auf den emotionalen

Zustand eines Menschen auswirken kann.

H1c: Beim aktiven Zuhören (Gruppe B) zeigt sich im Vergleich zur

Gruppe A eine unmittelbare Verminderung des Positiven Affekts (PA). Die

Ergebnisse sind hypothesenkonform, in der Gruppe B kommt es zu einer

Verminderung des Positiven Affekts. Auch hier bestätigt die Studie von

Page 84: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

84

Kreutz et al. (2004) dieses Ergebnis. Der Effekt könnte sich dadurch

erklären lassen, dass die Gruppe B eigentlich darauf eingestellt war normal

an der Chorprobe teilzunehmen und zu singen. Dass diese Menschen dann

aber nicht mehr singen durften, könnte sich auf den emotionalen Zustand

ausgewirkt haben. Eine andere Erklärung wäre, dass es für eine

leidenschaftliche Sängerin oder einen leidenschaftlichen Sänger schwierig

ist, nur aktiv zuzuhören, während die anderen aktiv singen und neue

Melodien einstudieren. In der persönlichen Beobachtung in Abschnitt 3.5.4

wurde bereits dargestellt, dass die aktiven Zuhörerinnen und Zuhörer trotz

ihrer Bedingung im Takt mitklopften oder auf den Dirigenten reagierten. Da

die Personen im Chor sitzen blieben, wurde die Bedingung und die damit

verbundene Situation des Nicht-Singens möglicherweise noch intensiver

erlebt.

H2a: Es gibt einen unmittelbaren signifikanten Unterschied zwischen

den beiden Gruppen hinsichtlich ihres Negativen Affekts (NA). Die Er-

gebnisse zu dieser Hypothese sind nicht hypothesenkonform. Die beiden

Gruppen unterscheiden sich nicht hinsichtlich ihres Negativen Affekts. Das

Ergebnis ist allerdings nur knapp nicht signifikant. Wichtig ist anzumerken,

dass sich die zwei Gruppen bereits vor dem „Treatment“ (Singen oder

Zuhören) hinsichtlich ihres negativen Affekts unterschieden. Die Frage ist,

ob es ein Zufall war, dass die negative Emotionen in der ersten Erbhebung

(vor dem „Treatment“) so unterschiedlich verteilt waren. Es könnte sein,

dass dieses Ergebnis auf eine zu kleine Stichprobe zurückzuführen ist. Die

Gruppeneinteilung fand erst nach der ersten Befragung statt, dadurch kann

man ausschließen, dass die Versuchsteilnehmerinnen und Versuchs-

teilnehmer vom bevorstehenden „Treatment“ beeinflusst waren. Interpretiert

man diese Fakten, würde das bedeuten, dass eine positive Emotion durch

das Singen leichter gesteigert werden kann als eine negative Emotion.

H2b: Das aktive Chorsingen (Gruppe A) zeigt eine unmittelbare

Verminderung des Negativen Affekts (NA). Das Ergebnis ist hypothesen-

konform und bestätigt, dass durch das Singen negative Emotionen reduziert

Page 85: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

85

werden können. Kreutz et al. (2004) kommen in ihrer Studie zum gleichen

Ergebnis indem sie schreiben: „ … singing led to a decrease in negative

mood“ (S. 631).

H2c: Beim aktiven Zuhören (Gruppe B) zeigt sich im Vergleich zu der

Gruppe A eine unmittelbare Steigerung des Negativen Affekts (NA). Die

Ergebnisse sind hypothesenkonform. Auch Kreutz et al. (2004) geben an,

dass „ … listening on the other hand led to an increase in negative mood“

(S. 631). Laut der Autoren stand die Bedingung des aktiven Zuhörens in

Konflikt mit der routinierten Chorprobe. Die Chormitglieder waren darauf

eingestellt wie üblich an der Chorprobe teilzunehmen, hatten ihre

persönlichen Erwartungen und durften dann aufgrund der Studie aber nicht

mitsingen. Dies hat sich vermutlich negativ auf den emotionalen Zustand der

am Versuch teilnehmenden Personen ausgewirkt.

2.6.3 Qualitative Inhaltsanalyse

Offene Frage des ersten Fragebogens. Durch die offene Frage „Was

ist für Sie das Besondere am Singen“ wurde deutlich, dass vor allem der

Aspekt der Gemeinschaft eine Besonderheit des Chorsingens darstellt. Eine

Versuchsperson schrieb dazu, dass das gemeinsame Musizieren viel mehr

Freude macht als alleine oder auch zu zweit. Eine weitere Versuchsperson

hob das gemeinsame Verfolgen eines Ziels (Erarbeiten von Liedern) und die

Gemeinschaftserlebnisse (Proben, Auftritte, gemeinsames Zusammensein

nach den Proben) hervor. Zahlreich fanden sich Begriffe wie Geselligkeit,

schönes Gemeinschaftsgefühl, interessante Gruppendynamik, Gemein-

samkeiten, Zugehörigkeit, Zusammenhalt und das Miteinander in den

Beschreibungen der am Versuch teilnehmenden Personen. Eine Person

bemerkte, dass das Singen im Chor alle Menschen zu einem Ganzen formt,

es gibt keine Unterschiede bezüglich Herkunft und Beruf. Demnach ver-

folgen alle Chormitglieder ein gemeinsames Ziel und fühlen dadurch einen

Zusammenhalt.

Page 86: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

86

Als zweithäufigste Kategorie fielen positive Emotionen und

Empfindungen auf, die durch das Singen erzeugt werden. Eine

Versuchsperson betont, dass das Singen das Herz öffnet und dabei hilft,

sich wieder selbst zu spüren. Eine weitere Versuchsperson kann durch das

Singen ihre Emotionen und Stimmungen ausdrücken und eine weitere gibt

an, dass die positive Energie, die durch das gemeinsame Singen erzeugt

wird, die innere Zufriedenheit und Energiequelle fördert. Begriffe wie Freude

am Musizieren, Herzlichkeit, Spaß, Harmonieempfinden, Freiheit und Glück

finden sich in den Antworten wieder.

Auch die Musik an sich stellt den Ergebnissen nach einen

wesentlichen Bestandteil des Chorsingens dar. Eine Probandin betont die

Schönheit der Mehrstimmigkeit, die durch das Chorsingen entsteht, und eine

andere unterstreicht ihre Freude am Gesamtklang. Neben der Musik ist auch

der Text, demnach der Inhalt, für viele Chormitglieder von Bedeutung. An

vierter Stelle wurde von den Probandinnen und Probanden die Bedeutung

von Auftritten und Konzerten formuliert. Diese bilden das gemeinsame Ziel,

auf das der Chor wochenlang hinarbeitet. Die Versuchspersonen möchten

mithilfe eines Konzerts anderen Menschen eine Freude bereiten. Gleich-

zeitig bekommen die Chormitglieder Anerkennung und Lob vom Publikum,

was von einigen Chormitgliedern erwähnt wird. Das Erfolgserlebnis, durch

das Chorsingen bei Auftritten und Konzerten, bringt den Chormitgliedern

Freude und stärkt ihr Selbstbewusstsein.

Freundschaften untereinander und Freundschaften zu anderen

Chören werden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch als

Besonderheit einer Chormitgliedschaft erwähnt. Ein Chormitglied bemerkt,

dass die Teilnahme an einem Chor einerseits einen Fixtermin pro Woche

bringt und andererseits das soziale Netzwerk stärkt.

Page 87: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

87

Durch das Chorsingen werden laut Meinung einiger Chormitglieder

bestimmte Fähigkeiten trainiert, wie Gedächtnisleitung, Stimmbildung,

Rhythmusgefühl, Konzentration und Empathie. Eine Versuchsperson

schreibt, dass man lernen muss aufeinander zu hören, um nicht ein „Single-

player“ zu sein. Gegenseitiges Einfühlen und gegenseitige Aufmerksamkeit

ist hier gefragt. Das heißt, dass ein Chormitglied neben der Stärkung von

körperlichen Fähigkeiten auch soziale und empathische Fähigkeiten trainiert.

Durch das Chorsingen erfahren manche Menschen Entspannung. So

schreiben einige der am Versuch teilnehmenden Personen, dass sie durch

das Singen richtig entspannen können oder die durch den Alltag geleerten

Akkus wieder aufladen können. Andere Chormitglieder sehen im Chorsingen

vor allem ein eigenes Hobby, dass sie ganz für sich haben, fern vom

Familienalltag. Seltener wurde der Punkt Gesundheit durch das Chorsingen

erwähnt. Eine Probandin konnte durch das regelmäßige Singen ihre Stimm-

probleme bewältigen. Eine Versuchsperson meint, dass das Singen gut für

die Seele und das Immunsystem ist. Wie bereits in Abschnitt 1.4 erwähnt

kommen Kreutz et al. (2004) in ihrer Studie ebenso zu diesem Ergebnis.

Neben der Gesundheit bringt das Singen für einige Chorsängerinnen und

Chorsänger einen Ausgleich zum Alltag. Eine Chorsängerin schreibt dazu,

dass das Chorsingen einen Ausgleich zu ihrer strukturierten Arbeit darstelle,

die hauptsächlich kopflastig sei.

Durch die Teilnahme an einem Chor wird auch die eigene

Persönlichkeit beeinflusst. Ein Chorsänger meint, dass im Chor ver-

schiedenste Charaktere aufeinander treffen und etwas ganz Spezielles

bewirken. Jede Person zieht für sich einen individuellen persönlichen Nutzen

aus der Teilnahme an einem Chor. Durch die Befragung konnten

verschiedene Blickwinkel und Aspekte aufgezeigt werden.

Page 88: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

88

Offene Frage des zweiten Fragebogens. Die offene Frage „Wie ging

es Ihnen in Ihrer jeweiligen Situation als aktive Sängerin und aktiver Sänger

oder aktive Zuhörerin und aktiver Zuhörer?“, die der Gruppe A und Gruppe B

im zweiten Fragebogen gestellt wurde, diente dazu den Ist-Zustand der

Chormitglieder nach der jeweiligen Bedingung zu erfassen.

Gruppe A. Für die Gruppe A, aktive Chorsängerinnen und Chor-

sänger, ergab sich, dass vor allem positive Emotionen und Empfindungen

überwogen. Eine Versuchsperson schrieb, dass sie sich nach dem Singen

viel wacher als zu Beginn der Probe fühle, dazu mehr Energie und ein

schönes Gefühl des „Getragenseins“ verspüre. Eine weitere Versuchs-

person formulierte analog, dass sich durch das Singen ihre positive Energie

und ihr Wohlbefinden gesteigert habe. Die Harmonie der Klänge sei

beruhigend und der Rhythmus bringe Dynamik in ihren Körper. Häufig wurde

auch die ungewohnte Situation angesprochen, die sich aus der Gruppen-

teilung ergab. Einige Versuchspersonen sprachen an, dass ihnen die

Stimme ihrer Sitznachbarin bzw. ihres Sitznachbarn fehle. Diese spezielle

Situation brachte manchen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Gefühl

von Unsicherheit. Sie sind es gewohnt eine unterstützende Stimme neben

sich zu hören, wenn diese wegfällt, ist dies vermutlich irritierend. Viele Chor-

mitglieder schrieben in ihren Antworten, dass sie sich durch das Chorsingen

entspannen können. Das Singen bringt den Chorsängerinnen und Chor-

sängern eine gute Ablenkung zu ihren Alltagsgedanken (Arbeit, Familie),

denn es fordert die aktive Beteiligung von Geist und Körper. Neben den

positiven Emotionen und Empfindungen wurden teilweise auch negative

Emotionen und Empfindungen nach dem Singen berichtet. Diese bezogen

sich vorwiegend darauf, dass die Gemeinschaft durch die Studie „zerrissen“

wurde und folglich weniger unterstützende Stimmen vorhanden waren.

Einige Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer gaben an, dass

sie Interesse daran fanden, wie die Studie aufgebaut war. Es scheint, dass

einige Personen der aktiven Bedingung (Gruppe A) durch diese Situation

herausgefordert waren, die richtigen Töne ohne Unterstützung zu finden.

Passend dazu schreibt ein Versuchsteilnehmer, dass er überrascht war, wie

Page 89: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

89

gut er doch ohne seinen Sitznachbarn singen kann. Ein weiteres

Chormitglied bemerkt, dass es durch die aktive Situation „ins Schwitzen“

gekommen sei. Insgesamt betrachtet wurde die Bedingung der Gruppe A

sehr positiv aufgenommen und bewertet.

Gruppe B. In der Gruppe B, aktive Zuhörerinnen und Zuhörer, wurden

vorwiegend negative Emotionen und Empfindungen angesprochen. Begriffe

wie Frustration, Lageweile, Desinteresse, eingeschränktes Verhalten,

Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit, Ausgeschlossenheit und Ungeduld fanden

sich in den Antworten wieder. Eine Versuchsperson gab an, dass die ge-

wünschte Entspannung nach der Probe nicht wie gewohnt eintraf. Ein

weiteres Hauptthema war die Passivität, die durch die Bedingung der Studie

entstand. Eine Versuchsperson schilderte, dass sie sich in der Gemeinschaft

plötzlich unnötig vorkam und versuchte aktiv mitzudenken, jedoch mit den

Gedanken immer wieder abschweifte und sich nicht konzentrieren konnte.

Weitere Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmer schrieben, dass

es ihnen sehr schwer fiel die Bedingung, nämlich nicht zu singen, ein-

zuhalten. Diese Aussagen decken sich mit der persönlichen Wahrnehmung

der Versuchsleiterin, die beobachten konnte, dass einige Chormitglieder der

Gruppe B während der Probe lautlos die Lippen bewegten. Vermutlich ist es

schwierig in einer gewohnten Gruppe plötzlich eine neue Rolle, nämlich die

der Zuhörerin oder des Zuhörers, einzunehmen. Trotz der häufig berichteten

negativen Emotionen und Empfindungen wurden von einigen wenigen auch

positive Emotionen und Empfindungen erwähnt. Diese Versuchspersonen

schrieben, dass es ihnen auch mit ihrer Bedingung des Zuhörens gut ging

und sie waren daran interessiert der Gruppe A zuzuhören. Ein Chormitglied

erkannte, dass auch das Zuhören einen Lernerfolg darstellt. Aus diesen

Antworten geht hervor, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der

Gruppe B die Gelegenheit hatten bewusst auf den Klang des Chores zu

hören und damit etwas wahrzunehmen, das sie sonst nicht wahrnehmen

können, weil sie selbst aktiv beim Singen beteiligt sind.

Page 90: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

90

2.6.4 Persönliche Beobachtung

Die Ergebnisse der offenen Fragen des zweiten Fragebogens decken

sich großteils mit den Ergebnissen, die aus der persönlichen Beobachtung

hervorgingen. Die Versuchsleiterin konnte in der Gruppe A durch das Wahr-

nehmen strahlender Gesichter, lachender Menschen, beschwingter Körper-

sprache auf vorwiegend positive Emotionen und Empfindungen schließen.

Der gegenseitige Blickkontakt wies auf eine gute Gemeinschaft und

Gruppendynamik hin. Die Versuchsleiterin erkannte aber auch, dass einige

Personen durch die Bedingung unsicher wurden und diese Unsicherheit

auch in ihrer Köpersprache zum Ausdruck kam. Wie bereits im vorherigen

Abschnitt erwähnt, waren diese Personen plötzlich auf sich alleine gestellt

und mussten ohne die Unterstützung einer Sitznachbarin oder eines Sitz-

nachbars singen, was zu einer Verunsicherung führte.

Bei den Versuchspersonen der Gruppe B beobachtete die Versuchs-

leiterin ein Mitklopfen im Takt, eine Mitbewegung der Lippen und eine an

den Chorgesang angepasste Atmung. Daraus könnte man schließen, dass

diese Chormitglieder Schwierigkeiten mit ihrer Rolle als Zuhörerin oder

Zuhörer hatten. Einige Versuchspersonen fingen an zu gähnen, sich unruhig

am Stuhl zu bewegen oder im Raum umherzuschauen, was auf Müdigkeit,

Langeweile oder Ungeduld schließen lässt. Manche Personen schlossen die

Augen oder wirkten sehr nachdenklich. Interessant ist, dass diese von der

Versuchsleiterin beobachteten Vorgänge auch in den Antworten der Chor-

mitglieder beschrieben wurden. Somit sind die Ergebnisse der offen

gestellten Fragen und der persönlichen Beobachtung deckungsgleich.

Für eine Forscherin oder einen Forscher ist es bei einer empirischen

Studie unabdingbar sich eine persönliche Meinung über die durchgeführte

Untersuchung zu bilden und diese kritisch zu betrachten. Im nächsten

Kapitel werden daher die persönliche Einschätzung der Versuchsleiterin und

einige Kritikpunkte der Untersuchung dargestellt.

Page 91: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

91

2.7 Persönliche Einschätzung und Kritik

Persönliche Einschätzung. Die Stichprobe mit N = 102 hatte 72

weibliche Teilnehmerinnen. In Hinblick auf die Geschlechterverteilung in der

Stichprobe vermute ich, dass Männer vielleicht bereits in der Schule das

Singen verweigern und deshalb auch später weniger Interesse am Chor-

singen haben. Mögliche Gründe für das fehlende Interesse könnten die

fehlenden positiven Verknüpfungen oder Erfahrungen mit dem Chorsingen

sein oder die Scheu davor später etwas Neues (Musikalisches) aus-

zuprobieren. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass positive Sing-

erfahrungen in der Kindheit einen Einfluss darauf haben, ob man auch im

späteren Leben erneut einem Chor beitritt. Aufgrund meiner Beobachtungen

bei der Studie würde ich hinsichtlich der Gründe für das Chorsingen sagen,

dass die Kombination der drei Aspekte das Besondere am Singen im Chor

ausmacht: der Körper, die Emotionen und die Gemeinschaft.

Kritikpunkte. Abschließend sollen die Kritikpunkte, welche sich aus

der durchgeführten Studie ergaben, nochmals kurz zusammengefasst

werden:

• Die vorliegende Stichprobe ist nicht repräsentativ. Die Ergebnisse lassen

daher keine Aussage über eine Grundgesamtheit zu.

• Die Gesamtproben aller untersuchten Chöre fanden am Abend statt. Die

Chormitglieder waren bei der Befragung teilweise bereits müde, hungrig

und durstig (geht aus dem Punkt „Sonstiges“ beim Fragebogen PANAS

hervor). Dies könnte die Ergebnisse der Befragungen beeinflusst haben.

• Die Zeit zwischen der ersten und der zweiten Befragung war zu kurz. Die

Personen konnten sich bei der zweiten Befragung teilweise noch

erinnern, was sie beim ersten Fragebogen angekreuzt hatten.

• Vermutlich hatte die Chorauswahl einen Einfluss auf die Ergebnisse, da

die Chöre nicht zufällig aus einer Grundgesamtheit ausgewählt wurden.

• Die Erwartungen der Gruppe B (aktives Zuhören) an die Chorprobe

wurden nicht erfüllt, weil diese Chormitglieder nicht singen durften.

Page 92: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

92

3 Schlussbemerkung und Ausblick

Die Exploration der Effekte des aktiven Chorsingens auf den

emotionalen Zustand von fünf Kärntner Chören war eine spannende und

interessante Forschungsaufgabe. Da es derzeit noch keine vergleichbare

Studie im Kärntner Raum gibt, bietet die vorliegende Diplomarbeit einen

neuen Beitrag zum aktuellen Forschungsstand. Die Ergebnisse der

empirischen Studie konnten positive Effekte durch das Chorsingen nach-

weisen. Auch Bossinger (2002) weist auf entsprechende positive Effekte

durch das Chorsingen hin und betont „… welch großes Potenzial zur

Entwicklung von Gemeinschaft, Identität und Toleranz zwischen ver-

schiedenen gesellschaftlichen Gruppen durch gemeinsames Singen und

anderen künstlerischen Projekten möglich werden kann“ (S. 86).

Wie bereits erwähnt gibt es bis dato noch wenige Untersuchungen

zum Chorsingen, da dies ein sehr junges Forschungsgebiet ist. Es wäre

daher interessant mittels weiterer empirischer Untersuchungen zu er-

forschen, ob eine andere Stichprobenauswahl aus der Population der

österreichischen Chormitglieder zu vergleichbaren Ergebnissen führen

würde oder ob es in den einzelnen Bundesländern spezifische Unterschiede

hinsichtlich der Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen

Zustand gibt. Auch die Frage, ob und inwieweit der Chortypus einen Einfluss

auf die Ergebnisse hat, könnte vielleicht in weiteren Untersuchungen geklärt

werden. Darauf aufbauend könnten sich durchaus weitere Studien ergeben,

beispielsweise zum Themenkomplex „Chorsingen und Wohlbefinden“

(„wellbeing“). Dadurch könnte die Bedeutung und Effektivität des Chor-

singens als präventive gesundheitsfördernde Maßnahme bei körperlichen

und/oder psychischen Erkrankungen erforscht werden. Entsprechende Er-

kenntnisse könnten in Anbetracht der Kostenentwicklung im Gesund-

heitssystem durchaus auch von wirtschaftlicher Relevanz sein.

Page 93: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

93

„Wenn einer aus seiner Seele singt, heilt er zugleich seine innere Welt.

Wenn alle aus ihrer Seele singen und eins sind in der Musik,

heilen sie zugleich auch die äußere Welt“

(Yehudi Menuhin, zitiert nach Bossinger, 2006, S. 12).

Page 94: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

94

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Page 102: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

102

Anhang

Instruktion

Mein Name ist Janina Kropfitsch, ich studiere Psychologie und Musik.

Ich schreibe gerade meine Diplomarbeit im Fach Psychologie und habe das

Thema Chorsingen gewählt. Ich freue mich, dass ich heute hier sein darf!

Die Teilnahme an meiner Studie ist freiwillig, anonym, es gibt keine falschen

Antworten. Die Ergebnisse werden nicht auf der Personenebene aus-

gewertet. Nach dem Einsingen werde ich den Ablauf meiner Untersuchung

genauer erklären.

Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer bekommt zwei Fragebögen.

Da die Untersuchung anonym ist, hat jeder Fragebogen schon einen fest-

gelegten Code z.B. 01, 02. Der erste Fragebogen wird gleich ausgefüllt und

der zweite wird später benötigt, daher in der Zwischenzeit unter den Sessel

gelegt und gut aufbewahrt. Auf der rechten oberen Seite ist ersichtlich, um

welchen der beiden Fragebögen es sich handelt (1. Fragebogen, 2.

Fragebogen). Die Fragebögen werden in zwei verschiedenen Farben

ausgeteilt, weil es zwei verschiedene Gruppen geben wird. Die Farben

werden zufällig verteilt! Wenn alle Versuchsteilnehmerinnen und Versuchs-

teilnehmer den ersten Fragebogen ausgefüllt haben, wird er abgesammelt.

Ich bitte Sie, bei dem Fragebogen zur momentanen Befindlichkeit jedes

Adjektiv auf der fünfstufigen Skala zu bewerten, inwieweit es momentan auf

Sie zutrifft.

Die Gruppe mit dem grünen Fragebogen nimmt normal an der Probe

teil und wird dazu aufgefordert sich aktiv an der Probe zu beteiligen (aktiv

mitsingen). Die Gruppe mit dem gelben Fragebogen bleibt auch im Chor

sitzen, soll aber nicht mitsingen, nur aktiv zuhören und mitdenken.

Es wird eine halbe Stunde geprobt. Nach der halben Stunde wird von allen

Versuchsteilnehmerinnen und Versuchsteilnehmern der zweite Fragebogen

ausgefüllt und wieder abgegeben. Bei bestehendem Interesse werden die

Ergebnisse der Studie an den Chor zurückgemeldet.

Page 103: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

103

Soziodemographische Daten

Name: ________________________

Geschlecht: ○ weiblich ○ männlich

Alter: _____ Jahre

Familienstand: ○ single/alleinstehend ○ ledig ○ verheiratet

○ geschieden ○ verwitwet

Höchste abgeschlossene Ausbildung:

○ Pflichtschule ○ Lehre ○ Fachschule ○ Matura

○ Akademie/Kolleg ○ Hochschule/Fachhochschule

○ Sons#ges: ____________________

Wie lange singen Sie schon im Chor?

○ 0-1 Jahr ○ 2-5 Jahre ○ mehr als 5 Jahre ○ mehr als 10 Jahre

○ mehr als 15 Jahre ○ mehr als 20 Jahre

Warum singen Sie im Chor (Mehrfachantworten möglich)?

○ löst Emotionen aus ○ reduziert Stress

○ bin Teil einer Gruppe ○ trainiert die S#mme

○ fühle mich glücklich ○ verbessert meine Atmung

○ verbessert meine Haltung ○ beruhigt und entspannt

○ fördert mein Selbstbewusstsein ○ treffe andere Menschen

○ knüpfe neue Freundschaften ○ gute Atmosphäre

○ gute Beziehungen untereinander ○ fühle mich ak#v/aufmerksam

Page 104: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

104

Offene Fragen

Fragebogen 1:

Was ist für Sie das Besondere am Singen im Chor?

_______________________________________________________________

_______________________________________________________________

_______________________________________________________________

_______________________________________________________________

_______________________________________________________________

___________________________________________________

Fragebogen 2:

Wie ging es Ihnen in ihrer jeweiligen Situation als aktive Chorsängerin und

aktiver Chorsänger oder aktive Zuhörerin und aktiver Zuhörer?

_______________________________________________________________

_______________________________________________________________

_______________________________________________________________

_______________________________________________________________

_______________________________________________________________

___________________________________________________

Page 105: Effekte des aktiven Chorsingens auf den emotionalen Zustand

105

Positive and Negative Affekt Schedule (PANAS)

Der vorliegende Fragebogen dient dazu, Ihre momentane Befindlichkeit und Empfindung zu

erfassen. Bei der Beantwortung gibt es keine falschen oder richtigen Antworten. Gehen Sie

lediglich bei der Beurteilung davon aus, wie Sie sich jetzt gerade fühlen.

Ich fühle mich

momentan:

ganz wenig

oder

gar nicht

--

ein bisschen

-

einiger-maßen

0

erheblich

+

äußerst

++

angeregt:

erschrocken:

wach:

gereizt:

entschlossen:

stolz:

verärgert:

ängstlich:

aktiv:

nervös:

bekümmert:

aufmerksam:

freudig erregt:

beschämt:

feindselig:

stark:

interessiert:

durcheinander:

schuldig:

begeistert:

Sonstiges:

_____________

_____________

_____________