Frust Der Europäer in China - News Wirtschaft: Unternehmen - Tagesanzeiger.ch

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  • 8/15/2019 Frust Der Europäer in China - News Wirtschaft: Unternehmen - Tagesanzeiger.ch

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    Unbegrenzt: So hoch die Türme der Skyline Shanghais, so hoch waren auch die Erwartungen vielereuropäischer Unternehmen in den chinesischen Markt. Bild: Reuters

    Von Robert MayerRedaktor Wirtscha f

    @tagesanzeiger

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    Unternehmen

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    Frust der Europäer in ChinaEuropäische Unternehmen sind immer schlechter auf den chinesischen Markt zu sprechen. Warumdas Geschäft dort so mühsam geworden ist.

    Ernüchterung und Enttäuschung machen sich breit bei europäischen Konzernen, diein China engagiert sind. Die Jahre, in denen sie das Reich der Mitte mit randvollen Auftragsbüchern, schier unbegrenzten Absatzmöglichkeiten und einem billigenProduktionsstandort gleichsetzten, gehören zunehmend der Vergangenheit an. Dieheute veröffentlichte Umfrage der Europäischen Handelskammer in Peking machtdiesen herben Stimmungsumschwung deutlich. Nicht weniger als 70 Prozent der befragten Firmen gaben an, sie fühlten sich heute in China weniger willkommen als vor zehn Jahren. Dass es schwieriger geworden sei, in der weltweit zweitgrössten Wirtschaft Geschäfte zu machen, machten 56 Prozent geltend; vor zwei Jahren hattedieser Anteil noch bei 51 Prozent gelegen.

    Wie die Handelskammer, die über 1600 europäischeUnternehmen vertritt, inihrer Analyse festhielt, überwiegt unter den Befragungsteilnehmern die Befürchtung,dass in China «die schlimmste Phase der wirtschaftlichen Abschwächung erst nochfolgen wird». Das Land steigerte im ersten Quartal seine Wirtschaftsleistung um 6,7Prozent – das geringste Plus seit einem Vierteljahrhundert. Fachleute halten dieseZahl indes für weit überhöht und veranschlagen das Wachstum auf nur mehr 5 bis 6

    Prozent. Die merklich abgeschwächte Wirtschaftsdynamik ist indes nur einer derGründe für den aufkeimenden Pessimismus unter den in China tätigen Firmen.

    Ungleiche Wettbewerbsspiesse in China

    Eher noch schwerer wiegt aus ihrer Sicht, dass die Bereitschaft der chinesischenFührung zu Reformen und vor allem zur Öffnung ihrer Märkte immer noch viel zu wünschen übrig lässt. In der Realität, so beklagte die Europäische Handelskammer,sehe es oft so aus, dass sich Peking «in die entgegengesetzte Richtung bewegt». 57Prozent der Unternehmen beschwerten sich denn in der Handelskammerumfrageüber Benachteiligungen gegenüber chinesischen Mitbewerbern.

    Zu ähnlichen Schlüssen war eine im Januar vorgelegte Umfrage der Amerikanischen

    Handelskammer in China unter ihren Mitgliedern gelangt: 77 Prozent der befragtenFirmen sagten, sie fühlten sich heute weniger willkommen als vor einem Jahr,

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    verg c en m t 47 respe t ve 44 Prozent n en 2015 un 2014 urc ge ü rtenBefragungen. Die deutlich skeptischere Einschätzung beruhte auf dem Eindruck derUS-Firmen, in Pekinger Regierungskreisen sei die Stimmung zusehends gegenausländische Akteure gerichtet.

    Diese Debatte um ungleiche Wettbewerbsbedingungen in China zwischeninländischen und internationalen Unternehmen wird derzeit besonders intensiv inDeutschland geführt. Anlass dafür ist der Versuch des chinesischen Midea-Konzerns,den deutschen Roboterbauer Kuka zu übernehmen. Die Regierung in Berlin hatindes deutliche Vorbehalte angemeldet und deutsche respektive europäischeInteressenten zu einer Gegenofferte ermutigt. Als Gründe für die eher ungewohnteIntervention gelten einerseits Befürchtungen um einen Technologietransfer nachChina in einem als besonders zukunftsträchtig erachteten Industriebereich.

    Überkapazitäten belasten die Handelsbeziehungen

    Zum anderen spielt aber auch hinein, was der Präsident der EuropäischenHandelskammer in China, Jörg Wuttke, so ausdrückt: «Es fehlen oft gleiche Voraussetzungen bei internationalen Übernahmen von chinesischen Firmen.» Selbsthoch verschuldete Staatskonzerne aus China, so Wuttke, kämen bei solchen Dealsnoch mit Staatsgeldern zum Zuge. Für zunehmende Frustration sorgt bei Europäern,dass die chinesische Regierung ihren Versprechen, chinesische und europäischeFirmen gleich zu behandeln, keine Taten folgen lässt. Im Gegenteil: Wie Wuttkegegenüber dem deutschen «Handelsblatt» ausführte, habe man feststellen müssen,«dass ausländische Firmen etwa im IT- oder Pharmasektor regional vonBeschaffungslisten gestrichen wurden». Die Betroffenen sind damit von Anschaffungen der öffentlichen Hand ausgeschlossen.

    Darüber hinaus sehen europäische Unternehmen ihre Aktivitäten in Chinainsbesondere durch die strikten Kontrollen des Internets, steigende Arbeitskosten,den Mangel an Fachkräften, das unberechenbare rechtliche Umfeld sowie die hohenÜberkapazitäten in vielen Industriezweigen beeinträchtigt. Das zögerliche Handelnder Chinesen bei der Schliessung von Produktionsstätten etwa in der Stahl- und Aluminiumindustrie und ihr Versuch, die überschüssige Ware zu Billigpreisen zu

    exportieren, belasten zunehmend die Handelsbeziehungen mit den USA und der EU.Die Amerikaner haben dieses Thema beim gestern eröffneten zweitägigenstrategischen und wirtschaftlichen Dialog mit China, der dieses Jahr in Pekingstattfindet, zu einer ihrer wichtigsten Prioritäten erhoben. US-Finanzminister Jack Lew setzte dafür den Rahmen mit seiner Äusserung kurz vor Gesprächsbeginn:«Überkapazitäten haben einen verzerrenden und schädlichen Effekt auf die Weltmärkte.»

    Verflogene Euphorie

    Dass der Standort China aus europäischer Sicht viel von seinem einstigen Glanz verloren hat, zeigen auch die Investitionsströme. 2015 haben Europas Unternehmenim dortigen Markt noch 9,3 Milliarden Euro investiert, 9 Prozent weniger als im Jahrzuvor. Laut der Handelskammerumfrage will nur mehr knapp die Hälfte der imRiesenreich bereits ansässigen Firmen ihr Engagement ausweiten. In den beiden Vorjahren zeigten sich noch um die 55 Prozent bereit, die chinesischen Aktivitäten zu verstärken, und 2013 hatte dieser Anteil gar 86 Prozent betragen.

    (Tages-Anzeiger)

    (Erstellt: 07.06.2016, 19:35 Uhr)

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