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Seite 1
Inklusion im (Fach-)Unterricht
Empirische Ergebnisse aus aktueller Unterrichts- und Begleitforschung
Rolf Werning, Katja Mackowiak, Antje Rothe & Carina Müller (Universität Hannover) Anett Marohn & Lisa Rott (Universität Münster)
Susanne Miller & René Schröder (Universität Bielefeld)
52. Dozententagung der Sektion Sonderpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
Dresden, 21.09.2017, 10-12 Uhr
Seite 2
Heutige Beiträge
1. Rolf Werning, Katja Mackowiak, Antje Rothe & Carina Müller (Universität Hannover):
Inklusive Unterrichtsgestaltung in Niedersachsen –
Aktuelle Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der Umsetzung der inklusiven Bildung
2. Anett Marohn & Lisa Rott (Universität Münster):
Sachunterricht inklusiv gestalten –
Das Forschungsprojekt „choice2explore“
3. Susanne Miller & René Schröder (Universität Bielefeld):
Schüler_innenfragen im Sachunterricht als Brücke zwischen
fachdidaktischer Forschung und Inklusionsanspruch –
ein Projektbeispiel
Leibniz Universität Hannover|
Seite 3
Inklusive Unterrichtsgestaltung in Niedersachsen
Aktuelle Ergebnisse aus der Studie „Wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung
der inklusiven Bildung“
Projektteam Prof. Dr. Rolf Werning & Prof. Dr. Katja Mackowiak
Antje Rothe & Carina Müller Kooperation
MK Niedersachsen
Dresden, 21.09.2017
Leibniz Universität Hannover|
Seite 4
Agenda
1. Wissenschaftliche Begleitung der inklusiven Bildung in Niedersachsen
2. Forschungsfrage
3. Ergebnisse
4. Fragen und Diskussion
Leibniz Universität Hannover|
Seite 5
WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG DER INKLUSIVEN BILDUNG IN NIEDERSACHSEN
Leibniz Universität Hannover|
Seite 6
Inklusion in Niedersachsen
Flächendeckende Einführung des Konzeptes der ‚Inklusiven Schule‘ im Schuljahr 2013/2014
Zentraler Kern ist die „sonderpädagogische Grundversorgung“
Systembezogene Zuweisung sonderpädagogischer Stunden
unabhängig von Feststellungsverfahren
2 Förderschullehrerstunden pro Klasse und Woche
für die Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und Kommunikation sowie emotionale und soziale Entwicklung
Ziel der Prävention in den genannten Förderschwerpunkten
Historisch aus integrativen Konzepten hervorgegangen, wie „Lernen unter einem Dach“ und den „Regionalen Integrationskonzepten“ (Lütje-Klose et al, 2005; Löser & Werning, 2011)
Leibniz Universität Hannover
Seite 7
Informationen zu Studie Kooperation: Leibniz Universität Hannover und MK
Niedersachsen
Laufzeit: 2015 bis 2017
Anlass: Einführung des Konzeptes der inklusiven Schule im Schuljahr 2013/14
Ziele:
1. Flächendeckende Analyse zum aktuellen Stand der inklusiven schulischen Bildung in Niedersachsen
2. Untersuchung der Wirksamkeit der sonderpädagogischen Grundversorgung in ausgewählten Grundschulen
3. Ableitung von Empfehlungen für die Optimierung der inklusiven schulischen Bildung in Niedersachsen
Leibniz Universität Hannover
Seite 8
Aufbau
Die Erhebung ist methodisch in drei Teilstudien geplant:
Teilstudie 1: Flächendeckende Online-Erhebung zur aktuellen Umsetzung der inklusiven Bildung in allen öffentlichen Grundschulen Niedersachsens
Teilstudie 2: Quantitative Analyse zur Umsetzung der inklusiven Bildung und deren Wirksamkeit in den verschiedenen Grundschulen
Teilstudie 3: Qualitative Analyse einzelner besonders interessanter Inklusionskonzepte hinsichtlich der Gelingensbedingungen inklusiver schulischer Bildung
Leibniz Universität Hannover
Seite 9
Aufbau
Die Erhebung ist methodisch in drei Teilstudien geplant:
Teilstudie 1: Flächendeckende Online-Erhebung zur aktuellen Umsetzung der inklusiven Bildung in allen öffentlichen Grundschulen Niedersachsens
Teilstudie 2: Quantitative Analyse zur Umsetzung der inklusiven Bildung und deren Wirksamkeit in den verschiedenen Grundschulen
Teilstudie 3: Qualitative Analyse einzelner besonders interessanter Inklusionskonzepte hinsichtlich der Gelingensbedingungen inklusiver schulischer Bildung
Leibniz Universität Hannover
Seite 10
TEILSTUDIE 2
Leibniz Universität Hannover
Seite 11
Zielgruppen und erfasste Variablen
Leibniz Universität Hannover|
MZP 1: Herbst 2015
Fragebögen & Tests (N= 72 Schulen)
MZP 2: Sommer 2017
Beobachtungsbogen & VERA3 (N= 16 Schulen)
Ziel-
gruppen
• Leitungen von Grundschulen (N=83)
• Leitungen von Förderzentren (N=77)
• Klassenlehrkräfte (N=155)
• Sonderpädagog/innen (N=79)
• Zweitklässler/innen (N=2144)
• Eltern (N=1084)
• Klassenlehrkräfte (N=32)
• Sonderpädagog/innen (N=16)
• Drittklässler/innen (N=2144)
Fragebo-
gen-
Skalen
• Einstellungen zu Inklusion
• Selbstwirksamkeit: lehrerspezifisch,
kollektiv & inklusionsbezogen
• Kooperation
• Unterrichtsqualität
• Klassenklima
• Heterogenität
• Transparenz & Klarheit
• Differenzierung
• Lernprozessbegleitung
• Klassenmanagement
• Lernförderliches Klima
• Kooperation
• Heterogenität
Leistungs-
maße
• CFT 1-R (Weiß & Osterland, 2012)
• HRT 1-4 (Haffner, Baro, Parzer & Resch, 2005)
• ELFE 1-6 (Lenhard & Schneider, 2006)
• VERA3-Daten: Lesen, Orthografie,
Muster & Strukturen, Messen &
Größen
Seite 12
Zielgruppen und erfasste Variablen
Leibniz Universität Hannover|
MZP 1: Herbst 2015
Fragebögen & Tests (N= 72 Schulen)
MZP 2: Sommer 2017
Beobachtungsbogen & VERA3 (N= 16 Schulen)
Ziel-
gruppen
• Leitungen von Grundschulen (N=83)
• Leitungen von Förderzentren (N=77)
• Klassenlehrkräfte (N=155)
• Sonderpädagog/innen (N=79)
• Zweitklässler/innen (N=2144)
• Eltern (N=1084)
• Klassenlehrkräfte (N=32)
• Sonderpädagog/innen (N=16)
• Drittklässler/innen (N=2144)
Beobach-
tungsbo-
gen-/
Fragebo-
gen-
Skalen
• Einstellungen zu Inklusion
• Selbstwirksamkeit: lehrerspezifisch,
kollektiv & inklusionsbezogen
• Kooperation
• Unterrichtsqualität
• Klassenklima
• Heterogenität
• Transparenz & Klarheit
• Differenzierung
• Lernprozessbegleitung
• Klassenmanagement
• Lernförderliches Klima
• Kooperation
• Heterogenität
Leistungs-
maße
• CFT 1-R (Weiß & Osterland, 2012)
• HRT 1-4 (Haffner, Baro, Parzer & Resch, 2005)
• ELFE 1-6 (Lenhard & Schneider, 2006)
• VERA3-Daten: Lesen, Orthografie,
Muster & Strukturen, Messen &
Größen
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TEILSTUDIE 3
Leibniz Universität Hannover
Seite 14
Zielgruppen und erfasste Variablen
Leibniz Universität Hannover|
MZP 1: Herbst 2015
Interviews &
Gruppendiskussionen (N= 9 Grundschulen)
MZP 2: Sommer 2017
Fokussierte ethnografische
Beobachtung & Interviews (N= 4 Grundschulen)
Ziel-
gruppen
• Leitungen von Grundschulen (N=12)
• Leitungen von Förderzentren (N=8)
• Klassenlehrkräfte (N=43)
• Sonderpädagog/innen (N=21)
• Zweitklässler/innen (N=74)
• Eltern (N=37)
• Klassenlehrkräfte (N=4)
• Sonderpädagog/innen (N=4)
Foki • Gelingensbedingungen &
Herausforderungen der Umsetzung
von Inklusion an der eigenen Schule
• Eigene Rolle
• Professionelle Kooperation
• Soziale Integration und Klassenklima
• Transparenz & Klarheit
• Differenzierung
• Lernprozessbegleitung
• Klassenmanagement
• Lernförderliches Klima
• Kooperation
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Zielgruppen und erfasste Variablen
Leibniz Universität Hannover|
MZP 1: Herbst 2015
Interviews &
Gruppendiskussionen (N= 9 Grundschulen)
MZP 2: Sommer 2017
Fokussierte ethnografische
Beobachtung & Interviews (N= 4 Grundschulen)
Ziel-
gruppen
• Leitungen von Grundschulen (N=12)
• Leitungen von Förderzentren (N=8)
• Klassenlehrkräfte (N=43)
• Sonderpädagog/innen (N=21)
• Zweitklässler/innen (N=74)
• Eltern (N=37)
• Klassenlehrkräfte (N=4)
• Sonderpädagog/innen (N=4)
Foki • Gelingensbedingungen &
Herausforderungen der Umsetzung
von Inklusion an der eigenen Schule
• Eigene Rolle
• Professionelle Kooperation
• Soziale Integration und Klassenklima
• Transparenz & Klarheit
• Differenzierung
• Lernprozessbegleitung
• Klassenmanagement
• Lernförderliches Klima
• Kooperation
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FORSCHUNGSFRAGE
Leibniz Universität Hannover
Seite 17
Fragestellung
Wie gestalten Lehrkräfte an niedersächsischen Grundschulen inklusiven Unterricht hinsichtlich der Differenzierung?
Leibniz Universität Hannover|
Seite 18
ERGEBNISSE AUS TEILSTUDIE 2
Leibniz Universität Hannover|
Seite 19
Mittelwerte (SD) der Skalen des Beobachtungsbogens
Leibniz Universität Hannover|
N= 39/48 Lehrkräfte
3,35
2,56 2,42
3,29
3,55
2,85
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
Seite 20
Mittelwerte (SD) der Skalen des Beobachtungsbogens
Leibniz Universität Hannover|
N= 39/48 Lehrkräfte
3,35
2,56 2,42
3,29
3,55
2,85
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
Seite 21
Anteil der Differenzierungsformen der Lehrkräfte
Leibniz Universität Hannover|
Anteil in Stunden eingesetzt Anteil in Stunden nicht berücksichtigt N= 48 Lehrkräfte
75,0 75,0 64,6 60,4
41,7 39,6
22,9
25,0 25,0 35,4 39,6
58,3 60,4
77,1
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Seite 22
Differenzierung
Leibniz Universität Hannover|
Anzahl der eingesetzten Differenzierungsformen
Differenzierungs-
formen
Anzahl eingesetzt
1 2 3 4 5 6 7 MW
Anzahl/LK SD
Anzahl/LK
Lehrkräfte
N=39 2 1 4 11 6 13 2 4,6 1,6
Seite 23
Differenzierung
Leibniz Universität Hannover|
N=36 N=36 N=31 N=29 N=20 N=19 N=11
Umsetzung der Differenzierungsformen
Anzahl der eingesetzten Differenzierungsformen
Differenzierungs-
formen
Anzahl eingesetzt
1 2 3 4 5 6 7 MW
Anzahl/LK SD
Anzahl/LK
Lehrkräfte
N=39 2 1 4 11 6 13 2 4,6 1,6
2,94
2,64 2,56 2,45 2,43
2,29
1,95
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
Umfang Schwierigkeit Lernzugang & Methode
Inhalt Lernort Sozialform Zeit
Seite 24
ERGEBNISSE AUS TEILSTUDIE 3
Leibniz Universität Hannover|
Seite 25
Beschreibung der Schulen A & B
Leibniz Universität Hannover|
1,7
2,1
1,3
2,7
1,6
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
KL unterrichtet & SP beobachtet
KL unterrichtet & SP assistiert
Beide unterrichten Teilgruppe
KL unterrichtet & SP fördert außerhalb
Beide unterrichten gemeinsam
1= nie
2= selten
3= regelmäßig Gesamt Schule A Schule B
Seite 26
Beschreibung der Schulen A & B
Leibniz Universität Hannover|
1,7
2,1
1,3
2,7
1,6
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
KL unterrichtet & SP beobachtet
KL unterrichtet & SP assistiert
Beide unterrichten Teilgruppe
KL unterrichtet & SP fördert außerhalb
Beide unterrichten gemeinsam
Gesamt Schule A Schule B
1= nie
2= selten
3= regelmäßig
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Schule A
‚Geschlossene‘ Differenzierung
Aufgaben (Schwierigkeit)
Vorgegebene Stufen
Zuordnung der Aufgaben durch Lk
Schule B
‚Natürliche‘ Differenzierung (bzw. Differenzierungspotenzial)
Aufgaben (Schwierigkeit und Umfang)
Graduelles Bearbeitungsniveau
Selbstständige Wahl des Bearbeitungsniveaus durch SuS
Leibniz Universität Hannover|
Definition geschlossener vs. natürlicher
Differenzierung:
1) Komplexität eines gemeinsamen Lernangebotes,
2) Verantwortung [für die Adaptivität des
Lernangebots] mit Lernenden geteilt (vgl. Berlinger & Dexel, 2017; Leuders & Prediger, 2012; Krauthausen
& Scherer, 2010)
Differenzierung
Seite 28
Beispiele geschlossener Differenzierung in Schule A
Schriftliche Subtraktion (Mathe)
Leibniz Universität Hannover|
Kleine Übungen für bestimmte Kinder zur schriftlichen Subtraktion
Schule A
Die Klassenlehrerin geht herum und verteilt kleine Zettel, auf denen jeweils vier Rechenaufgaben zur schriftlichen Subtraktion stehen. Diese erhalten nicht alle, sondern nur bestimmte Kinder. Dabei wählt sie Tandems aus. Ein leistungsstärkeres soll einem leistungsschwächeren Kind die Aufgaben erklären. Mit einem Zettel geht sie zuerst zu Maja und Katrin. Die Lehrerin erklärt Katrin genau, worauf sie achten soll, wenn Sie Maja hilft. […] (06VP_A_Mathe, 9).
(Auszug aus dem Beobachtungsprotokoll)
Seite 29
Geschlossene Differenzierung und Assessment
Differenzierte Aufgabe zur schriftlichen Subtraktion beruht auf diagnostischem Test der vorangegangenen Woche
Leibniz Universität Hannover|
„Ich [hab] da gemerkt, dass ich den überblick verliere, […] wer das wirklich schon sicher beherrscht und wer nicht.“ (KL, A, 16)
Schule A
(Interviewausschnitt mit Klassenlehrkraft)
Seite 30
Beispiele natürlichen Differenzierungspotenzials in Schule B
Märchen (Deutsch)
Leibniz Universität Hannover|
Ein eigenes Märchen schreiben
Schule B
Seite 31
(Zufälligkeit der?) Passung der natürlichen Differenzierung für Jonas
Schule B Leibniz Universität Hannover|
Seite 32
Fazit
Bei der Betrachtung der Mittelwerte der Skalen des Beobachtungsbogens für alle Lehrkräfte zeigt sich, dass…
Hohe Kompetenzen in den Bereichen Transparenz, Klassenführung und Klima in den beobachteten Unterrichtsstunden;
Lernprozessbegleitung im mittleren Bereich und variierend;
Niedrigste Kompetenzen bei der Umsetzung der Differenzierung ein möglicher Fokus für Professionalisierung
Zwei Formen der Umsetzung von Differenzierung mit unterschiedlichem Potenzial
Verbindung von Differenzierung und Assessment
Schwerpunkt der Adaptivität in Vorbereitung vs. in der Durchführung
Interessante Anschlussfragestellung zielen auf Zusammenspiel der beiden Differenzierungsformen und ihre Wirkungen auf der Ebene der Schüler/innen
Leibniz Universität Hannover|
Seite 33
Leibniz Universität Hannover
Kontakt
Kontakt: Leibniz Universität Hannover
Institut für Sonderpädagogik
Abteilung Pädagogik bei
Lernbeeinträchtigungen
Abteilung Sonderpädagogische
Psychologie
Prof. Dr. Rolf Werning
Tel.: 0511/ 762-17375 Mail: [email protected]
Prof. Dr. Katja Mackowiak
Tel.: 0511/ 762-17568 Mail: [email protected]
Antje Rothe
Tel.: 0511/ 762-17361 Mail: [email protected]
Carina Müller
Tel.: 0511/ 762-17372 Mail: [email protected]
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!