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JAHRESBERICHT 2017 © Stiftung Kinderdorf Pestalozzi

Jahresbericht 2017 - Stiftung Kinderdorf Pestalozzi · Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi blickt auf ein Jahr mit erfreulichen Ereignissen, spannenden Begegnungen und bunten Festivitäten

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33 INHALTSVERZEICHNIS – PESTALOZZI.CH |

InhaltEDITORIALRosmarie Quadranti, Präsidentin des Stiftungsrates 4Ulrich Stucki, Vorsitzender der Geschäftsleitung 6

SCHWERPUNKTIm Wandel der Zeit 8Höhepunkte 12

PROGRAMME IN DER SCHWEIZ UND IM AUSLANDÜbersicht 14Kinderdorf Pestalozzi 16Ostafrika 20Südostasien 22Südosteuropa 24Zentralamerika 26

JAHRESRECHNUNGKommentar zur Jahresrechnung 30Betriebsrechnung, Bilanz, Revisionsbericht 31Dank 34Mittelherkunft 35Mittelverwendung 36Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi (Organe) 38

142 199 Kinder und Jugendliche erreichten wir 2017 mit unseren Projekten weltweit.

MAZEDONIEN | BOJAN (14)

In den Projekten besuchen albanische und mazedonische Kinder gemeinsam die Schule. Im Unterricht werden das Verständnis und die Einsicht gefördert, dass alle gleich-wertig sind. Davon profitiert Bojan: «Für mich fühlt es sich so an, als ob wir alle dieselbe Nationalität hätten.»

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Sehr geehrte Damen und Herren

Es freut mich sehr, dem Jahresbericht 2017, der vor Ihnen liegt, einige Worte voranzustellen. Es freut mich noch mehr, über ein gutes Jahr für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi zu berichten. 142 199 Kindern und Jugendlichen haben wir gemeinsam mit unseren Projekt-partnern in zwölf Ländern zu besserer Schulbildung verholfen. 3699 Kinder und Jugendliche nahmen an Projekten in der Schweiz teil, davon hielten sich 2278 zwischen einer und mehreren Wochen im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen auf. Was sie bei uns im Kinderdorf erlebt und erlernt haben, finden Sie ebenso auf den folgenden Seiten wie einige Einblicke in unsere internationalen Bildungsprojekte in Ostafrika, Südostasien, Südosteuropa und Zentralamerika.

Am Ende des Jahresberichtes sind die Bilanz und die Betriebsrechnung abge-druckt. Auch hier steht Erfreuliches: Es ist uns gelungen, den Ausbau unserer Projekte mit höheren Einnahmen zu finanzieren und, wie man so schön sagt, mit einer schwarzen Null abzuschlies-sen, ohne unsere Reserven antasten zu müssen. Dies war nur dank der vielen wohlwollenden Menschen und Instituti-onen möglich, die unsere Arbeit in der einen oder anderen Weise mit Spenden oder Beiträgen unterstützen. Ihnen allen gilt unser tief empfundener Dank.

Ich bedanke mich im Namen des Stiftungsrates bei Dr. Urs Karl Egger, Vorsitzender der Geschäftsleitung seit 2008, der uns per Ende Februar 2018 auf eigenen Wunsch verlassen hat. Während seiner Amtszeit hat die Stiftung eine programmatische Fokussierung gefunden, die auch für die kommenden

Jahre Erfolg versprechend ist und eine gute strategische Basis für die zukünftige Ausrichtung bildet. Seinen Nachfolger Ueli Stucki hatte der Stiftungsrat kurz vor Ende des Berichtsjahres gewählt. Wenn dieser Bericht erscheint, hat er seine Stelle vor wenigen Tagen angetreten. Ich begrüsse ihn als neuen Vorsitzenden der Geschäftsleitung und freue mich auf die Zusammenarbeit.

Gestatten Sie mir, Ihnen eine angenehme Lektüre zu wünschen und Ihnen noch einmal sehr herzlich für Ihr Engagement für eine etwas bessere Welt zu danken.

Rosmarie QuadrantiPräsidentin des Stiftungsrates

Ein erfolgreiches Jahr!

ROSMARIE QUADRANTI

«2278 Kinder und Jugendliche hielten sich zwischen einer und mehreren Wochen im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen auf. Was sie bei uns erlebt und erlernt haben, finden Sie auf den folgenden Seiten.»

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Ihr Vertrauen ist unsere Verpflichtung

6 | EDITORIAL – JAHRESBERICHT 2017

ULRICH STUCKI UND  DR. URS KARL EGGER

«Das wichtigste Ziel ist seit über 70 Jahren klar und unverändert: mit-tels Bildung und Begegnung einen wirkungsvollen Beitrag zum fried-lichen Zusammen-leben zu leisten.»

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Es ist mir eine grosse Freude, erstmals in einem Jahresbericht der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi das Wort an Sie richten zu dürfen. Was Sie in diesem Bericht vorfinden, ist für mich noch ganz neu, denn ich habe meine Arbeitsstelle als Vorsitzender der Geschäftsleitung erst am 2. Mai angetreten. Worüber ich vorerst berichten kann, ist die reibungslose Übergabe aller Dossiers von Dr. Urs Karl Egger an mich. Diese hat Ende Februar in einer sehr angenehmen Atmosphäre stattgefunden. Was ich hier in Trogen vorgefunden habe, stimmt mich äusserst zuversichtlich: eine gut aufgestellte Orga-nisation, die weiss, was sie will und kann und was dafür getan werden muss, dass ihre Ziele erreicht werden können. Denn das wichtigste Ziel ist seit über 70 Jahren klar und unverändert: mittels Bildung und Begegnung einen wirkungsvollen

Beitrag zu einem friedlichen Zusammen- leben zu leisten.

Noch mehr gefreut hat es mich, als ich sah, wie viele Menschen und Institutio-nen die Arbeit der Stiftung mit kleinen und grossen Geldbeträgen unterstützen. Wie viele Menschen die Stiftung auch über ihr eigenes Lebensende hinaus mit Testamentsspenden bedenken, hat mich stolz und dankbar gemacht. Das grosse Vertrauen, welches hierin erkennbar wird, sehe ich als bindende Verpflichtung, die uns anvertrauten Mittel achtsam und wirkungsvoll einzusetzen. Hierfür Sorge zu tragen, ist deshalb von Anfang an eine zentrale Aufgabe für mich.

Bis ich Ihnen das nächste Mal schreiben darf, werde ich die Organisation schon viel besser kennen. Ich werde die nächs-ten Tage und Wochen dafür nutzen, viele Gespräche mit dem Stiftungsrat, der

Geschäftsleitung und den Mitarbeitenden der Stiftung zu führen. Ebenso wichtig ist für mich der Kontakt nach aussen. Auch hier wird es einen intensiven Aus-tausch mit Partnern, Freunden und ja, auch Kritikern, geben, damit das Bild klarer und schärfer wird. Ich freue mich auf diese spannende und intensive Zeit des Lernens und Kennenlernens bei einer Organisation, die wie kaum eine andere für eine gelebte Humanität der Schweiz steht.

Vielen Dank, dass Sie der Stiftung weiter-hin Ihr Vertrauen schenken.

Ulrich StuckiVorsitzender der Geschäftsleitung

Erfahren Sie mehr über Ulrich Stucki im Video auf: www.pestalozzi.ch/stucki

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Im Wandel der Zeit

Unsere Organisation existiert seit über 70 Jahren. Im Laufe der Zeit sieht sie sich immer wieder mit neuen Heraus- forderungen konfrontiert. Nur wenn sie in der Lage ist, im Innern angemessen auf den äusseren Wandel zu reagieren, kann ihr Tun relevant und wirkungsvoll bleiben. Eine starke Vision ist ein guter Kompass, wenn dabei neue Wege beschritten werden müssen.

Die Idee, in der Schweiz ein Dorf für Kriegswaisen aus ganz Europa zu bauen, entstand bereits im Jahr 1944. Walter Robert Cortis Aufruf in der Zeitschrift «Du» stiess in der Schweiz auf ein grosses Echo. Die Vision, Kinder verfeindeter Länder an einem neutralen Ort gemein-sam aufwachsen und das friedliche Zusammenleben erlernen zu lassen, entwickelte auch international grosse Strahlkraft. Vielerorts wurde aufmerksam verfolgt, wie in Trogen AR ein Völker- bund der Kinder entstand. Die Vision, in Kindern den Friedenskeim zu setzen und so einen Beitrag zu einer friedlichen Welt zu leisten, stiess auch auf das Wohlwollen der Schweizerinnen und Schweizer. Gebaut wurde das Kinderdorf Pestalozzi dank ihrer Spenden.

Aus der Welt ins Dorf In den 1950er-Jahren war die erste Ge-neration der Pestalozzikinder erwachsen geworden. Es dauerte jedoch nach 1945 nicht lange, bis neue kriegerische Konflikte ausbrachen. So war die Entscheidung naheliegend, gefährdete Kinder aus den Krisengebieten weltweit aufzunehmen. 1960 kamen Flüchtlingskinder aus Tibet ins Kinderdorf, bis 1992 folgten weite-re aus Ländern in aller Welt. Nach den Kriegen in Ex-Jugoslawien hat die Schweiz keine Kontingente minderjähriger Flücht-linge mehr aufgenommen. Die geänderte Asylpolitik entzog somit dem Kinderdorf die Grundlage, ein Ort der Friedensförde-rung zu sein, wo schutzbedürftige Kinder aus dem Ausland aufwachsen dürfen.

Aus dem Dorf in die WeltEs konnten jeweils nur wenige Kinder von den pädagogischen Errungenschaften im Kinderdorf Pestalozzi profitieren, während sehr viele andere in deren Herkunfts-ländern weiterhin unter katastrophalen Bedingungen aufwuchsen. Anfang der 1980er-Jahre kam deshalb Kritik an der Fokussierung der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi auf. Dies veranlasste die Stif-tung im Jahr 1982 dazu, ihr Engagement auf das Ausland auszuweiten. Aus kleinen Anfängen in einer in Fribourg angesiedel-ten Koordinationsstelle entstand in 35 Jahren eine Programmabteilung mit knapp 40 Mitarbeitenden in Trogen und Büros in zwölf Ländern weltweit. Die Reichweite der Stiftung wuchs dadurch von maximal 200 Kindern, die gleichzeitig

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WALTER ROBERT CORTI

«Was muss versucht werden, um jene die Menschheit perio- disch heimsuchenden Aus-brüche des Massenmordes zu verhindern? Milliarden werden jeweils ausgegeben, um die Wunden und Verluste der Kriege zu heilen und wieder auszugleichen. Was aber tun wir, dass sie nicht mehr über uns kommen?»

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im Kinderdorf Pestalozzi leben konnten, auf heute Hunderttausende von Kindern in den vier Programmregionen Ostafrika, Südostasien, Südosteuropa und Zentral- amerika.

Was wird aus dem Kinderdorf in Trogen?Die mutige Entscheidung, aus dem Kin-derdorf Pestalozzi in die Welt hinaus zu wirken, war für die Stiftung wegweisend, doch war damit eine zentrale Frage nicht geklärt: Was geschieht im Kinderdorf? Die 1990er-Jahre waren von der Suche nach Alternativen zur Unterbringung von Flüchtlingen geprägt. Zwar zeichnete sich bereits eine neue Nutzung ab, denn ab Mitte der 1990er-Jahre fanden interkul-turelle Austauschprojekte im Kinderdorf statt. Dies war jedoch zu jenem Zeitpunkt nur eine Option unter vielen. Wichtigstes Standbein in Trogen blieb zunächst das sozialpädagogische Heim- und Schulan-gebot. Dessen schwindende Auslastung

aufgrund der Umwälzungen im Schweizer Sozialsystem wurde zu einem Kosten-treiber, weshalb der Heimbetrieb 2014 eingestellt werden musste.

Alle(s) nach Trogen Am Ende der für die Stiftung kritischen 1990er-Jahre entschied der Stiftungsrat, einen radikalen Schritt zu tun. Sämtliche Abteilungen wurden im Jahr 2000 in Tro-gen, dem Herz der Stiftung, vereint, und die Büros in Fribourg und Zürich wurden aufgelöst. Diese räumliche Zusammen-legung ging nicht ohne Spannungen vonstatten. Sie entfaltete rückblickend aber eine neue Dynamik, welche die Stiftung noch heute trägt. Die vorher ge-trennten Programmdepartemente konnten sich nun wieder stärker austauschen und voneinander profitieren. Daraus entstan-den einerseits neue Projektformate, andererseits konnten grundsätzliche inhaltliche und strategische Fragen viel einfacher diskutiert und geklärt werden.

Bei den Wurzeln gebliebenCortis Vision einer friedlichen Welt ist in seinem Aufruf «Bauen wir eine Welt, in der die Kinder leben können», prägnant formuliert. Heute begegnen sich Kinder aus der Schweiz und den Ländern Europas in der einzigartigen Anlage des Kinderdorfs in Trogen. Hier entstand über die Jahre hinweg eine beispielhafte, anerkannte und wirkungsvolle Friedens- pädagogik. Einen weiteren Beitrag zum Frieden leisten auch die Bildungsprojekte der Stiftung in zwölf Ländern weltweit, denn Bildung ist der einzige Schlüssel zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung. Wir können Walter Robert Corti nicht mehr fragen, dürfen aber sicher sein, dass die heutige Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ihrem Gründer gefallen würde. Seiner Vision einer friedlicheren Welt folgt die Stiftung seit 1946. Falls wir alle wohlwollend und respektvoll miteinander umgehen, ist Frieden keine Utopie.

10 | SCHWERPUNKT – JAHRESBERICHT 2017 11 SCHWERPUNKT – JAHRESBERICHT 2017 |

2021 75 Jahre Kinderdorf Pestalozzi

2018 Erfolgreich, doch noch nicht am Ziel

2008 Der Bau eines neuen Schulhauses scheitert wegen Einsprachen

2006 Eröffnung des Besucherzentrums

2000 Schliessung der Büros in Zürich und Fribourg; alle Departemente in Trogen

1996 − heute Interkulturelle Austauschprojekte

1987 – 2014 Sozialpädagogisches Heim- und Schulangebot

1983 Das Haus 6 brennt vollständig nieder

1982 − heute Internationale Entwicklungszusammenarbeit

1980 Kritik an der thematischen Ausrichtung

1967 Bau des Andachtshauses

1960 −1992 Flüchtlingskinder aus Krisenregionen

1959 −1960 Bau des Schulhauses und der Werkstätten

1955 −1997 Sozialwaisen aus dem Ausland

1946 −1955 Kriegswaisen im Kinderdorf

April 1946 Grundsteinlegung in Trogen AR

August 1944 Aufruf Cortis in der Zeitschrift «DU»

2008

2021

1983

1980

1982–heute

1996–heute

1987–2014

1946–1955

1955–1997

1959–1960

1960–19921967

1944

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2018

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Spezielle Momente im Jahr 2017

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi blickt auf ein Jahr mit erfreulichen Ereignissen, spannenden Begegnungen und bunten Festivitäten zurück.

Europa trifft sich im Kinderdorf Pestalozzi144 Jugendliche aus acht Ländern nah-men im März 2017 am ersten European Youth Forum Trogen im Kinderdorf teil. Die jungen Menschen diskutierten, was es für ein tolerantes und gemeinsames Europa braucht, denn sie wollen nicht tatenlos zu-schauen, wie sich Europa auseinanderlebt. .

Das Kinderdorf Pestalozzi feiert 35 Jahre EntwicklungszusammenarbeitSeit 1982 engagiert sich die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi für benachteiligte Kinder im Ausland. Im Juli 2017 fand anlässlich des 35-Jahr-Jubiläums ein feierlicher Anlass im Kinderdorf statt. Die Stiftung blickte zusammen mit zahlreichen Gästen in die Vergangenheit und die Zukunft ihrer Auslandsengagements.

Summer Camp im Kinderdorf PestalozziWährend zweier Wochen begegneten ei-nander 160 Jugendliche aus der Schweiz, aus Moldawien, Serbien, Mazedonien, Russland sowie Bosnien und Herzegowina im appenzellischen Trogen. Sie nahmen am International Summer Camp teil. Ziel dieses Austauschprojekts war es, dass die Jugendlichen ihre Vorurteile gegenüber anderen Menschen hinterfragen und ihnen offener begegnen.

2300 Gäste feiern am SommerfestZum dritten Mal fand im August das Sommerfest im Kinderdorf Pestalozzi statt. Bei strahlendem Sonnenschein verbrachten rund 2300 Gäste einen kunterbunten Tag im Kinderdorf. Ein Höhepunkt, vor allem für die kleinsten Gäste, war die Kinderband «Tischbombe». Zahlreiche Gäste nahmen die Gelegenheit wahr, sich über die Arbeit der Stiftung zu informieren.

Kinder fordern ihre Rechte ein!An der nationalen Kinderkonferenz im November diskutierten 45 Kinder aus der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein über ihre Rechte als Kinder. Die 10- bis 13-Jährigen entwickelten Ideen, wie die Kinderrechte in der Gesell-schaft konsequenter umgesetzt werden können. Die Ideen präsentierten sie unter anderem dem Ausserrhoder Ständerat Andrea Caroni.

Dominique Rinderknecht und Marco Fritsche helfen Kindern in Myanmar / BurmaDie ehemalige Miss Schweiz Dominique Rinderknecht und der TV-Moderator Marco Fritsche besuchten ein Bildungs-projekt der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi in Myanmar. Zusammen mit Kindern pflanzten sie Bäume und bauten Entsor-gungsstellen für Plastikabfälle. Ziel der Reise war es, die lokale Bevölkerung für die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt zu sensibilisieren.

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Weltweit gehen rund 263 Millionen Kinder nicht zur Schule. Zu Beginn der 1980er-Jahre war diese Zahl deutlich höher. Mit ihren Bildungsprojekten trägt die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi dazu bei, dass sich die Situation stetig verbessert. Die Stiftung hilft dort, wo die Not am grössten ist. In den letzten 35 Jahren konnte die Hilfe ausgebaut werden, die aktuellen Zahlen zeigen jedoch, dass noch sehr viel zu tun bleibt.

Im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen liegt der Fokus auf Projekten, die Begegnungen zwischen Kindern aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen ermöglichen. Themen wie Anti-Rassismus, der Umgang mit gesell-schaftlicher Vielfalt und Zivilcourage werden mit professioneller pädagogischer Begleitung bearbeitet. Im Radiostudio, und dank des Radiobusses auch an Schulen in der ganzen Schweiz, produzieren die Teilnehmenden Radiosendungen und geben so ihrem Anliegen eine Stimme.

15 PROGRAMME – JAHRESBERICHT 2017 | 15

Hilfe auf vier Kontinenten

14 |  PROGRAMME – JAHRESBERICHT 201714

Kinder und Jugendliche 142 199 (davon 3699 in der Schweiz)

Lehrpersonen 6931 (davon 597 in der Schweiz)

Eltern 34 919

Gemeindemitglieder 4605

Mitarbeitende Schulverwaltung 1822

Mitarbeitende 517 Bildungsministerien

Anzahl Personen, die im Jahr 2017 in unseren Projekten involviert waren:

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1717KINDERDORF – PESTALOZZI.CH |

«Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.» Dieses Zitat des deutschen Philosophen und Bildungsreformers Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835) passt hervorragend zu den Zielen, welche die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit ihren Projekten in der Schweiz verfolgt. Dank der vielen Begegnungen im Kinderdorf und an Schweizer Schulen sind auch im Jahr 2017 wieder unzählige Verbindungen zwischen Kindern und Jugendlichen entstanden – auch am European Youth Forum Trogen.

16 | KINDERDORF – JAHRESBERICHT 2017

Kinderdorf PestalozziZAHLEN UND FAKTEN• 3699 Kinder und Jugendliche haben an den

insgesamt 119 Radio- und interkulturellen Austauschprojekten im Kinderdorf sowie an Schweizer Schulen teilgenommen.

• 144 Jugendliche aus acht europäischen Ländern sorgten für eine erfolgreiche Premiere des European Youth Forum Trogen.

• Im Tessin hat ein einwöchiges Pilotprojekt zum Thema «Nachhaltige Entwicklung» stattgefunden.

• 160 Jugendliche aus Moldawien, Serbien, Mazedonien, Russland, Bosnien und Herzego-wina und der Schweiz haben am International Summer Camp 2017 teilgenommen.

• An der nationalen Kinderkonferenz haben 45 Kinder über ihre Rechte diskutiert und diese eingefordert.

• 29 interkulturelle Austauschprojekte stärkten die Selbst-, Sozial-, Reflexions- und Sprach-kompetenzen von Kindern und Jugendlichen aus Südost- und Osteuropa und der Schweiz. Davon profitierten 433 Kinder aus Schweizer Schulklassen.

• 64 Führungspersonen unserer Auslands- projekte besuchten das Weiterbildungsangebot «Senior Professional Training».

Das European Youth Forum Trogen fand im März 2017 zum ersten Mal im Kinderdorf Pestalozzi statt. Dabei trafen 144 Jugendliche aus den acht europäi-schen Ländern Italien, Ungarn, Ukraine, Russland, Lettland, Deutschland, der Türkei und der Schweiz aufeinander und tauschten sich während einer Woche in verschiedenen Kursen aus. Das Ziel: gemeinsam Vorurteile abbauen, Offenheit und Toleranz untereinander fördern und sich über die Zukunft Europas Gedanken machen. Die Teilnehmenden wurden ermutigt und befähigt, aktiv zu werden und ihre erworbenen Kompetenzen an der eigenen Schule und im eigenen Umfeld weiterzugeben und so schliesslich das friedliche Zusammenleben zu fördern.

Organisiert wurde das European Youth Forum Trogen gemeinsam mit der Kan-tonsschule Trogen. Sowohl die Kantons-schule als auch die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ziehen eine positive Bilanz − dies auch aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen der Teilnehmenden. Deshalb wurde für das Jahr 2018 eine zweite Auflage des European Youth Forum geplant, welches wiederum im März stattgefunden hatte.

Mehr Vielfalt (er)lebenUnsere Projekte werden regelmässig evaluiert, um sie qualitativ weiter zu ent-wickeln. Dies, damit in Zukunft die Kinder und Jugendlichen vor allem aus Osteu-ropa und der Schweiz noch mehr von

den Aktivitäten im Kinderdorf profitieren können. Mit zwei neuen Partnerorgani- sationen aus Montenegro und Moldawien konnten bereits im November erste Projekte erfolgreich durchgeführt werden. Auch in Serbien konnte die Stiftung die Zusammenarbeit mit zwei neuen Partnern aufnehmen. Erste Pilotprojekte werden im Mai und November 2018 stattfinden. Damit die Projekte auch nachhaltig sind, ist der Stiftung eine qualitative Vor- und Nachbereitung der Projekte im Herkunfts-land der Teilnehmenden sehr wichtig. Dies ist herausfordernd, gelingt der Stiftung aber dank einem hohen Mass an Sensibilisierung, Wissenstransfer und Kontaktpflege.

951Kinder und Jugendliche auf Sendung.

In unserem Radiobus gingen

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FRIEDLICHES ZUSAMMENLEBENIm Jugoslawienkrieg in den 1990er- Jahren waren Bosnien und Herzegowina sowie Serbien direkte Konfliktparteien. Das Verhältnis der beiden Länder ist heute noch angespannt und von Miss-trauen und Vorurteilen geprägt. Im August 2017 fand im Kinderdorf ein Aus-tauschprojekt mit Jugendlichen beider Länder statt. Der Erfolg des Projekts bestärkt die Stiftung darin, zukünftig weitere Begegnungen zwischen jungen Menschen aus ähnlichen Konstellationen durchzuführen. Denn hier ist die Notwen-digkeit, die Grundlagen des friedlichen Zusammenlebens zu erlernen, beson-ders gross. Mit Gruppen aus Russland und der Ukraine ist bereits ein Projekt im August 2018 gesetzt.

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« …es gibt kein wirklich < Fremdes >, das Nationale ist der Zufall, über allen Menschen leuchten dieselben Sterne, das Gute findet sich überall. » Walter Robert Corti

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Nachdem im Jahr 2012 die Arbeit in Eritrea wegen der politischen Situation im Land beendet werden musste, gab der Stiftungsrat des Kinderdorfes Pestalozzi am 22. Februar 2017 grünes Licht für die Aufnahme der Entwicklungszusammen-arbeit in Mosambik.

Hilfe wird dringend benötigtDer Wahl des Staates am Indischen Oze-an ging ein umfangreiches Evaluations-verfahren voraus, bei dem das wichtigste Kriterium der Entwicklungsbedarf im Bildungssystem war. In der ehemaligen portugiesischen Kolonie herrschte bis 1992 sechzehn Jahre lang Bürgerkrieg. Von den Folgen dieses Krieges hat sich das Land bis heute nicht erholt. Entspre-chend gross sind die Herausforderungen

im Bildungssektor. Fast ein Viertel der Kinder ist derzeit nicht eingeschult, da die Kinder zum Lebensunterhalt der Familien beitragen müssen. Nachdem im Berichts-jahr eine lokale Mitarbeiterin angestellt, Büroräumlichkeiten angemietet und unsere Organisation registriert werden konnte, begann die Suche nach lokalen Partnern für die Umsetzung von Bildungsprojekten. Ein erstes Projekt steht zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichts vor dem Start.

Fortschritte konnten auch in Äthiopien und Tansania erzielt werden. Mit dem Start eines Projekts im Süden Äthiopi-ens erhalten hier Kinder aus nomadisch lebenden Hirtenvölkern eine gute und für sie relevante Schulbildung. Zwei weitere Projekte sind in Vorbereitung und starten

Äthiopien

Mosambik

Tansania

Im Frühjahr 2017 hat der Stiftungsrat entschieden, zukünftig in Mosambik Bildungsprojekte umzusetzen. Damit ist die Stiftung, neben Südosteuropa, Südostasien und Zentralamerika, auch in Ostafrika wieder in drei Ländern tätig.

21PROGRAMME – PESTALOZZI.CH | 

102 532Kinder, Jugendliche und Erwachsene waren an 5

beteiligt.Projekten

im Jahr 2018. In Tansania laufen drei Projekte bereits seit mehreren Jahren erfolgreich. 2018 soll ein Weiteres dazu-kommen.

Ostafrika

ÄTHIOPIEN• 5447 Kinder und Jugendliche wurden

mit Büchern in ihrer Muttersprache, mit Schreibheften und Schulrucksä-cken ausgestattet.

• 4579 Kinder haben von den verbes-serten Unterrichtsmethoden ihrer Lehrkräfte profitiert.

• 241 Lehrpersonen wurden durch die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi weiter-gebildet, damit die Kinder eine für sie relevante Schulbildung erhalten.

MOSAMBIK• Ein Viertel der Schulkinder wird nicht

eingeschult, weil sie zum Lebensunter-halt der Familien beitragen müssen.

• Lediglich 42% der eingeschulten Kinder schliessen die Grundschule ab.

• Auf eine Lehrperson treffen durch-schnittlich 60 bis 70 Schülerinnen und Schüler pro Klasse.

TANSANIA• 700 Kinder besuchen regelmässig

Leseclubs und fast 10 000 Kinder nehmen die zur Verfügung gestellten Bücher in den neuen Bibliotheken in Gebrauch.

• 1112 Lehrkräfte wurden weitergebildet, wovon 65 365 Kinder profitiert haben.

• 188 Eltern wurden in Workshops über Kinderrechte und Kinderschutz aufgeklärt.

• Um ihre Lesefähigkeiten zu testen, nahmen 405 Kinder an einem Lese-wettbewerb teil.

20 | PROGRAMME – JAHRESBERICHT 2017

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Seit vielen Monaten ist Myanmar / Burma im Zentrum des medialen Interesses. Die muslimische Volksgruppe der Rohingya wird von Soldaten des burmesischen Militärs und der lokalen Bevölkerung systematisch vertrieben. Fast so tragisch wie der Konflikt an sich ist die Tatsache, dass es sich lediglich um einen von vielen Konflikten in Myanmar handelt.

23PROGRAMME – PESTALOZZI.CH |

23 482 Jugendliche und Erwachsene waren an 8 Projekten

beteiligt.

Kinder,

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die Schule frühzeitig ab. In unseren Projekten werden die Lehrkräfte darin ausgebildet, wie sie Kinder einer Sprach-minderheit unterrichten und ihnen die Landessprache beibringen können. Den Kindern wird ein Zugang zu Schulunter-richt angeboten, dem sie folgen können und dabei viel lernen: Lernen fürs Leben.

Auch zwischen den Kachin, einer im Norden des Landes angesiedelten ethni- schen Minderheit, und der Regierung kommt es immer wieder zu heftigen Aus- einandersetzungen. Nach einer Phase der Waffenruhe wurde im Dezember 2016 erneut gekämpft. 106 000 im eigenen Land vertriebene Frauen, Männer und Kinder leben seit mehreren Jahren in den zahlreichen Flüchtlingscamps des Landes.

Bildung gibt Familien ein Stück Alltag zurückAussicht auf Beruhigung in der Region und damit auf Rückkehr in die eigenen vier Wände gibt es kaum. Umso wichtiger ist es für die Menschen in den Camps, einen möglichst geregelten Tagesablauf zu haben. Als Kinderhilfswerk setzen wir bei den Jüngsten an. Damit die Kinder in

Flüchtlingscamps den Anschluss in der Schule nicht verpassen, bieten wir ihnen Nachhilfeunterricht an und unterstützen umliegende Schulen mit Schulmaterial und Mobiliar. Von dieser Massnahme profitieren nicht nur die Kinder selbst, sondern auch deren Eltern: Der regel-mässige Schulbesuch gibt der gesamten Familie ein Stück Normalität und Struktur zurück.

So macht Schulunterricht SinnAuch im benachbarten Laos sind Kinder ethnischer Minderheiten benachteiligt. Sie und ihre Familien werden nicht vertrieben, erfahren aber eine Ungleichbehandlung. Der Schulunterricht wird nur in der offiziel-len Landessprache angeboten, welche die Kinder nicht verstehen. Die Folge: Viele Schülerinnen und Schüler brechen

Südostasien

MYANMAR / BURMA• 106 000 Frauen, Männer und Kinder

im Norden Myanmars/Burmas wurden aus ihren Häusern vertrieben und leben seither in internen Flücht-lingscamps. In 14 Camps bieten wir 2234 Kindern Nachhilfeunterricht an.

• Fragen erlaubt! In der Klosterschule Phaung Daw Oo werden die Kinder ermutigt, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen und Sachverhalte kritisch zu hinterfragen.

LAOS • Unsere Zusammenarbeit mit der

Pädagogischen Hochschule Dong-khamxang wurde von der laotischen Regierung offiziell anerkannt.

• Von unseren Projekten profitierten 10 228 Kinder, Lehrkräfte, Eltern und weitere involvierte Personen an 44 Schulen des Landes.

• In Laos gibt es 49 unterschiedliche Ethnien und über 80 verschiedene Sprachen. Der nationale Lehrplan berücksichtigt dies nicht. In unseren Bildungsprojekten unterstützten wir 3601 Kinder ethnischer Minderheiten.

THAILAND• 3176 Kinder, Lehrkräfte, Eltern und

weitere involvierte Personen an 15 Schulen des Landes profitierten von unseren Projekten.

• 2017 starteten wir ein neues Projekt, das den Schulunterricht besser auf die Bedingungen in ländlichen Regionen ausrichtet.

• 167 Lehrpersonen lernten in einer Weiterbildung, wie sie Schülerinnen und Schüler aktiver am Unterricht teilhaben lassen können.

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Thailand

Myanmar / Burma

Laos

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Politische Querelen sowie wirtschaftliche und soziale Herausforderungen prägen den Alltag vieler Menschen in Südost- europa. Diese Spannungen belasten das ohnehin schon fragile Verhältnis zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen.

25PROGRAMME – PESTALOZZI.CH |36 651 Jugendliche und Erwachsene waren an 9Projekten

beteiligt.

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In Mazedonien sind die Nachwehen des bewaffneten Konfliktes von 2001 noch immer spürbar. In der Folge ist die Be-ziehung zwischen der mazedonischen und der albanischen Bevölkerung nach wie vor sehr zerbrechlich. Sprachlich isolierte Schulen verhindern das gegen-seitige kulturelle Verständnis zusätzlich. An diesem Punkt setzt die Stiftung Kinder-dorf Pestalozzi an: Interethnische Schulak-tivitäten führen Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Herkunft zusammen. Gleichzeitig werden Lehrpersonen und Mitarbeitende des Bildungsministeriums darin unterstützt, ihre eigenen interkultu-rellen Kompetenzen zu verbessern.

Vertrauen schaffen, Vorurteile abbauen Auch in Serbien liegt ein Schwerpunkt unserer Arbeit darin, das gegenseitige

Verständnis zwischen den verschiedenen Kulturen im Land zu fördern. Seit 2017 können sich Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Ethnien an ausserschu-lischen Aktivitäten gegenseitig kennen-lernen. In einem nächsten Schritt wird die interkulturelle Bildung in den Schulen verankert. Dies trägt dazu bei, Vertrauen zu schaffen und Vorurteile abzubauen. Entsprechende Ausbildungsprogramme für Lehrpersonen sowie ein enger Aus-tausch zwischen Schulen und Behörden bilden die Grundlage dafür.

Bleiben, um zu lernen Moldawien sieht sich mit der Herausfor-derung konfrontiert, Kinder aus benach-teiligten Situationen ins Bildungssystem zu integrieren. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi setzt sich dafür ein, dass die

Südosteuropa

24 | PROGRAMME – JAHRESBERICHT 2017

MAZEDONIEN • 7414 Primarschülerinnen und -schüler

verschiedener Herkunft verbesserten ihre interkulturellen Kompetenzen.

• 288 Lehrkräfte aus 22 Schulen enga-gierten sich in den ausserschulischen Aktivitäten für ein friedliches Zusam-menleben.

• 1122 Eltern von Kindern, welche die Schule abgebrochen haben, nahmen an Workshops teil, in denen sie für die Wichtigkeit von Bildung sensibilisiert wurden. Gleichzeitig konnten sie ihre Bedürfnisse ans Schulsystem mit einbringen.

SERBIEN • 889 Lehrerinnen und Lehrer absolvier-

ten Ausbildungsprogramme zu den Themen interkulturelle Bildung, Kinder-rechte oder individuelle Lernbedürfnis-se von Kindern. Von dieser Befähigung der Lehrkräfte profitieren 13 554 Kinder.

• In zehn Projektschulen im Süden Serbiens ist der Grundstein gelegt für individuelle Fördermassnahmen zu-gunsten von Kindern aus gefährdeten Situationen.

MOLDAWIEN• 490 benachteiligte Primarschüler

profitierten von Aktivitäten zur Verbes-serung ihrer Lernmotivation und ihrer Kommunikationsfähigkeiten.

• 288 Kinder im Vorschulalter profitierten von individueller Begleitung durch die ausgebildeten Lehrpersonen. Weitere 145 Kinder aus sehr prekären Verhält-nissen erhielten Kleider und Schuhe, um überhaupt erst am Schulbetrieb teilnehmen zu können.

• 1158 Lehrkräfte lernten, wie sie Kinder unterschiedlicher Herkunft sowie aus verschiedenen Verhältnissen unterrich-ten können.

Kinder mit zielgerichteten Aktivitäten auf die Vor- und Primarschulen vorbereitet werden. So können die derzeit hohen Schulabbruchsquoten nachhaltig gesenkt werden.

Mazedonien

Serbien

Moldawien

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Im Herbst 2017 rückte Honduras plötzlich in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Nach der knappen Wiederwahl des Amtsinhabers Orlando Hernández bei der Präsidentschaftswahl wurden Vorwürfe von Wahlbetrug laut. Bei den darauf- folgenden landesweiten Protesten gab es über 40 Todesopfer. Trotz der schwierigen Situation im Land setzt sich die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi weiterhin für einen Zugang zu qualitativ guter Bildung in Honduras ein.

24 354 Jugendliche und Erwachsene waren an 9 Projekten

beteiligt.

Kinder,

27PROGRAMME – PESTALOZZI.CH |

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Honduras gilt als ärmstes Land Zentral- amerikas. Neben den ohnehin schon grossen Problemen, wie Armut, Krimi-nalität und Arbeitslosigkeit, verschärft die aktuelle Krise die Situation im Land zusätzlich. Nicht wenige, vor allem junge Menschen, verlassen aufgrund dieser Zustände sowie einer zunehmenden Per-spektivlosigkeit das Land und versuchen, nach Mexiko oder in die USA zu flüchten. Diese Migrationsversuche scheitern jedoch in vielen Fällen, und die Kinder und Jugendlichen werden nach Honduras zurückdeportiert. Da es jedoch nur wenig Know-how und Möglichkeiten gibt, die zurückgekehrten Kinder und Jugendli-chen wieder ins Schulsystem zu integrieren, unternehmen viele jungen Menschen einen erneuten Fluchtversuch.

In unserem Projekt «Ich komme zurück, lerne und bleibe!», das im Oktober 2017 startete, werden junge Menschen, deren Flucht scheiterte, in ihrem Heimatland wieder eingegliedert. Dies geschieht in erster Linie mit einer Anpassung des Lehrplans auf die spezifischen Bedürfnisse

Zentralamerika

HONDURAS• Auf der Primarschulstufe sind Bestre-

bungen im Gang, die Vermittlung der Kinderrechte in den Lehrplan aufzu-nehmen. 196 Lehrkräfte entwerfen ihre jährlichen Aktionspläne nun mit aktiver Partizipation der Kinder.

• 5094 Kinder und Jugendliche erhielten Nachhilfeunterricht und spezielle Betreuung.

• An 27 der 35 Schulen, welche die Stiftung unterstützt, verbesserte sich die Effizienz der Schulverwaltung dank des gezielten Trainings der jeweiligen Schuldirektorinnen und -direktoren.

EL SALVADOR • 8483 Kinder und Jugendliche profitierten

von verbesserten Lehrmethoden der Lehrkräfte.

• 458 Mütter und Väter nahmen an Workshops teil, um ihre Kinder besser bei den Hausaufgaben unterstützen zu können.

GUATEMALA • 1484 Kinder der Maya-Minderheit I´xil

erhielten Zugang zu guter Bildung.• Der nationale Lehrplan wurde an die

spezifischen Bedürfnisse der Maya- Bevölkerung und deren Minderheiten angepasst.

• An insgesamt 24 Schulen wurden 336 Lehrkräfte weitergebildet, um besser unterrichten zu können.

26 | PROGRAMME – JAHRESBERICHT 2017

der zurückgekehrten Kinder und Jugendlichen. Dies soll gewährleisten, dass die Zurückgekehrten insbesondere in den Fächern Spanisch, Mathematik, Natur- und Sozialwissenschaften den verpassten Schulstoff nachholen können und nicht zurückgestuft werden. Denn dies kann weitere Frustrationen auslösen, was wiederum ein Nährboden für erneute Fluchtversuche ist. Dieses Risiko wird ausserdem durch Psychologinnen und Psychologen minimiert, die den Kindern und Jugendlichen helfen, die oft traumati-schen Erlebnisse zu verarbeiten.

El Salvador

Guatemala

Honduras

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INTERKULTURELLER AUSTAUSCH  | AMELIA (13)

Durch den Austausch mit Jugendlichen aus Serbien hat sich die Einstellung der 13-jährigen Polin verändert: «In Zukunft möchte ich nicht mehr so schnell über Menschen urteilen, die ich gar nicht kenne.»

TANSANIA | ROMANUS (13)

Romanus leiht sich in der Schulbibliothek oft sein Lieblingsbuch «Der Löwe und die Maus» aus. Er mag das Buch und erklärt begeistert: «Es ist in grosser Schrift geschrieben, und ich kann es vor dem Schlafengehen lesen.»

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BetriebsrechnungFinanzjahr 2017 2017 2016

Freie Zuwendungen 12 131 330 7 407 726Zweckgebundene Zuwendungen 2 724 521 1 986 805Beiträge der öffentlichen Hand 3 032 325 3 268 880Erlöse aus Lieferungen und Leistungen 553 266 445 800Andere betriebliche Erträge 24 377 16 346Betriebsertrag 18 465 819 13 125 557

Materialaufwand – 731 911 – 989 278Entrichtete Projektbeiträge und Zuwendungen – 3 120 997 – 3 522 519Personalaufwand – 9 040 816 – 7 461 204Andere betriebliche Aufwendungen – 5 445 825 – 4 759 165Abschreibungen – 1 007 679 – 1 009 448 Betriebsaufwand – 19 347 228 – 17 741 614 BETRIEBLICHES ERGEBNIS – 881 409 – 4 616 057

Finanzergebnis 1 403 530 447 249ORDENTLICHES ERGEBNIS 522 121 – 4 168 808

Betriebsfremdes Ergebnis 105 431 65 098Ausserordentliches Ergebnis – 978 873 1 068 920JAHRESERGEBNIS (VOR VERÄNDERUNG FONDSKAPITAL) – 351 321 – 3 034 790

Veränderung des Fondskapitals 361 029 364 148JAHRESERGEBNIS (VOR ZUWEISUNG AN DAS ORGANISATIONSKAPITAL) 9 708 – 2 670 642

Zuweisung / Entnahme Reserven 0 – 2 500 000 Zuweisung / Verwendung freies Kapital 9 708 5 170 642

JAHRESERGEBNIS 0 0

30 | KOMMENTAR ZUR JAHRESRECHNUNG – JAHRESBERICHT 2017

Aus finanzieller Sicht war das Jahr 2017 für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ein erfreuliches. Der im Rahmen der Strategie 2018 im Jahr 2014 geplante Ausbau der Internationalen Programme und der Programme Schweiz konnte ohne Rück-griff auf die Reserven realisiert werden. Der Reingewinn von CHF 9708 erhöht die Bilanzsumme, das Total der Passiven beläuft sich per 31.12.2017 auf CHF 37 413 243. Das Organisationskapital ist mit etwas über 32 Millionen Franken auf den ersten Blick üppig. Allerdings schlägt darin auch das nicht veräusser-liche Kinderdorfareal mit 23 teils über 70-jährigen Gebäuden mit zu Buche, deren Unterhalt die Betriebsrechnung der Stiftung weit stärker belastet als bei

vergleichbaren Organisationen. Die liquiden Mittel der Stiftung decken derzeit etwa einen Jahresumsatz ab und liegen damit genau in der Mitte der von der Stiftung Zewo empfohlenen Reserve von 6 bis 18 Monaten.

Hilfe von Dritten Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi finan-ziert ihre Arbeit im In- und Ausland zu einem erheblichen Teil über Spenden. Im Jahr 2017 stammten 80,4 % des Betriebs- ertrags aus dieser Quelle. Staatliche Beiträge, namentlich der DEZA, tragen mit einer Summe von CHF 2 950 000 zur Umsetzung der Projekte im Rahmen der Internationalen Programme bei und haben damit einen Anteil von 31,1 % an deren

Finanzierung. Die Programme Schweiz erhalten in weit geringerem Masse staat- liche Unterstützung; hier beträgt der Anteil der DEZA 13 %. Erträge aus Lieferungen und Leistungen steuern CHF 557 335 zum Betriebsergebnis bei. Das Finanzer-gebnis beträgt CHF 1403 530. Auf den folgenden Seiten finden Sie eine verein-fachte Darstellung der Bilanz und der Erfolgsrechnung sowie zur Mittelherkunft und Mittelverwendung des Jahres 2017. Für eine detaillierte Sicht auf die Finanzen der Stiftung verweisen wir auf die kommentierte Jahresrechnung 2017, die wir jeweils auf unserer Website www.pestalozzi.ch veröffentlichen.

31BETRIEBSRECHNUNG – JAHRESBERICHT 2017 |

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32 | BILANZ – JAHRESBERICHT 2017

Bilanz

Aktiven 2017 2016

Flüssige Mittel 8 676 814 9 637 591Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 21 744 15 351Übrige kurzfristige Forderungen 632 805 656 522Vorräte und nicht fakturierte Dienstleistungen 38 931 58 121Aktive Rechnungsabgrenzungen 182 861 195 175

Umlaufvermögen 9 553 155 10 562 760

Finanzanlagen 17 915 470 16 762 052Beteiligungen 66 668 66 668Mobile Sachanlagen 323 066 203 461Immobile Sachanlagen 9 209 675 9 138 392Immaterielle Werte 242 476 458 670Fondsvermögen 102 733 202 621

Anlagevermögen 27 860 088 26 831 864

AKTIVEN 37 413 243 37 394 624

Passiven 2017 2016

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen – 788 153 – 964 120 Übrige kurzfristige Verbindlichkeiten – 96 322 – 60 399 Passive Rechnungsabgrenzungen – 541 411 – 416 427 Kurzfristige Rückstellungen – 340 000 –

Kurzfristiges Fremdkapital – 1 765 886 – 1 440 946

Übrige langfristige Verbindlichkeiten – 80 000 – 100 000 Rückstellungen sowie vom Gesetz vorgesehene ähnliche Positionen – 65 000 –

Langfristiges Fremdkapital – 145 000 – 100 000

Fremdkapital – 1 910 886 – 1 540 946

Fondskapital – 3 277 503 – 3 638 532

Stiftungskapital – 50 000 – 50 000 Reserven und Jahresgewinn oder Jahresverlust – 32 174 854 – 32 165 146

Organisationskapital – 32 224 854 – 32 215 146

PASSIVEN – 37 413 243 – 37 394 624

Die Jahresrechnung wurde von der Revisionsstelle PWC geprüft und vom Stiftungsrat genehmigt. Der Revisionsbericht und die ausführliche Jahresrechnung können bei uns bezogen oder von der Website www.pestalozzi.ch heruntergeladen werden. (Beträge in Schweizer Franken)

33BILANZ – PESTALOZZI.CH |

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35MITTELHERKUNFT – PESTALOZZI.CH |34 | DANK – JAHRESBERICHT 2017

Herzlichen Dank!Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist für die Umsetzung ihrer Projekte in der Schweiz und im Ausland auf das Wohl-wollen der Schweizer Bevölkerung ange-wiesen. Nur dank privater Spenderinnen und Spendern, institutioneller Partnern wie Unternehmen, Stiftungen, Kirchen, Gemeinden, Kantone und nicht zuletzt der Bund, konnten wir mit unserer Arbeit im Berichtsjahr zu einer Verbesserung der Bildungs- und Lebenssituation von insgesamt 142 199 Kindern und Jugend- lichen beitragen.

Viele Menschen helfen Im Jahr 2017 erhielt die Stiftung CHF 7 065 888 aus Nachlässen. CHF 1 400 000 als grösster Einzelbetrag stammen von einer Dame aus Genf, 42 Franken als der Kleinste von einer Dame aus dem deutschen Ratzeburg. Alle diese Testamentsspenden kommen

von Menschen, die sich mit dem Kinder-dorf Pestalozzi so tief verbunden fühlten und uns derart vertrauten, dass sie uns sogar in ihrem Testament – ihrem buch-stäblich letzten Willen – berücksichtigt haben. Hinter jedem dieser Menschen steht eine Geschichte, die wir leider häufig nicht kennen. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi war aber offenbar ein wichtiger Teil dieser Geschichte, wofür wir sehr dankbar sind.

Zu grossem Dank verpflichtet Unser besonderer Dank geht an alle 5952 Patinnen und Paten sowie die 25 848 Mitglieder des Freundeskreises, die mit ihren Beiträgen die Arbeit der Stiftung langfristig und nachhaltig unter- stützen. Ebenso gilt unser Dank allen 44 287 Spenderinnen und Spendern, die sich mit ihren Spenden dafür einsetzen, eine bessere Welt für Kinder zu schaffen.

Den Mitgliedern des Corti-Kreises, allen Stiftungen und Unternehmen, die mit ihrem Engagement den Zugang zu quali-tativ hochwertiger Bildung, insbesondere für gefährdete Kinder und Jugendliche, ermöglichen, allen Kantonen und Ge-meinden, Kirchgemeinden, Service Clubs und Vereinen, die mit ihren Spenden ein Zeichen für eine friedlichere Gesellschaft setzen, danken wir von Herzen. Aus dem finanziellen Engagement aller Genannten spricht ein grosses Vertrauen in unsere Arbeit. Dieses Vertrauen ist für die Stiftung nicht selbstverständlich. Es wird durch die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi mit messbar wirkungsvollen Projekten und einem effizienten Mitteleinsatz immer wieder gerechtfertigt.

(Beträge in Schweizer Franken)

Mittelherkunft

Erträge 2017

Freie Spenden 60,7 %

Beiträge der öffentlichen Hand 15,2 %

Zweckgebundene Spenden 13,6 %

Finanz- und sonstige Erträge 7,6 %

Erträge aus Betrieb Kinderdorf 2,9 %

Spenden

Nachlässe 47,6 % 7 065 888

Einzelspenden 17,3 % 2 576 738

Institutionen 11,8 % 1 746 630

Freundeskreis 10,2 % 1 521 846

Patenschaften 6,5 % 962 920

Kleiderspenden 3,7 % 544 500

Grossspenden 2,9 % 437 329

Total Spenden 14 855 851

INSTITUTIONELLE PARTNER 2017

Amt für auswärtige Angelegenheiten des Fürstentums Liechtenstein

EDA Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit

EDI Bundesamt für Sozialversicherungen

éducation 21

Kanton Appenzell Ausserrhoden

Kanton Basel-Landschaft

Kanton St. Gallen

Kanton Zürich

Movetia Austausch und Mobilität

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37MITTELVERWENDUNG – PESTALOZZI.CH |36 | MITTELVERWENDUNG – JAHRESBERICHT 2017

Unsere AufwandstrukturDie Stiftung Kinderdorf Pestalozzi beschäftigte per 31.12.2017 insgesamt 124 Mitarbeitende (109,6 Vollzeitstellen), davon 93 (81,0 Vollzeitstellen) in Trogen und 31 (28,6 Vollzeitstellen) in den ins- gesamt zwölf Länderbüros. Der Personal- aufwand im Berichtsjahr belief sich auf gesamthaft CHF 9 040 816 inkl. Personal-nebenkosten und Sozialleistungen. Die sogenannte Lohnspreizung (Verhältnis höchstes zum niedrigsten Gehalt, bezo-gen auf ein 100 %-Pensum) betrug 3,08. Als Organisation, deren Kernkompetenz in der Bildung liegt, hat das Thema Aus-bildung in der Personalpolitik der Stiftung eine besondere Bedeutung. Sieben Lernende in fünf verschiedenen Lehr- berufen sowie elf Praktikumsstellen, also 20 % der in Trogen AR Beschäftigten, befinden oder befanden sich im Berichts-jahr in Ausbildung.

Entlöhnung In der Öffentlichkeit wird immer wieder die Frage diskutiert, wie hoch die Bezüge von Stiftungsräten und die Gehälter der Geschäftsleitungsmitglieder von spendenfinanzierten Organisationen sind beziehungsweise sein sollten. Leider wird dieses Thema in den Medien häufig skandalisierend und ohne Kontextualisie-rung behandelt. Die Verantwortung, die fachlichen Kompetenzen und die tatsäch-lich geleistete Arbeit leitender Organe wird deshalb häufig nicht in Betracht gezogen. Ein Vergleich zu den Bezügen der Gremien im ähnlich gelagerten kultu-rellen, öffentlichen oder im Bildungssektor unterbleibt ebenso.

Im Sinne der Transparenz und in der Hoffnung auf eine sachliche Diskussion hat die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi beschlossen, die Bezüge des Stiftungs-

rates und der Geschäftsleitung im Jahres-bericht zu veröffentlichen. Innerhalb des Stiftungsrates bezogen zwei Personen aufgrund des gegenüber den anderen Mitgliedern deutlich höheren Arbeitsauf-wandes eine Entschädigung. Die Stif-tungsratspräsidentin erhielt im Berichts-jahr CHF 10 000, der Vizepräsident CHF 4000. Der Vorsitzende der Geschäfts- leitung bezog für ein 90 %-Pensum CHF 145 680, die übrigen Geschäfts-leitungsmitglieder (3,8 Vollzeitstellen; die Stelle des Leiters Zentrale Dienste war dabei für die Übergabe an den neuen Stelleninhaber im Juni 2017 doppelt besetzt) gesamthaft CHF 548 420.

Mittelverwendung 2017 Stiftung Programme Mittelbeschaffung Administration

Materialaufwand 731 911 714 574 15 518 1 819

Entrichtete Projektbeiträge und Zuwendungen 3 120 997 3 118 241 – 2 756

Personalaufwand 9 040 816 6 656 247 1 215 104 1 169 465

Raumaufwand 953 077 953 077 – –

Aufwand mobile Sachanlagen 137 427 119 691 11 148 6 588

Verwaltungs- und Informatikaufwand 1 974 257 1 012 753 572 900 388 604

Marketingaufwand 2 381 064 561 107 1 819 844 113

Abschreibungen 1 007 679 759 245 1 973 246 461

Interne Leistungsverrechnung – – 104 955 319 070 – 214 115

Total betrieblicher Aufwand 19 347 228 13 789 980 3 955 557 1 601 691

71,3 % 20,4 % 8,3 %

(Beträge in Schweizer Franken)

2017 2016 Programme 71,3 % 70,0 %

Mittelbeschaffung 20,4 % 20,2 %

Administration 8,3 % 9,8 % Programme

Mittelbeschaffung

Administration

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Das oberste Organ der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist der Stiftungsrat. Dieser besteht aus Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mit Erfahrung in Pädagogik, sozialer Arbeit, Interkulturalität und Entwicklungszusammenarbeit. Der Stiftungsrat wacht über die Einhaltung der Stiftungsziele und des Stiftungszwecks.

Die maximale Amtsdauer für Stiftungsräte soll in der Regel zwölf Jahre nicht überschreiten. Mitglieder der Stiftungsorgane sind (Stand 31. Dezember 2017):

Organe der Stiftung

38 | STIFTUNG – JAHRESBERICHT 2017

Rosmarie Quadranti Volketswil, Präsidentin

Dr. phil. Ivo Bischofberger Oberegg, Vizepräsident

Beatrice Heinzen Humbert Thalwil

Bernard ThurnheerSeuzach

Samuel Eugster Trogen

Reto MoritziAbtwil

Prof. Dr. Sven Reinecke St.Gallen

Geschäftsleitung

Die Geschäftsleitung trägt die operative Verantwortung für die Arbeit der Stiftung. In der Geschäftsleitung sind alle Departemente der Stiftung vertreten:

• Dr. Urs Karl Egger, Vorsitzender (bis 28.02.2018)• Ulrich Stucki, Vorsitzender (ab 01.05.2018)• Daniel Ambord, Leiter Zentrale Dienste (seit 01.07.2017)• Damian Zimmermann, Leiter Programme Schweiz• Miriam Zampatti, Leiterin Internationale Programme• Thomas Witte, Leiter Marketing & Kommunikation

Revisionsstelle

PricewaterhouseCoopers AG, St. Gallen

IMPRESSUMJahresbericht der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi 2017 | ISSN 0256-6516

VerantwortlichThomas Witte

RedaktionVeronica Gmünder, Franziska Juch, Christian Possa, Remo Schläpfer, Michael Ulmann

Gestaltung und Satzone marketing, Zürich

DruckAbächerli Media AG, Sarnen

Der Jahresbericht wurde auf FSC-Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft sowie klimaneutral gedruckt.

LAOS  | ELS (13)

Den sorgfältigen Umgang mit natürlichen Ressour-cen lernt die 13-jährige Els im Projekt auf praktische Art und Weise: «Wir pflegen unsere Schulumgebung, indem wir Abfall sammeln und an den richtigen Stellen entsorgen.»

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neutralDrucksache

01-16-484144myclimate.org

PERFORMANCE

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ZERTIFIZIERUNGEN 2017Gütesiegel und Zertifikate unterstreichen unsere Vertrauenswürdigkeit. In der Schweizer NPO-Branche gibt es drei Zertifizierungen, die allgemein anerkannt und deshalb für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi besonders wichtig sind:• das Zewo-Gütesiegel• das NPO-Label für Management Excellence • die Qualitätsmanagementnorm ISO 9001:2015

STIFTUNG ZEWO Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist seit 1953 Zewo-zertifiziert und stellt sich laufend der Überprüfung der Vorgaben der Zewo, um die Erfüllung der Rezertifizierungsauflagen nachzuweisen. Das Gütesiegel steht für zweckbestimmten, wirtschaftlichen und wirksa-men Einsatz von Spenden, für transparente Information, aussagekräftige Rechnungsle-gung, unabhängige und zweckmässige Kontrollstrukturen sowie aufrichtige Kommuni- kation und faire Mittelbeschaffung.

NPO-LABEL FÜR MANAGEMENT EXCELLENCE UND ISO 9001:2015Für das Qualitäts- und Managementsystem trägt die Stiftung das NPO-Label für Manage-ment Excellence und das Zertifikat für die ISO-Norm 9001:2015. Insbesondere drei Bereiche der Unternehmensführung werden dabei betrachtet: Kundenbedürfnisse und Zufriedenheit, Prozessorientierung sowie kontinuierliche Verbesserung.

Nach sechs Jahren mit diesem Label konnte die weiterhin sehr gute Erfüllung der Anforde-rungen beider Zertifikate bei der Rezertifizierung im Jahr 2015 bewiesen und ihre Gültigkeit für die nächsten drei Jahre bestätigt werden.

SCHWEIZERISCHES QUALITÄTSZERTIFIKAT FÜR WEITERBILDUNGSINSTITUTIONENDas eduQua-Zertifikat zeichnet eine gute Weiterbildungsinstitution aus und trägt dazu bei, die Qualität der Weiterbildungsinstitutionen zu sichern und zu entwickeln.

Stiftung Kinderdorf PestalozziKinderdorfstrasse 20CH-9043 Trogen

Telefon + 41 71 343 73 73 Fax + 41 71 343 73 [email protected]

Postkonto 90-7722-4 www.pestalozzi.ch