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Kampfkunst-International November 2014

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Kampfkünste, Kampfsport, Kontaktsportarten, Selbstverteidigung Online Magazin. Die aktuelle deutsche Version Kostenlos lesen, kostenloser Download. Juli-August 2014. Seit XXIII Jahren

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Das Leben ist eine kontinuierlicheWiederumwandlung. Wir werden zu etwas,was beständig zu etwas anderem wird undparadoxerweise bleiben wir dabei diegleichen. Unsere Zellen werden alle siebenJahre komplett erneuert und in sieben Tagen

ist unser Blut vollständig ersetzt, aber wenn wir zumBeispiel dickköpfig geboren werden, werden wir stetsdickköpfig sein. Abgesehen von Nuancen, Anpassungenund Angleichungen ausgenommen, alles, was ihr wollt. Es gibt eine tiefe Wurzel in unserem Wesenskern, dieweder gleich weit entfernt noch ausgewogen ist. Es ist dieTendenz zu entscheiden, die einige Türen öffnet undandere schließt. Alles hat seinen Preis, das Perfekte gibtes nicht oder es war immer schon dort. Sich an einemoralische Regel zu halten, an ein Modell, so gut es auchauf dem Papier sein mag, ist ein falsches Mittel oderzumindest selbstmörderisch, immer einschneidend unddefinitiv traumatisch. Es gibt nichts, wofür man eine Veränderung, eineTransformation, versuchen sollte? Das habe ich nicht gesagt. Wenn das Leben etwas ist, dann ein Prozess vonVeränderung und diese Veränderung sollte einenLeuchtturm haben, einen Kompass, einen Norden. DasProblem entsteht, wenn die Veränderung nicht von innennach außen auftaucht, oder wenn das Modell nicht deinerNatur entspricht, sondern der eines Anderen. Dieses undkein anderes ist das wesentliche Problem beimUnterrichten, das Problem der Meisterschaft. Der Westen vereinfachte diese Frage durch dieDepersonalisierung des Lernens. Es werden Technikenstudiert, man muss sich an den Studienplan halten. DerHauptpunkt liegt nicht in der Person, sondern in denFachgebieten. Man kann ein perfektes Arschloch undtrotzdem ein großartiger Luftfahrtingenieur sein. Es istnormal, dass es auf dem Weg viele schlechten Leute gibt … Uns zu lehren, Menschen zu sein, ist schwierig, weil jedervon unterschiedlichen Orten aus aufbricht, jeder von unsist diese Schneeflocke, die sich auf einzigartige Weisekristallisiert hat. Einmal verfallen sind wir alle H2O, aberwährend wir unsere feste Form bewahren, sind wirunbestreitbar unterschiedlich. Im Generellen bewahrt der Osten hier eine mehr alslöbliche Diskretion und zeigt eine jahrhundertealteWeisheit. Das Lernen ist die Sache jedes Einzelnen, derMeister ist mehr ein Vorbild, das von jedem gelesenwerden sollte. Vielleicht ist deshalb die Lehre,einschließlich der Technik, im Osten so leise.Die Verbalisierung, besonders der persönlichsten Fragen,wurde praktisch verbannt, nicht aus Nachlässigkeit,sondern aus der Überzeugung, dass sie mehr Schlechtesals Gutes bringt. Aber, Freunde, die Globalisierung ist ein sensibles Themaund die Mischungen liefern nicht immer die bestenErgebnisse, manchmal auch nicht schlechtesten … Im

Potpourri unserer Zeiten erweisen sich die Mischungenwie der Witz von Einstein und Marilyn, wo Einstein sagt:„Stellt euch vor, was umgekehrt herauskommen würde:Mit meiner Schönheit und ihrer Intelligenz“. Trotzdem sinddie Vermengungen ein Weg ohne Umkehr, was unsereAufmerksamkeit für diesen Punkt verdoppeln sollte. JederVersuch, das Thema zu beenden mit dem Ausspruch,dass jede Vergangenheit besser war, ist zum Scheiternverurteilt, weil Heraklit es uns bereits klargemacht hat undweil im schlimmsten Fall jetzt der Fluss kontaminiert nachunten fließt … Ich habe gesehen, wie viele Lehrende, so oft mit denbesten Absichten, umgekehrt zur Beute diesesbestimmten Wirrwarrs der Zeiten der Welt werden. Andere Male, und nicht selten, habe ich gesehen, wiediese Verwirrung die beste Ausflucht war für dieDurchsetzung von Missbrauch und Tyrannei, die zurPersonifizierung von persönlichen und fanatischenKrankheiten geführt hat. Meister der Kampfkünste, die den Gesang desmännlichen Affen intonieren, die ihre Schüler bei ihrenVorführungen durch ihre Allmacht verletzen, oder die vonder immer falschen Aura einer moralischen Überlegenheitgeprägt ihre Schüler öffentlich demütigen und sie sobehandeln, als wenn sie ihre Truppen vor einem Krieg aufLeben und Tod anreden würden Und dies einfach nur, weilsie mit dem falschen Fuß aufgestanden sind, oder sichihnen zur schlechten Stunde dieser eitrige Grützbeutelgeöffnet hat, den sie in ihrer ursprünglichen Überlegenheitseit langem kultiviert haben. Angesichts dieses Paradigma muss mannotwendigerweise immer auf die Klassiker zurückgreifen,das „Erkenne dich selbst“ ist der einzige Impfstoff, der fürdiese Krankheiten halbwegs funktioniert. Jeder, der sichmit seinen Krankheiten einmal diesem Prinzip unterworfenhat, wird verständnisvoller für die der Anderen. Denn hatman einmal den Splitter im eigenen Auge gesehen, wirdman toleranter und umgänglicher mit dem des Anderen.Anders gesagt, die seelische und soziale Ächtung sind dieeinzige mögliche Konsequenz. Das Mitgefühl, das soentsteht, ergibt sich aus unseren Mängeln, nicht ausunserer moralischen Überlegenheit und genau deshalb istes wirksam und hat einen langen Weg hinter sich. Das Andre ist gekünstelt und wird oft leicht durchschautwerden, weil man lange eine Fahne tragen kann, aber einBaum (… das Natürliche) trägt sich selbst. Sich umzuwandeln ist keine Option, es ist ein Befehl derNatur, wir hängen uns dafür keinen Medaillen um. DieMedaillen oder Preise werden ankommen oder nicht, siesind Ergebnis dessen, wie wir es tun und was wir tun. Mankann in diesen Prozessen nichts raten, ohne mit unserenpersönlichen Wesensarten zu rechnen, weil ein Apfelbaumimmer Äpfel geben wird … Das Zusammenlaufen von Traditionen und Modernität istkein neues Phänomen. Die ganze Entwicklung beruht aufder einen oder anderen Weise auf einem Verrat an

„Wir sollten die Vergangenheit alsTrampolin benutzen und nicht als Sofa“.

MacMillan

„Die Zeit kann mühselige Geburten haben,aber sie misslingt niemals“

Lamennais

L

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führenden Modellen, die in ihrer Zeit felsenfestakzeptiert wurden. Beide Welten zu kombinieren istnicht nur wichtig, sondern unabdingbar, damitetwas neues das Licht erblickt, damit dieGeschichte weitergeht und das wirklichUniverselle besteht. Wir sind alleHinterbliebene unserer Vorfahrenund je öfter man patzt und ihreStimmen überhört, ist dies auchunsere übergebeneVerpflichtung. Oft wird die Zeitgenau denen Recht geben,die Recht hatten, weilgleichzeitig undparadoxerweise fast alleserfunden ist, oderzumindest gleichen wiralle, wenn wir älterwerden, unseren Ahnen.Wir werden alle mit denJahren konservativ … ,wir möchten die Haareerhalten, die Kraftbewahren, wir möchtendie Lust am Bewahrenebenso bewahren … Die Arbeit jeder Generation,jeder Zeit, ist es, sichumzustrukturieren – auch wenn esdem Nostalgiker nicht gefällt – undvon dort aus, was wir sind und wo wirsind, so schlecht dies dem Anarchist,dem utopischen Träumer gefällt. Eszählen aber nicht alle Gemische undVermengungen. In der Chemie, wie imLeben, sollten sie nach Gefühlgemacht werden, aber neue,wirksamere Legierungen sind immermöglich und natürlich notwendig,weil der Lauf der Zeit nach vornegeht und die Veränderung, dieUmstellung, sind per se nichtoptional. Die Dinge sind nicht fürimmer, oder zumindest sind sie nichtfür immer gleich, in jedem Fallkraftlos, wenn es keine Freude gibt. Wie Woody Allen sagt: „DieEwigkeit dauert lange, besondersgegen Ende“.

Alfredo Tucci ist Geschäftsführer vonBUDO INTERNATIONAL PUBLISHING CO.E-mail: [email protected]

https://www.facebook.com/alfredo.tucci.5

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1

Unglaublich! Bereits über ein Jahr betreue ichnun schon die deutsche Online Ausgabe derKampfkunst-International.Wie die Zeit vergeht.

eute möchte ich mich bei all denen bedanken, die jedenMonat fleißig daran arbeiten, damit ihr immer wisst, was inder Kampfsport und Kampfkunst so los ist.

Die meisten Beiträge in der Kampfkunst kommen vonunserem spanischen Herausgeber Alfredo Tucci, der bereitseine halbe Ewigkeit das Magazin herausgibt. Er hat die

Kampfkunst-International zu der größten Zeitschrift weltweit gemacht,die in sechs Sprachen erscheint. Respekt!

Einen großen Dank geht an Maria Stadlober, die für die Übersetzung zuständig ist. Sie ist eigentlich spezialisiert auf diespanischen Texte. Wenn uns Texte in Englisch oder Portugiesisch geschickt werden, übersetzt sie diese jedoch auch mitder gleichen Perfektion und Liebe zum Detail. Vielen Dank Maria!

Euch gilt unser Dank, die Ihr tolle Events auf die Beine stellt und uns Berichte und Fotos darüber schicken, damitandere Interessierte davon erfahren. Weiter so!

Vielen Dank an die Firmenchefs, die durch die Werbung in der Kampfkunst-International dafür sorgen, dass die Kosten,die so ein Magazin verursacht, gedeckt werden könne!

Und vielen Dank an alle, die sonst nochjeden Monat mithelfen, damit dieses Magazinzustande kommen kann.

Mit so einem Team macht es Spaß zuarbeiten!

Lasst euch überraschen, was eureKampfkunst-International in der nächstenAusgabe für euch bereithält.

In diesem Sinne wünsche ich euch vielSpaß beim Lesen. Die nächste Kampfkunst-International erscheint im Dezember.

EuerOlaf Schö[email protected]

H

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Fünf Gründe Eskrima zu wählen

In diesem Monat beginnen wir eine neue,leidenschaftliche Serie, in der die bestenAusbilder der Welt auf eine direkteFrage antworten: Gib uns fünf Gründedafür, deine Kampfkunst zu wählen! Diesen Monat fragen wir zwei in ihren

jeweiligen Stilen weltbekanntePersönlichkeiten: Guro Dave Gould,eine Größe im Eskrima, und EvanPantazi, heutzutage diewichtigste Persönlichkeit imKyusho.

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Eskrima ist eine der vielseitigsten undanpassungsfähigsten Kampfkünste, wenn es umWirksamkeit im Kampf geht. Abgesehen von den

Fähigkeiten mit leeren Händen kann man auch besonderesKönnen im Umgang mit unzähligen Waffen

entwickeln, damit man sich, wenn nötig, vor jedernur möglichen, plötzlich aufkommenden Bedrohung

behaupten kann.

Kyusho

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Meiner Meinung nach sind die fünf Gründe, weshalb man die Kampfkunst Eskrima wählen sollte,folgende:

1) Man entwickelt Fähigkeiten in echter Zeit, die man später genau so gegeneine Bedrohung eines bewaffneten oder unbewaffneten Angreifers anwendenkann.

2) Die Möglichkeit, sein Wissen bei jedem Objekt, das man vom Bodenaufheben kann und was sich in menschlichen Händen befindet, im richtigenMoment anzuwenden.

3) Andere Kampfkünste scheinen junge Menschen anzuziehen und siewerden von Mal zu Mal schwieriger für ältere Menschen, da die vielenEinschränkungen offensichtlich werden, wenn der Altersprozess uns schwachmacht. Beim fortgeschrittenen Alter sind die Möglichkeiten im Eskrima erhöhtund nicht verringert.

4) Waffen sind ein Ausgleich gegen viele Gegner. 5) Im Bezug darauf, dass immer mehr Nationen Feuerwaffen als illegal

erklären, erlaubt Eskrima, sein Leben und seine körperliche Unversehrtheit mitjedem erreichbaren Gegenstand zu verteidigen, sei es ein Messer, eine Gabel,ein Stift, ein Schraubenzieher, ein Hammer, ein Ziegelstein oder eine Machete,um nur einige der zahllosen alltäglichen Gegenstände zu nennen, die manleicht in seinem direkten Umfeld findet. Ganz ehrlich: alles, was Potenzial hat,um zu einer Waffe zu werden, kann nicht illegal sein, da die Waffe keineVerlängerung der Hand ist. Dieses Instrument der Zerstörung wird vielmehrvom Geist geführt, was auch immer dieser Gegenstand sei.

Ich repräsentiere das System Lameco Eskrima, das ich so unterrichte, wie esmir einst mein Ausbilder, Punong Guro Edgar G. Sulite, beibrachte. Er lehrte mitder Absicht, Kämpfer auszubilden, anstatt nur Schüler zu unterrichten. Er hatgespürt, dass Lameco Eskrima eine Wettkampfkunst ist und seine Rolle alsAusbilder war es, seine Schüler so auszubilden, dass sie fähige Kämpferwerden und es schaffen, selbstbewusst und besser darauf vorbereitetzu sein, sich jeglicher Herausforderung und Gefahr zu stellen.

Wenn man einmal die Fähigkeit erlangt hat, war das Ziel also,diese Fähigkeit zu verstärken, um effizienter zu werden, nicht nurdurch tägliche Ergänzungen, sonder vielmehr durch täglichesAussortieren, um das anzupassen, was gut funktionierte und eszu verbessern, indem man die grundlegendsten Attributeverfeinert, die sich als wirksamer erweisen, wenn manweniger macht statt mehr.

Lameco Eskrima ist keine Kunst, die auf Waffenspezialisiert ist, sondern vielmehr eine Wettkampfkunst,in der jeder Gegenstand genutzt werden kann, denman mit der menschlichen Hand als Waffe halten kann– oder man sogar gar nichts in der Hand hat – unddann dieses Wissen im Kampf von Körper zuKörper übertragen wird. Unser Geist ist die Waffe,kein Objekt, das wir mit unserer Hand bewegenkönnen.

Fünf Gründe Eskrima zu wählen

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Fünf GründeKyusho zu wählen

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Kyusho

Am Anfang dachte niemand, dass es stimmte, spätersahen und spürten sie es, sie akzeptierten es alsdas, was es war und jetzt ist die einzige Frage undBarriere die bleibt, wie man es lernen kann. Wir alle

sollten es lernen, um es den kommendenGenerationen zu übermitteln. Das ist unsere Aufgabein den Künsten und das sind die fünf Gründe dafür,

Kyusho zu lernen:

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Fünf Gründe Kyusho zu wählen1) Kyusho ist der Kern vieler Kampfkünste, den man einfach nur viele Jahre

lang nicht übermittelt hat. Nachdem zwei Generationen lang nicht das richtigeBudo unterrichtet wurde, hat man seine Essenz vernachlässigt. Die alten,originalen Stile griffen immer die schwächsten anatomischen Strukturen des

Körpers auf effektivste Weise an. Die Frage, die sich der Leser stellen sollte, ist: Warum sollte man sich nur die stärkstenanatomischen Strukturen merken oder nicht einmal den Unterschied kennen?

2) Heutzutage widmet die Mehrheit der Kampfkünstler mehrere Jahrzehnte ihres Lebens der Praxis und Untersuchungder Physiologie von Schlägen, Faustschlägen, Tritten, Griffen oder der Manipulation des menschlichen Körpers, abernicht der Physiologie der Funktionalität des Körpers selbst. Man legt wenig Gewicht auf die lebenswichtigen Zonen,Verbindungen oder anatomische Strukturen, die diese Fähigkeiten viel wirksamer machen oder im umgekehrten Fall dieFunktionalität des Gegners außer Kraft setzen. Diese Strukturen oder Komponenten sind eins und untrennbarvoneinander, aber die Mehrheit sucht nur nach der Ursache und nicht nach der Wirkung, oder auch, wie man einebestimmte Wirkung hervorruft.

3) Die Kampfkünste sollten nicht auf Technik basieren, als festgelegte Technik für bestimmte Angriffsszenerien, denndann besteht in einer echten Auseinandersetzung das extreme Risiko, dass der Gegner nicht so angreift, wie man esgelernt hat. Man muss sich darin üben, spontan die Schwächen des Gegners zu treffen. Das ist Kyusho.

4) Wenn du einen Punkt kennst, der leicht angreifbar ist und eine innere Dysfunktion hervorruft, zum BeispielBeeinträchtigung des Hör- oder Sehvermögens, des Tastsinnes, der körperlichen Kontrolle, des Blutdrucks undgleichzeitig auch Schwindel, Amnesie, fehlende Feinmotorik und natürlich Bewusstlosigkeit hervorrufen kann…würde esdich nicht interessieren? Kyusho ist Kontakttraining, sowohl um Schmerz hervorzurufen, als auch um ihn selbst zuspüren, ebenso wie körperliche Dysfunktion. Ihr solltet nicht nur fähig sein, ihn hervorzurufen, sondern auch es selbsterleben und euch dessen bewusst sein. Und dazu vorbereitet sein, es im Kampf zu verwenden, damit ihr eine echteAuseinandersetzung überlebt.

5) Die kleinsten, schwächsten oder ältestenMenschen sind nicht weniger geeignet dafür, Kyushozu lernen, da alle anderen Stile für die Ausführungder Techniken eine höhere Geschwindigkeit, Kraftund Gewandtheit erfordern, sodass erneut die Frageaufkommt: Warum strebt der ewige Schüler, Meisteroder Experte nicht nach einem besseren Verständnisdes Nerven-, Motorik- und Muskelsystem desMenschen? Warum beschränkt er sich darauf, nurdie Hälfte all dessen zu lernen, nicht jedoch deneigentlichen Kern?

Fünf GründeKyusho zu wählen

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Kyusho

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(ABSICHTSERKLÄRUNG DESWELTWEITEN HWA RANG DO®-BUNDES)HWA RANG DO®Vererbte Loyalität, die unaufhörliche Suche nach der

Wahrheit, Ermutigung zum Leben, Dienst für dieMenschheit. Im Wesentlichen ist es unser Ziel, die Welt zu

verbessern! Wir versuchen, dieses Ziel zu schaffen,indem wir unser menschliches Potenzial maximieren.Wir möchten durch hartes Training von Verstand,Körper und Geist mit der alten Kampfkunst undHeilung von Hwa Rang Do®, „dem Weg der herrlichenRitter“ unser menschliches Ideal erreichen. Darum haben wir unser Führungsorgan, den

Weltweiten Hwa Rang Do-Bund (WHRDA), zu einerhumanitäre Organisation reformiert, während wir unsanstrengen, die Welt Person für Person zu verbessern.Wir sind eine Schule von Führung/Ritterlichkeit, anstattuns nur auf Sport oder Selbstverteidigung zubeschränken, da ein einzelner Soldat einen Menschenbeeinflussen kann, aber ein General den Kurs einerNation zu ändern vermag.

In einer ungewöhnlichen, privaten Zusammenkunftmit dem Großmeister Taejoon Lee, 8. Dan, Sohn desDr. John Bang Lee, Gründer und Präsident desWHRDA, hatte ich das Privileg, mit ihm über dasThema der Führung zu sprechen.

WAS IST FÜHRUNG?„Natürlich ist es nicht einfach, darauf mit einer

Vielzahl von Sichtweisen zu antworten. Dennoch binich der Meinung, dass ein fundamentales, essenziellesPrinzip der Führung existieren sollte, um ein wahrerAnführer zu sein: Aufrichtigkeit. Das ist imWesentlichen die Definition von Verantwortung, wennalles am gleichen Punkt beginnt und auch wiederaufhört.In unserer letzten jährl ichen Konferenz der

Schwarzgurte, zehn Tage lang, bei der die Leiter desHwa Rang Do aus aller Welt zusammenkamen, um ihreKenntnisse zu teilen und auszutauschen, Kontakteherzustellen und sich wieder einmal mit dem Hwarang-Geist zu verbinden,wurde das Thema „Der Sündenfall”diskutiert. Nicht aus religiösen Gründen, sondern umzu zeigen, dass das Wissen einer Person weder

Hwa Rang Do

Hwa Rang Do®: Schule der Führung Teil 1

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Hwa Rang Do

schlecht noch das Schlechte per se ist.Trotzdem wurden Adam und Eva verstoßen, weilsie Wissen, aber nicht Erfahrung besaßen. Ihnenfehlte die Weisheit, die den Wert des Wissensaufwiegt, die Unruhestiftung, die Proben unddas Leid der Menschheit, was wir noch heutespüren. Während der Diskussion brachte einerunserer Hwarangs den Gedanken hervor, wie wirbessere Christen und bessere Hwarangdoistenwerden können. Seine Schlussfolgerung warwirklich erleuchtend.Er sagte, dass er als Hwarang nicht an das

traditionelle Konzept des Sündenfalls glaubt.Allgemein nimmt man an, dass Ungehorsamgegenüber Gott eine Sünde ist. Dennochglaubt er, dass der Sündenfal l nichtUngehorsam, sonder das Fehlen vonpersönlichem Verantwortungsgefühl ist. Er fuhrdamit fort, dass, als Adam und Eva in dieverbotenen Frucht bissen, Gott fragte: „Warumhast du das getan?” Und Adams Antwort ist,weil Eva, die Gott aus seiner Rippe geformthatte, es ihm gesagt habe, er gibt somitindirekt Gott und direkt Eva die Schuld. AlsGott später Eva fragt, antwortet diese, dass dieSchlange es ihr gesagt hat. In beiden Fällenakzeptierten sie nicht die Verantwortung,sondern beschuldigten andere. Darumschlussfolgert er, dass die Sünde an sichVerantwortungslosigkeit ist. Später fügte ichdas Offensichtl iche hinzu, dass Gottniemanden hat, den er für den Beginn und dasEnde aller Dinge verantwortlich machen kann

„Wir versuchen, dieses Ziel zu schaffen,

indem wir unsermenschliches Potenzial

maximieren. Wirmöchten durch hartesTraining von Verstand,

Körper und Geist mit deralten Kampfkunst undHeilung von Hwa RangDo®, „dem Weg der

herrlichen Ritter“ unsermenschliches Ideal

erreichen.“

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außer sich selbst, sei seine Schöpfung gut oderschlecht. Somit kann man annehmen, dass Gott, wenn er den

Menschen „nach seinem Bilde” erschaffen hat, diePerfektion meint. Dennoch könnte er eigentlich gemeinthaben, dass wir, um so zu sein wie ER, zuerst verstehenmüssen, was es heißt, von IHM zu sein, dass esniemanden gibt, dem man die Schuld zuschieben kann,es gibt keine anderen Schuldigen, sondern wir selbst sinddie Schuldigen. Also gab uns Gott Mitleid und Empathie,um alle Lebewesen miteinander und mit sich selbst zuverbinden, wir alle spüren seinen Schutz. Es gibt eintraditionelles koreanisches Sprichwort, das besagt ,Wenndu dir einen deiner zehn Finger brichst, werden dir nichtalle schmerzen.’ umauszudrücken, dass ein Vatervon zehn Söhnen nicht allezehn gleichermaßenbestrafen wird, wenn einer

etwas schlechtes getan hat. Ist das alles wahr, werden wirnie wissen, wie nah wir Gott wirklich sind. Dennoch hatein Hwarang eine funktionalere Auffassung, weil er Kriegerund Philosoph ist.”

WELCHE ANDEREN EIGENSCHAF-TEN BRAUCHT EIN LEITER? „Ein Leiter sollte über all die Dinge verfügen, die einen

große Person ausmachen. Er sollte tugendhaft undwohlwollend sein und, am allerwichtigsten, einenÜberfluss an Mitgefühl und Empathie haben. Außerdemglaube ich, dass das, was einen Anführer hervorhebt, eineVerbindung mit der Geschichte ist. Man spürt seinen Wertund seine Absichten, indem man glaubt, dass diesePerson der Welt etwas zu bieten hat. Diese Person kanneine Veränderung in anderen Menschen bewirken. Das,was diese Person hat, ist Vertrauen. Sie glaubt ansich selbst und an die Wahrheit. Sie kennt die

Hwa Rang Do

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Ziele ihrer Person und hat starke Überzeugungen, wahrenEnthusiasmus, pure Energie, Bestimmtheit, Beharrlichkeitund die Ausdauer, die Ziele zu erreichen, koste es, was eswolle, sowie Verständnis für das Maß, in dem man sichopfern muss, um zu gewinnen.Abgesehen von der Bestimmtheit und dem Plan, sein

Ziel zu erreichen, braucht ein LeiterVerantwortungsbewusstsein, wie vorhin erklärt. Wenn ereinen Fehler begeht, sollte er auch die Folgen seinerTaten akzeptieren. Denken Sie an eine von einem Generalangeführte Gruppe Soldaten, die in einem Kampfverwickelt ist. Auch wenn die Soldaten in der erstenReihe viele Selbstzweifel haben, werden sie entwederleben oder sterben. Der General jedoch sollte ihnenVertrauen und Glauben an einen glücklichen Ausgangeinflößen. Sogar, wenn sie Ungewissheitengegenüberstehen, sollte er charismatisch sein und mitÜberzeugungskraft führen.”

WAS IST CHARISMA?„Charisma ist fundamental für einen Leiter und nichts,

was man einfach entwickeln kann, wenn man es nicht hat.Es ist die Fähigkeit, die Menschen zu führen, zumotivieren und zu inspirieren, damit sie glauben, auchwenn doch nichts ist. Es ist die Fähigkeit, sich nicht nurseines Intellekts zu bedienen, sondern auch das Herz derMenschen zu berühren und sie dazu inspirieren, an sichselbst zu glauben, um das zu erreichen, was sie vorher fürunmöglich hielten. Natürlich hat auch der Leiter selbstZweifel. Er kann nicht 100% sicher sein, wie der Ausgangeiner Handlung sein wird, ob positiv oder negativ. Aberscheitern ist keine Option und Erfolg ist eine Frage vonZeit und nicht des Ziels. Darum sollte ein Anführer zuerstdie endgültigen Folgen des Scheiterns akzeptieren, denSchlimmsten aller Fälle akzeptieren, bevor er mit seinerVerantwortung fortfährt!

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Der MEGA Event - Ein legendärer Abend zuEhren von Grossmeister

Martin Sewers Geburtstag,an welchem grossartiges

Ambiente, gutes Essen understklassiges Kung Fu zur

Unterhaltung geboten werden. Es ist bereits einige Jahre her als der MEGA Event noch nicht

diesen Namen führte und es sich bei der Geburtstagsfeier vonGrossmeister Martin Sewer nicht um eine abendfüllendeGrossveranstaltung handelte, sondern in Form eines abendlichenRestaurantbesuchs im kleinen Kreis stattfand. Die Gäste, welchean der Geburtstagsfeier von Martin Sewer teilnahmen, warendamals hauptsächlich die dem harten Kern zugehörigen Schüler.

Die Anzahl solcher Schüler konnte der damals jungeMeister an seinen zwei Händen abzählen, nichtsdes-

totrotz wusste er bereits zu diesen Zeiten, wel-

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che Dimensionen seine Schule und dieses jährlich stattfindendeFest annehmen werden würde. Woher er diese Vision hatte?Martin Sewers Meister, Kung Fu Legende und Filmstar Chiu ChiLing, war schon damals als international bester Kämpfer bekanntund wurde bereits damals als Stilnachfolger der originalenShaolin Linie gehandelt. Auch wenn selbstverständlich dieVerbreitung des originalen Shaolin Hung Gar Kung Fu das obers-te Ziel von Chiu Chi Ling, ebenso wie von Martin Sewer, ist, liessdieser es sich nicht nehmen, seinem Schüler Martin, welcherspäter selbst wie sein Meister zuvor zum offiziellen Stilnachfolgerernannt wurde, zu zeigen, wie ein richtiges Kung Fu Fest voneinem wahren Meister auszusehen hat. In Bezug darauf erwähn-te Chiu Chi Ling auch, dass mit wachsender Schülerzahl auchdie Kung Fu Partys einen immer grösseren Umfang annehmenwürden. Im Verlaufe der Jahre und angesichts des wachsendenErfolgs seiner Schule konnte Martin Sewer feststellen, dass seinMeister im Hinblick auf diese Aussage Recht behalten sollte.Nicht nur die teilnehmende Gäste- und Schülerzahl an denEvents stieg stetig an, sondern auch die Organisation undStruktur verbesserten sich mit jedem Jahr und erreichten vonEvent zu Event ein neues Niveau an Professionalität. Nach eini-gen Jahren reichte ein Restaurant nicht mehr aus, um demwachsenden Umfang der Veranstaltung und Anforderungen desOrganisationskomitees gerecht zu werden. Auf der Suche nacheiner alternativen Lokalität fiel die Wahl auf das Zürcher viers-tern-Hotel Crown Plaza. Zusätzlich zur eigentlichenGeburtstagsfeier wurden weitere Punkte oder Auszeichnungenin das Abendprogramm aufgenommen, so dass sich dieVeranstaltung von einer simplen Geburtstagsfeier zum MEGAEvent entwickelte; Black Tie - Dresscode inklusive. Betrachtetman die Programme der MEGA Events der vergangenen Jahreverwundert es wenig, dass die Erwartungen der teilnehmendenSchüler und Gäste immer mehr von dem Event erwarten undneugierig auf die Publikation des Programms des kommendenMEGA Events warten. Das Abendprogramm beinhaltet unteranderem die folgenden Punkte:

- Die Geburtstagszeremonie, an welcher GrossmeisterMartin Sewer einerseits Respekt erwiesen, und andererseitsdas Glücksgeld „Lai Si“* übergeben wird.

- Die Schulpräsentation, in welcher den Schülern und Gästenaufgezeigt wird, wo die Schule steht, was im vergangenen Jahrerreicht wurde und welches die angestrebten Ziele sind.

- Die Schwarzgurt-Show, an welcher die Träger des schwar-zen Gurtes fortgeschrittenes Hung Gar Kung Fu in einer exklu-siven Show demonstrieren.

- Verschiedenen Ehrungen und Auszeichnungen, mit wel-chen Instruktoren und Meister (Sifus) zertifiziert und Bai Si**Zeremonien durchgeführt wurden.

Mit dem 20 jährigen Jubiläum der Schule im Jahr 2013 began-nen Grossmeister Martin Sewer und sein Organisationskomiteein- und ausländische Gäste einzuladen, darunter unter anderemauch andere Sifus, welche der Einladung folgten und am MEGAEvent teilnahmen. Etwas ist an Erfolg besonders wichtig,” soMartin Sewer, “nämlich dass man ihn mit anderen teilt”. Auchwenn die Welt des traditionellen Kung Fu strikten Traditionen undStrukturen folgt und in “Familien” organisiert ist, ist es wichtig,sich auch ausserhalb der eigenen Schule auszutauschen um aufdiese Weise weiter zu lernen. Selbst ein Kung Fu Laie kann diesan echten Kung Fu Partys beobachten. Denn jeder auswärtigeSchüler oder Meister erhält im Rahmen des Abendprogrammesdie Chance sein Kung Fu, respektive seinen Kung Fu Stil, vorden Gastgebern und anderen Gästen zu demonstrieren und soseine eigene Familie zu vertreten. Mit Blick auf den Kalender unddas sich nähernde Datum des nächsten MEGA Events, der 22.November 2014, kann man sich gut vorstellen, wie dasOrganisationskomitee bereits vor Monaten mit den Event-Vorbereitungen begonnen hat und wie die Träger des SchwarzenGurtes und Instruktoren bereits an ihrer nächsten Schwarzgurt-

„Mit dem 20jährigen Jubiläumder Schule imJahr 2013begannen

GrossmeisterMartin Sewer

und seinOrganisationskomitee in- undausländische

Gästeeinzuladen.“

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Show üben. Am MEGA Event werden die Gäste jeweils von einerDelegation der Mitorganisatoren und einem Apéro begrüsst. Wie beiexklusiven Events dieser Grössenordnung üblich, wurde für dieVeranstaltungsteilnahme ein faires Ticketsystem entwickelt, dank wel-chem an der Teilnahme interessierte Personen bereits im Vorverkauf ihrTicket erwerben können. Auf diese Weise können die Gäste nach einementspannten Apéro und gegenseitigem Kennenlernen ohne grossenAufwand und durch Vorweisen des Tickets in den grossen Eventsaal ein-treten. Für Kurzentschlossene steht ausserdem zusätzlich zum Vorverkaufdie Abendkasse zur Verfügung (solange Vorrat reicht). Falls Sie erst heutedurch diesen Artikel vom MEGA Event erfahren haben und gerne teilnehmen

möchten: Sie haben die Möglichkeit Tickets per Email an [email protected] zureservieren. Nachdem die Gäste den Eventsaal betreten haben, steht ihnen einprofessioneller Fotograf zur Verfügung, welcher jeden Gast/Gruppe ablichtet und

so ein persönliches Erinnerungsfoto festhält. Anschliessend wer-den die Gäste an ihre Tische begleitet, wo sie die meiste Zeit

des Abends mit anderen Schülern und Gästen verbringenkönnen. Nachdem sie ihre Plätze eingenommen habenbetritt ein Moderator die Bühne und kündigtGrossmeister Martin Sewer an. Mit traditionellemLöwentanz und unter Applaus betritt dieser denFestsaal mit seiner Frau und wird vom Löwen zuseinem Platz am Ehrentisch geführt. Nachdemsich auch Grossmeister Martin Sewer und seineFrau unter den anwesenden Gästen befinden,beginnt der Moderator mit demAbendprogramm. Grossmeister Martin Sewerhat in jahrzehntelangem Training unter sei-nem Meister nicht nur ein StückKampfkunstgeschichte in den Westengebracht, sondern auf seinem Wegunter anderem auch diesen grossarti-gen Event eingeführt, an welchemKung Fu Fans aus der ganzen Weltzusammenfinden. Wenn also auchDu kampfkunstbegeistert und einFreund von hochkarätigem KungFu bist, dann hoffen wir, dass wirauch Dich am diesjährigenMEGA Event begrüssen dürfen.Ungeachtet woher Du anreisenwirst: Es wird sich lohnen!

*Lai SiLai Si, zu Deutsch

“Glücksgeld”, ist Bargeld, welchesin der chinesischen Kultur an beson-

deren Anlässen verschenkt wird. Dies ist heute vor allemnoch bei Geburtstagsfesten o.ä. zu sehen. Bei der Wahl desBetrags orientiert sich der Gebende an der buddhistischenZahlensymbolik. Die Zahl Acht steht zum Beispiel symbolischfür „Glück“ und wird deshalb oft gewählt. Auch die Zahl 54 istbeliebt, da die Zahl Fünf (“Nicht”) und Vier (“Tod”) für„Unsterblichkeit“ stehen. So kann ein typisches Lai Si zumBeispiel 54.-, 88.- oder 540.- betragen.

**Bai SiDie Bai Si, zu Deutsch “Den Meister bitten” ist eine

Zeremonie zwischen einem Schüler und seinem Meister,um sich offiziell zueinander zu bekennen. Die erste Bai Siwelcher ein Schüler macht, findet automatisch beimEintreten in die Schule statt. Diese wird mit der Übergabeder weissen Schärpe symbolisch darstgestellt und zele-briert. Die zweite Bai Si ist eine noch grössere und auf-wendigere Zeremonie, an der auch Familie, Freunde undPresse vertreten sind. In dieser Bai Si Zeremonie miteinem vordefinierten Ablauf und Komponenten bittet derSchüler seinen Meister um die Aufnahme als BackdoorStudent. Ist die Zeremonie abgehalten und derSchüler angenommen, wird er keinen anderenMeister mehr in seinem Leben haben.

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Form Biu Tze Tao.Überlegungen

Als „dritte Form“ des StilsWing Tsun Kuen bekannt,ist diese Form eine derTrainingsstrukturen, fürderen Studium dieAusbilder, die das LevelSchwarzer Gürtel 1. Danerreicht haben, all ihreAnstrengungen undAufmerksamkeit bemühen.Beim WingTsun Europe byTAOWS Academy teilen wirdie Ausbildung unsererSchüler in ZWEI gut differenzierte Blöcke:

WingTsun

„DIE DRITTEFORM (Biu Tze

Tao) ist einwirklich wichtigerTeil innerhalb des

Systems, weil sie für eine

andere Bewegungsteht.“

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1. Ausbildung bis zur Stufe des erstentechnischen Grads.

Die Praktizierenden beginnen dasStudium, Training und dessenDurchsetzung mit einer festen Struktursowie mit grundlegenden Kenntnissenfür die Praxis und Verständnis für denStil Wing Tsun Kuen.

Ausweichbewegungen, technischeBeherrschung der Grundlagen undWerte, auf die die Praxis dertechnischen Strukturen beruht, welchedurch die Formen Siu Nin Tao (Form derkleinen Ideen) und Chum Kiu Tao(Suchen der Brücken) bestimmt werden.

2. Ausbildung vom ersten technischenGrad an (erster Dan), bei der wir diePraktizierenden mit dem Studium, Trainingund der Entwicklung der sogenanntenAbschnitte auf FORTGESCHRITTENEMNiveaus konfrontieren. Auf dieser Stufekonzentrieren wir uns auf die Praxis dersogenannten erweiterten Formen, da derSchüler alles notwendige erlernt hat, umsich dieser fortgeschrittenenTrainingsphase zu widmen:

• Biu Tze Tao (Form der fliegendenFinger)

• Muk Yak Chong (Form derHolzpuppe)

• Luk Dim Boon Kwan (Form desLangstocks)

• Bart Cham Dao (Doppelmesserform)Dieses ZWEITEILIGE Schema findet in

einem sehr klaren Zeitraum statt, umunser System geordnet und in

vernünftiger Zeit ( immer abhängigdavon, wie viel Zeit der Praktizierendeaufwendet) zu vervollständigen undkennenzulernen.

Natürlich ist das nur eine Meinung,aber ich bin sicher, dass es für dasVerständnis und Erlernen jeglichenkünstlerischen Ansatzes sehr wichtig ist,auf eine klare, geordnete und von Seitender Übenden leicht zu befolgendeGliederung zählen zu können. UnsereMission als Lehrende sollte sein, denSchüler mit jedem einzelnen Werkzeugdes Systems in möglichst kurzer Zeitauszurüsten. Es hat keinen Sinn, einePerson zwanzig Jahre (oder mehr, inmanchen Fällen) dazu zu bringen, einKampfsystem zu erlernen. Es scheint mirsehr viel logischer, das System in kurzerZeit zu erlernen und danach viele Jahrein seine Praxis zu investieren.Gegenwärtig ist das nicht immer so unddieser verkehrte Ansatz verursacht einenGroßteil der Probleme im Stil.

Ich bin sicher, dies mit jedem Schüler,der kontinuierlich und fleißig trainiert, ineinem Zeitraum zwischen fünf und zehnJahren machen zu können. Von dort anwürde eine weitere, sehr andere Phasebeginnen: die praktische.

Bei einer Unterhaltung mit demGroßen Meister Steve Tappin, Gründerund Leiter von Escrima Concepts (eineVereinigung, der ich mit großer Ehreangehören darf), erzählte er mir, dass eszur Epoche der größten Entwicklung im

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Europa der Kriege, bei denen Schwerter verwendetwurden, normal war, die Grundlagen desWaffenkampfes logischerweise sehr schnell zuerlernen: der Krieg selbst beanspruchte den Großteilder Zeit. Es gab kaum Zeiten „zwischen den Kriegen“.Deshalb gab es auch nicht ausreichend Zeit, um großePhasen dem Lernen widmen zu können.

Die praktische Ebene beruht darauf, dass der Schüler(oder Meister) alle Phasen des Systems von der erstenbis zur sechsten Form vervollständigt hat. Er ist dazufähig, nicht nur oberflächliche Kenntnisse zu denFormen zu besitzen, sondern auch jene Ideen oderNuancen, die unter der „Haut der Formen“ liegen. Hierangekommen muss der Praktizierende sein SystemÜBEN. Das heißt, er muss das System verwenden, umals Kämpfer zu wachsen. Er muss versuchen, eineneigenen Stil zu haben oder zu entwickeln, der auf der„nicht-Form“ beruht. Oder anders gesagt, er sollte dazufähig sein, die FORM zu brechen, damit der Feind ihnauf kein fixes Schema festlegen kann.

Erneut muss ich auf den Mann zurückkommen, derfür mich einer der großen Ideologen des Wing Tsun ist:Bruce Lee (obwohl er in diesem Stil kein Meister ist,weil er ihn nur kurze Zeit in Hong Kong unter demGroßen Meister Yip Man praktiziert hat).

Der Meister Bruce Lee definierte seine Praxis als denWeg zur NICHT-FORM. Dieses poetische, für diekartesische Sichtweise der Europäer schwerverständliche Konzept ist eine geniale Definition für dieSuche des Wing Tsun Kuen und anderer chinesischenStile, die nicht immer gut erklärt wurde und deshalbsicherlich von vielen falsch ausgelegt wurde.

Es existieren Versuche, Ideen zu vermischen odereinzufügen, aber genau hier liegt das Problem. Zur NICHT-FORM kommt man nur auf einem Weg: dem der Form!

Wir begreifen DIE FORM im Wing Tsun als dieStrukturen der SECHS Formen, die das Systemzusammensetzen. Diese ermöglichen dem Wing Tsun-Praktizierenden, Grundlagen, Beweglichkeit, Strukturen,etc. zu erlangen … die um Konzepte und Details ergänztwerden, welche man in den Formen des Stils findet.

Im heutigen Artikel möchte ich mich auf eine Formbeziehen, die mir aus mehreren Gründen großartig erscheint.DIE DRITTE FORM (Biu Tze Tao) ist ein wirklich wichtiger Teilinnerhalb des Systems, weil sie für eine andere Bewegungsteht. Vom Standpunkt des Aussehens oder der äußerlichenÄsthetik des Systems werden wir darin übereinstimmen, dass

WingTsun

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„In beiden Fällen ist Biu Tze Tao dieReaktion auf einen Notfall,

verursacht durch eine zufälligeHandlung, die den Praktizierenden

daran hindert, seine Struktur zu bewahren.“

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WingTsun

es eine absolut andere Weise ist, sich zubewegen. Als würden wir den Abdruck,den die Formen 1 und 2 (SNT und CKT)erschaffen haben, brechen. Sogar dieSchlag-und Ausweichformen sind anders,wenn wir BTZT und die ersten zweiFormen vergleichen. Bei der dritten Formgehen die Schläge von Finger, Handkantenund Ellbogen gegen die Fäuste undHandflächen, die man für gewöhnlich beimRest der Formen des Stils verwendet. Alleshat eine gute Erklärung …

Bis zu diesem Punkt ist das WingTsun wirklich ein geniales System. BiuTze Tao ist eine „logische Deformation“der eigenen grundlegenden Struktur,entstanden aus zwei Absichten:

1. qualitative Angriffe des Gegners,die uns überraschen und nicht mittelsder einfachsten Möglichkeit verteidigtwerden können.

2. Ein Bruch der Entfernung durchungeplante Invasion des Gegners, dieuns die Barriere der Arme und Beinedurchbricht, so dass wir nicht denanfänglichen Aufbau bewahren können.

In beiden Fällen ist Biu Tze Tao dieReaktion auf einen Notfall, verursachtdurch eine zufällige Handlung, die denPraktizierenden daran hindert, seineStruktur zu bewahren. Obwohl dieeigene Philosophie des Stils dazuverpfl ichtet, sie pünktl ich zuverwenden und in so kurzer Zeit wiemöglich zurückzukommen und dieseso charakteristische Struktur und Formwiederaufzunehmen, die perfekt dieForm Siu Nin Tao definiert.

Das Warum dieser letztenÜberlegung beruht auf der Eigenartdes Sti ls Wing Tsun, welcherWirksamkeit und Einfachheit die größteBedeutung zuschreibt. Anders gesagt:das einfachste ist immer besser.

Obwohl … auf praktischer Ebene solltees Veränderungen in der Handlungsweisedes Praktizierenden geben. Dieser Punktwird häufig nicht beachtet und generellhalten die Lehrer aus verschiedenstenGründen ihre Schüler dazu an, in deranfänglichen Struktur zu verharren, in derFORM, ihr ganzes Leben lang.

Vor einigen Tagen hörte ich beieinem berühmten Praktizierendeneinen Satz, der mir sehr passenderschien, er erwähnte etwas zumeinem Hinweis auf die berühmtenSatz von Bruce Lee. Dieserprestigeträchtige Meister sagte soetwas wie: „Wenn sie deine Haltungerkennen können und es als WingChun ausmachen können… dann istes nicht Wing Chun“.

Natürl ich könnten wir eineUnterhaltung dazu eröffnen, warum dieSuche nach der NICHT-FORM von derFORM ausgeht, aber es scheintoffensichtlich, dass es schwierig ist,gegen etwas zu kämpfen, was keinefeste Form besitzt und sich konstantverändert. Pure taoistischePhilosophie. Pures Wing Tsun.

Denkt nach … mir erscheint diesziemlich treffend.

Um diesen Unterschied zu begreifen,muss man das Wie und Wozu derTechniken der dritten Form gründlichstudieren. Es ist wichtig.

„Der Meister Bruce Lee definierte seine Praxis als denWeg zur NICHT-FORM. Dieses poetische, für diekartesische Sichtweise der Europäer schwer

verständliche Konzept ist eine geniale Definition fürdie Suche des Wing Tsun Kuen und anderer

chinesischen Stile, die nicht immer guterklärt wurde und deshalb

sicherlich von vielenfalsch ausgelegt

wurde.“

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Als Ausbilder für zivileFeuerwaffen begegnetmir häufig eine absolutfalsche Vorstellung überdie Anwendung vonKraft bei derVerteidigung von einemselbst oder anderen.Wenn die Gesetze auchvon Staat zu Staatvariieren, haben es vieleLeute verinnerlicht, dasses ihnen durch das Gesetz,wie man sagt, erlaubt ist,tödliche Kraft anzuwenden,zum Beispiel im Falle einesEinbruchs in ihr Haus.

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n der Mehrheit der Fälle haben dieseLeute nicht die Konsequenzenbedacht, die eine Schießerei mitsich bringt. Auch wenn besagteSchüsse für gerechtfertigt gehaltenwerden und deshalb keine

gesetzlichen Folgen nach sich ziehen,entstehen viele psychologische und sozialeFolgeerscheinungen, die das Lebenverändern können. Ich werde darauf imUmfang dieses Artikels nicht nähereingehen, sondern eher erklären, wannman diese Kraft einsetzen kann. Ich binkein Anwalt, wenn Sie also eine Feuerwaffezur Selbstverteidigung mit sich führen,empfehle ich Ihnen, einen Anwalt in IhremAmtsbezirk zu konsultieren, um einegesetzliche Beratung zu erhalten. Ich redehier nur aus taktischer, defensiverPerspektive.

Eines der größten Missverständnisseist, dass man, wenn man sich bedrohtfühlt (auch die Gesetze verwendengewöhnlich diese Terminologie beiKriterien zum Krafteinsatz), sich in dieSache involvieren muss. Das ist einabsoluter Fehler. Um dies zuverdeutlichen, werde ich die Unterschiedebei den verschiedenen Vorgehensweisenerklären. Es gibt im Wesentlichen drei

Typen – Soldaten, Polizisten undZivilbürger.

Beim ersten Verfahren (Soldat) gilt: Wirdeine Bedrohung identifiziert und unser Zielist klar wie Kristall – handeln und dieBedrohung neutralisieren. Wir sind nichtkompetent genug, um zu entscheiden, obman handeln soll oder nicht. Wenn derBefehl gegeben wird, haben wir nicht dieMöglichkeit, uns zurückzuziehen (außerwenn sich als Ergebnis der Handlungdiese taktische Option ergibt), sondernmüssen alle uns zur Verfügung stehendenMitteln verwenden, um die Bedrohung zuneutralisieren. Unser Ziel ist hier, dasObjekt aus dem Verkehr zu ziehen – indemwir es ernsthaft verletzen (und es werdendie Truppen sein, die es mitnehmen, umsich darum zu kümmern) oder töten.

Unsere zweite Vorgehensweise ist dieder Ordnungskräfte. Im Unterschied zu denSoldaten gilt hier der Auftrag, dem GesetzNachachtung zu verschaffen. Wenn maneine Bedrohung wahrnimmt, darf man dasObjekt nicht neutralisieren oder töten,sondern muss es festhalten und vor dieJustiz bringen. So wie bei der erstenVerfahrensart hat die Polizei keine andereMöglichkeit – ihre Arbeit ist es, dieBedrohung aufzuhalten. Die Methoden

können variieren und lassen einenErmessensspielraum darüber, wohin undwie das durchzuführen ist. Auch wenn esnormalerweise nicht empfehlenswert ist,den Kontakt mit der Bedrohungabzubrechen, könnte es in einigen Fälleneine taktisch kluge Entscheidung sein, denKontakt zu vermeiden, während man esweiterhin überwacht, und erst zurFestnahme zu schreiten, wenn dieBedingungen für die Beamten günstigersind oder es weniger bedrohlich für diegegenwärtigen Bürger ist. Wenn im Laufeder Festnahme das Subjektniedergeschlagen wird, ist es somit eineAngelegenheit, die vom Dezernat bezüglichdes akzeptablen Grads anGewaltanwendung untersucht werden wird.

Das Vorgehen, was uns beschäftigt, istdas des Zivilbürgers, und ich werde hierins Detail gehen.

Unabhängig vom Gesetzesjargonjegliches leitendes Gesetz zumKrafteinsatz bei der Selbstverteidigung(und das ist kritischer gemäß des Castillo-Beschluss' bei Staaten, in denen dieBürger spüren können, dass das Gesetz„auf ihrer Seite“ ist), sollten wir dazu fähigsein, die Begründung für unsereVerwendung von Kraft zu artikulieren.

Der Einsatz von Kraft und einer defensiver Geisteshaltung

I

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Dafür gibt es drei Elemente, die man ansprechenmuss – ein Dreieck aus Geschick, Gelegenheit undAbsicht. Wenn wir beweisen können, dass derAngreifer oder Täter die Fähigkeit, die Möglichkeitund die Absicht hatte, uns schwere körperlicheVerletzungen oder sogar den Tod zuzufügen, wirdunsere Anwendung von tödlicher Kraft so gerechtfertigt.Diese drei Faktoren beziehen sich nicht nur allein aufden Angreifer, sondern auch auf die Person, die dieseKraft zur Selbstverteidigung benutzt.

Im Unterschied zu mil itärischen undpolizeilichen Auseinandersetzungen habenwir als Bürger ein Ziel – das Überleben.Jedes Mal, wenn ihr zur SelbstverteidigungGewalt anwendet, werdet ihr eine gewissegesetzliche Verantwortung haben, weshalbdie beste Handlungsweise immer die Fluchtist. Man muss keine Feuerwaffe tragen, umdas Ego zu nähren, und man muss nichthandeln, nur um zu handeln. Es ist egal, für wiegeschickt man sich hält – in jedem Moment derAuseinandersetzung kann etwas unerwartetespassieren und man kann auf der Verliererseiteder Konfrontation stehen. Die beste Art undWeise zu handeln, ist immer, zu fliehen – unddas unabhängig davon, ob man diese Kraftmit einer Feuerwaffe oder mit leeren Händendurchgeführt hätte.

Ich werde hier ein hypothetischesSzenario vorstellen. Ihr wacht mitten inder Nacht von dem Geräusch auf, wieirgendetwas in der Küche zerbricht. Esgibt nun mehrere Handlungen, die ihrdurchführen könnt.

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Option 1.Ihr nehmt die Pistole und geht zu dem Raum, in dem ihr den

Lärm gehört habt, um euch der wahrgenommenen Bedrohung zustellen. Als ihr in die Küche kommt, seht ihr eine unbekannteSilhouette und „um euer Leben zitternd“ schießt ihr dieBedrohung nieder. Der Verdächtige hat die Fähigkeit, körperlichenSchmerz zuzufügen? Es würde darauf ankommen. Sehen wir unsein Szenario an, in welchem ihr auf einen großen Mann trefft.Nachdem er zu Boden fällt, sieht man, dass er viel stärker ist alsihr, und auf der Seite seines Körpers sieht man die Eisenstange,die er verwendet hat, um in euer Haus zu gelangen. In diesemFall hätte er die Fähigkeit, da er offensichtlich körperliche Kraftbesitzt und die Mittel, sie anzuwenden. Hatte er eineGelegenheit? In diesem Punkt, absolut – solange ihr euch ihmnicht genährt habt, um mit ihm zu reden, war er außerhalb derEntfernung, die ihm eine Möglichkeit gegeben hätte. Hatte er dieAbsicht? Gut, von den Daten aus, die wir in diesem Momenthaben, war es seine einzige Intention, zu stehlen – es wurde nichtbedroht. Wenn der Verdächtige nicht auf für euch bedrohlicheWeise handelt, wenn er euch sieht, könnte man es alsungerechtfertigte Handlung sehen, wenn ihr schießt und ihrkönntet strafrechtlich verantwortlich sein. Aber nun werden wir esnoch interessanter machen. Nachdem ihr geschossen habt,nähert ihr euch dem Subjekt und es stellt sich heraus, dass es einFreund eures Sohnes ist, der, ohne dass ihr davon wusstet, etwasbetrunken von einem Fest zurückgekommen und gestolpert ist,während er versucht hat, etwas Wasser aufzutreiben. Hierkommen wir zu den sozialen und psychologischen Auswirkungenam Ursprung der Schüsse. Ihr habt gerade einer unschuldigenPerson das Leben genommen, und noch dazu jemandem, dereuch sehr nahe steht. Glaubt ihr, ihr wäret fähig, mit diesenFolgen zu leben? Was passiert mit den Verzweigungen in euren

sozialen Kreisen? Das Leben danach würde wirklich vielschwieriger für euch werden.

Option 2 :Ihr nehmt die Pistole und geht vorsichtig hinunter, im Versuch,

zu fliehen. Als ihr das tut, sieht euch der Verdächtige und bedrohteuch. Der Verdächtige ist vollkommen betrunken und unfähigdazu, gerade zu laufen. Er hat eines eurer Küchenmesser. Ihr seidzwei Meter von der Tür entfernt, und er 10 Meter von euch.Schießt ihr? Beim Versuch zu fliehen, habt ihr gezeigt, dass ihrnicht die Absicht habt, Kraft zu verwenden. Jetzt analysieren wirdie Situation anhand der Grundlage der drei Kriterien. Hatte er dieFähigkeit? Gut, das wäre fragwürdig. Er hatte eine Waffe und kanndazu fähig sein, sich schnell genug aus der Entfernung zu nähern,aber bis er anfängt, die Waffe zu benutzen, wird es schwieriger.Hatte er die Absicht? Absolut – da er euch offen bedroht hat undeine Waffe schwingt. Hatte er die Gelegenheit? In diesem Fall sehrähnlich zu seiner Fähigkeit – wenn er versucht, die Lücke zuschließen, bevor du fliehen kannst, dann ja. Sonst nicht. DerEinsatz von tödlicher Kraft wird in diesem Fall von der Haltungabhängen, die der Verdächtige angenommen hat, als er gesehenhat, das ihr gerade flieht. Jeder Versuch, sich euch zu nähern,zeigt, dass Stehlen nicht seine einzige Absicht war.

Option 3 :Das Haus ist so designt, dass man nicht sicher entkommen

kann, ohne entdeckt zu werden. Ihr wählt die 112 und ruft diePolizei. Informiert sie über euren exakten Standort im Haus,über die Bedrohung, die in eurem Haus ist und meldet auch,dass ihr bewaffnet seid. Haltet die Leitung und schreit dem, derda unten ist, zu, dass ihr bewaffnet seid und jeder Versuch,nach oben zu kommen, als tödliche Bedrohung ausgelegtwerden wird, was den Einsatz von tödlicher Kraft hervorruft. Ihrseid in einer taktisch klugen Situation, in der ihr, wenn dieBedrohung in den zweiten Stock kommt, den Vorteil habt. Ihrseid die notwendigen Schritte gegangen, um die bestegesetzliche Abdeckung zu haben. Ihr habt die Polizei angerufen,damit sie sich um den Angreifer kümmert, ihr habt eineWarnung ausgerufen, die registriert wurde, im Hinblick darauf,dass eure Bereitschaft, tödliche Kraft zu verwenden, nur imschlimmsten Fall erfolgt, damit ihr eine vorteilhafte Positionhabt. Der Verdächtige beginnt, die Treppen hochzusteigen, intotaler Dunkelheit. Ihr seht, dass er etwas in der Hand trägt. Erwurde vor dem Hochsteigen gewarnt. Du bist nun in einerdefensiven Geistesverfassung. Er wird die Entfernungverkürzen, und man hat ihn davor gewarnt, deshalb hat erFähigkeit und Gelegenheit und da er das Objekt in der Handführt, die Absicht, Schmerz zuzufügen. Schießt ihr? Regel 1 –schießt nicht, solange ihr euer Ziel nicht identifiziert habt. Der„Verdächtige“, der hochgekommen ist, war eure Sohn, derohne Voranmeldung übers Wochenende von der Universitätkommt. Das Objekt in der Hand ist sein Ipod, durchwelchen er Musik hört und die Warnungen nicht hörenkonnte. Wahrnehmung und Realität sind vor allem inStresssituationen sehr unterschiedlich. Trotzdem,vorzeitig einen Plan zu haben und ihm zu folgen, ist eineder Grundregeln für taktische Sicherheit und wird dieMöglichkeit vermindern, dass man tödliche Kraftanwenden muss. Es ist immer vorzuziehen, dass dieBedrohung zu euch kommt und nicht umgekehrt. Ihrwisst nicht, was die Bedrohung machen kann –durch die Annahme einer taktischen Haltung wirddie Mögl ichkeit , auf der Verl iererseite derKonfrontation zu stehen, verringert. Seid nichtüberrascht. Doch sogar wenn man alle korrektenVorkehrungen getroffen hat wie in unserer 3. Option,darf man nicht schießen, bis man sein Zielidentif iziert hat. Vor einigen Monaten hat einbekannter südafrikanischer Läufer seine Frauerschossen. Laut ihm war sie im Bad, er ist vonden Geräuschen im Bad aufgewacht und dachte,jemand wäre in sein Haus eingedrungen. Erschoss mit seiner Waffe durch die geschlosseneTür und brachte sie um. Sein Anwalt wäre ichnicht gerne. Ich kann nicht wissen, ob es Mordwar oder nicht – das heißt, die Richter müssenes entscheiden – aber er ist absolut schuldigdes Mords, nachdem er geschossen hatte, ohnesein Ziel zu identifizieren.

Der Einsatz von Kraft und einer defensiver Geisteshaltung

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Jedes System hat Grenzen und wenn du von einem System zum anderen wechseln möchtest, musst du eineandere Kunst lernen und das will Kapap zu vermeiden versuchen. Das ist das Kapap, Kampf von Angesicht zuAngesicht, eine Brücke zwischen Systemen. Sein Begründer prägte eine Phrase, deren Konzept andere Stileder traditionellen Kampfkünste verwenden: „Trag keine Waffe bei dir, sei du selbst dir die Waffe“. Wenn deinVerstand, dein Geist und dein Körper die Waffe sind, wirst du eine Waffe sein, die genauso effektiv ist wie jedeandere. Die DVD der „Avi Nardia Academy“ behandelt die Verbindung zwischen der „alten Schule“ derKampfkünste und dem modernen CQB (Close Quarters Battle9. Die Erfahrung als Kommandant bei den IDF (Verteidigungskräfte Israels) und offizieller Trainer der wichtigstenisraelischen Anti-Terror-Einheit lehrten Nardia, dass die Kultivierung des Verstands und des kriegerischenGeistes höher geschätzt werden sollten als das einfache Training des Körpers. Unter anderem werdet ihr die Sicherheit mit Waffen erlernen, die überzeugenden Parallelismen zwischen demIado und der geeigneten Handhabung einer Feuerwaffe. Die Feuerwaffen sind das letzte in der persönlichenBewaffnung, aber sie können sich nicht der ewigen Weisheit und Logik der alten Schule entziehen. Angepasste Übungen des BJJ, Entwaffnungstrainings und die intelligenten Vorbereitung des Körpers durchbestimmte Übungen, mit Erklärungen zu den Vorteilen und Vorsichtsmaßnahmen. Eine lehrreiche,inspirierende und erleuchtende DVD, empfohlen für Praktizierende aller Stile, alte wie moderne. HYPERLINK "mailto: [email protected]"[email protected]

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EMELIANENKO FEDOR: DIE LEGENDE DER MMA

Das gefährliche und spektakuläreKönigreich der MMA wurde mit eisernerHand vom gefürchteten HerrscherEmelianenko Fedor dominiert, seine Autoritätwar unbestreitbar, sein Thron unbeweglich,diese Geschichte dauerte zehn Jahre, einennach dem anderen hat er seine Rivalen unter-worfen, die unfähig waren, ihn zu entthro-nen.

Nach seinem Rückzug hat Emelianenko sehrwenige Interviews gewährt, er hat versucht,sich vom „Rampenlicht“ fern zu halten. Aberfür die Leser von „Cinturón Negro“ hat Fedorgesprochen und wenn Fedor redet … hört dieWelt zu.

Text: Ricardo Diez Sanchis. Fotos: Dream Stage Enterteinment (www.pridefc.com)Archivieren: Budo International

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Kampfkunst International: Wie istdein Leben momentan, fern von derWelt der Wettkämpfe?

Emelianenko Fedor: Ich bin nunBerater für das Ministerium für Sport inRussland. Meine Verantwortung ist dieKommunikation allerKampfkunstvereinigungen mit denoffiziellen Strukturen, wobei ichKonfliktsituationen löse. Ich bin auchPräsident der MMA-Vereinigung inRussland. Wir entwickeln gegenwärtigaktiv die MMA in unserem Land weiterund vereinen die drei wichtigen Turnierein Russland. Damit will ich sagen, dasswir jedes Jahr mehr Kämpfer vonNiveau haben, von sehr hohem Niveau.Jedes Turnier vereint junge,vielversprechende Männer, die dazubereit sind, auf internationaler Ebene fürihre Region und das Land zu kämpfen.

K.I.: Was würdest du all denenraten, die darüber nachdenken, sichder Praxis von Sambo zu nähern?

E.F.: Sambo ist ein guter,wunderschöner und spannender Sport.

Er besteht aus einer Vielfalt vonSubmissions, Strangulationen undWurftechniken. Der Name Sambobedeutet Selbstverteidigung ohneWaffen, weshalb es schon auf derIdeologie eines Sports beruht.

K.I.: Außer in Russland sieht dierestliche Welt BJJ als die besteMöglichkeit, den Bodenkampf zuverbessern. Trotzdem sind dierussischen Kämpfer auf derganzen Welt für ihr großestechnisches Rüstzeug, das siedurch Sambo erlangt haben,gefürchtet und respektiert . IstSambo eine gute Ergänzung für dieMMA?

E.F.: Jeder wählt eine Sportart aus,es ist seine Wahl. Sambo – unserNationalsport ist für mich geeignet. Ichglaube, dass die Technik von Sambonicht schlechter als die vom BJJ ist.

K.I.: Was für einen Nutzen hatSambo für Kinder?

E.F.: In Russland ist Sambo eine der

wichtigsten Sportarten. Es ist von einerAura von Unbesiegbarkeit umgeben.Es ist ein Anreiz, dass die Kinder in dieSporthalle gehen, um ein gesundesLeben zu fördern. Sambo entwickeltauch Agilität, Widerstandskraft undkognitive Fähigkeiten.

K.I.: Wer, glaubst du, istgegenwärtig der beste Kämpfer derMMA?

E.F.: Es gibt momentan viele großeKämpfer. Ich bin zufrieden mit denErfolgen unserer Sportler im Ausland.

K.I.: Welchen Rat würdest du denjungen Leuten geben, die nunanfangen, an MMA-Wettkämpfenteilzunehmen?

E.F.: Das Erste, was man bedenkenmuss, ist, dass es sich um einen Sporthandelt und man immer, egal inwelcher Situation, menschlich bleibenmuss. Dass man die Teamkollegen,Gegner und Trainer mit Respektbehandelt. Sehr wichtig ist die Arbeitan einem selbst. Wenn man nicht hart

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trainiert, wird man nicht dazu fähigsein, gute Ergebnisse vorzuweisenund Siege zu erzielen.

K.I.: Manche Leute sagen, dassdie UFC nach Russland kommenkann. Ist das ein Gerücht oderliegt es im Bereich desMöglichen?

E.F.: Ich habe nicht dieInformation, dass die UFC möchte,dass ihr Turnier in naher Zukunftnach Russland kommt.

K.I.: Die ewige Frage: Werdenwir dich in den MMA oder imSambo kämpfen sehen?

E.F.: Ich habe meine Sportkarriere2012 beendet und werde nichtzurückkehren. Momentan bin ich mitder Entwicklung der Kampfkünstebeschäftigt, damit, den jungenAthleten Wissen weiterzugeben. DieWMMAA führt im ganzen LandTrainingsseminare durch.Gegenwärtig stecken wir in denVorbereitungen für einen Film überdie Kunst der MMA.

K.I.: Was ist der echte Grunddafür, dass du die MMAaufgegeben hast?

E.F.: Ich hatte eine gute sportlicheKarriere, aber habe beschlossen,dass es Zeit war, aufzuhören. Ichhabe immer noch Kraft zum

Kämpfen, aber spürte, das es an derZeit war, meine Karriere zu beenden.

K.I.: Welche Art von Trainingmagst du lieber?

E.F.: Gerade trainiere ich weiter,aber nicht so wie früher. Ich geheregelmäßig laufen im Park, insFitnesscenter, manchmal mache ichSparring.

K.I.: Unvermeidliche Frage:Wann werden wir die

Möglichkeit haben, dich in Spanienein Seminar geben zu sehen?

E.F.: Ich würde sehr gerne nachSpanien kommen, Seminare gebenund mein Wissen mit den spanischenAthleten zu teilen. Wir wissen auch,dass sich die Kämpfer dort gut inRussland machen. Das Team von„España Imperial” nimmt beständig anunseren wichtigsten Events teil. Alsowerde ich alsbald kommen, wenn wirden richtigen Augenblick finden undsich die Gelegenheit bietet. Ich möchte dieses Interview nicht

beenden, ohne dem Herrn ChintoMordillo zu danken, Vertreter der M-1und der WMMAA in Spanien. Ohneseine Hilfe wäre dies unmöglichgewesen.

„Ich habe meineSportkarriere2012 beendet

und werde nichtzurückkehren.Momentan bin

ich mit derEntwicklung der

Kampfkünstebeschäftigt,

damit, den jungen

Athleten Wissenweiterzugeben.“

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WingTsun Universe

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Das „Wing Tsun Universe -Die WTU“

Ganz an den Beginn will ich unserenDank an Alfredo Tucci aussprechen, fürdie Möglichkeit, die WTU im BudoInternational in den nächsten 12 Monatenzu präsentieren.

Wir werden in diesen Artikeln allgemeinüber Kampfkunst und über das WTU WingTsun im speziellen schreiben.

Was ist nun die WTU eigentlich? Wirsehen uns als einen Zusammenfluss der

TRADITION. Eines unserer Mottos „backto the roots“ drückt das aus. UnsereWurzeln liegen in „ost“ und „west“, oderbesser gesagt im Menschen mit seinenPotentialen und Möglichkeiten unter denBedingungen seiner Existenz.

Al les ist permanent in Bewegung.Nichts bleibt gleich. Jeder Augenblick isteinzigartig und so sollten wir ihm auchbegegnen. Wir können jeden Augenblicknutzen, um uns zu ändern, etwas neu zumachen, etwas immer wieder das 1. Mal

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machen - oder wir können jeden neuen Augenblick mit der Vergangenheit oder der Zukunft überlagern.Aber damit ist er verloren. Man macht nie etwas ein 2. Mal, da es immer nur diesen Moment gibt. Undgenau das nennen wir die „Schule des Augenblicks“. Auf all das weist unser 2. WTU Motto hin: „we movepeople“.

Genau genommen machen wir doch alle das Gleiche. Es gibt nicht Stile oder sonstiges. Es gibt nurverschiedene Arten des Verstehens und der Annäherung. Die Annäherung woran? An die natürlichemenschliche Bewegung, das natürliche menschliche Sein. Ein Nebenprodukt davon ist die natürliche Art desMenschen zu kämpfen.

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Und für mich ist das WTU Wing Tsun. Wir leben im 21. Jhdt. im Westen. Wir befinden uns in einer Übergangsphase,wie einige Menschen es ausdrücken würden, von der mentalen zur integralen Weltinterpretation. Der mentalen gingen diearchaische, magische und mythische voran. Und genau dem versuchen wir mit unserem Theorie- und Philosophie-Hintergrund gerecht zu werden.

In diesem ersten Artikel will ich nun kurz das Grundkonzept der Werkstatt WTU und ihren Beginn darstellen. Am 16. 9. 2011 wurde das „Wing Tsun Universe (WTU) von mir (Alfred Johannes Neudorfer) und Rosa Ferrante

Bannera (Si-Mo der WTU, Si-Fu des WTU Clubs Lübeck und Bad Oldesloe) ins Leben gerufen. Die WTU hat keine getrennten Sparten. In unserem Gruppenunterricht und Seminaren werden aber folgende „Felder“

bearbeitet:WTU FIGH: waffenloses WTU Wing TsunWTU GUILD: WTU mit Waffen (asiatischen + europäischen) nach WTU Wing Tsun PrinzipienWTU Drill: Schlagkraft, Ausdauer, Herz- Kreislauftraining

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WTU HEALTH: WTU Wing Tsun Unterricht für dieGesundheit

Formen bezeichnen wir in der WTU als „Movements“.(Über die Gründe dafür werde ich in einem späteren Artikelschreiben). Wir unterscheiden Solo-Movements undPartner-Movements.

In der WTU werden zwei Wing Tsun Kampfkonzepteaufbauend aufeinander unterrichtet. Wir bezeichnen dieseals das Wellen- und das Twister-Konzept.

Der Inhalt aller Unterrichts-Tools sind die 3 WTUBewegungsprinzipien, die 4 Wechselwirkungen und die 7Basisqualitäten und 2 höhere Qualitäten.

Für Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 14 Jahrenhaben wir in der WTU den Bereich der WTU Young Bloods,in dem wir einen SelbstBehauptungs- SelbstSchutz-SelbstVerteidigungs-Unterricht mit Wertevermittlunganbieten.

Im „Technik“-Serien-Teil möchten wir Euch dieBewegungen, die bei uns hinter den Bezeichnungen:

• Tan Sao • Bong Sao stehen und die für uns keine Positionen,

sondern Prozesse sind, darstellen.

Das LOGOUnser Logo ist keine zufällige

Auswahl von Symbolen, sonderntransportiert die dahinterstehende Philosophie undEinstellung.

Die Flügel stehen fürdie Freiheit. Sie

stehen für das sich Erheben vom Boden und das Abhebenin die Lüfte. Man kann auch sagen, sie stehen für eineneue Perspektive und das Einnehmen einer erweitertenSichtweise. Das Tier, das sie symbolisieren ist der Adler.Ein weiterer Aspekt ist der Schutz der Schwingen. Inunserer Philosophie der „drei menschlichen Zentren“stehen sie für das Herz, also das Gefühlszentrum, welchesin seiner entwickelten Funktion auch „Stilles Wissen“genannt wird.

Das Schwert steht für die Klarheit des Denkens(messerscharfe Gedanken), die Schärfe undauch die Bereitschaft, Grenzen zusetzen, „Nein“ zu sagen undsich zu wehren. Unddas Schwerts teh t

WingTsun Universe

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für den Kampf, die Bereitschaft eine notwendigeAuseinandersetzung im „Hier und Jetzt“ auszutragen undzu beenden. Außerdem für Yang, da Yang - die bewegendeund verändernde Kraft - aber auch die zerstörende Kraftist. Denn um etwas Neues möglich zu machen, muss mansich vom Alten lösen. Damit Yang Wirksamkeit erzeugenkann, braucht es Yin. Ohne Yin ist es nur wie einwirkungsloser Lufthauch. Von den drei Zentren verbindenwir es mit dem Denkzentrum, da es in seiner entwickeltenFunktion als die „Klarheit des Denkens“ bezeichnet wird.

Die Cobras bedeuten für uns die Beweglichkeit,Anpassungsfähigkeit, Doppelhelix aber auch das tödliche Gift.Sie symbolisieren das Yin - die sich ewig wandelndeAusformung - aber auch die List. Yin ist das Medium, das durchYang bewegt wird. Yin ohne Yang neigt zu Stagnation. Wirverbinden sie mit dem Bewegungszentrum und den Instinkten.

Der Kreis ist die Ganzheit. Die Summe der Teile istgrößer, als die einzelnen Teile.

Der Kreis ist harmonisch und symbolisiert organischesDenken und Wachsen und die damit verbundene Wirksamkeit.Er umschreibt aber auch die harmonische Wechselwirkung derumschlossenen Teile und auch der ihn umgebenen Teile. Er istdie Grenzlinie oder der Berührungspunkt sowohl der innerenund äußeren Kräfte, die in Wechselwirkung miteinanderstehen. Er ist ein Zeichen für die untrennbare Einheit und dieWechselwirkung von Yin und Yang.Yin ohne Yang ist nicht möglich.Treibt man etwas in dieextremste Position desYin, schlägt es in dieextremste Position desYang über undumgekehrt. ZumBeispiel: extremstesNachgeben erzeugtdie extremsteGewaltexplosion.

Somit ist dasLogo der WTUbei uns dasSymbol füre i n e

bestimmte Art von Menschen. Menschen, in denen alle drei„Zentren“ (das Denkzentrum, das Gefühlszentrum und dasBewegungszentrum) harmonisch entwickelt undausbalanciert sind oder die an dieser Ausgeglichenheitarbeiten. Dann haben wir es mit einem Menschen zu tun, derso etwas wie einen wirklichen Willen besitzt und aufgrunddieser Voraussetzung zwei weitere Zentren aktiv werden: Die„Klarheit des Denkens“ und das „Stille Wissen“. Es ist einMensch, der nicht mehr konditioniert auf äußere und innereReize reagiert, der nicht nachplappert, und der aufgrund desWissen und Könnens seiner eigenen Erfahrung in der Lageist, als wirkliches Individuum Stellung zu beziehen. Dies hatnichts mit Bildung, Status oder Erfolg im äußeren Leben zutun. Er ist vielleicht kein angenehmer Mensch, da er „Nein“sagt, Grenzen zieht und zwar keinen Streit sucht ihn aberauch nicht scheut, wenn er notwendig wird. Er sucht nichtdas Kollektiv, sondern er sucht eine wirkliche Gemeinschaft,da ihm klar ist, dass gewisse Aspekte im Menschen nur ineiner gesunden Gemeinschaft, die organisch funktioniert,entwickelt werden können. Wir betonen das Potential, dasallen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft inne wohnt.

Aus diesem Grund möchten wir mit zwei Sätzen dasVorangeschriebene zusammenfassen.

Um Wirksamkeit zu erzeugen, benötigt man dreiBedingungen: Die richtigen Menschen, zur richtigen Zeit,am richtigen Ort.

Notwendigkeit schafft Organe.

Im Artikel 2/12 werden wir ein wenig über Folgendesschreiben:

Meine Person (AJN) - Der Großmeister der WTURosa Ferrante Bannera (RFB) - Die Si-Mo der WTUBegrifflichkeiten der WTUDas Kampfkonzept der Welle3 Bewegungsprinzipien der WTUDie 13 Solo-Movements der WTUDer Gruß der WTUTechnikserie: WTU GUILD - Alpha, Beta, Gamma,

Delta, Omega (Angriffswinkel und Zielfenster)Alfred Johannes Neudorfer + Rosa

Ferrante Bannera(Gründer der WTU, GM +

Si-Mo der WTU)

www.wingtsununiverse.org

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Text: Selim BugurFotos: Archiv Selim Bugur

Der „komplette“ KämpferDas Ziel Bruce Lee’s war der “komplette”

Kämpfer, der fähig ist, sich in jederKampfdistanz vorteilhaft zu bewegen. Daherwerden im JKD auch vier Distanzenunterschieden. Diese sind:

- Kicking (Tritt-/Fußdistanz)- Boxing (Faustdistanz)- Trapping (Nahkampfdistanz)- Groundfighting (Bodenkampf)

Die TrittdistanzIn der Trittdistanz kommen alle Tritte in Betracht,

die leicht ausführbar sind und die benutzte Technikgeradlinig bei erster Gelegenheit benutzt werdensoll mit der Absicht den Gegner zu treffen. Ausdiesem Grund werden in der Regel tiefe Tritte, alsounterhalb der Hüfte trainiert und ausgeführt. Eineder wichtigsten Waffen im JKD ist zum Beispiel der

Jeet Kune Do ist ein von Bruce Leeentwickeltes Kampfkunstsystembzw. Selbstverteidigungskonzept.Das primäre Ziel im Jeet Kune Doist es, den gegnerischen Angriff sofrüh und so stark wie möglichabzufangen; nicht nur denphysischen Angriff, sondern diekomplette Angriffsmotivation desGegners.

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Stoppkick, der als eine effektiveVerteidigungswaffe dient.

Das Ziel wäre hier die Kniescheibeoder das Schienbein zu treffen, umneben des Stoppens auch dieMobilität des Gegners zu hemmen.

Neben der Verteidigung sollte dasTreten aber auch als eine Angriffswaffetrainiert werden. Hier könnte der Trittfür das Überbrücken der DistanzzumBeispiel Anwendung finden.

Die SchlagdistanzIn der Schlagdistanz werden neben

eines Stoppschlages auch andereHandtechniken angewendet. Bei derAusführung der Handtechniken solltewie beim Treten auch auf die eigenewasserdichte Verteidigung, dieFußarbeit und die Balance in derBewegung Wert gelegt werden. Hierbeisollte die angewendete Technik einfachund direkt ausgeführt werden.

Des Weiteren sollte die benutzteHandtechnik in Form eines Angriffesund einer Verteidigung trainiert werden.

Die NahdistanzTrapping ist das zeitlich begrenzte

Festlegen der Extremitäten des

Gegners in der Nahkampfdistanz, umdiesen entscheidend zu schlagen.

Hier kann zum Beispiel der Arm,das Bein oder der Kopf festgelegtoder gehalten werden um zumBeispiel Ellbogen- oder Kniestößeeinzusetzen.

Der BodenkampfIm Jeet Kune Do wird der

Bodenkampf an der Selbstverteidigungorientiert trainiert.

Das Z ie l i s t n ich t unzäh l igeHebeltechniken und Sweeps zulernen bzw. zu trainieren, sonderndas sichere Bewegen am Bodenum in e ine s ichere Pos i t ion zu kommen um später s icheraufzustehen.

Dazu ist aber das Verständnis überClinchen, Werfen, Würge- undHebeltechniken und das Schlagen amBoden erforderl ich. Denn nur soversteht man was auf uns beimGrappling zukommen kann.

Hat man dieses Verständnis, sokönnen Abwehrtechniken wie zumBeispie l das Verh indern e inerHebel- oder Würgetechnik oder dieAbwehr gegen einen Wurf trainiertwerden.

Alle Distanzen beherrschen

Die Einteilung in vier Distanzen kannfür eine isolierte Übung bestimmterTechniken in einer bestimmten Distanzhilfreich sein.

Das Ziel sollte das Beherrschen einessicheren Distanzgefühls sein, um ineiner bestimmten Distanz die passendeTechnik effektiv einzusetzen. Zubedenken ist aber, dass zum Beispieldie Anwendung eines Fußtrittes auch ineiner Box-, Nahkampf- undBodendistanz möglich ist. Die Einteilungin vier Distanzen sorgt relativ für dieErkennung der eigenen Reichweite undsollte nicht zur Verwirrung führen.

Über den Autor:Selim Bugur ist Instruktor für Jeet

Kune Do & JKD Grappling unter SifuLarry Hartsell. Zur Zeit leitet er die BerlinJeet Kune Do Group in Berlin und gibtSeminare für Jeet Kune Do, MixedMartial Arts, Grappling und philippinischeKampfkünste im In- und Ausland.

Für mehr Informationen undAnfragen über aktuelle Seminarebesuchen Sie uns im Internet:www.jkdgroup.de oder senden Sieuns eine Email: [email protected]

Jeet Kune Do

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Ijutsu: Die Medizin der Shizen

Ijutsu (医術) wird im Japanischen mitMedizin oder besser wörtlich mitHeilkunst übersetzt. Das Ijutsu, wie esin der Tradition der Schule Kaze noRyu begriffen wird, ist einumfassendes Gefüge ausKenntnissen undt h e r a p e u t i s c h e nTechniken, die vonden Shizen und denErben ihrer Traditionjahrhunder te langangewandt wurden.

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egen ihres Alters – und vor allem imVergleich mit den großentechnologischen Fortschritten undmodernen Forschungen in denGesundheitswissenschaften und derMedizin – sollten besagte Techniken

nicht als eine Einheit alternativer Therapien betrachtetwerden, sondern als Ergänzungen zu den modernen undfortschrittlichen Behandlungen. Sowohl bezüglich ihrerRezepten als auch Techniken wurden sie im 20.Jahrhundert bewertet und von medizinischen Expertender Ogawa Shizen Kai neu organisiert, um mystischesund phantastisches von prospektivem und gesundem zutrennen. Heutzutage wird vom Lehrling undPraktizierenden umso mehr verlangt, vorrangig über diefestgelegten Grundlagen der kritischen undwissenschaftlichen Analyse zu verfügen, um nutzloseoder, noch schlimmer, kontraproduktive Techniken zuvermeiden, ohne dabei den Charakter der klassischenMethode zu vernachlässigen.

Teile dieser Techniken beruhen jedoch auf demumfangreichen traditionellen östlichen medizinischenWissen, wie zum Beispiel die Akupunktur oderAkkupression namens Do-in. Andere, wie die

W

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Massagetherapie Anma, auch bekannt als „Yugoe“ durch die Wurzel„Sayugoe“ - ein Ausdruck im originalen Dialekt – sind naturgemäße Formender Shizen-Identität. Trotzdem wurde jedenfalls jede Technik an dieursprünglichen therapeutischen Prinzipien der Shizen angepasst undeingegliedert, für die richtige Harmonisierung bei ihrer Anwendung. Nebendiesen Kenntnissen ist das uralte Wissen über Kräuter, Tees und Nahrungvon grundlegender Relevanz. Ein Walddorf wie die Shizen verfügte über einArzneibuch und ein bemerkenswertes Wissen über Kräuter, Kusajutsugenannt. Als Ergänzung zu den manuellen Techniken und neben anderenAnwendungen wurden Kräuter eingesetzt, als Tees gekocht, als Pflasterverwendet oder für Pomaden, Öle und Salben sowie in einer Diätentsprechend dem Behandlungsprozess, dadurch erhöhte sich dieKomplexität und Dimension in der Intervention des Therapeuten.

In ihrer uralten Sicht auf Krankheiten differenzierten die Shizen jedesLeiden einzeln, beobachteten den Menschen in seiner Konzeption, Körper,Geist und Seele. Eine Krankheit bedeutete eine Vergiftung, die auf jederEbene wirkte. Die Behandlungstechniken hatten als Ziel, die Knochen,Muskeln, Sehnen, die Haut, den Kreislauf, etc. zu entgiften unddurchzuspülen, um den Organismus ins Gleichgewicht zu bringen. In derVergangenheit bedeutete die Behandlung für den Patienten einWohlbefinden, mit dem er die Krankheit, die ihn quälte, aushalten konnte undauch wenn ihre Techniken für eine große Anzahl von Leiden ungenügendwaren, ermöglichten sie das körperliche Gleichgewicht, sodass sich derPatient in besserer seelischer und körperlicher Verfassung befand, um derKrankheit zu trotzen.

Wie wir bereits vorher erwähnt haben, sind die unverfälschtestenBehandlungs-und Therapietechniken als Anma (按摩) bekannt und auchwenn diese Benennung sich gewöhnlich auf die fast vertrauten Pflege-undMassagemethoden des alten Japan bezieht, betreffen sie in unserem Fall dieursprüngliche Quelle des therapeutischen Shizen-Wissens. Wir werden imFolgenden eine Einführung in besagte Praktiken geben.

Kurze historische NotizenIn den alten Abhandlungen zum Anma wird eine Methode beschrieben, die

aus Diagnose und Behandlung bestand. Dies war die erste kompletteHerangehensweise der Medizin vor ungefähr tausend Jahren, als diechinesische Medizin in Japan eingeführt wurde. Zur damaligen Zeit war dieMethode von Anma in der Medizinerklasse sehr bekannt und war alsunkompliziert für die Behandlung des menschlichen Körper angesehen.

Während der Edo-Zeit (vor ungefähr 300 Jahren) verlangte man von denjapanischen Ärzten, Anma zu studieren, um eindeutig die Struktur desmenschlichen Körpers und seine Funktionsweise zu verstehen und damitvertraut zu sein. Die Ausbildung der Ärzte in dieser Art von manuellenTherapie ermöglichte es ihnen, Diagnosen zu stellen, Kräuter der

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Chinesischen Medizin zu verordnen und die sogenannten„tsubô“, die Akupunkturpunkte, zu lokalisieren, wodurch siedie Behandlungen zu vereinfachen versuchten.

Leider war diese alte Behandlungsmethode nur auf dieHandhabung von simplen Problemen ausgerichtet, so wieverhärtete Schultern und Rückenverspannungen. Es war eingeeigneter Beruf für Blinde … da es sich in einer nachteiligenSituation für formale Unterweisungen zu Diagnose undBehandlung befand, wurde das Anma schrittweise mitVergnügen und Komfort assoziiert.

Anma ist eine der ältesten und traditionellsten asiatischenBehandlungsmethoden. Man weiß nicht genau, seit wie langerZeit es schon praktiziert wird.

Wahrscheinlich wird es vor ungefähr 5000 Jahren begonnenhaben, zum ersten Mal als Behandlung beschrieben wurde esvor 2500 Jahren.

Auf Japanisch bedeutet Anma Persönlichkeit oderMassagetherapeut.

Das japanische Zeichen des Wortes „AN“ bedeutetdurchdringender Druck, kleine Bewegungen. Es wird als Yinangesehen und zur Beruhigung verwendet.

Das Zeichen „MA“ bedeutet Massagen und Vibrationen mitkraftvolleren Bewegungen, es wird als Yang angesehen undzur Stärkung eingesetzt.

Das Anma ist eine Technik, die darauf beruht, Massagen inden Muskeln durchzuführen, man verwendet die Finger,Hände und Arme, um den Blut- und Lymphkreislauf zuverbessern, indem man die Besserung der Haut, derSpannung und der Muskelkontraktion fördert. LautSpezialisten ist die Massage des eigenen Körpers dieeinfachste Möglichkeit, Muskel-und Gelenkschmerzen zubekämpfen, die emotionale Spannung zu lindern, denKreislauf zu aktivieren und den Energiefluss zu verbessern.

Die Ki-Energie im Anma Mehrere Theorien, die mit der Verwendung der kinetischen

universellen und körperlichen Energie verknüpft sind, sindnicht mehr das „KI“. Das Ki wurde in Indien und Chinaentdeckt. Später würde es nach Japan kommen. SeinUrsprung und seine Sichtweise werden im „Su Wen“ im„Klassischen Buch der Inneren Medizin des Gelben Kaisers“angeführt, die älteste Abhandlung über Medizin, die in unsereheutigen Tage gelangt ist.

Wie wir sehen können, kann das Ki auf zwei Ebenenbegriffen werden:

Einerseits steht es für die Eins, das ursprüngliche Chaos,das als Atem aufgefasst wird, ohne Organisation oder

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Richtung, von wo aus die doppelteGliederung von Yin und Yang entspringt,die polare und komplementärePrinzipien, die ihm den ersten Impuls zurOffenbarung liefern würden.

Andererseits erzeugen Yin und Yangdie drei Atem oder Grundenergien: dasReine, das Unreine und die Mischungvon Beiden, die, sich vermengend, denHimmel, die Erde und den Menschenausbilden würden. Wie J. Schatzbemerkt:

„Für die Alten bilden die Verpackungvon Himmel und Erde, der Himmel unddie Erde, das Intervall Himmel/Erde undalle Wesen, die von dort an einenflüchtigen Aufenthalt haben, nur eineAnhäufung von Atem, ohne Inneres,ohne Grenzen, prekär und relativ“.

Für den Taoismus ist das Verhältniszwischen den Naturphänomenen für dieglobale Vision des Menschen unddemzufolge für die Medizinverantwortlich, die dieser hervorbringenwürde: die Traditionelle ChinesischeMedizin.

Der Körper, in der taoistischenBedeutung, reflektiert in seinem Innerendie gleiche Topologie, sie wird vomÄußeren genommen: Berge, Täler,Flüsse, Seen, Ebenen undFlussmündungen, die nicht nur dieVorfälle der Umwelt formen, die aus denÄußerungen von Ki resultieren, sei es inseinen Aspekten Yin oder Yang, sondernauch im selben Maße im menschlichenOrganismus, der entstehen wird und ineiner ähnlichen Topologie gestaltet ist.

Sie sind in Übereinstimmung mit derParität nach dem benannt, was sie

bezüglich Lokalisierung und Einflussrepräsentieren, sei es auf der Oberflächeoder im Inneren der Körperstrukturen.Deshalb muss man, um den Menschenvon diesen kosmologischenAuffassungen aus zu kennen, seinemeigenen Wesen und der umgebendenNatur gegenüber aufmerksam sein, dieUmwelt, die uns hält und umarmt. DerMikrokosmos (Mensch) ist eine winzigeDarstellung des ganzen Universums(Makrokosmos), bei dem die gleichenGesetze herrschen und der den Einflussder gleichen Phänomene erfährt.

Ein weiterer chinesischerPioniergedanke ist, die Weise zuartikulieren, in der Materie und Energiesich durchtränken. Im Gegensatz zumWesten, wo solche Begriffe relativmodern sind, unterschieden sich dieAsiaten sicherlich durch die Verbindungzwischen den zwei Einheiten derPhänomene, sie begriffen seit langemdie bioenergetische Synthese. Es istunmöglich, Yin ohne Yang zu begreifen,jedes besitzt in seinem Inneren den Keimdes anderen, was sich grafisch imkleinen entgegengesetzten Kreis äußert,den beide tragen: der weiße Kreis stehtfür das junge Yin im Inneren des altenYang. Von dort aus geht das Gesetzhervor, was vorschreibt, dass alles Yin zuYang wird und alles Yang zu Yin. Also istdie Mutation nicht eine Transformation,die nur vom Äußeren aus eintritt,sondern auch eine innere impliziteEntwicklung, erlassen vom Kurs derNatur selbst, was den Begriff vonGegenstück und Komplement verstärkt.

Vom Blickpunkt der energetischenMuster aus sollte man diesen Gegensatzund grundlegende Ergänzungenberücksichtigen. Yang bedeutet denessentiellen Atem, während Yin Blutbedeutet. Jede körperliche Struktur(Knochen, Organ, Sehne, Zelle ,etc.)

besitzt eine gegebenes Verhältnis vonYin und Yang. In den vielzähligenBedeutungen, die diese Essenzen unddieses Blut im Kontext der TraditionellenChinesischen Medizin annehmen undausdrücken, unterscheiden sie sich sehrvon den analogen westlichen Begriffen.

Anma in der Praxis Die Überlegungen im Anma

beherzigen den 病人 Byounin (krank,Patient) und die Positionen (Shisei 姿勢), die dieser während der Massagedurchführen kann:

1.0 Ichimonji 一文字LIEGEND (yokotaeru 横たえる)1.1 Rückenlage (joutai 常態)1.2 Bauchlage (utsubuse 俯せ)1.3 Seitenlage

2.0 Tate Ichimonji 立一文字2.1 hanza 半座 – kniend erhoben 2.2 seiza 正座 – kniend sitzend2.3 tachi 立ち - stehend2.4 shinza 伸 座 – sitzend mit

gestreckten Beinen 2.5 agurawokaku 胡座をかく sitzend

mit überkreuzten Beinen2.5.1 ashi 脚2.5.2 ryouashi 両脚

Genauso kann auch der Therapeut(Chiyu No Shisei 治癒の姿勢) vielePositionen und Haltungen annehmen:

1. hanza 半座 kniend2. seiza 正座3. tachi 立ち4. shinza 伸座 gestreckte Beine4.1 ashi 脚4.2 ryouashi 両脚5. agurawokaku 胡座をかく (sitzend

mit überkreuzten Beinen)Die Zustände der Gesundheit (KENPI

健否) werden auf alte Weise klassifiziertund deshalb werden wir den Berg (yama

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山), den Felsen (iwa 岩) undden Baum (ki 木) sehen.

Gemäß der Behandlungoder Emphase deseingesetzten Druckswerden wir folgende sechsElemente finden(ONYOUMUGYOU 陰陽六行):

1. Feuer (hi 火)2. Wasser (sui 水)3. Luft (kuuki 空気)4. Erde (chi 地)5. Holz (moku 木)6. Metall (kin 金)

Bezüglich derEinsatzbereiche (Bumon 部門 ), kann man mit denKnochen arbeiten (hone 骨

), den Muskeln (suji 筋), den Bändern (ken 腱) und der Haut(hada 肌) con mit verschiedenen Absichten wie: freisetzen(Hodoku 解く), vibrieren (furu 振る), zirkulieren (mawaru 回る),entwässern (hosu 干す), indem man vielseitige Technikenverwendet:

Ziehen (keninryouhou 牽引療法)Drehen (senkaiundo 旋回運動)Dehnen (nobasu 伸ばす)Einpassen (hamekomi 嵌め込み)Beugen (mageru 曲げる)

Zudem kann man, arbeitet man besonders mit den Muskeln(suji 筋), folgendes sehen:

Te no Gikou (Handtechniken 手の技巧):Oyayubi – (Daumen - 親指)Ryou Oyayubi – (Beide Daumen - 両親指)Kaigara – (die Hand zu einer Muschel geformt - 貝殻)

Te no Hira (Handfläche - 手の平)Tenoku – (Handrücken -手の甲)Shukotsu (Handknochen -手骨)Goshi (fünf Finger -五指)Tesaki – (Finger手先)

Ude no Gikou (Armtechnik -腕の技巧):

Udema (glätten – reiben – mit demArm 腕摩)

Da das Anma alten Prinzipien folgt,besitzen seine Positionen primär eineklassische Namensgebung (法原 –NORIGEN), die auf der Natur und aufAlltagsobjekten beruht:

1. Fisch (SAKANA -魚)2. Garnele (EBI - 鰕)3. Languste (KAEBI - 大鰕)4. Heuschrecke (INAGO -蝗)5. Skorpion (SASORI -)6. Hund (INU -犬)7. Katze (NEKO -猫)

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8. Schlange (HEBI -蛇)9. Bogen (YUMI -弓)10. Fluss (KAWA -川)11. Wasserfall (TAKI -瀧)12. Baum (KI -木) 13. Seil (HIMO - 紐)14. Schiff (FUNE -舟)15. Welle (NAMI -波)

Wie wir vorher gesehen haben, benutzt das Anma in der Praxis Technikenvon Druck, Schlag, Abreibung, Vibration, Klammern und das Auflegen vonFingern und Händen auf Punkte und besondere Bereiche im Körper, zudem dieBewegung der Gelenke und die Behandlung von Muskel-und Skelettstrukturenmit dem Ziel, durch die Techniken auf den „energetischen“ Kreislauf zu wirken,um zu entwässern, zu lindern, zu regulieren, zu reinigen, aufzuwärmen und fürdie organische, psychische und vor allem energetische Homöostase zusorgen.

Indem der Therapeut die Daumen, Handflächen und sogar Ellbogenverwendet, übt er auf die Punkte entlang der Meridiane im KörperDruck aus, rhythmisch und moduliert. Mit der Druckausübung wirddie vitale Energie freigesetzt. Zudem verwendet erBehandlungstechniken, die Streckung von Muskeln und Sehnen,Drehungen von Verbindungen und Druck auf verspannte oderschmerzende Muskeln, was den Blut-und Lymphkreislaufverbessert. Als Ergebnis entspannt sich das Nerven-undMuskelsystem und entwickelt einen effizienterenAtmungsrhythmus und ein besseres energetischesGleichgewicht.

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Das SCS lernt den Stil von Vicente „Inting“ Carin kennen

Eines Tages auf einem Basketballplatz auf den Philippinenmachte ein Meister in Doce Pares Eskrima eine brillanteEskrima-Vorführung. Ich erinnere mich daran, dass dasKlima heiß und feucht war. Dieser Meister machte aufelegante Weise „Bögen“. Ich war bestimmt von seinemAuftritt beeindruckt und der Rest des Publikums sah ihmatemlos zu und applaudierte ihm stark, als er fertig war.

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iemand im Publikum war sich der Tatsachebewusst, dass es einen alten Mann gab, derschweigend zusah und ebenfalls diebeeindruckende Vorführung der Bögen genoss.Dieser alte Mann mit stechenden Augen, kleinund vom Leben gekennzeichnet, trat einen

Schritt nach vorne aus der Masse heraus. Er sagte diesemMann, dass er ihn so angreifen sollte, wie es ihm angemessenerschien. Sofort griff der Mann an, sehr, sehr schnell. Der Alte blockte den Angriff und griff mit einer einzigen, sehr

aggressiven Bewegung die Augen an und ließ gleichzeitigseinen Stock auf den Boden fallen und entfernte sich. Was ichsah, war ein realistischer und wirksamer Stil, den dieser Altedurchgeführt hatte. Die Aktionen des Mannes standen wirklichim Gegensatz zum großen Auftritt des Eskrima-Meisters, diesdrückte in vielerlei Hinsicht die Wirksamkeit von Eskrima aus.Instinktiv verstand ich, was das bedeutete: Ich hatte geradeVicente Inting Carin getroffen, den Meister und legendärenKämpfer von Cebu.

Einfluss und Inspiration Manchmal triffst du im Laufe deines Lebens auf Leute, die

dich beeindrucken, beeinflussen und inspirieren wie niemandsonst. Für mich war dies Vicente Inting Carin. Diesebemerkenswerte Persönlichkeit strahlte eine besondere Kraftund Energie aus, die man selten findet. Leider verstarb VicenteInting Carin 2004. Von meinen eigenen Erfahrungen ausgehendwerde ich euch von Vicente Inting Carin erzählen, demlegendären Kämpfer aus Cebu, der großen Einfluss auf meineDenkweise über Eskrima hatte. Inting Carin wurde auch durchden Dokumentarfilm „Der Weg des Kriegers“ bekannt. Ich lernte Inting Carin 1998 in Cebu kennen. Bis heute habe

ich eine Menge der sogenannten und selbsterklärten Meisterkennengelernt. Heutzutage scheint es mir mehr Meister alsSchüler zu geben. Dieser Mann war trotzdem vollkommenanders. Ein authentischer Kämpfer, der an echten Kämpfenteilgenommen hatte und im Gueri l la-Heer gegen diejapanischen Angreifer im 2. Weltkrieg gekämpft hatte. Damalswar er erst 18 Jahre alt. Während der japanischen Besetzungkämpfte er mit seinen Macheten gegen den Feind. 16 Jahrespäter erlernte er von seinem Onkel Ponsing Ybanez, der auchein großer Stockkämpfer war, das Eskrima. Inting Carinprobierte sich auch im waffenlosen Kampf. Er lernte mit dengroßen Meister Filemon „Momoy“ Cañete. Carin modifiziertesein Schwert und seinen Degen, seinen Messerkampf undseine Erfahrungen auf dem Schlachtfeld, was er in seinen Stileingliederte, der VICARIO heißt. Er ist ein wahrhafter Meisterder Philippinen.

Mit Inting trainieren Ich habe mehrmals mit Inting Carin trainiert und war immer

sehr beeindruckt von seinem realistischen Blick auf Eskrimaund seinem Kampf gegen das Messer. Inting Carin schätzemeinen Stil sehr und oft machte er meinem aggressiven unddirekten Stil in den Kämpfen Komplimente. Es gefiel ihm, weiles wirksam war. Das ist auch ein typisches Merkmal für IntingCarin. Mein Respekt für Inting Carin ist groß, oft sage ich, dasssich meine Techniken im Messerkampf vom Stil her nach Intingrichten. Seine Entwaffnungstechniken mit Messern, die für

Eskrima

N

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Störungen sorgen, sind sehr bedeutsamund man findet oder sieht sie nicht beianderen Stilen. Inting Carin und ichstimmten darin überein, dass man vieleEskrima-Stile nicht bei einem echtenKampf verwenden kann. Ich weiß, dassihm die Eskrima-Stil, die nur mit demStock spielten und mehr wie Akrobatikals wie echtes Eskrima wirkten, nichtgefielen. Vor seinem Tod sandte er mireinen Brief, in dem er mich dazu anhielt,weiterhin hart zu trainieren und meinenStil weiterzuentwickeln. Wie ich gesagthabe, hatte er großen Einfluss. IntingCarin verschied im Alter von 82 Jahren.

Inting Carin Doce Pares Inting Carin erschuf seinen eigenen Stil,

den Stil VICAR (VICAR, VICENTE IntingCARIN), zudem war er Mitglied von DocePares. Inting wurde unglaublich oft vonEskrimakämpfern herausgefordert undkämpfte im Namen von Doce Pares.Diese Kämpfe wurden ohneSchutzmaterial durchgeführt oder liefenmanchmal sogar auf Leben oder Todhinaus. Er war im Messerkampfherausragend. Inting Carin erzählte mirviele Geschichten über seine Kämpfe.Eine seiner berühmtesten Kämpfe wird imDokumentarfi lm Eskrimakämpferinszeniert.

Einfachheit Der Sti l von Inting Carin war sein

persönlicher Stil. Von seiner eigenenErfahrung im echten Kampf ausgehendkreierte er ihn. Ich erinnere mich heutenoch an eine Anekdote, als ich ihn nachseiner besten Entwaffnung mit einemMesser fragte. Er blickte mich an, begannzu lachen und sagte: „Frans, denk daran,das dir hier, wenn es auch das einfachstein einem Messerkampf ist, ein Fehler dasLeben kosten kann“. Später legte ich einMesser an seinen Unterleib und auf sehreinfache Weise entwaffnete er mich miteiner Technik namens „die Schlange“.Diese „Schlange“ verdeutlicht seinenspeziellen, vereinfachenden undrealistischen Stil.

Das Erbe von Inting Carinlebt weiter Im Juli dieses Jahres hatte ich ein sehr

erfreuliches Zusammentreffen mit denKindern von Inting Carin, Alfredo undVicente Carin Junior, auf den Philippinen.Ihre Aufgabe besteht darin, das Erbeihres Vaters weiterzuführen. Der Stil, auch

Eskrima

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Eskrima

VICAR, schlägt keine unnötigen Bewegungen vor,aber jede Aktion hat die Absicht, mit dem Gegnerso schnell wie möglich fertig zu werden. DasGute ist, dass der jüngster Sohn, Carin Junior,nicht nur körperlich sehr seinem Vater ähnelt,auch seine Kampfweise ist sehr ähnlich, mitharten, realistischen Schlägen und aggressivem,nach vorne gerichtetem Beinspiel. Das Treffenwar sehr interessant und er erzählte uns viel überdie Vergangenheit. Wir sprachen auch übermeine besondere Bindung zu Inting Carin. Was nur wenige wissen, ist, dass ich 2004 den

kompletten Stil von Inting Carin in einem Filmaufgenommen hatte. Wir filmten alles in zweiTagen und ich muss sagen, dass es eine sehrspannende Erfahrung war und die DVDfantastisch ist. Auf der DVD erklärt Inting Carinselbst eine Vielzahl seiner Techniken und zeigt,wie sie durchzuführen sind.

Spätere Entwicklung Die Kinder von Carin haben den Stil VICAR

entwickelt und ihn für alle zugänglich gemacht,die ihn trainieren wollen. Von ihrem Vater wurdensie nicht nur in Technik und Taktik ausgebildet,sondern auch in Kampfgeist. Eskrima wird durchsie weitergegeben. Meine Vision von Eskrima ist,dass es hart, realistisch und schnell sein sollte.Denkt daran, was ich bereits über den Stil Vicargesagt habe, von Inting Carin entwickelt und aufseiner Erfahrung im echten Kampf beruhend.Nicht auf Kämpfe bei Turnieren oderWettbewerben, sondern auf reale Kämpfen umLeben und Tod. Es gibt wenige Meister, die daswirklich von sich behaupten können.

Die Zukunft des Stils Vicar Unter der Leitung von Alfredo und Vicente

Carin Junior scheint die Zukunft des Stils VICARsehr gut. Und sie sind nicht nur fantastischeEskrimakämpfer, sondern auch große Meister. Ichbin sicher, dass ihr Vater sehr stolz auf seineKinder wäre und versichern würde, dass seinErbe sorgfältig an die kommenden Generationenweitergegeben wird. Ich bin gerade dabei, für denSommer 2015 eine Trainingsreise zu denPhil ippinen zu organisieren, für jeden, dermitkommen und mit diesen philippinischenMeistern trainieren möchte. Alfredo und undVicente Carin werden mit meinen Schülerntrainieren und ich bin sicher, dass meine Schülervon diesen Eskrimakämpfern beeindruckt seinwerden. Ich heiße euch nun Willkommen inmeiner Welt, der Welt des Eskrima!Ihr könnt meine Homepage besuchen:

www.scseskrima.com oder HYPERLINK:"http://www.knifefightsystem.com/"www.knifefightsystem.com. Um weitere

Informationen zu erhalten, setzt euch mit mir inKontakt unter [email protected]

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Große Meister

Sifu Cangelosi war einer der Meister, der am meisten Schemata im Laufeseiner Karriere gebrochen hat. Das erste, wofür er (glaubt es heute odernicht!) äußerst kritisiert wurde, war, dass er es wagte, mehr als eineneinzigen Kung Fu-Stil zu praktizieren und zu beherrschen. Tatsächlich wardas Kung Fu für ihn immer eine Einheit, eine komplette Kunst mit einemreichen Spektrum an Variablen und Traditionen. Damit immer noch nichtzufrieden, beging er seine zweite Sünde und wurde zu einem Muay Thai-Experten! Fürchterlicher Verrat! Eine nicht-chinesische Kunst! Und seinedritte, aber nicht weniger tödliche Sünde, war die, kein Chinese zu sein,das heißt, aus dem Westen zu kommen. All dies dokumentierte er zudem in mehreren Büchern und in der

wahrscheinlich umfangreichsten Sammlung von Lehrvideos über Kung Fu(und nicht nur darüber!), die ein einziger Mensch bis heute fertiggestellthat. Wegen alldem bringen wir mit Recht diesen Großen Meister auf unsereTitelseite und feiern die vielen Jahre gemeinsamer Arbeit. Wir bietenunseren Lesern und Käufern ein besonderes Angebot für die Produkte, dieseinen Stempel tragen, sowohl für Bücher als auch Videos … nutzt es aus,um eure Sammlung zu vervollständigen … oder sie zu beginnen. Cangelosi enttäuscht nie! Heute erscheinen uns einige dieser Betrachtungen einfach lächerlich,

aber glaubt mir, vor nur einigen Jahrzehnten war das noch alles sehranders. Sifu Cangelosi war und ist ein Pionier mit einem neuen,weitreichendem und ganzheitlichen Ansatz in den Kampfkünsten, demKampf, im Energetischen, im Inneren oder Äußeren, all das sind für ihnWorte einer einzigen Essenz, die man nicht nur bei der Ausbildungvereinen kann, sondern die, wie seine unglaublich zahlreichen Schüler imLaufe dieser Jahre gezeigt haben, Kampfkünstler besser undvollkommener machen. Alle, die ihn kennen, sprechen gut von ihm, weil er sie zweifellos mit

Arbeit und Ernsthaftigkeit gewonnen hat. Dies war ohne Frage ein großerAntrieb dafür, dass das Kung Fu, so verunglimpft in den 70er-Jahren, zueinem neuen Image gefunden und einen neuem Raum im Westen in unserenTagen eröffnet hat.

Alfredo Tucci

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Ein Gefühl, das denOsten mit dem Westenvereint hat Es ist ein Gefühl, das großartige

Energie erzeugt, welche die Welt miteinem Finger heben kann. Ich begann Ende 1960,

Kampfkünste zu praktizieren,anfangs Ju Jitzu. Ich lebte in einemDorf bei Genua, wo man dieKampfkünste noch nicht kannte, ichhatte von Judo und Karate nur durcheinige Touristen gehört, die ausanderen Städten kamen. Als der Meister Jon Rose in

unsere Ortschaft „Casella“ kam undden japanischen Kampf mit sichbrachte, waren eine Handvoll Jungsund ich die ersten, die sicheinschrieben. Von da an war meineLeidenschaft für die Kampfkünstegeboren, die zum Sinn meinesLebens wurde. Nachdem meineFamilie vom Dorf nach Genuagezogen war, erweiterte sich meinHorizont um die östl ichenDisziplinen.1971 lernte ich meinen ersten

Kung Fu-Meister kennen, dengroßen Sifu Fu Han Tong, einenChinesen aus dem Süden Chinas,vom Himmlischen Reich aus in derMitte der 60er emigriert, nachmehreren Reisen, die ihn von Chinanach Australien, Kalifornien,Frankreich und später Ital ienbrachten. Fu Han Tong war ein besonderer

Chinese, er sprach ein bisschenEnglisch und kannte viele

chinesische Dialekte, aber dasAußergewöhnliche war, dass er eineenorme Bildung und Befähigung inden chinesischen Kampfkünstenbesaß und ein ungewöhnlichesWissen, weil er mit verschiedenenMeistern aufgewachsen war, mitunterschiedlichen Lernstilen, sowohlvom Norden als auch vom Süden,von internen und externen Schulen. Anfangs war ich mir seiner Größe

nicht bewusst, für mich war er einMann mit mandelförmigen Augen,der Kung Fu machte, und spätereine Art von Superheld. Ich möchte diesen Artikel nicht zu

einer Ausbreitung meinerGeschichte machen, als wäre es einBuch, also werde ich erklären, wiemeine ersten Erfahrungen in derPraxis und im Studium der Kunstdes Kung Fu waren. Ich war elf Jahre alt und der

Meister Fu Han Tong arbeitete ineiner Schreinerei im historischenZentrum in Genua, und zudemhandelte er mit Porzellanstatuen, ineinem chinesischen Laden in Genuaund Turin. Ich erinnere mich daran,dass ich fast jeden Tag zu ihm kamund in seiner freien Zeit führte ermich in das Kung Fu ein. Nacheinigen Grundlagen (Begrüßungen,Positionen und kleine technischeKoordinationen) begann er, mir vonStilen zu erzählen … Es erschien mireine faszinierende Welt, wegen derextremen Unterschiede, die ichzwischen der einen und der andereMethode sah. Als ich begann, mirbewusst zu werden, was er da

Große Meister

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Kung Fu

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Große Meister

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machte, bemerkte ich, dass ich bereitsbegonnen hatte, drei verschiedene Stile infolgender Reihenfolge zu studieren: WingChun, Tang Lang und Tai Chi. Ich war immer noch sehr jung, aber

überraschenderweise war es der dritteinnere Stil, der für mich eine besondereFaszination besaß, mich fesselten seinelangsamen Bewegungen und dieKonzentrationsfähigkeit, die ich während desÜbens erreichte. Im Gegensatz zu dem, was man denkt,

und trotz meines jungen Alters, übte Tai Chieine außerordentliche Kraft auf mich aus. FuHan Tong versuchte, mir begreiflich zumachen, dass diese langsamenBewegungen notwendig waren, um dieEnergie zum Fließen zu bringen, den Körperentspannter zu halten und dadurch schnellerund agiler zu machen. Während ich dieGroße Form lernte, schätzte ich sofort ihreAnwendungen, mir war klar, dass es sich umpure Kampfkunst handelte. Gleichzeitigzeichnete sich mir der zuträgliche Aspekt fürdie Gesundheit ab und ich wurde mir dertaoistischen Philosophie und Disziplinbewusst. Aus all diesen Gründen hörte ichniemals mit der Praxis von Tai Chi auf. Während ich Wing Chun und Tang Lang

praktizierte, entdeckte ich eine Übung, diemeinen Körper belebte und ein athletisches

Training mit komplexen Dynamikenerforderte, die Faszination der Arme derGottesanbeterin, ihre Schnelligkeit, mit dersie die Arme abwechselt, und die Kraft ihrerTechniken waren unglaublich. Aber auch dieDynamik des Körpers und die Arbeit zeigtenaußergewöhnliche Eleganz. Die Trainings waren häufig sehr hart, ich

musste es schaffen, meine Gliedmaßenkräftig und resistent zu machen, wie sie beider Gottesanbeterin waren. Es schien mirsehr kurios, dass im Stil desselben Tieresdieselben Techniken verschiedeninterpretiert wurden. Der Stil hatte sich voneiner Region im Norden Chinas ausentwickelt und sich mit der Zeit inverschiedene Gebiete im Südenausgebreitet und geteilt. Zur gleichen Zeit, als ich Wing Chun

praktizierte, interessierte ich mich für seinePositionen, seine gesundheitlichen Aspekte,seine Haltung bei der Aktion, das Fließenund die Kontinuität seiner Techniken, die esfaszinierend und wirksam machten. Damalswar es nicht beliebt, erst dank demSchauspieler Bruce Lee begann Wing Chun,berühmt zu werden und das Interesse derKampfkünste für seine Praxis zu wecken. Wegen dieser Erkenntnisse und den

Gefühlen, die ich spürte, begann ich mitKung Fu, was mir enorme Horizonte

Große Meister

„sagte mein Meister zu mir, dass der Wegnicht leicht sein würde, aber mit Ausdauerund Übung würde ich das Bewusstsein für

den wahren Weg erlangen.“

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Große Meister

eröffnete, weshalb ich mich in dieseKampfkunst verliebte und beschloss, michvollkommen dem Kennenlernen ihrer Kulturund Praxis zu widmen. Mein Meister„Tong“ war es, der mir lehrte, mich nicht ineinem einzigen Stil einzuschließen, nicht ineiner einzigen Sprache zu verknöchern, umdas Universum zu nutzen. Genau wieBruce Lee in einem berühmten Film in einerSzene zu seinen Schülern sprach, sagtemein Meister zu mir, dass der Weg nichtleicht sein würde, aber mit Ausdauer undÜbung würde ich das Bewusstsein für denwahren Weg erlangen. Nun, ich war zu jung, um zu begreifen,

was mir mein Meister weitergeben wollte,aber ich hatte mich entschieden undmeine eigene Auswahl getroffen, ich

trainierte jeden Tag, mit einemDurchschnitt von 6,8 Stunden pro Tag,mein wöchentl icher Fortschritt warfantastisch, machte mich zufrieden, in derPraxis wie im Wissensbereich. Er erweiteredas Programm, indem er neue Sti leeinführte, manche nur als kleine Versuche,aber bei anderen vertiefte er sich in ihreFertigkeiten und großen Ideen, und erfügte die Stile Pa Kua - Hising i - Siu Lam -Tzui Pa Hisien hinzu. Ich praktizierte dieseStile mit ihm weiterhin jahrelang, bis derAugenblick seiner Rückkehr in seinGeburtsland kam. Ich war 17 Jahre alt und versprach mir

selbst, sobald ich volljährig war, nachChina zu reisen, um unsere Verbindungfortzuführen.

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Kung Fu

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Große Meister

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Kung Fu

Währenddessen begann ich,Kung Fu zu unterrichten undnach drei Jahren wurde meinTraum, ins Land meinesMeisters zu fahren und seineWurzeln zu finden, wahr, dameine junge Schulefunktionierte. Ich traf micherneut mit ihm im SüdenChinas. Von Angesicht zuAngesicht mit meinem MeisterFu Han Tong. Es warunglaublich, keine Zeit warvergangen und der Kontaktblieb viele Jahre lang bestehen.Ich kam und ging, lerntebeständig und nahm neueErfahrungen und seine ganzeWeisheit direkt von ihm inseinem Mutterland auf. Dank diesem beständigen

Rhythmus von Kommen undGehen hatte ich die Möglichkeit,Experten und Freunde meinesMeisters Han Fu Tongkennenzulernen, sie alle Meisterin den verschiedenen Stilen derKampfkultur, dank ihnen wuchsmein Kung Fu und verbreitertesich mit den verschiedenenFamilien und Linien, angesammeltdurch das erlangte Erbe. Ich muss sagen, dass mein

Aufenthalt, meine Ausbildungund meine Beziehung zu denMeistern sehr umgänglich underfreulich war, sie waren es nichtgewöhnt, sich mit Leuten ausdem Westen herumzuschlagen.Trotzdem war für mich dieBeziehung zu den Schülern nichtso leicht, aufgrund ihrerEifersüchteleien, wodurch eineAtmosphäre von Rivalität undWettbewerb entstand und ichmanchmal einige Risiken für meinLeben auf mich nahm, trotzdemhat sich die Mühe gelohnt. Nun begann für mich eine

neue Herausforderung, eineneue, sehr „harte“ Erfahrung,die des Kampfes. Es war nötig,Wertschätzung und Respekt zu

gewinnen. Mein Meister Fu HanTong schämte sich manchmalvor seinen Freunden, wenn sieihn fragten, warum sein Schüleraus dem Westen denn bessersei als ihre chinesischenSchüler? Was ich zu erklärenversuche ist, dass es bei jederHingebung Personen gibt, diedich begleiten und unterstützen,es gibt eine Unmenge Leute inder Anonymität, die dasUniversum mit nur einem Fingeranziehen kann, der Finger vonallen, die da sind und sich nichtsehen, das ist das Erbe. Es war kein einfacher Weg,

und wird es nicht sein, abernach alldem hat es sich gelohnt,beharrlich zu bleiben und sichzu engagieren, wir könnenMeere und Berge durchkreuzen,das Bewusstsein ist unbegrenzt. Wie ein großer Meister des

japanischen Schwerts sagte,„Der Mann, der Bewusstseinerlangt, kennt alle Wege“

Myamoto Musashi

Ich hoffe, die Zeit zu finden,um in anderen Artikeln damitfortzufahren, meine Erfahrungenweiterzugeben, die ich in denletzten 45 Jahren auf meinemWeg gesammelt habe, sie zuteilen und meine Praxis und dieUnterschiede zwischen denverschiedenen Stilen erklären zukönnen. Ich wünsche mir, die

Ignoranz der Personenbeseit igen zu können, dieKampfkünste praktizieren undimmer noch negative,verächtl iche Botschaftenvermitteln und Personen, dieandere Methoden praktizierenoder zu anderen Schulengehören, ver leumden. Wirdürfen nicht vergessen, was wirhier tun, Kampfkünste, al lelehren und al le verdienenRespekt und Dankbarkeit.

Sifu Paolo Cangelosiwww.sifupaolocangelosi.comEmail: [email protected]: Salita delle Fieschine 17r Genua – ItalienTel. +39 010 8391575

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Große Meister

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Alle DVDs, die von Budo International produziertwerden, sind mit einem speziellen Hologramm-Aufkleber versehen und werden allein in denFormaten DVD-5 oder MPEG-2, jedoch niemals inVCD, DivX o. ä. angeboten. Zudem zeichnen sichunsere DVD Hüllen durch die hohe Qualität in Druckund Material aus. Falls diese DVD und/oder die DVDHülle nicht den oben genannten Ansprüchenentspricht, handelt es sich um ein il legaleRaubkopie.

REF.: • TAOWS-2REF.: • TAOWS-2

Wing Tsun ist ein exzellenter chinesischer Boxstil, der esmöglich macht, ein ganzes Leben der Praxis und dem

integralen Wachstum des Praktizierenden zu widmen.Ideen, Technik, Philosophie etc...alles ist Teil einer

uralten KUNST und sollte als GESAMTHEITgelernt und begriffen werden. Sifu Salvador

Sánchez konzentriert sich in seiner zweitenDVD auf die Holzpuppe und wie diese diegesamte Praxis des Wing Tsunbeeinflusst. Da man im gegenwärtigenSystem diese Form erst in den letztenStufen des Stils erlernt, haben vielePraktizierende, die davor aufhören,nicht die Möglichkeit, ihre Ideen,Taktiken und Strategienkennenzulernen und können sie sonicht in ihre Praxis eingliedern. Fürdie TAOWS Academy ist es sehrwichtig, dass der Praktizierendeversteht, was man bei all ihrenAnsätzen macht und deshalb werden

wir in dieser DVD dasselbe Schemaverfolgen, was wir auch in jedem

Unterricht, Seminar oder Trainingverwenden. Unser Schema folgt 6

Schritten: der erste ist die Idee, zuentwickeln, was wir erreichen wollen. Der

zweite Teil sind die Formen (Siu-Nim-Tao, Chum-Kiu, Biu-Jee, Holzpuppe, …), abhängig von den

unterschiedlichen Stufen. Der dritte Schritt sind dieAusweichbewegungen, die Mobilität. Die vierte Säule ist das

Chi Sao - Chi Gerk, das Fundament, die Seele unseres Systems. Dasfünfte Element ist die nicht-Verbindung oder der nicht-Kontakt, zu wissen,wie man sicher mit dem Gegner Kontakt aufnehmen kann. Schließlichbilden Sparring, der Kampf oder Lat-Sao den sechsten Abschnitt. BruceLee sagte, dass man das Kämpfen lernt, indem man kämpft, und das istdas zutreffendste, was ein Kampfkünstler je gesagt hat. Wie schaffen wires, dass Wing Chun eine wirksame und respektierte Kampfkunst wird?Indem wir Sparring-Übungen trainieren, die uns progressiv zum Kampfannähern, bis jeder einzelne von uns den maximalen Nutzen als Kämpfererzielen kann, den dieses wunderschöne System bieten kann.

Budo international. netORDERS:

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Event

Text: Olaf SchönauFotos: Archiv AsiaSport

Vollkontakt-Kämpfe unterAufsicht der WKU inDiedersdorf bei Berlin

Zum zweiten Mal trafen im Oktoberfestzelt amSchloss Diedersdorf in der Nähe Berlins Kämpferim K-1Vollkontakt aufeinander.

Gastgeber Gerald Meinel hatte aufgefahren, wasRang und Namen hat. Viele Lokalmatadore tratenim Ring gegeneinander an. Karaman, Saleh undCo. trafen auf harte und ebenbürtige Gegner. FürBerlin traten unter anderem Kämpfer aus dem BoxGym Coepenick, der Sportsarena und derFleischfabrik an.

Ferdinand Mack, KlausNonnemacher, Ramona Kühne

Die Kickboxlegende Ferdinand Mack kam zumBeispiel mit seiner Kämpferin HYPERLINK

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"https://www.facebook.com/schahrsad.shahmirzadi" Schahrsad Shahmirzadizum Event.

Promis aus dem Kampfsportbereichund aus dem Show-Business warenebenfalls zahlreich vertreten. DieModeration der Hauptkämpfeübernahm Mola Adebisi. Für dieÜbergabe der Pokale traten RamonaKühne, Cengiz Koc und KlausNonnemacher als motivierendeKampfsport-Promis in den Ring.

Promis am RingAus den Händen der Show-Stars

konnten einige Kämpfer ebenfalls ihreEhrungen entgegen nehmen: Si rHenry de Winter, DJ Tomekk, JulianF.M. Stöckel und Raphaela Salentinehrten die Fighter mit Pokalen undMedaillen.

Für diesen besonderen Event ließ essich auch nicht Ringgirl Sabrinanehmen und war nach als charmanteAnkündigung der Runden zu sehen.

Der Promi Fotograf Ralf Succo sorgtedafür, dass der Event im rechten Lichtrichtig in Szene gesetzt wurde.

Die Bierzeltatmosphäre gab derVeranstaltung wieder den besonderenTouch.

Somit war es wieder ein gelungenerMix aus tollen Fights, Promis undGlamour und Gemütlichkeit.

Wir freuen uns, wenn es im nächstenJahr Majesty Of Prussia IV heißt.

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Fu-Shih Kenpo, auf der Suche nachdem URSPRÜNGLICHEN SINN DESKAMPFES IN EINIGEN STILEN DES KENPO

Muneomi Sawayama (1906-1977)

Weil er einen schwachen Körperbau hatte,beschloss er als Kind, als er 1919 in die

weiterführende Schule kam, seineGesundheit zu verbessern und sichkörperlich zu stärken, indem er anfingzu trainieren. Er kaufte einige Bücherüber Bodybuilding und begann,alleine zu trainieren.

Man sollte anmerken, dass zudieser Zeit Bodybuilding in Japan nurwenig Beachtung geschenkt wurde.

Gleichzeitig begann er mit Judo.Durch seine Anstrengungen

schaffte er bemerkenswerteFortschritte. 1925 ging er an die Kansai-

Universität, wo er weiterhin Judo trainierteund den 5. Dan erhielt.

Begeistert von einer anderen Aktivität, demStraßenkampf, ging er öfter in die unteren Viertel mitschlechten Ruf, Osaka. Er war auf der Suche nachGelegenheiten zum Kämpfen und wenn er keinefand, dann schuf er welche. Man sagt, dass er zuseinem Freund einst meinte, er könne „nichtschlafen”, wenn er nicht zuvor „drei Idioten dieFresse eingeschlagen hat”. Dass ihm,wenigstens in seiner Jugend, die Raufereigefallen hat, ist ein gemeinsamer Punkt beiTaust Yamada (Begründer des NikonKendo Karate-Do), Choki Motobu undMuneomi Sawayama.

Während er seine Judo-Studienfortsetzte und weiterhin anStraßenkämpfen teilnahm, fragte ersich: Warum gebraucht man im Judonicht Faust- und Fußschläge? Es

sind doch die wirksamsten undunerlässlichsten Techniken fürden Staßenkampf… SeinerErfahrung wegen begann er, denSinn seiner Kampfkunst zuhinterfragen.

Als Antwort auf seine Fragegab ihm sein Judo-Meister einThema zur Untersuchung, nämlichdie Schlagtechniken des

klassischen Ju-Jutsu zu studieren,da diese während der Entstehungdes Judo vernachläsigt wurden.

So begann Muneomi Sawayama,die Atemi-Techniken des Ju-Jutsuzu lernen. Aber die Mehrheit derSchlagtechniken des Ju-Jutsu

waren unter der Voraussetzung konzipiert, dass manimmer seinen Säbel bei sich trug, und auch wenn esstimmt, dass man sie mit leeren Händen ausführt, so

Text: Sergio Hernandez Beltrán

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Kenpo

sind die Ju-Jutsu-Techniken doch anden Gebrauch des Säbels angepasst.

Zum Beispiel war eine der Technikender Samurai ein Schlag mit demGriffende des Säbels (Tsuka), den sieauf der linken Seite der Hüfte trugen.Diesen Schlag führte man aus, indemman das Ende des Futterals (saya)nahm und der Daumen den Schutz hält,während man den Säbel nach vorne hinherauszog und dem Gegner in denMagen oder Solarplexus stieß. Imklassischen Ju-Jutsu übte man dieseTechnik in Form eines Schlages aus,der mit der linken Faust ausgeführtwurde. Somit sind die Schlagtechnikendes Ju-Jutsu sekundär undeingeschränkt. Das war wenigstensMuneomi SawayamasSchlussfolgerung. Dann hörte er voneinem Karate-Meister, der sich in Osaka

niedergelassen hatte, Kenawa Mabuni,Gründer des Shito-Ryu-Stils und erbegann, unter seiner Anleitung Karatezu lernen.

Offensichtl ich hat MuneomiSawayana, unbemerkt von seinemMeister, sich weiterhin auf der Straßegeprügelt. In diesen berüchtigtenVierteln begegnete er Tatsuo Yamada,der sich dort wahrscheinlich aus dengleichen Gründen aufhielt. Er erzählteihm, dass er Schüler von Choki Motobuwar, von dem er wegen seines Kampfesgegen einen Boxer bereits gehört hatte.Später fragte er Kenwa Mabuni nachChoki Motobus Karate und derantwortete ihm:

„Es ist wahr, dass Motobu stark ist,aber das ist nicht das wahre Karate,denn er hat seine Stärke erlangt, indemer an Straßenkämpfen teilgenommen

hat. Ein echter Karateka sollte Moral inseine Stärke einbauen. Und das lerntman durch die Kata. Motobus Karatehat sich vom richtigen Weg entfernt.”

Aber der Satz „Er hat seine Stärkeerlangt, indem er an Straßenkämpfenteilgenommen hat.” erweckte seineAufmerksamkeit. Über Tatsuo Yamadalernte er den Meister Motobu kennenund seine Stärke im Kampf und seinetechnischen Ideen prägten ihn stark.Ebenfalls in dieser Zeit lernte er denMeister Yashuhiro Konishi (Begründerdes Stils Shindo Jinen Ryu) kennen, dermit Mabuni und Motobu trainierte. Ander Kansai-Universität gründeteMuneomi Sawayama einen Karate-Club. Anstatt weiterhin treu die Lehrendes Kenwa Mabuni zu unterrichten,stellte er Forschungen an, um einwirklichkeitsnäheres Karate zu

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entwickeln. Die Lehren von KenwaMabuni basierten, wie auch die vonGichin Funakoshi, auf der Ausübung derKata. Im Unterschied zu Funakoshifolgte Kenwa Mabuni denKampfpraktiken nicht treu, sondernstellte sogar Untersuchungen an, umKampfübungen zu entwickeln.

Um sich in Sicherheit im Kampf zuschulen, übte er mit unterschiedlichen,improvisierten Arten des Schutzes. Wasdie Untersuchungen im Kampf angeht,war der Übergang von MuneomiSawayama schneller und radikaler alsder seines Meisters. An der Universitätentwickelte er eine Trainingsmethode. Erführte konventionelle und freieKampfübungen ein. Indem er sich auf die

freien Kampfübungen stützte,entwickelte er neue Übungen.

Zur gleichen Zeit untersuchten dieSchüler von Gichin Funakoshi, wieHironori Otsuka T. Shimoda und YashiroKonishi in Tokio konventionelle, denKata folgende Übungsmodelle.

Man muss sagen, dass MuneomiSawayama ihnen einige Vorteileeinbrachte. Es war die Zeit, in der

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Tokios Karateka, Gichin FunakoshisSchüler, bereits den freien Kampf mitdem Sundome-System (den Schlag vorder Berührung stoppen) begannen, denAndere erst Jahre später annahmen.Man könnte sagen, dass es derSchlagantrieb des aktuellvorherrschenden Systems ist. Nachdemer dieses Kampfsystem erlernt hat,verwarf er es auch schnell wieder, dadas Kontrollsystem, wie man einenSchlag abwehrte, für ihn nicht genugwar.

Kenwa Mabuni war mit dem Weg,dem Sawayama folgte, nichteinverstanden. 1932 trennte er sich vonseinem Meister, um seine eigene Schulezu gründen, die er „Dai Nihon Kenpo”nannte, dem Ursprung des aktuellenNihon Kenpo. Im gleichen Jahr trat er indas Heer als Freiwilliger ein. Weiterhinentwickelte und systematisierte er seineMethode. Wir f inden das gleicheSchema wieder, wenn die Schüler mitden Kampfpraktiken begannen, schlossGichin Funakoshi mit ihnen ab.

Dann begann auch das Problem desKarate, der Wettkampfkunst, abgeleitetvon der Konzipierung des Kampfes. AmAnfang praktizierte MuneomiSawayama Kämpfe ohne Schoner, mitdem System des Sundome, aber inernsthaften Fällen waren Unfälleunvermeidbar. Und wenn es einenUnfall gab, dann war der meist schwer.Außerdem war es so, dass in dieserForm des Kampfes dieVerteidigungstechniken schlechtausgeführt wurden, weil man darangewohnt war, dass die Schläge nichtankamen.

Somit erschien es ihm von Nöten,Schoner zu entwickeln. Er nutzte dasKendo-Modell für den Schutz währenddes Kampfes. Miniomi Sawayama

zufolge ist die Methode des Karate, wieauch die des Säbels, im Rückstand,verglichen mit dem Umgang mit demSäbel im Mittelalter – als man Karatehauptsächlich mittels der Kata ausübte– und parallel dazu trainierte man miteinem echten oder hölzernen Säbel, dieSchläge zu kontroll ieren. Mit denschützenden Rüstungen machte dieTechnik des japanischen Säbels ab dem18. Jahrhundert enorme Fortschritte,indem die Erfahrungen aus dem freienKampf verarbeitet werden konnten.

Auf der Hauptinsel war kein einzigerKarate-Meister, mit der Ausnahme vonChoki Motobu, dazu fähig, dasKämpfen zu unterrichten.

Das Karate, das Muneomi Sawayamaentdeckte, verfügte über keineErfahrungen, Methoden oder einKampfsystem, somit kann man dieMethode des Karate als rückständigbetrachten.

Ab 1934 begann er, Kampfübungenmit Schonern durchzuführen. In denKämpfen seiner Schule wurden Schlag-,Projektions- und Schlüsseltechnikenausgeführt. Wenn man an seine Judo-Ausbildung denkt, ist dieseHerangehensweise normal. 1936machte Miniomi Sawayama eineöffentl iche Vorführung. 1937organisierte er das ersteUniversitätstreffen zwischen denUniversitäten von Kansai und Kansai-gakuin. Es war ein großer Erfolg, derviel öffentliche Zustimmung erhielt undsomit gut begann.

Der chinesisch-japanische Kriegbrach aus. Die militärische Atmosphärewurde Tag für Tag angespannter.Währenddessen entwickelte MuneomiSawayama seine Trainingsmethode unddas Anwendungssystem seiner Disziplinweiter, bis 1940, als er als Infanterie-

Offizier einberufen und nachChina gesandt wurde.

Während seinesAufenthaltes in Chinainteressierte er sich für diechinesischen Kampfkünsteund lernte dort Kenichi Sawai kennen,der Yi Quant unter Wang Yianzhaigelernt hatte.

Heutzutage gibt es zwei Tendenzendes Nikon Kenpo, die östliche und diewestliche. Die Technik der Gruppe ausdem Westen spiegelt eher die vonMuneomi Sawayama wieder, mitweichen Bewegungen und Kreisen, diees im Osten nicht gibt.

Offenbar hat er diese Elemente beider Gelegenheit des Treffens mit K.Sawai gelernt und ließ sie in seineLehren einfließen. 1946 kehrte er nachJapan zurück und baute seine Schulewieder auf. Japan war im Elendversunken. Die größte Sorge des Volkeswar es, „tagtäglich zu essen”…Unterdiesen Umständen interessierten sichnur wenige Leute für die Kunst desKampfes. Wenn er eine Vorführungorganisierte, kritisierte man ihn, es seiein Kampf zwischen Bettlern. MuneomiSawayama lebte in jämmerlichenmateriellen Umständen bis ins Jahr1953, als er eine Vorführung des NikonKendo in Tokios Zentrum mit seinen 70Schülern organisierte, die großesAufsehen in der Welt der Kampfküsteerregte. Viele Universitäten beteiligtensich anschließend. 54 wurde NikonKendo zur offizielle Disziplin an derKansai-Universität, wo MuneomiSawayama, der dort studiert hatte, nunzum Lehrer ernannt wurde.

Heutzutage bildet Nikon Kenpo einewichtige Strömung in Japan, mit Dojosin Schulen und in öffentlichen undprivaten Universitäten.

Kenpo

Es gibt drei nennenswerte Unterschiede zwischen dem „Nihon Kenpo Karatedo”, begründet durch Tatsuo Yamadaund dem „Nihon Kenpo”, begründet durch Muneomi Sawayama.

Beim Nihon Kenpo Karatedo werden die Kämpfe mit Boxhandschuhen ausgeführt, während beim Nihon KenpoSchutzausrüstung gebraucht wird und man Schlag-, Schutz- und Festhaltetechniken verwendet.

Trotz der Unterschiede sind die beiden Disziplinen inhaltlich einander sehr ähnlich, die fundamentaleGemeinsamkeit liegt aber in der Grundidee: der Entwicklung des Kampfes.

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maro Bento beginnt seine Praxis vonKampfkünsten sehr früh. Mit nur 12 Jahrenbeschreitet er einen Weg, der ihn von KarateShotokan zu Pencak Silat führt, eine Kunst, inder er den 3. Dan besitzt, nicht ohne zuvor

seine Erfahrungen als Praktizierender von Judo, traditionellemJiu-Jitsu, Kung Fu, Kick-Boxen, Olympisches Boxen,verschiedenen Formen von Krav Maga und unterschiedlichenWaffensystemen zu sammeln und zu verfeinern. Auch als Wettkämpfer hat Amaro Bento die Emotionen im

Ring bereits hunderte Mal erlebt, mit Kick-Boxen und Thai-Boxen, er wird zudem fünfmal schweizerischer Meister imPencak Silat. Seine Schüler haben 112 nationaleschweizerische Titel erobert, neben anderen im Sanda,Pencak Silat, Lei Tai und Olympischen Boxen. Als Trainer,mag es noch so paradox wirken, hat Amaro Bento inunterschiedlichen Ländern Krav Maga unterrichtet,hervorzuheben wären hier Portugal, Jamaika und Israel. Aus

alldem ergibt sich sein großer Einfluss auf seine Weise, dieKampfkünste zu verstehen, durch seine berufliche Erfahrungaußerhalb des „Rings“ und der „Tatami“. Tatsächlich beginnt Amaro Bento früh, berufl iche

Erfahrung im Sektor des privaten Sicherheitsdienstes zusammeln. Mit 18 Jahren fängt er mit Time-Sharing-Verträgen an, Verträge im Feld der Sicherheit und despersönlichen Schutzes mit hohem Risiko in Ländern wieBelgien, der Schweiz, Deutschland, Spanien, Russland,Kenia, Südafrika, Mexiko, den USA, Paraguay, Kolumbienund einige Länder des Mittleren Ostens. Genauso hat erverschiedene Sicherheits-und Ausbildungsleistungen füreine israelische Firma durchgeführt. Gegenwärtig hat Amaro Bento eine Firma für Ausbildung

und private Sicherheit inne, die in Zürich registriert ist, dieASISGROUP (Ambo Security Instruction & Services). Diese Erfahrung in echten Szenarien ermöglicht es ihm

sehr bald, zu begreifen, dass viele Lehren aus diversen

Amaro Bento wurde 1970 in Angola geboren, zog 1975 nach Portugal undemigrierte 1985 in die Schweiz, wo er bis 2009 arbeitete, das Jahr, an dem er nachPortugal zurückkehrte. Dieses Weltbürgertum würde seine Vision der Kampfkünstefür immer kennzeichnen, es formt den Charakter und die Weise, unterschiedlicheKunstformen von Verteidigung, Angriff, dem Schutz Dritter und der Lehre vonErwachsenen und Kindern zu begreifen und mit ihnen zu interagieren.

A

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Self Defense

Kampfkünsten mit namhaften Meistern sich nicht an dasechte Leben außerhalb des „Dojos“ oder des Ringsanpassen. Er sah sich oft bei der Durchführung seinerSicherheitsmissionen Angreifern gegenüber, die, obwohl siekeine Erfahrung in Kampfkünsten besaßen,Gewaltbereitschaft und Entschlossenheit im Kampf zeigten.Sie hebelten so das Muster aus, anhand dessen AmaroBento die in der „traditionellen“ Trainingssituation erlerntenTechniken durchführte.

Amaro Bento verstand so die Notwendigkeit, vieles dessen,was er gelernt hatte, zu modifizieren, um erfolgreich seineAufträge im privaten Sicherheitssektor durchführen zu können. Er beginnt nun, das zu entwickeln, was später sein

System von Verteidigung, Kampf und Schutz sein würde,das ACDS – Ambo, Combat & Defense System. Ein System,was dem Training im Wettkampf, im Sport, zum SchutzDritter und zur Selbstverteidigung gewidmet ist, angepasstan die Realität des 21. Jahrhunderts, ohne natürlich all das

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zu vernachlässigen, wodurch es in derBeherrschung der traditionellen östlichen undwestlichen Kampfkünste beeinflusst wurde. Als diese Künste entwickelt wurden, war

es tatsächlich üblich, dass die Leute miteinem Schwert oder einem Säbel auf denStraßen verkehrten. Heutzutage tragen dieLeute auf der Straße generell nicht mehr alsein kleines Taschenmesser oder ein anderesgewöhnliches Alltagsobjekt für Verteidigungund Angriff bei sich. Damals war es jagängige Praxis, sich mit „Bo“, mit„Nunchaku“ zu verteidigen oder anzugreifen.Heute gibt es inf izierte Spritzen,Pfefferspray, Revolver oderElektroschockpistolen. Damals war die Lehreund Praxis der Kampfkünste auf eineMinderheit beschränkt und das Wort„Meister“ wurde als „über jeden Zweifel

erhaben“ verstanden, heute ist der Zugangfür jeden Bewohner zur „gefährlichen“ Weltder Kampfkünste generalisiert, die von ihrerEntstehungsgeschichte losgelöst sind undden Status des „Großen Meisters“ außerhalbdes „Dojos“ nicht respektieren, welcher sichjederzeit mit „Herausforderungen“ und„Prüfungen“ der Wirksamkeit seinerLehrmethoden konfrontiert sehen kann. Das heißt, die Welt hat sich verändert und

die Kampfkünste entwickeln sich oderwerden einfach in ihrem höchsten Ziel, dieVerteidigung und den Schutz sicherzustellen,unwirksam, sie verlieren etwas von dem „dasGute kämpft gegen das Böse“.Zwei der Disziplinen, die im System von

Amaro Bento herausragen, sind das AmboCombat & Defense System - ACDS und dasChamäleon.

Self Defense

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Self Defense

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Um sein System ACDS zurVerteidigung, Schutz, Lehre undWettkampf zu strukturieren,beginnt Amaro Bento bei derFrage: Wie kombiniert man die

verschiedenen, sehrindividuellen Forderungen einerKampfkunst in einem System? Während für viele Leute das

Ziel beim Kampfkunsttrainingdarin liegt, hauptsächlich ihrallgemeines körperl ichesGeschick zu erhöhen und ihrSelbstvertrauen zu stärken,möchten andere lernen, sichjederzeit wirksam gegen einenüberraschenden Angriffverteidigen zu können … Parallel dazu sind immer

weniger Leute bereit, unzähligeJahre in das Studium einerhochkomplexen Kunst zuinvestieren, die leider in vielenpotenziell bedrohlichen undgewaltsamen Situationen nichtanwendbar ist. Es gibt Leute, die sportlich im

Ring wettstreiten möchten, fürdiese Personen sollte derTrainingsprozess höhereAnforderungen beinhalten. Eswird andere geben, die in denKampfkünsten die Wirksamkeitdes Nahkampfs suchen, dierealistische Selbstverteidigungund den Schutz Dritter. Wir fügen hinzu, dass für die

Sicherheitskräfte, die Polizei,das Heer und den privatenSicherheitsdienst das Trainingnoch realitätsbezogener seinsollte. Es ist zudem dringend nötig,

den fundamentalen Unterschiedzu vereinen, der in derAusbildung für Erwachsene undder Ausbildung für Minderjährigebesteht. Insgesamt könnten die

Erwartungen und Schwierigkeitennicht unterschiedlicher sein. Umallen Anforderungen gerecht zuwerden, wurde das ACDSerschaffen.

Was ist das ACDS?Ohne Zweifel ist das ACDS

eines der vollständigstenSysteme, das gleichzeitig dieBedürfnisse mehrerer Gruppenbefriedigt, die Ziele vonAngriffen sind. Die Idee war gezielt, das Rad

nicht neu zu erfinden. Das ACDS

ist eine Mischung ausverschiedenen Kampfkünstenund hat sich aus der praktischenErfahrung ihres Gründersentwickelt. Es werden Verteidigungs- und

S c h l e u d e r t e c h n i k e n ,Faustschläge und Tritte sowieTechniken zur Fixierung trainiert. Das Training für Erwachsene

ab dem blauen Gürtel beinhaltetunter anderem auchEntwaffnungstechniken und denUmgang mit verschiedenenWaffen zur Verteidigung(Pfefferspray, Stock, Kubotan),defensives Fahren, Anti-Carjacking, Training inschlechten Lichtverhältnissen,taktischer Schuss, Erste-Hilfe-Leistungen, Gesetzgebung unddie Methodologie in der Lehrevon Jüngeren. Ein weiteres Merkmal ist, dass

alle Techniken für denWettkampf durch einNummernsystem und nichtmittels der traditionellenBenennung geordnet sind. ZumBeispiel ist beim ACDS die demJab oder Cross entsprechendeTechnik die 6, für den frontalenTritt ist es die Zahl 40. DiesesSystem ermöglicht eine sehr vielschnellere Interaktion zwischenTrainer und Athleten währenddem Kampf. Zusätzlich zum Training

beinhaltet die fortgeschritteneAusbildung den Umgang mitWaffen sowie Fixierungen unddas Anlegen von Fußfesseln. Daneben gibt es noch

Spezialtrainings für alle, diebeabsichtigen, im Ring zukämpfen. Das ACDS ist ein modernes

System und wird es bleiben,weshalb neue Erkenntnisse aussportlicher und medizinischerSicht beständig in diesesSystem inkludiert werden. Die Organisation der von Amaro

Bento gegründeten Schulen fürdas Ambo Training Martial ArtsInternational zählt gegenwärtig aufSchulen in der Schweiz, inPortugal und in Italien, in Kürzewird es sie in Frankreich undweiteren Ländern geben. Kommt, um mit uns zu

trainieren und in Ausbildung zugehen. Wir zählen auf ein

Expertenteam! www.ambogalaxy.com

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Ich verstehe, dass dieseAngelegenheit kontrovers ist,manche wird sie verwirren, anderewütend machen, aber das solltenicht verhindern, dass ich davonspreche. Ich weiß, dass ein Großteil

meiner Karriere und vor allemin der Serie mit Budo

International sich um diePunkte im Kyusho drehte,aber der Ausdruck istnicht korrekt und derneue Weg wird euchdabei helfen, das echteKyusho noch besser zubegreifen.

Es gibt keine Nervendruckpunkte …

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„Dejenigen von euchKampfkünstlern, diees nicht gemachtoder nicht an die

Nervendruckpunktegeglaubt haben, ihr

hattet Recht(teilweise).“

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ir müssen „Kyusho“ aus der richtigenPerspektive und mit gesundemMenschenverstand betrachten … aber alserstes werde ich eine kleineVerantwortungsentlastung vornehmen: Ichbin süchtig nach Kyusho, ich lebe Kyushojeden Tag acht bis zehn Stunden lang …

und habe jahrzehntelang professionell und Vollzeit darangearbeitet. Ich hatte mit al len Namen zu tun, die man in allen

Organisationen so hört und mit vielen mehr, die nicht genannt

werden. Ich habe 7 Bücher geschrieben, mehr als 30 Videosproduziert und bin mehr als 2,5 Millionen Meilen in der ganzenWelt herumgereist, um Leute dabei zu unterstützen, diese(realistische) Information zu verbreiten. Gegenwärtig haben wirmehr als 689 afiliados (nicht alle derzeitgen zu diesemAugenblick), in mehr als 35 Ländern mit mehr als 10.000Mitgliedern. Ich war an vielen medizinischen Studien beteiligt,Forschungen zu den Gehirnwellen und mehrere anderewissenschaftliche Methoden, um zu beschreiben, was Kyusho

leisten kann und was nicht. Ich bin in Tui Na (eine chinesischeVariante von Shiatsu) und der Praxis von Chi Gung undTherapie zertifiziert … Ich habe beruflich in diesem Bereich gearbeitet und mache

das weiterhin, also von 1995 an (deshalb kenne ich auch dieTCM). Ich habe die Nervendruckpunkte jahrzehntelang inmehreren Paradigmen, von elementar und dem dreifachenErwärmer aus bis zu dermatomalund physiologisch (alleausprobiert und weiterhin in die Ferne geblickt). Letztlich warich immer dort … habe immer das akzeptierte Dogmahinterfragt und herausgefordert.

Das gesagt, glaube ich nun nicht mehr, dass Kyusho dieNervendruckpunkte sind, und um noch weiter zu gehen, ichglaube nicht mehr, dass es Nervendruckpunkte überhauptgibt. Hey, ich bin so überrascht wie ihr … aber ich bin von Beginn

an nun zu diesem Schluss gekommen und kann dieErkenntnisse nicht mehr leugnen. Als erstes werden wir in dieZeit zurückgehen, in der die Wissenschaft in Generationenweitergeben wurde (wenn auch diskret).

W

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Keine der alten Graphiken, Zeichnungen, Manuskripte,Texte, Weisungen (weder eines Praktizierendenfortgeschrittenen Alters noch der jüngeren Generation) hateinen Nervendruckpunkte dargestellt oder gezeigt, sie nennenihn Druckpunkt. Es gibt vitale Bereiche, zeigten sie auf, woman die tiefsten anatomischen Strukturen erreichen konnte,die man, wenn man möchte, verletzen oder benutzen kann,um das Leben zu beenden, wenn sie mit einer Waffe oderbesonderen Hand-oder Fußwaffen angegriffen werden.Manche beispielhafte Namen dieser Zielbereiche sind: Schule Seigo-Ryu, was mit „die linke Hand über der

Schulter“ übersetzt wird, „über den Knochen“ (was bedeutet,dass du über diesem Knochen besonders angreifst) und sogarein Ziel namens „Ugh“ … ja, das ist eine echte Übersetzungfür den Bereich um die Kehle.Die Schule Takenouchi Ryu, übersetzt mit „Pforte nach

unten“, „Linke Rippe“ und „Dunkle Nacht“ (im Auge). Es gibt manche Traditionen im

Judo, wie die „Drei Zungen“, beidenen die Wirbelsäule als dreiProzesse beschrieben wird,die sich von jedem Wirbel ausin Form einer Zungeausweiten. „Dokko“(auch Hohan Sokengenannt, was mit„kleine Lücke“hinter dem Ohrübersetzt wird)u n d

„baumelnde Glocke“ wegen den Hoden (es ist kein Punkt inden Hoden). Die Liste geht weiter mit Bereichen und Beschreibungen,

aber nicht mit speziellen oder kleinen Punkten, wie man heuteglaubt. Manche hatten mehr Ziele, andere weniger … aber esist nicht das gleiche wie die Akupunkturpunkte und nicht allewaren an denselben Stellen! Die Akupunkturpunkte werdendurch die Exaktheit der Schule abgegrenzt, durch diePräzision der Punkte bezüglich Anzahl, Verortung,gleichseitigen linken und rechten Zielen, Namensgebung undanderen sehr standardisierten Aspekten.Eine weitere nützliche Idee, um den Prozess zu begreifen,

ist die Fähigkeit, auf einen größeren Bereich als eineneinzelnen Punkt zu schlagen und dabei weiterhin die gleichen

Ergebnisse zu erhalten. Nehmen wir zum Beispieldie als P-6 und P-7 festgelegten Punkte, die zwei(vermeintlich) kleine Punkte sind, von der „Größeeiner Münze“, einer Dollarmünze (Äquivalent zurGröße einer Euromünze oder einem

Zentimeter). Trotzdem gibt es beiVerwendung dieses Bereichs 10

Zentimeter, die betroffen seinkönnen, viermal mehr als

die Zone, die wirv e r w e n d e nkönnen … esgibt keine

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punktgenauen Benennungen wie P6.1,P-6.2, P-6.3, bevor man zu P-7 kommt.Es ist ein Bereich, den wir (mit derdarunterl iegenden anatomischenStruktur – in diesem Fall einNervenabschnitt) angreifen, und keinbegrenzter Punkt. Wenn wir also immernoch den gleichen Effekt erzeugenkönnen und den exakten Punkt um zweioder drei Zentimeter verpassen, zeigtsich so, dass die Beschreibung desPunktes gültig ist. Im Folgenden können wir es genauer

betrachten … wenn ein Punkt über demGefäßgewebe liegt, wie tief kann mandie Akupunkturnadel hineinstecken,ohne das Gewebe zu verletzen?Trotzdem ist die Mission von Kyusho,das Gewebe zu zerstören, der Punkt ist… nur etwas darunter … aber erneutgeht es nicht nur um diesen einenPunkt. Jetzt liegen natürlich einige derZiele im Kyusho unterhalb des Punktes,der durch die Akupunkturpunktebenannt wurde, denn auch wenn dieTraditionelle Chinesische Medizin sichdarauf stützt, dass es bis zu 2000Akupunkturpunkte im menschlichenKörper gibt … die natürlich oberhalb derKyusho-Ziele liegen, heißt das nicht,dass die Akupunkturpunkte zugleichgültige Ziele sind. Viele behaupten auch, dass die

Punkte durch eine nicht berührbareBezeichnung namens Meridianverbunden sind, man greift also eineimaginäre, nicht physische Linie an,weshalb es auf etwas wirken würde,was kein richtiger Punkt ist. Und umeinen Schritt weiter zu gehen: Wenn wireine Nicht-physische Sache angreifen,kann es kein physischer Punkt sein.

Der Mythos des PlexusbrachialisSchauen wir uns ein weiteres Beispiel

an. Jahrzehntelang müssen dieKampfkünste und Organismen, die dafürverantwortl ich sind, das Gesetzdurchzusetzen, den Begriff „Plexusbrachialis“ verwenden, um einen Angriffauf der Seite des Halses zu beschreibenoder zu bewerten. Man verwendet ihn,um einen Gegner oder Angreifer zuverwirren, um leichter mehr Kontrolle zubesitzen oder die Verstärkung dergegnerischen Kraft zu verhindern. VieleKyusho-Praktizierende verwenden dasEtikett LI-18 (Dickdarm 18). Als erstes schaut euch bitte 3

Bereiche in der Grafik an, einer ist derNervendruckpunkt namens L1-18 (imgelben Kreis).. bei der Anwendung imKampf sehr schwer präzise zulokalisieren. Trotzdem, wie wir bei dergroßen Verästelung des Nervusauricularis magnus (großer Ohrennerv,der rote Kreis) sehen … ist dieserbedeutend größer und die ganze Einheitwird genauso wie der sogenannte LI-18betroffen sein. Also warum arbeitet manmit nur einem Bereich in der Größe einerkleinen Münze, wenn der Bereich in

Wirklichkeit sehr viel größer und keinPunkt ist, sondern ein Abschnitt vomHals. Und wenn alles jenseits dessenebenso betroffen ist? … Wir müssen dieAnatomie besser verstehen, um daswahre Kyusho zu begreifen. Hier ist es, wo man die

Vollzugsbehörden dazu anleitet, dies zuverwenden. Trotzdem ist es nicht derPlexus brachialis, wie er von vielenbeschrieben wird. Zu diesemAngriffsbereich und dem Ausdruck„brachiale Betäubung“ sollten hingegenviele Faktoren erläutert und vielefehlerhafte Ideen sowieVorsichtsmaßnahmen, die jeder zudieser Angriffsmethode einhalten sollte,geklärt werden. Wir würden gerne eine sicherere

Methode, wie eben das richtigeanatomische Verständnis dazu anbieten.Als erstes und vor allem ist der Plexus

brachialis eine sehr tiefe Zone im Körperund mit der bloßen Hand praktischunerreichbar … wenn man auf den Halsschlägt, liegt auch zu viel Muskel überihm… man kann von der Lücke hinterdem Schlüsselbein dorthin gelangen,aber nicht ohne eine höchstleistungsstarke Handwaffe oder eineechte Waffe. Die echte Waffe führt dazu, dass dies

nun kein legales Ziel mehr ist und somitfür die Ordnungskräfte und uns selbstsomit vollkommen illegal. Es gibt andereZiele, die leichter und auch verlässlicherzu erreichen sind.

Also konzentrieren wir uns auf dasbetroffene Gebiet und stellen wir unseinige Fragen: 1. Was ist es, was wir angreifen? 2. Wie erreichen wir es? 3. Was sind die Folgen für die

Gesundheit?4. Wann ist der beste Augenblick, es

zu verwenden?5. Wie können wir es sicher

verwenden?

Wir sehen, dass der Plexus brachialiszu tief liegt und kein echtes Ziel ist, wasauch die ganze Zeit über falsch benanntwurde … weshalb man dieseNomenklatur nicht verwenden sollte.Man lernt nur mehr und genauer, wennwir diese ungeeigneten Etiketten hinteruns lassen und richtige Namen undStrukturen benutzen. Und fangen wirerst einmal an, besagte Strukturen zuverstehen und zu verwenden, werdenwir auch sehen, welche nicht die bestenReaktionen (vor al lem fürSicherheitsagenturen in diesem Fall)l iefern, da wir so auch das damitverbundene Schmerzpotential begreifenwerden können.

Die Seite des Halses kann, wenn siedirekt geschlagen wird, Schäden inden Halswirbeln anrichten undschwere Probleme verursachen: 1. Die Wirbeln können (permanent)

beschädigt werden.2. Es kann einen vorübergehenden

Atemstillstand erzeugen.

3. Verletzungen von Paraplegie oderTetraplegie hervorrufen. 4. Es kann das Zusammendrücken

vom Sinus caroticus verursachen.5. Der Verlust des Blutflusses ans

Gehirn. 6. Möglicher Anfang eines

Schlaganfalls7. Abnahme des Blutdrucks.

Das beste Ziel ist der oberflächlichsteNerv, genannt Nervus auricularismagnus, aber mit einem anderen Fokus,Werkzeug und Weg. Die bestenWerkzeuge sind ein kleinerFingerknöchel in der Handfläche …Auch das sogenannte “Hueso Hierro”oder Bushiken. Der Unterarm könnte dasselbe

machen, aber man wird mehr Kraftbrauchen. Und da die Waffe einegrößere Struktur und dafür gedacht ist,auf eine größere Oberfläche zuzugreifen,wird sie nicht die kinetische Energie anden Nerv, die Wirbelsäule und dasGehirn übertragen, wie im Videobeschrieben. Der Weg ist der entscheidende Teil …

es ist nicht einfach nur eine Frage vonWinkel und Richtung, auch die Tiefeund r icht ige Durchdringung imkinetischen Sinn ist wichtig. Wenn wiruns direkt an den markantestenBereich wenden, werden wir diegenannten Gesundheitsr is ikeneingehen. Wenn wir im Gegensatz dazuden Weg und die Kraft nach untenanwenden, werden wir wenigerSchmerzen verursachen, weil wir miteiner der stärksten stützendenStrukturen des Körpers arbeiten.Trotzdem werden die Nerven auch daswirksamste neurologische Signalübertragen, wenn auch mit viel wenigerStärke oder einen kleineren Kraftfaktor. Das Wichtigste dieses Artikels ist,

dass wir hoffen, euren Geist und euerPotenzial zu öffnen, damit ihr euchbewusst werdet, dass es im Studiumvon Kyusho keine „Nervendruckpunkte“gibt. Es sind anatomische Strukturen(reale physische Strukturen, wederPunkte noch imaginäre odermutmaßliche Linien) und man kann zuihnen gelangen, um weniger Schmerz zuerzeugen und die physiologischeFunktion zu verändern. Oder mit derErhöhung der Kraft größere Schmerzenund eine schlechte physiologischesFunktionsweise auslösen.Also, diejenigen von euch

Kampfkünstlern, die es nicht gemachtoder nicht an die Nervendruckpunktegeglaubt haben, ihr hattet Recht(teilweise). Beim Kyusho geht und ginges nicht um die Nervendruckpunkte fürdie alten Schulen, es geht um Bereiche,durch die man leichter eine realeanatomische Struktur erreichen kann,welche dramatisch die potenziellenAuswirkungen auf einen Gegner erhöhenwird (und das ist bei der echtenAnwendung im Kampf viel leichter zuerreichen). Weil Kyusho REAL ist.

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Panantukan Concept - The SAMI Unlimited Fighting Art

Der richtige Unterricht – Komplexität greifbar machen!„Dein Körper ist deine Waffe“, das ist der Leitspruch von Panantukan. Was einfach

scheint, nämlich sich nicht auf offensichtliche Waffen konzentrieren zu müssen,sondern nur die eigenen Körperwaffen zu verwenden, ist im Endeffekt vielschwieriger als es klingt. Es gibt schier unendlich viele Möglichkeiten undKombinationen Arme, Beine, Kopf und Körper einzusetzen und Panantukan Conceptverwendet und unterrichtet sie alle.

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llein schon für die Manipulation des rechtenArmes gibt es 13 mögliche Bewegungen,noch einmal 13 für den linken Arm, dann inKombination mit Schrittarbeit, Tritten,Schlägen, Hebeln eine unüberschaubareAnzahl an Trainingskombinationen. Würden

die Schüler immer nur eine Anwendung als Möglichkeitlernen, würden sie Jahrzehnte brauchen um über einansehnliches Repertoire zu verfügen. Darum wirdPanantukan Concept nicht nur über Anwendungenunterrichtet. Anwendungen, Schlagtraining, Sparring sindwie alles andere Übungsformen und nur ein Teil desGesamten – ein wesentlicher Teil besteht aus Drills, Kettenund Abfolgen, die immer gleich bleiben und so für dieSchüler ein stabiles Skelett bieten, an dem sie sichfesthalten und an dem sie lernen und üben können.

GrundlagenunterrichtDoch beginnen wir ganz von vorne. Bei der Schrittarbeit!

Mit der Schrittarbeit steht und fällt das System –buchstäblich. Wer bei der Schrittarbeit spart, bei demfunktionieren in weiterer Folge bestimmt zwei Drittel derTechniken nicht und – was auch nicht unwesentlich ist –das Bewegungsbild wird nie fließend und dynamisch

aussehen. Deshalb ist das erste, was die Schüler lernenmüssen der richtige Stand und die richtige Schrittarbeit.Bei SAMI International Seminaren, Workshops und imUnterricht wird die Schrittarbeit sowohl als Einzelübung -durch einfache Richtungskommandos, in einem eigensdafür entwickelten Schrittarbeitsdril l, der viele dermöglichen Schrittkombinationen beinhaltet – oder auch inKombination mit Schlägen oder einfachen Anwendungen -unterrichtet. In den höheren Levels können dieAnwendungen natürlich an Komplexität zunehmen.Generell bauen die Levels aufeinander auf. Das heißt,jemand der in Level 4 trainiert muss auch alle Inhalte ausden Levels 1, 2 und 3 beherrschen. Daher ist es sinnvollauch in den hohen Levels immer wieder Basisübungen zutrainieren.

Techniken in Drills übenDril ls sind Bewegungsabläufe, die immer wieder

wiederholt werden können. Anstatt also einzelneAnwendungen zu unterrichten werden Bewegungsabfolgenunterrichtet, die es den Schülern ermöglichen viel mehrWiederholungen in einer Trainingseinheit unterzubringenals dies durch Einzelanwendungen der Fall wäre. Bei denDrills unterscheiden wir folgende Formen:

A

„Drills sind Bewegungsabläufe, die immerwieder wiederholt werden können. Anstattalso einzelne Anwendungen zu unterrichtenwerden Bewegungsabfolgen unterrichtet,die es den Schülern ermöglichen viel mehrWiederholungen in einer Trainingseinheit

unterzubringen als dies durchEinzelanwendungen der Fall wäre.“

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Wechselnde Drills: Beide Partner arbeiten und habengleiche oder unterschiedliche Bewegungsabfolgen

Feeding-Dril ls: Ein Partner arbeitet, der anderePartner „ füttert“ ihn mit Bewegungen. Wenn zumBeispiel eine Person nur die Verteidigungen üben soll,dann füttert der andere Partner mit einem festgelegtenSatz an Angr i f fen und der übende Partner hat d ie Mögl ichkei t d ie dazu passendenVerteidigungsbewegungen zu trainieren. Nach einer Zeitkönnen die Rollen gewechselt werden.

Ketten: Ketten sind Technikabfolgen, die am Partnergeübt werden. Der Partner stellt sich zur Verfügung und anihm werden in einer Kette beispielsweise verschiedeneHebeltechniken geübt.Wenn die Schüler die Drills beherrschen, dann können

Bewegungen herausgenommen werden und in eineAnwendung eingebaut werden. Beispielsweise kann einHebel aus der Hebelkette verwendet werden, durch eineAttacke vom Partner ergänzt (Jab, Schwinger) und miteinem Take-Down finalisiert werden: Jab-Schwinger =>Block + Hebel + Take Down. Durch das Üben der Drillshaben die Schüler von vornherein ein größeres Repertoirean Techniken, das ihnen zur Verfügung steht. Der Hebel ausdem Anwendungsbeispiel kann relativ leicht gegen einenanderen ausgetauscht werden, ohne dass man demSchüler eine neue Technik beibringen muss. Man hat alsobei 12 Hebeln aus der Hebelkette sofort 12unterschiedliche Anwendungen parat, die die Schülertrainieren können. Die Drills und Anwendungen werdennatürlich mit steigendem Level komplexer und länger. EinDrill in Level 1 hat vielleicht nur 6 Bewegungen, in Level 4schon 24.

Von der Grobform zur FeinformDrills sind eine Möglichkeit das Lernen der Schüler zu

unterstützen. Sie müssen oft und immer wieder wiederholtwerden, damit die Schüler die Möglichkeit haben ihrWissen zu festigen. Wenn die Bewegungsabfolgenfunktionieren, dann ist es sinnvoll genauer auf die Detailszu achten und diese nach und nach zu verfeinern. Beimersten Durchgang ist möglicherweise die Genauigkeit beiKörperhaltung, Dynamik, exakten Griffen oderHebelwirkungen noch nicht so sehr gegeben. Diesemüssen aber Schritt für Schritt ausgebessert werden,damit der Drill einen tatsächlichen Lerneffekt erzeugt unddie Schüler die Technik wirklich sauber anwenden können.Nur die Bewegungen in der r icht igen Reihenfolgeaneinander zu reihen ist nicht Sinn und Zweck der Übung.Gleichzeitig ist es wenig sinnvoll von Anfang an alleDetails zu erklären, da kaum jemand die Kapazität hat,sofort alles umzusetzen und die Überforderung somitvorprogrammiert ist.

Prinzipien und Konzepte Die SAMI Tact ica l Combat Systems s ind auf

Pr inzipien und Konzepten aufgebaut, d ie in a l lenTechniken und Anwendungen wiederzufinden sind. Jeweiter Schüler im Unterricht fortschreiten, desto mehrPrinzipien lernen sie kennen. Je weiter die Schülerfortgeschritten sind, desto selbstständiger müssen siedie Prinzipien und Konzepte des Systems anwendenkönnen. So werden sie langsam an ein umfassendesVerständnis herangeführt. Auf dem Instruktorlevel isteine Auseinandersetzung mit den Grundlagen desSystems von Beginn an unerlässlich. Der Unterricht fürInstruktoren – beispielsweise bei Intensivseminaren –bezieht von Anfang an den größeren Blick auf dasgesamte System mit ein.

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Unterricht in Levels Um jedem Schüler einen fordernden

und fördernden Unterricht zu bietenwerden die Gruppen im Training inLevels aufgeteilt. So hat jeder dieMöglichkeit mit Trainingspartnern aufseinem Level zu trainieren und sich inden Techniken und Fertigkeitenweiterzuentwickeln. Wenn alle immerin einer Gruppe trainieren, dann sindmanche vielleicht unter- und andereüberfordert. Ausnahmen sind hier zumBeispiel Boxtraining, Schrittarbeitoder Anwendungen die für al le -unabhängig vom Level - wichtig sind.Schüler aus einem höheren Level

können hier die Intensität undDynamik steigern um einen besserenTrainingseffekt zu erzielen.

Instruktor werdenSie sind neugierig geworden und

möchten Panantukan Conceptunterrichten? Wir bieten regelmäßigInstruktor-Intensivausbildungen an.SAMI International Instruktorenbekommen das nötige Wissen und dieWerkzeuge vermittelt, um sich alsqualifizierte Trainer positionieren zukönnen. Auch die Instruktorengradesind in Levels aufgeteilt – von Study

Group Leader bis hin zum MasterInstructor. Die Instruktorenausbildungerfolgt in mehrtägigenIntensivseminaren, die sowohl dieeigene Weiterentwicklung im Systemals auch Instruktorfertigkeiten zumInhalt haben. Je nach persönlichemEinsatz, Fähigkeiten undVorkenntnissen vari iert dieAusbildungsdauer.

Mehr Informationen finden Sie aufwww.panantukan-concept.com

Bilder: Thomas SuchanekText: Irene Zavarsky, Irmi Hanzal,

Peter Weckauf, Thomas Schimmerl

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Kihon Waza (grundlegende Techniken) ist derwichtigste Teil jedes Kampfkunsttrainings. In dieser

DVD zeigt uns der Meister Sueyoshi Akeshiverschiedene Trainingsformen des

Kihon mit Bokken, Katana und leererHand. In dieser Arbeit wird

detailreich jede Technik erklärt,damit der Praktizierende einebessere Vorstellung von jederBewegung und von der Artund Weise hat, wie derKörper mit der Arbeit jedesKihon im Einklang stehensollte. Allen Techniken liegtdie Abwesenheit von Kime(Kraft) zugrunde, damit derKörper sich gemäß des

Battojutsu entwickeln kann,und mag es auf den ersten

Blick auch seltsam erscheinen,sollte der gesamte Körper

entspannt sein, um die Fähigkeit zurschnellen und präzisen Reaktion zu

erlangen. Alle Grundtechniken werden inrealer Geschwindigkeit durchgeführt und spätererklärt, damit der Praktizierende ein angemessenesNiveau erreichen kann. Die Abwesenheit vonGewicht an den Füßen, die Entspannung desKörpers, das sich-fallen-lassen im Schwerpunkt sindsehr wichtige Details, die der Meister mit dem Ziel,dass der Schüler ein gutes technisches Niveau undeine direkte Verbindung zwischen der Grundtechnikund der echten Anwendung erlangt, betont.

REF.: • IAIDO7 REF.: • IAIDO7

Alle DVDs, die von Budo Internationalproduziert werden, sind mit einemspeziellen Hologramm-Aufkleber versehenund werden allein in den Formaten DVD-5oder MPEG-2, jedoch niemals in VCD,DivX o. ä. angeboten. Zudem zeichnensich unsere DVD Hüllen durch die hoheQualität in Druck und Material aus. Fallsdiese DVD und/oder die DVD Hülle nichtden oben genannten Ansprüchenentspricht, handelt es sich um ein illegaleRaubkopie.

Budo international. netORDERS:

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Die philippinischen Kampfkünste besitzen zutreffenderweise den Ruf, wirksam mit denvielfältigsten Waffen zu arbeiten. Von Stöcken bis zum Messer entspringt daher ein Konzeptfür den praktischen Kampf, das wenige, wie der Autor dieses Buchs hier, Frans Stroeven, sogut erklären können.

Frans ist Holländer und umherschweifend und reisend, der klassische Mythos, hat er imLaufe der Jahre die Kenntnisse der ursprünglichen Quellen zu vereinen gewusst, um ihnendiese moderne und pragmatische Wendung zu geben, die sein System international zu einerReferenz unter den ernsthaften Eskrima-Schülern gemacht hat. Dieses Buch verbindet alldiese Informationen und beinhaltet Kapitel, die Klassiker der philippinischen Künste wie dengroße Meister Canete erklären und Überlegungen zu kombinierten Systemen, die der Autorselbst gut kennt, wie Wing Chun. Es ist zweifellos die Suche nach der Effektivität im Kampf,die Mittelachse, die diesen Text beherrscht. Dieses Streben hat den großartigen Ausbilderdazu gebracht, Polizeitruppen in Brasilien oder auf den Philippinen zu unterrichten.

Dies ist ein Buch für Leute, die sich für die praktischen Kampfkünste interessieren, und einewunderbare Empfehlung für alle, die die Künste Südostasiens generell eifrig erforschen. DerText ist voll mit interessanten und praktischen Ratschlägen für den Kampf, die dieAufmerksamkeit aller Schüler erregen werden, aber da er direkt und schlicht verfasst wurde,werden auch Anfänger davon profitieren können.

Alfredo Tucci

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Andreas Hoffmann: Wow, RespektMeister, du kannst auf 67 JahreErfahrung im Brazilian Jiu Jitsuzurückblicken. Würdest du ein paarGeschichten über deine frühen Jahremit der Gracie-Familie mit uns teilen?Etwa über deinen ersten Kampf?

Flavio Behring: Eines Tages kam ich indie Schule, wo mich Joao Alberto Barretoerwartete. Er empfing mich mit denWorten, dass es einen Kampf geben wird.Ich war überrascht, dass außer mir selbstkeiner den Kimono wechselte. Also fragteich: „Wie viele Schüler werdenkämpfen?“ – „Nur du, du wirst kämpfen.“Ich fragte: „Welcher Kampf denn? Wie?“Joao Alberto Barreto erwiderte: “Kämpfeinfach.” – „Wer ist denn der Gegner?“ –„Es ist ein Schwarzgurt-Judoka.“ Ich wardamals gerade mal ein 14-jähriger

Weißgurt, und so fiel es mir sehr schwer,mich zu überwinden, in den Ring zusteigen. Ich zitterte und hatte Angst, undwollte nur noch nach Hause. Aber JoaoAlberto Barreto bestand auf denZweikampf. Und so stand ich kurz daraufim Ring. Der alte Carlos Gracie selbstfungierte als Ringrichter. Der Schwarzgurtkam auf mich zu und warf mich ersteinmal, dann ein zweites, drittes, viertesund fünftes Mal auf die Matte, wobei ichjedesmal aufstand, um sogleich wiedergeworfen zu werden, bis er michschließlich bewegungsunfähig hielt. Ichentsann mich eines Kniffes auf demTraining, nahm ihn in einen Würgegriff,und prompt verlor er das Bewusstsein.Ich ging in meine Ecke und wollte geradegehen, als Carlos Gracie sagte: „Nein, dukämpfst jetzt nochmal.“ Und zwei

Minuten später war der Judokatatsächlich wieder kampfbereit. DasGanze wiederholte sich: Zwei, drei, vierWürfe, gefolgt von dem Kesa Katame-Haltegriff, und kurz darauf konnte ichCarlos Gracie erneut darüber informieren,dass ich meinen Gegner in den Schlafgeschickt hatte. Schließlich stand ich auf,Carlos hob meine Hand hoch und sagte:„Das ist das Gracie Jiu Jitsu.“ So in etwaliefen die Dinge damals.

Andreas Hoffmann: Erstaunlich,damit warst du Teil der legendärenGracie „Challenge“. Stimmt estatsächlich, dass ihr jederzeit bereitward, Herausforderungenentgegenzunehmen?

Flavio Behring: Ja, und dazu habeich gleich eine weitere Geschichte parat:

Interview: a Flavio Behring, por Andreas Hoffmann, Christoph FußFotos: Gabriela Hoffmann

Es ist mir eine Ehre, hier in meiner Schule in BambergFlavio Behring, den legendären Großmeister und Rotgurtdes Brazilian Jiu Jitsu, begrüßen zu dürfen, und einInterview mit ihm zu führen. Bereits 1947 im Alter vonzehn Jahren nahm Großmeister Flavio BehringPrivatstunden im Brazilian Jiu Jitsu bei Helio Gracie inRio de Janeiro, um einen aktiven und gesundenLebensstil zu pflegen, und um sein Asthma zu behandeln.Einige Jahre später bestellte Helio Gracie auch JoaoAlberto Barreto, der ihn beim Unterrichten des jungenFlavio in der Gracie Academy in Rio Branco unterstützensollte. In dieser Schule teilte er die Matte mit CarlsonGracie, Heligio Vigo, Waldemar Santana und anderen.

Großmeister Flavio Behring: Meine frühen Jahre mit der Gracie Familie

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Als Carlson Gracie und Joao Alberto Barreto einmal inder Akademie übernachteten, klingelte plötzlich, mitten inder Nacht um 2:00 Uhr das Telefon. Joao Albertos Bruderrief an und teilte ihm mit, dass er kommen und einenZweikampf mit einem riesigen und bull igenausländischen Kämpfer namens „Messik“ bestreiten soll.Messik behauptete, dass er jeden bezwingen könne. Sieriefen Helio Gracie und mich an, ebenfalls dort zuerscheinen, und so gingen wir zusammen dort hin, undJoao Alberto Barreto machte den Gegner fertig. Dannaber schoss jemand auf uns, und Joao Alberto wurdeverletzt. Der Grundsatz der Gracie-Challenge war,jederzeit kampfbereit zu sein, und so lebten wir gemäßdieses Grundsatzes.

Andreas Hoffmann: Könntest du uns ein paar Worteüber deinen ersten Vale Tudo- Kampf erzählen?

Flavio Behring: Einmal kam während unseresTrainings Helio Gracie zu mir und sagte: „Zieh deinenKimono aus, und komm mit mir.“ Ich folgte ihm in einenDojo, wo ich, wie sich dann herausstellte, einen Kampfgegen einen Capoeira-Kämpfer austragen sollte. Ichfragte also meinen Lehrer, was wir hier tun werden, under antwortete: „Dieser Kerl da hat mich herausgefordert,

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und nun wirst du mich vertreten.“ Ich war 16 und hatte großeAngst, so sehr, dass ich den Kerl innerhalb von zehn Sekundenüberwand. Ich schwang mich über ihn hinweg – und prompt hieltmich Helio mit den Worten zurück: „Halt, stopp, das war so nichts.Du bist zum Kämpfen hier, das war viel zu schnell.“ Und so mussteich nochmals antreten, allerdings war es beim zweiten Mal ziemlichleicht, weil der Kerl emotional bereits am Ende war.

Andreas Hoffmann: Dann hat Helio Gracie offenbar vielVertrauen in dich gesetzt?

Flavio Behring: Während meines ganzen Lebens mit Carlos undHelios Gracie haben die beiden vollstes Vertrauen in ihre Schülergehabt und an sie geglaubt. für uns war es ganz normal, dass siezu uns kamen und uns mitteilten: „Okay, da haben wir einenHerausforderer für euch, jetzt wird gekämpft.“ Und ich kann sagen,dass wir 99 Prozent dieser Kämpfe gewonnen haben.

Andreas Hoffmann: Und Helio Gracie selbst lebte auch nachdem Motto, jederzeit und an jedem Ort bereit zu sein?

Flavio Behring: Oh ja, Helio stellte oft unter Beweis, dass er nachdiesem Prinzip lebte. So kämpfte er einmal gegen seinen eigenenSchüler, Waldemar Santana. Waldemar war damals 26 Jahre alt, einstark gebauter Kämpfer mit 82 kg. Ich habe mit ihm trainiert, und eswar wirklich ein starker, stiernackiger Kerl. Eines Tages forderte einJournalist Waldemar auf, dass er doch die Schule verlassen undKämpfe in seinem eigenen Namen bestreiten solle, dann würde erberühmt. Und dann arrangierte der Journalist als Erstes einenHerausforderungskampf von Helio gegen Waldemar. Die Polizeiwollte diesen Kampf unterbinden, der daraufhin etliche Maleanberaumt und dann wieder abgeblasen wurde. Eines Tages, alsHelio Gracie sich gerade auf seiner Ranch und weit weg von Rioaufhielt, rief sein Bruder Carlos an und teilte ihm mit, dass der Kampfgegen Waldemar in zwei Stunden stattfinden würde. Nachdem Helio

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daraufhin ins Auto gestiegen und dortangekommen war, fand er bereits alles fürden Kampf vorbereitet. Anfangs war es einsehr spannendes Duell, dann aber befandsich Waldemar in seiner Guard-Position,die er nicht mehr aufgab. Helio Gracie mitseinen 46 Jahren und 64 kg gegen einenzwanzig Jahre jüngeren und fast ebensoviel schwereren Gegner, seinen eigenenSchüler. Aber Helio war dort, er hatte dieHerausforderung angenommen. Ich selbstkonnte keine Einzelheiten hören, sondernnur beobachten, aber jemand berichtetemir, was sich im Einzelnen abgespielt hat.Helio hatte versucht aufzustehen, aberWaldemar kam ihm zuvor und fragte denRingrichter, was er tun solle. Dieserforderte ihn auf zuzutreten – woraufhinWaldemar seinen ehemaligen Lehrer HelioGracie durch einen Kick ins Gesicht k.o.getreten hat. Können sie sich dasvorstellen? wir konnten das nicht glauben,das war einfach unfassbar, und alleströmten in den Ring. Die Polizeiversuchte schließlich, die Sache in den Griff zu bekommen,aber Sie können sich sicher vorstellen, wie emotionsgeladendie Situation auf beiden Seiten war. Mittendrin schrie CarlsonGracie: „Ich will dich haben, Waldemar, stell dich schon maldarauf ein!“ Und später gewann er gegen Waldemar.

Andreas Hoffmann: Oh, ich kann mir gut vorstellen,wie erhitzt die Gemüter da gewesen sein müssen. Wieverliefen eigentlich Ihre Vorbereitungen auf die ValeTudo-Freikämpfe?

Flavio Behring: Das möchte ich am Beispiel eines derbesten Kämpfer der Gracie-Familie beantworten, JoaoAlberto Barreto: Er bestritt 52 Vale Tudo-Kämpfe, die jedeWoche Montagabend stattfanden, und er hat sich alle fürsich entschieden. Unter der Woche lehrte er unser Jiu Jitsu,am Wochenende ruhte er sich aus, montags war ertagsüber wieder in seiner Schule am Unterrichten, und

abends standen wieder Vale Tudo-Kämpfe an. Durch ihnerfuhr ich, dass unsere Selbstverteidigung das einzig wahreTraining darstellte, denn dadurch wurde er optimal auf seineerfolgreichen Kämpfe vorbereitet. Wir trainierten auch vielmit Boxern und Ringern, aber das war kein richtiges Üben,sondern eher zu unserem Vergnügen – unser Schwerpunktlag ganz klar auf dem Jiu Jitsu.

Andreas Hoffmann: Wie sieht es mit ethischen Wertenim Vale Tudo aus?

Flavio Behring: Heutzutage hat sich das geändert, dieRegeln sind andere. Es war eine ethische Grundregel,dass ein Schlag den Gegner nur ausschalten, aber nichtverletzen sollte. Heutzutage sieht man im MMA, dass somancher Kämpfer seinen Gegner in der Absicht schlägt,ihn zu verletzen.

Andreas Hoffmann: Vielen Dank, Meister, für diesen

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ersten Teil des Interviews. Es ist großartig, aus erster HandInformationen über die Anfangstage des Gracie Jiu Jitsu zubekommen. Und ich danke dir auch dafür, dass du gemeinsammit mir die Behring-Methode des Brazilian Jiu Jitsu hier inDeutschland aufbaust und etablierst. Schon seit zehn Jahren

kommst du zweimal jährlich zu Besuch in meine Schule, und ichbin stolz darauf, zu deinen Schwarzgurtträgern zu gehören.Jeder, der Interesse hat, unserem Team beizutreten und

Lehrer zu werden, ist herzlich eingeladen, mich direkt zukontaktieren unter www.weng-chun.com.

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POLIZEI UND KAMPFKÜNSTEEs ist wirklich schwer in Erfahrung zu bringen, wie viel

„Ego“ in der Kampfkunstgemeinde existiert. Möglicherweisemit Ausnahme von professionellen Athleten, Kinostars und

anderen Künstlern und Politikern stehen die Kampfkünstler inder Skala der Wahrnehmung ihrer eigenen Bedeutung sehrweit oben. Deshalb könnte man fast nie einen Ausbilder der

Kampfkünste (vor allem einen „Meister“ oder „GroßenMeister“!) davon überzeugen, dass er nicht dafürqualif iziert oder dazu fähig ist, polizeil icheVerteidigungstaktiken zu lehren. Wenn jemand beimnächsten Treffen der prominenten Trainer, wie beim

Bankett der Hall of Fame, so etwas sagenwürde, würdet ihr wirklich sehen, wie

schnell er sich in eine unangenehmeAuseinandersetzung verwickelt sehenwürde. Die Mehrheit kann, vomEgo geblendet, die Wahrheitweder sehen noch akzeptieren.Manche kennen tief im

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Inneren die Wahrheit, aber um ihr Ego zuschützen, werden sie es nie zugeben. Seitlanger Zeit wirkt sich dieser traurige Zustandder Dinge negativ auf eine bereitskomplizierte Beziehung aus, nämlich diezwischen den Ausbildern der Kampfkünsteund jenen der Polizei. Deshalb legen wir dasEgo, den Wahn und die Begierde auf dieSeite und untersuchen ehrlich die Debatte,mit Leuten, die auf der Seite derKampfkünste stehen.

1. „Die Kampfkünste wurden für denkörperl ichen Kampf kreiert: auf demSchlachtfeld, im Haus, auf der Straße, aufeinem Berg oder am Strand...was soll's?“

MEINE ANTWORT: Es gibt einen großenUnterschied! Ich bin sicher, dass Sie ihreKinder nicht in einem Formel-1-Ferrari zurSchule bringen würden und natürlich würdenSie nicht mit einer RPG Hasen jagen gehen.Also, warum glauben Sie, dass alleStrategien und Kampftechniken „richtig“ fürdie Arbeit der Polizei sind? Imumfangreichen technischen Arsenal derKampfkünste gibt es zweifel los einigeTechniken, die für die Polizeiarbeit geeignetsind, die Mehrheit davon jedoch ist es nicht.Die echte Kompetenz dieser Materie liegtdarin, den Unterschied zu erkennen: welcheKampfkunsttechniken sind praktisch,wirksam und rechtlich für die polizeilicheArbeit geeignet und welche müssenmodifiziert werden, um speziellenBedürfnissen entgegenzukommen?Die echten Experten wissen, dass nicht alle

Kämpfe dafür geeignet sind: tagsüber odernachts, Sand oder Schnee, drinnen oderdraußen, in Uniform oder im Badeanzug. DieBeamten verstehen die Unterschiede nichtnur...sie erfahren sie jeden Tag.

2. Ich bin erfahrener Schwarzgürtel undzertifizierter Ausbilder. Ich bin perfekt dafürgeeignet, Polizeibeamten beizubringen, sichzu verteidigen und die Bösen zuüberwältigen“.

MEINE ANTWORT: Ich bin Schwarzgürtelin was? Der Erhalt eines schwarzen Gürtelserteilt niemandem automatisch magischeKräfte oder unbegrenztes Wissen. Es isteinfach ein Parameter, um das Niveau desFortschritts eines Schülers zu registrieren. Wenn ein Organismus, der dazu

beauftragt ist, das Gesetz zu vollziehen, aufeinen Kampfkunstausbilder tr ifft, deranbietet, die Beamten zu trainieren, mussman erwarten, dass ein intelligenter Beamteihm verschiedene Fragen stellt, so wie:Schwarzer Gürtel in welcher Kunst? WelcherStil? Wie alt sind Sie? Wie lange trainierenSie schon? Wie lange unterrichten Sieschon? Haben Sie bereits einmal alsGesetzesvertreter gearbeitet? Wo? Wielange? Besitzen Sie Referenzen,Indossaments, Zeugnisse undEmpfehlungen anderer Polizeiagenturen, dieSie trainiert haben? Vielleicht konnte vor 30Jahren jeder Schwarzgürtel im „Karate“ eineArbeitsstelle erhalten und viele haben dasgetan , leider. Aber diese Tage sind vorbei.Die Polizeibeamten sind besser geschult undinformiert. Sie kennen den Unterschiedzwischen Tae Kwon Do und Krav Maga, oderzwischen Kickboxen und Hapkido. Nur einenSchwarzen Gürtel zu besitzen oder Ausbilderzu sein reicht nicht mehr. Es ist notwendig,den Stil „richtig“ zu lehren und das „richtige“Wissen und die Erfahrung zu besitzen, umvon der Polizeigemeinde akzeptiert undrespektiert zu werden.

3. „Ich bin (oder war) ein Wettkämpfer, derviele Kämpfe gewonnen hat, und sicherlichkann ich den Beamten beibringen, auf derStraße zu gewinnen“.

MEINE ANTWORT: Meint er das ernst?Den Sport mit der Polizeiarbeitgleichzusetzen wäre wie ein Fahrrad miteiner Ducati zu vergleichen! Die sportlichenWettkämpfe (einschließlich der härtestenMMA-Kämpfe) haben Regeln,Schiedsrichter, Zeitbegrenzungen,

Combat Hapkido

FBI

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Gewichtskategorien und letztes Malbestätigte ich, dass sie niemals auf derStraße durchgeführt werden, in derDunkelheit und mit allerart Waffen. Auchwenn der Ausbilder ein echterWettkämpfer in den Kampfkünsten ist(oder war), ist es lächerlich und wenigprofessionell, dies als Referenz undmaßgebende „Qualif ikation“ zuverwenden, um Polizeibeamtenauszubilden, und wird augenblicklich zumVerlust von Respekt und Glaubwürdigkeitdes Ausbilders in Augen derPolizeibeamten führen.

4. „Das Training der Kampfkünste hilftdabei, sich Disziplin und Selbstvertrauenanzueignen, eine gute körperlicheVerfassung zu erhalten sowieSelbstkontrolle und weitere sehr wichtige

Vorteile zu erwerben, die in der Polizeiarbeitrelevant und wünschenswert sind“.

MEINE ANTWORT: Natürlich! Und ichwünsche mir, dass jeder Polizeibeamteweltweit das Training der Kampfkünste alsseine Lieblingsaktivität auswählt.Zweifellos wird es ihnen helfen, da esallen hilft, Kampfkünste zu trainieren. Mansollte es jedoch nicht mit dem Training inspezialisierten Verteidigungstaktikenverwechseln, die besonders für diePolizeiarbeit entworfen sind. Auch wennman argumentieren könnte, dass „dasTraining jeglichen Stils besser ist als garkeine Ausbildung“, könnte ich entgegen,dass das Training in bestimmten Künstenoder Sti len für Polizeiagenten inWirklichkeit schlechter ist als gar nichts,da sie Positionen, Bewegungen,

Techniken und Haltungen erlernenwerden, die unnütz und sogar gefährlichsind, wenn sie sie in ihrer Arbeitausführen, auch wenn generell jeder weiß,dass Leichtfertigkeit oder Überreaktion zuschweren und möglicherweise tödlichenKonsequenzen für die Polizeibeamtenführt. Deshalb kann sich ihre Ausbildungnicht darauf beschränken, „Kampfkunst“zu machen, sondern man sollte„Verteidigungstaktiken“ trainieren, diespeziell auf ihre Art von Arbeitausgerichtet ist.

5. „Der Mangel an geeigneter Ausbildungund an taktischem Verteidigungsgeschickwird zu mehr Verletzungen für die Beamtenund Individuen führen, mit denen siekonfrontiert sind. Das schlägt sich in derErhöhung von medizinischen Kosten und

Costa Rica Team Swat

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gesetzlichen teuren Rechtsstreitigkeitennieder“.

MEINE ANTWORT: Auf jeden Fall! Diemedizinischen Kosten der Verletzungen,die die Polizeibeamten (und einschließlichdie Bösewichte) erleiden, die gesetzlicheVerteidigung (und die Festsetzunggesetzlicher Abkommen), die verloreneZeit, die negative Presse trüben dasöffentl iche Bild der Korps und sindspürbare und direkte Konsequenzendavon, dass den Beamten die notwendigeAusbildung in Defensivtaktiken mit leererHand fehlt. Es ist wichtig, diesen Punkt zunennen, eine sehr wichtige Statistik, dietragisch und unverkennbar den Mangelan Ausbildung in Defensivtaktiken (unddie Notwendigkeit dafür!) zeigt. 60% dermit einer Feuerwaffe erschossenenBeamten erhielten den Schuss von ihrereigenen Waffe! Die Fertigkeiten, dasWissen, Kompetenz und Selbstvertrauenverbessern die Professionalität undSicherheit der Beamten enorm undvervielfachen den Wert der niedrigenInvestitionskosten um einiges.

6. „Die mangelhaften Fähigkeiten inDefensivtaktiken mit leeren Händen wirdbei den Beamten unvermeidlich zu einemnutzloseren und ungerechtfertigtenGebrauch von Feuerwaffen und anderenWaffen führen“.

MEINE ANTWORT: Natürlich, und häufigmit tragischen Folgen! Bei einergefährlichen, erschreckendenAuseinandersetzung voller Adrenalin wirdder Beamte zu seiner Ausbildungzurückkehren, und wenn es ihm an Trainingin einem Bereich mangelt, wird erstandardmäßig auf andere Mittelzurückgreifen, um sich der Situation zustellen. Der Mangel an Fähigkeiten istunverändert von einem fehlendenSelbstvertrauen begleitet...Nun muss man

dieser Mischung Angst, Stress undVerwirrung hinzufügen! Und natürlicherwarten wir, besser gesagt, fordern wir,dass ein menschliches Wesen unter diesenBedingungen Entscheidungen inSekundenbruchteilen trifft! Nichtirgendwelche Entscheidungen...sonderndie richtigen, die vernünftigen, nur dieangemessenen Entscheidungen, dieperfekten, jedes Mal...Wenn wir alsGesellschaft das von unserenPolizeibeamten erwarten, ist es nichtgerecht, ist es nicht logisch, entspricht esuns nicht, ihnen alle möglichen Werkzeugezur Verfügung zu stellen? Sollten wir nichtmehr in ihre Ausbildung investieren? Solltenwir dem Team nicht Mittel zuweisen, nichtnur technologische, sondern auch Expertenund Profis, um ein ausgezeichnetesTraining in Defensivtaktiken anzubieten?Ein Bereich, der meiner Meinung nachimmer schwer vernachlässigt wurde. Ich fasse zusammen. Wir haben nun

beide Seiten dieser AuseinandersetzungRevue passieren lassen, auf gerechte undausgeglichene Weise. Ich glaube, dassein Geschworener ein einhelliges Urteilzugunsten eines permanentenperiodischen, kompetenten Programmssprechen würde, für die Ausbildung inDefensivtaktiken für Polizeibeamten.Trotzdem ist der Schlüssel hierbei, dasses das RICHTIGE Programm sein sollte!So wie viele Kampfkunstausbilder wollteich meine Dienste denGesetzvollziehenden Organismenanbieten. Nicht nur, weil es ein gutesGeschäft ist und dem Ausbilder Prestigebringt, sondern auch, weil ich wirklichglaube, dass ich die Beamten schützenkann und das gut für die Gemeinschaftist. Ich fühlte mich qualifiziert dazu,nachdem ich 20 Jahre in diesem Gebietan verschiedenen Positionen gearbeitet

hatte. Aber ich war mir bewusst, dassmein Material der „Kampfkünste“ ziemlichtraditionell war und hauptsächlich auf den„Zivi lmarkt“ ausgerichtet war. Alsonahmen wir uns mit der Hilfeverschiedener Schüler meinerseits, allesaltgediente, erfahrene Polizeibeamten,vor, ein neues, besonderes Programm fürmoderne, praktische und wirksameDefensivtaktiken zu entwerfen, speziellund ausschließlich für Polizeibeamtegedacht. Nach drei Jahren Forschung,Analyse und Anwendungen spürten wirschließlich, dass wir das richtigeProgramm strukturiert hatten und 1998wurde das INTERNATIONALE INSTITUTFÜR DEFENSIVTAKTIKEN DER POLIZEI(IPDTI) geboren. Auch wenn unserHauptziel war, die geeignetste undsachkundigste Ausbildung für diePolizeigemeinde zu l iefern, war einweiteres wichtiges Ziel, die Ausbilder derKampfkünste in dieser so besonderenberuflichen Spezialisierung auszubilden,zu befähigen und zu zertifizieren. Seit der Einrichtung der IPDTI haben

wir die Ausbildung von tausendenBeamten in 18 Ländern auf der ganzenWelt vollbracht und mehr als 300Ausbilder zertifiziert. Wir haben hunderteDankesbriefe und Ehrungen erhalten. Daswichtigste ist, dass wir zahlreiche einzelneBriefe von Beamten erhalten haben, dieuns dankten und bekräftigten, dass unserTraining ihnen geholfen hat, schwereVerletzungen zu verhindern und sogar ihrLeben zu retten. Und für uns ist dies diegrößte Belohnung! Das IPDTI hat gezeigt,dass die Ausbilder der Kampfkünste mitden Polizeikräften arbeiten können undihnen eine wichtige und wertvolleSchulung bieten können. Man muss esnur richtig machen. Ihr könnt unsbesuchen auf:

Combat Hapkido

Polizei in Rom

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Gegen Ende des 17. Jahrhunderts taucht im Flachland der argentinischen Pampadie Figur des Gaucho auf, als Ergebnis von Mischungen diverser Kulturen undNationalitäten. Er lebte zu Pferd und war stets in den Poncho gehüllt, einer Deckemit einer Öffnung in der Mitte.

Diese Figur wird im Gedicht „Martín Fierro” von José Hernández wunderbarbeschrieben, ein episches Gedicht, und sie erhält seine eigene Natur und kulturellen

KREOLISCHES FECHTEN: DIE KUNST MIT PONCHO UND FACÓN

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Kreolisches Fechten, die Kunstmit Poncho und Facón

Südamerika, Ende des 17. Jahrhunderts; In derargentinischen Pampa wird ein neues Volk geboren:der Gaucho (eine Mischung aus Indianer und Kreole)und mit ihm eine neue Kriegskunst, das kreolischeFechten. Aber was ist das eigentlich?Es ist die Kunst des Kampfes mit Poncho und

Messer. Sie hatte ihre Normen und Werte und war

stets eine Angelegenheit von Männlichkeit, manrespektierte sich und kämpfte allein. Es gab diverseTechniken und Strategien, zum Beispiel: El Visteo.Dabei kämpft man mit einem veraschten Stock, denman zuvor von einer Feuerstelle genommen hat, halbSpiel, halb Ernst, denn ein Kreole, der etwas auf sichhält, ist gut zu seinem Gefolge, eine Gewohnheit dienoch immer weiter geht. Ich mag es, meine Kinderdabei zu beobachten, wie sie noch immer Visteospielen. Man übt Visteo auf einer eingeschränktenFläche aus, sie hieß Cancha (Sportplatz) und mankann sie nicht verlassen. Die Canchadas und ihre

Artes Etnicas

Aspekte, unter anderem die Verwendung von Facón und Poncho alsWaffen und die boleadoras, ein von indigenen Stämmen aufgegriffenerArtefakt, der aus drei in Leder eingewickelten Steinen besteht, die mitdrei Stricken aus Leder miteinander verbunden werden und die man aneinem Ende umher schwingt. Dadurc ist man selbst geschützt, kannaber seine Beute auch auf weite Entfernung schlagen oder umschlingen,um anschließend ihren Körper berühren zu können.

Wir bringen Ihnen die Figur und die Künste des Gaucho in einemexzellenten Artikel näher, der aus der Feder einer Person stammt, diesich der Aufgabe widmet, sie zu erhalten und von Argentinien aus zuverbreiten.

Alfredo Tucci

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Bewegungen unterschieden sich von anderenTechniken, bei denen man mit einem Messerfechtet und es um die Ehre geht. Das Messer, was man im Duell verwendet,

nennt sich Facón, aber man kann auch einenDolch benutzen. Diese Messer wurdennormalerweise aus abgebrochenen Schwerternoder Bajonetten gefertigt und die Klinge war niekürzer als 35cm und bis zu 80cm lang, im Falldes Facón caronero.Der Poncho ist ein Rechteck aus Stoff, das

aus Alpaka- oder Vicunja-Wolle sein kann und inder Mitte eine Öffnung hat. Er begleitet uns nichtnur in kalten Nächten, sondern auch im Kampfund, als Nebeninformation, war auch offiziellerBestandteil im ersten Regiment des staatlichenHeers. Im Duell findet man ihn aufgerollt imlinken Arm. Er war ein ausgezeichneter Schutzund eine sehr wirksame Ablenkung. Mit der Zeitwurden die Techniken des Poncho perfektioniert,wie zum Beispiel das Flecazo und die Manteada.

„Der Facón dient sowohl dazu, ein Rind zuöffnen, als auch eine Diskussion abzuschließen.”

(Argentinisches Sprichwort)

Der Gaucho, diese leidende Figur, wurdeeingesetzt, um gegen die Spanier, Indianer oderjeden erstbesten Feind zu kämpfen. Immerverfolgt, ein bescheidener und aufrichtiger Mann,ein ausgezeichneter Reiter, mit seinenWerkzeugen, dem Messer, dem Messer und denBoleadoras, Feuerwaffen lagen ihm nicht. Er zogimmer die Klingen vor, außerdem waren dieDuelle ehrenvoller, nur selten gab es Tote,normalerweise endete eine Auseinandersetzungmit dem Barbijo (einem Schnitt auf der Wange)oder Planazo (einem gezielten Schlag mit demMesserrücken auf den Kopf), sodass der Gegnerübel zugerichtet ist, aber am Leben bleibt undwenn es zu schlimm war, beendete man dasLeben des Unglücklichen…Eine Art derSterbehilfe, „die heilige Tat begehen”, sagte man.

Wenn man in einen Abgrund stürztnützt einem mehr als Lanze oder Säbel

das Vertrauen, das der Mensch in sich selbst hat.José Hernández (Martín Fierro)

Weitere Waffen, die den Gaucho begleiteten,waren die Boleadoras, Waffen von indigenemUrsprung, schlicht und einfach drei Kugeln,verbunden durch drei Lederstricke. EineWurfwaffe, die geschickt genutzt die Reihen desköniglichen Heers stark verringerte, gemeinsammit der Chuza (Lanze), die offizielle Waffe in denTruppen des General Don José de San Martín.

Man gebraucht Waffenaber keiner weiß, wannwenn du also gehst

des Nachts, vor allemsolltest du sie so tragen,

dass sie schneiden, wenn du sie ziehst. José Hernández (Martín Fierro)

Und die Zeit verging…Während das 20. Jahrhundert anbrach, Zeiten

der Mörder, Raufbolde und Bösewichte, spieltekreolisches Fechten noch immer eine große

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Artes Etnicas

Rolle, hin und wieder im Poncho. Mantrug ein schmales Halstuch und Facón,Degen, Veri jero oder Fiyingo(unterschiedliche Modelle kreolischerMesser) waren auch immer dabei. Esbedurfte keiner großen Provokation, bisdie Waffen gezückt wurden, welcherAnlass sich auch immer bot, eine Frau,ein Wort, schon wurde der Streit miteinem Duell beendet, bei dem einSchnitt im Gesicht (Barbijo) dasMissverständnis klärte.

Seine Hoffnung ist der MutSein Schutz ist die VorsichtSein Pferd ist die Rettung

Und wenn einer nachts nicht schläftAls Schutz nur den des Himmels

Ist sein einziger Freund der Facón.José Hernández (Martín Fierro)

Heutzutage ist kreolisches Fechtennoch immer in Dörfern im Inland vonArgentinien präsent und auch anMesserkämpfen bei der Doma (wörtl.Zähmung, die schwierige Methode derGauchos, Pferde einzureiten) undVolksfesten fehlt es nicht. Sie sind aberauch Teil der Realität in denStrafanstalten. Die Häftlinge tragen ihreAuseinandersetzungen noch immer aufdiese Weise aus, aber jetzt mit Faca undeiner Decke, sie halten jedoch nochimmer die gleichen Normen ein, wie denPlanazo, den Schlag mit demMesserrücken mitten auf den Kopf, derdem Streit ein Ende setzt, weil es demverlierenden Häftling schlecht ergeht.Der Gaucho führte den Schlagzusammen mit dem Ruf „Dios teguarde” („Gott beschütze dich!”) aus.

Selten tötet der Landsmanndenn ihm fehlt Beharrlichkeitim Duell überkommt es ihm

du schreckst vor nichts zurückund zeigst, dass du kein Krüppel bistund man sich im Kampf erheitert.

Atahualpa Yupanqui

Eine andere Wirklichkeit ist die Praxis,die Jorge Prina ausführt, der kreolischesFechten verbreitet und unterrichtet,dabei die alten Techniken in historischerPerspektive beibehält und so schließlichzur Praxis im Training und zum offenenWettkampf mit Messer gelangt. Wirverwenden unterschiedliche

Waffenarten, Verijero-Messer, Facón undCaroneros in der rechten Hand und inder l inken den Poncho, für den esunterschiedliche Techniken gibt, zumBeispiel die Verwirrung mit den Fransen(Flecazos) oder die Ablenkung von derbewaffneten Hand mit der „bedeckten”Hand (Manteada), was als Verteidigungausgezeichnet funktioniert. Wenn derPoncho auf dem Unterarm aufgerollt ist,kann das Messer nicht bis zur Hautvordringen. Jetzt aber nutzen wir für die Visteos

(Sparring) Messer aus Holz. Damitbreitet sich ein Fächer vielseit igerTechniken aus und man kann dieFähigkeiten des Fechters wahrnehmen.

Pferdchen, du stehst auf der ListeLass dir von einem Kastrierten sagen:

Lass nicht zu, dass ein Manndich an sein Messer bekommt.

José Hernandez (Martín Fierro)

Eine andere Aktivität ist der Umgangmit den Boleadoras, angefangen damit,sie auf unterschiedlichsten Weisen aufdie Beine zu werfen, um die Beute, seisie Mensch oder Tier, umzuwerfen. Eineandere Variante ist, sie von oben herabauf den Kopf zu schlagen, wie man esauch in den Gaucho-Kriegen tat, beidenen sie so geworfen wurden, dassdas erste, was aufkam, die Kugelnwaren. Das üben wir mit mehreren

Zielscheiben oder Übungs-Boleadoras,die keinen Schaden zufügen können.Eine andere Möglichkeit, die wir auchtrainieren, ist die Boleadora, wie sie dieUreinwohner gebrauchten. Sie brachteneine Kugel an einem Fuß an, hielten diebeiden anderen Kugeln in je einer Handund wirbelten sie herum, wenn es zueinem körperl ichen Kampf kam. Inunseren Übungen machen wir auchmanchmal gemischte Kämpfe, in denensich Facón und Poncho mit Boleadoraskonfrontieren.Der Umgang mit der Chuza (Lanze) ist

sehr originell und speziell. Die Chuza istdie amerikanische Lanze. Oben hat siemanchmal eine Spitze aus Eisen, derRest ist aus Caña Colihue. einer ArtBambus, der in Argentinien wächst. Wirerinnern uns daran, dass die Regimenteunter den kolonialen Lanzenkämpfern,die uns im 19. Jahrhundert

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Artes Etnicas

auseinandernahmen, eine Gruppentechnik hatten, die Verteidigung und Angriff verband.Der Kreole hingegen nutzte sie auf unterschiedliche Weisen, der Pampa-Indianerbefestigte sie sich am Unterarm, um große Strecken zurücklegen zu können, immerdarauf vorbereitet, von einer Gruppe Soldaten angegriffen zu werden. Sie warteten, bisdie Waffen entladen waren, um dann mit ihren Lanzen anzugreifen. Man nannte es „inden Rauch gehen”, wegen des des charakteristischen Rauchs, den die Vorderladerabgaben. Aktuell sind wir dabei, einige Techniken der Chuza nachzustellen, wobei wireine große Anzahl von Techniken retten, von der Molinete bis hin zum Chuzaso.Wir organisieren monatlich offene Begegnungen an unterschiedlichen Orten, bei denen

wir den alten Brauch des kreolischen Duells pflegen, mit Schutz und Bewaffnung derBoleadoras. Wir beenden das ganze mit kleinen Wettkämpfen, die neben den regulärenStunden und Seminaren stattfinden.

„Ein Kreole ohne Messer ist ein nackter Kreole.”Argentinisches Sprichwort

Alle Völker dieser Erde hatten ihre eigenen Kampftechniken, einige bewahren sie auchnoch immer. Und das ist kreolisches Fechten: die Kunst des argentinischen Krieges.

www.esgrimacriolla.blogspot.com.ar

Über den Autor:Jorge E. Prina1. Dan im Tae Kwon Do ITF1. Dan im Kick Boxen IKAAusbilder der Selbstverteidigung, städtische Sicherheit und Erste Hilfe (OFI)Ausbilder der Verteidigung und des Kampfes mit Schnittwaffen (IAPC)Meister in Native American Warrior Arts (N.A.W.A.)Kurse, Ausbildung und Vereinigung als Vorderlader-Schütze (C.N. 592)

Die Fotos stammen von Jorge Prina, gemeinsam mit Pablo Liciaga und LisandroNedra, Vertreter des kreolischen Fechtens.Die Bilder wurden aufgenommen in: „El Fortín Tradición Platense”, in dem Teófilo Olmos gemeinsam mit Almafuerte die

Entscheidung traf, am 10.Oktober den Nationalfeiertag der Tradition einzuführen. Parque San Martín, Ciudad de la Plata, Begegnungen mit kreolischem FechtenKreolisches Fechten – Seminar in Troy, Missouri Seminar in Rosario, Santa FeTurnier im kreolischen Fechten in Ituzaingo

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Karate

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Endlich erscheint die DVD Wado no I Dori& Tanto Dori, herausgegeben von BudoInternational und realisiert vom MeisterSalvador Herraiz, 7. Dan und einer derbesten Kenner des Sti ls aufinternationalem Niveau. Darum offenbartuns der Autor hier und jetzt die

Eigenschaften und Bedeutung seinerArbeit in einem entscheidenden

Augenblick seines Lebens

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Karate

NEU AUF DVD!WADO NO I DORI & TANTO DORISALVADOR HERRAIZ, 7. DANDer Inhalt der DVD, die hier vorgestellt wird, ist eine

Sammlung charakteristischer Techniken von Wado Ryu,Techniken, die außerdem einige interessante und attraktiveInhalte für Karateka anderer Stile anbieten. Die Wado-Schule beinhaltet eine Gruppe sehr wichtiger Techniken,bestimmt durch Kihon Gumite, aber vielleicht macht ihreEigenschaften sie wenig attraktiv für Praktizierendeanderer Schulen. Die Techniken des I Dori (Verteidigungaus der traditionellen Haltung Seiza, in der man auf denFersen sitzend kniet) und des Tanto Dori (Verteidigung voreinem Messer) werden als wichtige Gruppen imtiefgehenderen Wado Ryu praktiziert, aber können auch fürKarateka, die nicht diesem Stil angehören, interessant sein.Darum habe ich diese Techniken für die DVD, da sie fürjeden Praktikanten interessant sein können.Es ist spannend, versteht man die technischen Formen,

die auf der DVD gezeigt werden, dass so vieleunterschiedliche technische Linien existieren. Wado Ryu istein Stil, der wie alle anderen auch im Laufe der Zeittechnische Veränderungen durchlebt hat, all das innerhalbeiner „Normalität”, die aus den unterschiedlichenAbspaltungen entstanden ist und schließlich inunterschiedlichen Techniken gemündet hat. Wir wissenalle, dass innerhalb des Wado Ryu drei große, technischeLinien existieren, die wir erwähnen und respektierensollten: (1) Das Wado Ryu Karatedo Renmei – angeführtvon Jiro Ohtsuka, dem Sohn des Gründers, der seinesAlters wegen in einigen Jahren das Erbe an seinen Sohn,Kazutaka, weitergeben wird. (2) das Wado Kai (im Schoßder Japanischen Vereinigung und technisch angeführt vonalten Meistern wie Toru Arakawa, Hajimu Takashima,

Katsumi Hakoishi, Takaichi Mano, Shinji Michihara,Shunsuke Yanagita, Yasuo Kuranami, Video Takagi,…) und(3) das WIKIF, begründet und geleitet vom Meister TatsuoSuzuki bis zu dessen Tod 2011 und nun durch seineAnhänger weiterbestehend.Alle erteilen sich selbst den Titel der Linie, die den

Lehren des Gründers Hironori Ohtsuka am treusten folgtund somit die reinste Lehre hinsichtlich Hironori ist. Vielewichtige Meister sagen „Ich habe es so von Ohtsukagelernt”. Es geht überall in Wirklichkeit darum, wann dieführenden Meister mit dem Gründer trainiert haben, dadieser die Aspekte seines Wado Ryu bis zum Ende seinesLebens veränderte und entwickelte. Somit hängt es davonab, in welchem Moment sie mit ihm trainierten, um daseine oder andere Detail zu erhalten.Im Bezug auf das aktuelle Wado Kai habe ich zum

Beispiel beobachtet, dass sie Positionen und ihre Namenverändern, vielleicht in der „heimlichen” Suche nach einerAnnäherung an die anderen Stile, damit das Wado inTurnieren wettbewerbsfähiger wird (ein fundamentales Ziel

„Zweifellos ist Wirksamkeitetwas wichtiges in den

Kampfkünsten. Dennochwürde ich ehrlich gesagt,

wenn es das wichtigste undeinzige Ziel wäre, eine

andere Praxis empfehlen.”

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der Japanischen oder SpanischenVereinigung…)Die Linie Suzuki-Sensei stützt sich

auf andere, wichtige Unterschiede.Vielleicht beeinflusst sie die Entfernungzum Meister irgendwann, denn sie hatseit den 60ern in England Fuß gefasst.Darum sollte man, jenseits vongrößeren oder kleineren Sympathien, inErwägung ziehen, dass das Wado vomSohn des Gründers das reinste seinkönnte, da er all die Änderungen desGründers bis zum letzten Momentmiterlebt hat. Andererseits habe ichauch beobachtet, dass in den 25Jahren, die der Gründer nun schon totist, sein Sohn Jiro (und nach ihm seinEnkel Kazutaka) auch einiges veränderthaben. Aber schließlich ist das normalund man muss es wohl so akzeptieren.Dennoch bin ich besorgt über diese

Bewegungen und Eigenschaften, dienichts mit den drei Linien des WadoRyu zu tun haben und in einigen

Fällen sogar gegen einigeEigenschaften des Wado gehen, egal,von welcher der drei Linien manausgeht. Das bereitet mir doch Sorge!Aber was mich noch mehr beunruhigt,oder mir zumindest sehr seltsamvorkommt, ist das Verhalten derFamilie Ohtsuka gegenüber dentechnischen und philosophischenEntwicklungen ihres Wado Ryu. Ichhabe meine Theorie über ihre Motive,aber…ich glaube nicht, dass diesehier und jetzt angebracht sind. Wie auch immer, die DVD, die wir

jetzt vorstellen, enthält eineSammlung der Techniken, die in dendrei Hauptlinien verwendet werden.Es handelt sich nicht um ein Videoüber eine konkrete Linie und will auchnicht päpstlicher sein als der Papst,sondern ist genau das, was gesagtwurde, eine Sammlung vonKombinationen mit Partner, die amcharakteristischen für Wado sind.

Neues Video

„Diese Arbeitumschließt nun

endlich zehnTechniken des I

Dori und weiterezehn des Tanto

Dori, wie auch dieKata des Seishan

und Chinto, diecharakteristischst

en dieses Stils“

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Technik

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Andererseits befindetsich das Karate meinerMeinung nach generellgerade in einem Moment,der weit entfernt von demWeg, den es folgen sollte,l iegt, nicht nur in seinenTechniken, sondern besondersauch in seinem Geist (der Weglässt sich generell nur noch ineinzelnen Faustschlägen erkennen,in bescheidenen Dojos undMeistern, die für gewöhnlich weitentfernt von der Welt des Lärmsleben, sodass ihr Einfluss auf andereKarateka beschränkt ist).Ich muss gestehen, dass ich

persönlich mich sehr müde undenttäuscht fühle. „Der Seemann, der dieSee verriet” (engl. „The Sailor Who Fellfrom Grace with the Sea”) ist nicht nur derTitel eines der meistgelesenen Bücher desbekannten japanischen Schriftstellers YukioMishima, der in den 70ern in einemberühmten Seppuku die Hauptrolle spielte,um zu verdeutlichen, dass die Werte Japansverloren gingen. Dieser Satz drückt, jenseitsdes Buches von Mishima, auch das Gefühlaus, was mich seit einiger Zeit wegen desVerhaltens einiger Karateka (und auchLehrer) überkommt.Wir bemühen uns alle, vielsagende

Sätze über den Geist und die Philosophiedes Karate zu lernen und zu zitieren,aber…nach ihnen zu handeln ist etwasganz anderes. Wir alle überzeugen unsvon unserer eigene Handlungsweise undklammern uns an das, was unsinteressiert, anstatt zu bekennen, dassgegen einige der wichtigsten Werte desKarate Do gehandelt wird. Ich glaube,dass wir an diesem Punkt des Wegesalle sehr genau wissen, was man voneinem Karateka erwartet, wir wissenalle über Philosophie und Geschichteund Dojokun Bescheid und bla, bla undbla…aber dann lässt das tatsächlicheVerhalten tagtäglich meiner Meinungnach zu wünschen übrig. Michüberkommt Traurigkeit und

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Enttäuschung, wenn ich mich wie dieser Seemannfühle, der den Gefallen am Meer verloren hat…Aber diese DVD erscheint in einem Moment, der

auch für mich grausam ist, der ich seit Jahrengetrieben werde von einer Wirbelsäule, die Scherereienmacht, um ein gewisses Niveau an körperl icherErtüchtigung beizubehalten. In Gedanken wollte ichdiese DVD schon seit Jahren machen, noch vor einerzukünftigen Unpässlichkeit. Also jetzt oder nie!Diese Arbeit umschließt nun endlich zehn Techniken

des I Dori und weitere zehn des Tanto Dori, wie auch dieKata des Seishan und Chinto, die charakteristischstendieses Stils und auch Wanshu, einer der universalstendes Karate. In jedem Fall wurde versucht, denRhythmus und die Abfolge eines Karatesbeizubehalten, dass auf eine natürliche technischeÜbung zentriert ist und mit Wado Ryu übereinstimmt,ohne Aufmerksamkeit oder Selbstdarstellung zusuchen, ein Karate, das sich schon seit sehr langerZeit bemüht, „Zen in Bewegung” zu sein.Zweifellos ist Wirksamkeit etwas wichtiges in den

Kampfkünsten. Dennoch würde ich ehrlich gesagt,wenn dies das wichtigste und einzige Ziel wäre, eineandere Praxis empfehlen. Wir Karateka tun, was wirtun und wie wir es tun, immer auf der Suche nach

etwas anderem und der, der nur die Wirksamkeit im Kampfsucht, findet so vielleicht nicht seinen Weg. Ich würde sogarsagen: Das ist sicher nicht sein Weg. Karate muss man also auf einem höheren Niveau verstehen,

nicht nur auf einem technisch-kämpferischen, sondern auchals eine Art der Meditation in der Bewegung. Genauso imBudo generell…Es handelt sich nicht nur um ein Kampfsystem. Im Kyudo

zum Beispiel haben die großen Meisterimmer das beibehalten, was am wenigsten bedeutete, insSchwarze zu treffen, da es nicht darum ging, sondern umden Prozess, die Bewegung, die Atmung, dieKonzentration…und die Effekte, die all das indemjenigen bewirken, der den Pfeil abschießt, ohnesich darum zu sorgen, wo oder bei wem er landet.Techniken wie Ryote Dori, Gozen Dori, Zu Dori, Asi

Dori, Te Dori Shotei Zuki, Hiki Otoshi Dori, HijiteKansetsu Gyaku Torinage nehmen auf dem BildschirmForm an und zeigen die Essenz der Techniken, die imLaufe der Geschichte die erste hervorragendejapanische Karateschule ausgezeichnet haben (dieanderen ältesten und entwickeltsten Technikenstammen tatsächlich aus Okinawa). Für dieVerteidigung vor einem Messer bieten Udegarami Dori,Kotenage Dori, Hikitate Dori und viele andere einklares Muster des Karate mit wichtigem Einfluss aufJu-Jutsu.

„Karate muss man also auf einemhöheren Niveau verstehen,

nicht nur auf einemtechnisch-kämpferischen,sondern auch als eine Art

der Meditation in derBewegung. Genauso im

Budo generell…“

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Die KMRED-Gruppe und ihre MitgliederDie Gruppe Kravmaga RED hat, wie wir in unseren

vorherigen Artikeln bereits erwähnt haben, zum Ziel, einemoderne und realistische Selbstverteidigung ohneEinschränkungen zu entwickeln. Diese wird durch eineDisziplin wie Kravmaga entwickelt, wie auchWettbewerbsdisziplinen, so thailändisches, englischesoder französisches Boxen und durch die Erfahrungender Meister, die sie im Umgang mit Konfliktsituationenerlangt haben, vervollständigt.

Aber das wichtigste ist, dass die Gruppe nicht inübermäßiger Selbstsicherheit lebt und in einer Eckebleibt und darauf besteht, nur an ihre eigenenErrungenschaften zu glauben.

Unsere größte Stärke ist, dass wir noch immer aufder Suche nach der Verbesserung unserer selbst sindund nicht daran zweifeln, uns mit Menschen andererStile und Disziplinen zu umgeben.

Tatsächlich haben viele Menschen jenseits unsereseigenen Kreises den gleichen Prozess der Forschungund Öffnung durchlebt und es ist wichtig, die Fähigkeitzu haben, sich auszutauschen, gemeinsam zu arbeitenund Fertigkeiten zu entwickeln, die es unseren Schülernermöglichen, ihr Wohlergehen und auch das ihrer Liebenzu erhalten.

Dafür hat die Gruppe KMRED bereits vor vielen Jahrenzahlreiche Seminare und Austausche mit eingeladenenPrüfern, die jahrelange Erfahrung im Kampfsport und echtenkörperlichen Auseinandersetzungen besitzen, organisiert.

Im November diesen Jahres wird nun als eine dieserangesehenen Personen einer der Pioniere der philippinischenKampfkünste in Frankreich der 1985er kommen, DidierTinocque, der zum dritten Mal vor den Schülern des ClubsKMRED der südöstlichen Region sprechen wird. Sein

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Spezialgebiet, Kali Eskrima, ermöglicht es, wennnötig, die Gefahren, die Messer und Knüppel in

einer echten Auseinandersetzung darzustellenund wie man sie zu seinem eigenen Vorteil

nutzt. Während seines Besuches wird aucheine langfristige Zusammenarbeit begonnen

und er wird den Titel des Ehrenmitglieds derKMRED-Gruppe erhalten.

Im November wird auch, ebenfalls in dersüdöstl ichen Region, einer der erstenSpezialisten eingeladen, die anfangen, frei an

der Entwicklung einer Methode derSelbstverteidigung zu arbeiten, die von vielenMenschen verwendet werden kann und sichSCHNELLE VERTEIDIGUNG nennt. Es handeltsich dabei um Vicente Roca. Er ist häufig

Referent in den Gruppen, besonders inFrankreich und dem Ausland. Er widmet sich

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vollkommen dem Prozess, sich den erfahrenen Menschen der KMRED und dem Gründer dieses Projektes, ChristianWilmouth, zu öffnen.

Wir wollen uns ins Gedächtnis rufen, dass das, was wir oder auch diverseeben genannte Experten machen, das Ziel hat, den technischenInhalt, der den Schülern gewidmet ist, anzureichern. Es gehtuns nicht darum, ein gewöhnliches Ego zu entwickeln.

„Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir daraufachten, was wir in der Selbstverteidigung vermitteln,denn die, denen wir unser Wissen weitergeben,könnten das, was sie lernen, in einer echtenSituation brauchen. In der Wirklichkeit gibt eskeinen Raum für Phantasien.”

Es gibt einen Bereich unseres Konzeptes zurSelbstentwicklung, von dem wir immer etwaslernen werden: dem Kampf!!!!! In diesem Sinneist einer unserer privilegierten Referenten eingroßer Fachmann darin, englisches Boxen zuunterrichten. Während seiner Schaffenszeit hat er

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sich eine lange Liste großer Boxererarbeitet, die er trainiert hat. GiovanniRocchi ist ein Coach, bei dem das „C”groß geschrieben wird. Er hat vielenationale und internationale Championsbegleitet und hat es geschafft,englisches Boxen als Basis undfundamentale Ergänzung derWettkampffähigkeiten der Praktikantender KMRED-Gruppe zu etablieren. Seineregelmäßige Teilnahme ermöglichtediesem Teil des Wettkampfs, der in

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unserer Arbeit sehr präsent ist,neue Dimensionen.

Die KravMagaRED-Gruppesteckt mitten in derEntwicklungsphase und wird sichauch noch während 2015beständig aufbauen, und sichimmer durch konstruktivesAustauschen mit all jenen, die fürdie Praxis jenseits des Ego-Kampfes arbeiten, selbsthinterfragen.

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Wenn wir ein kraftvol les undkriegerisches Tai Chi sehen möchten, istMeister Chen der Beste, um uns einewahrhaft unvergleichbare Ausführungdarzubieten.

Und wenn ich kraftvoll sage, darfman es sich deswegen aber nicht hart,sondern trotzdem weich vorstellen. DieEssenz des Tai Chi und sein paradoxes

Geheimnis ist, dass das Weiche dasHarte besiegt; Ein interessantes Konzept,dass wir uns auch alle vorstellen können,aber es in die Praxis umzusetzen, ist noch

mal was ganz anderes. Die klassischen Metaphern mit dem

Bambus oder mit dem Wasser ..all dasist uns gut bekannt, dank der in den

letzten Jahren enormen Verbreitung derorientalischen Philosophie im Westen.

“Einfach gesagt, aber schwer getan”,wie die Redewendung so schön sagt,denn an dem Zeitpunkt derVerwirklichung passiert es dochrecht oft, dass das einstudierteTai Chi nicht mehr ist als eineangenehme und auffal lendePerformance. Natürlich, demKörper tut es auf alle Fälle gut,

aber ist dies Kriegskunst? Ist dasdie echte Kriegskunst, mein

Freund? Der Definition nach ja,obwohl so wirklich kämpferisch?...bis

ich jedoch eines Tages, Meister Chenbei seiner Arbeit zugesehen habe.Ja, die Weichheit, die war da; aber

eben auch die nötige Härte, mit der erseine Kraft wiedergeben kann.

“Das Tai-Chi ist wie der Bambus, wenndu ihn beugst, biegt er sich mit dir, aberin dem Moment, in dem du loslässt,schnellt der Stamm wie ein geflitzterBogen zurück.“ Erklärt mir MeisterChen in unserem ersten Treffen.

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Sein direkter Schüler, Diego Cáceres, hatte mir gegenüber schon erwähnt, dass Chenanders ist. Gut, dass ist eine Beteuerung, die ich schon oft gehört habe in unserenKreisen, aber diesmal war es einfach wahr.

Deswegen, und nach dem Erfolg, den sein erstes Video über die Form „YI LU”, denrelevanten Stil Chens, hatte; habe ich nun den Meister gebeten, ein Buch zu schreiben.

Ein definitives Buch für die Schüler des Tai Chi.In dem die Form „YI LU“ Schritt für Schritt erklärt wird, aber um stimmiger mit dem

kriegerischen Anteil des Tai Chi’s zu sein, haben wir ihn gebeten, in diesem Buch auchdas zu beschreiben, was im Karate gemeinhin als “Bunkai” beschrieben wird; d.h. dieAnwendungen, welche die Tradition als effektive Technik und traditionelle Bewegungenvorschlagen, um diese Formen auszuüben. Die Sache hört hier auf ein Tanz zu sein! Hierwerden Arme gebrochen, Personen geworfen, es wird in die Weichteile geschlagen undall das nach den Schlüsselpunkten des Tai Chi:

Das Weiche besiegt das Harte. Das Ergebnis ist beeindruckend. Ein Buch mit mehr als1000 Farbfotos. Ein komplettes Handbuch für das Meistern des Stiles von Chen, dersein Werk mit einem Video vervollständigt hat und das den Lesern von Kampfkunst zurVerfügung steht. Eine Arbeit; auf die wir alle hier in der Redaktion sehr stolz sind.

Alfredo Tucci

Kung Fu

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Der Chen Stil von Tai-Chi Chuan

Der Chen Stil ist der älteste bekannte Stil und wird als dieQuelle des Tai-Chi Chuan angesehen. Mann kann sagen, dass erdas Ergebnis und die Zusammenstellung verschiedenerKampfkünste ist.

Seine Ausführung beinhaltet verschiedene Techniken wieder Schlag mit der Faust, dem Ellbogen, der

Schulter, dem Bein, dem Knie, sowie auchWürfe, Verrenkungen, Stilllegungen,

Sprünge, etc..Es gibt eine chinesische

Volksweisheit, die sagt „Der ganzeKörper hat Hände“, was sovielbedeutet wie, die Fähigkeit vieleTeile des Körpers im Kampfeinzusetzen.

Die Ursprünge des ChenStiles finden sich Ende des14ten Jahrhunderts, in einemkleinen Ort von Chenjiagou,in China.

Das war zu einemZeitpunkt als Chen-Bu,den man für den Gründerder Chen Familie hält, sichin diesem Dorf niederließ,auch wenn diese Familieerst ab der 9tenGeneration mit ChenWang-Ting (1600-1680)berühmt wurde. ChenFake, aus der 17tenGeneration, reiste, als erungefähr 30 Jahre alt war,von seinem Dorf in

Chenjiagou nach Pekín.Dort angekommen, verhalf er

dem Chen Stil zu einer klarenBerühmtheit, dank seiner

ausgezeichneter technischenBegabung in dieser Kampfkunst.

Am Anfang gab es 7 Formen, die sichspäter auf 2 reduzierten, genannt Yi-LUund Er-LU (Pao Chui oder die KanonenForm).

Beide zeichnen sich durchgeschmeidige und langsameBewegungen aus, die sich mit anderenschnellen und explosiven abwechseln,immer innerhalb der eigenenKontinuität des Tai-Chi Chuan.

In der Er-Lu Form, wird das Fa-jingvermehrt angewendet, großteils inden Bewegungen. Die Stellungensind niedrig und verwurzelt, wasdas Entladen der Kraft des Fa-jingbegünstigt.

Das “Chanse-Ching” ist dertypischste Wesenszug des ChenStils. Er entstand aus demPrinzip, das „den Seiden Kokoneinwickeln“ heißt.

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Grandes Maestros

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Es besteht aus der Arbeit mit der spiralförmigen Kraft: Das Chi (Energie) breitet sichspiralförmig von den Füssen aus, von dort verteilt es sich auf den ganzen Körper bis in dieHände.

Diese spiralförmige Bewegung, benützt man als Verteidigung oder zur Attacke.

Die ursprüngliche Kraft des Tai-Chi Chen Das Tai-Chi Chen ist ein Stil, der die Vereinigung von entgegen gesetzten und komplementären

Energien erkundet, eine Mischung dessen Kontrolle man lernen muss. Der Praktikant des Tai-Chisollte die gleiche Natürlichkeit und das gleiche Können, wie das eines Neugeboren erlangen. Icherläutere: Wenn der Fötus sich an dem Punkt kurz vor der Geburt im Bauch der Mutter ist, befindeter sich in einem Zustand des perfekten Stillstandes. Wenn der Uterus dann anfängt sich in kleinenKrämpfen zusammenzuziehen, hängt das Baby auch weiterhin von seiner Mutter ab; in dem erstenMoment, in dem das Baby auf der Welt ist, sind beide noch mittels der Nabelschnur verbunden.Erst in dem Moment, an dem die Nabelschnur durchtrennt wird und sich das Fehlen des

Sauerstoffes bemerkbar macht, ist der Zeitpunkt eines ersten Bedürfnisses gekommen. Indem Augenblick, in dem es einen Klaps bekommt um somit die

Atmung durch den Mund anfängt, fühlt man wie einenergischer Krampf seinen Körper durchfährt und dieser

die Atmung auslöst. Diese mächtige und unbezähmbareErschütterung, ist die gleiche, die wir versuchen mittels

dem Tai-Chi herbeizuführen; ein Fluss von Energie, sostark, dass der Körper fast elektrisch zusammenzuckt, um

zum einen den Schlag und zum anderen eine energetischeheilende Entladung des Körpers herbeizuführen.

In dem Tai-Chi Chen, während man die Bewegungen derFormen ausführt, bringt man das eben erklärte Konzept als

Grundlage an; mit konstanten Bewegungen die, die Energieaufnehmen, die sich wiederum sogleich ausdehnt um, in diesem

Fall, im Fa-jing zu explodieren.Dieses gleiche energetische Gefühl, würdigt man auch in den

eigenen Bewegungen des Körpers; das „sich einschließen“ unddann nach außen hin öffnen, zur gleichen Zeit

führt man wellenförmige Bewegungen aus;ähnlich wie die Bewegungen einer

Schlange.

Die elementareEnergien und derenergetischeKreislaufDer Mensch antwortet auf die

Kräfte des Himmels und der Erdeund hängt von dem

Austausch der Energie mit der Umwelt ab. Die Energiendes Himmels und der Erde besetzen alles; beim sichverteilen, vereinigen sie sich zugleich wieder und kehrenimmer wieder in ihren Urzustand zurück.

Alles entstammt von Tao, dem einzigen undgleichsamen Prinzip. Das Qi ist die elementare Kraft,die erste Kundgebung des Ursprungs.

Das Qi polarisiert sich durch zwei Kräfte: Yin undYang.

Jeder Zustand des energetischenUngleichgewichtes erzeugt ein Unbehangen:Wegen Fehlen oder wegen Überflusses. DieAnhäufung nennt sich Xu (oder auch Yang)und das Fehlen oder die Leere nennt sichZxu (oder Yin).

Der Mensch ist das Ergebnis dieserzwei Energien. Auf harmonische Weise

Kung Fu

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erzeugt er Vibrationen mit seinenBewegungen; diese ständige undkontinuierliche Veränderung kommt voneiner energetischen Versorgung, die ererhält.

Ein Weg, um diese Energien zuerzeugen, wenn wir im kriegerischen Sinnreden, realisiert sich mittels der Atmungoder auch durch die eigene körperlicheBetätigung. Die Energie Yang weitet aus,die Energie Yin dagegen ziehtzusammen. Es ist diesesZusammenspiel, das wir beim übenversuchen müssen einzuhalten.

Der menschliche Körper erhält zweiPulse, den Zhen und den Du; Mann undFrau funktionieren mit zweientegegensätzlichen Pulsen, die Frau hatden schwächeren Puls nach außen hinund den stärkeren Puls nach innen undder Mann genau umgekehrt.

Der Zhen Puls birgt in sich die Kraftdes Blutes und der Du Puls birgt imAntrieb der Luft.

In der Praxis müssen wir uns auf dierelevanten Kanäle des körperl ichenenergetischen Kreislaufes konzentrieren.

Die Energie zirkuliert ausgehend vomTan Tien (der sich vier Finger unterhalbdes Bauchnabels befindet) und denKörper in zwei Teile trennt; auf einer Seitesteigt er von der Brust zum Kopf hin undneigt sich vom Rücken bis hin zum Punkt

Huiyin runter und zum anderen läuft ervom Tan Tien aus und bildet einen Kreisund umfasst die Taille.

Wenn wir mit den Übungen anfangen,müssen wir unsere Konzentration undAtmung auf den Tan Tien richten, unduns diese Energie, die in diesen zweiKanälen läuft, bildlich vorstellen, währendwir den Atem anhalten und so ruhig wiedas Zwitschern eines Vogels sind.

Die charakteristischenTechniken

Das Tai-Chi lehrt uns eine Technik, diehauptsächlich auf der Bewegung derExplosionen des Körpers basiert.

Diese Bewegung wandelt diese innereExplosion in eine Art Wirbelsturm, der

einen Krampf von Fuß bis Kopfprovoziert, und der sich im letztenMoment freimacht und sich wie ein

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Peitschenschlag gegen die Attacken des Feindes richtet.Die Kunst der Attacke ist vergleichbar mit dem Beispiel von

einem Adler, der ein Kaninchen greift. Man muss die Kontrolle mitdem körperlichen Kontakt halten, aber ohne sie zu ergreifen.

Die Attacken im Tai-Chi üben einen Druck auf konkreteOberflächen aus, aber nicht wahllos.

Diese Oberflächen entsprechen oft Sehnen und Nerven,Arterien und Venen, denn wenn man auf die AchsenpunkteDruck ausübt, passiert es, dass Knochen sich verschiebenund ausrenken, Muskeln und Sehnen sich teilen.

Wir benützen als Waffe die Handfläche, den Handrücken,die Faust, die Schulter, den Unterarm, den Ellbogenetc...Der Daumen und kleinen Finger können sich wie dieZeiger einer Uhr drehen, im Uhrzeigersinn dem ZHENentsprechend, oder gegen den Uhrzeigersinn dem FANentsprechend.

Die Handfläche kann man auch in Bewegungenbenützen, die im Uhrzeigersinn oder gegen dieBewegung gerichtet sind; zum Beispiel eine Hand istoben und die andere unten oder umgekehrt.

Bewegungen mit dem Fuß können achtverschiedene Techniken benützen, der Spann, dieFerse, die innere Kurve von der Fußsohle, derFußrücken, die Ferse und seine Varianten in 45 Grad,auch empfohlen sind die Kehrungen, und dieDrehungen im Tornado.

Die Stellung des MAPU( Pferderitt) ist diewichtigste, da diese erlaubt, das Gewicht desKörpers zu ändern und es auf eine Seite oder eineandere zu verlegen, je nach der Art von Angriff.

Wir gehen auch mit der Stellung des XIEBU um,die auf der Ferse sitzt. XIBU in der Drehung,DULIBU auf nur einem Bein, während man denOberkörper anhebt und die Lage des PUPU sehrniedrig ist, um so die Sehnen zu stärken.

Dieser Stil verlangt viel Beweglichkeit und es istwichtig, mit dem Training sehr jung anzufangen, dennwenn die Sehnen und Muskeln noch nicht so steif sind, istes einfacher, diese Erweiterungen herbeizuführen und dannein ganzes Leben lang zu erhalten.

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Kung Fu

Wenn wir mit dem Training nicht ganzso jung anfangen, können wir feststellen,dass unsere Stellungen härter sind undwir schlechter ästhetische Stellungenhalten können und diese uns auch nichtgenügend Kraft in dem Moment derAusübung bringen..

Wir müssen uns immer im Klarendarüber sein, dass die wichtigsteStellung die MAPU ist; da diese es unserleichtert, mit dem Körper Drehungenauszuführen.

Den Kopf immer aufrecht halten undnach vorne schauen, aber ohne dabeiden Blick zu verl ieren; man mussimmer schön aufmerksam sein, ohnedabei einen bestimmten Punkt zufixieren, aber auch nicht einfach nur indie Leere starren. Auch sollte man mitdem Gehör aufmerksam sein, derNacken darf nicht steif, sondern musskonzentriert sein, die Brust aufrecht,den Bauch nach innen, aber weder einHohlkreuz formen, noch den Hinternrausstrecken.

All dies erlaubt einen bei Attacken oderVerteidigungen sich zu drehen, dadurchdass die Wirbelsäule sich frei nach links,rechts und um 45° wenden kann.

Der Hintern muss so bleiben, als obwir auf dem Wasser sitzen würden;

immer in einer fixen Stellung, abergleichzeitig mit genügendReaktionsvermögen, so dass wir imMoment der Bewegung nichtfestgefahren sind.

Ein steifer Hintern fixiert uns zu sehran den Boden, um uns noch gewandtzu bewegen; wenn der Gegner vonlinks angreift, können wir unserGewicht nach rechts verlagern undumgekehrt, somit vermeiden wirAngriffe gegen die Muskeln und gegendie Knie, da wir dank unserer Stellungdazu fähig sind, diese im richtigenMoment, dem Angriffswinkel zuentziehen. Wir müssen die Sicht immergegen die Attacke richten.

Es werden kreisende Bewegungenbenützt. Wie ich schon gesagt habe,wenn eine Hand nach oben fährt, gehtdie andere nach unten.

Wenn der Körper nach oben fährt, sowird er als nächster Schritt sich beugenund wenn eine Hand oben die Stellungbehält, so bleibt die andere unten, bisdie Stellung sich wechselt und sich einkontinuierliches Spiel der entgegengesetzten Stellungen ergibt.

Das Erlernen ist so ähnlich wie zurZeit unserer Geburt, als wir noch diesekreisende Bewegung mit Armen und

Beinen gemacht haben. Diese habenwir jedoch in der Zeit unseresHeranwachsens verlernt.

Als Kinder waren all unsereBewegungen rotierend, sei es zumZweck der Verteidigung als auch allemUnbekannten gegenüber. Mit dem Tai-Chi Chen müssen wir das kreisendeSystem unserer Bewegungenzurückerobern.

Die bedeutendsten Bewegungen unseres Stiles sind:• Der berühmte Kranich, der seine

Flügel ausstreckt: Baihe Liangehi.• Mit den Knien fegen, in

Kombination mit dem Vorwärtsschritt:Louis aobu.

• Zurückweichen mit kreisendenUnterarmen: Daojuan gong.

• Den Schwanz des Sperlings rechtsergreifen: Youlan quewei.

• Den Schwanz des Sperlings linksergreifen: Zoulan quewei.

• Tritte mit der Ferse: Ti dengjiao.• Sich nach vorne/ hinten

balancieren: Chuansuo.• Den Körper drehen, abweichen,

ausweichen, schlagen: ZhuanshenBanlanhui.

Die Biographie des Meister CHENMeister Chen wurde in der Ansiedlung Chen-Ao

geboren, Teil der Gemeinde von Ruian, in der OrtschaftChang-Quiao, die in der Provinz von Zhejiang liegt.

Von klein auf lernte er den Kung Fu Stil, mit demMeister des Shaolin Youlongji, auch bekannt als “derMönch aus Eisen”. Während er zwar weiterhin beidiesem Meister lernte, hörte er von dem Stil Yang desTai Chi Chuan und dessen berühmten Lehrer, der in derStadt von Shandong lehrte, in einem Dorf, das Quinnanhieß.Ohne zu zweifeln zog er dorthin, um den Meister

aufzusuchen, der Hongyunshen hieß.Ab 1983 konnte er jeden Morgen in dieser kleinen

Schule Unterricht nehmen. Während dieser Zeit lernteer einen anderen Lehrer kennen, Meister Liochende, deram Nachmittag im öffentlichen Park Unterricht gab. Sokonnte er in der Frühe zusammen bei Meister Hing undam Nachmittag bei Meister Lio lernen.1996 kehrte er zurück nach Ruian. Dort fing er an,

selbst als Meister seines Faches zu unterrichten, seinRuf wurde mit der Zeit immer besser und Schülerkamen von weit angereist, um bei ihm zu lernen. Eine Reihe von unglücklichen Ereignissen zwangen

ihn dazu, seine Heimat zu verlassen, was er dann imJahr 2000 endgültig tat. Zwischen vielen Reisen undZwischenfällen kam er 2003 nach Spanien, wo er voneinem chinesischen Geschäftsmann, Herr Fan Xin Min,eingeladen wurde. Herr Fan Xin Min ist übrigens nichtnur Geschäftsmann , sondern auch Schauspieler undpopulärer Lehrer der Kampfkünste, auch für BudoInternational hat er schon bei einem Video mitgewirkt.Von dort aus kam er in Kontakt mit der Lehrstelle für

spanisches Kung Fu und seinem Direktor, Herrn DiegoCaceres.Herr Caceres und Meister Chan verstanden sich auf

Anhieb, dieser erkannte und schätzte sofort dessenbeeindruckende Fähigkeiten und schlug ihm deswegenvor, als Lehrer für ihn zu arbeiten. Seitdem lebt und lehrtMeister Chan in Spanien.

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Garantierend mit seiner beeindruckendeninternationalen Karriere- mehr als 200 Trophäen, 41davon als alleiniger Meister - teilt George Bierman indieser Arbeit seine mehr als 20 Jahre umfassendeErfahrung als Wettkämpfer im Kumite mit uns.

Eine Serie von Grundlagentechniken,Konzepten und Ratschlägen, die wir

alle, ob Anfänger oderFortgeschrittener, kennen sollten,

um unsere Fähigkeiten imKampf zu verbessern: die

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aufklärenden Tricks undIdeen. Das Ergebnis einer

wahrhaften Erfahrung undviel Hingabe, in welchem nicht

nur die Karateka, sondern auchSportkämpfer sämtlicher Stile

Inspiration und Wahrheit in Hülle undFülle finden werden.

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