28
12 Bewegt: IYNF löst sich aus den Netzen Seite 17 Beleuchtet: Eine Seefahrt die ist, ... Seite 18 Freistil: Kleidertauschparty! Seite 24 RESSOURCEN! Wohin führt unserer Rohstoffhunger? Ausgabe 02/2014 Die Jugendzeitung der Naturfreundejugend Deutschlands.

ke:onda 12 02/2014

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Unsere Autor*innen haben eine Fülle von spannenden und informativen Artikeln geschrieben, die der Frage nachgehen, was Ressourcen eigentlich sind. Lest unter anderem über Pizza am Mount Everest, Erdöl im Yasuní Nationalpark und die Arbeit auf einem Forschungsschiff in der Ostsee. Viel Spaß wünscht eure [ke:onda]-Redaktion!

Citation preview

Page 1: ke:onda 12 02/2014

12

Die Jugendzeitung der Naturfreundejugend Deutschlands.

Bewegt:

IYNF löst sich aus den Netzen Seite 17

Beleuchtet:

Eine Seefahrt die ist, ... Seite 18

Freistil:

Kleidertauschparty! Seite 24

RessouRcen!Wohin führt unserer Rohstoffhunger?

Au

sga

be

02

/20

14

Die Jugendzeitung der Naturfreundejugend Deutschlands.

Page 2: ke:onda 12 02/2014

02

editorial

Gedruckt mit Farben aus nachwachsenden Rohstoffen auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Umweltengel. Alle beim Druckvorgang entstandenen CO2-Emmissionen wurden neutralisiert.

IMPRESSUM

ke:onda – Die Jugendzeitung der Naturfreundejugend Deutschlands

Herausgegeben durch das Kinder- und Jugendwerk der Naturfreunde, Verein zur Förderung der Naturfreundejugend Deutschlands e.V., Adresse siehe unten

Redaktionsanschrift und Verlag:Naturfreundejugend Deutschlands // Warschauer Str. 59a // 10243 BerlinTelefon 030-29 77 32 70 // Telefax 030-29 77 32 [email protected] // www.keonda.de

Mitglieder der Naturfreundejugend Deutschlands erhalten [ke:onda] kostenlos. [ke:onda] kann auch als Abo für 5 € pro Jahr inkl. Versandkosten bestellt werden.

Redaktion: Nina Bartz, Frauke Gehrau, Lina Mombauer, Sebastian Bozada (V.i.S.d.P.)

Fotos: Michael Funcke-Bartz: S. 3, 4, 8, 26 // Cornelius Dahm: S. 13 // Nils Teichler: S. 3, 15 // Nina Bartz: S. 5 // Larissa Donges: S. 27 // Frauke Gehrau: S. 3, 18, 19 // Frederik Düpmeier: S. 17, 20, 21 // Sebastian Bozada: S. 2, 3, 12, 24, 25, 27 // NFJD: S. 14 // Landesverband Bremen: S. 16 // Sandra Haubold: S. 3, 22 // Julian Ringhadtz: S. 22 // fotolia / igor_shmel: S. 1 // fotolia / Mushy: S. 10 // fotolia / bizoo_n: S.11 // fotolia / bilderzwerg: S. 10 + 11 // fotolia / gerunica27: S. 14 // fotolia / lagom: S. 20 // photocase / marshi, fraueva: S. 13

Gestaltung: DIE.PROJEKTOREN – agentur für gestaltung und präsentationDruck: DCM

© Naturfreundejugend Deutschlands 2014 Gefördert aus Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des Bundes

liebe leser*innen,Denken wir an Ressourcen, so kommen uns in erster Linie Rohstoffe in den Kopf, wie zum Beispiel Erdöl oder Holz. Aber auch Biodiversität kann eine Ressource sein. Alle diese Ressourcen nutzt der Mensch über das gesunde Maß hinaus.

Wenn das Erdöl zur Neige gehen wird, können wir uns umstellen. Es gibt aber auch Ressourcen, die wir unwiederbringlich verlie-ren werden und für die es kein Ersatz geben kann. Biodiversität zum Beispiel ist eine Ressource, die entgültig verschwinden wird, wenn wir nicht Achtsam mit ihr umgehen. Mit der Ressource Phosphor verschwenden wir einen unersetzbaren Baustein allen irdischen Lebens. Noch spüren wir in Europa die Folgen kaum. Trotzdem sollten wir uns ernsthaft überlegen, ob es unbedingt immer das beste Smartphone und der neue Schrank sein muss – oder ob wir nicht vielleicht auch mit dem auskommen, was wir schon haben. Viele Produkte könnt ihr auch gebraucht kaufen. Das schont nicht nur euren Geldbeutel, sondern spart auch wertvolle Rohstoffe, die wir nicht nur der Erde stehlen, sondern auch den zukünftigen Generationen vorenthalten.

Aber Ressourcen sind noch mehr als die Dinge, die wir aus dem Boden, den Gewässern und der Erde herausholen. Auch die Zeit, die wir in diese [ke:onda]-Ausgabe stecken, ist eine wertvolle Ressource. Wir haben nicht daran gespart, damit dir diese [ke:onda]-Ausgabe gefällt. Aber auch sie ist begrenzt. Wenn du also Lust am Schreiben und Fotografie-ren hast und einmal deine eigenen Texte und Fotos in der [ke:onda] sehen möchtest, dann freuen wir uns, wenn wir dich bald einmal ken-nenlernen und du unsere Redak-tion verstärkst!

Viel Spaß beim Lesen und Berg frei wünscht euch

Frauke Gehrau

Page 3: ke:onda 12 02/2014

03

zur sache

Gedruckt mit Farben aus nachwachsenden Rohstoffen auf Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Blauen Umweltengel. Alle beim Druckvorgang entstandenen CO2-Emmissionen wurden neutralisiert.

titelthema: Ressourcen .................................................................................... 04

Pizza am Everest? ..................................................................................................... 05

Phosphor – eine endliche Ressource? ................................................................... 06

11 Interessante Fakten über das Wasser .............................................................. 06

Erdöl, Gold, Uran, ... Biodiversität? ........................................................................ 08

Fracking – eine Frage von Restrisiko? ................................................................... 09

Upcycling – nachhaltig? .......................................................................................... 26

ron: Grüße aus Island ........................................................................................... 12

Alles- oder Nichtsfresser ......................................................................................... 13

Bewegt: Arbeit auf Bundesebene ....................................................................... 14

Einladung zur Transformation ................................................................................ 14

Held der Arbeit .......................................................................................................... 14

Einen bleibenden Eindruck hinterlassen! ............................................................. 16

IYNF löst sich aus den Netzen ................................................................................ 17

Beleuchtet: Eine Seefahrt, die ist... .............................................................. 18

Unterwegs in Schweden .......................................................................................... 20

freistil: „Nur Fliegen ist Schöner...“ ................................................................. 22

Buchtipp & Weltweite Weltsichten ....................................................................... 23

Kleidertauschparty ................................................................................................... 24

ansichtssache: Grenzland .............................................................................. 27

Gewinnspiel ............................................................................................................... 27

Page 4: ke:onda 12 02/2014

04

Gesucht wird: Gutes Lebenmit deutlich weniger Ressourcenverbrauch!

von Nina Bartz

Das Wort „RESSOURCEN“ stammt ursprünglich aus dem Latei-nischen und bedeutet so viel wie „hervorquellen“. Die Vorstellung, dass die Schätze der Natur unendlich verfügbar sind, prägte über Jahrhunderte den Umgang mit Holz, Kohle, Erdgas, Mineralöl und mineralischen Rohstoffen. Dass Boden, Wasser und Luft wichtige Funktionen im Ökosystem Erde haben, war noch kein Thema. Doch dieser Reichtum ist begrenzt und nur zum Teil erneuerbar. Laut des vom WWF herausgegebenen „Living Planet Report 2014“ verbraucht die Menschheit pro Jahr ca. 50 % mehr Biokapazität, als die Erde innerhalb dieses Zeitraums regenerieren kann.

So verdrängen z.B. Rinderzucht und Sojaanbau Tropenwälder für den weltweit steigenden Fleischkonsum, zusammen mit Planta-gen für den zunehmenden Anteil von Agrartreibstoffen. Wasser ist vielerorts zu einem knappen Gut geworden, nicht zuletzt dort, wo Baumwollanbau in immer trockenere Regionen vorstößt. Noch nicht überschaubare Risiken für die Grundwasserressourcen sind mit dem sogenannten „Fracking“ verbunden.

Unser Lebensstil beschleunigt den Klimawandel und den Verlust von Biodiversität: In der Zeit von 1970 bis 2010 hat sich laut WWF die Zahl der an Land und im Meer lebenden Arten um 39 % verringert, im Süßwasser sogar um 76 %.Die Erderwärmung führt dazu, dass Rohstoffe in der Arktis zugäng-lich werden. Dort soll unter anderem ein Fünftel der weltweiten Erdöl und -gasvorkommen lagern. Mit der Eisschmelze kommen neue Konflikte auf: Welche Staaten haben Anrecht auf diese Vorkommen? Ist es ökologisch vertretbar, in einem so sensiblen Ökosystem wie der Arktis Öl zu fördern?Wir führen ein Leben zu Lasten ärmerer Länder und künftiger Generationen. Unser Umgang mit Ressourcen ist somit eine Frage globaler Gerechtigkeit und eine nachhaltigen Zukunft.

Michael Funcke-Bartz arbeitet in der internationalen Zusammen-arbeit im Bereich Ressourceneffizienz und hat seine Eindrücke in Fotos festgehalten. Einige davon hat er für diese Ausgabe zur Verfügung gestellt. Sein Kommentar zum Thema:

„Der weltweite Rohstoffhunger führt dazu, dass der Berg-bau immer weiter in sensible Ökosysteme vorstößt, wie zum Beispiel tropische Regenwälder, arktische Regionen und die

Weltmeere. Auch wird es immer aufwändiger, wichtige Metalle wie Gold, Kupfer oder auch Seltene Erden zu gewinnen, da in vielen Minen nur noch Gestein mit einem deutlich geringe-ren Erzanteil abgebaut wird. Dies bedeutet mehr Transport, Energie aufwand, Chemikalieneinsatz, Umweltschäden und

auch Landkonflikte mit der dort lebenden Bevölkerung. Bereits heute verbraucht die Menschheit mehr natürliche Ressourcen, als das Ökosystem Erde erneuern kann. Wür-

den alle Menschen so viele Ressourcen verbrauchen wie in Deutschland, so würden mehr als zwei Erden benötigt. Wollen wir die Perspektiven kommender Generationen nicht massiv beeinträchtigen, so müssen Länder wie Deutschland ihren

Ressourcenverbrauch auf ein global gerechtes und ökologisch verträgliches Maß reduzieren.“

Quelle: http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_LPR2014_Kurzfassung.pdf

Du willst wissen wie hoch dein persönlicher ökologischer Fußabdruck ist? Dann berechne ihn auf: http://www.footprint-deutschland.de/

Unter Biokapazität ver-

steht man die Fähigkeit der Natur, nutzbare Ressourcen bereit-zustellen und Reststoffe wie Abfälle und -gase aufzunehmen.

Der Ökologische Fußabdruck entspricht der Fläche, die z.B. von einem Land benötigt wird, um seinen Bedarf an Energie und Rohstoffen zu decken und seine abbaubaren Abfälle und CO2-Emissionen aufzunehmen. Hochgerechnet auf alle Men-schen wird dieser Flächenverbrauch mit der Fläche verglichen, die uns auf der Erde zur Verfügung steht.

was ist deine MeinunG?

Page 5: ke:onda 12 02/2014

05

PIZZA AM EVEREST?von Nina Bartz

Ressourcenintensiver Tourismus in der Solukhumbu-Region/Nepal

In meine Daunenjacke gemummelt reibe ich meine Hände und versuche, ein wenig Wärme von dem Yak-Dung beheizten Ofen abzubekommen. Draußen tobt ein Schneesturm. Mir gegenüber genießt eine größere Reisegruppe ihr 3-Gänge Menü. Die Zutaten wurden von ihren Trägern hochgetragen – teilweise Originalpro-dukte aus ihrem Heimatland. Es soll an nichts fehlen. Der Blick auf die Speisekarte der Lodge verspricht neben landestypischen Gerichten Spagetti Bolognese, Pizza und als Dessert frittierte Snickers. Mein Nachbar verabschiedet sich, er möchte noch kurz ins Internetcafé. Wir befinden uns in Nepal in Gorak Shep auf 5207m, nur einen halben Tagesmarsch vom Basislager des Mt. Everest entfernt.Alleine in 2012 begaben sich über 36.000 Touristen auf den 8-tägigen Trek von Lukla zum Basislager des Mt. Everest. Ten-denz steigend. Mit den Touristen kamen nicht nur Geld, sondern auch internationale Interessen in die Region. Einigen der hier lebenden Sherpa gelang der soziale Aufstieg: Aus Lastenträgern wurden Lodgebesitzer und anerkannte Bergführer. Doch selbst die Sherpas, die Bergsteigern aus aller Welt den Aufstieg zum höchsten Berg der Erde ermöglichen, verdienen nicht viel im Ver-hältnis zu den Risiken, die sie eingehen. Die „niederen“ Arbeiten erledigen heute Menschen aus dem Tiefland Nepals. Während der

Trekkingsaison kommen sie zum Arbeiten in die Everest-Region. Nicht selten werden sie hier ebenso höhenkrank wie die Touristen.Um neue Unter künfte zu schaffen, dringen die Dörfer immer öfter

in erosionsgefährdete Gebiete vor. In tie-fer gelegenen Tälern steigt die Erosions-gefahr, weil immer mehr Holz als Brennmaterial geschlagen wird. Die Folge sind Erdrutsche. Zusätzlich setzt der globale Klimawandel den Gletscher zu: Durch das Abschmelzen der Gletscher entste-hen immer mehr Gletscherseen, die teilweise nur durch sehr labile Endmoränen gehalten werden. Bersten diese, so können sich die Gletscherfluten in das Tal ergießen und Felder und Dörfer zerstören.Der Wunsch von immer mehr Touristen, auch im Himalaya Urlaub auf nichts verzichten zu müssen, führt dazu, dass Unmengen an Dosen, verpackte Lebensmittel und Plastikflaschen bis in große Höhen per Träger transportiert werden müssen. Was an Abfällen nicht verbrannt wird, verbleibt in den Dörfern und stapelt sich auf Müllhalden. Um Strom für Computer und Internetzugang zu liefern, werden Generatoren mit Benzin betrieben, der ebenfalls per Träger oder auf Yaks von weitem herbei geschafft werden muss. Wo es weder Holz noch Sprit gibt, wird getrockneter Yak-Dung zum Kochen und Heizen verbrannt. Natürlich gibt es Lösungsansätze für diese Probleme: Solaranlagen könnten bei der Stromerzeugung helfen und mehr Solarkocher könnten genutzt werden. Die Mengen an Plastikmüll könnten reduziert und der verbleibende Abfall wieder ins Tal gebracht werden. Anstelle Plastikflaschen könnte Trinkwasser aus Filter-anlagen angeboten werden. Doch all diese Lösungen kosten Geld – Geld, das die Einheimischen vor Ort nicht haben. Zwar strömen Jahr für Jahr mehr Touristen mit immer höheren Ansprüchen in die abgelegene Bergregion, doch die Bereitschaft der Reisever-anstalter, eine nachhaltige Basisinfrastrukturversorgung mit zu finanzieren, ist gering.Auch ich verlasse den Ofen, nachdem ich mich mit lokal typi-schen Dal Bhat gestärkt habe. Bevor ich mich in meinen Schlaf-sack verkrieche, bereite ich mein Trinkwasser mittels Chlortab-lette für den nächsten Tag vor. Beim Einschlafen träume ich von Schokolade und einer heißen Dusche nach meiner Rückkehr in Nepals Hauptstadt Kathmandu – Vorfreude ist manchmal doch die schönste Freude.

titelthema: ressourcen

Page 6: ke:onda 12 02/2014

06

5 Jeden Tag verliert ein Menschen nur

durch das Ausatmen ein Glas voll

Wasser (etwa 237 ml)!

http://www.baycountyfl.gov/water/facts.php

1 Schmutziges Wasser tötet jede Stunde 200 Kinder!

http://blueplanetnetwork.org/water/

2 70 % des menschlichen Gehirns

besteht aus Wasser!

http://www.fs.usda.gov/Internet/FSE_

DOCUMENTS/stelprdb5303137.doc

3 80 % aller Krankheiten in Ländern des globa-

len Südens haben ihren Ursprung im Wasser

und werden darüber weitergetragen!

http://www.cnn.com/SPECIALS/road-to-rio/secret-

life-drinking-water

4 Menschen kommen etwa ein Monat ohne Nahrung,

aber nur eine Woche ohne Wasser aus!

http://water.epa.gov/learn/kids/drinkingwater/water-

factsoflife.cfm

11 interessante

Fakten uber

das Wasser von Florian Hellwig

titelthema: ressourcen

PHOSPHOR - EINE ENDLICHE RESSOURCE?Wenn wir an knappe Ressourcen denken, fällt uns zuerst Erdöl ein. Doch dafür gibt es Ersatz. Über einen unersetzbaren und immer knap-per werdenden Rohstoff, der für das Leben auf der Erde essentiell ist, spreche ich mit Inga Krämer, Koordinatorin des Leibniz-Wissenschafts-Campus Phosphorforschung Rostock.

Was genau ist Phosphor und wo kommt es her?Phosphor ist ein chemisches Element, das meist in gebundener Form als Phosphate in der Erdkruste vorkommt, insbesondere als Apatite.

Warum sind wir auf Phosphor angewiesen?Phosphor ist für alle Lebewesen ein essentieller Nährstoff. Wir Men-schen brauchen Phosphor zum Beispiel für die Knochenbildung, die DNA und die zelluläre Energieversorgung. So ist in einem 70-kg-schweren Menschen etwa 700 g Phosphor enthalten. Weil der Nährstoff auch für Pflanzen und Tiere so wichtig ist, benötigen wir Phosphor in der Landwirtschaft für den Anbau von Pflanzen und für die Tierhaltung.

Kannst du mir erklären, wie der Phosphorkreislauf in der Natur funktioniert?Phosphor wird von Pflanzen aufgenommen und dann über die Nah-rungskette immer weitergegeben bis er über die Zersetzung im Boden den Pflanzen wieder zur Verfügung steht. Das ist ein geschlossener natürlicher Kreislauf. Allerdings bringt der Mensch sehr viel zusätz-lichen Phosphor aus Lagerstätten in Form von mineralischem Dünger über die Landwirtschaft in den Kreislauf ein. Überschüssiger Phos-phor, der von den Pflanzen nicht aufgenommen wird, gelangt dann u.a. in die Gewässer.

Ich habe gehört, es gibt zwei Phosphor krisen. Wie soll man das verstehen?Zum einen wird Phosphor als Ressource immer knapper und teurer, da die leicht abzubauenden Lagerstätten immer weniger werden. In den übrigen Lagerstätten ist der Phosphor oft schwerer zu gewinnen und teilweise mit Schwermetallen wie Uran und Cadmium verunrei-nigt. Diese problematischen Stoffe bringen wir mit dem Dünger auf unsere Äcker und damit in die Nahrungskette.Zum anderen führen nicht geschlossene Kreisläufe wie beispielsweise die Phosphorüberschüsse auf den Feldern zu einer unerwünschten Überdüngung der Gewässer. Das hat dann Folgen wie zum Beispiel die sommerlichen „Blaualgenblüten“ in der Ostsee, die, weil sie oft giftig sind, sogar zu einem Badeverbot führen können.

:

Page 7: ke:onda 12 02/2014

10 Nur 0,007 % des weltweit verfügbaren

Wassers ist genießbar!

http://environment.nationalgeographic.com/

environment/freshwater/freshwater-crisis/

11 Ein Mensch in Deutschland verbraucht im

Jahr so viel Wasser wie etwa 40 Menschen in

der Demokratischen Republik Kongo!

http://chartsbin.com/view/1455

6 Um eine Tonne Stahl herzustellen,

benötigt man 300 Tonnen Wasser!

http://images.fastcompany.com/magazine/154/

infographic/water-world.html

7 Über 90 % des weltweit verfügbaren Trink-

wassers ist in der Antarktis gespeichert!

http://www.waterwise.org.uk/pages/fun-facts.html

8 Wasser reguliert die Erdtemperatur!

http://www.waterwise.org.uk/pages/fun-facts.html

9 Der Wasserverbrauch ist im letzten Jahrhun-

dert mehr als doppelt so schnell gewachen

wie die Erdbevölkerung!

http://environment.nationalgeographic.com/envi-

ronment/freshwater/freshwater-crisis/

Gibt es Möglichkeiten, Phosphor auch aus anderen Quellen als durch Bergbau zu gewinnen?Neben den geologischen Lagerstätten wurde früher auch Guano, also Vogelkotablagerungen, für die Phosphordüngerherstellung genutzt. Doch diese Vorkommen sind fast erschöpft und heutzu-tage nicht mehr von Bedeutung. Um den Phosphor nachhaltig zu gewinnen, sollten wir auf Rückgewinnung setzen, sodass Kreisläufe geschlossen werden und Phosphor wiederverwendet werden kann. Dazu zählt, dass man Phosphor aus Klärschlämmen zurückgewinnt bzw. wiedernutzt, aber auch aus landwirtschaftlichen Abfallpro-dukten wie Pflanzenrückständen, Gülle, Mist und Knochenmehl.

Was genau möchte der Phosphorcampus erreichen?Wir möchten wissen, wie die Wege des Phosphors in der Natur ver-laufen und wie wir Phosphor effizient und nachhaltig verwenden können. Deshalb ist das oberste Ziel die Erforschung von Optio-nen für ein nachhaltiges Phosphormanagement. Dafür haben sich fünf Leibniz-Forschungsinstitute und die Universität Rostock im WissenschaftsCampus Phosphorforschung vernetzt. Hier werden bestehende Expertisen zusammengeführt und verschiedene Fach-bereiche forschen interdisziplinär zum Thema Phosphor.

Wie ist der jetzige Stand der Wissenschaft? Gibt es auch schon fertige Lösungen?Im WissenschaftsCampus Rostock gibt es bereits viele interessante Forschungsansätze. Einer widmet sich z.B. der Phosphorausnutzung und -verwertung von Biogasgülle, also Resten aus der Biogaspro-duktion. Andere untersuchen die Phosphoraufnahmeeffizienz im Pflanzenbau oder die Verwertung von Knochenkohle. Mithilfe von Computermodellen kann man zudem die Pfade des Phosphors aus den Flussmündungen bis in die Ostsee verfolgen. Allerdings braucht es viele Schritte von der wissenschaftlichen Idee bis zur Umsetzung in die Praxis, deshalb ist auch ein Ziel dieses WissenschaftsCampus, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu stärken.

Wie kann der oder die einzelne zu einem nachhaltigen Umgang mit Phosphor beitragen?Das kann man vor allem durch seine Lebensmittelwahl tun: Man sollte eine Landwirtschaft unterstützen, die so wenig mineralische Dünger wie möglich einsetzt und auf Kreislaufwirtschaft setzt. Das geschieht insbesondere beim ökologischen Landbau. Außerdem hilft es, den Fleischkonsum zu reduzieren, denn vor allem für die Fleischproduktion wird viel Phosphor benötigt.

Inga, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Frauke Gehrau

ke:onda 1

07

Page 8: ke:onda 12 02/2014

08

ERDÖL, GOLD, URAN, … BIODIvERSITäT?von Lina Mombauer

Deine Füße baumeln im

Wasser eines Sees, in der Ferne rauscht ein Wasserfall und überall im

Wasser siehst du große und kleine Fische herumschwim-men. Rund um den See blühen Blumen in leuchtenden Farben. Vögel singen irgendwo im Wald. Für viele eine schöne, entspan-nende Vorstellung. Aber als Ressource würden wir unseren per-fekten Waldsee mit Blumen, Wasserfall und Vogelgesang wohl eher nicht bezeichnen, oder? Die Realität sieht jedoch anders aus, denn all das wird längst genutzt und vermarktet. Man denke nur an Badeseen, touristische Ausflugsziele, Blumenläden, Birdwat-ching-Touren oder Vogelbücher.

Biodiversität – also die Vielfalt an Genen, Arten und Ökosyste-men – ist eine essentielle Ressource. Am offensichtlichsten ist dies bei Nahrung, Holz oder Kleidung. Aber auch sogenannte Ökosystemdienstleistungen, wie beispielsweise die Bereitstellung von sauberem Wasser und Luft, die Aufnahme und der Abbau von Schadstoffen – Stichwort Klimagas – oder die Stabilisierung von Küsten durch Mangrovenwälder gehören dazu. Laut dem soge-nannten TEEB-Bericht, der unter anderem versucht diese Leis-tungen in Geldwerte zu fassen, erzeugt allein die Bestäubung durch Insekten weltweit 153 Milliarden Euro, was 9,5 % des land-wirtschaftlichen Ertrages entspricht. Dazu kommen noch bisher vollkommen unbekannte Potentiale für Medizin, Wissenschaft und Bildung. Und wie das obige Beispiel zeigt, spielt Natur auch eine ästhetische oder spirituelle Rolle. Häufig kann man sich nur dort so richtig erholen und glücklich sein.

Betrachten wir nun die Politik, die Biodiversität mittlerweile auch als Ressource erkannt hat. Deutlich wird dies am Beispiel des Yasuni-Nationalparks. Unter dem Regenwaldgebiet im südame-rikanischen Ecuador

lagert Erdöl im Wert von etwa 7,2 Milliarden Dollar. Hätte die Weltgemeinschaft

der Regierung die Hälfte dieses Geldes als Entschädigung gezahlt, wäre Ecuador bereit gewesen die Ressourcen nicht zu nutzen und das Gebiet zu erhalten. Die Wörter „hätte“ und „wäre“ sagen es schon – das Geld kam nicht zu Stande und das Projekt scheiterte! Denn solange Biodiversität keinen Preis hat, wird sie in unserem Wirtschaftssystem nicht wirklich als Ressource wahr-genommen. Als öffentliches Gut kann theoretisch jede*r davon nutzen soviel er will, ohne eine Gegenleistung zu erbringen oder sich an der Bereitstellung zu beteiligen.

Eine mögliche Lösung: Natur einen Geldwert zuordnen! Doch wie soll das funktionieren? Viele Funktionen kennen wir nicht, ein Großteil der Arten ist noch überhaupt nicht beschrieben und ihre Potentiale nicht erkannt. Was ist mit dem Wert den jeder individuell der Natur beimisst, beispielsweise für Erholung oder aus ästhetischen Gründen? Den Wert für Biodiversität können wir also nur schätzen. Doch selbst wenn wir einen Wert haben – wer soll die Ressource überhaupt verkaufen oder gar ein Eigentums-recht an der Natur erhalten? Was soll aus dem freien Zugang für alle werden? Was ist mit „unwichtigen“ Arten oder „unschönen“ Landschaften?

Antworten darauf zu finden ist schwierig. Die Monetarisierung bietet Chancen und Risiken. Wie reich könnten Länder in Süd-amerika, Afrika und Asien werden wenn ihre Biodiversität plötz-lich einen Wert hätte? Wie stark, auf der anderen Seite, wollen wir Natur nur auf den Nutzen für den Menschen reduzieren? Fragen, die wir schnellstmöglich diskutieren und beantworten müssen. Ansonsten werden sich Fälle wie der Yasuni-Nationalpark wiederholen und unser Waldsee bald verschwunden sein.

Page 9: ke:onda 12 02/2014

09

Bild oben: Hier sind Regionen in Deutschland eingezeichnet, in denen es bereits Berechtigungen für die Förderung von Schiefergas gibt.

Quelle: www.heute.de/gasstreit-mit-russland-noch-fehlt-die-alternative-fuer-oel-und-gas-35255186.html

FRACKING – EINE FRAGE VON RESTRISIKO?von Lisa Bauch

Fracking erzeugte bisher in Deutschland Angst vor Erdbeben und verunreinigtem Trinkwasser. Doch nun mischen sich unter die kritischen Stimmen auch solche, die von einer beherrschbaren Technik sprechen: Fracking stelle klimafreundliches Erdgas bereit, das dringend für die Energie-wende gebraucht und von Energieimporten unabhängiger machen würde.

Aber was ist das eigentlich, das „Fracking“. Beim „Hydraulic Frac-turing“ – kurz: Fracking - wird senkrecht und dann waagerecht in das Gestein mit den Erdgasvorkommen gebohrt. Die waagerech-ten Rohre werden mit Geschossen durchlöchert und mit Wasser vollgepumpt. Durch den hohen Druck entstehen Risse im Gestein. Damit das Gas aus den Rissen entweichen kann, werden dem Wasser Quarzsand und weitere chemische Zusätze beigemischt. Fracking wird schon seit den 1940ern eingesetzt, um die Ausbeute aus konventionellen Öl- und Gasförderstätten zu erhöhen. Fast ebenso lange wissen auch Geologen, dass Erdgas auch in schwie-riger zugänglichen und höheren Gesteinsschichten lagert. Bis in die späten 1990er Jahre war es aber nicht wirtschaftlich, Erdgas auch unkonventionell zu fördern.In Deutschland wird Fracking seit den 1960ern praktiziert. Rund 300-mal wurde bislang gefrackt, allerdings nur als konventio-nelle Erdgasförderung in tiefen Sandsteinschichten von 3000 bis 5000 Metern. Die Diskussion dreht sich nun darum, ob auch in höheren Schiefergesteinsschichten gefrackt werden darf. Die größten Schiefergasvorkommen befinden sich vor allem in Nie-dersachsen und Nordrhein-Westfalen – meist in einer Tiefe von 1500 bis 3000 Metern.

Im Juli 2014 haben das Bundesumwelt- und das Bundeswirt-schaftsministerium Eckpunkte für eine gesetzliche Regelung von Fracking vorgestellt. Darin heißt es, dass die „strengsten Regeln, die es in diesem Bereich jemals gab“ anvisiert werden, und dass es „Fracking zur Förderung von Schiefergas zu wirtschaftlichen Zwecken auf absehbare Zeit in Deutschland nicht geben“ wird. Einige Länder haben jedoch nach wie vor Bedenken gegen das Verfahren und dem Fracking eine Absage erteilt.

titelthema: ressourcen

Hamburg

HannoverBerlin

Leipzig

Köln

Frankfurt am Main

Stuttgart

München

Page 10: ke:onda 12 02/2014

10

Grundwasser

Barriereschicht

Frac-Flüssigkeit

Gemisch mit Erdgas

Sandstein

Gashaltiger TonschieferDie Frac-Flüssigkeit wird mit starkem Druck ins Gestein gepresst und löst das gebundene Erdgas heraus

Viele befürchten, dass das Trinkwasser durch das Chemikalien-Wassergemisch und das Erdgas selbst verunreinigt werden könnte. Das unkonventionelle Fracking findet unter 3000 Metern statt und ist damit deutlich näher am Grundwasser als konventionel-les Fracking. Das Trinkwasser wird in Deutschland jedoch nur aus Tiefen von bis zu 300 Metern gewonnen. Auch wenn das Wasser mit einem Druck, der 1000 Mal so hoch ist wie der auf einem Autoreifen, in den Untergrund gepresst wird, reicht das gewöhnlich nicht aus, um Gesteinsrisse auszulösen, die von den Lagerstätten bis zu den Trinkwasserreservoirs reichen.Methan kommt, wie beispiels-weise im Münsterland, oft ganz natürlich im Wasser vor. Während es jedoch beim Fracking in den USA wegen technischer Fehler zu Methan-Verunreini-gungen im Wasser gekommen ist, gibt es in Deutschland bisher keine vergleichbaren Vorfälle. Austretendes Methan ist weniger für das Wasser als für das Klima ein Problem, denn Methan ist

84-mal so klimawirksam wie CO2. Für die USA gibt es Schätzun-gen, dass durch Fracking Methan in einer Menge ausgetreten ist, die dem jährlichen CO2-Ausstoß von 24 Mio. Autos entspricht.Problematisch sind beim Fracking auch die Unmengen von Wasser, die ins Bohrloch gepresst werden. Beim Hochpumpen kommt mit natürlichen Salzen und Schwermetallen belastetes

Lagerstättenwasser heraus. Es ist ein Abfallprodukt, das meist wieder in die zurückbleibenden Hohlräume verpresst wird. Das kann beim

Fracking wie bei fast jeder Form der Erdgas- und Erdölförderung aber zum Problem werden, wenn die Rohre undicht sind. So fanden

Behörden und Naturschutzverbände an Exxon-Bohrstellen in Niedersachsen Quecksilber

in überhöhten Mengen.

Erdbebengefahr besteht grundsätzlich bei jedem Eingriff in den Untergrund. Der Großteil der vom Menschen erzeugten Erdbeben

titelthema: ressourcen

Page 11: ke:onda 12 02/2014

11

Grundwasser

Barriereschicht

Frac-Flüssigkeit

Gemisch mit Erdgas

Sandstein

Gashaltiger TonschieferDie Frac-Flüssigkeit wird mit starkem Druck ins Gestein gepresst und löst das gebundene Erdgas heraus

in Deutschland entstand beim Bergbau. Das Erdbebenrisiko beim Fracking scheint geringer als bei der konventionellen Erdgasför-derung. Die Entnahme von Gas und Wasser ist erheblich geringer, so dass auch die Beben auslösenden Druckunterschiede geringer sind. Weniger Wissen besteht um die Erdbebenrisiken durch die Verpressung des Lagerstättenwassers.

Das Risiko für Mensch und Umwelt durch Fracking liegt nach Meinung der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) hauptsächlich bei der technischen Umsetzung. Solange die Rohre und Bohrlöcher dicht sind, sei das Restrisiko nicht höher als bei anderen konventionellen Energieträgern. Die Auswirkungen sind demnach stark von der Kontrolle und der Sorgfalt von Politik und Unternehmen abhängig. Das heißt, Fracking kann sicher sein oder es kann furchtbar schief gehen.

Acatech spricht von einem Restrisiko. Die Energiepolitik der letzten Jahrzehnte förderte Energieträger, die uns in den Klimawandel geführt haben – auch bloß ein Restrisiko? Die Energiewende soll uns wegführen von fossilen Energieträgern. Zwar sollte Erdgas

in der Energiewende eine größere Rolle spielen. Doch sollten wir uns fragen, ob wir den Forschungs- und Investitionsauf-wand aufbringen wollen, um eine „Brückentechnologie“ mit Restrisiko „sicherer“ zu machen. Oder ob wir das Geld und den Hirnschmalz nicht lieber in den Aus-bau der Erneuerbaren Energien und deren Ver-netzung stecken wollen. Denn auch damit wird man unabhängiger von Energieimporten.

Page 12: ke:onda 12 02/2014

Post von ron

2014

Page 13: ke:onda 12 02/2014

13

ron erklärt die welt...

Ihr könnt mir erzählen, was ihr wollt. Ich gründe

jetzt die Bewegung der „Antitarier“. Mir reicht es! Ab heute wird einfach NICHTS mehr gegessen. Ich weiß, dass diese Bewegung auf Dauer zum Scheitern verurteilt sein wird. Denn keine Nahrung mehr zu sich zu nehmen, führt relativ bald zum Tod. Zumindest sterbe ich dann mit weißer Weste gegenüber meinen Mitmenschen und dem Planeten. Frei nach dem Motto: „Du kannst nicht alles haben!“

Es scheint zumindest der einzige Weg zu sein, nicht darüber dis-kutieren zu müssen, was man der Welt doch mit seinem eige-nen Ernährungsstil an Leid zufügt. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich ernähre mich zu 95 % vegetarisch, bin aber kein Mitglied der vegetarischen Glaubensgemeinschaft. Ich will ja wegen der 5 % Fleisch in meiner Ernährung nicht in die Gemü-sehölle kommen. Oder gar zur Strafe als Pflanzenfresser wieder-geboren werden, um auf meinem eigenen Teller zu landen. Das ist wirklich keine schöne Vorstellung. Zum Glück gibt es diese Religion auch nicht wirklich. Trotzdem erscheinen mir manche ihrer Anhänger*innen als recht dogmatisch.

Immer wieder gerät man an diese verbohrten Gestalten, die ihre Ernährungsweise zum Glauben ausgerufen haben. Leider fragt keine der missionarischen Vegetarier*innen oder Veganer*innen mal nach, was sie mit ihrer Verbohrtheit eigent-lich ihren Mitmenschen antun.

Niemand wird eine überzeugte Vegetarier*in, wenn er oder sie zuvor für die eigene Ernährungsweise Beschimpfungen und Mob-bing ertragen muss. Aussprüche wie „ernähre dich endlich vegan, du Schwein!“ ist einfach nutzlos, aber leider etwas, das ich im Internet viel zu häufig lese. Das sollte sich ändern. Lieber die Menschen zum Nachdenken anregen, anstatt sie aufzuregen. Wer anderen das Essen zerredet, ist selber die ungenießbarste Beilage am Tisch. Wie wäre es damit: Kocht Ihnen doch mal etwas Lecke-res. Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen – vielleicht könnt ihr auf diesem Wege die Köpfe und Herzen eurer Mitmenschen für die fleischlose Sache gewinnen.

Und das ist vielleicht das Wichtigste: Das wir zusammen einfach mal wieder lernen, wie man eigentlich gutes, leckeres und gesun-des Essen kocht. Das gilt für alle Ernährungsstile! Es nützt nichts vom XXL-Burger auf den XXL-Veggieburger zu wechseln. Müll bleibt Müll, auch in deinem Magen. Viele Kinder können heute schon nicht mehr Äpfel von Birnen unterscheiden, weil sie gar nicht mehr wissen, wie so etwas aussieht, geschweige denn, wo

es wächst. In den Fast-Food-Restaurants und Schnellimbissen dieses Landes verlernen wir das Kochen und jegliches Wissen über das, was wir eigentlich essen. Weil es so schön bequem ist.

Mein Vorschlag, bevor ich nun das Essen endgültig einstelle und mich nie wieder für meinen Ernährungsstil schlecht fühlen muss: Lasst uns doch lieber erst einmal dafür sorgen, dass wir genug über unser Essen und seine Zubereitung wissen. Fleisch ist nicht gleich Fleisch und Weizen nicht gleich Weizen. Tauscht euch aus bei einem selbst gekochten Gericht. Besetzt die Küchen und probiert euch aus. Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung, dass unterschiedlicher Ernährungsformen in Harmonie nebeneinander existieren können.

Cornelius Dahm

ALLES- ODER NICHTSFRESSER

Page 14: ke:onda 12 02/2014

In welchen Bereichen auch DU tatkräftig mitwirken kannst

„Dass Auschwitz nie wieder sei!“Vom 17.– 21. Juni findet eine von zehn Jugendverbänden organisierte

Gedenkstättenfahrt nach Krakau und Oświęcim statt. Dort wird es neben

der Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Orten um Krakau und

die Gedenkstätte auch um eine Vernetzung und gemeinsame Debatten

gehen. Anmeldung in Kürze unter www.naturfreundejugend.de

Anmeldung in Kürze unter www.naturfreundejugend.de

Bundeskonferenz

Von 24. bis 26. April 2015 ist es wieder so weit:

Die Bundeskonferenz der Naturfreundejugend öffnet in Wiesbaden

ihre Tore und lädt euch alle ein! Trefft andere Naturfreunde aus ganz

Deutschland, gestaltet die Zukunft unseres Verbandes und wählt eeine

neue Bundesleitung. Daneben gibt es eine ganze Menge Sport,

Workshops, Spaß und gute Gespräche mit netten Menschen.

Mehr Infos demnächst unter

www.naturfreundejugend.de

24. bis 26. april

Bewegt: arBeit auf BundeseBene

JBZE: Workshop zu Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit in HannoverFracking, CCS & co – Wundermittel oder Schuss in den Ofen? Mit neuen Technologien sollen konventionelle Energieträger „nachhaltiger“ werden. Was dran ist an den Versprechen deckt das Jugendbündnis Zukunfts-energie (JBZE) im nächsten Jahr auf. Zur ersten Veranstaltung dreht sich zunächst alles um Kommunikation: Wie erreichen wir mehr Menschen? Wie können wir Technologiejargon verständlicher machen? Welche Mittel können wir dazu nutzen? Diese und mehr Fragen klärt ihr von 13. bis 15.02.2015 mit dem JBZE. Mehr Infos demnächst unter

www.zukunftsenergie.org

Einladung zum Digital Storytelling

Wie leben Jugendliche in Europa? Mit Digital Storytelling können Jugend-

liche ihre eigene Geschichte sichtbar machen und mit anderen teilen.

Viele interessante und aufwühlende Clips stehen schon jetzt online unter

www.capture-your-life.net. Am 21. und 22.02.2015 findet dann die große

Abschluss- und Dialogveranstaltung in Berlin statt, wo Filmemacher*innen

mit ihren Werken politische Anliegen und Forderungen an Vertreter*innen

der Politik richten werden.

Mehr Infos demnächst unter www.capture-your-life.ne

Nie mehr einen

Termin verpassen?

Kein Problem mit unserem Newsletter!

Melde dich an unter

www.naturfreundejugend.de/service/newsletter

21._22. Februar

13. bis 15. Mai

17. bis 21. Juni

Page 15: ke:onda 12 02/2014

EINLADUNG ZUR TRANSFORMATION

Klimakrise, Finanzkrise, Arbeitsmarkt-krise, Ressourcenkrise… Krisen soweit

das Auge reicht. Und jetzt? Abwarten? Den Gürtel enger schnallen? Den Lebenslauf optimieren? Erst mal an sich selber denken? Oder geht das auch anders?Wenn auch du der Ansicht bist, dass Wirtschaftswachstum schon lange nicht mehr gleichbedeutend mit Fortschritt und Wohlstand ist und du trotzdem nicht den Glauben an “das schöne Leben” verloren hast, dann komm zur Transformation – Eine Beweg!gründe-Akademie.Diese findet vom 6. bis zum 8. Februar 2015 statt und wird veranstaltet von der Naturfreundejugend Deutschlands und der BUNDjugend (Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Hier habt ihr Gelegenheit, euch inhaltlich weiterzubilden und im Rahmen von Vorträgen, Film- und Diskussionsabenden mehr zur Transformation zu erfahren. Und wer es lieber praktisch mag: In zahlreichen Workshops könnt ihr euch mit Themen wie upcycling oder adbusting beschäftigen.Darüber hinaus könnt ihr mit anderen gesellschaft-lichen Gruppen und Akteuren eine strategische Diskussion über die Machbarkeit und Realisierung einer sozial-ökologischen Transformation führen. Dazu laden wir Personen der Realpolitik (aus dem Bundes-tag) ebenso ein wie Personen aus der Bewegung, die visionär denken.Außerdem gibt es natürlich Lagerfeuer, Musik und Tanz.

Meldet euch an bis 15. Januar 2015 unter http://bundjugend.de/termin/transformation-eine-

beweggruende-akademie/

15

LESERBRIEFE

Eure Meinung ist uns wichtig! Ob ihr einen Kommentar zum

Titelthema, Lob oder Kritik für die Redak-tion, oder was euch sonst gerade beschäftigt loswerden wollt. Schickt uns eure Leserbriefe!

ke:onda Redaktionc/o Naturfreundejugend DeutschlandsWarschauer Str. 59a10243 [email protected]

HELDDER ARBEIT

Wer bist du, beschreibe dich in 3 Sätzen. Drei Sätze? Das sind zu viele! Oder zu wenige?

Mit wem würdest du gerne einmal Frühstücken und warum? Tatsächlich mit einigen Gesellschaftstheoretiker*innen des 20. und 19. Jahrhunderts. Ich wäre sehr interessiert daran, was sie nach ihren Auseinandersetzungen in ihrer Zeit zu unserer Gegen-wart sagen würden.

Dein Rezept gegen Stress und zuviel Arbeit. Auf jeden Fall Sport und Natur. Am besten natürlich in Kombi-nation, aber das ist in Berlin ja manchmal etwas schwieriger.

Ohne was kannst du nicht leben?Ohne die ganzen lieben Menschen um mich rum: Freund*innen, Familie und Wegbegleiter*innen...

Was willst du der Welt mit auf den Weg geben? Das Vertrauen, gemeinsam etwas verändern und bewegen zu können!

vervollständige den Satz: Für mich ist die NFJ wie… ...ein veganes Sandwich, das mit vielen tollen Dingen belegt ist und für jedermenschs Geschmack was dabei hat!

In welchem Geschäft würdest du deine Kreditkarte überziehen? Dem Konsum erliege ich bei gutem Essen und in Outdoor-Sport-Geschäften...

Nils Teichler

Page 16: ke:onda 12 02/2014

1616

Mehr Informationen zu unserem Bündnis findest du unter facebook.com/MehrZukunft

Hallo liebe Leser*innen, hier ist das Team vom Landesverband Bremen. Wer uns noch nicht kennt: Wir sind in der Hansestadt aktiv und betreiben unter anderem mit der Buchte und der Ratze zwei Jugendzentren. Unser Herz schlägt für die offene Jugendar-beit, und darum bieten wir eine ganze Menge Aktivitäten an, um jungen Bremer*innen die Freizeit zu versüßen: Workshops, Aus-flüge, Theater und Partys sind nur ein paar Angebote, zu denen wir alle in unsere Häuser einladen. Seit wir uns das letzte Mal in der [ke:onda] trafen, ist eine ganze Menge passiert und wir bringen auch aufregende Neuigkeiten: Wir haben das Tauziehen um das Haus in der Buchtstraße so gut wie für uns entschieden! Nach langem hin-und-her befindet sich das Gebäude mittlerweile im Besitz des Fördervereins der Naturfreundejugend Bremen. Ein bisschen werden wir wohl noch brauchen, bis alles fertig ist. In den oberen beiden Stockwerken können wir mittlerweile alle Räume nutzen. Einen neuen Seminarraum gibt es auch und dazu noch zwei Büros für die Hauptamtlichen, ein Teambüro (für den Vor-stand und die Teamer*innen, Praktikant*innen und alle, die sich bei uns engagieren) und natürlich eine große Küche mit gemüt-licher Sitzecke. Oh, beinahe hatte ich den Erwachsenenverband vergessen. Der hat natürlich auch ein Büro in unserem Haus.

Noch ist nicht alles fertig, aber nach der Sommerpause nehmen unsere ehrenamtlichen Helfer*innen die Arbeit im Erdgeschoss und der Keller wieder auf. Dort findet ihr dann das offenen Jugendcafé und unseren großen Saal. Wenn alles gut läuft, laden wir auch schon im Sommer 2015 wieder ein zu Konzerten, Partys, Lesungen und Theateraufführungen.

Unser Einsatz für das Haus ist natürlich nicht das einzige Feld, auf dem wir aktiv sind. Der Landesverband Bremen streitet mit den (öffentlichen) Geldgebern auch bei jeder neuen Haushaltsverhandlung. Wir set-zen uns ein für eine starke Jugendverbandsarbeit und die offene Kinder- und Jugendarbeit, also Themen, die zwar alle irgendwie wichtig finden, in unserer geliebten Hansestadt aber viel zu wenig Beachtung und Wertschätzung bekommen.

Damit sich das ändert, haben wir ein Bündnis aus engagierten Jugendlichen und Praktiker*innen gegründet und fordern laut-stark mehr Förderung für unser Engagement. Mit an Bord sind auch andere Jugendverbände, bei denen die offene Kinder- und Jugendarbeit ebenso eng verflochten sind wie bei der Natur-freundejugend.

Konkret heißt das: Wir gehen Demonstrieren und besuchen in großen Gruppen die Bürgerschaft – das Parlament unseres Stadt-Staates – bei Sitzungen, die uns betreffen. Und mit Besuch meinen wir: Einen bleibenden Eindruck für unsere Sache hinterlassen!

einen bleibenden eindRuck hinteRlassen!Neuigkeiten vom Landesverband Bremen

Page 17: ke:onda 12 02/2014

17

Freiwillige der International Young Naturfriends (IYNF) organisierten zusammen mit Aktiven der Naturfreundejugend Frank-furt von 16. bis 30. August das „Off The Grid“ Work Camp. Aus ganz Europa kamen im Naturfreundehaus Brombacher Hütte 25 Teilnehmer*innen zusammen, um für zwei Wochen „off the grid“, also losgelöst von moderner Infrastruktur und weitge-hend autark zu leben. Den Strom erzeugte die Gruppe vor Ort mit Solaranlagen, Wasser gab es im Fluss und die Lebensmittel stammten überwiegend von lokalen Erzeuger*innen. Auch auf Internet und Mobilfunk verzichteten die Teilnehmer*innen, denn vor Ort gab es keinerlei Netzanbindung.

Warum also fand das Work Camp genau an diesem vergleichs-weise spartanischen Ort statt? Einer der wichtigsten Gründe liegt in der Geschichte der Unterkunft und seiner Verbindung mit der Naturfreundebewegung. Das Haus wurde 1915 nahe dem Dorf Schmitten-Brombach im Wald erbaut und ist trotz seines Alters von 99 Jahren erstaunlich gut in Schuss. Einzelne Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten erledigten die Teilnehmer*innen selber, ganz im Sinne des Work Camps, eigenverantwortlich, gemeinsam und unabhängig von technischer Infrastruktur zu leben.

Inhaltlich beschäftigte sich die zweiwöchige Veranstaltung mit zwei Schwerpunkten. Theorieseitig widmete sich die Gruppe The-men wie Autonomie, Nachhaltigkeit und außerschulischer Bil-dung. Praktisch konzentrierte sich das Team dann auf verschiedene Aufgaben vor Ort: Das Haus bekam einen neuen Anstrich, eine neue Wand wurde errichtet, ein Geländer repariert und die Außen-küche samt Grillstelle wurde auch neue aufgebaut. Die Aufgaben

waren sicherlich nicht alle einfach zu erledi-gen, zumal die meis-ten Teilnehmer*innen noch keine Erfahrung

in den notwendigen Handwerken hatten. Auch das Wetter machte den ehrgeizigen Plänen gelegentlich einen Strich durch die Rech-nung. Trotz der Schwierigkeiten erreichte die Gruppe ihre selbst-gesteckten Ziele. Das lag ganz besonders am großartigen Grup-pengefühl und ständiger Hilfsbereitschaft untereinander, die vom Start weg für alle Teilnehmer*innen selbstverständlich waren.

Gerade in der solidarischen Zusammenarbeit des gesamten Teams lag der große Erfolg dieses Work Camps. Ebenso wichtig waren aber andere Faktoren, die den zweiwöchigen Ausflug „off the grid“ zu so einer besonderen Erfahrung machten: Das wunder-volle Naturfreundehaus, der Einsatz der Organisator*innen und natürlich die Hilfsbereitschaft der örtlichen Bevölkerung. Und schließlich war es auch die zweiwöchige Abgeschiedenheit von Internet-, Strom- und Mobilfunknetzen, die den Teilnehmer*innen Zeit zum Nachdenken und Entschleunigen gab, wenn sie am am prasselnden Lagerfeuer neue Freundschaften knüpften mit gleich-gesinnten aus ganz Europa knüpften.

Wollt ihr auch mal bei solch einer coolen internationalen Aktion dabei sein? Alle Infos unter www.iynf.org

Mehr Informationen zu unserem Bündnis findest du unter facebook.com/MehrZukunft

iYnF löst sich aus den netzenim „Off The Grid“ Work Camp. Be

weg

t

Das Naturfreundehaus Brombacher Hütte liegt im Hintertaunus mitten im Wald, oberhalb der Gemeinde Schmitten-Brombach. Es ist geeignet für Familien-wochenenden oder Freizeiten, ein guter Rastplatz für Taunuswanderer oder Stützpunkt für Wochenendklet-terer an den Eschbacher Klippen. Die „Brombacher Hütte“ ist ein Selbstversorgerhaus mit Ofenheizung und Brunnenwasser.

Page 18: ke:onda 12 02/2014

18

EINE SEEFAHRT, DIE IST…von Frauke Gehrau

Es ist Samstag, der 2. August, 6 Uhr morgens. Mein Wecker klingelt. Ich stehe auf, ziehe mich an, lasse mich zum Hafen bringen. Auf dem Schiff gibt es Frühstück, vor lauter Aufregung kann ich aber nur meinen überbackenen Camembert mit Preiselbeeren essen. Doch was sich anhört wie die Fahrt auf einem Luxusdampfer wird der Start einer Forschungsexpedition mit dem Leibniz- Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW). Jetzt denkst du: „Der nächste weiße Fleck auf der Landkarte ist doch Grönland – oha, das wird eine Arktisexpedition!“, aber Fehlanzeige. Auch in der Ostsee, dem weltweit vielleicht meistbefahrenen Meer, ist die Forschung ständig unterwegs. Und diesmal bin ich mit dabei: Frauke, 19 Jahre alt, FSJlerin in der Wissenschaft.

Auf der Fahrt wird es meine Aufgabe sein, Wasserproben auf ihren Sauerstoffgehalt hin zu untersuchen. Wir werden drei autonome Messstationen anfahren, die das IOW in der deutschen Ostsee betreibt, um kontinuierlich Daten aus der erheben zu können. Diese Stationen müssen aber regelmäßig gewartet werden, und dies ist die Mission der Fahrt.

Als erstes fahren wir zur Station an der Darßer Schwelle. Drau-ßen an Deck ist es windig. Während die anderen neun wissen-schaftlichen Teilnehmer der Fahrt die Labore einrichten, habe ich noch nicht viel zu tun und stehe an Deck. Der Seegang ist für mich Landratte nicht gerade leicht verdaulich. Das Schiff bewegt sich wie eine Wippe auf und ab. Was sich bei einem normalen Schwindelgefühl nur so anfühlt, als sei der Boden mir mal näher und mal nicht, ist hier Wirklichkeit, und gerade unter Deck macht es mich alles andere als hungrig. Selbst wenn als ich nach dem Mittagessen in der Koje liege, werde ich mal sanft in die Matratze gedrückt, mal senkt sie sich unter mir weg. Das aber schaukelt mich im wahrsten Sinne des Wortes in den Schlaf.

An der Darßer Schwelle angekommen weht der Wind schon mit Stärke 6 bis 7. Der Kapitän sagt, es sei zu windig, um das Schlauchboot ins Wasser zu lassen. Also heißt es warten. Am selben Abend müssen wir noch einen kleinen Ausflug zur Arkona-Station vor Rügen machen, also geht der Kampf mit der Seekrankheit weiter – und endet für diesen Tag damit, dass ich abends die Fische füttere. Tabletten helfen nichts, aber ein Zäpf-

chen, das mir ein Matrose aus der Bordapotheke holt, kann ich zum Glück nicht gleich wieder über die Reling spucken.

Am Sonntag fühle ich mich wieder besser, beim Frühstück lange ich kräftig zu und auch die anderen freuen sich, dass es mir wieder gut geht. Wir liegen an der Station Darßer Schwelle vor Anker und die See ist ruhig. Während an Deck die ersten Veran-kerungen aus dem Wasser geholt und mit einem Dampfreiniger vom Aufwuchs, also von Muscheln, Algen und sogar Seesternen gereinigt werden, zeigt mir Stefan, der für die Labormessungen verantwortlich ist, die Sauerstofftitration.Aus den Wasserschöpfern der Messsonde hat er gestern Wasser-proben genommen und schon mit zwei Chemikalien versetzt. Den Proben soll ich nun Schwefelsäure hinzufügen, schütteln, alles unter viel Einsatz von destilliertem Wasser in ein Becherglas füllen und unter den Titrationsapparat stellen. Die eigentliche Messung übernimmt der Computer. Schwer ist es nicht, selbst die Säure kommt aus einem Behältnis ähnlich eines Seifenspenders, aber nass, da ich alles mehrmals mit Reinstwasser spülen muss, damit auch ja kein Sauerstoffmolekül verloren geht.

Bis zum Abendbrot habe ich meine Routine aus Fläschchen mit Säure füllen, schütteln, umfüllen, spülen, alte Probe vom Apparat entfernen, Pipette spülen, neue Probe drunter stellen, PC-Taste drücken, alte Probe und Flasche ausspülen, neues Fläschchen mit Säure füllen, perfektioniert. Dazwischen habe ich mir beim Mittag und beim Kaffeetrinken ordentlich den Bauch vollgeschlagen.

Christoph und ich besuchen die Brücke, das ist der Ort, von dem aus das Schiff gesteuert wird. Auf dem Radar ist jede einzelne Windmühle des nahen Off-Shore-Windparks zu erkennen. Weiter weg erkennt man die Umrisse des Darß, der Insel Hiddensee, des schwe-dischen Festlandes und der dänischen Insel Møn, welche man auch mit bloßem Auge am Horizont

Page 19: ke:onda 12 02/2014

19

entdecken kann. Wir lassen uns auch noch mal den Wetterbericht geben und es sieht alles gut aus. Dabei hatten einige beim Abend-brot von einer Unwetterwarnung gesprochen. Gemunkelt wurde von „Regen, Gewitter, Schnee, Hagel und Lawinen“ – Seemannsgarn also? Ich kann es nicht sagen, denn ich schlafe wie ein Stein.

Am nächsten Morgen möchten die Taucher die Verankerung am Mast der Station prüfen, da ich das schlecht beobachten kann, geselle ich mich zu Stefan und Christoph ins Labor. Die beiden Wissenschaftler bestimmen die Dichte und den Salzgehalt ihrer Wasserproben – beides schwankt in der Ostsee stark, denn die Ostsee ist ein Brackwassermeer. Hier mischen sich Süßwasser aus Flüssen und Salzwasser aus der Nordsee – aber eben nicht richtig. Salzgehalt und Temperatur, diese Größen messen die Messsta-tionen mithilfe von elektrochemischen Sensoren stündlich und senden sie ans Institut auf dem Festland. Allerdings messen diese Sensoren mit der Zeit etwas ungenau und müssen daher mit auf-wendigen Labormessungen überprüft werden. Das Gerät für die Salzgehaltsmessung scheint mir so groß wie ein kleiner Kühl-schrank und leuchtet geheimnisvoll. Ich staune nicht schlecht, als Stefan eine Flasche mit der Auf-schrift „Standard Sea Water“ aus dem Schrank holt und damit das Salzgehaltsmessgerät kalibrieren möchte. „So eine Flasche kostet mehr als Schnaps“, sagt Christoph. Etwa 50 Euro soll so eine Flasche kosten, weil die praktische Salinität (eine Maßein-heit für den Salzgehalt) seit vielen Jahren auf 5 Stellen hinter dem Komma genau gleich ist. Christoph ist Physiker bei der Physikalisch-Technischen Bundes-anstalt für Metrologie. Das, so erklärt er mit, hat nichts mit dem Wetter zu tun, sondern mit der Kunst, richtig zu messen und alle Messungen auch vergleichbar zu machen.

Die Tage vergehen wie im Flug. Montagabend brechen wir zur Station in der Oderbucht auf. Unser Schiff fährt spritsparend: Es wird immer so langsam wie möglich gefahren, am besten über Nacht. Dienstagmorgen erwache ich und kann die Kräne des Hafens von Swinemünde sehen, welches schon in Polen liegt. Ein Matrose zeigt mir Ahlbeck auf Usedom am Horizont. Ich verbringe die Tage damit, wahlweise Sauerstoffkonzentra-tionen zu bestimmen oder an Deck den Leuten bei der Arbeit zuzuschauen und sie mit Fragen zu löchern.Sie erzählen mir, dass die Fahrten zu den MARNET-Stationen sehr entspannt verlaufen. Auf anderen Seereisen wird rund um die Uhr gearbeitet. Sobald man an einer Station angekommen ist, wer-den die Messgeräte ins Wasser gelassen, die Proben gesammelt und weiter geht es – egal welche Uhrzeit. Es herrscht Schicht-

betrieb, denn die Zeit auf dem Schiff ist teuer: Unser Schiff zum Beispiel kos-tet 7000 Euro am Tag und Forschungsgelder sind immer knapp.Mittwoch ankern wir bei der Station vor dem Arkonabecken vor Rügen. Diese Station darf ich auch einmal besuchen. Fahrtleiter Wolf-gang, ein Ingenieur, der die autonomen Messstationen in den 90ern mitentwarf, nimmt mich im Schlauchboot mit. Vom Wasser aus wirkt unser Schiff riesig. Der Matrose, der das Schiff steuert, gibt Gas und wir jagen über das Wasser. Weil die Messstation abhängig vom Ballast wie ein Schiff tiefer und höher im Wasser liegen kann, und schon 4 Techniker oben sind, hole ich mir nasse Füße, als ich auf das Trittbrett der Sta-tion steige. Ich klettere eine Leiter hinauf, und stehe auf einer kleinen Plattform, wo man zu sechst geradeso Platz hat. Es stinkt nach Möwenmist. Die Vögel freuen sich über solch eine Sitzge-legenheit. Die Techniker freuen sich nicht über die Vögel. Einer versichert mir, dass der Kot, bevor sie die Station am Morgen gesäubert haben, fünfmal so hoch stand. Während zwei Tech-niker die Messinstrumente aus dem Wasser ziehen und sie von Bewuchs säubern, führt mich Wolfgang herum. Die Station besitzt durch ein kleines Windrad und Solarpanele eine autonome Stromversorgung. Zwei Akkus sorgen dafür, dass auch immer Strom vorhanden ist. Es gibt eine Antenne für die Internetverbindung. Nicht zu sehen sind die Messketten unter Wasser. Auf acht verschiedenen Tiefen wird hier gemessen. Weiter draußen im Messfeld kommuniziert ein Strömungsmesser über akustische Signale mit der Messstation. Zum Schluss zeigt Wolf-gang mir das Herz der Messstation: in einem kleinen Container ist ein kleiner Computer zu sehen und daneben ein noch kleinerer Handheld-PC der auch noch 15 Jahre älter ist. Eigentlich kann der kleine Computer alle Aufgaben der Station übernehmen, da jedoch langsam nicht mehr kompatibel ist, übernimmt der neu-ere nach und nach alle Aufgaben, verbraucht aber leider auch ein zehnfaches an Strom. Zurück an Bord nähert sich meine Fahrt leider dem Ende entge-gen. Schon den nächsten Morgen laufen wir wieder in Rostock ein. Eine Taucherin warnt mich noch vor der Landkrankheit, wenn der Körper unterbewusst versucht Wellen auszugleichen, die gar nicht da sind....

Beleuchtet: eine seefahrt, die ist…

Page 20: ke:onda 12 02/2014

20

Beleuchtet: unterwegs

MEHR ALS IKEA, KÖTTBULLAR UND

MITTERNACHTSSONNEvon Frederik Düpmeier

Schweden: Das ist IKEA, kalt und dunkel, Lappland im hohen Norden mit Hundeschlitten im Winter und der Mitternachtssonne im Sommer1, das Mittsommerfest2, Köttbullar3 und ein komisches Holzpferd4 – so wurde es uns jedenfalls in der ersten Stunde unse-res ausschließlich von Austauschstudierenden besuchten „Swe-dish Society und Culture“-Kurses präsentiert. Dies war an einem schönen Spätsommertag im Jahre 2013 mit etwas über zwanzig Grad und keiner Wolke weit und breit in Sicht. „Natürlich sind dies Vorurteile“ kommentierte Sven, unser Dozent5, seine eigene Aufzählung (In Schweden duzen sich Studierende und Lehrende.). „Diese Vorurteile treffen jedoch weitestgehend zu“. „Und Schweden ist voll von deutschen Austauschstudierenden“, kam mir ergänzend in den Kopf. Das lag vor allem daran, dass in Schweden Uni-Kurse im Master-Level überwiegend auf Englisch gehalten werden und es somit möglich ist, dort zu studieren, ohne ein Wort Schwedisch sprechen oder verstehen zu können.Nachdem die Vorlesung zu Ende war, verließen wir den moder-nen Hörsaal im alten Hauptgebäude der Königlichen Techni-schen Hochschule und machten uns auf den Weg in das Haus der Studierendenvertretung, welches „Nymble“ genannt wird, um dort unser Mittagessen in einer der zahlreichen kostenlos zur Verfügung stehenden Mikrowellen zu erwärmen. Dies ist die günstigste Art in Schweden Mittag zu essen, denn in Schweden ist fast alles deutlich teurer als in Deutschland. Ergänzend gibt es in fast jeder öffentlichen Toilette Becher, um sich am Wasch-becken Wasser zum Trinken abzufüllen. Vor Nymble begegnete uns eine Gruppe schwedischer Tutoren mit ihren Erstsemestern. Solche Gruppen fallen einem sofort ins Auge, denn die älteren

1 Lappland liegt zum Teil nördlich des Polarkreises. Deshalb geht dort an bestimmten Tagen im Sommer die Sonne niemals unter. Dafür ist sie an den kürzesten Tagen des Jahres dort gar nicht zu sehen. Lappland ist gemäß heute verbreiteter Geschichten auch die Heimat des Weihnachtsmannes und seiner Rentiere.

2 Mittsommer ist der längste Tag des Jahres am 21. Juni, auch Sommersonnenwende genannt. Am nächstliegenden Samstag feiern die Schweden dies groß, indem sie um den „Majstång (ähnlich dem Maibaum) tanzen und traditionelle Lieder singen.

3 Fleischbällchen mit Preiselbeeren und brauner Soße, engl. meat balls oder sh*t balls

(je nach Geschmack)

4 Dalapferd, nach Aussage unseres Dozenten das meistverkaufte schwedische Souvenir

5 Hochschullehrer

Impressionen aus dem Leben als

Austauschstudierender in Schweden

Page 21: ke:onda 12 02/2014

0021

Beleuchtet: unterwegs

Studierenden tragen entweder einen schwarzen Frack oder einen Overall in der Farbe ihrer Fakultät, auf denen jeweils zahlreiche Aufnäher aufgenäht sind. Diese kann man zum Beispiel beim Pubcrawl erwerben, bei dem nacheinander jeder studentischen Bar auf dem Campus ein Besuch abgestattet wird. Durch Trin-ken des jeweiligen alkoholischen Spezialgetränks erwirbt man die Berechtigung zum Erwerb des dazugehörigen Aufnähers. Das Outfit der schwedischen Studierenden vervollständigte eine seltsam wirkende Mütze mit Kappe, einem Bändel und einem daran hängenden Bommel. Diese traditionelle Kopfbedeckung findet nicht nur während der Erstsemester-Einführung, sondern auch während dem noblen Nobelbankett ihren Einsatz, bei dem bestimmte Studierende assistierende Aufgaben übernehmen.Beim Essen unterhielten wir uns über mögliche Abendaktivitä-ten. „Ich fahre übers Wochenende mit der Fähre rüber nach Riga“ sagte Pedro aus Spanien. Das ist eine unter Austauschstudieren-den sehr beliebte Aktivität. Die Fähre startet Freitagsabends und man ist am nächsten Morgen auf der anderen Seite der Ostsee, in Riga, Tallinn oder Helsinki. Dort verbringt man den Tag und fährt abends wieder zurück. Kamala aus Indien teilte uns mit, dass sie stattdessen zu einer Stockwerks-Party im größten Stu-dentenwohnheim Stockholms gehe. Dieses wird Lappis genannt und war auch meine nicht ganz billige Unterkunft. Es beherbergt über 2000 Studierende und hat unter anderem einen eigenen Supermarkt und einen eigenen Strand, der allerdings im Winter eher schwach frequentiert ist. In der Regel wohnen auf einem Stockwerk 12 Studierende zusammen, die sich die Küche teilen. Auch ich würde ins Wohnheim zurückkehren. Allerdings nicht für

eine Party, sondern um mich mit unserem Projektteam zu tref-fen und an unserer Abgabe für nächsten Montag zu arbeiten. In Schweden ist nämlich in fast jedem Kurs eine Gruppenarbeit Teil der Prüfung, neben der schriftlichen Arbeit. Die Arbeit in einem solchen internationalen Projektteam ist eine sehr bereichernde Erfahrung, denn es gibt auf der Welt ganz unterschiedliche Her-angehensweisen an Problemfälle, die zum Teil durch die jeweilige heimische Erziehung geprägt worden sind. Zunächst kann dies schnell zur Verzweiflung führen, auf lange Sicht ist es aber wohl eines der wichtigsten Argumente für ERASMUS und Studieren im Ausland. Meiner Meinung nach eine unbedingt notwendigen Erfahrungen, die zu Recht durch die Europäische Union geför-dert wird.Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf dem Weg zurück zum Wohnheim, denn ich wollte noch eine kleine Runde mit dem Fahrrad drehen. Stockholm ist zwar hügelig und eine Großstadt, aber man ist schnell draußen in der Natur. Überall ist Wasser und Richtung Meer erstreckt sich eine Inselgruppe mit tausenden Inseln unterschiedlichster Größe, die in aller Regel bewaldet sind. Die größeren werden von Fähren angefahren. Im Süden befindet sich nur 20km vom Stockholmer Stadtzentrum entfernt der Tyresta Nationalpark. Er ist damit nach eigenen Anga-ben der Nationalpark, der am dichtesten an einer Großstadt liegt.Während der Fahrradtour floss neues Leben in mich. Wie schön waren doch die Natur und diese Stadt. Vielleicht würde ich heute Abend doch zur Party gehen, man lebte schließlich nur einmal. Aber morgen war dann Lernen angesagt. Ganz bestimmt!

Page 22: ke:onda 12 02/2014

Seit gut zehn Jahren bin ich auf dem Snowboard unterwegs. So weit, so gut – leider frönen in meinem Freundeskreis nur wenige dem Schneesport, und noch weniger düsen mit dem Snowboard durch den Schnee. Wo also gleichgesinnte finden? Ihr könnt euch vorstellen, dass das das neue NaturSport-Ausbildungsprogramm der NaturFreunde wie ein Geschenk für mich war! Neben diversen Wasser- und Bergsportaktivitäten wird dort in der Sparte Schnee-sport auch eine Ausbildung zum Snowboard Instructor angeboten.Um meine Tauglichkeit zu prüfen, ging es zunächst Ende Februar zu einem dreitägigen Sichtungslehrgang auf den Stubaier Gletscher im österreichischen Tirol. Dabei ging es weniger um spektakuläre Sprünge, sondern viel mehr um technisch sauberes Fahren. Das hörte sich leichter an, als es tatsächlich war, denn jeder von uns hat über die Jahre einen ganz eigenen Stil entwickelt - individu-ell bewährt, aber wenig hilfreich um künftigen Schüler*innen das Snowboarden beizubringen.Und das saubere Fahren haben wir geübt! Auf dem Programm stand beispielsweise das Kurvenfahren, wahlweise mit Beugen oder Strecken der Beine – und zwar so überdeutlich dargestellt, dass es für alle Lernenden auf der Piste verständlich ist. Stellt euch vor, ihr fahrt tief in der Hocke, bis der Hintern fast den Schnee berührt, um euch anschließend zu strecken, so hoch es geht – den ganzen Tag! Das ging mächtig auf die Beine, und so verbrachten wir unsere abendlichen Theorieblöcke „Methodik/Didaktik“ und „Lawinenkunde“ in Gesellschaft einiger prächtiger Muskelkater.Die Mühen waren nicht umsonst und so bekam ich am Ende des Sichtungslehrganges die Zulassung zum Ausbildungslehrgang an Ostern. Dazu gab es ein paar „Hausaufgaben“ – Übungen und Tech-niken an denen jede*r bis zum Lehrgang arbeite sollte. Nun dürfte allgemein bekannt sein, dass Nordrhein-Westfalen im Moment etwas knapp an alpinen Skigebieten ist. Somit waren Trockenübun-gen zur Steigerung der Beweglichkeit angesagt.

Anfang April ging es dann zur „Woche der Wahrheit“. Spätestes um 8.45 Uhr standen wir auf der Piste, um dann den ganzen Tag mit Ausbilder Bernd sauberes Fahren in allen Varianten zu üben und uns mit wechselseitigen Lehrproben auf die praktische Abschlussprü-fung vorbereiten. Und natürlich zwei Blöcke Theorie an jedem Abend – vor und nach dem Abendessen. Unsere Muskelkater schnurrten zufrieden…Durch die ausführliche (und anstrengende…) Ausbildung war die Abschlussprüfung nicht unbedingt einfacher, auf jeden Fall aber mit mehr Selbstsicherheit zu bewältigen. Neben dem schriftlichen Test mussten wir auch unser praktisches Geschick unter Beweis stellen: Wie trete ich vor der Gruppe auf? Wie vermittle ich Tech-nik und gestalte zugleich den Unterricht abwechslungsreich? Und nicht zuletzt: Wie sorge ich für einen sicheren Ablauf der Unter-richtseinheit?Das die Prüfung von allen bestanden wurde, lag mit Sicherheit in der gesunden Kombination aus kompetenter Anleitung durch das Bundeslehrteam und unsere nette und motivierte Gruppe, die sich permanent gegenseitig motivierte. Am Ende erhielt der gesamte Kurs den offiziellen Ausweis des Deutschen Verbandes für das Skilehrwesen (DVS). Seit meiner Ausbildung sind einige Monate vergangen. Inzwischen habe ich mit den NaturFreunden mehrere Gruppen- und Einzel-kurse für Anfänger*innen und auch Fortgeschrittene gege-ben. Meiner Meinung nach funktioniert das Konzept der Ausbilder*innen-lehrgänge nur dann, wenn sich die Teilnehmer*innen mit ihren neuen Kenntnissen und Fähigkeiten auch in die Verbandsarbeit einbringen. Ich jedenfalls gebe gern als Dank für die inhaltlich hervorragende und konkurrenzlos preisgünstige Ausbildung mein Wissen zum Thema an Kursteilnehmer*innen weiter. Zusätzlich zur Lizenz war die Ausbildung für mich und andere ein enormer Zuge-winn an fahrerischem Können. Meine Technik hat sich im Verlauf des Lehrganges deutlich verbessert. Mein Fahren ist sicherer gewor-den und mittlerweile beherrsche ich auch schwierigeres Gelände.Alles in allem also ein gelungenes Paket aus Freizeitspaß, Sporter-lebnis und Verantwortung im Verband. Mein nächstes Ziel: Im kom-menden Jahr werde ich den aufbauenden Lehrgang zum International Snowboard Instructor angehen und im Anschluss die Ausbildung zum „Variantenführer“ machen, um alpine Hochtouren in die unberührte Natur jenseits der großen Pisten unternehmen zu können.

Snowboard Instructor bei den NaturFreunden werden von Jan Tacke

„nur FLieGen ist schöner...“

Ausbildungsprogramm:http://www.naturfreunde.de/cms/de/ftp/2_aktiv/NFD_Sportausbildungs-programm_2015.pdf

Page 23: ke:onda 12 02/2014

Zsaga (23) aus Ungarn

freistil

WELTWEITE WELTSICHTEN

kurz und knapp: ich über mich Ich bin Zsaga, 23 Jahre alt, und komme aus Balmazújváros in Ungarn. Ich studiere Ingenieurwesen an der Universität von Debrecen und arbeite gleichzeitig an der Rezeption eines Campingplatzes in Hajdúszoboszló.

Was wünscht du dir für die zukunftIch wünsche mir weniger Kriege und Konflikte, dafür aber mehr Möglich-keiten, Jobs und frische Luft für alle. Für meine Familie hoffe ich auf eine sorgenlose Zukunft.

Wenn du die Macht hättest – was würdest du tun?Ich würde alles tun, um die Punkte aus Frage 2 umzusetzen und gleichzei-tig Ideen zur Nutzen regenerative Energien unterstützen. Würden Bäume WLAN produzieren, würden wir viel mehr Bäume pflanzen und der Planet wäre wahrscheinlich längst gerettet. Es ist jammerschade, dass sie nur Sauerstoff produzieren. ;-)

Was macht dein land besonders schön?Ungarn ist geprägt durch seine Lage, seine Tradition und seine Geschichte. Wir haben wunderschöne Berge, die Puszta, Thermalquellen, Seen wie den Balaton und guten Wein.

Matthias Dietz und Heiko Garrelts, Springer Verlag Fachmedien Wiesbaden 2013, 69,99 Euro

„DIE INTERNATIONALE KLIMABEWEGUNG”

Das Buch „Die internationale Klimabewegung” von Matthias Dietz und Heiko Garrelts von der Uni Bremen beschreibt aktuelle Entwicklungen in der Klimabewegung und stellt diese in einen historischen Kontext.

Außerdem werden Konfliktlinien zwischen den einzelnen Gruppen beschrieben, die sich durch die ganze Bewegung ziehen. Einen wichtigen Fixpunkt stellt dabei unter ande-rem die Frage dar, ob der Klimawandel in der gegenwärtigen Marktwirtschaft gelöst oder nur durch einen Systemwechsel effektiv bekämpft werden kann.

Darüber hinaus zeigen die Autoren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Bewegungen verschiedener Länder in Europa, Nord- und Südamerika auf. Dabei werden auch wichtige Denker*innen wie der ehemalige US-Präsident Al Gore sowie populäre Aktivist*innen in der internationalen Klimabewegung beschrieben.

Außerdem wird ein Überblick über wichtige Strömungen in verschiedenen Ländern gegeben. Zum Beispiel versucht die Devestitionskampagne „350.org“, Städte und Universi-täten davon zu überzeugen, ihre Anteile an Unternehmen zu verkaufen, die mit fossilen Brennstoffen Energie erzeu-gen. Darüber hinaus enthält das Buch einen Überblick über alle relevanten Diskussionsfelder und Ansätze innerhalb der Klimabewegung. Obwohl das Buch mit einem Preis von knapp 70 Euro nicht ganz billig ist, sehe ich darin ein prima Werk für Einsteiger*innen ins Thema, das niedrigschwellig und ohne Vorwissen lesbar ist und auf leicht verständliche Weise tief in die Materie einführt.

Jannis Gustke

Page 24: ke:onda 12 02/2014

2424

Telefoniert euch zusammen mit euren Freund*innen, ladet euch ein und verabredet auch zur Kleider-tauschparty! Je nach Wetterlage kann das drin-

nen oder im Freien stattfinden. Je mehr Leute, desto besser. Wichtig: Wenn ihr euch an einem nicht-öffentlichen Ort treffen wollt, sprecht vorher mit den Verantwortlichen! So vermei-det ihr Missverständnisse und könnt noch mehr

Unterstützer*innen für die Party gewinnen.

Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt - deshalb: Tauscht und verschenkt eure Klamotten untereinander! Macht anderen Leuten eine Freude! Zusätzlich schont tauschen statt kaufen Ressourcen und den Geldbeutel und aus einem kurzen Trend wird ein langjähriges Modeprodukt. Und Papa sagt‘s ja immer: Hätt ich bloß den Pullover von damals aufgehoben, der sah aus wie deiner jetzt!“

Unzufrieden mit dem ollen Hut? Ist der Mantel zu eng geworden? Quillt der Schrank schon über vor lauter

Klamotten? Jede*r von uns findet sich mal an dem Punkt, und dann heißt es: Abschied nehmen von dem einen oder anderen alten Kleidungsstück, her mit einem neuen. Besser als wegwerfen und neu kaufen ist natürlich: tauschen!

KLEIDERTAUSCHPARTY

1. kleideRsoRgen

2. VeRnetzen

Page 25: ke:onda 12 02/2014

freistil

Na, zufrieden? Ganz sicher, denn jetzt habt ihr nicht nur für Ordnung im Kleiderschrank gesorgt und euch ein paar coole neue Klamot-ten abgecheckt. Mit der Kleidertauschparty habt ihr sicherlich auch ein paar andere Men-schen glücklich gemacht und ganz nebenbei dem Konsumwahn den Rücken zugekehrt. Viel spaß und bis zum nächsten Mal!

freistil

es ist soweit! Zur Kleidertauschparty bringt ihr alles mit, was ihr loswerden möchtet. Manche Dinge wollt ihr gegen ein anderes Kleidungsstück tauschen, andere vielleicht ohne Gegenleistung veräußern. Ganz sicher findet ihr hier das passende Top im Retro-Look und könnt mit eurer überschüssigen Klei-dung andere Menschen glücklich machen. Bitte nehmt am Ende eurer Party alles mit, was ihr oder andere nicht eintauschen oder verschenken konnten. Denn schließlich wollen wir Müll vermeiden, und nicht neuen produzieren!

4. soRgenFRei

3. kleideRtauschpaRtY!

Page 26: ke:onda 12 02/2014

26

ressourcen

„Und ich wollte noch sagen, dass ich schon lange nicht mehr so unnachhaltig gelebt habe“, waren die Abschlussworte meiner Freundin nach einer Woche Upcycling-Workshop. Das sollte uns zu denken geben. Was bedeutet eigentlich „Upcycling“? Was hat das mit einer nachhaltigen Lebenseinstellung zu tun? „Upcycling“ bedeutet, dass Materialien oder Produkte, die wir oft als „Müll“ oder „Abfall“ bezeichnen, ohne großen Energieaufwand wieder verwendet werden. Das neu entstandene Produkt wird in unserer Gesellschaft als hochwertiger angesehen.Um ein Beispiel zu nennen: Alte Tetrapacks, die normalerweise im Gelben Sack landen, können im Garten als Anzuchttöpfe, oder kreativ gestaltet als Geldbörse, Tasche etc. verwendet werden. Einmal im Gelben Sack ist die Verpackung aus unserer Sicht – „aus den Augen, aus dem Sinn“ – und wir haben ein gutes Gewissen dabei, denn wir haben etwas umweltverträgliches getan, näm-lich Müll getrennt und recycelt. Dass sowohl die Herstellung als auch das Recyceln der Verpackung sehr energieintensiv ist, und das ganze nur, damit wir ganz gemütlich im Supermarkt zum Tetra Pack greifen können - denn praktisch sind die Verpackungen schon - wird außer Acht gelassen. Beim Upcyceln bekommt die leere Verpackung einen ganz neuen Wert. Entweder als schöne Deko, oder im Idealfall als Nutzgegenstand. Hast du dir deinen eigenen Geldbeutel selbst gemacht, musst du auch keinen mehr kaufen. Ein doppelter Gewinn.Das Konzept ist super. Und die Idee wird immer beliebter. Auf diversen Internetseiten werden Ideen, Erfahrungen, Tipps und Tricks rund ums Upcycling ausgetauscht. Es entsteht eine breite Informationsplattform. Aus jedem noch so kleinen Rest lässt sich mit ein wenig Phantasie etwas Neues kreieren! So werden wir selbst aktiv, schonen die Umwelt, den Geldbeutel und geben unserer Konsumgesellschaft einen Denkzettel. Jedoch ist es nicht immer so grün und nachhaltig wie es scheint. Denn zunächst sollten wir immer noch darauf achten, so wenig Müll wie möglich zu produzieren. Genau das war der Kritikpunkt meiner Freundin. Wir bauten in besagtem Workshop Möbel aus Europaletten – neuen Europaletten, die nur dazu hergestellt wur-den, damit wir sie zersägen, zu Tischen, Betten oder Sofas umfunk-

tionieren und sagen: „Wir sind so vorbildlich nachhaltig!“ Wir machten Schmuck aus PET-Flaschen, indem wir das Plastik auf-schmolzen und vermeidlich giftige Dämpfe in die Umwelt gelang-ten. Upcycling funktioniert als nur, wenn wir bereits benutzte Gegenstände oder Stoffe verwenden, die in unserer Gesellschaft keinem anderen Zweck mehr dienen, als in einer Müllverbren-nungsanlage oder Recyclinganlage zu landen. Upcycling ist modern. Und das hat auch unsere Marktwirtschaft begriffen. So versuchen immer mehr Firmen, sich dies zu Eigen zu machen. Sie haben entdeckt, dass Menschen bereit sind, viel Geld für Upcycling-Produkte zu bezahlen. Sie verarbeiten den „Abfall“ zu Luxusprodukten, die unsere Klassengesellschaft weiter verstärkt und werben mit Sprüchen wie „Shoppen hilft“.1 Statt über ihr Kaufverhalten nachzudenken, werden Konsument*innen in ihrem Verhalten bestärkt, denn es „hilft“. Fragt sich nur, wem...?Upcycling ist also im Kern ein nachhaltiges, umweltschonen-des Konzept. Jedoch sollten wir selbst aktiv werden und unsere Handlungen kritisch hinterfragen. Bei im Handel angebotenen Upcycling-Produkten sollten wir vorsichtig sein und uns immer die Frage stellen: Was steckt dahinter – echtes Upcycling oder bloßes Greenwashing und Profitgier?

1 http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/upcycling-design-aus-muell-macht-

die-welt-besser-a-894501.html , 8.9.14

UPCYCLING – NACHHALTIG?von Ilona Frank

Page 27: ke:onda 12 02/2014

Larissa Donges ist Bildungsreferentin für Umwelt und Nachhaltigkeit in der Bundesgeschäftsstelle der Naturfreundejugend.

grenzland

Schicke uns deine Lösung per Email oder per Post bis 30.03.2014. Unter den Gewinner*innen verlosen wir ein Naturfreundjugend-Shirt und fünf Merchandising-Sets.

GEWINNSPIEL

[ke:onda] Redaktionc/o NaturfreundejugendDeutschlandsWarschauer Str. 59a, 10243 [email protected]

Grenzen – ein kurzes Wort, das viele Assoziationen auslöst und Bilder entstehen lässt. Meine Gedanken kreisen um diesen Begriff, als ich diesen Sommer im ICE sitze, auf dem Weg ins Saarland an die deutsch-französische Grenze. Mit dem Ziel, am nächsten Tag einen Natura Trail zu erkunden, fahre ich gen Süden. Hintergrund meiner Tour ist unser neues Projekt „Natura in Aktion“, in dem wir als Naturfreundejugend aktionsreiche Bildungsrouten erstellen. Der Fokus liegt dabei auf grenznahen Regionen, sodass zusätzlich ein Blick über den deutschen Tellerrand geworfen wird.

„Wie muss es wohl sein, in einer Grenzregion zu leben?“, geht es mir durch den Kopf. Auf deutscher Seite zu wohnen, morgens sein Baguette beim französischen Bäcker gegenüber zu kaufen, ständig umgeben von zwei Sprachen umgeben zu sein und sich trotzdem vor allem einer Nationalität zugehörig zu fühlen. Wer schon einmal längere Zeit im Ausland verbracht hat, wird ähnli-che Erfahrungen gemacht haben: Irgendwann beginnt man, über die eigene Herkunft und Identität nachzudenken. Verbringt man längere Zeit an einem fremden Ort, stellt man irgendwann auch eigene Normen in Frage. Wie ergeht es einem da, wenn man an der Grenze zweier Länder lebt?

Am nächsten Tag schwinge ich mich auf mein Rad und beginne meine Enddeckungstour. Im Wald erhasche ich gerade noch einen kurzen Blick auf einen Pirol in seinem gelben Federkleid, und denke mir, wie menschgemacht Grenzen doch sind -ob geografisch oder

im Kopf. Die meisten Tiere werden sich kaum für unsere Gren-zen interessieren. Andererseits markiert zum Beispiel ein Fuchs deutlich sein Revier und zeigt seinen Artgenossen: Bis hier und nicht weiter!

Als ich mit Schweißtropfen auf der Stirn, den Höhenzug erreiche, eröffnet sich mir ein wolkenloser Blick über den Warndt. Vor 400 Jahren schlugen sich schon die Hugenotten durch das Waldgebiet, als sie vor der religiösen Verfolgung in Frankreich flohen und das heutige Ludweiler gründeten. Zu dieser Zeit stellte eine Tages-tour in der Natur nicht nur eine geografische Grenzerfahrung dar, sondern auch eine, die die Menschen an die Grenzen ihrer Kräfte brachte. Wer bereits eine Wandertour im Gebirge gemacht hat, spürt schnell, wo die eigenen Grenzen liegen. Sonne brennt auf der Haut, mit jedem Höhenmeter lassen die Kräfte nach, wäh-rend langsam das Wasser zur Neige geht. Auch eine Nacht unter freiem Himmel kann eine kleine Grenzerfahrung sein, die einen bereichert und prägt. Für solche Erlebnisse lohnt es sich, immer wieder raus in die Natur zu gehen und seine Sinne zu öffnen. Und wohin geht deine nächste Entdeckungstour, wo werden Gren-zen für sich sicht- oder spürbar?

Page 28: ke:onda 12 02/2014

Du bist in den Ferien unterwegs, wünschst dir für den Sommer unvergessliche Eindrücke und neue Freundschaften.

Dir ist auch die Umwelt wichtig: Mit deiner Rei-se willst du weder das Klima aufheizen noch die Natur zumüllen.

Der Sommer deines Lebens!

Klar!Geht das?

Erzähl uns, wie du deine Ferien so richtig nachhaltig machst. Ob Text, Fotos, Film oder was dir sonst noch einfällt - deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Für die besten und originellsten Ideen gibt es tolle Preise zu gewinnen: Für mehr Informationen klicke hier:

www.zero-impact-camps.de