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12/2014 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church Ein Abenteuer mit Gott wagen Adventsandachten aus der ZK Seite 17 Grossevangelisation – neu erfunden? «Life on Stage» in Bülach Seite 6 / 7 Wenn Geld dem Eigen- tümer nichts mehr nützt Am 30. November mit entscheiden Seite 22 Ein mitreissendes Lied von dem, der alles gab Mensch wird man erst ganz unten Seite 8/9

Kirche und Welt 12/2014

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

Ein Abenteuer mit Gott wagenAdventsandachten aus der ZKSeite 17

Grossevangelisation – neu erfunden?«Life on Stage» in BülachSeite 6/ 7

Wenn Geld dem Eigen- tümer nichts mehr nütztAm 30. November mit entscheiden Seite 22

Ein mitreissendes Lied von dem, der alles gab

Mensch wird man erst ganz untenSeite 8/9

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InhaltsverzeichnisDas Frauenseminar der ZK MSE vom 20.–24. Oktober

«Ein wirklich grosser Segen!» 4

Sollten Handys auch in der Kirche allgegenwärtig sein?

Süsser die Smartphones nie klinge(l)n... 5

«Life on Stage» in Bülach

Grossevangelisation – neu erfunden? 6

Ein mitreissendes Lied von dem, der alles gab

Mensch wird man erst ganz unten 8

Was es heisst, ganz Mensch zu sein

Machs doch wie Gott! 10

Tag der offenen Tür im Alterszentrum Gellert Hof

«Hier findet Leben statt!» 12

Bischöfe diskutierten über Umgang mit homosexuellen Menschen

Jetzt ins Gespräch eintreten 13

Eine neue Beauftragte «Leben 55 plus»

Vernetzt lernen 14

Ausblick auf die Fachtagung Leben 55 plus im März 2015

Erwartungsvoll dem Neuen entgegen 15

Ein problematischer Entscheid des Bundesamts für Sozialversicherungen

Kein Geld für kirchliche Jugendarbeit? 16

Andachten aus der ZK begleiten durch den Advent

Ein Abenteuer mit Gott wagen 17

Der Spaghetti-Zmittag im NetZ4 ist eine wichtige Anlaufstelle

Ein Stück Menschlichkeit schenken 18

Eine Veranstaltung der Theologischen Hochschule Reutlingen

Taufe im ökumenischen Gespräch 21

Am 30. November über die Erbschaftssteuer mit entscheiden

Wenn Geld dem Eigentümer nichts mehr nützt 22

Der Weihnachtsbrief von Connexio Liebe Leserin, lieber Leser 23

Teilhaben an der Mission Gottes

Kann eine Kirche zu schön sein? 24

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Reich gedeckter Tisch des Heils

Von Stefan Moll

Die Studien zur Erlösungslehre im SLI-Team gehen vorwärts. Ein Theologie-Team hat ausgelotet, in welche Verästelungen hinein sich der Erlösungs-lehre bewegt. M. Odendaal, Pfarrerin in Gelterkin-den, hat die Bibel durchforstet und zehn Themen gefunden, in den Erlösung oder Heil zu erfahren ist. Hier die Liste:

Mitgefühl: Erlösung aus Trauer, Gott schenkt Gehör...Gerechtigkeit: Vergebung, Freispruch, Befreiung...Autonomie: Freiheit, Weisheit, Ruhen...Wahrhaftigkeit: Vertrauen, Treue, Reinigung...Lebensgestaltung: Durst, Müdigkeit, Geburt, Heilung...Sinnhaftigkeit: Hoffnung, Berufung, Entscheidung…Sicherheit: Licht, Heimat, Rettung…Zugehörigkeit: Bund, Familie, Versöhnung…Feiern: Trost, Lob, Fest…Liebe: Treue, Zuspruch, Erwählung…

Alle diese Stichworte verbinden sich mit Texten aus der Bibel, in denen Heil und Erlösung geschieht. Der Tisch, das zeigt diese Liste, ist reich gedeckt. All diese Bereiche bieten Anknüpfungspunkte für uns selber oder für suchende Personen. Mir ist wichtig: Erlösung reduziert sich nicht nur auf ein Thema. Das gibt Luft, darüber zu sprechen.

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

«Weihnachten, das ist ein Paukenschlag der Weltgeschichte», las ich in einer Predigt. «Wirklich?», habe ich mich gefragt. Wenn Christoph Schluep in dieser Ausgabe von der Mensch-werdung spricht, sagt er, Jesus sei gekommen «als Unmerkli-cher unter Unmerklichen». Eben so, wie Gott auf die Pauke schlägt. Er braucht nicht die lauten Töne, um die Welt zu ver-ändern… Musikalische Töne haben in Bülach Menschen eingeladen, ihr Leben verändern zu lassen durch Jesus. Auch die EMK hat diese Veranstaltung mit getragen. Wie ein kräftiger Paukenschlag war für die Takano-Fach-stelle die Mitteilung des Bundesamtes für Sozialversicherun-gen, dass sie die Unterstützung der Arbeit streichen. Lesen Sie mehr dazu in dieser Ausgabe. Mit leisen und klaren Tönen könnte eine Broschüre aus der Zentralkonferenz Sie durch die Adventszeit begleiten. Verschie-dene Personen aus dem Gebiet der ZK MSE haben darin zu ein-zelnen Tagen ihre Gedanken aufgeschrieben.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Advents- und Weihnachtstage.

Sigmar FriedrichRedaktor

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FRAUENNETZWERK

Einheit: Nach einiger Zeit entstand eine tiefe Verbundenheit jenseits der Sprachbarrieren.

Das Frauenseminar der ZK MSE vom 20.–24. Oktober

«Ein wirklich grosser Segen!»Von Barbara Bünger

(Koordinatorin Frauendienst ZK MSE)

Fast 50 Frauen aus 13 Ländern un-serer Zentralkonferenz trafen sich Ende Oktober auf der Waldegg in Ri-ckenbach (BL). Unter dem Thema «Singet dem Herrn ein neues Lied» tauschten sie aus über die Melodien und Lieder, die bei ihnen selbst und in ihren Gemeinden durch alles hin-durch klingen.

«Singet dem Herrn ein neues Lied!» – Schon oft gehört? In Chorliedern ge-sungen? Als Bibeltext gelesen? Also ein «altes Lied»? Wörtlich zu verstehen oder im übertragenen Sinn? Was ist mein persönliches Lied und «singe ich es dem Herrn»?

Das Lied des BischofsVerschiedene Impulse leiteten uns bei unserem Nachdenken: Wir hatten die Gelegenheit, unseren Bischof, Patrick Streiff, zu treffen und von ihm über «sein Lied» zu hören. Wir feierten mit ihm zusammen das Abendmahl und kamen mit ihm per-sönlich ins Gespräch. Wir lernten von Frauen mit afrika-nischem Hintergrund Lieder ihrer

Kultur kennen und wurden in die «Rhythmen» eines Gospels mitgenom-men. Wir beschäftigten uns mit unseren «alten Liedern» und fragten uns, wie denn ein «neues Lied» aussehen könnte. Zwei Frauen aus Österreich schreiben dazu: «Wir nehmen die Auf-forderung in unsere Heimatgemein-den mit, das alte Jammerlied: ‹Vieles ist nicht so, wie es sein sollte› zu be-enden und ein neues Lied anzustim-men. Ein Lied, das uns bewusst macht, wie viel Gelungenes und Positives un-ser aller Leben bereichert! Ein Lied der Dankbarkeit, dass Gottes Segen auf uns ruht.»

Gottes Segen ruht auf uns

Geeint durch Gottes GeistDie Gemeinschaft unter Menschen, die unterschiedlichste Sprachen spre-chen, ist etwas Besonderes. Nach eini-ger Zeit des Zusammenseins verste-hen wir einander auf einer anderen, tieferen Ebene, bei der die gespro-chene Sprache in den Hintergrund rückt. Ein Lächeln, eine feste Umar-mung vermitteln Nähe, und der Geist

Gottes schenkt Einheit. So erstaunt es nicht, dass für viele Teilnehmerinnen die «freie» Zeit des Zusammenseins sehr wichtig wurde. Dabei war die Tischgemeinschaft oft am intensivs-ten. «Frauen aus 13 Ländern kennen-lernen zu können, ist aussergewöhn-lich. Wir haben ihre Kultur und ihre Lebensweise entdeckt, ihre Herausfor-derungen und ihre Teilnahme an Got-tes Werk», schreiben die Frauen aus Frankreich.

Andere Kulturen kennenlernen

Schon länger bestand der Wunsch, dieses Miteinander unter Frauen ver-schiedener Länder auch in der Zeit zwischen den ZK Seminaren zu ver-tiefen. Aus diesem Grund initiierten wir Partnerschaften zwischen den Frauendiensten zweier oder dreier Länder. Damit das, was wir in diesen Tagen erlebt haben, wachsen kann. Eine Frau aus Rumänien schreibt: «Wir weinten zusammen und lachten zusammen, wir teilten Erfahrungen und ermutigten einander. Wir teilten Liebe. Für mich war es wirklich ein grosser Segen.»

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Jörg Niederer: «Was denken Sie, wenn jemand wäh-rend der Predigt auf seinem Smartphone herumtippt?»

Das Frauenseminar der ZK MSE vom 20.–24. Oktober

«Ein wirklich grosser Segen!»

KABINETT

Sollten Handys auch in der Kirche allgegenwärtig sein?

Süsser die Smartphones nie klinge(l)n…Von Jörg Niederer

Auch in diesem Jahr werden wohl mehr Mobiltelefone unter dem Weih-nachtsbau als Glöckchen am Weih-nachtsbaum klingeln. 97% der Ju-gendlichen besitzen ein internet- taugliches Handy oder Smartphone.

Auch ich habe mir ein Handy gekauft, als ich vor fünf Jahren Distriktsvor-steher wurde. Das Mobile Phone passt zu meinem mobilen Alltag. Das GPS darauf führt mich an den richtigen Ort. Die SBB-App sagt mir die nächste Zugsabfahrt. Ich kann mit dem Handy meine PowerPoint-Präsentation steu-ern. Ausserdem ist es Notizbuch, Mu-sic Player, Bibel, E-Reader, Foto- und Videogerät, Mail-Programm, und – ach ja – telefonieren kann man damit auch.

Täusch dich nicht!Das Handy ist heute überall. Und in der Kirche? Unlängst sah ich an einer EMK-Kirchentür eine Handy-Verbots-tafel. Ist das sinnvoll? In Winterthur beobachtete ich, wie

eine Frau mit der einen Hand am Ohr aufmerksam lauschend die Rolltreppe herunter fuhr. «Sie telefoniert», dachte ich. Doch dann nahm sie die Hand vom Ohr – und da war kein Handy. So kann man sich irren.

Nicht bei der Sache?Was denken Sie, wenn Sie jemand während der Predigt auf dem Smart-phone herumtippen sehen? Dass er nicht bei der Sache ist? Dass er SMS schreibt oder im Internet surft? Das ist durchaus möglich. Es könnte aber auch sein, dass er gerade nach einer bestimmten Bibelstelle im Bibel-App sucht. Ich zum Beispiel schreibe oft wichtige Predigtgedanken via Handy in das elektronische Notizbuch. Und ja, ich surfe auch während der Pre-digt, etwa um etwas aus der Predigt zu recherchieren, oder um die Buch-

empfehlung des Pfarrers nachzu-schlagen. Und bei den Mitteilungen kommt es vor, dass ich via Handy gleich einen Termin fixiere für ein be-stimmtes Gemeindeangebot.

W-LAN für alle!Handys im Gottesdienst? Sicher würde ich darauf hinweisen, dass man das Mobiltelefon lautlos stellen sollte. Aber verbieten würde ich es nicht. Handys sollten nicht nur auf der Strasse, sondern auch in der Kirche allgegenwärtig sein, wie ihre Benut-zer/innen. Noch besser wäre es, wenn im Gottesdienstraum W-LAN für alle eingerichtet ist. In dieser Kirche würde ich mich angenommen fühlen – und bliebe zugleich verbunden mit der Welt, in die Gott in Christus ge-kommen ist.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM DEZEMBER

3.–11. Theologische Ausbildung in Zentralkonferenzen, Kommission (in Dallas, USA) und Unterstützungsfonds (in Nashville, USA)12.–13. Jährliche Konferenz CH-FR-NA: Vorstands-Retraite.

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UMSCHAU

Beeindruckend: Die sehr gut präsentierten Musicals wurden in Bülach von einem grossen Publikum miterlebt.

«Life on Stage» in Bülach

Grossevangelisation – neu erfunden?Von Daniel Eschbach

Anfang 2013 lud «Netzwerk Schweiz» Gemeinden im Zürcher Unterland ein, um sie für ein neues Evangelisa-tionsprojekt unter dem Titel «Life on Stage» zu gewinnen. Nicht weniger als eine Neu-Erfindung der klassi-schen Gross-Evangelisation wurde in Aussicht gestellt. Kern der Evange-lisationswoche sollten Musicals sein, gefolgt von einer kurzen Predigt und einem Aufruf, sich für Christus zu entscheiden. 13 Gemeinden, darun-ter auch die EMK Bülach-Oberglatt, liessen sich für das Projekt gewin-nen.

Vom 21.–25.Oktober wurden in der Stadthalle Bülach die Musicals je zweimal aufgeführt. Darin wird er-zählt, wie drei Personen zum Glauben finden: Murti, ein alewitischer Flücht-ling aus der Türkei; Rebekka, eine junge Frau mit wilder Jugend; Rita, eine Seniorin, die viele Jahre als Ver-dingkind durchlitten hat. Videoein-blendungen aus Interviews mit den echten Protagonisten dieser Geschich-

ten leiteten die Musical-Aufführung jeweils ein und aus. Sie gehörten zu den eindrücklichsten Momenten die-ser Abende.

Geschichten, die zu Herzen gingen

Gottes Geist trauenDie Musicals überzeugten mit hoher Qualität und präsentierten Geschich-ten, die zu Herzen gingen. Die an-schliessenden Botschaften von Gab-riel Häsler waren leider nicht so kurz, wie erhofft, und weckten auch inhalt-lich teilweise zwiespältige Erinnerun-gen. Im Blick auf die Message scheint die Neu-Erfindung der Grossevange-lisation noch nicht gelungen. Mehr Vertrauen auf die Wirkung der Musi-cals und das Wirken von Gottes Geist auch ohne wortreiche Erklärungen wäre wünschenswert gewesen. Der abschliessende Aufruf zum Glauben war moderat gestaltet und stiess auf Resonanz. Laut Pressemit-teilungen nahmen über 130 Personen die Gelegenheit wahr, Gottes Versöh-

nungsangebot vor einem Kreuz für sich in Anspruch zu nehmen.

Die Bewegung aufnehmenSchon im Vorfeld, aber auch während der Woche kam bei uns vieles in Be-wegung. Das lässt sich rückblickend dankbar feststellen. «Life on Stage» bot uns als EMK-Bezirk eine gute Plattform, um die Vision, Menschen in die Nachfolge zu führen, auf dass die Welt verändert werde, umzuset-zen.

Wir wollen die Bewegung aufnehmen

Das soll auch weitergehen. Gleich am Sonntag nach den Musicals gestalte-ten wir einen Kraftwerk-Gottesdienst zum Thema «jünger werden». Und in der folgenden Woche versuchten wir mit zwei Projekten die Bewegung von «Life on Stage» aufzunehmen: In «Stage 2» wird ein Musikprojekt ge-meinsam erarbeitet. Dabei sollen ver-schiedene Glaubens- und Lebensthe-men wieder aufgenommen und ver-

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tieft werden. Wir sind gespannt, was daraus entsteht. Aus-serdem luden wir unter dem Titel «Von der Bühne ins Leben» zum Gespräch über den Glauben im Alltag ein. Dies fand je-doch keine Resonanz. Beide Ideen ent-standen aus dem Aufruf an die Ge-meinden, nach «Life on Stage» Glau-benskurse anzubieten, und unserer Überzeugung, Menschen den Glauben nicht beibringen, sondern mit ihnen Glauben und Leben teilen zu wollen.

Glauben und Leben teilen

Weiter lernenToll, dass wir als EMK Bülach-Ober-glatt mit dabei waren. Zwar ist die Neu-Erfindung der Gross-Evangelisa-tion (noch?) nicht gelungen. Aber «Life on Stage» hat uns motiviert und in Bewegung gebracht. Es gibt gute Ansätze, die weiterzuentwickeln sich lohnt. Zu lernen ist wohl, sich noch mehr zu lösen von der Fixierung auf die Wortverkündigung und zu akzep-tieren, dass der erste Schritt zum

Glauben nicht zwangsläufig über Sün-denerkenntnis führen muss. Viele Menschen sind heute vielleicht zu-nächst nicht in erster Linie auf Schuld, sondern zum Beispiel auf die Angst, nicht beachtet zu werden, oder die Suche nach Sinn im Leben an-sprechbar.

Agenda

MI.–DO., 31.12.2014 – 1.1.2015

Den Jahreswechsel be-gehen, neu startenWasserfallen, BLKosten: ab Fr 290.– exkl. VerpflegungInfos / Anmeldungen: Walter Wilhelm, 061 311 35 86, [email protected]

DO.– SO., 8.–11. JANUAR

Tage der Stilleauf SchneeschuhenVna, UnterengadinKosten: ab Fr 480.–Infos / Anmeldungen: Walter Wilhelm, 061 311 35 86, [email protected]

SAMSTAG, 24. JANUAR

Ein Tag mit dem BischofMitarbeitertagung Nordwestschweiz Basel, Kleinbasel10.00–16.00 Uhr Infos / Anmeldung: Sonja Bitterli, 062 296 55 04, [email protected]

SAMSTAG, 24. JANUAR

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisBibelkunde Altes TestamentEMK Zürich 49.00–12.30 UhrInfos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

FR.–SO., 13. –15. FEBRUAR

erfüllt sein – leer seinMeditatives MalenHotel Artos, InterlakenKosten: ab Fr. 344.–Infos / Anmeldung: 033 828 88 44, [email protected]

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THEMA

Heruntergekommen: Ein Lied im Philipperbrief besingt, wie Jesus den Weg in die tiefste Tiefe des Menschseins gegangen ist.

Ein mitreissendes Lied von dem, der alles gab

Mensch wird man erst ganz untenVon Christoph Schluep

Ein alter Mann sitzt in Rom im Ge-fängnis. Oft ist er einsam, oft friert er, nicht selten hat er Hunger. Nicht zum ersten Mal ist er gefangen, aber es wird sein letztes Mal sein. Bald wird er vor den Toren der Stadt enthauptet werden. Aber Paulus, so heisst er, hat diesen Weg gewählt, er bereut ihn nicht. Denn es ist der Weg Jesu. Im römischen Gefängnis schreibt Paulus seinen letzten Brief, es ist der an die Gemeinde in Philippi. Ein sehr persönlicher Brief, mal aufbrausend, mal tröstend, mal voller Hoffnung, mal dem Schicksal ergeben. Und in seiner Mitte steht ein Text, der sich vom Rest abhebt: Es ist ein Hymnus, der nicht von Paulus stammt, ihm aber offenbar so gut gefällt, dass er ihn in den Brief einfügt. Er ist rhythmisch gegliedert und in Strophen gefasst, aber er ist kein Gedicht, sondern ein Lied:

Philipper 2,6–11Er, der von Gottes Wesen war, hielt nicht wie an einer Beute daran fest, Gott gleich zu sein, sondern gab sich preis, indem er das Wesen eines Knechts an-nahm

und den Menschen gleich wurde, und er sah aus wie ein Mensch. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis in den Tod, bis in den Tod am Kreuz.Deshalb hat Gott ihn über alles erhöht und ihm den Namen verliehen, der über jedem Namen steht, damit im Namen Jesu jedes Knie sich beuge derer im Himmel, auf der Erde und un-ter der Erde, und jeder Mund bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Herrlichkeit Gottes, des Vaters.

Andere wichtiger nehmenNicht zufällig hat Paulus ein Lied ge-wählt: Gerade noch hat er davon ge-sprochen, nicht auf die eigenen Be-dürfnisse fixiert zu sein, sondern die der anderen im Auge zu behalten. Ei-gentlich noch mehr: Die anderen hö-her und wichtiger zu schätzen als sich selbst. Das ist eine Forderung, die den Philippern wahrscheinlich schon da-mals im Hals stecken blieb, genauso wie uns heute. Würde es nicht genü-gen, die anderen gleich wichtig zu nehmen wie sich selbst? Nein, würde es nicht. Und darum beginnt Paulus zu singen: Das Lied von dem, der alles

gab und die anderen unendlich viel hö-her gewichtete als sich selbst.

Singend lesenWem ein Lied vorgesungen wird, das er kennt, der kann nicht anders als mit singen oder mit summen, mit dem Fuss den Rhythmus klopfen, sich der Melodie hingeben. Musik verändert, Musik bewegt, Musik trägt, und sie trägt fort. Paulus eint die Philipper, in-dem er sie zusammen singen lässt. Er verlangt das Unmögliche und erzählt eine Geschichte, denn auch Geschich-ten tragen. Wo Geschichten und Mu-sik zusammen kommen, ist der Wider-stand meist schon gebrochen. Und so beginnt die Geschichte, die Sie, wenn Sie dies lesen, sich vorsingen mögen, am besten im Chor – oder zumindest im Geiste.

Es war nicht gutGott, der alles kann, sah auf die Erde hinunter und erblickte den Menschen, der, obwohl gut und richtig geschaf-fen, nichts mehr konnte und am Ende war. Verstrickt in selbstveschuldetem Ungenügen, immer wieder herausge-fordert und doch gescheitert, im vol-len Bewusstsein, dass es anders sein könnte, aber nie anders wurde. Und

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THEMA

Gott sah, dass es nicht gut war, und überlegte und war ergriffen von Erbar-men. Und er sah auch, dass es nichts bringen würde, dem Menschen, ein-mal mehr, den rechten Weg zu zeigen und ihn dafür zu motivieren. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis alles wie-der beim Alten wäre.

Er ändert die WeltSo beschloss er, in der Tiefe seines Herzens bereits trauernd, seinen ein-zigen, geliebten und unersetzlichen Sohn zu schicken. Nichts als Botschaf-ter, sondern als Wegbereiter. Nicht als Gott, sondern als Mensch, als Gleicher zu Gleichen. Hilfe musste von unten kommen, nicht von oben, und so machte er sich auf, klein zu werden, winzig, unwichtig, bedeutungslos. Denn dort, als Unmerklicher unter Un-merklichen, lässt sich die Welt verän-dern, ganz unten, wo die Sehnsüchte brach liegen und die Enttäuschungen bloss, wo Schmerz und Angst und Schuld dem Tod entgegen sterben. Dorthin geht er, der nicht sterben kann, und stirbt. Seinen einsamen Tod und den Tod all derer, die verenden, ohne dass es jemand merkt, ohne dass es jemanden kümmert. Der Ewige stirbt und der ewige Tod wird voller

EMPFEHLENSWERT

Wer sich vertieft mit dem Text und dem ganzen Philipperbrief beschäf-tigen will, greift am besten zu den Büchern von Christoph Schluep, die in diesem Jahr erschienen sind:Christoph Schluep-MeierDer Philipperbrief / Der PhilemonbriefDie Botschaft des Neuen Testa-mentsCHF 24.90 inkl. MwSt.ISBN 978-3-7887-2803-8 Neukirchener TheologieErhältlich z.B. bei Jost AG in Bern:

www.theologische.ch

Christoph Schluep-MeierHintunterfolgen. Predigten zum Philipperbrief für Menschen, die dort sein wollen, wo Gott istCHF 15.– inkl. MwSt.ISBN 978-3735719287 Books on DemandDas Buch kann beim Autor bestellt werden [email protected]

Eine Vorstellung der Bücher finden Sie in KuW 9.2014, S.18–19

www.issuu.com/emk_schweiz

Leben. Weil er es gewagt hat, ganz von sich abzusehen und Mensch nicht über den Menschen zu sein, sondern unter ihnen. Weil er entschied, nicht zu neh-men, sondern zu geben, darum hat die Höhle des Todes einen Ausgang und die Hölle auch.

Mensch werdenEr gab, weil er alles hatte. Er ging, weil ihn nichts von seiner Heimat trennen konnte. Er machte sich auf, weil nie-mand anders den Weg gehen wollte. Dieser Weg ist einmalig. Nicht aber der

Weg in den täglichen Tod dessen, der neben dir wohnt oder unter dir haust. Wenn die Geschichte dieses Einen deine Geschichte ist oder zu deiner Ge-schichte wird, dann stimme ein und singe mit. Und achte auf den Refrain: «Dir ist alles gegeben» – Das macht dich frei, deine Hände zu öffnen und dich klein zu machen, so klein, bis du dort angekommen bist, wo das, was du gibst, zum Segen wird. Und dann, dort unten, wirst du zum echten Menschen.

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Was es heisst, ganz Mensch zu sein

Machs doch wie Gott!

THEMA

Ganz diesseitig

Ich habe in den letzten Jahren mehr und mehr

die tiefe Diesseitigkeit des Christentums ken-

nen und verstehen gelernt; nicht ein homo reli-

giosus*, sondern ein Mensch schlechthin ist der

Christ, wie Jesus ... Mensch war. Nicht die platte

und banale Diesseitigkeit der Aufgeklärten, der

Betriebsamen, der Bequemen oder der Lasziven,

sondern die tiefe Diesseitigkeit, die voller Zucht

ist, und in der die Erkenntnis des Todes und der

Auferstehung immer gegenwärtig ist, meine ich.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)

in: Widerstand und Ergebung, Brief

vom 21. Juli 1944

* ein von Natur aus religiöser Mensch

Ohne HeiligenscheinIch bleibe bei einigen Patienten in der Sitzecke hängen: ein paar

Worte und Sätze hin und her, ein Wort gibt das andere. Von der

leichten Seite, ein wenig über das Hiersein-Müssen zu spassen, geht

irgendwann die Tür auf zur andern, keineswegs leichten Seite. So

komme ich ins Gespräch mit einem Patienten darüber, dass andere

ihm sagen, er müsse seine Erkrankung halt akzeptieren, und was

denn für ihn, nicht für die andern das Wort «akzeptieren» bedeu-

tet. Es bleibt bei der Frage, der guten Frage, wie er meint, denn es

ist Abendessenszeit. Die paar Schritte bis zum Speisesaal gehen wir

gemeinsam. Erst hier beim Verabschieden erfährt er meine Rolle

als Pfarrerin. Entschuldigend und lachend sagt er, mir würde halt

der Heiligenschein fehlen, sonst hätte er das schon gemerkt. Ich la-

che mit ihm und sage: «Ich mache es wie Gott: ich bin Mensch (geworden)!» – «Ja, das ist gut!», sagt er im Weg-gehen.Maja Franziska Friedrich

Beweglich und neugierig

Mensch werden heisst für mich, immer

mehr zu dem Menschen zu werden, den

Gott mit mir gemeint hat, weil ich nur dann

meinen Auftrag in der Welt erfüllen kann.

Unterwegs sein mit Gott, voller Mut und

Vertrauen, dass kein Weg «falsch» ist, weil

jeder Weg mir neue Seiten meines Mensch-

Seins aufzeigt. Beweglich und neugierig

bleiben, was noch in mir und mit mir wer-

den will.

Claudia Hofmann

Projekt:

Menschwerdung

Eine hintersinnig amüsante Er-

zählung rund um die Geburt Jesu,

die hektischen Vorbereitungen

durch einige Engel – und einen

Gott, der sich nicht an Dienstweg

und Protokoll hält. (Auch als Krip-

penspiel verfügbar.)

http://is.gd/menschwerdung

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THEMA

Christus in der GassenkücheIn der Gassenküche von Zürich 4 machten meine Frau und

ich eine tiefe Erfahrung: Um uns herum an den Tischen Men-

schen mit ungeheuren Geschichten und Kreuzen. Blutjunge

Menschen, weiss im Gesicht und von Drogen gezeichnet. Abgestürzte Poli-

tiker und Künstler, die auf der Strasse gelandet waren. Strafentlassene ohne

Boden unter ihren Füssen. Der Alkoholiker Tom Dooley, der so hiess, weil er

immer das Lied sang: «Alles vorbei, Tom Dooley». Mitten in diesen Menschen

machten wir die Erfahrung der Christusgegenwart. Mehr als in wohltempe-

rierten Liturgien und feierlichen Kirchen spürten wir hier den Hauch der

Gottesgegenwart. Als Tom Dooley mir einmal, ich war gerade sehr müde, auf

die Achsel klopfte und sagte: «Du bist nicht einfach nur fromm wie viele. Du

bist ein guter Mensch. Ich bin froh, dass du da bist», da war mir, als berühre

mich Christus. Er selbst hat doch gesagt, er sei in den Geringsten seiner

Schwestern und Brüder anwesend. Die Augenblicke oder Sternstunden der

Gottesgegenwart durch Jesus machen wir sehr oft dort, wo Kreuze sind und

Leid, und wo wir inmitten von Schmerz und Unrecht den Menschen im Na-

men Gottes ihre Würde zusprechen.Robert Seitz

Menschwerdung

Weil Gott Mensch geworden ist,

muss ich kein Unmensch bleiben.

Mensch kann ich werden.

Weil Gott Mensch geworden ist,

muss ich kein Übermensch werden.

Mensch darf ich bleiben.

Weil Gott Mensch geworden ist,

ist keiner mir ein Untermensch.

Mitmensch bin ich jedem.

Weil Gott Mensch geworden ist,

leb ich nicht mehr für mich,

denn Christus lebt in mir.

Weil Gott Mensch geworden ist,

bin ich aus Gnade, was ich bin:

Mensch unter Menschen ganz wie ER.

Josua Buchmüller

Gott in Windeln?Drastisch beschreibt Martin Luther den An-stoss der Menschwerdung Jesu, wenn er ei-nem Muslim die Worte in den Mund legt: Da wirst du mich nicht überreden, dass

der soll ein Gott sein, der da von einem Weibe geboren wird, lässt sich herab vom Himmel legen neun Monat in den Leib Ma-rien der Jungfrau. Gott scheisst und pisst in die Wiegen. Darnach stirbt er am Kreuz als ein Dieb und Schelm! Soll das ein Gott sein?Martin Luther (1483–1546)

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Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Wieviel Mensch erträgt die Erde?

Heute leben über sieben Milliarden Menschen. Diese Menschen verbrauchen Ressourcen von eineinhalb Erden. Wir leben über unsere Ver-hältnisse. 2050 werden es neun Milliarden Menschen sein. Sollte man angesichts dieser Entwicklung nicht dankbar sein für jeden Men-schen, der nicht geboren wird? Die Regulierung der Menschwerdung wurde verschiedentlich versucht, etwa in China mit der Einkind-Politik. Oft wollte man dabei auch gleich den Lebenswert von Menschen definie-ren. Sterilisationen bei psychisch Kranken und Minderheiten (ent-)werteten deren Menschsein. Sätze wie «Diese Frau, dieser Mann dürfte ei-gentlich gar keine Kinder haben!» höre ich gar nicht so selten. Welche Kriterien sollen das Recht auf Menschwerdung definieren? Stichworte dazu: Vermeidung von behinder-tem Leben durch pränatale Diagnostik oder Präimplantantionsdiagnostik? Kondome für die Armen? Knaben statt Mädchen (Indien)? Ein Kriterium könnte auch der Resourcenver-brauch sein. Dann dürfte nur noch jeder sechste Kuwaiti Mensch werden (Verbrauch: sechs Erden); aber auch nur jeder dritte Schweizer (Verbrauch: drei Erden). Dann hätte ich nur einen Sohn statt drei Söhnen – aber welchen?Jörg Niederer

SELBSTÄNDIGE WERKE

Gellert Hof: Mit der Eröffung des Alterszentrums wurde ein erster wichtiger Schritt getan.

Tag der offenen Tür im Alterszentrum Gellert Hof

«Hier findet Leben statt!»Von Julia Trunkwalter

Das vor vier Monaten eröffnete Al-terszentrum Gellert Hof der Stif-tung Diakonat Bethesda in Basel fei-erte am 1. November einen Tag der offenen Tür. Das stimmungsvolle Fest bot allerlei Einblicke, Informa-tionen und Raum für Begegnungen.

Seit der Eröffnung am 1. Juli sind kon-tinuierlich Bewohner/innen in das neue Alterszentrum Gellert Hof einge-zogen. Mittlerweile leben bereits 129 Bewohnende im Gellert Hof. «Der Tag der offenen Tür war ein wunderschö-nes Fest. Bewohner/innen, Angehö-rige, Mitarbeitende verbrachten fröh-liche Stunden miteinander, lernten sich noch besser kennen und konnten sich, ebenso wie alle Interessent/in-nen, umfassend informieren», be-schreibt Heike Schulz, Leiterin des Al-terszentrums, rückblickend diesen Tag.

Lebens-RaumIm Rahmen eines festlichen Brunchs mit allen Bewohnenden durchschnit-ten Regierungsrat Dr. Lukas Engelber-ger, Jürg Matter, Direktor Stiftung Di-akonat Bethesda und Verwaltungs-

ratspräsident Bethesda Alterszentren AG, Olaf Toggenburger, Direktor Be-thesda Alterszentren AG, Heike Schulz, Leiterin Alterszentrum Gellert Hof, sowie Erika Anderauer, eine der ersten Bewohnenden des Gellert Hofs, ein rotes Band. Mit dem feierlichen Akt zeigten alle ihre Freude über die Eröffnung des Alterszentrums. «Hier wurde grosszügig in das Al-ter investiert», sagte Regierungsrat Lukas Engelberger. Es seien nicht nur finanzielle Mittel bereitgestellt, son-dern wirklich investiert worden in die Vision, wie Alter gelebt werden soll. «Hier soll das Leben stattfinden, das alte Menschen nicht ausgrenzt, son-dern einbezieht in eine gesellschaftli-che und altersmässige Durchmi-schung», sagte Dr. Engelberger weiter.

Nächste EtappeDie Eröffnung des Alterszentrums Gellert Hof ist ein wichtiger Meilen-stein der aktuellen Entwicklungen auf dem Campus Bethesda. Im Laufe des nächsten Jahres ist der Baubeginn für eine Überbauung mit 100 bis 120 Al-ters- und Generationenwohnungen ge-plant.

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Tag der offenen Tür im Alterszentrum Gellert Hof

«Hier findet Leben statt!»

Riss: Die verhärteten Positionen gefährden vor allem in den USA die Einheit der Kirche.

GENERALKONFERENZ

Bischöfe diskutierten über Umgang mit homosexuellen Menschen

Jetzt ins Gespräch eintretenVon Volker Kiemle / Sigmar Friedrich

Sechs Bischöfe, zwei Stunden, ein Thema: In Oklahoma City wurde An-fang November über den Umgang mit homosexuellen Menschen in der EMK diskutiert. Die Bischöfe warben da-für, unterschiedliche Auffassungen zu respektieren und sich auf den Auf-trag der Kirche zu konzentrieren. Die Debatte wurde live im Internet über-tragen.

«In unserer Kirche herrscht in Sachen Homosexualität die Einstellung: ‹Frag nicht, sag nichts›», sagte Melvin Tal-bert. Der im Ruhestand in Nashville lebende EMK-Bischof debattiert zu-sammen mit den Bischöfinnen Hope Morgan Ward und Rosemarie Wenner, den Bischöfen Gregory V. Palmer, Ken-neth H. Carter und Michael J. Lowry sowie Neil Alexander, dem Chef des US-amerikanischen EMK-Verlagshau-ses, am 1. November über den Um-gang der EMK mit Homosexualität.

Ein tiefer RissBischöfinnen und Bischöfe seien nicht der Kirchenordnung verpflichtet, sagte Talbert weiter, sondern ihrer Be-rufung. Diese gründe sich auf das

Evangelium von Jesus Christus. «Wir müssen die Autorität unseres Amtes nutzen und eingestehen, dass unsere bisherige Position falsch ist. Dann können wir weitergehen und brau-chen nicht mehr darüber diskutieren, was uns eint.» Genau um diese Frage aber drehte sich die fast zweistündige Debatte über weite Strecken. Denn klar ist: In der Frage des Umgangs mit Homosexualität geht ein tiefer Riss durch die weltweite EMK.

Die Einheit der Kirche ist ein Geschenk

Beten und redenGegen ein leichtfertiges Aufgeben der Einheit wandte sich Bischof Gregory V. Palmer. «Die Einheit der Kirche ist ein Geschenk», betonte er. Um in der Homosexualitäts-Debatte weiterzu-kommen, müsse man nicht auf die Ge-neralkonferenz 2016 warten. «Es ist wichtig, dass wir jetzt ins Gebet und ins Gespräch darüber eintreten, was es bedeutet, unseren Nächsten so zu lieben wie uns selbst», sagte Palmer.

Akute GefahrNachdem es vor zwei Jahren in der Ge-neralkonferenz nicht einmal gelang, die unterschiedlichen Standpunkte anzuerkennen, hat die Debatte vor al-lem in den USA an Schärfe zugenom-men. Um eine Eskalation und die akute Gefahr einer Kirchenspaltung abzuwenden, hat der Connectional Ta-ble (eine Art internationaler Runder Tisch) einen Dialog angeregt, zu dem unter anderem diese Live-Diskussion gehörte. Die Diskussion setzte auch auf die Beteiligung der Zuschauer. So wurden vier Videos eingespielt, die Methodis-ten zuvor eingeschickt hatten. Auch per Twitter und Facebook konnte man sich an der Debatte beteiligen.

DIE GANZE DEBATTE

Informationen in Englisch zu der Diskussion und den Link zu De-batte finden Sie unter:

http://is.gd/debatte2014

Einen ausführlicheren Bericht in Deutsch und weitere Informatio-nen finden Sie unter:

http://is.gd/debatte2014d

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Page 14: Kirche und Welt 12/2014

BILDUNG UND BERATUNG

Neue Beauftragte: Heidi Schnegg engagiert sich im Bereich Leben 55 plus.

Eine neue Beauftragte «Leben 55 plus»

Vernetzt lernenVon Andreas Benz und

Heidi Schnegg-Geiser

Auf der Fachstelle Bildung+Beratung konnte die freigewordene Projekt-stelle «Leben 55 plus» (50%) neu besetzt werden: Per 1. Januar 2015 wird Heidi Schnegg-Geiser ihre Ar-beit als neue Beauftragte «Leben 55 plus» aufnehmen.

Als Kommission Bildung+Beratung wünschen wir Heidi Schnegg einen guten Start in ihrer neuen Aufgabe, viel spannende und aufstellende Mo-mente im Unterwegssein mit Men-schen aus unseren Gemeinden sowie Gottes Segen. Herzlich willkommen!

Heidi Schnegg stellt sich selbst vor:Seit 1995 wohne ich im Zürcher Un-terland in Bülach. Ich bin mit Stefan Schnegg verheiratet. In den letzten 17 Jahren arbeitete ich beruflich schwer-punktmässig mit älteren Menschen in christlichen Gemeinden. Ich bin lei-denschaftlich gerne mit Menschen in der zweiten Lebenshälfte unterwegs.

Generationen vernetzenEin Lebensmotto von mir lautet: «le-benslanges Lernen». Deshalb absol-

vierte ich in den vergangenen Jahren ein Aufbaustudium in Theologie, so-wie den eidgen. Fachausweis als Aus-bilderin. Vor zwei Jahren habe ich den Master in Gerontologie an der Fach-hochschule Bern abgeschlossen. Da-bei habe ich eine kleine Vergleichsstu-die zwischen Jung und Alt gemacht, um deren Gebetsleben zu untersu-chen. Die Vernetzung der Generationen liegt mir sehr am Herzen. Was kön-nen Jung und Alt voneinander lernen? Mir ist es wichtig, dass verschiedene Generationen gemeinsame Erfahrun-gen machen können.

Am Ziel orientiertIn den zwei vergangenen Jahren ar-beitete ich als EMK-Lokalpfarrerin in Zürich Ost und Zürich Nord. In Oerli-kon bin ich weiterhin als Teilzeit-Pfar-rerin tätig. Ich freue mich auf diese bevorstehende, spannende Herausfor-derung. Die Arbeit mit Menschen in der zweiten Lebenshälfte packe ich gerne an, um mitzuhelfen, dass im Gemeindeumfeld Menschen in die Nachfolge Jesu Christi geführt wer-den können.

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 01/2015:15.12.14

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1,8 erllre, 123rf.comS.2 Plaßmann, gemeindebrief.deS.3,5,10,11 KuWS.3 .shock, photoXpress.comS.4,6,7,12,14,16-18,21,23 zVgS.10 Bonhoeffer: bundesarchiv.de, Bild 146-1987-074-16, viawikimedia.orgS.11 Luther: wikimedia.orgS.13 mario, flickr.comS.15 Conan, flickr.comS.22 Dr. Klaus-Uwe Gerhardt pixelio.deS.24 Jonathan Mueller, flickr.com

14 Kirche und Welt Nr. 12/2014

Page 15: Kirche und Welt 12/2014

Eine neue Beauftragte «Leben 55 plus»

Vernetzt lernen

Unaufhaltsam: Eine Zugfahrt kann zum Bild werden für die eigene Lebensreise.

LEBEN 55 PLUS

Ausblick auf die Fachtagung Leben 55 plus im März 2015

Erwartungsvoll dem Neuen entgegenVon Peter Gumbal

Ich sitze im Zug unterwegs zu mei-nem Zielort. Auf der Fahrt mache ich mir Gedanken zu meinem Beitrag für die Fachtagung Leben 55 plus am 14. März 2015 unter dem Thema «Mein Alter ist meine Chance. Wie ich eine neue Sicht für mein Leben ge-winnen kann».

Ich habe einen Sitzplatz in Fahrtrich-tung gefunden. Der Zug kommt lang-sam ins Rollen, wird immer schneller, und Menschen, Häuser, Strassen, Au-tos, Landschaften, Bäume, Wälder, Hü-gel, Berge ... kommen mir entgegen.

Vergebens versuche ich die Eindrücke

festzuhalten

Kein VerweilenFür einen kleinen Augenblick versu-che ich die Eindrücke festzuhalten. Doch vergebens, gleich sind sie mei-ner Wahrnehmung wieder entschwun-den. Der schöne Baum mit seinen aus-ladenden und feingliedrigen Ästen, den ich gerade fixiert habe und am liebsten noch etwas länger betrachtet hätte, ist schon längst hinter mir und

nur noch vor meinem inneren Auge geblieben. Ich löse mich von dem Bild und lasse wieder Neues auf mich zu strö-men. Ein Gegenzug rast vorüber und stört mein Sichtfeld. Dann taucht plötzlich die Fahrt in den Tunnel mei-nen Blick ins Dunkle. Ich zucke zu-sammen, denn ich sehe mich selber im Fensterglas spiegeln. Meine Augen su-chen im Abteil einen Ruhepunkt. Doch da erscheint ausserhalb des Zuges wieder ein Lichtstrahl, und meine Au-gen sehnen sich dem neu auf mich zu Kommenden entgegen. Landschaften, weidende Kühe, Bäume, Wiesen, Häu-ser, Menschen… .

Die Bilder der Bibel eröffnen eine andere

Wirklichkeit

Sprechende BilderHat dies nicht viel mit unserer eigenen Lebensreise zu tun? Ist unser Leben nicht ein einziges unterwegs-Sein? Ein wahrnehmen, festhalten, reflektie-ren, loslassen ... Während ich so reise, bemerke ich, dass ich mich auf meiner Lebensreise befinde. Und wieder bin ich ein Stück weit älter geworden. Die Bibel hat viele Bilder, in denen sie uns

von der Lebensreise erzählt. Hat viele Weisheiten, die sie uns mit auf den Weg gibt. Zugleich eröffnet sie uns noch eine andere Wirklichkeit des Le-bens. Davon hören wir etwas.

Paradoxes WohlbefindenAusserdem spricht als Hauptreferen-tin Frau Dr. Jutta Stahl, Fachpsycholo-gin für Klinische Psychologie (Schwer-punkt Alter), über die Zufriedenheit der meisten älter werdenden Men-schen – trotz vielfältiger Verluste und Belastungen: das «Paradox des Wohl-befindens». Sie geht der Frage nach, welche Strategien hilfreich sind, um im Alter psychisch gesund zu bleiben. Und sie stellt ein interaktives Stress-modell vor, um erfolgreiche Bewälti-gungsstrategien daraus abzuleiten.

FACHTAGUNG

Die Fachtagung findet statt am Samstag, 14. März 2015, 9.00–16.00 Uhr, in der EMK Aarau. Infos / Anmeldung: Beauftragte für Leben 55 plus, Heidi Schnegg-Geiser, 044 200 30 88, [email protected]

15Kirche und Welt Nr. 12/2014

Page 16: Kirche und Welt 12/2014

Geschenkideen aus der Jungschar-Materialstelle

Bald ist Weihnachten und die hektische Su-che nach passenden Geschenken steht bevor – Unschlüssig, welches das passende Ge-schenk für Jungschi-Kinder ist? Wir haben attraktive Geschenkideen!Das Sortiment der Materialstelle umfasst rund 20 tolle Artikel.• das Jungschi-Hemd als Erkennungszeichen• das Sackmesser für den Jungschi-Alltag• die Trinkflasche für Wanderungen• das Pfiff für Jungschi-Technik• die Fleece-Decke für kalte Nächte• ...

Für kalte Tage und lange Abende im Jung-schar-Lager empfehlen wir zudem den dun-kelblauen Pullover von Switcher. Bei Bestellungen bis am 10. Dezember 2014 gewähren wir 50% Rabatt (Aktions-code: JEMKHerbst), nur solange Vorrat. Stö-bern Sie online unter shop.besj.ch durch das Sortiment und schenken Sie Ihren Liebs-ten Freude. Alle Artikel können bequem online oder tele-fonisch (044 850 69 52) bestellt werden.

TAKANO

Ein problematischer Entscheid des Bundesamts für Sozialversicherungen

Kein Geld für kirchliche Jugendarbeit?Von Beat Bachmann

Das Bundesamt für Sozialversiche-rungen (BSV) hat die finanzielle Un-terstützung von verschiedenen christlichen Jugendorganisationen gestrichen. Auch das Gesuch der Ta-kano-Fachstelle der EMK ist davon betroffen.

Seit vielen Jahren wird die Jugendar-beit der EMK Schweiz vom BSV unter-stützt. Neben der Unterstützung im Schulungsbereich der Jungschar EMK bekam die Takano-Fachstelle bisher für die Betriebsstruktur und für re-gelmässige Aktivitäten der aus- serschulischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen jährlich einen Be-trag von durchschnittlich CHF 45000.–. Damit wurden Projekte und Anlässe sowie der Betrieb auf der Fachstelle (ohne Miet- und Personal-kosten) bezahlt. Die Fachstelle «lebt» grössten Teils von den Einnahmen dieser BSV-Gelder und von der jährli-chen Sammlung zur «Woche der Ju-gend».

Willkürlicher EntscheidIn diesem Jahr wurde das Gesuch der Fachstelle überraschenderweise abge-lehnt. Als Grund wurde die Verbrei-tung von Glaubensinhalten angege-ben, was nicht dem Zweck des neuen Kinder- und Jugendförderungsgeset-zes entspreche. Dieser Grundsatzent-scheid, der aufgrund einer Stichprobe aller glaubensbasierten Organisatio-nen erfolgte, erscheint willkürlich. Die gesetzliche Grundlage scheint nicht klar zu sein, da den Landeskir-chen nahestehende Organisationen weiterhin unterstützt werden.

Gemeinsamer RekursAls Fachstelle sind wir überzeugt, gute Jugendförderung im ganzheitli-chen Sinn zu leisten, die eine Unter-stützung verdient. Deshalb haben wir als EMK diesen Entscheid beim Bun-desverwaltungsgericht angefochten. Gemeinsam mit anderen Jugendver-bänden hoffen wir, dass dieser Rekurs dazu führt, dass der Entscheid korri-giert wird.

16 Kirche und Welt Nr. 12/2014

Page 17: Kirche und Welt 12/2014

ZENTRALKONFERENZ

JahreJahreJahre

Glaube, Hoffnung und Liebe teilen

ADVENTSANDACHTEN ANLÄSSLICH DES 60-JAHR-JUBILÄUMS DER

ZENTRALKONFERENZ VON MITTEL– UND SÜDEUROPA

2014

Andachten aus der ZK begleiten durch den Advent

Ein Abenteuer mit Gott wagen

Von Monika Zuber, Polen

Der Advent ist eine Zeit des Wartens – eines besonderen Wartens, das an-ders ist, als jenes, welches wir aus un-serem Alltag kennen. Es ist nicht ver-gleichbar mit dem untätigen und manchmal auch gelangweilten Warten auf den Bus oder den zu spät kommen-den Zug. Auf Jesus kann man nicht passiv warten. Vielmehr ist das Leben mit Gott dynamisch. Er ruft uns im-mer wieder zur Veränderung auf, und der Heilige Geist bewegt uns zur Tat; er lässt uns vorwärts gehen. Wir mö-gen uns nun fragen: Welche Verände-rungen? Und wohin führen sie uns? Wir müssen als Christen nicht schneller oder effektiver leben, auch nicht irgendwie ehrenwerter sein. Aber wir sind dazu aufgerufen, nicht ohne Beziehungen zu unseren Mit-menschen zu leben. Vielmehr sollen wir mit Gott leben. Und dies bedeutet: Wir haben einen Auftrag, der die an-deren in unseren Fokus rücken lässt. Das bewegt uns.

Was erwarten wir von den kommen-den Adventstagen? Was hat Gott für uns in dieser Zeit vorbereitet? Wir können es noch nicht wissen. Ich möchte Sie an dieser Stelle einladen, ein Abenteuer mit Gott zu wagen. Es gibt in der polnischen Sprache ver-schiedene Wörter für die Geburt. Ei-nes davon entspricht dem Wort: Lö-sung. Jesu Geburt war die Lösung für uns – im Hinblick auf unsere Fragen über Gott genauso wie im Hinblick auf unsere Sehnsucht nach Heil. Seine Ge-burt öffnet uns die Tür zum Weg, der zu Gott führt. Versuchen Sie in diesem Advent, ein Problem zu lösen oder einen Kon-flikt anzugehen, der Beziehungen stört. Versuchen Sie, selber eine Lö-sung zu sein: für jemanden, der ein-sam ist. Oder für jemanden, der Un-terstützung, Ermutigung, Hilfe braucht. Seien Sie ein Werkzeug in Gottes Händen, das anderen Gutes tut und ihnen Glaube, Hoffnung und Liebe weitergibt. Die Erfahrung, mit Gott zu leben

und für andere da zu sein, verändert uns. Unser Herz und unsere Seele er-leben so ständige Veränderung – und Gott formt uns zu seinem Ebenbild. Grosser Gott, wir bitten dich darum, dass wir uns darin hilfreich erweisen, dass wir anderen Hoffnung bringen können und Träume sich erfüllen – so wie du uns die Antwort auf unsere Sehnsucht nach Heil gebracht hast. Wir bitten dich, uns auszusenden, um un-seren Nächsten Gutes zu tun und dabei deine Stärke zu erleben. Amen.

ADVENTSBROSCHÜRE

Der Beitrag ist eine der Andach-ten, die in der Adventsbroschüre der ZK MSE erschienen sind. Die Broschüre steht zum Download bereit unter: www.umc-europe.org

Deshalb, meine Kinder, lasst uns einander lieben: nicht mit leeren Worten, sondern mit tatkräftiger Liebe

und in aller Aufrichtigkeit. 1. Johannes 3,18

17Kirche und Welt Nr. 12/2014

Page 18: Kirche und Welt 12/2014

Der Spaghetti-Zmittag im NetZ4 ist eine wichtige Anlaufstelle

Ein Stück Menschlichkeit schenkenVon Nadia Beusch

Die Vorbereitungen für den wöchent-lich stattfindenden Spaghetti-Zmit-tag laufen auf Hochtouren. In zwei Stunden werden 100 Gäste erwartet. Plötzlich steht ein Mann im gelben Pullover in der Tür zum Imbissraum. Jürg Geilinger setzt sich mit ihm an einen der leeren Tische.

Der Mann heisst Marius*, er stammt aus Rumänien. Rasch erzählt er seine Geschichte. Zu oft hat er erlebt, dass man keine Zeit für ihn hat. Der NetZ4-Mitarbeiter hört aufmerksam zu.

UnbezahlbarMarius ist Strassenkünstler. Wegen körperlicher Beschwerden hat er es am Morgen nicht geschafft, seinen Standort innert 20 Minuten zu wech-seln. Die Zürcher Stadtpolizei hat ihn mit 450 Franken gebüsst. Unbezahl-bar für den jungen Mann aus Rumä-nien. Die letzte Nacht hat er in einer WC-Anlage der Stadt verbracht. Er senkt den Blick.

Nur ein WunschMarius möchte zurück nach Rumä-nien. Diesen Wunsch hört Jürg Geilin-

ger nicht zum ersten Mal. Gut 100 Franken kostet eine Busfahrkarte nach Rumänien. NetZ4 hat ein klei-nes Nothilfe-Budget, aus dem von Zeit zu Zeit solche Beträge bezahlt werden können. Jürg Geilinger rechnet kurz und entscheidet, dass jemand Marius zum Busbahnhof begleiten werde, um eine Fahrkarte zu kaufen. Aber erst nach dem Mittagsansturm. In der Zwischenzeit könne er warm duschen, wenn er wolle. Marius nimmt das An-gebot dankbar an. Wenig später ver-lieren sich die beiden Männer aus den Augen. Der Imbissraum füllt sich.

Seine Frau liegt im Spital

NiedergeschlagenBis in den späten Nachmittag herrscht Hochbetrieb. Es ist fast halb fünf, als Thomas Vandan, Praktikant bei NetZ4, Marius sucht. Er findet ihn draussen auf der Treppe. Weinend. Der junge Mann hat nach Rumänien telefoniert und erfahren, dass seine Frau wegen Schwangerschaftskompli-kationen im Spital liegt. Thomas Van-dan setzt sich zu Marius. Sie beten für seine Frau. Dann gehen die beiden

SELBSTÄNDIGE WERKE

Neue Mitglieder

Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag.

am 31.8.2014GelterkindenRita MumenthalerPeter Mumenthaler

am 14.9. 2014 ChurLydia PerucchiUschi JörgHubert Jörg

Verstorben

Esther Bleiker (79)23.6.2014Zürich Ost

Maya Anderegg-Landis (66)18.8.2014Zürich Nord

Marie Siegenthaler (89)Birsfelden25.8.2014

Marianne Giorgio – Regg (77)Turbenthal-Russikon30.8.14

Armin von Siebenthal (89)Gstaad2.9.2014

Samuel Schwalm (71)Flaach4.9.2014

18 Kirche und Welt Nr. 12/2014

Page 19: Kirche und Welt 12/2014

Der Spaghetti-Zmittag im NetZ4 ist eine wichtige Anlaufstelle

Ein Stück Menschlichkeit schenken

Anlaufstelle: Der Zmittag und andere Angebote von NetZ4 sind für in Zürich gestrandete Arbeitsmigranten wichtig.

SELBSTÄNDIGE WERKE

zum Busbahnhof und kaufen eine Fahrkarte für den nächsten Tag. Ma-rius verabschiedet sich und ver-schwindet in seine letzte Zürcher Nacht. Am Abend lädt Jürg Geilinger Fotos von diesem Tag auf seinen Computer. Ein junger Mann in gelbem Pullover fällt ihm auf: Er hilft beim Aufbau, sitzt am Mittagstisch, serviert Kaffee, betet mit den anderen und sieht sich die interne Aufführung einer Theater-truppe an.

Ein Stück MenschlichkeitMarius ist nicht der Einzige, den seine Not nach Zürich bringt. Die Mitarbei-ter von NetZ4 erleben täglich, dass eine wachsende Zahl von Arbeitsmi-granten aus dem europäischen Raum auf den Strassen Zürichs strandet. Diese Menschen haben keinerlei An-spruch auf Unterstützung und ver-bringen die kalten Nächte in Angst von der Polizei aufgegriffen und ver-trieben zu werden. Für sie ist ein war-mes Essen, saubere Kleidung, eine Dusche, ein geselliger Abend mit an-dern Menschen, eine ungestörte Nacht, keine Selbstverständlichkeit. NetZ4 möchte ihnen dieses kleine Stück Menschlichkeit in der Zeit zwi-

schen Weihnachten und Neujahr schenken. Bevor sie, wie Marius, ih-ren Weg in eine ungewisse Zukunft weitergehen.

Weiter in eine ungewisse Zukunft

Teil werdenMachen auch Sie mit: werden Sie Teil von diesem Projekt; helfen Sie beim Kochen und Einkaufen; hören Sie ein-fach nur zu und lassen Sie sich auf die Menschen ein! Oder nehmen Sie ihren Schlafsack mit, übernachten Sie gleich mit in den Räumlichkeiten der EMK Zürich 4!

*Name von der Redaktion geändert.

UNTERSTÜTZEN

Mehr Informationen finden Sie auf

www.netz4.ch oder beim Projektleiter Jürg Geilinger ([email protected]).Spenden ermöglichen es uns, die-ses Projekt längerfristig durch-führen zu können (PC 80- 53406-0).

Verstorben

Jakob Meyer-Jungen (94)19.9.2014Bern

Bernhard Wehrli (89)Zofingen20.9.2014

Gustav Schöni (89)20.9.2014Biel

Peter Maurer-Schranz (100)Frutigen-Adelboden10.10.2014

Milda Landis-Müller (91)16.10.2014Region Greifensee

Lisa Kuster-Kuster (88)Rhein-Bodensee 18.10.2014

Jonas Frautschi (24)19.10.2014Interlaken

Elisabeth Stadelmann (83)Bern21.10.2014

Johannes Jenny- Schöpflin (84)Basel Kleinbasel26.10.2014

Fritz Wyss-Wüthrich (88)Oberemmental4.11.2014

Ruth Moschen (89)Interlaken8.11.2014

19Kirche und Welt Nr. 12/2014

Page 20: Kirche und Welt 12/2014

Kirche und Welt Nr. 4/2014

INSERATE

20

Einlagekonto 0,50 %

Jugendkonto 1,25 % Seniorenkonto 0,625 %

Anlagekonto 0,75 %

Verlangen Sie unsere Dokumentation.

Die uns anvertrauten Gelder dienen

der Finanzierung von Bauvorhaben und

Projekten der EMK.

Evangelisch-methodistische Kirche in der Schweiz

Badenerstrasse 69 - Postfach 1344 - CH-8026 Zürich

Tel. 044 299 30 81 - [email protected]

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der Solidarität

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Page 21: Kirche und Welt 12/2014

THEOLOGISCHE HOCHSCHULE

Eine Veranstaltung der Theologischen Hochschule Reutlingen

Taufe im ökumenischen GesprächVon Christof Voigt

Ein prominent besetztes Podium

debattierte in der Theologischen

Hochschule Reutlingen am 31. Ok-

tober zu einem strittigen Thema.

An der Taufe scheiden sich die Geis-

ter: Kirchen, die auf einer Bekennt-

nistaufe im Erwachsenenalter beste-

hen, grenzen sich von anderen

Kirchen ab und verlieren den ökume-

nischen Anschluss. Kirchen, die die

eine und einzige Taufe praktizieren

und die vollzogene Taufe gegenseitig

anerkennen, debattieren darüber, ob

die Taufe eine Kindertaufe sein kann

oder eine Erwachsenentaufe sein

muss.

Anschlussfähig

Wie eine ökumenische Verständigung

aussehen könnte, wurde in der Theo-

logischen Hochschule Reutlingen in

einer Veranstaltung mit zwei Vorträ-

gen und einer lebendigen Diskussion

deutlich. Der Baptist Prof. Dr. Curtis

Freeman und der Methodist Prof. Dr.

Stephen Gunter, beide von der Duke

Divinity School (USA), trugen ihre

ökumenisch anschlussfähigen Über-

legungen vor.

Gunter zeigte sich einer Erwachsen-

entaufe gegenüber durchaus wohlwol-

lend. Er riet jedoch davon ab, die Be-

deutung der persönlichen Entschei-

dung für die Taufe zu sehr zu betonen,

weil diese auch als ein Ausdruck des

modernen Individualismus verstan-

den werden müsse. Freeman schlug

die Gleichung «Kindertaufe + Konir-

mation = Glaubenstaufe» vor. Er öffnet

sich als Baptist also für die Kinder-

taufe.

Podium: Dr. C. Freemann (l.) und Dr. St. Gunter.

21Kirche und Welt Nr. 12/2014

Zeigen Sie Solidarität!

Bitte unterschreiben Sie auch unsere Petition zum

Schutz der religiösen Minderheiten im Nahen Osten:

www.csi-schweiz.ch/genozid-verhindern

n Mahnwache für bedrängte Christen im Nahen Osten

Donnerstag | 18. Dezember 2014 | 17.30–18.00 Uhr

n Bern Bahnhofplatz (Heiliggeistkirche)

n Zürich Züghusplatz (beim Paradeplatz)

n Luzern Bahnhofplatz

LO Christian Solidarity International

WeihNachten fEiernHotel Artos, CH-3800 Interlaken, T +41 33 828 88 44, www.hotel-artos.ch

Page 22: Kirche und Welt 12/2014

Am 30. November über die Erbschaftssteuer mit entscheiden

Wenn Geld dem Eigentümer nichts mehr nütztVon Daniela Deck

Es gehört zum Menschsein, etwas aus dem Leben zu machen, das Gott uns geschenkt hat. So hinterlässt jeder Mensch ein Erbe: Beziehun-gen, Liebe oder Hass, Wissen, das er vermittelt hat – und manchmal Geld.

Ebenso unverdient, wie Gott uns das ewige Leben schenkt, bekommen Er-ben Geld ausgehändigt. Sie haben da-für nicht gearbeitet. Deshalb finden die Initianten der Erbschaftssteuer-Initiative, dass ein Teil dieses Geldes nicht den Erben, sondern der Gesell-schaft zugute kommen soll.

Ein biblisches PrinzipAn vorderster Front engagiert sich mit Heiner Studer ein Mitglied der EMK Baden für das Anliegen. Er ist Präsi-dent des Trägervereins der Initiative. «Es ist ein biblisches Prinzip, Einkom-men, für das die betroffene Person nicht gearbeitet hat, für die Allge-meinheit zu nutzen», erklärt Heiner Studer. Zugute kommen soll diese

Steuer vor allem der AHV, die auf der bisherigen Basis nicht länger finan-zierbar ist. «Wir gehen davon aus, dass die Gesellschaft nicht auf die AHV ver-zichten will», sagt Heiner Studer. «Des-halb müssen entweder die Lohnab-züge erhöht werden oder die Mehrwertsteuer, oder es braucht eine gesamtschweizerische Erbschaft-steuer. Dieser letzte Vorschlag, mit dem Freibetrag von zwei Millionen Franken, scheint uns bei weitem der sinnvollste zu sein. So kommt das Geld von dem Teil der Gesellschaft, der es sich leisten kann, es zu zahlen.»

Finanzielle Fragen klärenNeben dem Freibetrag haben die Ini-tianten Bestimmungen vorgesehen, damit Familienunternehmen nicht in Schwierigkeiten kommen und Legate an gemeinnützige Organisationen nicht angetastet werden. Heiner Stu-der nennt ein Beispiel: «Auch wer von seinem Erbe, das zwei Millionen über-steigt, Connexio ein Legat vermacht, kann wie bisher sicher sein, dass die-ses Geld vollumfänglich Connexio zu-gute kommt.»

Zudem gibt er zu bedenken: «Mit der Initiative, die derzeit vom Nationalrat behandelt und voraussichtlich nächs-ten Sommer zur Abstimmung kom-men wird, möchten wir die Leute er-mutigen, ein Testament zu machen und innerhalb der Familie finanzielle Fragen zu klären.»

Was die Gegner befürchtenDie Gegner der Initiative argumentie-ren, dass die landesweite Erbschafts-steuer den Föderalismus beschneidet und den Standortwettbewerb der Kan-tone einschränkt. Auch trauen man-che Vertreter dem geplanten Schutz für die Klein- und Mittelbetriebe nicht. Sie fürchten, die Erbschaft-steuer könnte das Rückgrat der schweizerischen Wirtschaft schwä-chen, so dass Arbeitsplätze verloren gehen. Mit der Abstimmung sind wir dazu aufgerufen zu entscheiden, was in dem Moment mit Geld geschieht, in dem der Eigentümer es nicht mehr braucht. Soll ein Teil neu der AHV zufliessen oder soll alles bleiben wie bisher?

ZAHLSTELLE

Solide Basis: Soll ein Teil des geerbten Vermögens der AHV zugute kommen?

22 Kirche und Welt Nr. 12/2014

Page 23: Kirche und Welt 12/2014

Liebe Leserin, lieber Leser

Delia Mamani Choque ist 22 Jahre alt. Dank des Stipendienprogramms des Frauenwerks der

Methodistenkirche kann sie in El Alto industrielle Informatik studieren. Sie ist in ihrem Stu-

diengang die einzige, die vom Land kommt. Weil ihre Familie arm ist, hätte sie ohne dieses Pro-

gramm keine Möglichkeit für eine gute Ausbildung. Nach ihrem Studium hat sie gute Chancen

auf eine richtige Arbeitsstelle. So wird sie bald auch ihre Eltern und Geschwister unterstützen

können.

Die Lebensbedingungen verbessern

Die Iglesia Evangélica Metodista en Bolivia (IEMB) – die Methodistenkirche Boliviens - wirkt

besonders auf der bolivianischen Hochebene. Dort ist die Mehrheit der Bevölkerung indigener

Abstammung und gehört zur Volksgruppe der Aymara. Die wenigsten dieser Menschen haben

eine höhere Ausbildung und deshalb haben sie auch keine Aussicht auf eine gut bezahlte Ar-

beitsstelle.

Die meisten Gemeinden der IEMB unterstützen die Menschen in ihrer Umgebung ganz prak-

tisch. Sie bieten Tagesstätten für Kinder an, die sonst vernachlässigt aufwachsen, kümmern

sich um Alkoholabhängige oder bringen alleinerziehenden Frauen das Nähen bei, damit diese

ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

Durch das Stipendienprogramm des Frauenwerks bekommen Frauen wie Delia Mamani

Choque eine gute Ausbildung und entsprechende Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Mit der zunehmenden Industrialisierung wurden auf dem Altiplano, dem Hochland Bolivi-

ens, traditionelle, jahrhundertealte Anbaumethoden aufgegeben. Dadurch haben Krankheiten

und Schädlinge in der Landwirtschaft zugenommen. Die IEMB entwickelte in Zusammenarbeit

mit der Landbevölkerung integrierte Landwirtschaftsprojekte. Bauern werden dort in Lama-

zucht, bei der Schädlingsbekämpfung oder beim Kartoffelanbau unterstützt.

Bolivien wird immer wieder durch Unwetterkatastrophen herausgefordert. Die IEMB hat des-

halb ein Nothilfeteam mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zusammengestellt, das kurz-

fristig Hilfe leisten kann.

Connexio unterstützt verschiedene solcher Projekte.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Ihre Spende hilft, den Menschen in Bolivien eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Mit freundlichen Grüssen und den besten Wünschen

für die kommende Advents- und Weihnachtszeit.

Dr. Patrick Streiff Andreas Stämpfli

Bischof von Mittel- und Südeuropa Geschäftsleiter Connexio

Connexio, Netzwerk für Mission und Diakonie der Evangelisch-methodistischen Kirche

PC-Konto 87-537056-9

Dies ist die gekürzte Fassung des Weihnachtsbriefes von Connexio, den Sie in diesen Tagen

auch per Post erhalten haben sollten.

CONNEXIO

23Kirche und Welt Nr. 12/2014

Page 24: Kirche und Welt 12/2014

Von Üllas Tankler

Vor vielen Jahren war ich eingebun-den in ein Projekt zum Aufbau einer neuen Kirche. Das war in einem der Länder, die oft als «ehemalige Sowje-tunion» bezeichnet werden. Die Kir-che dort war jahrzehntelang unter-drückt und benachteiligt worden. Jetzt schien es an der Zeit zu sein, das Beste aus dieser unglaublichen Chance zu machen: Das bestmögliche Grundstück finden, zentral gelegen, um sichtbar zu sein und Achtung zu erwerben. Damit sollte die Kirche vom Rand, wohin die kommunisti-schen Machthaber sie gedrängt hat-ten, zurück in das Herz der Gemein-schaft gebracht werden. Die Erinnerungen daran kamen mir wieder in den Sinn, als ich kürz-lich Bulgarien besuchte. Wir waren aus verschiedenen Ländern zusam-mengekommen, in denen die Evange-lisch-methodistische Kirche sich der Ärmsten der Armen annimmt – der Roma. Pastoren erzählten von ihren Erlebnissen im Dienst an diesen Men-schen. Sie hatten Armut, Elend, Ge-walt und Ungerechtigkeit gesehen und mittendrin die Kraft Jesu Christi erlebt, die die Herzen der Menschen

erneuert und Gemeinschaften heilt. Dabei hörten wir von einem Pastor, der in einem von Roma bewohnten Vorort nach einem Raum gesucht hatte, um mit ihnen Gottesdienst zu feiern. Während ich zuhörte, war ich zunehmend verwirrt. «Aber es gibt doch eine methodistische Kirche in der Stadt! Warum brauchst du einen anderen Raum ausserhalb der Stadt, um Gottesdienst zu feiern?», wollte ich wissen. «Ja», antwortete er, «diese Kirche gibt es – aber sie ist zu ge-pflegt. Die Einwohner der Slums wür-den nie in eine solche Kirche zum Gottesdienst gehen.» Eine ganze Weile war ich sprach-los. Meine Erfahrung war meistens gewesen, dass die Kirchen versuchen sichtbar zu werden, um damit mehr Anerkennung in der Gesellschaft zu erreichen. Hier dagegen begriff ich, dass für arme Menschen der Besuch einer methodistischen Kirche eine zu hohe Hürde darstellen kann – weil sie «zu schön» ist. Deshalb versuchte der Pastor nicht, die Menschen in die Kir-che zu bringen. Vielmehr ging er selbst zu denen, die am Rand der Ge-sellschaft leben, um mit ihnen Kirche zu sein – mit den Armen, genau da, wo sie leben.

Teilhaben an der Mission Gottes

Kann eine Kirche zu schön sein?

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der welt- weiten Missionsbehörde der

United Methodist Church

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