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3/2014 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church Zuhören ist besser als belehren Wie vom Heil gesprochen werden kann Seite 16/17 «Ich will verstehen, was mit meinem Geld geschieht!» Die Zahlstelle als bessere Alternative Seite 4/5 Dienstzuweisung – Heraus- forderung und Chance Nur jede 10. Versetzung regt das Kabinett an Seite 20 Vom 7.–16. März tritt Christoph Kunz an den Paralympics an «Das ist es, wofür ich arbeite und auf sehr vieles verzichte!» Seite 8/9

Kirche und Welt 03/2014

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt 03/2014

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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

Zuhören ist besser als belehrenWie vom Heil gesprochen werden kannSeite 16/17

«Ich will verstehen, was mit meinem Geld geschieht!»Die Zahlstelle als bessere AlternativeSeite 4/5

Dienstzuweisung – Heraus-forderung und ChanceNur jede 10. Versetzung regt das Kabinett anSeite 20

Vom 7.–16. März tritt Christoph Kunz an den Paralympics an

«Das ist es, wofür ich arbeite und auf sehr vieles verzichte!»Seite 8/9

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Einbezahlt von / Versé par / Versato da

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Evangelisch-methodistischeKirche in der SchweizZeitschrift Kirche und Welt8004 Zürich

Evangelisch-methodistischeKirche in der SchweizZeitschrift Kirche und Welt8004 Zürich

01-67395-0 01-67395-0

Zürich, im Februar 2014

Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz

Badenerstrasse 69Postfach 1344CH-8026 ZürichTel 044 299 30 85Fax 044 299 30 89

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Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.

Urs Eichenberger, Sigmar Friedrich,Ausschuss für Medien- Redaktorund Öffentlichkeitsarbeit

The United Methodist Church

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Inhaltsverzeichnis

Editorial 3

Die Zahlstelle ist für Daniela Deck die bessere Alternative

«Ich will verstehen, was mit meinem Geld geschieht!» 4

Wenn (Vor-)Urteile sich wandeln

Wie denken Sie heute über Mandela? 7

Vom 7.–16. März tritt Christoph Kunz an den Paralympics an

«Das ist es, wofür ich arbeite und auf sehr vieles verzichte!» 8

Stefan Pfister behält im Taekwondo das Ziel im Auge

Leben auf allen Zylindern 10

Wie die EMK in der Ukraine auf die Krise reagiert

Die Gesellschaft fällt auseinander 12

Anne und Simone Barth reisen im Auftrag von Connexio nach Lateinamerika

«Beziehungen sind die Basis!» 14

Persönliche Gedanken dazu, wie vom Heil gesprochen werden kann

Zuhören ist besser als belehren 16

Fünf Jahre Pallivita Bethanien

Wenn nichts mehr zu machen ist, gibt es noch viel zu tun 18

Nur jede 10. Versetzung regt das Kabinett an

Dienstzuweisung – Herausforderung und Chance 20

Mitarbeitertagung des Distrikts Nordwestschweiz

Sich auf neue Wege wagen 22

In Aarau begann die Fortsetzung des Glaubenskurses

Glaubenspraxis gemeinsam lernen 23

Teilhaben an der Mission Gottes

Я не знаю oder: Ein Schwede in Moskau 24

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Aber bitte mit Sahne

Von Stefan Moll

Soteriologie: wie können wir über Jesus Christus und über Erlösung sprechen? Dieser Frage geht ein SLI-Team nach (siehe Seite 16). Zur Sprache hätte ich schon eine Anregung: Humor! Wie wäre es, wenn wir unser Glaubensleben mit viel mehr Humor verbinden? Pfarrer Ernst Gisler hat vor Jahren gesagt: «Ein Gottesdienst, in dem man nicht richtig gelacht hat, ist kein richtiger Gottesdienst.» Recht hat er! Das ist schon darum eine gute Idee, weil ich nach einem Comedy-Abend das halbe Programm auswendig, eine Predigt nach einem Tag aber nur noch mit Mühe zusammenfassen kann. Und erst die Vorstellung, dass Jesu Worte von Humor durchdrungen sind! Ihr Exegeten: schaut die Texte mal mit der Humorbrille an! Petrus voll-bringt eine eigentliche Heldentat und steht auf dem stürmischen Wasser – und geht doch unter. Jetzt sagt Jesus: «Du Kleingläubiger!» Eine gestrenge Zurechtweisung? Oder hat sich Jesus über den Mut des Petrus einfach gefreut? Und haben sich die beiden gekrümmt vor Lachen, als Petrus doch pudelnass wurde? Und hat Jesus dann im ganzen Gelächter noch einen draufgegeben und ironisch gesagt: «Du Kleingläubiger?» Humor ist die Sahne auf jeder Verkündigung.

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

«Lauft so, dass ihr den Siegeskranz gewinnt», fordert Paulus in 1.Kor 9,24 auf. Für Christoph Kunz aus der EMK Frutigen trifft das Motto ganz ohne Übertragung zu: Er tritt an den Paralympics an, um eine Medaille zu ge-winnen. Stefan Pfister aus Davos nimmt 1. Kor 9,24–27 als Ausgangspunkt, um über sein sportliches Engagement nachzudenken – und darüber, wie es ihm auch für sein Zeugnis und sein Christsein ganz neue Impulse gibt. Ins «Trainingslager» haben sich in Aarau 20 Personen begeben, die im zweiten Teil des Glaubenskurses fragen, wie der Glaube konkret wird in Gebet und Gemeinschaft. Stefan Moll benennt einige Felder, in denen er «Sprech-übungen» für wichtig hält, damit unser Zeugnis auch ver-standen wird und Menschen zu Jesus finden. Einen «Sprachkurs» absolviert Familie Barth in diesen Tagen. Sie sind im Auftrag von Connexio Richtung Bolivien aus-gereist, um dort die Arbeit zu koordinieren. Auch der Beitrag von Üllas Tankler auf der Rückseite ermutigt, die Sprache unserer Mitmenschen so zu lernen, dass sie uns verstehen, wenn wir von Jesus sprechen. Wenn Sie bei den ersten Worten der Überschrift übrigens denken: «Das verstehe ich nicht …», dann haben sie eigentlich schon verstanden, was da auf Russisch steht.

Sigmar FriedrichRedaktor

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Die Zahlstelle ist für Daniela Deck die bessere Alternative

«Ich will verstehen, was mit meinem Geld geschieht!»Von Daniela Deck

Entgeistert starre ich auf das Schrei-ben meiner Bank. Trockenes Juris-tendeutsch informiert mich darüber, dass eine Obligation auf meinem Konto durch eine andere Obligation mit gleichem Namen und gleichen Konditionen ersetzt wurde. Entgeis-tert bin ich, weil diese Firma vor Mo-naten pleite gegangen ist. Wie kann sie da eine neue Obligation ausgeben, und erst noch zu den guten Bedingun-gen, die vor der Finanzkrise galten?

Unverzüglich greife ich zum Telefon. Doch mein Bankberater kann die Frage nicht beantworten. «Ich habe keine Ahnung, was dieses Schreiben bedeutet», sagt er, fröhlich wie immer. Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Von nun an will ich verstehen, was mit meinem Geld geschieht. Ich mache mich auf die Suche nach einem sicheren Hafen für meine Er-sparnisse. Doch das ist nicht so ein-fach. Die Post und andere Banken würden nicht nein sagen zu meinem

Geld. Aber sie geben mir praktisch keinen Zins dafür. Das bisschen, das ich bekomme, wird von ihren Gebüh-ren weggefressen. Da kann ich die Nötli gleich in der Wohnung aufbe-wahren. Aber das ist keine gute Lösung, wie jeder weiss, der Jesu Warnung vor Dieben ernst nimmt (Mt 6,19). Plötzlich erinnere ich mich an das, was mir eine Diakonisse ein-mal erzählt hat: «Ich besitze nicht viel Geld. Aber das Wenige habe ich auf der Zahlstelle der EMK eingezahlt. Ich bekomme Zins, und die EMK-Gemein-den bekommen so Geld, um ihre Ka-pellen zu renovieren.»

Ich bekomme Zins, die EMK Gemeinden Geld

Eine rentable BausparkasseNeugierig setze ich mich an den Com-puter und suche nach Infos. Als Besu-cherin der EMK-Gemeinde Büren a. A. habe ich von der Zentralverwaltung der EMK in Zürich gehört. Immerhin hat die EMK Schweiz Pfarrer, die sie bezahlen muss, und jemand muss sich

ZAHLSTELLE

um die 160 Kapellen und Häuser küm-mern. Aber eine Zahlstelle? Darunter kann ich mir nichts vorstellen. Zum Glück ist das Wort «Zahlstelle» so markant, dass ich sofort Texte finde, als ich es im Suchfeld der EMK-Web-seite eingebe. Mit wachsendem Inter-esse lese ich, dass die Zahlstelle schon alt ist. 1908 wurde sie gegründet, um den Bau der Kapelle Zürich 4 zu finan-zieren. 22 150 Franken kamen zum Start zusammen. Ein Jahr später konnte die Zahlstelle bereits ein Dar-lehen von 200 000 Franken auszahlen. «Aha, eine Art Bausparkasse», schmunzle ich vor mich hin. Die Zahl-stelle leiht den EMK-Bezirken Geld, damit diese ihre Kapellen renovieren und neue Gebäude bauen können. So erfolgreich geschäftet diese Zahl-stelle, dass sie vom Ertrag jedes Jahr mehrere zehntausend Franken für Pfarrlöhne in Osteuropa, für Conne-xio und für Projekte der Gemeinden der EMK Schweiz zur Verfügung stellt. Aber ich bin noch nicht über-zeugt, dass die Zahlstelle der richtige Ort ist für mich. Jene Diakonisse wollte mit ihrem Geld vor allem Gutes

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MEHR ERFAHREN

Informationen zur Zahlstelle unter:

www.emk-zahlstelle.ch oder

www.zahlstelle.ch

Auf der Suche: Daniela Deck informiert sich auf der Homepage über die Zahlstelle.

ZAHLSTELLE

tun. Bei mir hat Sicherheit oberste Pri-orität. Ich habe genug von Zusiche-rungen meines Bankberaters über «si-chere Obligationen» – die sich in Luft auflösen, weil ihre Firma Konkurs geht. Deshalb klicke ich weiter durch die EMK-Webseite.

Die Zahlstelle zwackt keine Gebühren ab

Verständliche InformationenDas Konto-Sortiment der Zahlstelle ist klein. Es gibt nur vier Kategorien: Ein-lage-, Anlage-, Jugend- und Senioren-konto. Ein einziges A4-Blatt erklärt, was ich wissen muss, wenn ich mein Geld hier deponiere. Obwohl ich weder Wirtschaft studiert noch eine KV-Lehre gemacht habe, verstehe ich alles. Überrascht bin ich, als ich die zweitun-terste Zeile lese. Es gibt keine Gebüh-ren. Die Zahlstelle gibt mir mehr Zins als eine Bank, und sie will davon nicht einmal Gebühren abzwacken! Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Als ich zum Telefon greife, höre ich wieder eine fröhliche Stimme, die

von Daniel Burkhalter, dem Leiter der Zentralverwaltung der EMK. Aber diesmal gibt es keine Unklar-heit. «Die Zahlstelle hat die Aufgabe, den Finanzfluss der EMK Schweiz si-cher zu stellen. Deshalb hat Sicher-heit für uns oberste Priorität. Be-zirke, die für ihre Bauprojekte Geld bei der Zahlstelle ausleihen, zahlen dafür 2,25 Prozent Zins. In ihrer lan-gen Geschichte hat die Zahlstelle nie Geld verloren, das sie einem Bezirk geliehen hat.» Natürlich gibt es nicht immer gleich viele Bauprojekte in der EMK. Wenn die Zahlstelle mehr Geld hat, als die Bezirke brauchen, legt sie es auf dem offenen Markt an. «Nur in Schweizerfranken, nur in Obligatio-nen mit höchstem Sicherheitsrating und nicht in Aktien», wie Daniel Burkhalter betont.

Mehr Geld für die EMK-BauprojekteIn nächster Zeit wird in den Bezirken viel gebaut. Die Einlagen bei der Zahl-stelle von gut 47 Mio. Franken reichen dafür nicht aus. «Bis Ende 2015 brau-chen wir zusätzlich 15 Mio. Franken», redet Daniel Burkhalter Klartext.

«Ohne dieses zusätzliche Polster müs-sen wir Darlehen für unsere Baupro-jekte auf dem Geldmarkt aufnehmen.» Dieses Gespräch hat mich nach-denklich gemacht. Da klingelt das Te-lefon auf meinem Pult. Mein Bankbe-rater hat abgeklärt, was der Wisch bedeutet, den er mir geschickt hat: «Kein Grund zur Beunruhigung. Das bedeutet nichts, nur eine verwal-tungstechnische Formalität.» Für mich ist jetzt klar: Bei der Zahlstelle sind Ersparnisse sicherer als auf der Bank. Sie werden transparent ver-waltet und helfen erst noch den EMK-Gemeinden.

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IHRE MEINUNG

Zu Kirche und Welt 01.2014, S.12–13

Roma als gleichberechtigte PartnerDankbar habe ich den Artikel über die Arbeit der EMK unter den Roma in Mit-teleuropa und dem Balkan gelesen. Es freut mich, dass schon die erste Num-mer von Kirche und Welt darüber berichtet. Dies zeigt etwas von der Ernsthaf-tigkeit, wie diesem Volk, das in Mittel- und Osteuropa unter der grössten Armut leidet und immer noch diskriminiert und von der Gesellschaft ausge-grenzt wird, geholfen werden kann. Auch EMK-Mitglieder und Freunde sind davon betroffen. Diese Menschen finden nur aus der Armut, wenn jemand für sie einsteht. Wo uns dies gelingt, erleben wir in ihnen ein herrliches, liebenswertes Volk, das mit ihrer Begeisterung für Jesus Christus unser eigenes Leben und vor al-lem den Gemeindealltag beleben wird. Leider haben nebst der Politik auch viele Kirchen die Roma durch ihre jahrelange Nichtbeachtung und Abweisung schwer enttäuscht. Darum bestehen auch von ihrer Seite her Vorurteile, und Minderwertigkeitsgefühle erschweren eine Zusammenarbeit. Auch fliessen immer noch zu viele Gelder in den Kirchenbau. Die Gefahr besteht, das damit Denkmäler gesetzt werden, anstatt die Finanzen in die Verkündigung des Evangeliums, in Menschen, die unter Roma arbeiten, und in nachhaltige Ar-mutsbekämpfung zu investieren. Ich freue mich, dass die EMK nun mit gutem Beispiel vorangeht. Wenn sie sich als verlässlichen Partner erweisen will, dann wird sie hoffentlich auch Roma und Roma-Pastoren als gleichberechtigte Partner in die Konsultation miteinbeziehen.

Urs Gassmann, Präsident Schweizerische Zigeunermission

Zum Leserbrief in Kirche und Welt 02.2014, S.6

(Nur) erhofftes GlückHerr Buchmüller impliziert in seinem Leserbrief eine allfällige Unkenntnis meinerseits über Bibelstellen zum Thema Glück. Diese Annahme bedarf der Korrektur. Sämtliche von Herr Buchmüller erwähnten Bibelstellen sind mir seit vielen Jahren bekannt. Sie widersprechen meiner Ansicht nach meinen Aussagen nicht, denn sie haben alle wünschenden, hoffenden oder auffordern-den Charakter. … Mein Anspruch und ehrlicher Versuch war es, nach einer «Gesamtsicht» der heiligen Schrift einzuschätzen, ob dem Christen ein glück-licheres Leben als den anderen versprochen (nicht nur gewünscht oder in vage Aussicht gestellt) wird, oder ob Glück Kernthema oder Ziel des Christenlebens sein soll. Diesbezüglich ist mein persönliches Fazit sehr klar: Nein. Ich stehe unverändert zu meiner Überzeugung, dass sich Glücksversprechen, von wem sie auch immer kommen, empirisch belegen lassen müssen.

Lukas Forster, Basel

Agenda 8. MÄRZ, SAMSTAG

Tagung «ufgweckt»Voll Vertrauen – erfahren, wie Gott mich trägtEMK Affoltern a.A.9.40–16.00 UhrKosten: CHF 30.–Infos / Anmeldung: Ernst Hug, 033 671 16 29, [email protected]

15. MÄRZ, SAMSTAG

Impulsforum – Leben 55+EMK Aarau10.30–16.00 UhrKosten: CHF 35.–Infos / Anmeldung: Susanne Vögeli, 044 299 30 88, [email protected]

15./16. MÄRZ, SA./SO.

«Verzell’s em Fährimaa»JungscharkonventBasel Union / EMK KleinbaselInfos: www.jemk.ch

16. MÄRZ, SONNTAG

JugendkonventEMK KleinbaselInfos: www.takano-online.ch

27.–30. MÄRZ, DO.–SO.

Das Reich, die Kraft und die HerrlichkeitArbeitskreis Geistliche GemeindeerneuerungSeminar mit Walter PenzhornBenaja, EMK AeschiKosten: CHF 120.– zzgl. ÜbernachtungInfos / Anmeldung: Ernst Hug, [email protected], 033 671 16 29

29. MÄRZ, SAMSTAG

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisMethodistische TheologieEMK Zürich Zelthof9.00–17.00 UhrInfos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

28.–30. APRIL, MO.–MI.

«Von Hand genäht»Teddybären-Kursmit Zita ZmoosKosten: CHF 566.–Infos / Anmeldung: Hotel Artos Interlaken,

www.artos.ch

IHRE MEINUNG

Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Meinung schreiben. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

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Patrick Streiff: «Wohl dem, der nicht vorschnell verurteilt oder falsch Zeugnis redet.»

BISCHOFSBÜRO

Wenn (Vor-)Urteile sich wandeln

Wie denken Sie heute über Mandela?Von Bischof Patrick Streiff

Dinge sind selten schwarz oder weiss und Menschen schon gar nicht. Den-noch haben wir meist fest geprägte Bilder von bekannten Personen, be-sonders bei Politikern. Da gibt es kaum jemand, der nicht eine klare Vorstellung hat, ob Assad oder Bush, ob Berlusconi oder Blocher, ob Putin oder Obama zu den «Guten» oder «Bösen» zu rechnen sind.

Doch manchmal gibt es erstaunliche «Seitenwechsel», bei denen Personen später ganz anders beurteilt werden als früher. Das ist mir in den letzten Wochen besonders in der Berichter-stattung über Nelson Mandela aufge-fallen.

Im Westen umstrittenVor dreissig Jahren habe ich nur in EMK-Zeitschriften aus der damaligen Deutschen Demokratischen Republik positive Äusserungen über den «Me-thodisten» Nelson Mandela gelesen. Im Westen war höchst umstritten, als der Ökumenische Rat der Kirchen die

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM MÄRZ

3.–5. Kabinett Polen12.–23. Exekutive der Zentralkonferenz in Sofia, Gemeindebesuche in Rumänien und Jährliche Konferenz Bulgarien-Rumänien26.–27. Exekutive des Europäischen Methodistischen Rats, Frankfurt28.–30. Distriktskonferenz (Assemblée générale UEEMF) Barbaste, Frankreich

Anti-Apartheidskampagne unter-stützte. Gegen Ende seines Lebens haben alle Nelson Mandela als Frie-densstifter gelobt. Was für ein Seiten-wechsel der Berichterstattung! Wohl dem, der nicht vorschnell verurteilt oder falsch Zeugnis redet.

Feiern Sie mit uns das Mahl des Herrn!

Frieden stiftenBereits in der Zeit im Gefängnis war Nelson Mandela ein Friedensstifter. Kürzlich las ich die beeindruckende Geschichte, wie ein anglikanischer Priester im Gefängnis eine Abend-mahlsfeier für die schwarzen Gefan-

genen machte. Ein weisser Wärter überwachte die Gruppe. Als der Geistliche mit der Liturgie begann, unterbrach ihn der Gefangene Nelson Mandela. Mandela ging auf den weis-sen Wärter zu und fragte ihn, ob er Christ sei, was dieser bejahte. Da sagte Mandela zu ihm: «Dann kön-nen Sie nicht abseits stehen. Kom-men Sie und feiern Sie mit uns das Mahl des Herrn!» Gemeinsam feier-ten sie das Mahl, in dem Christus Menschen mit sich und untereinander versöhnt. Glücklich sind, die Frieden stiften!

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THEMA

Vom 7.–16. März tritt Christoph Kunz an den Paralympics an

«Das ist es, wofür ich arbeite und auf sehr vieles verzichte!»Von Sigmar Friedrich

Christoph Kunz, der zur EMK Fruti-gen gehört, wird an den Paralympics vom 7.–16. März in Sotschi für die Schweiz an den Start gehen. Von den Vorbreitungen und der Freude beim Sieg erzählt er im Interview.

Herr Kunz, zum dritten Mal starten Sie an den Paralympics. In welchen Diszi-plinen treten Sie an?Ich möchte sicher in den Disziplinen Super-G, Riesenslalom und Abfahrt an den Start gehen. Riesenslalom und Super-G sind die Disziplinen, die ich am liebsten habe. Den grösseren Er-folg hatte ich in Vancouver aber in der Abfahrt. Darum gehöre ich dort auch zu den Favoriten.

Wann haben Sie begonnen, sich auf Sotschi vorzubereiten?Ich trainiere das ganze Jahr hindurch. Die konkrete Vorbereitung auf die jeweilige Saison hin beginnt im Herbst. Ende August, Anfang Septem-ber gehen wir mit dem Team das erste Mal auf den Schnee. Aber eigentlich

beginnt die Saison-Vorbereitung schon im Frühling, wenn die alte Saison zuende ist. Dann fängt das Konditionstraining an und wir be-ginnen mit einzelnen Tests.

Wieviel Zeit nimmt das bei Ihnen in Anspruch?Im Sommer mit dem Konditionstrai-ning sind das ca. 10–15 Stunden pro Woche. Im Herbst und Winter ist das schwieriger zu sagen. Da ist man dann ganze Tage unterwegs in Saas Fee oder auf dem Gletscher. Es ist schwierig, das in Stunden auszudrü-cken, weil ich dann zwar von zuhause weg bin, aber auch nicht dauernd trai-niere.

Haben Sie sich auch mal gefragt: «Wes-halb mache ich das überhaupt»?Das gibt es schon ab und zu. Aber es kommt eben auch viel zurück. Es ist schön, wenn man Erfolge feiern kann. Das ist ein sehr grosser Lohn für alles, was man investiert.

Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass zu einem Sieg immer eine ganze Reihe

Konzentriert: Christoph Kunz hat in Sotschi Chancen auf eine Medaille; rechts beim Training in Saas Fee.

von Personen beitragen. Wer gehört für Sie dazu?Mein Frau Stephanie ist sicher die wichtigste Person. Sie unterstützt mich in allem und sorgt dafür, dass ich mich auf den Sport konzentrieren kann. Dann ist es natürlich das ganze Team, mit dem wir zusammenarbei-ten. Also konkret das Paralymics-Ski-Team: Trainer, Physio und Service-Mann. Wichtig ist sicher auch mein Vater. Wenn wir hier zuhause sind, präpariert er meinen Ski. Dann habe ich auch noch einen persönlichen Trainer und jemanden, der mir Pläne für das Konditionstraining schreibt. Es sind also wirklich sehr viele, die zum Ganzen und zum Erfolg etwas beitragen.

Zu meinem Erfolg tragen viele bei

Wie sieht bei Ihnen die Vorbereitung un-mittelbar vor dem Wettkampf aus?Das läuft bei jedem Rennen gleich: Es gibt zunächst eine Besichtigung der Piste. Bei Riesenslalom und Slalom

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THEMA

auch noch eine zweite Besichtigung vor dem zweiten Lauf. Und dann für mich persönlich: Unmittelbar vor dem Rennen bereite ich mich mit Musik oder mit Konzentrationsübungen kon-kret vor. Dort kommt für mich auch der Glaube ins Spiel: das Gebet gehört für mich fest dazu, am Abend vorher und am Morgen – und dann auch noch kurz vor dem Rennen. Für die Renn-vorbereitung habe ich so etwas wie ein Ritual, einen Ablauf, den ich im-mer in der gleichen Weise einzuhal-ten versuche. Dazu gehört das Auf-wärmen und eben die Konzentration. So baue ich mich auf, damit ich nach-her für das Rennen bereit bin.

2010 hatten Sie einen sehr grossen Erfolg. Wie haben Sie sich da gefühlt?Das war ein fantastisches Gefühl: All die Arbeit, die ich da hinein investiert habe. Und dann ging es dort in der Abfahrt perfekt auf mit dem Sieg! Zur Freude kam auch eine grosse Erleich-terung. Denn ich habe mir natürlich selbst einen Druck gemacht. Auch das ganze Drumherum war sehr eindrücklich, vor allem die Sie-

gerehrung mit der Nationalhymne. Es macht mich stolz, wenn ich sehe, was ich mit diesem Einsatz erreichen konnte. Das ist es, wofür ich arbeite und auf sehr vieles verzichte. Einen solchen Erfolg erleben zu dürfen, ist

ein sehr grosser Lohn und entschä-digt für sehr vieles, was ich investiert habe.

Ich wünsche Ihnen auch für Sotschi viel Erfolg.

ZUR PERSON

Christoph Kunz (31) ist zusammen mit drei Brüdern auf einem Bauernhof in Frutigen aufgewachsen. Ungefähr mit 13 Jahren hat er angefangen, vor allem im Mittel- und Langstreckenlauf regelmässig und intensiv zu trai-nieren. Er besuchte das Gymnasium Hofwil in Münchenbuchsee in einer Klasse, in der Sportler, Musiker und Künstler in ihren Begabungen un-terstützt und gefördert wurden. Daneben war er in der Jungschar der EMK in Interlaken als Leiter engagiert. Im Juni 2000 kam es zu einem Unfall, als er mit seinem Motorrad auf dem Weg von Thun nach Interlaken unterwegs war. Seither ist er vom 5. Brustwirbel an gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Nach dem ersten Schock lernte er, sich wieder nach vorne zu orientie-ren. Auf einigen Umwegen kam er zum Monoski-Fahren. 2006 nahm er in Turin erstmals an den Paralympics teil. In Vancouver gewann er 2010 an den Paralympics die Goldmedaille in der Abfahrt und die Silberme-daille im Riesenslalom. Vom 7.–16. März wird er in Sotschi wieder an den Paralympics teilnehmen. Seit 2008 ist er verheiratet mit Stephanie. Beruflich ist er bei der Paraplegiker Vereinigung in Nottwil als Key Account Manager tätig.

www.christophkunz.ch

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THEMA

Stefan Pfister behält im Taekwondo das Ziel im Auge

Leben auf allen ZylindernVon Stefan Pfister

Das warme Wasser der Dusche, das über meinen Rücken läuft, tut richtig gut. Ich bin fix und fertig. Das Nasen-bluten ist zum Glück wieder vorbei. Einiges tut mir auch weh … doch bin ich sehr glücklich.

Da hab ich einen «Haken» eingefangen

Eineinhalb Stunden Training liegen hinter mir: Kraftübungen, Dehnungs-übungen, Geschwindigkeitsverbesse-rungen, Verteidungssituationen. Wenn ich dann nach rund einer Stunde müde und verschwitzt bin, kommt noch das Kampftraining. Da-bei habe ich mir einen schönen Haken eingefangen: Mein Gegner hat richtig gezielt und ich die falsche Bewegung gemacht, so dass der Schlag etwas stärker ausgefallen ist, als er hätte sollen. Seit wir in Davos wohnen, be-suche ich wöchentlich das Taek-wando-Training. Auch wenn ich als Pazifist das Kampftraining nicht so liebe, finde ich es doch hilfreich für vieles in meinem Leben.

Lange Jahre ungenutztWährend meiner Studienzeit am Theologischen Seminar (heute Theo-logische Hochschule) in Reutlingen hatte ich während zwei Jahren bei meinem koreanischen Mitstudenten Taekwondo gelernt. Nach meinem Stu-dium hatte ich nie mehr die Möglich-keit dazu. Mein Anzug war dennoch die ganzen 18 Jahre immer mitgezü-gelt worden. Man weiss ja nie … Als wir im Sommer 2011 nach Da-vos kamen, sah ich bei einer Veran-staltung einen Taekwondo-Stand. Flyer für gratis Probetrainings lagen auf. Ich nahm einen mit. Bei der ers-ten Gelegenheit besuchte ich dieses Probetraining. Seither bin ich aktives Mitglied in diesem Verein.

Mein Lebenskonzept musste sich ändern

Neu ausgerichtetIn den davor liegenden Jahren habe ich mich ausschliesslich auf die Ge-meinde- und Kirchenarbeit konzent-riert. Ich kannte kaum Menschen, die nicht eine (Frei-)Kirche besuchten. Bei der Versetzung nach Davos wusste ich: An meinem Lebenskonzept muss

sich etwas ändern. Dass es dann so schnell und so klar geschehen würde, hätte ich jedoch nie gedacht. Unterdessen verstehe ich Paulus ganz neu: Er vergleicht in 1.Kor 9,24-27 sein Leben mit einem Sporttrai-ning. Wer gut sein will, muss auf eini-ges verzichten und sich diesem Training widmen. Wenn man gewin-nen will, ist viel gefordert. Ich bin ja schliesslich nicht der einzige, der die-ses Ziel verfolgt.

Fokussiert handelnDas Kampftraining tut mir gut. Mein erster Ernstkampf an der WM in Ita-lien wird mir in Erinnerung bleiben: Innerhalb von Sekunden war ich nur noch auf den Gegner fokussiert, ver-suchte herauszufinden, was er macht – um mich richtig verteidigen und im richtigen Moment zuschlagen zu können. Auch wenn ich nie ein guter Kämpfer werde, hilft mir die Erfah-rung in meinem Leben: Fokussiert sein, mich auf den Moment konzent-rieren, beobachten, fühlen, fokussiert handeln. Auch geistlich ist dies zwi-schendrin ganz hilfreich (siehe Eph 6).

Seelsorge im PubAm meisten begeistert es mich, so

Mittendrin: Stefan Pfister 2012 an der WM in Marina di Carrara (Italien), an der er zusammen mit dem Taekwondo-Verein aus Davos (rechts) teilnahm.

10 Kirche und Welt Nr. 3/2014

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THEMA

viele Freunde und Kollegen zu haben, die nicht zu einer Kirche gehören. Da bin ich mitten in dieser Horde Taek-wondo-Kämpfer ... als Pfarrer. Wie viele Gespräche ergaben sich schon! Seit zweieinhalb Jahren führe ich Ge-spräche in Pubs und Bars, nicht mehr in meinem Büro oder in den Räum-lichkeiten der Kirche. Dabei habe ich von mancher Not erfahren. Letzthin habe ich eine Kollegin ge-fragt, ob ich für sie beten dürfte. Sie hat seit drei Monaten Schmerzen im Hüftgelenk nach einer blöden Bewe-gung beim Taekwondo. Schon vieles hat sie probiert. Sie ist «religiös» für einiges offen. Ich habe ihr erklärt, was ich glaube. Am Ende dieses Ge-sprächs durfte ich dann für sie und die Heilung ihres Hüftgelenkes beten.

Gemeinsam betenEnde Januar hat mir ein Taekwondo-Kollege eine Mail mit einem Bild ge-schickt. Auf dem Bild war ein Haus. Oben am Dach war in grosser Leucht-schrift zu lesen: «Gott sucht dich.» Sein kurzer Kommentar: «Das sehe ich, wenn ich aus dem Hotelfenster schaue.» Ich habe das am darauffol-genden Sonntag in der Predigt erzählt und dazu gesagt: «Was wird wohl

geschehen, wenn dieser Taekwondo-Kämpfer ein Nachfolger Christi wird? Ich bete dafür, ich bleibe dran in den Gesprächen mit ihm. Ich bin dankbar, wenn ihr mit betet.» Nach der Predigt kam eine Frau der Gemeinde auf mich zu und erzählte: «Mir wurde heute wieder bewusst, dass ich ja die Eltern der Partnerin deines Kollegen von früher kenne. Ich will wieder ganz be-wusst mit dir für sie beten.»

Christus soll durch mich hindurchleuchten

Fokussiert bleibenSeit ich so viele Freunde und Kollegen ausserhalb von Kirchenmauern habe und es regelmässig Gespräche über Glaube und Bibel gibt, bin ich selber viel intensiver mit Christus unter-wegs. Ich will – um es mit Paulus zu sagen – «nicht anderen predigen und selbst verwerflich werden» (1.Kor 9,27). Ich will so leben, dass Christus durch mein Leben hindurchleuchten kann. Ich will so reden, dass es ein-fach, verständlich, nachvollziehbar und doch biblisch fundiert ist. Ich will beziehungs- und christusorientiert sein und nicht gesetzlich.

Seit zweieinhalb Jahren bin ich in die-sem Bereich wieder ganz neu in der Schule! Es ist herausfordernd – und doch so befreiend. Mein Leben funk-tioniert wieder auf allen Zylindern. Dafür bin ich Gott dankbar. Auch wenn ich weiss: Selbst wenn ich allen alles werde, werden schlussendlich nur einige gerettet (1.Kor 9,23). Doch gerade darum bleibe ich fokussiert an dem Platz, an den Christus mich ge-stellt hat! Denn ich wünsche mir von Herzen, dass mit mir noch ganz viele «einen unvergänglichen Kranz» emp-fangen werden.

ZUR PERSON

Stefan Pfister (1968), seit Som-mer 2011 Pfarrer in der EMK Da-vos (teilzeitlich), daneben im Auf-trag von Connexio in Kambodscha tätig. Engagiert im Taekwondo-Verein Davos. Seit über 20 Jahren mit Elisabeth verheiratet.

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Protest: Wie hier in Lemberg, im Westen der Ukraine, demonstrieren Hundertausende gegen die Regierung.

Wie die EMK in der Ukraine auf die Krise reagiert

Die Gesellschaft fällt auseinanderVon John Calhoun

John Calhoun ist Missionar der New Yorker EMK-Missionsbehörde in der Ukraine. Er beschreibt in einem Be-richt die Reaktion der EMK auf die politische Krise in dem osteuropäi-schen Land. Reinhold Parrinello hat seinen Bericht zusammenfassend übersetzt.

Die plötzliche Wende kam Ende No-vember 2013. Nach Verhandlungen der Ukraine mit der Europäischen Union (EU) entschied sich Präsident Viktor Janukowitsch kurz vor der ge-planten Unterzeichnung von Verträ-gen gegen die EU und für eine Annä-herung an Russland. Seitdem hat sich die Opposition des Landes unter der Führung von Vitali Klitschko for-miert und demonstriert in Kiew und anderen Städten.

Das Land ist gespalten

Das Land ist gespalten: Im Osten der Ukraine, wo Russisch gesprochen wird, wird mehrheitlich die Annähe-rung an Russland begrüsst. Die Men-

schen im Westen des Landes, die Uk-rainisch sprechen, bevorzugen eher eine enge Bindung an die EU. Unter den Gliedern der EMK in der Ukraine ist das genauso. Dennoch sind sich viele Ukrainer in einem einig: Das politische System des Landes ist krank. Die Politiker be-dienen nur ihre eigenen Interessen und die der Wohlhabenden. Die Ge-sellschaft fällt deshalb auseinander.

Das politische System ist krank

Die Rolle der EMKVor kurzem traf sich die ukrainische Leitung der EMK, um die Auswir-kungen der aktuellen Ereignisse auf Leben und Dienst der Kirche zu er-örtern. Sie sprachen auch darüber, wie die EMK auf die Krise reagieren soll. Zwei Prioritäten wurden deut-lich gemacht. Erstens: Die Kirche muss zu den Leuten stehen, die ihre Stimme gegen Korruption, Ungerechtigkeit und Rechtswidrigkeit erheben. Menschen, die verfolgt werden, weil sie die Wahr-heit ausgesprochen haben, oder die ungerechterweise zu Opfern gemacht

oder diskriminiert werden, soll in un-seren Gemeinden Schutz gewährt werden. Und zweitens: Die Kirche soll eine wichtige Rolle beim Zurüsten der nächsten Leitungspersonen spielen.

Inspiration aus SüdafrikaNach dem Tod Nelson Mandelas betei-ligten sich auch die Ukrainer an der Bewunderung für den bemerkenswer-ten Wandel Südafrikas von einem Apartheidsstaat zu einer wahren De-mokratie. Zu einer Zeit, in der die Ge-sellschaft gespalten ist und viele Men-schen der politischen Korruption und Stagnation überdrüssig sind, hat un-sere Kirche die Gelegenheit, eine mo-ralische Kraft zu sein: zu den Unter-drückten und an den Rand Gedrängten zu stehen, eine neue Generation spi-ritueller Führungspersonen hervor-zubringen und dazu beizutragen, eine erneuerte Gesellschaft aufzubauen, die sich auf Gerechtigkeit und Wohl aller Menschen gründet.

UMSCHAU

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Zum Motto der Jährlichen Konferenz

Im Osten – der Thurgau

Die Tagung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika findet in der Hauptstadt des Thurgaus statt, in Frauenfeld. Am 17. Januar las ich in der «Thurgauer Zeitung», der Thurgau habe «keine echte Stadt». Und: «Der Thurgau gehört nicht zur Eidgenossenschaft». Damit nicht genug. David Angst schreibt weiter: «Der Thurgau gehört touristisch nicht zur Schweiz, sondern zu Deutschland.» (is.gd/rpO5H7) Voila! – der Thurgau ist exotisch, mostindisch. Am «alemannischen Bosporus» (Zitat eines Konstanzer Reiseleiters) gibt es Frauenfelder Salzisse, Gottlieber Hüppen, Ermatinger Gang-fische, das napoleonische Schloss Arenenberg, den Lac de Constance, Pino Noir vom Weingut Wolfer Weinfelden, die Kartause Ittingen, die Stadler Rail Bussnang, Apfelsaft vom Fass, die Waffensammlung eines Ehemanns einer EMK-Pfarrerin und im Freien überwinternde Libel-len. «Suisse orientale» eben. Im Thurgau gibt es aber auch fünf EMK- Gemeinden – Frauenfeld, Weinfelden, Klingen-berg, Romanshorn und Eschlikon – und diese organisieren gemeinsam die Tagung der Jähr-lichen Konferenz.

Jörg Niederer

KURZ NOTIERT

Stephan Koch wird Seelsorger in Bethesda AlterszentrumAuf dem Bethesda-Gelände in Basel wird ein neues Alterszentrum mit 139 Plätzen gebaut. Es soll am 1. Juli 2014 eröffnet werden. Die Seelsorgestelle des «Bethesda Gellert» wird mit Pfarrer Stephan Koch besetzt.Er wird nach der Sommerpause mit seiner Arbeit in Basel beginnen. Bei seiner jetzigen EMK-Gemeinde Frauenfeld-Weinfelden zeichnet sich aus finanziellen Gründen lang-fristig eine Pensenreduktion der Pfarrstelle von heute 100 Prozent ab. Bislang hatten sich Stephan Koch und seine Frau Nicole Becher die Stelle geteilt. Nun wird Nicole Becher ihr Pensum von 40 auf 70 Prozent erhöhen und allein für Frauenfeld-Weinfelden verantwortlich sein.

Quelle: EMK News

«This-Priis» für Elektro HertigJedes Jahr wird der «This-Priis» an Unternehmerinnen und Unternehmer ver-liehen, die «nachhaltige Stellen für Menschen mit Handikap schaffen». 2014 erhält ihn Ruedi Hertig, ehrenamtlicher Gemeindeleiter der EMK in Rüti ZH. Vor 33 Jahren gründete Ruedi Hertig sein Geschäft «Elektro Hertig» in Tann-Rüti. Heute hat die KMU 13 Angestellte. Seit 26 Jahren arbeiten bei Elektro Hertig auch Mitarbeiter mit körperlicher oder psychischer Behinderung in der Buchhaltung, im Verkauf und in der Auslieferung und Montage. Der This-Priis wird seit 2006 verliehen. Bereits 2007 wurde er an ein Un-ternehmen aus dem EMK-Umfeld verliehen. Damals waren das Haus Tabea in Horgen, ein selbständiges Werk der EMK, und sein Leiter Urs Bangerter Preis-träger.

Weitere Informationen: www.thispriis.ch / www.elektrohertig.chQuelle: www.thispriis.ch

Christine Bickel als Regierungsrätin abgewählt

Gross war die Freude vor vier Jahren, als Christine Bickel, Mitglied der Evan-gelisch-methodistischen Kirche (EMK) in Glarus, als SP-Vertreterin neu in den fünfköpfigen Glarner Regierungsrat gewählt wurde. Umso grösser ist nun die Enttäuschung, dass sie am 9. Februar abgewählt wurde. Christine Bickel ist Laienmitglied der Jährlichen Konferenz für die EMK Glarus und Mitglied der Kommission für ordinierte Dienste, die für die Aus- und Weiterbildung der Pfarrerinnen und Pfarrer zuständig ist.

Quelle: EMK News

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Anne und Simone Barth reisen im Auftrag von Connexio nach Lateinamerika

«Beziehungen sind die Basis!»Von Carla Holmes

Anne und Simon Barth sind im Feb-ruar mit ihren Kindern Mia (4 Jahre), Sophie (2 ½ Jahre) und Jonathan (3 Monate) nach Lateinamerika ausge-reist. Als Connexio-Koordinatoren werden sie in den nächsten vier Jah-ren ein Bindeglied sein zwischen den Methodistenkirchen in der Schweiz und Frankreich und in Argentinien, Bolivien und Chile. Vor der Ausreise haben sie einige Fragen beantwortet.

Anne und Simon, wie geht es euch ei-nen Monat vor der Ausreise?Wir sind sehr gespannt und freuen uns auf das, was kommt. Praktisch sind wir an den Vorbereitungen der Reise, sortieren den Hausrat und müs-sen noch letzte administrative Dinge regeln. Auch Mia und Sophie sind ge-spannt und fiebern mit. Mit dem neuen Jahr kam das Wis-sen, dass es jetzt wirklich losgeht.

Wie haben eure Kinder auf die Eröff-nung reagiert, dass ihr für vier Jahre nach Bolivien geht?Sie sind natürlich noch etwas klein, um wirklich zu begreifen, was das be-deutet. Es ist aber inzwischen fast je-

den Tag ein Thema. Mia weiss, dass sie dort in die Schule gehen und schneller Spanisch lernen wird als wir. Auch Sophie plaudert viel von Bo-livien. Sie kennen beide die Fahne von Bolivien und wissen ungefähr, wo das Land liegt.

Auch Mia und Sophie sind gespannt

Wie wird die erste Zeit für euch in Boli-vien aussehen?Wir fliegen direkt nach Cochabamba, wo wir für knapp zwei Monate einen Intensivsprachkurs besuchen werden, um besser Spanisch zu lernen. Um Os-tern reisen wir nach La Paz, um uns einzurichten und die Arbeit aufzuneh-men. Anfang Juni kommt dann eine Delegation aus der Schweiz nach Boli-vien, um uns gründlich einzuführen.

Wisst ihr schon, wie ihr Arbeit und Fa-milienbetreuung aufteilen und organi-sieren wollt?Wir diskutieren mit Connexio und un-tereinander verschiedene Optionen, aber wir müssen vor Ort schauen, wie die Aufgabenverteilung am besten funktioniert. Wir sind für verschie-

Aussendungsfeier: In einem Gottesdienst in Kleinbasel Ende Januar wurde Familie Barth für ihren Dienst gesegnet.

CONNEXIO

dene Möglichkeiten offen, wollen aber in etwa zu gleichen Teilen arbeiten und uns gegenseitig vertreten können.

Was ist für euch im Moment die grösste Herausforderung?Wir sind schon viel gereist, aber es ist anders wenn man für mehrere Jahre ins Ausland geht. Wir können mit re-lativ einfachen Mitteln auskommen. Es ist aber schwierig abzuschätzen, wie es in Bolivien wirklich sein wird. Zu entscheiden, was wir brauchen und was nicht, ist eine grosse Herausfor-derung.

Entscheiden, was wir brauchen

Mit der räumlichen Entfernung wer-den sich auch viele Beziehungen ver-ändern. Unsere Eltern haben mit den Kindern ein sehr enges und gutes Ver-hältnis. Diese Beziehung auf Distanz gut zu gestalten und aufrecht zu er-halten, ist eine Herausforderung. In einer solchen Situation zieht man auch Bilanz und überlegt sich, mit wem man noch Kontakt haben wird und wie man diesen gestalten soll. Be-ziehungen aktiv zu planen, ist für uns

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CONNEXIO UNTERSTÜTZEN

ANNE UND SIMON BARTH UND IHRE AUFGABE

EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, PC 87-537056-9IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9

www.connexio.ch

Anne Barth hat an der Universität Bern Theologie studiert und als Pfarre-rin in einem Teilzeitpensum für die Reformierte Landeskirche in Niederbipp gearbeitet. Simon Barth ist von Beruf Maschineningenieur. Er hat an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne studiert und als Entwicklungs-ingenieur und Projektleiter gearbeitet. Beide haben mehrere Auslandauf-enthalte, unter anderem in Lateinamerika, absolviert und verfügen über Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Partnern in Entwicklungsländern. Das Interview wurde einen Monat vor ihrer Ausreise aufgenommen. Zu den Aufgaben von Anne und Simon Barth gehört, den Informations-fluss zu fördern und die von Connexio unterstützten Projekte zu begleiten. Ebenfalls werden sie lokale Leitungspersonen im Projektmanagement schu-len und unterstützen. Ihr Wohnsitz und ihre Arbeitsschwerpunkte werden in Bolivien liegen. Das Ehepaar wird abwechslungsweise Reisen nach Argentinien und Chile unternehmen, um die dortigen Partner und Projekte zu besuchen.

CONNEXIO

etwas ungewohnt. Aber unter den ge-gebenen Umständen merken wir, dass es nötig ist. Eine ganz handfeste Herausforde-rung ist die Organisation auf dem Raum, den wir zu Hause haben. Ei-gentlich bräuchten wir eine grosse Halle, in der wir alles ausbreiten könnten, um Gepäck und Hausrat zu sortieren.

Worauf freut ihr euch am Meisten, wenn ihr auf die kommenden Jahre in Latein-amerika schaut?Wir freuen uns vor allem, zusammen unterwegs zu sein und uns als ganze Familie für etwas Wichtiges engagie-ren zu können. Wir freuen uns, am Le-ben der Menschen in Bolivien, Chile und Argentinien Anteil zu nehmen und sie ein Stück zu begleiten. Wir sind sehr dankbar und sehen es als Privi-leg, diese Stelle annehmen zu können. Es ist für uns etwas Einmaliges.

Was hofft ihr in diesen vier Jahren er-reichen zu können? Was soll von euch zurückbleiben?Wir möchten Beziehungen aufbauen, weil das unserer Meinung nach die Basis ist, um eine Wirkung zu erzie-len. Wir möchten dazu beitragen, dass

die Leute vor Ort durch unsere Unter-stützung in ihren Vorhaben weiter kommen, ohne dass dabei Abhängig-keiten entstehen. Wir hoffen, dass Freundschaften entstehen und sich die Menschen auch nach unserer Rückkehr befähigt fühlen, ihre Arbeit gut zu tun.

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Offen hinhören: Andere Lebensentwürfe sind auch für Christen sehr bereichernd.

Persönliche Gedanken dazu, wie vom Heil gesprochen werden kann

Zuhören ist besser als belehrenVon Stefan Moll

Die EMK bemüht sich enorm, dass durch ihre Dienste Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden. Al-lerdings muss man ehrlicherweise eingestehen, dass sie oft wenig Erfolg habt. Es ist enttäuschend zu sehen, dass die Zahl der Mitglieder seit über 50 Jahren sinkt. Warum ist das so? Und was tun, damit das anders wird?

Die 2010 von der Jährlichen Konferenz beschlossene Strategie will eine Wende einleiten. In einer ergänzen-den Skizze wurde untersucht, wie sich die Bemühungen der Kirche um neue Mitglieder und um Evangelisa-tion auswirkten und warum sie nicht den gewünschten Erfolg bei den Mit-gliederzahlen brachten. Die Studie legte unter anderem dar, dass die Kir-che in Fragen der Soteriologie «sprach-los geworden ist». Es gelingt zu wenig, in einer säkularen Umgebung zu er-zählen, was Glaube an Jesus Christus verändert und warum er lebenswich-tig sein soll.

Sprechen lernenWenn das stimmt, dann fehlt der EMK Grundlegendes. Dann müsste man sie

mit einer Autoindustrie vergleichen, die nicht weiss, wie man Motoren baut. Darum hat der Bischof eine Projekt-gruppe eingesetzt. Diese soll satt Pa-pier zu produzieren einen Prozess aus-lösen, um wieder eine Sprache zu finden. Wichtig ist, nicht einfach Defi-zite zu beklagen, sondern aus positi-ven Erfahrungen zu lernen. Wo gelingt es Methodisten, Menschen in ihrem Umfeld mit dem Evangelium anzuspre-chen, so dass sie Jesus Christus ver-trauen und sich ihr Leben verändert? Dazu braucht es eine Veränderungen in der Kultur der Kirche. Für solche Fragen eignet sich die Arbeitsweise nach SLI. ‹Spiritual Leadership› bildet ein Team und lotet Thema und Umfeld aus, ehe konstruktive Ansätze auspro-biert werden. Das ist ein langsames, aber angemessenes Vorgehen. Die fol-genden Stichworte beschreiben darum meine persönliche Sicht zu einer Spra-che für die Lehre der Errettung:

Hier oder dort?In unserer Zeit gibt es eine starke Ten-denz dahin, dass der christliche Glaube jetzt und sofort etwas bewirkt. Er heilt Wunden, wirkt Versöhnung und Frieden, gibt mir eine Beziehung zu Gott. Rettung geschieht in Alltags-

erfahrungen. Aber die Lehre von der Errettung hat immer auch etwas Jen-seitiges. Vom Himmel zu erzählen fällt schwer, noch schwieriger ist es, Gericht und Hölle – wenn es sie denn gibt – zu thematisieren. Ich vermute, dass diese zukünftige Dimension stärker beachtet werden soll.

Ich oder wir?Die christliche Verkündigung zielt oft auf persönliche Erfahrung. Aber Chris-tus will der ganzen Welt Heil bringen. Das nennen wir Methodisten «soziale Heiligung». Ich vermute, dass dieser Aspekt viel stärker gewichtet werden sollte. Wir erleben eine starke Sprache, wenn wir uns mit unserem Glauben in die Gesellschaft einbringen.

Moral oder Beziehung?Sünde wurde in den letzten Jahrzehn-ten in die Moralecke gedrückt. Reden Christen von Erlösung und meinen sie damit, dass andere so brav wie sie werden müssten, stösst das auf gros-ses Unverständnis. Es braucht ver-mutlich ein anderes, biblischeres Ver-ständnis von Sünde. Der Begriff meint ein Leben, das sich von der nähren-den Quelle entfernt hat. Es geht um die Beziehung zu Gott. Eine Sprache

UMSCHAU

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UMSCHAU

zur Erlösung beschreibt, warum ein Leben in der Beziehung zu Gott leben-dig und glücklich macht.

Ungläubige oder Freunde?Es gibt viele Wendungen, um den Un-terschied zu beschreiben: drinnen und draussen, gläubig oder ungläu-big, richtig oder falsch, mit der Kirche nicht viel am Hut, kirchendistanziert, Muslim oder Christ … Sie alle sind ab-wertend. Wer in diesen Kategorien denkt, strahlt eine Ablehnung aus. Andere werden herabgesetzt. Wie können wir erwarten, dass andere sich für unsere Art des Gottesvertrau-ens interessierten, wenn wir ihre Er-fahrung im Vornherein falsch finden? Darum vermute ich, dass wir aufhö-ren sollen, zwischen drinnen und draussen zu unterscheiden. Andere Lebensentwürfe sind auch für Chris-ten sehr bereichernd. Zuhören ist bes-ser als belehren.

Deutsch oder deutlich?Sprache meint nicht einfach, aus ei-ner Insidersprache auszubrechen. Evangelium kommt vielschichtig zur Sprache: in der Predigt, in Diakonie, in Zeichen der Liebe, in Ritualen, in Solidarität, in Liturgie und Worship,

WEITERFÜHREND

«Soteriologie» ist zusammenge-setzt aus den griechischen Begrif-fen «Soteria», Rettung, Heil und «logos», Wort, Lehre. Es geht also um die «Lehre der Errettung». Das christliche Verständnis von Erlö-sung, Heil, Heiligung oder Recht-fertigung soll beschreiben werden. Soteriologie bezieht auch andere Fragen der Theologie mit ein: Wer ist Jesus Christus? Was ist Sünde? Wie handelt Gott im Werden und Bestehen der Welt? Zu welchem Ziel führt er sie? Das SLI-Team ist dabei, eine Sprache zu finden, damit das Evan-gelium besser gehört werden kann. Dazu ist in der nächsten Zeit ge-plant, eine Umfrage zu lancieren. Damit soll erhoben werden, wie Methodisten über die Erlösung denken, wie sie darüber reden und in welchem Umfeld sie das tun.

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 4/2014:14.3.14

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1,8,9 W.MorelliS.2 Plaßmann, gemeindbrief.deS.3,7,10,11,20 KuWS.3 Douglas McLaughlin, photoXpress.comS.4,5,13-15,18,19,22,23 zVgS.12 Helgi, wikipedia.orgS.16,17 Albrecht E. Arnold, pixelio.deS.24 Jean&Nathalie, flickr.com

in christlicher Lebensfreude und ech-ter Gemeinschaft. Ich vermute, dass wir diese Sprachformen durchaus kennen, dass wir ihnen aber nicht trauen und manchmal zu leise und zu undeutlich bleiben.

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Ruheort: Im Pallivita Bethanien finden Menschen für ihre letzte Wegstrecke ein Stück Heimat.

SELBSTÄNDIGE WERKE

Fünf Jahre Pallivita Bethanien

Wenn nichts mehr zu machen ist, gibt es noch viel zu tunVon Nadja Kröner

Vor rund fünf Jahren, im Dezember 2008, wurde der Betrieb des Palli-vita Bethanien aufgenommen. Das Diakoniewerk Bethanien füllte mit dem neuen Angebot eine Lücke in der Versorgung todkranker Men-schen. Doch wie sieht es eigentlich auf einer Palliativstation aus?

Die meisten haben eine lange Odyssee

hinter sich

Alles ist still. Nur in der Küche hört man das Klappern des Geschirrs. Im Aufenthaltsraum steht ein kleiner Tisch, bequeme Stühle laden zum Ver-weilen ein. Kaum etwas deutet darauf hin, dass hier todkranke Menschen, die «austherapiert» sind, ihre letzte Bleibe in der irdischen Welt gefunden haben. «Die meisten sind sehr über-rascht, wenn sie unsere Räumlich-keiten sehen», sagt Christine Leh-mann, Pflegedienstleitung im Pallivita Bethanien. «Bis ein Mensch zu uns kommt, hat er meist eine lange

Odyssee hinter sich», erklärt sie wei-ter. Untersuchungen, Chemotherapie und Hektik seien nur ein Teil davon. Im Pallivita Bethanien erhält jeder Bewohner ein Zwei-Zimmer-Apparte-ment. So können auch Angehörige vor Ort übernachten. Die Räume können mit persönlichen Bildern und Möbeln eingerichtet werden. «Die Bewohner geniessen bei uns vor allem ihre Pri-vatsphäre», so Lehmann. Ruhe und Zurückgezogenheit bieten Raum, um zu sich zu finden und alte Themen aufzuarbeiten. Durch diplomiertes Pflegepersonal ist dabei rund um die Uhr eine professionelle Betreuung ge-währleistet.

Die Bewohner können zu sich selbst finden

Mehr Lebensqualität«Wir wollen den Bewohnern und Be-wohnerinnen ihre letzte Lebensphase so angenehm wie möglich gestalten», betont Lehmann. «Wenn irgendwie möglich, nehmen wir auf ihre Wün-sche Rücksicht». Im Pallivita Betha-

nien wird mit dem «Bezugspflegesys-tem» gearbeitet: Jeder Bewohner erhält eine diplomierte Pflegende als Bezugsperson und kann so konstant begleitet werden. Auch interdiszipli-näre Arbeit ist ein Kernthema: Je nach Person und Krankheit sind nicht nur die Pflegenden, sondern auch Schmerzspezialisten, Physio- oder Er-gotherapeuten sowie Neurologen oder Onkologen beteiligt. Auf Wunsch kann auch der Hausarzt die Behand-lung weiter übernehmen. Sterbebegleitung ist für Christine Lehmann eine natürliche Sache: «So wie es beim Eintritt ins Leben, also bei der Geburt, Begleiter gibt, gibt es auch am Ende des Lebens Begleiter.» Doch natürlich ist die Arbeit für die Pflegenden oftmals anstrengend und auch traurig. Motivation gibt die tiefe Dankbarkeit von Patienten und Ange-hörigen, wenn der Bewohner so opti-mal wie möglich betreut werden konnte.

Über das Leben sprechenNach dem Tod eines Patienten wird ein Abschiedsritual durchgeführt. Die

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Hilfreich: Seelsorger Andreas Schaefer kommt anhand von Symbolen mit den Patienten ins Gespräch über ihr Leben.

SELBSTÄNDIGE WERKE

Pflegenden wie auch die Angehörigen erhalten die Möglichkeit, einen Mo-ment innezuhalten, an den Verstorbe-nen zu denken und den Gefühlen Raum zu geben.

Innehalten und an den Verstorbenen denken

Initiant des Abschiedsrituals ist An-dreas Schaefer, Seelsorger im Diako-niewerk Bethanien. Seine eigentliche Arbeit verrichtet er aber bereits vor dem Tod eines Patienten. «Ich stelle mich allen Patienten zu Beginn ihres Aufenthalts vor», sagt der Seelsorger. In seiner täglichen Arbeit trifft er christlich gläubige Menschen, mit de-nen er betet, einen Segensspruch spricht oder auf Wunsch auch ein Abendmahl feiert. Doch viele Patien-ten sind zwar einer Kirche zugehörig, haben aber keinen Bezug dazu. Wie-der andere sind konfessionslos oder gehören anderen Religionen an. «Ich arbeite nach dem Konzept des so ge-nannten ‹Spiritual Care›», erklärt Schaefer. «Spiritual Care erweitert die

traditionelle Seelsorge. Es geht dabei nicht um die Kirche, sondern darum, mit Menschen über ihr Leben ins Ge-spräch zu kommen.» Die existenziel-len, spirituellen und religiösen Be-dürfnisse nach Lebenssinn, Lebensdeutung und Lebensvergewis-serung des Patienten sollen gehört werden. Dabei wird sowohl auf die Biografie wie auch auf die persönli-chen Glaubens- und Wertvorstellun-gen Rücksicht genommen.

Mit Menschen über ihr Leben sprechen

Das Leben akzeptierenDer Seelsorger arbeitet gerne mit Symbolen. So nimmt er zu den Ge-sprächen einen Stein, eine Sanduhr oder zum Beispiel eine Baumscheibe mit. «Häufig kommen wir über Sym-bole auf wichtige Lebensthemen zu sprechen. Das Betrachten einer Baum-scheibe kann viele Fragen auslösen: Was bedeutet das Loch in der Scheibe? Was sagen die unregelmässigen Kreise aus? Wie ist wohl das Stück

Rinde abgesplittert? Es kann sehr be-freiend wirken, das Leben in solche Symbole einzubetten.» Viele Patienten haben den Wunsch, «etwas in Ordnung zu bringen». Da-bei werden ungeklärte Dinge zu Pa-pier gebracht. Je nach Wunsch kann dieser Brief dann verschickt oder auch zerrissen werden. «Wichtig ist es, dass die Gedanken formuliert wer-den konnten», so Schaefer. Doch nicht immer haben die Menschen die Mög-lichkeit dazu, noch alles ins Reine zu bringen. «Dann geht es darum, auch einmal etwas stehen zu lassen. Die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind, und sich von einer Ideal-Vorstellung zu lösen.» In der Küche ist es inzwischen ru-hig geworden. Die Sonne durchflutet den Gang und tut damit jeder Seele auf der Station gut. Denn eines ist auch nach fünf Jahren Pallivita Betha-nien sicher: Wenn nichts mehr zu ma-chen ist, gibt es noch viel zu tun.

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Jörg Niederer (r.): «Das Dienstzuweisungssystem ist fester Bestandteil der weltweiten EMK.» (Bild links: Pfarrer Patrick Siegfried)

AUS DEM KABINETT

Nur jede 10. Versetzung regt das Kabinett an

Dienstzuweisung – Herausforderung und ChanceVon Jörg Niederer

Nach 17 Jahren Engagement als Pfarrer der Evangelisch-methodis-tischen Kirche (EMK) in Sevelen SG hat Patrick Siegfried auf den 31. Juli gekündigt. Er begründet dies mit dem Dienstzuweisungssystem und dem Bedürfnis der Familie, weiter-hin im Rheintal bleiben zu wollen.

Pfarrer und Pfarrerinnen der EMK werden von der EMK Schweiz ange-stellt und von dem Kabinett den Be-zirken zugewiesen. Bei Patrick Sieg-fried wäre in den nächsten Jahren eine neue Dienstzuweisung wahr-scheinlich geworden. «In einem län-geren Prozess» zusammen mit seiner Frau ist er deshalb zum Entschluss ge-kommen, den Dienst in der EMK zu beenden, heisst es in seinem Kündi-gungsschreiben. Sie wollten als Fami-lie im Rheintal bleiben. Patrick Siegfried ist Pfarrer in der EMK Sevelen seit 1997. Von den Glie-dern und Freunden des Gemeindebe-zirks Sevelen und den Verantwortli-chen der EMK Schweiz wird sein

Weggang ausserordentlich bedauert. Er hat mit viel persönlichem Engage-ment in der Seelsorge und in der Ge-meindeentwicklung an der positiven Entfaltung und dem Wachstum der EMK Sevelen mitgewirkt.

Ein längeres VerfahrenDas Dienstzuweisungssystem ist fes-ter Bestandteil der weltweiten EMK. Innerhalb der EMK Schweiz ist der Wechsel einer Dienstzuweisung heute eingebettet in ein längeres Verfahren. Das Kabinett sucht dabei das Ge-spräch sowohl mit den betroffenen Pfarrpersonen als auch mit den EMK-Bezirken. In diesen Gesprächen geht es unter anderem darum, die Arbeit auf den Bezirken zu analysieren: Wo sieht die Gemeinde ihren Auftrag? Welche Gaben bringt sie ein? Welche Impulse sollte eine neue Pfarrperson geben können? Ein Wechsel bei einer Dienstzuwei-sung beinhaltet für Pfarrpersonen und Bezirke zugleich die Herausfor-derung Vertrautes loszulassen, als auch die Chance Neues zu wagen.

Die Rolle des KabinettsInitiiert werden Wechsel bei Dienstzu-weisungen in 90% der Fälle durch Be-zirke oder die Pfarrpersonen. Nur in jedem zehnten Fall regt das Kabinett von sich aus eine neue Dienstzuwei-sung an. Auf die Jährliche Konferenz werden meist zwischen drei und zwölf neue Dienstzuweisungen ausgespro-chen. Die Zahl der Bezirke, die eine neue Dienstzuweisung erhalten, und die Zahl der dafür zur Verfügung ste-henden Pfarrpersonen ist also be-grenzt. Hinzu kommen die familiäre Situation der Pfarrpersonen und die be-rufliche Einbindung ihrer Partner/in-nen, die ebenfalls berücksichtigt wer-den. Die als «ideal» für alle Seiten erlebte Dienstzuweisung wird es da-rum selten geben. Durch eine auf-merksame Begleitung und die frühzei-tig und regelmässig geführten Gespräche versucht das Kabinett aber, diesen Prozess vor und nach der neuen Dienstzuweisung möglichst gut zu be-gleiten und zu gestalten.

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Kirche und Welt Nr. 3/2014

INSERATE

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Austausch: Sonja Bitterli (l.) führte ins Thema ein, in Gruppen wurden die Erfahrungen vertieft (Bild von der Tagung 2012)

Mitarbeitertagung des Distrikts Nordwestschweiz

Sich auf neue Wege wagenVon Markus Voegelin

«Im Vertrauen loslassen – sich auf Neues einlassen.» Unter diesem Motto stand die Mitarbeitertagung des Distrikts Nordwestschweiz am 18. Januar in Basel. Die Teilnehmen-den legten ihre Verunsicherung gegenüber Veränderungen offen und liessen sich von der Jakobs-geschichte ermutigen.

Die Berichte waren offen und respektvoll

Verantwortliche Mitarbeitende der Bezirke Adliswil-Zürich 2, Basel All-schwilerplatz–St.Johann und Gelter-kinden–Sissach berichteten über die Veränderungen der letzten Jahre in ihren Gemeinden. Es wurde offen und respektvoll über die Schwierigkeiten und Möglichkeiten in den Gemeinden und ebenso über die Erfahrungen mit der Kirchenleitung berichtet. Gren-zen, Mut, Hoffnung und Angst wur-den angesprochen. Aber auch kei-mendes Vertrauen zu sich selbst, zu andern und zu Gott wurde themati-siert. Will die Kirche ihrem Auftrag entsprechen, sind Veränderungen un-

umgänglich. Diese Veränderungen verunsichern. Trotzdem wagen sich Gemeinden auf neue und unbekannte Wege. In Gruppen wurden die Erfah-rungen vertieft und durch andere Erlebnisse und Erkenntnisse ergänzt.

Im GegenwindDer Nachmittag stand ganz im Zei-chen der Ermutigung durch Gott. Be-ate Jaeschke veranschaulichte mit ei-nem Rollenspiel das Verhalten und machte anhand der Erzählungen von Jakob die Reaktionen bei Veränderun-gen deutlich: Manche wollen vor Ver-änderungen fliehen, verteidigen das Bestehende und suchen den Konsens. Andere vertrauen auf Gott und lassen sich auf Neues ein.

Wie argumentieren wir bei Widerstand?

Es wurde für alle klar: Wenn ein Ver-änderungsprozess in Gang kommt, gibt es Gegenwind. Fragen wurden gestellt: Wie argumentieren wir bei Wider-stand? Warum neigen wir gerne zu kon-trollierbaren und überschaubaren We-gen? Welche Hilfe bieten die Strukturen der Kirche in solchen Situationen?

Eigene Wege findenLoslassen und Neues anpacken sind wichtige Kompetenzen, um gestalten zu können. Beides ist ein Wagnis. Den Weg, auch in der Umsetzung der Stra-tegie der Kirche, muss jede Gemeinde selbst finden. Er kann nicht von aus-sen vorgegeben werden. Nur der ei-gene Reifungsprozess verspricht nachhaltige Entwicklungen. In die-sem Zusammenhang wurde auch er-wähnt, dass die Kommunikation in-nerhalb des Bezirks und zwischen dem Bezirk und den leitenden Gre-mien der Kirche oft kräfteraubend ist. Wohltuend aber das Erlebnis, wenn nach durchgestandenen Zeiten der Not der Ausblick sich öffnet auf ein vertrauensvolles Miteinander und eine Sprache, die die Menschen aus-serhalb der Kirche erreicht. Ich danke allen Mitarbeitenden in den Gemeinden, die sich auf Gottes Wort verlassen und bei allen Anstren-gungen und der Ungewissheit ihr Wirken immer wieder in Gottes Hände legen.

UMSCHAU

22 Kirche und Welt Nr. 3/2014

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Vertiefung: Zur Fortsetzung des Glaubenskurses in Aarau trafen sich 20 Personen.

In Aarau begann die Fortsetzung des Glaubenskurses

Glaubenspraxis gemeinsam lernenVon Sylvia Minder

Anfang Januar startete in Aarau das zweite Kursmodul des Glaubenskur-ses «Auf dem Weg des Glaubens». Die Teilnehmenden fragen, wie der Glaube umgesetzt werden kann.

Vier Tage vor dem Start hatten sich noch keine weiteren Teilnehmenden angemeldet. Nachdem wir im Gottes-dienst noch einmal darauf hingewie-sen hatten, meldeten sich sechs Per-sonen, die mit dabei sein wollten. Vor dem ersten Kursabend kamen weitere drei Personen dazu. Unverhofft grup-pierten sich Anfang Januar 20 Perso-nen um die drei Tische herum.

Bunt gemischtDie Zusammensetzung freut uns: Es sind Menschen dabei, die noch nicht lange in unserer Gemeinde ein- und ausgehen, und andere, die von einem Gemeindeglied eingeladen wurden. Die Altersspanne liegt zwischen 30 und 70 Jahren. In einer der Tischgrup-pen und im Plenum wird Schrift-deutsch gesprochen, weil einzelne Personen wenig Mundart verstehen.Am ersten Abend ging es um das Ge-bet. Die Atmosphäre war offen inter-

essiert. Eine ehemalige Kursteilneh-merin ist neu zum Team gestossen. Sie hielt gleich an diesem Abend ih-ren ersten Glaubenskurs-Input. Ob-wohl die Gruppen neu zusammen-gesetzt wurden, war auch eine gemeinsame Gebetszeit an den Ti-schen vorgesehen. Als Team erfüllte uns nach dem ersten Abend grosse Dankbarkeit und Freude.

Wie Gott uns im Gebet begegnet

Glauben konkretUnter dem Titel «Woran Christen glau-ben» setzte sich das erste Modul mit den Inhalten des Glaubens auseinan-der. In den weiteren Kursabenden liegt der Akzent nun auf der prakti-schen Umsetzung des Glaubens: Dass Gott uns im Gebet begegnet. Weshalb die Bibel einzigartig ist und wie wir sie lesen und verstehen lernen. An zwei Abenden steht die Kirche und Gemeinde im Fokus: Warum wir als Christinnen und Christen nicht al-lein unterwegs sein sollen. Wir wer-den über Gaben und die Mitarbeit in der Gemeinde ins Gespräch kommen. Herausfordernd wird sicher der Abend

UMSCHAU

zum Thema Geld und Lebensstil. Ein-drücklich in Erinnerung habe ich vom letzten Jahr noch das Thema über die Liebe Gottes, die Beziehungen verän-dern kann. Als Team sind wir gespannt, wie die Teilnehmenden diese insgesamt sieben Abende erleben werden. Über das eine oder andere werden wir in ei-ner späteren Ausgabe berichten.

Getragen von VielenDankbar sind wir für die Gemeinde, die hinter uns steht. Einige beten für uns. Andere beschenken uns, indem sie die Tische dekorieren und uns et-was zum Essen und Trinken bereit stellen. So können Gaben gelebt und Menschen auf den Weg des Glaubens begleitet werden.

NACHLESEN

Über den Start des Glaubenskur-ses berichtete Kirche und Welt in der Ausgabe 11.2013, über die Erfah-rungen mit dem ersten Modul in Ausgabe 01.2014. Sie finden die Ausgaben auch im Internet unter

www.issuu.com/emk_schweiz.

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Von Üllas Tankler

Durch meine Arbeit bin ich mindes-tens zweimal im Jahr in Moskau. Aber die folgende Geschichte habe nicht ich, sondern mein Freund Hans dort erlebt: Vor einigen Jahren sprach ihn jemand an, als er auf dem Weg zur Arbeit an der Bushaltestelle war-tete. Vermutlich wollte derjenige sich nach der Busroute oder einer Strasse in der Nähe erkundigen. Hans hatte keine Ahnung, weil er Schwede ist und damals so gut wie kein Russisch verstand. Bis dahin ist die Geschichte nichts Besonderes. Menschen fragen eben andere nach der Richtung oder nach der richtigen Buslinie. Aber erinnern Sie sich: Hans ist Schwede. Und der Bus, den er nehmen wollte, fuhr in Moskau. Russen und Schweden sind von ihrer Mentalität und Kultur her ganz unterschiedlich, und das zeigt sich schon äusserlich. Normalerweise ist ein Mensch aus dem Westen in Russland unschwer zu erkennen. Aber Hans, der Schwede und damals

Bischof der EMK in Eurasien, sah für den Einwohner von Moskau aus wie «einer von uns». Und der Moskowiter ging ganz selbstverständlich davon aus, dass ihn Hans verstehen und ihm die richtige Antwort geben würde. Ist das nicht ein passendes Bild, das zeigt, wie eine Kirche missiona-risch tätig sein kann? Sind wir den Menschen in unserer Umgebung nahe genug, dass sie uns vertrauen können? Gehen sie davon aus, dass wir sie verstehen und ihnen den Weg zeigen können? Die Geschichte von Hans ging üb-rigens weiter: Während er zu Beginn seiner Arbeit in Moskau kaum «Ich weiss nicht» auf Russisch sagen konnte, war er später in der Lage, korrekt zu antworten, wenn ihn je-mand nach dem Weg fragte. Ver-trauen zu den Menschen aufzubauen, das ist der Anfang. Aber um mehr ein Teil von Gottes Mission zu werden, müssen wir in die Sprache und die Kultur der Menschen eintauchen, die wir erreichen wollen.

Teilhaben an der Mission Gottes

Я не знаю oder: Ein Schwede in Moskau

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der welt- weiten Missionsbehörde der

United Methodist Church

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