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2/2014 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church Begegnungsort mit Band und Bar In der Glasklar-Bar wurde gefeiert Seite 14/15 Bist du satt? Das Connexio Jahresthema 2014 Seite 4/5 Ideen für die Gemeindearbeit Das «Impulsforum – Leben 55+» Seite 22/23 Biblische Beobachtungen zu fremd sein und heimisch werden «Wie ein Einheimischer soll euch der Fremde gelten» Seite 8/9 MIT BEILAGE

Kirche und Welt 02/2014

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt  02/2014

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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

Begegnungsort mit Band und BarIn der Glasklar-Bar wurde gefeiertSeite 14/15

Bist du satt?

Das Connexio Jahresthema 2014Seite 4/5

Ideen für die GemeindearbeitDas «Impulsforum – Leben 55+»Seite 22/23

Biblische Beobachtungen zu fremd sein und heimisch werden

«Wie ein Einheimischer soll euch der Fremde gelten»Seite 8/9

MIT BEILAGE

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Inhaltsverzeichnis

Editorial 3

Das Connexio Jahresthema 2014

Bist du satt? 4

Verbindlich lieben, lernen und leiten

«Ich war und bin ihnen etwas wert» 7

Biblische Beobachtungen zu fremd sein und heimisch werden

«Wie ein Einheimischer soll euch der Fremde gelten» 8

In der Backpackers Villa in Interlaken dreht sich alles um die Gastfreundschaft

«Wir wollen jeden Gast mit seinen Bedürfnissen wahrnehmen» 10

Gastfreundschaft in Chile – und in der Schweiz

«Ich fühlte mich wie zu Hause ...» 12

In der Glasklar-Bar wurde gefeiert

Begegnungsort mit Band und Bar 14

Sarah Bach studiert seit Oktober 2013 an der Theologischen Hochschule Reutlingen

«Ich fühle mich immer wieder herausgefordert» 16

Informiert beten am 7. März

Ströme in der Wüste 18

Ergebnisse der Umfrage 2013

Wer liest wieviel in Kirche und Welt? 19

Zum Tod von Benjamin Boller (19.4.1923–3.1.2014)

Humorvoll und nachdenklich 21

Das «Impulsforum – Leben 55+»

Ideen für die Gemeindearbeit 22

Teilhaben an der Mission Gottes

Anne weiss nicht, dass sie Missionarin ist 24

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Du sollst KEIN gutes Zeugnis seinVon Stefan Moll

Rettung hat ihre eigene Sprache. Das SLI-Team «Soteriologie» hat sich aufgemacht, diese Sprache(n) zu suchen. Was sagen wir, wenn es um Erlösung durch Jesus Christus geht – und welche Art der Sprache berührt? Manche sagen jetzt: «Es gibt diese Sprache längst. Als Christen sind wir ein Vorbild, ein gutes Zeugnis.» Mir kommen da Zweifel. Ein vorbildlicher Lebensstil soll mich empfänglich machen für das Evangelium? – Ehrlich: Wenn ich es zum 12. Mal nicht geschafft habe abzunehmen, dann frustrieren mich die schlanken Vorbilder. Wenn schon wieder die Part-nerschaft in die Brüche geht, dann ist das letzte, was ich brauche, eine Musterfamilie wie aus dem Katalog. Diese Art Sprache ignoriere ich. Oder ich verkrieche mich in einer Ecke. Dagegen ist es gut, Freunde zu haben, die verste-hen und eine gewisse Lockerheit an den Tag legen, wenn sie sagen: «Ich habe es auch nicht geschafft.» Sie erheben keinen Anspruch darauf, mich zu bessern. Die Sprache der Musterschüler lässt mich resig-nieren. Die Sprache der Liebe dagegen trägt. Wenn jetzt noch jemand darauf vertraut, dass mitten in unseren täglichen Desastern Christus gegenwärtig ist, erlebe ich echte gute Nachricht.

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

«Vergesst nicht, gastfreundlich zu sein ...» (Hebr 13,2), mahnt die Bibel. Wie aber sieht gute Gastfreundschaft aus? David Bühler von der «Backpackers Villa» lebt mit seinem Team ausgezeichnete Gastfreundschaft. Seine Gäste kommen und gehen, während in der Bibel die Gäste meist länger bleiben. Sie sind nicht wie unsere Hotel-gäste, sondern eher wie die «Fremden», die in unserer Mitte wohnen – und uns mit der Zeit ganz vertraut wer-den. Sie bringen ihre eigenen Vorstellungen und Erfah-rungen von Gastfreundschaft mit. Raum für Gäste bietet seit einem Jahr die Bar «Glas-klar» in Basel. Jetzt feierte sie ihr Jubiläum – und auch die Band feierte mit und präsentierte ihre erste CD.Für die nächsten Jahre wird Sarah Bach in Reutlingen (D) zuhause sein – oder ist sie dort fremd? Jedenfalls studiert sie dort an der Theologischen Hochschule Reutlingen und schildert ihre ersten Eindrücke. Vielen Dank allen, die sich an der Umfrage zu «Kirche und Welt» beteiligt haben. Einen kleinen Überblick über die Ergebnisse erhalten Sie in dieser Ausgabe.

Sigmar FriedrichRedaktor

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Das Connexio Jahresthema 2014

Bist du satt?Von Carla Holmes

Bist du satt? Diese Frage können die meisten, die diesen Artikel lesen, wohl mit Ja beantworten. In der Schweiz haben wir in der Regel ge-nug und regelmässig zu essen. Nie-mand muss hungern. Weshalb also stellt Connexio ausgerechnet diese Frage?

Satt kann man auf unterschiedliche Weise sein. In erster Linie bedeutet es natürlich: ich habe genug zu essen. Satt sein heisst aber auch: ich habe, was ich brauche. Ich muss keine Angst haben. Ich verlange nach nichts weiter. Es geht mir gut.

Was heisst «satt»?Die Menschen in den Einsatzländern von Connexio sind oft nicht satt. In der Demokratischen Republik Kongo ist es nicht selbstverständlich, dass genug zu essen da ist. Hier geht es den Menschen gut, wenn sie nicht hungern müssen. In Arica, im Norden von Chile, haben Migranten aus an-deren Ländern Südamerikas zwar zu essen, wissen aber oft nicht, ob die Regierung sie morgen aus ihren Sied-lungen vertreibt und sie dann kein

Dach mehr über dem Kopf haben. Sie sind satt, wenn sie in Sicherheit leben können.

Mahlzeiten für Kinder in Kamina

Was tut die EMK?Bist du satt? Diese Frage stellen Me-thodistenkirchen in vielen Gebieten der Welt. Sie wollen, dass ihre Nächs-ten satt werden. Deshalb geben sie ih-nen zu essen. Sie helfen ihnen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und stehen ihnen im täglichen Leben bei. Die EMK in Kamina, einer Ortschaft im Kongo, offeriert unterernährten Kindern drei Mal pro Woche eine nahrhafte Mahlzeit. Ausserdem zeigt sie den Müttern, wie sie mit vorhan-denen Mitteln möglichst ausgewogen kochen können. In Albanien bringt die EMK Frauen das Nähen von bun-ten Stofftaschen bei, damit diese durch den Verkauf zum Familienein-kommen beitragen können. In Arica unterstützt die Methodistenkirche Migranten, indem sie ihre Rechte ver-teidigt, eine Arbeitsstelle vermittelt oder sie beim Behördengang begleitet.

Satt werden: In Kamina gibt die dortige EMK Kindern zu essen, die EMK in Chile unterstützt Migrant/innen.

CONNEXIO

Wer hungert in der Schweiz?Und wir in der Schweiz? Sind wir satt? Wir haben in der Regel genug zu es-sen und leben in Sicherheit. Materiell gesehen haben die meisten Schweizer genug. Doch leben immer mehr Men-schen bei uns alleine. Ältere Men-schen, Alleinerziehende oder Rand-ständige haben oft niemanden in ihrem Umfeld, an den sie sich wenden können. Die Vereinsamung in unse-rer hochtechnisierten Gesellschaft nimmt stetig zu. Für uns kann deshalb «satt sein» bedeuten: wir haben ein soziales Netz, Freunde oder Familie, die uns unter-stützen. Wir hungern, wenn wir ein-sam sind, wenn keiner da ist, der uns zuhört oder sich für uns interessiert, wenn wir die Abende und Wochenen-den alleine verbringen. Hier haben wir als Christen in der Schweiz die Möglichkeit Menschen satt zu ma-chen. Wir können uns für sie interes-sieren, ihnen Hilfe anbieten und ih-nen Zeit widmen, damit sie nicht mehr alleine sind.

Wir hungern, wenn wir einsam sind

4 Kirche und Welt Nr. 2/2014

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HELFEN SIE MIT!

EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, PC 87-537056-9IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9

www.connexio.ch

CONNEXIO

Was können wir tun?Die Connexio Frühlingssammlung wird demnächst bei Ihnen eintreffen. Sie können mit einer Spende helfen, Menschen satt zu machen, denen es am Nötigsten fehlt. Connexio möchte Sie aber auch ermutigen, in Ihrem Umfeld ein Zeichen zu setzen und an-dere zu fragen, ob sie satt sind. Sie fin-den deshalb dem Sammelprospekt ei-nige Karten beigelegt, die Sie nutzen können, um jemanden einzuladen. In-dem Sie auf diese Weise Interesse an ihren Mitmenschen bekunden, helfen Sie mit, dass auch sie satt werden.

Mit Connexio und dem UMCOR helfen

Verfolgte Christen

Mit grosser Sorge beobachtet die EMK die politi-schen und sozialen Veränderungen auf dieser Welt, die zu wachsender religiöser Intoleranz und verstärkter Verfolgung von Glaubensge-meinschaften führen, insbesondere im Mittle-ren Osten, in Nordafrika aber auch in andern Regionen. Die Behörden der weltweiten EMK engagieren sich gegen Ungerechtigkeit, Intoleranz aber auch gegen Bigotterie und glauben an die Macht des Gebets. Sie unterstützten den Internatio-nalen Gebetstag für verfolgte Kirchen, der jeweils im November weltweit stattfindet und fördern damit die Solidarität mit Glaubens-geschwistern, die wegen ihres Glaubens un-terdrückt werden. Ganz praktisch unterstützt das UMCOR, das Hilfswerk der weltweiten EMK, verfolgte Men-schen. Zusammen mit lokalen Partnern betreibt es Flüchtlingslager in Jordanien und im Liba-non, wo zehntausende von syrischen Flücht-lingsfamilien ankommen. Getreu den sozialen Grundsätzen der EMK werden hier alle Be-dürftigen unterstützt, ungeachtet ihrer Natio-nalität oder Religionszugehörigkeit.

Andreas Stämpfli, Connexio-Geschäftsleiter

P.S. Spenden für die Unterstützung von syrischen Flüchtlingen werden durch Connexio an das UMCOR weitergeleitet.

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IHRE MEINUNG

KURZ NOTIERT

Bethesda Alterszentren übernimmt Einrichtungen von proSenioIm Verlaufe des Jahres 2014 wird die Bethesda Alterszentren AG das «proSe-nio» Wohn- und Pflegehaus sowie die Wohn- und Pflegegruppen des Vereins in der Region Baden/Wettingen übernehmen. Mit gesamthaft rund 80 Pflege-plätzen, verteilt auf vier Standorte, ist proSenio ein eher kleiner Betrieb. Die laufend steigenden Anforderungen und Veränderungen im Gesundheitswe-sen bringen Herausforderungen, die im Verbund mit einer grösseren, breiter abgestützten Organisation leichter und wirtschaftlicher bewältigt werden können. Die rund 90 Mitarbeitenden von proSenio werden durch die Bethesda Alterszentren AG übernommen. Die vier Standorte werden unter der bishe-rigen Leitung unverändert weitergeführt.

Quelle: www.bethesda.ch

Zum Leserbrief von Lukas Forster in Ausgabe 1/2014

Gott will unser Glück!Wie kann Lukas Forster schreiben, er lese in der Bibel nirgendwo, dass Gott unser Glück will? Hat er nie gelesen, wie im Alten Testament die Menschen beglückwünscht werden, die sich von Gottes Geboten leiten lassen? Der erste Psalm beginnt mit einem solchen Glückwunsch. Hat er nie die Seligpreisungen Jesu gelesen, mit denen die Bergpredigt beginnt? «Selig» hat Luther übersetzt, «glückselig» steht in der BasisBibel, «freuen dürfen sich alle» sagt die «Gute Nachricht Bibel». Als der gute Hirte sagt Jesus: «Ich bin gekommen, damit sie das Leben in Fülle haben» (Joh 10,10). Und in den Abschiedsreden: «Das habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde» (Joh 15,11). Diese und unzählige weitere Bibelstellen ignoriert Lukas Forster und zählt dafür auf, was die Menschen gemäss den Statistiken der Glücksforscher glücklich macht. Immerhin: ein bisschen zufriedener seien re-ligiöse Menschen schon, egal welcher Religion sie angehören. Der abschliessende Hinweis auf den Lebenskünstler Salomo und seine Freude am Essen und Trinken als dem einzigen Glück für den Menschen ist mir zu we-nig. Salomo hatte gut reden – ihm hat es an nichts gefehlt. Nur hat auch ihn das Alter nicht vor Torheit geschützt: Seine vielen fremdländischen Frauen «zo-gen sein Herz zu andern Göttern hin, und sein Herz war nicht mehr ungeteilt beim Herrn, seinem Gott» (1 Kön 11,4). Seine glanzvolle vierzigjährige Herr-schaft endete mit politischen Wirren und mit der Spaltung des Reiches. Auch ich geniesse dankbar die guten Gaben Gottes, aber ich will dabei nicht vergessen: «Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtig-keit, Frieden und Freude im heiligen Geist» (Paulus, Röm 14,17).

Josua Buchmüller, Basel

Agenda 21./22. FEBRUAR, FR./SA.

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisPredigtlehre EinführungEMK Zürich Zelthof, 9.00–17.00 UhrInfos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

21.–23. FEBRUAR, FR.–SO.

Der Wandlung trauenMeditatives Malenmit Christa und Gunnar WichersKosten pro Person: ab CHF 362.–Infos / Anmeldung: Hotel Artos Interlaken,

www.artos.ch

1. MÄRZ, SAMSTAG

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisGemeindebauEMK Zürich Zelthof, 10.00–16.00 UhrInfos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

8. MÄRZ, SAMSTAG

Tagung «ufgweckt»Voll Vertrauen – erfahren, wie Gott mich trägtEMK Affoltern a.A., 9.40–16.00 UhrKosten: CHF 30.–Infos / Anmeldung: Ernst Hug, 033 671 16 29, [email protected]

15. MÄRZ, SAMSTAG

Impulsforum – Leben 55+EMK Aarau, 10.30–16.00 UhrKosten: CHF 35.–Infos / Anmeldung: Susanne Vögeli, 044 299 30 88, [email protected]

17.–21. MÄRZ, MO.–FR.

Miniaturen-MalkursKurs für Initial- und BuchmalereiKosten pro Person: CHF 846.– im EinzelzimmerInfos / Anmeldung: Hotel Artos Interlaken,

www.artos.ch

20.–23. MÄRZ, DO.–SO.

Gang nach Emmaus für MännerMännedorfKosten: ab CHF 350.–Anmeldung: Jürg Bertschinger, Sommerhaldenstr. 50, 5200 Brugg

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Jörg Niederer: «Durch die offene Aussprache wurde das Vertrauen wieder hergestellt.»

AUS DEM KABINETT

Verbindlich lieben, lernen und leiten

«Ich war und bin ihnen etwas wert»Von Jörg Niederer

Seit einigen Monaten besuche ich den Turnaround-Kurs. Jeden Monat ver-bringen 13 Personen 24 Stunden in der Wildenau, um in einer verbindli-chen Weise zu lieben, zu lernen und zu leiten. Wir sind ein Team, also keine lose Gruppe, sondern ein Ver-bund von Menschen, die persönlich mitverantwortlich sind für den Pro-zess und das resultierende Ergebnis.

Konkret besuche ich diesen Kurs, um ab Sommer gemeinsam mit Nicole Be-cher das Erlebte und Erlernte selbst in ein neues Team einzubringen. Mit der Ostschweizer Pfarrerkleingruppe wol-len wir uns auf einen spannenden Weg begeben, ohne zu wissen, wo er uns hinführt.

Das BündnisIn Verlauf dieser Schulung ist mir be-wusst geworden, wie stark Wertschät-zung und gegenseitiges Vertrauen zu-sammengehören. Im Team haben wir uns sehr früh entschieden, füreinan-der zu beten, das Erlebte und Gehörte

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM FEBRUAR

18.–24. Feb. Kommission für theologische Ausbildung in Zentralkonferenzen, Atlanta USA

vertraulich zu behandeln, für einan-der da zu sein, einander die Lernziele des eigenen Glaubens zu nennen und nachzufragen, ob man diese «Wachs-tumsschritte» auch umsetzen konnte. Gemeinsam haben wir uns auf ein Bündnis geeinigt. Als Distriktsvorste-her kann ich mir dabei nicht mehr Freiheiten nehmen als andere. So et-was hat in einem Team keinen Platz. Es würde gegenseitiges Vertrauen un-terwandern.

Erschüttertes VertrauenEiner der schwierigeren Momente war, als jemand aus dem Team den Eindruck hatte, ich hätte das Bünd-nis überschritten und Vertrauliches weitergesagt. Also haben wir darüber gesprochen, im ganzen Team, nicht nur zwischen den direkt betroffenen Personen. Denn ist es nicht so: Wenn

jemand oder auch zwei Personen lei-den, leiden alle mit in einer verbind-lichen Gemeinschaft. Die Gemein-schaft als Ganzes steht dann auf dem Spiel.

Die KlärungIn der offenen Aussprache wurde der Sachverhalt geklärt. Und mit der Klä-rung wurde auch das Vertrauen wie-der hergestellt. Für mich war das eine bemerkenswerte Erfahrung. Mit an-deren Worten: Die Teilnehmenden des Teams waren sich nicht zu schade, dieser Sache hohe Priorität zu geben. Und damit haben sie mich als Person ernst genommen. Ich war und bin ih-nen etwas wert, sowohl im Guten wie im Schwierigen meiner Persönlich-keit. Das war und ist erlebte Wert-schätzung.

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THEMA

Biblische Beobachtungen zu fremd sein und heimisch werden

«Wie ein Einheimischer soll euch der Fremde gelten»Von Felix Wilhelm-Bantel

Fremdsein gehört zu den prägenden Erfahrungen der Israeliten und Ju-den in biblischer Zeit. Sie erlebten im Lauf der Zeit verschiedene Arten von Fremd-Sein. Das Neue Testament zeugt davon, wie sich Menschen, die einander fremd sind, zu einer neuen Einheit zusammen finden.

Fremd im fremden LandAbraham war immer unterwegs. Was soll er nach Saras Tod tun? Er kaufte von einem Hethiter ein Stück Land (Gen 23). Dieser war bereit, dem Um-herwandernden einen Platz zu über-lassen, damit er seine Tote so beerdi-gen konnte, wie es für ihn richtig war. Der Friedhof wird zum ersten Stück Heimat in der Fremde. Jakob wanderte mit seiner Sippe zu Josef nach Ägypten aus. Josef rät sei-nen Brüdern, dem Pharao gegenüber falsche Angaben zu machen, weil vom Pharao so die Aufenthaltsgenehmi-gung leichter zu erhalten war. (Gen 42,31–34 in der Zürcher Bibel. Die Lu-therbibel übersetzt den Text anders.)

Ein späterer Pharao hatte jedoch Angst vor Überfremdung. Er machte die Israeliten zu Arbeitssklaven. Den Israeliten wurde klar: Ägypten kann nicht Heimat sein. Eines Tages wanderten sie ins Land Kanaan ein. Sie kamen nicht als Gäste, die irgendwann wieder gehen. Sie wollten bleiben. Da lebten sie also bei der kanaanäischen Bevölkerung und übernahmen Kenntnisse und Techni-ken. Allerdings war die kananäische Kultur tief von religiösen Vorstellun-gen durchdrungen. Die waren mit dem Gott Israels nicht zu vereinen. Aus-gangspunkt für viele Probleme.

Sie kamen nicht als Gäste

Die dritte und vierte Generation der deportierten Juden ist in Babylon hei-misch geworden. Als der Perserkönig Kyros ihnen die Ausreiseerlaubnis er-teilte, blieben viele. Babylon wurde für die nächsten Jahrhunderte zu ei-nem wichtigen theologischen Zent-rum der Juden.

Fremder: ausgegrenzt, willkommen, geduldet, dominant – die Bibel kennt eine Fülle von Erfahrungen.

Fremde stehen unter besonderem Schutz

«Ureinwohner» werden zu FremdenDie Könige Israels und Judas regier-ten ein Land, das nun ihr Land war. Die ursprüngliche Bevölkerung lebte allerdings weiterhin im Land. Sie wurde Teil der Gesellschaft. Etliche Namen deuten darauf hin, dass die be-treffenden Personen keine Israeliten waren. Die Fremden, die Witwen und Waisen standen jedoch unter beson-derem Schutz. Sie durften nicht schlechter behandelt werden als die eigenen Leute (so etwa Leviticus 19,34). Begründet wurde dieses Gebot mit der Erinnerung daran, dass die Is-raeliten selber auch Fremde gewesen sind.

Landesbewohner und HeimkehrerEine besondere Situation ergab sich, als Juden nach dem Untergang des ba-bylonischen Reiches von Babylon nach Jerusalem kamen. Einige gehörten in Babylonien zur jüdischen Oberschicht

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THEMA

Zentrum: Das gemeinsame Bekenntnis wird im Neuen Testament zum verbindenden Element.

und waren zu Rang und Namen ge-kommen. So etwa Serubbabel, Je-schua, Esra, Nehemia. Sie brachten ihre religiösen, politischen und wirt-schaftlichen Verhaltensweisen ins Land der Väter. Hier trafen sie auf Ju-den, die während der Zeit des Exils in Juda geblieben waren. Die Neuan-kömmlinge haben das Ruder über-nommen. Sie hatten Vollmachten des persischen Königs. Es entstanden Konflikte zwischen den einen und den anderen Juden, zum Beispiel: Wie ist der Sabbat zu halten? Oder: Nehemia möchte Mischehen trennen, weil Ju-den sich mit Leuten aus Moab und Ammon und anderen verschwägert haben. (Neh. 13). Die Geschichte von der Moabiterin Ruth protestiert vehe-ment gegen dieses Vorgehen.

Fremd im eigenen LandAuch das haben Israeliten und Juden erlebt und erlitten: Assyrer, Babylo-nier, Perser, Griechen, Ägypter, Syrer und schliesslich Römer besetzten das Land und herrschten. Die Juden über-lebten sie alle.

Einheit aus vielen VölkernDie Christen waren eine Gemein-schaft, die sich nicht auf eine Volks-zugehörigkeit beschränkte. In neutes-tamentlicher Zeit waren sie überall eine verschwindend kleine Minder-heit. Das Bekenntnis zu Jesus Chris-tus verband sie jedoch über alle Gren-zen hinweg. Sie erlebten ihre Gemeinschaft als Keimzelle einer neuen Weltordnung. Gleichzeitig fühl-ten sie sich aber doch als Fremdlinge in der Welt.

Christen fühlten sich als Fremdlinge

Als die Christen zu einem bedeutenden Faktor in der Gesellschaft wurden, stellten sich neue Fragen, zum Beispiel: Wieweit kann das Evangelium von Je-sus Christus die Identität der Men-schen prägen? Üblicherweise sind Volkszugehörigkeit, Milieu, Sprache und anderes wichtig. Was ist stärker: die Verbindung mit Christus und damit eine ökumenische, weltumspannende Weite oder menschliche Kriterien?

Zugehörig werdenIn unseren EMK-Gemeinden spielen sich solche Prozesse im Kleinen ab. Wir finden deren Spuren, wenn wir Geschichten von Menschen hören, die einmal von irgendwoher in eine Ge-meinde gekommen und geblieben sind. Sie sind von Zugezogenen zu Zu-gehörigen geworden. Vielleicht wird beim Zuhören auch klar, warum an-dere nicht geblieben sind. Umgekehrt wäre interessant zu hören: Wie haben gestandene Gemeindeglieder die An-kunft von Zugezogenen erlebt? Was hat ihnen erleichtert, den Neuen Platz zu geben? Das gemeinsame Bekennt-nis zu Christus? Anderes? Mich dünkt, dem gemeinsamen Be-kenntnis zu Christus müsste heute mehr Verbindendes zugetraut wer-den, als es gewöhnlich geschieht.

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THEMA

In der Backpackers Villa in Interlaken dreht sich alles um die Gastfreundschaft

«Wir wollen jeden Gast mit seinen Bedürfnissen wahrnehmen»Von Sigmar Friedrich

«Gastfreundschaft» ist das Kernge-schäft der «Backpackers Villa» in In-terlaken. David Bühler leitet die Villa und erzählt, wie in der «Villa unter den Herbergen» Gastfreundschaft gelebt wird.

David, seit 1998 beherbergt die Back-packers Villa Gäste. Woher kommen eure Gäste? Kommen sie wieder?Unsere Gäste sind mehrheitlich zwi-schen 18 und 28 Jahre alt und mehr als die Hälfte von ihnen kommt aus Asien, vorab aus Südkorea. Weiter kommen je gut 10% aus der Schweiz und den USA, der Rest verteilt sich auf über 50 Nationen. Das hat sich stark gewandelt in den vergangenen 15 Jah-ren – zu Beginn kamen rund 2/3 un-serer Gäste aus Nordamerika. Man kann sagen, die Gesichter an unseren Frühstückstischen sind ein Abbild der globalen Weltwirtschaft. Neben den vielen jungen Reisenden, die auf ih-rer Europareise neben Städten auch die Bergwelt entdecken wollen, beher-bergen wir auch Familien und kleine

Gruppen, z.B. Jungscharteams, Schul- und Untiklassen. Der grösste Teil der Gäste ist nur einmal im Leben bei uns zu Gast – aber wir haben sogar aus Übersee Gäste, die schon mehrere Male bei uns waren.

Vier Jahre in Folge habt ihr die Aus-zeichnung «Bestes Hostel der Schweiz» erhalten. Was ist das «Geheimnis» eurer Gastfreundschaft?In unserem Leitbild haben wir die Re-gel aus der Bibel: «Behandle deinen Nächsten so, wie du selber behandelt werden möchtest» (vgl. Mt 7,12). Das versuchen wir ganz praktisch jeden Tag umzusetzen. Das geht von gross-zügigen Annullierungsregelungen über sehr saubere Räumlichkeiten bis zu fairen Anstellungsbedingungen. Wir wollen jeden Gast mit seinen un-terschiedlichen Bedürfnissen wahr-nehmen. Das heisst, dem einen Gast empfehlen wir eine Wanderung zum See, dem nächsten verkaufen wir ein Ticket aufs Jungfraujoch und dem dritten buchen wir einen Gleitschirm-Tandemflug.

Wie geht ihr mit «schwierigen» Gästen um?Es gibt manchmal Gäste, die mit fal-schen Vorstellungen in unsere Back-packer-Herberge gekommen sind. In solchen Fällen sind wir dann mög-lichst hilfsbereit, suchen eine pas-sende Ersatzunterkunft und lassen sie ohne Annullierungskosten in ein anderes Haus weiterziehen. Grössere Gruppen oder Schulklassen sind auch oft herausfordernd, da sie eine ge-wisse Eigendynamik entwickeln und der Lärmpegel etwas über dem Durch-schnitt liegt. In diesen Fällen sind müssen wir klare Hausregeln durch-geben.

In den Zimmern liegen«Time-Out»-Büchlein

Die Backpackers Villa gehört zum Ver-band christlicher Hotels (VCH). Was ist das «Christliche» an der Backpackers Villa?Unsere Arbeitseinstellung ist vom christlichen Glauben geprägt, was eine super Grundlage ist, um gute

Ausgezeichnet: Vier Mal in Folge erhielt die Backpackers Villa die Auszeichnung «Bestes Hostel der Schweiz».

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THEMA

Gastgeber zu sein. An verschiedenen Punkten geben wir den Gästen Gele-genheit, auch innerlich zur Ruhe zu kommen und über ihr Leben nachzu-denken. So liegt in jedem Zimmer ein «Time Out»-Büchlein mit Inputs, auf den Frühstückstischen gibt es jeden Morgen eine Kurzgeschichte zu lesen und im Dachstock haben wir einen Meditationsraum mit Bibeln in über 20 Sprachen sowie Klavier und Gi-tarre. Wenn uns Gäste noch Monate nach ihrem Aufenthalt ein Feedback geben und sagen, dass ihnen der Auf-enthalt bei uns auf ihrer zweimonati-gen Reise quer durch Europa speziell in Erinnerung geblieben ist, dann ist das eine schöne Bestätigung für un-ser Engagement. So hoffen wir, dass die kleinen Samen, die wir streuen, irgendwann später aufgehen dürfen.

Wo machen Marianne und du Ferien – und wie habt ihr Gastfreundschaft erlebt?Wir sind als Familie oft mit dem Zelt oder Wohnwagen unterwegs. Wenn wir aber zwischendurch auch mal in einem Hotel zu Gast sind, dann inter-

«VILLA UNTER DEN HERBERGEN»

Die Backpackers Villa wurde 1998 im ehemaligen Altersheim Sonnenhof mit 70 Betten eröffnet. Die Liegenschaft gehört dem Zentrum Artos, betrie-ben wird das Hostel vom Verein Backpackers Villa Sonnenhof – beides sind selbständige Werke der EMK. Mit dem Erweiterungsbau konnte die Herberge 2009 deutlich vergrössert werden und so bietet die «Villa unter den Herbergen» heute 190 Betten in 49 Zimmern (Doppel- bis 7-Bett-Zimmer). Im Übernachtungspreis sind neben dem Frühstück auch die Benützung der Gästeküche und der Eintritt ins öffentliche Hallen- und Freibad inklu-sive. Mit rund 50 000 Logiernächten pro Jahr gehört das Hostel zu den fünf grös sten Beherbergungsbetrieben in Interlaken. Die Bewahrung der Schöpfung ist seit Beginn ein grosses Anliegen. So bezieht der Betrieb 100% Ökostrom und kompensiert den gesamten CO2-Ausstoss mit myclimate.org.

Mehr Infos: www.villa.ch

essiert uns natürlich immer, wie diese ihre Gastfreundschaft leben. Es ist spannend zu sehen, dass dies in an-deren Häusern je nach Gästesegment ganz unterschiedlich aussehen kann. In speziell guter Erinnerung sind uns die Familienferienwochen in der Casa

Moscia im Tessin. Dort erlebten wir eine rundum tolle Versorgung in einer herrlichen Umgebung kombiniert mit einem erfrischenden geistlichen Tiefgang.

Vielen Dank für deine Antworten.

Gastfreundlich: Aus über 50 Nationen kommen Reisende zur Übernachtung in die «Villa».

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Lorna Barra: «In Chile ist Gastfreundschaft ein Teil unsere Identität.» (Im Bild rechts zusammen mit Scharito Hernández.)

THEMA

Gastfreundschaft in Chile – und in der Schweiz

«Ich fühlte mich wie zu Hause ...»Von Lorna Barra

Seit acht Jahren lebt und arbeitet Lorna Barra in der Schweiz. Sie er-zählt, wie in ihrer Heimat Chile Gast-freundschaft gelebt wird. Und was sie in der Schweiz anders erlebt.

Über die chilenische Gastfreundschaft zu sprechen, heisst über einen wichti-gen Teil unserer Identität zu sprechen. Wie überall auf der ganzen Welt gibt es Ausnahmen. Dennoch sind die Chi-lenen allgemein als sehr gute Gastge-ber bekannt. Ein bekanntes chileni-sches Volkslied besingt dies: «Wenn du nach Chile gehst, siehst du, wie wir die Fremden lieben.»

Vielleicht kommt unerwarteter Besuch

Die Gastfreundschaft lernen wir zu Hause. Ich erinnere mich an meine Mutter, die immer mehr als nötig ge-kocht hat. «Vielleicht kommt ein un-erwarteter Besuch», sagte sie (und sagt es immer noch). Ich habe gelernt,

Besuchern im Winter etwas Warmes und im Sommer etwas Kühles zu of-ferieren. Meine Mutter benützt immer noch das beste Geschirr und die schönste Tischdecke, wenn Besuch da ist.

Trinken wir einen Kaffee?

Das ist normalBei mehr als einer Gelegenheit ha-ben meine Eltern fremde Leute, die an der Tür um etwas zu essen gebet-telt haben, an unseren Familientisch eingeladen. Diese Erfahrung war für uns Kinder ganz normal. Wenn du in Chile auf der Strasse einen Freund oder eine Freundin triffst, folgt so-fort die Frage: «Trinken wir einen Kaffee?» Weil die moderne Gesell-schaft mehr beschäftigt ist, kämpft diese Tradition jedoch ums Überle-ben. Wenn du jemanden für etwa 19.00 Uhr zum Essen einlädst, kann es gut möglich sein, dass die Person zwei Stunden früher oder eine Stunde später kommt.

Den Hunger tötenIch habe eine Freundin, die spät ar-beitet. Sie hat mich oft angerufen und gesagt: «Heute werde ich dich besu-chen. Bitte töte, was mich tötet.» Das bedeutet, töte meinen Hunger. Er-warte mich mit etwas Gutem zu essen. Wir haben noch mehrere solche Rede-wendungen: «Hey, ich wohne noch immer am gleichen Ort!» Das heisst: besuche mich. «Wir giessen mehr Wasser in die Suppe.» Also: mach dir keine Sorgen, komm! Es gibt genug für alle. «Iss zum Glück des Topfes.» Das be-deutet: wenn du ohne Einladung kommst, bekommst du zu essen, was im Topf ist, aber du isst. «Von einem Ei haben zehn gegessen und der Letzte hat sich übergessen.» Dies sagen wir, wenn jemand Angst hat, ob es genug zu essen gibt. Mit die-ser Wendung beruhigen wir ihn. Das erste Willkommenszeichen, vor allem bei unangemeldetem Er-scheinen, ist das Lächeln des Hausbe-sitzers. Wenn er nicht lächelt, mach dir Sorgen ...

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ZUR PERSON

Lorna Barra ist Chilenin. Seit 1999 ist sie Pfarrerin der EMK in Chile. Seit acht Jahren lebt sie in der Schweiz. Sie ist verheiratet mit Ernst Lauber, hat zwei Kin-der und ein Enkelkind. Im Mo-ment ist sie Pfarrerin der Latino-gemeinde in Kleinbasel.

THEMA

Gastfreundschaft planenHier in der Schweiz traue ich mich nirgends ohne Einladung einen spon-tanen Besuch zu machen. Wenn ich eingeladen bin, komme ich pünktlich, keine zehn Minuten zu früh oder zu spät. Dies begegnet mir auch bei an-deren Ausländern, die schon viele Jahre hier wohnen. In acht Jahren hat mich eine einzige Person, die ich auf der Strasse getroffen habe, spontan zu einem Kaffee, und eine Familie zum Nachtessen eingeladen. Ich war über-glücklich und fühlte mich wie zu Hause.

In der Schweiz komme ich pünktlich

Bei einer Einladung nehmen in der Schweiz die Leute die Agenda zur Hand und schauen für einen Termin in den nächsten drei bis vier Wochen, manchmal noch länger. Einmal habe ich vergessen, einen Blick in meine Agenda zu werfen. Ich habe eine mir liebgewordene Frau mit ihren guten Spaghetti am Tisch sitzengelassen.

Ich habe die Einladung total verges-sen. Das tat mir sehr leid.

Schuhe an!Etwas kann ich mir wohl in meinem Leben nie angewöhnen: bei einem Be-such die Schuhe auszuziehen. Bei der ersten Einladung eines Schweizer Ehepaares bei uns zu Hause habe ich es sehr lustig gefunden, dass sie ihre Hausschuhe in einer Tüte in der Hand mitgenommen haben. Ein Tipp für zu-künftige Einladungen: Treffen wir uns auf der Strasse? Lade mich zu ei-nem Kaffee ein. Lädst du mich zu dir heim ein? Lass mich in meinen Schu-hen bleiben ...

Verstorben

Martha Bosshard-Nägeli (97)Uzwil-Flawilam 22.11.2013

Christine Arm (34)Aarauam 30.11.2013

Heinrich Berger-Bader (71)Zürich Ostam 1.12.2013

Vreni Stahel (84)Turbenthalam 5.12.2013

André Meier (90)Bielam 6.12.2013

Margrith Strittmatter (87)Bernam 12.12.2013

Walter Plüss (97)Rothristam 14.12.2013

Martheli Matti-Welten (98)Gstaadam 19.12.2013

Hugo Bickel-Meier (81)Zürich Nordam 19.12.2013

Margrit Liechti (89)Staffelbacham 21.12.2013

Hedwig Bühler (100)Zofingenam 23.12.2013

Elisabeth Utzinger-Nägeli (95)Bülach-Oberglattam 27.12.2013

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In der Glasklar-Bar wurde gefeiert

Begegnungsort mit Band und BarVon Christina Forster, Pfarrerin und

Marco Dunkel, Präsident Glasklar-Bar

Wenn die Kirche rockt, dann hört sich das so an wie am 20. Dezember 2013 in der EMK Kleinbasel. Ein Jahr ist es nun her, dass die Bar Glasklar eröff-net hat. Zu feiern gab es zudem die erste CD der Band.

Den musikalischen Auftakt am Jubi-läumsabend machte der Gospelchor «Let's Gospel» vom Krea Center. Die Stimmung war einfach super. Dann war Pause und wir konnten unseren Durst an der Bar Glasklar löschen. Wie immer gab es ein besonderes Mo-natsbier, das von einer kleinen Brau-erei in der Umgebung kommt. Kurz vor Weihnachten gab es ausserdem ei-nen Weihnachtscocktail neben vielen anderen Getränken.

Selbst getextet und komponiert

Band mit eigenen LiederDann endlich war es soweit. Die Band spielte Lieder, die sie selber getextet und komponiert hat. Im Laufe des Jah-res konnten wir immer wieder an den

Freitagabenden die Lieder hören, so dass man sie auch mitsingen konnte. Im Anschluss konnte man die CD mit Noten der Lieder erwerben. Für die Einspielung der CD hat auch der Gos-pelchor «Let's Gospel» mit geholfen. So hatte die EMK Kleinbasel das Ein-jährige der Bar und die erste CD (Phase1) der Band zu feiern.

Musik ist ihre Glaubenssprache

Teil eines ProjektesWas steckt nun hinter all dem? Vor vier Jahren haben vier junge Erwach-sene das Projekt «3x Begegnungen» (3xB) auf die Beine gestellt. Ein Teil gehörte zur EMK Kleinbasel. Die an-deren standen in losem Kontakt zu ihr. Sie wollten Begegnung erleben und ermöglichen. Das erste der 3xB ist die Bekenntnisgruppe. Sie setzt sich mit Glauben, Kirche und aktuel-len Themen auseinander. Hieraus ent-standen einige Ideen, die in die Lied-texte der Band einflossen. Das zweite B steht für die Band. Musik ist für sie ihre Glaubenssprache. Das dritte B ist die Glasklar-Bar. Jeden Freitag Abend ist in unserer Kirche im Foyer Bar-

betrieb. Die Besucherzahlen steigen im Durchschnitt. Unbekannten Ge-sichtern begegnen wir hier. Es ist im-mer wieder spannend, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Bar ist ein Ort, der offen ist für alle. Sie ist ein Raum der Begegnung. Die Einnah-men werden für gute Zwecke gespen-det. Die Barhelfer arbeiten alle ehren-amtlich. Die Bar öffnet um 20.30 Uhr und schliesst spätestens um 2 Uhr morgens.

Stopper positioniert – los geht's!

Herzen und Türen öffnenEine gute Stunde bevor die Bar öffnet, stellt ein zweiköpfiges Team die Theke auf und bereitet das Foyer für den Betrieb vor. Die Beleuchtung und die passende Musik wird entspre-chend eingestellt, der Personenstop-per auf der Strasse einladend positi-oniert. Nun kann es losgehen, wir öffnen unsere Türen und Herzen für neue Begegnungen. Ob es unsere Freunde, Bekannte, Menschen aus der Gemeinde oder aus senstehende Personen sind: jede und jeder findet einen Platz bei uns. Die gemütliche

Jubiläum: Nicht nur die Bar Glasklar feierte, sondern auch die Band. Sie stellte ihre erste CD-Produktion vor.

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Atmosphäre, das vielseitige Angebot an Getränken und der stets herzliche Empfang des Bar-Teams laden zum Verweilen ein.

Wir vergessen nie,wo wir uns befinden

Teil eines NetzwerkesWir dürfen immer wieder sehr inter-essante Begegnungen mit ganz unter-schiedlichen Menschen machen. Manchmal bleibt es beim Smaltalk. Manchmal entstehen aber auch sehr tiefgründige und emotionale Gesprä-che. Mit der Glasklar-Bar ist ein Ort entstanden, wo sich jeder zuhause fühlen kann. Wir vergessen dabei nie, wo wir uns befinden und was unser Glaube ist und dass all dies so nicht möglich wäre, ohne die Unterstützung aus der Gemeinde und von Connexio und die Mitarbeit der vielen freiwilligen Helfer.

Wie geht es weiter?Die jungen Erwachsenen in unserer Gemeinde sind einen mutigen Schritt gegangen. Und ich hoffe als Pfarrerin, dass das 3xB die Mitte unserer Ge-

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PHASE1

Bleibe neben mir (Text: M. Funtsch)

«Bleibe neben mir, wenn ich nicht mehr weiss, ob die Sonne morgen für mich scheint.

Bleibe neben mir, wenn ich alleine steh', und es nicht mehr vorwärts geht.

Bleibe neben mir –, wenn die Hoffnung der Andern mich nicht mehr tragen kann.

Bleibe neben mir, auch wenn ich Deine Nähe verweigert habe.

Halte mich fest, ...»

Hintergrund dieses Liedes«Menschen sehnen sich nach Klarheit und Geborgenheit. Jeder von uns kennt auch Ungewissheit und Angst, Gefühle, die uns trennen können, weil die kritischen Situationen von allen anders erlebt werden … Dieser Liedtext ist ein Hilfeschrei und eine Bitte an Gott, uns festzuhalten, wenn es keiner mehr kann.»

(aus dem Liedheft 3B Projekt: Phase1)

Wer neugierig geworden ist, kann die CD mit Liedheft bestellen unter: [email protected].

meinde wird. Der Ort, an dem wir alle mithelfen können, dass Menschen in Begegnung kommen und wir für Men-schen eine Oase sein können für ihre Sorgen und Lasten, wo sie ein offenes Ohr finden. Im Jahr 2014 ist geplant,

dass die Band einmal im Monat das Programm am Freitagabend in der Bar gestaltet. Weiter angedacht sind zusätzliche Projekte, die man mit dem Barbetrieb verknüpfen kann, wie zum Beispiel kulturelle Angebote.

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Sarah Bach: «Die gute Gemeinschaft hat mir geholfen, mich schnell hier einzufinden.»

Sarah Bach studiert seit Oktober 2013 an der Theologischen Hochschule Reutlingen

«Ich fühle mich immer wieder herausgefordert»Von Sigmar Friedrich

Seit Anfang Oktober studiert Sarah Bach an der Theologischen Hochschule Reutlingen (THR). Gegen Ende ihres ersten Semesters haben wir sie nach ihren ersten Erfahrungen gefragt.

15 Schweizer studieren hier

Sarah, wie gross ist Dein Semester?Wir haben ein vergleichsweise gro-sses Semester mit insgesamt 22 Stu-dierenden. Darunter sind auch sechs Schweizer. Insgesamt studieren zur Zeit 15 Schweizer an der THR.

Was sind die Hauptthemen in Eurem ersten Semester?Rein stundenmässig gesehen liegt der Schwerpunkt auf dem Neuen Testa-ment sowie der griechischen Sprache. Gerade Griechisch ist sehr herausfor-dernd und nimmt auch ausserhalb des Unterricht am meisten Zeit zum Ler-nen in Anspruch.

Wo hast Du einen neuen Blickwinkel auf Fragen des Glaubens erhalten?In der systematischen Theologie fühle ich mich immer wieder herausgefor-dert durch Fragen, die sich bereits viele Theologen gestellt haben und auf die wir keine eindeutige Antwort ha-ben: Wenn wir eine Erlösung durch Jesus brauchen, heisst das, dass un-sere Welt schlecht geschaffen ist? Sind einige von uns dazu vorherbe-stimmt mit Gott zu leben – und an-dere dann eben nicht? Oft geht es bei diesen Fragen vor al-lem darum, sich seine eigene Mei-nung klar zu machen. Manchmal ist dies einfach, manchmal aber auch nicht.

Wir diskutieren oft bis in die Nacht

Gibt es Themen, die kontrovers disku-tiert werden?In einer unserer ersten Vorlesung im Neuen Testament kam das Thema «Allversöhnung» auf, das dann auch gleich sehr hitzig diskutiert wurde.

Solche Verhandlungen bleiben selten im Vorlesungsraum, sondern dehnen sich meist weiter aus und werden bis spät in die Nacht hinein von uns noch diskutiert.

Gemeinsam leben und studieren – wo und wie erlebst Du das?Die Studierendengemeinschaft hier in Reutlingen ist etwas Spezielles. Man isst, lernt und feiert miteinander (und Gründe zum Feiern finden wir hier immer). Es ist ein bisschen wie in ei-ner grossen Familie. Zeiten wie die Weihnachtsferien werden da schon beinahe zu einer Herausforderung, da man so lange auf diese Gemeinschaft verzichten muss. Genau diese Ge-meinschaft hat mir auch extrem ge-holfen, mich hier einzufinden und schnell zuhause zu fühlen.

Wie pflegst Du Deine persönliche Bezie-hung zu Jesus?Ich versuche, mir regelmässig Zeit zu schaffen für eine stille Zeit. Eine Zeit nur für mich und Gott, wo ich ihm hinlegen kann, was mich beschäftigt, und ich auf sein Wort hören kann. Zu-

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dem haben wir auch verschiedene An-gebote, in denen wir die Gemeinschaft mit Gott pflegen können, wie zum Bei-spiel beim Gottesdienst in der Wo-chenmitte, bei den Andachten zum Ta-gesstart oder beim Nachtgebet, das wir einmal wöchentlich in einer klei-nen Gruppe gestalten.

Was fehlt Dir in Reutlingen am meisten?Am meisten fehlen mir klar die Freunde, die ich in der Schweiz zu-rücklassen musste und jetzt seltener sehe. Dies war am Anfang auch der schwerste Teil des Eingewöhnens, be-vor sich die neuen Beziehungen hier in Reutlingen aufgebaut haben.

WEITERFÜHREND

ZUR PERSON

Theologische Hochschule Reutlingen (THR)Die THR ist die theologische Ausbil-dungsstätte der EMK im deutsch-sprachigen Raum. Sie wird getra-gen von der EMK in Deutschland und in der Schweiz.

www.th-reutlingen.de

Systematische TheologieDie Systematische Theologie ist ein Teilbereich der theologischen Ausbildung, in dem es darum geht, Glaubensinhalte und Glaubens-praxis im Kontext unserer Zeit zu bedenken und tragfähig zu be-gründen. Dazu fragt die Systema-tische Theologie nach dem bibli-schen Zeugnis, der Bekenntnist-radition der christlichen Kirche und bezieht auch nichttheologi-sche Wissenschaften in das Nach-denken mit ein, um tragfähige Aussagen über die Voraussetzun-gen, Inhalte und die praktische Le-bensgestaltung des Glaubens zu gewinnen.

Sarah Bach (21) studiert seit An-fang Oktober an der THR. Zuvor war sie auf dem Bezirk Uzwil-Fla-wil im Gemeindepraktikum. Über diese Zeit sprachen wir mit ihr in Kirche und Welt 9/2013. Sie finden die Ausgabe im Internet unter:

www.issu.com/emk_schweiz

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 3/2014:12.2.14

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1, 8 nikfin, sxc.huS.2 Deike, gemeindebrief.deS.3, 7, 13, 12, 21 KuWS.3 D. Schütz, pixelio.deS.4, 5, 10, 11, 14–18 zVgS.5 J. Parkin, photoXpress.comS.9 M. Barnebeck, pixelio.deS.18 F. Fadel, wicc.orgS.19 Studio Cl Art, photl.comS.24 D. Kostic, photoXpress.com

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Lebensader: Der Künstler Farid Fadel zeigt mit seinem Bild, wie wichtig das Wasser für Ägypten ist.

INFORMIERT BETEN

Hinweise zu Veranstaltungen zum Weltgebetstag am 7. März in Ihrer Region finden Sie im Gemeinde-brief Ihrer EMK-Gemeinde.Weitere Informationen zum Welt-gebetstag: www.wgt.ch

FRAUENNETZWERK

Informiert beten am 7. März

Ströme in der WüsteVon Sigmar Friedrich

Frauen aus Ägypten, einem der was-serärmsten Länder der Erde, haben die Liturgie für die Feiern des Welt-gebetstags am 7. März geschrieben. Ihre Bitten und Gedanken entstan-den unter den ersten Eindrücken des «arabischen Frühlings» 2011. Sie sind hoch aktuell.

Mit dem Thema der Liturgie «Ströme in der Wüste» und der Begegnung der samaritanischen Frau mit Jesus am Ja-kobsbrunnen zeigen die Ägypterin-nen auf, wie Jesus mit drei gängigen Übeln seiner Zeit aufräumte: der Dis-kriminierung unter den verschiede-nen Volksstämmen sowie den sozialen und religiösen Ausgrenzungen. Die Verfasserinnen wünschen sich, dass das lebendige Wasser die Quelle allen Lebens auf dieser Erde werde und alle Menschen in Frieden miteinander le-ben können. Die Liturgie lädt ein, auch im eige-nen Leben die Ströme zu entdecken, die in unseren Wüsten hervorbrechen: Zeiten und Orte, an denen Gott am Werk ist.

Zum Motto der Jährlichen Konferenz

Lichtsignale

«Im Osten geht die Sonne auf – im Süden hat sie ihren Mittagslauf, im Westen wird sie unterge-hen, im Norden ist sie nie zu sehen.» Wir alle kennen diesen Spruch noch aus Schulzeiten. Er kann helfen, sich die Himmelsrichtungen zu merken und sich im Tagesverlauf zu orientieren. Die Sonne steht, wenn sie aufgegangen ist, dann über allen und allem – egal ob Ost oder West, Süd oder Nord. «Gott lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute» – auch diesen Satz aus Matthäus 5,45 kennen viele. Hilft er auch, uns zu orientieren? Ich finde schon: Egal, welche Richtung mein Leben gerade nimmt – Gott lässt seine(!) Sonne über mir aufgehen. Damit kann ich vielleicht nicht immer in der Bewegung meines Lebens merken, ob ich in die richtige Richtung gehe, einen Umweg einschlage oder komplett in die Irre laufe. Aber ich kann mir sicher sein, dass Gott auf allen Wegen hilfreiche Lichtsignale gibt. Mit ihm kann ich mich in und durch jedes Dunkel des Lebens wagen, denn er lässt nie-manden im Dunkeln stehen.

Nicole Becher

Voller HoffnungEtwa 10% der ägyptischen Bevölke-rung sind Christ/innen. Sie gehören zu koptischen, katholischen und evangelischen Gemeinden. Dass Christen und Muslime, Liberale und Konservative, Arme und Reiche, Frauen und Männer 2011 und auch 2013 gemeinsam protestierten, war wichtig für Ägyptens Gesellschaft. Für viele Frauen war die Revolution ein Schlüsselerlebnis. Mit Blick auf die damaligen Forderungen fragt der Weltgebetstag nach der heutigen Si-tuation und nimmt dabei vor allem die ägyptischen Frauen in den Blick. Mit den Kollekten der Gottesdienste werden unter anderem zwei ägypti-schen Partnerorganisationen unter-stützt, die sich für Mädchenbildung und die Mitbestimmung von Frauen einsetzen.

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IN EIGENER SACHE

Ergebnisse der Umfrage 2013

Wer liest wieviel in Kirche und Welt?Von Sigmar Friedrich

Im Herbst letzten Jahres haben wir unter den Leser/innen von «Kirche und Welt» eine Umfrage durchge-führt, um zu sehen, wie das Heft ge-lesen wird. Es freut uns sehr, dass sich so viele an dieser Umfrage be-teiligt und den Umfragebogen zu-rückgesandt haben. Herzlichen Dank für diese Unterstützung unserer Arbeit!

Die Umfrage wurde erstellt und ausge-wertet in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz. 1200 Fragebögen wurden verschickt – nicht nur an Haushaltsadressen, son-dern gezielt an Personen aus dem jeweiligen Haushalt. Rund 400 Frage-bögen wurden wieder zurückgeschickt und konnten ausgewertet werden. Das sind einige der Ergebnisse der Umfrage:

Das Alter der LesendenAm intensivsten gelesen wird Kirche und Welt von Personen, die 60 Jahre oder älter sind. Personen im Alter zwi-

schen 30 bis 59 Jahren lesen Kirche und Welt in Auszügen. Sie informie-ren sich über das Geschehen in der Kirche stärker über das Internet oder den News-Feed. Kaum gelesen wird Kirche und Welt von den Personen zwi-schen 16 bis 29 Jahren. Diese Gruppe nutzt am stärksten die Apps für And-roid oder iPhone – und würde auch begrüssen, wenn die EMK auf sozia-len Netzwerken wie Facebook und Twitter aktiv wäre.

Mehr als die HälfteVon allen Befragten lesen rund 53 Prozent mehr als die Hälfte von Kirche und Welt. Am meisten gelesen wurden die Gedankenanstösse von Urs Schweizer. Ebenfalls auf grosses Interesse stossen Informationen zu neuen Gliedern und Verstorbenen und Berichte zu Projekten aus Gemeinde-bezirken sowie die Beiträge zum je-weiligen Heftthema.

Bitte mehr StellungnahmenViele der Befragten zeigten sich sehr interessiert, mehr Stellungnahmen zu politischen Abstimmungen in Kirche

und Welt zu lesen. Auch die Themen «Glaube und Umwelt» und Fragen der sozialen Gerechtigkeit stossen auf In-teresse. Oft wurde auch das Anliegen geäussert, mehr persönliche, zeugnis-hafte Berichte in Kirche und Welt zu lesen.

Wie geht es weiter?Der Ausschuss für Medien- und Öf-fentlichkeitsarbeit hat in einer Sit-zung bereits einmal die Ergebnisse der Umfrage zur Kenntnis genom-men. Im jetzt begonnenen Jahr sollen die Ergebnisse ausführlicher disku-tiert und über die Konsequenzen be-raten werden. Mit Blick auf Kirche und Welt steht unter anderem zur Dis-kussion, in welchem Rhythmus und mit welchem Umfang die Zeitschrift künftig erscheint. Wie die EMK in den sozialen Netzwerken aktiv wer-den kann, wird ebenfalls angedacht werden.

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NACHRUF

Zum Tod von Benjamin Boller (19.4.1923–3.1.2014)

Humorvoll und nachdenklichBenjamin Boller wurde am 19. April 1923 als drittes Kind von Lydia und Edwin Boller geboren. Durch Andacht und Gebet in der Familie, den Gottes-dienstbesuch in früher Jugendzeit, wurde er zu Christus geführt und durfte Gottes vergebende Gnade erle-ben. Die vom Glauben an Gott ge-prägte Erziehung stellte die Weichen für seinen Lebensweg. Vom Geburtsort im Zürcher Oberland führte der Weg in bedrückender Kri-senzeit ostwärts in den Kanton Thur-gau. Der Vater fand eine Arbeitsstelle in Arbon, einige Jahre später nach Ror-schach. Die Eltern wurden zum Sigris-tendienst berufen und die Kinder wur-den intensiv in diese Aufgabe mit einbezogen. Die Ausbildung zum Fein-mechaniker nach Ende der Schulzeit war überschattet durch die erschüttern-den Ereignisse des 2. Weltkriegs. Im Jahr 1945 besuchte Benjamin Boller ein Männerlager unserer Kir-che in der Viktoria, Reuti-Hasliberg. Durch Bibelarbeiten wurde in ihm der Ruf ins Predigtamt geweckt; langes Widerstreben löste eine bis anhin noch nie erlebte Krise am Arbeitsplatz

aus. Nach dem Ja zum Dienst in der Kirche löste sich schlagartig die Not am Arbeitsplatz. Den «Gehilfen-Dienst» versah Ben-jamin Boller in Herisau, erhielt dann seine Ausbildung in Basel und Frank-furt am Main. Dann folgte die Heirat mit Margrith. Dem Ehepaar wurden drei Kinder geschenkt. Benjamin Boller versah seinen Dienst in Gerla-fingen, Langnau i.E., Rheineck, Rup-perswil, Gelterkinden und Flaach. Nach der Pensionierung zog das Ehe-paar nach Niederuzwil. Dort versah Benjamin für einige Jahre den Sigris-tendienst in der Kapelle. 2010 zog das Ehepaar ins Alters- und Wohnheim Eschlikon. Im April 2013 durfte er seinen 90. Geburtstag, im August den 60. Hochzeitstag feiern. Nach einem Sturz musste Benjamin vor Weih-nachten 2013 einige Tage notfallmäs-sig ins Spital. Am 24. Dezember war er wieder zu Hause. Sein Gesund-heitszustand verschlechterte sich am Morgen des 2. Januar unerwartet und sehr schnell. Seine irdische Reise hat er am früheren Morgen des 3. Januar abgeschlossen.

Benjamin Boller war ein sehr vielsei-tig interessierter Mensch, hatte Freude am handwerklichen Arbeiten, an der Fotografie und Kalligraphie, an klassischer Musik und Kunst. Er war literarisch bewandert, liebte die Spra-che und war ein sehr guter Geschich-tenerzähler. Fröhlicher Humor und nachdenklicher Tiefgang verbanden sich bei ihm in besonderer Weise. Nun ist sein sehnlichster Wunsch, der in Psalm 17,15 beschrieben ist, für ihn in Erfüllung gegangen: «Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerech-tigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde.»

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LEBEN 55+

Das «Impulsforum – Leben 55+»

Ideen für die GemeindearbeitVon Susanne Vögeli

Kennen Sie den Satz: «Gemein-schaftsnachmittag? Ich? Da gehe ich hin, wenn ich wirklich alt bin!» Ha-ben die klassischen Seniorennach-mittage bald ausgedient?

Reichen für den Besuchsdienst bei al-ten oder kranken Menschen das Kir-chengesangbuch und die Bibel aus? Oder benötigen Personen, die sich im Besuchsdienst engagieren, weitere «Instrumente», um diesen wichtigen Dienst kompetent und menschen-freundlich verrichten zu können?

Gute VoraussetzungenAngebote für Senioren werden oft ver-bunden mit: Kaffee und Kuchen, Dia-vorträge, Carfahrten und sehr alte Menschen. Zunehmend fühlen sich äl-tere Menschen durch die Angebote der Gemeinden nicht angesprochen, die Bedürfnisse der heutigen und zukünf-tigen Altengenerationen – unsere Be-dürfnisse – haben sich verändert. Unsere Gesellschaft wird immer komplexer, ihre Ansprüche steigen,

ihre Interessen verändern sich. Men-schen unserer Zeit haben ein enor-mes Bedürfnis nach Zugehörigkeit, gleichzeitiger Unabhängigkeit und dem Wunsch, die Fragen nach Sinn beantwortet zu bekommen. Ideale Vo-raussetzungen für die Kirche, aktiv zu werden und hier Versuchsfeld zu bieten! Aber wie?

Neue IdeenAm Samstag, 15. März findet in Aarau ein «Impulsforum – Leben 55+» statt, das mit sieben verschiedenen Work-shops Hilfestellungen und Ideen ver-mittelt für die Arbeit mit Menschen im reiferen Alter. Eingeladen sind alle Interessierten, Pfarrpersonen und Multiplikatoren. Einladungspros-pekte liegen in den EMK-Bezirken auf oder können unter folgender Adresse bezogen werden:

Neue Mitglieder

Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag.

am 25.08.2013Klingenberg-KreuzlingenEva Zülle EggmannMichael Zülle

am 22.09.2013Uzwil-FlawilChristine Schöni

am 26.10.2013Solothurn LatinoMonica da Silva JacintoRita LorenzMarcel LorenzRosangela MartinoElisa Martins Della CasaMaria de Fatima Obrecht da SilvaLuzia Amparo Setz–Rios

am 17.11.2013BadenJohn HategekimanaClémentine Hategekimana

am 01.12.2013Uzwil-FlawilElisabeth Letsch-RutzJonathan Letsch

am 1.12.2013SolothurnCaroline Krüger-GraberTobias KrügerClaudia Leimgruber-NeukomSandra LutzAnnelis Mühlemann-ReusserSeongjin TrabandtJens Trabandt

KONTAKT

Beauftragte für Seniorenarbeit – Leben 55+, Susanne Vögeli, Tel. 044 299 30 88 oder [email protected]

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LEBEN 55+

Im Fokus: Das Impulsforum vermittelt Ideen für eine zeitgemässe Seniorenarbeit.

DIE WORKSHOPS

Impulse für traditionelle SeniorenangeboteSeniorenanlässe, die hauptsächlich Menschen über 75 Jahre ansprechen, können je nach Gemeinde, Zielpubli-kum und Mitarbeitenden sehr verschieden aussehen. Ne-ben dem Austausch über Gelingendes und Schwieriges gibt dieser Workshop neue Impulse für die Gestaltung und Organisation solcher Angebote.

JungseniorenprojekteZwei Jungseniorinnen und ein Jungsenior geben Einblick in die Geschichte ihrer Kirchgemeinden und den Umgang mit den Bedürfnissen von Frischpensionierten. Immer mit dem Ziel, in entspannter Weise mit Kirchendistan-zierten ins Gespräch zu kommen.

Hilfestellungen für den Besuchsdienst«Menschen haben Menschen nötig, um Mensch zu sein, um Mensch zu bleiben!» Was trägt, wenn Grenzen sicht-bar werden und Beschwerden und Krankheit meinen All-tag bestimmen? Wie kann ich mit meinem Gegenüber da-rüber ins Gespräch kommen?

Fresh Expressions in der SeniorenligaBrauchen wir «Fresh Expressions» (Neue Ausdrucksfor-men der Kirche)? Wo sehen wir Chancen und Möglichkei-ten? Einladung zum Fantasieren und Visionieren, wie wir der Kirche ein neues Gesicht geben können.

Rituale und ÜbergangsfeiernÜbergänge gibt es viele im Leben, z.B. wenn die erwach-senen Kinder ausziehen, bei der Pensionierung oder bei anderen Abschieden. Das Feiern von Ritualen kann einen Weg bahnen zur Lebensfreude oder Mut erzeugen, Neues anzupacken. Wie gestalten wir Rituale und wozu helfen sie uns? Ganz praktisch feiern wir gemeinsam ein Über-gangsritual.

ErzählcaféÄlter werdende Menschen erzählen gerne aus ihrem Le-ben. Um diesem Bedürfnis nachzukommen, können wir wertfreie Erzählräume in oder ausserhalb der Kirchen-mauern schaffen. Wie aber gestalten wir ein Erzählcafé? Es gilt ein paar wichtige Kriterien zu beachten, damit im Erzählcafé eine Atmosphäre geschaffen wird, die zum Er-innern und Erzählen aus dem eigenen Leben anregt.

Stufen des LebensAlle Sinne werden durch Bodenbilder und Dialoge ange-regt und sollen helfen, einen neuen Zugang zu biblischen Themen und Texten zu schaffen. Mit Augen, Ohren und mit dem Herzen möchte «Stufen des Lebens» Glaubens- und Lebenshilfe anbieten. Im Workshop wird eine Kurs-Einheit vorgestellt.

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Von Üllas Tankler

Anne ist eine Klavierlehrerin an ei-ner örtlichen Musikschule in Est-land. Sie ist auch Organistin in der EMK-Gemeinde am Ort. Musik ist für sie ebenso sehr wichtig wie ihr Glaube. Aber sie kann in der Musik-schule nicht predigen – und hat das zum Glück auch noch nie versucht. Denn Anne weiss, dass sie keine Pre-digerin ist. Dennoch hat Anne als Organistin und Musikschul-Lehrerin schon alle möglichen Dinge gemacht, um ihre Arbeit mit ihrem Glauben zu verbin-den. So bat sie ihre Schüler, während des Gottesdienstes in der Kirche zu spielen – für die Kinder eine Chance, vor Publikum aufzutreten. Einige Schüler wären sicherlich niemals in einen Gottesdienst gekommen, hätte Anne sie nicht darum gebeten, dort zu spielen. Sie organsierte Konzerte in der Kirche. Jetzt kamen noch mehr Schü-ler in die Kirche und brachten ihre

Freunde und ihre Familie mit. Viele Leute, die sonst nie in die Kirche ge-hen würden, kamen. Anne ging noch einen Schritt wei-ter und organisierte ein Osterkon-zert, bei dem ihre Schüler zusammen mit verschiedenen Musikgruppen der Gemeinde musizierten. Schliesslich rief Anne an der Mu-sikschule ein Projekt ins Leben, das den Schülern die Möglichkeit gab, sich auf geistliche Musik zu speziali-sieren. Kürzlich feierten sie ihr zehn-jähriges Bestehen, und Anne organi-sierte in diesem Zusammenhang eine Ausstellung zum Thema «geistliche Musik». Wieder in ihrer Kirche – nicht in der Schule. Anne predigt nicht. Sie evangeli-siert nicht mit Worten. Aber sie nimmt an Gottes Mission teil. Für mich ist sie deshalb eine Missionarin – wie alle Christen, die ihren Glauben dort, wo sie sind, auf ihre ganz eigene Art zei-gen. Vor allem auch deswegen ist Anne eine Missionarin, weil sie nicht der Meinung ist, eine zu sein.

Teilhaben an der Mission Gottes

Anne weiss nicht, dass sie Missionarin ist

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der welt- weiten Missionsbehörde der

United Methodist Church

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