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04/2015 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church beFREMDet – beFREUNDet – beREICHert Das Connexio Jahresthema 2015 Seite 16 Ressourcen klug einsetzen Zwei Bibeltexte, zwei Fragen, zwei Antworten Seite 5–7 Suppe für die Nachbarschaft Fresh Expressions hautnah erleben Seite 22 Wegstationen im Leben von Dietrich Bonhoeffer Nachfolge, Widerstand, Hinrichtung Seite 10/11

Kirche und Welt 4/2015

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt 4/2015

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015

Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

beFREMDet – beFREUNDet – beREICHertDas Connexio Jahresthema 2015Seite 16

Ressourcen klug einsetzenZwei Bibeltexte, zwei Fragen, zwei AntwortenSeite 5–7

Suppe für die NachbarschaftFresh Expressions hautnah erleben Seite 22

Wegstationen im Leben von Dietrich Bonhoeffer

Nachfolge, Widerstand, HinrichtungSeite 10/11

Page 2: Kirche und Welt 4/2015

InhaltsverzeichnisRessourcen klug einsetzen

«Hättest du's wenigstens zur Zahlstelle gebracht...!» 5

Inspirierende Beispiele teilen

Nicht gleich – aber miteinander 8

Situationen erreichen, in denen beide Seiten gewinnen

Miteinander Lösungen finden 9

Neue Fachfrau Social Media

Schnell und überall 10

Wegstationen im Leben von Dietrich Bonhoeffer

Nachfolge, Widerstand, Hinrichtung 10

Dietrich Bonhoeffer über die Herausforderungen der Kirche in der Welt

Christus und die mündig gewordene Welt 12

In den USA studierte Bonhoeffer auch bei methodistischen Lehrern

Prägende Zeit – trotz Vorbehalten 14

Bücher von Dietrich Bonhoeffer

Er-Lesenes 15

Das Connexio Jahresthema 2015

beFREMDet – beFREUNDet – beREICHert 16

Feier zum Weltgebetstag 2015 in Brugg

Am Beispiel Jesu lernen 17

Eine besondere Aktion im BESJ-Shop

Gut ausgerüstet ins Pfila! 19

Freiwilligenarbeit in der Diakonie Bethanien

IDEM – Im Dienst eines Mitmenschen 21

Fresh Expressions hautnah erleben

Suppe für die Nachbarschaft 22

Die fruchtbare Arbeit der EMK-Gemeinde in Kovacica (Serbien)

«...kann nicht verborgen bleiben» 23

Gut, dass ich dem inneren Impuls folgte

Zugehört – und nicht verurteilt 24

2 Kirche und Welt Nr. 04/2015

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Expertensache!

Von Stefan Moll

Wie können wir über Erlösung durch Jesus Christus sprechen, so dass richtig viele Leute Jesus Christus vertrauen, ihr Leben von ihm verändern lassen und Hoffnung schöpfen? Für diese Frage wendet sich das SLI-Team Soteriologie an Experten. Es gilt, auf die Fachleute zu hören. So hat sich das Team auf die Suche gemacht – und gefunden: Friedrich S.*, 45, Landwirt, konfessionslos. Gabriela F.*, Geschäfts-führerin, Buddhistin. Jessica B.*, Schülerin 4. Klasse, ohne religiöse Erfahrung. Hans K.*, 87, Atheist. Diese Leute verbindet nur eines: Sie haben alle keine Ahnung, dass sie Experten in Sachen Theologie sind. Wir haben uns Zeit genommen, mit diesen Exper-ten zu reden. Wir haben sie ernst genommen und zugehört. Wir haben uns von ihnen einen Bibeltext erklären lassen. Alle diese Fachleute haben keine Ahnung über die Bibel. Aber sie haben Ahnung vom Leben. Und wie! Ihre Lebenserfahrung spiegelt sich im Bibeltext. Es entstehen überraschende, leben-dige Bezüge zum Text. So entstehen Brücken für richtig gute Predigten. Wir entdecken eine Sprache, die bewegt und berührt. Wir verstehen: so kann man die Bibel auch lesen. Durch das Hinhören ent-steht eine Sprache: ungewohnt vielleicht, aber sie geht unter die Haut.

* Diese Personen wollen wir noch besser kennenlernen.

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

Noch keine 40 Jahre alt war Dietrich Bonhoeffer, als er am 9. April 1945 hingerichtet wurde, weil er als Theologe Teil der Verschwörung gegen Adolf Hitler geworden war. Mit seinem ganzen Leben trat er authentisch ein für das, was er an theolo-gischer Überzeugung gewonnen und in einigen Briefen und wenigen Schriften hinterlassen hat. In der Aprilausgabe erin-nern wir an diesen bedeutenden Theologen des 20. Jahrhun-derts. Seine Gedanken sind auch 70 Jahre nach seinem Tod ak-tuell und provozierend. Zwei Theologen liessen sich herausfordern durch Gleichnisse Jesu, in denen es um den angemessenen Umgang mit Ressour-cen geht. Nicht nur ihre unterschiedliche Lebenserfahrung führt zu unterschiedlichen Antworten auf die Fragen, die ih-nen gestellt wurden. In Chemnitz entdeckten die Teilnehmer/innen am Startklar-Kurs, wie sich Christ/innen dort durch Menschen in ihrem Umfeld herausfordern lassen und es wagen, Kirche, die «für andere da ist» (D.Bonhoeffer), in neuer Form zu leben.

Sigmar FriedrichRedaktor

3Kirche und Welt Nr. 04/2015

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IHRE MEINUNG

Zu «Kirche und Welt» 3.2015, S.16–17

Die Wissenschaft macht blindIch würde den Titel von Stefan Wellers Bericht «Warum ist Gott verborgen?» umformulieren in «Warum sehen wir Gott nicht mehr?» Für König David war Gott sehr wohl sichtbar (Ps 19,2). Auch Paulus hatte kein Problem, Gott zu se-hen (Röm 1,20). Hat uns die Wissenschaft blind für Gott gemacht? Wenn ich den Satz im Be-richt lese: «Gott als Arbeitshypothese müsse aus Gründen der intellektuellen Redlichkeit fallengelassen werden», dann sieht das für mich wie eine totale Kapitulation aus. Zu den beiden von Professor Kreiner aufgezeigten Optionen, «Beat them» und «Join them», schlage ich eine dritte Option vor: «Convince them», überzeuge sie. Die Bibel hat sehr wohl ganz konkrete Antworten auf die im Bericht aufgelisteten vier ungelösten Rätsel. Dazu müssen wir sie al-lerdings in ihrer Gesamtheit als Gottes Offenbarung ernst nehmen und nicht als mystisches zeitbedingtes Geschichtenbuch den neusten wissenschaftli-chen Erkenntnissen unterordnen. Wenn wir also zuerst mal selber die Glaub-würdigkeit der Bibel in unserer wissenschafts-dominierten Zeit wiedererken-nen und das unseren Mitmenschen in aller Liebe weitergeben, dann erfüllen wir unseren Missionsauftrag, verherrlichen Gott, der sich seit David nicht ge-ändert hat, und können intellektuell sehr wohl redlich bleiben. .. .

Fritz Kurt, Wiedlisbach

Zu «Kirche und Welt» 3.2015, S.16–17

Ist Gott wirklich verborgen?... Bei allem, was von Menschen erschaffen wurde, zweifelt niemand daran, dass hinter allem ein Plan, ein Kreator steckt. Warum soll es dann bei allen Wundern der Erde, wie alles funktioniert, keinen Schöpfer geben? Wie kann dann ein denkender Mensch behaupten, die Erde sei durch Zu-fall, ohne Kreativität entstanden? Wie und warum hat es den Urknall gege-ben? Auch hinter dem Urknall ist Kreativität ersichtlich, also gibt es von wis-senschaftlicher Seite gesehen keinen Beweis, dass Gott nicht existiert. Die Wissenschaft bestätigt sogar die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Gibt es wirklich so viele Zufälle, die nötig wären, um die Entstehung der Erde ohne Kreativität, ohne Gott zu erklären? Warum wird bei Berichten, was die moderne Wissenschaft alles erforscht hat, immer alles weggelassen, was die Schöpfungsgeschichte der Bibel bestätigen würde? Also ist Gott nicht im Verborgenen, sondern in seinen Werken erkennbar (Röm 1,20). In Jesus ist Gott zu uns gekommen und hat versucht, uns in Bildnissen und Gleichnissen, das Himmelreich und Gott zu erklären.

Gerhard Steiner, Oberdorf

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 05/2015:14.04.15

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1,10–15 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,in der Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenS.2 Mester, gemeindebrief.deS.3,9,10 KuWS.3 ItzaFineDay, flickr.comS.5,7 dreamstimeS.6,7,16–19,21–23 zVgS.8 www.helenesouza.com, pixelio.deS.24 Stefan Pfister

4 Kirche und Welt Nr. 04/2015

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Von Daniela Deck, Simon Zürcher,

Jürg Matter

Wie gehen wir richtig mit dem um, was uns anvertraut ist? Die Evange-lien erzählen, dass Jesus diese Frage immer wieder aufgegriffen hat in Ge-schichten, Gedankenanstössen, Fra-gen, Trost, Rat und Warnungen. Zwei Gleichnisse aus diesem Schatz haben

wir Jürg Matter und Simon Zürcher vorgelegt. Beide haben Theologie stu-diert. Im Umfeld der Kirche bewegen sie sich heute in verschiedenen Kon-texten. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenserfahrung und im Gespräch mit den biblischen Texten aus Luk 12,16–21 (Gleichnis vom reichen Kornbauern) und Luk 19,11–27

(Gleichnis vom anvertrauten Vermö-gen) haben wir sie gefragt:

Er erzählte ihnen aber ein Gleichnis: Das Land eines reichen Mannes hatte gut getragen. Da dachte er bei sich: Was soll ich tun? Ich habe keinen Raum, wo ich meine Ernte lagern kann. Und er sagte: Das werde ich tun: Ich werde meine Scheunen abbrechen

und grössere bauen, und dort werde ich all mein Getreide und meine Vor-räte lagern. Dann werde ich zu meiner Seele sagen können: Seele, du hast rei-chen Vorrat daliegen für viele Jahre. Ruh dich aus, iss, trink, sei fröhlich! Gott aber sagte zu ihm: Du Tor! Noch

in dieser Nacht fordert man deine Seele von dir zurück. Was du aber zu-rückgelegt hast - wem wird es gehö-ren? So geht es dem, der für sich Schätze sammelt und nicht reich ist vor Gott.(aus: Zürcher Bibel 2007)

ZAHLSTELLE

Luk 12, 16–21

Ressourcen klug einsetzen

«Hättest du's wenigstens zur Zahlstelle gebracht...!»

• Was machen die handelnden Personen in den Gleichnissen im Umgang mit ihren Ressourcen klug, was nicht?

• Inwiefern prägen diese Einsichten Euren persönlichen Umgang mit Euren Ressourcen?

Die Antworten von Jürg Matter und Simon Zürcher finden Sie auf den zwei nachfolgenden Seiten...

Zahlstelle

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Luk 19, 11–26

Er erzählte ihnen ein weiteres Gleich-nis. Er sprach also: Ein Mann von vor-nehmer Herkunft ging in ein fernes Land, um dort die Königswürde in Empfang zu nehmen und dann zu-rückzukehren. Er rief nun zehn seiner Knechte, gab ihnen zehn Minen und sagte zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme. Die Bürger seines Lan-des aber hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und liessen sagen: Wir wollen nicht, dass

dieser König wird über uns. Und es ge-schah, als er im Besitz der Königs-würde zurückkehrte, dass er die Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen liess, um zu erfah-ren, was ein jeder damit gemacht hatte. Da trat der erste vor und sagte: Herr, deine Mine hat zehn weitere Mi-nen eingebracht. Und er sagte zu ihm: Recht so, du bist ein guter Knecht! Weil du im Kleinsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn

Städte. Dann kam der zweite und sagte: Deine Mine, Herr, hat fünf Mi-nen erbracht. Auch zu ihm sprach er: Und du sollst herrschen über fünf Städte. Dann kam wieder ein anderer und sagte: Herr, da hast du deine Mine, die ich in einem Tuch verwahrt habe. Denn ich fürchtete mich vor dir, weil du ein harter Mann bist; du nimmst, was du nicht angelegt, und erntest, was du nicht gesät hast. Zu ihm sagt er: Nach deinen eigenen Wor-

Die beiden positiv erwähnten Sklaven in Lukas 19 handeln nicht klug, sie handeln nicht dumm. Sie tun, wozu sie beauftragt wurden. Sie selber können keinen Besitz haben, sind ja selber Be-sitz. Sie können nichts gewinnen, sie können nichts verlieren. Der Meister sagt, handle mit meinem Geld, und sie tun es. Selber sind und bleiben sie ver-sorgt durch ihren Besitzer. Unver-ständlich, weshalb der eine es nicht auch so tut. Befehlsverweigerung macht sich nie gut.

Vorräte sammeln, um so Ruhe zu finden?

Nur ein kleines bisschen schwieri-ger ist es beim Kornbauern. Er mehrt seine Vorräte und denkt, damit Ruhe und Frieden in sein Leben zu bekom-men. Ein Trugschluss, sagt Jesus. Auch meine eigene Erfahrung und die moderne Glücksforschung kommen zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Also alles klar? Erstaunlicherweise nicht. Viele Jesusnachfolger/innen um

mich herum ringen um den richtigen Umgang mit «ihrem» Besitz, und da-bei sammelt sich über die Jahre in ih-ren Scheunen das eine und andere an. Was macht es denn so schwer, den Auftrag Gottes anzunehmen und «sei-nen» Besitz in unseren Händen auch für ihn einzusetzen? Weshalb ist es einfacher, auf unsere Vorsorgeeinrich-tungen zu vertrauen als auf Gott, der doch gesagt hat, dass er uns versorgen will? Ich auf jeden Fall kenne mehr Menschen, die ihren scheinbar so si-cheren Besitz verloren haben, als sol-che, die ganz auf Gott vertrauten und von ihm hängen gelassen wurden.

Dem Besitz vertrauen oder Gott?

Aber muss dies denn ein Gegensatz sein? Ich glaube, dass Jesus davon aus-ging, ja. Die Verse unmittelbar nach der Geschichte mit dem Kornbauern zeigen auf, wie man es besser machen könnte als dieser. Der Abschnitt endet damit, dass man seinen Besitz ins

Reich Gottes investieren soll, statt da-mit zu versuchen die eigene Zukunft abzusichern.

Lieber denen geben, die Mangel haben

Ich bin mir bewusst, dass es viele Menschen gibt, die mich für naiv hal-ten. Ich sehe aber tatsächlich keinen Grund für mich und meine Familie mehr zu horten, als wir in einem gan-zen Jahr verbrauchen (staatlich vorge-schriebene Absicherungen noch aus-genommen). Gott stellt uns heute deutlich mehr Ressourcen zur Verfü-gung, als wir für uns benötigen. Wes-halb sollten wir etwas davon zurück-halten, nur weil es ja schliesslich sein könnte, dass wir es eventuell später mal brauchen? Wir geben lieber für diejenigen, die heute schon an Mangel zugrunde gehen (geistlich und mate-riell). Sollten wir dann später selber auf Hilfe angewiesen sein, wo ist die Schande?

Simon Zürcher: Mehr Ressourcen, als wir benötigen

ZU DEN PERSONEN

Simon Zürcher (geboren 1976) ist Theologe. Seit 2003 ist er in der EMK als Pfarrer tätig. Er ist ver-heiratet und hat vier Kinder im Vorschulalter.

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ten will ich dich richten, du böser Knecht. Du hast also gewusst, dass ich ein harter Mann bin, dass ich nehme, was ich nicht angelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe? Warum hast du dann mein Geld nicht zum Wechsler

gebracht? Dann hätte ich es bei mei-ner Rückkehr mit Zinsen abholen kön-nen. Und zu denen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm die Mine weg und gebt sie dem, der die zehn Minen hat. Und sie sagten zu ihm: Herr, der hat

doch schon zehn Minen. Ich sage euch: Jedem, der hat, wird gegeben werden; dem aber, der nicht hat, wird auch das noch genommen werden, was er hat.

(aus: Zürcher Bibel 2007)

Ich breche eine Lanze für den «reichen Kornbauern»: Natürlich dreht sich bei unserem Süchtigen vieles ums Haben. Aber Achtung: Unsere Sprache verrät unser aller Verhaftetsein auf der Ha-ben-Ebene: Warum nur gibt es neben Habsucht und Geltungssucht keine Sein-Sucht, warum nur gibt es nur das Guthaben, nicht aber das Gutsein? Also: unser Reicher hat das Problem, für all seine Erträge und Einkünfte keine «Unterbringungsmöglichkeit» zu finden. Zum Vergleich: Schweizer Pensionskassen überlegen derzeit die Miete von Militärbunkern, um Bar-geld zu lagern, weil die Anlage auf dem Geldmarkt Zins kostet statt abzu-werfen (Negativzinsen). Herunterge-brochen auf den einzelnen: Als vernünftige Schweizer Korn-bauern legen wir in der Befolgung un-serer Gesetze einen grossen Vorrat für viele Jahre unserer Pensionierung an. Meine «schüche» Frage: Wo siedeln Christen die Narretei an? Beim Spa-rer, der tunlich darauf achtet, seine Pflege bis zum Aufenthalt im Heim (mit Kosten von einigen Tausend Fran-ken im Monat) selber zu berappen und allenfalls lachende Erben und/oder ei-nen dankbaren Staat zu hinterlassen? Oder bezeichnen wir denjenigen als Narren, der seinen Vorrat für sich rechtzeitig so aufbraucht, dass er im

Fall der notwendigen Pflege und Ver-sorgung auf Ergänzungsleistungen der AHV (d.h. auf den Steuerzahler) zurückgreifen muss? Narretei, meine ich, ist geistlich für den äusseren Um-gang mit unseren Vorräten gar nicht so einfach zuzuordnen!

Wo siedeln wir die Narretei an?

Klarheit indes könnte herrschen über den inneren Umgang mit unserem Vermögen oder Vermächtnis: Wer klammert, hat Angst. Die Angst, zu kurz zu kommen oder die Angst zu verlieren, begründet nicht nur bei ein-zelnen, sondern auch bei sozial-diako-nischen Unternehmungen eine vielfäl-tig zu beobachtende Neigung, zu halten und zu behalten statt zu inves-tieren. Pfunde gehören eingesetzt! Und zwar unbedingt, denn sie gehö-ren mir nicht. Was ich bin und habe, ist geliehen! Kapital- und Landreser-ven, eine bewährte Tradition von so-zial-diakonischem Leben in der Ver-sorgung von Menschen in besonderen Lebensumständen, sind «Assets» un-serer diakonischen Einrichtungen, die bedingungslos investiert gehören – in eine kommende Zeit, in der die staat-lichen «Vorräte» mehr und mehr auf-

gebraucht sind und unsere und viele andere Werke wiederum die Versor-gungslücken schliessen werden. Im «Fall Bethesda» heisst das zum Bei-spiel: Wir finden den Mut, eine schweizweite Verbundorganisation von Pflegeeinrichtungen aufzubauen, und nehmen in Kauf, über Jahre pri-mär zu säen statt zu ernten. Wir lan-cieren darüber hinaus in enger Zu-sammenarbeit mit der Dozentur Diakoniewissenschaft der Uni Bern die strategische Initiative «urbane Di-akonie». Oder aber wir legen Wert da-rauf, in jedem unserer Häuser – ob Spital oder Alterszentrum – eine Seel-sorgestelle mit einer unserer Pfar-rerpersonen besetzen zu können. Allerdings warne ich vor voreiligen Schlüssen, wonach jeder 10 Pfund ge-winnt, der 10 Pfund investiert. Die Er-fahrung lehrt, dass dies keineswegs zwingend ist. Es kann auch dem Frömmsten geschehen, dass verliert, wer investiert. Trotzdem würde ich keinen Moment zögern, als Bethesda-Verantwortlicher sowie als Privatper-son in die Lebenswaagschale zu wer-fen, was ich bin und habe. Ich bin dankbar, dass in meiner Veranlagung die «Versuchung» zur Grosszügigkeit beim Ausschöpfen meiner Möglichkei-ten siegt über die Angst, «ob’s ächt längt».

Luk 19, 11–26

ZAHLSTELLE

Jürg Matter: Habsüchtige horten statt zu investieren

ZU DEN PERSONEN

Jürg Matter (geboren 1954) ist Theologe. Von 1980–1999 war er in der EMK als Pfarrer tätig. Seit 1999/2000 ist er Direktor der Stif-tung Diakonat Bethesda. Er ist verheiratet und hat vier erwach-sene Kinder.

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Inspirierende Beispiele teilen

Nicht gleich – aber miteinanderVon Beat Bachmann

Das Thema der Konferenz 2015 lau-tet «Miteinander der Generationen». Nur was heisst das überhaupt? Was ist mit diesem «Miteinander» eigent-lich gemeint? Einige Beispiele.

Am Gemeinschaftsnachmittag der äl-teren Gemeindeglieder kommt der Ju-gendpfarrer vorbei und erzählt von sei-nem Studium und seiner Arbeit mit den Jugendlichen. Interessiert fragen die Anwesenden nach, bedauern manche Entwicklungen, aber würdigen den en-gagierten Einsatz des jungen Pfarrers!

***Das junge Paar kommt nach dem Be-such gestärkt nach Hause. «Wir müs-sen sie unbedingt wieder mal treffen. Ist schon ermutigend zu hören, wie es möglich ist, ein Leben lang zusammen zu bleiben.»

***«Wie ist es gelaufen?», fragt die 45-Jäh-rige Frau den Jungschileiter, als die-ser gerade verdreckt aus dem Wald in die von ihr frisch geputzte Kirche hi-neinstolpert.

***

Gespannt sitzen die Kinder um das Sofa und hören ihrem Grossvater zu, als er von der «Seegfrörni» 1963 er-zählt. – Können wir heute einander noch so aufmerksam zuhören, gerade wenn er oder sie «anders» ist?

Es gibt viele Beispiele, die ein gutes Miteinander dokumentieren inner-halb (und auch ausserhalb) der Ge-meinde. Solche einfachen Beispiele möchten wir an der Jährlichen Konfe-renz vorstellen, um einander inspirie-ren zu können. Wo hast du Begegnun-gen mit Menschen unterschiedlichen Alters? Wie zeichnen sich diese Tref-fen aus? Was hast du im Miteinander erlebt? Teile es mit uns und komm am Sonntag, 21. Juni nach Aarau!

DER WETTBEWERB

Für den JK-Wettbewerb zum Mit-einander der Generationen: Ideen, Texte und Fotos bis 30. April an:[email protected] Siehe Kurzclip auf

www.emk-schweiz.ch,

www.takano-online.ch

Agenda SAMSTAG, 4. APRIL

Be-GehungenDen Weg der HoffnungMuttenz 19.00–23.00 UhrKosten: ab CHF 10.–Infos / Anmeldung: Walter Wilhelm, [email protected]

SAMSTAG, 18. APRIL

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisBibelkunde Altes TestamentEMK Zürich 49.00–12.30 UhrInfos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

SAMSTAG, 18. APRIL

Jugendkonferenz der EMK ZürichInfos:www.takano-online.ch

SAMSTAG, 18. APRIL

Glaube und Theologie in unübersichtlicher ZeitTag der offenen TürTheologische Hochschule Reutlingen (D)10.00–16.00 UhrInfos: www.th-reutlingen.de

SAMSTAG, 25. APRIL

Grundkurs Jugendarbeit BasismodulTakano FachstelleInfos: www.takano-online.ch

SAMSTAG, 2. MAI

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisSeelsorge EMK Zürich ZelthofInfos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

SAMSTAG, 9. MAI

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisSpiritualität EMK Zürich ZelthofInfos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

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AUS DEM KABINETT

Situationen erreichen, in denen beide Seiten gewinnen

Miteinander Lösungen findenVon Martin Streit

«Super, das war ein tolles Geschäft!» Was für eine Freude, wenn sich beide Geschäftspartner so über das ge-meinsam Erreichte äussern.

So erlebte ich dies schon in verschie-denen Situationen, zum Beispiel beim Verkauf einer Kapelle. Die Gemeinde war mit dem Verkauf einverstanden und war erleichtert, weil der Käufer einer anderen jungen christlichen Ge-meinschaft erlaubte, die Räumlichkei-ten weiterhin zu benutzen.

Nachhaltige und positive Beziehungen

VertauensvollSchon länger ist erkannt, dass ein Ge-schäftsabschluss für beide Seiten eine Win-win-Situation ergeben sollte. Nur so ist gewährleistet, dass eine vertrau-ensvolle, nachhaltige und positive Geschäftsbeziehung entsteht. Ein interessanter Gedanke in unserer glo-balisierten Welt mit den vielen Flücht-lingen, mit unseren Handelsbezie-hungen und unserem Konsum- verhalten.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM APRIL

2.–5. Provisorische Jährliche Konferenz Bulgarien-Rumänien, Schumen7.–9. Kabinett und Pfarrerversammlung, Warschau16.–19. Provisorische Jährliche Konferenz Serbien-Makedonien, Monospitovo23.–26. Provisorische Jährliche Konferenz Ungarn, Budakesziab 29. Bischofsrat, Berlin

MehrwertIn unserer kleinen Welt der EMK gibt es viele Gelegenheiten, um ein solches Miteinander anzustreben und zu üben, geprägt vom Willen, eine Win-win-Situation zu erreichen. Dieses Ziel hat nichts damit zu tun, einen «faulen Kompromiss» zu finden oder die völlige Selbstaufgabe auszurufen. Alle schätzen es, wenn ihre Ideen als gut befunden und in eine zukunfts-orientierte Lösung mit einbezogen werden. Miteinander eine Lösung fin-den, beinhaltet für mich nicht nur, dass der andere nicht übervorteilt wird, sondern es entsteht ein Mehr-wert im Sinne von 1+1= 3.

SegensvollWie könnte dieser Mehrwert ausse-hen? Vielleicht so, dass in einer Ge-meinde die Gnade und Barmherzig-

keit am Wachsen ist? Deshalb müssen uns die Bedürfnisse des anderen in-teressieren, und die eigene Position dürfen wir nicht als unverrückbar be-trachten.

Gottes Segen in allem Ringen

Ein Beispiel aus dem Alten Testament zeigt für mich exemplarisch eine Win-win-Situation. Wir lesen sie in 1. Mose 32: «Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn». Jakob konnte den ausge-tragenen Kampf nicht gewinnen, doch er wurde von Gott gesegnet. Ich wün-sche euch in allem Ringen den Segen Gottes.

Martin Streit: «Durch gemeinsam gefundene Lösungen entsteht ein Mehrwert.»

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ZENTRALE DIENSTE

Wegstationen im Leben von Dietrich Bonhoeffer

Nachfolge, Widerstand, Hinrichtung

Neue Fachfrau Social Media

Schnell und überall

Von Sigmar Friedrich

Vor 70 Jahren, am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im Konzentrati-onslager Flossenbürg hingerichtet. Der erst 39-jährige lutherische Theo-loge ist durch seine Schriften, durch sein glaubwürdiges Handeln und durch seine Gedichte bis heute von grosser Bedeutung.

Am 4. Februar 1906 wurden in Bres-lau (heute: Wroclaw/Polen) die Zwil-linge Dietrich und Sabine Bonhoeffer geboren. Der Vater Paul, ein bedeuten-der Psychiater und Neurologe, wird 1912 nach Berlin berufen, so dass die Familie dorthin zieht.

Doktorarbeit mit 21 Jahren

Lernen und lehrenDietrich studiert zwischen 1923 und 1927 evangelische Theologie in Tübin-gen, Rom und Berlin. Bereits mit 21 Jahren schrieb er seine Doktorar-beit, mit 23 Jahren erhielt er die Lehr-

Befugnis an der Universität Berlin, an der er dann von 1931–33 als Privatdo-zent unterrichtete. Danach über-nimmt er ein Auslandspfarramt in London, von wo er 1935 wieder zurück kehrt, um die Leitung des Predigerse-minars der «Bekennenden Kirche» in Zingst und Finkenwalde zu überneh-men. In dieser Zeit entsteht sein Buch «Nachfolge», das unter anderem eine Auslegung der Bergpredigt enhält. 1936 wird ihm die Lehrlaubnis für Universitäten entzogen. 1937 wird auf Beschluss von Heinrich Himmler das Predigerseminar in Finkenwalde ge-schlossen.

Die Freunde bitten ihn zu bleiben

Im WiderstandFreunde laden ihn 1939 in die USA ein, wo er Vorlesungen hält. Obwohl die Freunde ihn bitten zu bleiben, kehrt Bonhoeffer kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges wieder nach Deutschland zurück. 1940 kommt er dort durch seinen Schwager Hans von

Anfang Februar hat Anika Frei aus Frauenfeld ihre Arbeit als Social Me-dia Fachfrau der EMK (20%) aufge-nommen. Die gelernte HR Assistentin ist im EMK-Bezirk Klingenberg als Ju-gendarbeiterin für die Jungschar- und Jugendarbeit verantwortlich. Seit Sep-tember 2013 studiert sie ausserdem am IGW in Zürich Theologie.

An den Social Media fasziniert die 26-jährige, wie schnell sich hier Nach-richten verbreiten, die überall abge-rufen werden können. Über die ver-schiedenen Plattformen, die auch unterwegs genutzt werden, können viele Menschen erreicht werden. Die Social Media nutzt sie bereits in Ihrer Aufgabe in der EMK Klingenberg und wird diese Erfahrungen auch in die neue Aufgabe mit einbringen.

Die Stelle ist zunächst befristet auf drei Jahre. Während dieser Zeit wird sie über den Projektfond finanziert. Gegen Ende der Projektphase erfolgt eine Auswertung. Soll danach die Auf-gabe weitergeführt werden, muss sie in die jetzt für die Kommunikation zur Verfügung stehenden Stellenpro-zente integriert werden.

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Predigerseminar: D.Bonhoeffer mit dem ersten «Finkenwalder» Kurs.

Wegstationen im Leben von Dietrich Bonhoeffer

Nachfolge, Widerstand, Hinrichtung

Dohnanyi in Kontakt mit dem Wider-stand um Admiral Canaris. Der nimmt ihn für die militärische Spio-nageabwehr in Dienst. Unter dieser Tarnung stellt Bonhoeffer Kontakte her zwischen den westlichen Alliier-ten und dem deutschen Widerstand. Im Januar 1943 verlobt er sich mit Maria von Wedemeyer. Am 5. April wird er von der Geheimen Staatspoli-zei verhaftet und im Militärgefäng-nis Berlin-Tegel inhaftiert. Gefäng-niswärter schmuggeln Briefe an Freunde und Familie aus der Zelle. Der theologisch sehr bedeutsame Briefwechsel mit seinem Freund Eberhard Bethge ist unter dem Titel «Widerstand und Ergebung» erschie-nen. In der Haft sind auch einige Ge-dichte entstanden. Darunter das spä-ter unter anderem von Siegfried Fietz

vertonte Gedicht «Von guten Mächten wunderbar geborgen».

Zum Tod verurteiltErst nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 werden Lis-ten mit Namen der Verschwörer ge-funden, die auch Dietrich Bonhoeffer eindeutig mit diesen in Verbindung bringen. Er kommt darauf hin für vier Monate ins Gestapo-Gefängnis in Ber-lin. Im Februar 1945 wird Bonhoeffer ins KZ Buchenwald und wenig später ins KZ Flossenbürg verschleppt. Dort wird er kurz vor der Befreiung des La-gers durch die US-Armee durch ein Standgericht der SS zum Tode verur-teilt und am 9. April hingerichtet.

MEHR ERFAHREN

Neben den Biografien und Ausgaben mit Werken von D. Bonhoeffer (s. Spalte auf S.15), finden sich im Internet viele Informationen zu Dietrich Bonhoef-fer, zum Beispiel hier:

www.dietrich-bonhoeffer.net www.bonhoeffer.ch

www.dhm.de/lemo/biografie/dietrich-bonhoeffer

Zahlstelle

www.zahlstelle.ch

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

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Page 12: Kirche und Welt 4/2015

THEMA

Dietrich Bonhoeffer über die Herausforderungen der Kirche in der Welt

Christus und die mündig gewordene WeltVon David N. Field

Während seiner Zeit im Gefängnis, begann Dietrich Bonhoeffer über die Bedeutung des christlichen Glaubens in Deutschland nach dem Krieg nach-zudenken. Dabei entwickelte er unter anderem das provokative Konzept einer «mündig gewordenen Welt».

Die Entwicklungen der europäischen Geschichte hatten nach der Analyse Bonhoeffers dazu geführt, dass Men-schen in Europa ihr Leben ohne Bezug auf Gott lebten. Lange hatten Men-schen «Gott» herangezogen, um Phä-nomene zu erklären, die sie anders nicht erklären konnten. Aber nun hatte die Wissenschaft viele dieser Lü-cken gefüllt. Der «Gott», der die bishe-rigen Verstehenslücken gefüllt hatte, wurde so aus der Welt hinausge-drängt. Zurück blieben Menschen, die Verantwortung für ihr Leben überneh-men ohne zu erwarten, dass Gott sich einmischt. In einer auf diese Weise «mündig gewordenen Welt» leben Menschen ihr Leben ohne «Religion», also ohne dass mit Gott das erklärt würde, was sich menschlichem Verste-hen (noch) entzieht. Und auch ohne die Erwartung, dass Gott intervenieren

würde, wenn Menschen nichts tun können.

Von Gott in neuer Weise sprechen

Gott leidet mitDiese Entwicklung interpretierte Bonhoeffer positiv. Der «Gott», der von der «Religion» beschrieben wurde, sei nicht der Gott der Bibel. Die Herausforderung für die Kirche bestehe darin zu lernen, von Gott in einer nicht religiösen Weise zu spre-chen und das Evangelium so zu ver-künden. Der Gott der Bibel sei nicht ein übernatürliches Wesen, das von Zeit zu Zeit in die Geschichte ein-greift und mit dem erklärt werden kann, was Menschen nicht anders er-klären können. Der Gott der Bibel ist vielmehr im gesamten Leben präsent. Das Kreuz verrät, das die Hauptattri-bute von Gott nicht unendliche Macht, sondern Leiden und Schwäche sind. Gott ist im Zentrum der Welt präsent und nicht an den Grenzen dessen, was Menschen verstehen. Er ist ge-genwärtig als derjenige, der die Lei-den der Welt erfährt. Das heisst nicht, dass er nichts tut! Er handelt durch

die verantwortungsvollen Taten der Menschen.

Christus folgenChristus, nicht-religiös interpretiert, ist der Mensch für andere. Er ist in die Welt eingetreten, um im Namen und in Solidarität mit jenen zu handeln, die leiden und ausgestossen sind. Sein Eintreten für andere gipfelte im Tod am Kreuz. Selbst nach seinen Gebeten auf Gethsemane griff Gott eben nicht ein, um seinen Schmerz zu verhin-dern. Ein Christ sein, heisst: Christus in die Welt in all ihrer Komplexität, ih-ren Freuden und Schmerzen, ihrer Monotonie und ihren Überraschungen zu folgen. Es heisst, inmitten dieser facettenreichen Welt für andere zu le-ben, ohne zu erwarten, dass Gott in die Dinge eingreift und sie dramatisch ändert. Im Gegenteil, wer darum weiss, dass Gott leidend in der Welt ge-genwärtig ist, übernimmt Verantwor-tung für das eigenen Handeln im Namen der Leidenden und Ausgestos- senen. Wer so lebt, erwartet zudem nicht, dass Gott in wundersamer Weise vor den Konsequenzen einer solchen Tat rettet. Dietrich Bonhoeffer schrieb dies, während er im Gefäng-nis sass als Konsequenz seiner verant-

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wortungsvollen Tat im Namen der Ju-den. Er wurde hingerichtet für seine Teilnahme an dem Komplott, Hitler ermorden zu wollen.

Auf Macht und Privilegien verzichten

Kirche für andereWas ist die Mission der Kirche in ei-ner «mündig gewordenen Welt»? Die Kirche seiner Zeit sah Bonhoeffer da-mit beschäftigt, sich zu bewahren. Durch diesen Prozess wurden ihre Worte sinnlos. Sie sollte Kirche wer-den, die für andere da ist. Die Mission der Kirche ist es, ruhig zu sein, zu be-ten und Taten der Gerechtigkeit in So-lidarität mit denen, die leiden, zu tun. Christliches Denken, christliche Or-ganisationen und Institutionen wür-den aus solchen Gebeten und Taten entstehen. Die Kirche würde radikal reformiert. Sie würde auf ihren An-spruch auf soziale Macht, Status und Privilegien verzichten. Ihren Besitz gäbe sie an diejenigen, die ihn brau-chen. Sie würde sich dazu hingeben, nicht für sich selber, sondern für an-dere da zu sein. Gottesdienste und Sa-kramente der Kirche würden Quelle

der Erneuerung für den Dienst an der Welt sein. Aber sie würden im Priva-ten, vor der Öffentlichkeit verborgen geschehen. Das öffentliche Gesicht der Kirche würde nicht der Gottes-dienst sein, sondern eine Hingabe, an-deren zu dienen. Die Zeit würde kom-men, in der die Kirche wieder das Evangelium wörtlich verbreitet, aber die Worte wären neue, verändernde Worte. Solche Verkündigung würde Menschen in ihrer Stärke anspre-chen, nicht in ihrer Schwäche. Nicht in den Lücken des menschlichen Wis-sens wird dann Gott gefunden, sondern in der Reichhaltigkeit men-schlicher wissenschaftlicher Entde-ckungen. Menschen werden als ver-antwortungsvolle Erwachsene ange-sprochen, statt zu versuchen, sie sich psychologisch und persönlich hilflos fühlen zu lassen.

Kirche heuteBonhoeffers Konzepte können in ver-schiedener Hinsicht kritisiert werden: Hat er den Effekt der Säkularisierung überschätzt? Hat er nicht gemerkt, dass auch manche «säkulare» Men-schen immer noch dem Transzenden-ten nachgehen? Theologisch gesehen hat er die Offenbarung Gottes im

Kreuz überbewertet, während er die Offenbarung Gottes in der Auferste-hung unterbewertet hat. Gott ist nicht nur derjenige, der leidet in der Welt. Er ist auch derjenige, der erstaunliche neue Dinge vollbringt. Trotzdem bleibt die Herausforde-rung: Wie leben und verkünden wir das Evangelium in einer säkularen Gesellschaft? In einer Zeit von rück-läufigen Gliederzahlen, wie können Kirchen sich auf den Dienst an der Welt konzentrieren, und nicht darauf, sich selbst am Leben zu halten? Was heisst es konkret für die Kirche, Kir-che für andere in Solidarität mit Aus-gestossenen zu sein?

THEMA

Dietrich Bonhoeffer über die Herausforderungen der Kirche in der Welt

Christus und die mündig gewordene Welt

Frühsommer 1944: Bonhoeffer im Hof des Gefängnisses in Berlin-Tegel zusammen mit gefangenen Offizieren der italienischen Luftwaffe.

NACHLESEN

In Briefen aus der Haft entwickelte Bonhoeffer diese Gedanken:

Dietrich Bonhoeffer, Eberhard Bethge \ (Hrsg.) Widerstand und ErgebungBriefe und Aufzeichnungen aus der Haft.ISBN: 978-3-579-07119-0CHF 21.90

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THEMA

In den USA studierte Bonhoeffer auch bei methodistischen Lehrern

Prägende Zeit – trotz VorbehaltenVon Sigmar Friedrich

Ende September 1930 reiste der 24-jährige Dietrich Bonhoeffer in die USA. Eben hatte er das zweite Theo-logische Examen abgelegt und seine Habilitation abgeschlossen. Nun würde er für ein Jahr am Union Theo-logical Seminary in New York studie-ren.

In verschiedener Hinsicht war Bon-hoeffer in einem Übergang. Einerseits scheint er gerungen zu haben, wie sein weiterer (beruflicher) Weg ausse-hen soll. Andererseits war auch das Ziel «USA» mit manchen Fragezeichen

behaftet, weil er sich theologisch we-nig Bereicherung versprach. Einzig am «Union» könnten noch so etwas wie neue Impulse zu erwarten sein. Mehr aber hätte sich Bonhoeffer von einer Reise nach Indien versprochen.

Ein überzeugter PazifistDas Union Theological Seminary galt damals als eine Hochburg der libera-len Theologie. Noch nicht lange war Reinhold Niebuhr am «Union» tätig. Der Pfarrerssohn mit deutsch-ameri-kanischen Wurzeln kam aus der refor-mierten Tradition. Er sollte später zu einem sehr einflussreichen Theologen der USA werden. 1930/31 war der

zweite Ethik-Professor aber noch be-rühmter: der Methodist Harry F. Ward.1907 hatte Harry Ward die «Methodist Federation of Social Service» mit ge-gründet, die das 1908 von der Gene-ralkonferenz angenommene «Soziale Bekenntnis» erarbeitete. Über 30 Jahre lang leitete Ward dieses Gre-mium. Ward war bekannt für sein so-ziales Engagement. Besonders für die Rechte der Arbeiter setzte er sich ein. Er war ein scharfer Kritiker des Kapi-talismus. Mit grossen Enthusiasmus verteidigte er den sowjetischen Kom-munismus. Und er war ein überzeug-ter Pazifist.

Was muss getan werden?Bei Ward besuchte Bonhoeffer eine Vorlesung zur «ethischen Deutung von Ereignissen der Gegenwart». Ward liess seine Studierenden Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften zu sozia-len Themen lesen und anhand von drei Fragen analysieren: Welche Fakten werden genannt? Wie sind die Fakten zu deuten? Was muss getan werden?Neben Ward war mit Charles Webber ein weiterer methodistischer Lehrer am Union tätig. Unter dem Titel «Kir-che und Gemeinschaft» ging der mit seinen Studierenden, zu denen auch

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Charles MarshDIETRICH BONHOEFFER DER VERKLÄRTE FREMDEEine Biografie592 Seiten / gebunden mit Schutzumschlag€ 29,99 (D) € 30,90 (A) / CHF* 40,90ISBN 978-3-579-07148-0Auch als E-Book erhältlich

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THEMA

Am Union Theological Seminary: 1. Professor Fleming 2. Professor Scott 3. Professor Ward 4. Professor Reinhold Niebuhr 5. Präsident Coffin 6. Professor Baillie 7. Professor Bewer 8. Professor Moffat 9. Frank Fisher 10. Paul Lehmann 11. Erwin Sutz 12. Dietrich Bonhoeffer

In den USA studierte Bonhoeffer auch bei methodistischen Lehrern

Prägende Zeit – trotz Vorbehalten

Bücher von Dietrich Bonhoeffer

Er-Lesenes

Bonhoeffer gehörte, an die Orte, an de-nen die Folgen der Wirtschaftskrise am deutlichsten zu erkennen waren. Vor allem besuchte und analysierte Webber Organisationen, die sich auf-grund ihres Glaubens einsetzten für Jugendliche in kriminellen Banden, gegen Kinderarbeit, für Frauen-rechte...

Bleibende EindrückeBonhoeffer war beeindruckt davon, wie engagiert Kirchen und kirchliche Organisationen an diesen Brennpunk-ten tätig waren. Auch die Opferbereit-schaft der Studierenden am «Union» hinterliess bleibende Eindrücke. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland unterstützte er mit seinen Studenten in Berlin ebenfalls Arbeitslose, sam-melte Geld und richtete einen Treff-punkt für Jugendliche und junge Er-wachsene ein. Von sehr grosser Bedeutung waren daneben die studentischen Freund-schaften, die in dieser Zeit entstanden, unter anderem mit dem Franzosen Jean Lasserre, der später ein über-zeugter Pazifist wurde. Mit ihm und an ihm lernte Bonhoeffer die hohe Wertschätzung für die Bergpredigt. Mit seinem afro-amerkanischen Mit-

Was Dietrich Bonhoeffer an theologischen Impul-sen hinterlassen hat, ist bruchstückhaft. Aus vie-len Einzelteilen setzt sich ein Bild zusammen. Ei-nige Buchhinweise.

ErstkontaktManfred Weber (Hrsg.)Dietrich Bonhoeffer. Worte für jeden Tag128 Seiten, CHF 7.50ISBN: 978-3-579-07146-6Gütersloher Verlagshaus 2014Markante Sätze Dietrich Bonhoeffers für jeden Tag, die Lust auf mehr wecken...

Längere GesprächeChristian Gremmels, Wolfgang Huber (Hrsg.) Dietrich Bonhoeffer Auswahl6 Bänden in Kassette1440 Seiten, CHF 66.90ISBN: 978-3-579-07500-6Gütersloher Verlagshaus 2006Die wichtigsten Texte aus dem gesamten Schaf-fensspektrum Bonhoeffers in sechs Bänden. Die ergänzenden Informationen und Einleitungen helfen beim Verstehen.

Intensiver AustauschEberhard Bethge u.a. (Hrsg.)Dietrich Bonhoeffer WerkeSonderausgabe Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW), 17 Bde.ca. 10.331 Seiten, CHF 320.–ISBN: 978-3-579-01818-8Gütersloher Verlagshaus 2015Die Sonderausgabe der wissenschaftlichen Aus-gabe der Werke Dietrich Bonhoeffers umfasst alle Schriften des Theologen.

Alle Bücher können bezogen werden bei:Theologische Buchhandlung Jost AG, 031 334 03 03, www.theologische.ch

studenten Albert F. Fisher besuchte Bonhoeffer Gottesdienste in Harlem und lernte die bedrückende Situation und den christuszentrierten Glauben der Afro-Amerikaner kennen. Mit dem Schweizer Gaststudenten Erwin Stutz konnte er über seine theologischen Vorbehalte sprechen. Ähnlich auch mit Paul Lehmann, einem amerikani-schen Doktoranden am «Union».

Der Weg in den WiderstandNachdrücklich forderten die Professo-ren und seine studentischen Freunde Bonhoeffer heraus, indem sie danach fragten, welche gesellschaftlichen Fol-gen denn die Offenbarung Gottes und der Gehorsam ihm gegenüber habe. Eine Christsein, das nicht in der Welt konkrete Gestalt annimmt in einer Kirche, die sich mit Christus zu den Menschen in ihrer Not stellt, wurde Bonhoeffer in der Folge undenkbar. Der Weg in den politischen Wider-stand war damit vorgezeichnet.

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CONNEXIO

Das Connexio Jahresthema 2015

beFREMDet beFREUNDet beREICHertVon Carla Holmes

Die Anzahl Migrant/innen in der Schweiz und in Frankreich steigt ra-sant und damit die Angst vor Über-fremdung und Identitätsverlust. Denn Unbekanntes, Neues oder Un-gewohntes verunsichert uns. Wir können das Fremde nicht einschät-zen, werden vorsichtig und nehmen eine Abwehrhaltung ein, indem wir beispielsweise versuchen, auf poli-tischem Wege die Zuwanderungs-rate zu beschränken.

Aber müssen Fremde uns fremd blei-ben? Ziehen wir uns in die Angst zu-rück und schotten uns ab? Oder sind wir bereit, die Chancen zu nutzen, die sich uns im Kennenlernen von Frem-den bieten, und werden mit ihnen Freunde?

Aufeinander zugehenFreundschaft kann mit einer zuvor-kommenden Geste, mit einem Lächeln oder mit einer Frage beginnen. Indem

wir aufeinander zugehen, weichen Vorsicht und Angst. Was vorher fremd war, wird plötzlich vertraut. Integra-tion wird möglich.

Was fremd war, wird vertraut

Fremde in der EMKWeltweit, aber auch in der Schweiz und in Frankreich, begegnen Gemein-deglieder der EMK Fremden unter uns als Brüder und Schwestern. Mig-rant/innen besuchen unsere Gottes-dienste oder benutzen unsere Räum-lichkeiten für eigene Veranstaltungen in fremden Sprachen und mit anderen Liturgien. Mehrere EMK-Gemeinden beschäftigen ausländische Pfarrper- sonen, die sich um ihre Landsleute kümmern und sich ganz praktisch bei der Integration von Migrationsbetrof-fenen einsetzen. Ein Beispiel dafür ist der Arabisch-Treff «Marhaba» der EMK Aarau. Auch bieten Gemeinde-glieder Sprachkurse an und helfen

Fremden, unsere Lebensweise besser zu verstehen. Bei all diesen Begegnun-gen entstehen Freundschaften.

Bereichert werdenDiese Freundschaften mit zuvor Frem-den bereichern unser Leben auf viel-fältige Weise. Andere Kulturen, Welt-anschauungen und Lebenserfah- rungen erweitern unser Lebensbild und unseren Horizont. Connexio möchte Sie daher ermutigen, sich den Fremden unter uns zuzuwenden, um durch Freundschaft mit ihnen berei-chert zu werden.

UNTERSTÜTZEN

EMK in der SchweizConnexio, ZürichPC 87-537056-9IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9Weitere Informationen unter:

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Bereichert: Der Arabisch-Treff in Aarau und die deutsch-sprachige Gemeinde feiern immer wieder gemeinsam.

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FRAUENNETZWERK

Feier zum Weltgebetstag 2015 in Brugg

Am Beispiel Jesu lernenVon Therese Streit

«Von Eleuthera und von überall her auf der Welt werden wir ins König-reich Gottes gerufen. In Einheit wol-len wir gemeinsam Gott anbeten», lesen wir in der Weltgebetstagslitur-gie. Die Vorstellung, dass am ersten Freitag im März rund um die Welt Gottesdienste gefeiert werden und für Land und Menschen der Bahamas gebetet wird, beeindruckt mich. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich gerne zusammen mit Frauen aus verschiedenen christlichen Kirchen diese Feier vorbereite.

«Darf in eurer Kirche doch Halleluja gesungen werden während der Passi-onszeit?», frage ich die neue Mitarbei-terin der gastgebenden Gemeinde et-was ungläubig. Das letzte mal wäre in derselben Kirche das Halleluja nicht erlaubt gewesen. «Ja selbstverständ-lich», lautet die Antwort. Nicht nur die Weltgebetstagsliturgie wirkt viel-leicht etwas fremd für solche, die zum ersten Mal eine Feier zum weltgebet-stag besuchen. Auch die verschiede-nen Kirchentraditionen der Gemein-den vor Ort können uns fremd sein.

Horizont erweiternDie Unterschiedlichkeit in der Kir-chenkultur und der persönliche Be-zug zum christlichen Glauben der ein-zelnen Mitarbeiterinnen finde ich spannend. Der Blick über den vertrau-ten «Gartenzaun» der eigenen Ge-meinde hinaus hilft, den Horizont zu erweitern und respektvoll miteinan-der im Gespräch zu sein, ohne mit missionarischem Eifer den anderen die eigene Glaubensüberzeugung dik-tieren zu wollen.

Mein Text regte zu Diskussionen an

Wie in anderen Jahren auch, haben wir einzelne Textpassagen in der Weltgebetstagsliturgie weggelassen. Zur Verknüpfung habe ich einen kur-zen eigenen Text formuliert. Dieser hat in der Gruppe zur Diskussion herausgefordert. Und solch ein Aus-tausch über Bibel und Glaube ist für mich «das Salz in der Suppe» im Mit-einander am Weltgebetstag.

Augen öffnen«Begreift ihr, was ich an euch getan habe?» Jesus hat als Meister seinen Jüngern die Füsse gewaschen. Das ist speziell und überhaupt nicht der herr-schenden Ordnung gemäss, weder da-mals noch heute. Jesus hat die nicht von der Fusswaschung ausgeschlos-sen, die ihn verraten und verlassen werden. Seine unglaubliche Barmher-zigkeit kann uns helfen um Verge-bung zu bitten, wenn wir in uns sel-ber auch Verräterisches erkennen. Die Frauen der Bahamas beten so: «Wir bekennen, dass wir uns manchmal bewusst weigern, denen die Füsse zu waschen, die anders sind als wir. Öffne unsere Augen, damit wir dieje-nigen sehen, die eine sanfte Berüh-rung, ein offenes Ohr, ein Wort des Trostes nötig haben». Dieses Bekennt-nis und diese Bitte gelten nicht nur für die Menschen auf den Bahamas, sondern auch für uns in der Schweiz.

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Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Dietrich Bonhoeffer und Zivilcourage

Bonhoeffer lebte sein Leben als «Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet», so steht es im Titel einer Biographie. Was auf den ersten Blick kaum zu-sammen zu passen scheint, muss unter dem Blickwinkel der Zeit, in der er lebte, verstanden werden. Es brauchte Gottvertrauen, einen klaren Blick und Zivilcourage, um die Ideologie des Bö-sen dieser Zeit zu durchschauen. In einem Brief von 1943 äusserte er sich kon-kret über Zivilcourage. Er fragte sich, warum sie dem deutschen Volke abhanden kommen konnte. Dabei schloss er sich nicht aus. Er sah die Ge-schichte des deutschen Volkes, in der es eine Notwendigkeit war, die Kraft des Gehorsams zu lernen. Bonhoeffer schreibt 1943 in einem Brief aus seiner Haft unter anderem: Der Deutsche habe «nicht damit gerechnet, dass seine Bereit-schaft zur Unterordnung und zum Lebenseinsatz für den Auftrag missbraucht werden könnte zum Bösen. ... Es musste sich herausstellen, dass eine entscheidende Grunderkenntnis dem Deut-schen noch fehlte: die von der Notwendigkeit der freien, verantwortlichen Tat auch gegen Beruf und Auftrag.»* Vielleicht ist es so, dass mir diese Grunder-kenntnis heute als freie Schweizerin nicht mehr fehlt – ob ich es jedoch schaffe, diese «freie, ver-antwortliche Tat» in meinem Alltag umzusetzen? Gelegenheiten dazu bieten sich mir jedenfalls viele. Ursula Brunner

* Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung.

Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg.

von E. Bethge. Gütersloh 1985. S. 12f.

KURZ NOTIERT

mitdenken – mitreden – mitentscheidenAn der JuKo, der Jugendkonferenz EMK, am 18. April in Zürich kön-nen die 12 bis 30-Jährigen ihre Stimme in die EMK einbringen. An der JuKo werden politische Anliegen diskutiert, Projekte können vor-geschlagen und über geeignete Projekte abgestimmt werden. Projekte mit Aussenwirkung werden von Connexio, dem Netzwerk für Mission und Diakonie der EMK, jährlich mit insgesamt CHF 10000.- unter-stützt. Projekte, die in den letzten Jahren Unterstützung erhalten ha-ben, sind die «Methodist Movies» oder das EMK-App für I-Phones.

Quelle: www.takano-online.ch

Wie viel ist genug? Die Zahlstelle bietet im Mai die Möglichkeit, unter professioneller An-leitung im Rahmen des eigenen Lebensstandards praktische Antwor-ten auf diese Frage zu finden. Der Finanzplaner Beat Hofstetter un-terstützt Menschen anhand biblischer Prinzipien in Geldfragen. Der halbtägige Workshop (13.30–17 Uhr) kostet 75.– pro Person bzw. 120.–pro Ehepaar. Mögliche Kursdaten sind der 2. und der 16. Mai 2015. Der Ort wird noch bestimmt. Information und Anmeldung auf der Zahl-stelle bei Gisbert Dörr, 044 299 30 81, [email protected] Anmeldeschluss ist der 20. April.

Neue Mitarbeiterin bei ConnexioKristin Buchbinder wird ab 1. April für sechs Monate bei Connexio arbeiten, um die Schwangerschaftsvertretung von Arabella da Silva

zu übernehmen. Kristin Buchbinder stammt aus der EMK Davos, lebt aber seit einiger Zeit in der Region Zürich. Sie hat an der Universität Zürich Medien- und Publizistikwissenschaft studiert sowie an der Ham-burger Technischen Kunstschule Fotodesign. Das Connexio-Team freut sich, dass sie bereit ist, von Ap-ril bis September die Geschäftstelle als Kaufmänni-sche Sachbearbeiterin mit einem Pensum von 50% zu unterstützen.

Quelle: Connexio

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Page 19: Kirche und Welt 4/2015

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19Kirche und Welt Nr. 04/2015

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INSERATE

20 Kirche und Welt Nr. 04/2015

8890 Flums SG Mi 15.04.15 20:00 Mehrzweckhalle Kirchbünte, Bergstr.9038 Rehetobel AR Do 16.04.15 20:00 Gemeindezentrum, St. Gallerstr. 98580 Amriswil TG Fr 17.04.15 20:00 Pentorama, Arbonerstr. 29630 Wattwil SG Sa 18.04.15 20:00 Thurpark, Volkshausstr. 233011 Bern BE Mi 15.04.15 20:00 EGW Bern-Zentrum, Nägeligasse 9/113454 Sumiswald BE Do 16.04.15 20:00 Aula Sumiswald, Hofackerstr. 83714 Frutigen BE Fr 17.04.15 20:00 P� mi Frutigen, Zeughausstr. 63661 Uetendorf BE Sa 18.04.15 20:00 MZH Bach, Allmendstr. 263210 Kerzers FR Mi 15.04.15 20:00 Seelandhalle, Fräschelsgasse 112502 Biel / Bienne BE Do 16.04.15 20:00 Kongresshaus, Zentralstr. 603322 Urtenen-Schönbühl BE Fr 17.04.15 20:00 Zentrumssaal, Zentrumsplatz 82540 Grenchen SO Sa 18.04.15 20:00 Parktheater, Lindenstr. 418634 Hombrechtikon ZH Mi 22.04.15 20:00 Gemeindesaal Blatten, Bahnweg 66472 Erstfeld UR Do 23.04.15 20:00 Pfarreizentrum St. Josef, Schlossbergstr. 138041 Zürich-Leimbach ZH Fr 24.04.15 20:00 Saal, Kirchenzentrum, Wegackerstr. 428706 Meilen ZH Sa 25.04.15 20:00 Restaurant Löwen, Jürg-Wille-Saal, Seestr. 5958408 Winterthur ZH Mi 22.04.15 20:00 Ref. Kirchgemeindehaus Wül� ingen, Lindenplatz 148416 Flaach ZH Do 23.04.15 20:00 Worbighalle, Botzengasse8213 Neunkirch SH Fr 24.04.15 20:00 Städtlihalle8304 Wallisellen ZH Sa 25.04.15 20:00 Saal zum Doktorhaus, Alte Winterthurerstr. 317205 Zizers GR Mi 22.04.15 20:00 Lärchensaal, Schulhaus Obergasse7550 Scuol GR Do 23.04.15 20:00 Gemeindesaal (altes Kino)7408 Cazis GR Fr 24.04.15 20:00 Mehrzweckhalle, Schulhaus, Quadra 67134 Obersaxen GR Sa 25.04.15 20:00 Mehrzweckanlage Meierhof, Meierhof 3B8802 Kilchberg ZH ZH Mi 29.04.15 20:00 Ref. Kirchgemeindehaus, Stockenstr. 1508910 A� oltern a. A. ZH Do 30.04.15 20:00 Kasino, Marktplatz 15610 Wohlen AG Fr 01.05.15 20:00 Casino Wohlen, Zentralstr. 306410 Goldau SZ Sa 02.05.15 20:00 Pfarreizentrum Eichmatt, Rigistr.8400 Winterthur ZH Mi 29.04.15 20:00 Gate 27 - FEG, Theaterstr. 27b8623 Wetzikon ZH Do 30.04.15 20:00 FEG Freie Evang. Gemeinde, Langfurrenstr. 28953 Dietikon ZH Fr 01.05.15 20:00 Ref. Kirchgemeindehaus, Poststr. 508192 Glattfelden ZH Sa 02.05.15 20:00 Mehrzweckhalle Eichhölzli, Schulstr. 10

4125 Riehen BS Mi 01.04.15 20:00 Landgasthof, Baselstr. 384450 Sissach BL Do 02.04.15 20:00 Turnhalle Primarschulhaus Dorf, Schulstr. 54537 Wiedlisbach BE Fr 03.04.15 20:00 Saalbau Froburg, Hafnerweg 54418 Reigoldswil BL Sa 04.04.15 20:00 Mehrzweckhalle Schule, Paul Suter-Weg 15033 Buchs AG AG Mi 08.04.15 20:00 Gemeindesaal, Mitteldorfstr.5018 Erlinsbach AG Do 09.04.15 20:00 Schulanlage Kretz, Brühlstr. 15312 Döttingen AG Fr 10.04.15 20:00 Turnhalle Bogen 1, Chilbert 285734 Reinach AG AG Sa 11.04.15 20:00 Saalbau Reinach, Hauptstr. 299100 Herisau AR Mi 08.04.15 20:00 Casino Herisau, Poststr. 99424 Rheineck SG Do 09.04.15 20:00 Hotel Hecht Rheineck, Hauptstr. 519450 Altstätten SG Fr 10.04.15 20:00 Saal Hotel Sonne, Kugelgasse 29491 Ruggell FL FL Sa 11.04.15 20:00 Gemeindesaal, Nellengasse 403780 Gstaad BE Mi 08.04.15 20:00 Kirchgemeindehaus, Untergstaadstr. 83855 Brienz BE Do 09.04.15 20:00 Sporthalle Brienz Dorf, Schulhausstr. 103715 Adelboden BE Fr 10.04.15 20:00 Turnhalle Adelboden, Zelgstr.3818 Grindelwald BE Sa 11.04.15 20:00 Kongress Saal, Schulgässli 23150 Schwarzenburg BE Mi 08.04.15 20:00 Mehrzweckhalle Pöschen, Freiburgstr. 1003110 Münsingen BE Do 09.04.15 20:00 Schlossgutsaal, Schlossstr. 83753 Oey BE Fr 10.04.15 20:00 Schulanlage Oey, Diemtigtalstr. 304900 Langenthal BE Sa 11.04.15 20:00 FEG Freie Evang. Gemeinde, Weissensteinstr. 79323 Steinach SG Mi 08.04.15 20:00 Gemeindesaal Steinach, Schulstr. 14a8260 Stein am Rhein SH Do 09.04.15 20:00 Mehrzweckhalle Schulhaus Schanz8370 Sirnach TG Fr 10.04.15 20:00 Gemeindezentrum Dreitannen, Frauenfelderstr. 39220 Bischofszell TG Sa 11.04.15 19:00 Bitzihalle, Turnerweg 26110 Wolhusen LU Mi 08.04.15 20:00 Rössli ess-kultur Wohlhusen, Menznauerstr. 28153 Rümlang ZH Do 09.04.15 20:00 IEG Church, Hofwisenstr. 506287 Aesch LU Fr 10.04.15 20:00 Freizeitzentrum Tellimatt, Tellimattstr.6060 Sarnen OW Sa 11.04.15 20:00 Aula Cher, Cherweg6314 Unterägeri ZG Mi 15.04.15 20:00 Aegerihalle, Alte Landstr. 1135605 Dottikon AG Do 16.04.15 20:00 Aula Schulhaus Risi, Ammerswilerstr. 25442 Fislisbach AG Fr 17.04.15 20:00 Mehrzweckhalle Leematten, Birmenstorferstr. 115013 Niedergösgen SO Sa 18.04.15 20:00 Mehrzweckhalle, Stockackerstr.

Musical-Tour 2015Adonia-Teens-Chor & Band

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AbschlusskonzerteAm Sonntag, 3. Mai 2015 um 10:30 und 14:30 finden

in der Mehrzweckhalle Zofingen zwei einzigartige

Abschlusskonzerte statt. Alle Deutschschweizer-Chöre

werden dabei nochmals auf der Bühne stehen. Das

Musical «Petrus – De Aposchtel» zum Abschluss der

Tournee im XXL-Format!

Eintritt frei – Kollekte. Besucherplatzzahl für die Abschlusskonzerte beschränkt, jeder Besucher (Erwachsene und Kinder)

braucht ein kostenloses Ticket: www.petrus-musical.ch oder 062 746 86 39. Unnummerierte Plätze. Falls es am

Veranstaltungstag noch freie Plätze gibt, kann man an der «Tageskasse» beim Eingang ein Ticket beziehen. Sollte der Anlass

bereits ausgebucht sein, wird es auf www.petrus-musical.ch publiziert.

Verpflegungsstände ab 11:30 in Betrieb.

2 Abschlusskonzerte! Eintritt nur mit Gratis-Ticket

CDbereits

erhältlich

Zeit für ein Lächeln

Glauben, wachsen, leben,Ruhe finden und sich erholen.

See- und Bergsicht nahe Zürichfür Einzelgäste und Gruppen.

10. August – 17. August 2015Frohes Singen von alten und neuen christlichen Liedern Ferienwoche

mehr Infos unter www.bibelheim.ch

Ferien- und Tagungszentrum Hofenstrasse 41, 8708 Männedorf Telefon 044 921 63 11, [email protected]

Page 21: Kirche und Welt 4/2015

Freiwilligenarbeit in der Diakonie Bethanien

IDEM – Im Dienst eines MitmenschenVon Nadja Kröner

Die Cafeteria im Weyergut Betha-nien in Wabern wird jeden Nachmit-tag von freiwillig Mitarbeitenden betreut. Diese ehrenamtlichen Ein-sätze werden von den Bewohner/in-nen sehr geschätzt und bringen Ab-wechslung in ihren Alltag. Wenn Besuche von Angehörigen und Be-kannten selten werden, wird die durch die freiwillig Mitarbeitenden geschenkte Zeit zum wertvollen Ge-schenk.

Hans Hohl (HH) engagiert sich seit sieben Jahren, Regula Balmer (RB) seit zwei Jahren im Cafeteriateam.

Was gefällt Ihnen an dieser Auf-gabe?RB: Der Umgang mit betagten Men-schen ist für mich eine Bereicherung. Es ist eine Ehre für sie etwas Gutes zu tun.

Was motiviert Sie zur Ausübung die-ser ehrenamtlichen Einsätze?RB: Da ich im Büro im Betrieb meines Mannes tätig bin, ist es für mich eine willkommene Abwechslung, einmal im Monat einen Nachmittag in der Ca-

feteria zu arbeiten. Uns geht es gut, und ich möchte etwas von dem wieder zurückgeben. Spende ich Geld, muss ich mich immer fragen, ob dies am richtigen Ort eingesetzt wird. Im Weyergut Bethanien wirke ich aber direkt. Das gefällt mir und macht Sinn und Freude. HH: Gerne hätte ich nach meiner Pensionierung selbst ein Café eröff-net, aber das war mir zu aufwendig und kompliziert.

Man muss Menschen mögen

Welche Tätigkeiten beinhaltet diese Aufgabe?HH: Verschiedene Getränke, Kleinge-bäck und Snacks bereitstellen und verkaufen. Tischservice, wenn nötig. Abräumen und Tischreinigung, so-fern es die Gäste nicht selbst machen. Auf Wünsche der Heimbewohner und Besucher eingehen und diese, wenn möglich, erfüllen.

Was muss man mitbringen, um die-sen Dienst zu tun?RB: Adolf Ogi würde wohl sagen: «Man muss Menschen mögen». Ich

glaube das trifft es ziemlich gut. Freundlichkeit und Einfühlungsver-mögen den meist betagten Menschen gegenüber ist die wichtigste Voraus-setzung.

Was empfehlen Sie Personen, die an dieser Aufgabe interessiert sind?HH: Am besten einen «Schnupper-Nachmittag» absolvieren! Dann mit wenig Einsätzen pro Monat beginnen.

FREIWILLIGE WERKE

FREIWILLIGENARBEIT

... im Weyergut BethanienMit ihrem Engagement leisten freiwillig Mitarbeitende einen massgeblichen Beitrag zum Wohl unserer Bewohner/innen. Aus-kunft erteilt gerne: Jürg Schmid, Weyergut Bethanien, Wabern, Tel. 031 960 92 11 oder [email protected]

... im Bethanien

www.bethanien.ch/freiwilli-genarbeit-im-dienste-eines-mit-menschen

... im BethesdaMarianne Abt, Tel. 061 315 21 21, [email protected]

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Page 22: Kirche und Welt 4/2015

Fresh Expressions hautnah erleben

Suppe für die NachbarschaftVon Elke Lieb

13 Teilnehmende aus der Schweiz und Deutschland trafen sich vom 26. Feb-ruar bis 1. März zur 3. Runde des Startklar-Kurses in der «am meisten unterschätzen» Stadt Deutschlands – Chemnitz! «Startklar» ist ein Kurs für Hauptamtliche und Ehrenamtliche, die neue Wege mit der Gemeinde su-chen.

In dieser Einheit beschäftigten wir uns mit dem missionarischen Gedan-kengut von «Fresh expressions of church» (FreshX): «frische Aus-drucksformen von Kirche». Eine neue Form von Gemeinde für unsere sich verändernde Kultur, primär für Men-schen, für die Kirche bisher noch keine Bedeutung hat. Eine FreshX ent-steht, wo Christen auf Gott und den Kontext vor Ort hören, den Menschen dienen, damit sie das Evangelium in ihrer Lebenswelt erfahren, Menschen in die Nachfolge Jesu einladen und sie zu seinen Jüngern machen.

Einladungen verteilenIn Chemnitz konnten wir hautnah das FreshX-Projekt «Inspire» (Herzen be-rühren. Menschen bewegen. Brühl be-

leben) erleben, das von Barry Sloan und seinem Team ins Leben gerufen wurde. Dem Chemnitzer Team liegt es am Herzen, den «Brühl», eine fast aus-gestorbene Fussgängerzone, mit Le-ben zu füllen, natürlich nicht mit ir-gendeinem! Gott soll spürbar werden für die Menschen in der Nachbar-schaft. Deshalb war unsere erste Auf-gabe, Einladungen für den Sonntag in der Umgebung zu verteilen zum Thema: «Triff deinen Nachbarn – und iss eine Suppe». Diese niederschwel-lige Möglichkeit soll dem Gespräch untereinander und dem Kennenler-nen dienen.

Jede Menge Aha-Erlebnisse

TeambildungIn unserem Kurs beschäftigen wir uns auch mit verschiedenen interes-santen Büchern, die wir zwischen un-seren Treffen lesen und die dann be-sprochen werden. Thema diesmal: Teambildung. Da gab es eine Menge Aha-Erlebnisse bei uns Teilnehmern!Am Samstag hatten wir die Möglich-keit ein anderes Projekt in Chemnitz zu besichtigen. «New Generation», un-

tergebracht im alten Kino, ein Treff-punkt für Jugendliche, mit den unter-schiedlichsten Angeboten. Der Leiter führte uns durch die Räume und er-zählte über die Arbeit vor Ort.

Nachbarn treffenSonntags dann der (Gottes-)Dienst in der Nachbarschaft. Die Suppe war vor-bereitet, die Tische gedeckt und die Nachbarn kamen! Die gemeinsamen Aktivitäten und die Gespräche mit den Chemnitzern waren für alle eine Bereicherung und eine ermutigende Erfahrung! An diesem Wochenende arbeiteten wir Teilnehmer auch an unseren Visi-onen und Projekten. Wir durften wie-der viel Ermutigung erfahren, Tipps und Anregungen mitnehmen bis zum nächsten «Startklar» im Juni. Was für eine Chance!

FRESH-EXPRESSIONS

MEHR ZUM KURS

Mehr Informationen finden Sie www.freshexpresssions.ch,

oder wenden Sie sich direkt an Matthias Fankhauser, [email protected]

Lern-Gruppe: Impressionen vom Startklar-Kurs in Chemnitz

22 Kirche und Welt Nr. 04/2015

Page 23: Kirche und Welt 4/2015

ZENTRALKONFERENZ

Die fruchtbare Arbeit der EMK-Gemeinde in Kovacica (Serbien)

«...kann nicht verborgen bleiben»Von Daniel Sjanta

Vor 65 Jahren, im April 1950, wurde die EMK-Gemeinde in Kovacica (Ser-bien) gegründet. Seither erlebte sie Höhen und Tiefen. Einerseits war dies durch die instabile politische Situation bedingt. Andererseits war Kovacica auch immer eine Art «In-sel», haben doch die meisten der 6000 Einwohner slowakische Wur-zeln – dies im Gegensatz zur serbi-schen Bevölkerungsmehrheit des Landes.

Die Menschen in Kovacica stehen in einer ständigen Spannung zwischen Herkunftsidentität und Umfeld, was in allen Lebensbereichen spürbar ist. Zudem waren die lutherischen Vor-fahren, die sich vor 200 Jahren in Kovacica niedergelassen hatten, in ih-rer Heimat von den Katholiken ver-folgt worden.

Schwierige VoraussetzungenHier, im nördlichen Teil Serbiens, hat-ten sie zwar die ersehnte Freiheit ge-funden. Aber ihre Geschichte hatte sie stark für die Frage des Proselytismus sensibilisiert. Bis heute setzen viele den Übertritt in eine andere Glau-

bensgemeinschaft mit einem Identi-tätsverlust gleich. Keine günstige Vo-raussetzung für ein methodistisches Zeugnis und ein friedliches Zusam-menleben. Vor fünf Jahren konnte die EMK-Ge-meinde in Kovacica ein neues Haus kaufen. Und weil dieses einen grossen Hinterhof hat, führten Pastor Daniel Sjanta und seine Frau Elena schon in den ersten Sommerferien vielfältige Anlässe für die Kinder der Stadt durch. Das «emk-spiel-mobil» ermög-lichte ihnen zum Beispiel, mit Hun-derten von Kindern und deren Eltern in Kontakt zu kommen. Kostenlose Englischkurse für Kinder und Er-wachsene boten in den letzten vier Jahren mehr als 150 Personen die Möglichkeit, in diese Sprache einzu-tauchen.

Leuchtendes ZeugnisDiese Aktivitäten hatten positive Aus-wirkungen – sowohl im Umfeld als auch in der EMK-Gemeinde selber. El-tern äusserten ihre Dankbarkeit, dass sich da jemand so sehr um ihre Kin-der kümmert. Zahlreiche Menschen waren überrascht, dass etwas kosten-los und ohne Verpflichtung angeboten wurde. In vielen Köpfen begannen

vorgefasste Meinungen zu bröckeln. Stattdessen wuchs eine Wertschät-zung für die Arbeit der EMK. Men-schen schlossen sich der Gemeinde an, und diejenigen, die schon dazuge-hörten, verstärkten ihr Engagement. Durch den Kauf des Hauses an der Hauptstrasse von Kovacica erlebt die EMK-Gemeinde Matthäus 5,14 ganz praktisch: «Eine Stadt, die auf einem hohen Berg liegt, kann nicht verbor-gen bleiben.» Es ist ihr Gebet, dass sie dank Gottes Kraft künftig sogar noch heller in die Gesellschaft hinein strahlen kann.

HELFEN SIE MIT!

Die EMK in Serbien hat 12 Bezirke mit 14 Gemeinden. Geleitet wer-den die Gemeinden von sieben or-dinierten Ältesten, zwei Mitglie-dern auf Probe und drei Lokalpas-toren.

Spenden für die Gehälter der Pfarrpersonen in Mitteleuropa an:EMK in der Schweiz, Connexio, ZürichPC 87-537056-9IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9Projekt Nr.: 20012

Glaubwürdig: Pfarrer Daniel Sjanta und die Gemeinde in Kovacica bezeugen Christus in ihrem Umfeld.

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Von Stefan Pfister

Samstag Nachmittag. Die Kirchenuhr St. Johann schlägt gerade 13.30 Uhr. Ich bin pünktlich beim abgemachten Treffpunkt. Da steht Andreas* auch schon. Wir haben vor einigen Tagen per Mail hier abgemacht. Während wir einige Schritte gehen, erzählt er aus seinem Leben, vor allem von den Wirren und Schwierigkeiten der ver-gangenen Monate und Jahre. Da ist einiges zusammen gekommen. Er merkt, dass er sich öfters «selber im Wege steht». Seine Entscheidungen wenden sich am Schluss gegen ihn selber. Das macht ihm Mühe. So kam er immer mehr in den Machtbereich von Mitmenschen. Sein Geschäft kann über ihn bestimmen. Dabei will er das gar nicht. In seiner Partner-schaft sieht es öfters nicht viel anders aus. Ich höre über weite Teile einfach zu. Manchmal versuche ich, mit mei-nen Worten etwas wiederzugeben, was er fühlt – und doch nicht sagt. Einige Male scheine ich den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Bevor wir uns verabschieden sagt Andreas: «Vielen Dank, dass du mir zugehört hast. Das hat mir gut getan.

Du hast mich verstanden – und mich nicht verurteilt. Vor allem das hat mir gut getan, weil ich öfters auch verur-teilt wurde, wenn ich von mir und meinen Knörzen erzählt habe.» Zu dieser Begegnung kam es, weil Andreas sich zweimal nicht gemeldet hat auf unsere Fotoclubtreffen, die wir seit einigen Jahren unregelmäs-sig veranstalten, um über unser ge-meinsames Hobby des Fotografierens auszutauschen. Fotobegeisterte aus der EMK in Davos und Personen, die in der Zeitung von diesem Fotoclub erfahren haben, kommen hier zusam-men. Andreas kam fast von Anfang an regelmässig. Dass er zweimal nicht kam und sich nicht per Mail ab-gemeldet hat, erstaunte mich. Ich folgte einem Impuls, ihn per Mail zu fragen, wie es ihm gehe; ich hätte ihn vermisst. Er hat geantwortet – und geschrieben, dass es vielleicht sinn-voll sei, wenn er mir einiges erzäh-len könnte. So trafen wir uns. Am Samstag, als die Uhr von St. Joahnn 13.30 geschlagen hat. Ich bin einem inneren Impuls gefolgt. Gott sei Dank.

* Name geändert

Gut, dass ich dem inneren Impuls folgte

Zugehört – und nicht verurteilt

Stefan Pfisterist Pfarrer der EMK Davos und begeisterter Hobbyfotograf. Er hat in Davos einen Fotoclub gegründet.