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Klausur Nr. 2 Strafrecht SS 2009 Friedrich Toepel

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Page 1: Klausur Nr. 2 Strafrecht SS 2009 Friedrich Toepel

Klausur Nr. 2 StrafrechtSS 2009

Friedrich Toepel

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• Aufbau:

• Tatnächster zuerst : A• Handlungsabschnitte: Einbruch,

Überfall auf Z, Anzünden des Motorrads

• A. Einbruch bei Y• I. Strafbarkeit des A• 1.) §§ 242 I, II, 243 I 2 Nr. 1, 3, 22, 23 I

StGB durch Hineingelangen in die Räume des Y

• a) Vorprüfung: Tat nicht durch Wegnahme vollendet, Versuch strafbar

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b) Tatentschluss:aa) Vorsatz bezüglich Wegnahme +bb) Zueignungsabsicht +c) Unm. Ansetzen, § 22 StGB:

• zur Tatbestandsverwirklichung• Ausführen des Regelbeispiels nur,

wenn zugleich = unm. Ansetzen zur Tb.verwirklichung

• „ohne wesentliche Zwischenschritte zur Tatbestandsverwirklichung übergehend“?

• hier beide Ergebnisse vertretbar:

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• Gewahrsamsbruch selbst noch relativ weit entfernt, A muss erst noch nach den Unterlagen suchen

• – • schon Gewahrsamslockerung +• Falls +, weiterprüfen:• d) Rücktritt, § 24 I 1 1. Alt. StGB:• unbeendeter Versuch• A = nach seiner Vorstellung noch nicht

alles Erforderliche getan, um die Tatbestandsverwirklichung herbeizuführen

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• Freiwilligkeit der Aufgabe? • Autonomes oder heteronomes

Motiv?• aa) faktisch-psychologischer

Maßstab -,• Furcht vor riskanterer Situation =

heteronom• bb) normativer Maßstab: • z. B. Roxin, Maßstäbe der

Verbrechervernunft:

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• unvernünftig, in erheblich riskanterer Situation weiterzumachen

• gegenteiliges Ergebnis vertretbar: hartgesottener Verbrecher hätte weitergemacht

• e) Strafzumessung, Regelbeispiele:• Regelbeispiele auch bei Versuchen

heute hM• MM müsste begründet werden

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• aa) § 243 I 2 Nr. 1 StGB:• Wohnung = umschlossener Raum,

auch wenn von § 244 StGB gesondert umfasst,

• Einbrechen mit nicht zur ordnungsmäßen Öffnung bestimmtem Werkzeug +

• bb) § 243 I 2 Nr. 3 StGB:• gewerbsmäßiges Handeln des A +• 2.) §§ 244 I Nr. 3, 22, 23 I StGB durch

Hineingelangen in die Räume des Y:• -, Vorsatz bezüglich Wohnung -, § 16 I

1 StGB

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3.) § 303 I 2. Alt. StGB durch Beschädigen des Wohnungstürschlosses

+, Strafantrag, § 303c StGB, gestellt4.) § 123 I 1. Alt StGB durch

Betreten der Räume des Ya) obj.: Eindringen unproblemat. +b) subj.:

Vorstellung: Geschäftsräume = unbeachtl. Irrtum über

Eigenschaften des Tatobjekts, error in objecto,Geschäfts- und Wohnräume tatbestandlich gleichwertig

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(Gegenteil mit Mindermeinung vertretbar, muss begründet werden)

• Rw, Sch +, Strafantrag, § 123 II StGB, gestellt

• 5.) Konkurrenzen:• § 303 StGB nach neuerer Rspr.: § 52

StGB zu §§ 242 I, II, 243 I 2 Nr. 1 StGB• (Konsumtion vertretbar);• § 123 StGB = typische Begleittat,• konsumiert von §§ 242, 243 I 2 Nr. 1

StGB

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• Aber: Idealkonkurrenz konsequent, wenn zu § 303 StGB Idealkonkurrenz

• II. Strafbarkeit des B• 1.) §§ 244 I Nr. 3, 25 I 2. Alt., 22, 23 I

StGB durch Überreden des A• a) Tatentschluss: • aa) Vorsatz, nach Vorstellung des B:• B Tatbestand nicht selbst verwirklicht,• As Tatbestandsverwirklichung B

zurechenbar gem. § 25 I 2. Alt. StGB?

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) A = Werkzeug des B?• „vorsatzloses“ Werkzeug: Vorsatz

bezüglich Qualifikationsmerkmal Wohnung fehlt

) Irrtumherrschaft des B?• durch überlegenes Wissen• „Einbrechen“ kein eigenhändiges

Merkmal• bb) Zueignungsabsicht

(Selbstzueignung des B) +• b) § 22 StGB: unm. Ansetzen +• unproblemat., falls Versuch des

Grundtb. bei A +

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• falls Versuch –: Streit um Versuchsbeginn bei mittelbarer Täterschaft relevant,

• aa) Gesamtlösung:• Versuch bei A -, falls nur dann Versuch,

wenn Vordermann mit dem Versuch beginn

• bb) Einzellösung:• Versuch bei A +, falls schon dann

Versuch, wenn • Vordermann Werkzeug übergeben,• aus dem Einflussbereich des

Hintermannes entlassen

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• Wenn Versuchsbeginn +:• Rw, Sch +, Strafbar gem. § 244 I Nr. 3

StGB

• [2. muss nur angesprochen werden, falls mittelbare Täterschäft –:

• 2.) §§ 244 I Nr. 3, 25 II, 22, 23 I StGB durch Überreden des A

• a) vertretbar nach subj. Theorie, dass +

• (Täterwille:• Interesse des A am Taterfolg, 1/3,• Lieferung des Tatwerkzeugs• und Vorspiegeln es handle sich nicht

um eine Wohnung),

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• eigene Zueignungsabsicht erforderlich, hier +,

• b) nach Tatherrschaftslehre: + allenfalls normative Variante, die nicht Anwesenheit am Tatort verlangt

• 3.) §§ 244 I Nr. 3, 22, 23 I, 26 StGB durch Überreden des A

• Hervorrufen des Tatentschlusses:• wegen Aufgabe des Tatentschlusses

durch A, und täuschungsbedingtem Wiederaufnehmen auf Bs Darstellung hin]

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• 4.) §§ 303 I, 26 StGB durch Überreden des A: unproblemat. +

• 5.) §§ 123, 26 StGB durch Überreden des A: unproblemat. +

• 6.) Konkurrenzen: • wie oben bei A Idealkonkurrenz oder

Konsumtion zwischen den Delikten vertretbar

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• III. Strafbarkeit des X• Beauftragung des A = fortwirkende

Anstiftung zu §§ 242 I, II, 243 I Nr. 1 StGB, § 303 StGB und § 123 StGB,

• Konkurrenzen wie oben II 6• B. Überfall auf Z• I. Strafbarkeit des A:• 1.) §§ 224 I Nr. 4, 25 II StGB durch

Schlagen des Z:• unproblematisch +

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• 2.) Strafbarkeit des X• §§ 224, 26 StGB durch Anruf: • -, Vorsatz bezüglich Vollendung der

Haupttat fehlt• 3.) §§ 224 I, II, 22, 23 I, 26 StGB durch

Anruf?• Jede Vollendung = auch Versuch• Überlegen:• Strafbarkeit, weil X die Tat ins

Versuchsstadium kommen lassen wollte?

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• hier nicht ganz klar, ob nach seiner Vorstellung A bereits vor der Gaststätte abgefangen werden sollte.

• Aber: Strafbarkeit –• Anstifter muss Vorsatz haben, dass die

Haupttat vollendet wird,• auch bei Anstiftung zum Versuch, sonst

agent provocateur wie hier• 4.) § 229 StGB durch Anruf • (Genau genommen, für die, die

Teilnahme auch im Fahrlässigkeitsbereich zulassen: fahrlässige Anstiftung)

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• a) Tatbestand: • aa) Kausalität +• bb) Vorhersehbarkeit/Adäquanz +• cc) obj. Sorgfaltspflichtverletzung: • Anruf bei A barg Gefahr, dass Polizei zu

spät kommt• dd) Schutzzweckzusammenhang: ) Kausalität der Pflichtwidrigkeit +; ) Schutzzweck des § 229 StGB:• keine Anhaltspunkte dafür, dass

Verhalten des X davon ausgenommen ist

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• b) Rw: + • c) Schuld: • aa) subj. Vorhersehbarkeit, • bb) subj. Sorgfaltspflichtverletzung + • strafbar gem. § 229 StGB +

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• C. Anzünden des Motorrads• I. Strafbarkeit des A• 1.) § 306 I Nr. 4 StGB durch

Anzünden• unproblemat. +, lex specialis gegenüber

§ 303 StGB• 2.) §§ 306a II, 306 I Nr. 4 StGB durch

Anzünden• a) Obj. +• b) Subj.: • Vorsatz bezüglich der

Gesundheitsgefährdung des F erforderlich,

• hier –

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• 3.) § 306b II Nr. 1 StGB i. V. m. §§ 306a II, 306 I Nr. 4 StGB durch Anzünden

• a) Obj. +, • b) subj.:• Lebensgefährdungsvorsatz erforderlich,• hier – (BGH NJW 1999, 3131 f.; a. A.

vertretbar)• 4.) § 306d I 3. Var. i. V. m. §§ 306a II,

306 I Nr. 4 StGB durch Anzünden• Vorsätzliche Brandstiftung mit

fahrlässiger Gesundheitsgefährdung für F +

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• 5.) Konkurrenzen:• § 306 I Nr. 4 StGB in Idealkonkurrenz

zu § 306d I 3. Var. i. V. m. §§ 306a II, 306 I Nr. 4 StGB;

• Strafbarkeit des A:• Tatkomplexe stehen untereinander in

Tatmehrheit