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INFORMATIONEN UND MITTEILUNGEN AUS DEM SCHULAMT DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN SCHULE HEUTE NR. 1/2004 DIE SEKUNDARSCHULEN

MITTEILUNGEN AUS DEM INFORMATIONEN UND SCHULAMT … · 2014. 12. 9. · Impressum 33. Jahrgang der «Schul-Information» Informationen und Mitteilungen aus dem Schulamt des Fürstentums

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INFORMATIONEN UNDMITTEILUNGEN AUS DEM

SCHULAMT DESFÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN SCHULE HEUTE

NR. 1/2004

DIE SEKUNDARSCHULEN

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Impressum33. Jahrgang der «Schul-Information»Informationen und Mitteilungen aus dem Schulamt des Fürstentums Liechtenstein

Herausgeber:Schulamt des Fürstentums Liechtenstein, Europark, Austrasse 79, FL-9490 Vaduz

Redaktionsteam: Christof Frommelt (verantwortlich) ([email protected]),Barbara Ospelt-Geiger ([email protected]), SteuergruppeKommunikation des Schulamates

Redaktionelle Betreuung und Produktionsleitung:edition sele, Elisabeth Sele, Popers 36a, FL-9493 Mauren ([email protected])

Druck: Lampert Druckzentrum AG, FL-9490 Vaduz

Fotos: Brigitt Risch, Schaan; Leone Ming est., Schaan; Liecht. Gymnasium, Vaduz;Liechtenstein Tourismus, Vaduz; Archiv Schulamt, Vaduz; Archiv SchulenLiechtensteins

SCHULE HEUTE im Internet: www.schulnetz.li

Redaktionsschluss für SCHULE HEUTE 2/2004Freitag, 28. Mai 2004Schwerpunkt: IMTA ‘04

ZUM INHALT

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Schwerpunkt: Die Sekundarstufe IÜbertritt in die Sekundarschulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4Externe Evaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Drei Kurzberichte aus dem Schulamt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Schulsozialarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11Sportschule: Ich freue mich auf meine Aufgabe . . . . . . . . . . . 12Weiterentwicklung der Sekundarstufe I . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Ein Porträt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Ein Zwischenbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18Die «neue» LG-Oberstufe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Wir zitieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Informationen und MitteilungenAus der Regierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Der 12. Mai steht im Zeichen des kreativen Schaffens . . . . . . 27Die Schule lebt: Der Bücherwurm von Balzers . . . . . . . . . . . . 28Neue Wege der sprachlichen Frühförderung . . . . . . . . . . . . . 29Bitte nicht überfüttern! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Projekt «Lesesäcke» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32Farbtupfer: Die Apothekerin und ihr Freund . . . . . . . . . . . . . 34Krimi-Fieber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Andi Warhol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Szene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36Im Gespräch mit Marina Lazzarini . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Liebe LeserinLieber LeserNach zwei Jahren Kindergartenund fünf Jahren Primarschulemachen unsere Mädchen undKnaben einen riesigen und wich-tigen Schritt in Richtung Erwach-sen werden. Der einen gelingtdieser Übergang in die Ober-schule, Realschule oder ins Gym-nasium problemlos, dem andernbereitet er Kopfzerbrechen. Ersteht vor einem Wegweiser undweiss nicht so recht, wohin derWeg in den nächsten vier Jahrenführen wird – Es geht dieserSchülerin oder diesem Schüleralso ähnlich wie unserem Jugend-lichen auf dem Titelbild. Noch istZeit, denn der neue Schulab-schnitt beginnt ja erst in gut fünfMonaten.

In den letzten Jahren haben ver-schiedene kleinere und grössereProjekte und Massnahmen dasBild der Sekundarschulen verän-dert. Im Mittelpunkt standendabei die Erhaltung und Ver-besserung der Schulqualität unddie optimale Förderung unsererSchülerinnen und Schüler gemässihren Begabungen, Neigungenund Interessen. Erfahrungen undneue Zeichen der Zeit verlangen,dass über die Veränderungenstets nachgedacht wird, denn gu-te Schulen zeichnen sich durch in-tensive Lehr- und Lernprozesse füralle Beteiligten aus.

Der Mensch braucht aber auchRuhe und Stille. Ruhe und Stillekehren schon in wenigen Tagenin alle Schulhäuser des Landesein. Frühlingsferien stehen aufdem Programm. Wir wünschenunseren Leserinnen und Lesernein frohes Osterfest, gute Er-holung und viele schöne Stundenin der Frühlingsnatur.SCHULE HEUTE

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SCHULE HEUTE 1/2004 3

EDITORIAL

In der Jugend spiegelt sich die Vielfalt der Gesellschaft beson-ders ausgeprägt. Die schulischen und persönlichen Anfor-derungen an Jugendliche sind gestiegen. Neben fundiertemschulischen Grundwissen, Leistungsbereitschaft und Zuverlässig-keit werden heute an alle Jugendlichen zusätzliche Anforde-rungen gestellt. Die Fähigkeit zur Teamarbeit, die Bereitschaftzur Übernahme von Verantwortung, die Fähigkeit zur kreativenProblemanalyse und -lösung, das Denken in Zusammenhängen,Eigeninitiative sowie die Bereitschaft zu lebenslangem Lernensind so genannte Schlüsselqualifikationen.

Die erwähnten Zielsetzungen verlangen von den Sekundar-schulen eine permanente Anpassung. «Schule im Wandel» istein Begriff, welcher das Bildungswesen schon immer prägte.Die Regierung hat – unter Beibehaltung des dreigliedrigenSchulsystems – in Zusammenarbeit mit dem Schulamt und enga-

gierten Lehrpersonen die Sekundarstufe l in den letzten Jahren weiterentwickelt bzw. Neuerungenvollzogen und Entwicklungen in Gang gesetzt. Einige wichtige Beispiele dafür sind:– Anpassung der Promotionsbestimmungen und Übertrittsregelungen; Optimierung der

Durchlässigkeit (2001)– Überarbeitung der Lektionentafel mit der Möglichkeit der Schwerpunktsetzung in den vierten

Klassen (2002)– Einführung eines zusätzlichen Fördersystems (Stütz- und Förderkurse, Lernbegleitung) zur besseren

individuellen Förderung und Optimierung der Durchlässigkeit (2002)– Verbesserungen in Zusammenhang mit dem Übertrittsverfahren von den Primarschulen in die

Sekundarschulen; Optimierung der Durchlässigkeit (2002)– Gespräche mit der Wirtschaft; insbesondere mit der Liechtensteinischen Industrie- und

Handelskammer und der Gewerbe- und Wirtschaftskammer (ab 2002)– Einsatz des so genannten «Klassencockpits», einem standardisierten Aufgabenpool für verschie

dene Fächer zur objektiveren Beurteilung (2002)– Fachabschluss von Oberschülerinnen und Oberschülern auf Realschulniveau im Fachbereich

Mathematik (2003)– PISA-Massnahmenkatalog; Förderung der deutschen Unterrichtssprache, Leseförderung usw. (2003)– Aufgleisung Schulsozialarbeit; Umgang mit schwierigen Schülerinnen und Schülern (2003)– Start mit dem Schulversuch «Schule und Sportförderung» (2004)

All die erwähnten Massnahmen und Projekte haben zum Ziel, die Schulqualität der Sekundarstufe lzu verbessern. Im Zentrum dieser Bemühungen stehen die Erhaltung und Verbesserung der Schulqua-lität bzw. die optimale Förderung der Schülerinnen und Schüler gemäss ihren Begabungen, Neigun-gen und Interessen.

Gute Schulen zeichnen sich durch intensive Lehr- und Lernprozesse aus. Sie vermitteln ein lebendi-ges Schulleben und sind offen gegenüber ihrem Umfeld. Gute Schulen pflegen eine pädagogischreflektierte Leistungskultur, die sowohl auf die Förderung von Lernfreude und Anstrengungsbereit-schaft als auch auf die Vermeidung von Über- und Unterforderungen und deren negativen Folgenausgerichtet sind. Sie werden unterschiedlicher Leistungsfähigkeit und unterschiedlichen Leistungengerecht.

Bei der Umsetzung dieser hohen Zielsetzungen wünsche ich allen Lehrpersonen, Schülerinnen undSchülern, Eltern sowie den Schulbehörden gutes Gelingen.

Rita Kieber BeckRegierungschef-Stellvertreterin

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4 SCHULE HEUTE 1/2004

Mit Regierungsbeschluss vom 8. August 2000 hatdie Regierung den Bericht des Schulamtes zumÜbertrittsverfahren 2000 zur Kenntnis genommenund verschiedene Massnahmen zur Optimierungdes Übertritts beschlossen. Eine dieser Massnah-men betraf die Erarbeitung von Beurteilungskri-terien und Anforderungsprofilen für den Übertrittin die Sekundarschulen, welche die TeilbereicheDeutsch und Mathematik sowie die Profile fürLern- und Arbeitsverhalten umfassen. Die neu ge-schaffenen Beurteilungskriterien und Anforde-rungsprofile sollen den Lehrpersonen und den El-tern der 5. Klassen als Hilfestellung für die Schul-wahl zur Verfügung gestellt werden können.Dieses Hilfsmittel wurde von einer Kommission er-arbeitet, welche aus Vertreterinnen und Vertretern

des Schulamtes, der Primar- und der Sekundar-schulen zusammengesetzt war. Im Schuljahr2001/02 erprobten verschiedene Lehrpersonender Primarschule dieses Hilfsmittel beim Übertritt2002.

Auf Grund der Evaluation des Schulamtes be-schloss die Regierung am 26. Juni 2002, die An-wendung des vom Schulamt zur Verfügung ge-stellten Hilfsmittels «Beurteilungskriterien und An-forderungsprofile» für die Primarlehrkräfte der 5.Klasse verpflichtend einzusetzen. Weiters wurdeden Primarlehrpersonen empfohlen, in Zusam-menhang mit der Anwendung des Hilfsmittels mitanderen Fünftklasslehrpersonen gemeinsame sum-mative Tests durchzuführen.

Das Hilfsmittel «Beurteilungskriterien und Anforde-rungsprofile» basiert auf der Grundlage der Ver-ordnung vom 14. August 2001 über die Aufnah-me in die sowie die Promotion und den Übertrittauf der Sekundarstufe I. Gemäss dieser Verord-nung hat die Zuweisung einer Schülerin bzw.eines Schülers auf Grund einer Gesamtbeurtei-lung zu erfolgen. Massgeblich dafür sind die Be-stimmungen der Verordnung über die Beurteilungder Kinder und deren Beförderung an der Primar-schule. So stützt sich der Schullaufbahnentscheidauf die formative (prozessorientierte) und summa-tive (ergebnisorientierte) Beurteilung.

Das Hilfsmittel «Beurteilungskriterien und Anforde-rungsprofile» ist ein Rahmenkonzept und beruhtauf vier Schwerpunkten:

BEURTEILUNGSKRITERIEN UND ANFORDERUNGSPROFILE

ÜBERTRITT IN DIESEKUNDARSCHULEN

Fotos(Seiten 4 bis 6:Einblicke in dieOberschule imSchulzentrum

Eschen

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SCHULE HEUTE 1/2004 5

1. Kriterien für das Lern- undArbeitsverhalten

Die Kriterien zum Lern- und Arbeitsverhalten sol-len auf Beobachtungen über einen längeren Zeit-raum beruhen. Jede Lehrperson führt ihre eigenenBeobachtungsdokumente. Es ist wichtig, dassLerninhalte (alle Fachbereiche) klar mit Zielen ausdem Lern- und Arbeitsverhalten verbunden wer-den. Es bietet sich auch an, die Beobachtungenzum Lern- und Arbeitsverhalten mit Lehrpersonenaus anderen Fachbereichen auszutauschen.

a) LernverhaltenDie Schülerin/Der Schüler ...• zeichnet sich durch geistige Beweglichkeit, kre-

atives Denken und Kombinationsfähigkeit aus.• begreift neue Lerninhalte schnell und erkennt

bei komplexen Sachverhalten das Wesent-liche.

• lernt leicht und kann Gelerntes auch nach län-gerer Zeit wieder abrufen und anwenden.

• zeigt intellektuelle Neugier und geht Fragen und Problemen auf den Grund.

• argumentiert folgerichtig und erkennt Regel-mässigkeiten, Strukturen und Muster.

b) ArbeitsverhaltenDie Schülerin/Der Schüler ...• arbeitet sorgfältig und systematisch und kann

Lernwege und Ergebnisse übersichtlich dar-stellen.

• arbeitet rasch und zielstrebig, konzentriert sich auf das Wesentliche und kommt zu richtigen Ergebnissen.

• zeigt eine konstante Lern- und Arbeitsbereit-schaft.

• kann sich auch über längere Zeit hinweg (ca. 30 Minuten) konzentrieren und zeigt bei schwierigen und umfangreichen Arbeiten Aus-dauer und Durchhaltewillen.

• führt Arbeiten selbstständig und zielgerichtet aus und überprüft Arbeitswege und Ergebnisse erfolgreich.

2. Fachspezifische Kriterien fürMathematik und Deutsch

Nach einer Übungsphase, in der Teilziele über-prüft werden und Selbstkontrolle wie Selbstein-schätzung auch ein wesentlicher Bestandteil derLerninhalte sind, gibt es eine summative Überprü-fung der unten aufgelisteten fachspezifischenKriterien als Ganzes. (Zum Beispiel beim zweitenKriterium «Mathematik» zu den schriftlichen Re-chenverfahren werden das Wissen und die Fertig-keiten der Schülerinnen und Schüler in allen vier

schriftlichen Rechenverfahren in einer Prüfung be-urteilt.) Diese Überprüfung kann mit anderen Auf-gabenstellungen zu einem späteren Zeitpunkt er-neut durchgeführt werden.

a) MathematikDie Schülerin/Der Schüler ...• ist im Kopfrechnen im Zahlenbereich bis zu

Hunderttausend sehr schnell und sicher.• ist in den schriftlichen Rechenverfahren bis zu

einer Million (Addition mit mehreren Summan-den, Subtraktion mit mehreren Subtrahenden, Multiplikation mit zweistelligem Faktor, Divisi-on durch zweistelligen Divisor mit und ohne Rest) rasch und sicher.

• erkennt Lösungswege in Textaufgaben, die auch mehrere Grundoperationen sowie Zwei- und Dreisätze enthalten, und löst sie richtig.

• schätzt und vergleicht Grössen, berechnet sie und wandelt sie sicher um.

• erkennt Bruchteile eines Ganzen, stellt sie dar und wandelt Bruchteile von Grössen (Bruch- und Dezimalschreibweise) richtig um.

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6 SCHULE HEUTE 1/2004

b) DeutschDie Schülerin/Der Schüler ...• kann Gelesenes und Gehörtes wiedergeben

und Verständnisfragen dazu richtig beantwor-ten.

• ist fähig, mit übertragenen Bedeutungen und sprachlichen Mehrdeutigkeiten umzugehen.

• drückt sich mündlich und schriftlich gewandt, kreativ, folgerichtig und situationsgerecht aus.

• wendet Regeln der Rechtschreibung mit und ohne Unterstützung von Rechtschreibehilfen richtig an.

• erkennt die Regeln der Grammatik und wendet sie richtig an.

3. Umfassende PrüfungenAb den Herbstferien werden in Mathematik undDeutsch mehrere Prüfungen durchgeführt. Sie de-cken alle Lernziele ab, die bis zum Zeitpunkt ihrerDurchführung in den Fächern Deutsch und Mathe-matik erarbeitet wurden. Es wird empfohlen, die-se Prüfungen gemeinsam mit anderen Fünftklass-lehrpersonen durchzuführen.

4. Standardisierte Tests(Klassencockpit)

Die Klassencockpitaufgaben sind ein Teil der Ge-samtbeurteilung und haben deshalb den gleichenStellenwert wie andere Beurteilungsinstrumente.Das Modul 5.1 wird im November und das Mo-dul 5.2 im Februar/März durchgeführt. Das Mo-dul 5.3 dient zur Lernfortschrittsmessung. Da esim Mai durchgeführt wird, ist es nicht mehr Teildes Übertrittsverfahrens. Die Orientierungsmodu-le sind im Rahmen des Beurteilungsgesprächs ein

Bestandteil der Gesamtbeurteilung und könnendort auch eingesehen werden.

Der Einsatz der Orientierungsmodule ermöglichtden Lehrpersonen Erkenntnisse:• über den Stand der Lernenden in Bezug auf die

Ziele des Lehrplans• über den Stand der Klasse in Bezug auf die

Zielerreichung im Vergleich mit anderen Klassen

• für die eigene Beurteilungspraxis• zur Qualitätssteigerung und Selbstevaluation• für das Beurteilungsgespräch mit Eltern und

Lernenden• über den Lernfortschritt der Schülerinnen und

Schüler• für die Prognose zur weiteren Schullaufbahn

der Schülerinnen und Schüler

Das Hilfsmittel «Beurteilungskriterien und Anfor-derungsprofile» wurde im Schuljahr 2002/03landesweit eingesetzt und am Ende des Schuljah-res vom Schulamt evaluiert. Die Evaluationsergeb-nisse zeigten, dass die Mehrheit der Lehrper-sonen der Ansicht war, dass das Hilfsmittel zueiner objektiveren Einteilung der Schülerinnenund Schüler in die Sekundarstufe I beigetragenhabe. Aus der Auswertung wurde jedoch auchersichtlich, dass ein Drittel aller Lehrpersonen derAnsicht war, dass die Anwendung des Hilfsmittelszu Prüfungsstress führt. In diesem Zusammenhangwird das Schulamt die Entwicklung genau beob-achten, weitere Rückmeldungen der Lehrpersoneneinholen und gegebenenfalls Änderungen in dieWege leiten.Peter Marxer, Norbert RitterInspektoren Primarschule

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Wieder mal waren vier Schulamtsleute unterwegsmit Moderationskoffern und Aufnahmegeräten.Schon zum sechsten Mal wiederholt sich an denverschiedenen Schulen des Landes ein ähnlichesProzedere. Die Realschule Balzers ist nach derRealschule Schaan und der Oberschule Eschendie dritte Weiterführende Schule, die von einemTeam des Schulamts während einer Woche begut-achtet wird.Dieses Mal fokussierte die Evaluation drei Themen:• Schulklima• Fördern und Fordern• Aktivität der Schülerinnen und Schüler

Evaluieren heisst vor allem zu sehen und zu er-fragen, wie etwas läuft und wo Stärken oder Ent-wicklungspunkte im Hinblick auf die Evaluations-themen liegen.

Evaluieren heisst beobachten, interviewen,befragen und moderieren. Während einer Wo-che wurden in Balzers Einzelinterviews mit denLehrpersonen und Gruppeninterviews mit Elterngeführt. Eine Schülerinnen- und Schülergruppewurde in einem Workshop aufgefordert, ihre An-sichten kundzutun. Zum Schulklima füllten dieLehrpersonen und Schülerinnen und Schüler einenFragebogen aus.Ausserdem besuchte das Evaluationsteam zwan-zig zufällig ausgesuchte Unterrichtsstunden, beo-bachtete dabei vier ausgewählte Schülerinnenbzw. Schüler und dokumentierte ihre Aktivitäten.

Evaluieren heisst nicht, dass die vier Personenaus dem Schulamt während einer ganzen Wocheununterbrochen das Schulgeschehen verfolgen.Es sind punktuelle Einblicke mit unterschiedlichenInstrumenten und Personengruppen, die das Bildzusammensetzen.

Eine externe Evaluation möchte etwas in Gangbringen, indem gewisse Stellen des Schulgesche-hens näher betrachtet werden. Erfahrungen ausder Schweiz zeigen, dass 95 Prozent der Ergeb-nisse einer Evaluation den Lehrpersonen «nichtsNeues» bieten, sondern zuweilen Altbekanntesbestätigen. Die restlichen 5 Prozent sind die sogenannten «blinden Flecken», welche Ungeahn-tes oder Unterschwelliges zum Vorschein bringen.

Eine externe Evaluation ist eine langfristige An-gelegenheit. Die Schule entwickelt und verändertsich natürlich mit den Lehrpersonen sowieSchülerinnen und Schülern, die dort anwesendsind. Die Empfehlungen aus der externen Evalua-tion geben Impulse für die Schulentwicklung dernächsten fünf bis sieben Jahre. Das Team setzt diePrioritäten und überlegt, welche Massnahmen inwelcher Reihenfolge sinnvoll sind.

Die externe Evaluation soll die Arbeit der Lehr-personen und die schulischen Abläufe wertschät-zen und würdigen. Sie soll bestätigen und Impu-lse geben.Barbara Ospelt-Geiger

REALSCHULE BALZERS

EXTERNE EVALUATION

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8 SCHULE HEUTE 1/2004

EIN SCHRITT IN RICHTUNGQUALITÄTSSICHERUNG UND -ENTWICKLUNG DESUNTERRICHTS AM LGAm Liechtensteinischen Gymnasium übt die Unter-richtskommission im Auftrag der Regierung Be-ratungs- und Kontrollfunktionen aus und ist einwichtiger Teil der externen Evaluation des Un-terrichts.

Die Kommission besteht aus neun Mitgliedern ausder Schweiz, aus Österreich und Liechtenstein, dieaus verschiedenen Fachbereichen stammen undsomit möglichst viele Unterrichtsfächer abdecken.

Die Evaluation der Unterrichtsqualität durchschweizerische und österreichische Experten istwichtig, um die Gleichwertigkeit der schulischenAnforderungen im Vergleich zu unseren Nachbar-ländern zu gewährleisten. Als Leiter der AbteilungMittel- und Hochschule des Schulamtes bin ich Vor-sitzender der Unterrichtskommission, der auch derReferent für Religionsunterricht und der Inspektorfür Schulsport des Schulamtes angehören.

Die regelmässigen Unterrichtsbesuche leisteneinen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherungund Entwicklung des Unterrichts. Das Unterrichts-

kommissionsmitglied gibt der besuchten Lehrper-son sowie dem Rektorat jeweils eine Rückmel-dung. In dienstrechtlich vorgesehenen Fällen mussauch ein Bericht zuhanden des Schulamtes bzw.der Regierung erstellt werden. Weitere Aufgabender Unterrichtskommission sind die jährlichenTreffen mit den Fachschaften und ihre Mitwirkungan internen Fortbildungsveranstaltungen zu päda-gogischen und methodisch-didaktischen sowiefachlichen Fragestellungen. Einzelne UK-Mitglie-der leisten auch Beiträge zu den traditionellenSCHILF-Veranstaltungen mit dem ganzen Lehre-rinnen- und Lehrer-Kollegium in der Karwoche.

Eine grosse Bedeutung für das LG hat auch die in-terne Evaluation. Im Rahmen der EU-Bildungs-programme beteiligte sich das LG am Pilotprojekt«Evaluation der Qualität von Schule und Unter-richt», das als Comenius-Projekt mit drei Part-nerschulen in Österreich und Luxemburg weiterge-führt wurde. In diesem Zusammenhang wurden inden letzten Jahren vom Rektorat mehrere Umfra-gen durchgeführt, um Schülerinnen und Schülernsowie Eltern Gelegenheit zu Rückmeldungen überallgemeine schulische Anliegen (z.B. Übertritt vonder Primarschule ins LG und von der Unterstufe indie gymnasiale Oberstufe) sowie zum Unterrichtim Besonderen zu geben. Diese Umfragen wurdenausgewertet, den betroffenen Gremien oderPersonen zur Kenntnis gebracht und bei Bedarfentsprechende Massnahmen eingeleitet. Ein wich-tiges Schulentwicklungsprojekt sind gegenseitigeUnterrichtsbesuche, die als Pilotversuch «Tandem»von der Steuergruppe des LG initiiert wurden.Auch die Unterrichtsevaluation durch die Lehrper-son selbst mit Einbezug der Schülerinnen undSchüler ist ein Instrument, das am Gymnasium zu-nehmend eingesetzt wird. Den Lehrpersonen ste-hen dabei verschiedene Mittel und Möglichkeitenoffen, um ein Feedback über ihre Arbeit einzuho-len und die Ergebnisse mit den Schülerinnen undSchülern zu thematisieren.

Die Ergebnisse dieser verschiedenen Formen derSelbst- und der Fremdevaluation werden von den

ÜBER DAS LG, DIE REALSCHULE UND DIE OBERSCHULE

DREI KURZBERICHTAUS DEM SCHULAMT

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SCHULE HEUTE 1/2004 9

Mitgliedern des Rektorats mit den Lehrpersonen ineinem Personalgespräch thematisiert, gegebenen-falls zusammen mit dem zuständigen Mitglied derUnterrichtskommission. Diese Personalgesprächewerden jeweils innerhalb eines Zeitraumes von ca.zwei Jahren mit jeder Lehrperson nach einem vomSchulamt vorgegebenen Leitfaden geführt.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass inden letzten Jahren im Bereich der Qualitätssiche-rung und -entwicklung durch das Wirken der Un-terrichtskommission sowie durch den Einsatz ver-schiedener Evaluationsinstrumente gute Fortschritteerzielt werden konnten. Diese Massnahmen gilt esin den nächsten Jahren zu optimieren und weiterzu entwickeln. Wichtig wird es aber auch sein, dieErgebnisse zu bewerten und weiterhin wirksameVerbesserungsmassnahmen treffen zu können.Helmut Konradzuständig für Mittel- und Hochschulen

DIE REALSCHULE BETREUT EINBREITES BEGABUNGSSPEKTRUM– DIE ANFORDERUNGEN NEH-MEN STÄNDIG ZUDen Realschulen werden von den Primarschulenjährlich zwischen 45 und 50 Prozent der Schü-lerinnen und Schüler zugeteilt. Damit der Über-gang von der Primar- in die Realschule für dieJugendlichen besser gelingt und diese optimal be-treut werden können, werden sie in der ersten undzweiten Klasse von möglichst wenig Lehrpersonen,in den Promotionsfächern in der Regel nur vonzwei, unterrichtet. Um den Bedürfnissen der Schü-lerinnen und Schüler in diesem grossen Bega-bungsspektrum besser gerecht zu werden, werdenab der zweiten oder dritten Schulstufe in denFächern Mathematik, Englisch und FranzösischLeistungszüge geführt. In der ersten, zweiten unddritten Klasse werden in speziellen Kursenschwächere Schülerinnen und Schüler gestützt undstärkere gefördert. In diesem Zusammenhangmuss darauf hingewiesen werden, dass vor allemin der ersten Klasse auffällig viele Schülerinnenund Schüler trotz der Stützkurse den Anforde-rungen nicht genügen und an die Oberschuleumgeteilt werden müssen oder das Jahresziel nichterreichen und die jeweilige Klasse wiederholenmüssen.

Die Realschule ist eine herausfordernde Schule.Die Anforderungen nehmen ständig zu, denn siebereitet auf Berufslehren, weiterführende Schulen

wie auf Berufsmaturitätsschulen und die Oberstufedes Gymnasiums vor. Die Schülerinnen und Schü-ler haben nach jedem Schuljahr die Möglichkeit,ins Gymnasium überzutreten: nach der ersten,zweiten und dritten Klasse ohne Zeitverlust, nachder vierten Klasse mit Zeitverlust. Nach der drittenKlasse stehen ihnen genauso wie den Schülerin-nen und Schülern der Unterstufe des Gymnasiumsalle fünf Maturitätsprofile offen. Nach der viertenKlasse eröffnen sich zudem vielfältige Möglich-

keiten, weiterführende Schulen, wie zum BeispielBerufsmaturitäts-, Wirtschaftsmittel- und Diplom-schulen zu besuchen. Im Rahmen des Angebotesder Realschule in der vierten Klasse können leis-tungsorientierte und hoch motivierte Schülerinnenund Schüler ihr Wissen und Können in den Fä-chern Deutsch, Englisch, Französisch und Mathe-matik vertiefen. Sie werden insbesondere auf dieBerufsmittel-, die Wirtschaftsmittel- sowie Diplom-mittelschulen, das Liechtensteinische Gymnasiumund auf diverse Anschlussschulen in Österreichund ab dem nächsten Schuljahr auch auf dasCambridge-Zertifikat «PET» vorbereitet.

Im Rahmen der Qualitätssicherung und -entwick-lung haben alle Realschulen ihre Leitbilder erar-beitet. Es ist ihnen gelungen, die unterschiedlich-sten Gedanken, Zielvorstellungen, Haltungen undWerte auf einen gemeinsamen Nenner zu brin-gen. Die Realschulen setzen die von den Leit-bildern abgeleiteten Massnahmen mit pädagogi-schen und sozialen Zielsetzungen in ihren Jahres-planungen Schritt für Schritt in die Praxis um.

Um die Qualität zu erhalten und zu verbessern, set-zen die Realschulen momentan gemeinsameSchwerpunkte in der Optimierung der Umsetzungder Ziele bezüglich der Berufswahlvorbereitung.Sie erarbeiten für alle Lehrpersonen verbindlicheQuartalsplanungen in den Fächern Englisch und

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10 SCHULE HEUTE 1/2004

Mathematik. Zudem soll ein neues Mathematik-Lehrmittel eingeführt werden, das den neuestenlerntheoretischen Erkenntnissen und gleichzeitigden Anforderungen und Zielsetzungen unseresLehrplanes am besten gerecht wird. Aufgrund sei-ner Ausrichtung und seiner Grundideen stellt dasLehrmittel hohe Anforderungen an die Lehrper-sonen. Schliesslich möchte die Realschule dasGefäss verbessern, das die Schülerinnen und Schü-ler der vierten Klassen auf die oben erwähntenWeiterführenden Schulen vorbereitet.Helmuth MüssnerInspektor Realschule

IMMER NEUE HERAUSFORDE-RUNGEN – EINIGE GEDANKENZUR OBERSCHULEIn den letzten Jahren kamen immer neue Aufgabenund Herausforderungen auf den Schultyp Ober-schule und seine Lehrpersonen zu, wie vermehrteSozialarbeit (verhaltensauffällige Schülerinnen undSchüler), Integrationsaufgaben (Fremdsprachigeund integrierte Sonderschüler), Zusammenarbeitmit verschiedenen Fachstellen und erhöhte Leis-tungsforderungen von Seiten der Wirtschaft.

Die einzelnen Schulen, das Schulamt und die poli-tischen Behörden haben mit vielen Massnahmenreagiert. Es wurden Stellen für Schulsozialarbeitbewilligt. Am Konzept und der Besetzung dieserStellen wird zurzeit gearbeitet. Es wurden zusätz-liche Möglichkeiten für den Übertritt in die Real-schule geschaffen. In der Oberschule wurdenStütz- und Förderkurse sowie ein Zeitgefäss für die

Lernbegleitung eingeführt. Die Lernbegleitung istvor Ort verschieden ausgestaltet und wird von denJugendlichen gut angenommen. An zwei von dreiOberschulen gibt es heute den Mittagstisch mitanschliessender Hausaufgabenhilfe (Miniform von

Tagesschulstrukturen).

Die Fächer Deutsch, Englisch und Lebenskunde (Be-rufswahlvorbereitung) wurden in der Stundentafelhöher dotiert. In der Berufswahlvorbereitung wurdeverpflichtend ein Schülerportfolio eingeführt, damitdie Abnehmer noch bessere Informationen aus derSchule erhalten. Für die Promotionsfächer Englischund Mathematik wurden in den Klassen 2 bis 4Leistungszüge eingeführt, um der individuellen För-derung besser gerecht zu werden. Mit dem Projekt«Mathematik auf Realschulniveau» wurde in derzweiten Klasse gestartet. Wenn Jugendliche in derMathematik den Minimalstandard der Realschuleerreichen, wird dies im Zeugnis vermerkt. DiesesProjekt ist vor allem für begabte «Mathematiker»und «Mathematikerinnen» gedacht. Es soll auchdie Motivation der Jugendlichen und die Aussage-kraft des Zeugnisses verbessern sowie die Berufs-wahlchancen erhöhen. Ab dem Schuljahr 2004/05 wird an den Oberschulen ein neues, modernesMathematiklehrmittel eingesetzt, das vor allem inden Lernbereichen Mathematisieren und Problem-lösen den Zielsetzungen unseres Lehrplans bessergerecht wird. Das erweiterte Wahlpflichtangebot«Profile in der vierten Klasse» ist geschaffen wor-den, damit sich die Jugendlichen noch gezielter aufdie gewählten Berufe vorbereiten und allfälligeDefizite beheben können.

Obwohl in der Oberschule viele Veränderungenvorgenommen wurden und auch ständig an derQualitätsverbesserung gearbeitet wird, muss fest-gehalten werden, dass sie viele Aufgaben nicht al-lein bewältigen kann. Die Lehrpersonen sind heutebereits sehr stark belastet. Die Oberschule bzw.ihre Lehrpersonen brauchen mehr Unterstützungvon Seiten der Erziehungsberechtigten, aus derPolitik und der Wirtschaft. Die Oberschule kanndie Integrationsaufgaben nicht allein bewältigen,sondern es braucht eine vielschichtige Integrations-politik und eine breite Unterstützung der Wirt-schaft. Die Oberschule benötigt auch neue Rah-menbedingungen, um bessere Durchschnittsleis-tungen erzielen zu können. Sie ist auf breit ange-legte Kooperationen mit den anderen Schultypenangewiesen. Die Jugendlichen der Oberschulebrauchen mehr Kontakt mit besseren Schülerinnenund Schülern, sie brauchen für ihr Lernen Vor-bilder. Es ist heute wissenschaftlich unbestritten,dass schulleistungsschwache Kinder nur so zu bes-serer Motivation und zu besseren Leistungengeführt werden können. Die PISA-Studie hat diesnicht neu hervorgebracht, sondern nur bestätigt.William GernerOberschulinspektor

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SCHULE HEUTE 1/2004 11

Im vergangenen Sommer hat der Landtag dem aufdrei Jahre befristeten Projekt zum Aufbau vonSchulsozialarbeit an den liechtensteinischen Schu-len zugestimmt. Es werden dazu vier Sozialpäda-gogen angestellt, die sich ein Pensum von insge-samt 200 Stellenprozenten teilen. Diese Schul-sozialarbeiter sind organisatorisch dem Schulamtangegliedert. Sie haben aber ihre Büros oder bes-ser gesagt ihre Wirkungsstätte direkt vor Ort anden Schulen. Gegen Schluss des Projektes wirdeine wissenschaftliche Untersuchung Aufschlussdarüber geben, ob und wie die «SchulsozialarbeitFL» weitergeführt werden kann.

Schwierige Kinder und JugendlicheDie Situation an den liechtensteinischen Schulen istin den letzten Jahren immer schwieriger geworden.Kinder und vor allem Jugendliche zeigen Ver-haltensweisen, die nicht toleriert werden könnenund die auf Problemsituationen dieser Schülerinnenund Schüler hinweisen. Schwierig ist es in den Se-kundarschulen, d.h. an den Ober- und Realschulen,aber auch am Gymnasium. Am häufigsten bekla-gen die Lehrpersonen die Schulverweigerung(Gleichgültigkeit gegenüber allen schulischen Pflich-ten), Beschimpfungen mit z.T. Erpressung, Mobbingund Ausfälligkeiten gegenüber Lehrpersonen, laten-te Gewalttätigkeit, Schule schwänzen, Rassismus,Diebstahl oder Sachbeschädigungen. Die Lehrer-schaft und die Behörden stossen bei ihren Be-mühungen, bei schwierigen Kindern und Jugend-lichen eine Verhaltensänderung herbeizuführen, oftan die Grenzen ihrer Kapazitäten und Kompe-tenzen. Diese Situation gilt es zu entschärfen.

Arbeit vor OrtDie Schulsozialarbeiter sind direkt an den Schulentätig. Dies ist wichtig, weil erst ein ständiger Kon-takt zu den Kindern und Jugendlichen jeneBeziehungsstrukturen möglich macht, auf denenaufbauend Probleme gelöst werden können. In derProjektphase werden die folgenden Schulzentrenbetreut: Ober- und Realschule Triesen, Ober- undRealschule Vaduz inkl. Gymnasium und das Schul-zentrum Unterland in Eschen. Mit dem Projekt«Schulsozialarbeit FL» sollen die Schulen zusätzli-che Unterstützung erhalten. Die Regierung ver-spricht sich vom Aufbau von Schulsozialarbeit einbesseres Klima an den Schulen, eine schnelle Hilfe

für die Kinder und Jugendlichen und deren Elternsowie eine Entlastung der Lehrpersonen zugunsteneines effizienteren Unterrichts.

Aufgaben der SchulsozialarbeitZu den Aufgaben der Schulsozialarbeit zählenu.a. die Krisenintervention, die Prävention, die In-tegration sowie die Beratung und Begleitung vonKindern und Jugendlichen, Lehrpersonen undEltern. Dieses Angebot entspricht einem grossenBedürfnis unserer Sekundarschulen. Ein wichtigesAufgabenfeld besteht auch in der Vernetzung derverschiedenen staatlichen Hilfsangebote. So kön-nen Synergien gewonnen und die Effizienz derArbeit mit Jugendlichen gesteigert werden. DieSchulsozialarbeit trägt zur Suchtprävention bei,vermindert Eskalationen und verhindert Heimein-weisungen und Sonderschulungen für verhaltens-auffällige Jugendliche im Einzelfall. Schulsozialarbeiter sind ausgebildete Fachleute.Sie weisen eine Grundausbildung auf (Berufsaus-bildung oder Matura) und absolvieren dann eineFachhochschule für Soziale Arbeit. Sie haben Pra-xiserfahrung in der Jugendarbeit und absolvierteneine Zusatzausbildung in Schulsozialarbeit (Nach-diplomkurs).

Stand des ProjektesDie Projektstrukturen und die Projektziele sind alsRahmenbedingungen vorgegeben. Die Schulsozi-alarbeiter sind ausgewählt und von der Regierungbestätigt. Die Detailprojektierung läuft und mussdann von den Schulsozialarbeitern gezielt auf ihreSchulstandorte hin weiter bearbeitet und verfeinertwerden. Die fachliche Begleitung des Projektes istgesichert. Die entsprechenden Beratungs- undBegleitungsaufträge sind an eine anerkannteFachhochschule ergangen.Das Projekt wird laufend evaluiert. Gegen Endeder dreijährigen Projektphase erfolgt eine Schluss-evaluation. Diese muss zeigen, ob und in welcherArt das Projekt fortgeführt werden kann. Die Pro-jektleitung, d.h. die Pädagogische Arbeitsstelledes Schulamtes, ist davon überzeugt, dass dasProjekt «Schulsozialarbeit FL» erfolgreich verläuft. Peter BinderPädagogische Arbeitsstelle

VERHALTENSAUFFÄLLIGE KINDER UND JUGENDLICHE

SCHULSOZIALARBEIT

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12 SCHULE HEUTE 1/2004

Marius Sialm unterrichtet an der RealschuleSchaan (RSS) die Fächer Deutsch, Englisch, Fran-zösisch und Sport. Mit Beginn des Schuljahres2004/05 übernimmt er an seinem Wirkungsorteine zusätzliche Aufgabe. Er wird an der RSS dieSchülerinnen und Schüler der Sportschule Liech-tenstein als Koordinator betreuen und begleiten.

Marius Sialm, wer kann als Schülerin oderSchüler in die neu geschaffene SportschuleLiechtenstein eintreten?Die zur Verfügung stehenden Plätze werden leis-tungssportorientierten Schülerinnen und Schülernzugesprochen, die von ihren Sportverbänden se-

lektioniert werden und das beste Potenzial zumerfolgreichen Leistungssport mitbringen. Eine wei-tere Voraussetzung ist, dass der jeweilige Ver-band bestimmte Kriterien erfüllt und ein qualitativfundiertes sowie leistungssportorientiertes Trai-ningsangebot gewährleisten kann.Aus schulischer Sicht werden Schülerinnen undSchüler aufgenommen, die im Aufnahmeverfah-ren von der Primar- in die Sekundarstufe derOber- oder der Realschule oder dem Gymnasiumzugeteilt werden. Allerdings können nur jeneOberschülerinnen und Oberschüler aufgenom-men werden, die mit dem Fördersystem an derRealschule Schaan auch optimal gefördert wer-den können.

PORTRÄT VON MARIUS SIALM

ALTER: 36

WOHNORT: Planken

ZIVILSTAND: in festen Händen

STERNZEICHEN: Krebs

HOBBY: Velo- und Tandemtouren, genüsslich Friitigstschüttala

MUSIK: Abwechslung macht das Leben süss

LEKTÜRE: Fahrrad Weltführer, Atlas, Kommissar Wallander

ESSEN: Josefs Bio-Freiland-Güggel vo Baaalzers, Schwarzwäldertorte & Co

TRINKEN: Apfelsaft

STÄRKEN: vielseitig, kommunikativ, begeisterungsfähig, ausdauernd,

verlässlich und gradlinig

SCHWÄCHEN: In bestimmten Situationen können obige Eigenschaften in

konzentriertem Cocktail nahe an Verbissenheit führen.

WO KANN ICH NICHT WIDERSTEHEN: bei oben genannten festen Händen

WAS NERVT MICH: notorische Nörgelei

LEBENSMOTTO: Wie sagte da mal jemand: Nur tote Fische schwimmen mit

dem Strom ...

SPORTSCHULE LIECHTENSTEIN

ICH FREUE MICH AUF MEINE AUFGABE

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SCHULE HEUTE 1/2004 13

Für den Verbleib an der Sportschule Liechtensteinsind erhöhte Anforderungen an das Lern-, Arbeits-und Sozialverhalten zu erfüllen.

Wie sieht das Konzept der SportschuleLiechtenstein aus?Für Sportschülerinnen und Sportschüler wird dieStundenbelastung durch Fächer aus dem musi-schen Bereich um sieben Lektionen reduziert. Da-durch wird erreicht, dass die Sportverbände anvier schulfreien Nachmittagen leistungsorientierteTrainings durchführen können. Seitens der Schule wird mittels eines Stütz- undFörderkonzepts das Ziel verfolgt, die schulischeLaufbahn zu gewährleisten und alle Schülerinnenund Schüler auf ihrem Leistungsniveau optimal zufördern.

Können Sie die praktische Umsetzung derStütz- und Förderkurse kurz erklären? In der praktischen Umsetzung sieht dieses Kon-zept nebst den üblichen zwei Stütz- und Förder-stunden der Regelklasse, welche selbstverständ-lich auch den Sportschülerinnen und Sportschü-lern offen stehen, zwei Stütz- und Förderkurse spe-ziell für Sportschülerinnen und Sportschüler vor.Somit besteht für sie während vier Lektionen dasAngebot, Unterrichtsinhalte aufzuarbeiten, zu re-petieren oder zu vertiefen. Bei längeren Absen-zen werden für die Aufarbeitung der schulischenInhalte zusätzliche Zeitgefässe geschaffen. UmSchülerinnen und Schüler auf gymnasialem Leis-tungsniveau zu fördern, besteht bei Bedarf wäh-rend zweier Lektionen die Möglichkeit einer zu-sätzlichen spezifischen Förderung mit dem Ziel,einen allfälligen Übertritt ins Gymnasium zu ge-währleisten.

Im kommenden Schuljahr werden alsoneben den Realschülerinnen undRealschülern aus Schaan und Planken auchSportschülerinnen und Sportschüler sitzen,welche der Oberschule oder demGymnasium zugeteilt sind. In welcher Formgedenkt die RSS dieser HeterogenitätRechnung zu tragen?Dem erweiterten Leistungsspektrum wird in be-stimmten Fächern mittels äusserer Differenzierung– z.B. Leistungszüge – Rechnung getragen. Wennnotwendig, wird diese Differenzierung bereits inder ersten Klasse der Sekundarstufe I erfolgen. Inder zweiten Klasse werden im Fach Französischsowie in den Fächern Englisch und Mathematikdrei Leistungszüge geführt.Die Lehrkräfte der RSS sind sich der Herausfor-derung der Heterogenität und der damit einher-gehenden zusätzlichen Anforderungen bewusst.

Es wird je nach Fach und Thematik unumgänglichsein, auch Unterrichtsmethoden und Lerninhaltezu differenzieren.

Steht das Team der Realschule Schaan hinterdiesen Aussagen?Das Projekt der Sportschule Liechtenstein ist imTeam an unserer Schule breit abgestützt und dasTeam hat sich im Bewusstsein der anstehendenHerausforderungen einstimmig für die Umsetzungdes Projektes an unserer Schule ausgesprochen,zumal die Sportschule Liechtenstein auf den beste-henden Strukturen der Realschule Schaan auf-baut.In meinen Augen hat sich das Team der Real-schule Schaan in den vergangenen Jahren immerwieder dadurch profiliert, dass getroffene Aussa-gen und Vereinbarungen von den Teammitglie-dern engagiert mitgetragen und konsequentumgesetzt wurden. Vor diesem Hintergrund habeich mich auch bereit erklärt, den Aufgabenbe-reich des Koordinators zu übernehmen. DasEngagement des Teams und die Unterstützung derKolleginnen und Kollegen stimmt mich für dasProjekt optimistisch.

Was erwarten Sie persönlich von den poten-ziellen Schülerinnen und Schülern?Von unseren zukünftigen Sportschülerinnen undSportschülern wünsche ich mir, dass sie sich derChance bewusst sind, die ihnen ihr Sportverbandgemeinsam mit der Realschule Schaan an derSportschule Liechtenstein bietet. Ich hoffe, dassmöglichst viele von ihnen den grossen Einsatz,den sie leisten müssen, sowie ihr Talent in sport-lich tolle Erfolge ummünzen können.Die schulische Laufbahn soll durch die Anforde-rungen seitens des Leistungssports nicht gefährdetwerden. Doch das beste Stütz- und Förderkonzeptsowie optimale Rahmenbedingungen verpuffenwirkungslos, wenn sie von Schülerinnen und Schü-lern nicht aktiv genutzt werden. Ich erwarte des-halb von den Sportschülerinnen und Sportschü-lern, dass sie ihre Leistungsbereitschaft, die sie imSport zeigen, auch auf den schulischen Bereichübertragen. Eine sehr hohe Eigenmotivation undSelbstverantwortung ist erforderlich. Im Sinne einer effizienten und zielführendenErfüllung von schulischen und sportlichen An-forderungen ist ein gutes Lern- und Arbeitsver-halten sowie vorbildliches Sozialverhalten unum-gänglich. Diesen wesentlichen Beitrag zu einempositiven Image und zu einem guten Gelingendes Projekts erwarte ich seitens der Absolven-tinnen und Absolventen der Sportschule Liechten-stein.

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14 SCHULE HEUTE 1/2004

Was passiert, wenn eine Schülerin oder einSchüler diese Erwartungen nicht erfüllt oderaus gesundheitlichen Gründen keinenLeistungssport mehr betreiben kann?Erfüllt ein Sportschüler oder eine Sportschülerindie sportlichen Kriterien nicht mehr und macht einSportverband die Empfehlung für die SportschuleLiechtenstein an der Realschule Schaan rückgän-gig, erfolgt bei Semesterwechsel eine Umteilungan die entsprechende Schule im angestammtenSchulbezirk. Genauso wird eine Umteilung bzw.ein Ausschluss aus der Sportschule Liechtensteinerfolgen, wenn ein Sportschüler oder eine Sport-schülerin die Anforderungen im Bereich Lern-, Ar-beits- sowie Sozialverhalten nicht mehr erfüllt. Beigesundheitlichen Problemen stellt sich die Frage,ob eine Karriere im Leistungssport nach derGenesung weiterhin möglich oder sinnvoll ist. DieZuständigkeit für die Beantwortung und Abklä-rung dieser Frage liegt beim jeweiligen Sportver-band, der auch die Empfehlung für die Sport-schule ausgesprochen hat. Frei werdende Plätze können Quereinsteigern zurVerfügung gestellt werden.

Was sind weitere Kernaufgaben desKoordinators?Nach Erstellung des Schulkonzeptes in Zusam-menarbeit mit Vertretern der Schulbehörde undmit der Schulleitung stehen bis zum offiziellenStart im August 2004 noch diverse Arbeiten zurKonkretisierung des Projektes an, z.B. Auskünfteerteilen, Mitarbeit beim Aufnahmeverfahren etc. Ab kommendem Schuljahr umfasst mein Tätig-keitsbereich die Koordination und Betreuung derschulischen Bereiche, welche durch das sportlicheEngagement der Sportschülerinnen und Sport-schüler beeinflusst werden. In diesem Zusammen-hang bin ich auch Ansprechpartner für Trainer,Eltern und Leistungssportler sowie Leistungssport-lerinnen. Mit Interesse werde ich die erbrachtenschulischen und sportlichen Leistungen der Sport-schülerinnen und Sportschüler verfolgen und nöti-genfalls bei schulischen Problemen unterstützendeingreifen. Auch werde ich ein Augenmerk aufdas Sozialverhalten der Sportschülerinnen undSportschüler legen und mich weiterhin gemein-sam mit dem Team für den Erhalt der hohen sozia-len Qualität an unserer Schule einsetzen.

Wer ist für das Absenzenwesen an derSportschule Liechtenstein zuständig?In meinen Zuständigkeitsbereich fallen auch Dis-pensen und Absenzen, wodurch die Informationund Kommunikation innerhalb des Teams zu einerder Kernaufgaben des Koordinators wird. Zudemwerde ich Stütz- und Förderkurse erteilen sowie

die Aufarbeitung entstandener Stofflücken inAbsprache mit Lehrkräften und Sportschülerinnenund Sportschülern koordinieren. Im Rahmen derÖffentlichkeitsarbeit fungiere ich als Kontaktper-son und sorge seitens der Schule für einen über-zeugenden Auftritt der Sportschule Liechtenstein.Im Bereich der Evaluation und der ständigen Opti-mierung der Abläufe und der Rahmenbedingun-gen stellen sich mir weitere Aufgaben.

Das vorgeschlagene Modell wird im Rahmeneines vierjährigen Schulversuchs durchge-führt. Was passiert nach diesen vier Jahren?Im Verlauf der vier Jahre wird das Projekt derSportschule Liechtenstein an der RealschuleSchaan durch eine Projektkommission, bestehendaus Vertretern der Schulbehörde, der Sportgre-mien und mir begleitet und wo nötig optimiert.Nach vier Jahren wird der Vollausbau erreichtsein und Sportschülerinnen sowie Sportschülerdes ersten Jahrgangs werden die SportschuleLiechtenstein verlassen. Die Vorzeichen, dassnach vier Jahren eine positive Bilanz gezogenwerden kann, stehen gut. Seitens der Politikwurde das Ziel geäussert, die Sportschule Liech-tenstein im Anschluss an den Schulversuch zuinstitutionalisieren.

Wir danken für das Gespräch.

SCHULE HEUTE

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SCHULE HEUTE 1/2004 15

HINTERGRÜNDE ZUM BERICHT UND ANTRAG

WEITERENTWICKLUNG DERSEKUNDARSTUFE IDie Hauptzielsetzung des Gesamtkonzeptes«Weiterentwicklung der Sekundarstufe I» bestehtin der Optimierung der dreiteiligen Schulstruktur,der Oberschule, der Realschule und des Gymna-siums. Das heisst, allen Sekundarschülerinnen undSekundarschülern sollen optimale Lernbedingun-gen gewährt und somit optimale Lernfortschritteermöglicht werden. Die einzelnen Projekte inner-halb des Gesamtkonzeptes sind immer auf die-sem Hintergrund zu sehen und umzusetzen.Die Projekte beziehen sich auf folgende Bereicheder Schulentwicklung: Unterrichtsentwicklung, Or-ganisationsentwicklung, Personalentwicklung undKooperationsentwicklung:

KomplexitätDas Gesamtkonzept zeigt auf, wie komplex dieZusammenhänge der verschiedenen Massnah-men sind. Erwähnt seien hier beispielsweise dieMassnahmen zu PISA, das Projekt «Gesundheits-und Sozialerziehung», der Aufbau von Schulso-

Personal-ENTWICKLUNG

Kooperations-ENTWICKLUNG

Lern-fortschritte

derSchülerinnenund Schüler

Unterrichts-ENTWICKLUNG

zialarbeit, die Fragen im Zusammenhang mitdem Übertritt in die Sekundarstufe, die Durch-lässigkeit auf der Sekundarstufe, die Umfragebezüglich Lehrerzufriedenheit, die Schulraum-planung oder die intensivierten Gespräche mitden Abnehmern, das heisst den WeiterführendenSchulen, den Berufsschulen und der Wirtschaft.All diese Massnahmen und Projekte werden ineinem Gesamtzusammenhang beleuchtet undgleichzeitig wird aufgezeigt, welche Arbeitenoder Projekte bereits durchgeführt, welche lau-fen, welche konkret geplant sind und welche erstals Ideenskizzen vorliegen. Ein entsprechenderBericht und Antrag der Regierung wurde vomLandtag im Dezember des vergangenen Jahreszur Kenntnis genommen.

Schrittweise UmsetzungDie Umsetzung der Projekte im Rahmen der Wei-terentwicklung der Sekundarstufe I werden alskontinuierliche und synchronisierte Entwicklungs-

prozesse gestaltet: Auf der einen Seite legt dieBehörde die Zielrichtung und die Rahmen-

bedingungen fest und auf der anderenSeite setzen die Schulen die Vorgaben ineinem schulischen beziehungsweiseschulartenübergreifenden Entwicklungs-prozess um. Dabei werden sie bei Bedarf

von aussen unterstützt.

Organisations-ENTWICKLUNG

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HandlungsfelderProjekte / Stand

Handlungsfeld 1: Durchlässigkeit/KooperationsprojekteProjekt 1: Förderung der Durchlässigkeit durch Optimierung des Übertrittsverfahrens

in die Sekundarschulen und Unterstützung der Wechselmöglichkeitenzwischen den Schularten und Leistungszügen.

– Optimierungen laufen seit 2001/2002

Projekt 2: Ermöglichen von Fachabschlüssen auf dem Niveau einer leistungsstärkerenSchulart und weitere Kooperationsprojekte.

– Kommission Standards Mathematik OS/RS seit Sommer 03 an der Arbeit– Kooperation OS-RS in Mathematik ab SJ 03/04– Weitere Kooperationsprojekte zwischen allen Schularten der Sekundarstufe I

ab SJ 03/04; Wahlfachangebote, gemeinsame Schulprojekte etc.

Handlungsfeld 2: Schulraumplanung und Aufbau neuer SchulstandorteProjekte 1 bis 6: SZU II, SZU I mit gymnasialer Unterstufe, RS Schaan mit Schulversuch

«Schule und Sportförderung», SZM II, WST, WSB

– SZU II: Antrag Verpflichtungskredit an den Landtag: 2004– SZU I: Aufbau einer gymnasialen Unterstufe. Zeitpunkt noch nicht festgelegt– RS Schaan: Mietvertragsverlängerung bis 2015 wird angestrebt; Delegation ist damit

beauftragt. Schulversuch «Schule und Sportförderung» wird in der RS Schaan untergebracht; separater B u. A.

– SZM II: Baubeginn 2004– WST: Erweiterungsbau am 7.11.03 offiziell eröffnet– WSB: mittelfristige Planung

Handlungsfeld 3: SchülerbeurteilungProjekt: Schülerbeurteilung auf der Sekundarstufe I (Standortbestimmung,

Sprachenportfolio, Standards)– Entwurf Standortbestimmung 8. Schulstufe liegt vor.– Bildungsstandards: Entwurf eines Grundlagenpapiers liegt vor.

Handlungsfeld 4: Schulsozialarbeit – Umgang mit schwierigen Schüler/InnenProjekt: Aufbau von Schulsozialarbeit an den liechtensteinischen Schulen

– Projektbeginn: SJ 03/04; Dauer 3 Jahre

Handlungsfeld 5: Kooperation mit Wirtschaft und AbnehmerschulenProjekt: verstärkte Kooperation mit der Wirtschaft und den Abnehmerschulen

(Kooperationsvertrag mit der GWK, Gespräche mit LIHK, verstärkte Zusammenarbeit mit Amt für Berufsbildung und Berufsberatung)

– laufend nach Bedarf

Handlungsfeld 6: Weiterbildung Lehrpersonen und SchulleitungProjekt 1: Weiterbildung und Beratung von LehrpersonenProjekt 2: Weiterbildung von Schulleitungen– Projekt 1: Weiterbildung erfolgt laufend. – Projekt 2: Weiterbildungen erfolgen laufend nach Bedarf.

Handlungsfeld 7: EvaluationenProjekt: Themenbezogene wissenschaftliche Evaluation des Ergänzungsunterrichts

– Auftrag läuft

16 SCHULE HEUTE 1/2004

Peter BinderPädagogische Arbeitsstelle

Aktuelle Projekte und ihr ZeitplanDie folgenden Projekte sind aktuell. Sie können 7 Handlungsfeldern zugeordnet werden:

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SCHULE HEUTE 1/2004 17

Attraktives Bildungsangebot für Jugendlicheund junge Erwachsene– Klärt Fragen rund um die Berufswahl– Fördert die Persönlichkeitsentwicklung und da-

mit auch die Berufswahlreife– Vermittelt angepasste Lern- und Arbeitstech-

niken– Schafft die notwendigen Grundlagen für den

Übertritt in die Berufslehre und in weiterführen-de Schulen

Die drei Schwerpunkte– Pro lingua – Sprachen sowie Vorbereitung auf

soziale und medizinische Berufe, Vorbereitung auf die Berufsmittelschule

– Cyberclass – Informatik und Gestalten– Zukunftsbrücke – schulisches und soziales Lern-

angebot sowie praktisches Arbeiten

Rahmenbedingungen – Bewerbungsschreiben, Aufnahmegespräch,

Schulvertrag– Sieben Projekt- oder Arbeitswochen, davon

vier Wochen in den landesüblichen Schulferien– Fünftagewoche– Vermittlung von Informations- und Kommunika-

tionstechnologien– Angebot von diversen Wahlfächern– Selbstverantwortung und Selbstständigkeit der

Schülerinnen und Schüler

Der UnterrichtDie jungen Menschen werden in die Planung undDurchführung des Unterrichts einbezogen. Ihre Be-dürfnisse werden regelmässig abgeklärt. Sie wer-den dazu eingeladen, den Lernprozess und dieeigenen Lernfortschritte selbstkritisch zu überprü-fen. Am 10. Schuljahr gilt das Klassenlehrerprin-zip. Die Jugendlichen haben täglich Gelegenheit,Lerninhalte vor Ort mit der Lehrperson zu bespre-chen. Wochenplanung und Berufswahlvorberei-tung sind feste Bestandteile des Stundenplanes.

Beurteilung der Schülerinnen und Schüler,AbschlusszeugnisseFür die Beurteilung der Jugendlichen gelangen am10. Schuljahr neben klassischen Ziffernoten nocherweiterte Beurteilungsformen in Bezug auf zentra-le Lernziele in den Leistungsfächern sowie für dasSozial- und Arbeitsverhalten zur Anwendung. Indiesem Zusammenhang spielt die Selbstbeurteilungeine wichtige Rolle. Einblick in das Leistungspoten-zial der Schülerinnen und Schüler gewährt auchdas Portfolio, eine Sammelmappe für Prüfungen,Aufsätze, Referate, Projektarbeiten, Zeichnungenoder Fotos von künstlerischen und handwerklichenArbeiten. Die Leistungen während des ersten undzweiten Semesters sowie eine Abschlussprüfung inDeutsch, Mathematik und Englisch bilden dieGrundlage für das Abschlusszeugnis.SCHULE HEUTE

FREIWILLIGES 10. SCHULJAHR

EIN PORTRÄT

Oben: Blick in den Schwer-punkt «Cyber-class»; unten:Blick in denSchwerpunkt «Zukunfts-brücke»

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18 SCHULE HEUTE 3/2002

Vier Gesichter, in vier verschiedenen Farben,schauen in vier verschiedene Richtungen. Zusam-mengehalten werden sie durch eine Taube. «DasGesicht des Friedens» hat Pablo Picasso diesesBild genannt.

Die Gesichter der Menschen mögen in unter-schiedliche Richtungen blicken, sie mögen unter-schiedliche Farben besitzen, aber sie sind dochimmer ein und dasselbe menschliche Antlitz,zusammengehalten durch die Taube. Überall aufErden haben die Menschen dieselbe Sehnsuchtnach Frieden, nach Verständigung und Zusam-menhalt.

Friede ist auch in allen grossen Religionen einbedeutendes Thema; die Sehnsucht nach Friedenist ihnen immanent. Aber wir wissen alle: Religionund Friede – das bedeutet auch eine wechselvolleGeschichte, in positiver wie in negativer Hinsicht.Menschen sind aus ihrer religiösen Überzeugungheraus für den Frieden eingetreten, aber im Na-men der Religionen sind auch viel Unfriede, Kriegund Verfolgung über die Menschen gekommen. Istes offenbar schwer, durch die Religionen Friedenzu stiften, so ist es ungleich schwerer, ohne Rück-sicht auf die Religionen einen Frieden unter denMenschen herzustellen. Das 20. Jahrhundert hatdies überdeutlich gezeigt. Vielleicht ist es notwen-

IM FACH «RELIGION UND KULTUR» WIRD ÜBERKONFESSIONELLUNTERRICHTET. ES SOLL NICHT NUR DAS FREMDE BEWUSST, SON-

DERN AUCH DAS EIGENE NEU ENTDECKT WERDEN

EIN ZWISCHENBERICHT

Pablo Picasso:Das Gesicht des

Friedens.Succession

Picasso/VG Bild-Kunst,

Bonn 1999 (ausdem Buch

«Spurenlesen»,Klett Verlag)

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SCHULE HEUTE 1/2004 19

dig, dass die Menschen nicht nur über die eigeneReligion Bescheid wissen, sondern sich auchKenntnisse über die anderen Religionen aneignen.Es könnte hilfreich sein, wie es im Bild von Picassozu sehen ist, als Mensch nicht nur in eine Richtungzu blicken, sondern in alle möglichen Richtungen,nach Nord und Süd, nach Ost und West: fähigsein zu einem Perspektivenwechsel.

Zu einem solchen Perspektivenwechsel möchtedas Fach «Religion und Kultur» einen Beitrag leis-ten. Das Fach wurde mit Beginn dieses Schul-jahres als Wahlpflichtfach in den ersten Klassender Weiterführenden Schulen eingeführt. Über 80Prozent der Schülerinnen und Schüler nehmendaran teil.

Es ist sicher noch zu früh, nach einem halben JahrUnterricht ein umfassendes Urteil abzugeben. Dieschriftlichen Rückmeldungen der Schülerinnenund Schüler an die Religionslehrkräfte zeigenaber doch, dass es sehr positiv angenommenwird. Ganz besonders fällt auf, dass die Jugend-lichen ein grosses Interesse an fremden Religio-nen haben. Auf die Frage: Was gefällt dir anReligion und Kultur? kam von fast allen Schü-lerinnen und Schülern die Antwort: «Dass manauch andere Religionen kennen lernt.» Religionund Kultur wird als interessant empfunden, weilman Neues erfährt.

Dies hat sicher auch mit dem Umstand zu tun,dass die Schülerinnen und Schüler im Alltag ver-mehrt mit Angehörigen anderer Religionen zu-sammenleben. Obwohl die Vielfalt der Religionenim Vergleich mit anderen Ländern im FürstentumLiechtenstein relativ klein ist, zeigen die Zahlen,die das Amt für Volkswirtschaft vor kurzem veröf-fentlicht hat doch, dass vor allem die Zahl derAngehörigen nichtchristlicher Religionen zu-nimmt. In Unterrichtsbesuchen habe ich Klassenerlebt, in denen bis zu fünf verschiedene Religio-nen vertreten waren. Nimmt man diese Entwick-lung ernst, dann ist ersichtlich, dass für die öffent-liche Schule die Aufgabe, einen «interreligiösenDialog» zu führen, unumgänglich ist.

LehrplanIn den letzten Jahren ist für das Fach «Religionund Kultur» ein Lehrplan ausgearbeitet und vonProfessoren mehrerer Universitäten begutachtetworden. Der Lehrplan umfasst drei Teile:

1. Die anthropologische Dimension: Darin wer-den die Grundfragen des Menschseins angespro-chen.

2. Die religiöse Dimension: Fragen der Besonder-heit der religiösen Sprache werden ebenso the-matisiert wie die heiligen Bücher der Religionenund die verschiedenen Gottes- und Transzendenz-vorstellungen.

3. Der dritte Bereich behandelt das Christentumund die Weltreligionen. Hier wird in die Grund-lagen der grosssen Religionen eingeführt. Diesedrei Bereiche stehen im Unterricht nicht nebenein-ander, sie werden miteinander verknüpft. (Sowird z.B. die Frage nach Trauer und Tod aus demanthropologischen Bereich verknüpft mit derFrage, mit welchen Sprachbildern wir überhauptüber den Tod reden können, und schliesslich wer-den Todesvorstellungen des Christentums, der an-dern Weltreligionen und Weltanschauungenbehandelt.)

Didaktische PrinzipienDas Fach «Religion und Kultur» wird überkonfes-sionell unterrichtet, d.h. es geht nicht um Kateche-se, um eine religiöse Unterweisung und die Hin-führung der Schülerinnen und Schüler zu einer be-stimmten Religion, sondern um das Kennenlernenvon Religionen, um das Wissen über die Bedeu-tung von religiösen Einstellungen für das persönli-che Leben, für die Gesellschaft und die Kulturen.

Folgende didaktische Prinzipien bestimmen dasFach Religion und Kultur:1. Unsere Lebenswelt ist wesentlich vom christlich-

abendländischen Traditionsstrom geprägt, der grösste Teil der Schülerinnen und Schüler ist katholisch, evangelisch oder orthodox getauft. Es ist deshalb selbstverständlich, dass biblisch-christliche Inhalte, Werte und Überlieferungen eine wichtige Rolle im Fach Religion und Kultur einnehmen.

2. Von grosser Bedeutung ist die Einführung in die Weltreligionen: Ihre Stifter, ihre Inhalte, ihre Geschichte, ihre Menschen- und Weltbilder, ihre Werte, ihre Riten etc. werden vorgestellt. Da eine solche Vorstellung fremder Religionen nicht nur von aussen erfolgen sollte, wird man sich bemühen, Begegnungen mit Vertretern anderer Religionen im Rahmen des Unterrichts zu ermöglichen.

3. Die Tatsache, dass Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Religionen und weltanschauli-cher Bekenntnisse gemeinsam am Unterricht in«Religion und Kultur» teilnehmen, fördert die Sensibilität füreinander und den Respekt vor-einander.

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20 SCHULE HEUTE 1/2004

4. Das Fach «Religion und Kultur» will zur Integra-tion beitragen. Schülerinnen und Schüler nicht-christlicher Herkunft sollen die im Lande geleb- ten Religionen kennen lernen. Integration ist aber keine Einbahnstrasse. Sie gelingt nur, wenn die christlichen Schülerinnen und Schüler umgekehrt auch von den in der Klasse und im Lande vertretenen anderen Religionen erfahren.

5. Das Fach «Religion und Kultur» will keine ver-gleichende Religionswissenschaft sein. Wichtig ist, auf exemplarische Weise mit Elementen der gelebten Religionen (z.B. Gotteshäuser, Fest-tage, heilige Bücher) und der Mentalität der Gläubigen (religiöse Praxis, Gottesbilder, Werte, Auswirkungen des Glaubens auf das Alltagsleben) vertraut zu werden.

6. Das Fach «Religion und Kultur» will keiner Ein-heitsreligion das Wort reden. Die Verschie-denheit der Religionen lässt sich nicht dadurch auflösen, dass man behauptet, im Grunde seien doch alle Religionen gleich. Die religiö-sen Differenzen können aber auch nicht da-durch überwunden werden, dass man die eige-ne Religion als die einzig wahre Religion be-trachtet und die anderen Religionen als falsch qualifiziert. Bei allen Unterschieden zwischen den Religionen gibt es aber auch Berührungs-punkte. Und diese sollen im Unterricht sichtbar gemacht werden.

7. Im Fach «Religion und Kultur» wird «interreli-giöses Lernen» geübt. In der Beschäftigung mit fremden Religionen soll nicht nur das Fremde bewusst, sondern auch das Eigene neu ent-deckt werden.

Schüleraussagen aus den 1. KlassenFredrick, RSS:«Es ist sehr abwechslungsreich.»

Franziska, RST:«Mir gefällt, dass man über andere Religionenetwas erfährt.»

Mirijam, OSE:«Es ist gut und man kann viel lernen und malen.»

Sky, RSE:«Es ist sehr, sehr gut, es ist eines meinerLieblingsfächer. Es ist einfach entspannend.»

Alexandra, OSE:«Es ist lustig, besonders weil wir einen lustigenLehrer haben.»

Claudia, RSS:«Mir gefällt eigentlich alles.»

Kevin, RSE:«Es ist ein besonderes Fach.»

Kerstin, RSE:«Wir haben einen guten Lehrer und es ist span-nend und interessant.»

Lara, RST:«Ich finde Religion und Kultur sehr interessant.Mir gefällt, dass es abwechslungsreich ist undwir viel reden».

Michèle, LG:«Ich habe zuerst gedacht, o Gott, da müssen wirwahrscheinlich Gebete auswendig lernen oderso. Doch jetzt ist es ein Fach, auf das ich michjedes Mal freue.»Stefan Hirschlehner

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SCHULE HEUTE 1/2004 21

MEHR SELBSTVERANTWORTUNGFÜR DIE SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER

DIE «NEUE» LG-OBERSTUFEMit Beginn des Schuljahres 2000/01 wurde amLiechtensteinischen Gymnasium LG schrittweisedie neue vierjährige Oberstufe eingeführt. Die tra-ditionelle Langform wurde gleichzeitig um einJahr auf sieben Jahre verkürzt. Im Schuljahr2004/05 werden somit der letzte Maturajahr-gang nach bisheriger Struktur (Maturatypus B undE) sowie der erste Jahrgang der neuen Oberstufeihre Maturaprüfungen absolvieren. Im Folgendensoll diese neue Oberstufe kurz vorgestellt werden:

EintrittDas liechtensteinische Schulsystem sieht drei Ein-trittsmöglichkeiten in die Oberstufe des Liechten-steinischen Gymnasiums vor:– nach erfolgreichem Abschluss der 3. Stufe der

Unterstufe des LG– bei einem Notendurchschnitt von mindestens

5,0 (A-Zug in Mathematik und in der ersten Fremdsprache) in der 3. Stufe der Realschule und entsprechender Empfehlung der Lehrerin-nen- und Lehrerkonferenz oder

– nach bestandener Aufnahmeprüfung

AufbauEine wichtige Anforderung der gymnasialenOberstufe ist die Selbstverantwortung der Schü-lerinnen und Schüler für das eigene Lernen. Da-her erhalten sie nach Vollendung der 3. Stufe desGymnasiums die Möglichkeit, ihre Schullaufbahndurch die Wahl einer Vertiefungsrichtung (Profil)und die Belegung von Wahlpflichtfächern, Wahl-pflichtkursen und Wahlfächern teilweise selbst zugestalten.Diese Selbstverantwortung bringen die Schülerin-nen und Schüler durch das Unterzeichnen einesAusbildungsvertrags am Ende ihrer Pflichtschul-zeit zum Ausdruck, in dem die Rechte der Ler-nenden sowie ihre Pflichten gegenüber der Schulefestgehalten sind. Gleichzeitig mit der Anmeldung für die Oberstufehaben die Schülerinnen und Schüler sich mit derWahl eines Profils für eine Vertiefungsrichtung zuentscheiden, welche ihren Neigungen und Bega-bungen am besten entspricht. Grundsätzlich füh-ren alle Profile zu einer gleichwertigen Matura.Die Wahl des Profils ist keine Entscheidung füreine bestimmte Studienrichtung, sondern eine

bewusste Orientierung gemäss den persönlichenInteressen und Begabungen.In der 3. Stufe des Gymnasiums sowie in den 3.und 4. Stufen der Realschulen werden die Schüle-rinnen und Schüler eingehend über die angebo-tenen Profile informiert.Die am Liechtensteinischen Gymnasium angebo-tenen Profile sind:– Lingua– Neue Sprachen– Kunst, Musik und Pädagogik– Wirtschaft und Recht– Mathematik und Naturwissenschaften

Fächer und KurseDie Oberstufe unterscheidet vier verschiedene Ar-ten von Fächern und Kursen:Die Grundlagenfächer decken den Basisstoff abund sind deshalb für alle Schülerinnen und Schü-ler obligatorisch. Sie werden im Klassenverbandunterrichtet. Zu den Grundlagenfächern gehörtauch die Klassenstunde.Die Profilfächer erlauben eine gezielte Erweite-rung und/oder Vertiefung der Anforderungen.Die Wahlpflichtkurse widmen sich spezifischenThemen, die keine vertieften Vorkenntnisse verlan-gen.Die Wahlfächer sind ein zusätzliches, frei wähl-bares Bildungsangebot, welches über das Pflicht-pensum hinaus allen Schülerinnen und Schülerndes Gymnasiums zugänglich ist.

Chemieunter-richt am LG

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Pflichtpensum und AngeboteDas Pflichtpensum in der Oberstufe umfasst 35Wochenlektionen. In der 4. und 5. Stufe desGymnasiums sind davon 29 Lektionen Grundla-genfächer und 6 Lektionen Profilfächer. In der 6.und 7. Stufe des Gymnasiums reduziert sich derAnteil der Grundlagenfächer auf 26, dazu kom-men 5 Lektionen Profil- und 4 Lektionen Wahl-pflichtkurse. Auf allen Stufen gibt es ein attraktivesAngebot von Wahlfächern, das den Schülerinnenund Schülern zusätzlich erlaubt, jeweils für einSchuljahr ihren persönlichen Interessen nachzu-gehen. Die Wahl geschieht zu Beginn des voran-gehenden Semesters.

Projektwochen und SprachaufenthalteEin besonderes Zeitgefäss bilden die jährlichenProjektwochen. In diesen speziellen Schulwochenvertiefen und erweitern die Lernenden ihr Wissenin stufenübergreifenden Gruppen an der Schuleoder auf Exkursionen im Ausland sowie in beruf-lichen und sozialen Praktikas. Die Projektwochenorientieren sich am Lehrplan und fördern Sach-,Sozial- und Methodenkompetenz. Die Teilnahmeist für alle Schülerinnen und Schüler obligatorisch.Zusätzlich haben die Schülerinnen und Schüler inder 5. und 6. Stufe die Gelegenheit zu einem jezweiwöchigen Sprachaufenthalt in England undFrankreich. Die Sprachaufenthalte tragen dazubei, die Kommunikationsfähigkeit der Schülerin-nen und Schüler zu verbessern sowie ihre per-sönliche Entwicklung durch die Erfahrungen ineiner ungewohnten Umgebung und durch dieKontakte mit Jugendlichen aus anderen Ländernzu fördern.

Die MaturaDas Liechtensteinische Gymnasium bietet einebreit gefächerte und ausgewogene Bildung, nichtaber eine fachspezifische Ausbildung. Es ist das

Ziel, die Schülerinnen und Schüler in allen Profi-len zur Hochschulreife und damit zur allgemeinenStudierfähigkeit zu führen.Zulassungskriterien für die Matura sind der voll-ständige Besuch der 6. und 7. Stufe, der erfolg-reiche Abschluss der 7. Stufe und eine positiveBeurteilung der zwei Facharbeiten, die in den Stu-fen 6 und 7 zu schreiben sind. Ihre Themen wer-den im Maturazeugnis festgehalten.Die schriftliche Matura besteht aus fünf Einzel-prüfungen in den Fächern:– Deutsch– Englisch– Französisch– Mathematik– Profilfach gemäss Maturaverordnung

Im Profil «Kunst, Musik und Pädagogik» kann imgewählten Profilfach (Bildnerisches Gestaltenoder Musizieren oder Pädagogik/Psychologie)die schriftliche durch eine praktische Prüfung er-setzt oder ergänzt werden.Die mündliche Matura besteht aus vierEinzelprüfungen:– ein Grundlagenfach geisteswissenschaftlicher

Richtung: Deutsch, Philosophie, Geschichte, La-tein, Religion und Kultur/Ethik oder katholi-scher/evangelischer Religionsunterricht/Ethik

– ein Grundlagenfach natur- oder sozialwissen-schaftlicher Richtung: Mathematik, Biologie, Physik, Chemie, Geografie oder Wirtschaft/Recht

– eine Fremdsprache: Englisch, Französisch, Ita-lienisch oder Spanisch

– ein Profilfach nach freier Wahl; nicht gewählt werden können die Fächer, welche bereits für die schriftliche Matura gewählt worden sind.

Informationen zu den ProfilenDas Profil Lingua empfiehlt sich für Schülerinnenund Schüler, die Freude an Sprachen haben undsich mit dem Erwerb des Lateins eine gute Aus-gangsbasis für das Erlernen von weiteren Fremd-sprachen schaffen wollen. Es eignet sich für Schü-lerinnen und Schüler, die Interesse haben, eineKultur kennen zu lernen, die unsere Welt in Litera-tur und Kunst, Philosophie und Sprache entschei-dend geformt hat. Dieses Profil ist auch den Schü-lerinnen und Schülern zu empfehlen, die sich mitdem Gedanken tragen, eine Studienrichtung zuwählen, welche Latein als Studienberechtigungbedingt.Voraussetzung für die Wahl des Profils «Lingua»ist der Besuch des Lateinunterrichts auf der Sekun-darstufe 1 (am Gymnasium oder an der Real-schule).

Die Chorbanddes LG

am Proben

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Das Profil «Lingua» ist für alle Studienrichtungenzu empfehlen, da in vielen Wissenschaften dasFachvokabular auf der lateinischen Sprache be-ruht. Mit zwölf Lektionen Latein wird die freie Stu-dienberechtigung (Kleines Latinum) für alle Stu-dienrichtungen in der Schweiz und in Österreicherreicht. Wer eine Matura ohne Latein gemachthat, muss für manche Studien an der UniversitätLatein nachholen, zum Beispiel gilt das in Öster-reich auch für Studienrichtungen wie Medizin undRechtswissenschaften.Besonders gute Voraussetzungen schafft das Profil«Lingua» für alle Studienrichtungen, die mit Spra-che, Geschichte, Religion, Kultur und Kunst zu tunhaben.

Das Profil Neue Sprachen ist für Schülerinnenund Schüler geeignet, die Freude an modernenFremdsprachen haben und überzeugt sind, dasses in der heutigen Zeit wichtig ist, mehrere Fremd-sprachen zu beherrschen. Es spricht zudem Schü-lerinnen und Schüler an, die sich den Weg zu ei-nem von den Hochschulen anerkannten Abschlussim Fach Latein offen lassen möchten.Das Profil «Neue Sprachen» eignet sich für alleStudienrichtungen, da in der heutigen Welt derWirtschaft und Forschung Fremdsprachenkom-petenz eine immer wichtigere Voraussetzung fürein erfolgreiches Berufsleben ist. Besonders gutbereitet dieses Profil auch auf ein Sprachstudiumvor.Schülerinnen und Schüler, welche die Studienvor-aussetzungen im Fach Latein erfüllen möchten,müssen die fehlenden Wochenstunden als Wahl-fach belegen.

Das Profil Kunst, Musik und Pädagogik eignetsich für Schülerinnen und Schüler mit Begabungund Interesse in den Bereichen Kunst und Musik,wobei es keinen Unterschied macht, ob sie eherzu musikalischer oder bildnerischer Gestaltungtendieren. Von den Schülerinnen und Schülernwird erwartet, dass sie gerne singen und/oderbereits ein Instrument spielen sowie Freude amZeichnen, Malen und Modellieren haben. DasProfil «Kunst, Musik und Pädagogik» wendet sichan Schülerinnen und Schüler, die sich für Fragender menschlichen Entwicklung, der Kommunika-tion und des Zusammenlebens in einer Gemein-schaft interessieren oder beabsichtigen, einen pä-dagogischen oder sozial orientierten Beruf zuergreifen.Das Profil «Kunst, Musik und Pädagogik» bereitetdie Schülerinnen und Schüler besonders auf Fach-studien in diesen Bereichen vor. Schülerinnen undSchüler, die dieses Profil wählen, müssen sich je-

doch nicht für eines dieser Berufsfelder entschei-den. Für manche kann die intensive Auseinander-setzung mit Musik und/oder Kunst während derSchulzeit zu einem lebenslangen Interesse undEngagement im künstlerisch-kulturellen Bereichführen.

Das Profil Wirtschaft und Recht ist für Schü-lerinnen und Schüler geeignet, welche an Frage-stellungen zur Wirtschafts-, Rechts- und Gesell-schaftsordnung interessiert sind. Sie sollen Freudedaran haben, Probleme aus diesen Bereichensachgerecht und differenziert zu bearbeiten.Das Profil «Wirtschaft und Recht» schafft einegute Grundlage für ein späteres Wirtschafts- oderJurastudium. Insbesondere kann das wirtschaftli-che Grundlagenwissen eine wertvolle Ergänzungzu einem späteren technisch-naturwissenschaftli-chen oder sprachlich-historischen Studium sein.

Das Profil Mathematik und Naturwissen-schaften eignet sich besonders für Schülerinnenund Schüler, die sich für die Zusammenhänge inNatur und Technik interessieren und diesen aufden Grund gehen möchten. Sie zeigen Freude amabstrakten Denken, am genauen, systematischenArbeiten sowie am Beobachten und Experi-mentieren.Das Profil «Mathematik und Naturwissenschaf-ten» bringt Schülerinnen und Schülern einen Vor-teil, wenn sie ein Studium in den Bereichen Ma-thematik. Naturwissenschaften (Physik, Biologie,Chemie und Geografie), Technik (lngenieurwis-senschaften), Medizin oder Wirtschaft ergreifenmöchten. Es bereitet auch auf pädagogische Be-rufe mathematisch-naturwissenschaftlicher Rich-tung für die Sekundarschulen vor.Helmut Konradzuständig für Mittel- und Hochschulen

Informatikunter-richt am LG

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SCHULE HEUTE FASST ZUSAMMEN

«WIR ZITIEREN!»Rita Kieber-BeckEditorialGute Schulen zeichnen sich durch intensive Lehr-und Lernprozesse aus. Sie vermitteln ein lebendi-ges Schulleben und sind offen gegenüber ihremUmfeld. Gute Schulen pflegen eine pädagogischreflektierte Leistungskultur, die sowohl auf die För-derung von Lernfreude und Anstrengungsbereit-schaft als auch auf die Vermeidung von Über- undUnterforderung und deren negativen Folgen aus-gerichtet sind. (Seite 3)

Peter Marxer, Norbert RitterÜbertritt in die SekundarschulenDas Hilfsmittel «Beurteilungskriterien und Anforde-rungsprofile» wurde im Schuljahr 2002/03 lan-desweit eingesetzt und am Ende des Schuljahresvom Schulamt evaluiert. Die Evaluationsergebnis-se zeigten, dass die Mehrheit der Lehrpersonender Ansicht war, dass das Hilfsmittel zu einer ob-jektiveren Einteilung der Schülerinnen und Schülerin die Sekundarstufe I beigetragen hat. (Seite 4)

Helmuth MüssnerKrei Kurzberichte aus dem SchulamtIm Rahmen der Qualitätssicherung und -entwick-lung haben alle Realschulen ihre Leitbilder erar-beitet. Es ist ihnen gelungen, die unterschiedlich-sten Gedanken, Zielvorstellungen, Haltungen undWerte auf einen gemeinsamen Nenner zu brin-gen. Die Realschulen setzen die von den Leitbil-dern abgeleiteten Massnahmen mit pädagogi-schen und sozialen Zielsetzungen in ihren Jahres-planungen Schritt für Schritt in die Praxis um.(Seite 9)

William GernerDrei Kurzberichte aus dem SchulamtObwohl in der Oberschule viele Veränderungenvorgenommen wurden und auch ständig an derQualitätsverbesserung gearbeitet wird, muss fest-gehalten werden, dass sie viele Aufgaben nichtallein bewältigen kann. Die Lehrpersonen sindheute bereits sehr stark belastet. Die Oberschulebzw. ihre Lehrpersonen brauchen mehr Unterstüt-zung von Seiten der Erziehungsberechtigten, ausder Politik und der Wirtschaft. (Seite 10)

Peter BinderSchulsozialarbeitDie Schulsozialarbeiter sind direkt an den Schu-len tätig. Dies ist wichtig, weil erst ein ständigerKontakt zu den Kindern und Jugendlichen jene Be-ziehungsstrukturen möglich macht, auf denen auf-bauend Probleme gelöst werden können. In derProjektphase werden die folgenden Schulzentrenbetreut: Ober- und Realschule Triesen, Ober- undRealschule Vaduz inkl. Gymnasium und dasSchulzentrum Unterland in Eschen. (Seite 11)

Marius SialmSportschule LiechtensteinVon unseren zukünftigen Sportschülerinnen undSportschülern wünsche ich mir, dass sie sich derChance bewusst sind, die ihnen ihr Sportverbandgemeinsam mit der Realschule Schaan an derSportschule Liechtenstein bietet. Ich hoffe, dassmöglichst viele von ihnen den grossen Einsatz,den sie leisten müssen, sowie ihr Talent in sport-lich tolle Erfolge ummünzen können. (Seite 12)

Stefan Hirschlehner«Religion und Kultur» – ein ZwischenberichtVielleicht ist es notwendig, dass die Menschennicht nur über die eigene Religion Bescheid wis-sen, sondern sich auch Kenntnisse über die ande-ren Religionen aneignen. Es könnte hilfreich sein,(…), als Mensch nicht nur in eine Richtung zublicken, sondern in alle möglichen Richtungen,nach Nord und Süd, nach Ost und West: fähigsein zu einem Perspektivenwechsel. (Seite 18)

Helmut KonradDie «neue» LG-OberstufeDas Liechtensteinische Gymnasium bietet einebreit gefächerte und ausgewogene Bildung, nichtaber eine fachspezifische Ausbildung. Es ist dasZiel, die Schülerinnen und Schüler in allenProfilen zur Hochschulreife und damit zur allge-meinen Studierfähigkeit zu führen. (Seite 21)SCHULE HEUTE

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AUS DER REGIERUNG

UNTERRICHTS-QUALIFIKATION FÜRINFORMATIK Die nachstehend aufgeführtenLehrkräfte erhalten nach erfolg-reich absolvierter Ausbildung dieAusweise über die Unterrichtsbe-rechtigung für Informatik auf derSekundarstufe I:– Bolter Corina, OS Triesen– Büchel Marie-Theres, OS Vaduz– Eberle Manuela, OS Vaduz– Gassmann Jens, LG– Geberl Stefan, BMS– Köb Gebhard, LG– Kofler Alexandra, LG– Mock Edwin, OS Triesen– Schmidle Stefan, RS EschenWir gratulieren.

LIECHTENSTEIN-PREIS2003 Dem Vorschlag des Rektors derLeopold-Franzens Universität Inns-bruck und seines Beratungsgre-miums zur Verleihung des mit7500 Euro dotierten Preises desFürstentums Liechtenstein für diewissenschaftliche Forschung ander Leopold-Franzens UniversitätInnsbruck für das Jahr 2003 wirdzugestimmt.Die Preisträger für das Jahr 2003sind zu gleichen Teilen:– Univ.-Prof. Dr. Matthias Sutter,Institut für Finanzwissenschaft,«Fair allocation and re-weightingof votes and voting power in theEU before and after the nextenlargement.» (Journal of theorit-cal Politics 12 (4): 433-449,2000), «Flexible integration,

EMU and relative voting power inthe EU.» (Public Choice 104: 41-62, 2000), «Voting and VotingPower in the Stability Pact.»(Homo oeconomicus XV (4) 521-542, 1999);– Univ.-Ass. Dr. Axel Kleinsasser,Univ.-Klinik für Anästhesie undAllgemeine Intensivmedizin,«Sildenafil modulates hemodyna-mics and pulmonary gas exchan-ge.» (Am J Respir Crit Care Med.2001; 163: 339-43) ;– Mag. Martina Perfler, Institutfür Romanistik, «Permis de parler.Le regard négatif porté par lesFrançais sur leur expressionorale.» (Diplomarbeit 2002).

AUSWEISE FÜR DIEWEITERFÜHRENDENSCHULEN Der Vorschlag für die Beschaf-fung der neuen Ausweise fürSchüler und Schülerinnen derstaatlichen weiterführenden Schu-len Liechtensteins wird zur Kennt-nis genommen. Der Ausweis ist für ein Schuljahr,jeweils bis August, gültig. DieGültigkeit wird mittels einerVignette durch die jeweiligeSchule verlängert. Diese selbstkle-bende Vignette wird jedes Jahr ineiner anderen Farbe produziert.Um einer Fälschung möglichstoptimal vorzubeugen und gleich-zeitig das Handling in den Schu-len zu vereinfachen, werden aufdiese Vignetten das Staatswap-pen (angeschnitten und halbtrans-parent) sowie die jeweilige Zahl(z.B. 05) eingedruckt. Das Schul-

amt ist für die Bereitstellung derjährlichen Vignetten sowie fürden Nachdruck der Ausweise zu-ständig.

SPORTSCHULE ANDER REALSCHULESCHAANGestützt auf das Schulgesetz undden Finanzbeschluss betreffendden vierjährigen Schulversuch«Schule und Sportförderung»,wird an der Realschule Schaanfolgendes Projekt durchgeführt:

1. An der Realschule Schaanwerden unter dem Projektnamen«Sportschule Liechtenstein an derRealschule Schaan» Sportklassenwie folgt eingerichtet:a) Sportklasse der 1. Stufe der RS

im Schuljahr 2004/05,b) Sportklassen der 1. und 2. Stu-

fe der RS im 2005/06,c) Sportklassen von der 1. bis zur

3. Stufe der RS im 2006/07,d) Sportklassen von der 1. bis zur

4. Stufe der RS im 2007/08.

2. Als Sportklassen gelten regulä-re Klassen der Realschule, in wel-che im Rahmen eines Aufnahme-verfahrens zusätzlich Leistungs-sport treibende Schülerinnen undSchüler aufgenommen werden. InBezug auf die reguläre Klassegelten, vorbehaltlich Ziff. 3b) und3c), die gesetzlichen Bestimmun-gen, für die in die regulären Klas-sen aufgenommenen Leistungs-sport treibenden Schülerinnenund Schüler die Bestimmungengemäss Ziff. 3) ff.

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3. In Sportklassen gelten für Leis-tungssport treibende Schülerin-nen und Schüler die folgendenRahmenbedingungen:

a) Durch das Angebot von Stütz- und Förderkursen, durch die Bildung von Leistungszügen in den Fächern Mathematik, Eng-lisch und Französisch und durch den Einsatz eines Koor-dinators mit der Funktion eines Lerncoaches ist sicherzustellen, dass in der Sportklasse Schüle-rinnen und Schüler aller An-spruchsniveaus (Ober- und Realschule sowie Gymnasium) eine möglichst optimale Förde-rung erfahren.

b) Der Pflicht- bzw. Wahlpflicht-bereich kann in den Fächern Sport, Musik, Haushaltkunde und Gestalten (Technisches oder Textiles oder Bildneri-

sches Gestalten) im Ausmass von höchstens sieben Lektio-nen wöchentlich reduziert wer-den. Es können weitere Fächer bei dieser Reduktion berück-sichtigt werden, falls sie für die Promotion nicht relevant sind und falls stundenplan- bzw. raumtechnische Problemstellun-gen dies erfordern. Es können unter denselben Bedingungen auch Fächer von der einen in die andere Schulstufe verscho-ben werden. Im Übrigen gel-ten der Lehrplan und die Lek-tionentafel für die Realschule gemäss der Verordnung vom 23. März 1999 über den Lehr-plan für den Kindergarten, die Primar- und Sekundarschulen, LGBl. 1999 Nr. 82, in der ak-tuellen Fassung.

c) Die Unterrichtszeiten sollen so festgelegt werden, dass Leis-

INTENSIVWEITERBIDLUNG EDK-OSTWir machen Lehrkräfte darauf aufmerksam, dass die Teilnahme an den Kursen derIntensivweiterbildung relativ langfristig geplant werden muss. Die Eingaben zur Be-willigung des Bildungsurlaubs und die Vorbereitung auf den Kurs verlangen einefrühzeitige Anmeldung.

KURS 2005 A: KURS MIT SCHWERPUNKT WAHLFÄCHERNeben dem Kernangebot mit beruflichen, personorientierten und allgemein bilden-den Themen, die in der Vorphase miteinander abgesprochen werden, können dieTeilnehmenden aus einem breiten Wahlfachangebot ihr persönliches Programm zu-sammenstellen.Anmeldeschluss 15. Mai 2004Vorbereitungstag in Rorschach 23. Juni 2004Vorbereitungswoche 4. bis 7. Oktober 2004Vorbereitungstag in Rorschach 15. Dezember 2004Vollzeitkurs in Rorschach 7. Februar bis 27. April 2005Unterbruch 4. bis 16. April 2005

KURS 2005 B: KURS MIT WAHLFÄCHERN ODER ENGLISCH-INTENSIV In Ergänzung zum Kernangebot, welches in gleicher Art wie im Kurs A geplant wird,besteht die Möglichkeit, an drei Halbtagen pro Woche Wahlfächer oder einenIntensivkurs in Englisch zu besuchen. Anmeldeschluss 15. November 2004Vorbereitungstag in Rorschach 5. Januar 2005Vorbereitungswoche 4. bis 6. April 2005Vorbereitungstag in Rorschach 22. Juni 2005Vollzeitkurs in Rorschach 15. August bis 3. November 2005 Unterbruch 3. bis 15. Oktober 2005

Für 2006 sind im gleichen Turnus weitere Kurse vorgesehen. Informationen und An-meldeunterlagen sind zu beziehen bei: Intensivweiterbildung EDK-Ost, Müller-Fried-bergstr. 34, 9400 Rorschach, 071-845 48 80, [email protected]

tungssport treibende Schülerin-nen und Schüler an vier Nach-mittagen pro Woche unter-richtsfrei haben, wobei jedoch an einem dieser Nachmittage Förderangebote eingeplant werden können. Einzelne Pro-jekttage können auch an ge-mäss Ferienkalender unter-richtsfreien Tagen angesetzt werden.

d) Schüler, die im Aufnahmever-fahren der Oberschule zuge-teilt wurden, werden nach den für die Oberschule geltenden Regeln mit einem Zeugnis der Oberschule beurteilt. Im Übri-gen erfolgt die Promotion nach den für die Realschule in der Verordnung vom 14. August 2001 über die Aufnahme in die sowie die Promotion und den Übertritt auf der Sekundar-stufe I, LGBl. 2001 Nr. 140, (in der aktuellen Fassung) fest-gelegten Regeln. Diese Verord-nung gilt auch für einen allfälli-gen Übertritt von der einen in die andere Schulart (auch in-nerhalb der einzelnen Sport-klassen). Bei Schülerinnen und Schülern, welche am Jahresen-de eine Promotionsnote von mindestens 5,0 erreichen, wird in der Rubrik «Bemerkun-gen» im Zeugnis festgehalten, dass sie gymnasiales Niveau aufweisen.

e) Zum Zweck der Sicherstellung eines geordneten Schulbe-triebs sind leistungssportbe-dingte Abwesenheiten vom Pflichtunterricht nach Möglich-keit längerfristig zu planen. Die Planung ist in Zusammen-arbeit mit dem Koordinator vorzunehmen und die Dispen-sen sind von diesem zu geneh-migen sowie der Schule recht-zeitig zur Kenntnis zu bringen. Für nicht leistungssportbeding-te Abwesenheiten gilt die in den Regelschulen massgebli-che allgemein gültige Absen-zenordnung.

SCHULE HEUTE

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Bereich Zuständiges OK-Mitglied Telefon/E-MailAusstellungen/Infrastruktur Adolf Marxer, Mauren +423-373 26 67Ausstellungen/Workshops Hedy Marxer, Eschen [email protected] Markus Meier, Vaduz [email protected] (Grafik) Guido Huber, Schaan [email protected] Elvira Della Volpe, Tosters [email protected] Werner Gloor, Buchs [email protected] und Bewegung Christa Kessler, Feldkirch [email protected] Georg Biedermann, Vaduz [email protected] Melanie Oehri, Bendern [email protected] Désirée Banzer, Balzers [email protected]

Projektleitung WORDS & EVENTS +423-232 94 50Markus Meier [email protected]

Vaduz ist Austragungsort der 48.Internationalen Musischen Ta-gung (IMTA). Der 12. Mai stehtganz im Zeichen des kreativenSchaffens. Allerdings darf mansich bei einem Anlass dieserGrösse – es werden bis zu 2500Personen erwartet – nicht auf dieKreativität alleine verlassen, son-dern es bedarf vieler organisatori-scher Vorkehrungen. Das 10-köp-fige Organisationsteam unter derLeitung von Markus Meier ist seitgeraumer Zeit damit beschäftigt,die IMTA im Detail vorzubereiten,die Projekte zu koordinieren so-wie die passende Infrastruktur be-reitzustellen.

Über 100 kreative ProjekteLiechtensteins Schulen sind mitmehr als 100 Projekten aus denverschiedensten Bereichen an derIMTA vertreten. Unter den Projek-ten finden sich kleine, grosse, ehr-geizige, bescheidene, aufwändi-ge, einfache, in jedem Fall aberkreative Projekte, welche dieIMTA 2004 in Vaduz zu einemErlebnis für die Ausführenden unddas Publikum machen werden.

IMTA-BroschüreMittlerweile sind die Standorte –wo nötig in Absprache mit denProjektleitern – zugeteilt worden.Sämtliche IMTA-Projekte sind ineiner übersichtlichen Broschürezusammengefasst und kurz be-schrieben. Die IMTA-Broschüreenthält zudem einen Situations-plan, Angaben zur Eröffnungs-und zur Schlussfeier sowie weite-

re, für die IMTA-Besucher relevan-te Informationen.

InternetSeit Mitte März können Infor-mationen zur IMTA auch auf derHomepage www.imta.li abgeru-fen werden.

VorbesprechungAnlässlich der Vorbesprechungam 17. März, teilweise in Balzersund teilweise in Vaduz, wurdendie Ländervertreter über die De-tails und den Ablauf informiert.Gleichzeitig erhielten sie die be-nötigte Anzahl IMTA-Broschürenfür ihre Länder, ebenso die Teil-nehmer aus Liechtenstein.

ProgrammDas IMTA-Programm sieht am 12.Mai 2004 um 8.30 Uhr beimParkplatz Rheinpark-Stadion ei-nen Startschuss vor, dann um 9Uhr die offizielle Eröffnungsfeierauf dem Rathausplatz sowie dieSchlussfeier um 15.30 Uhr imVaduzer-Saal.

MithilfeAlle Projektleiter wurden aufgeru-fen, der IMTA-Projektleitung mit-zuteilen, welche Lehrpersonen inihr Projekt involviert sind. Ebenso,ob weitere Kolleginnen oder Kol-legen zur Mithilfe in ihrem Projektbenötigt werden. Lehrpersonen,die sich nicht aktiv an der IMTAbeteiligen, können vom OK zurMithilfe bei der Gesamtorgani-sation eingeladen werden.

VerpflegungAlle Projektleiter werden ausser-dem gebeten, der BereichsleiterinVerpflegung, Melanie Oehri([email protected]) be-kannt zu geben, wie viele Perso-nen (Schüler, Lehrer) ihres Pro-jektes am IMTA-Tag verpflegt wer-den müssen.

Weitere Fragen?Bei Fragen zur Organisation,Infrastruktur oder einzelnen Pro-jektbereichen gibt das OK gerneAuskunft (siehe Kasten).Markus Meier

VORBEREITUNGEN FÜR DIE IMTA 2004 LAUFEN AUF HOCHTOUREN

DER 12. MAI STEHT IMZEICHEN DES KREATIVENSCHAFFENS

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«BÜCHER LESEN HEISST WANDERN GEHEN IN FERNE WELTEN, AUS DEN STUBEN ÜBER DIE

STERNE.» (JEAN PAUL)

DER BÜCHERWURMVON BALZERS

• Lesen fördern, heisst Zukunft fördern!

• Lesen fördert die Sprachent-wicklung wie keine andere Medientätigkeit.

• Wer von klein an liest, für den ist diese Entwicklung selbstver-ständlich.

Uns in der GemeindebibliothekBalzers liegt es am Herzen, dieKinder im Bereich Lesen zu för-dern. Wir haben deshalb in derPrimarschule Balzers im Septem-ber 2003 aus Anlass des 25-Jahr-Jubiläums der Gemeindebiblio-thek einen Bücherwurm gestaltet. Mit einem Lesepass, bei dem dieKinder für jedes gelesene Buchund bei der Abgabe einer Zu-sammenfassung oder Zeichnungeinen Stempel erhielten, motivier-ten wir die Kinder zum Mitma-chen. Das Interesse war riesen-

gross. Wir konnten auf Werbungverzichten, das Projekt wurdedurch Mundpropaganda verbrei-tet. Unser Wurm schlängelte sichdurchs ganze Schulhaus hinaufund wieder zurück zur Bibliothek.Die abgegebenen Zeichnungenund Texte sind mit Liebe undFreude gestaltet worden. Es isterstaunlich, wie viel Kreativität inden Kindern steckt.

Bücher haben es heute schwer,sich durchzusetzen. Es ist wesent-lich einfacher, den Fernseheroder den Computer einzuschal-ten und sich berieseln zu lassen.Doch wenn die Kinder erleben,wie faszinierend das Lesen seinkann, kommen sie immer wieder.Es braucht aber auch die Ak-zeptanz des Elternhauses und dieDisziplin, die Bücher fristgerechtwieder zurückzugeben.

Ich denke, es war nicht die letzteAktion, welche die Gemeindebib-liothek Balzers veranstaltet hat.Die Leseförderung wird weiterhineines unserer Ziele sein. An Ideenfehlt es uns nicht und die Unter-stützung der Lehrpersonen undElternvereinigung ist uns auchgewiss.

Die Bibliotheken in Liechtensteinhaben sich letzten Herbst zu ei-nem Verbund zusammenge-schlossen. Das zeigt sich im ge-meinsamen Leseausweis und derBestand kann unter www.biblio-thek.li im Internet abgerufen wer-den. Es ist auch möglich, Bücherzu reservieren und die Ausleihe-zeit zu verlängern. Der Verbund ist mit dem Schwei-zer Verbund «bibliopass» zusam-mengeschlossen. Das sind noch-mals ca. 600 Bibliotheken in derganzen Schweiz, die genutztwerden können.

Die Auswahl der Bücher in denLiechtensteiner Bibliotheken kannsich sehen lassen. In Balzershaben wir eine enorme Auswahlan Belletristik und eine grosseZahl Bücher in englischer Spra-che. Für Kinder und Jugendlichestehen Bücher vom ersten Leseal-ter bis hin zu Romanen für Teena-ger zur Auswahl. Das Sortimentan Sachbüchern für Vorträge istgross und wird ständig erweitert. Auch Bilderbücher für die ganzKleinen findet man bei uns.Roswitha VogtGemeindebibliothek Balzers

DIE SCHULE LEBT

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SPRACHDEFIZITE KÖNNEN GUTE SCHULISCHE LEISTUNGEN VERHINDERN

NEUE WEGE DER SPRACHLICHENFRÜHFÖRDERUNGAn der Universität Konstanz wur-de in Zusammenarbeit mit demWissenschaftler und NeurologenDr. Zvi Penner ein Kindergarten-programm zur sprachlichen Früh-förderung entwickelt. In umfang-reichen Studien wurde es für denpraktischen Einsatz getestet undevaluiert. Das Kindergartenpro-gramm ist für • Migrantenkinder, die Deutsch

als Zweitsprache erwerben,• deutschsprachige Kinder mit

Sprachentwicklungsstörungen,• Kinder mit Lese-Rechtschreib-

Schwäche,• alle Kindergartenkinder zur

Festigung der frühen linguisti-schen Kompetenz.

Kindergarten und Primarschule inDeutschland, Österreich, Liech-tenstein und der Schweiz sehensich vor eine kaum lösbare päda-gogische Herausforderung ge-stellt: Sie wollen Bildung vermit-teln, doch das dazu verwendeteMedium, die deutsche Sprache,erweist sich oft als «unbrauch-bar»! Auch PISA hat dies gezeigt.

Kinder aus Migrantenfamilienverfügen nicht über hinreichendeDeutschkenntnisse. Gerade dieseGruppe macht jedoch oft einenhohen Anteil (20 bis 30 Prozent)der Kinder eines Jahrgangs aus.Ferner weisen ca. 15 Prozent al-ler Mädchen und Knaben eines

Jahrgangs eine Sprachentwick-lungsstörung auf. Diese Kinderverfügen nur über eine ungenü-gende linguistische Kompetenz.Sie können von den ihnen sprach-lich dargebotenen Bildungsin-halten kaum profitieren. Zwischen 5 und 15 Prozent allerKinder eines Jahrgangs leidenunter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, die sich erst zu Be-ginn der schulischen Ausbildungoffenbart, die aber erheblicheKonsequenzen für die schulischeund berufliche Bildung hat. Wennman diese Zahlen liest, ist es nichterstaunlich, dass Kindergärt-nerinnen in Liechtenstein immeröfter feststellen, dass Kinder nicht

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einmal kleine Aufträge ausführenkönnen, weil sie diese nicht ver-stehen. Dies erschwert die Arbeitim Kindergarten enorm.

Die Folgen für das Kind sind fa-tal. Ohne gezielte Interventionkann es zu Stagnationen in derindividuellen Sprachentwicklungkommen. Anhaltende Verständ-nisprobleme können zu psycho-sozialen Ausgrenzungen bis hinzu dramatischen kognitiven Ent-wicklungsverzögerungen führen.Sprachdefizite können gute schu-lische Leistungen und damit auchden späteren beruflichen Erfolgverhindern. Defizite im Lese-Schreib-Erwerb vermindern denZugang zu Information und kultu-rellem Wissen und begrenzen dieeigenen Entwicklungsmöglich-keiten.

Beim Erwerb der Muttersprachewerden Kinder von (angebore-nen) Lernprinzipien unterstützt,die sie unbewusst durch alle kriti-schen Erwerbsphasen leiten undihnen helfen, die spezifischen Ei-genschaften der Sprache der Um-gebung zu erkennen. Bei Sprach-erwerbsstörungen wie auch beimErwerb einer Zweitsprache sinddiese Prozesse nicht mehr auto-matisch aktiv.

Eine gezielte Fühinterventionkann die fatale Konsequenz fürdas Kind verhindern und ihm hel-fen, sprachlich zum Zeitpunkt derEinschulung einen Entwicklungs-stand zu erreichen, der dem vonKindern mit Deutsch als Mutter-sprache und einer intaktenSprachentwicklung entspricht.

Während traditionelle Ansätzevor allem die soziokulturelle undkommunikative Kompetenz stär-ken, zielt das Kindergartenpro-gramm auf die Etablierung undFestigung der grundlegenderenlinguistischen Kompetenz, weildieses Niveau der Sprachkennt-nis die Voraussetzung für das

erfolgreiche Lernen in der Schuleist. Wortschatz und Grammatiksind notwendig für das erfolgrei-che Sprachverstehen.

Das Kindergartenprogramm be-steht aus drei aufeinander auf-bauenden Stufen. Jede Stufe kon-zentriert sich auf einen anderenAspekt der Sprachkompetenz:1. Sprachrhythmus, Wortbildung

und Wortbedeutung2. Grammatik und Verwendung

des Artikels und des Satzbaus3. Grammatik und Sprachver-

stehen: Mengen, Fragen, Zeit und Wortbedeutung im Satz

Im Programm werden grundle-gende Erkenntnisse der psycholin-guistischen Forschung in diesprachtherapeutische Praxisumgesetzt.Etwa zehn Minuten pro Tag musskonsequent mit diesem Programmgearbeitet werden, damit gewis-se grammatikalische Grund-prinzipien beim Kind automati-siert werden können. Dr. Penner hat darauf hingewie-sen, dass beispielsweise aus denProjektkindergärten des KantonsZürich weniger Kinder in eineVorschule oder Einführungsklasseeingeschult werden müssen alsvor dem Einsatz des Kindergar-tenprogrammes. Der hohe Pro-zentsatz der Kinder, die nicht ineine erste Klasse Primarschuleeingeschult werden, macht auchuns in Liechtenstein zunehmendzu schaffen. Ebenfalls wird dieLogopädie vermehrt mit Kindernkonfrontiert, die eine Sprachent-wicklungsstörung haben. Früherbehandelte die Logopädie vorallem Kinder mit Sprachbehinde-rungen wie Sprachstörungen,Redestörungen, Sprechstörungenund Stimmstörungen. Eine geziel-te Intervention im Kindergartenfür Kinder mit Sprachentwick-lungsstörungen könnte die Logo-pädie zukünftig entlasten. Siekönnte sich wieder vermehrt ihrerKernaufgabe widmen.

Alle Deutsch-als-Zweitsprache-Kindergärtnerinnen und einigeweitere Kindergärtnerinnen ha-ben eine Weiterbildung mit Dr.Zvi Penner besucht. Diese Kinder-gärtnerinnen haben alle Interessebekundet, in Zusammenarbeit mitder jeweiligen DaZ-Kinder-gärtnerin mit diesem Programmzu arbeiten. Somit können wir inLiechtenstein mit dem Kindergar-tenprogramm eigene Erfahrun-gen sammeln und zu gegebenerZeit über den weiteren Einsatzentscheiden.Maria Kaiser-EberleInspektorin Kindergarten

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FLORIERENDES FÖRDER- UND THERAPIEANGEBOT

BITTE NICHT ÜBERFÜTTERN!Im Auftrag der Zürcher Bildungs-direktion wurden die «Schullauf-bahn und Leistung» von Schüle-rinnen und Schülern bis zur 3.Primarklasse beleuchtet. Die Er-gebnisse der kürzlich publiziertenForschungsstudie1) könnten auchfür die Bildungsverantwortlichenin Liechtenstein interessant sein.Die Weltwoche widmete derProblematik im Einschulungs-,Sonderschulungs- und Therapie-bereich unter dem Titel «Eindeutigüberfüttert» einen beeindrucken-den Artikel (Weltwoche: Ausga-be 33/2003).

Alarmierende Zahlen57,4 Prozent der evaluierten Kin-der in der 3. Klasse waren inihrer kurzen Schullaufbahn min-destens mit einer zusätzlichenMassnahme konfrontiert. Ein Vier-tel erhielt irgendeine Therapie(Logopädie, Psychomotorik usw.),30 Prozent der Kinder durchlie-fen eine Sondermassnahme (Son-derschulung, spezielle Einschu-lung usw.), 30 Prozent kamen inden Genuss einer unterrichtsna-hen Stütz- oder Fördermassnah-me. Häufig wurden Kinder mitmehreren Massnahmen gleichzei-tig belegt. Nur gerade 42,6Prozent – also weniger als dieHälfte der Kinder – absolviertendie ersten drei Schuljahre ohneflankierende Massnahmen.

KontraproduktivitätDie Bildungsforscher versuchten,die Wirksamkeit dieser «Sonder-züglein» zu überprüfen. Sie eru-ierten, dass Sondermassnahmeninsbesondere auf das Selbstbe-wusstsein der Kinder drücken unddiesbezüglich als kontraproduktivbetrachtet werden müssen.

Kinder mit «regulärer» Schullauf-bahn punkteten in der Evaluationnicht nur im Selbstvertrauen signi-fikant höher, sondern auch hin-sichtlich ihrer schulischen Leistun-gen. Ein aussonderndes bzw.wucherndes Förder- und Thera-pieangebot kann unseren Kin-dern mehr schaden als nützen.

Pathologisierung Die Defizitorientiertheit unseresSchulsystems trägt zur Pathologi-sierung der Kinder bei. Nicht nurpädagogische, sondern auch the-rapeutische Sondermassnahmenverursachen «Nebenwirkungen». Die Autoren der wissenschaftli-chen Untersuchung ziehen dazufolgendes Fazit: «Ein Schulsys-tem, das für knapp drei Fünftelder Kinder durch die reguläre Or-ganisationsform – den Unterrichtim Klassenverband – nicht ge-recht werden kann, sollte gewisseAnpassungen ins Auge fassen.»

Bereitschaft für Anpassungen Wenn allen Beteiligten aufgrundder Studie an der Erhaltung desSelbstwertgefühls der Kinderwirklich etwas liegt, ist das schonmit einem Appell verbunden. Esgilt also, am Norm-Verständnisbzw. an der Einstellung aller Be-teiligten zu arbeiten. Die kleinsteAbweichung von der Norm mussim Einzelfall nicht gleich zu einerspeziellen Einschulung, einerSonderschulung, Abklärung oderzu einer Therapie führen. Schon der Umgang mit Reizvo-kabeln («auffällig», «noch nichtreif» etc.) bei der Elternberatungbedarf einer entsprechenden Ref-lexion. Zur Verunsicherung derEltern können auch Aussagen ausdem Pädagogenjargon wie «Ab-

klären, besser heute als morgen»oder «Intervention vor Verfesti-gung» führen. Nehmen wir die Ergebnisse ernst,soll im Zweifelsfall auf dieEinleitung von Sondermassnah-men verzichtet werden. AktuelleElemente der Schulentwicklungtragen ohnehin schon zumGrundanliegen der Studie bei.Anzuführen sind in diesem Zu-sammenhang die strukturierteSchülerbeobachtung, die ganz-heitliche Schülerbeurteilung, dergeregelte Austausch mit gegen-seitiger Beratung (Besprechung)unter den Lehrpersonen und vorallem ein leistungsheterogenesLernumfeld bieten die besten Vor-aussetzungen für pädagogischeAktivitäten im angestammten Be-zugsrahmen.

FazitSchulstrukturen und therapeuti-sche Angebote müssen sich nachden Grundbedürfnissen der unsanvertrauten Kinder richten undnicht umgekehrt. Die Verantwor-tung, schulische und therapeuti-sche Überangebote zu überprü-fen und notwendige Anpassun-gen einzuleiten, liegt bei unsallen. SCHULE HEUTE

1) Urs Moser, Florian Keller, Sarah Tresch:Schullaufbahn und Leistung. Bildungsverlauf undLernerfolg von Zürcher Schülerinnen undSchülern am Ende der 3. Volksschulklasse.h.e.p.-Verlag, Bern 2003. CHF 29.–

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DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

PROJEKT «LESESÄCKE» Projekt-Motto Kinder stärken

Zielsetzung Motivation schaf-fen, sich vermehrt dem Buch zu-zuwenden

Organisation Dachverband derElternvereinigungen

Projektleitung Bärbel Stockwellin Zusammenarbeit mit Vertreterin-nen und Vertretern aus den El-ternvereinigungen aller Primar-schulen Liechtensteins

Zielgruppe 850 Kinder (51Klassen) der dritten und viertenSchulstufe. Jedes Kind erhält ei-nen Lesesack.

Inhalt der Lesesäcke In jedemLesesack ist ein neues Buch undein kleiner Gegenstand, der zumBuch passt.

Was für Bücher Im Angebot fin-den sich Bücher für Mädchen undBücher für Knaben sowie neutraleBücher. Bei der Buch-Auswahlwurde Wert auf eine gesundeMischung gelegt. Vom Erzähl-buch über das Sachbuch odereine Detektivgeschichte, vomRätselbuch bis hin zum Comic istfür alle Kinder etwas dabei. Da-rüber hinaus gibt es Bücher fürLeseratten und solche, die spezi-ell für leseschwache Kinder ge-eignet sind.

Lesepass Für die Gestaltung vonso genannten Leseprotokollenerhält jedes Kind einen persönli-chen Lesepass – ein Heft im A5-Format mit 36 Seiten. In diesemLesepass kann das Kind seine Ein-drücke über das Buch zeichnendoder schreibend verarbeiten. DieUnterschrift des Kindes, der Lehr-person und eines Elternteils run-den jedes Leseprotokoll ab.

Lesewürmer Lesewürmer sindlustige, farbige Abziehbildchen.Es gibt insgesamt 15 verschiede-ne Designs von Lesewürmern.Nachdem das Kind ein Buch ge-lesen hat und das Leseprotokolldazu ausgefüllt wurde, erhält eseinen Lesewurm. Sobald ein Kind den Lesepass mit15 verschiedenen Lesewürmernvoll hat, erhält es als Anerken-nung einen 16. Aufkleber, aufdem alle 15 Lesewürmer abgebil-det sind. Dies ist der Belohnungs-aufkleber.

Tauschen von Lesesäcken Esliegt in der Fachkompetenz derLehrperson, wie lange die Lesesä-cke bei einem Kind sind. Fürschnelle Leserinnen und Leser gibtes Reserve-Lesesäcke. In einer ers-ten Phase werden die Lesesäckeinnerhalb der Klasse getauscht.Danach liegt es im Ermessen derjeweiligen Schule zu entscheiden,wann zwischen den Klassen odereiner anderen Primarschule ge-tauscht werden kann.

Dauer des Projektes DasProjekt «Lesesäcke» ist momentanauf die dritten und vierten Primar-schulklassen unseres Landes aus-gerichtet. Nach den Sommerfe-rien nehmen die Kinder «ihre» Le-sesäcke in die nächste Schulstufemit. Zu einem späteren Zeitpunktwerden die Bücher den einzelnenSchulbibliotheken überlassen.

Das Klassenkollektiv beloh-nen Es ist geplant, die lesefleis-sigste Klasse mit einem Preis zubelohnen. Dabei wird nicht eineinzelnes Kind, sondern die ge-samte Klasse eine Anerkennungerhalten.

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1 Hans Marxer, Klassenlehrerder Schaaner Klasse 3c: «Ichfinde die Aktion ‹Lesesäcke› toll.»

2 Ronnie Hasenfratz und SaskiaEberle aus Balzers gewannendas Moderatoren-Casting undführten souverän und mit vielCharme durch das Lesefest imVaduzer Saal am 17. März 2004.

3 Mit einem Holzstempel bemaltdieser Schaaner Primarschülerseinen Lesesack.

4 Elisabeth Preute, Klasse 4c derPS Triesen: «Ich finde die Idee mitdem Lesepass und den Preisengut.»

5 Die Schülerinnen und Schülerder 3. Klasse der PS Schellenbergzeigen mit Stolz ihre bemaltenLesesäcke.

6 Cécile Gstöhl, Präsidentin derElternvereinigung Eschen, erklärtden Eschner Dritt- und Viert-klässlern die Lesesäcke und dieLesepässe.

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KRIMI-FIEBER:EIN BEISPIEL AUS DER SEKUNDARSTUFE

DIE APOTHEKERIN UND IHR FREUND …

Gregor, 18 Jahre, 192 cm gross,Gymnasiast, spielt Fussball.Torhüter.Er ist gut, sehr gut sogar.Gregor spielt in der ersten Liga.Das ist in der Schweiz die obersteAmateurklasse. Fast bei jedem Spiel sind so ge-nannte Späher oder Spielerver-mittler aus dem nahen und fernenAusland anwesend: Deutschland,Italien, Frankreich, England …Nach der Matura entscheidet sichGregor für den Profi-Fussball.Es zieht ihn nach Deutschland, zuBayern München. Ein Jugendtraum.Alles ist super. Das Umfeld passt,die Lohntüte ist voll.Gregor spielt regelmässig in derReserve. Bei den grossen Spielen sitzt erauf der Ersatzbank.Oliver K., der Stamm-Torhüter, iststark, sehr stark, fast schon ein

Mythos. An ihm führt kein Wegvorbei.Gregor kämpft.Er ist chancenlos.Nach drei Jahren Ersatzbank willer Bayern München verlassen. Erwill endlich spielen, auf der gros-sen Bühne zeigen, was er kann.Die Ablösesumme ist zu hoch.Gregor leidet.

Seine Freundin Angelika will ihmhelfen.Sie ist Apothekerin und studiertzurzeit noch Medizin.Sie arbeitet seit drei Jahren jeweilsam Montag und Freitag in derSpielerbar.Hier treffen sich die Spieler mitden Journalisten und anderen Per-sonen, die sich wichtig vorkom-men.Oliver K. ist Stammgast und trinktnach jedem Training ein eisge-kühltes Cola mit ein bisschen

Orangensaft und einemZitronenschnitz.Eines Tages mischt Gregors Freun-din ein weisses Pulver in sein Ge-tränk. Sie weiss genau, was sietut.Oliver K. trinkt wie immer zügig,spricht noch mit einem Journalis-ten, steht auf und stolpert. Blut-überströmt liegt er am Boden.Chaos herrscht. «Verdammt, ichblute», flüstert der verletzte Titan.Er brauche einen Arzt, es sei ihmkotzübel.

Der Mannschaftsarzt ist nach we-nigen Minuten zur Stelle und nähtdie Platzwunde. Dann wäre danoch eine Hirnerschütterung.Nichts Schlimmes, aber immerhin:Oliver K. muss pausieren. Beimnächsten Pflichtspiel gegen Wer-der Bremen sitzt K. auf der Tribü-ne. Sein Kopfverband und seintrüber Blick reizen die Objektiveder Kameras und Fotoapparate,nicht nur der Bild-Journalisten. Aufseiner Jacke steht mit grossen Let-tern geschrieben: «Heute keinKommentar!»Und unten auf dem heiligen Rasenspielt Gregor.Gut, fehlerfrei! Alle sind begeis-tert.Und dann – in der allerletzten Mi-nute, sein Kopf ist bereits bei sei-ner Freundin – ein Lapsus.Gregor lässt einen harmlosen Ballfallen.Tor.Eine Woche später, am nächstenSamstag, sitzt er wieder auf derBank.Er fühlt sich schlecht.

FARBTUPFER

KRIMI-FIEBER Die Liechtensteiner Literaturtage 2004 stehen ganz im Zeichen von Krimis. Im Rahmen-

programm dieser Veranstaltung (1. bis 3. Juni) organisiert das Schulamt die Aktion

«Krimi-Fieber».

Schülerinnen und Schüler zwischen dem 3. und 10. Schuljahr schreiben Krimis. Sämtliche

eingereichten Arbeiten werden vom 1. Juni 2004 bis 15. Januar 2005 in der Liechtenstei-

nischen Landesbibliothek aufgelegt.

Die Arbeiten sollen mind. 20 Zeilen umfassen. Eine Illustration ist erwünscht. Die Texte

können mit dem PC oder handschriftlich verfasst werden. Wer Lust hat, kann auch einen

Krimi-Comic gestalten. Die Krimis können allein, in Kleingruppen oder im Klassenver-

band verfasst werden. Bitte Name, Alter und Schule angeben.

Ansprechpartner zur Umsetzung des Krimi-Fiebers ist Christof Frommelt von der Päda-

gogischen Arbeitsstelle des Schulamtes.

NEUER ABGABETERMIN IST MONTAG, DER 17. MAI 2004: Schulamt des Fürstentums

Liechtenstein, Christof Frommelt, Europark, Austrasse 79, 9490 Vaduz

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Marilyn, Camphells Suppendo-sen und Serien von Dollarschei-nen – mit diesen Ikonen der Kon-sumgesellschaft begründete AndyWarhol in den 1960er-Jahreneine neue Richtung in der Kunst:die Pop-Art. Das sind Bilder, dieman von weitem verstehen kann.Er arbeitete mit Siebdrucktechnik,damit seine Motive von den Mit-arbeitern der factory serienmäs-sig vervielfacht werden konnten.1968, als ihn bei einem Attentatzwei Kugeln lebensgefährlich ver-letzten, hörte er auf zu malen.Was danach kam, ist in der Aus-stellung im Kunstmuseum zu se-hen. Warhol setzte sich mit denÜbervätern der amerikanischenabstrakten Malerei auseinanderund seine Kommentare dazu hies-sen Oxidationpaintings (Urinma-lereien) und Camouflage (militäri-sche Tarnmuster). Später folgtedie Beschäftigung mit der Psycheund dem Tod: Rorschach-Motive,Schattenbilder und Totenkopfstill-leben. Am Ende seines Lebensstand die monumentale Auseinan-

dersetzung mit Leonardos LetztemAbendmahl, das Warhol auf kon-sumkritische Weise zu Fragennach religiösen Werten stimulier-te. Diese Stationen seines Werkessind in umfangreichen Bildserienim Museum ausgestellt und ge-ben eine differenzierte, neueSicht frei auf einen der bekanntes-ten Künstler der Moderne. Er-gänzt um die enorme medialeProduktion Warhols, seiner Filme,Fotos, einer eigenen Zeitschrift,

DIE NEUE AUSSTELLUNG IM KUNSTMUSEUM

ANDY WARHOLeiner eigenen Fernsehsendungund seinen Tagebüchern, ist einKünstler zu entdecken, der aufder Ebene der Massenmedientiefgründige Fragen nach demrichtigen Leben stellt. Ein zentra-les Thema für die Schüler undSchülerinnen aller Fächer.Annette PhilpMuseumspädagoginKunstmuseum Liechtenstein

Bild: Last Supper von Andy Warhol

EINFÜHRUNGSSEMINAR-TERMINEfür Lehrerinnen und Lehrer zur Ausstellung ANDY WARHOL

INHALTE

Reflexion der Massenmedien. Kritik der Konsumwelt. Jesus und das Motorrad.

Praktische Übungen zu Siebdruck, Polaroid, Malexperiment, Wallpaper, Tagebuch

TERMINE

Mittwoch, 16. Juni 2004, 17 bis 19.30 Uhr, Einführung für Lehrpersonen der

Primarschulen

Donnerstag, 17. Juni 2004, 17 bis 19.30 Uhr, Einführung für Lehrpersonen der

weiterführenden Schulen

INFORMATION

Roswitha Maier, Leiterin der Verwaltung, Tel. +423-235 03 13

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LANDES-MUSEUM

«immer und überall»– nur noch wenigeTage offenDie Mitmach-Ausstellung«immer und überall» desLiechtensteinischen Lan-desmuseums in Vaduzzum Thema Kommunika-tion ist nur noch bis am4. April täglich (ausserMontag) geöffnet (10-17Uhr. Mittwoch bis 20Uhr, Öffnung für ange-meldete Schulklassenschon ab 9 Uhr). Nachdem 4. April ist sie biszum 27. Juni jeweils amWochenende geöffnet.

UnterrichtAuch ein Besuch der an-deren Ausstellungsräu-me des Landesmuseumslohnt sich. Warum nichteinmal den Biologieun-terricht in die naturkund-liche Sammlung verle-gen? Oder die wunder-bare Welt der Blumen im«Codex Liechtenstein»bewundern. Geschichte,Staatskunde und Lebens-kunde sind ebenfalls Fä-cher, die sich mit einemAbstecher ins Landesmu-seum verbinden lassen.Den Anknüpfungspunk-ten sind fast keine Gren-zen gesetzt.

Info: LiechtensteinischesLandesmuseum, Städtle43, 9496 Vaduz, Tel.+423-239 68 20 oder239 68 30, Fax +423-239 68 37, [email protected]

ST. GALLEN

Sonderausstellung«Geknüpfte Paradiese –Orientteppiche des 19.und 20. Jahrhunderts»,so heisst die Sonderaus-stellung, die seit EndeFebruar im Völkerkunde-museum in St. Gallen ge-zeigt wird. Im Laufe der vergange-nen Jahre konnte dasVölkerkundemuseum ne-ben einer Kelim-Kollek-tion, die bereits 1996ausgestellt wurde, aucheine kleine, repräsentati-ve Sammlung von orien-talischen Knüpfteppi-chen aufbauen, die nunerstmals vorgestellt wird.Diese textilen Meister-werke aus Anatolien,dem Kaukasus, dem Iranund Mittelasien vermit-teln einen Eindruck vomästhetischen Empfindenund der Fingerfertigkeitihrer Knüpferinnen. DieNomaden- und Bauern-teppiche berühren durchden Bedeutungsreichtumihrer überlieferten For-mensprache, die Erzeug-nisse der städtischenWerkstätten bezauberndurch die raffinierte Ver-bindung der Farben undOrnamente. Allen eigenist ihre Verwendung alstextiles Mobiliar.

Begleitmaterial: Weglei-tung für Lehrerinnen undLehrerFührungen für Schulklas-sen: Auf Anfrage durchden Museumsdirektor(Tel. 071-242 06 48)oder den Museumspä-dagogen (Tel. 071-24206 56); bei 14-tägigerVoranmeldung.

INTERNET

eSchoolnet.orgDas europäische Portalfür Lehrpersonen präsen-tiert sich seit kurzem ineinem neuen Design.eSchoolnet ist eine um-fangreiche und leistungs-fähige Ressource für Eu-ropas Pädagogen undbietet Unterrichtsmateria-lien, News aus demBildungsbereich, Praxis-beispiele, Onlinecommu-nities sowie Möglichkei-ten, Kollegen zu treffen,Länderüberblicke zu ver-gleichen etc.Das eSchoolnet-Portalmöchte aktuelle pädago-gische Methoden för-dern und unterstützen.Zugleich informiert esüber neueste Praxisent-wicklungen und Innova-tion beim Einsatz vonTechnologien im Bil-dungsbereich.

SZENE

SPURENSUCHE IM LANDESARCHIV Selbst ein-

mal Detektiv sein wollen? Spurensuche in der Vergangenheit be-

treiben? Unserer Geschichte anhand von Pergamenten, alten

Wachssiegeln und seltsamen Hieroglyphen nachspüren?

Das Liechtensteinische Landesarchiv lädt alle Schulklassen ein,

Geschichte zu erspüren.

Unterschiedliche Quellen zur Geschichte wie alte Urkunden, Hand-

schriften, Akten oder Fotos dokumentieren den Werdegang Liech-

tensteins vom agrarisch geprägten Land hin zum Finanz- und Wirt-

schaftsplatz. Diese Entwicklung gilt es zu sichern und zu erhalten.

Wie das Landesarchiv dieser Aufgabe nachkommt, welche Schätze

es birgt, das wird in Führungen deutlich, zu denen wir herzlich ein-

laden.

Anstatt einer Eintrittskarte verlangen wir ein Klassenfoto der Be-

sucher für das Landesarchiv mit den Namen der Abgebildeten. Wir

wollen ja auch Zeitgemässes für die Zukunft und unsere Nachwelt

sichern. Damit wird das Landesarchiv zum Gedächtnis der Region

und für das Land.

Interessierte Klassen- und Fachlehrpersonen melden sich unter:

Liechtensteinisches Landesarchiv, Im Städtle 51, 9490 Vaduz,

Tel. 236 36 40, E-Mail: [email protected]

Weitere Informationen gibt es unter: www.landesarchiv.li

Unterricht im Liechtensteinischen Landesmuseum

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IM GESPRÄCH MIT ...

Du kannst aus einem gros-sen Erfahrungsschatz schöp-fen. Was waren für dichwichtige Stationen in deinemberuflichen Werdegang?

Ich würde weniger von Statio-nen als von wichtigen Entschei-dungen sprechen. Wenn ichzurückblicke, waren es eineHand voll wegweisende Ent-scheidungen. Die erste warwohl mein Entschluss, Lehrerinzu werden und mit jungen 16Jahren das Elternhaus zu verlas-sen. Nach fünf Jahren Seminarin Chur hätte ich sehr gerne imEngadin gearbeitet, musstemich jedoch ein Jahr gedulden,bis ich eine Anstellung fand.

Schon nach einem Jahr Unter-richt verliess ich das Engadinzum zweiten Mal und besuchtedie PHS in St. Gallen. Nach die-sem Studium fiel aus meiner heu-tigen Sicht eine ganz wichtigeEntscheidung, nämlich die, nichtmehr in meine Heimat zurückzu-kehren, sondern der Empfeh-lung meiner liechtensteinischenStudienkollegin zu folgen und

mich in Liechtenstein zu bewer-ben. Während den nun zwan-zig Jahren Tätigkeit an derOberschule gab es mehrere be-deutsame, aber nicht so ein-schneidende Entscheidungen,wie zum Beispiel der Wechselvon der Klassenlehrperson zurErgänzungslehrerin oder dieÜbernahme der Schulleitung.Diese Veränderungen waren fürmeine berufliche Entwicklungsehr wichtig und haben auchviel zu meiner persönlichen Wei-terentwicklung beigetragen.

Die jüngste und sicherlich seitvielen Jahren einschneidendsteEntscheidung ist die, das «Land»zu verlassen und mich einerneuen Herausforderung im Kan-ton Appenzell zu stellen.

Du arbeitest nun seit 20 Jah-ren in der Oberschule. Wiehat sich die Oberschule indieser Zeit entwickelt? Wiehaben sich die Schülerinnenund Schüler entwickelt?

Das ist eine schwierige Frage.

Ich finde es äusserst schade,dass die Oberschule eine sogeringe gesellschaftliche Akzep-tanz hat. Ich bin der festenÜberzeugung, dass die Ober-schulen eine wertvolle und guteArbeit leisten. Trotzdem gelingtes sehr schlecht, den Stellenwertin der Gesellschaft zu verändernund ein besseres Image zu er-langen.

Ich verstehe, dass jede Mutterund jeder Vater das Beste für ihrKind wollen. Aber das Bestemuss nicht unbedingt dasGymnasium sein. Es gibt vieleWege, die «das Beste» für denjungen Menschen sein können.Das zu vermitteln ist aber sehrschwierig.

Durch den Integrationsgedan-ken wurde die Oberschule si-cherlich verändert. Ich finde dieIntegration eine gute Sache. DieKinder können in vielen Berei-chen bessere Fortschritte erzie-len, als wenn sie getrennt wä-ren. Durch die soziale Integra-tion erleben sie die Zugehörig-keit, die jedem Kind zusteht.

... MARINA LAZZARINI

Marina Lazzarini kann auf 19 JahreErfahrung in der Oberschule Triesenzurückblicken. Die unterschiedlich-sten Weiterbildungen haben ihrimmer wieder neue Aufgaben inner-halb der Oberschule zugeführt. Die letzten Jahre war sie als Schul-leiterin tätig. Nun verlässt sie im Sommer dieOberschule, um in Appenzell eineneue Stelle als Schulamtsleiterin undInspektorin zu übernehmen.

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Die heutigen Jugendlichen sindanders als vor 20 Jahren. Diejungen Leute werden früher «er-wachsen». Man muss andersmit ihnen umgehen. Jugendlichevertreten heute mehr und vehe-menter ihre eigene Meinung.Sie sind selbstsicherer. Sie trau-en sich mehr einzubringen undanzuregen. Das finde ich sehrpositiv; die Lehrperson ist da-durch aber – vor allem im Be-reich ihrer Führungskompetenz– mehr gefordert.

Ich beobachte in den letztenJahren auch eine stärkere Kon-zentration auf das Individuum.Das hat auch gesellschaftlicheGründe. Familien sind heutezunehmend anders organisiert.Es gibt mehr allein erziehendeMütter und mehr Eltern, die bei-de berufstätig sind. Da müssendie Kinder automatisch früherselbstständig sein. Alle müssenihren Teil an Verantwortungübernehmen.

Parallel dazu sind die Unter-richtsformen auch individualisie-render geworden. Man versuchtim Unterricht, auf die Einzelneneinzugehen und die Schülerin-nen und Schüler dort abzuho-len, wo sie sind.

Es gibt Leistungsgruppen in denHauptfächern Englisch und Ma-thematik, die Fremdsprachigengehen in den DaZ-Unterricht, ingewissen Fächern sind einigeim Ergänzungsunterricht oderdie Ergänzungslehrperson unter-stützt die Schülerinnen undSchüler in der Klasse. Vor allemin der Oberstufe sind die Schü-lerinnen und Schüler nur noch inwenigen Fächern in der Stamm-klasse beisammen. Diese Ent-wicklung bedaure ich, da siezum Fachlehrersystem tendiert.

In Triesen sind die Primar-schule, die Oberschule und

die Realschule nahe beisam-men. Wie wird diese Näheals Chance zur Zusammen-arbeit genutzt?

Die Zusammenarbeit mit derRealschule läuft aus meiner Sichtsehr gut. Wir halten bei Bedarfdie Teamstunde gemeinsam,organisieren gemeinsame schul-hausinterne Fortbildungen oderführen gemeinsame Projektedurch. Wir haben das Leitbildzusammen entwickelt und setz-ten daraus verschiedene Schwer-punkte für die Schulentwicklungfest. Die VK (Verwaltungskom-mission), bestehend aus denSchulleitungen der Oberschuleund Realschule, hält jede Wocheeine Sitzung, um die übergrei-fenden Themen zu besprechen.

Die Zusammenarbeit mit der Pri-marschule könnte sicherlich in-tensiviert werden. Da wir Schü-lerinnen und Schüler aus dreiGemeinden bei uns haben, be-schränkt sich die Zusammenar-beit auf das Übertrittsverfahren.Mit der Primarschule Triesen istdurch die Nähe eine grössereZusammenarbeit notwendig. Esgibt Überschneidungen, wennes um die Pausenplatzordnunggeht oder ihre Schülerinnen undSchüler mit unseren zusammen-stossen. Da haben wir ein offe-nes Verhältnis und können gutmiteinander reden.

Seit zwei Jahren findet jedenFrühsommer gemeinsam mit derPrimarschule Triesen ein gemütli-ches «Grillfest», das ich sehrschätze, statt. Weitere gemein-same Projekte gibt es leidernoch nicht.

In welchen Bereichen siehstdu Entwicklungspotenzial fürdie Oberschule?

Eine Möglichkeit sehe ich darin,von der meines Erachtens zufrühen Selektion wegzukom-

men. Viele Studien belegen,dass sich eine frühe Selektionnegativ auf die Leistungen aus-wirkt. Auch die PISA-Resultatesprechen in dieser Hinsicht eineeindeutige Sprache. Dahinge-hend müsste man sich mal Ge-danken machen.

Es gibt in der Oberschule schonverschiedene Niveaus und Lern-gruppen. Wir versuchen nunauch, einzelnen Schülerinnenund Schülern einen Realschulab-schluss in Mathematik zu ermög-lichen. Es ist ein guter Ansatz,den Schülerinnen und Schülernmit einer Teilleistungsstärkeeinen höheren Abschluss zuermöglichen. Dies nur in einemFach anzubieten, widersprichtmeiner Meinung nach jedochdem Anspruch der Chancen-gleichheit. Denkt man zudemdiese Entwicklung ernsthaft wei-ter, muss man konsequenterwei-se auch eine Strukturreform inKauf nehmen.

Meiner Meinung nach muss –und zwar lieber heute als mor-gen – endlich entschieden wer-den, ob das dreigliedrige Sys-tem weiterhin Bestand haben solloder ob man nicht einmal über-legt, welches integrative Modellfür die hiesigen Verhältnissezugeschnitten ist und diesesdann auch umsetzt! Und aus-serdem – um es nicht zu verges-sen – gehört zu einer Strukturre-form auch das Untergymnasium.

Was kommt dir bei den fol-genden Stichwörtern in denSinn?

Deutsch als Zweitsprache-Unterricht: Da ist für mich ein absolut Top-Angebot und sehr wichtig. Wirhaben an der Oberschule vielefremdsprachige Kinder, für diedieses Angebot eine wertvolleStütze zur Integration darstellt.

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tige Veränderung könnte be-wirkt und eine erfolgreiche Rein-tegration gewährleistet werden.

Schulleitung – Chancen undHerausforderungen: Ich habe andere Vorstellungenvon einer professionellen Schul-leitung. Da gehören andereRahmenbedingungen dazu,aber leider stosse ich in Liech-tenstein mit meinen Ansichtennicht unbedingt auf offeneOhren.

Welche Gedanken und Wün-sche gehen dir durch denKopf, wenn du an die Zeithier und an die Zeit, diekommen wird, denkst?

Ich fühle mich hier sehr wohl.Ich gehe nicht, weil es mir nichtmehr gefällt. Ich bin zwar derMeinung, dass man einiges ver-ändern könnte, aber es gefälltmir nach wie vor hier. Ich habemich entschlossen, die Perspek-tive zu wechseln und eine neueHerausforderung anzugehen.Was die neue Stelle bietet, findeich hier nicht.

Es war nicht einfach, diesenSchritt zu wagen. In Appenzellerwartet mich ein neues Umfeld,neue Strukturen, neue Leute undein neuer Ort.

Anfangs werde ich Zeit brau-chen, um mich auf das Ganzeeinzulassen und mir ein Bild zumachen. Was nachher ist, darü-ber möchte ich mich noch nichtäussern.

Meine Integration in dieses neueUmfeld ist mir sehr wichtig. Ichbin ein Beziehungsmensch undbrauche die Teamarbeit und na-türlich auch die Akzeptanz mei-ner Person und meiner Arbeit.Eine gute und transparente Kom-munikation steht für mich des-halb im Zentrum.

Ergänzungsunterricht (EGU): Steht für die Integration. Nur lei-der ist die Stundendotation imVergleich zur Anzahl der zu be-treuenden Kinder viel zu nied-rig. Der EGU steht für mich auchfür Offenheit, Austausch und Ko-operation. Die Schulzimmertü-ren sind heute selbstverständli-cher offen. Diese Tatsache istauch zum Teil dem EGU zu ver-danken.

Schulsozialarbeit: In den weiterführenden Schuleneine sehr wichtige Einrichtung.In der Primarschule wäre dieSchulsozialarbeit noch wichti-ger, weil dort noch mehr prä-ventiv gearbeitet werden kann.Ich bin sehr froh, dass dieseStellen geschaffen wurden. Aufunserer Stufe wird sich dieArbeit der Schulsozialarbeiteraber eher auf der Interventions-ebene bewegen. Die präventiveEbene wäre für mich jedochäusserst wichtig und deshalbbin ich der Meinung, dassSchulsozialarbeit unbedingtauch auf der Primarschule instal-liert werden müsste.

Auch wenn es darum geht, dieFamilie in die Arbeit einzube-ziehen, ist dies auf der Primar-schulstufe noch wesentlich bes-ser möglich und sicherlich umeiniges effizienter. Eltern vonJugendlichen auf der Oberstufesind oftmals selbst ratlos. Hierkann der Schulsozialarbeiterseine Unterstützung anbieten,Veränderungen sind jedoch nurnoch bedingt möglich. ZumSchulsozialarbeiter gehört fürmich auch der «Time-out-Ge-danke». Die Schulsozialarbeitkann sicher einiges auffangen.Es gibt jedoch auf der OberstufeJugendliche, für die wäre einneues Umfeld mit anderen An-forderungen und Angeboten,anderen Leuten und anderenZielen sehr wichtig. Nachhal-

Ich wünsche mir, dass ich in Ap-penzell Fuss fassen und ein Be-ziehungsgeflecht aufbauenkann, ähnlich wie es mir auchhier in Liechtenstein gelungen ist.

Liebe Marina, wir wünschendir alles Gute für deine neueAufgabe! Und vielen Dankfür das Gespräch!

SCHULE HEUTE