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nig weiter zurückzuwerfen. 1979, da war der BDI gerade 20 geworden, hatte er rund 7000 Mitglieder. Heute ist er dop- pelt so alt und hat mehr als viermal so viele Mitglieder: Zum Jahresanfang 1999 waren es genau 28.150. Das nennt man in der Mathematik exponentielles Wachstum. Hier zeigt sich, wie sehr der BDI als schlagkräftiger Berufsverband mit at- traktivem Service-, Beratungs- und Fortbildungsangebot von Deutschlands Internisten geschätzt wird. Sie haben am Wachstum Ihres Verbandes ent- scheidend mitgewirkt: Ohne die kolle- gialen Empfehlungen seiner Mitglieder wird kein Verband einen solchen Zu- wachs verzeichnen können. Deshalb möchte ich mich ganz herzlich bei Ih- nen allen bedanken: Sie haben den BDI zum mitgliederstärksten Fachärztever- band Europas gemacht und ihm damit erhebliches Gewicht verliehen. Genau dieses Gewicht werden wir auch brauchen. Denn in der Berufs- und Gesundheitspolitik wird es sicher noch eine ganze Weile turbulent zuge- hen und wir werden die Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen und unser flussen und mit allen Mitteln gegen ei- ne Verschlechterung der ambulanten Versorgung kämpfen. Bisher haben uns unsere neuen Gesprächspartner im Mi- nisterium und bei den Kassen zumin- dest Verständnis und Kooperationsbe- reitschaft signalisiert. An dieser Stelle muß ich aber auch an Sie appellieren: Engagieren Sie sich vor Ort in den ärztlichen Körperschaf- ten und in den Parteien. Je mehr Stim- men für die Sache der Internisten spre- chen, desto besser sind unsere Chancen. Zum Schluß danke ich dem Präsi- denten und den Vizepräsidenten sowie dem gesamten Vorstand für ihren ein- zigartigen Einsatz im vergangenen Ge- schäftsjahr und last not least danke ich ganz besonders unseren Mitarbeiterin- nen und Mitarbeitern in der Geschäfts- stelle, die die zunehmenden Belastun- gen mitgetragen haben. Rechtsanwalt Max Broglie Hauptgeschäftsführer des BDI e.V. Schöne Aussicht 5 D-65193 Wiesbaden Gewicht bei Fehlentwicklungen früh- zeitig in die Waagschale werfen müs- sen.Wobei nicht nur die Mitgliederzahl, die Quantität, schwer wiegt, sondern vor allem auch die Qualität: Deutsch- lands Internisten sind nun einmal die Garanten einer hochqualifizierten me- dizinischen Versorgung, effizient und ohne überflüssigen Schnickschnack, im stationären wie im ambulanten Versor- gungssegment. Wer auch immer in der Gesundheitspolitik das Sagen hat: An dieser Tatsache kann sich niemand vor- beimogeln. Sicherlich haben Präsidium, Vor- stand und Geschäftsführung bei ihren zahlreichen Einsätzen auch im vergan- genen Jahr vieles erreicht und so manch drohendes Unheil abgewendet. Die Arbeit nimmt nicht ab: Gerade jetzt erfordert die Vorbereitung der näch- sten Gesundheits-Reform einen noch größeren Einsatz, um das Schlimmste zu verhindern. Wir haben die Ge- sprächsfäden zu den Fachreferenten des Ministeriums und bedeutenden Kassenfunktionären verstärkt und zum Teil auch neu geknüpft.Wir werden das Geschehen auch weiterhin aktiv beein- | Der Internist 6·99 M 168 A. Kühn Neuer Laborteil des EBM In der Genese des neuen Laborteils des EBM gab es einige Besonderheiten, die im folgenden dargestellt werden. An- schließend werden wesentliche Schwach- stellen dieses neuen Laborteiles – aus Sicht der Internisten – dargestellt. Bisheriges Procedere Im Mai 1998 bestätigte die Vertreterver- sammlung der KBV die bis dahin vor- liegenden Gedanken zur Neuordnung des Laborkapitels des EBM und beauf- tragte den Vorstand, am Laborteil unter dem Gesichtspunkt der Trennung von Kostenerstattung und ärztlicher Ge- bühr weiter zu arbeiten. In der Länderausschuß-Sitzung am 4. Dezember 1998 wurde der fertige La- borteil vorgestellt und ohne wesentli- chen Widerspruch gutgeheißen. Die Delegierten der Vertreterver- sammlung der KBV wurden auf ihrer Sitzung am 5. und 6. Dezember 1998 hierüber nicht gesondert informiert. Es gab keinen Tagesordnungspunkt „La- borteil des EBM“, es wurde keine Be- schlußfassung herbeigeführt. Die Dele- gierten erhielten nicht einmal den Wortlaut des neuen Laborkapitels aus- gehändigt. Am 9. Dezember 1998 wurde das Laborkapitel O des EBM – mit Gültig- keit ab 01.07.1999 – vom Bundesaus- schuß beschlossen. Der Abdruck des neuen Labortei- les mit Bekanntmachung der Beschluß- fassung geschah im Deutschen Ärzte- blatt 99, Heft 1–2, Seite A 71 ff. vom 08.01.99. Jede Veränderung des Laborteiles des EBM betrifft vor allem die Interni- sten weil keine Facharztgruppe so sehr wie Internisten die Labordiagnostik zur Erfüllung ihrer (internistischen) Tätigkeit benötigen. Das neue Laborka- pitel ist in folgenden Punkten für Inter- nisten nicht akzeptabel: 1. Gleiche Fallpunktzahlen für Allge- meinärzte und hausärztliche Inter- nisten der Laborgrundgebühr (Ziffer 3450) der Gebühr für wirtschaftliche Er- bringung und/oder Veranlassung von Leistungen des Kapitels O (Zif- fer 3452) und

Neuer Laborteil des EBM

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Page 1: Neuer Laborteil des EBM

nig weiter zurückzuwerfen. 1979, da warder BDI gerade 20 geworden, hatte errund 7000 Mitglieder. Heute ist er dop-pelt so alt und hat mehr als viermal soviele Mitglieder: Zum Jahresanfang1999 waren es genau 28.150. Das nenntman in der Mathematik exponentiellesWachstum.

Hier zeigt sich, wie sehr der BDI alsschlagkräftiger Berufsverband mit at-traktivem Service-, Beratungs- undFortbildungsangebot von DeutschlandsInternisten geschätzt wird. Sie habenam Wachstum Ihres Verbandes ent-scheidend mitgewirkt: Ohne die kolle-gialen Empfehlungen seiner Mitgliederwird kein Verband einen solchen Zu-wachs verzeichnen können. Deshalbmöchte ich mich ganz herzlich bei Ih-nen allen bedanken: Sie haben den BDIzum mitgliederstärksten Fachärztever-band Europas gemacht und ihm damiterhebliches Gewicht verliehen.

Genau dieses Gewicht werden wirauch brauchen. Denn in der Berufs-und Gesundheitspolitik wird es sichernoch eine ganze Weile turbulent zuge-hen und wir werden die Entwicklungsehr aufmerksam verfolgen und unser

flussen und mit allen Mitteln gegen ei-ne Verschlechterung der ambulantenVersorgung kämpfen. Bisher haben unsunsere neuen Gesprächspartner im Mi-nisterium und bei den Kassen zumin-dest Verständnis und Kooperationsbe-reitschaft signalisiert.

An dieser Stelle muß ich aber auchan Sie appellieren: Engagieren Sie sichvor Ort in den ärztlichen Körperschaf-ten und in den Parteien. Je mehr Stim-men für die Sache der Internisten spre-chen, desto besser sind unsere Chancen.

Zum Schluß danke ich dem Präsi-denten und den Vizepräsidenten sowiedem gesamten Vorstand für ihren ein-zigartigen Einsatz im vergangenen Ge-schäftsjahr und last not least danke ichganz besonders unseren Mitarbeiterin-nen und Mitarbeitern in der Geschäfts-stelle, die die zunehmenden Belastun-gen mitgetragen haben.

RechtsanwaltMax BroglieHauptgeschäftsführerdes BDI e.V.Schöne Aussicht 5D-65193 Wiesbaden

Gewicht bei Fehlentwicklungen früh-zeitig in die Waagschale werfen müs-sen.Wobei nicht nur die Mitgliederzahl,die Quantität, schwer wiegt, sondernvor allem auch die Qualität: Deutsch-lands Internisten sind nun einmal dieGaranten einer hochqualifizierten me-dizinischen Versorgung, effizient undohne überflüssigen Schnickschnack, imstationären wie im ambulanten Versor-gungssegment. Wer auch immer in derGesundheitspolitik das Sagen hat: Andieser Tatsache kann sich niemand vor-beimogeln.

Sicherlich haben Präsidium, Vor-stand und Geschäftsführung bei ihrenzahlreichen Einsätzen auch im vergan-genen Jahr vieles erreicht und somanch drohendes Unheil abgewendet.Die Arbeit nimmt nicht ab: Gerade jetzterfordert die Vorbereitung der näch-sten Gesundheits-Reform einen nochgrößeren Einsatz, um das Schlimmstezu verhindern. Wir haben die Ge-sprächsfäden zu den Fachreferentendes Ministeriums und bedeutendenKassenfunktionären verstärkt und zumTeil auch neu geknüpft. Wir werden dasGeschehen auch weiterhin aktiv beein-

| Der Internist 6·99M 168

A. Kühn

Neuer Laborteil des EBMIn der Genese des neuen Laborteils desEBM gab es einige Besonderheiten, dieim folgenden dargestellt werden. An-schließend werden wesentliche Schwach-stellen dieses neuen Laborteiles – ausSicht der Internisten – dargestellt.

Bisheriges Procedere

Im Mai 1998 bestätigte die Vertreterver-sammlung der KBV die bis dahin vor-liegenden Gedanken zur Neuordnungdes Laborkapitels des EBM und beauf-tragte den Vorstand, am Laborteil unterdem Gesichtspunkt der Trennung vonKostenerstattung und ärztlicher Ge-bühr weiter zu arbeiten.

In der Länderausschuß-Sitzung am4. Dezember 1998 wurde der fertige La-

borteil vorgestellt und ohne wesentli-chen Widerspruch gutgeheißen.

Die Delegierten der Vertreterver-sammlung der KBV wurden auf ihrerSitzung am 5. und 6. Dezember 1998hierüber nicht gesondert informiert. Esgab keinen Tagesordnungspunkt „La-borteil des EBM“, es wurde keine Be-schlußfassung herbeigeführt. Die Dele-gierten erhielten nicht einmal denWortlaut des neuen Laborkapitels aus-gehändigt.

Am 9. Dezember 1998 wurde dasLaborkapitel O des EBM – mit Gültig-keit ab 01.07.1999 – vom Bundesaus-schuß beschlossen.

Der Abdruck des neuen Labortei-les mit Bekanntmachung der Beschluß-fassung geschah im Deutschen Ärzte-

blatt 99, Heft 1–2, Seite A 71 ff. vom08.01.99.

Jede Veränderung des Laborteilesdes EBM betrifft vor allem die Interni-sten weil keine Facharztgruppe so sehrwie Internisten die Labordiagnostikzur Erfüllung ihrer (internistischen)Tätigkeit benötigen. Das neue Laborka-pitel ist in folgenden Punkten für Inter-nisten nicht akzeptabel:

1. Gleiche Fallpunktzahlen für Allge-meinärzte und hausärztliche Inter-nisten

● der Laborgrundgebühr (Ziffer 3450)● der Gebühr für wirtschaftliche Er-

bringung und/oder Veranlassungvon Leistungen des Kapitels O (Zif-fer 3452) und

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● der Arztgruppenbezogenen Fall-grundzahlen für die Kosten der Lei-stungen des Abschnittes O I/II undO III.

Dadurch wird:

a) die sechsjährige internistische Wei-terbildungszeit des Internisten gleich-gesetzt mit einer durchschnittlicheneineinhalbjährigen internistischenWeiterbildungszeit des Allgemein-arztes,

b) die Struktur des Patientengutes ei-ner internistischen Praxis gleichge-stellt mit der des Patientengutes ei-ner Allgemeinpraxis, obwohl

● in der Praxis des Allgemeinarztesviel mehr Patienten vorhanden sind,die keine oder fast keine Laborun-tersuchungen benötigen z.B. banaleErkältungen, Fälle der „kleinenChirurgie“, Fälle mit Hauterkran-kungen geringfügiger Natur o.ä.,

● somit je internistischem Fall der All-gemeinarzt mehr Laborpunkte zur

schnitts O III (das identisch ist fürhausärztliche Internisten und Allge-mein-/praktische Ärzte) nicht aus-kommen , so daß ihnen die Punkt-zahlen nach Ziffer 3452 gestrichenwerden. Und dies unter dem Vorwurfeiner „nicht-wirtschaftlichen Erbrin-gung und/oder Veranlassung vonLeistungen“.

Die Haftung für veranlaßte Leistungendes O III-Kapitels mit finanziell nach-teiligen Konsequenzen für den veran-lassenden Internisten benachteiligt inbesonderem Maße alle diejenigen, diemit hohem Zeitaufwand und Engage-ment sorgfältige internistische Diagno-stik betreiben, so wie es heute Standardist. Dies könnte eine erhebliche Quali-tätsminderung der ambulant-interni-stischen Diagnoastik zur Folge haben.Das darf nicht sein.

Dr. med. Albrecht KühnInternistKelternstraße 2D-72070 Tübingen

Verfügung hat als der Internist, weilletzterer in seinem Patientengut fastausschließlich internistische Fällebetreut,

● der Allgemeinarzt eher internisti-sche Fälle an einen Internisten oderSchwerpunktinternisten zur Abklä-rung überweist, während Fälle glei-chen Schweregrades vom hausärztli-chen Internisten selbst diagnosti-ziert werden.

2. Die Laborgrundgebühr nach Ziffer3450 und die Gebühr für wirtschaftli-che Erbringung oder Veranlassungvon Leistungen nach Ziffer 3452 inHöhe von zusammen 55 Punkten jeAbrechnungsfall wird auch an allediejenigen gezahlt, die im betreffen-den Quartal oder grundsätzlichüberhaupt kein Labor erbringen (imBereich KV Niedersachsen ca. 10%aller Internisten.

3. Diejenigen Internisten, die O III-Lei-stungen erbringen, werden mit demzur Verfügung stehenden Budget fürdie Kosten der Leistungen des Ab-

Der Internist 6·99 | M 169

Mit

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J. Grote

Umsetzung der Laborreformzum 01.07.1999

Die Diskussionen um die Laborre-form und die erheblichen Bedenken,die mit der Umsetzung zum 1. Juli die-sen Jahres von allen Seiten geäußertwerden, veranlassen mich dazu, Sie aufdiese Problematik erneut hinzuweisen,um noch rechtzeitig regulierend in die-sen Prozeß eingreifen zu können. Hier-bei geht es mir nicht um die Polemisie-rung einer vertraglichen Änderung, diepolitisch gewollt war, sondern um diesachliche Klarstellung, daß die geplanteReform in ihren Einzelheiten nichtdurchdacht, das Projekt unausgereiftund mit der heißen Nadel gestrickt ist.Trotz der Warnungen, die von allen Sei-ten an uns herangetragen werden, soll

hier offensichtlich ein Konzept um je-den Preis gegen die Wand gefahrenwerden. Ob dies politisch gewollt ist,mag ich an dieser Stelle nicht beurtei-len. Fest steht, daß durch eine derartigeHau-Ruck-Aktion die Glaubhaftigkeitder Aktionsfähigkeit der gesamten Ärz-teschaft gegenüber der Politik weitergeschwächt und in Frage gestellt wird.In Zeiten neuer Reformen ist dies eindenkbar ungünstiger Zeitpunkt unddarüber hinaus ein nicht notwendigerNebenkriegsschauplatz.

Anläßlich der Sitzung des Länder-ausschusses am 04.12.1998 wurde denMitgliedern der Entwurf eines Konzep-tes zur Laborreform in seinen Grund-

zügen vorgestellt. Basis des Konzepteswar eine zentrale Datenerfassungsstel-le, die alle Daten sammelt, berechnetund weiterleitet. Es wurde von einemquartalsversetzten Abzug des über-schreitenden Punktzahlvolumens vomarztgruppenspezifischen Wirtschaft-lichkeitsbonus als weitere Grundlagegesprochen.Auf die näheren Details derUmsetzung wurde nicht eingegangen,wenngleich Probleme in der techni-schen Umsetzung der termingerechtenDatenlieferung an die zentrale Datener-fassung von den Teilnehmern bereitsgesehen wurden.Als Lösung wurde einepauschalierte Verzögerungsgebühr vor-geschlagen, die allerdings die Probleme