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Ökumenische Visitation 22.9.2008 - 4.10.2008 „Wir erinnern uns und lernen wechselseitig neu - Umbruch als Chance für unsere Kirche“ Methodisch-didaktische Anregungen zur Weiterarbeit und Dokumentation

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Ökumenische Visitation22.9.2008 - 4.10.2008

„Wir erinnern uns und lernen wechselseitig neu - Umbruch als Chance für unsere Kirche“

Methodisch-didaktische Anregungen zur Weiterarbeit und Dokumentation

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Impressum Herausgeber: Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig | Layout: Comunicare GmbH, Braun-schweig | Copyright: © Landeskirchenamt 2009 | Dietrich-Bonhoeffer-Straße 1, 38300 Wolfenbüttel, Tel: 05331/802-0, Fax: 05331/802-700 | www.landeskirche-braunschweig.de

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Die Ökumenische Visitation liegt nun einige Monate hin-ter uns. Wir wollen sie aber nicht als ein einmaliges Ereig-nis ad acta legen. Sie soll im Gegenteil eine nachhaltige Wirkung entfalten. Darum möchten wir Sie einladen, sich mit ihren Beobachtungen und Empfehlungen intensiver zu beschäftigen.

Sie fi nden hier nun Materialien, die Sie dabei unterstüt-zen wollen. Die „Methodisch-didaktischen Anregungen“ bieten Empfehlungen, wie in verschiedenen Kreisen und Zusammenhängen konkrete Themen aufgegriffen und bearbeitet werden können. Sie eignen sich für Kirchenvorstandsitzungen eben-so, wie für Propsteikonvente und den Konfi rmandenunterricht. Die Materialien selbst sind so aufgearbeitet, dass keine großen zusätzlichen Vorbereitungen nötig werden..

Im ersten Teil sind die wichtigen Texte zusammengestellt, die aus der Ökumenischen Visitation selbst stammen: das Sendschreiben der Delegierten an die Gemeinden (Material 1), die Berichte der zwei Delegationen (Material 2) und die Ergebnisse der Auswertungskonsultation (Material 3) sowie das vorbereitende Standortpapier (Material 4).

Im zweiten Teil fi nden Sie „Einstiegsfragen“ (Material 5) und weiteren Beilagen aus „Ökume-ne und weltweiter Kirche“ (Material 6).Die „Methodisch-didaktischen Anregungen“ folgen der Struktur der „Ergebnisse und Empfehlungen aus der Auswertungskonsultation“ (Material 3) und sind faktisch eine Verdichtung der dortigen Impulse. Wer eigene Akzente und Schwerpunkte in der Weiterarbeit setzen möchte, kann selbstverständlich auf diesen umfangreicheren Text der originalen „Ergebnisse und Empfehlungen aus der Auswertungskonsultation“ zurückgreifen.

Der Blick unserer Gäste von außen kann unsere Binnensicht auf die Herausforderungen schärfen. Weil er eben nicht nur Schwächen zeigt, sondern auch unsere Stärken anvisiert, wollen wir mit Zuversicht unsere Verantwortung für die Zukunft in unserer Landeskirche angehen. Mögen uns dazu die vorgelegten Impulse motivieren.

Prof. Dr. Friedrich Weber OLKR Peter Kollmar Landesbischof Ökumenereferent

Einladung zur Mitarbeit

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I. Vorwort Seite 5

II. Hintergrund-Informationen Seite 6

III. Methodisch-didaktische Anregungen Seite 8

III.1 Sendschreiben Seite 9 III.2 Einstiegsfragen zu den Ergebnissen und Empfehlungen der Auswertungskonsultation Seite 9 III.3 Ergebnissicherung und Weiterarbeit Seite 10 III.4 Anregungen zur Thematisierung von „Ökumene und weltweiter Kirche“ Seite 11

IV. Materialien

Material 1: Sendschreiben Seite 13 Material 2: Berichte der 2 Delegationen Seite 15 Material 3: Ergebnisse und Empfehlungen aus der Auswertungskonsultation Seite 21 Material 4: Standortpapier Seite 26 Material 5: Synopse - Empfehlung aus Konsultation, Einstiegsfragen - Ansprechpartner Seite 42 Material 6: Ökumene und weltweite Kirche Seite 54

Inhaltsverzeichnis

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I. Vorwort

Die hiermit vorliegenden methodisch-didak-tischen Anregungen möchten die Ergebnisse der 2008 in unserer Landeskirche durchge-führten Ökumenischen Visitation und Konsul-tation für Gemeinden nutzbar machen. Es ist uns dabei bewusst, dass nicht alle Fragestel-lungen in gleicher Weise für alle Gemeinden zutreffen. Dennoch erscheint eine Beschäfti-gung mit den Ergebnissen der Ökumenischen Visitation auf Gemeindeebene als sinnvoll und fruchtbringend. Der Außenblick unserer ökumenischen Gäste mag deutlicher unsere Stärken und Schwächen wahrnehmen, als wir das von innen her vermögen. Welche Ak-zente dabei in Ihrer Gemeinde als besonders wichtig erscheinen, liegt in ihrem Ermessen.

Unsere Hoffnung ist es, dass durch die Er-gebnisse der Ökumenischen Visitation und Konsultation hilfreiche Impulse für Ihre Ge-meinde erwachsen, die dazu dienen mögen, eine Zwischenbilanz der bisherigen Arbeit zu ziehen, Schwerpunktthemen zu identifi -zieren und Ziele für die Weiterarbeit zu for-mulieren.

Ein methodischer Dreischritt, der zur Halb-zeit der amtierenden Kirchenvorstände auch unabhängig von der Ökumenischen Visitati-on und Konsultation sinnvoll erscheint, durch diese aber ein mögliches Gerüst erfährt, das wir im Folgenden vorstellen und methodisch-didaktischen aufbereiten möchten.

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II.Hintergrund-Informationen

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Die Ökumenische Visitation und Konsultati-on wurde vom 22. September bis 4. Oktober 2008 in unserer Landeskirche durchgeführt. Hierzu reisten je zwei Delegierte unserer lu-therischen Partnerkirchen aus Indien, Japan, Namibia, der Tschechischen Republik und der Diozöse Blackburn der englischen angli-kanischen Kirche an.In zwei parallelen Gruppen haben insge-samt zehn Vertreter der Partnerkirchen für vier Tage Gemeinden in den Propsteien Helmstedt sowie Salzgitter-Bad und Salzgit-ter-Lebenstedt besucht. Hierbei wurde den Gästen sowohl der Gemeindealltag als auch verschiedene Aktivitäten, Projekte und Ar-beitsschwerpunkte vorgestellt. Es gab Treffen mit Kindergärten, Konfi rmandengruppen, Ju-gendgruppen, der Frauenhilfe, diakonischen Einrichtungen u.v.m.. Für drei weitere Tage besuchten dann beide Delegationsgruppen jeweils unterschiedliche überregionale Insti-tutionen unserer Landeskirche, insbesondere im Bereich Bildung und Diakonie sowie das Landeskirchenamt.In der Ökumenischen Konsultation, vom 2. bis 4. Oktober, wurden die Eindrücke und Beobachtungen der ökumenischen Gäste im Theologischen Zentrum in Braunschweig Vertretern unserer Landeskirche vorgestellt. Ziel dieser Auswertung war es, die Eindrücke und Beobachtungen unserer Gäste mit den Fragen und Themen zu verknüpfen, die in

unserer Landeskirche refl ektiert und beraten werden.Als gemeinsame Plattform für diesen Bera-tungsprozess diente ein „Standortpapier“ (sie-he Anlage: Material 3), das von dem Ökume-nereferenten unserer Landeskirche erarbeitet und mit dem Vorbereitungskreis intensiv ab-gestimmt worden war. Die Ergebnisse und Empfehlungen der Öku-menischen Konsultation sind nach sechs Fra-gestellungen thematisch gegliedert, in einem Auswertungspapier festgehalten worden, das unter dem Titel „Wir erinnern uns und lernen wechselseitig neu - Umbruch als Chance fürunsere Kirche“ (siehe Material 2) am 15. Oktober an alle Gemeinden verschickt wur-de. In dieser Korrespondenz enthalten, war ebenfalls das Sendschreiben der Delegierten (siehe Material 1) unserer Partnerkirchen, das im Rahmen des ökumenischen Abschlussgot-tesdienstes am 4. Oktober verlesen und un-serer Kirche feierlich überreicht wurde. In den leitenden Gremien unserer Landes-kirche (Kirchenregierung, Kollegium und Landessynode) wurden die Impulse der Okumenischen Visitation und Konsultation aufgenommen und weiterführend beraten mit dem ausdrücklichen Wunsch, diese auch auf Propstei- und Gemeindeebene aufzuneh-men. Die nun folgenden methodisch-didak-tischen Anregungen möchten hierzu Hilfe-stellung leisten.

II. Hintergrund-Informationen

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III.Methodisch-didaktische Anregungen

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III. 1 Sendschreiben (siehe Material 1)Das Sendschreiben unserer ökumenischen Partner sollte von einer möglichst breiten Öf-fentlichkeit in unserer Landeskirche wahrge-nommen werden. Es bietet sich an, dort wo die Impulse aus der Ökumenischen Visitation und Konsultation diskutiert werden, das Send-schreiben nicht nur einem engeren Kreis der an der Diskussion Partizipierenden zu verle-sen (obwohl das natürlich nicht unterbleiben darf!), sondern es z.B. im Rahmen der Ab-kündigungen im Gottesdienst mündlich und durch sichtbare Ausweisung in Schautafeln oder im Gemeindebrief, der Webseite der Kirchengemeinde und ähnlichem schriftlich bekannt zu machen.

III.2 Einstiegsfragen zu den Ergebnissen und Empfehlungen aus der Auswertungs- konsultation Obwohl die sechs Komplexe in den Ergebnis-sen und Empfehlungen aus der Auswertungs-konsultation selbst schon mit Impulsfragen eingeleitet sind (siehe Material 3), werden hier etwas anders formulierte Fragen vorge-schlagen, die sich 1.) auf bestimmte konzentrieren und 2.) methodisch-didaktisch ausgerichtet sind, um direkt zum Gespräch zu motivieren.Sie sprechen nacheinander zwei Dimensi-onen an: 1.) eine persönliche und 2.) eine auf die Arbeit übertragbare.

Im Rahmen eines moderierten Gespräches sollen die Fragen, insbesondere im Kontext von Pfarrkonventen bzw. Kirchenvorstands-sitzungen zum Nachdenken über elementare Inhalte unseres christlichen Selbstverständ-

III. Methodisch-didaktische Anregungen

nisses und unserer kirchlichen Arbeit anre-gen. Uns erscheint es hierbei ratsam, jeweils nur eine Frage pro Sitzung auf die Tagesord-nung zu setzen und ihr ein Minimum von ca. 30 Minuten Zeit einzuräumen. Hierdurch begleiten die aus der Ökumenischen Visita-tion und Konsultation erwachsenen Impulse einen über einen längeren Zeitraum hinweg und erlauben für schrittweise Evaluierung der eigenen Positionen und Aktionen sowie ge-gebenenfalls für Initiierung neuer oder auch Einstellung bestehender und im Lichte der Diskussion als uneffektiv erachteter Initiati-ven und Projekte. Sollte der Wunsch beste-hen, den gesamten Fragenkomplex in Einem abzuarbeiten, ist eine gesonderte Veranstal-tung angeraten, wie eine KV-Freizeit oder ein Propsteikonvent zu dieser Thematik. Für die Moderation der Gespräche oder die Durch-führung einer gesonderten Veranstaltung kann der Regionalbeauftragte des Ev.-luth.Missionswerkes in Niedersachsen über das Ökumenereferat unserer Landeskirche ange-fragt werden (Tel: 05331-802-151) oder Frau Barbara Hennig (Gemeindeberaterin) durch die Evangelische Erwachsenenbildung (Tel: 05331-802-542).

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III.3 Ergebnissicherung und Weiterarbeit

Wichtig ist, dass die Ergebnisse im direkten Beratungsprozess schriftlich festgehalten werden (nicht nur im späteren Protokoll, son-dern auch direkt auf Karten oder Flipcharts -evtl. auch fotografi sch, damit die Ergebnisse immer wieder vor Augen stehen). Intention dabei ist, nach der Beschäftigung weiter zu fragen:

„Was sollen wir konkret tun?“ „An welchem Punkt wollen wir weiterarbeiten?“

„Können wir von Anderen lernen?“1

,,Sollten wir Referenten einladen? -Wenn ja, welche?“1

„Gibt es synergetische Effekte, wenn wir et-was mit anderen gemeinsam machen? -Was? Mit Wem?“

„Was haben wir anderen zu bieten? Wie bie-ten wir es an?“

Aus der Verdichtung könnte so z.B. ein Leit-faden für die KV-Arbeit in der Gemeinde ent-stehen oder auch eine Liste erfolgreicher Ak-tivitäten, im Sinne von „Best Practices“, die

Die nun folgenden Einstiegsfragen nehmen in ihrer Nummerierung Bezug auf die ent-sprechende Nummer in den Ergebnissen und Empfehlungen aus der Auswertungskon-sultation. Wir empfehlen die entsprechend korrespondierenden Abschnitte für das re-fl ektierende Gespräch allen Teilnehmern zu-kommen zu lassen (siehe Material 3).

ad 1: Was ist für mich Kirche? Was würde in unserer Gemeinde das Bewusstsein von Zusammenge- hörigkeit fördern?

ad 2: Was bedeutet Taufe für mich? Wie verhalten wir uns als Gemeinde gegenüber Menschen, die die Ge- meinschaft der Getauften verlassen haben?

ad 3: Was ist für mich wichtig, meinen Glauben zu leben? Was tun wir als Gemeinde, damit Menschen Erfahrungen mit Glauben und Spiritualität machen können?

ad 4: Welche Bedeutung hat die weltwei- te Ökumene für mich? Was tun wir als Gemeinde dafür, Teil der weltweiten Kirche Jesu Christi zu sein?

ad 5: Was hat für mich Christsein mit Dia- konie zu tun? Was können wir als Gemeinde -in Ergänzung zum Diakonischen Werk- tun, um vor Ort diakonisch tätig zu sein?

ad 6: Was ist für mich christliche Erzie- hung?

Was können wir als Gemeinde tun, um christliche Erziehung zu fördern?

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1) Siehe hierzu Anlage: Material 52) Die Anlage: Material 6 bietet Vorschläge zur Aufbereitung der Thematik „Ökumene und weltweite Kirche“ im Kontext von Gemeindegruppen, insbesondere im Bereich der Kinder-, Jugend-, Konfi rmandenarbeit.

als Anregungen für die eigene Weiterarbeit aber auch zum Austausch von Expertise mit anderen Gemeinden dienen können.

III.4 Anregungen zur Thematisierung von ,,Ökumene und weltweiter Kirche“

Es bietet sich im Rahmen der Aufnahme der Fragen und Impulse aus der Ökumenischen Visitation und Konsultation an, das Thema „Ökumene und weltweite Kirche“ in den ver-schiedenen Gruppen der Gemeinde zur Spra-che zu bringen2. Hauskreise, Frauenkreise, Initiativ- und Ju-gendkreise, sowie Kindergottesdienst- und

Konfi rmandengruppen bieten sich hier an, um 1.) das bestehende Verständnis von abzu-fragen und gegebenenfalls zu erweitern und 2.) konkrete praktische Umsetzungen zu fördern. Letztere können ihren Ausdruck in besonderen Gottesdiensten fi nden, in der Unterstützung einzelner Projekte in der weltweiten Kirche durch bestimmte Grup-pen der Gemeinde, in der Unterhaltung eines EineWelt-Ladens oder einer Partner-schaft mit gegenseitigen Besuchen und ge-meinsamen Projekten u.v.m..

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IV.Materialien

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• Material 1: Sendschreiben • Material 2: Berichte der zwei Delegationen• Material 3: Ergebnisse und Empfehlungen aus der Auswertungskonsultation • Material 4: Standortpapier • Material 5: Einstiegsfragen • Material 6: Ökumene und weltweite Kirche

Wie Ihr wisst, waren wir für die letzten 14 Tage bei Euch, um als geladene Gäste eine ‚Ökumenische Visitation‘ Eurer Kirche durch-zuführen. Wir sind dankbar für Eure herzliche Gastfreundschaft und für die große innere Bereitschaft, uns alles offen zu legen, was in Eurer Kirche geschieht.

Wir sind sehr beeindruckt von dem, was wir gesehen haben. Die Einrichtungen, die Ihr besitzt, sind hervorragend sowohl was ihre Qualität als auch was ihre Anzahl betrifft. Eure diakonische Arbeit mit Kindern, Jugend-lichen, Behinderten, Wohnungslosen, Ster-benskranken, Armen, Immigranten und vie-len anderen Gruppen ist beispielhaft.Wir haben viele hoch engagierte Pastoren und Pastorinnen getroffen, die eindrucksvoll und wirksam für Euch da sind. Wir sind mit vielen verantwortungsbewussten Christen zusammengetroffen, die viel im Auftrag Chri-sti tun. Die Arbeit mit Euren Kindern und

IV. Aufl istung der Materialien:

Delegierte der Ökumenischen Visitation Braunschweig, den 4. Oktober 2008

An dieKirchengemeinden,kirchlichen Einrichtungen und Werke der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig

Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8,12)

An unsere Brüder und Schwestern in Christus in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig!Wir senden Euch Grüße von den lutherischen Kirchen aus Namibia, Indien, Japan, der Tschechischen Republik und von der Angli-kanischen Kirche von England in der Diözese Blackburn.

Material 1 - Sendschreiben

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Jugendlichen ist besonders stark sowohl im Kindergarten als auch im Konfi rmandenun-terricht. Wir waren begeistert von dem er-kennbaren Engagement der „Teamer und Teamerinnnen“, die im Konfi rmandenunter-richt mithelfen. Das Engagement der älteren Generation im Leben der Kirche ist ebenfalls bewundernswert und Ihre ‚Frauenhilfe‘ tut viele gute Arbeit.

Jedoch haben wir auch Bereiche innerhalb Eurer Kirche gefunden, die wir als schwierig empfunden haben. Diese Bereiche möch-ten wir Euch auf Bitten Eurer Kirchenleitung ebenfalls mitteilen.

Es wird kaum eine Überraschung sein, dass wir die Zahl der Gottesdienstbesucher als sehr niedrig empfi nden – mit kaum jungen Menschen, die nach der Konfi rmation noch am Gottesdienst teilnehmen. Betroffen macht uns, dass dies einfach so als Normalität hinge-nommen wird. Unsere Gespräche mit denen, die trotz eines engagierten Glaubens nicht regelmäßig Sonntags in die Kirche kommen, haben uns den Eindruck vermittelt, dass der niedrige Gottesdienstbesuch auf unterschied-liche Faktoren zurückzuführen ist. Aus die-

sen Gesprächen geht aber auch hervor, dass der Sonntagsgottesdienst viel lebendiger sein muss, um ihn einladender zu machen. Es er-scheint uns ebenfalls wichtig anzumerken, dass Ihr in Euren Gottesdiensten zu mehr ak-tiver Beteiligung aller Altersgruppen ermuti-gen solltet. Und weiter, dass ihr nachdrück-lich dafür sorgt, dass in Eurer Landeskirche eine warmherzige christliche Gemeinschaft erfahrbar wird.Auch waren wir überrascht, dass in Eurer Kirche zwar viel ‚diakonische‘ Arbeit von hauptberufl ich Angestellten des Diakonischen Werkes und anderer Einrichtungen verant-wortet wird, aber doch ohne großes Engage-

ment aus den Gemeinden selber. Die Heilige Schrift ermahnt uns, dass es zu un-serer christlichen Berufung gehört, Gott und unseren Nachbarn zu lieben wie uns selbst. Dies bedeutet, dass diakonische Arbeit mit Recht eine zentrale Aufgabe für alle Christen sein soll. Wir bitten Euch sehr, die wunderbaren Einrichtungen der institutionellen Diakonie zu nutzen, um sich auch eh-renamtlich in dem Dienst für andere zu engagieren. Und

wir beten, dass Ihr die hierbei entstehenden Gelegenheiten nutzt, das Evangelium ins Ge-spräch zu bringen.

Ein weiterer Punkt, den wir sehr ausgiebig unter uns diskutiert haben, ist unser Wunsch, dass Ihr alle eine klarere Vision entwickelt, was es heute heißt „die Kirche“ in diesem Teil Deutschlands zu sein. Uns ist eine ziemliche Unzufriedenheit über die starren Strukturen in Eurer Kirche und auch über Kommunika-tionsschwierigkeiten aufgefallen. Wir haben

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einen gewissen Grad an Frustration wahrge-nommen über die scheinbare Trennung zwi-schen den verschiedenen Altersgruppen und Institutionen in Eurer Kirche. Wir sind eben-falls über die schwierige fi nanzielle Lage in-formiert worden, wie zum Beispiel die jähr-liche Entnahme von mehreren Millionen Euro aus Euren Rücklagen, um die laufende Arbeit aufrecht zu erhalten. Aber wir empfi nden auch, wenn Ihr gemein-sam dazu kommt, als der lebendige Leib Christi Eure Vision zu bestimmen und Ihr zu-sammen an Veränderungen arbeitet, um die-se Vision mit Gottes Hilfe umzusetzen, dann wird der Heilige Geist Euch auch beistehen, alle Eure Schwierigkeiten zu meistern. Zum Abschluss möchten wir Euch sagen, dass wir fest davon überzeugt sind, dass die Evan-gelisch-lutherische Landeskirche in Braun-schweig das Potenzial hat, große Dinge im

Dienst und Auftrag Gottes zu vollbringen hier an diesem Ort, an den sie gestellt ist.

Wir werden für Euch beten, wie auch wir hof-fen, dass Ihr für uns betet.

Gezeichnet, Braunschweig, den 4. Oktober 2008:

Bischof Aruldoss und Hepzibah Aruldoss (In-dien), Noriko Morimoto-Hermansen und Yasuo Takai (Japan), Jan Waclawek, Adam Cieslar und Jaroslav Szromek (Tsche-chische Republik), Martin Ngodji und Johannes Sikondo (Namibia), Roy Taylor und Peter Allen (England).

„So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matthäus 5,16)

Material 2

Bericht der Delegation in den beiden Prop-steien Salzgitter-Bad und Salzgitter-Le-benstedt

Wir sind herzlich willkommen und über die ganze Visitation hindurch sehr zuvorkom-mend behandelt worden. Diese freundliche Aufnahme spiegelt frühere Erfahrungen aller Partnerkirchen wieder... und setzt christliche Nächstenliebe in einen konkreten Bezugs-rahmen. Die Ev.-luth. Landeskirche in Braun-schweig war offen für diesen Prozess einer ökumenischen Visitation, welche einen Lern-

prozess für alle Involvierten bedeutet und ein besonders gutes Beispiel dafür ist, dass prak-tizierte Ökumene alle bereichert.

Während unseres Aufenthaltes hat uns vieles beeindruckt und wir nennen im folgenden besonders:

1.) Die Einrichtungen und Ausstattungen in den Gemeinden und in allen Bereichen der Braunschweiger Landeskirche und der Di-akonie sind hervorragend und bieten einen guten Ansatzpunkt, um mit unterschiedlichen Menschen zu arbeiten.

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2.) Die Ev.-luth. Landeskirche in Braun-schweig verantwortet wichtige Sozialarbeit für die unterschiedlichsten Gruppen. Inner-halb der Landeskirche und den Einrichtungen der Diakonie haben wir sehr viel gute Arbeit mit jungen Kindern, Jugendlichen, Obdach-losen, Sterbenskranken, Armen und Immi-granten gesehen. Dies ist Nächstenliebe in Aktion.3.) Die Landeskirche Braunschweig unterhält viele unterschiedliche Kindergärten, die ef-fektiv dazu beitragen, Kinder im christlichen Leben zu unterrichten und sie in die Kirche einzuführen.4.) Die Pfarrer der Landeskirche investieren viel in ihre Arbeit mit Jugendlichen und wir haben beobachtet, dass es sehr gute prak-tische Methoden gab in der Vorbereitung jun-ger Menschen für die Konfi rmation.5.) Die Jugenddiakonin (in Salzgitter) und ihr Mitarbeiterteam leisten hervorragende Arbeit mit den jungen Erwachsenen und die Motiva-tion und der Enthusiasmus der jungen Men-schen, in der Jugendkirche mitzuwirken, hat uns sehr beeindruckt.6.) Die Landeskirche engagiert sich sehr im Kursangebot zur mentalen, spirituellen und körperlichen Fortbildung für Menschen aller Altersgruppen.7.) Die Frauenhilfe bietet ein warmes und an-dächtiges Umfeld für viele ältere Damen, die durch ihr Engagement in Gebet und sozialer Arbeit, ihre Liebe zu Gott und zum Nächsten deutlich zum Ausdruck bringen.8.) Die Landeskirche zeigt eine besonders effi ziente Arbeit an der Universität Braun-schweigs, wo sie nicht nur einen Platz für Studenten geschaffen hat sich zu treffen und Gott zu fi nden, sondern auch einen Stu-dentenpfarrer fi nanziert, der ein geistlicher Begleiter der Studenten ist und ihnen auch praktische Hilfe bietet - insbesondere in der Unterstützung ausländischer Studenten.

9.) Drübecks ‚Haus der Stille‘ war ein be-sonders hervorzuhebendes Beispiel, wie die Kooperation zweier Landeskirchen eine Ein-richtung unterhält, in der Menschen ihren Glauben erforschen und die Erfahrung der Gegenwart Gottes in einer dies unterstüt-zenden Umgebung machen können.

Während unseres Besuches haben wir auch Aspekte der Braunschweiger Landeskirche und der Diakonie gesehen, die unserer Mei-nung nach weiterer Überdenkung bedürfen, und wir möchten die Aufmerksamkeit auf Folgendes lenken:a.) Es scheint, dass es keine einheitlich geteilte Vision darüber gibt, was ‚Kirche‘ bedeutet. Für einige ist sie der Garant für theologische Wahrheit, für andere ist sie ein sozialer Ver-ein, dem sie angehören, wieder andere sehen sie als ein Instrument, um sozial tätig zu wer-den, und andere schließlich sehen in ihr eine gesellschaftliche Einrichtung, die man aus Gewohnheit oder Tradition unterstützt, oder man sieht in der Kirche nur noch das Kir-chengebäude vor Ort, dem man Liebe entge-genbringt. Wie auch immer, die Kirche wird nicht effektiv als der Ort erfahren, zu dem Menschen aller Altergruppen kommen, um Gott zu erfahren - deshalb auch sind die Zah-len der Gottesdienstbesucher sehr niedrig. In

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der Tat wird Gottesdienst oft als langweilig, Frontalveranstaltung und als nicht sehr einla-dend empfunden - ein Punkt, den eine ganze Klasse von 15-jährigen Schülern, von denen alle konfi rmiert, aber niemand einen Gottes-dienst besucht, hervorgehoben wird.b.) Es scheint auf allen Ebenen der Kirche eine allgemeine Resignation zu geben. Bischof, Pastoren und Gemeindeglieder beschweren sich alle über zu viel Administration, die Unfl exibilität von Strukturen, und eine Ein-stellung, die Veränderungen grundsätzlich negativ begegnet. Es scheint auch die Mei-nung, sowohl bei Pastoren als auch Gemein-degliedern vorzuherrschen, dass christlicher Glaube eine reine Privatsache sei - und dass es daher für die Kirche folgerichtig wäre, aus unterschiedlichen und voneinander ge-trennten Gruppen zu bestehen, die nicht untereinander kommunizieren, da sie nichts miteinander verbindet.c.) Die Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig scheint davon auszugehen, dass die vielen ihr angehörigen Gruppen bedeuten, dass sie christliche evangelistische Arbeit, ja sogar Mission betreibt. Jedoch wird bei vielen die-ser Gruppen nur sehr selten über den christ-lichen Glauben gesprochen. Die Gruppen treffen sich halt einfach in Räumen der Kir-che - mehr nicht. Darüber hinaus gilt die Di-akonie als der professionelle sich für die Nöte der Menschen einsetzende Arm der Kirche, was dazu führt, dass Gemeinden sich nicht mehr in der Verantwortung fühlen, auch sel-ber diakonische Arbeit als Zentrum ihres Ge-meindelebens wahr zu nehmen. In der Tat, es wurde uns erzählt, dass einige Gemeinden es sogar mit Sorge beobachten würden, wenn einer ihrer freiwilligen Mitarbeiter auch dia-konisch tätig würde, da die Gemeinde ihn dann an die Diakonie verlieren könnte.d.) Es scheint einen Mangel an Vertrauen zwischen Gemeinden und der Kirchenlei-

tung der Landeskirche Braunschweig zu ge-ben. Gemeinden erleben Mitglieder der Kirchen-leitung oft als voll der Worte, doch ohne Taten und gefesselt in Struk-turen. Ferner scheinen die fi nanziellen Schwie-rigkeiten zu einer Tren-nung zwischen Kirchen-leitung und Pfarrerschaft zu führen, da die Pastoren von der Kirchenleitung die Botschaft hören, dass sie teure Bestandteile der Kirche seien und damit Teil des Problems.e.) Geld ist ein ständiges Gesprächsthema in der Braunschweiger Landeskirche. Die Diako-nie wird durch Verträge geregelt, von einer Vielzahl von Partnern mitfi nanziert und Re-ligionsunterricht in den Schulen bezahlt der Staat. Abhängigkeit von säkularen Geldge-bern kann manchmal dazu führen, dass ‚der Schwanz mit dem Hund wedelt‘ – und säku-lare Partner haben einen sehr dominanten Einfl uss. Warum fordert z.B. die Landeskirche nicht aktiver den Religionsunterricht in den Schulen, wenn es doch die gesetzlich ver-ankerte Pfl icht der Schulen ist, diesen Unter-richt anzubieten und sie doch dem oft nicht nachkommen?f.) Kommunikation innerhalb der Leitung der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig er-scheint als nicht völlig adäquat und das Feh-len einer gemeinsamen Vision der Leitenden verhindert es, dass proaktive Entscheidungen getroffen werden, die den größeren Zielen angemessen sind. Stattdessen wird eher nach traditionellen Regeln auf Ereignisse reagiert, wo und wenn sie auftreten.

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g.) Fort- und Weiterbildung von Pfarrern scheint nicht ausreichend wahrgenommen zu werden, und wir vermuten, dass auch Kir-chenvorstände umfangreicherer Fortbildung bedürfen. Im Blick auf Kindergärten sind Kir-chenvorstände mit der Aufsicht beauftragt, ohne eine ausreichende Vorbereitung für diese wichtige Verantwortung bekommen zu haben. Auch verstellt die Engführung auf fi nanzielle Aspekte den Kirchenvorständen die Sicht, das größere Bild der Erziehungsauf-gaben zu erfassen und dafür zu sorgen, dass auch Glaubensthemen behandelt werden.Im Lichte des oben erwähnten, denken wir, dass das Folgende zu bedenken wäre:

1.) Fangt eine Diskussion über die Natur der Kirche an und was es bedeutet, ein christ-liches Leben zu leben. Aus dieser Debatte hervorgehend, könnten die vier Leitungsor-gane eine gemeinsame Vision für die Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig entwickeln, die zur aktiven Förderung der Einheit der ganzen Landeskirche dienen sollte.2.) Strukturen könnten neu bedacht werden, um Veränderungen einfacher zu machen und vereinbarte Ziele besser umzusetzen.3.) Versucht Gottesdienste partizipatorischer zu gestalten, vielseitiger und feierlicher im

Stil. Ebenso versucht ein größeres Gefühl der Gemeinschaft und des Willkommen-Seins Menschen aller Altersgruppen im Gottes-dienst erlebbar zu machen - und bietet nach dem Gottesdienst regelmäßig Freiraum zur sozialen Begegnung. Neben den Gottes-diensten versucht durch besondere Veranstal-tungen, die Gemeinde auch über die Woche immer wieder zusammen zu führen.4.) Bittet jede Gemeinde neue Aktivitäten auszuprobieren, die dazu beitragen, dass sie sich als lebendige Kirche mit aktiven Christen erlebt. Dies könnte bedeuten, Gemeindefrei-zeiten durchzuführen oder einen neuen Ge-bets- oder Bibelkreis, etc. zu gründen. Es mag auch bedeuten, mehr freiwillige Hilfe von Laien in Anspruch zu nehmen - und die da-raus möglicherweise resultierende Aufgabe bezahlter Positionen, wie hart auch immer dies sein mag.5.) Die Landeskirche mag darüber nachden-ken, ein Team aus Laien und Ordinierten ein-zusetzen, deren Aufgabe es wäre, Mission und gute Ansätze innerhalb der Propsteien zu fördern und auszutauschen.

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6.) Pfarrer sollten verpfl ichtet werden, an Fortbildungen teilzunehmen, die praktische pastorale, geistliche und Gemeindeaufbau bezogene Themen vermitteln und aus dem akademischen Studium der Theologie hinaus in die Praxis führen. Auch Gemeindeglieder sollten noch stärker zu Fortbildungen und Diskussionen ermutigt werden, als Teil ihrer praktischen christlichen Identität - und um sie dazu zu befähigen, ihre Aufgaben inner-halb der Gemeinde besser wahrnehmen zu können.7.) Aktiv lehrt die Gemeinden, nach außen gewand zu sein und sich wirk-lich als Leib Christi in der Welt zu verstehen. Sie sollten ausgestattet werden mit mehr Selbstvertrau-en, um selbstverständlicher ihren Glauben zu leben - und über ihren Glauben da zu reden, wo sich Ge-legenheit dafür ergibt.

Abschließend möchten wir anmer-ken, dass uns über diese Woche immer wieder gesagt wurde, dass unsere Bemerkungen vielleicht nur damit abgetan werden, dass sie für die besondere Situation der Braunschweigischen Landeskirche eben nicht relevant seien, da die Situation und Kultur hier grund-legend verschieden sei im Vergleich zu den Ländern aus denen die Mitglieder unserer Visitationsgruppe kommen. Wie dem auch sei, wir bieten unsere Gedanken als einen im Gebet erbrachten Beitrag für die Debatte in-nerhalb der Ev.-luth. Landeskirche in Braun-schweig an, und wir wissen, dass vieles, was wir hervorgehoben haben von genereller Wichtigkeit ist, unabhängig von dem jewei-ligen kulturellen Hintergrund.

Wir beten für Euch und Eure Kirche hier in Braunschweig, und wir bitten Euch, auch für uns zu beten.

Bericht der Delegation in der Propstei Helmstedt

Wir sind der Landeskirche Braunschweig sehr dankbar dafür, dass sie uns eingeladen hat, um unter Euch zu arbeiten und so Nutznießer der großzügigen Gastfreundschaft zu sein, die Ihr uns entgegengebracht habt. Wir sind eben-falls dankbar für die geistliche Großzügigkeit,

die Ihr uns entgegengebracht habt durch die offene und ehrliche Art und Weise, in der Ihr es uns erlaubt habt, so viele Facetten Eurer Kirche in Augenschein zu nehmen. Wir haben die wunderbaren Einrichtungen Eurer Kirche gesehen und uns daran erfreut und wir haben viel gute Arbeit beobachten können, die in Eurer Kirche geschieht - und für all dies beglückwünschen wir Euch.Trotzdem sind wir uns Eurer Sorge bezüglich fallender Zahlen in Eurer Kirche bewusst und

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da wir diese Sorge nach effektiveren Mög-lichkeiten der Predigt des Evangeliums Chri-sti teilen, möchten wir die folgenden Empfeh-lungen anbieten:1.) Wir denken, dass die Kirche sich dringend zusammensetzen muss, um effektivere Mög-lichkeiten der Predigt des Evangeliums und des Einbindens von Menschen, die den Got-tesdienst besuchen, die Kirchensteuern zah-len, aber nur selten oder gar nicht zur Kirche gehen, und in der Tat die, die gar keinen Kon-takt zur Kirche haben, zu gewährleisten. Wir empfi nden, dass Eure Kirche die Spiritualität, die wir im Kloster Drübeck erlebt haben, in das Herz der ganzen Kirche tragen müsste, um somit einen weniger pädagogischen und weniger formalen Ansatz zu haben.2.) An das soeben Gesagte anschließend, ist nach unserem Empfi nden die Pfarrerschaft zentral wichtig für den Kontakt zu den Men-schen. Mehr als alles andere sind wir davon überzeugt, dass es keinen effektiveren Weg gibt, um Menschen für die Kirche zu gewin-nen, als diese persönlich zu besuchen. Na-türlich ist es auch angemessen darüber nach-zudenken, inwieweit sich die Medien nutzen lassen, um Menschen mit dem Wort Gottes zu erreichen.Ferner glauben wir, dass Männer bzw. Frauen der Kirche selber starke geistliche Beispiele sein müssen.3.) Ein großer Konfl ikt war für uns die Tatsa-che, dass Konfi rmanden nach der Konfi rma-tion nicht länger Gottesdienste besuchen. Sie

sagen, es sei langweilig! All die Energie der Konfi rmanden scheint zu verpuffen und nie-mand ist darüber besorgt. Wir glauben, dass diese Kraft eingefangen und nutzbar gemacht werden muss.Wir möchten Euch dazu drängen, mit Eurer Jugend in einen Dialog zu treten und gemein-sam nach Wegen zu suchen, wie Gottes-dienste lebendiger, elementarer und spannender gestaltet werden können, ohne das Evangelium zu verwäs-sern. - Uns ist die wunderbare Ar-beit aufgefallen die in ‚Kirche für Kinder’ geleistet wird und wun-dern uns, ob ähnliches, aber stärker an den Bedürfnissen junger Erwachsener orien-tiert, hier nicht auch erfolg-versprechend wäre. 4.) Unserer Meinung nach ist Eure Kirche zu stark zen-tralisiert. Die grundlegende Aufgabe der Verkündigung des Evangeliums geschieht aber auf Gemeindeebene. Hierfür sind die PfarrerInnen höchst wichtig und sie müs-sen in Strukturen arbeiten die sie dazu befreien und sie nicht behindern. Wir sehen daher eine Notwendigkeit für die Untersuchung bestehender Strukturen und den Abbau von Bürokratie.

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Ergebnisse und Empfehlungen aus der Auswertungskonsultati-on vom 2.- 4.10.2008

Präambel:Eine Ökumenische Visitation ist Neuland für unsere Lan-deskirche. Wir halten diese Begegnung zwischen un-seren Partnerkirchen für sehr wichtig und wertvoll, weil wir in dieser Form vonei-nander lernen können, wie wir zeitgemäß den Auftrag ausführen können, Gottes Wort in der Welt zu verkün-digen und zu leben. Auch wenn es natürlich kulturelle Unterschiede zwischen den Partnerkirchen gibt, sind ihre Rückmeldungen von großem

Wert. Denn Christen, die ge-schwisterlich untereinander ver-

bunden sind, bringen mit ihren anderen Beobachtungen zusätz-

liche Impulse in die laufenden Dis-kussionsprozesse und Arbeitsbereiche

in unserer Kirche, die ständig von Verän-derungen herausgefordert ist.

Dabei sind wir uns bewusst, dass die De-legationen in zwei Wochen natürlich nur

Ausschnitte unserer kirchlichen Wirklichkeit erleben konnten, die aber dennoch einen re-präsentativen Eindruck von unserer Landes-kirche vermittelt haben.

Auch wenn der Delegationsbesuch nicht den formalen Kriterien einer Visitation im Sinne unserer Visitationsordnung entspricht, halten wir am Begriff der „Ökumenischen Visitati-on“ fest, da der Umfang des Programms und die Qualität der Rückmeldung weit über den Umfang eines Visits im Sinne eines Besuches hinausgegangen sind.

Wir haben aus den Berichten der beiden De-legationsgruppen Beobachtungen und An-fragen gehört, die wir in besonderer Weise aufgreifen möchten. Sie stellen für uns eine gute Möglichkeit dar, das eigene Handeln zu refl ektieren und von einander zu lernen.

Unsere Bitte ist es, dass die kirchenleitenden Gremien genauso wie die Propsteien und Kirchengemeinden sich mit den Inhalten der aus der Ökumenischen Visitation erfahrenen Anregungen beschäftigen und für die eigene Arbeit als Impulse annehmen.

Die zehn Delegierten haben ihre Eindrücke in einem eigenen „Sendschreiben“ an die Kir-chengemeinden, Einrichtungen und Werke zusammengefasst.

Dieses vorgelegte Papier nimmt, neben den Beobachtungen der ökumenischen Dele-gation, vor allem die Empfehlungen auf, di-während der Konsultation in gemeinsamen Arbeitsgruppen von Gästen und Mitgliedern

Material 3

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unserer Landeskirche erstellt worden sind. Daraus ergibt sich dann auch die Struktur dieses Papiers. Denn in den folgenden ein-zelnen Punkten werden den eigentlichen Empfehlungen die Beobachtungen und Im-pulsfragen der Delegationen vorangestellt.

1.Im Rahmen der Visitation wurde eine Betonung der Eigenverantwortlichkeit der Kirchenge-meinden beobachtet. Die daraus resultieren-de Abgrenzung gegenüber den kirchenleiten-den Gremien führt leider oft zu einem wenig vertrauensvollen Miteinander zwischen den verschiedenen kirchlichen Ebenen. Zu viele Begegnungen sind von offensichtlich gegen-seitigem Misstrauen geprägt.

Impulsfrage: Welches Selbstverständnis habt Ihr als Kirche? Und durch welche Maßnah-men fördert ihr ein Bewusstsein der Zusam-mengehörigkeit?

• Wir wünschen uns eine Atmosphäre und Kultur des Vertrauens auf allen Ebenen. Wir regen an, über neue Kommunikations- und Beteiligungsprozesse nachzudenken und um-zusetzen. Wir ermutigen die kirchenleitenden Gremien auf allen Ebenen, noch stärker die Betroffenen in Entscheidungsprozesse einzu-binden und deren Ansichten ernst zu nehmen. Grundlage hierfür sind persönliche Begeg-nungen und Gespräche.

• Wir wünschen uns als gemeinsame Ba-sis einen christlichen Glauben, der sich als Kontinuität durch das ganze Leben zieht und sichtbar Gestalt gewinnt.Wir regen an, stärker über das Thema Tau-fe nachzudenken, sowohl im Bezug auf ihre Bedeutung für Individuum und Familie einerseits, als auch als Hineinnahme in die christliche Gemeinschaft andererseits. Wie kann dem hohen Grad an Individualisierung des Glaubens begegnet werden (z.B. Taufen im Hauptgottesdienst; Taufgedächtnisfeiern; Tauf- und Glaubenskurse; Taufe als Leitlinie für Gemeindeentwicklungs- und Aufbaupro-gramme).

• Aus der Taufe ergibt sich das eine Amt der Verkündigung, an dem alle Getauften teilha-ben.Aus dem Verständnis des Priestertums aller Gläubigen ergibt sich der Auftrag, alle Milie-us und Gruppen der Gemeinde zu integrieren und am Gemeindeleben zu beteiligen. Ehren-amtliche können hier eine Brücke bilden.

2.Das Verhältnis von Taufe als Begründung der Zugehörigkeit zum Leib Christi und formeller Mitgliedschaft in unserer Kirche würde wäh-rend des Besuches verstärkt hinterfragt.

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Impulsfrage: Wie versteht ihr den Begriff „Kirchenmitgliedschaft“? Kann man aus dem Leib Christi austreten? Ist es möglich durch einen Verwaltungsakt bei einer staatlichen Behörde seine Taufe „zurückgeben“?

• Es ist notwendig, die Diskrepanz zwischen der theologischen Begründung der Kirchen-mitgliedschaft in der Taufe einerseits und dem formellen Verständnis von Mitgliedschaft in der Organisation Kirche andererseits zu re-fl ektieren. Wir wünschen uns, dass die Frage des formalen Kirchenaustritts mit seinen Fol-gen bei kirchlichen Vollzügen (z.B. Kasuali-en, Teilnahme am Abendmahl) als geistliches Problem erkannt und refl ektiert wird.

• Wir regen an, verstärkt den Gründen für Kirchenaustritte nachzugehen (z.B. durch Gesprächsangebote bei Austrittsmeldungen)

3.Im Rahmen der Visitation wurde festgestellt, dass unsere Kirche über einen reichen Schatz Spiritualität verfügt (z.B. im „Haus der Stil-le“ in Drübeck), aber zu wenig Formen von praktischer Frömmigkeit und Spiritualität in unserer Kirche öffentlich gelebt werden.

Impulsfrage: Wie befähigt ihr Menschen, ih-ren Glauben zu leben?

• Es ist an der Zeit, dem Einzelnen zu hel-fen, für sein tägliches Leben eine (für ihn

passende) geistliche Struktur zu entwickeln. Wir regen dazu an, aufmerksamer wahrzu-nehmen, welche geistlichen Dimensionen in unserem Gemeindealltag und in den prakti-zierten Formen und Traditionen unserer Kir-che bereits zu fi nden sind, sie zu stärken - und neue Formen zu entwickeln.

• Wir fragen: Wie kann es gelingen, Christen zu ermutigen, sich selbstverständlicher öf-fentlich zu ihrem Glauben und zu ihrer Kir-chenmitgliedschaft zu bekennen.Wir regen an, Räume zu schaffen, in denen die vielen vorhandenen, aber unausgespro-chenen Fragen an den Glauben einen Platz fi nden können. (z.B. theologische Arbeit im Kirchenvorstand, Hauskreise, etc.).

• Nach unserem Verständnis ist der Gottes-dienst das Zentrum der Gemeinde. Der Got-tesdienst hat den Anspruch, alle Gruppen und Gemeindeglieder zusammen zu führen.

• Wir fragen, wie es gelingen kann, dass dieser Anspruch in der Gemeinde anerkannt wird, welche Formen sich für den Gottes-dienst daraus ergeben und wie für so einen Gottesdienst geworben werden kann.Wir regen an, die (regelmäßige) Gottesdienst-gemeinde an ihre Mitverantwortung zu erin-nern und zu ermutigen, in ihren jeweiligen familiären/ nachbarschaftlichen/ kollegialen/u.ä. Bezügen zum Gottesdienst einzuladen.

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4. Ökumenische Beziehungen und Partner-schaften sind unaufgebbar für unsere Kirche. Durch die ökumenischen Partnerschaften wird uns bewusst, dass wir Teil der weltwei-ten Kirche Jesu Christi sind. Deshalb sind wir verpfl ichtet, ökumenische Partnerschaft zu leben, wechselseitig von einander zu lernen und daraus Impulse für unsere Kirche zu ge-winnen. Partnerschaften haben eine vitale Funktion für die Versöhnung in dieser Welt.

Impulsfrage: Wie lasst Ihr kirchliche Gemein-schaft in den Partnerschaften sichtbar wer-den?

• Wir empfehlen den Gemeinden, verstärkt über ökumenische Kontakte und Gemeinde-partnerschaften nachzudenken, neue zu be-gründen und bestehende zu intensivieren.

• Wir empfehlen, die Möglichkeiten des Aus-tausches von Pfarrerinnen/Pfarrern und son-stigen Mitarbeitenden (als sichtbares Zeichen der Einheit) kritisch zu begleiten und weiter zu entwickeln.

• Wir regen an, Aufenthalte in unseren Part-nerkirchen als einen festen Bestandteil in der Ausbildung der Vikarinnen und Vikare vorzu-sehen.

• Wir empfehlen, die regelmäßige Fürbit-te füreinander in unseren Gottesdiensten zu berücksichtigen. (Vorschlag für einen Ge-betsjahresplan: im Zusammenhang mit den Kollekten wird jeweils eine Fürbitte zu for-muliert.)

• Wir empfehlen, auf allen Ebenen die An-gebote der ökumenischen Arbeit in der Lan-deskirche verstärkt wahrzunehmen und zu bewerben (z.B. Tage der Weltweiten Kirche,

Stipendien der Stiftung ökumenisches Ler-nen, u.ä.).

5.Hervorgehoben wurde immer wieder der hohe Standard der besuchten diakonischen Einrichtungen und die professionelle Arbeit, die dort geleistet wird.Wir sind jedoch aufmerksam gemacht wor-den auf die Kluft zwischen der „outge-sourcten“ Diakonie und der Kirche bzw. den kirchlichen Gemeinden.Sozialarbeit ist wichtig, aber nicht genug für die Kirche. Diakonie hat mehr zu bieten!

Impulsfrage: Wie kann es Euch gelingen, dass diakonische Arbeit sich deutlicher als christ-lich motiviert und geprägt präsentiert?

• Diakonische Arbeit muss sich als Teil der Kirche verstehen. Kirche muss sich ihrer dia-konischen Verantwortung stellen. Wir regen an, in regelmäßigen Abständen darüber nach-zudenken: Was ist Diakonie? Was ist Kirche? Und wie sind sie miteinander verbunden?

• Wir sind als Kirchengemeinde herausgefor-dert, diesen Zusammenhang deutlich sicht-bar zu machen durch Mitarbeit, Gebete und Projektunterstützung.

• Eine Empfehlung an diakonischen Einrich-tungen ist es, die Verbindung zur Kirche und dem christlichen Glauben in ihrer täglichen Arbeit deutlich werden zu lassen. (Beispiele: kirchliche Symbole, Andachtsräume, Bibeln, spirituelle Elemente im Rahmen ihrer täg-lichen Arbeit.)

• Wir empfeh-len, mehr ge-

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meinsame Projekte zwischen Kirchengemein-den und den diakonischen Einrichtungen zu entwickeln.

6. Beobachtet wurde die gute Ausbildung der Unterrichtenden und die professionelle Bil-dungsarbeit in Konfi rmandenunterricht, Reli-gionsunterricht, Familien- und Erwachsenen-bildung. Die Materialien und Ressourcen der Bildungsarbeit wurden als sehr umfangreich und effektiv angesehen.

Impulsfragen: Wie bindet Ihr durch christ-liche Erziehung und kirchliche Bildungs-maßnahmen Menschen nachhaltig an die Kirche?Wie auskunftsfähig sind die Mitglieder der christlichen Gemeinde, insbesondere die Mitglieder des Kirchenvorstandes, in Bezug auf ihren Glauben?Wie fördert Ihr christliche Erziehung in den Elternhäusern und im Lebensraum Kirche?

• Wir regen an, intensiv über diese Frage nachzudenken und geeignete Formen für christliche Prägung zu entwickeln.

• Wir bitten die Kirchengemeinden, die El-tern zu unterstützen, indem sie Projekte und Kurse zur Vergewisserung des Glaubens an-bieten oder zumindest auf bestehende Ange-bote (z.B. EFB, EEB) hinweisen. Darüberhi-naus sollten auch Erfahrungsräume geöffnet werden, wo Kinder und Eltern im christlichen Glauben wachsen können.

• Es wurde mit Verwunderung festgestellt, dass der Religionsunterricht, obwohl er or-dentliches Lehrfach ist, nicht immer und überall erteilt wird. Der Religionsunterricht ist die einzige Veranstaltung unter kirchlicher Mitverantwortung, in der Kinder und Ju-

gendliche fl ächendeckend erreicht werden. Wir bitten die Kirchenleitung, sich weiterhin nachdrücklich bei den staatlichen Stellen für die Vollversorgung des Religionsunterrichtes einzusetzen.

• Wir bitten die Kirchengemeinden, einen re-gelmäßigen Kontakt zu den Schulen und den Religionslehrkräften zu pfl egen und sie auf Fortbildungsangebote hinzuweisen.

Abschließende Empfehlung:Wir ermutigen, stetig über den Auftrag der Kirche in unserer Welt nachzudenken und diese Diskussion auf und zwischen allen Ebe-nen zu führen.Wir ermutigen, auf allen Ebenen die vielen Angebote unserer kirchlichen Arbeit regel-mäßig auf ihre Effektivität zu überprüfen (ggf. mit formalisierten Verfahren) und sich dafür auch qualifi zieren zu lassen.

Braunschweig, im Oktober 2008

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I. Daten und Fakten

Stellung der Kirchen in Deutschland Die Kirchen haben in Deutschland eine be-sondere Stellung. Das ist historisch begrün-det. Bis 1918 ist die evangelische Kirche eine Staatskirche gewesen. Mit der neuen Verfas-sung von 1918 ist die Trennung von Staat und Kirche vollzogen worden. Allerdings sind den Kirchen in der Verfassung bis heute eigene Rechte garantiert: So kann die Kirche ihre inneren Angelegenheiten selbständig re-geln. Es gibt eine eigene Gerichtsbarkeit, die für Verwaltungs- und Verfassungsfragen, Dis-ziplinarangelegenheiten sowie für Lehrfragen zuständig ist. Die Kirchen können verlangen, dass ihre Beschäftigten Mitglied der Kirche sein müssen. In eigenen Staatskirchenver-trägen ist z.B. festgehalten, dass die Kirchen bei der Besetzung von Lehrstühlen an Theo-logischen Fakultäten zustimmen müssen. In einem Artikel des Grundgesetzes ist defi niert, dass die Kirchen den Inhalt des konfessio-nellen Religionsunterricht, der an allen staat-lichen Schulen ein ordentliches Lehrfach ist, selbst bestimmen und nicht der Staat. In viel-fältiger Hinsicht gibt es also eine enge Part-nerschaft zwischen Staat und Kirche. Die Verbindung hat für beide Seiten Vorteile, die sich zusätzlich aus dem sog. Subsidiari-tätsprinzip ergeben. Dieses Prinzip besagt, dass der Staat nur da selbst tätig werden muss, wo keine anderen gesellschaftlichen Organi-sationen Aufgaben im Sozial-, Bildungs- Kul-turbereich übernehmen. Von diesem Prin-

zip profi tieren nicht nur die evangelischen, sondern auch die katholische Kirche und alle anderen freien Träger. Aus der Idee der Subsidiarität heraus spart also der Staat, weil er keine eigenen Einrichtungen unterhalten muss. Andererseits fördert er darum auch mit Steuergeldern verschiedene Arbeitsbereiche von Kirchen und anderen freien, d.h. nicht staatlichen Träger. Die evangelischen Kirchen bekommen also Gelder für z.B. Jugendarbeit, Kindergärten, diakonische Einrichtungen, Erwachsenenbildung etc. Diese Zuschüsse ermöglichen es den Kirchen, viele Angebote für die Menschen bereitzuhalten.Weltweit einzigartig in Deutschland ist, dass hier die evangelischen Kirchen und die rö-misch-katholische katholische Kirche stati-stisch gleichstark sind. Zu beiden Kirchen gehören heute etwa 26 Millionen Mitglieder, insgesamt also mehr als 52 Millionen Men-schen. Deutschland hat 2008 etwa 82 Milli-onen Einwohner.

Struktur und Organisation der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in BraunschweigDie Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig ist eine selbständige, regionale lutherische Kirche mit ca. 400.000 Mitglie-dern. Landeskirche heißt sie deshalb, weil sie weitgehend identisch ist mit dem Gebiet des alten Herzogtums Braunschweig. Selbständig deshalb, weil sie ihre Personal- und Finanz-angelegenheiten selbständig verwaltet. Sie ist Teil der Vereinigten Evangelisch Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) und Gliedkir-

Material 4 - Standort-PapierPeter Kollmar

Die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

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che der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Die EKD ist die Gemeinschaft der 23 selbständigen lutherischen, reformierten und unierten Kirchen. Zur VELKD gehören neun lutherische Landeskirchen, die sich auf die Confessio Augustana (CA), Luthers Katechis-mus und die Heilige Schrift gründen. Ihre vier Leitungsorgane sind: Landessynode, Landesbischof, Landeskirchenamt und Kir-chenregierung als das Organ, in dem die üb-rigen drei vertreten sind: der Landesbischof als Vorsitzender, ein juristischer Vertreter des Landeskirchenamtes und fünf aus der Lan-dessynode gewählte Mitglieder.Die Kirchengemeinden sind die Basis, auf der sich unsere Landeskirche über die Propsteien aufbaut.Zur Landeskirche gehören 407 Kirchenge-meinden, die jeweils von einem Kirchen-vorstand geleitet werden, zu dem auch das Pfarramt gehört. Insgesamt gibt es 235 Ge-meindepfarrstellen in allen Kirchengemein-den. Der Kirchenvorstand wird von den Gemein-demitgliedern gewählt und trägt die Verant-wortung für den Gottesdienst, Seelsorge, Unterricht, Förderung von Diakonie und Mission.Die Kirchengemeinden sind in ihrer Region zu Propsteien zusammengefasst. Insgesamt gibt es 13 Propsteien, die von einer Pröpstin/ Propst und dem Propsteivorstand geleitet werden.

In die Propsteisynode wählen die Kirchen-gemeinden zwei Mitglieder ihres

Kirchenvorstandes. Die Prop-steisynoden wählen die 45

Mitglieder zur Landes-synode. Acht weitere

Mitglieder werden von der Kirchen-regierung beru-fen.

Die Landessynode wählt den Landesbischof/Landesbischöfi n und die vier Mitglieder des Landeskirchenamtes, die den Titel Oberlan-deskirchenrat/-rätin tragen.Der Landesbischof – seit 2002 ist das Dr. Friedrich Weber – wacht über Lehre der Lan-deskirche, hat das Recht zur Ordination und ist Seelsorger seiner PastorInnen.Das Landeskirchenamt, das von dem Kollegi-um geleitet wird (Landesbischof und die vier OberlandeskirchenrätInnen) verwaltet die Lan-deskirche und vertritt sie juristisch nach außen.In der Kirchenregierung sind der Landesbi-schof als Vorsitzender, ein juristisches Mit-glied des Landeskirchenamtes und fünf von der Landessynode gewählte Personen vertre-ten. Sie leitet die Landeskirche, soweit nicht andere Organe zuständig sind.

Die regionale Übereinstimmung mit dem al-ten Herzogtum stiftet bis heute Identität und Identifi zierung mit der Landeskirche. Die überschaubare Größe garantiert eine hohe wechselseitige Personalkenntnis, direkten Kontakt zwischen Kirchenleitung und Ge-meinden, sowie kurze Kommunikationswege.

MitgliedschaftMitglied wird man durch die Taufe, die in der Regel in den ersten zwei Lebensjahren als Kin-dertaufe vollzogen wird. Allerdings wächst die Zahl der Taufen von Erwachsenen und Konfi rmandInnen (insgesamt z.Zt. ca. 9 %). Ein erster Hinweis auf eine veränderte religi-öse Situation in Deutschland: Säkularisierung (als Ergebnis der Emanzipation; der kirchen-feindlichen Systeme des Nationalsozialismus (1933 bis 1945) und des Kommunismus in der DDR (1945 bis 1989); eines so entstan-denen kirchlichen Traditionsabbruchs in den Familien); Individualisierung und Selbstver-wirklichung in der Postmoderne, etc..

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Andererseits ist aber die Mitgliedschaft in un-serer Region noch relativ selbstverständlich, auf dem Dorf höher als in den Städten. Man ist Mitglied in der Kirche, wie man ja auch deutscher Staatsbürger ist.Die Wohnung bestimmt zu welcher Kirchen-gemeinde jedes Mitglied gehört. Daraus folgt eine starke parochiale Bindung der Kirchen-mitglieder, die sich einerseits in einer spür-baren Pfarrerzentriertheit ausdrückt. Ande-rerseits aber für Neuzugezogene den Vorteil hat, schnell in Kontakt mit der Gemeinde und ihren Mitarbeitern zu kommen.Der Austritt aus der Kirche wird bei einer staatlichen Behörde (Standesamt) vollzogen. Gegenwärtig sind die Austrittszahlen mit ca. 0,5 % p.a. gering. Soziologisch betrachtet, sind es vor allem hochgebildete Menschen, junge Frauen und Erstverdiener, die keine Kir-chensteuer zahlen wollen. Aufgrund der großen Überalterung (demo-grafi sche Entwicklung) in dem Teil Nie-dersachsens, in dem unsere Landeskirche liegt, verlieren wir durch Tod etwa p.a. noch einmal 0,5 - 0,8% unserer Mitglieder. Seit dem Ende des II. Weltkriegs 1945 bis zur deutschen Wiedervereinigung 1989 verlief die innerdeutsche Grenze an der Ostgrenze Niedersachsens. Diese Grenzlage hat über Jahrzehnte eine wirtschaftliche Entwicklung verhindert und zu einer Abwanderung von Menschen geführt. Sie sind den Arbeitsplät-zen im Westen und Süden der Bundsrepublik nachgezogen.

Finanzierung der kirchlichen ArbeitDie wesentliche fi nanzielle Grundlage der Landeskirche sind die sog. Kirchensteuern. Das sind keine staatlichen Gelder, sondern die Beiträge der Kirchenmitglieder. Steuern heißen sie deshalb, weil das einzelne Mitglied nicht über die Verwendung selbst bestimmen kann. Und weil sie 9 % der Lohn- bzw. Ein-kommenssteuer betragen, also die individu-elle Höhe sich nach dieser staatlichen Steuer richtet. Von dem jeweiligen Arbeitgeber wer-den auch die Kirchensteuern- zusammen mit den Lohnssteuern an das staatliche Finanz-amt abgeführt und von dort werden sie an die Kirche zentral weitergeleitet. Die Kirchen-steuern werden jedes Jahr in einen Haushalt eingestellt, über den die Landessynode ent-scheidet und so die Schwerpunkte der Arbeit mitbestimmt. In der Landeskirche sind insgesamt ca. 2500 MitarbeiterInnen in den Gemeinden und Ein-richtungen der Propsteien und gesamtkirch-lichen Einrichtungen beschäftigt.Rund 1400 Gebäude hat die Landeskirche zu unterhalten: Kirchen, Kapellen, Gemeinde-häuser, Pfarrhäuser.Der jährliche Etat beträgt 2008 etwa 88 Mio. EUR. Wegen der demografi schen Entwick-lung, der schwierigen Arbeitslage in unserer Region mit einer relativ hohen Arbeitslosig-keit und also der insgesamt abnehmenden Zahl von Kirchenmitgliedern werden die Kir-chensteuern geringer und wir müssen in un-seren Haushalten sparen.

II. Kirchenbild

Die Landeskirche versteht sich als Volkskir-che. Idealerweise gehören alle evangelischen Menschen in einem Dorf oder Stadt zur Kir-che, unabhängig von Alter, sozialem Status, Geschlecht und Herkunft. Volkskirche ist christliche Religion im öf-

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fentlichen Raum. Kirche ist gemeinschafts-stiftende Organisationsform, die ritualisierte und standardisierte Ausdrucksformen von Glauben und Frömmigkeit bietet.Ihre Gottesdienste und die gesamte Verkün-digung ist ein offenes, einladendes Angebot an alle Menschen in dem Wohnbereich und Region.Dementsprechend richten sich ihre Angebote ebenfalls an alle Menschen, die in ihrem Be-reich wohnen. Generell orientieren sich die Angebote an verschiedenen Parametern:

Parameter „Lebensalter“: So werden fast alle Altersphasen abgedeckt:Kinder: Krabbelgruppen, Kindergarten, Spiel-kreise, KindergottesdienstJugend: Konfi rmandenunterricht, Jugendar-beit, Senioren: Altennachmittage, Ausfl üge, Seel-sorge in Altenheimen.Auffallend ist, dass das Alter der 30-65 Jäh-rigen weitgehend ausfällt. Temporär werden sie in ihrer Rolle als Eltern (Kindergarten und Konfi rmandenunterricht) angesprochen. Parameter „Schnittpunkte des Lebens“ (rite des passage): Begleitung durch Seelsorge und Kasualien: Taufe, Hochzeit, Beerdigung, Konfi rmation Parameter „Seelsorge in Krisensituationen“: Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit, Un-glücksfälle (Telefonseelsorge, Krisenbera-tung, Ehe- und Lebensberatung, Besuchs-dienste, Suchthilfe)Parameter „Bildung“: religiöse Elementarerziehung in den Kinder-gärten, Einführung in die Grundlagen der evangelisch-lutherischen Lehre im Konfi r-mandenunterricht, Jugendarbeit, Hochschul-gemeinde, ethischer Diskurs zu Gegenwarts-fragen in Akademie, Bildungsangebote durch die Evangelische Erwachsenenarbeit und die Evangelischen Familienbildungsstätten und

den evangelischen Religionsunterricht an al-len staatlichen SchulenParameter „Kultur“:Kirchenmusikalische Konzerte, Literarische Lesungen, AusstellungenParameter „Diakonie – Hilfe in besonderen Lebenslagen“ auf zwei Ebenen:Kirchengemeinde und regionale Ebene: fi -nanzielle Unterstützung in aktueller Not, „Tafeln“ (Suppenküchen, Armenspeisung), Sozialstationen (=ambulante Altenpfl ege), Pfl egeheimeDiakonisches Werk und Mitgliedseinrich-tungen: Sozialstationen, Suchtberatung,

Theologische und gemeinschaftsstiftende Mitte der Volkskirche in all ihren Aktivitäten und Angeboten will der Gottesdienst sein.

CharakteristikaZu den Besonderheiten der Landeskirche zählen insbesondere:

Präsenz vor OrtIn jedem Dorf gibt es eine lutherische Kirche, die Städte haben mehrere Kirchen in allen Stadtteilen (insgesamt gibt es mehr als 400 Kirchen und Kapellen). So fi nden regelmäßig sonntags Gottesdienste in den Lebensräumen der Menschen statt. Fast alle Gemeinden ha-ben ein Gemeindehaus für die vielen Grup-pen und Veranstaltungen in der Gemeinde.

KirchenmusikDie Kirchenmusik wird von einem Landes-kirchenmusikdirektor und einem Landespo-saunenwart verantwortet. Jede Propstei und jede bedeutende Kirche hat eine Kirchen-musikerstelle, die mit studierten, hochquali-fi zierten KirchenmusikerInnen besetzt ist. In jeder unserer Kirchen gibt es eine Orgel, fast jede Gemeinde hat einen Organisten, der oft auch als Chorleiter fungiert. Wir haben fast

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300 Kirchenchöre mit rund 6000 Sänger-Innen und 73 Posaunenchöre mit über 1000 BläserInnen.

KindergärtenIn der Landeskirche gibt es 100 Kindertages-stätten (Kindergärten), hinzu kommen viele Krabbelgruppen. Etwa 1000 ErzieherInnen betreuen in diesen Einrichtungen ca. 7000 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren.

Struktur der JugendarbeitDie Landeskirche unterhält einen Arbeits-bereich Jugendarbeit, der von dem Landes-jugendpfarrer geleitet wird. Die Programme der Jugendarbeit werden gemeinsam von vielen ehren- und hauptamtlichen Mitarbei-tenden organisiert. Diese Arbeit wird von der Jugendkammer (= Jugendparlament) be-gleitet. In jeder Propstei arbeitet eine haupt-berufl iche Propsteijugenddiakon/In in enger Kooperation mit der nebenamtlichen Jugend-pfarrer/In der Propstei. Die Landessynode hat 2007 Geld dafür zur Verfügung gestellt, dass in Braunschweig eine der dortigen Kirche als spezielle Jugendkirche ausgestattet werden kann.

Konfi rmandenunterricht und Konfi rmanden-ferienseminarIn jeder Gemeinde fi ndet Konfi rmandenun-terricht über 80 Stunden statt, in dem die 12-

14 Jährigen in die kirchliche Lehre und den christlichen Glauben eingeführt wer-den. Das Konfi rmandenferienseminar (KFS) ist ein besonderes Konzept von Konfi rmandenun-terricht, geleitet von einem Team aus Pfarre-rInnen der Landeskirche. Eingebettet in den Konfi rmandenunterricht fi nden drei Wochen in den Sommerferien in Südtirol kombiniert Unterricht und Jugendfreizeit statt. Mit einem Sonderzug fahren jedes Jahr etwa 1000 Kon-fi rmandInnen mit ihren Betreuern (darunter viele jugendliche TeamerInnen).

Diakonisches Werk und diakonische Einrich-tungenDie Landeskirche hat ihre diakonischen Auf-gaben auf das Diakonische Werk e.V. übertra-gen. Die Gemeinden und Propsteien arbeiten in vielen Projekten eng mit dem Diako-nischen Werk zusammen. Überhaupt besteht eine intensive Verbindung zwischen dem Diakonischen Werk mit seinen Mitglieds-einrichtungen und der Landeskirche. Die diakonische Arbeit in allen sozialen Be-reiche (Altenhilfe, Behindertenhilfe, ambu-lante Betreuung, Suchtberatung usw.) unter-liegt vielen Vorschriften und Aufl agen der Kostenträger (Krankenkassen, Sozialämter.) Dies hat eine Professionalisierung der Arbeit erzwungen. Gleichzeitig werden aber auch immer mehr Ehrenamtliche in den diako-

nischen Dienst einbezogen. Eine besondere Einrichtung ist die „Evangelische Stiftung Neuerkerode“. In diesem besonderen Dorf Neuerkerode nahe Braunschweig leben etwa 850 be-hinderte Menschen, die von 900 Mitar-beiterInnen betreut werden.

FrauenarbeitDie Frauenhilfe ist mit ihren ca. 8000 Mitgliedern, die in 280 Kirchengemein-den engagiert sind, wohl die größte

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Gruppe von Ehrenamtlichen in unserer Kir-che. Aber auch die überwiegende Zahl der hauptberufl ich Beschäftigten sind Frauen. Kirche ist weiblich. Zunehmend übernehmen Frauen auch Leitungsämter.Seit 40 Jahren werden in unserer Landeskir-che Frauen in das Pfarramt ordiniert, so dass ihr Anteil an der Pfarrerschaft gegenwärtig ca. 25 % beträgt.

Ökumenische PartnerschaftenDie Landeskirche unterhält ökumenische Partnerschaften zu: TELC, JELC, ELCIN, Schlesische Kirche AB in Tschechien und - im Rahmen der Meißen Erklärung - zur Diözese Blackburn in der anglikanischen Kirche von England. Seit 2007 pfl egen wir einen Pfarrer-austausch: Ein Pfarrer unserer lutherischen Kirche arbeitet in einer anglikanischen Kir-chengemeinde der Diözese und ab 2008 ist ein anglikanischer Pfarrer in der Gemeinde Flöthe in unserer Kirche tätig.

Sonderseelsorge Die Landeskirche ermöglicht PfarrerInnen eine zusätzliche Qualifi kation in Seelsorge, um Menschen in Krisensituationen zu beglei-ten. Sie sind tätig auf Stellen in:• Krankenhäusern • Ehe- und Lebensberatung• TelefonseelsorgeEinige PfarrerInnen haben eine Ausbildung zu Pastoralpsychologen abgeschlossen. Ih-re Funktion ist es, die PfarrerInnen, anderen hauptberufl ichen und ehrenamtlichen Mit-arbeiterInnen der Landeskirche in Seelsorge auszubilden, ihnen Supervision anzubieten und sie in Krisensituationen zu begleiten.

Predigerseminar und Theologisches ZentrumIn einem ehemaligen Franziskanerkloster mit-ten in der Innenstadt Braunschweigs befi ndet sich das Predigerseminar der Landeskirche.

Hier werden - nach dem Theologiestudium an der Universität - die künftigen PfarrerInnen in 28 Monaten Vikariat auf ihren Dienst in der Gemeinde ausgebildet und vorbereitet. Ausgehend von dem Predigerseminar wird

seit fünf Jahren dieser Standort nun zu einem Theologischen Zentrum erweitet. Säulen des Theologischen Zentrum sind:Aus- und Fortbildung von LektorInnen und PrädikantInnen für den ehrenamtlichen Ver-kündigungsdienst in den Gemeinden: Diese Aufgabe ist bewusst der Studienleitung des Predigerseminars übertragen worden - paral-lel zur Ausbildung der PfarrerInnen. So wird deutlich, dass in einer lutherischen Kirche auch nichtordinierte Mitglieder mit der öf-fentlichen Wortverkündigung beauftragt wer-den können. Atelier Sprache e.V.: Schwerpunkte sind:a) die Förderung der Homiletik (der Predigt) in Kirche undb) der wissenschaftliche Austausch zwischen den Personen, die in Theologischen Fakul-

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täten der Universität und in den Predigersemi-naren und Pastoralkollegs der Landeskirchen Konzeptionen für die homiletische Lehre und Ausbildung zuständig sind.MitarbeiterInnen-Kolleg: Hier werden Kur-se angeboten für ehrenamtliche Mitarbei-terInnen, (KirchenvorsteherInnen, Besuchs-dienstmitarbeiterInnen, LeiterInnen von Glaubenkursen etc.).Evangelisches Klosterforum für Ethik und Kul-tur: Ein akademisches Forum, um den Dialog zwischen Universität (TU Braunschweig und FH BS-WF) und Kirche bzw. Kultureinrich-tungen und Kirche zu fördern. Theologie und Kirche suchen das Gespräch zu den Natur- und Ingenieurwissenschaften und beteiligen sich auf diese Weise an dem ethischen Dis-kurs in der Gesellschaft.Zentrale Theologische Bibliothek der Landes-kirche: Sie steht auch als Fachbibliothek den Studierenden und Lehrenden der Universität besonders des Fachbereichs Evangelische Theologie und Religionspädagogik zur Ver-fügung.

Religionspädagogische ArbeitsstelleAn staatlichen Schulen ist konfessioneller Re-ligionsunterricht ordentliches Lehrfach, weil er nach unserem Grundgesetz eine gemein-same Angelegenheit von Staat und Kirche darstellt. Nur mit Zustimmung der jeweiligen Kirche werden die Ausbildung der Religions-lehrerInnen an staatlichen Universitäten und auch die Inhalte des Unterrichts an den Schu-len genehmigt. Um diese Bildungsaufgabe zu unterstützen, unterhält die Landeskirche eine eigene Religionspädagogische Arbeitsstel-le (einschließlich einer Fachbibliothek und Medien für den Unterricht) mit zwei Pfarr-ern. Hier werden ReligionslehrerInnen durch Fortbildungskurse in ihrer schulischen Praxis begleitet. In gemeinsamen Veranstaltung mit der staatlichen Landesschulbehörde werden

die Kontakte zu den Schulleitungen gepfl egt und damit zur Stärkung des Religionsunter-richts beigetragen. Nicht nur die LehrerInnen in der Schule, sondern auch MitarbeiterInnen in unseren Kirchengemeinden nutzen die Mediothek (audiovisuelle und digitale Medien für den Unterricht) und die religionspädagogische Bibliothek.

City-Kirchenarbeit und Kirche in der Groß-stadtUnter den acht mittelalterlichen Kirchen in der Altstadt von Braunschweig ragt als Bi-schofskirche der Dom Heinrichs des Löwen hervor, der 1188 geweiht wurde. Die Dom-prediger haben dem Dom seit 1965 ein be-sonderes Profi l mit ihrer City-Kirchenarbeit gegeben: die tägliche 17 Uhr-Andacht, Bi-belschule für Erwachsene, Kirchenpädagogik und als kirchliches Portal zur Zivilgesellschaft (Gottesdienste für Polizei, Landvolk, Bundes-wehr; gemeinsame Veranstaltung mit Stadt, Museum, Industrie- und Handwerkskammer, z.B. anlässlich der Freisprechung etc.). Als Alleinstellungsmerkmal erweist sich die 1977 gegründete Domsingschule mit ihren über 850 Mitglieder: Vorschulkinderkanto-rei, Mädchen- und Jungenchöre, Kurrenden, Vokalensemble und Domchor, Dom-Sym-phonieorchester und Dom-Bläser. Der Dom

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hat zwei Partnerschaften. Im Rahmen der Städtepartnerschaften mit der Kathedrale im englischen Bath und über die Funktion als Bischofskirche mit der Kathedrale von Black-burn.

Die übrigen Altstadtkirchen haben andere Schwerpunkte entwickelt: Kunstausstellun-gen, diakonische Begegnungsstätte, Hoch-schularbeit, Bibel und Kultur, Propstsitz und Kirche am Markt. Über die Innenstadtkirchen ist eine Verzahnung mit den Kirchen am Standrand gelungen. In der Propstei Braunschweig mit ihren knapp 80.000 Mitgliedern leben etwa 20 % aller Mitglieder unserer Landeskirche. In die-sem kirchlichen und städtischen Ballungs-gebiet sind deshalb viele übergemeindliche Stellen konzentriert, die auf die besondere urbane Situation abgestimmt sind. Mit sei-nem parochialen Modell einer Kooperation von benachbarten Gemeinden in den Quar-tieren, den eigenen Profi len der Innenstadt-kirchen und den überparochialen Stellen bie-tet Braunschweig ein interessantes Modell für künftige kirchliche Strukturen. Die Gemein-de im Wohnbereich lässt mit Gottesdienst, Seelsorge und Amtshandlungen die gemein-schaftsstiftende Kraft erfahren. Profi lkirchen (Jugendkirche, mit Uns Gemeinde für Behin-derte Menschen, Hochschulgemeinde und di-akonische Kirche) entwickeln Ausstrahlungs-

kraft für besondere Zielgruppen und Themen. An den Zentralpunkten der Stadt öffnen sich Stadtkirchen und Dom für die situative Nach-frage von Passanten und Touristen. Ein Modell, das kirchliche Beheimatung und theologischen Diskurs gleichermaßen inte-griert. kann.

III. Entwicklungen / Perspektiven / Heraus- forderungen

Wir möchten Sie mit Beobachtungen und Ent-wicklungen vertraut machen, die unsere Lan-deskirche herausfordern, auf die sie reagieren muss und auch zu Neuausrichtung und Ver-änderungen führen oder zwingen werden.Etwa 65% aller deutschen Staatsbürger ge-hören entweder der evangelischen oder der katholischen Kirche an. Als ein unlösbarer Teil der Gesellschaft ist die Kirche deshalb unmittelbar betroffen von soziokulturellen Veränderungen, religiösen Verschiebungen, politischen Entscheidungen, wirtschaftlicher Situation und sozialen Brüchen in Staat und Gesellschaft. Diese Lage lässt sich am zutref-fensten mit „Ambivalenz“ beschreiben.

1. Ambivalenz: Wachsendes Interesse an Re-ligion und traditionelles Image der KircheKirche hat in Deutschland ein Imageproblem im Verhältnis zu anderen Religionen und Weltanschauungen. Sie ist über viele Jahr-hunderte hinweg untrennbar mit der unserer Landesgeschichte und Tradition verbunden. Da sie über Jahrhunderte hinweg in einer engen Verbindung mit dem jeweiligen Herr-scherhaus (modern gesagt dem Staat) stand, gilt sie als „Staatsreligion“, als „ traditionell“ oder „altmodisch“. Ihr fehlt der Reiz des Neuen, das fernöstlichen Religionen oder „lifestyle“-Bewegungen gerne zugestanden wird. Hinzukommt, dass sie wie Volkspar-teien und Gewerkschaften unter der sozio-

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logisch feststellbaren zunehmenden Distanz zu Institutionen und Großorganisationen in Deutschland leidet. Institutionen verlieren in unserer Gesellschaft ihren orientierenden und zusammenhaltenden Charakter. Kirch-lich wirkt sich diese Individualisierung in den Austritten aus, die mit der Einstellung begrün-det werden, dass man Christ auch ohne Kir-che sein könne. Bemerkenswert ist aber gleichzeitig, dass in

den letzten drei Jahren das Inte-resse an religiösen Fragen und an Orientierung durch die Kir-che in ethischen Konfl ikten zu-genommen hat. Allerdings rich-tet sich dieses Interesse nicht mehr notwendigerweise auf die christlichen Kirchen. D.h. die Kirchen müssen sich hier neu auf einem „religiösen Markt“ behaupten, der ganz unter-schiedliche religiöse Anbieter kennt (Buddhismus, New Age usw.) und so von der Nachfra-ge gesteuert wird. Der Glaube oder eine religiöse Grundüber-zeugung ist heute von verschie-denen Einfl üssen geprägt: sog. „patchwork - Religiosität“. Da-mit umzugehen, erfordert eine andere Qualifi kation von Mitar-beitenden und eine hohe/neue Fähigkeit von allen Mitgliedern, ihren Glauben und die Mitglied-schaft in unserer Kirche verbal begründen zu können.Herausforderung an unsere Landeskirche: Wie stellen wir

uns dieser Situation und neuen Gleichzei-tigkeit? Es streiten zwei Auffassungen mitei-nander: Einerseits sich ernsthaft mit den He-rausforderungen der Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen und andererseits auf die

bewährten Angebote bauen . Es lässt sich als Reaktion auf die ständigen Herausforde-rungen nämlich feststellen, dass nun gerade auf das Bewährte gesetzt werden soll. Aus Sorge, die Treuen zu verlieren und in der Ungewissheit, ob die Neuen, die gewonnen werden sollen, wirklich kommen. Vielleicht lässt sich so auch die Spannung zwischen den Angeboten in der Gemeinde (traditionell und bewährt) und den überge-meindlichen landeskirchlichen Angeboten (auf die Herausforderungen reagierend) er-klären. Denn die Akademie und das Klo-sterforum, die Hochschulgemeinde, die EEB wollen mit ihren Veranstaltungen einen theologischen und kirchlichen Beitrag zur Orientierung leisten. Wenn also diese über-gemeindlichen Veranstaltungen nicht als Konkurrenz zur Arbeit in den Gemeinden verstanden werden, könnte das ein Modell wechselseitiger Ergänzung wie auch für die Bewältigung von den beschriebenen Gleich-zeitigkeiten sein.

2. Ambivalenz: Kerngemeinde und Mitglie-derpfl egeMit ihren Gebäuden ist die Kirche dicht bei den Menschen. Gottesdienste werden zwar von den Pfarrern, aber nicht von der Mehr-heit der Kirchenmitglieder als zentral für ih-ren eigenen Glauben und für die Zugehörig-keit zur Kirche verstanden. Etwa 20% der Mitglieder sind in irgendeiner Weise der Gemeinde (Chor, Gruppen, Got-tesdienstbesuch, Mitarbeit) aktiv verbunden. Das ist die sog. Kerngemeinde. Auf diese Gruppe konzentriert sich - summa summa-rum - auch das Engagement der Pfarrer und der MitarbeiterInnen. Diese Schwerpunkt-setzung wird auch von den Mitgliedern der Kerngemeinde erwartet und füllt den Dienst der hauptamtlichen PfarrerInnen und Mitar-beiterInnen voll aus.

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Obwohl die Austritte mit 0,5 % p.a. relativ gering sind, summieren sich die absoluten Verluste in zehn Jahren auf etwa 20.000 Menschen (= eine Propstei). Diese Entwick-lung wird statistisch und bestürzt registriert. In der Analyse der Austrittsgründe sind wir gut, aber eine erkennbare Mentalität, eine vor Ort-Gegenstrategie zu entwickeln, ist dennoch kaum zu fi nden. Herausforderung: Wie fördern wir ein neues Bewusstsein, über die Kerngemeinde hinaus, besonders die 80 % „treuen kirchenfrem-den Mitglieder“ zu pfl egen und vor allem, den Ausgetretenen nachzugehen und sie zu-rückzuholen, wie generell neue Mitgliedern zu gewinnen. UND: Wie können wir ein neues Bewusstsein bei den Kirchenfremden und Nichtmitgliedern wecken, dass auch wieder zu Eintritten in die Kirche führt.

3. Ambivalenz: Beheimatung und Mobilität oder: Parochie und „Gemeinde bei Gelegen-heit“Die Wohnung bestimmt, zu welcher Gemein-de ein Kirchenmitglied zählt. Dieses territori-ale Prinzip hat aber seine Grenzen: Es funk-tioniert noch in den Dörfern, nicht mehr in den Städten. Hier wählen die Mitglieder ihre Kirche nach deren Angeboten und Profi l aus. In unserer mobilen Gesellschaft ist es notwen-dig und darum selbstverständlich geworden - besonders für Bewohner von kleinen Dörfern - zum Arbeitsplatz, für bestimmte Dienstlei-stungen, zum Einkaufen vom Wohnort weg fahren zu müssen. Allerdings geht das zu Lasten der Alten und immobilen Menschen. Kirche als oft letzte Institution in den Dörfern hat hier eine Beheimatungsfunktion. Denn sie ist für die Opfer der mobilen Gesellschaft erreichbar. Die mobilen Mitglieder allerdings werden sich für gute Angebote weiter auf den Weg machen.Herausforderung: Wie können wir den Spa-gat bewältigen, Menschen in ihren Wohn-

orten eine kirchliche Heimat zu bieten und gleichzeitig kirchliche Angebote bereit zu halten, die sich auf ganz verschiedene Gele-genheiten und Zielgruppen beziehen? „Hei-matgemeinde“ und „Gemeinde bei Gelegen-heit“ (=Angebote für Zielgruppen wie z.B. Städtetouristen und Kongressteilnehmer, „Kir-che im Grünen“ oder kirchliche Präsenz bei öffentlichen Ereignissen und kulturellen Ver-anstaltungen) nicht als Konkurrenz, sondern als sinnvolle Ergänzungen zu akzeptieren.

4. Ambivalenz: Kirchenmusik als kultureller und missionarischer Anspruch Sehr viele unserer Gemeinden haben einen Chor und einen Posaunenchor. Für die 7000 Mitglieder ist das Singen in einem Chor oder das Spielen in einem Posaunenchor ihre ganz eigenständige Form des kirchlichen Engage-ments. Diese Mitwirkung ist aber nicht unbe-dingt mit einem stärkeren Gottesdienstbesuch verbunden, obwohl die Kirchenmusik von ih-rem Anspruch her teil an der Verkündigung hat. Die vielen großen kirchenmusikalischen Events (Konzerte und Aufführungen) genie-ßen in der Öffentlichkeit eher eine kulturelle Akzeptanz, als eine verkündigende. Herausforderung: Kirchenmusik in ihrer Wertschätzung - über alle kulturelle Anerken-nung hinaus - als eine besonderen Beitrag zur Verkündigung zu nutzen. D.h. konkret auch das hohe ehrenamtliche Engagement der vielen SängerInnen in den Chören für einen

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(missionarischen) Gemeindeaufbau zu nut-zen. Ein Ansatz, der gut in die Gesamtkon-zeption einer Gemeinde zu integrieren wäre. Das verlangt von manchen hauptamtlichen KirchenmusikerInnen ein Umdenken und ge-nerell eine enge konzeptionelle Zusammen-arbeit der KirchenmusikerInnen mit Pfarramt und Kirchenvorstand.

5. Ambivalenz: Religiöse Bildung in Familie und in kirchlichen Institutionen Gesamtgesellschaftlich wird Erziehung eher den dafür eingerichteten staatlichen und öf-fentlichen Institutionen übertragen. Die re-ligiöse Erziehung und Sozialisation wird als ein noch schwierigeres Feld angesehen. Viele Eltern und Familien fühlen sich hier überfor-dert. So wandert diese Aufgabe immer stärker aus der Familie aus und wird von den Institu-tionen erwartet, die das professionell gewähr-leisten können. Religiöse Erziehung im kirch-lichen Kindergarten, Konfi rmandenunterricht und Religionsunterricht in der Schule.Herausforderung: Trotz aller kirchlichen An-strengungen, die Familie und die Eltern spie-len die entscheidende Rolle in der religiösen Erziehung der Kinder. Wie können wir Eltern motivieren und qualifi zieren, ihre Funktion in der religiösen Sozialisation der Kinder an- und wahrzunehmen?

5a. Ambivalenz: Bildung und konfessionelles Profi l. Die 100 evangelischen Kindergärten leisten einen Beitrag zur Bildung im Elementarbe-reich. Die religiöse Frühsozialisation ist aber angefragt, weil auch viele Kinder aus konfes-sionslosen und muslimischen Familien un-sere Kindergärten besuchen. Die erwartete oder unterstellte Rücksichtnahme auf diese Kinder führt manchmal dazu, dass der all gemeinpädagogische Bildungsaspekt gegen ein erkennbares evangelisches/lutherisches

Profi l ausgespielt oder betont wird. Teilweise wird die konfessionelle Grundlage sogar als problematisch für den Bildungsauftrag abge-lehnt/hinterfragt und stattdessen für eine mul-tireligiöse Erziehung plädiert.Herausforderung: Was ist das evangelische Profi l eines Kindergartens? Wie gewinnen wir die ErzieherInnen dazu, sich mit einem solchen Profi l zu identifi zieren und auf die-ser Basis auch adäquat Kinder aus nicht-kirchlichen und muslimischen Familien zu erziehen und eine religiöse Früherziehung zu praktizieren.Eltern von Kindern im Kindergarten als eine Gruppe erreichen, die temporär für solche Fragen zu interessieren und evtl. zu qualifi -zieren ist.

5b. Ambivalenz: Angebote für Kinder und Kindergottesdienst Der traditionelle Kindergottesdienst am Sonn-tagmorgen - parallel zum Gottesdienst für die Erwachsenen oder im Anschluss daran - fi n-det in vielen Gemeinden nicht mehr statt. An seine Stelle sind andere Kindergottesdienst-zeiten oder neue Formen der Arbeit mit Kin-dern getreten, die an anderen Wochentagen stattfi nden: Kindernachmittage, Bibeltage oder Bibelferienwochen für Kinder, Andach-ten mit Kindern im Kindergarten etc.Herausforderung: Wie kann unter den ver-

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änderten Bedingungen die Einführung in die Gemeinschaft der Glaubenden und das Ver-trautmachen mit dem Gottesdienst als Mitte der Gemeinde erreicht werden.

6. Ambivalenz: Tragfähigkeit generationen-bezogener Gemeindekonzeption von Ju-gendarbeit bis Seniorenarbeit Jugendarbeit ist schwierig geworden. Die Gründe sind verschieden: In den kleinen Dörfern gibt es oft nicht genug Jungendliche aus einer Altersgruppe. In den Städten gibt es die große Konkurrenz alternativer Ange-bote. Die traditionellen Formen kontinuier-licher Jugendgruppentreffen werden kaum noch nachgefragt. Die neuen Ansätze einer projektorientierten Jugendarbeit (Freizeit-maßnahmen, Seminare, Jugendgottesdienste, offene Jugendräume), die jugendkulturelle Ausdrucksformen und jugendliche Milieus zulassen, überfordern Kirchengemeinden oft bei Ermöglichung und Gestaltung solcher Jugendarbeit. Deshalb gibt es in vielen Ge-meinden keine Jugendarbeit. Sie wird perso-nell delegiert und räumlich ausgelagert. So fi ndet Jugendarbeit dann eher auf regionaler Ebene (Stadtteil, Propstei) erfolgreich statt, maßgeblich organisiert und durchgeführt von den damit beauftragten JugenddiakonInnen der Propsteien in Zusammenarbeit mit vielen dafür ausgebildeten Jugendlichen, die ehren-amtlich mitarbeiten.Einfacher stellt sich aus Sicht der Gemeinden die Arbeit mit der Gruppe der Senioren dar. Wenn gleich auf Grund der zunehmenden Mobilität und des Bildungsniveaus auch für diese Altersgruppe neben den traditionellen Altenkreisen neue Formate der Seniorenar-beit gefragt sind.

Herausforderung: Die demografi sche Verschiebung der Gene-rationen hin zu den Senioren wird in den Kirchengemeinden die Diskussion über die künftigen Schwerpunkte verschärfen. Die Gruppe über 60 Jähriger wächst nicht nur, sie ist auch kirchlich aktiver und ansprechbarer als die Jugend. Hier dürfen zwischen den Generationen aber keine falschen Alterna-tiven entstehen. Deshalb wird vor allem die Akzeptanz der Jugendarbeit nicht nur verbal, sondern faktisch zu fördern sein. Um sich ge-samtgesellschaftlich auch gegen die vielen Angebote für die Jugend zu behaupten, wird eine attraktive Jugendarbeit als Alternative zu entwickeln sein. Die Gemeinden werden neu über eine gene-rationenübergreifende oder generationeninte-grierende Arbeit nachdenken müssen. Denn in der konkreten Gewichtung der Arbeit in Gemeinde und Landeskirche muss sich auch der theologische Anspruch niederschlagen, dass die Volkskirche alle Generationen ein-schließt.

7. Ambivalenz: Ökumene als Aufgabe der Landeskirche und der Engagierten Die Landeskirche hat keine lange ökume-nische Tradition. Die ersten Partnerschaften mit TELC und JELC sind etwa 40 Jahre alt. In den letzten 15 Jahren sind weitere Partner-schaften entstanden. Die Initiative ging in allen Fällen von den Bischöfen oder der Kir-chenleitung aus. Um die Gemeinde stärker einzubinden, sind bestimmte Propsteien mit der operativen Zuständigkeit beauftragt wor-den. Die ökumenischen Kontakte werden sehr ak-tiv von beteiligten Gemeinden und den Mit-

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gliedern in den jeweiligen Partnerschaftskrei-sen wahrgenommen. Allerdings beschränkt sich das Verständnis für Ökumene auch weit-gehend auf diese Gemeinden und Personen-kreise. Herausforderung: Ökumene als ein Charak-teristikum/Wesensäußerung der Kirche über-haupt zu sehen und das Verständnis zu we-cken, dass jede Gemeinde und Landeskirche Teil der weltweiten Kirche Jesu Christi ist.

8. Ambivalenz: Fortführung des Bewährten und neue GemeindeentwicklungskonzepteDie Landeskirche muss sich der gesellschaft-lichen und kirchlichen Umbruchsituation mit ihren permanenten Herausforderungen und immer neuen Justierung ihrer Angebote und Ausrichtung stellen. Herausforderung: Das erfordert eine konti-nuierliche Auseinandersetzung mit dem Pro-fi l der eigenen Arbeit in jeder Gemeinde, in allen landeskirchlichen Einrichtungen und Ämtern. Anregungen für neue Formen bie-tet die Literatur genug. So notwendig dieser ständige Refl exionsprozess ist, so emotional frustrierend und konzeptionell unklar kann er werden: Welches Profi l prägt uns und stre-ben wir künftig an? Welches Konzept für die Gemeinde können wir beibehalten, welches müssen wir neu einführen? Neue Arbeits-schwerpunkte werden als zusätzliche Aufga-ben erlebt und meistens auch erwartet, denn das Gewohnte soll möglichst beibehalten oder nicht verändert werden. Die Kernaufgabe der Verkündigung des Evan-geliums ist nicht umstritten. Aber schon die Frage, wie der Glaube an die nächste Genera-tion weitergegeben werden kann, ist mit ganz unterschiedlichen Konzepten zu beantwor-ten. Sie hängen stark von den Möglichkeiten der einzelnen Gemeinde (Personen, Räum-lichkeiten, Ehrenamtliche Mitarbeiter-Innen etc.) ab. Deshalb kann es keine allgemeinen

landeskirchlichen Vorgaben oder Standards geben. Hier ist jede Gemeinde, jedes Pfarr-amt, jeder Kirchenvorstand, hier sind alle ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen involviert. Das verlangt auch in einer Kirchengemeinde nach einer Kultur der Refl exion und Flexibili-tät, die noch nicht überall eingeübt ist.

9. Ambivalenz: Aufgabendelegierung und

Zusammengehörigkeitsempfi nden In der Landeskirche hat sich - generell be-trachtet - eine Grundhaltung ausgeprägt, die stark nach dem Delegationsprinzip funkti-oniert: für jeden einzelnen Arbeitsbereich und –-berufl iche Beauftragung oder eine be-stimmte Arbeitsgruppe oder einzelne ehren-amtlich Engagierte. So werden die Bereiche zwar kompetent wahrgenommen, aber es fehlt auf diese Weise eine Vision oder das Gefühl von Gemeinsamkeit bzw. der Zusam-mengehörigkeit und des Zusammenwirkens sowie einer Gesamtverantwortung für diesen zusammenhängenden Komplex „Lutherische Landeskirche in Braunschweig“. Herausforderung: Zu erreichen, dass trotz der verschiedenen Delegierungen, Beauftra-gungen, Arbeitsbereiche und Schwerpunkte ein Bewusstsein bei allen MitarbeiterInnen geweckt wird, dass sie insgesamt für die grö-ßere Einheit „Evangelische Landeskirche im Braunschweiger Land“ arbeiten und auf die-

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se Weise außen auch ihre Identifi zierung mit unserer Kirche erkennbar wird.

IV. Geistliches Profi l oder geistliche Sub- stanz

Das geistliche Profi l der Landeskirche ist ohne die Reformationsgeschichte nicht zu verste-hen. Die damaligen Entscheidungen wirken sich bis heute aus. Seit der Reformation nahmen in den luthe-rischen Gebieten die jeweiligen Herrscher das Bischofsamt und damit die Leitung der Kirche wahr (Herrscher als summus episco-pus = oberster Bischof). Grund für diese Er-satzlösung war der Vorwurf Martin Luthers an die (katholischen) Bischöfe, dass sie ihr Amt missbrauchten und nicht für die schrift-gemäße Verkündigung des Evangeliums ein-traten. Das Braunschweiger Land ist seit der Reformation lutherisch, weil das Herzoghaus lutherisch war. Grund für diese konfessio-nelle Prägung war die Schlichtungsformel des Religionsfriedens - cuius regio, eius reli-gio = die Konfession des Herrschers bestimmt die Konfession seiner Untertanen - mit der die Religionskriege des 16. Jahrhunderts in Deutschland beendet wurden. Die Konfes-sion oder Zugehörigkeit zur Kirche war also politisch oder von der Obrigkeit vorgegeben und konnte nicht frei gewählt werden. Der Pietismus - eine Laienbewegung in Deutsch-land etwa um 1700, die die persönliche Frömmigkeit betonte - wurde von dem Her-zog, also dem eigentlichen Bischof, im Her-zogtum verboten. Der Glaube ist demnach in unserer Region über Jahrhunderte hinweg weniger als eine persönliche Überzeugung oder spirituelle Grundeinstellung verstanden worden. Glaube meinte eher Zugehörigkeit zur lutherischen Kirche, die vor allem darin begründet ist, dass man in diesem Herzogtum wohnt. Glaube ist

also vor allem Mitgliedschaft. Daraus resul-tiert die Haltung, dass man Kirchenmitglied ist, wie man auch Staatsbürger ist. Heute wirkt sich die wachsende Kritik an dem Staat folglich als eine zunehmende Distanz zur Kirche, als gesellschaftliche Institution oder Großorganisation aus. Generell könnte man vielleicht die geistliche Haltung der Gemeindeglieder am besten mit einer Delegation an die dafür zuständigen Personen und Einrichtungen charakterisie-ren:

Glaube/Frömmigkeit PfarrerReligion/Zeugnis Kirche Barmherzigkeit Diakonie

Hinzu kommt eine gesellschaftliche Entwick-lung - verstärkt in den 60 Jahren seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, den Glaube vorwiegend als eine private und intime An-gelegenheit zu verstehen, der darum auch selten bewusst in der Öffentlichkeit vertreten wird. Die normale Frömmigkeit der Mitglieder ist überwiegend kasualorientiert (Taufen, Trau-ungen, Konfi rmandenunterricht, Patenamt, Beerdigungen). Kontakte zum Pfarramt oder zur Kirche werden gesucht, wenn die Kon-vention oder der öffentliche Anlass es gebie-ten (Hochzeit, Beerdigung,...).Der Gottesdienstbesuch ist stabil auf einem für evangelische Kirchen in Deutschland durchschnittlichen Wert von ca. 3-5 % aller Mitglieder einer Kirchengemeinde. An großen Festtagen (Weihnachten, Erntedankfest etc.) ist der Gottesdienstbesuch deutlich höher. Missionarische und evangelistische Auf-brüche fi nden sich allerdings in den letzten Jahren verstärkt in einigen Gemeinden und in einer landeskirchlichen Initiative „Mis-sionarischer Aufbruch“. In der Gemeinde Blankenburg, die in dem neuen Bundes-

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land Sachsen-Anhalt (also früher DDR) und wegen dieser Vergangenheit nur noch etwa

20 % evangelische Kirchenmitglieder hat, hat die Landeskirche eine „missionarische Pfarrstelle“ eingerichtet. Zusätzlich zu dem Gemeindepfarramt werden hier besondere Aktivitäten für die Bewohner der Stadt und Region verantwortet, die nie in der Kirche waren oder ausgetreten sind (Taufunterricht für junge Erwachsene, Besuche in den Woh-nungen, Glaubenskurse etc.).

PfarrerbildPfarrer/In ist unbestritten die zentrale Gestalt in unserer Kirche. Aber das Pfarrerbild ist im Umbruch, sowohl im Selbstverständnis als auch in den von außen herangetragenen Er-wartungen. Immer noch sozial hoch geachtet, als eine besondere Profession in Gesellschaft und Kir-che angesehen, zeichnet sich im Rollenver-ständnis der PfarrerInnen selbst eine Verände-rung ab. Das traditionelle Berufsbild (immer präsent, stellvertretend das Ideal eines guten Christen lebend, mit einer herausgehobenen „Priesterfunktion“) wird nun in eine Richtung verändert, die für eine respektierte Privats-phäre und eine geregelte Arbeitszeit mit Fei-erabend und Freizeit eintritt. Der Pfarrberuf wird zu einem Beruf wie jeder andere. Die Gründe sind vielfach:

a) Soziokulturelle, gesellschaftliche Verschie-bungen im Berufsverständnis allgemein. b) Die Einführung von Teilzeitdienstverhältnis-sen für PfarrerInnen (halbe oder Dreiviertel-stellen), die ausschließlich fi nanziell bedingt sind und nie richtig auf ihre professionellen und rollensoziologischen Konsequenzen hin bedacht wurden. Eben weil die Kirchensteu-ern und die Mitglieder weniger werden, ha-ben wir begonnen, die Zahl der Gemeinde-pfarrstellen (von 265 im Jahre 2000 auf 220 im Jahre 2010), wie auch den Umfang vieler Stellen in kleinen Gemeinden auf 75 % oder 50 % zu verringern. In der Regel teilen sich Pfarrerehepaare eine 100 % Stelle. c) Um auch weiterhin die kirchliche Präsenz in den vielen kleinen Dörfern unserer länd-lichen Landeskirche zu gewährleisten, wer-den mehrere Dörfer, die früher einen eigenen Pfarrer hatten, zu einem Pfarrverband zusam-mengeschlossen, der nur noch von 1 Pfarrer/In betreut werden. Das verändert nicht nur den Arbeitsumfang der Pfarrer/In, sondern bedeutet häufi g auch eine Umstellung für die Gemeindemitglieder (wenn nicht sogar Kränkung der Gemeinde, die ihren Pfarrsitz verloren hat). Denn es ist eine Prestigefrage, in welchem Dorf dieses Pfarrverbandes das Pfarrhaus steht.

Diese Entwicklung und das Ringen um den Pfarrsitz ist begründet in einer Pfarrerfi xiert-heit, die immer noch das Bild der Kirche prägt. Damit wird zugleich ein Persönlichkeitsbild gefördert, das sich verschieden auswirken kann: ausgeprägter Individualismus, Allzu-ständigkeitsanspruch, Schwierigkeiten in der Delegierung von Aufgaben an Ehrenamtliche und in der Verlagerung von Zuständigkeiten an den Kirchenvorstand, lieber alleine, als gleichberechtigt in einem Team zu arbeiten usw.. Allerdings muss auch gesagt werden, dass in vielen ländlichen Gemeinden gar

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nicht die Mitarbeitenden in der Gemeinde oder im Kirchenvorstand da sind, um Aufga-ben teilen und im Team arbeiten zu können. Ebenso gilt, dass von vielen Kräften in den Gemeinden auch die traditionelle Alleinzu-ständigkeit der Pfarrer/In erwartet wird.

Die individuelle Persönlichkeitsstruktur, die Veränderung in der Berufsauffassung und die starken traditionellen Erwartungen begrün-den die Ambivalenz und den augenblick-lichen Umbruch in dem Pfarrerbild. Umfra-gen in zwei Kirchen der EKD (Rheinland und Hannover) haben aufgedeckt, dass die Erwar-tungen an das Pfarrerbild nicht dem eigenen Rollenverständnis entsprechen. Zumindest in der Wertigkeit gibt es Differenzen. Die Kirchenmitglieder erwarten als Haupt-aufgabe die Verkündigung. Eine Zufrieden-heitsstudie der hannoverschen Nachbarkir-che unter PfarrerInnen hatte zum Ergebnis, dass Pfarrer sich in erster Linie als Seelsorger und erst dann als Verkündiger des Evangeli-ums sehen.

Mitwirkungsmöglichkeiten oder Kooperation von hauptberufl ichen und ehrenamtlichen MitarbeiterInnenDie (fi nanzielle) Situation hat parallel zu die-sen Veränderungsprozessen im Pfarrerbild ganz stark das Ehrenamt in den Focus gerückt. Teilweise weil wir für viele Aufgaben keine hauptberufl ichen MitarbeiterInnen mehr be-zahlen können. Aber auch, weil nach dem lutherischen Ver-ständnis die Nichtordinierten bzw. alle Ge-meindeglieder Anteil an der Leitung der Kir-che haben und zwar auf allen Ebenen. Aus dieser Kombination von ekklesiologisch Richtigem und fi nanziell Erforderlichem ist ein neues Mitarbeiterbild und Mitarbeiterbe-wusstsein entstanden.

Es wird keine Alternative zu dieser Entwick-lung und Neuorientierung geben. Aber der praktische Entwicklungsprozess kann zu ei-ner belastenden Konkurrenz führen. Denn die hohe Kompetenz vieler Ehrenamtlicher, - wenn sie dann auch noch gekoppelt ist an die Übertragung von Aufgaben und Verantwor-tung in Gremien und Arbeitsbereichen - , ver-langt von allen Hauptberufl ichen eine hohe Bereitschaft zu Teamfähigkeit und Verzicht auf bestimmte traditionelle Zuständigkeiten. Andererseits braucht die Ehrenamtlichkeit die Begleitung durch die Hauptberufl ichen. Es wird eine neue Aufgabe für ihre Leitungs-verantwortung, sich als Moderatoren und als spirituelle Begleiter für die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen zu verstehen. Die Zukunftsfähigkeit der Institution Landes-kirche wird auch davon abhängen, wie weit es gelingt, diese Kooperation zu bewerkstel-ligen.

Veränderung der LandeskircheAlle die beschriebenen Ambivalenzen und Anfragen haben ihre Wirkung auf die ge-samte Landeskirche in allen ihren Ebenen, Gemeinden, Einrichtungen und auf die Mit-glieder wie die MitarbeiterInnen. Das gilt so-gar, wenn sie die Themen ignorieren würde. Veränderungsprozesse fi nden statt. Es ist die Chance und die Aufgabe aller in unserer Kir-che, diese Prozesse zu erkennen und zu steu-ern. Gemeinsam mit unseren ökumenischen Partnern wollen wir uns dieser Missionsauf-gabe stellen.

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55

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43

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331-

802-

159

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lk-b

s.de

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44

2. Das

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inen

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1-80

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45

3. Im R

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keln

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ieds

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. Wir

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den

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Tel:

0394

52-9

43 2

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mai

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Klos

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rueb

eck.

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hsem

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Tel:

0531

2-21

7 12

Web

: ww

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eths

eman

eklo

ster.d

e

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46

• N

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Ver

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iens

t das

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• W

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u. Ä

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Got

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.

Was

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wir

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und

Spir

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n kö

nnen

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Not

izen

:

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47

4. Öku

men

isch

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en u

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ners

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nen.

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chaf

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age:

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, neu

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• W

ir e

mpf

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edek

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Tel:

0533

1-80

2-52

1E-

mai

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edek

ind.

lka@

lk-b

s.de

Prop

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l: 05

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ail:

zent

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elm

-miss

ion.

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Page 48: Ökumenische Visitation - landeskirche-braunschweig.de · Zuversicht unsere Verantwortung für die Zukunft in unserer Landeskirche angehen. Mögen uns ... Material 6 bietet Vorschläge

48

• W

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egen

an,

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der

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Kirc

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ein?

Not

izen

:

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49

5. Her

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en w

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„In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.“ –Johannes 14, 2

Aufgabe:Fülle die zwölf Wohnungen in dem Haus mit den Namen von Kirchen (wie z.B: Evangelisch-lutherische Kirche oder Römisch-katholische Kirche).

Fragen:Wie viele Kirchen konntest Du gleich benennen? - Warum waren Dir diese Kirchen bekannt?Was weißt Du von den Dir bekannten Kirchen?

Aufgabe: Betreibe Internet-Research und ergänze Deine Informationen. Sammle auch Bildmaterial.

Gruppenaufgabe:Male mit den anderen auf ein Plakat ein großes Haus, mit vielen Zimmern. In jedem Zimmer stellt durch Texte und Bilder eine Kirche vor.

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Material 6 - Ökumene und weltweite Kirche

„Hier ist nicht Jude noch Grieche ... denn ihr seid alle-samt einer in Christus.“ – Galater 3, 28

Weltkarte

Es gibt viele Länder, Kulturen, Nationalitäten und Kirchen auf unserer Erde. Ökumene (von Griechisch: oi-kos = Haus) basiert auf dem oben abgedruckten Satz aus Galater 3, 28. Sie bekräftigt, dass wir unabhängig von unserer Herkunft und unserer Kirchenzugehörigkeit in Christus eins sind. Deshalb bleibt die Einheit der Kirche oberstes Ziel der Ökumene.

Wir wissen aber, dass es mehr als nur eine Kirche gibt. Es geht der Ökumene also um die Einheit in der Viel-falt. - Das ist wie mit einer Familie. Mama und Papa und die Kinder haben alle je ihre eigenen Begabungen, Bedürfnisse und Erlebnisse. Sie leben zumeist auch in einem Haus und bilden räumlich und gesellschaft-lich eine Einheit, die wir als Familie bezeichnen. Solange Mama, Papa und die Kinder miteinander reden, sich untereinander austauschen, unterstützen und miteinander leben ist die Familie als Einheit klar erkenn-bar. Hört das Gespräch, die gegenseitige Unterstützung auf, ist die Einheit der Familie gefährdet.

Das gleiche gilt für die Einheit der Kirche, auch sie lebt vom Gespräch, von gegenseitigem Austausch und gegenseitiger Unterstützung.

Aufgabe:Ordne die von Dir genannten zwölf Kirchen (siehe Material 6) einer der folgenden Kategorien zu und markiere sie auf dem letzten Arbeitsblatt mit der in der Klammer angegebenen Farbe. - Lutherische Kirchen (rot); andere Protestantische Kirchen (orange); Katholische Kirche (gelb); Orthodoxe Kirchen (blau); Cha-rismatische Kirchen (grün).

Versuche herauszufi nden (Internet-Search oder Nachschlagewerke) in welchen Ländern welche Kirchen besonders stark vertreten sind. Markiere die entsprechenden Gebiete auf obiger Weltkarte mit der entspre-chenden Farbe.

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„Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist.Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr.“ – 1. Korinther 12, 4-5

Sicher hast Du längst erkannt, dass auf dem Bild zwei Kirchenvertreter sich unterhalten. Es sind sogar zwei Bischöfe! - Kannst Du die beiden jeweils einer der fünf zuvor genannten Ka-tegorien zuordnen? (Ein klei-ner Tipp: Einer von ihnen ist unser Bischof!)

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Das Bibelwort aus 1. Korinther 12, 4-5 macht deutlich: Jede Kirche hat ihre besonderen Gaben zu der Einheit der Kirche beizutragen.

Gruppenspiel:Teilt Euch in fünf etwa gleich große Gruppen auf. Jede Gruppe übernimmt eine der fünf Kategorien: Luthe-rische Kirchen (rot); andere Protestantische Kirchen (orange); Katholische Kirche (gelb); Orthodoxe Kirchen (blau); Charismatische Kirchen (grün).

Jede Gruppe erhält die Farbe „Ihrer“ Kirche. Zieht Euch nun für ca. 10 Minuten in Eurer Gruppe zurück und besprecht miteinander, was „Eure“ Kirche an besonderen Begabungen hat und was sie als wichtig erachtet.

Sobald sich alle Gruppen wieder versammelt haben, beginnt das Spiel. Hierfür bedarf es eines Farbwürfels mit obigen fünf Farben und einer weiteren sowie der Karten (siehe Material 6), die verdeckt auf einem Stapel in der Mitte liegen.

Eine Gruppe beginnt zu würfeln (z.B. die sich als erstes oder letztes wieder eingefunden hat). Die Pastorin bzw. der Gruppenleiter nehmen die oberste Karte vom verdeckten Stapel ab und lesen sie vor. Die oben liegende Farbe des Würfels zeigt an, welche Gruppe zu antworten hat. Wird die sechste Farbe gewürfelt, die keiner Gruppe zugeordnet ist, sind alle Gruppen der Reihe nach dran, die Position „ihrer“ Kirche dar-

zustellen.

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Musterkarten für das Gruppenspiel (siehe Material 6)Bitte die Karten an den Linien ausschneiden. – Tipp: Wenn sie vergrößert und auf Pappe aufgeklebt wer-den, halten sie länger.

Gottesdienst wird in allen Kirchen gefeiert. Wie sieht der Gottes-dienst in „deiner“ Kir-che aus ?

Alle Kirchen glauben an Jesus Christus. Doch un-terschiedliche Kirchen betonen unterschied-liche Aspekte seines Lebens und Wirkens. Was ist „Deiner“ Kirche besonders wichtig an Christus?

In einigen Kirchen gibt es Menschen (wie z.B. Nonnen oder Mönche), die ihr Leben aus-schließlich Gott wid-men und deshalb nicht heiraten. Man nennt die Zölibat. Was hält „Dei-ne“ Kirche davon?

In manchen Kirchen werden auch Kinder, in anderen nur Erwachse-ne getauft. Was prak-tiziert „Deine“ Kirche und begründet sie ihr Handeln?

Die wichtige Rolle von Maria als Mutter Jesu wird in den meisten Kir-chen anerkannt, doch unterschiedlich bewer-tet. Was denkt „Deine“ Kirche über Maria?

Das letzte Mahl Jesu wird von allen Kirchen bedacht und gefeiert. Doch was lehrt „Dei-ne“ Kirche zum Ge-schehen des Abend-mahls? - Was passiert, wenn im Gottesdienst Brot gebrochen und Wein gereicht wird.

Alle Kirchen berufen sich auf die Bibel als Autorität. Doch wer-den die Texte der Bibel unterschiedlich gelesen. Einige nehmen sie wort-wörtlich, andere wollen sie in ihrem jeweiligen geschichtlichen Kontext verstehen.

Das Gebet ist für alle Christen ein Mittel um mit Gott ins Gespräch zu treten. Wie wird in „Deiner“ Kirche gebe-tet? (z.B. Liturgische Texte – welche!?; freies Gebet; Zungengebet etc.)

Alle Kirchen haben auch ethische Erwar-tungshaltungen an ihre Mitglieder. Welche Verhalten werden von „Deiner“ Kirche be-sonders stark gefördert und welche drastisch abgelehnt?

Partizipiert „Deine“ Kir-che am ökumenischen Prozess und ist Mitglied des Weltkirchenrates? Was denkst Du, wie nimmt „Deine“ Kirche andere Kirchen wahr?

Wie sieht „Deine“ Kir-che Menschen anderen Glaubens? Geht sie davon aus, dass Gott auch durch andere Re-ligionen wirkt oder hält sie dies für ausgeschlos-sen?

„Sünde“ ist ein wich-tiger theologischer Begriff. Wie wird er in „Deiner“ Kirche gefüllt? Was z.B. passiert mit Sündern nach ihrem Tod?

Was sieht „Deine“ Kirche als ihre Haupt-aufgabe an?(z.B. Mission oder Diakonie oder Pfl ege der Mitglieder oder das Gebet etc.)

Manche Kirchen haben eine oder mehrere ihnen eigene Besonder-heiten. Kannst Du ein, zwei solcher Besonder-heiten „Deiner“ Kirche benennen?

Alle Kirchen führen sich letztlich auf Jesus Christus zurück. Aber alle Kirchen haben auch einen je eigenen historischen Ursprung. Nenne Personen und Umstände, die zu dem entstehen „Deiner“ Kirche führten.

Es gibt unterschiedliche Ämter und Titel in un-terschiedlichen Kirchen. Kannst Du einige „Dei-ner“ Kirche benennen?

Sollten Sie weitere Fragen für sinnvoll erachten, schreiben Sie diese einfach auf Karten auf und ergänzen

den Fragestapel entsprechend.

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Selbstverständlich können Sie oder Ihre Gruppen selber weitere Karten für das Spiel

erstellen. Hierfür eine Kopiervorlage für noch unbeschriftete Karten.

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Notizen

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Notizen

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Ev.-luth. Landeskirche in BraunschweigDietrich-Bonhoeffer-Straße 138300 WolfenbüttelTel.: 05331/802-0Fax: 05331/[email protected]