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S chmökerschiff Vorlesemagazin für Kindergartenkinder und Schulanfänger Frühling 2011

Schmökerschiff Frühlingsausgabe 2011

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Hier findest du Geschichten, die dir die Wartezeit auf Ostern verkürzen. Viele Texte bereiten aber auch nach dem Osterfest jede Menge Schmökerspaß

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SchmökerschiffVorlesemagazin für Kindergartenkinder und Schulanfänger

Früh

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Die Schmökerfreunde

rufen mich meine Freunde. Ich darf unser Schmökerschiff lenken. Deshalb muss ich im-mer die Augen offen halten und gut aufpassen. Wenn ich auf der Reise etwas Schönes sehe, mache ich ein Bild davon. Diesmal habe ich euch das Wimmelbild „Im Park“ (S. 30) und das Ausmalbild „Der freche Osterhase“ (S. 44) mit-gebracht!

Wurzel Wiesel

Amu Affe , das bin ich! Mit meinen geschickten Affenhänden führe ich euch Fingerspiele zum Thema „Tierisches Allerlei“ (S. 22) vor und zeige euch, wie man schöne Ostereierblumen basteln kann (S. 36)!

heiße ich. Damit uns auf unserer Reise niemals langweilig wird, habe ich in meinem Beutel immer ein paar Bücher dabei. Drei meiner Lieblingsgeschichten sind die Bilderbuchgeschichte „Der Schmi-Schma-Schmetterling“ (S. 4), die Erlebnisgeschichte „Julia auf dem Ostermarkt“ (S. 32) und die Vorlese- geschichte „So geht’s zu im Hühnerstall“ (S. 40)!

Kiki Kanguru

Pippa Papagei ist mein Name, und ich kann einfach nicht meinen Schnabel halten! Kurze Erzählungen sprudeln nur so aus mir heraus, und diesmal bekommt ihr von mir vier besonders schöne Minutengeschichten zu hören (S. 38)! Außerdem gebe ich euch Bücher-tipps für noch mehr Schmökerspaß (S. 42)!

nennt man mich, und ich bin schon mehrere hundert Jahre alt. In meinem langen Leben bin ich viel herumgekommen, habe Märchen aus aller Welt gehört und einiges gelernt. Diesmal erfahrt ihr von mir Interessantes zum Thema „Tierbabys - Nesthocker und Nestflüchter” (S. 20), und ich erzähle euch das Märchen „Die Schildkröte und der Geier“ (S. 24)!

Saba Schildkröte

fünf freuen uns sehr darüber, dass du nun auch ein Schmökerfreund werden willst. Sei so lieb, und male ein Bild von dir in diesen Rah-men!

Wir

Titelblatt und Illustrationen: Raffaela Bartik Text: Lisa Blocher

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Willkommen

Fast alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder einmal eifrige Leser werden: Schließlich erwei- tert Lesen den Wortschatz, es fördert Kreatvitätund Fantasie. Buben und Mädchen, die gerne lesen, tun sich in der Schule oft leichter als jene, die nie freiwillig ein Buch zur Hand nehmen. Man darf aber nicht vergessen, dass Lesen nicht nur nützlich ist, sondern auch richtig viel Spaß machen kann! Um das für sich zu entdecken, braucht Ihr Kind Ihre Hilfe. Die Fähigkeit zu lesen ist für ein kleines Kind noch eine geheimnisvolle Zauber-macht, mit der es nichts anzufangen vermag. Was Buben und Mädchen in diesem Alter jedoch bereits zu schätzen wissen, sind schöne und spannende Geschichten. Wie froh und dankbar wird Ihr Kind also sein, wenn Sie Ihre „Zauber-macht“ nutzen, um es jeden Tag für ein Weil-chen (und seien es nur ein paar Minuten) in eine andere Welt zu entführen! Es wird kaum jemals nur passiv zuhören, wenn es eine anregende Geschichte vorgelesen bekommt, sondern Ver-gleiche zu seinen eigenen Erlebnissen ziehen, Fragen stellen, vielleicht selbst zu erzählen an-fangen. Das Vorlesen wird zu einem besonderen Spiel zwischen Ihnen und Ihrem Kind, und bald werden Sie diese innige gemeinsame Zeit nicht mehr missen wollen. Die Wahl des richtigen Vorlesestoffs will Ihnen das Schmökerschiff erleichtern.

Vergnügliche Schmökerstunden wünscht Ihnen

(Lisa Blocher, Chefredakteurin)

Liebe Vorleserin, lieber Vorleser!

Meine Schmökerfreunde und ich hatten im Winter viel Spaß. Trotzdem freuen wir uns sehr darüber, dass jetzt endlich der Frühling da ist und wir auf unseren Reisen die warmen Son-nenstrahlen genießen können. Aber es gibt da so ein Sprichwort: Der April, der macht, was er will! Gerade noch war es warm und schön draußen, da wird es plötzlich wieder winterlich kalt. Das muss auch der kleine Schmetterling aus unserer Bilderbuchgeschichte erleben! Damit du keine schlechte Laune bekommst, wenn du wieder einmal an einem Regentag zu Hause sitzen musst, haben wir dir ganz viele Frühlings-geschichten mitgebracht. Vor allem Geschichten über die Tiere, die sich genauso wie du darüber freuen, dass der Winter jetzt vorbei ist: Rehe, Füchse, Küken, Hasen… Aber du begegnest in unserer Zeitschrift auch Tieren, die man sonst nur im Zoo bewundern kann: Auf den Märchen-seiten entführen wir dich nach Afrika zum Geier und zur Schildkröte, und Julia trifft auf dem Ostermarkt ein Krokodil. Möchtest du erfahren, wie sich Julia mit dem grünen Ungeheuer ange-freundet hat? Und willst du herausfinden, was die vielen Tiere in unserer Zeitschrift noch alles erleben? Dann blättere schnell um, und schon beginnen die Schmökerabenteuer!

Viel Freude mit unserer Frühlingsausgabe wünscht dir dein

Schmökerschiff

P.S. Kannst du die Bilder von all diesen Tieren finden: Adler, Affe, Amsel, Bär, Biene, Dinosauri-er, Eichhörnchen, Floh, Fuchs, Gans, Geier, Hai, Hase, Huhn (Küken), Hund, Känguru, Katze, Kohl-weißling, Krake, Krokodil, Kuh, Maulwurf, Maus, Mücke, Papagei, Pferd, Reh, Schaf, Schildkröte, Schwein, Stockente, Wiesel, Ziegenbock?

Liebe(r) !

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BilderbuchDer Schmi-Schma- Schmetterling

Siehst du das Röllchen da am Ast,das lange schon dort hing?Wer ist denn drin in dem Kokon?Ein Schmi-Schma-Schmetterling!

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Kohlweißling heißt er, und er willjetzt endlich was erleben.„Bestimmt ist es schon warm“,denkt er, „ich möcht‘ so gerne schweben!“

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So lange war er eingesperrt,nun schlüpft er endlich aus.Und stolz streckt unser Schmetterlingdie weißen Flügel aus.

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Doch statt des warmen Sonnenlichtsbemerkt das Falterkindnur schwarze Wolken und dazunoch eisigkalten Wind!

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Oje, er ist zu früh geschlüpft:Der Winter ist noch da.Und für den Schmi-Schma-Schmetterlingbedeutet das: Gefahr!

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Die Flocken fall’n auf ihn herab,und dieser kalte Schneetut unser’m kleinen Kohlweißlingauf seinen Flügeln weh.

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Das Flattern fällt ihm bald schon schwer,mit allerletzter Kraftversteckt er sich in einem Waldund denkt dann froh: „Geschafft!“

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Doch wieder muss der Kohlweißlingum seine Flügel bangen:Die Amsel hat ihn dort entdecktund möcht‘ ihn gerne fangen!

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Der Schmetterling hat große Angst,versucht davonzufliegen.Der Vogel pfeift ihm hinterher:„Ich werd‘ dich schon noch kriegen!“

Da sieht der Schmetterling ein Nest,ein Eichhornkind wohnt hier.Es winkt dem armen Schmetterlingund fragt: „Was ist mir dir?“

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„Ich friere“, klagt der Schmetterling,„und bin auch ganz allein!“„Du Armer“, ruft das Eichhörnchen,„komm‘ bitte schnell herein!“

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Die Zeit vergeht für sie im Flug.Was glaubst du, was sie machen?Sie spielen Fangen und Versteckund viele and‘re Sachen!

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Da kommt Frau Biene zu Besuch,das kleine gelbe Tier.Sie summt und brummt ganz aufgeregt:„Was tut ihr denn noch hier?

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Das schlechte Wetter ist vorbei,der Himmel hell und klar.Kommt mit zur Frühlingswiese, schnell!Dort ist es wunderbar.“

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Das Eichhorn und der Schmetterling,die eilen gleich hinaus.Mit all den Blumen sieht die Weltfast wie verzaubert aus!

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Für beide ist der Frühlingstagzum Spielen wunderschön.Komm‘ auch schnell in den Garten raus,vielleicht wirst du sie seh‘n!

Text: Lisa Blocher

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Schlaue Seiten

In dem Wald, da steht ein Haus, schaut ein … zum Fenster raus. (Das Reh)

Im Mai oder Juni kommt das Rehkitz zur Welt, manch-mal zusammen mit einem oder gar zwei Geschwis-terchen. Gleich von Anfang an können kleine Rehe gut hören und sehen. Außerdem üben sie schon kurz nach der Geburt das Gehen, und nach zwei Tagen können sie schnell laufen! Deswegen nennt man sie Nestflüchter.

…, du hast die Gans gestohlen (Der Rotfuchs)

Tierbabys – Nesthocker und Nestflüchter

Im März oder April bringen Fuchsmütter vier bis acht Welpen zur Welt. Stell dir vor – so ein neu-geborenes Füchslein wiegt nur so viel wie ein Apfel! Am Anfang können Fuchswelpen noch gar nichts sehen. Sie müssen lange im Bau bleiben, wo sich ihre Eltern viel um sie kümmern – deswe-gen sagt man auch, dass sie Nesthocker sind. Erst nach zwei Wochen machen die kleinen Füchse die Augen auf und beginnen miteinander zu spielen. Ihr Fell war am Anfang noch graubraun, aber nun bekommt es die rötliche Farbe, die wir vom Fuchs kennen. Einen ganzen Monat lang müssen es die kleinen Füchse im Bau aushalten. Danach dürfen sie endlich ins Freie und sich in der Sonne balgen!

Doch wieso liegt das Kitz so einsam im Gras? Hat es etwa sei-ne Mutter verloren? Nein, ein kleines Reh bleibt oft stunden-lang alleine. Wegen der hellen Tupfen auf seinem Fell kann es sich gut auf einer Blumenwiese verstecken. Hunde, Wild-schweine oder andere Tiere können das Rehbaby dann nicht sehen und auch nicht erschnuppern – Kitze riechen nämlich nach fast nichts! Und wie findet Mutter Reh ihr Junges? Ganz einfach: Das Kitz lockt seine Mama zu sich, indem es fiept. Wenn du ein kleines Reh im hohen Gras entdeckst, berühre es bitte nicht. Sonst erschreckt sich die Mutter vor deinem Menschenduft und traut sich vielleicht nicht mehr zu ihrem Kind.

© Hartmut Jungius

© Hartmut Jungius

© J. Stefan

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Tierbabys – Nesthocker und Nestflüchter

Alle meine… (Die Stockente)

Stockenten nennt man die Enten, die du beim Spazierengehen im Park oft sehen kannst: Die weiblichen En-ten sind braun und die Männchen haben grüne Köpfe. Ab März fangen die Entenweibchen an, sieben bis 16 Eier zu legen – aber jeden Tag nur eines. So will die Ente herausfinden, ob sie sich einen guten Platz für ihr Nest ausgesucht hat. Wenn die ers-ten paar Eier nicht von einem an-deren Tier gestohlen wurden, dann weiß die Entenmama, dass ihr Nest in Sicherheit ist.

Kennst du noch andere Tiere, die schon kurz nach ihrer Geburt herumlaufen können? (Kälbchen, Meerschweinchen, Fohlen…) Und welche Tiere können noch nichts sehen, wenn sie gerade auf die Welt gekommen sind? (Kätzchen, Hausmäuse, Hamster…)

Wenn die Ente alle Eier gelegt hat, muss sie brüten…fast einen Monat lang. Dann ist ein leises Piepsen zu hören, und die Entchen wollen endlich hinaus! An ihrem Schnabelende haben die Küken eine Spitze, die man „Eizahn“ nennt. Damit können sie Löcher in die Schale picken. Trotzdem ist das Ausschlüpfen sehr anstrengend, und wenn die Kleinen endlich draußen sind, bleiben sie ganz erschöpft und verklebt liegen. Aber schon kurze Zeit später sehen die Entchen wie flauschige Bälle aus, und nach wenigen Stunden fangen sie an, herumzuwatscheln und zu schwimmen. Was glaubst du also, was Enten sind – Nesthocker oder Nestflüchter?

Text: Lisa BlocherDie Fotos wurden uns freundlicherweise vom WWF zur Verfügung gestellt.Der WWF schützt die Lebensräume von bedrohten Tieren auf der ganzen Welt und sorgt dafür, dass sie nicht übermäßig gejagt werden. Mehr Infos zu wilden Tieren findest du unter: www.wwf.at/kids

© Frank Parhizgar

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Tierisches A l l e r l e i

Alle meine Fingerlein, sollen jetzt mal Tiere sein. Der Daumen ist das dicke Schwein, dick und fett und ganz allein!Der Zeigefinger ist der Ziegenbock mit dem langen Zottelrock.Der Mittelfinger ist das das stolze Pferd, von dem Reiter hoch verehrt.Der Ringfinger ist die braune Kuh, die macht immer: „Muh! Muh! Muh!“Und unser kleines Fingerlein? Das soll unser Schäfchen sein!Alle Tiere laufen hopp, hopp, hopp! Laufen im Galopp-lopp-lopp! Laufen in den Stall hinein, denn es wird bald

finster sein.

Zuerst wird ein Finger des Kin-des nach dem anderen hin und her

bewegt. Bei „hopp, hopp, hopp“ und „Galopp-lopp-lopp“ hüpft die Eltern-Hand den ausgestreckten Arm des Kindes ent-lang. Gegen Ende wird die Stimme immer leiser, und die Eltern-Finger kuscheln sich zum Schluss in die Handfläche des Kindes

– also in den „Stall“.

Zippel-Zappel

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23Text: Lisa Blocher Illustration: Lisa und Julia Blocher

Tierisches A l l e r l e i

Kommt ein Bär, der tappt schwer.Eltern-Hände „tappen“ den Körper des Kindes hinauf.

Kommt ein Mäuslein, baut ein Häuslein.Eltern-Finger krabbeln kitzelig die Seite des Kindes bis zur Achselhöhle hinauf; dann legen sich die gestreckten Finger an den Spitzen schräg zusammen und bilden ein „Häuslein“.

Kommt ein Mücklein, – sss – baut ein Brücklein.Finger kommen bei „sss“ angeschwirrt und legen sich dann gerade an den Spitzen als „Brücklein“ zusammen.

Kommt ein Floh – der macht SO!Finger krabbeln bis zum Hals, springen plötzlich zur Nase des Kindes und kitzeln.

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Die Schildkröte und der Geier(aus Ghana)

Nach Friedrich Becker (Hrsg.), Afrikanische Märchen, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1969

Vor vielen, vielen Jahren, als Geister und Elfen noch sicht-

bar waren, da lebte ich im fernen Land Ghana. Ich war noch sehr jung, hatte allerlei Dummheiten im Kopf und sah vollkommen an-ders aus – kugelrund war ich da-mals noch. Ich hatte einen ganz dicken Bauch – nicht so flach, wie man ihn heutzutage von Schild-kröten kennt –, und wenn ich mei-ne Beine und meinen Kopf einzog, dann sah ich aus wie ein Ball. Mein bester Freund war der Geier. Wir verbrachten sehr viel Zeit mitein-ander und waren im ganzen Tier-reich für unsere Streiche bekannt.

Eines Tages lud ich den Geier zu meiner Ge-burtstagsfeier ein. Wir hatten auf dem Fest

jede Menge Spaß. Zu essen aber gab es Suppe. Nur Suppe. Und ich sah meinem Freund an, was er dachte: „Suppe? Wieso nur Suppe? Es weiß doch jeder, dass ich nur Fleisch esse!“ Ich grins-te ihn an, und da wusste der Geier, dass ich ihm einen Streich gespielt hatte. Aber er benahm sich vorbild-lich und ließ sich nichts anmerken.

Erst bei der Verabschiedung, nachdem er sich freundlich für das wundervolle

Fest bedankt hatte, schwor er mir leise Vergeltung für diesen hinterlistigen Streich.

Wusstest du schon, dass Ghana ein Land in Afrika ist und dass man mit dem Flugzeug mehr als zehn Stunden

braucht, um dort hinzugelangen?

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Märchen

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Bald kam ein Tag, der sich für seine Rache anbot. Auch er lud mich zu sei-ner Geburtstagsfeier ein: „Liebe Freun-din! Komm doch zu meinem Fest, du bist herzlich einge-laden!“ „Gerne!“, antwortete ich. „Wo findet denn dein Fest statt?“ – „Bei mir zu Hause, in der Krone des Kazaurabaumes!“, rief er aufgeregt und flog weiter, um anderen Freunden Bescheid zu sagen.

„Mein lieber Freund“, dachte ich, „das hast du dir ja schön ausgedacht! Lädst mich zu einem Fest auf den Kazaura-baum. Aber du weißt doch, dass ich nicht fliegen kann! Wie soll ich also zu deinem Fest gelangen?“ Das war die Revanche für das Suppenfest. Doch so einfach wollte ich ihm diese Rache nicht ma-chen. Ich überlegte eine Weile, bis mich der Adler unterbrach: „Saba! Bist du auch zu dem Geburtstagsfest des Gei-ers eingeladen?“ Da kam mir eine Idee! „Ja, lieber Adler, das bin ich. Aber da ich nicht fliegen kann, werde ich dort nicht erscheinen. Wärst du vielleicht so freundlich und würdest mein Ge-schenk mitnehmen und es dem Gei-er an meiner statt überreichen?“ Der Adler war sofort einverstanden.

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Am Tag des Festes, kurz bevor der Adler kam, ließ ich mich von mei-ner Mutter in einen Lederbeutel einpacken – fertig war das Ge-burtstagsgeschenk! Ich schenkte mich also selbst und muss dabei ausgesehen haben wie ein Fußball.

Der Adler war pünktlich, nahm das Geschenk von meiner Mutter entgegen, packte es mit seinen rie-sigen Krallen und flog da-von. Es schwankte gewaltig da oben in der Luft. Und je länger der Flug dauer-te, desto mehr hörte ich den Adler stöhnen und fluchen: „Das Geschenk ist so schwer, dass ich es kaum tragen kann!“ Wir kamen aber beide heil bei dem Fest an, und der Ad-ler überreichte dem Geier den gut verschnürten Le-derbeutel. Neugierig pack-te dieser ihn sofort aus.

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„Saba!“, rief er ganz überrascht, als er mich darin entdeck-te, „Jetzt hast du mich doch ausgetrickst!“ Ich grinste und freute mich, dass mir die Überraschung gelungen war. Der Adler nahm mir diese kleine List allerdings so übel, dass er sich weigerte, mich wieder nach Hause zu fliegen. Was sollte ich nun also tun? Nur der Adler war stark genug, um mich tragen zu können. Einer der anderen Gäste – hunderte Vögel unterschiedlichster Arten – hätte das niemals geschafft.

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Da hatte mein Freund eine Idee: „Liebe Gäste! Wenn jeder von euch der Schildkröte nur eine ein-zige Feder opfert, dann können wir ihr Flügel bau-en, und sie kann selbst nach Hause fliegen.“ Die Gäste waren einverstan-den, und jeder schenk-te mir eine Feder. Jeder außer dem Adler, der war ja beleidigt. Und so kleb-ten sie mir mit Honig die Federn an meinen Panzer. Das wurde ein prächtiges und buntes Federkleid!

Als die Flügel fertig waren, war ich so aufgeregt, dass ich sofort umher-sprang und sie ausprobieren wollte. „Liebe Freundin!“, rief der Geier mir hinterher. „So warte doch, ich muss dir erst zeigen, wie man fliegt!“ Doch in meiner Freude hörte ich nicht auf den Geier und sprang vom nächsten Ast, breitete meine Flü-gel aus und flog – wie ein Stein. Der Wind hatte mir die Flügel sofort in Stücke gerissen, und nun fiel ich, schneller als gehofft, dem Boden entgegen, bis ich unsanft mit mei-nem Bauch auf der Erde aufprallte.

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Da lag ich nun, und die anderen Vögel schwebten majestätisch vom Baum und lande-ten elegant neben mir. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass es mir gut ging, fin-gen sie alle an, schallend zu lachen. „Wie du aussiehst!“, rief der Geier, „dein Bauch!“ Ich blickte an mir herunter und sah nun, was sie meinten. Mein Panzer! Er hatte den Sturz abgefangen, war nun aber auf der Vorderseite eingedrückt. Jetzt sah ich aus wie eine Halbkugel, meine schöne Kugelform hatte ich eingebüßt mit die-ser Dummheit! Aber auch ich musste lachen: Das sah einfach zu komisch aus! So etwas hatte die Welt noch nicht gesehen: eine Schildkröte mit flachem Bauch!Wie ihr sehen könnt, ist mir der Bauch erhalten geblieben. Hätte ich auf meinen Freund gehört und mir das Fliegen zeigen lassen, dann wäre mir dieser unangenehme Sturz erspart geblieben! Stattdessen erinnern nun alle Schildkröten dieser Welt – also meine Kinder und Kindeskinder, mei-ne Enkel und Enkelsenkel – durch ihre Halbkugelform an diese Torheit.

29Text: Nancy Mertins

Illustration: Petra Kaindel

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Kannst du das finden?

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Bild: Elisabeth Hofbauer

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Staunend steht Julia vor einer Pyramide, die ganz und gar aus bunt bemalten Eiern gebaut ist. Als die Verkäuferin ein besonders hübsches Ei ganz oben auf den Stapel legen will, rutscht es ihr aus der Hand und kullert zu Boden.

Oje, jetzt hat das Ei ein kleines Loch! Aber das ge-malte Bild darauf ist noch heil. „Das kann ich nicht mehr verkaufen“, sagt die Frau zu Julia, „ich schen-ke es dir!“ Julia strahlt. Dieses schöne Ei wird sie zu Hause gleich an den Osterstrauch hängen!

Erlebnisgeschichte Julia auf dem Ostermarkt

Heute geht Julia mit ihrem Papa auf den Ostermarkt! In den Buden gibt es so viel zu sehen: Spielzeug, buntes Geschirr, Leckereien – und natürlich Ostereier.

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Danach kauft Papa an dem Stand süße Brezeln. Während Julia und Papa gemeinsam schmausen, spazieren sie über den Marktplatz und entdecken ganz hinten eine Kasperlbühne. Auf einem bunten Schild steht der Name des Theaterstücks, das gleich anfangen soll: „Der Osterhase und das böse Krokodil“.

Leider sind die Zuschauerbänke schon alle besetzt. Julia muss bei den Erwachsenen stehen, aber von dort aus kann sie die Bühne überhaupt nicht gut er-kennen. Da hebt Papa sie hoch und setzt sie auf seine Schultern. Niemand hat jetzt so einen guten Ausblick wie Julia!

Eine lustige Melodie ertönt und der Vorhang hebt sich. Auf der Bühne sitzt der Osterhase und gähnt: Er ist ganz müde, weil er seinen schweren Eierkorb so weit geschleppt hat. Bald darauf ist er eingeschlafen und bemerkt gar nicht, dass das große, böse Krokodil heranschleicht!

Julia auf dem Ostermarkt

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Die Kinder schreien, um den Hasen aufzuwecken, aber der schläft einfach zu fest! Schon nimmt das Krokodil den Eierkorb in sein riesiges Maul und schleppt ihn davon. Vor Aufregung klammert sich Julia mit aller Kraft an Papa fest. „Auweh!“, ruft Papa aus. „Lass noch ein paar Haare auf meinem Kopf!“

Zum Glück geht das Stück gut aus: Kasperl hilft dem Osterhasen, den Eierkorb zurückzuholen und das Krokodil zu verscheuchen. Die Zuschauer klatschen begeistert – da erleben sie noch eine Überraschung: Ein paar Leute kommen hinter der Bühne hervor und bringen die Kasperlfiguren mit!

Sofort drängen alle Kinder nach vorne, jeder will dem Kasperl die Hand schüt-teln oder den Osterhasen streicheln. Julia wartet und wartet, aber sie kommt ein-fach nicht an die Reihe! Da sieht sie eine Frau, die das Krokodil im Arm hält. Kein Kind wagt sich in seine Nähe, niemand möchte das Krokodil anfassen. Auf einmal tut es Julia leid.

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Zögernd geht Julia auf das Krokodil zu und krault es dann ganz vorsichtig am Kopf. Papa traut seinen Augen nicht, und das Krokodil klappert vor Freude mit dem Maul! Leider muss es gleich wieder zurück hinter die Bühne, denn die nächste Vorstellung fängt in wenigen Minuten an.

Als Julia sich nach ihrem Papa umdreht, entdeckt sie einen kleinen Buben, der auf einer Zuschauerbank sitzt. Seine Mama möchte nach hinten zu den ande-ren Erwachsenen gehen, aber der Bub klammert sich an ihrem Hosenbein fest. „Ich mag das böse Krokodil nicht sehen!“, ruft er.

Julia setzt sich neben den Buben und sagt zu ihm: „Von weitem sieht das Krokodil mit seinen großen Zähnen ganz schön gefährlich aus… aber soll ich dir ein Geheimnis verraten?“ „Au ja!“ Der Bub schaut Julia gespannt an. Da flüstert sie ihm ins Ohr: „In Wirklichkeit ist das Krokodil kuschelweich! Das weiß nur keiner.“

Text: Lisa Blocher Illustration: Harald Dersch

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BasteltippOstereierblumen

Um Ostereierblumen zu basteln, braucht man:

EierFarben (z.B. Wasserfarben) und Pinselgrüne Strohhalmegrüne Gummiringegrüne und andersfarbige ServiettenSchereKlebstoff und Klebestreifeneinen spitzen Gegenstand (Stricknadel, Schrau-benzieher…) zum Durchbohren der Eierschale

Heute beim Spazierengeh‘nhab‘ ich was Seltsames geseh‘n.

Ich fragte mich: Was ist denn das?Ist’s ein Geschenk vom Osterhas‘?

Seit wann wächst so was vor dem Haus?Ein bunter Ostereierstrauß!

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Und so funktioniert’s:

1. Eier oben und unten mit einem spitzen Gegenstand (Stricknadel, Schraubenzieher…) durchbohren und dann ausblasen.

2. Eier auf Strohhalme stecken, oben und unten mit Gummiringen fixieren (Gummiringe so oft um den Strohhalm wickeln, bis das Ei nicht mehr herunterrutscht). Eier bemalen und trocknen lassen.

3. Die oberste Schicht der Servietten abziehen und dreimal falten. Blütenblatt ausschneiden, auseinanderfalten und in der Mitte ein kleines Loch hineinmachen.

4. Zwei „Servietten-Blüten“ auf die Strohhalme auffädeln und Schicht für Schicht festkleben.

5. Blätter aus grüner Serviette ausschneiden und mit Klebestreifen an den Strohhalmen be-festigen.

(Tipp: Wer chinesische Essstäbchen zu Hause hat, kann diese grün bemalen und dann anstelle der Strohhalme verwenden!)

Fertig ist der Ostereierstrauß!

Text und Fotos: Lisa Blocher

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MinutengeschichtenWarum im Frühling die Tage länger werden

Als es noch keine Menschen und Tiere gab, war die Erde ganz alleine mit der Sonne, dem Mond und vielen glitzern-den Sternen. Sie fühlte sich sehr wohl, denn das ganze Jahr über wurde sie von ihrer Freundin, der Sonne, gewärmt. Eines Tages bemerkte sie jedoch, dass die Sonne ein trauriges Ge-sicht machte. Besorgt fragte die Erde, was denn los sei. Zuerst druckste die Sonne ein wenig herum, doch dann gestand sie verlegen: „Es ist so, dass es mir langsam zu anstrengend wird, dich das ganze Jahr über zu wärmen. Bitte sei mir deswegen

nicht böse!“ Die Erde hatte natürlich Verständnis für ihre Freundin, wusste jedoch auch nicht, wie man das Problem lösen könnte. Schließlich brauchte sie die Sonnenstrahlen! Als Sonne und Erde schon ganz verzweifelt waren, hatte der weise Mond eine Idee: „Wie wäre es, wenn die Sonne sich ein halbes Jahr lang ausrasten würde? Dann hätte sie auch wieder mehr Kraft, dich die andere Jahreshälfte zu beschei-nen!“ Die Erde dachte kurz nach und sagte schließlich: „Ich glaube, ich würde es aushalten, wenn mir ein paar Monate kalt ist. Aber nur, wenn du, liebe Sonne, mir versprichst, dass du die übrige Zeit ein bisschen länger bleibst und mich angenehm wärmst.“ „Einverstanden!“, rief die Sonne erleichtert. Und bis heute halten sich beide an die Abmachung. Wenn es Frühling wird, dann werden die Tage langsam länger und die Sonne immer kräftiger. Das dauert natürlich eine Weile, denn nach ihrer Ruhepause im Winter ist die Sonne noch etwas verschlafen und braucht ein bisschen, um wieder in Schwung zu kommen.

Viele tausend KätzchenAn einem besonders schönen Frühlingstag beschlossen wir Schmökerfreunde, einen Ausflug zu ma-chen. Unser Schmökerschiff schwebte friedlich über den Baumwipfeln dahin, aber ich, Pippa Papagei, langweilte mich ein bisschen: Kiki Känguru und Saba Schildkröte konnten mir keine Geschichten erzählen, weil sie in der warmen Sonne eingeschlafen waren, und leider hatte ich meine Bücher schon alle ausgelesen. Dabei dauerte der Flug noch so lange! Schließlich schlug Wuzel Wiesel vor: „Lass uns etwas spielen! Wir halten jetzt Ausschau nach anderen Tieren, und wer die meisten entdeckt, hat gewonnen!“ „Au ja!“, jubelte ich und flatterte begeistert mit den Flügeln. Angestrengt blickten wir bei-de auf die Wiese, über die wir gerade mit dem Schmökerschiff flogen. „Da unten steht eine Kuh“, krächzte ich nach ein paar Mi-nuten, „und auch noch drei Schafe!“ Ich freute mich und dach-te vergnügt: „Bestimmt werde ich das Spiel gewinnen!“ Doch da schaute Wuzel durch sein Fernrohr und rief ganz aufgeregt: „Dort vorne sehe ich viele tausend Kätzchen!“ „Das ist gelogen!“, schimpf-te ich empört. Ich wusste, dass Wuzel bei Spielen gerne schummelte. „Aber Pippa, dann schau doch selbst!“, antwortete Wuzel und reichte mir sein Fernrohr. Ärgerlich blickte ich hindurch – und musste plötzlich lachen: Am Rand der Wiese stand ein Baum… voller Weidenkätzchen!

Text: Melanie SandnerIllustration: Barbara Ecker

Text: Lisa BlocherIllustration: Barbara Ecker

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Hier bin ich! Hier musst du schauen! Hierher! Schade, ich vergesse immer wieder, dass mich keiner hören kann. Naja, macht auch nichts. Früher oder später werden sie mich schon noch finden. Solange kann ich es mir hier auch gemütlich machen! Ah, das Gras ist angenehm weich, und außerdem liege ich im Schatten, das ist gut. Dann schmecke ich auch noch lecker, wenn es ein bisschen länger dauert, bis ich gefunden werde. Ich gehöre dieses Jahr bestimmt zu den Schönsten. Auf meine rote Farbe bin ich besonders stolz. Die glänzt so hübsch auf meiner glatten Haut. Da hat sich der Herr Hase wieder Mühe gege-ben! Gott sei Dank hat er mich nicht fallen gelassen auf dem Weg und mich an einer guten Stelle versteckt. Jetzt werde ich aber langsam ungeduldig, meinen grünen Freund wurde schon längst gefunden, und auch den blauen haben sie gerade entdeckt. Wann kommen die Kinder denn endlich zu mir? Da höre ich eine Stimme: „Hier, da liegt noch eines, ein besonders schönes rotes…!“

„So! Heute braucht ihr euch die Schuhe gar nicht auszuziehen“, meint Sabine zu den Kindergartenkindern, die langsam alle in die Garderobe getrudelt kommen. „Wir gehen gleich in den Garten! Ich habe eine Aufgabe für euch: Sucht so viele Blumen wie möglich, aber reißt sie nicht aus! Ihr müsst euch merken, wo ihr sie gesehen habt, damit ihr sie nachher wieder findet.“ Die Kinder laufen in den Garten und machen sich sofort auf die Suche.

„Schaut mal, Maria hat ein Maiglöckchen gefunden!“, ruft Sabine. Sie zeigt den Kindern die Blume und holt dann aus ihrer Tasche ein Blatt, das fast so aussieht wie die Blätter des Maiglöckchens. Sie zerreibt das mitgebrachte Blatt zwischen ihren Fingern und lässt die Kinder daran riechen. „Ui, das riecht nach Knoblauch!“, meint Maria. Sabine erklärt, dass man diesen Bärlauch nicht mit dem Mai-glöckchen verwechseln darf. „Bärlauch erkennt man an dem Knoblauchgeruch, und die Blätter sind heller als die des Maiglöckchens. Bärlauchblätter schmecken gut auf Butterbroten, aber das Maiglöck-chen ist giftig!“Als Maria am Nachmittag nach Hause kommt, läuft sie gleich in den Garten. Sie will auch hier Blumen suchen. Marias Vater kommt nach draußen und sucht mit. Er betrachtet etwas Grünes, das neben dem Zaun wächst, und strahlt vor Freude. Maria weiß, dass ihr Vater Pflanzen liebt. Manchmal gibt er sogar ein bisschen mit seinem Wissen an und behauptet, er wäre ein richtiger Blumenspezialist.„Schau mal, Maria! Ein Maiglöckchen! Bei Maiglöckchen musst du aufpassen, die sind giftig“, meint er jetzt. „Maiglöckchen?“, denkt Maria. Im Kindergarten waren die Blätter aber dunkler, und hier riecht es auch nach Knoblauch – das ist doch… „Papa, das ist doch Bärlauch! Riech mal!“ sagt sie bestimmt.Marias Vater lacht. „Natürlich, du hast Recht, Maria! Jetzt kennst du unsere Frühlingspflanzen schon besser als ich!“

Rätsel

Vom Bärlauch und vom Maiglöckchen

Osterei

Text: Katrin WinklerIllustration: Barbara Ecker

Text: Melanie Sandner Illustration: Barbara Ecker

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VorlesegeschichteSo geht’s zu im HühnerstallFranzi freut sich: Es ist Wochenende, und er darf seine Oma besuchen. Die Oma wohnt auf dem Land. Sie hat ein Haus mit einem großen Garten. Franzi hat in der Stadtwohnung nur einen Balkon, dort stehen viele Pflanzen, aber wie in einem Garten ist es trotzdem nicht.Papa fährt Franzi mit dem Auto zur Oma. Franzi sitzt im Auto und zählt Bäume. Je näher sie zur Oma kommen, umso mehr Bäume muss Franzi zählen. Seine zehn Finger reichen lange nicht aus.Die Oma wartet schon in der Einfahrt. Sie be-grüßt Franzi mit einem dicken Kuss. Papa holt Franzis Rucksack aus dem Kofferraum, dann gehen sie in den Garten. Die Oma hat Limona-de gemacht – die schmeckt so gut! Papa verab-schiedet sich, und Franzi geht auf Entdeckungs-tour in den Garten.Alles scheint wie immer – aber halt, da ist doch etwas Neues! Da steht ja ein kleines Häuschen im Garten!Franzi fragt die Oma, was das ist. Die Oma er-zählt, dass sie sich einige Hühner angeschafft hat. Ihr Nachbar hat ihr dabei geholfen, den Stall zu bauen. Da ist auch ein Zaun drumher-um, damit die Hühner nicht den ganzen Garten zerscharren – das ist nämlich ihre Lieblingsbe-schäftigung. Dabei finden sie kleine Insekten und Würmer in der Erde, ein richtiges Fest-mahl.Aber die Hühner fressen natürlich auch Körner. Die Oma zeigt Franzi, wie man die Tiere füttert: Sie nimmt eine Handvoll Körner und streut sie über den Boden. Schon kommen die Hühner angerannt und picken drauflos, ein Körnchen nach dem anderen in ihre spitzen Schnäbel hin-ein. Jetzt darf es auch Franzi einmal ausprobie-ren – Körner in die Hand und losstreuen! Die Hühner freuen sich.„Nun müssen wir aber den Stall sauberma-chen. Komm, Franzi, du kannst mir helfen“, sagt die Oma. Sie gibt Franzi einen Besen und geht in das Hühnerhaus hinein. Da gibt es ei-nen großen Käfig mit Nestern zum Brüten und Stangen, auf denen die Hühner nachts sitzen und schlafen.Franzi darf in den Nestern nach Eiern su-chen. „Aber da sitzt ja ein Huhn!“, ruft Franzi. „Ja, ja“, antwortet die Oma, „das ist die Glu-cke, die brütet. Sie darf nicht aufstehen, damit die Eier im Nest nicht zu kalt werden. Sie sitzt schon fast drei Wochen, in den nächsten Tagen

dürften die Küken schlüpfen.“Franzi findet zwei Eier. „Warum sind das so we-nige?“, fragt er. „Weil nicht alle Hühner jeden Tag ein Ei legen“, erklärt die Oma, „aber fast!“Jetzt holt die Oma mit der Schaufel den Mist aus dem Stall. Die Glucke in ihrem Nest schaut gelassen zu. Als der Stall sauber ist, geben Oma und Franzi frisches Stroh hinein. Die Glucke pickt nach einigen Halmen und steckt sie unter ihren Bauch zu den Eiern. Da erhascht Franzi einen Blick auf die Eier: Sieben Stück kann er zählen.Die Glucke bekommt noch eine Schale mit Kör-nern, damit sie ihr Nest nicht verlassen muss, um nach Futter zu suchen.Jetzt kehren Oma und Franzi den Boden im Hühnerhaus sauber, den ganzen Staub und das

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Stroh nach draußen. In einer Ecke ganz hinten im Häuschen entdeckt Franzi noch ein Nest – das ist aber kein Hühnernest, sondern da sitzt eine Mäusemama mit fünf kleinen Mäusekin-dern, und alle fiepen ganz laut! Schnell geht Franzi mit dem Besen ein paar Schritte zurück, damit sich die Mäuse wieder beruhigen.Die Oma ist draußen und gibt den Hühnern Wasser; sie gießt es in eine Wanne, die in die Erde eingelassen wurde. Einige Hühner tau-chen sogar ihren Kopf unter das Wasser und schütteln ihn dann wild, so als würden sie du-schen. Da bemerkt Franzi, dass ein Huhn an-ders aussieht als die anderen: Es ist groß und hat lange bunte Federn am Schwanz. Die Oma erklärt Franzi, dass das ein Hahn ist. Durch sein buntes Federkleid unterscheidet er sich von

den Hennen, und wenn man genau schaut, merkt man auch, dass sein Kamm viel grö-ßer ist als die Kämme der anderen Hühner. Der Hahn läuft auf den Misthaufen und ruft: „Kikerikiiiii!“„Legt der auch Eier?“, will Franzi wissen. „Nein“, lacht die Oma, „das machen nur die Hennen!“Nachdem alle Arbeit getan ist, gehen Oma und Franzi ins Haus. Sie haben Hunger, also brät Oma ein paar Spiegeleier. Mit Butterbrot schmecken die am besten.Am Abend laufen die Hühner in den Stall und setzten sich zum Schlafen auf ihre Stangen. Die stärksten Hühner und der Hahn schlafen im-mer auf den höchsten Stangen.Es ist wichtig, dass die Tür vom Hühnerhaus am Abend fest verschlossen wird, damit den Hühnern nicht zu kalt wird und damit nachts kein Tier kommt, dass sie fressen könnte. Fran-zi sieht noch einmal schnell nach der Glucke. Sie hockt brav auf ihren Eiern und schläft schon fast. Leise schließt Franzi die Tür.Als Franzi im Bett liegt, erzählt die Oma ihm noch eine Gutenachtgeschichte. Bald ist Franzi eingeschlafen, und er träumt von den Küken, die bald schlüpfen werden.Am nächsten Tag erwacht Franzi durch ein lau-tes Rufen: „Kikerikiiii!“, kräht der Hahn. Schnell läuft Franzi ans Fenster und schaut zum Hüh-nerhaus. Die Oma hat die Hühner schon hin-ausgelassen und gefüttert. „So früh?“, denkt Franzi und legt sich noch einmal ins Bett. Aber da kommt schon die Oma und sagt, dass sie eine Überraschung hat. Franzi soll schnell mit-kommen zum Hühnerhaus.Die Küken schlüpfen! Wie aufregend! Franzi kann beobachten, wie die Eier langsam auf-brechen und die Küken sich herausschälen. Sie sind noch ganz nass und schwach. Die Oma sagt: „Sie brauchen jetzt etwas Ruhe.“Am Nachmittag darf Franzi wieder einen Be-such im Hühnerhaus machen. Jetzt sehen die Küken schon ganz anders aus: Sie sind gelb und weich und laufen im Stall herum.Die Oma setzt die Küken in einen eigenen Kä-fig, gemeinsam mit der Glucke. Sie bekommen feingemahlene Körner und Wasser. Jetzt am Anfang brauchen sie noch etwas Schutz, damit die anderen Hühner und der Hahn ihnen nicht wehtun. Aber in ein paar Tagen dürfen sie dann hinaus in den Hühnergarten! Piep, piep, piep!

41Text und Illustrationen: Regina Bayerl

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SchmökerspaßAnders- S e i n

Die Geschichte des kleinen Ich bin Ichs handelt von einem bunten Tier, das gerne wüsste wer oder was es ist. Eigentlich ist das kleine Etwas immer recht zu-frieden mit seinem Leben gewesen, bis eines Tages ein Laubfrosch da-nach fragt, wer es sei. Das karierte Wesen kann ihm diese Frage nicht beantworten, und so macht es sich auf die Reise, um dieses Rätsel zu lösen. Es trifft die verschiedens-ten Tiere; vielen sieht es ein wenig ähnlich, aber keines ist von seiner Art. Das bedauernswerte Geschöpf wird von allen vertrieben und geht einsam und allein seines Weges, bis es plötzlich erkennt: „Sicherlich gibt es mich: Ich bin Ich!“

Mira Lobe erzählt mit viel Witz und Einfühlsam-keit die Geschichte eines undefinierbaren Tieres, welches seine eigene Identität (noch) nicht kennt.

Seine anfänglichen Bemühungen, sich selbst in anderen zu suchen, scheitern, und so nimmt es schließlich die Indi-vidualität seines Wesens an. Eine lie-bevolle Geschichte, die Kindern Mut macht, sie selbst zu sein. Durch Illust-rationen von Susi Weigel wurde „Das kleine Ich bin Ich“ zu einem Kinder-buchklassiker. Besonderen Reiz ver-leiht dem Buch die beigefügte Bastel-anleitung, die jedem Kind ermöglicht, sein eigenes Ich bin Ich zu gestalten. Schmökerspaß für Kinder ab vier. (Jungbrunnen Verlag, 1972)

Irgendwie Anders ist einfach irgendwie anders. Weil er sich so sehr von allen anderen unterscheidet, will niemand mit ihm spielen, und keiner scheint ihn zu mögen. Alle Versuche, so zu wer-den wie die anderen, scheitern kläglich. Deshalb wohnt die kleine blaue Kreatur ohne Freunde auf ei-nem hohen Berg, ganz allein. Doch eines Abends klopft es: Vor der Tür steht ein Etwas! Das Etwas fühlt sich bei Irgendwie Anders sichtlich wohl und sagt, es sei wie er. Irgend-wie Anders ist jedoch über den Besuch sehr verwirrt und möchte das kleine Etwas schnurstracks vor die Tür setzen. Irgendwie Anders findet nämlich gar nicht, dass das Etwas so ist wie er.

Erst als das Etwas traurig das Haus verlassen hat, versteht Irgendwie Anders: Das Etwas ist zwar nicht wie er, aber das ist egal. Sie können Freunde sein,

auch wenn sie ganz unterschiedlich sind. Mit der Geschichte der beiden unglei-chen Freunde zeigt Kathryn Cave, dass man sich nicht ähneln muss, um sich zu mögen und zu verstehen. Für diese Leistung erhielt sie den UNESCO-Preis für Kinder- und Jugendliteratur im Dienst der Toleranz.Die Zeichnungen von Chris Riddell machen die beiden Freunde Irgendwie Anders und Etwas zu unverwechselba-ren Gestalten.Geeignet für Kinder ab vier Jahren. (Friedrich Oetinger Verlag, 1994)

KlassikerDas kleine Ich bin Ich – Mira Lobe

Irgendwie Anders – Kathryn Cave

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Anders- S e i nAktuellesGanz schön schlau, die dumme Sau – Werner Holzwarth

Eigentlich ist Basti ein ganz gewöhnlicher Junge, er hat aber ständig Pech. Deshalb entwickelt er sich mehr und mehr zum Außenseiter, und immer wenn er denkt: „Das geht be-stimmt schief“, passiert ihm tatsächlich etwas Dummes. Beim Fußballunterricht muss er ins Tor, weil er auf dem Feld zu schlecht spielt. Jedes Mal, wenn ein Ball in die Nähe seines Tors kommt, schließt er schnell die Augen, aus Angst, einen Fehler zu machen. Sein Team verliert und von nun an nennt ihn jeder nur noch „dumme Sau“. Der arme Sebastian kann gar nicht mehr schlafen, so traurig ist er, bis er ei-nes Nachts Besuch bekommt: Eine Horde Schwei-

ne versammelt sich um sein Bett und verspricht, ihm bei seinen Problemen zu helfen. Jetzt fasst der Pechvogel neuen Mut und braucht schließlich die

schweinische Unterstützung im-mer seltener. Werner Holzwarth spricht Kindern Hoffnung zu, die schon einmal das Gefühl hatten, allein zu sein. Er zeigt, dass die Ursache nicht notwendigerweise ein Mangel an Fähigkeiten ist, sondern oft ein bloßes Fehlen von Selbstvertrau-en. Mit Hilfe der von Henning Löh-lein gezeichneten Schweinehorde

wird das Buch zu einer witzigen und unterhaltsa-men Lektüre für Kinder ab vier Jahren. (Terzio Verlag, 2007)

Ach, Boris – Carrie WestonAls Frau Lehrerin Gacker, das Huhn, ihrer Klasse er-zählt, dass sie einen neuen Mitschüler bekommen soll, sind die Tierkinder ganz aufgeregt. Sie können es kaum erwarten, den neuen Kameraden endlich kennenzuler-nen. Doch als er schließlich den Klassenraum betritt, fährt dem Maulwurf, dem Hasen und den übrigen Tieren der Schreck in die Glieder: Vor ihnen steht ein rie-sengroßer, haariger Bär!Boris ist eigentlich ein ganz liebes und schüchternes Tier, das sich gerne mit den anderen anfreun-den möchte. Weil die Tierkinder jedoch lauthals schreien, als sie ihn zum ersten Mal sehen, fühlt sich der große Bär plötzlich ganz klein. Daher ist der Schulanfang für Boris alles andere als

leicht. Doch als seine Schulkameraden in Schwierig-keiten geraten, kommt sein großer Auftritt: Er rettet seine Mitschüler vor einer Rattenbande; auf die-

se Weise wird er unfreiwillig zum Helden und schließlich auch zum Freund der anderen Tierkinder.Carrie Weston beschreibt einpräg-sam die Geschichte eines Außen-seiters, dem es zunächst schwer fällt, Freunde zu finden. Sehr le-bendig wird die Erzählung durch die niedlichen Illustrationen von Tim Warnes. Ein Plädoyer für mehr Offenheit und Toleranz, humorvoll und verständlich geschrieben!

Vom Verlag empfohlen für Mädchen und Buben ab vier Jahren. (Ellermann-Verlag, 2008)

Text: Ramona Huber

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Bild: Lisa Blocher