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SERIE
Serie ,,Gesundheitspr€avention‘‘ Burnout undBurnout-Pr€avention
Veronika Geng
Wenn man eine Kerze an beiden Seitenanz€undet, mag sie eine Zeit doppelt soviel Licht spenden - aber sie ist auchdoppelt so schnell abgebrannt! (MyronRush)
Der Burnout-Begriff ist mittlerweile inaller Munde, dabei ist er alles andereals klar definiert. Eine der erstenVer€offentlichung zum Burn-out stammtvon Freudenberger. Er hat beiehrenamtlichen Mitarbeitern austherapeutischen Wohngemeinschaften,Kriseneinrichtungen und €ahnlichenInstitutionen ein verlaufstypischesPh€anomen festgestellt: Nach anf€anglichgroßem Engagement f€ur die Arbeitfolgte nach rund einem Jahr einphysischer und psychischerZusammenbruch, der durch einen€uberm€aßigen Einsatz der Ressourcenverursacht worden war. Diesen Zustandder physischen und psychischenErsch€opfung, die mit einer zunehmendenDistanzierung von den Klienten undverminderter Arbeitsleistung einherging,bezeichnete er als ‘‘burnout’’.[1]
Abb. 1 Quelle: Dieter Sch€utz, Pixelio.de
Eine einheitliche Definition von Burnoutist insbesonders im medizinischen Sinneschwierig.,,Burnout ist ein dauerhafter, negativer,arbeitsbezogener Seelenzustand’normaler’ Individuen. Er ist in erster
Linie von Ersch€opfung gekennzeichnet,begleitet von Unruhe und Anspannung,einem Gef€uhl verringerter Effektivit€at,gesunkener Motivation und derEntwicklung dysfunktionalerEinstellungen und Verhaltensweisen beider Arbeit [2]‘‘.F€ur Deutschland wird gesch€atzt, dass ca.7% aller Berufst€atigen von einemBurnout-Syndrom betroffen sind undweitere Personen Burnout gef€ahrdetsind. Die Ausl€oser f€ur Burnout sindmeist komplexe Wechselwirkungenzwischen Arbeitsbedingungen undindiviudellen Voraussetzungen, die zuanhaltendem Stress bis hin zurvollst€andigen Ersch€opfung f€uhren.
Ursachen im Einzelnen
Bei den Ursachen werdenBelastungsfaktoren verschiedener Arterw€ahnt.Personenexterne Belastungsfaktoren dieStress verursachen und PersoneninterneBelastungsfaktoren, die den N€ahrbodenf€ur Stress und Frustration die aufkommt,bestimmen. Treffen bestimmteKonstellationen sowohl auf derpersoneninternen als auchpersonenexternen Ebene zusammen,wird das Burnout-Risiko massiv erh€oht.Folgende Arbeitsbedingungen werden imRahmen der personenexternenBelastungsfaktoren als Burnoutbeg€unstigend, bezeichnet:
-
Hohes Arbeitspensum, hoherTermindruck, hohe Verantwortung undmangelnde Ressourcen sowohl aufpersoneller, finanzieller undKompetenz-Ebene. St€andigeKonfrontation mit Problemen durchKunden, Mitarbeiter, Partner-
Mangelnde Kontrolle bzw.Selbstbestimmung bei derKrh.-H
Arbeitsdurchf€uhrung. Oft fehlt derHandlungsspielraum, die Partizipationan Entscheidungsprozessen istmangelhaft
-
Kundenkontakt, der intensiv undanspruchsvoll ist-
Schlechte Feedbackkultur, d.h.mangelndes oder wenig positivesFeedback, falsche Belohnungssysteme,die eine Geringsch€atzung dergeleisteten Arbeit signalisieren-
Sandwichposition zwischenMitarbeitern und Chef (vor allemmittlere F€uhrungsebene)-
Angst um den Arbeitsplatz - Schlechte Teamarbeit, mangelndeKommunikation, fehlender Supportdurch Vorgesetzte und TeamJedoch haben nicht alle Menschen, diediesem Belastungen ausgesetzt sind,automatisch ein Burnout oder einBurnout-Syndrom. Diese Belastungenm€ussen €uber einen l€angeren Zeitraumexistent sein und personeninterneFaktoren dazu kommen. Dann kann eszu der Diagnose Burnout kommen.Personeninterne Faktoren sind in derRegel, wenn man sie einzeln betrachtet,als durchaus positiv zu sehen und sindauch sehr oft karrieref€orderlich. Zu denpersoneninternen Faktoren z€ahlen:
-
Ein hoher Leistungsanspruch an sichselbst. Oft einhergehend mit Hang zurPerfektion, Idealismus undVersagens€angsten-
Hohe und oft auch unrealistischeberufsbezogene Erwartungen,W€unsche nach leistungsbezogenerAnerkennung, hoher Ehrgeiz und dasBed€urfnis sich zu beweisen-
Das Problem nein sagen zu k€onnen - Die Angst vor Gesichtsverlust, wennProjekte nicht gelingen-
Die Angst vor Kritikyg. + Inf.verh. 35 Heft 2 (2013): 47–48http://journals.elsevier.de/khinf 47
-
4
Der Wunsch erfolgreich zu sein
- Der Wunsch nach materiellerSicherheit-
€Uberidentifizierung mit der Arbeit –mangelnde Distanz zum Gesch€aft-
Selbst€ubersch€atzung der eigenenF€ahigkeiten-
Die eigenen Bed€urfnisse nachRegeneration und Erholung zuignorieren und Warnsignale deseigenen K€orpers zu missachtenTreffen die externen Belastungsfaktorenund die internenPers€onlichkeitsfaktoren zusammen,kumuliert sich das gesamte Problemund es kommt oft zu einer ArtZusammenbruch, dem Burnout(synonym Burnout-Syndrom). Erst wennerkannt wird, wie das Zusammenspielzwischen der €außeren Situation undden inneren Pers€onlichkeitsfaktorenentlarvt wird, k€onnen wirksameStrategien gegen das Burnoutentwickelt werden.
Burnout-Pr€avention
Die Burnout-Pr€avention kann aufverschiedenen Ebenen stattfinden.
-
Unternehmensebene - F€uhrungsebene - Pers€onliche EbeneAuf der Unternehmensebene sollte daf€urgesorgt werden, dass
�
eine Unternehmenskultur vorherrscht,welche die Autonomie undZufriedenheit der Mitarbeiter st€arktund Ihre Weiterbildung f€ordert sowiederen Ressourcen positiv nutzen�
Arbeitsprozesse transparent undverst€andlich sind�
Arbeitsprozesse selbst gestaltetwerden k€onnen�
Aufgaben gut durchf€uhrbar undnotwendige Ressourcen vorhandensind�
Arbeitszeitgestaltung flexibelgehandhabt werden kann8 Krh.-Hyg. + Inf.verh. 35 Heft 2 (2013): 47–48http://journals.elsevier.de/khinf
�
Konfliktmanagement gelebt wird � Informationsfluss gew€ahrleistet wird � Entscheidungsbeteilung oderMitbestimmung erm€oglicht wird�
Sinnhaftigkeit der Aufgaben – d.h. derMitarbeiter, die Mitarbeiterin solltewissen, welchem Zweck die Aufgabedient�
€Uber die Burnout-Problematikgesprochen wirdAbb.2: Quelle R.Altman/pixelio.de
Auf der F€uhrungsebene sollte der Fokusauf folgenden Aspekten liegen:
�
Eigene Grundbed€urfnisse feststellenund versuchen diese zu befriedigen- Arbeitsbedingungen schaffen, dieeine gesundheitsf€orderndeKomponente beinhalten- Gesundheitspr€avention alsBestandteil der Arbeit zu sehen. Z.B.Gesundheitskurse, Pr€aventionskurse,Fitnessangebote; Entspannungskurseund kreative Pausen
- Vorbildfunktion von Mitarbeitern.D.h. Chefs sollen die gesunde Arbeitvorleben
Auf der pers€onlichen Ebene z€ahlenfolgende Aspekte zur Burnout-Pr€avention:
-
F€ur Erholung nach der Arbeit sorgen - Freizeit selbst bestimmen und nichtfremdbestimmen lassen-
von der Arbeit abschalten, Hobbies,die was komplett anderes in denVordergrund r€ucken lassen-
Entspannung und Schlaf bis hin zumStressmanagement – evtl. neueEntspannungsmethoden lernen, seineneigenen Schlaf beobachten und evtl.Verbesserungen einleiten
-
Selbstreflektion im Hinblick auf Stressund Zufriedenheit-
St€arkung der SelbstakzeptanzEntmachtung der inneren Antreiber.Diese Antreiber peitschen regelrechtzur €Uberforderung. Floskeln wie ,,seiPerfekt; es allen recht machen . . .‘‘sind Floskeln, die zu Stress f€uhrenk€onnen. Lernen Sie mit diesenFloskeln anders umzugehen-
Nein-Sagen – dies muss unterUmst€anden auch gelernt werden undbeugt der €Uberforderung vorLetzt endlich geht es bei der Burnout-Pr€avention in großem Maße um dasGleichgewicht zwischen Arbeit undFreizeit. Dies wird neudeutsch mit demBegriff der Work-Life-Balanceausgedr€uckt und im n€achsten Heftbehandelt.
Referiert von:
Veronika GengFinkenweg 369436 [email protected]
Literatur
[1] H.J. Freudenberger, Staff burn-out, Journalof Social Issues 30 (1974), S. 159–165.
[2] W.B. Schaufeli, D. Enzmann, The BurnoutCompanion to Study and Practice: A Criti-cal Analysis, Taylor & Francis, London,1998.
Weiterf€uhrende Literatur
[3] www.burnout-info.ch.[4] http://www.wirtschaftspsychologie-aktuell.
de/strategie/strategie-20120706-burnout-praevention.html.
[5] http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Bur-nout/Vorbeugen/Burnout-vorbeugen-Was-Sie-sel-10764.html.