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1 Proaktives Management von Logistik-Netzwerken Die Logistik ist heute ein strategischer Er- folgsfaktor zur Sicherung der Wett- bewerbsfa ¨higkeit von Unternehmen. Un- terschiedliche Faktoren fu ¨ hren dazu, dass Unternehmen zunehmend Wertscho ¨ pfung auf Lieferanten und Logistikdienstleister verlagern. Daraus entsteht hoher Aufwand fu ¨ r die Koordination der Aktivita ¨ten im Partnernetzwerk. Gleichzeitig nimmt die Volatilita ¨t auf der Nachfrageseite zu. Diese Faktoren machen effizientes und proakti- ves Logistik-Netzwerkmanagement unver- zichtbar. Grundlegende Voraussetzung fu ¨ r proakti- ves Handeln ist die zeitnahe Verfu ¨ gbarkeit der wesentlichen Informationen. Supply Chain Event Management (SCEM) ist ein Konzept, mit dem Ereignisse innerhalb ei- nes Unternehmens und zwischen Unter- nehmen erfasst, u ¨ berwacht und bewertet werden. Supply Chain Management (SCM)-Werkzeuge haben bisher vor allem die Logistikplanung und die Umsetzung dieser Planung unterstu ¨ tzt. SCEM bildet eine Bru ¨ cke zwischen der Logistikplanung und der Ausfu ¨ hrung des Plans [WiLa01]. Im Mittelpunkt steht die unternehmens- u ¨ bergreifende Visibilita ¨t kritischer Supply Chain Objekte (z. B. Kundenauftra ¨ge, Container). Durch routinema ¨ßige, auto- matisierte Auswertung von Daten zahlrei- cher Messpunkte entlang des gesamten Lo- gistik-Netzwerkes werden Probleme fru ¨ hzeitig erkannt und behoben. Langfris- tige Auswertungen dieser Informationen ermo ¨glichen es, Trends und systematische Probleme zu erkennen. Das wiederum ist die Grundlage fu ¨ r kontinuierliche Verbes- serung. Dabei kommt der Informationstechnologie große Bedeutung zu. Mit Hilfe des Inter- nets kann man heute die unterschiedlichen Informations- und Kommunikationssyste- me in den Unternehmen eines Logstik- Netzwerkes daten- und prozesstechnisch flexibel und kostengu ¨ nstig u ¨ ber Standard- technologien wie TCP/IP und XML inte- grieren. SCEM bedient sich dieser Mo ¨ g- lichkeiten, aber auch klassische Formen des elektronischen Datenaustausches, wie EDIFACT- und ANSI-Standards werden integriert. Eine aktuelle Studie von AMR Research unter mehr als 100 CIOs von Unternehmen mit einem Jahresumsatz u ¨ ber £ 500 Mio. zeigt, dass zwei Drittel bereits damit be- scha ¨ftigt sind oder fest geplant haben, SCEM-Lo ¨ sungen einzufu ¨ hren. Die Super- marktkette Sainsbury gibt an, durch Inte- gration mit ihren Lieferanten im Rahmen von SCEM bisher Einsparungen in Ho ¨ he von £ 2,5 Mio realisiert zu haben [Lee01]. 2 Architektur und Funktionsweise einer SCEM-Lo ¨sung Supply Chain Event Management beinhal- tet die folgenden Teilaspekte [Knic01]: 1. Measure: Performance des Logistik- Netzwerkes messen, vergleichen und auswerten WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 477 480 Der Autor Volker Nissen Dr. Volker Nissen, DHC Business Solutions GmbH, Landwehrplatz 6 7, D-66111 Saarbru ¨cken, Tel. (06 81) 93 66 60, E-Mail: [email protected], www.dhc-gmbh.com Supply Chain Event Management WI – Schlagwort

Supply Chain Event Management

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Page 1: Supply Chain Event Management

1 Proaktives Managementvon Logistik-Netzwerken

Die Logistik ist heute ein strategischer Er-folgsfaktor zur Sicherung der Wett-bewerbsfahigkeit von Unternehmen. Un-terschiedliche Faktoren fuhren dazu, dassUnternehmen zunehmend Wertschopfungauf Lieferanten und Logistikdienstleisterverlagern. Daraus entsteht hoher Aufwandfur die Koordination der Aktivitaten imPartnernetzwerk. Gleichzeitig nimmt dieVolatilitat auf der Nachfrageseite zu. DieseFaktoren machen effizientes und proakti-ves Logistik-Netzwerkmanagement unver-zichtbar.

Grundlegende Voraussetzung fur proakti-ves Handeln ist die zeitnahe Verfugbarkeitder wesentlichen Informationen. SupplyChain Event Management (SCEM) ist einKonzept, mit dem Ereignisse innerhalb ei-nes Unternehmens und zwischen Unter-nehmen erfasst, uberwacht und bewertetwerden. Supply Chain Management(SCM)-Werkzeuge haben bisher vor allemdie Logistikplanung und die Umsetzungdieser Planung unterstutzt. SCEM bildeteine Brucke zwischen der Logistikplanungund der Ausfuhrung des Plans [WiLa01].Im Mittelpunkt steht die unternehmens-ubergreifende Visibilitat kritischer SupplyChain Objekte (z. B. Kundenauftrage,Container). Durch routinemaßige, auto-matisierte Auswertung von Daten zahlrei-cher Messpunkte entlang des gesamten Lo-gistik-Netzwerkes werden Problemefruhzeitig erkannt und behoben. Langfris-tige Auswertungen dieser Informationenermoglichen es, Trends und systematische

Probleme zu erkennen. Das wiederum istdie Grundlage fur kontinuierliche Verbes-serung.

Dabei kommt der Informationstechnologiegroße Bedeutung zu. Mit Hilfe des Inter-nets kann man heute die unterschiedlichenInformations- und Kommunikationssyste-me in den Unternehmen eines Logstik-Netzwerkes daten- und prozesstechnischflexibel und kostengunstig uber Standard-technologien wie TCP/IP und XML inte-grieren. SCEM bedient sich dieser Mog-lichkeiten, aber auch klassische Formen deselektronischen Datenaustausches, wieEDIFACT- und ANSI-Standards werdenintegriert.

Eine aktuelle Studie von AMR Researchunter mehr als 100 CIOs von Unternehmenmit einem Jahresumsatz uber £ 500 Mio.zeigt, dass zwei Drittel bereits damit be-schaftigt sind oder fest geplant haben,SCEM-Losungen einzufuhren. Die Super-marktkette Sainsbury gibt an, durch Inte-gration mit ihren Lieferanten im Rahmenvon SCEM bisher Einsparungen in Hohevon £ 2,5 Mio realisiert zu haben [Lee01].

2 Architekturund Funktionsweiseeiner SCEM-Losung

Supply Chain Event Management beinhal-tet die folgenden Teilaspekte [Knic01]:

1. Measure: Performance des Logistik-Netzwerkes messen, vergleichen undauswerten

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 477–480

Der Autor

Volker Nissen

Dr. Volker Nissen,DHC Business Solutions GmbH,Landwehrplatz 6–7,D-66111 Saarbrucken,Tel. (06 81) 93 66 60,E-Mail: [email protected],www.dhc-gmbh.com

Supply Chain Event Management

WI – Schlagwort

Page 2: Supply Chain Event Management

2. Monitor: �berwachung von relevantenEreignissen im Netzwerk in Echtzeit

3. Notify: Proaktive Benachrichtigung uberbesondere Vorkommnisse

4. Simulate: Aufbau von Szenarien alsHilfsmittel einer fundierten Entschei-dungsfindung

5. Control: Steuernder Eingriff in die Lo-gistik-Prozesse

Die Aspekte Simulate und Control sindheute bereits in SCM-Planungswerkzeu-gen, wie SAPs Advanced Planner&Opti-mizer (APO) [BaBi01] realisiert. DerAspektMeasurewird uber Data WarehouseApplikationen unterstutzt. Dagegen stellenMonitor und Notify den innovativen Kerndes SCEM dar. Die allgemeine Grund-struktur einer SCEM-Losung fur die Auf-gaben Monitor und Notify verdeutlichtBild 1.

Die im SCEM zu uberwachenden Objekte(z. B. Lieferung, Container) werden in An-wendungssystemen IT-technisch angelegtund an den SCEM-Server ubermittelt.Dort mussen sie in geeigneter Form repra-sentiert werden, ebenso wie die Meilenstei-ne (Expected Events) im Lebenszyklus desObjektes. Event Sender, also beispielsweiseeine Warenannahme oder ein ERP-System,ubermitteln spater Nachrichten zu demlaufenden Prozess an das Event Manage-ment. Dabei muß die Anbindung heteroge-

ner DV-Landschaften sowie unterschiedli-cher Transportmodi (Wasser, Land, Luft)gewahrleistet sein. Auf Basis der Feststel-lung, dass

& geplante Ereignisse eintreten (z. B. Ab-holung einer Ware an der Rampe),

& ungeplante Ereignisse eintreten (z. B.LKW steht im Stau) oder

& geplante Ereignisse nicht eintreten (z. B.keine Ruckmeldung vom Spediteur)

uberpruft das SCEM dann, ob Personenbenachrichtigt und Workflows angestoßenwerden mussen. Ereignisse (Events) kon-nen vielfaltig sein. Beispiele sind Standort-meldungen, Ausnahmeereignisse (z. B. Un-fall), �nderungen der Objektidentifikation(z. B. durch Verpacken), Messwertmeldun-gen (z. B. Fullstand), Vollzugsmeldungen(z. B. Lieferbestatigung) und Schadensmel-dungen. Die Erfassung geschieht oft auto-matisiert (z. B. Scanner), kann aber auchmanuell, z. B. uber ein Web-Frontend, er-folgen.

Anzahl und Art der zu verfolgenden Ob-jekte sowie mogliche Event Sender solltenim Rahmen eines SCEM-Systems beliebiggewahlt werden konnen. Gleiches gilt furdie Reaktionen auf eingehende Nachrich-ten. Beispielsweise kann bei verspateterLieferung von Produktionsmaterial einAlarm an die Fertigungssteuerung erfor-

derlich sein. Die Meldung „LKW im Stau“vom Spediteur kann zur Neuberechnungder erwarteten Ankunftszeit beim Kundenund Benachrichtigung eines hinterlegtenPersonenkreises fuhren.

Der Event Management Server ist dasKernstuck einer SCEM-Losung. Im Bei-spiel der SCEM-Losung von SAP ist erfolgendermaßen strukturiert (Bild 2). DerEvent Input Processor nimmt eingehendeNachrichten an, speichert und validiertEvents und dekodiert die Eingangsdaten.Anschliessend werden die Events mit akti-ven Event Handlern in Beziehung gesetzt.Event Handler reprasentieren die SCEM-relevanten Aspekte der zu uberwachendenObjekte aus den Anwendungssystemen.Vom Event Controller werden zum einenEvent Handler erzeugt, geandert, geloscht,aktiviert und deaktiviert. Zum anderen ver-arbeitet er Events und leitet sie an den Ex-pected Events Monitor und an den RulesProcessor weiter. Der Rules Processor istverantwortlich fur die Anwendung vonRegeln auf ein Event. Er koordiniert dieReaktionen auf eingegangene Nachrichtenund ubermittelt bei Bedarf Informationenan das SAP Business Information Ware-house fur Auswertungszwecke. Im Ex-pected Events Monitor wird uberwacht, oberwartete Ereignisse (Meilensteine) einesEvent Handlers zeitgerecht, in der gefor-derten Qualitat und in �bereinstimmungmit hinterlegten Regeln eintreten. Er er-kennt Verspatungen und stellt Profile furdas Anlegen erwarteter Ereignisse beineuen Event Handlern bereit.

3 Anwendungsgebiete

Aktuelle Schwerpunkte der SCEM-An-wendung sind die Lieferungs- bzw. Trans-portverfolgung. Das Thema ist gerade mitBlick auf KEP-Dienstleister (Kurier, Ex-preß, Paket) nicht neu. Jedoch mussen Ver-lader sich heute oft in verschiedenen Tra-cking-Systemen bewegen. Dort wird meistnicht proaktiv informiert und eine Integra-tion in die Verladersysteme mit Workflow-Anstoß fehlt. Dagegen bildet SCEM dieflexibel konfigurierbare Basis eines offenenSystems, das voll in die Anwendungssyste-me integriert ist. Das potenzielle Anwen-dungsspektrum von SCEM ist jedoch vielbreiter und kann in die Bereiche operativeNutzung und strategische Nutzung unter-gliedert werden.

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 477–480

Event Sender(externe Systeme,

interne Systeme)

Anwendungssysteme(z.B. ERP-System)

SCEM Server(Monitor, Notify)

Datenfortschreibung

Workflow-Anstoß

Ereignisse Zu überwachende

Objekte, Ereignisse

Auswertungen(z.B. Data Warehouse)

Mitarbeiter,

Kunden,

Partner(Frontend)

Information Fortschreibung

Event Sender(externe Systeme,

interne Systeme)

Anwendungssysteme(z.B. ERP-System)

SCEM Server(Monitor, Notify)

Datenfortschreibung

Workflow-Anstoß

Ereignisse Zu überwachende

Objekte, Ereignisse

Auswertungen(z.B. Data Warehouse)

Mitarbeiter,

Kunden,

Partner(Frontend)

Information Fortschreibung

Bild 1 Zusammenspiel der SCEM-Komponenten im Bereich Monitor und Notify

478 Volker Nissen

Page 3: Supply Chain Event Management

1. Operative Nutzung des SCEM

Statusverfolgung fur Kunden: Kunden er-halten die Moglichkeit, sich jederzeit uberden Status ihrer Bestellung zu informieren.Informationen aus dem SCEM werden aufeiner Webseite angezeigt, wobei sich uberFilter steuern lasst, welche Status fur Kun-den sichtbar sein sollen.

Prozess-Management in Beschaffung, Pro-duktion und Distribution: Proaktive Infor-mationen aus dem SCEM bilden fur denLogistik-Manager ein Fruhwarnsystem.Schon im Vorfeld werden kritische Situa-tionen in Logistikprozessen transparentmit der Moglichkeit, fruhzeitig kontrollie-rend in Prozesse einzugreifen. Interne undexterne Prozesse werden vernetzt unddurchgangig verfolgt.

Management kollaborativer Prozesse: MitSCEM konnen im Sinne einer ubergrei-fenden Workflow-Engine beliebige kol-laborative Prozesse zwischen Unterneh-men definiert und gesteuert werden. Beider Losung von Problemen sind sofortalle Beteiligten einbezogen. Die Anzeigevon Informationen erfolgt beispielsweiseauf einer gemeinsam erreichbaren Web-seite.

Bestands-Management: SCEM verbessertdie Visibilitat der In-Transit-Bestande, ge-rade bei langen Transportketten bzw. ho-hem Transportaufkommen. Das erhohtden Handlungsspielraum der Disponentenbei Umplanungen, z. B. wegen Eilauftra-gen.

Asset-Management: SCEM kann helfen,eingesetzte Ressourcen gut auszulastenund Schwund zu reduzieren, etwa durchdie �berwachung teurer Austauschteile inWartungsprozessen oder das Verfolgenvon Tauschpaletten und Containern.

Erfullung gesetzlicher Auflagen: Zuverlas-sige Standortinformationen unterstutzenbeispielsweise den Ruckruf einer defekten,bereits teilweise ausgelieferten Charge ausder Produktion.

Dokumentation von Prozessen: Diese Auf-gabe des SCEM ist fur die Verschuldens-klarung wichtig, zum Beispiel wenn Ab-weichungen bei Mengen oder Terminenauftraten, die Qualitat ubergebener Datennicht gegeben war oder Missbrauch auf-trat.

2. Strategische Nutzung des SCEM in Ver-bindung mit einer Data Warehouse Lo-sung

Unterstutzung des Supply Chain Control-ling und Qualitatsmanagement: Im EventManagement fallen routinemaßig Daten an,die zur Fortschreibung von Performance-Kennzahlen genutzt werden konnen, wieetwa Verweilzeiten, Durchlaufzeiten, An-teil perfekt abgewickelter Auftrage usw.Dadurch unterstutzt das SCEM einen kon-tinuierlichen Verbesserungsprozesses in derLogistik. Dokumentierte Qualitatsmangellassen sich spater analysieren und ausrau-men. Bei Logistikdienstleistern bilden bei-spielsweise die Qualitat der Auftragsaus-fuhrung und die RuckmeldezuverlassigkeitAnsatzpunkte fur eine Qualitatsbeurtei-lung. Mangelhafte Dienstleister werden beizukunftigen Ausschreibungen nicht mehrberucksichtigt.

Mittels Data Mining wird es grundsatzlichmoglich, in SCEM-Daten Muster und er-folgversprechende Handlungsstrategien zuidentifizieren.

4 Nutzenpotenziale

Aus Unternehmenssicht kann SCEM vorallem die folgenden Ziele unterstutzen:

Erhohung der Kundenbindung, beispiels-weise durch Einsicht in den Prozessfort-

schritt fur Kunden, mehr einwandfreiabgewickelte Auftrage, schnellere und bes-sere Reaktion auf Probleme (Prozessver-folgung bei Reklamationen, Identifizierengehaufter Probleme usw.).

Mehr Transparenz und Kontrolle, durchaktuellere, umfangreichere und genauereInformationen uber Logistikprozesse undWarenstrome.

Bessere Qualitat der Leistungen, zum Bei-spiel hohere Zuverlassigkeit, effektivereKundenbetreuung, beschleunigte Prozesse,erweiterte Services.

Kontinuierliche Optimierung auf Basisprozessbezogener Kennzahlen, auch zurqualifizierteren Auswahl von Lieferantenund Dienstleistern.

Reduzierung von Kosten, etwa in Gestaltniedrigerer Prozesskosten, exakter Klarungder Verschuldensfrage in Problemfallen,besserer Ressourcenauslastung, wenigerSchwund, niedrigerer Bestande, geringererAusfallkosten, reduzierter Retouren.

Hohere Umsatze, beispielsweise durch er-weiterte und individualisierte Serviceleis-tungen.

Hohere Mitarbeiterproduktivitat durchAutomatisierung der Prozessuberwachung,der Prozessdokumentation und teilweiseder Reaktionen auf Events (z. B. Daten-fortschreibung, Alarmierung und Doku-

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Events,

Event

Handler

Information

Alerts

Responses

Performance

Event

Controller

Rules

Processor

Expected

Events

Monitor

Event

Input

Processor

Events,

Event

Handler

Information

Alerts

Responses

Performance

Event

Controller

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Processor

Expected

Events

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Event

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Processor

Bild 2 Grobstruktur des SAP SCEM-Servers (angelehnt an [WiLa01])

Supply Chain Event Management 479

Page 4: Supply Chain Event Management

mentation bei Ausnahmen), Unterstutzenkollaborativer Prozesse.

5 Kernaspekte von SCEM-Einfuhrungsprojekten

Kernelemente der Konzeption im Projektsind, neben der Festlegung der Tracking-Prozesse, die geeignete Definition der zuverfolgenden Objekte sowie der relevantenEvents. Bei der Festlegung ist die verfolgteZielsetzung wichtig. Diese kann etwa darinbestehen, den Aufenthaltsort einer Sen-dung zu ermitteln, gesetzliche Auflagen zuerfullen oder Storungen im Logistik-Netz-werk rechtzeitig zu erkennen. Ebensomussen Ausnahmeereignisse klar definiertsein und ihre Behandlung im Rahmen derVerarbeitungsregeln und Workflows desSCEM verankert werden. Hierzu sind ver-lassliche Vorgabewerte fur Logistikleistun-gen als Basis fur einen Soll-Ist-Vergleichnotwendig [Bret02].

Lieferanten, Kunden und Logistikdienst-leister, von denen spater Daten an dasEvent Management ubermittelt werden,sollten fruhzeitig in die Konzeption derSchnittstellen eingebunden sein. Es gilt si-cherzustellen, dass die benotigten Datenzeitgerecht und in der geforderten Qualitatbereitgestellt werden konnen. Dabei wirdentweder die Meldung von Ereignissen alsBringschuld fest verankert [Bret02], oderdie Daten konnen direkt aus den Partner-systemen ubernommen werden. Wo mog-

lich, sollten Schnittstellen standardisiertwerden. Dabei konnen externe Informa-tionsdienstleister von Nutzen sein, die Da-ten unterschiedlicher Quellen sammelnund z. B. im Sinne einer technischen Kon-vertierung vorverarbeiten.

Schließlich muss fruhzeitig im Projekt ge-klart werden, ob ein SCEM-System im ei-genen Haus aufgebaut werden soll odereine gehostete Losung genutzt wird.

6 Ausblick

Das Supply Chain Event Management bil-det eine Brucke zwischen der Logistikpla-nung und der Ausfuhrungsseite. Damitschließt es eine wichtige Lucke heutigerSCM-Werkzeuge. AMR Research bestatigtauf Basis einer Umfrage unter 30 Anwen-dern von SCEM den Nutzen solcher Syste-me, sieht den Markt derzeit jedoch noch ineiner fruhen Phase [Knic02]. Fur die Zu-kunft ist zu erwarten, dass ein erheblicherAnteil des Marktwachstums im SCM-Be-reich auf das Segment Event Managemententfallen wird [Knic01], wobei die angebo-tene Funktionalitat sich noch erweiterndurfte, beispielsweise im Anwendungs-bereich Supplier Relationship Manage-ment.

Bereits in der Entwicklung ist die Integra-tion von intelligenten Software-Agenten indas SCEM. Solche intelligent agents sindbereits erfolgreich getestet worden zur Un-

terstutzung interdependeter Entscheidun-gen im SCM [Whit01]. Das Ziel sind adap-tive Logistik-Netzwerke, die selbstandigVeranderungen erkennen, bewerten unddarauf reagieren.

Literatur

[BaBi01] Bartsch, Helmut; Bickenbach, Peter: Sup-ply Chain Management mit SAP APO. 2. Aufl.,Galileo, Bonn 2001.

[Bret02] Bretzke; Wolf-Rudiger: Supply ChainEvent Management: Mehr als nur ein neuesSchlagwort in der Logistik.http://www.mylogistics.net/de/news/themen/key/news25886/jsp, Abruf am 2002-06-23 (Bei-trag datiert 20. 02. 2002).

[Knic01] Knickle, Kimberly: Supply Chain EventManagement – The Next Best Thing to SupplyChain Perfection. AMR Research Paper,http://www.amrresearch.com/Content/view.asp?pmillid=652&docid=8254, Abruf am2002-06-23 (Beitrag datiert 29. 10. 2001).

[Knic02] Knickle, Kimberly: Users and the Finan-cial Community Agree: SCEM is Worth the In-vestment. AMR Research Paper,http://www.amrresearch.com/Content/view.asp?pmillid=1271&docid=8615, Abruf am2002-06-23 (Beitrag datiert 31. 01. 2002).

[Lee01] Lee, Chris: Supply Chain Management Keyto ROI. http://www.vnunet.com/News/1127315, Abruf am 2002-06-23 (Beitrag datiert04. 12. 2001).

[WiLa01] Wieser, Oswald; Lauterbach, Bernd:Supply Chain Event Management mit mySAPSCM (Supply Chain Management). In: HMD(219) 2001, S. 65–71.

[Whit01] Whiting, Rick: Radical Simplicity. Beha-vior Change for Supply Chains.http://www.informationweek.com/831/complexity.htm, Abruf am 2002-06-23 (Beitragdatiert 02. 04. 2001).

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 477–480

Tagungen und Kongresse für Wirtschaftsinformatiker unter ...

www.wirtschaftsinformatik.de

480 Volker Nissen