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Building Competence. Crossing Borders. School of Management and Law Swiss CRM 2008 – Einsatz und Trends in Schweizer Unternehmen Studie von F. Hannich, B. Rüeger und C. Jenni unter der Leitung von Prof. M. Troesch mit Unterstützung der Schweizerischen Post Building Competence. Crossing Borders. Hauptsponsor Branchenpartner Druckkostenbeitrag Presenting Partner

Swiss CRM 2008

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Studienbericht Swiss CRM 2008

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Page 1: Swiss CRM 2008

Building Competence. Crossing Borders.

School of Management and Law

Swiss CRM 2008 – Einsatz undTrends in Schweizer UnternehmenStudie von F. Hannich, B. Rüegerund C. Jenni unter der Leitung vonProf. M. Troesch mit Unterstützungder Schweizerischen Post

Building Competence. Crossing Borders.

Hauptsponsor

Branchenpartner

Druckkostenbeitrag Presenting Partner

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Wie erwartet konnte nachgewiesen werden, dass die

Bedeutung von CRM weiter zunimmt. Unternehmen be-

werten sich leicht kompetenter als vor einem Jahr, sehen

sich jedoch konfrontiert mit fehlenden Ressourcen, um

CRM-Projekte umzusetzen.

Die Studie lässt fünf CRM-Trends klar erkennen:

Individuelle Betreuung nach Kundenwert1.

Rückbesinnung auf persönlichen Kontakt2.

Personalisierung3.

Integration von CRM- und ERP-Systemen4.

Kundenportale 5.

Die beiden Schwerpunktthemen für 2008, welche in die

Tiefe untersucht wurden, beinhalten Fragen im Bereich

des persönlichen Kontakts und zur Rolle der CRM-Kultur.

Die ZHAW-CRM-Studie 2008 kann als voller Erfolg ge-

wertet werden. Sie wird 2009 in gleichem Umfang wieder

durchgeführt. Neues Schwerpunktthema für 2009 wird

die Rolle von Emotionen im CRM sein.

Mit dieser umfassenden Studie hat die Zürcher Hoch-

schule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) 547

Entscheidungsträger zum Thema Customer Relationship

Management (CRM) in der Schweiz mit freundlicher Un-

terstützung der Schweizerischen Post befragt.

Die Studie verfolgt folgende zentrale Ziele: Sie soll einen

umfassenden, präzisen und realistischen Überblick zum

Status Quo von CRM in der Schweiz geben und die be-

deutendsten CRM-Trends identifizieren. Durch die jähr-

liche Durchführung kann die Entwicklung des CRM-

Marktes in der Schweiz über die Zeit hinweg beobachtet

werden. Zusätzl ich werden ausgewählte Schwer-

punktthemen vertieft befragt, um aktuell interessante

Themen genauer zu beleuchten.

Der Fragebogen wurde anhand des ZHAW-CRM-Frame-

works strukturiert, welches sich in Theorie und Praxis

mehrfach bewiesen hat und damit die starke Fundierung

der Studie bildet. Befragt wurden zufällig ausgewählte

CRM-Entscheidungträger aus einem breiten Branchen-

Mix. Dabei waren nicht nur die zentralen Kundenma-

nagementaktivitäten von Interesse, sondern auch Kom-

petenzgebiete wie: Analyse und Planung, Mitarbeiter und

Organisation, Produkte und Services, Informationstech-

nologie, Prozessmanagement, Messung der Wirkungen,

Kundenperspektive oder Innovation.

Zusätzlich haben namhafte CRM-Experten das Studien-

design und die Auswertung der Daten begleitet.

Die Resultate in diesem Jahr knüpfen an die Ergebnisse

der CRM-Studie von 2007 an. So erstaunt es nicht, dass

der Faktor Mensch immer noch hoch im Kurs steht, je-

doch kombiniert wird mit Kundenwertberechnungen,

Personalisierung und Kundenportalen.

Management Summary

Page 4: Swiss CRM 2008

4

Management Summary 3

1. Studienbeschreibung Swiss CRM 2008 51.1. Hintergrund und Ziele der Studie 5

1.2. Theoretische Fundierung:

Das ZHAW-CRM-Framework 7

1.3. Studiendesign 10

1.4. Befragte Unternehmen und Rücklauf 12

2. Erkenntnisse 152.1. Bedeutung und organisatorische

Verankerung von CRM 15

2.2. CRM-Erfolg und CRM-Kompetenz

aus Sicht der Unternehmen 19

2.3. CRM-Trends 2008 29

2.4. Schwerpunktthemen 2008:

Rückbesinnung auf den persönlichen

Kontakt und CRM-Kultur 32

3. Fazit und Ausblick 39

Literaturverzeichnis 42

Autoren 44

Beteiligte Experten 45

Sponsoren 46

Inhaltsverzeichnis

Page 5: Swiss CRM 2008

5

die bedeutendsten CRM-Trends zu identifizierenb.

den Umsetzungsgrad von CRM in Unternehmen und c.

die Entwicklung der Trendthemen aufzuzeigen

ausgewählte, aktuelle CRM-Themen näher zu d.

beleuchten.

CRM (Customer Relationship Management) – drei Buch-

staben, die Unternehmensvertreter und Wissenschaftler

seit Jahren bewegen und auch 2008 ein Top-Manage-

mentthema darstellen. Nach anfänglicher Euphorie und

darauf folgender Ernüchterung befindet sich der Markt

für CRM-Beratung und -Software seit Mitte 2003 wieder

auf einem gesunden Wachstumspfad. Anhand der Markt-

wachstumszahlen lässt sich deshalb der klassische Ver-

lauf einer Hype-Kurve zeigen. Wie erwartet, hat sich im

vergangenen Jahr das gesunde Marktwachstum fortge-

setzt.

Um den Status Quo des CRM in der Schweiz zu er-

mitteln und die bedeutendsten Trends zu identifizie-

ren, hat die Zürcher Hochschule für Angewandte

Wissenschaften 2007 eine umfassende Studie ge-

startet. Die jährliche Durchführung dieser Studie er-

möglicht es, nicht nur ein einmaliges Bild von CRM in

der Schweiz, sondern auch einen Einblick in dessen

Entwicklung zu erhalten. In der Ausführung 2008

gaben 547 CRM-Entscheidungsträger Auskunft über

die Umsetzung von CRM in ihrem Unternehmen. Auf-

bauend auf dem CRM-Framework der ZHAW wurden

die zehn Kompetenzbereiche analysiert und detail-

liert ausgewertet.

1.1. Hintergrund und Ziele der StudieDie Studie verfolgt vier Ziele:

einen umfassenden, präzisen und realistischen a.

Überblick zum Status Quo von CRM in der Schweiz

zu geben

1. Studienbeschreibung Swiss CRM 2008

Abbildung 1: Das Wachstum des CRM-Marktes verläuft entlang einer klassischen Hype-Kurve. (Rüeger und Hannich 2007)

Page 6: Swiss CRM 2008

6

Erfolgreiches CRM dient insbesondere der optimalen

Anpassung der gesamten Unternehmung an eine kom-

plexe und vor allem sehr dynamische Umwelt. Eine reine

Erfassung des aktuellen Standes von CRM in Unterneh-

men würde deshalb zu kurz greifen. Manager benötigen

viel mehr verlässliche Prognosen über zukünftige Ent-

wicklungstrends im CRM, um ihre eigene CRM-Strategie

entsprechend zu gestalten. Dieser Anforderung soll mit

der vorliegenden Studie ebenfalls entsprochen werden:

Ziel 2: Identifikation der bedeutendsten Trends von

CRM in Schweizer Unternehmen

Dieses Ziel beinhaltet die Betrachtung der Fülle an an-

geblichen und tatsächlichen Trendbegriffen, die rund um

das Thema CRM kursieren, wie zum Beispiel Mobile-

CRM, die neuen Möglichkeiten im Zuge von Web 2.0 oder

CRM on demand. Täglich müssen CRM-Verantwortliche

deren Relevanz für ihr Unternehmen bewerten. Es ist Teil

dieser Studie zu prüfen, welche der CRM-Trendbegriffe

auf eine Diskussion in der Fachpresse beschränkt blei-

ben und welche sich in den Unternehmen durchgesetzt

haben.

Ziel 3: Darstellung des Umsetzungsgrades von

CRM in den Unternehmen und der Entwicklung der

Trendthemen

Die vorliegende, zweite Durchführung der Studie ermög-

licht erstmals, dieses Thema über die Zeit zu beobach-

ten, mit dem Ziel aufzeigen zu können, wie sich die Um-

setzung von CRM entwickelt. Durch die jährl iche

Durchführung lässt sich zeigen, welche Probleme bislang

gelöst werden konnten und welche geplanten Projekte

auch tatsächlich durchgeführt wurden. Zusätzlich kön-

nen nicht nur aktuelle Trends bestätigt werden, sondern

es wird festgehalten, welche Trends sich über längere

Zeit durchsetzen.

Auch wenn CRM sozusagen «erwachsen» geworden ist,

bleibt es schwierig, sich ein zuverlässiges Bild vom Um-

setzungsstand des Customer Relationship Manage-

ments in Schweizer Unternehmen zu machen. Die Studie

Swiss CRM 2007 hat hier einige Defizite aus Schweizer

Sicht beseitigt. Die bislang verfügbaren Studien hatten

fast ausschliesslich einen weltweiten Fokus oder deckten

lediglich den gesamten deutschsprachigen Raum ab

(Capgemini 2006), so dass Schweizer Unternehmen not-

wendigerweise nur einen kleinen Anteil der Stichprobe

bildeten. Zusätzlich wurden bisher vornehmlich Grossun-

ternehmen und Unternehmen aus so genannten CRM-

affinen Branchen wie Finanzdienstleistungen und Tele-

kommunikation betrachtet. Vor diesem Hintergrund bleibt

das erste Ziel dieser Studie:

Ziel 1: Ermittlung eines realistischen Status Quo

des CRM in Schweizer Unternehmen

Die bisherigen CRM-Trendstudien wurden überwiegend

von CRM-Beratungs- oder Softwareunternehmen durch-

geführt. Dementsprechend wurde CRM stark aus dem

IT-Blickwinkel diskutiert und auch so in vielen Unterneh-

men eingeführt. Verschiedentlich wurde dieser Fokus für

die hohe Misserfolgsquote bei CRM-Projekten verant-

wortlich gemacht, die bis etwa 2004 bei bis zu 66% lag

(Harding, Cheifetz et al. 2003; LaValle und Scheld 2004).

In neueren Studien wird dagegen zum einen zunehmend

die Bedeutung der Einbettung von CRM-Projekten in

eine konsistente CRM-Strategie unterstrichen, zum an-

deren die Notwendigkeit, Prozesse, Organisation und

Unternehmenskultur anzupassen (Roberts, Liu et al.

2005). Letztlich können CRM-Initiativen immer nur erfolg-

reich sein, wenn sie von den Mitarbeitenden akzeptiert

und mitgetragen werden (Brendel 2003).

Page 7: Swiss CRM 2008

7

Die Erfahrungen der Unternehmen mit CRM haben die

Notwendigkeit einer umfassenden CRM-Definition auf-

gezeigt. Auch in der wissenschaftlichen Literatur setzen

sich zunehmend Sichtweisen durch, die CRM nicht nur

auf IT oder operatives Kundenmanagement beschrän-

ken. Dementsprechend gilt in dieser Studie die folgende

Definition von CRM: «Customer Relationship Manage-

ment ist ein unternehmensweit integrierendes Organisa-

tions- und Führungsprinzip, das alle Massnahmen um-

fasst, die auf eine verbesserte Kundenorientierung und

Kundenzufriedenheit gerichtet sind.

Übergeordnete Zielsetzung ist, die Fähigkeit des Unter-

nehmens sicherzustellen,

langfristig profitable Kundenbeziehungen aufzubauen –

(Kundenakquisition),

im Zeitablauf zu intensivieren und –

aufrechtzuerhalten (Kundenbindung). –

Customer Relationship Management umfasst das syste-

matische Erschliessen und Ausschöpfen von Kundenpo-

tenzialen unter konsequenter Nutzung durchgängiger

Informations- und Kommunikationstechnologien.» (Haf-

ner und Rageth 2006)

Ziel 4: Beleuchtung aktueller Schwerpunktthemen

Durch die Vertiefung einzelner Schwerpunkte lassen sich

auch umfangreichere Aussagen über ausgewählte, aktu-

elle Themen treffen, die CRM-Involvierte interessieren.

Diese sollen Jahr für Jahr an die gegenwärtige CRM-

Lage angepasst werden. 2008 sind die Schwerpunktthe-

men Rückbesinnung auf den persönlichen Kundenkon-

takt und CRM-Kultur.

Die vorliegende Studie basiert auf dem bewährten

ZHAW-CRM-Framework als wissenschaftliche Grundla-

ge. Dieses wird im Folgenden kurz erläutert, bevor das

Studiendesign zur Erreichung der oben definierten Ziele

diskutiert wird.

1.2. Theoretische Fundierung: Das ZHAW-CRM-FrameworkDas ZHAW-CRM-Framework versteht CRM als unter-

nehmensweit integrierendes Organisations- und Füh-

rungsprinzip mit zehn Kompetenzbereichen. Es hat sich

sowohl in der Theorie als auch in der Praxis über mehre-

re Jahre erfolgreich durchgesetzt und dient deshalb als

Fundierung der Studie.

Abbildung 2: Das ZHAW-CRM-Framework zeigt die Kompetenzbereiche eines umfassenden Kundenbeziehungsmanagements.

(Stadelmann, Wolter et al. 2007)

Page 8: Swiss CRM 2008

8

sation eine zentrale Stellung im CRM ein und wird letzt-

lich zur Determinante des Unternehmenserfolgs. (Raab

und Werner 2005) Das verbesserte Verständnis der Kun-

denbedürfnisse ist wiederum Basis für die Optimierung

des Produkt- und Serviceangebotes für jedes der zu-

vor in der Analyse und Planung identifizierten Kunden-

segmente. Dies schliesst eine permanente Anpassung

an sich wandelnde Kundenbedürfnisse sowie die Defini-

tion von differenzierten Service Levels ein.

Die Erfahrung zeigt, dass oftmals im CRM gerade dem

Change Management im Sinne von interner Kommunika-

tion der Vorteile für die Mitarbeiter, der Mitarbeiterschu-

lung und einer Anpassung der Unternehmenskultur nicht

genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. (Helmke,

Brinker et al. 2003; Bani 2004)

Zentrale Anforderung an den Kompetenzbereich IT ist

die Erfassung und Bereitstellung umfassender und kor-

rekter Informationen aller Kompetenzbereiche. Insbe-

sondere den Mitarbeitenden, die in direktem Kunden-

kontakt stehen, muss zeitnah und unabhängig vom

Kommunikationskanal eine Gesamtsicht des Kunden

ermöglicht werden, um in den viel zitierten Augenblicken

der Wahrheit in der Kundenbeziehung die optimalen Er-

folgsvoraussetzungen zu haben. (Gremler 2004) Um

diesen Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es er-

heblicher Initialanstrengungen zur Erfassung und Inte-

gration der Kundendaten und in der Regel des Einsatzes

spezialisierter CRM-Informationstechnologie.

Das Zusammengreifen aller im Framework abgebildeten

Kompetenzbereiche ist nur mit aktivem Prozessma-

nagement möglich, welches Prozesse definiert, kontrol-

liert und ständig verbessert. Dabei ist stets die Akzep-

tanz der CRM-Prozesse durch die betroffenen Kunden

zu beachten und ebenso die interne Akzeptanz.

Das CRM-Framework betrachtet das Kundenbezie-

hungsmanagement aus Geschäftsleitungs- und Ent-

scheidungsträgersicht und ist somit kongruent mit dem

Blickwinkel der befragten CRM-Verantwortlichen in der

Studie. Das Framework zeigt die zehn Kompetenzbe-

reiche eines umfassenden Kundenbeziehungsmanage-

ments auf. Es wurde in Zusammenarbeit mit den Firmen

Mummert Consulting und QCi Assessment entwickelt

und sein Einsatz in einer Vielzahl von Unternehmen hat

gezeigt, dass es eine hervorragende Basis für die Defini-

tion der unternehmensspezifischen Gestaltungsanforde-

rungen darstellt.

CRM-Kompetenzbereiche

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, erfordert erfolg-

reiches CRM eine eigenständige Strategie, die aus der

Unternehmensstrategie abzuleiten ist. Mit dieser müssen

wiederum alle Projekte und Einzelmassnahmen in den in

der Grafik gezeigten Kompetenzbereichen komplemen-

tär und abgestimmt sein.

Basis für die Entwicklung der CRM-Strategie bildet die

Analyse und Planung. Es gilt, die intern und extern ver-

fügbaren Daten über die Verhaltensweisen, Einstellungen

und den Wert der Kunden auszuwerten. Ein umfassendes

Verständnis der Marktsituation sowie des Verhaltens und

der Bedürfnisse bestehender und potenzieller Kunden

dient dann wiederum der Planung der operativen Kun-

denmanagementaktivitäten.

Die Untersuchungen zur Service-Profit-Chain, deren Logik

heute implizit oder explizit praktisch alle Dienstleistungs-

unternehmen folgen, haben gezeigt, dass Kundenzufrie-

denheit und Kundenbindung mit Mitarbeiterzufriedenheit

und Mitarbeiterloyalität beginnen. (Heskett, Jones et al.

1994; Woratschek und Horbel 2002) Aus diesem Grund

nimmt der Kompetenzbereich Mitarbeiter und Organi-

Page 9: Swiss CRM 2008

9

Im Zentrum des ZHAW-CRM-Frameworks stehen die

operativen Kundenmanagementaktivitäten. Auf Basis

der zuvor erarbeiteten Ziele und Pläne sind die CRM-

Massnahmen entlang des gesamten Kundenlebenszy-

klus zu gestalten. Dieser erstreckt sich mit sich wandeln-

den Anforderungen von den potenziellen Kunden über

Interessenten und Neukunden bis zur optimalen Bedürf-

nisbefriedigung der Stammkunden und schliesslich bis

hin zur aktiven Kundenrückgewinnung. Matchentschei-

dend ist dabei eine kontinuierliche Anpassung des Ser-

vices je nach Kundensegment und Lebenszyklusphase.

Abbildung 3: Der Kundenlebenszyklus verdeutlicht die wechselnden Anforderungen und Massnahmen im Verlauf der Kundenbeziehung.

(Stadelmann, Wolter et al. 2007)

Page 10: Swiss CRM 2008

10

1.3. StudiendesignIm Rahmen der Studie Swiss CRM 2008 befragte die

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

zum zweiten Mal in Folge zufällig ausgewählte CRM-

Entscheidungsträger aus einem breiten Branchen-

Mix mit einem strukturierten Fragebogen. Erneut ha-

ben namhafte CRM-Experten das Projekt begleitet.

Die Studie ist als echte Trendstudie konzipiert und wird

jedes Jahr mit demselben Studiendesign wiederholt.

Durch den Vergleich der Ergebnisse lassen sich die Ent-

wicklungstendenzen des CRM in Schweizer Unterneh-

men in einzigartiger Weise nachverfolgen.

Das Studiendesign folgt den zuvor formulierten Zielen.

Um eine möglichst repräsentative Stichprobe für die

Schweizer Unternehmen zu erreichen, wurde ein quanti-

tatives Design gewählt. Dies ist auch deshalb zulässig,

da mit dem ZHAW-CRM-Framework und einer Fülle von

internationalen Studien bereits eine gute Basis für die

Konzeption eines Befragungsinstrumentes existiert.

(Böhler 2004) Die Befragung erfolgt jedes Jahr mit Hilfe

desselben schriftlichen Fragebogens, der überwiegend

geschlossene Fragen enthält. Zusätzlich werden zu den

schon bestehenden Fragen Schwerpunkte gewählt, die

aktuelle Themen genauer hinterfragen und die abge-

fragten CRM-Trends werden jedes Jahr neu angepasst.

Absicherung durch Experteninterviews

Die Absicht, die Studie mit demselben Design mehrfach

durchzuführen, erforderte besondere Sorgfalt in der Vor-

bereitung. Deshalb wurden in der letztjährigen Konzepti-

onsphase eine Reihe namhafter CRM- und Befragungs-

experten zum Studiendesign interviewt. Die Experten

haben massgeblich zur Optimierung des Fragebogens

beigetragen. Auch die zweite Durchführung wurde von

Experten begleitet, die Unterstützung bei der Auswahl

der aktuellen Trends und Schwerpunktthemen geleistet

Der Anspruch der kontinuierlichen Verbesserung des

CRM sowie die Verhaltenssteuerung der Mitarbeiter er-

fordern die Messung der Wirkungen. Die im Controlling

betrachteten Kennzahlen sind um CRM-relevante Mess-

grössen zu ergänzen. Um einen Nutzen aus der Messung

zu ziehen, sind zusätzlich geschlossene Führungs- und

Steuerungskreisläufe – so genannte Closed Loops – zu

installieren.

Die optimale Anpassung des eigenen CRM an die Be-

dürfnisse der Kunden erfordert von den Unternehmen,

ihre Leistungen aus der Kundenperspektive kritisch zu

betrachten. Je tiefer das Verständnis des Kundenverhal-

tens ist und je effektiver das CRM gestaltet wurde, desto

grösser ist auch die Wahrscheinlichkeit zu kundengetrie-

benen Innovationen zu gelangen. Funktionieren die

Closed Loops zwischen den Kompetenzbereichen des

Frameworks, gehen Informationen zu veränderten oder

neuen Bedürfnissen und Ansätzen für eine verbesserte

oder völlig neue Bedürfnisbefriedigung wiederum in Ana-

lyse und Planung sowie in die Gestaltung des Produkt-

und Serviceangebotes ein.

Die im Framework enthaltenen Kompetenzbereiche des

CRM bildeten die Grundlage für die Struktur des Befra-

gungsinstrumentes der Studie Swiss CRM 2008. Deren

Design wird im folgenden Teilkapitel erläutert und be-

gründet.

Page 11: Swiss CRM 2008

11

Ferner wurden allgemeine Fragen zur Bedeutung sowie

zur organisatorischen Verankerung von CRM im Unter-

nehmen als auch zu unternehmenseigenen CRM-Pro-

jekten gestellt (s. Kap. 2.1).

Dem zweiten Ziel, die bedeutendsten Trends von CRM in

Schweizer Unternehmen zu erfassen, wurde mit zwei

weiteren Fragekomplexen Rechnung getragen. Zunächst

wurden die Unternehmen befragt, in welchen CRM-Kom-

petenzbereichen sie in diesem Jahr Schwerpunkte set-

zen wollen. Ausserdem wurden die CRM-Verantwort-

lichen für fünfzehn konkrete CRM-Trendbegriffe gefragt,

welche subjektive Bedeutung sie jedem Trendbegriff für

ihr Unternehmen beimessen (s. Kap. 2.3.).

In der diesjährigen Durchführung wurden erstmals zwei

aktuelle Schwerpunktthemen gewählt. Zum einen betrifft

dies die Rückbesinnung auf persönliche Kundenkon-

takte, die im letzten Jahr zum wichtigsten Trendbegriff

gewählt wurde. Zum anderen wurden weiterführende

Fragen zum Thema CRM-Kultur gestellt. Dadurch wird

nicht nur ein breites Bild von CRM in der Schweiz ermit-

telt, sondern es ermöglicht auch einen tieferen Einblick in

wichtige aktuelle CRM-Themenbereiche.

Die quantitativen Analysen wurden mit der Statistiksoft-

ware SPSS1 durchgeführt. Signifikante Unterschiede in

den Daten wurden bei kategorialen Variablen mittels

Kreuztabellen und χ2-Tests geprüft, bei intervallskalierten

Daten mittels ANOVA-Prozedur und Bonferroni Post-

Hoc-Tests.

1 SPSS steht für Statistical Product and Service Solutions und bezeich-net sowohl die Softwarefirma, die Statistik- und Analyse-Software entwickelt und vertreibt, als auch deren wichtigstes Produkt.

haben und die Ergebnisse aus ihrer CRM-Expertise he-

raus kommentiert haben. Die Autoren sind ihnen deshalb

zu grossem Dank verpflichtet. Eine Liste der Experten

befindet sich im Anhang.

Das Ziel, einen realistischen Status Quo des CRM in

Schweizer Unternehmen zu ermitteln, erfordert eine in-

haltlich breite Befragung, die alle Kompetenzbereiche

des ZHAW-CRM-Frameworks abdeckt. Zusätzlich muss

der Fragebogen für Unternehmen verschiedener Grös-

sen und Branchen geeignet sein.

Fragebogeninhalte

Inhaltlich orientiert sich der Fragebogen eng an der the-

oretischen Fundierung des ZHAW-CRM-Frameworks.

Aus diesem Grund wurde für alle Kompetenzbereiche die

Meinung der Befragten erhoben, inwieweit diese Kompe-

tenzen in ihrem Unternehmen bereits auf CRM ausge-

richtet seien (Ergebnisse s. Kap. 2.2). Diese Einschät-

zungen wurden als Grad der Zustimmung zu Aussagen

auf 5er Likertskalen erhoben (5=stimme voll und ganz zu,

4=stimme eher zu, 3= teils teils, 2=stimme eher nicht zu,

1=stimme überhaupt nicht zu). Zusätzlich wurde für jeden

Kompetenzbereich abgefragt, ob konkrete CRM-Mass-

nahmen, wie zum Beispiel Kundenzufriedenheitsmes-

sung aus dem Kompetenzbereich Kundenperspektive,

im befragten Unternehmen zum Einsatz kommen (nomi-

nale Antwortoptionen: wird regelmässig durchgeführt,

wird sporadisch durchgeführt, wird in Zukunft durchge-

führt werden, wird nicht durchgeführt) (Ergebnisse s.

Kap. 2.2).

Page 12: Swiss CRM 2008

12

Der hohe Rücklauf bei der CRM-Studie 2008 zeigt zum einen, dass das Themenfeld CRM unverändert hohe Relevanz bei den befragten Unternehmen hat. Gleichzeitig ist es offensicht-lich mit der wiederholten Durchführung dieser Studie gelun-gen, die Messung des aktuellen Standes von CRM in der Pra-xis durch die ZHAW als wichtiges Erhebungsinstrument in der Schweiz zu etablieren: Durch die nun nicht mehr nur unterneh-mensübergreifend, sondern zudem auch zeitpunktbezogen möglichen Vergleiche kann jedes Unternehmen aus den Er-gebnissen besser einschätzen, wie es im Vergleich zu anderen Unternehmen und den Entwicklungen des CRM selbst aktuell aufgestellt ist.

Prof. Dr. F. Siems, Fachbereichsleiter Marketing FH Salzburg

und Französisch. Befragte sollten die CRM-Entschei-

dungsträger (Inhaber, Geschäftsführende, Marketingver-

antwortliche, CRM-Verantwortliche u. ä.) der entspre-

chenden Unternehmen sein. Um diese Kriterien zu prüfen,

wurden zusätzlich relevante Daten zum Unternehmen

und die Funktion der Antwortenden im Unternehmen

erfragt.

Für die Umfrage wurde dieselbe Datenbasis wie im letz-

ten Jahr verwendet. Die Bereitschaft von 1934 Unterneh-

men zur Studienteilnahme wurde telefonisch erfragt.

1232 Unternehmen erklärten sich grundsätzlich zur Teil-

nahme bereit und erhielten wahlweise per E-Mail einen

Link zu einem Onlinefragebogen oder einen Papierfrage-

bogen per Post. Schlussendlich gingen 547 verwertbare

Fragebögen in die Auswertung ein, was einer Rücklauf-

quote von ca. 28% entspricht.

1.4. Befragte Unternehmen und RücklaufAuch dieses Jahr konnte sich die Studie über einen

regen Rücklauf erfreuen. 1934 mittlere und grosse

Unternehmen wurden angefragt. Die 547 ausgefüllten

Fragebögen stammen aus einem breiten Mix aus

Unternehmen verschiedener Branchen und Grössen.

Die CRM-Entscheidungsträger als Zielgruppe in den

Unternehmen wurden wieder klar erreicht.

Entsprechend den Forschungszielen bilden die in der

Schweiz tätigen mittleren und grossen Unternehmen die

Grundgesamtheit der Trendstudie. Um Teil dieser Grund-

gesamtheit zu sein, müssen Unternehmen über einen

Jahresumsatz von mindestens CHF 15 Mio. oder mindes-

tens 50 Mitarbeiter verfügen. Ausdrücklich von der Be-

fragung ausgeschlossen wurden öffentliche und land-

wirtschaftliche Betriebe. Aus forschungsökonomischen

Gründen erfolgte die Befragung lediglich auf Deutsch

Page 13: Swiss CRM 2008

13

Branchenzusammensetzung

Abbildung 5: Die Stichprobe weist eine breite Streuung über meh-

rere Branchen auf. (eigene Darstellung)

Eine Betrachtung der Funktionen der Befragten in ihrem

Unternehmen zeigt, dass die im Studiendesign anvisier-

ten CRM-Verantwortlichen erreicht werden konnten. Zu

29,8% antworteten die Inhaber oder Geschäftsführen-

den selbst, zu 44,8% die Leitenden von Marketing oder

Verkauf und in einigen wenigen Fällen auch die Leitenden

IT. Zu 6,3% war die Antwortperson verantwortlich für

CRM im Unternehmen. In 19,2% der Fälle hatten die Ant-

wortenden andere als die im Fragebogen vorgegebenen

Funktionen. Eine Inhaltsanalyse der Antworten zeigt,

dass es sich bei dieser Gruppe überwiegend um Assis-

tierende der anvisierten Funktionsträger handelt. Von

einer ausreichenden Sachkenntnis und einem hinrei-

chenden Überblick über das Unternehmen, um sinnvolle

Antworten zu ermöglichen, kann also durchaus ausge-

gangen werden.

Beschreibung der Stichprobe

Die antwortenden Unternehmen waren zu ca. einem

Drittel Grossunternehmen und zu 57% mittlere Unterneh-

men. Der Anteil an Kleinunternehmen konnte in diesem

Jahr noch gesenkt werden, so dass sie insgesamt ca.

7 Prozent ausmachen.

Zusammensetzung nach Unternehmensgrösse

Abbildung 4: Über 90% der Unternehmen in der Stichprobe sind

grosse und mittlere Schweizer Unternehmen. (eigene Darstellung)

Auch bei der Branchenzugehörigkeit der teilnehmenden

Unternehmen ist eine breite Mischung festzustellen.

CRM-affine Dienstleistungsunternehmen wie Banken,

Versicherungen, Telekommunikationsunternehmen und

Versandhandel hatten einen Anteil von 10,4% an der

Stichprobe. 38,7% waren den sonstigen Dienstleistungen

zuzuordnen, 37,3% dem verarbeitenden Gewerbe und

13,7% waren Bauunternehmen oder Bauzulieferer.

Page 14: Swiss CRM 2008

14

Funktion der Antwortenden

Verantwortliche/-r CRM;

Abbildung 6: CRM-Entscheidungsträger in den Unternehmen

konnten als Befragungsteilnehmer gewonnen werden. (eigene

Darstellung)

Page 15: Swiss CRM 2008

15

Die Rückbesinnung auf den persönlichen Kontakt

verschärft das Ressourcenproblem im CRM. Somit

bleibt auch die Mitarbeiterschulung der verbreitetste

CRM-Investitionsschwerpunkt. Damit die knappen

Ressourcen effektiv eingesetzt werden können,

steigt die Bedeutung von Kundenwertberechnungen

und Konzepten wie Personalisierung und Kunden-

portale, die eine Individualisierung trotz Automati-

sierung ermöglichen.

Bedeutung von CRM für Unternehmen

2. Erkenntnisse

Abbildung 7: Rund 87% der befragten CRM-Entscheidungsträger sehen CRM als sehr wichtig oder eher wichtig für ihr Unternehmen.

(eigene Darstellung)

2.1. Bedeutung und organisatorische Verankerung von CRMDie Bedeutung von CRM für Schweizer Unternehmen ist

auf hohem Niveau nochmals deutlich gestiegen. Dies

drückt sich in steigenden Budgets und Top-Manage-

ment-Aufmerksamkeit aus.

Mit 53,2% der befragten CRM-Entscheider gaben mehr

als die Hälfte an, CRM sei sehr wichtig für ihr Unterneh-

men. Dies stellt nochmals einen deutlichen Anstieg im

Vergleich zum Jahr 2007 dar, der auch statistisch signifi-

kant ist (p<0,01). Insgesamt ist CRM für fast 87% der

Unternehmen sehr wichtig oder eher wichtig. Damit ge-

hört CRM auch 2008 zweifellos zu den Top-Marke-

tingthemen für Schweizer Unternehmen, wie sich dies

auch in vergleichenden Befragungen bestätigt hat. (Jeker

2004)

Page 16: Swiss CRM 2008

16

Entwicklung der CRM-Budgets

Es ist also folgerichtig, wenn die CRM-Verantwortlichen

weitere Erhöhungen der Unternehmensausgaben für

CRM erwarten. Auch hier ist nochmals eine Steigerung

gegenüber 2007 zu sehen. So gehen 6,3% der Befragten

von stark steigenden, 46,4% zumindest noch von eher

steigenden und 45,1% von stagnierenden CRM-Budgets

in ihrem Unternehmen aus. Lediglich 2,2% der Manager

erwarten für ihr Unternehmen fallende Budgets. Zusam-

mengenommen gehen also rund 98% der Befragten von

steigenden oder gleich bleibenden CRM-Ausgaben aus,

so dass auf dieser Basis auch ein weiteres Wachstum

des CRM-Software und -Beratungsmarktes in der

Schweiz zu erwarten ist.

Entwicklung der CRM-Budgets

Abbildung 8: 98% der CRM-Entscheider gehen von steigenden

oder zumindest gleichbleibenden CRM-Ausgaben aus. (eigene

Darstellung)

Gesamtverantwortung für CRM im Unternehmen

Ein Indikator für die Bedeutung eines Themas im Unter-

nehmen ist häufig, ob sich jemand für dieses verantwort-

lich fühlt und wo diese Person organisatorisch angesie-

delt ist. Der Anteil der Unternehmen, die über einen

CRM-Verantwortlichen auf Geschäftsleitungsebene ver-

fügen, ist auf 56,5% (Konfidenzintervall: 52,24% – 60,76%)

gestiegen. Auch hier zeigt sich also eine zunehmende

Bedeutung von CRM. Weitere 12,5% der Unternehmen

haben einen eindeutigen CRM-Verantwortlichen auf ei-

ner anderen Position im Unternehmen und ein deutlich

gesunkener Anteil von 31,0% verfügt über keinen aus-

drücklichen CRM-Verantwortlichen. Die Wichtigkeit von

CRM in den Unternehmen wird auch insofern bestätigt,

dass deutlich mehr Inhaber und Geschäftsführende an

der Befragung teilgenommen haben als im Vorjahr.

Gesamtverantwortung für CRM bei einer Person?

Abbildung 9: Deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen verfügt

über einen CRM-Verantwortlichen auf Geschäftsleitungsebene.

(eigene Darstellung)

Man kann also feststellen, dass die in der Literatur ver-

breitete Forderung, einen CRM-Verantwortlichen auf

Geschäftsleitungsebene z.B. mit der Bezeichnung Chief

Customer Officer (CCO) zu installieren (Meier 2004; Sta-

delmann und Horsig 2004), von zunehmend mehr Unter-

nehmen aufgenommen wird.

Page 17: Swiss CRM 2008

17

Organisatorische Verankerung von CRM

Über eine eigene CRM-Abteilung verfügen lediglich

11,4% der befragten Schweizer Unternehmen. In den

meisten Unternehmen werden in verschiedenen Unter-

nehmensbereichen CRM-Aufgaben wahrgenommen.

Am häufigsten ist CRM organisatorisch Teil des Marke-

tings mit 60,4%, sowie Teil des Verkaufs mit 60,2%. In nur

13,3% der Fälle ordnet sich CRM einem Customer Care

bzw. einem zentralen Service Center unter. Lediglich

12,7% der Unternehmen gliedern CRM in die IT ein.

Organisatorisch wird CRM demnach weiterhin von der

grossen Mehrheit der Unternehmen weder als unterneh-

mensweites noch als IT-Thema behandelt, sondern als

Thema des operativen Kundenbeziehungsmanage-

ments.

CRM wird immer mehr zum Managementthema, obschon im-mer noch 31% der Unternehmen keine gesamtverantwortliche Person im Unternehmen definiert haben.

Claudia Stalder-Jenny, Leiterin Marktentwicklung Dialogmarketing, PostMail

Abbildung 10: In den meisten Unternehmen ist CRM in mehr als einem Bereich angesiedelt. Dominant sind Marketing und Verkauf.

(eigene Darstellung)

Organisatorische Ansiedlung von CRM

Page 18: Swiss CRM 2008

18

Immer mehr Unternehmen erkennen die Notwendigkeit, das Kundenmanagement auch organisatorisch zu verankern und die Gesamtverantwortung dafür einer bestimmten Person bzw. Stelle zuzuordnen. So sind in Unternehmen unterschiedlicher Branchen vermehrt Positionen anzutreffen, die Bezeichnungen aufweisen wie «Leiter Kundenmanagement», «Leiter CRM», «Leiter Departement Kunden» oder gar – wie bei einem führen-den Schweizer Versicherer – der «Chief Customer Officer» oder CCO.

Martin Stadelmann, Geschäftsführer ec4u expert consulting (schweiz) ag

Page 19: Swiss CRM 2008

19

drei CRM-Definitionen mit der Frage vorgelegt, welche

am ehesten der Sichtweise von CRM in ihrem Unterneh-

men entspreche. (Rapp 2003) 14,3% der Befragten ent-

schieden sich für die Definition, die CRM als reines IT-

Thema beschreibt, 30,6% für die Definition, die CRM auf

das operative Kundenbeziehungsmanagement be-

schränkt. Mit einem leichten Anstieg seit 2007 auf 55,0%

sehen deutlich die meisten der Unternehmen CRM als

unternehmensweites Konzept, was auch der Definition

der ZHAW und dieser Studie entspricht.

2.2. CRM-Erfolg und CRM-Kompetenz aus Sicht der UnternehmenDie Unternehmen beurteilen sich als zunehmend er-

folgreich in ihren CRM-Massnahmen und sehen eine

leicht gestiegene CRM-Kompetenz. Fehlende Res-

sourcen haben als CRM-Projekthemmnis seit 2007

stark zugenommen.

Das Verständnis und die Definition von CRM variieren

sowohl in der Literatur als auch in den Unternehmen.

Deshalb wurden den befragten CRM-Verantwortlichen

Abbildung 11: Eine deutliche Mehrheit der befragten Schweizer Unternehmen sieht CRM als unternehmensweites Organisations- und

Führungsprinzip. (eigene Darstellung)

Definition von CRM für Untenehmen

Page 20: Swiss CRM 2008

20

Software-Nutzung

Abbildung 12: Nur gut die Hälfte der Unternehmen setzen eine

spezialisierte CRM-Software ein. (eigene Darstellung)

Einsatz von CRM-Software

Dass CRM für die meisten Firmen nicht in erster Linie ein

IT-Thema ist, erklärt auch, warum nach wie vor 45,6%

keine spezialisierte CRM-Software einsetzen. Von den

54.4% der befragten Unternehmen, die mit einer CRM-

Software arbeiten, stellt diese bei 23.5% ein Teilmodul

der ERP-Software dar.

Page 21: Swiss CRM 2008

21

Auch in diesem Jahr zeigt sich der CRM-Software-Markt

stark fragmentiert und es konnten sich keine CRM-Lö-

sungen komplett durchsetzen. Am beliebtesten bleiben

mit 23.7% Eigenentwicklungen. SAP konnte die Verbrei-

tung in der Stichprobe von 11.1% auf 15.0% erhöhen und

auch die Anwendung von Microsoft CRM-Lösungen hat

von 4,2% auf 7,5% deutlich zugenommen. Klar weniger

Unternehmen, aber immer noch 5,6% statt 12,0% in

2007, nutzen das Officepaket für ihr CRM. Alle anderen

Anbieter werden von weniger als 5% der Teilnehmenden

eingesetzt. Zwar verteilen sich nach wie vor 22,9% der

Antworten auf zahlreiche weitere Anbieter, auf die jeweils

weniger als 3 Nennungen entfallen, der Rückgang von

Genutzte CRM-Software

40,7% im Vorjahr dokumentiert jedoch eine gewisse Kon-

solidierung der Branche, die weltweit zu beobachten ist.

Neben der Tatsache, dass nur gut die Hälfte der Unter-

nehmen überhaupt angibt, spezielle CRM-Software zu

nutzen, ist zu beachten, dass bei dieser Fragestellung

nur Unternehmen berücksichtigt sind, welche angege-

ben haben, eine spezialisierte Software einzusetzen.

Gegenüber Untersuchungen, in denen der Marktanteil

bezüglich Umsätzen oder verkauften Lizenzen betrachtet

wird, ergeben sich durch die stark unterschiedlichen

Unternehmensgrössen in der Stichprobe zwangsläufig

deutliche Unterschiede. Zudem werden dort in der Regel

Eigenentwicklungen nicht berücksichtigt. (Brand 2007)

Page 22: Swiss CRM 2008

22

Bisheriger CRM-Erfolg

Abbildung 13: Eine Mehrheit von 53,1% der Unternehmen bewer-

tet ihre CRM-Anstrengungen als Erfolg. (eigene Darstellung)

CRM-Kompetenz

Die CRM-Verantwortlichen sehen in ihren Unternehmen

in den meisten Kompetenzbereichen des ZHAW-CRM-

Frameworks eine leicht gestiegene CRM-Kompetenz.

Signifikante Verbesserungen gegenüber 2007 weisen die

Bereiche Unternehmensprozesse, IT, Führung und ope-

ratives Kundenmanagement auf. Betrachtet man die

Darstellung des Mittelwertrankings, besteht jedoch wei-

terhin viel Skepsis gegenüber der eigenen Kompetenz

und die CRM-Entscheidungsträger sehen selbst noch

viel Verbesserungspotenzial in ihren Unternehmen. In

den meisten Kompetenzbereichen können sie nur teil-

weise (Wert 3= stimme teilweise zu; Wert 4= stimme eher

zu) der Aussage zustimmen, dass ihr Unternehmen in

diesem Kompetenzbereich bereits konsequent auf Kun-

denorientierung ausgerichtet sei.

CRM-Erfolg

Der isolierte Fokus auf die Einführung einer CRM-Soft-

ware wurde in der Vergangenheit häufig als Grund für die

hohe Misserfolgsquote verantwortlich gemacht (Harding,

Cheifetz et al. 2003; LaValle und Scheld 2004). Das ganz-

heitliche Verständnis von CRM, das eine Kundenorientie-

rung des gesamten Unternehmens bedingt, scheint zu

einem aus Unternehmenssicht höheren Erfolg des CRM

zu resultieren. Analysiert man die Daten auf Gruppenun-

terschiede, zeigen sich tatsächlich die grössten Diffe-

renzen nicht nach Branchenzugehörigkeit oder Unter-

nehmensgrösse sondern nach dem CRM-Verständnis im

Unternehmen. Unternehmen mit einer umfassenden

Sicht von CRM sehen eine signifikant höhere Bedeutung

von CRM, fühlen sich subjektiv signifikant kompetenter in

den einzelnen CRM-Kompetenzbereichen und auch si-

gnifikant erfolgreicher in ihren CRM-Anstrengungen (je-

weils p<0.024).

Insgesamt ist der subjektive CRM-Erfolg der befragten

Unternehmen seit 2007 deutlich gestiegen. Nach 47%

der Unternehmen im letzten Jahr bewertet in diesem Jahr

eine Mehrheit von 53,1% ihre CRM-Massnahmen als sehr

erfolgreich oder eher erfolgreich.

Page 23: Swiss CRM 2008

23

Die drei am besten bewerteten Bereiche, die gerundet im

Durchschnitt noch eine 4 auf der 5er-Skala erreichen

sind: Führung, Analyse und Planung sowie die Kunden-

perspektive. Damit hat sich an den am besten bewer-

teten Bereichen nichts geändert, wobei die CRM-bezo-

gene Führung vom dritten auf den ersten Rang vorgerückt

ist.

Die geringste Ausrichtung ihrer Unternehmen auf CRM

sehen die Befragten in den Kompetenzbereichen Perso-

nalpolitik, Controlling und Unternehmensprozesse.

Abbildung 14: Trotz geringen Verbesserungen bewerten die CRM-Entscheider ihre Unternehmen in den meisten CRM-Kompetenz-

bereichen überwiegend skeptisch. (eigene Darstellung)

Ranking Bereiche

Page 24: Swiss CRM 2008

24

Untersucht wurde die Verbreitung von 17 konkreten

CRM-Massnahmen. Die folgende Abbildung zeigt die

Ergebnisse im Überblick, wobei die Massnahmen in An-

lehnung an eine CRM-Untersuchung von Saloman et. al.

(Saloman, Dous et al. 2005) gemäss ihrer Verbreitung in

Standardmassnahmen, aktuelle Massnahmen und Zu-

kunftsmassnahmen eingeteilt wurden.

Verbreitung von CRM-Massnahmen

Wie in 2007 wurde erneut die Verbreitung zahlreicher

konkreter CRM-Massnahmen in den Unternehmen un-

tersucht. Die Befragten sollten angeben, ob Massnah-

men aus allen Kompetenzbereichen des ZHAW-CRM-

Frameworks in ihren Unternehmen regelmässig oder

sporadisch durchgeführt werden, ob die Anwendung

zumindest geplant sei oder in Zukunft eher nicht umge-

setzt werde.

Abbildung 15: Gemäss ihrer Verbreitung in den Unternehmen lassen sich die CRM-Massnahmen in Standardmassnahmen, aktuelle

Massnahmen und Zukunftsmassnahmen einteilen. (eigene Darstellung in Anlehnung an (Saloman, Dous et al. 2005))

CRM-Massnahmen

Page 25: Swiss CRM 2008

25

Zukunftsmassnahmen

Vier CRM-Massnahmen werden von weniger als 50% der

befragten Unternehmen eingesetzt. Dies sind: Messung

der Kundenloyalität (40,5%), Messung der internen Ak-

zeptanz von CRM-Prozessen (28,4%), Benchmarking

des eigenen CRMs mit dem von Konkurrenten oder Best-

Practice-Beispielen (25,4%), sowie Messung der Kun-

denakzeptanz der CRM-Prozesse (22,2%). Diese vier

Massnahmen spielen also bisher im CRM der meisten

Schweizer Unternehmen keine Rolle. CRM-Benchmar-

king ist gegenüber dem Vorjahr sogar nochmals stark

zurückgegangen.

Erfolgsfaktoren und Hemmnisse von CRM-Pro-

jekten

Neben den Kompetenzen wurden die wichtigsten Fak-

toren für Erfolg und Misserfolg von CRM-Projekten aus

Sicht der Schweizer Unternehmen genauer analysiert.

Auf Basis der verfügbaren Literatur und den Expertenin-

terviews in der Designphase der Studie wurde den be-

fragten CRM-Verantwortlichen eine Liste von möglichen

Erfolgsfaktoren bei CRM-Projekten vorgelegt. (Day 2002;

Saloman, Dous et al. 2005) (Knox, Maklan et al. 2003) Die

Manager sollten die drei aus ihrer Sicht bedeutendsten

Erfolgsfaktoren aus der Liste auswählen. Anschliessend

wurden sie anhand derselben Auswahl befragt, welche

Faktoren in ihrer eigenen Erfahrung bei CRM-Projekten

bereits zu Schwierigkeiten führten. Die Antworten auf

diese beiden Fragen sind in den folgenden Grafiken ge-

genübergestellt.

Standardmassnahmen

Sieben verschiedene CRM-Massnahmen sind in den

befragten Schweizer Unternehmen bereits Standard und

werden von mehr als 70% regelmässig oder zumindest

sporadisch eingesetzt. Im Einzelnen sind dies: Anpas-

sung des Angebotes an Kundenbedürfnisse (84,2%),

Beschwerdemanagement (79,8%), Kundensegmentie-

rungen (76,6%), eine differenzierte Kundenbetreuung

nach Segmenten bzw. Position im Kundenbeziehungsle-

benszyklus (75,9%), CRM-Mitarbeiterschulungen (74,3%),

zielgruppenspezifische Marketingkampagnen (72,4%)

und Messung der Kundenzufriedenheit (70,1%).

Aktuelle Massnahmen

Sechs weitere Massnahmen werden von weniger als

70% aber immerhin schon von mehr als 50% der Unter-

nehmen bereits eingesetzt. Dies sind: Messung der Mit-

arbeiterzufr iedenheit (67,1%), segmentspezif ische

Leistungen (65,6%), Kundenrückgewinnungsmassnah-

men (64,1%), strategische CRM-Planung (58,8%), Cross-

und Up-Selling-Massnahmen (51,7%) und Messung der

Mitarbeiterloyalität (50,5%). Diese Massnahmen können

als «aktuelle Massnahmen» kategorisiert werden, da sie

bei vielen Unternehmen auf der Agenda stehen, aber

noch nicht selbstverständlich eingesetzt werden. Im Ver-

gleich zur ersten Durchführung der Studie fällt auf, dass

die Verbreitung von Kundenloyalitätsmessungen stark

abgefallen ist, während die Messung der Mitarbeiterloya-

lität zugenommen hat und in die Gruppe der aktuellen

Massnahmen aufgerückt ist. Dies entspricht in gewisser

Weise der aktuellen Marktlage.

Page 26: Swiss CRM 2008

26

folgsfaktor genannt wurde. Erfreulich aus Sicht der Auto-

ren ist auch das gestiegene Bewusstsein für die

Bedeutung klar definierter CRM-Prozesse, die noch von

43,4% der Befragten als wichtiger Erfolgsfaktor gewählt

wurde. Bezüglich der CRM-Prozesse bestand in der

Swiss CRM-Studie 2007 eine grosse Diskrepanz zwi-

schen der Bedeutung als Projekthemmnis und der Wahr-

nehmung als Erfolgsfaktor.

Fast 10% weniger Befragte als 2007 und damit nur noch

18,0% sehen eine umfassende IT-Unterstützung als ei-

nen zentralen Erfolgsfaktor, sodass dieser Faktor deut-

lich abgeschlagen auf dem letzten Rang landet.

Am häufigsten als Erfolgsfaktor für CRM-Projekte wurde

wie im Vorjahr die Existenz von umfassenden und ge-

pflegten Kundendaten von zwei Dritteln der Befragten

genannt. Diese liegen jedoch nur noch minimal vor der

Projektunterstützung des Top-Managements, die im Ver-

gleich zum Vorjahr um 5% gestiegen ist. Dies ist analog

zum erhöhten Anteil von Inhabern und Geschäftsführen-

den an den Befragungsteilnehmern und der gestiegenen

Anzahl von CRM-Verantwortlichen auf Geschäftslei-

tungsebene ein Indiz dafür, dass CRM immer mehr zur

Chefsache in den Unternehmen wird. Auf dem dritten

Rang liegt mit 46,5% erneut das Verständnis des Kun-

denverhaltens, das ebenfalls deutlich häufiger als Er-

Abbildung 16: Umfassende und gepflegte Kundendaten bleiben der wichtigste Erfolgsfaktor für CRM-Projekte, dicht gefolgt von Unter-

stützung durch das Top-Management. (eigene Darstellung)

Zentrale Erfolgsfaktoren

Page 27: Swiss CRM 2008

27

Abbildung 17: Fehlende CRM-Ressourcen sind im Jahr 2008 zum häufigsten Hemmnis für CRM-Projekte geworden. (eigene Darstel-

lung)

Mit der Anwendung der CRM-Instrumente und -Prozesse wer-den die Unternehmen vermehrt den Wandel aus der Unterneh-menssicht zur Kundensicht vollziehen. Neben der Auswahl der richtigen Instrumente und Lösungen ist damit das tieferge-hende Verständnis von Kunden und Kundenbedürfnissen der zentrale Erfolgsfaktor. Schlüsseldisziplin des CRM ist damit in dieser nächsten Phase der Marktentwicklung der Bereich Cus-tomer Insights.

Kolja Wehleit, Head of Consulting Accarda AG

Projekthemmnisse

Page 28: Swiss CRM 2008

28

Eine deutliche Veränderung hat sich im Ranking der Pro-

jekthemmnisse ergeben. Über 10% Befragte mehr als

2007 (Konfidenzintervall: 40.16% – 48.64%) gaben in

diesem Jahr an, bereits Schwierigkeiten bei der Umset-

zung von CRM-Projekten durch fehlende Mittel an Kapi-

tal, Personal und Zeit gehabt zu haben. Hierdurch landen

fehlende Mittel mit 44,4% neu auf dem ersten Rang. Ne-

ben der guten Geschäftsentwicklung vieler Unterneh-

men, mit der die Personalressourcen oftmals nicht mit-

halten können, wirkt sich hier offensichtlich die bereits

2007 prognostizierte Knappheit von CRM-Experten

(Thompson, Goldman et al. 2006; Hannich, Rüeger et al.

2007) deutlich aus. Parallel dazu gaben mit 5% Zuwachs

29,9% der CRM-Verantwortlichen ausreichende Mittel

als Erfolgsfaktor an. Dennoch wird deren Bedeutung

anscheinend bisher nur unzureichend erkannt.

In Zeiten guter Konjunktur finden Unternehmungen häufig keine Zeit, um Ressourcen für die notwendige Projektarbeit einer CRM-Initiative bereitzustellen. Damit verpassen sie die Mög-lichkeit, mittels einer zugeschnittenen CRM-Lösung ihre Effizi-enz zu steigern.

Claude Schnierl, Geschäftsführer Ambit AG

Stellt man die Sicht der Erfolgsfaktoren den Projekt-

hemmnissen gegenüber, sind neben ausreichenden Mit-

teln nur noch wenige Widersprüche ersichtlich. Die Pro-

blematik umfassender und gepflegter Kundendaten ist

erkannt. In der Praxis ist es jedoch oft ein langwieriger

und mühevoller Weg, bis unternehmensweite, qualitativ

hochwertige Kundendaten zur Verfügung stehen.

Die Notwendigkeit von Top-Managementunterstützung

für CRM-Projekte wurde ebenfalls erkannt und ist offen-

sichtlich in den meisten Unternehmen auch vorhanden.

Page 29: Swiss CRM 2008

29

Auch wenn CRM inzwischen sehr viel nüchterner und

realistischer gesehen wird als in der eigentlichen Hype-

Phase, so entwickeln sich die CRM-Ansätze und tech-

nischen Möglichkeiten immer noch mit rasanter Ge-

schwindigkeit weiter. Der Begriff CRM ist bereits wieder

von etlichen tatsächlichen und angeblichen Trendbegrif-

fen umgeben. Um festzustellen, ob die Trendbegriffe in

den Unternehmen angekommen sind oder lediglich in

Fachkreisen diskutiert werden, wurden auch 2008 die

befragten CRM-Verantwortlichen gebeten, vierzehn

CRM-Trendbegriffe hinsichtlich der Relevanz für ihr Un-

ternehmen einzuschätzen.

2.3. CRM-Trends 2008Als Folge der Kosten des persönlichen Kundenkon-

taktes ist die Betreuung nach Kundenwert der Top-

Trendbegriff des Jahres 2008. Somit behalten quali-

tativ gute Kundendaten und Technologien, die den

persönlichen Kundenkontakt ergänzen, ihre hohe

Bedeutung für die Unternehmen. Die Mitarbeiter-

schulung bleibt klar der bedeutendste CRM-Investi-

titionsschwerpunkt. Zudem planen deutlich mehr

Unternehmen die in 2007 festgestellten Defizite im

Prozessmanagement anzugehen, während nur noch

ein Viertel der Unternehmen ihren Schwerpunkt bei

der kundenorientierten Weiterentwicklung von Pro-

dukten und Services legt.

Abbildung 18: Mit 60,2% Relevanz ist individuelle Bertreuung nach Kundenwert der CRM-Trendbegriff des Jahres 2008. (eigene Darstel-

lung)

Trendbegriffe 2008

Page 30: Swiss CRM 2008

30

Mit 34,2% mehr als ein Drittel der Befragten sahen den

neu aufgenommenen Trendbegriff Time to Market/ Reak-

tionsgeschwindigkeit als relevant für ihr Unternehmen.

Die rasanten Veränderungen des Umfeldes und der Kun-

denbedürfnisse, die heute viele Märkte prägen, bringen

die Möglichkeiten von Unternehmen, Trends rechtzeitig

zu erkennen und in die Planung aufzunehmen, an ihre

Grenzen. Zunehmend mehr Unternehmen scheinen

stattdessen darauf zu setzen, ihre Reaktionsgeschwin-

digkeit zu erhöhen. Gerade hierfür ist jedoch ein gutes

Kundenbeziehungsmanagement, insbesondere eine

enge Beziehung zu den Kunden, die einen intensiven

Dialog ermöglicht, eine entscheidende Voraussetzung.

Es wird hochinteressant sein, diesen Trend in den kom-

menden Jahren weiter zu verfolgen.

Fast am unteren Ende des Rankings fanden noch 9,4%

der Befragten Blogging einen relevanten Trendbegriff für

ihr Unternehmen. Dennoch fällt auf, dass dies ein mehr

als doppelt so grosser Anteil wie im letzten Jahr ist. Of-

fensichtlich hat die intensive Diskussion dieses Trendbe-

griffes im Zusammenhang mit Community Marketing

(Kaul und Steinmann 2008) die Aufmerksamkeit von

mehr CRM-Verantwortlichen auf die Chancen und Ge-

fahren dieses Trends gelenkt.

Auf Anhieb schaffte es der Trendbegriff «individuelle Be-

treuung nach Kundenwert» auf den ersten Platz des

Relevanzrankings (60,2%). Der Trend zurück zum per-

sönlichen Kontakt besteht weiterhin. Mit 50,5% beurtei-

len immer noch über die Hälfte der befragten Schweizer

Unternehmen diesen Trendbegriff als relevant. Doch be-

reits 2007 waren auch scheinbar gegenläufige Tendenzen

wie die weitergehende Automatisierung der Kundenbe-

ziehungen erkennbar, wie eine Betrachtung der wich-

tigsten CRM-Trendbegriffe zeigt. Diese Gegenbewegung

lässt sich durch die zusätzlich benötigten Ressourcen

erklären, die für eine Intensivierung des persönlichen

Kundenkontakts benötigt werden. Viele Firmen scheuen

naturgemäss die höheren Kosten oder haben Schwierig-

keiten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. So erreichen

Trends wie Personalisierung (50,5%) und Kundenportale

(44%), die Individualisierung bei gleichzeitiger Automati-

sierung ermöglichen, ebenfalls eine hohe Bedeutung.

Anhand des Kundenwertes versuchen die Unternehmen

zu priorisieren, welche Kunden in den kostenintensiven

Genuss weitgehender persönlicher Betreuung kommen

und welche Kundenbeziehungen verstärkt automatisiert

werden – bei gleichzeitigem Versuch auch hier einen

möglichst hohen Grad an Individualität aufrecht zu erhal-

ten.

Wie auf Basis der Erfolgsfaktoren und der CRM-Projekt-

hemmnisse nicht anders zu erwarten (s. Kapitel 2.2) ist

die Datenintegration mit auf 48,6% gestiegener Relevanz

immer noch ein sehr wichtiges Thema für Schweizer

Unternehmen. Neben sorgfältiger Datendefinition, Da-

tenintegration und passender IT-Unterstützung im Rah-

men eines CRM-Projektes ist für eine dauerhafte Daten-

qualität ein gemeinsamer, kontinuierlicher Einsatz aller

Mitarbeiter erforderlich. Dies ist sicherlich auch ein As-

pekt der im folgenden Kapitel als Schwerpunktthema

behandelten CRM-Kultur.

Page 31: Swiss CRM 2008

31

Diesjährige CRM-Schwerpunkte

Zusätzlich zu den Trendbegriffen wurden die CRM-Ver-

antwortlichen erneut gefragt, bei welchen CRM-Kompe-

Mit 50,5% wollen mehr als die Hälfte der Unternehmen

einen Investitionsschwerpunkt bei der CRM-Schulung

ihrer Mitarbeiter legen. Vor dem Hintergrund des zuvor

aufgedeckten Ressourcenproblems (s. CRM-Projekt-

hemmnisse in Kapitel 2.2) ist die Weiterbildung der eige-

nen Mitarbeiter häufig die einzige Lösung, um kompe-

tente Mitarbeiter für die eigenen CRM-Massnahmen zu

haben.

Abbildung 19: Anstrengungen zur CRM-Mitarbeiterschulung bleiben der verbreitetste Investitionsschwerpunkt. (eigene Darstellung)

tenzbereichen in diesem Jahr Investitionsschwerpunkte

gesetzt werden sollen.

Noch einmal gestiegen auf 42,4% ist der Anteil der Un-

ternehmen, die schwerpunktmässig in ihr operatives

CRM investieren wollen, während mit 25,2% deutlich

weniger Unternehmen als im Jahr 2007 besonders in die

kundenorientierte Weiterentwicklung von Produkten und

Services investieren wollen.

Auch bei dieser Frage fällt auf, dass mit 35,3% im Ver-

gleich zur CRM-Studie 2007 mehr Unternehmen ihre

Defizite im Bereich des Prozessmanagements angehen

wollen.

Page 32: Swiss CRM 2008

32

2.4. Schwerpunktthemen 2008: Rück-besinnung auf den persönlichen Kon-takt und CRM-KulturUm die Swiss CRM-Studie stets top-aktuell zu hal-

ten, wurden zusätzlich zu den direkt mit dem Jahr

2007 vergleichbaren Fragen zwei hochaktuelle

Schwerpunktthemen näher beleuchtet. Bezüglich

der zunehmenden Bedeutung des persönlichen Kun-

denkontaktes setzen Unternehmen auf eine ganze

Reihe von Massnahmen. Bei der Etablierung einer

vorteilhaften CRM-Kultur sieht sich die Mehrheit der

Unternehmen auf einem guten Weg.

Die am häufigsten genannten Massnahmen wie öfterer per-sönlicher Kundenkontakt und intensiverer Kundenkontakt ent-sprechen klar den Grundsätzen des sogenannten «Schlag-zahlmanagement» – meine Beobachtungen zeigen jedoch, dass diese praxistaugliche Methodik in den wenigsten Unter-nehmen mit der notwendigen Konsequenz umgesetzt wird.

Christoph Oggenfuss, Leiter Client Facing Solutions, COMIT AG

Die vermehrt angestrebten persönlichen Kundenkontakte ver-langen nach einer klaren Kundensegmentierung und Kunden-bewertung (Kundenwertigkeit), um die «teuren» Ressourcen optimal einsetzen zu können. Die Betreuung der wichtigen Kunden muss systematisch und einheitlich erfolgen, damit das CRM-Potenzial bei der Planung, Potenzialerkennung, Umset-zung und beim Controlling voll ausgeschöpft werden kann.

Peter Kohler, Leiter Kompetenzzentrum Kundenbeziehungs-Management bei der Schweizerischen Post

Schwerpunktthema «Rückbesinnung auf den per-

sönlichen Kundenkontakt»

Die Rückbesinnung auf den persönlichen Kontakt war

der Top-Trend des Jahres 2007. Durch genauere Nach-

frage in diesem Jahr sollte zunächst die Nachhaltigkeit

dieses Trends geprüft werden.

Offensichtlich beruht der Trend «Rückbesinnung auf den

persönlichen Kontakt» auf einem Bewusstsein der nach-

haltigen Bedeutung für den Unternehmenserfolg. Insge-

samt 91,0% der Befragten stimmten der Aussage zu,

dass der persönliche Kundenkontakt für den Erfolg ihres

Unternehmens immer wichtiger geworden ist – 55,5%

davon voll und ganz.

Page 33: Swiss CRM 2008

33

Die Ressourcen für persönlichen Kontakt haben ge-

genüber den Ressourcen unpersönlicher Kommuni-

kation zugenommen.

Abbildung 21: 60,2% der CRM-Verantwortlichen geben an, die

Ausgaben für den persönlichen Kontakt hätten gegenüber den

Ausgaben für die unpersönliche Kommunikation zugenommen.

(eigene Darstellung)

Neben den grundsätzlichen Einschätzungen wurde auch

nach konkreten Massnahmen für die Umsetzung der

verstärkten persönlichen Kontakte gefragt. Über zwei

Drittel der befragten Unternehmen streben einen häu-

figeren (71,6%) oder intensiveren (66,7%) persönlichen

Kundenkontakt an. Viele Unternehmen setzen zudem auf

eine umfassendere Sammlung von Kundeninformationen

(44,3%) und eine verstärkte Speicherung von Gesprächs-

informationen (36,5%).

Der persönliche Kundenkontakt ist für den Unterneh-

menserfolg immer wichtiger geworden.

Abbildung 20: 91% der CRM-Verantwortlichen sehen eine gestie-

gene Bedeutung des persönlichen Kundenkontaktes für den Un-

ternehmenserfolg. (eigene Darstellung)

Folgerichtig, aber vielfach entgegen der Wahrnehmung

in den Fachmedien, wo häufig Automatisierungstrends

intensiver diskutiert wurden, hat die Mehrheit der be-

fragten Schweizer Unternehmen auch verstärkt in den

persönlichen Kundenkontakt investiert. 60,2% stimmten

der Aussage eher oder voll und ganz zu, dass die Res-

sourcen für den persönlichen Kontakt gegenüber den

Ressourcen für die unpersönliche Kommunikation zuge-

nommen hätten. Lediglich 13,0% der Befragten lehnten

diese Aussage eher oder voll und ganz ab.

Page 34: Swiss CRM 2008

34

Weiter wurde der Einsatz von Eventmarketing zur Inten-

sivierung des persönlichen Kontaktes genannt sowie die

Kontaktsuche nach abgeschlossenen Auf trägen, um

Feedback zu erhalten und die Kunden bindung zu erhö-

hen. In diesem Zusammenhang wurde mehrfach explizit

die Einbeziehung der Geschäftsleitung in den persön-

lichen Kundenkontakt genannt, was den zuvor doku-

mentieren Anspruch vieler Unternehmen unter streicht,

CRM auch als Führungsaufgabe zu sehen.

Die zahlreich gegebenen offenen Antworten zu dieser

Frage (in 9,6% der Fälle) hinsichtlich weiterer Massnah-

men zur Stärkung des persönlichen Kundenkontaktes

zeigen, dass die Anstrengungen und die Kreativität der

Schweizer Unternehmen zur Verbesserung des Kon-

taktes zu ihren Kunden weiter reicht, als die im Frage-

bogen vorgegebenen Auswahlmöglichkeiten. In den

offenen Antworten wird das Ziel betont, dass die ge-

sammelten Kundeninformationen auch anderen Mit-

arbeitern im Unternehmen zur Verfügung stehen sollten.

Die befragten Schweizer Unternehmen haben die Not-

wendigkeit erkannt, für einen verstärkten persönlichen

Kundenkontakt auch kommunikationsstarke und fachlich

optimal geschulte Mitarbeiter zu haben. Dies wurde be-

reits bei den CRM-Investitionsschwerpunkten deutlich.

Massnahmen zur Stärkung des Kundenkontakts

Ebenso wurde die Bedeutung der Mitarbeiterschulung

als konkrete Massnahme zur Stärkung des persönlichen

Kundenkontaktes in den offenen Antworten verschie-

dentlich betont.

Abbildung 22: Der Kundenkontakt soll überwiegend durch eine höhere Frequenz und Intensität gestärkt werden. (eigene Darstellung)

Page 35: Swiss CRM 2008

35

Eine Unternehmenskultur für CRM hat viele Facetten, die

vielfältige Managementthemen wie Führung, Anreizsy-

steme, Unternehmensorganisation und viele mehr tan-

gieren. Deshalb gibt es sicher nicht die eine Standardlö-

sung, die für alle Unternehmen gilt. Dennoch lassen sich

einige zentrale kulturbezogene Erfolgsfaktoren von CRM

herausstellen.

Schwerpunktthema CRM-Kultur

Der verstärkte persönliche Kontakt bedingt, dass die

Kunden einen direkteren Einblick in das Unternehmen

erhalten. Sie erfahren, wie es um die Arbeitsbedingungen,

die interne Zusammenarbeit und die Mitarbeiterzufrie-

denheit im Unternehmen bestellt ist und erhalten so auch

einen Einblick in die Unternehmenskultur. Es erstaunt

also nicht, dass gleichzeitig mit dem persönlichen Kon-

takt die Unternehmenskultur wieder in den Fokus der

Unternehmer rückt. Deshalb bildet sie das zweite Schwer-

punktthema von Swiss CRM 2008. Der Begriff CRM-

Kultur ist eigentlich bereits irreführend. Es geht nicht

darum, eine eigene CRM-Kultur zu definieren oder zu

schaffen sondern vielmehr darum, Kundenorientierung in

der jeweiligen Unternehmenskultur zu verankern und

eine Unternehmenskultur zu erreichen, die erfolgreiches

CRM fördert – also eine Kultur für CRM. (van Bentum und

Stone 2005) Ohne eine Verankerung in der Unterneh-

menskultur kann CRM nicht erfolgreich sein, weshalb

auch die Bedeutung des Change Managements im Zu-

sammenhang mit dem Erfolg von CRM-Projekten richti-

gerweise immer wieder hervorgehoben wird. (Helmke

und Brinker 2003) Eine entsprechende CRM-Kultur ver-

mittelt viel effektiver ein gemeinsames Verständnis, wie

Kundenbeziehungen im Unternehmen gestaltet werden

sollten als umfangreiche formale Regelwerke. Sie lässt

Mitarbeiter in der Umsetzung der Kundenorientierung die

Unterstützung erfahren, die Vorraussetzung für den ge-

meinsamen Erfolg und auch die individuelle Arbeitszu-

friedenheit ist. (Heskett, Jones et al. 1994) Schliesslich

ermöglicht sie Unternehmen auch eine gewisse Standar-

disierung der Qualität und die Abhängigkeit von einzel-

nen Verkäufern und Kundenberatern zu verringern, zu

denen die Kunden insbesondere bei Dienstleistungen

oftmals eine engere Bindung verspüren als zur Marke

oder zum Unternehmen selbst.

Page 36: Swiss CRM 2008

36

Ein komplexes Thema wie CRM-Kultur würde eigentlich

eine umfassende eigene Untersuchung rechtfertigen. Im

Rahmen von Swiss CRM 2008 war eine Beschränkung

auf ausgewählte Fragen notwendig. Zunächst sollte den

Unternehmen auf den Zahn gefühlt werden, wie ernst sie

es mit der Kundenorientierung nehmen. Deshalb wurde

eine Frage nach den Prioritäten Gewinnerzielung oder

Kundenorientierung gestellt. Bei einer langfristigen Per-

spektive besteht zwischen diesen beiden Zielen kein

Widerspruch, da jede Massnahme zur Erhöhung der

Kundenorientierung, der Steigerung der Kundenzufrie-

denheit und Kundenbindung dienen soll und damit lang-

fristig auch höheren Umsätzen und Gewinnen. Kunden-

Service- und kundenorientiert handeln heisst eine gute Bezie-hung zu Kunden und Geschäftspartnern aufbauen und pfle-gen, das richtige notwendige Verständnis haben für das, was der andere braucht und kann. Daraus resultieren veränderte Anforderungen an die Mitarbeiter. Neben dem benötigten Fachwissen werden auch allgemeine Persönlichkeitsmerkmale erforderlich, wie Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, arbeitsplatzbezogene Motivation und Teamfähigkeit.

Prof. Mireille Troesch, Leiterin Zentrum für Marketing Management der ZHAW

orientierung bedingt kurzfristig jedoch oft Investitionen in

die Kundenbeziehung wie zum Beispiel in die sorgfältige

Ermittlung der Kundenbedürfnisse oder im Rahmen von

Kulanzmassnahmen im Beschwerdemanagement, die

kurzfristig im Widerspruch zur Gewinnerzielung stehen.

Zu diesem Thema wurde gefragt, ob die Kundenorientie-

rung im jeweiligen Unternehmen Priorität gegenüber der

kurzfristigen Gewinnerzielung habe. Im Rahmen der Be-

fragung stimmten insgesamt 76,1% der Befragten eher

oder voll und ganz der Aussage zu. Die Prioritäten der

befragten Schweizer Unternehmen liegen demnach

deutlich auf der Kundenorientierung.

Page 37: Swiss CRM 2008

37

Kundenorientierung hat in unserem Unternehmen

Priorität gegenüber kurzfristiger Gewinnerzielung.

Abbildung 23: 76,1% der befragten Unternehmen geben Kunden-

orientierung im Zweifel Priorität gegenüber kurzfristiger Gewinn-

erzielung. (eigene Darstellung)

Als ein zentrales Element für erfolgreiche Kundenorien-

tierung gilt eine gute Zusammenarbeit zwischen ver-

schiedenen Abteilungen, insbesondere beim Austausch

relevanter Kundeninformationen. Aus kultureller Sicht

erfordert dies ein Verständnis, dass man nur in Zusam-

menarbeit die Kundenbedürfnisse optimal befriedigen

kann. Deshalb wurden die CRM-Verantwortlichen ge-

fragt, inwiefern in ihrem Unternehmen die Einstellung

vertreten wird, dass man nicht als Einzelperson, sondern

nur gemeinsam dem Kunden optimalen Service bieten

könne. Die CRM-Verantwortlichen sehen ihre Unterneh-

men offensichtlich diesbezüglich auf einem guten Weg:

52,1% stimmten der Aussage voll und ganz zu und wei-

tere 29,7% stimmen eher zu.

Man ist sich in unserem Unternehmen bewusst, dass

man nicht als Einzelperson, sondern nur gemeinsam

dem Kunden optimalen Service bieten kann.

Abbildung 24: 81,8% der CRM-Verantwortlichen sehen das Be-

wusstsein in ihrem Unternehmen vorhanden, dass nur Teamwork

zu optimalem Service für die Kunden führt. (eigene Darstellung)

Page 38: Swiss CRM 2008

38

Ein Aspekt der Unternehmenskultur ist auch die Organi-

sation. Deshalb wurden die CRM-Verantwortlichen be-

fragt, welches Vorgehen bei der Umsetzung der eigenen

CRM-Aktivitäten in ihrem Unternehmen am ehesten zu-

trifft. Zur Auswahl standen eine vorwiegend zentrale und

eine vorwiegend dezentrale Steuerung und Abwicklung

der Aktivitäten sowie eine Kombination beider Vorge-

hensweisen.

CRM-Kultur

Abbildung 26: In der Abwicklung der CRM-Aktivitäten halten sich

zentrale und dezentrale Ansätze die Waage. (eigene Darstellung)

Die dezentrale Vorgehensweise mit 25,8% der Antwor-

tenden hielt sich mit der Zentralen (23,3%) in etwa die

Wage. Der mit 44,7% grösste Anteil der Unternehmen

wählt eine Kombination der beiden Ansätze.

Wenn die Kultur des Unternehmens die Einhaltung von

Qualitätsstandards in den Kundenbeziehungen und ei-

nen verlässlichen Auftritt des Unternehmens gegenüber

Kunden fördern soll, muss ein gemeinsames Verständ-

nis, wie Kundenbeziehungen im Unternehmensalltag

gelebt werden sollen, vorhanden sein. Dem konnten mit

zusammen 58,3% deutlich weniger CRM-Verantwort-

liche ganz oder überwiegend zustimmen, als bei den

vorangegangenen beiden Fragen. Dies ist aber dennoch

eine deutliche Mehrheit.

Es gibt in unserem Unternehmen ein gemeinsames

Verständnis, wie Kundenbeziehungen im Unterneh-

mensalltag gelebt werden sollen.

Abbildung 25: 58,3% der Unternehmen verfügt nach eigenen An-

gaben über ein gemeinsames Verständnis, wie Kundenbezie-

hungen gelebt werden sollten. (eigene Darstellung)

Page 39: Swiss CRM 2008

39

3. Fazit und Ausblick

beiterschulung legen wollen. Damit rückt die Kultur des

Unternehmens mehr in den Fokus, weil Mitarbeiter oft

eine wichtige Schnittstelle zwischen Unternehmen und

Kunden bilden. Durch die nähere Untersuchung der

CRM-Kultur bzw. der Verankerung der Kundenorientie-

rung in der Unternehmenskultur und der genaueren Un-

tersuchung der Rückbesinnung auf den persönlichen

Kundenkontakt wurde dem letzten Ziel der Studie Rech-

nung getragen, einzelne aktuelle CRM-Schwerpunktthe-

men genauer zu beleuchten.

Die Reise, welche Unternehmen ihren heutigen und zu-

künftigen Kunden näher bringt, geht weiter. Es wird je-

doch eine lange Reise sein, denn wir sind noch weit

entfernt von Flexibilität und Agilität, wo der stabilste Teil

der Unternehmung die erfolgreiche Kundenbeziehung

ist.

Eine regelmässige Überprüfung des CRM im Unterneh-

men ist eine lohnende Investition in die Zukunft. Diese

Studie bietet Unternehmen Vergleichsmöglichkeiten und

trägt damit zur weiteren Ausschöpfung des CRM-Poten-

zials bei.

Ein Schwerpunktthema für 2009 wird in den Bereich der

Emotionalisierung von CRM gelegt. Wir sind heute schon

gespannt auf die Resultate der Studie und erwarten eine

weiterhin positive Entwicklung des schweizerischen

CRM-Marktes.

Dieser Wandel von Unternehmen in Richtung CRM, wel-

cher sich in allen Branchen vollzieht, wird unserer Mei-

nung nach für alle profitabel sein. Einerseits für die Kun-

den, die auf eine verbesserte Beziehungsqualität zählen

können, andererseits für die Unternehmen, deren Anse-

hen, Image und nicht zuletzt deren Erfolg sich dadurch

positiv entwickeln wird.

Gemäss den zentralen Zielen der Studie ist es auch

dieses Jahr gelungen, einen umfassenden, präzisen und

realistischen Überblick zum Status Quo von CRM in der

Schweiz zu geben. Die Konsistenz der erhaltenen Daten

hat klare Aussagen ermöglicht und bestätigt das strin-

gente Studiendesign von 2007. An verschiedenen Ergeb-

nissen hat sich gezeigt, dass die Bedeutung von CRM in

Schweizer Unternehmen nochmals gestiegen ist und

viele Unternehmen auch bei sich selbst Fortschritte in

ihrer CRM-Kompetenz und ihrem CRM-Erfolg sehen.

Unternehmen werden heute mit einer sich immer schnel-

ler wandelnden Umwelt konfrontiert, welche an Komple-

xität und Dynamik ständig zunimmt. Wer den Geschäfts-

verlauf nicht hautnah mitverfolgt und Trends im frühesten

Stadium erkennt, büsst wichtige Wettbewerbsvorteile

ein. CRM ist heute nicht nur von strategischer Bedeu-

tung, sondern für viele Unternehmen der entscheidende

Erfolgsfaktor. Trotzdem gibt es quer durch alle Branchen

noch viele »CRM-Baustellen». Einige Unternehmen kom-

men wegen mangelnden Ressourcen nicht vom Fleck,

andere gewinnen durch das Ausschöpfen des CRM-

Potenzials klare Wettbewerbsvorteile.

Die wichtigsten Trends für den Schweizer CRM-Markt

wurden identifiziert. Deutlich auf Platz eins steht die indi-

viduelle Betreuung nach Kundenwert. Der letztjährige

Top-Trendbegriff, die Rückbesinnung auf den persön-

lichen Kundenkontakt, bleibt auch 2008 ein wichtiges

Thema. Die Unternehmen streben jedoch danach, ihre

knappen Ressourcen auf Basis von z.B. Kundenwert-

überlegungen effektiv einzusetzen.

Dem eigentlichen Management von Kundenbeziehungen

durch gut ausgebildete Mitarbeiter kommt in Zukunft viel

mehr Bedeutung zu, als die Auswahl der zur Verfügung

stehenden CRM-IT-Lösungen. Die befragten Unterneh-

men unterstützen diese Aussage, indem sie am häu-

figsten ihre CRM-Investitionsschwerpunkte auf die Mitar-

Page 40: Swiss CRM 2008

40

Wir danken den beteiligten Unternehmen und Antwor-

tenden für ihr Engagement. Ebenso den Mitarbeitern des

Zentrums für Marketing Management an der Zürcher

Hochschule für Angewandte Wissenschaften für die her-

vorragende Durchführung der Befragung sowie den Ex-

perten für ihr wertvolles Fachwissen. Ebenso möchten

wir dem Swiss CRM Forum für das Vertrauen und die

Unterstützung danken, der ZKB für den Druckbeitrag,

den Branchenpartnern Accarda, ec4u expert consulting

ag und Ambit AG für ihre wertvolle Unterstützung und

nicht zuletzt der Schweizerischen Post als Hauptsponsor

und fachlich äusserst kompetenter und sympathischer

Begleiter der Studie über alle Phasen hinweg.

Dass CRM nicht «nur» daraus besteht, Kundendaten IT-unter-stützt umfassend zu sammeln und zu pflegen, sondern dass das Verstehen des Kunden und seines Verhaltens eine ebenso grosse Rolle spielt, ist eine sehr positive Entwicklung. Dadurch wird der Kunde ins Zentrum gestellt und die Unternehmens-prozesse sowie die Unternehmenskultur müssen im Sinne des CRM ausgerichtet werden. Dass dabei die Personalpolitik und die für das CRM-Projekt benötigten Ressourcen oft hinten nach hinken, ist leider immer noch eine Tatsache und führt zu erheblichen Behinderungen der CRM-Projekte.

Peter Kohler, Leiter Kompetenzzentrum Kundenbeziehungs-Management bei der Schweizerischen Post

Page 41: Swiss CRM 2008

41

Page 42: Swiss CRM 2008

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Page 44: Swiss CRM 2008

44

Autoren

Dr. Frank M. Hannich hat im Bereich des CRM promoviert und ist wissenschaft-

licher Mitarbeiter mbA am Zentrum für Marketing Management an der ZHAW

School of Management and Law sowie Programmmanager des MAS CRM. Zu-

sätzlich fungiert er als Projektleiter der vorliegenden Studie und für Forschungs-

und Beratungsprojekte rund um das Kundenbeziehungsmanagement.

Brian P. Rüeger ist Dozent für Marketing und Programmdirektor des MAS CRM

am Zentrum für Marketing Management an der ZHAW School of Management and

Law. Zusätzlich zu seinem Lehrauftrag engagiert er sich in der CRM-Forschung

und berät regelmässig Unternehmen bei der Optimierung ihres Kundenbezie-

hungsmanagements.

Claudia Jenni ist wissenschaftliche Assistentin am Zentrum für Marketing Ma-

nagement an der ZHAW School of Management and Law. In dieser Funktion ar-

beitet sie in vielfältigen CRM-Forschungs- und Beratungsprojekten mit.

Page 45: Swiss CRM 2008

45

Beteiligte Experten

Christopher Kälin Managing Partner

CSK Management

Peter Kohler Leiter Kompetenzzentrum Kundenbeziehungs-Management

Schweizerische Post

Christoph Oggenfuss Leiter Client Facing Solutions

COMIT AG

Claude Schnierl Geschäftsführer

Ambit AG / CRM

Prof. Dr. Florian Siems Fachbereichsleiter Marketing

Fachhochschule Salzburg

Dr. Martin Stadelmann Geschäftsführer

ec4u expert consulting (schweiz) ag

Claudia Stalder-Jenny Leiterin Marktentwicklung Dialogmarketing

PostMail

Prof. Mireille Troesch-Jacot Leiterin Zentrum für Marketing Management

Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW

Thomas Vaterlaus Leiter Strategisches Kundenmanagement (SKM)

Schweizerische Post

Kolja Wehleit Head of Consulting

Accarda AG

Tobie Witzig Geschäftsführer

rbc Solutions AG

Page 46: Swiss CRM 2008

46

Hauptsponsor

Presenting Partner

Druckkostenbeitrag

Branchenpartner

Der Konzernbereich Strategische Kunden und Lö-

sungen (SKL) der Schweizerischen Post bün-

delt klassische Mail-, Logistik- und Zahlungslö-

sungen mit neuen postnahen Dienstleistungen wie

Dokumentenmanagement, Dialogmarketing, Bil-

ling- und E-Business-Services für nationale und

internationale Geschäftskunden.

Das Swiss CRM Forum ist das führende

Schweizer Forum, welches sich dem Thema CRM

und neues und innovatives Marketing widmet. Das

Forum richtet sich an Unternehmer, Marketeers

und CRM-Experten.

ZKB Private Banking bedeutet ganzheitliche

Betreuung mit höchstem Engagement. So ist Ihr

Vertrauen am richtigen Ort. Willkommen an der

Bahnhofstrasse 9 in Zürich.

Die Accarda ist eines der marktführenden Unter-

nehmen zur strategischen und operativen Gestal-

tung von Kundenbeziehungen. Neben der Ent-

wicklung von Strategien zur Ertragssteigerung von

Kundenportfolien steht der operative Betrieb voll-

ständiger Kundenbindungsprogramme und Kun-

dendialogstrategien.

ec4u expert consulting ag ist eines der markt-

führenden Unternehmen für Dienstleistungen und

Softwarelösungen in den Bereichen Customer Re-

lationship Management (CRM) und Business Com-

munications Management (BCM) im deutschspra-

chigen Raum.

Ambit AG ist ein Kompetenzzentrum aus Win-

terthur, spezialisiert auf die Beratung und Einfüh-

rung von CRM-Projekten bei KMU’s, die ihre Marke-

ting- und Verkaufsprozesse optimieren möchten.

Thomas Vaterlaus

Leiter Strategisches

Kundenmanagement

[email protected]

+41 58 386 22 01

René Meier

Managing Partner

[email protected]

+41 55 417 47 80

Martin Böller

Relationship Manager

[email protected]

+41 44 292 24 42

Kolja Wehleit

Head of Consulting

[email protected]

+41 44 805 56 03

Dr. Martin Stadelmann

Geschäftsführer

[email protected]

+41 44 874 44 80

Claude Schnierl

Geschäftsführer

[email protected]

+41 52 268 91 30

Sponsoren

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Page 48: Swiss CRM 2008

School of Management and LawSt. Georgenplatz 2 PostfachCH-8401 Winterthur

www.som.zhaw.ch

Zürcher Hochschulefür Angewandte Wissenschaften

500

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