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Traumberuf Bikeguide Martin Pirhofer über Licht und Schatten eineS LebenStrauMS Geld verdienen, wofür andere Geld bezahlen. Wer träumt nicht davon? Martin Pirhofer hat diesen Traum wahr werden lassen. Se 2006 ist er ausgebildeter Bikeguide des österreichischen Landesradortverbandes, Touren absolvierter er allerdings schon se 2001. Denn Martin ist nicht nur begeisterter Mountainbiker, er führt auch das Dolce Va Hotel Jagdhof in Latsch und zeigt schon se fast zehn Jahren seinen Gästen die fantastischen Trails des Vinschgaus. Wir wollten wissen, ob seine Arbe immer ein Traumjob ist! Martin, für viele Mountainbiker ist Bikeguide ein Traumberuf. Ich kann mir aber vorstellen, dass es da durchaus auch Schaenseen bt. Für mich ist es ein Traumberuf, aber allein die Lust am Biken und an der Technik reichen dafür nicht aus. Beim Guiden stehen die Personen im Vordergrund, die mfahren, diejenigen, die man guidet. Man braucht also vor allem Talent im Umgang m Menschen und Lust darauf. Wer sich das nicht von vornherein klarmacht, der wird in diesem Beruf eine Enäuschung erleben. Du begegnest als Guide ja einer großen Anzahl Moun- tainbiker. Sind die immer cool und entannt oder hast du da auch schon schlechte Erfahrungen gemacht? Es sind sicherlich auch hin und wieder Stinkstiefel dabei, aber es gehört ja eben auch zu meinem Job, diese wieder auf den Boden zu holen und in die Gruppe zu integrieren. Und in der Regel klappt das auch. Was war das schrägste Erlebnis, das du haest, als du m einer Gruppe unterwegs warst? Da gab es schon einige schräge Sachen. Spontan fällt m da ein Typ ein, der unsere hochalpinen Touren m einem Carbon-Hardtail gefahren ist und das tatsächlich eine ganze Woche lang durch- gestanden hat. Oder ein anderer, der m Jeans, Turnschuhen, Hosenangen und Wanderrucksack, aber ohne Helm, Handschuhe oder Schützer eine Frride-Tour mfahren wollte. Was für Leute nehmen an deinen Touren teil? Gibt es da einen bestimmten Typ Biker oder Gemeinsamkeen unter denen, die eine geführte Tour einem Ausrt auf eigene Faust vorziehen? Da kann man eigentlich nur schwer eine Kategorisierung vorneh- men. Aber ganz grob bt es zwei Typen: Die vorsichtigen Beobach- ter schauen erst mal, wer in der Gruppe mfährt, und lassen sich ©pedaliéro #01/11 42 ^Text: Falco Mille

Traumberuf Bikebuide im Vinschgau - Pedaliero 01/11

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Martin Pierhofer vom Hotel Jagdhof, das Bikehotel im Vinschgau, berichtet über Licht und Schattenseiten eines Lebenstraums.

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Traumberuf Bikeguide

Martin Pirhofer über Licht und Schatten eineS LebenStrauMS

Geld verdienen, wofür andere Geld bezahlen. Wer träumt nicht davon? Martin Pirhofer hat diesen Traumwahr werden lassen. Seit 2006 ist er ausgebildeter Bikeguide des österreichischen Landesradsportverbandes,

Touren absolvierter er allerdings schon seit 2001. Denn Martin ist nicht nur begeisterter Mountainbiker,er führt auch das Dolce Vita Hotel Jagdhof in Latsch und zeigt schon seit fast zehn Jahren seinen Gästen

die fantastischen Trails des Vinschgaus. Wir wollten wissen, ob seine Arbeit immer ein Traumjob ist!

Martin, für viele Mountainbiker ist Bikeguide ein Traumberuf. Ich kann mir aber vorstellen, dass es da durchaus auch Schattenseiten gibt.Für mich ist es ein Traumberuf, aber allein die Lust am Biken und an der Technik reichen dafür nicht aus. Beim Guiden stehen die Personen im Vordergrund, die mitfahren, diejenigen, die man guidet. Man braucht also vor allem Talent im Umgang mit Menschen und Lust darauf. Wer sich das nicht von vornherein klarmacht, der wird in diesem Beruf eine Enttäuschung erleben.

Du begegnest als Guide ja einer großen Anzahl Moun-tainbiker. Sind die immer cool und entspannt oder hast du da auch schon schlechte Erfahrungen gemacht?Es sind sicherlich auch hin und wieder Stinkstiefel dabei, aber es gehört ja eben auch zu meinem Job, diese wieder auf den Boden zu holen und in die Gruppe zu integrieren. Und in der Regel klappt das auch.

Was war das schrägste Erlebnis, das du hattest,als du mit einer Gruppe unterwegs warst?Da gab es schon einige schräge Sachen. Spontan fällt mit da ein Typ ein, der unsere hochalpinen Touren mit einem Carbon-Hardtail gefahren ist und das tatsächlich eine ganze Woche lang durch-gestanden hat. Oder ein anderer, der mit Jeans, Turnschuhen, Hosenspangen und Wanderrucksack, aber ohne Helm, Handschuhe oder Schützer eine Freeride-Tour mitfahren wollte.

Was für Leute nehmen an deinen Touren teil?Gibt es da einen bestimmten Typ Biker oderGemeinsamkeiten unter denen, die eine geführte Tour einem Ausritt auf eigene Faust vorziehen?Da kann man eigentlich nur schwer eine Kategorisierung vorneh-men. Aber ganz grob gibt es zwei Typen: Die vorsichtigen Beobach-ter schauen erst mal, wer in der Gruppe mitfährt, und lassen sich

©pedaliéro #01/1142 ^Text: Falco Mille

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©pedaliéro #01/11 43°Bild: AtelierBusche.Media

Ein Bikeguide für alle Fälle: Martin Pirhofer

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hinterher von der Tour berichten. Dann erst wägen sie ab, ob sie beim nächst en Mal ebenfalls mit fahren. Die anderen, mutigeren fahren ohne Scheu, aus Neugi erde heraus eine Tour mit und lassen sich einfach überraschen, was da auf sie zukommt

Welche Erwartungen haben die Leute, die andeinen Touren teilnehmen?In erst er Linie wollen sie Spaß haben. Eine optimale Routenfüh-rung, die alle Highlights einschließt: Aussichtsp unkte, die zünft ige Brotzeit auf einer urigen Alm und natürlich ein tolles Free ride-Erlebnis auf perfekten Trails.

Ich kann mir vorst ellen, dass es in Gruppen oft verschiedene Interessen und Veranlagungen gi bt: st arke und schwache Fahrer, Draufgänger und Ängst liche, Fahrer, die vorwärtsdrängen, und ande-re, die an jeder Ecke ein Foto machen wollen. Wie bringt man das als Guide unter einen Hut? Grundsätzlich machen wir es so, dass ab einer Gruppengröße von sieben bis acht Leuten ein zweit er Guide mit fährt. Bei kleineren Gruppen bekommt man eigentlich immer alle unter einen Hut, aber wenn es mehr werden, teilen wir die Gruppe entsp rechend der verschiedenen Interessen und Veranlagungen, die du angesp rochen hast .

Was ist das Schwierigst e an deinem Job als Guide,die größte Herausforderung?Die größte Herausforderung sind Leute, die sich überschätzen, ins-besondere was die Höhenmeter betrifft . Um nicht die ganze Gruppe zu entt äuschen, muss man diese Leute dann auf den Heimweg schi-cken. Das fällt oft nicht leicht.

Wird es dir eigentlich nie langweilig, immer wiederdieselben Trails zu fahren? Nein, im Gegenteil. Die Leute, mit denen man fährt, sind ja immer wieder andere, somit ist es auch immer wieder ein neues Erlebnis.

Abgesehen davon, dass man sicher auf dem Bike sein muss: Welche physischen und mentalen Fähig-keit en braucht man sonst noch als Guide?Fit ness ist natürlich eine Grundvoraussetzung, aber vor allem auch extrem gute Menschenkenntnis. Ausrüst ung und Optik sagen nichts über einen Fahrer und dessen Fähigkeit en aus. Um die Leute, mit

denen man unterwegs ist , richtig einzuschätzen, brauchtman viel Erfahrung und Einfühlungsvermögen.

Das Vinschgau ist dein Hausrevier, aber gi btes auch noch andere Gegenden, in denen du alsGuide arbeit est ? Wir grenzen an Nordtirol an – Alta Rezia, Val d'Uina, das ist hoch-alpin und man kann dort wett erbedingt nur im Hochsommer fahren. Diese Gegenden haben wir dann ebenfalls im Angebot und sie sind von uns aus mit dem Shutt le zu erreichen.

Was ist das Besondere am Vinschgau und Südtirol? Was macht den Reiz dieses Reviers aus?Du kannst bei uns von Anfang März bis Ende November biken, neun Monate im Jahr, obwohl wir am Alpen-Hauptkamm liegen. Das milde Klima und die besondere Tallage unserer Regi on machen das möglich. Klimatisch kann man uns durchaus mit dem Gardasee -Revier vergleichen.

Gibt es einen Spot, an dem du bisher noch nichtbiken warst , wo du aber auf alle Fälle noch einmalhin möchtest ?Oh, da gi bt es viele Orte. Ich habe zum Beisp iel Bekannte auf La Pal-ma, die schon oft zum Biken bei uns waren, und nächst e Woche fahre ich zum erst en Mal dort hin. Darauf fr eue ich mich schon mächtig.

Nun, da du dein Hobby Mountainbiken zum Beruf gemacht hast , hast du dir da als Ausgleich ein neues Hobby suchen müssen?Nein, ich bin immer noch mit Leib und See le Mountainbiker und bin auch in meiner Freizeit auf dem Bike unterwegs, dann meist allein und auf der Suche nach neuen Trails.

Magst du denjenigen unserer Leser, die selbst mit dem Gedanken sp ielen als Guide zu arbeit en, viel-leicht noch einen Tip p mit auf den Weg geben? Der Erfolg als Guide hängt davon ab, wie man der Gruppe gegenüber auft rit t. Wobei Selbst darst eller eher weniger gefr agt sind. Man muss in der Lage sein, sich seiner Gruppe anpassen zu können, auf die Menschen im Einzelnen eingehen können.

Martin, vielen Dank für das Interview. Wirwünschen dir weit erhin viel Freude und Erfolgbei deinem Traumjob.?

©pedaliéro #01/1144 ^Text: Falco Mille