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Strategie 2014 Gesucht ist eine langfristige Perspektive für die Entwicklung der Universität. Sechs Departemente Wie sich die Philosophisch-Historische Fakultät neu organisiert. Forschung managen Biljana Bozic-Weber leitet das Projekt «Light-in, Light-out». MAGAZIN FÜR DIE MITARBEITENDEN DER UNIVERSITÄT BASEL 02 / 2011 Universität und Gesellschaft: Welche Interessen sie verbinden

uniintern 02/2011

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Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel

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Strategie 2014Gesucht ist eine langfristige Perspektive

für die Entwicklung der Universität.

Sechs DepartementeWie sich die Philosophisch-Historische

Fakultät neu organisiert.

Forschung managenBiljana Bozic-Weber leitet das Projekt

«Light-in, Light-out».

Magazin Für Die MitarbeitenDen Der univerSität baSel 02 / 2011

universität und gesellschaft: Welche Interessen sie verbinden

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2 uniiintern 02/10

uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität BaselPetersplatz 1, Postfach, 4003 Basel. Tel. 061 267 24 95, Fax 061 267 30 13E-Mail: [email protected]/uniintern

Mai 2011

Herausgeber Öffentlichkeitsarbeit (Leitung: Hans Syfrig Fongione)Redaktion Reto Caluori (rc), [email protected] Continue AG, BaselText Michael Brüwer, Michel Ecklin, Gilbert Francz, Matthias Geering, Antonio Loprieno, Achatz von Müller, Anne PetersFotografie Christian Flierl, Claude Giger, Peter SchnetzKorrektorat Birgit Althaler, BaselDruck Effingerhof AG, BruggAuflage 6100 Ex.Inserate Matteo Dominiconi, Schwabe AG, Anzeigenverkauf, Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Tel. 061 467 86 08, Fax 061 467 85 56, E-Mail: [email protected] uniintern erscheint viermal jährlich. Redaktionsschluss und Erscheinungstermine der nächsten Ausgaben:3/2011: 15. August 2011 / 19. September 20114/2011: 10. Oktober 2011 / 14. November 20111/2012: 16. Januar 2012 / 20. Februar 2012

Titelbild Stefanie Schellhorn ist HR-Verantwortliche von BASF in Basel, wo das Chemieunternehmen sein zweitgrösstes Forschungszentrum unterhält. Basel ist auch einer der wenigen Standorte in Europa, an denen BASF gezieltes Hochschul-marketing betreibt. (Foto: Christian Flierl)

Reto CaluoriUniversität BaselÖffentlichkeitsarbeit

E d i t o r i a l

Unterschiedliche Wünsche

Ausgangspunkt für dieses Heft war eine im Jubilä-umsjahr oft gehörte Beobachtung: Die Universität

Basel habe sich von einer Einrichtung des Staates zu ei-ner Einrichtung der Gesellschaft entwickelt. Tatsächlich ist die Universität in vielfältige Bezüge eingebettet. Zu ih-ren wichtigen Anspruchsgruppen gehören nicht nur die Studierenden und Mitarbeitenden, sondern auch private und staatliche Institutionen, internationale Konzerne und KMU, Standortgemeinden und Schulen.

Wir haben bei fünf Stakeholdern nachgefragt, wie sie die Universität wahrnehmen, wo sie ihre Stärken und Schwä-chen sehen und welche Bedürfnisse sie gegenüber der Hochschule hegen. Dabei treten teilweise gegenläufige In-teressen zutage: Während die einen ein weites Fächerange-bot einfordern, wünschen sich andere eine stärkere Schwer-punktbildung. Während hier Absolventen mit einer breiten Bildung gesucht werden, sind dort möglichst fertig ausge-bildete Spezialisten gefragt.

Welche Bedeutung haben die vielfältigen Interessen für eine Universität, die für sich gerne eine möglichst grosse Autonomie beansprucht? Zum einen heisst dies, dass sich unsere Universität in ihrem Selbstverständnis als Lehr- und Forschungsanstalt und mit ihrem Profil als speziali-sierte Volluniversität gut in die gesellschaftlichen Erwar-tungen einfügt. Zum anderen relativiert sich das Gewicht der einzelnen Begehren angesichts der vielen Ansprüche – das verschafft Handlungsspielraum.

Um ihrer Rolle als Einrichtung der Gesellschaft gerecht zu werden, sollte die Universität einen intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit führen. Nicht nur, um sich der Interes-sen der Stakeholder gewahr zu werden, sondern auch, um deutlich zu machen, in wie viele Bereiche der Gesellschaft ihre Kompetenzen hineinwirken.

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre,

Reto Caluori, [email protected]

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9Bibliotheksumfrage

Die Universitätsbibliothek setzt die Wünsche ihrer Benutzer um.

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Inhalt

11Schlankere Strukturen

Die Philosophisch-Historische Fakultät professionalisiert ihre Verwaltung.

20Biljana Bozic-Weber

Die Chemikerin übernimmt Verantwor-tung für ein grosses Forschungsprojekt.

UnIVERSItÄt

4 E-Mail direkt Wie sicher ist der Atomreaktor im

Physikgebäude?

5 Die Zahl 122

6 leserbrief

7 It-Versorgung Im Team zum Erfolg

8 Kolumne Evaluitis

9 Universitätsbibliothek Umfrageergebnisse führen

zu ersten Massnahmen.

9 Medienspiegel

10 Strategie 2014 Der Strategieprozess ist lanciert.

11 Schlankere Strukturen Die Philosophisch-

Historische Fakultät vereinfacht ihre Gliederung.

FOKUS

13 Institution im Wandel Die Verankerung der Univer-

sität verlagert sich vom Staat in die Gesellschaft.

15 Stakeholder Schule Ulrich Maier, Gymnasium

Muttenz

16 Stakeholder KMU Carlo Centonze, HeiQ

17 Stakeholder Standort Sabine Horvath, Aussenbe-

ziehungen und Standortmarketing Basel-Stadt

18 Stakeholder Chemiekonzern Stefanie Schellhorn,

BASF

19 Stakeholder Bundesverwaltung Daniel Hirs-

brunner, Eidgenössisches Personalamt

lEUtE

20 Porträt Biljana Bozic-Weber, Manager des ERC-Projekts

«Light-in, Light-out».

SERVICE

22 Eventmanagement Drei Konferenz-Tools im Vergleich

24 neuberufungen

25 Personalia

26 Dienstjubiläen

26 Ehrungen und Mitgliedschaften

27 toolbox E-Books von Elsevier

27 Cartoon Nicolas Mahler

28 Domino Seit wann wird Grundeigentum offiziell im

Grund buch dokumentiert?

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4 uniiintern 02/11

Universität

E - M a i l D i r E k t

von: [email protected]: Dienstag, 22. März 2011 08:18An: [email protected]: Ausbildungsreaktor in der Physik?

Lieber Herr Jourdan

Im Keller des Departements Physik steht ein

Atomreaktor – wie steht es um die Sicherheit?

Beste Grüsse,

Redaktion uniintern

von: [email protected]: Samstag, 26. März 2011 15:11An: [email protected]: Re: Ausbildungsreaktor in der Physik?

Liebe «uniintern»-Leser

Als Folge der Tragödie von Japan, welche vor al-

lem als Naturkatastrophe anzusehen ist und zu

den Schwierigkeiten des Kraftwerks Fukushima

führte, interessiert man sich natürlicherweise

auch für die Sicherheit des Ausbildungsreaktors

oder, wie er auch bezeichnet wird, des Nullener-

giereaktors im Keller des Instituts für Physik.

Letzterer Name deutet bereits auf den wesent-

lichen Unterschied zu einem Kernkraftwerk hin.

Mit einer Betriebsleistung von zwei Kilowatt

wird ein Kernkraftwerk um sechs Grössenord-

nungen unterschritten. Das Wasserbecken, in

dem der Reaktor steht, kann mit dieser Leistung

in der erlaubten Betriebszeit nicht einmal um

1°C aufgeheizt werden. Im Erdbebenfall würde

der Reaktor wie in Japan sofort abgestellt und

die Restwärme von ein paar Watt würde so-

fort verpuffen. Die immense Restwärme eines

Kernkraftwerks gibt es bei uns nicht.

Durch die Grösse und die Auslegung ist die viel

befürchtete Kernschmelze in Basel physikalisch

nicht möglich. Wäre diese Sicherheit nicht ge-

geben, dürfte der Reaktor nicht in der Mitte der

Stadt Basel betrieben werden.

Beste Grüsse,

PD Dr. Jürg Jourdan

erfolgreicher Auftritt an Us-Karrieremesse

■  Bereits zum dritten Mal hat sich die Universität Basel dieses Jahr an der Eu-ropean Career Fair in Boston als erfolg-reiche Forschungsinstitution präsen-tiert – dies im Rahmen eines Pre-Events des Netzwerks Swissnex Boston, das den transatlantischen akademischen Aus-tausch in der Region Boston fördert. Die European Career Fair ist eine Messe von über 130 europäischen Firmen, Hoch-schulen und Forschungseinrichtungen im Life-Sciences-Bereich. Sie hat zum Ziel, talentierten Absolventinnen und Absolventen der «Ivy League»-Universitäten den Wechsel nach Europa zu erleichtern. Für nächstes Jahr bereitet das Ressort International Affairs ei-nen eigenständigen Auftritt der Universität Basel vor, um sich so den inte-ressierten Doktoranden und Postdocs besser präsentieren zu können.

www.euro-career.com

Beliebte studienwochen für Kinder

■  Die Studienwochen «girls@science» und «boys@science», welche die Departemente Informatik, Mathematik, Chemie und Physik zusammen mit der Stiftung «Schweizer Jugend forscht» durchführen, erfreuen sich ei-ner regen Nachfrage: Über 300 Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Schweiz haben sich dieses Jahr um eine Teilnahme beworben – bei rund 160 vorhandenen Plätzen. Das Rektorat hat nun beschlossen, ab 2012 für die Durchführung der Studienwochen für 10- bis 13-jährige Mädchen und Buben jährlich 25 000 Franken zu budgetieren. Die Studienwochen sind ein exzellentes Instrument, um Kinder schon früh für die Naturwissen-schaften zu interessieren.

www.sjf.ch

naturwissenschaften zum Anfassen: Die Studienwochen im Labor sind bei Mädchen wie Buben gleichermassen begehrt.

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uniiintern 02/11 5

1993 der Nobelpreis für Physiologie oder Medi-zin verliehen wurde und der heute am Mas-

sachusetts Institute of Technology forscht. Ein weiterer angesehener Speaker ist Bruce Alberts, ehemals Präsident der Na-tional Academy of Sciences und weltweit als Herausgeber des Standardlehrbuchs

der Molekularbiologie bekannt.

Den Auftakt des Jubiläums bildet die Eröff-nungsfeier am 9. September mit geladenen Gästen

aus Universität, Politik, Wirtschaft und Wissenschaftsge-meinde. Namhafte Festredner blicken auf die Errungen-schaften des Biozentrums zurück und zeigen die künftige Be-deutung dieser Institution für den Standort Basel. Daran schliessen sich am 10. und 11. September zwei Tage der offe-nen Tür an, an denen interessierte Besucherinnen und Besu-chern in die Welt des Biozentrums eintauchen können, um Forschungsluft zu schnuppern und die «Faszination Biologie» hautnah zu erleben.

Das gesamte Programm zum 40-jährigen Jubiläum des Bio-zentrums sowie die Registrierungsseite zum Jubiläumssym-posium finden sich unter: www.biozentrum.unibas.ch/40

■  Das Biozentrum der Universität Basel feiert im September sein 40-jähriges Jubiläum mit ver-schiedenen Anlässen für Öffentlichkeit, Po-litik und Wissenschaft. Ein Highlight der Festivitäten ist das zweitägige Jubiläums-symposium. Zu diesem Anlass treffen sich am 14. und 15. September 2011 führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt im Congress Center Ba-sel, um über neuste Entwicklungen in den For-schungsfeldern des Biozentrums zu berichten.

Unter den renommierten Rednern sind gleich vier Nobel-preisträger: Der Entwicklungsbiologe Prof. Eric F. Wieschaus, der 1995 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin er-hielt, war selbst einmal am Biozentrum tätig und forscht nun an der Princeton University. Ebenfalls mit dem Medizinno-belpreis ausgezeichnet wurde 2001 der britische Biochemiker Prof. Paul Nurse, der heute an der Rockefeller University in New York tätig ist. Den Nobelpreis für Chemie erhielt 2003 der US-amerikanische Molekularbiologe Prof. Peter Agre von der Johns Hopkins University in Baltimore. Er tritt ebenso am Jubiläumssymposium auf wie der amerikanische Molekularbiologe und Genetiker Prof. Phillip A. Sharp, dem

Universität

D i E Z a h l

Die Mitarbeitenden der Universität Basel werden jähr-lich aufgefordert, ihre Nebentätigkeiten zu deklarie-

ren. Basis dafür bildet die «Ordnung über Nebentätigkei-ten, Vereinbarung mit Dritten und die Verwertung von geistigem Eigentum im Rahmen der universitären Tätig-keit». Nebentätigkeiten sind Leistungen, die persönlich und in eigenem Namen erbracht werden und nicht unmittelbar mit der Erfüllung der universitären Tätigkeiten zusammen-hängen. Typische Nebenbeschäftigungen sind Lehraufträge an andern Hochschulen, Beratungen, Expertisen oder Man-date in Verwaltungs- und Stiftungsräten. Sie dürfen maxi-mal 20% der Arbeitszeit beanspruchen.

Inzwischen liegen die Resultate der Erhebung der Nebentä-tigkeiten 2009 (und einer Nachfassaktion) vor: Der über-wiegende Teil der Universitätsmitarbeitenden (92%) hat keine Nebenbeschäftigung deklariert. 122 der angefragten Mitarbeitenden, zumeist Professorinnen und Professoren, haben eine Nebentätigkeit angemeldet. Dies sind willkom-mene Engagements, die neben der Hochschultätigkeit erbracht werden. 18 der gemeldeten Nebentätigkeiten be-treffen Verwaltungsratsmandate, welche jeweils vor Man-datsantritt vom Rektorat genehmigt werden müssen.

Nach Durchsicht der Selbstdeklarationen konnte die Ver-waltungsdirektion feststellen, dass keine der von den Mitar-beitenden ausgeübten Nebentätigkeiten die Interessen der Universität Basel beeinträchtigt. Zurzeit wird die Zusam-menstellung der Nebentätigkeiten 2010 durch die Verwal-tungsdirektion vorbereitet. rc

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nobler Herbst: 40 Jahre Biozentrum

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Keine ZweiklassenuniversitätFreie Zeit für Geistes- und sozialwissenschaftler

uniintern 01/2011

■  Mit Interesse las ich die Kolumne «Freie Zeit für Geistes- und Sozialwissenschaftler» im letzten Heft von «uniintern». In weiten Teilen stimme ich mit den von Prof. Anne Peters geäusserten Punkten überein. Ich bin Dozent an der Philoso-phisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Ba-sel und arbeite als experimenteller Evolutionsbiologe im Zoo-logischen Institut. Was mir in der Kolumne vollkommen entging, ist die Rechtfertigung, warum es ein Mehr an freier Zeit «insbesondere» und «speziell» für Geistes- und Sozial-wissenschaftler geben soll. Brauchen Naturwissenschaftler keine Zeit zum Nachdenken, zum Schreiben, zum Verstehen und Überblicken der grösseren Zusammenhänge? Schreiben wir keine Bücher und Artikel? Werden Experimente ohne Nachdenken geboren und schreiben sie sich von alleine auf?Ich hatte gerade eine Denkpause als Fellow am Wissenschafts-kolleg zu Berlin hinter mir, wo ich die letzten sechs Monate

l E s E r b r i E f E

genutzt habe, um nachzudenken, zu schreiben, zu verstehen, Experimente zu entwerfen und auch viel mit Geistes- und So-zialwissenschaftlern zu reden. Wobei mir Letzteres viel Freude gemacht hat und ich mehr den je die Ähnlichkeiten (und we-niger die Unterschiede) zu den Naturwissenschaftlern er-blickte. (Das Wissenschaftskolleg zu Berlin könnte übrigens ein gutes Modell für ein Basler Institut für Höhere Studien sein.) Welches sind denn die Unterschiede, die dazu veranlas-sen, uns Naturwissenschaftlern kein (oder zumindest weni-ger) Bedürfnis an freier Zeit einzuräumen?

Hier meine Bitte an Frau Peters: Beschwören Sie bitte keine Zweiklassenuniversität herauf. Ich bin sehr dafür, dass es mehr freie Zeit für arrivierte Geistes- und Sozialwissenschaft-ler geben soll, aber nur, wenn es die auch für alle anderen ar-rivierten Wissenschaftler gibt. Wissenschaft entsteht im Kopf und der funktioniert (oder eben dann nicht so gut bei Zeit-mangel) in allen Fakultäten gleich.

Prof. Dr. Dieter Ebert, Ordinarius für Zoologie

Universität

DoktorandenausbildungFührt die Reform des Doktorats zu einemhöheren wissenschaftlichen Output?

JahresgesprächIm konstruktiven Austausch zurgemeinsamen Zielvereinbarung.

HochschulrankingsWie die Ranglisten der besten

Universitäten zustande kommen.

MAGAZIN FÜR DIE MITARBEITENDEN DER UNIVERSITÄT BASEL 02 / 2010

Qualitätsprozess: Der Blick in den Spiegel soll helfen,die Qualität in Lehre und Forschung zu steigern.

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Kontakt und InformationHerr Matteo Domeniconi Farnsburgerstrasse 8 Tel. 061 - 467 86 08Schwabe AG / Anzeigenverkauf 4132 Muttenz [email protected]

11.015_Uni_intern 30.03.11 08:35 Seite 1

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IT-Versorgung der unIVersITäT Basel

im team zum erfolgText: Michael Brüwer, [email protected]

Dezentrale supportzentren sollen die informatikbetreu-

ung an der Universität Basel verbessern. Gleichzeitig

wird ein zentrales Desktopmanagement eingeführt.

Das Rektorat hat wegweisende Entscheidungen zur Or-ganisation der IT-Versorgung an der Universität Basel

getroffen. Grundlage dafür bildeten Empfehlungen der Stra-tegiekommission Informationsversorgung und Informati-onstechnologie (SIVIT) auf der Basis des externen Berichts, den die Firma Hochschul-Informations-System verfasst hat (vgl. uniintern 01/2011).

Künftig sollen die Computerverantwortlichen (CV) in Teams von mindestens vier Vollzeitäquivalenten zusammenarbei-ten. Um die von den Anwendern geschätzte Nähe zu ihren IT-Betreuern zu erhalten, werden die Teams nicht entlang von Organisationseinheiten, sondern geografisch aufgestellt. Die-ses Konzept wurde im Rahmen eines Pilotprojekts getestet, bei dem die zentrale Universitätsverwaltung am Petersplatz und die Altertumswissenschaften im Rosshof gemeinsam be-treut wurden – und es hat sich dort bewährt.

Eine geografische Supportorganisation setzt universitätsweit standardisierte Prozesse und Techniken voraus. Dem Univer-sitätsrechenzentrum (URZ) kommt daher die Aufgabe zu, eine zuverlässige zentrale PC-Verwaltung aufzubauen, die ei-nerseits den Bedürfnissen aller Nutzer gerecht wird und an-dererseits so flexibel ist, dass sie die fachlich unterschiedli-chen Anforderungen abdeckt. Dieses – in Verwaltungen und Industrie übliche – Vorgehen ist für eine Universität sehr am-bitioniert. Erfolgreiche Erfahrungen am Rosshof oder auch an der ETH Zürich zeigen aber, dass die Umsetzung möglich ist.

neues Führungsgremium

Das Projekt zur Verbesserung der IT-Organisation bedingt eine klare Organisation der IT-Versorgung. Bisher wurden die Verwaltungsprozesse wesentlich von der Verwaltungsdi-rektion (beraten vom SAP-Lenkungsausschuss) gestaltet, während für die IT in Forschung und Lehre das Vizerektorat Entwicklung zuständig war (beraten von der SIVIT). Nun wurde ein IT-Steuerungsausschuss (bestehend aus Verwal-

tungsdirektor, Vizerektor Entwicklung und dem Leiter des URZ) mit weitgehenden Kompetenzen für die gesamte IT ausgestattet. Dies soll eine durchgängige Orientierung der IT-Versorgung an den Anforderungen von Lehre, Forschung und Administration gewährleisten.

nächste schritte

Die strategische Leitung des Projekts zur Optimierung der IT-Organisation liegt beim neuen IT-Steuerungsausschuss, wäh-rend die operative Projektleitung das URZ wahrnimmt. Die Suche nach einer geeigneten Person für das IT-Service-Ma-nagement läuft derzeit. Ihre Aufgabe wird es sein, auf Basis der Erfahrungen und Bedürfnisse der Einheiten Vorschläge zu sammeln, wo CV-Teams gebildet werden sollen und wie die Tätigkeit der CV professionalisiert werden kann.

Ein erstes Konzept wird anschliessend skizzieren, wo dezen-trale Supportzentren eingerichtet werden, welche Leistungs-empfänger sie betreuen und welche Ressourcen sie benötigen. Dies wird die Grundlage der Gespräche des IT-Steuerungs-ausschusses mit den Gliederungseinheiten bilden und zum Detailkonzept für die Realisierung führen. Parallel entwickelt das URZ ein zentrales Desktopmanagement für Mac und Windows. Vorgesehen ist, das Projekt in zwei Jahren abzu-schliessen und zu evaluieren, um zu prüfen, ob Nachbesse-rungen nötig sind.

Im späteren Betrieb wird ein Expertengremium – bestehend aus den Teamleitungen und dem URZ – laufend die Orientie-rung am Bedarf gewährleisten. Andererseits sorgt der Aufbau eines Anforderungsmanagements und eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses dafür, dass das IT-Versorgungssys-tem flexibel bleibt.

Das Projekt, die IT-Versorgung zu verbessern und effizienter zu gestalten, verfolgt ein attraktives Ziel, nämlich Kapazitä-ten, die heute mit der PC-Betreuung gebunden sind, wieder für Innovation und wissenschaftliche Arbeit freizusetzen. Der Schlüssel zum Erfolg des Projekts liegt in der aktiven Mitge-staltung aller Beteiligten.

Dr. Michael Brüwer ist Leiter des Universitätsrechenzentrums.

Universität

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Als «neue Krankheit» bezeichnete der Ökonom Bruno S. Frey 2006

den Trend zur kontinuierlichen Be-wertung von Forschungsleistungen. Seitdem hat sich dieser Trend verstärkt. Im Folgenden möchte ich einige Be-merkungen zur Evaluierung der Geis-teswissenschaften machen, zu denen ich auch Teile der Rechtswissenschaft zähle. Ich beschränke mich auf diese Fächer – nicht weil ich künstliche Grä-ben zwischen den Disziplinen aufwer-fen will, sondern weil hier ein beson-derer Diskussionsbedarf besteht. Die Technik der Evaluierung der Geistes-wissenschaften steht noch in den An-fängen und vielfach wird die Möglich-keit der Evaluierung als solche kategorisch bestritten.

Noch behindert die Sprachenvielfalt in den Geisteswissen-schaften die weltweite Vergleichbarkeit der Forschungser-gebnisse. Die heutigen Rankings oder Zeitschriftenklassifi-kationen beziehen oft nicht englischsprachige Publikationen gar nicht ein. Wenn sie es tun, scheint ein Bias zugunsten der englischsprachigen Journals vorzuliegen. Jedoch wirkt sich der Zwang, im Pidgin-Wissenschaftsenglisch zu schreiben, in Fächern, für die Sprache und Argumentation das wich-tigste Werkzeug sind, stärker als Wettbewerbsnachteil der Nichtmuttersprachler aus als für die Forscher, deren For-schungsergebnisse in erster Linie in neuen Daten und erst in zweiter Linie in der textlichen Darstellung bestehen.

Zunächst müssen Kriterien der Bewertung geisteswissen-schaftlicher Forschung entwickelt werden. Diese reichen von der Originalität der Fragestellung über Methode und ge-sellschaftliche Relevanz bis hin zu einem eleganten Argu-mentations- und Schreibstil. Zwangsläufig sind die Evalua-toren nur selten echte Kenner der speziellen Materie, die sie beurteilen müssen. Dies führt dazu, dass sich die Evaluatio-nen auf Sekundärkriterien (Indikatoren) stützen. Diese kön-nen vom Ort der Veröffentlichung über die Anzahl der pu-blizierten Seiten bis hin zur Zahl der Zitierungen reichen.

Evaluitisvon Anne Peters, [email protected]

Schliesslich müssen die Verfahren zur korrekten Anwendung der Kriterien und Indikatoren festgelegt werden.

Die Kriterien, Indikatoren und Verfah-ren werden nur dann auf Akzeptanz stossen, wenn die Forscher selbst an ih-rer Festlegung mitwirken. Dies darf nicht den Evaluationsexperten über-lassen werden. Hierfür müssen aber die Forscher erst von der Sinnhaftig-keit des Unterfangens überzeugt und zur Mitwirkung animiert werden.

Evaluierungen sind unerlässlich, weil die Verwendung von Steuergeldern ge-rechtfertigt werden muss. Ihre Aussa-

gekraft darf aber nicht überschätzt werden. Gerade die bahn-brechende Forschung, die gegen den aktuellen Konsens verstösst, ist schwer fair zu beurteilen. Das, was der US-Wis-senschaftstheoretiker Thomas Kuhn «revolutionary science» im Gegensatz zur «normal science» genannt hat, wird per de-finitionem unterbewertet, also falsch evaluiert.

Ein weiterer Nachteil von Evaluierungen, auf den auch Bruno S. Frey aufmerksam gemacht hat, ist die Gefahr, dass diese das Verhalten der mit einem (schlechten) Ergebnis konfrontierten Forscher nicht unbedingt verändern oder sogar kontraproduktive Reaktionen auslösen. Evaluierun-gen führen dazu, dass sich die Forscher auf die Indikatoren konzentrieren. Dadurch kann die intrinsische Motivation und damit auch die Originalität beeinträchtigt werden.

Eine Alternative zur Dauerevaluation könnte eine echte Ver-schärfung der Auswahl der Forscher sein. Hierzu gehören etwa ein striktes Verbot der Hausberufungen und ein um-fassendes kompetenzbasiertes Assessment. Die auf diese Weise streng Ausgelesenen könnten danach weitgehend in Ruhe gelassen werden. Mein Fazit lautet: Messungen ja, aber bitte ausreichend Raum für das Nichtmessbare lassen.

Prof. Dr. Anne Peters ist Ordinaria für Völker- und Staatsrecht.

«Bahnbrechende Forschung wird per

definitionem unterbewertet.»

k o l u M n E

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Universität

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uniiintern 02/11 9

■  starkes Wachstum En dix ans, l‘Université

de Bâle est passée de 7600 à 12 100 étudiants.

A ce rythme, elle pourrait devenir la deuxième

plus grande université du pays en 2020 et égaler

l‘EPFZ. (15.3.2011)

■  Möglichkeiten für studienplätze prüfen

Die Baselbieter Regierung soll nach Möglich-

keiten für mehr Studienplätze für Mediziner an

der Universität Basel suchen: Der Landrat hat

ein Postulat an die Regierung überwiesen, das

dazu einen Bericht verlangt. Die FDP-Postulan-

tin hatte den Vorstoss angesichts des drohen-

den Ärztemangels in der Schweiz eingereicht.

(4.3.2011)

■  Zu Guttenberg klaute in Basel Die langen

Finger des deutschen Verteidigungsministers

reichen bis nach Basel: Karl-Theodor zu Gutten-

berg bediente sich für seine Doktorarbeit beim

renommierten Geschichtsprofessor Georg Kreis.

Auf 21 Seiten zitiert er aus einer Publikation des

Europa-Instituts der Uni Basel, ohne diese Quel-

le zu erwähnen. (24.2.2011)

■  Baselland will sitz in Universitätskonfe-

renz Baselland besteht darauf, vom Bund als

Universitätskanton anerkannt zu werden: Der

Landrat hat einstimmig eine Standesinitiative

beschlossen, mit der in Bern weiter Druck ge-

macht werden soll. Der Kanton Baselland ist seit

2007 zusammen mit Basel-Stadt Mitträger der

Universität Basel. (11.2.2011)

■  Babyboom Die Universität Basel setzt […]

auf Kinderbetreuung und prüft derzeit gemein-

sam mit Basel-Stadt, ob sie ihre Krippenplätze

merklich erweitern könnte. Bereits heute steht

den Studierenden und Angestellten zudem das

Sanitätszimmer im Kollegienhaus als Stillzim-

mer zur Verfügung. (6.2.2011)

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Gute noten für die Universitätsbibliothek

■  Die Nutzerinnen und Nutzer der Universitätsbibliothek Basel sind mit den Dienstleistungen der UB grundsätzlich zufrieden. Insbesondere das Kerngeschäft – das Literatur- und Informationsangebot – haben allen Nut-zergruppen in einer 2010 durchgeführten Befragung gut bewertet.

Defizite orteten die Dozierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden beim Angebot an elektronischen Fachzeitschriften. Aus Kostengründen, so die UB, und wegen bindender Verträge mit den Verlagen gestalte es sich schwierig, alle Wünsche zu berücksichtigen. Zurzeit wird die Situation in den einzelnen Fachbereichen analysiert und werden Lösungen gesucht. Beanstandet wurden auch die UB-Webseite und der Bibliotheks katalog, den die Befragten als unübersichtlich und wenig handlich wahrnehmen. Hier soll ein neuer Katalog Abhilfe schaffen, der intuitiver bedienbar und mit modernen Web-2.0-Technologien ausgestattet sein wird.

Aufgrund der Umfrageergebnisse hat die UB bereits mehrere Massnahmen umgesetzt. Dazu gehört die Sonntagsöffnung während Prüfungszeiten, die angesichts des enormen Besucheraufkommens als grosser Erfolg gelten kann. Neu eingerichtet wurden auch eine zusätzliche Scan-Station und eine Box, in die Nutzerinnen und Nutzer ihre Bücher ausserhalb der Theken-öffnung zurückgegeben können. Zudem wird der Publikumsbereich häu-figer gereinigt.

Derzeit prüft die UB, wie sich weitere Vorschläge und Wünsche umsetzen lassen. In Abklärung sind etwa ein Kurierdienst zwischen der UB-Haupt-bibliothek und der WWZ-Bibliothek sowie die Möglichkeit, per SMS Ab-holbenachrichtigungen und Mahnungen zu verschicken.

Etliche Rückmeldungen betrafen die Infrastruktur. Zahlreiche Umfrage-teilnehmer wünschen sich mehr Benutzerarbeitsplätzen, mehr Steckdosen in den Lesesälen sowie eine bessere Lüftung und Beleuchtung. Dies bedingt allerdings bauliche Veränderungen, die sich erst im Rahmen einer Ge-samtsanierung der UB umsetzen lassen.

UB-Lesesaal: Die Benutzer schätzen den Service, wünschen sich aber mehr Luft und Licht.

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sTr aTegIe 2014

Auf drei Gleisen zur neuen strategieText: Reto Caluori, [email protected]

Bis im Oktober 2012 möchte der Universitätsrat eine neue

strategie verabschieden, welche die entwicklung der Uni-

versität Basel bis 2021 vorzeichnet. Mit der einsetzung ei-

nes steuerungsausschusses sowie dreier Projektgruppen

wurde der strategieprozess im März lanciert.

Das Strategiepapier, das 2014 die heute geltende «Strategie 2007» ablösen wird, möchte für akademische und organisa-torische Fragen eine langfristige Perspektive eröffnen. Im Fo-kus des Strategieprozesses steht insbesondere die inhaltliche und qualitative Entwicklung der Universität. Gleichzeitig soll die «Strategie 2014» die Grundlage bilden, auf der die beiden Trägerkantone Basel-Stadt und Baselland den Leistungsauf-trag und die Globalbeiträge für die kommenden zwei Leis-tungsperioden 2014–2017 und 2018–2021 festlegen.

Ausgangspunkt für die Neuformulierung bildet eine Analyse der «Strategie 2007», wobei bei der inhaltlichen Ausrichtung der Universität Kontinuität angestrebt wird. Wünschenswert wäre nach Einschätzung des Rektorats indes eine höhere Fle-xibilität, die es erlaubt, herausragende Qualität unabhängig vom fachlichen Schwerpunkt zu begünstigen. Die Förderung von Exzellenz soll sich künftig stärker an Projekten und Per-sönlichkeiten als an festen Strukturen orientieren können.

Breit abgestützte strategieentwicklung

Die Verantwortung für die Ausarbeitung der neuen Strategie liegt bei einem vom Rektor geleiteten Steuerungsausschuss, der sich aus Vertreterinnen und Vertretern von Universitäts-rat, Rektorat, Akademie und Trägerkantonen zusammen-

setzt. Unterstützt wird der Ausschuss von drei Projektgrup-pen, denen Mitglieder des Lehrkörpers, der Studierenden und der Assistierenden sowie des Personals angehören.– Die Projektgruppe «Forschung» unter der Leitung des de-

signierten Vizerektors Prof. Ed Constable hat den Auftrag, eine institutionelle Exzellenzförderung zu skizzieren und Vorschläge zu erarbeiten, wie Fachgebiete mit einem her-ausragenden Forschungsausweis nachhaltig begünstigt werden können.

– Analog wird die Projektgruppe «Aus- und Weiterbildung», der Vizerektorin Prof. Hedwig J. Kaiser vorsteht, Empfeh-lungen abgeben, wie sich in der Lehre erfolgreiche Fachge-biete stärken lassen. Zudem wird sie klären, was es braucht, damit die Universität Basel ein konkurrenzfähiges Master-Angebot für internationale Studierende anbieten kann.

– Zum Pflichtenheft der von Verwaltungsdirektor Christoph Tschumi geleiteten Projektgruppe «Führung» gehört, die Schnittstellen zwischen Rektorat, Fakultäten und Departe-menten und Änderungen in der Organisation zu prüfen. Daneben erarbeitet sie Vorschläge zur Optimierung der In-frastruktur (Bauplanung).

Bis im August dieses Jahres überprüfen die drei Projektgrup-pen, wo Korrekturen an der «Strategie 2007» vorzunehmen sind, klären die Bedürfnisse der Universität und erarbeiten neue Empfehlungen. Auf Basis dieser Vorschläge verfasst der Steuerungsausschuss eine erste Fassung des Strategieberichts, der im Dezember 2011 – ein Jahr vor der geplanten Fertigstel-lung des Strategiepapiers – in der Regenz der Universität vor-gestellt wird.

08/2011 10/2011 12/2011 02/2012 04/2012 06/2012 08/2012 10/2012 12/2012 02/2013 04/2013 06/2013

Präsentation des ersten Strategieentwurfs im Universitätsrat

Abgabe der Berichte der drei Projektgruppen «Forschung», «Aus-und Weiterbildung» und «Führung» zuhanden des Steuerungsausschusses

Evaluation der ersten Fassung mit externer Expertenkommission

Präsentation der ersten Fassung in der Regenzund Beginn der Vernehmlassung durch die Fakultäten und Gruppierungen

Präsentation der zweiten Fassungin Regenz und Rektoratskonferenz

Strategiebericht wird dem Universitätsratzur Genehmigung vorgelegt

Regierungen und Parlamenteder Trägerkantoneberaten die «Strategie 2014»

Z E i t p l a n s t r at E g i E p r o Z E s s

Universität

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Universität

PhIlosoPhIsch-hIsTorIsche FakulTäT

schlankere strukturenInterview: Reto Caluori, [email protected]

Die Philosophisch-Historische Fakultät organisiert sich

neu: Bis 2012 werden die rund 30 institute und seminare

in sechs Departementen aufgehen. «uniintern» sprach

mit Geschäftsführer roberto Lazzari über die Fakultäts-

reform.

Herr Lazzari, was sind die kritischen Punkte bei der Neuorga-nisation?

Zum einen müssen wir die neuen Departemente konstitu-ieren, die Reglemente verabschieden und die Kompeten-zen zwischen Departementen und Fakultät abstimmen. Eine zweite Ebene betrifft die Abläufe in den Departemen-ten. Das bedingt viele Änderungen bei den Gremien wie auch bei den Pflichtenheften der Mitarbeitenden.

Was wird sich für die Mitarbeitenden konkret ändern?Heute haben wir zum Beispiel in vielen Einheiten eine oder zwei Personen, die Dutzende von Aufgaben erledigen – von der Buchhaltung über die Lehrangebotsplanung bis zur Studierendenbetreuung. Das macht die Arbeit interes-sant. Komplexe Aufgaben lassen sich jedoch besser erledi-gen, wenn sie zusammengefasst werden. Wir schauen jetzt, wie man die Geschäfte verteilen kann, damit sie sich effi-zienter bearbeiten lassen und den Wünschen der Beschäf-tigten besser entsprochen werden kann.

Welche Vorgaben macht die Fakultät bezüglich der Organisa-tion der Departemente?

Ein Eckwert lautet, die Anzahl ständiger Gremien mög-lichst klein zu halten. Daneben gibt es Eckwerte bezüglich Personaladministration. Heute haben wir mit dreissig bis vierzig Ansprechpartnern zu tun, die für Personalfragen zuständig sind. Neu soll es in jedem der sechs Departe-mente nur noch eine Person geben, die gegen aussen für die Personalgeschäfte zuständig ist. Das gleiche soll beim Rechnungswesens erfolgen.

Wie wirkt sich die Reform auf Selbstverwaltung und Mitbestim-mung aus?

Wenn alles gelingt, sollten sich im Herbst die neuen Gre-mien konstituieren. Das wird zuerst die jeweilige Departe-mentsversammlung sein, in der alle Gruppierungen ver-

treten sind. Sie wird die Wahl der Departementsleitung vornehmen. Zudem möchten wir gewährleisten, dass bei allen wichtigen Entscheidungen sämtliche Gruppierungen angemessen mitreden und mitentscheiden können. Das ist in den neuen Departementsreglementen garantiert.

Wird die Reform zu einer Entlastung der Professoren führen?Das Ziel ist, durch die Vergrösserung der Einheiten die Zahl der Gremien und Kommissionen zu reduzieren, wodurch sich der Aufwand der Professor/inn/en verkleinern sollte. Das kann funktionieren, wenn die Bereitschaft da ist, mehr Kompetenzen und Verantwortung zu delegieren. Mit der Ernennung von Geschäftsleitenden und Beauftragten für Personal oder Rechnungswesen erhalten die Departemente zudem eine professionellere Verwaltung. Viele administra-tive Entscheidungen, die heute die Professoren treffen müs-sen, können von diesen Personen verantwortet werden.

Welche Folgen hat die Neuorganisation für die Assistierenden?Die Assistierenden sind natürlich oft die Ersten, die es aus-baden müssen, wenn neue administrative Aufgaben auf ein Seminar zukommen. Das Ziel ist, dass der Verwaltungs-aufwand reduziert werden kann und die Assistierenden dadurch entlastet werden.

roberto Lazzari, Geschäftsführer der Philosophisch-Historischen Fakultät, möchte mit einer besseren Organisation die Arbeitsbedingungen der Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter verbessern.

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Im Wandel: Die Verankerung der Universität verlagert sich weg vom Staat – Akteure der Zivilgesellschaft gewinnen an Einfluss.

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Fokus

Universität UnD geseLLsCHAF t

Institution im WandelText: Antonio Loprieno, [email protected]; Fotos: Christian Flierl

kulturelle Veränderungen zwingen die universitäten,

sich neu zu positionieren. Zentral ist dabei die Frage

nach der gesellschaftlichen Verortung.

Europäische Universitäten haben in den letzten Jahren eine epochale Entwicklung geprägt und erlebt, gleichsam eine per-spektivische Wandlung im Verhältnis zwischen Akademie und Gesellschaft und eine Problematisierung der funktiona-len Verortung, der «Rolle» einer Universität. Es lassen sich am Ende des «Jahrzehnts von Bologna», wie ich es nennen möchte, drei Formen dieses kulturellen Wandels ausmachen, wobei wir uns im Übergang zwischen jeweils einem älteren und einem neueren Zustand befinden.

Vom staat zur Zivilgesellschaft

Die erste Entwicklung betrifft eine graduelle Entstaatlichung und gleichzeitige Vergesellschaftung der Universität: War die europäische Universität historisch in den Staatsapparat einge-bunden und von dessen politischer Führung gesteuert, so ist sie jetzt immer mehr auf eine Pluralität gesellschaftlicher Sta-keholders angewiesen, wie man unter anderem an der Zusam-mensetzung der strategischen Aufsichtsgremien ablesen kann. Viele Komponenten der Gesellschaft zeigen sich nun an der Universität interessiert und fühlen sich angesprochen, wenn es um die Universität geht. Die primäre Finanzierung der mo-dernen europäischen Universität läuft zwar weiterhin über die öffentliche Hand, aber die Universität selbst betrachtet sich als eine Institution der Zivilgesellschaft. Industrie, Kultur, Me-dien, Politik in all ihren Varianten beteiligen sich viel mehr als früher – zunehmend auch in finanzieller Hinsicht – an der Universität und an den Diskursen, die sie thematisieren.

Einer dieser Diskurse betrifft die sogenannte Autonomie einer Universität. Autonomie ist nicht gleich Unabhängigkeit. We-gen der direkteren Anbindung der Universität an allgemeine gesellschaftliche Anliegen ist nämlich die universitäre Auto-nomie von einem Paradox gekennzeichnet: Universitäten werden zwar in ihrer Governance autonomer, durch ihre (willkommene!) Verzahnung mit anderen Akteuren der Zi-vilgesellschaft jedoch wiederum von ihnen abhängiger, als dieselben Universitäten vor ihrer Entlassung in die betriebli-che Autonomie es waren. Durch den Übergang der «morali-

schen Trägerschaft» der Universität, wie ich sie nennen möchte, vom Staat zur Gesellschaft lässt sich Autonomie als die graduelle Verselbstständigung der Institution, nicht je-doch von deren Einheiten (von denen man eher eine Anpas-sung an die Vorgaben der Universität als Ganzes erwartet) oder gar von deren Strategie (in der man in der Regel auch Anbindungen der Universität an konkrete gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Erwartungen zu finden hofft) definieren.

Von der universitas zur university

Der zweite Wandel äussert sich in der Abwendung von der überlieferten universitas hin zur university nach angelsächsi-schem Muster. Die Skulptur von Alexander Zschokke am Ein-gang unseres Kollegiengebäudes stellt eine prototypische Ver-

«War die Universität historisch in den Staatsapparat eingebunden, so ist

sie jetzt immer mehr auf gesellschaftliche Stakeholder angewiesen.»

sinnbildlichung des klassischen (ob «humboldtschen», wäre zu diskutieren) Ideals des Universitätsgeschäftes dar: einen Professor als alter Mann mit weissem Bart, der einen jünge-ren Studenten – möglicherweise seinen eigenen Nachfolger auf dem Lehrstuhl – begleitet und betreut. Das ist das Modell von Universität, in dem die älteren unter uns gross geworden sind – eine Universität, deren Identität letzten Endes indivi-duell gestiftet war: Individuell in der Gestaltung des Studi-ums, individuell in der Beurteilung von Qualität, individuell in der strategischen Positionierung. Dieses Modell wird zur-zeit durch eine andere, eher an der Befriedigung gesellschaft-licher Erwartungen orientierte Perspektive des universitären Studiums ersetzt. Merkmale dieses neuen Zugangs sind etwa die Pflege eines sinnvollen curricularen Angebots, die Bere-chenbarkeit bei der Vergabe von Kreditpunkten, die Homo-logisierung studentischer Leistungen. Auch diese Entwick-lung stellt eine Antwort auf den Wunsch nach grösserer – weil

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Fokus

auf mehr Menschen anwendbarer – gesellschaftlicher Veror-tung der Universität dar.

Wie der Übergang von der staatlichen zur gesellschaftlichen Verankerung der Universität wird auch der Wandel vom humboldtschen universitas- zum globalisierten university-Modell von ideologischen Diskursen begleitet. Ein wichtiger solcher ist die Frage der Selektion. Pauschal formuliert könnte man sagen, dass das Moment der (sozialen, fachlichen, intel-lektuellen) Selektion im klassischen Universitätsmodell aus-serhalb der Universität, im sich jetzt etablierenden Modell hingegen innerhalb der Institution stattfindet. Schon bei der Immatrikulation wenden angelsächsische Universitäten Se-lektionskriterien an – europäische Universitäten tun sich oft schwer, den Zugang zur Promotion von Qualitätskriterien ab-hängig zu machen. Täglich können wir diese Debatte in den Medien verfolgen: Diejenigen, die für offene Zugänge argu-mentieren, sähen (wie im Studium vor der Bologna-Reform) am liebsten keine Auswahl bis zum Regelabschluss; andere, die sich eher für eine Orientierung an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes aussprechen, befürworten Zulassungsbe-schränkungen unterschiedlicher Art. Meine persönliche Mei-

tin verstand sich historisch als Germanistin oder Chemikerin, erst in zweiter Instanz – wenn überhaupt – als (im Sinne der Universität) Baslerin oder Zürcherin. Anders in der angel-sächsischen Welt, wo die erste Form der Identifizierung über die Institution läuft: Ich habe in Harvard studiert, in Cam-bridge promoviert – in welchem Fach ist sekundär. An diesem Modell orientieren sich jetzt auch moderne europäische Uni-versitäten, die im Sinne einer höheren Sichtbarkeit ihre Alumni-Organisation gründen, ein einheitliches Corporate Design durchsetzen oder ihr Merchandising ausbauen. In die-ser Lektüre der akademischen Landschaft übersteigt die Pflege der Marke «Universität Basel» jene ihrer Einheiten. Die be-triebliche Autonomie der Universität, ihre Einbindung in ge-sellschaftlichen Erwartungen, ihre Orientierung an studenti-schen Lernzielen oder ihre von namhaften Architekten entworfenen Gebäude sind Formen des Übergangs von der Universität als virtuellem, auf individuellen Identitäten basie-rendem Konstrukt zur Universität als kohäsiver, auf gesell-schaftliche Verortung ausgerichteter Gemeinschaft von For-schenden und Lernenden.

Letztes Jahr durften wir anlässlich des Jubiläums unserer Uni-versität diese Entwicklungen mit unseren eigenen Augen wahrnehmen: In verschiedenen Anlässen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft konnten wir eine breitere Öffentlichkeit von der Adäquatheit unserer Arbeit überzeu-gen. Auch Jubiläen dienen der Vergegenwärtigung der oben skizzierten kulturellen Entwicklung. Aber unsere Arbeit an der gesellschaftlichen Relevanz der Universität Basel ist ge-wiss nicht mit dem 550. Geburtstag abgeschlossen worden. Die nächste Etappe auf dem Weg zu einer besseren Positio-nierung unserer Republik des Wissens steht uns gerade bevor: sie heisst «Strategie 2014». Bei der Arbeit am programmati-schen Text, der die Basis für unsere Anträge an unsere zwei Trägerkantone – unsere Shareholders, um auf der wirtschaft-lichen Terminologie zu beharren – darstellen wird, sind wir alle aufgerufen, uns neue, überzeugende Antworten auf die Frage einfallen zu lassen, die uns – manchmal explizit, häufi-ger implizit – von unseren gesellschaftlichen Stakeholders (seien sie wissenschaftliche Peers, Studierende, Wirtschafts-verbände oder Kulturschaffende) immer wieder gestellt wird: «Was zeichnet die Universität Basel aus?»

Prof. Dr. Antonio Loprieno ist Rektor der Universität Basel.

«Unsere Arbeit an der gesellschaftlichen Relevanz der Universität

Basel ist nicht abgeschlossen.»

nung ist, dass wegen des sozialen Bildungsauftrags unserer Schweizer Universitäten und technischen Hochschulen der offene Zugang zum Studium auf der Basis einer Maturität nachhaltig aufrechtzuerhalten ist. Aber bei der Zulassung zum Masterstudium, das eine für Forschung oder Beruf qua-lifizierende Kompetenz vermittelt, könnten durchaus geeig-nete Selektionsverfahren eingeführt werden.

Von der Disziplin zur Marke

Der dritte Wandel ist der Übergang vom Primat der Disziplin zum Primat der Marke. In der Geschichte europäischer Uni-versitäten ist institutionelles Gedächtnis durch die Bindung an eine Disziplin oder an ein Seminar, nicht an die Universi-tät als Ganzes gestiftet worden. Wir haben gelernt, uns mit dem Fach Kunstgeschichte, mit dem Ägyptologischen Semi-nar, mit dem Schönen Haus am Nadelberg, mit der Frauen-klinik am Universitätsspital, aber nicht mit der Universität Basel zu identifizieren. Eine kontinentaleuropäische Studen-

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stAK eHOLDer sCHULe

Geben und Nehmen

Rund Tausend Schülerinnen und Schüler gehen am Gym-nasium Muttenz ein und aus, und ein Grosssteil von

ihnen wird früher oder später an der Universität Basel stu-dieren. «Für uns ist die Universität Basel der Hauptbezugs-punkt, neben der ETH Zürich», sagt Rektor Ulrich Maier. Sein Gymnasium profitiere von der geografischen Nähe zur akademischen Institution, die gerade im Jubiläumsjahr sehr präsent gewesen sei: «Die universitäre Welt ist für die Schü-lerinnen und Schüler nicht sehr weit weg. Die Laufbahn, auf die wir sie vorbereiten, ist durchaus greifbar.»

Das Gymnasium Muttenz profitiert auch von der Universität, wenn Dozierende als Experten die Maturprüfungen beglei-ten. Viele Dozierende hätten zwar heute keinen direkten Be-zug mehr zu den hiesigen Schulen, so der Rektor. Doch es sei wichtig, dass sich auch Dozierende aus dem Ausland damit beschäftigten, woher der Hauptteil ihrer Studierenden stammt. «Wir erleben es als sehr positiv, wenn sich Leute auf diesen Austausch einlassen.» Dazu tragen auch institutiona-lisierte Momente wie der Informationstag bei und das Schü-ler-Studenten-Programm, bei dem besonders begabte Gym-nasiastinnen und Gymnasiasten Veranstaltungen an der Universität besuchen und ihre Uni-Erfahrungen zurück in die Schule tragen.

Den Weg zurück ins Schulhaus treten auch die Uni-Absolven-ten an, die den Lehrberuf ergreifen. «Wir sind auf den Nach-wuchs an Lehrpersonen angewiesen, und es ist für uns wich-tig, dass sehr gut ausgebildete Personen zu uns kommen», sagt Maier, der selber in Basel studiert hat. Hier haben die Gym-nasien denn auch klare Bedürfnisse an die akademische Bil-dung: «Für uns ist der doppelte Master eine zentrale Voraus-setzung. Wir brauchen Lehrpersonen, die zwei Fächer unterrichten können. Das ist eine organisatorische Frage, es ist aber auch wichtig, dass die Lehrpersonen eine gewisse Breite mitbringen.»

Entsprechend skeptisch steht er utilitaristischen Bildungsan-sätzen gegenüber, die nach Leuten rufen, die für ganz be-stimmte Zwecke ausgebildet sind. «Wenn wir das zu stark zum Thema machen, wird sich irgendwann die Frage stellen, wozu wir die Universitäten im Gegensatz zu den Fachhoch-schulen noch brauchen.» Das duale Bildungssystem hält Maier für eine absolute Stärke der Schweiz. «Wenn wir uns darin verstehen, dann müssen wir als Gymnasien die Univer-sität als die natürliche Fortsetzung des Bildungsgangs an-schauen. Mir ist es sehr wichtig, dass beide Seiten das auch sehen: Wir sind ein Bildungsgang. Die Universitäten brau-chen uns und wir brauchen sie.» rc

ulrich Maier, Rektor des Gymnasiums Muttenz

U N I V E R S I TÄT U N D G E S E L L S C H A F T

■ Die universität Basel ist auf vielfältige Weise in die

Gesellschaft eingebettet. Neben gewichtigen Stakehol-dern in Staat und Wirtschaft – man denke an die Trägerkan-tone, den Schweizerischen Nationalfonds oder die grossen Basler Pharmaunternehmen – unterhält sie auch vielseitige Beziehungen zu Personen, Gruppen und Institutionen, die ihre jeweils eigenen Bedürfnisse an die Hochschule stellen. Fünf Beispiele geben einen Eindruck davon, in welche Ge-sellschaftsbereiche die Universität Basel überall hineinwirkt und mit welchen Interessen sie dabei konfrontiert ist.

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STAK EHOLDER KMU

Innovationen besser kommunizieren

«Wir sind als kleine Firma darauf angewiesen, sehr viel in der Forschung auszulagern», erläutert

Carlo Centonze, Mitgründer und CEO der Aargauer High-tech-KMU HeiQ. Zu teuer wäre es, die Infrastruktur und das Know-how selber aufzubauen, die es für Produktentwick-lung braucht. Bei der Entwicklung innovativer Textilien ar-beitet HeiQ deshalb mit verschiedenen Forschungspartnern zusammen, darunter auch mit dem Departement Chemie der Universität Basel. Dort bearbeiten die Wissenschaftler ein-zelne Aufgaben und schicken ihre Resultate zurück an HeiQ. «Die Universität Basel ist ein guter Partner. Sie hat eine gute Infrastruktur und klare Kompetenzen in den Bereichen Che-mie und Medizinaltechnologie, die für uns relevant sind.»

Optimal laufe diese «dislozierte Forschung», wenn sich neben der Start-up-Firma eine Fachhochschule und eine Universität beteiligen und so die Grundlagenforschung eng mit der Pro-duktentwicklung verzahnt ist. Relevant sind auch Aspekte, die über das Fachliche hinausgehen. Centonze lobt die Kommu-nikation zwischen den Expertenbereichen an der Universität Basel, aber auch den unkomplizierten Umgang mit Unterneh-men, der an eine Fachhochschule erinnere. Denn: «Universi-täten haben oft ein Problem mit dem Technologietransfer.» Die Überführung von Erfindungen aus der Forschung in die

Wirtschaft könne noch stark verbessert werden und die Uni-versitäten sollten dies stärker unterstützen. «Um Spin-offs zu generieren, braucht es eine klare Policy und ein klares Com-mitment der Universität.» Neben einem Technopark benötige es auch günstige Dienstleistungen, insbesondere in den Berei-chen Legal Affairs und Patente. Denn gerade auf dem Gebiet der Chemie oder der Biozide entstünden durch komplexe Re-gulierungen Kosten, die eine Start-up-Firma kaum finanzie-ren könne. Hier erhofft sich Centonze von den Universitäten mehr rechtlichen Support und politisches Lobbying.

In der Pflicht sieht Centonze die Universitäten auch, wenn es darum geht, Innovationen mediengerecht zu kommunizie-ren. Die öffentliche Wahrnehmung neuer Technologien, die schnell Ängste generieren können, dürfe man nicht den NGO überlassen. Sonst passiere das Gleiche wie bei der Nanotech-nologie, ein Wort, «das man heute nicht mehr auf ein Produkt schreiben kann». Deshalb wünscht er sich vereinte Anstren-gungen, um sich Freiräume in den für die Schweiz wichtigen Forschungs feldern wie Gentech, Medtech, Biotech und Pharma zu erhalten. Sinnvoll fände er auch ein gemeinsames Marketing als Forschungsstandort Schweiz: «Ich glaube nicht, dass die einzelnen Universitäten ausser in ihren Spezialfeldern global als Key-Players wahrgenommen werden können.» rc

Carlo Centonze, CEO HeiQ Materials AG

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STAK EHOLDER STANDORT

Magnet für junge Leute

Wie positioniert man eine Stadt im internationalen Standortwettbewerb? «Bei den Stärken von Basel ste-

hen Bildung und Forschung sehr weit oben, wenn nicht zu-oberst», sagt Sabine Horvath vom Basler Standortmarketing. Demzufolge spielt auch die Universität bei der Vermarktung von Basel eine wichtige Rolle, auch wenn sie allein noch kei-nen Unterschied macht: «In der Liga, in der wir uns behaup-ten, haben wir mit Konkurrenten zu tun, die alle auch Uni-versitätsstadt sind.»

Wenn Sabine Horvath auf die Universität Basel zu sprechen kommt, nennt sie drei Stärken: ihre Vielseitigkeit, ihre Ein-bettung in die Stadt und ihre Tradition. «Zu sagen, dass Basel die älteste Universität der Schweiz hat, ist immer eine gute Werbebotschaft.» Im Dialog mit ausländischen Partnern sind zudem Rankings ein wichtiges Instrument. Eine Präsentation des Wissensstandorts im Ausland ist immer mit dem Shang-hai-Ranking verknüpft, «und es wird auch nach der Position im Rating gefragt». Genauso wichtig sei zu zeigen, wie die Universität Basel vernetzt ist. Deshalb setzt Sabine Horvath bei der Vermarktung des Wissensstandorts stark auf die in-ternationale Kooperation mit dem «Sister State» Massachu-setts und die Zusammenarbeit mit den drei renommierten Shanghaier Universitäten Fudan, Jiao Tong und Tongji.

Differenziert fällt ihre Haltung zum Profil der Universität Ba-sel aus: Horvath ist sich bewusst, dass sich Basel als Volluni-versität versteht und sich nicht auf ein Thema reduziert sehen möchte. Doch angesichts der Grösse und mit Blick auf den in-ternationalen Wettbewerb stellt sie sich die Frage, ob eine Fo-kussierung auf einen Bereich nicht eine Stärkung der Univer-sität bringen könnte. Zumindest würde es die Positionierung erleichtern: «Es müsste möglich sein, in zwei Sätzen der Uni ein Profil zu geben – und das ist heute das Schwierige im Fall der Universität Basel.» Neben mehr Mut zur Fokussierung wünscht sich Horvath von der Universität Basel auch mehr Sichtbarkeit. Heute sei der Campus in der Stadt zu wenig au-genfällig. Die Uni bleibe kaum fassbar und werde von Besu-chern oft übersehen.

Für den Standort wäre es zudem wichtig, ein internationales Studienumfeld zu präsentieren, das mehr Studierende aus al-ler Welt nach Basel bringt. «Die Universität bringt uns Mar-keting-Akteuren sehr viel, weil sie junge, interessante Leute anzieht.» Das ist für eine Stadt wie Basel nicht zu unterschät-zen, die im internationalen Vergleich nicht als trendige Stadt gilt. Neben Bildung und Forschung könnte die Universität der Stadt auch hierin helfen, sich im internationalen Standort-wettbewerb gut zu positionieren. rc

Sabine Horvath, Leiterin der Abteilung Aussenbeziehungen und Standortmarketing des Kantons Basel-Stadt

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STAK EHOLDER CHEMiEKONzERN

Nahe an den Talenten

Was erwartet ein Chemieunternehmen wie BASF vom Universitätsstandort Basel? «Für die BASF ist Basel

ein wichtiger Knotenpunkt, insbesondere aufgrund der In-novationskraft durch Hochschulen und Industrie in der Re-gion», sagt Stefanie Schellhorn, Personalleiterin des BASF-Hub Basel. Das Wechselspiel zwischen Wirtschaft und Universität sei dabei ausserordentlich wichtig.

BASF – das ist mit über 109 000 Beschäftigten eines der füh-renden Chemieunternehmen der Welt. In Basel betreibt die BASF das zweitgrösste Forschungszentrum ausserhalb der Konzernzentrale in Ludwigshafen. «Darum ist es für uns be-sonders wichtig, nahe an der Ausbildung, nahe an den Talen-ten zu sein», beschreibt Stefanie Schellhorn die Vorzüge einer Universitätsstadt. Wenn Mitarbeiter an der hiesigen Hoch-schule ausgebildet wurden, so bleibe der Kontakt zu den ehe-maligen Kolleginnen und Kollegen oft bestehen, «man tauscht sich weiterhin mit Doktoranden und Professoren aus und hat dadurch einen erweiterten Horizont», ist die HR-Verantwort-liche überzeugt.

Welche Merkmale sind entscheidend, wenn eine Firma wie BASF einen Studienabgänger engagiert? «Es ist sehr schwierig, dies in einem Satz zu sagen, weil die gesuchten Qualifikatio-

nen stark vom Stellenprofil abhängen», sagt Schellhorn. «Wich-tig ist für uns die Fähigkeit, über den Tellerrand hinausschauen zu können – die Fähigkeit zum Denken in die Breite». Weiter sind Verständnis für unternehmerische Vorgänge, Teamfähig-keit, Praktika-Erfahrung im Ausland und die damit erworbe-nen Sprachkenntnisse wichtige Kriterien bei der Einstellung.

Dass das Unternehmen eigens eine Verantwortliche für Uni-versitätsmarketing hat, unterstreicht die Bedeutung der Ta-lentsuche. «In Bereichen wie im Engineering ist der Markt ausgetrocknet, da kämpfen alle Firmen um die gleichen Ta-lente.» Basel ist einer der wenigen BASF-Standorte in Europa, an denen gezieltes Hochschulmarketing betrieben wird. Mit der Präsenz an Jobmessen und engen Kontakten zum univer-sitären Career Service Center möchte BASF eine Verbindung zur Universität und ihren Studierenden aufbauen. Beliebt sind Praktika, in denen Studierende schon während des Stu-diums industrielle Erfahrungen sammeln können. Die Prak-tikantinnen und Praktikanten sind in der Regel sechs Monate an einem Ort und erleben die Forschungsarbeit bei BASF in aller Tiefe. Für die gestandenen Forscher sind diese jungen Leute von der Uni eine erfrischende Bereicherung, sie brin-gen neue Ideen ins Unternehmen und geben damit den Teams wertvolle Impulse. Matthias Geering

Stefanie Schellhorn, Leiterin HR Hub Basel, BASF Schweiz AG

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STAK EHOLDER BUNDESVERWALTUNG

Interdisziplinarität bewahren

Dass Universitäten Staatsdiener heranbilden, war schon zu Humboldts Zeiten der Fall und ist es noch heute:

Mehr als die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen aus den Geistes- und Kulturwissenschaften findet etwa ihre erste Anstellung im öffentlichen Dienst. Zu den grossen Ar-beitgebern gehört die Bundesverwaltung, die jährlich über 500 Hochschulabgängerinnen und -abgänger einstellt. Ent-sprechend präsentiert sie sich jeweils an der Kontaktmesse «meet & connect» den Basler Studierenden.

Angesichts seiner vielen Aufgaben benötigt der Bund Absol-ventinnen und Absolventen aus beinahe allen Fachrichtungen. Dennoch sind einige besonders gesucht: «Die Fähigkeiten, die wir schätzen, hängen mit den Aufgaben im öffentlichen Dienst zusammen», erklärt Daniel Hirsbrunner vom Eidgenössi-schen Personalamt. «Wir arbeiten ausserordentlich interdiszi-plinär, es gibt kaum ein Politikfeld, das man ausschliesslich aus der Fachoptik anschauen könnte. Deshalb brauchen wir Leute, die neben einer hohen Fach- und Methodenkompetenz auch eine hohe Sozialkompetenz mitbringen.» Denn in der Bundes-verwaltung liessen sich Lösungen nicht aus dem Hut zaubern: «Oft sind das Prozesse, in die man verschiedene Anspruchs-gruppen in Gesellschaft und Politik einbinden muss, um mit ihnen mehrheitsfähige Lösungen zu erarbeiten.»

Die Hochschulabgänger, die zur Bundesverwaltung kommen, interessierten sich für gesellschaftliche Zusammenhänge und hätten einen hohen Anspruch an die Werteorientierung ihrer Arbeit. Zudem brächten sie eine Hands-on-Mentalität mit. «Das sind Qualitäten, die nicht zuletzt auch an der Uni ge-schult werden», so Hirsbrunner. Bei bildungspolitischen Fra-gen nach dem künftigen Regelabschluss und der Berufsbefä-higung von Bachelor-Abgängern hält er sich an die Fakten. Mehr als zwei Drittel der Absolventinnen und Absolventen, die der Bund einstellt, haben heute einen Masterabschluss. «Das hängt neben der Tradition auch damit zusammen, dass der Master eine Spezialisierung ermöglicht – und wir haben im öffentlichen Dienst viele spezialisierte Aufgaben, wo man nicht einfach mit einem Grundstudium einsteigen kann.»

«Die Gesellschaft ist immer wertepluraler, jeder muss sich sein Berufskonzept selber schaffen. Hier übernehmen Uni-versitäten eine wichtige Funktion, indem sie auch diese Kom-petenz fördern.» Hirsbrunner hofft, dass dies auch weiterhin in die Gestaltung der Studiengänge einfliesst: «Wenn die Uni-versität Basel ihre humanistische Tradition und ihr humboldt-sches Fächerspektrum bewahrt und versucht, Allgemeinbil-dung und Interdisziplinarität zu vermitteln, dann ist das auch von grossem gesellschaftlichem Wert.» rc

Daniel Hirsbrunner, Leiter Personalmarketing und Diversity Management, Eidgenössisches Personalamt

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Leute

Bil jana Bozic-WeBer

Mitbestimmen, wohin es gehtText: Michel Ecklin, [email protected]; Foto: Peter Schnetz

Die Chemikerin Dr. Biljana Bozic-Weber übernimmt als

Project-Officer Verantwortung für ein grosses Forschungs-

projekt im Bereich Solarzellen und nachhaltige Material-

wissenschaften. Damit vollzieht sie den Schritt von der

eigenhändigen Forscherin zur Forschungsleiterin.

Wer in den letzten Jahren die Energiediskussion verfolgt hat, versteht mühelos, worum es bei «Light-in, Light-out» (LiLo), dem Forschungsprojekt des Basler Chemikers Prof. Edwin Constable, geht. Heutige Solarpanels produzieren zwar sau-beren Strom, aber das darin enthaltene Silizium muss rein sein, was teuer ist. Zudem ist die Effizienz von Silizium noch steigerbar. Deshalb sucht das LiLo-Forschungsvorhaben un-ter anderem nach einem synthetischen Material, das günsti-ger ist und mehr Strom produziert.

Eine neue Dimension hat LiLo erhalten, seitdem Constable dafür im Herbst einen «ERC Advanced Investigator Grant» des Europäischen Forschungsrats erhalten hat. Doch weil der

Professor ab kommendem Sommer das Amt des Vizerektors für Forschung und Nachwuchsförderung übernimmt, geht die Oberaufsicht über das Forschungsvorhaben für die kom-menden fünf Jahre an Biljana Bozic-Weber über, die vor fünf Jahren als Postdoktorandin zu den Professoren Ed Constable und Catherine Housecroft ans Departement Chemie gekom-men war. «Für mich ist das eine ganz neuartige Verantwor-tung», sagt die 40-jährige Serbin selber. «Aber ich habe wohl den Zeitpunkt erreicht, an dem ich eine gute Übersicht über das Projekt habe und deshalb mitbestimmen kann, in welche Richtung es gehen soll.»

Um die Managementaufgaben, unter anderem finanzielle, zu bewältigen, wird sie Kurse besuchen. Die markanteste Verän-derung für sie ist aber, dass sie mehr delegieren kann, weil mehr Forscher über Solarzellen arbeiten als bisher. Weniger Routineaufgaben im Labor bedeuten für sie mehr Zeit für Ideen, um Forschungsberichte anderer zu lesen und über das Forschungsprojekt als Ganzes nachzudenken. Dank ERC

E R C - P R o j E k t

Light-in, Light-outLiLo-Projekt setzt man auf die häufigen und billigen Me-talle Kupfer und Zink. Diese Materialien sollen im wei-teren Verlauf von LiLo verfeinert werden, um ihre Span-nungsproduktion zu steigern. Die Basler Forscherinnen und Forscher hoffen, damit eine neue Art von organischen lichtemittierenden Dioden und elektrochemischen Zellen herstellen zu können.

Projektleiter Prof. Edwin Constable, seit 1993 Professor am Institut für anorganische Chemie, behandle mit LiLo eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit, heisst es im Bericht der ERC-Jury. Diese lobte das Projekt als «kreativ und signifikant jenseits des aktuellen Standes der Technik». Der Basler Professor schrecke nicht vor wissenschaftlichen Herausforderungen zurück und bringe sich auch in angren-zenden Disziplinen ein.

■ An über 1700 Projekten hat der Europäische Forschungs-rat (European Research Council, ERC) seit 2007 Förder-gelder verliehen. Rund die Hälfte davon sind «Advanced Grants». Eines davon ist das am Departement Chemie der Universität Basel beheimatete Projekt «Light-in, Light-out» (LiLo), das mit 3,3 Millionen Franken unterstützt wird.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung einer neuen Generati-on von nachhaltigen und effizienten Solarzellen auf der Ba-sis von hybridorganischen und anorganischen Materialien. Diese sollen nachhaltig sein, also reichlich vorhanden und günstig. Damit wäre die Voraussetzung gegeben, um sie in grossem Massstab in Solarzellen zu verwenden.

Bisher wurde vor allem mit den teuren und seltenen Edel-metallen Ruthenium und Iridium experimentiert. Beim

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«Mein Wissen kann dazu beitragen, billige Energie herzustellen.»

Project Officer: Dr. Biljana Bozic-Weber koordiniert ein Forschungsprojekt, das die Entwicklung einer neuen Generation von Solarzellen anstrebt.

kann sie die Arbeit mit Physikern an der Basler Universität, die ebenfalls an LiLo und anderen gemeinsamen EU-Projek-ten beteiligt sind, vertiefen.

Ein Höhepunkt ihrer Arbeit an LiLo ist, wenn die Forscher mit einem neu synthetisierten Material in ihr Labor kommen. «Es ist jedes Mal ein spannendes Ereignis, die Spannungs-werte zu messen», sagt sie. Dafür braucht es keine komplizier-ten Laboreinrichtungen, sondern kaum mehr als eine künst-liche Sonne. «Aus jeder Probe, die mir meine Mitarbeiter bringen, lerne ich, in welche Richtung der nächste Versuch gehen soll», erklärt sie.

Täglich in kleinen Schritten einen winzigen Beitrag zur Er-forschung neuer Energiegewinnungstechniken zu leisten, entspricht ihrem auf verwertbare Resultate ausgerichteten In-genieurstudium in Belgrad. Ihren Master dort absolvierte sie im pharmazeutischen Bereich, was wenig mit Materialwis-senschaft zu tun hatte. Doch danach war sie ein Jahr in Nor-wegen in der Industrie mit organischen Metallverbindungen in Kontrastmitteln beschäftigt. Für ihr Doktorat über organi-

sche Metalle ging sie nach Fribourg. Als sie nach Basel kam, war das Thema Solarzellen neu für sie. «Aber mit meinem Hintergrund war ich richtig», erklärt sie. «Es braucht für LiLo mehr als nur Wissen über anorganische Chemie.»

Was sie jetzt am LiLo-Projekt schätzt: «Man kommt zwar nur in kleinen Schritten vorwärts, dafür sieht man diese gut. Und ich kann mein Wissen einsetzen, um dazu beizutragen, billige Energie herzustellen», sagt sie. «Das ist etwas Sinnvolles.» Sie weiss aber auch: Die Materialien, mit denen sie und ihre Mit-arbeiter experimentieren, sind noch weit von der Markttaug-lichkeit entfernt. «Den ganzen industriellen Prozess können wir noch beiseitelassen», sagt sie. Es würde sie schon reizen, eines Tages in der Privatwirtschaft auf die Kommerzialisier-barkeit neuer Solarzellen hinzuarbeiten. «Aber entsprechende Firmen gibt es ja fast keine.»

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Ver anstaltungsorganisation

Konferenz-Tools im VergleichText: Gilbert Francz, [email protected]

Wer schon einmal einen Kongress oder eine Konferenz

organisiert hat, weiss, wie viel Arbeit drinsteckt. Das

Universitätsrechenzentrum hat drei Online-Tools zur

Konferenzverwaltung unter die Lupe genommen.

Das Universitätsrechenzentrum hat die Stärken und Schwä-chen der drei Produkte Conftool, Amiando (das vor Kurzem von der Kontaktplattform Xing gekauft wurde) und Contoo miteinander verglichen. Evaluiert wurden diese Werkzeuge bezüglich ihres Umfangs, der Bedienbarkeit durch die Benut-zerinnen und Benutzer sowie hinsichtlich der Kosten. Eigene Werkzeuge zur Konferenzverwaltung bietet das Universitäts-rechenzentrum derzeit nicht an.

Eine typische Konferenzorganisation umfasst mehrere Pha-sen und Aufgaben: Ausschreibung und Werbung für die Kon-ferenz (Call for Papers), Webauftritt, Einholen der Beiträge, Review der eingereichten Beiträge, Anmeldung und Bezah-lung, Session-Management, Organisation von Konferenzdin-ner und Special Events, Drucken von Konferenzmaterial und Namensschildern – die Liste ist beliebig erweiterbar. Damit ist klar, dass es schwierig sein wird, sämtliche Aufgaben durch eine einzige Online-Software abzudecken.

Breite Anforderungen

Die drei getesteten Produkte sind so unterschiedlich, wie es verschiedene Arten von Konferenzen sind. Da wäre einmal die klassische akademische Konferenz, bei der man «Abs-tracts» einreicht, die begutachtet werden, bei der es «Invited Talks» und «Conference Dinners» gibt. Daneben existieren Veranstaltungen, bei denen das Programm schon feststeht und lediglich Tickets dafür verkauft oder zumindest Anmel-dungen entgegengenommen werden sollen. Und es gibt die kostenlosen Events, bei denen eine reine Anmeldung hilft, den Aufwand abzuschätzen.

Conftool ist ein Konferenzverwaltungswerkzeug für akade-mische Konferenzen. Es begleitet sämtliche Schritte in der Verwaltung von Beiträgen – vom Einreichen über den Re-view-Prozess bis zur Zuordnung einzelner Beiträge zu Kon-ferenz-Sessions. Zudem unterstützt es die Registrierung der Teilnehmer und bietet die Möglichkeit, via PayPal zu bezah-

len. Ein Wermutstropfen ist, dass die Konferenzwebsite nicht über Conftool betreut wird und somit für die Veranstaltung ein eigener Webauftritt geplant und betreut werden muss. Weiter bietet Conftool keine Marketingfunktionalitäten für einen Event.

Stark in der Kommunikation

Mit dem mehrfach ausgezeichneten Eventmanagement-Tool Amiando lässt sich sowohl ein eigener Webauftritt erstellen wie auch eine Konferenz via Face book oder Twitter bekannt machen. Amiando bietet auch an, Namensschilder oder Schlüsselbandanhänger zu erstellen; zudem ist ein Einlassma-nagement via Scanner verfügbar. Amiando überzeugt in der zweiten Phase der Konferenzverwaltung, die sich an die Aus-schreibung anschliesst. Allerdings kommt bei Amiando der akademische Teil einer Konferenz zu kurz.

Contoo bietet die für die akademische Konferenz notwendige Abstract-Verwaltung wie auch einen eigenen erstellbaren Webauftritt an. Zudem kann Contoo die Verwaltung von Zu-satzaktivitäten und Unterkünften übernehmen. Leider gibt es im Vergleich zu den ersten beiden Werkzeugen aber keine Gratisversion für kostenlose Events. Contoo deckt aber die wichtigsten Bedürfnisse einer Konferenz ab.

Kosten entstehen bei allen Anbietern beim Verkauf von Ti-ckets, mitunter durch die Transaktionsgebühren der Kredit-kartenfirmen und bei Amiando und Contoo bei zusätzlichen Dienstleistungen.

Keine Allround-Lösung

Welche Konferenzverwaltungs-Software am besten zum Ein-satz kommt – Conftool, Amiando oder Contoo –, hängt von den Anforderungen einer Veranstaltung ab. Jede der drei ge-testeten Anbieter deckt weitgehend eine Nische ab. Eine um-fassende Konferenzverwaltungs-Software gibt es zwar nicht und es fallen teilweise noch viele Aufgaben an, die man selbst übernehmen muss; dennoch erleichtern die drei Werkzeuge die Organisation erheblich.

Dr. Gilbert Francz ist Mitarbeiter am Universitätsrechenzentrum.

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Amiando contoo conftool

Website www.amiando.com www.contoo.de www.conftool.net

Registrierung Ja Ja Ja

Abstract-Einreichung Via Formularanpassung bei Registrierung, nur textuell

Ja, mit Verwaltung und Bewertungssystem

Ja, mit vielen Funktionen

Abstract-Reviewing Nein, nur indirekt Ja Ja

Reviewer-Verwaltung Nein Ja Ja

Teilnehmerverwaltung Ja Ja Ja

Zeitplanerstellung Ja, muss aber im Voraus bekannt sein

Ja Ja

Datenexport, z.B. via Excel Ja Nein Ja

Ticketing Ja, diverse Kategorien Ja, diverse Kategorien Nein

Tickets per E-Mail Ja Nein Nein

Bezahlung via PayPal Ja Ja Ja

Bezahlung via Kreditkarte Alle grösseren Kreditkarten Alle grösseren Kreditkarten Auf Anfrage

Anmeldungsverwaltung Ja Ja Ja

Hosting der Konferenz- Website

Ja, einfache Gestaltung und Möglichkeit eines gesamten Webauftritts (999 €)

Ja, einfache Gestaltung mit Wegbeschreibung, Programm, allgemeinen Infos etc.

Nein, nur Registrierung und Verwaltung

Promotion per E-Mail Ja Nein Nein

Promotion über Facebook und Twitter

Ja Nein Nein

Kosten Kostenlos für Gratisveranstal-tungen

Jedes einzelne Modul (Konfe-renz, Evaluation, Unterkunft, Online-Bezahlung) kostet. Minimum 299 € bis zu 1000 € und mehr

Kostenlos für Gratis- veranstaltungen mit bis zu 150 Teilnehmern

Kosten bei Ticketverkauf / Onlinebezahlung

Fr. 1.50 pro Ticket plus 5,9% des Teilnahmepreises

Transaktionskosten Je nach Grösse und Umfang der Konferenz

Support Online, Forum, E-Mail, Telefon Schweiz

E-Mail und Telefon Deutschland

Online und per E-Mail

Hilfe www.amiando.com/help – www.conftool.net

Besonderheiten Legt Wert auf Promotion der Veranstaltung und darauf, möglichst grossen Umsatz zu erzielen, Einlassverwaltung mit Scanner, Namensschilder etc.

Gute Kombination aus Abstract-Verwaltung und Webauftritt, einige Zusatzmodule wie Unterkunftsverwaltung, Teil-nehmerliste und Programm-erstellung

Intensive Abstract-Verwaltung mit Reviewprozess, Gutachter-zuordnung und Datentransfer, Forum für Programmkomitee etc.

Bedienbarkeit Einfach, aber aufgrund der vielen Möglichkeiten etwas unübersichtlich

Einfach Eher für Profis, braucht technische Betreuung durch den Anbieter

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■  Schwerhörigkeit ist ein verbreitetes Problem in der Bevöl-kerung. Bei der häufigsten Form der Schwerhörigkeit liegt das Problem im Innenohr (Cochlea): die feinen Haarzellen in der Cochlea sterben ab. Da sich die abgestorbenen Haarzellen in der Cochlea nicht regenerieren, ist diese Form der Hörstö-rung irreversibel. Unsere Forschung hat zum Ziel, die mole-kularen Vorgänge im Innenohr zu untersuchen, die beim Ab-sterben von Haarzellen wichtig sind. Unser Ziel ist es, Strategien zu entwickeln, dass die Haarzellen nicht absterben (zum Beispiel nach Chemotherapie oder Lärmexposition). Daneben interessieren wir uns auch für den Ersatz von verlo-ren gegangenen Haarzellen durch Stammzellen und die Ver-besserung des Kontaktes der Hörnerven mit der Elektrode ei-nes Cochleaimplantates.

■  Meine Forschung beschäftigt sich mit der Analyse und Entwicklung von leistungsfähigen Algorithmen zum Lösen von partiellen Differenzialgleichungen. Zu meinen Zielen ge-hört, auch komplizierte Berechnungen auf Standardrechnern zu ermöglichen. Wesentliche Beiträge habe ich bei der effizi-enten Diskretisierung nichtlokaler Operatoren, speziell von Randintegraloperatoren, der Formoptimierung und der Mo-dellierung und schnellen Lösung von partiellen Differenzial-gleichungen mit unsicheren Eingangsdaten geleistet. In Basel möchte ich mich verstärkt hochdimensionalen Aufgabenstel-lungen widmen – einem ausgesprochen aktuellen Forschungs-thema. Hochdimensionale Probleme ergeben sich unter an-derem bei der Modellierung von Unsicherheiten, der Homogenisierung oder auch in der Quantenchemie.

Prof. Dr. Daniel BodmerOrdinarius für Oto-Rhino-Laryngologieper 1. Februar 2011

Prof. Dr. Helmut HarbrechtOrdinarius für Computational Mathematicsper 1. Februar 2011

N E U B E R U F U N G E N

■  Unsere interdisziplinäre Forschungsgruppe hat in den letz-ten zwölf Jahren hier in Basel sowohl lokal als auch regional, national und international ein gut funktionierendes Netzwerk für translationale klinische Forschung aufgebaut. In dieser Matrix arbeiten wir an der Verbesserung des Weges vom Sym-ptom zur Diagnose, vor allem in der Initialdiagnostik, der Ri-sikostratifizierung sowie der Initialtherapie von akuten kar-diovaskulären Erkrankungen wie dem akuten Myokardinfakt und der akuten Herzinsuffizienz. Die Ergebnisse dieser For-schung fliessen direkt in die Verbesserung unserer Behand-lung von Patientinnen und Patienten am Universitätsspital Basel ein.

■  Schwere Wirbelsäulendeformitäten im Wachstumsalter werden instrumentell korrigiert und mittels langstreckiger Versteifungen (knöchernern Fusionen) – einem über hun-dertjährigen Grundprinzip folgend – unter Verlust der Funk-tion formstabilisiert. Hauptfokus meiner Forschung sind da-her Non-Fusion-Strategien zur Formkorrektur unter Erhalt der segmentalen Beweglichkeit. Neben der Entwicklung eines von aussen steuerbaren, motorgetriebenen Wachstumsim-plantates mit einem Industriepartner steht die Bestimmung der segmentalen biomechanischen Eigenschaften mittels intra operativer Messungen von Kraft-Wirkungs-Relationen (MRI-basierter, navigierter Erfassung der 3D-Wirbelbewe-gung) im Zentrum, eingebettet im fakultären Schwerpunkt «Clinical Morphology & Biomedical Engineering».

Prof. Dr. christian MüllerExtraordinarius für Klinische Outcomeforschung Kardiologieper 1. März 2011

Prof. Dr. carol-c. HaslerExtraordinarius für Kinderorthopädieper 1. April 2011

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■ eintritte (ohne Assistierende)Rainer Alles, Institut für Pharmazeutische TechnologieOliver Biehlmaier, BiozentrumDr. Oliver Faude, Institut für Sport und SportwissenschaftenCintia Felber, Universitätskliniken für ZahnmedizinFabienne Fust, UniversitätsbibliothekRamona Hocker, Historisches SeminarBasak Karadag, Universitätskliniken für ZahnmedizinDr. Eva Kernbauer, eikones NFS BildkritikMarkus Kocher, Institut für SoziologieMaria de Fatima Leite dos Reis, BiozentrumPetra Anna Lerner, Universitätskliniken für ZahnmedizinJessica Moehring, Administration SkubaMarkus Nenniger, BiozentrumDr. Pauli Rämö, BiozentrumAndré Rzepecki, Botanisches InstitutDr. Markus Schöbel, Institut für PsychologieNicole Seyfried, Student ServicesLisa Spycher, Student ServicesNorbert Steinwarz, Pharmazie-Historisches MuseumVera Studer, BiozentrumViktoria Supersaxo, UniversitätsbibliothekUwe Wieczorek, UniversitätsrechenzentrumJanine Zankl, Biozentrum

■ PensionierungenUrs Buser, Departement ChemieBeatrix Lang, BiozentrumElisabeth Oeggerli, UniversitätsbibliothekPeter Wehrli, Verwaltungsinformatik

Wa h l E N

Prof. Dr. Daniel Bodmer, Ordinarius für Oto-Rhino-Laryngologie, per 1. Februar 2011

Prof. Dr. Helmut Harbrecht, Ordinarius für Computational Mathematics, per 1. Februar 2011

Prof. Dr. Carol-C. Hasler, Extraordinarius für Kinderorthopädie, per 1. April 2011

Prof. Dr. Christian Müller, Extraordinarius für Klinische Outcomeforschung Kardiologie, per 1. März 2011

B E F ö R d E R U N G E N

Prof. Dr. Christian Hatz, zum Extraordinarius ad personam für Tropen- und Reisemedizin

Prof. Dr. Frank Krysiak, zum Extraordinarius für UmweltökonomieProf. Dr. Marcel Mayor, zum Ordinarius für Chemie

E R N E N N U N G E N

■ AssistenzprofessurenProf. Dr. Florian P. Seebeck, Assistenzprofessor für Molecular

Bionics (ohne Tenure Track), per 1. Juli 2011

■ SNF-FörderungsprofessurenProf. Dr. Clemens Cabernard, BiozentrumProf. Dr. David Conen, Universitätsspital BaselProf. Dr. Anna-Maria De Cesare Greenwald, Departement Sprach-

und Literaturwissenschaften (Italianistik)Prof. Dr. Giandomenica Iezzi, Departement BiomedizinProf. Dr. Christian Imdorf, Departement Gesellschaftswissen-

schaften und Philosophie (Soziologie)

T i T U l a R p R o F E s s U R E N

■ Medizinische FakultätProf. Dr. Stefan Engelter für NeurologieProf. Dr. Miodrag Filipovic für Anästhesiologie und Intensivmedizin

V E N i a d o c E N d i

■ Medizinische FakultätPD Dr. Alicia Rovó für HämatologiePD Dr. Martin Stern für HämatologiePD Dr. Urs Zingg für Chirurgie

■ Philosophisch-Historische FakultätPD Dr. Martin Gaier für Allgemeine Kunstgeschichte

p E R s o Na l i a

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d i E N s T j U B i l ä E N ( M a i , j U N i , j U l i )

■ 10 JahrePD Dr. Gabriele Betz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für

Pharmazeutische TechnologieAndrea Delpho, Sachbearbeiterin, Ressort StudierendeProf. Dr. Till Förster, Ordinarius, Ethnologisches SeminarBettina Gautschi, Sachbearbeiterin, Advanced Study CentreUrsula Guldimann, Bibliotheksmitarbeiterin,

UniversitätsbibliothekClaudia Haupt, PC-Supporterin, Anatomisches InstitutDr. Irmgard Hauser-Gerspach, Universitätskliniken für

ZahnmedizinLuzia Jäger Caviezel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Vizerektorat

Forschung und NachwuchsförderungDr. Reto Jagher, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für

Prähistorische und Naturwissenschaftliche ArchäologieRoy Lips, Materialverwalter, Departement ChemieProf. Dr. Andrea Maihofer, Extraordinaria, Zentrum Gender

StudiesBruno Marioni, Zentrale Dienste, Biozentrum/PharmazentrumMartin Müller, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, BiozentrumHeinke Poser, Bibliotheksmitarbeiterin, UniversitätsbibliothekJudith Sandhaas, Bibliotheksmitarbeiterin, Deutsches Seminar,

UniversitätsbibliothekRoger Sauder, Floormanager, BiozentrumChristiane Schnider, Administration, Dekanat Philosophisch-

Historische FakultätProf. Dr. Georg Tholen, Ordinarius, Institut für MedienwissenschaftCarolin Thoma, Sekretärin, Dekanat der Medizinischen FakultätProf. Dr. Jens Türp, Wissenschaftlicher Mitarbeiter,

Universitätskliniken für Zahnmedizin

■ 15 JahreGlenys Carlson-Stocks, Bibliotheksmitarbeiterin,

UniversitätsbibliothekArsène Gschwind, Wissenschaftlicher Mitarbeiter,

UniversitätsrechenzentrumHannes Hug, Direktor, UniversitätsbibliothekUrsula In-Albon, Zentrale Dienste, BiozentrumMarina Mambelli Johnson, Administration, Departement ChemieProf. Dr. Peter Nagel, Extraordinarius, Institut für Natur-,

Landschafts- und UmweltschutzMarcel Stohler, Hauswart, UniversitätsbibliothekRose Marie Suter, Sekretärin, BiozentrumMarion Wernli, Laborantin, Institut für Medizinische

Mikrobiologie

■ 20 JahreTina Junne Bieri, Laborantin, BiozentrumOlga Bollag, Laborantin, Anatomisches Institut Marcel Brülhart, Techniker, Departement PhysikDr. Markus Diem, Leiter Studienberatung /

StudierendenmarketingBeatrice Erismann, Sekretärin, Departement Chemie

E h R U N G E N U N d M i T G l i E d s c h a F T E N

■ Philosophisch-Naturwissenschaftliche FakultätProf. Dr. Werner Arber, emeritierter Ordinarius für Mikrobiologie

und Nobelpreisträger, wurde von der «World Federation of Scientists» dafür ausgezeichnet, seine Forschung für die Förde-rung des Friedens eingesetzt zu haben.

Prof. Dr. Marc Bühler, SNF-Förderungsprofessor am Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research, wurde mit dem Friedrich Miescher-Preis 2011 ausgezeichnet.

Prof. Dr. Urs Jenal, Ordinarius für Molekulare Microbiologie, wur-de zum Fellow der American Academy of Microbiology ernannt.

Prof. Dr. Christian Körner, Ordinarius für Botanik, wurde in den wissenschaftlichen Beirat des österreichischen Nationalparks Hohe Tauern berufen.

■ Wirtschaftswissenschaftliche FakultätMSc. Marco Poltera wurde für seine Masterarbeit der mit 30 000

Franken dotierte Nachwuchsförderpreis Wirtschaft der Basler Privatbanquiers verliehen.

Heinz Hürlimann, Laborant, Institut für UmweltgeowissenschaftenDr. Eva Kulik Kunz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin,

Universitätskliniken für ZahnmedizinProf. Dr. Thomas J. Lambrecht, Ordinarius, Universitätskliniken für

ZahnmedizinMichael Steinacher, Leiter Elektronikwerkstatt, Departement

PhysikDr. Heidemarie Hüster Plogmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter,

Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie

Prof. Dr. Rudolf Wachter, Extraordinarius, Seminar für Klassische Philologie

■ 25 JahreProf. Dr. Gottfried Boehm, Ordinarius, Kunsthistorisches SeminarIrena Bartuskova, Laborantin, Anatomisches Institut El-Lies El-Ghribi, Bibliotheksmitarbeiter, UniversitätsbibliothekAndres Koller, Polymechaniker, Departement ChemieRoberto Maffiolini, Elektroniker, Departement PhysikMichael Stricker, Bibliotheksmitarbeiter, UniversitätsbibliothekMonika Vögelin, Bibliotheksmitarbeiterin, Universitätsbibliothek

■ 30 JahreBettina Fürholzer, Bibliotheksmitarbeiterin, UniversitätsbibliothekBarbara Hochuli Hersche, Laborantin, Institut für Medizinische

MikrobiologieMariana Hüppi, Bibliotheksmitarbeiterin, UniversitätsbibliothekBrigitta Müller, Laborantin, Institut für Medizinische

MikrobiologieGabriele Persy, Laborantin, Departement Chemie

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C a r t o o n m i t n i C o l a s m a h l e r

Service

Für den ambitionierten Fotoenthusiasten – das Visuelle gewinnt ja allerorts an Bedeutung – fin-den sich gleich mehrere hilfreiche Ratgeber wie etwa «Adobe Photoshop CS5 for Photographers» darunter. Wissenschaftlerinnen und Wissen-

schaftlern, die lieber vor als hinter der Kamera stehen, gibt hingegen der Leitfaden «The Psychology of Media and Po-litics» sicherlich die eine oder andere Anregung.

Auch der Band «Managing Difficult Projects» wird in so mancher universitären Gliederungseinheit seinen Nutzen entfalten. Und wer seine Projekte erfolgreich gemeistert hat und beim Feiern nicht auf die Wissenschaft verzichten will, kann schliesslich im E-Book «Beer: A Quality Per-spective» die Geheimnisse einer perfekten Schaumkrone ergründen. rc

www.sciencedirect.com/science/books

t o o l b ox

e-books von elsevier

Dank eines Rahmenvertrags der Universitäts-bibliothek Basel mit dem Wissenschaftsver-

lag Elsevier können bis Mitte Dezember dieses Jahres alle rund 8000 E-Books von Elsevier im Rechnernetz der Universität Basel heruntergela-den werden. Danach bleiben die 500 am meisten genutz-ten E-Books dauerhaft freigeschaltet.

Der Schwerpunkt der Elsevier-E-Books liegt auf den natur-wissenschaftlichen, technischen und medizinischen Fä-chern. Zu den in Lehre und Forschung nützlichen Titeln im Angebot gehören Robert Lanzas «Essentials of Stem Cell Biology» oder die Darstellung «The Manual of Scien-tific Style». Neben wissenschaftlichen Publikationen um-fasst die E-Book-Sammlung vereinzelt Veröffentlichungen, die sich auch für einen weiteren Kreis von Universitätsmit-arbeitenden als wertvoll erweisen können.

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d o m i n o

«Domesday Book», wollte beides: umfassend zur Grundsteuer-pflicht veranlagen und zugleich den Besitz legitimieren. Dass er sich ein Hintertürchen offenhielt, gehört bis heute zum Spiel zwi-schen Privatrecht und den «übergeordneten» Gemeinschaftsrech-ten: Der König konnte die Domesdaygüter bei schweren Vergehen gegen seine Rechte wieder einziehen und neu verteilen. In solchen Momenten entfaltet das Grundbuch seinen ganzen Charme.

Dass das Grundbuch zu einem öffentlich einsehbaren Dokument wurde, sehe ich erst im Kölner «Schreinsbuch» des frühen 13. Jahr-hunderts. Hier wurde auch Besitzwechsel amtlich beglaubigt und zugleich steuerpflichtig. Dem entsprach als dunkle Variante der Florentiner «Libro del Chiodo», in dem die Güter der exilierten Bürger seit dem Ende des 13. Jahrhunderts erfasst wurden.

Nun sollte man allerdings Rousseau mit seinem Zitat nicht auf das Grundbuch reduzieren. Denn schon der Folgesatz ist ein Alarmruf: «Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, Leiden und Schrecken würde einer dem Menschengeschlecht erspart haben, hätte er die Pfähle des Zaunes herausgerissen!» Und damit kommen wir zum Kern der ganzen Geschichte: Das Grundbuch ist ein apotropäischer Schadenszauber. Es schützt das Eigentum im Namen der Gemein-schaft und gibt vor, diese vor dem Eigentum zu schützen. Ob es bei-des immer vermag, könnte die Geschichte zeigen. Aber das war nicht die Frage.

Achatz von Müller fragt:

Wie viel kostet eine Kilowattstunde Atomstrom, wenn man alle Kostenfaktoren heranzieht?

Antwort in der nächsten Ausgabe 03/2011.

Prof. Dr. Josef Kapfhammer Extraordinarius für Anatomie

Prof. Dr. Achatz von MüllerOrdinarius für Geschichte des Mittelalters

Josef Kapfhammer fragt:

Nach Jean-Jacques Rousseau hat der Erste, der ein Stück Land einzäunte und als sein Eigentum ausgab, die bürgerliche Gesellschaft begründet. Seit wann wird Grundeigentum offiziell im Grundbuch dokumentiert?

Achatz von Müller antwortet:

Fragen nach dem Beginn sind für Historiker stets die schwierigs-ten. Gibt es doch zu allem ein Davor, das dem Erfragten irgendwie ähnelt. So ist es auch mit dem Grundbuch. Natürlich haben schon die Kulturen des Alten Orients Güterverzeichnisse gekannt. Aber es sind erst die Grundbücher, die staatliche Kontrolle und privates Eigentumsrecht so geschickt miteinander in Beziehung setzen, dass beide einander legitimieren. Eben diese Voraussetzung muss bei Rousseau mitgedacht werden. Schreibt er doch, dass die List des «Einzäuners» gerade darin bestanden habe, diese Usurpation mit der «Zustimmung aller» durchzusetzen.

In diesem Sinne sehe ich erst durch die Steuergesetze des Septimius Severus (146–211) die verbindliche Eintragungspflicht gegeben. Denn sie verbanden mit dieser Pflicht die wichtige Anerkennung des Grundbesitzes als «Res privata». Und doch ist auch dieser Akt bald wieder Makulatur geworden. Denn die über die römische Zi-vilisation hereinbrechenden Eroberer des 5. bis 8. Jahrhunderts vermieden Grundbucheintragungen. So musste das Grundbuch er-neut, vielleicht nun überhaupt erst richtig, erfunden werden. Dass es diesmal ein Eroberer war, dem dieses Kunststück gelang, mag zur bekannten, stets zitierten Ironie der Geschichte gehören. William the Conquerors 1086 angelegtes Güterverzeichnis, das