24
«Deutscher Filz» Ein böses Wort macht die Runde – auch an der Universität Basel? Universitätsstiftung Basel Privates Geld soll helfen, exzellente Leistungen zu fördern. Zwei Berufe, eine Berufung Dorothea Trottenberg geht ihrem Faible für Osteuropa gleich doppelt nach. MAGAZIN FüR DIE MITARBEITENDEN DER UNIVERSITäT BASEL 01 / 2010 550 Jahre Universität Basel: Im Jubiläumsjahr öffnet die Universität ihre verborgenen Schatzkammern, denkt über Wissen nach und äufnet Geld.

uniintern 01/2010

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Magazin für die Mitarbeitenden der Universität Basel

Citation preview

«Deutscher Filz»Ein böses Wort macht die Runde – auch

an der Universität Basel?

Universitätsstiftung BaselPrivates Geld soll helfen, exzellente

Leistungen zu fördern.

Zwei Berufe, eine BerufungDorothea Trottenberg geht ihrem Faible

für Osteuropa gleich doppelt nach.

MagaZin Für Die MitarBeitenDen Der Universität Basel 01 / 2010

550 Jahre Universität Basel: Im Jubiläumsjahr öffnet die Universität ihre verborgenen Schatzkammern, denkt über Wissen nach und äufnet Geld.

Wissen, beweg uns!

An ihrem 550. Geburtstag blickt die Universität Basel zurück – und nach vorne. Von so viel Zukunft swil-

len haben wir uns anstecken lassen und den Auft ritt des Mitarbeitendenmagazins modernisiert. Vier Hauptrub-riken schaff en in «uniintern» eine verbesserte Orientie-rung, das Layout ist fl exibler geworden und die Bilder ha-ben mehr Raum erhalten. Zudem steht im Zentrum jedes Heft s ein thematischer Schwerpunkt, der in dieser Aus-gabe dem 550-Jahr-Jubiläum gewidmet ist.

Aus der Vielzahl von Veranstaltungen, mit denen die Uni-versität im Jubeljahr Vergangenheit und Zukunft verbin-det, haben wir im «uniintern» zwei herausgegriff en:

Einsichten in die Gründungsgeschichte vermittelt die Ausstellung «Schatzkammern der Universität», die wir in diesem Heft vorstellen. Sie verweist auf die Wurzeln und Werte, welche die Universität Basel gegen aussen unver-wechselbar machen und gegen innen Gemeinsamkeit schaff en. Doch Tradition allein ist kein Erfolgsfaktor, auch wenn wir gerne darauf verweisen, die älteste Hoch-schule der Schweiz zu sein.

Stellvertretend für die zukunft sgerichtete Dimension der Jubiläumsfeier werfen wir deshalb einen Blick voraus auf den mehrtägigen Kongress des Wissens, der Ende Mai stattfi ndet und der besonders die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansprechen soll. Sie sind herzlich eingeladen, die Veranstaltungen zu besuchen und sich von neuem Wissen bewegen zu lassen!

RetoCaluori,[email protected]

Ps: Haben wir mit den Th emen, den Inhalten und der Ge-staltung des neuen «uniintern» Ihren Geschmack getrof-fen? Über Ihre Feedbacks, Anregungen und Wünsche freue ich mich!

reto caluoriUniversitätBaselÖffentlichkeitsarbeit

uniintern Magazin für die Mitarbeitenden der Universität BaselPetersplatz 1, Postfach, 4003 Basel. Tel. 061 267 24 95, Fax 061 267 30 [email protected]/uniintern

Mai 2010

herausgeber Öff entlichkeitsarbeit (Leitung: Hans Syfrig)redaktion Reto Caluori, [email protected] Continue AG, Baseltext Michel Ecklin, Anna WegelinFotografi e Claude Giger, Peter SchnetzKorrektorat Birgit Althaler, BaselDruck Effi ngerhof AG, Bruggaufl age 5800 Ex.

titelbild Prof. Martin Wallraff und Sara Stöcklin habendie «Schatzkammern»-Ausstellung im Münster organisiert.(Foto: Peter Schnetz)

E D i T O R i a L

inhalt

Universität

4 e-Mail direkt WieesmitderSanierungder

PensionskassefürdieUniversitätsmitarbeitenden

weitergeht.

4 Dynamische Fakultät DasWWZpräsentiertsich

ineinemImagefilm.

5 Die Zahl 10Mio.

6 Kolumne DeutscheanderUniversitätBasel

7 habilitation DieRegenzberätübereineRevision.

7 Medienspiegel

FoKUs

8 schätze aus der gründungszeit DieAus­

stellung«SchatzkammernderUniversitätBasel»

zeigtkostbareObjekteausdenerstenhundert

Jahrender«hohenSchule».

12 Blick über den Zaun AmWissenskongress

diskutierenprominenteWissenschaftlerdie

PerspektivenderWissenschaft.

14 exzellente leistungen ermöglichen Dr.Ulrich

VischerzudenZielenderUniversitätsstiftung

Basel.

leUte 16 Porträt DorotheaTrottenberg,Fachreferentinander

UniversitätsbibliothekundÜbersetzerin.

service

18 gesundheitsmanagement DasRessortPersonal

prüfteineMitarbeitendenbefragung.

19 neuberufungen

20 Personalia

21 Dienstjubiläen

22 ehrungen und Mitgliedschaften

23 toolbox auktiOpro

23 cartoon NicolasMahler

24 Domino WeshalbwirunsandieVergangenheitnur

bedingterinnern.

6Deutsche an der Universität Basel

«Universität» steht für Universalität – schreibt die Kolumnistin Prof. Anne Peters.

16Dorothea trottenberg

Viele Bücher nimmt sie nur kurz zur Hand, andere beschäftigen sie monatelang.

14Privates geld für exzellenz

Die Ziele der Universitätsstiftung Basel erläutert Dr. Ueli Vischer.

4 uniiintern 01/10

Universität

E - M a i L D i R E k T

von:[email protected]: Freitag,9.April201011:33an: [email protected]:SanierungderPensionskasse

LieberHerrTschumi

Der baselstädtische Grosse Rat hat entschie­

den, die Pensionskasse des Staatspersonals

mitknapp800Mio.Frankenauszufinanzieren.

WiegehtesnunmitderSanierungderKassefür

dieUniversitätsmitarbeitendenweiter?

MitbestemDankundGruss,

Redaktionuniintern

von:[email protected]: Dienstag,20.April201007:04an: [email protected]:SanierungderPensionskasse

Sehrgeehrte«uniintern»­Redaktion

DieprovisorischeDeckungslückebeimUniver­

sitätspersonal betrug Ende 2009 73,2 Mio.

Franken bei der Pensionskasse Basel­Stadt

(PKBS) und rund 2,5 Mio. bei der Baselland­

schaftlichenPensionverzeichnetenLückevon

95,1Mio.(PKBS)bzw.5,4Mio.(BLPK)istdies

einedeutlicheVerbesserung,welchedieSanie­

rungsdauerverkürzenwird.

Die Vorsorgekommission der Universität hat

entschieden, die Sanierung des Bestandes

in der PKBS ähnlich wie beim Staatspersonal

Basel­Stadtdurchzuführen.AufBasisdesBe­

schlusses des Grossen Rates wird die Kom­

mission in den kommenden zwei Monaten

demUniversitätsratdasSanierungskonzeptvor­

legen. Danach werden die beiden Trägerkan­

tonezubegrüssensein,dadieseletztlichden

ArbeitgeberanteilderSanierungzufinanzieren

haben.DieserProzesswirdnocheinigeMonate

dauern,womitfürdasUniversitätspersonaldie

Sanierungsmassnahmen nicht vor Mitte 2010

einsetzenwerden.SobaldwichtigeEntscheide

vorliegen, werden wir das Personal im Detail

informieren.

FreundlicheGrüsse

ChristophTschumi,Verwaltungsdirektor

Denkspuren und lebensfährten

n  Nachlässe – das klingt nach Pa-pier, Karton und viel Staub. Doch bei genauerem Hinsehen treten sinnliche Spuren des wissenschaft-lichen Denkens sowie des privaten und universitären Lebens zutage. Aus Anlass der Nachlassausstel-lung zum 550-Jahr-Jubiläum vermittelt eine Führung einen Blick in die Welt der Nachlässe von Professorinnen und Professoren und zeigt, was die Gelehrtennachlässe umfassen, wie sie erschlossen werden und warum es von Bedeutung ist, diese Notizen, Arbeitsentwürfe, Tagebücher und Briefe zu erhalten.

2.Juni2010,18.00bisca.19.15Uhr;UniversitätsbibliothekBasel,TreffpunktEingangshalle

WWZ mit imagefilm

n  Eine dynamische Fakultät, die sich den Fragen der Zeit stellt – so prä-sentiert sich das Wirtschaftswissenschaftliche Zentrum (WWZ) in einem neuen Imagefilm. Die knapp 14-minütige filmische Visitenkarte fängt die moderne Infrastruktur im Jacob Burckhardt Haus ein und porträtiert in sieben Interviews die Forschung am WWZ. Prof. George Sheldon (Bild) erörtert zum Beispiel Entwicklungen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt und Prof. Frank Krysiak führt aus, was der Klimawandel für das wirt-schaftliche Wachstum bedeutet. Der Imagefilm, in dem eingebundene Grafiken und Animationen das Gesagte illustrieren, wurde vom New Me-dia Center der Universität Basel produziert und lässt sich auf der WWZ-Website anschauen.

inet wwz.unibas.ch

Filmische visitenkarte:EinOnline­VideoporträtiertdieForschunganderWirtschaftswis­senschaftlichenFakultät.

uniiintern 01/10 5

¡ºæºººæººº

Der Europäische Forschungsrat hat drei Basler Forsche-rinnen und Forschern einen «Advanced Investigator

Grant» zugesprochen. Damit haben Silvia Arber, John Paul Maier und Ed Palmer zusammen fast zehn Millionen Fran-ken für ihre Grundlagenforschung über die nächsten fünf Jahre erhalten. Das ist eine bemerkenswerte Auszeichnung für die drei Wissenschaftler und auch ein schöner Erfolg für die Universität Basel – den sie sich im Fall von Silvia Ar-ber mit dem Friedrich-Miescher-Institut teilt.

Die «Advanced Grants» sind Teil des 7. EU-Forschungs-rahmenprogramms, an dem sich dank der bilateralen Ver-träge auch Forschende in der Schweiz beteiligen können. Mit den «Advanced Grants» möchte der Europäische For-schungsrat etablierte Wissenschaftler ermutigen, innova-tive und risikoreiche Projekte im Bereich der Grundlagen-forschung einzureichen.

Noch mehr Risikobereitschaft seitens der Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler könnte jedoch nicht schaden: Die Basler Erfolgsquote lag bei dieser Ausschreibung bei sagenhaften hundert Prozent, da ausser den Eingaben der drei erfolgreichen Forschenden keine weiteren Proposals aus der Universität Basel eingereicht worden sind.

Das Vizerektorat Forschung & Nachwuchsförderung hat kürzlich aufgezeigt, dass die jährlich zur Verfügung ste-henden Drittmittel aus den europäischen Forschungsrah-menprogrammen zwischen sechs und acht Mio. Franken betragen. Das ist zwar ein respektabler Betrag, aber ein Vergleich mit anderen Schweizer Hochschulen lässt ver-muten, dass die Universität Basel ihr Forschungspotenzial auf europäischer Ebene noch nicht voll ausgeschöpft hat. Verschiedene Beratungsangebote und Informationsveran-staltungen möchten deshalb den Forschenden die EU-För-dergefässe im laufenden Jahr detailliert vorstellen.

Weitere informationen RessortEUresearch,www.euresearch.unibas.ch

D i E Z a h L

Universität

n  Auf Stammzellen ruhen grosse Hoffnungen für die Thera-pie von Krankheiten. Noch ist aber unklar, wie sie im Detail funktionieren. Das neue Nationalen Forschungsprogramm «Stammzellen und regenerative Medizin» (NFP 63) möchte deshalb eine Basis für künftige medizinische Anwendungen legen. Das NFP umfasst zwölf Projekte, von denen vier von Basler Forschungsgruppen durchgeführt werden.

Das Team um Prof. Heinrich Reichert (Biozentrum) unter-sucht, wie sich verhindern lässt, dass sich nach einer Stamm-zelltransplantation im Gehirn ein Tumor bildet. Die Gruppe von Prof. Georg Holländer (Departement Biomedizin) ana-lysiert die Entwicklung des Thymus, während Dr. Antoine Peters (Friedrich-Miescher-Institut) der Frage nachgeht, wie aus einem Spermium und einer Eizelle eine totipotente Stammzelle entsteht. Das Projekt von Dr. Jörg Halter (Uni-versitätsspital Basel) befasst sich schliesslich mit rechtlichen und ethischen Aspekten der Blutstammzellspende.

stammzellenforschung: Unheilbare Krankheiten überwinden

gehirn der taufliege Drosophila ohne und mit tumor (rechts):WieausNervenstammzellenHirntumoreentstehen,kannbeiderTaufliegeinmolekularenEinzelheitenuntersuchtwerden.

Zusätzlich hat der Schweizerische Nationalfonds ein Siner-gia-Projekt von Prof. Yves-Alain Barde (Biozentrum), Dirk Schübeler (FMI), Lukas Sommer (Universität Zürich) und Austin Smith (Universität Cambridge) bewilligt. Ihr Pro-jekt «Mouse and human stem cells: Control of self-renewal and neural differentiation» wird mit 1,5 Mio. Franken ge-fördert.

inetwww.nfp63.ch

Fot

os:

Bio

zent

rum

Text: Dr. Kurt Kamber, [email protected]

6 uniiintern 01/10

Universität

Wie fühlt man sich als Deutsche an der Universität Basel? So

werde ich in den letzten Monaten von in- und ausländischen Kollegen häu-fi ger gefragt. Diese haben vor allem von der SVP-Kampagne gegen den «deutschen Filz» an der Universität Zürich gehört und auch von der Ge-genanzeige, in der 200 Zürcher Pro-fessoren die Internationalität ihrer Institution verteidigten.

In Basel scheint kein Bedarf und kein Publikum für derartige Aktionen zu bestehen. Die Universität Basel liegt im Dreiländereck und hat immer wieder gezielt junge deutsche Privatdozenten angeworben, etwa in der zweiten Hälft e des 19. Jahrhunderts, als Forscher wie Nietzsche, Dilthey, Wackernagel und Ihering geholt wurden.

Auch die heutige Universität Basel mit einem italienischen Rektor und einer österreichischen Vizerektorin hat keine Probleme mit Ausländern, selbst wenn diese deutsch sind. Oder doch? An unseren sieben Fakultäten ist immerhin die Professorenschaft von zweien durch Deutsche majorisiert: 79% der Psychologieprofessoren (11 von 14) und 70% der Th eologieprofessoren (7 von 10) sind deutsche Staatsbürger. Der deutsche Professorenanteil an den übrigen Fakultäten rangiert zwischen 47% (WWZ) und 28% (Jus). Der kleine Anteil an der juristischen Fakultät erklärt sich mit der na-tionalen Gebundenheit ihres Forschungs- und Lehrgegen-standes: Gelehrt wird vor allem schweizerisches Recht, und mit diesem haben sich Juristen, die nicht in der Schweiz aus-gebildet wurden, in aller Regel nicht befasst.

Es kommt vor, dass zehnmal mehr deutsche Bewerbun-gen auf die Ausschreibung von Professuren eingehen als schweizerische. Dies hatte möglicherweise bis vor Kurzem mit den ausgezeichneten ausseruniversitären Karriere- und Verdienstmöglichkeiten und einer schwachen Nachwuchs-

Deutsche an der Universität Baselvon Prof. Dr. Anne Peters, [email protected]

förderung in der Schweiz zu tun. Die Förderung dürft e jedoch mittlerweile mit den neuen Instrumenten des Na-tionalfonds wie Ambizione und För-derprofessuren besser sein als in Deutschland. Das Zahlenverhältnis bei Bewerbungen spiegelt vor allem die Grössen der beiden Nationen. Die Chance, dass sich unter 40 deutschen Bewerbern ein Spitzenkandidat fi ndet, der besser ist als die vier Schweizer, ist schlicht eine Frage der Statistik.

Wenn also der Schweizer Anteil unter den Professoren höher gehalten werden soll, müsste man sich off en dazu beken-nen, dass über die Fachkompetenz hin-aus zum Beispiel auch die lokale Ver-

netztheit eines Bewerbers (Stichwort Fundraising) oder der Selbstwert der kulturellen Vielfalt in die Auswahl mit einbe-zogen werden dürfen. Aus der Diskussion um die Frauenför-derung sind die Schwammigkeit des Begriff s der «Qualifi ka-tion» und die Möglichkeiten seiner Erweiterung sattsam bekannt, allerdings auch die damit einhergehenden Risiken.

«Universität» steht für Universalität. Der epistemische Uni-versalismus der Wissenschaft en ist nicht an einen global zu-gänglichen Gegenstand gebunden. Selbst lokal verwurzelte Objekte werden oft von Forschern aus aller Welt untersucht. Bekanntlich wurde das bedeutendste Buch der letzten Jahr-zehnte über die Geschichte Basels vom amerikanischen Ro-manisten Lionel Gossman geschrieben.

Die Annahme, dass die Nationalität der Forscher wissen-schaft liche Erkenntnisse beeinfl ussen würde, ist eine Verfäl-schung des Wissenschaft sgedankens. Die Universität Basel hat sich seit ihrer Gründung dem universalistischen Wis-senschaft sideal verschrieben und sich als eine «Gelehrten-republik» jenseits aller geografi schen Grenzen verstanden. Deren Grenzen sind allein, woran der Psychologe Meinrad Perrez kürzlich erinnerte, die Grenzen der Vernunft .

«Die chance, dass sich ein

deutscher spitzenkandidat fi ndet, ist

schlicht eine Frage der statistik.»

k O L U M n E

Illus

trat

ion:

Rap

hae

lGsc

hwin

d

uniiintern 01/10 7

Universität

n  höhere gebühren für ausländische stu-

dis? Der CVP­Grossrat Oswald Inglin fordert

höhereStudiengebührenfürausländischeStu­

denten.«JedersechsteStudierendeanderUni­

versitätBaselstammtmittlerweileausdemAus­

land»,solnglin.«Diesebezahlendienormalen

Studiengebührenvon700FrankenproSemes­

ter,obwohlsie fürdieUniversitätKostenvon

50 Millionen Franken verursachen. Das muss

jetzteinEndehaben»,sagtInglin.(10.2.2010)

n  Keine höheren studiengebühren für aus-

länder «WirbeabsichtigeninBaselkeineErhö­

hungderGebührenfürausländischeStudieren­

de.DieswäreinBaselpolitischinadäquatund

liefezudemunseremschongeografischbeding­

tenInteresseanStudierendenausdemgrenzna­

henAuslandzuwider.»Prof.AntonioLoprieno,

RektorderUniversitätBasel (17.4.2010)

n  Uni-Fest lockte die Massen an. Die ver­

gangenenzweiTagewarfüreinmalLiestaldas

HerzstückderUniversitätBasel.DieFeierlich­

keitenzum550­Jahr­Jubiläumderaltehrwürdi­

genInstitutionentpupptensichdabeialswasch­

echtesVolksfest.MitdemMarktdesWissens

aufdemObergestadecktrafendieOrganisato­

renoffensichtlichdenNervderZeit,dennmit

offiziellbestätigten15–20000Besuchern fan­

denfastdoppeltsovieleMenschendenWeg

nachLiestalwieerhofft.(19.4.2010)

n  Basler Forscher dringen tiefer in die Zelle

ein.ForscherderUniversitätBaselhabenher­

ausgefunden,wieeinerderwichtigstenBaustei­

ne für die Nachrichtenübertragung im Gehirn

zusammengesetztist.Daskönntezubesseren

Medikamenten gegen multiple Sklerose oder

Suchterkrankungenführen. (20.4.2010)

aU s D E n M E D i E nhabilitation steht zur Debatte

n  Dank Tenure Track erfolgt heute die Wahl auf eine ordentliche Profes-sur oft ohne Habilitation. Damit stellt sich die Frage, was die «Habil» denn sein soll: Ein wissenschaftlicher Qualifikationsnachweis? Eine Anerken-nung von geleisteten akademischen Diensten? Oder ein Bindeglied zwi-schen externen Fachleuten und der Hochschule? Kommt hinzu, dass in den Fakultäten eine äusserst heterogene Praxis herrscht, was die Krite-rien für die Habilitation und die Rechte und Pflichten von Habilitierten betrifft.

Aus diesem Grund hatte die Regenz eine Arbeitsgruppe beauftragt, Emp-fehlungen für eine Revision der universitären Habilitationsordnung zu entwickeln. Im März und April diskutierte sie diese Vorschläge, darun-ter die strategische Ausrichtung der Habilitation als Lehrqualifikation, die Abschaffung der Lehrverpflichtung und die Entlöhnung der Lehrver-anstaltungen von Privatdozierenden.

Die offene Debatte zeigte die unterschiedlichen Bedürfnisse der Fakultä-ten auf: In den Naturwissenschaften faktisch abgeschafft, möchte zum Beispiel die Philosophisch-Historische Fakultät die Habilitation behalten, um die Karrierechancen des eigenen akademischen Nachwuchses nicht zu kompromittieren. Die Medizin macht geltend, in der Lehre auf die Pri-vatdozierenden angewiesen zu sein.

Die Regenz hat nun beschlossen, den Titel des Privatdozenten beizube-halten. Zudem hat das Gremium die Vorschläge zur Überarbeitung an die Arbeitsgruppe zurückgewiesen und sie um weitere Abklärungen ge-beten, welche finanziellen Folgen eine Abschaffung der Lehrpflicht nach sich ziehen würde.

habilitation: DieRegenzhältamTitel«Privatdozent»fest.

Fot

o:P

eter

Sch

netz

8 uniiintern 01/10

trouvaillen aus den ersten hundert Jahren der Universität Basel:Prof.MartinWallraffundSaraStöcklinhabenfürdie«Schatzkammern»­AusstellungwertvolleSchriftstückeundObjektezusammengetragen.

uniiintern 01/10 9

Die feierliche Gründung der Universität Basel am 4. Ap-ril 1460 erfolgte mit der Erlaubnis und dem Segen von

Papst Pius II. Er war eine Schlüsselfigur bei der Universitäts-gründung, die Stadtbürger vorangetrieben hatten. Basel galt im Spätmittelalter als wichtiges kirchliches Zentrum. Doch die Kirche hatte zunehmend einen schweren Stand, erklärt Prof. Martin Wallraff, Ordinarius für Kirchen- und Theo-logiegeschichte. «Das Basel der Gründungsjahre war durch soziale und politische Spannungen gekennzeichnet», so der Theologieprofessor. Das nach mehr Autonomie strebende Bürgertum rüttelte an der Autorität des Fürstbistums.

allianz von Kirche und stadt

Martin Wallraff und Sara Stöcklin-Kaldewey, wissenschaft-liche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kirchengeschichte, ha-ben die Ausstellung «Schatzkammern der Universität Basel» organisiert. Sie eröffnete, genau eine Woche nach dem feier-lichen Auftakt zum Uni-Jubiläumsjahr in Liestal, mit Feier-lichkeiten im Basler Münster: dort, wo vor 550 Jahren die Geburtsstunde der «hohen Schule» in einer bemerkenswer-ten Allianz von Kirche und Stadt besiegelt wurde.

Bis Ende November sind im Hochchor der Stadtkirche aus-gewählte Urkunden und Objekte aus den ersten hundert Jah-ren der Universität zu bestaunen, angefangen beim Basler Konzil (1431–1449) bis zur Neuorganisation der Universität infolge der Reformation von 1529. Zu den eindrücklichsten Dokumenten der Ausstellung gehört die päpstliche Stif-tungsbulle (siehe Seite 11). Die in einem vertrackten Latein formulierte Urkunde spielte eine zentrale Rolle bei der Uni-versitätsgründung.

Über dreissig Schriftstücke und Objekte, darunter das Szep-ter, das bis heute jedes Jahr für den Dies Academicus hervor-geholt wird, werden in Vitrinen zu den folgenden acht The-menbereichen gezeigt und beschrieben: Gründung, Stadt Basel, Universitätsbetrieb, Humanismus und Buchdruck, Universalienstreit, Konzil, Klerus und Klöster sowie Refor-mation. Zusammen mit einleitenden Texten und Kurzport-räts von Persönlichkeiten wie Johannes Oekolampad oder Erasmus von Rotterdam entsteht so ein spannender Einblick in Organisation, Wesen, Status und Entwicklung der jungen Wissensstätte, die auch eine moralische Institution war. So erfahren wir im Themenbereich «Universitätsbetrieb», dass die Hochschule für die Rechtshändel ihrer Mitglieder ver-antwortlich war und deshalb die meist jungen Schüler (im Durchschnitt 16 Jahre) unter Eid verpflichtete, sich sittsam

Die Universität Basel ist nicht nur die älteste hoch-

schule der schweiz. ihre spätmittelalterliche grün-

dung fällt auch in eine Zeit gesellschaftlicher spannun-

gen. Die sehenswerte ausstellung «schatzkammern

der Universität Basel» zeigt kostbare Urkunden und

objekte aus den ersten hundert Jahren der «hohen

schule».

Ausstellung «schAt zk Ammern der universität BAsel»

schätze aus der gründungszeitText:AnnaWegelin,[email protected];Foto:ClaudeGiger

FoKUs

s E R v i c E

schatzkammern der Universität Basel

AusstellungimHochchordesBaslerMünsters,

bis26.November2010.

n ÖffnungszeitenwährendderSommerzeitvonMontagbis

Samstag, 10–17 Uhr; Sonn­ und Feiertage, 11.30–17 Uhr.

WährendderWinterzeitvonMontagbisFreitag,11–16Uhr;

Samstag,11–17Uhr;Sonn­undFeiertage,11.30–16Uhr.

ZurAusstellungerscheinteinKatalog:Schatzkammernder

UniversitätBasel.DieAnfängeeiner550­jährigenGeschich­

te. Herausgegeben im Auftrag des Rektorats von Martin

WallraffundSaraStöcklin­Kaldewey.SchwabeVerlag,Basel

2010,128Seiten,Fr.25.–

Begleitend zur Ausstellung findet die Vortragsreihe «Kon­

texte der Universitätsgründung» statt, zudem lassen sich

von Mai bis November öffentliche Führungen durch Aus­

stellungundStaatsarchivbesuchen.WeitereInformationen:

www.550.unibas.ch/schatzkammern

10 uniiintern 01/10

Als Sara Stöcklin-Kaldewey und Martin Wallraff von der Theologischen Fakultät einen geeigne-

ten Ort für die Ausstellung «Schatzkammern der Uni-versität Basel» suchten, einigten sie sich schnell auf das Basler Münster: Denn hier fand vor 550 Jahren der fei-erliche Gründungsakt der Hochschule statt. Der Aus-stellungsort Kirche – ein grosser Raum mit leichten Temperaturschwankungen je nach Jahreszeit und ohne museumsübliche Infrastruktur – forderte grosse zusätz-liche Anstrengungen. «Wir waren uns zuerst der Tücken nicht bewusst», so Sara Stöcklin.

Die kostbaren Schriftstücke und Gegenstände mussten in konservatorischer Hinsicht adäquat präsentiert und vor Langfingern geschützt werden. «Das Licht darf nicht zu stark, Temperatur und Feuchtigkeit müssen stabil sein und die Sicherheit gewährt», erklärt die Theologin. So mussten die Vitrinen im deutschen Gummersbach spe-ziell angefertigt werden, unter anderem mit Klimagerät und UV-Schutzfolie. Die Basler Agentur «Stauffenegger + Stutz» für visuelle Gestaltung, die zur Ausstellung eine In-stallation mit Diaprojektionen an die Kirchenwände kre-ierte, hatte zur Aufgabe, genau die richtige Lichtmenge auf die Ausstellungskästen zu werfen, die selber ohne Innen-beleuchtung auskommen müssen. Um Kosten zu sparen, werden die Vitrinen nach der Ausstellung von der Uni-versitätsbibliothek übernommen. Damit sie dort durch die Türen gehen, durften sie eine bestimmte Grös se nicht überschreiten. Eine Sicherheitsfirma schliesslich stellt die Alarmanlage und Videoüberwachung.

Kopfzerbrechen bereitete schliesslich die einzige «ex-terne» Leihgabe in der Ausstellung, eine Büste des Uni-Mitbegründers Papst Pius II.: Da sie im Besitz der rö-misch-katholischen Kirche ist, musste sie extra versichert werden. Doch der Wert der Büste, eine Schenkung, war nirgends festgehalten. «Wir haben enorm viel dazu ge-lernt», meint Sara Stöcklin.

Licht, Klima und Sicherheit für die «Schatzkammern der Universität Basel» kosteten rund 100000 Franken – fast ein Drittel des Gesamtbudgets der Ausstellung.

FoKUs

zu verhalten. In den ersten Jahrzehnten mussten sie sogar in überwachten Wohngemeinschaften, sogenannten «Bursen», leben – das pure Gegenteil von heutigen Wohngemeinschaf-ten. Die Ausstellung «Schatzkammern der Universität Basel» kostete (ohne den Aufwand für das Personal) rund 360 000 Franken, die hauptsächlich von drei Basler Stiftungen finan-ziert wurden.

gesamtes ausstellungsmaterial aus Basel

«Die Gründungsgeschichte der Universität Basel ist nicht nur relativ gut dokumentiert», sagt der Ausstellungsmacher Martin Wallraff. «Die Quellen befinden sich auch komplett vor Ort.» Die Exponate und Schriftstücke stammen vor al-lem aus den Beständen des Staatsarchivs und der Universi-tätsbibliothek, aber auch von der universitären Kunstsamm-lung und vom Frey-Grynaeischen Institut der Theologischen Fakultät am Heuberg. Teilweise sind sie zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen. So wird zum Beispiel der erste Band der Rektoratsmatrikel erstmals nach seiner Restaura-tion im Themenbereich «Gründung» gezeigt, gemäss Wall-raff ein «extrem prächtiger Kodex mit preziosem Schmuck». Die 1460 entstandene kostbare Pergamenthandschrift um-fasst die ersten hundert Jahre Universitätsgeschichte auf 220 Blättern. Auf der ersten Seite ist der Gründungsgottes-dienst im Münster bildlich dargestellt, mit der Troika Bi-schof, erster Rektor und ehemaliger Stadtbürgermeister in der Mitte. Über 8000 Studenten und rund 150 Rektoren sind in der Matrikel verewigt.

«Schatzkammern der Universität Basel» ist eine unaufge-regte wissenswerte Ausstellung mit einer inhaltlich sorgfäl-tigen Dramaturgie, die der frühen Hochschule am Rhein-knie alle Ehre macht. Dabei wird auch ein Blick in ein bahnbrechendes Stück Stadtgeschichte gewährt, das mit dem Konzil von Basel eingeleitet wurde. Die Versammlung von mehreren Hundert Geistlichen und Gelehrten (unter ih-nen auch die Gesandten von neun Universitäten) führte Pro-zesse über wichtige politische Konflikte in der damaligen Zeit und setzte sich 1439 vom Papst ab. Wegen des Konzils wurde die Infrastruktur der Stadt ausgebaut und im Juni 1433 sogar das Studium generale, ein Vorläufer der Univer-sität Basel, für die zahlreichen Konzilteilnehmenden aus dem In- und Ausland eröffnet. «Als Kommunikationszent-rum, Bücher- und Kunstmarkt besass das Basler Konzil in seinem Jahrhundert eminente Bedeutung», weiss das Histo-rische Lexikon der Schweiz. Und so kam es, dass ein kirch-lich-weltlicher Bund unter den besten Voraussetzungen die älteste Universität der Schweiz ins Leben gerufen hat.

k L i M a , L i c h T U n D s i c h E R h E i T

Tücken einer ausstellung

uniiintern 01/10 11

Die Basler Gelehrten und Ratsherren, die seit Länge-rem von einer Universitätsgründung träumten, hatten

Grund zur Freude, als 1458 ein neuer Papst gewählt wurde. Der ehemalige Konzilssekretär Aeneas Silvius Piccolomini, nunmehr Pius II., kannte und schätzte die Rheinstadt. Ein Vorteil, der genutzt werden sollte – gute Beziehungen zähl-ten damals wie heute. Bürgermeister Hans von Flachs-land wurde nach Mantua geschickt, um dem neuen Papst zur Wahl zu gratulieren und (nebst anderen Anliegen) den Wunsch nach der Gründung einer Universität vorzubrin-gen. Er stiess auf wohlwollende Zustimmung.

Gute Beziehungen ermöglichten auch die rasche Ausferti-gung der päpstlichen Stift ungsbulle. Der Bruder des Bür-germeisters war päpstlicher Kämmerer und unterstützte die Basler bei der Überwindung der kurialen Bürokratie. Am 12. November 1459 wurde die Urkunde von Pius II. unter-schrieben.

Jenseits der üblichen Kanzleiformeln lässt sich in den Wor-ten eine persönliche Note erkennen. Die Wissenschaft , so wird eingangs festgehalten, mache den Menschen «Gott ähn-lich» und führe ihn «zur klaren Erkenntnis der Geheimnisse

der Welt». Die von den «geliebten» Baslern gewünschte Uni-versität solle dazu beitragen, dass der «Glaube sich verbreite, die einfachen [Gemüter] unterrichtet werden mögen, der Gleichheit gedient sei, verständiges Urteil kräft ig gedeihe, der Geist der Menschen erhellt und ihr Verstand erleuchtet werde.» Als Ort, «der sich einer milden Luft erfreut, wo Überfl uss an Nahrungsmitteln und eine Fülle aller andern zum täglichen Leben nötigen Dinge gefunden wird», eigne sich Basel ausgezeichnet als Stätte der Bildung. Die Stadt solle daher fortan «mit den Gaben der Wissenschaft geschmückt» werden und «Männer hervorbringen, die durch Reife des Ur-teils auff allen, [...] gelehrt in der Weisheit der verschiedenen Fakultäten».

Am 4. April 1460 wurde die Bulle zur Gründung der Univer-sität im Basler Münster verlesen, wo sie heute, nach 550 Jah-ren, abermals zu bewundern ist.

DieWissenschaftführedenMenschenzurklarenErkenntnisderGeheimnissederWelt:StiftungsbullederUniversitätBasel,ausgestelltimlombardischenMantuaam12.November1459.(StaatsarchivBasel­Stadt,Städt.Urk.1658)

Die päpstliche stift ungsbulleText: Sara Stöcklin-Kaldewey, [email protected]

Sara Stöcklin-KaldeweyistwissenschaftlicheMitarbeiterindesFach­bereichsKirchengeschichteundwarfürdieKonzeptionundRealisationderSchatzkammern­Ausstellungverantwortlich.

Weitere informationenzurStiftungsbullefindensichimKatalogzurAusstellung«SchatzkammernderUniversitätBasel»,Schwabe,Basel2010(BeitragvonProf.MariaAntoniettaTerzoli).

12 uniiintern 01/1012 uniiintern 01/10

FoKUs

am Wissenskongress diskutieren ende Mai prominen-

te Wissenschaftler aus dem Blickwinkel verschiedener

Fachbereiche über die Perspektiven der Wissenschaft.

Dabei stehen die themen Mensch, Kultur, technologie

und Welt im Zentrum.

«Der Wissenskongress möchte nicht die Vergangen-heit beschwören, sondern Zukunft sperspektiven

thematisieren – wie das ganze Jubiläumsjahr», erklärt Prof. Hans-Joachim Güntherodt, der bei der Organisation des Kongresses federführend war. Während vier Tagen, vom 25. bis 28. Mai, betrachten die Wissenschaft ler Luc Montagnier, Timothey Besley, Stephen Shennan und Horst Bredekamp in Vorträgen und Workshops die Th emen Mensch, Kultur, Technologie und Welt – grosse Th emen von zeitloser und fundamentaler Bedeutung. Gleichsam als eigene Tagung fügt sich daran am 29. Mai «Science + Fiction» an. An der eintägigen Veranstaltung, die von Prof. Joachim Seelig orga-

nisiert wird, diskutieren Wissenschaft ler und Autoren Zu-kunft sentwürfe in Wissenschaft und Literatur.

«Wir wollen die Schnittstelle thematisieren, an der wissen-schaft liches und öff entliches Interesse konvergieren», erläu-tert Güntherodt die Wahl der Th emen: «Dadurch kann das wissenschaft liche Refl exionspotenzial der Universität Basel sichtbar gemacht werden.»

Die Vorträge in der Aula richten sich denn auch nicht an Spe-zialisten, sondern an ein breites Publikum in- und ausserhalb der Universität, das sich für Wissenschaft interessiert. Gün-therodt denkt da etwa an die Alumni und Mitglieder der Frei-willigen Akademischen Gesellschaft , sowie an Forscherinnen und Forscher, die in der Industrie tätig sind. Besonders am Herzen liegen dem ehemaligen Basler Rektor aber die Ange-hörigen der Universität: «Im Rahmen der 550-Jahr-Feier wird viel gemacht für die allgemeine Bevölkerung. Ich habe mir ge-

luc MontagnierWorldFoundationAIDS,Paris

timothy J. BesleyLondonSchoolofEconomicsandPoliticalScience

«hiv/aiDs research: past and

prospects»

25.Mai,18Uhr,AuladesKollegienhauses

ImMai1983hatProf. LucMontagniererst­

mals über die Isolierung des Aids­Erregers

berichtet,derspäterdenNamen«Humanes

Immundefizienz­Virus» (HIV) erhielt. Dafür

wurdeMontagnier zusammenmitFrançoise

Barré­Sinoussi 2008derNobelpreis fürMe­

dizinundPhysiologiezuerkannt.Heutesteht

der1932geboreneVirologealsDirektorder

WeltstiftungfürAids­Forschungund­präven­

tioninParisvor.

«transparency and accountability

in economic Policy Making»

26.Mai,18Uhr,AuladesKollegienhauses

Der britische Ökonom und Politikwissen­

schaftlerProf.TimothyJ.«Tim»Besleyhatmit

seinerForschungzuröffentlichenWirtschaft,

zur politischen Ökonomie und zur Ökonomie

der Entwicklungsländer auf sich aufmerksam

gemacht.NebenseinerProfessuranderLSE

berätder48­JährigedieEuropäischeKommis­

sion,dieWeltbankunddasFinanzministerium

IhrerMajestät.

n Der Wissenskongress vom 25. bis 29.

Mai2010bietet fünfprominentenWissen­

schaftlernausganzunterschiedlichenFach­

bereichen eine Bühne, um über die Pers­

pektiven der Wissenschaft zu reflektieren.

NebendenöffentlichenVorträgenhabendie

Mitarbeitenden und Studierenden der Uni­

versitätBaseldieMöglichkeit,inWorkshops

direktmitdenReferenten insGespräch zu

kommen.

Das detaillierte Programm findet sich auf

derJubiläumswebsite:www.550.unibas.ch

Wissen BeWegt uns – ein kongress zum themA Wissen

Blick über den ZaunText:RetoCaluori,[email protected]

Wissen bewegt uns – ein Kongresszum thema Wissen

uniiintern 01/10 13

sagt, wir sollten zum Jubiläum auch etwas für die Wissen-schaft , für die Universität und für die Mitarbeitenden tun.»

Den Wissenskongress wünscht sich Güntherodt als Anlass, an dem die Fakultäten zusammenkommen und Visionen entwickeln, wie wir in Zukunft mit Wissen umgehen: «Vie-les Wissen können wir heute leicht über Google abfragen. Aber wir müssen neu mit dem Wissen umgehen, neu denken und die richtigen Fragen stellen. Für mich hat das riesige Konsequenzen für die Universität und die Ausbildung», sagt der Nanowissenschaft ler, der die Universität Basel in einer zukunft strächtigen Disziplin an die Weltspitze gebracht hat.

Für die Organisation des Kongresses war eine rollende Pla-nung nötig. Microsoft -Gründer Bill Gates musste absagen, zudem konnte keine der angefragten Wissenschaft lerinnen die sich abzeichnende Männerrunde ergänzen. Mit dem Line-Up ist Güntherodt dennoch hochzufrieden: «Zwei Eng-länder, ein Amerikaner, ein Franzose und ein Deutscher – damit haben wir eine gute Mischung.»

«Wir wollten die Referenten nicht entlang der Fakultäten aussuchen, sondern Personen fi nden, die Fachbereiche und Th emen übergreifen.» In Bezug auf die vier Th emen Mensch, Kultur, Technologie und Welt lassen sich die Sprecher denn

FoKUs

stephen shennanUniversityCollege,London

horst BredekampWissenschaftskollegzuBerlin

ray KurzweilKurzweilTechnologies

«the Darwinian analysis of

cultural traditions»

27.Mai,18Uhr,AuladesKollegienhauses

AlsProfessorfürtheoretischeArchäologiehat

Stephen Shennan die Ur­ und Frühgeschich­

te mit innovativen Modellen um neue Denk­

ansätze erweitert. Seine «Darwinistische

Archäologie»erforschtdiekulturelleundtech­

nischeEvolutionanhandvonAusgrabungser­

gebnissen und kombiniert anthropologische

Forschung mit neuesten neurologischen Er­

kenntnissen.

«galilei und die Künstler»

28.Mai,18Uhr,AuladesKollegienhauses

Der an der Humboldt­Universität lehrende

KunstwissenschaftlerProf.HorstBredekamp

hatmassgeblichzurEntwicklungderBildwis­

senschaft als neuer Disziplin beigetragen.

Miteinemakribischen,anderenBlickgelingt

es ihm, seinen Betrachtungsgegenständen

– unter anderem Darwins Notizbücher und

Galileis Mondbilder – ganz neue Einsichten

abzugewinnen.

«interaction science-Fiction in

shaping the Future»

29.Mai,9Uhr,AuladesKollegienhauses

Raymond«Ray»Kurzweilhatsichindenletz­

ten Jahrzehnten als einer der einflussreichs­

tenErfinderprofiliert.DerMIT­Absolventent­

wickelte Synthesizer, eine Lesemaschine für

Blinde sowie Spracherkennungsprogramme.

Bis 2045, so die neusten Thesen des Futu­

risten,werdenunsdieComputerintellektuell

überragen und Nanoroboter in unseren Blut­

bahnenKrankheitenbekämpfen.

auch nicht eindeutig zuordnen. Diese Diff usion wünscht sich Güntherodt auch im Publikum: «Das ist eine grosse Heraus-forderung. Normalerweise gehen die Kulturwissenschaft ler zu kulturwissenschaft lichen Veranstaltungen und die Na-turwissenschaft ler zu naturwissenschaft lichen. Wir wollten das mischen und auf den Kern der Universität zurückkom-men: nämlich den Blick über den Zaun zu wagen.»

Vom Kongress erhofft er sich einen Ausblick, «wie wissen-schaft liche Erkenntnisse auf Basis des Denkens unsere Welt auf allen Gebieten verändern werden». Zentral ist dabei der fakultätsübergreifende, inter- und transdisziplinäre Cha-rakter der Veranstaltung: «Es geht darum, die Universität als Ganzes wahrzunehmen, wo es durch Denken zu Wissen kommt, und das Zusammenwirken von allem.»

Klingt das nicht nach einer losen Klammer, unter der sich alle zu einem Jubiläumsakt zusammenfi nden können? Nein, widerspricht Güntherodt: «Die Veranstaltungen des Wis-senskongresses sollen als wissenschaft liche Höhepunkte des Jubiläums in bester Erinnerung bleiben.» Interdisziplinarität sei mehr als nur ein Th ema für die Sonntagspredigt: «Lösun-gen für die grossen Fragen kommen aus Grundlagen. Und die grundlegenden Neuerungen sind zumindest in den Na-turwissenschaft en immer von den Rändern gekommen.»

14 uniiintern 01/10

im vorfeld der 550-Jahr-Feier hat die Universität Basel

eine eigene stiftung gegründet, um die exzellenz in

Forschung und lehre gezielt zu fördern. Das Jubilä-

umsjahr möchte sie zum anlass nehmen, ihre sammel-

tätigkeit aufzunehmen. «uniintern» sprach mit dem

stiftungsratspräsidenten Dr. Ulrich vischer.

Herr Vischer, was beabsichtigt die Universitätsstiftung?Über die Stiftung sollen Private dazu beitragen können, die Universität auf ein international konkurrenzfähiges Level zu bringen. Es sollen Projekte gefördert werden, die der Strategie der Universität entsprechen, also sowohl in den Profilierungsbereichen «Kultur» und «Life Sciences» als auch ausserhalb. Dafür zusätzliche private Mittel zu generieren, die uns gestatten, hervorragende Wissen-schaftler und ihre Forschung zu fördern, das ist das Ziel dieser Stiftung.

Wozu benötigt die Universität zusätzliche private Mittel?Die Finanzierung der Universität steht auf mehreren Bei-nen. Hauptsächlich sind es die Beiträge der beiden Trä-gerkantone und des Bundes sowie Drittmittel, wovon dank hervorragender Projekte ein guter Teil vom Natio-nalfonds stammt. Die Universitätsstiftung soll auf keinen

Fall diese Pfeiler entlasten, sondern zusätzliche Leistun-gen ermöglichen.

Welche Bereiche möchten Sie mit den Mitteln denn fördern?Wir möchten Vorhaben fördern, die mit der Strategie der Universität in Einklang stehen. Im Unterschied zu ande-ren privaten Geldern, mit denen Spender oft spezielle Wünsche einbringen bzw. aus den verschiedensten Berei-chen vorgebrachte Wünsche erfüllen können, soll die Universitätsstiftung speziell dort besondere Anstrengun-gen ermöglichen, wo die Universität stark sein möchte.

FoKUs

exzellenz fördernn Die Universitätsstiftung Basel möchte mit privaten Mit­

teln die Realisierung von Projekten ermöglichen, die aus

dem regulärenEtatnicht zufinanzierensind.Geleitetwird

siedurcheinenStiftungsrat, demDr.UlrichVischer (Präsi­

dent), KlausEndress (Vizepräsident),Dr.DominikKoechlin,

Dr.GeorgKrayer,Prof.Dr.RenéRhinow,Dr.RolfSoironund

Dr.ThomasStaehelinangehören.EinPatronatskomiteemit

elfPersönlichkeitenausPolitik,Wirtschaft,KulturundWis­

senschaftunterstütztdenStiftungsratbeiderÄufnung.Die

Geschäfte der Universitätsstiftung Basel führt der Adjunkt

desRektors,Dr.BeatMünch.

U n i v E R s i TäT s s T i F T U n G B a s E L

universitätsstif tung BAsel

exzellente leistungen ermöglichenInterview:RetoCaluori,[email protected];Fotos:PeterSchnetz

Können davon auch Fachbereiche ausserhalb der beiden Pro-filierungsschwerpunkte profitieren?

In unserer umfassenden Strategie kommen nicht nur die beiden Profilierungsbereiche «Kultur» und «Life Scien-ces» vor. Wir möchten auch auf anderen Gebieten Exzel-lenz bieten, weshalb es vorgesehen ist, dass die Universi-tätsstiftung auch andere Fachbereiche unterstützt. Wenn also zum Beispiel ein hervorragendes Projekt etwa von den Ökonomen oder den Medienwissenschaftlern kommt, ist das natürlich auch förderungswürdig.

Wen wollen Sie um Spenden angehen?Wir möchten mit der Universitätsstiftung die Identifika-tion der Gesellschaft und der Wirtschaft mit der Univer-sität stärken. Das sind denn auch die beiden Bereiche, die wir im Jubiläumsjahr ansprechen werden, also private Personen und Wirtschaftsunternehmen. Dabei soll die Universitätsstiftung die Bemühungen der Fakultäten und der Forscher um Drittmittel nicht konkurrenzieren, die eigentlich die besten Einwerber von Drittmitteln sind. Auch die über ein Dutzend Stiftungen und über 200 Fonds, die mit ihren Zwecksetzungen zugunsten der Universität wirken, bleiben unersetzlich.

«Private können helfen, die Universität auf einen exzellenten Level zu bringen.»

uniiintern 01/10 15

Können die Spender auf die Verwendung ihrer Gelder Einfluss nehmen?

Wir haben verschiedene Spendemöglichkeiten festgelegt. Bei der für uns idealen Variante gibt der Spender sein Geld in die Stiftung und der Stiftungsrat verwendet es auf An-trag des Rektorats im Interesse dessen, was er für die Uni-versität förderlich hält. Möchte der Spender etwas präzi-ser wählen, was mit seinem Geld geschieht, kann er in einen von fünf durch die Stiftung eingerichteten Fonds mit von der Stiftung schwergewichtig definierten Zwe-cken einbezahlen. Schliesslich kann ein Spender zuguns-ten der Stiftung auch einen besonderen Fonds mit selbst definierter Zwecksetzung einrichten. Wir wollen also möglichst allen die Möglichkeit bieten, der Universitäts-stiftung etwas zu geben und sich darin so wiederzufinden, wie sie das eben möchten.

«Senior Excellence» und «Junior Excellence» sollen besondere Aufmerksamkeit erhalten – was heisst das?Für die erste Sammelrunde, die jetzt im Jubiläumsjahr an-steht, möchten wir die Exzellenzkampagne auf eine be-stimmte Gruppe von Destinatären fokussieren, konkret auf die «Gewinnung von erfahrenen, profilierten Forscherper-sönlichkeiten» einerseits und die «Förderung junger Wis-senschaftler» andererseits. Das gilt aber nur für das Jubilä-umsjahr; danach kann und wird es auch wieder andere Förderschwerpunkte geben. Die genannten Zwecksetzun-gen bleiben parallel dazu unverändert.

Wie kann man sich um Stiftungsmittel bewerben?Sobald die Sammlung von Erfolg gekrönt sein wird, kön-nen Vorschläge und Gesuche an das Rektorat gerichtet werden. Dieses unterbreitet seine Anträge sodann dem Stiftungsrat.

hochkarätige leistungen: DievonDr.UeliVischerpräsidierteUniversitätsstiftungBaselmöchtemitprivatenMittelndieExzellenzinForschungundLehresteigernunddieNachwuchsförderungintensivieren.

16 uniiintern 01/10

dorotheA trot tenBerg

«ich hatte einen guten russischlehrer»Text:MichelEcklin,[email protected];Foto:PeterSchnetz

leiht sich eine neuerwerbung zuweilen gerne selber aus:DorotheaTrottenberg,ÜbersetzerinundFachreferentinfürSlavistikanderUniversitätsbibliothek.

als Fachreferentin für slavistik und osteuropa-studi-

en nimmt Dorothea trottenberg viele Bücher nur kurz

in die hand. als übersetzerin hingegen hat sie mona-

telang mit demselben Buch zu tun.

Auf dem Tisch von Dorothea Trottenberg stapeln sich jede Woche dicke Kataloge. Darin sind Listen mit Tau-

senden von Neuerscheinungen, die grosse Bibliotheken er-stellt haben. Auch die Fachverlage schicken ihr Broschüren mit Neuheiten. Zudem kursieren unter Slavistinnen und Slavisten E-Mails mit neuen Publikationen, und schliesslich durchsucht sie selbst die Fachzeitschriften nach Neuerschei-nungen.

«An die Daten der neuen Bücher zu kommen, ist nie ein Pro-blem», sagt sie. «Schwieriger ist es, diejenigen auszuwählen, welche die Universitätsbibliothek erwerben soll.» Ihre per-

sönlichen Interessen als Slavistin und Osteuropa-Historike-rin dürfen bei der Wahl keine Rolle spielen, betont Dorothea Trottenberg. Sie muss die vorhandenen Bestände sinnvoll er-gänzen und dabei die Sammelschwerpunkte der UB berück-sichtigen, in Absprache mit dem Slavischen Seminar und dem Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte am Histori-schen Seminar. Zudem berücksichtigt sie Wünsche von UB-Benutzern und Instituten, etwa in Hinblick auf Lehrveran-staltungen.

Alle erworbenen Bücher landen bei ihr auf dem Tisch. Jedes Buch versieht sie mit Schlagwörtern, um es über die Themen-suche im Katalog auffindbar zu machen. Fünf bis zehn Mi-nuten lang durchblättert sie jedes Werk, um sich einen Über-blick über den Inhalt zu verschaffen. «Das ist natürlich nicht viel», sagt sie. «Aber es passiert schon mal, dass ich eine Neu-erwerbung selber ausleihe, wenn sie mich interessiert.»

uniiintern 01/10 17

Anton Tschechow (1860–1904) ist einer der meistge-spielten Autoren der Welt, seine Erzählungen gehö-

ren zum Grundbestand der Weltliteratur. Unerreicht sind seine ironische, doppelbödige Leichtigkeit, die sanft e Melancholie und eine Komik, die immer eine Komik des Alltäglichen ist und eine Form des höheren Ernstes.

Zu Tschechows 150. Geburtstag versammelt der Band «Eine Bagatelle» elf Geschichten aus einer Zeit, als er sich von den frühen Humoresken löste, mit denen er schon als Student seinen Lebensunterhalt und den seiner Fami-lie verdient hatte. Den Humor bewahrt er sich, doch die Th emen werden ernster, die Figuren gewinnen an Tiefen-schärfe. Und bereits beherrschte Tschechow die Kunst, über die scheinbare Oberfl äche des Dialogs alle Dimensi-onen menschlicher Existenz anzudeuten.

Tschechow zu übersetzen ist keineswegs einfach. Bei ihm gibt es kein überfl üssiges Wort, keinen falschen Ton. Ge-rade die Leichtigkeit, die Alltäglichkeit, der vielschich-tige Ton sind schwer in eine andere Sprache zu bringen. «Eine Bagatelle» stellt zwei Möglichkeiten der Überset-zung nebeneinander: diejenige von Alexander Eliasberg (1878–1924), einem jüdischen Intellektuellen, der zu den frühesten Übersetzern der russischen (und jiddischen) Klassiker zählt, und andererseits neue Übersetzungen von Dorothea Trottenberg. Wer aufmerksam liest, kann so das Zeitgebundene wie das Zeitlose dieser Erzählun-gen im Dialog der Übersetzungen heraushören.

Prof. Thomas Grob istOrdinariusfürSlavischeundAllgemeineLiteraturwissenschaft.

AntonPawlowitschTschechow:EineBagatelle.ErzählungenvonLiebe,GlückundGeld.HoffmannundCampe,Hamburg2010.

Figuren mit Tiefenschärfe

P R O j E k T

leUte

«Nach zwei Jahren Arbeit an‹Krieg und Frieden› war es schwierig,

mich davon zu trennen.»

Deutlich mehr Zeit verbringt Trottenberg mit einem Buch, wenn sie es übersetzt. Denn Texte vom Russischen ins Deut-sche zu übertragen, bildet für sie das zweite berufl iche Standbein. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sie viel Belletristik, aber auch Philosophisches und Kulturwissen-schaft liches übersetzt. Aktuell arbeitet sie an einer mehr-bändigen Edition des russischen Literaturnobelpreisträgers Iwan Bunin, die ihr Ehemann Prof. Th omas Grob heraus-gibt. Unlängst übertrug Trottenberg auch einige weniger be-kannte Erzählungen Anton Tschechows ins Deutsche, die dieses Jahr zum 150. Geburtstag des Autors erschienen sind (siehe Kasten). Von der ersten Rohfassung über den paralle-len Textvergleich bis hin zum Gegenlesen der gesetzten Sei-ten braucht sie um die drei Stunden – pro Seite.

Die grösste Herausforderung besteht darin, einen dem Werk angepassten Stil zu fi nden und diesen konsequent durchzu-ziehen. «Ich brauche manchmal eine halbe Stunde, um ein passendes deutsches Wort zu fi nden», erklärt die freischaf-fende Übersetzerin. So überrascht es nicht, dass sie zwei Jahre lang mit Lew Tolstois 1400-Seiten-Epos «Krieg und Frieden» beschäft igt war. «Danach war es schwierig, mich davon zu trennen.»

reiseleiterin in der sowjetunion

Ihre Zuneigung zu Sprache und Kultur Osteuropas ent-deckte die 52-Jährige schon als Jugendliche. «Ich hatte einen guten Russischlehrer», sagt sie rückblickend. Noch vor der Öff nung des Ostblocks konnte sie als eine der wenigen West-Wissenschaft lerinnen in der Sowjetunion forschen und ar-beitete dort auch als Reiseleiterin. Sie wusste schon früh, dass sie ihr Interesse für Osteuropa mit der Liebe zu Büchern ver-binden wollte. Deshalb liess sie sich neben ihrem Studium zur Bibliothekarin ausbilden. Heute umfasst ihre Aufgabe als Fachreferentin die Beratung der Bibliotheksbenutzerin-nen und -benutzer. «Hilfe zur Selbsthilfe» lautet ihr Grund-satz, wenn jemand Mühe bei der Literatursuche hat. Doro-thea Trottenberg schätzt es, als Fachreferentin nicht nur am Schreibtisch zu sitzen, sondern mit den konkreten Anliegen der Benutzer zu tun zu haben. «Da sehe ich, wofür ich all die Bücher in der Hand habe.»

Text: Prof. Th omas Grob, [email protected]

18 uniiintern 01/10

service

Die Workshops mit Führungskräften aus Fakultäten, Departementen und der zentralen Verwaltung hatten

zum Ziel, den Nutzen des Betrieblichen Gesundheits-managements (BGM) aufzuzeigen. Die Teilnehmenden wur-den für das Thema sensibilisiert und darüber informiert, wie sie die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden am Arbeitsplatz un-terstützen können. Zudem wurden sie zu Themen wie Füh-rung, Absenzen und Arbeitsanforderungen befragt sowie um eine Einschätzung gebeten, wie sie die flächendeckende Einführung eines BGM an der Universität beurteilen.

Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist, dass eine universi-tätsweite Implementierung nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie für die Organisationseinheiten keinen zusätzlichen administrativen Aufwand bedeutet und wenn es gelingt, dem einzelnen Mitarbeitenden den individuellen Nutzen des BGM aufzuzeigen. Die Auswertung liefert auch Hinweise auf mögliche Schwachstellen in der Universität als Gesamtorga-nisation. Deshalb prüft das Ressort Personal nun die Durch-führung einer Mitarbeitendenbefragung, die neben Themen zur Mitarbeitendenzufriedenheit auch Fragen zu gesundheit-lich relevanten Einflussfaktoren umfassen soll.

Zu einem BGM gehört auch ein professionelles Case Ma-nagement. Darunter versteht man eine koordinierte Fallbe-treuung mit dem Ziel, länger erkrankte Mitarbeitende im Idealfall gar nicht zu chronisch Kranken werden zu lassen und sie bereits während einer Krankheit im Hinblick auf eine Rückkehr an den Arbeitsplatz zu unterstützen.

Da Studien nachweisen, dass bei Erkrankungen mit mehr als 30 Tagen Arbeitsunfähigkeit die Chance einer berufli-chen Reintegration signifikant abnimmt, ist es besonders

wichtig, die universitären Abläufe bei der Meldung von Arbeitsunfähigkeit zu verbessern. Konkret heisst dies, dass die Zeit zwischen Abwesenheit, Meldung und Bearbeitung durch die Krankentaggeldversicherung Sympany verkürzt werden muss, um die Voraussetzungen für ein frühzeitig ansetzendes Case Management zu verbessern.

In den Workshops wurde umfassend über das Dienstleis-tungsangebot der Case Managerin informiert, die bei Sym-pany für die Universität Basel zuständig ist. Sie berät zum Beispiel Vorgesetzte oder Mitarbeitende bei komplexen me-dizinischen Diagnosen oder bei Arbeitsunfähigkeit, die mit zusätzlichen Risikofaktoren wie einer schweren Krankheit von Angehörigen, Sucht, Trennung etc. verknüpft ist.

Einen zentralen Erfolgsfaktor bildet die Aufmerksamkeit der Führungsbeauftragten, die potenziell kritische Fälle in ihrem Team frühzeitig erkennen und so die Verstetigung einer Absenz massgeblich verhindern können. Deshalb ist es wichtig, dass diese das Beratungsangebot von Sympany kennen und darauf hinweisen können.

selbstverantwortung der Mitarbeitenden

Da Krankheitsfälle an der Universität erst ab dem 60. Krank-heitstag als Langzeitabsenz gelten, kommt der Eigenverant-wortung der Betroffenen grosse Bedeutung zu. Mitarbei-tende können das Beratungsangebot der Case Managerin von sich aus bereits früher nutzen und so dazu beitragen, dass die Absenz verkürzt wird. Ziel ist es, die Gefahr einer Chronifizierung bzw. die durchschnittliche Dauer der Lang-zeitabsenz um die Hälfte von 60 auf 30 Tage zu senken.

Die Beratung ist für alle Mitarbeitenden der Universität kos-tenfrei und garantiert den Unterstützung Suchenden abso-lute Vertraulichkeit gegenüber dem Arbeitgeber.

Ursula DraegeristProjektleiterinimRessortPersonalundAnsprech­partnerinzuFragendesBGM.

Weitere informationenzumCaseManagementerteilendiefürdiejeweiligeOrganisationseinheitzuständigenAnsprechpersonenderPersonaladministrationoderSimoneJochim,CaseManagerinTrustSympany(Tel.0582624467,E­Mail:[email protected]).

vor einem Jahr hat das rektorat beschlossen, an der

Universität ein Betriebliches gesundheitsmanagement

einzuführen. nach Workshops mit Führungsbeauftrag-

ten prüft das ressort Personal nun eine Mitarbeiten-

denbefragung. Bereits heute können sich Mitarbeiten-

de und vorgesetzte bei einer drohenden langzeitabsenz

von einer case Managerin beraten lassen.

rasch handeln bei langzeitabsenzenText:UrsulaDraeger,[email protected]

BetrieBliches gesundheitsmAnAgement

uniiintern 01/10 19

n Forschungsschwerpunkte Mein Forschungsinteresse gilt der Arzneimittelentwicklung. Dabei beschäftigt mich die Frage, wie Wirkstoffe innerhalb unseres Körpers mit-Hilfe von geeigneten pharmazeutischen Technologien zu erkrankten Geweben und Organen transportiert werden können. Die Entwicklung neuer Technologien und ihre An-wendung für biologische und klinische Fragestellungen sind dabei von besonderem Interesse. Derzeit beschäftigen wir uns mit der Herstellung von Nanopartikeln, die an geeig-nete Antikörper gekoppelt werden und so zelluläre Schran-ken im Körper überwinden können.

n Ziele, vorstellungen und Wünsche Die pharmazeuti-sche Technologie ist ein interdisziplinäres Fachgebiet, das sich zunehmend mit biologischen Fragestellungen beschäf-tigt. Ich möchte unseren Studenten der Pharmazie eine fundierte Grundausbildung in diesem Fach bieten und ergänzend einen neuen Schwerpunkt auf moderne biolo-gische Anwendungen setzen. Interdisziplinäre Forschung lebt von der Interaktion mit verschiedenen Fachgebieten. Ich wünsche mir, dass die pharmazeutische Technologie zu einem starken und angesehenen Projektpartner innerhalb der naturwissenschaftlichen Fakultät wird, der eine Brücke schlagen kann zwischen Forschungsgruppen am Pharma-zentrum, dem Biozentrum und dem Universitätsspital.

Prof. Dr. Jörg huwylerOrdinariusfürPharmazeutischeTechnologieper1.August2010

Prof. Dr. regina KunzExtraordinariafürVersicherungsmedizinper1.März2010

n E U B E R U F U n G E n

service

n Forschungsschwerpunkte Meine Forschungsschwer-punkte sind Outcome-orientiert und behandeln den Aus-bau der Evidenzbasis und die Integration von Evidenz in die Entscheidungsfindung der Versicherungsmedizin. Meine Forschung spricht zentrale Themen wie die Qualität in der Begutachtung, Reintegration von Menschen in den Berufs-prozess oder Interventionen zur verbesserten Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen an.

n Ziele, vorstellungen und Wünsche Die Versicherungs-medizin ist eine junge akademische Disziplin mit Schnitt-stellen zu klinischer Medizin, Sozial- und Präventivmedizin, Rehabilitation, Klinischer Epidemiologie und biopsychoso-zialer Forschung sowie eine interdisziplinäre Ausrichtung zur Rechtswissenschaft und zur Ethik. Daneben erfordert sie die Zusammenarbeit mit Versicherungen und Patientenver-bänden. Mein Ziel ist, die Versicherungsmedizin als akade-misches Fach zu etablieren und wichtige Fragen mit aussa-gekräftiger Forschung zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen Menschen mit Versicherungsansprüchen sowie den Sozial- und Privatversicherungen helfen, Entscheidungen auf einer soliden Evidenzbasis zu treffen. Dazu benötige ich ein dyna-misches Forscherteam und ein gutes (inter-)nationales Netz-werk mit engagierten Partnern. Und natürlich wünsche ich mir, dass uns der Aufbau des ersten deutschsprachigen post-graduierten Masterstudiengangs in Versicherungsmedizin gelingen wird.

20 uniiintern 01/10

P E R s O n a L i a

n eintritteAlexandre Brocard, Universitätsspital, QuerschnittsfunktionenGabriela Burkhalter, UniversitätsbibliothekSimone Chambers, Philosophisches SeminarMario Emmenlauer, BiozentrumDr. Nele Hackländer, Student ServicesAdela Jurkovicova, BiozentrumBao-Uyen Luu, Basel Advanced Study CentreSonia Minerba, UniversitätsbibliothekIsmail Oezden, Departement PhysikDr. Bettina Oswald, Ressort Bauten, Haustechnik, SicherheitChristine Rotberg-Eckert, Student ServicesErnestine Schikore, UniversitätsrechenzentrumEsther Spinatsch, Departement PharmazieDr. Eva Vojtech, Geologisch-Paläontologisches InstitutSonja Weichsel, BiozentrumChristel Widia, Institut für Medizinische Mikrobiologie

n PensionierungenJacqueline Samaridis, Institut für Medizinische MikrobiologieRichard Suter, Ressort Bauten, Haustechnik, Sicherheit

Wa h L E n

Prof. Dr. Sabine Böckem, Ordinaria für Controlling,per 1. August 2010

Prof. Dr. Jörg Huwyler, Ordinarius für Pharmazeutische Technologie, per 1. August 2010

Prof. Dr. Beat Müller, Ordinarius für Innere Medizin(Argovia-Professur), per 1. Mai 2010

Prof. Dr. Maurus Reinkowski, Ordinarius für Islamwissenschaft,per 1. August 2010

Prof. Dr. Roberto Simanowski, Extraordinariusfür Medienwissenschaft, per 1. August 2010 (befristete auf fünf Jahre)

E R n E n n U n G E n

n assistenzprofessurProf. Dr. Nicola Gess, Assistenzprofessorin (mit Tenure Track) für

Neuere deutsche Literaturwissenschaft, per 1. August 2010

n snF-FörderungsprofessurenProf. Dr. Jérémy Blanc, SNF-Förderungsprofessor am

Mathematischen InstitutProf. Dr. Sebastian Hiller, SNF-Förderungsprofessor am

BiozentrumProf. Dr. Martin Stern, SNF-Förderungsprofessor am

Departement BiomedizinProf. Dr. Daiana Stolz, SNF-Förderungsprofessorin am

Universitätsspital Basel

T i T U L a R P R O F E s s U R E n

n theologische FakultätProf. Dr. Markus Zehnder für Altes Testament

n Medizinische FakultätProf. Dr. Barbara Claudia Biedermann für Innere MedizinProf. Dr. Heike Freidank für Medizinische MikrobiologieProf. Dr. Martin Hatzinger für Psychiatrie Prof. Dr. Jürg Metzger für ChirurgieProf. Dr. Christiane Pauli-Magnus für Klinische Pharmakologie

und ToxikologieProf. Dr. Dimitrios Tsakiris für Innere Medizin, speziell

HämatologieProf. Dr. Antje Welge-Lüssen Lemcke für Oto-Rhino-

Laryngologie

n Philosophisch-naturwissenschaftliche FakultätProf. Dr. Roger G. Clerc für Molekularbiologie

v E n i a D O c E n D i

n Medizinische FakultätPD Dr. Alain Marcel Bernheim für KardiologiePD Dr. David Conen für Innere MedizinPD Dr. Marc Axel Wollmer für Gerontopsychiatrie

(Umhabilitation)PD Inti Zlobec, PhD, für Experimentelle Medizin

n Philosophisch-historische FakultätPD Dr. Peter Haber für Allgemeine Geschichte der Neuzeit PD Dr. Johanna Miecznikowski-Fünfschilling für Romanische

SprachwissenschaftenPD Dr. Regula Schmidlin für Deutsche und Allgemeine

Sprachwissenschaft

n Philosophisch-naturwissenschaftliche FakultätPD Dr. Joachim Kuhlemann für Geologie (Umhabilitation) PD Dr. Silke Robatzek für Pflanzliche ZellbiologiePD Dr. Andriy Romanyuk für PhysikPD Dr. Olaf Werner Schenk für Wissenschaftliches Rechnen und

Angewandte Informatik

service

uniiintern 01/10 21

n 10 JahreBrigitte Bruderer, Dentalassistentin, Universitätskliniken

für ZahnmedizinMarkus Hauri, Leiter Einkauf/Materialverwalter/

Sicherheitsbeauftragter, Departement ChemieBrigitte Heiz Wyss, Leiterin Sekretariat, Institut für

Prähistorische und Naturwissenschaftliche ArchäologieUrsula Hirter-Trüb, Apothekerin/Mitarbeiterin für

Museumsprojekte, Pharmazie-Historisches Museum BaselWerner Indlekofer, Fotograf/Fotolaborant, Zentrale Dienste,

BiozentrumMin Ji-Lu, Laborantin, Institut für Medizinische MikrobiologieMartin Kluge, Museumsassistent, Pharmazie-Historisches

Museum BaselEleonore Müller-Fehlmann, Sekretariat Abteilung Marketing

und Unternehmensführung, WWZGertrud Pluskwik, Bibliothekarin, UniversitätsbibliothekDr. Hans-Jürgen Sass, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung

Strukturbiologie, BiozentrumGabrielle Schaer, Laborassistentin, Botanisches InstitutCaroline Schneider, Buchhaltung, Zentrale Verwaltung,

BiozentrumMarlies Schnell, Direktionssekretärin, Universitätsbibliothek

D i E n s T j U B i L ä E n ( M a i , j U n i , j U L i )

n 15 JahreBeatrice Bloch, Sekretärin, Universitätskliniken

für ZahnmedizinBarbara Grob, Mitarbeiterin, UniversitätsbibliothekMarion Israel Hug, Bibliothekarin, UniversitätsbibliothekRoger Kurz, Technischer Mitarbeiter, Anatomisches InstitutMaria Elias Robles, Mitarbeiterin Reinigungsteam, Institut für

Medizinische MikrobiologieAnnette Roulier, Fotografin/Fotolaborantin, Zentrale Dienste,

BiozentrumChristoph Wehrmüller, Administrationsleiter, Medizinbibliothek

n 20 JahreJulian Berezowski, Röntgenassistent, Universitätskliniken für

ZahnmedizinDr. Dieter Glatz, Stv. Leiter UniversitätsrechenzentrumSabine Groelly, Betriebsassistentin, UniversitätsrechenzentrumFilomena Mazumdar-Bianculli, Administration, Ethnologisches

SeminarGinette Muller, Betriebsassistentin, Universitätsrechenzentrum

n 25 JahreAndrea R. Löschmann-Hage, Laborantin, Abteilung Biochemie,

Biozentrum

n 30 JahreSerge Ganzmann, Bibliothekar, Universitätsbibliothek

n 40 JahrePeter Wehrli, Computerverantwortlicher, Rektorat und

Verwaltung

service

22 uniiintern 01/10

n  Medizinische FakultätPD Dr. Stefan Borgwardt von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel erhielt für seine Forschung zur Früherkennung von Schizophrenie und bipolaren Störungen zusammen mit der Berner Psychologin Dr. Frauke Schultze-Lutter den mit 20 000 Euro dotierten Gerd-Huber-Forschungsförderpreis.

n  Philosophisch-historische FakultätProf. Dr. Gottfried Boehm, Ordinarius für Neuere Kunstgeschich-te, wurde zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturfor-scher Leopoldina, Sektion Kulturwissenschaft en, gewählt.

n  Philosophisch-naturwissenschaftliche FakultätProf. Dr. Anne Spang, Extraordinaria für Biochemie, erhielt für ihre Arbeiten zur Zellbiologie den mit 4 000 Euro dotierten Binder Innovationspreis 2010.

E h R U n G E n U n D M i T G L i E D s c h a F T E n

n  Wirtschaftswissenschaftliche FakultätPeter Weber, M.Sc., Doktorand an der Wirtschaft swissenschaft -lichen Fakultät, erhielt für seine Masterarbeit über Hedge Funds den mit 30 000 Franken dotierten Nachwuchsförderpreis Wirt-schaft 2010 der Basler Privatbanquiers.

n  Fakultät für PsychologieProf. Dr. Alexander Grob, Ordinarius für Entwicklungs- und Per-sönlichkeitspsychologie, erhielt den erstmals vergebenen Aner-kennungspreis der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie.

Prof. Dr. Ralph Hertwig, Ordinarius für Kognitionswissenschaft und Entscheidungspsychologie, wurde zum Mitglied der Deut-schen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Sektion Psycho-logie und Kognitionswissenschaft en, gewählt.

Qualität statt QuantitätDie astrophysikerin Dr. isabelle cherchneff-Parrinello

vom Departement Physik hat den Marie heim-vögtlin-

Preis 2010 erhalten. Der schweizerische national-

fonds würdigt damit ihre Forschung zum Ursprung

von staub im frühen Universum – und ihre rückkehr

in die Wissenschaft.

Frau Cherchneff , Sie hatten Ihre Karriere aus familiären Gründen uwnterbrochen. Wie schwierig war der Wiederein-stieg?

Ich war sieben Jahre weg von der Wissenschaft , aber überraschenderweise hatten meine Kollegen mich und meine Forschung nicht vergessen. Das mag damit zu-sammenhängen, dass ich bereits über einige Aner-kennung verfügt habe, bevor ich pausierte. Ich wurde schnell eingeladen, neue Zusammenarbeiten einzuge-hen. Der schwierigste Teil war, mir den aktuellen Wis-sensstand wieder anzueignen und nach so einer langen Zeit wieder als Wissenschaft lerin zu denken.

Der Preis möchte die Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie stärken – sehen Sie sich selbst als Vorbild?

Es ist wichtig zu zeigen, dass es für Frauen möglich sein kann, trotz einer langen Pause wieder in die Wissen-schaft zurückzukehren. Meine Rückkehr in einen eher technologischen, sich rasch entwickelnden Bereich mag dabei besonders schwierig gewesen sein. In diesem Sinn glaube ich, dass man mich durchaus als «Role Model» für Wissenschaft lerinnen sehen kann, die Kinder haben oder sich welche wünschen.

Was raten Sie jungen Frauen, die eine Karriere und eineFamilie möchten?

Für eine Frau ist es sehr schwierig, eine wissenschaft li-che Karriere mit einer Familie in Einklang zu bringen. Beide Aufgaben verlangen einen hundertprozentigen Einsatz, was bedeutet, dass man zweihundert Prozent Energie aufb ringen muss. Zudem sollte man einige Jahre im Ausland gearbeitet haben, um sich als internationale Expertin zu etablieren. Deshalb würden meine Rat-schläge lauten, erstens eine Mutterschaft gut zu planen (nicht zu früh, aber auch nicht zu spät); zweitens einen unterstützenden Partner zu haben, der anerkennt, dass einem die eigene Arbeit sehr wichtig ist; und drittens die eigene Forschung entlang kreativer, neuartiger Linien zu entwickeln, da eine Wissenschaft lerin mit Kindern auf lange Sicht immer weniger publizieren wird als ihre männlichen Kollegen. Insofern hilft es, auf originäre Ar-beiten und auf Qualität statt Quantität zu setzen.

Dr. isabelle cherchneff-ParrinelloMarieHeim­Vögtlin­Preis2010

service

uniiintern 01/10 23

c a R T O O n M i T n i c O L a s M a h L E R

service

auktiOpro auch die Motivation der Studierenden, denn hier sind weder Schnelligkeit noch Zufall, sondern die Interessen entscheidend.

Nach dem Zuschlag für ein Projekt unterstützt auktiOpro die Studierenden und ihre Betreuungspersonen auch bei der Durchführung des Projekts. Über das Online-Tool las-sen sich Termine koordinieren, Dokumente und Informa-tionen tauschen sowie Arbeiten einreichen und bewerten.

Im Rahmen eines Pilotprojekts wird auktiOpro derzeit im WWZ-Seminar «Aktuelle Th emen in der Ökonomie» ein-gesetzt und evaluiert. Im Sommer wird entschieden, ob auktiOpro an der Universität Basel künft ig fl ächende-ckend zum Einsatz kommt.

WerauktiOproabdemHerbstsemesterfürLehrveranstaltungennutzenmöchte,wendetsichbittean:[email protected]

T O O L B OX

auktiOpro – auktion und Projektbegleitung online Text: Heidi Röder, [email protected]

Mit auktiOpro, dem neuen Online-Tool aus der Werkzeugkiste des LearnTechNet, las-

sen sich Online-Auktionen veranstalten und Pro-jekte begleiten. Dozierende können damit zum Beispiel Plätze in einer Lehrveranstaltung oder die Th e-men für eine Seminar- oder Masterarbeit unter ihren Stu-dierenden versteigern.

Die konventionelle Vergabe per Liste oder Los ist zeitlich und organisatorisch aufwendig und kann die Interessen der Studierenden oft nicht berücksichtigen. Hier bietet auk-tiOpro eine faire Alternative. Studierende können aus ei-nem begrenzten Guthaben an Prioritätspunkten auf eines oder mehrere Wunschthemen bieten, ihre Gebote modifi -zieren oder wieder löschen. Die dynamische Auktion und ihre Regeln sind für Studierende und die Beutreuungsper-sonen transparent. Die Vergabe von Th emen oder Plätzen geschieht mit auktiOpro effi zient. Neben dieser organisa-torischen Erleichterung fördert die Auktionsfunktion von

christine Bischoff fragt:

Woran liegt es, dass wir uns an dieVergangenheit nur bedingt«wirklichkeitsgetreu» erinnern können?

Prof. Dr. ralph hertwig antwortet:

In der modernen Gedächtnispsychologie haben sich zwei Ant-worten auf diese Frage herauskristallisiert. Die erste erklärt sie

damit, dass unser «Datenspeicher» nicht immun ist gegenüber Faktoren, die Gedächtnisverzerrungen hervorrufen können. Ei-ner dieser Faktoren ist das Ausmass, in dem eine erlebte Infor-mation (eine Episode, ein Name etc.) mit anderen Informationen assoziiert ist. Besteht eine starke semantische oder pragmatische Assoziation, dann besteht die Gefahr, dass auch die anderen In-formationen während der Erinnerung aktiviert und als Teil der ursprünglich erlebten Information abgerufen werden.

Weitere Faktoren sind temporale Interferenzen (d.h. ein Ereignis, das direkt vor oder nach einem zu erinnernden Ereignis stattge-funden hat, wird retrospektiv als das fragliche Ereignis erinnert) oder suggestive Fragen. Diesen und anderen Faktoren gemein-sam ist die Vorstellung, dass Verzerrungen und Lücken im Ge-dächtnis Ausdruck eines nicht optimal arbeitenden Informati-onsverarbeitungssystems sind.

Es gibt aber auch eine völlig andere Sichtweise. Deren Ausgangs-punkt ist die Frage, was die zentrale adaptive Funktion des Ge-dächtnisses ist: wirklichkeitsgetreue Archivierung unserer erleb-ten Vergangenheit oder Bereitstellung jener Informationen, die der Organismus in der Zukunft am wahrscheinlichsten brauchen

D O M i n O

wird? Eine solche funktionale Sichtweise lässt vermuten, dass nicht jene Organismen einen Vorteil geniessen, deren Gedächt-nis die Vergangenheit möglichst wirklichkeitsgetreu konserviert, sondern jene, deren Gedächtnis möglichst zuverlässig und schnell die Daten zur Verfügung stellt, die am besten den Informations-anforderungen der Gegenwart entsprechen. Das bedeutet auch, dass ein Gedächtnis, das systematisch Informationen in den Hin-tergrund verbannt («vergisst»), die in der Zukunft mit geringer Wahrscheinlichkeit benötigt werden, effi zienter ist als eines, das sich als detailgetreuer Archivar der Vergangenheit geriert.

In diesem Sinn arbeitet unser Gedächtnis effi zient. Moderne Ana-lysen zeigen, dass die charakteristischen Vergessens- und Behal-tensfunktionen des menschlichen Gedächtnisses ein Spiegelbild der statistischen Struktur unserer Umwelt sind (d.h. der Häufi g-keit, mit der Information in der Vergangenheit erwähnt wurde; wie zeitlich nahe und in welchen Intervallen diese Erwähnungen stattfanden etc.). Sie zeichnen damit das Bild eines hocheffi zien-ten und adaptiven Gedächtnisses, das spekuliert, welche Infor-mationen eine Person für die Gegenwart und Zukunft braucht und das – um den schnellen und zuverlässigen Abruf dieser In-formation zu gewährleisten – andere Daten und damit einen Teil unserer Vergangenheit dem Vergessen preisgibt.

ralph hertwig fragt:

Was eigentlich ist Zeit und ist es zumindest theoretisch denkbar, dass Menschenirgendwann mal in der Lage sein werden,in die Zukunft zu reisen?AntwortindernächstenAusgabe02/10.

christine Bischoff, Ma, AssistentinamSeminarfürKulturwissenschaftundEuropäischeEthnologie

Prof. Dr. ralph hertwig, OrdinariusfürKognitionswissenschaftundEntscheidungspsychologie