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In den Hallen der Thurgauer Firma Schaffner wird seit bald 60 Jahren gebogen, gefräst, gestanzt und gelocht. Das Ergebnis sind Gartenmöbel der Extraklasse. Als Mix aus Tradition und Modernität sind sie so unverwechselbar wie Martin Schaffner, ein Drittel der Firmenleitung. Swissness aus Müllheim 102

Zürich Magazin Ausgabe 2014

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Swissness aus Müllheim / In den Hallen der Thurgauer Firma Schaffner wird seit bald 60 Jahren gebogen, gefräst, gestanzt und gelocht. Das Ergebnis sind Gartenmöbel der Extraklasse. Als Mix aus Tradition und Modernität sind sie so unverwechselbar wie Martin Schaffner, ein Drittel der Firmenleitung.

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In den Hallen der Thurgauer Firma Schaffner wird seit bald 60 Jahren gebogen, gefräst, gestanzt und gelocht. Das Ergebnis sind Gartenmöbel der Extra klasse. Als Mix aus Tradition und Modernität sind sie so unver wechselbar wie Martin Schaffner, ein Drittel der Firmenleitung.

Swissnessaus

Müllheim

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Geschniegelt, das wäre das falsche Adjektiv für ihn.

«Währschaft bin ich, wie unsere Ware», sagt Martin

Schaffner, 50, ein einnehmend hemdsärmliger Typ

und alles andere als ein herkömmlicher Repräsentier-

Manager. Er trägt keine Massanzüge, und sein Büro

hat vermutlich der Zufall, aber ganz sicher kein Top-

Designer gestaltet. «Solcher Schischi bringt nichts,

das steigert den Absatz keinen Deut», sagt der Mann,

dessen Firma im thurgauischen Müllheim der Inbe-

griff für zeitlos schöne Gartenmöbel ist. Mit seinem

Bruder Theo, 58, und dessen Sohn Samuel, 32, bildet

er das Führungstrio des Familienunternehmens, «das

jeden Franken in die Produkte und deren Weiter-

entwicklung investiert».

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Ein «Nischenplayer» sei das Unternehmen, sagt

Schaffner. Einer allerdings, der sich erfolgreich

behauptet im hart umkämpften, vor allem vom Fer-

nen Osten besetzten Markt. Unter anderen beliefert

er Coop, Migros und Möbel-Pfister, und die Stück-

zahlen sind beachtlich. «Pro Saison setzen wir etwa

40 000 Produkte ab», verrät der Co-Chef, der sich

ausser ums Kaufmännische «möglichst unkonventi-

onell» ums Marketing und den Verkauf kümmert.

Die Mitarbeiter, viele von Ihnen seit Jahr zehnten

im Betrieb und mit dem Führungstrio beinahe

schon familiär verbunden, ziehen mit. Bei ihnen gilt

Schaffner als «Chaot mit Durchblick», der früh ler-

nen musste, auf gescheite Weise anzupacken. Sein

Vater, der mit einem «Badezimmer-Hockerli» be-

gann, das er mit seiner Frau in der Waschküche fer-

tigte, forderte ihm und Theo ständig Hilfe ab – «fast

unsere ganze Freizeit ging drauf». Und muckte man,

gabs schon mal «ein paar an die Löffel». Eigentlich

aber, sagt Schaffner, war der Senior viel zu lieb: «Er

brachte den ersten ausziehbaren Gartentisch auf

den Markt, und ich bekam fast Vögel, als der für

490 Franken gehandelt wurde. Wert war er nämlich

garantiert 990 Franken.»

Die beiden Brüder übernahmen den Betrieb 1992,

mit einer Bilanz «weit unter Null». Sie erweiterten

geschickt das Sortiment, das heute in einem 40-

seitigen Katalog angeboten wird. Darin findet sich

auch der Säntis-Stuhl, der Klassiker, auf dem jeder

Schweizer schon mal gesessen haben dürfte, denn er

gehört «zum Mobiliar nahezu jeder Gartenbeiz». Ein

einfaches Stahlgestell, eine Sitzfläche aus Lättli oder

Kunststoffspaghetti, lieferbar in Rot, Anthrazit oder

Weiss – mehr ist da nicht, und doch ist das Ding

weiter hin ein Renner. «Unsere Ware ist zu 75 Prozent

Swissness», sagt Schaffner. Eines weiteres Vorzeige-

produkt ist der Fiberglastisch Luzern: «Das stabile

Blatt ist nur gerade acht Millimeter dick, ein nur bei

uns erhältliches Prachtsteil, gopfridschtutz.» Herge-

stellt wird es bei 150 Grad Hitze in einer Presse, die

1500 Tonnen Druck schafft.

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Qualität ist, was nirgendwo

billiger ist. Walter Fürst

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Stahl in rauen Mengen liegt überall im Betrieb, von

Computern gesteuerte Maschinen biegen ihn zu

Gestellen für die Möbel, und in Hochregaltürmen

lagern Teile mit skurrilen Bezeichnungen: «Hinter-

fuss gelocht», liest man da, «Rücken gebogen» oder

«Flacheisen geschert». Schaffner, ein Neffe des legen-

dären Martin Schaffner, der einst abgestürzte Kriegs-

flugzeuge aus Schweizer Seen fischte, kann auf An-

hieb sagen, wo was zu finden ist. Alles sei «wetterfest,

UV-beständig und feuerverzinkt», sagt er. Erst wenn

eine Grossbestellung eingeht, werden die Rohlinge

eingefärbt. «Dank unserm gut bestücken Lager kön-

nen wir jederzeit blitzschnell liefern und spezifi-

schen Wünschen gerecht werden».

Bisweilen, sagt der Bodenständige, habe er wegen

dieses Lagers «zünftig zu kämpfen» bei Banken.

«Die halten es für zu riesig und sind nicht fähig, die

Vorteile zu sehen.» Vor Jahren sei er wegen solcher

Querelen in ein Burnout geschlittert, «aber ich bin

ein Stehaufmännchen». Und seither habe er halt ge-

legentlich «e frechi Schnore», wenn ihm jemand

Knebel zwischen die Beine zu werfen versuche. Ge-

gen Banker an sich habe er ja nichts, die machten

bloss ihren Job, aber «bei einigen besonders penet-

ranten Exemplaren entwickle ich jeweils eine Sau-

wolle».

Ein Schaffner, spürt man, weiss sich zu behaupten.

Impulsiv, innovativ und mit modernsten Mitteln.

Die Novitäten der Firma werden nicht nur an der

Garten möbelmesse in Köln vorgestellt, sondern auch

auf Facebook. «Für tägliches Einerlei taugen wir

nicht», sagt Martin. «Damit wären wir mit unserer

Firma schon lange zwischen Stuhl und Bank ge-

fallen».

schaffner-ag.ch

Text: Roland Falk Fotografie: Patrick Stumm

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