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01.06.12 15:55:40 [Seite '02_ORA_012' - MZV | MZV | Generalanzeiger | Lokales Oranienburg | Oberhavel *] von Jürgen.Liebezeit (Color Bogen) (55% Zoom) OBERHAVEL 2. Juni 2012 Sonnabend OBERHAVEL/OSTPRIGNITZ- RUPPIN (pw) Bei „Men- schen und ihre Gärten“ er- möglichen uns leiden- schaftliche Gartenliebha- ber und Pflanzenfreunde Einblicke nicht nur in ihr Gartenreich, sondern auch in ihr Leben. Von April bis Oktober werden Privatgär- ten und ihre Besitzer vor- gestellt. Wenn Sie sich, liebe Le- serin und lieber Leser, ebenfalls an unserer Serie beteiligen wollen, melden Sie sich bei uns oder ma- chen Sie Vorschläge, wenn Sie außergewöhnliche, be- zaubernde, naturnahe oder auch einfach liebevoll gestaltete Anlagen in den Altkreisen Oranienburg, Gransee oder Neuruppin kennen. Kontakt: Oranienburger Generalanzeiger Lehnitzstraße 13 16 515 Oranienburg Jürgen Liebezeit (0 33 01) 59 63 37 Petra Wolf (03 30 56) 7 44 89 Freude am Gärtnern GUTENGERMENDORF (pw) Wer gern eigene Kartoffeln anbauen möchte, aber nur wenig Platz zur Verfügung hat, sollte das Kartoffelfass ausprobieren. Der Boden eines Fasses wird mit Lö- chern versehen, damit das Wasser ablaufen kann. Dann wird eine etwa 20 Zentimeter hohe Schicht Gartenerde einge- füllt. Darauf fünf vorge- keimt Kartoffeln legen und mit weiterer Erde bede- cken. Wenn das Grün treibt, wird immer wieder bis unter die Blätter Erde nachgefüllt, bis an den oberen Rand des Fasses. Wenn das Kraut gelb wird und abstirbt, kann geern- tet werden. Kartoffelernte aus dem Fass GRÜNER TIPP Zarte Kelche: Die schönen Blüten der Anemonen. Naturschauspiel: Maikäfer haben die Lerche erobert. MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: SIMONE UND JOCHEN HARHUES AUS GUTENGERMENDORF Freude pur: Simone Harhues zeigt ihren Rotdorn, der gerade in voller Blüte steht. Fotos (7): Wolf Selbstporträt? Kritisch schaut Jochen Harhues auf seine Skulp- tur. Gibt es nicht doch eine gewisse Ähnlichkeit? Simone und Jochen Harhues stammen aus dem Münster- land. Vor zwölf Jahren sind sie über den Umweg Berlin auf das 2 100 Quadratmeter große Grundstück am Orts- rand von Gutengermendorf gezogen. Es ist erstaunlich, was die beiden aus dem ehe- maligen LPG-Gelände ge- macht haben. „Unser Traum stand eigent- lich in Glambeck“, erzählt Jochen Harhues. Doch dieser Traum war für die jungen Leute nicht realisierbar. Als dann das Angebot „LPG- Stützpunkt Gutengermen- dorf“ kam, griffen sie zu. „Das war günstiger, aber der Zustand war auch dement- sprechend“, erinnert sich Harhues. 40 Jahre LPG-Nut- zung hatten ihre Spuren hin- terlassen. Der Hof war mit Feldsteinen – den „Gutenger- mendorfer Alpen“ – gepflas- tert. Die „Alpen“ wurden umgesetzt und auf ihnen Staudenrabatten mit Zinnien, Malven und Katzenminze an- gelegt. Simone Harhues freut sich schon auf den kaliforni- schen Mohn. „Der blüht überall, in jeder Mauerritze.“ Auch ein altes Stallgebäude hat das Ehepaar abgerissen und die etwa 6 000 Steine im Garten wiederverwendet. So wurde die Grundstücksmauer mit einem Torbogen daraus gebaut. Dort, wo der Stall einst stand, ist nun eine ge- mütliche Sitzecke mit Garten- teich entstanden. Das alte Bauernhaus hat schon 110 Jahre auf dem Buckel. Nach dem Um- und Ausbau sieht man dem gemütlichen Wohnhaus das Alter nicht mehr an. Da es keine großen Bäume auf dem Hof gibt, fehlt natür- licher Schatten. Die Weide, die aus in die Erde gesteck- ten Osterzweigen gewachsen ist, steht am Rande des Hofes und der in Blüte stehende Rotdorn ist noch zu klein. Er erinnert das Ehepaar an den riesigen Rotdorn vor ihrer früheren Wohnung im Berli- ner Wedding. Dennoch muss die Familie auf Schatten nicht verzich- ten. Durch den hohen Torbo- gen führt der Weg auf die einst völlig verwilderte Flä- che hinter der Scheune. Hier haben Jochen und Simone Harhues eine Streuobstwiese mit Äpfeln, Pflaumen, Pfirsi- chen und Kirschen angelegt. Den Mittelpunkt der Wiese bildet eine riesige Lärche. Sie steht schon viele Jahre dort. Ihre Nadelzweige hängen tief herab wie ein dichter, grüner Schleier. Darunter haben sich die beiden Gutengermendor- fer ein kuscheliges Plätzchen eingerichtet. Doch zurzeit herrscht auf der Lärche reges Treiben. Hunderte von Maikäfern ha- ben den Baum erobert. „An- fang Mai hatten wir eine richtige Maikäferplage“, er- zählt Jochen Harhues. „Der Himmel war schwarz.“ Als Ursache für das stellenweise massenhafte Auftreten der Insekten vermuten Experten den warmen Herbst des ver- gangenen Jahres. Statt drei bis vier Jahre im Erdboden zu leben, haben sich die En- gerlinge möglicherweise frü- her verpuppt, um als fertige Käfer das Erdreich zu verlas- sen. Auf dem Hof wird gerade ein mehrstimmiges Konzert aus vielen Vogelkehlen ange- stimmt. Auf dem Dach des Wohnhauses flöten Amseln und Stare um die Wette. Aus der Scheune ist das lustige Gezwitscher der Schwalben zu hören. 28 Nester hat Jo- chen Harhues im vergange- nen Jahr gezählt. Neben der Scheune steht eine Vogelvo- liere, in der Zebrafinken und Kanarienvögel trällern. Auf dem Harhues-Hof herrscht ein buntes, lustiges Treiben. Wie kann es auch anders sein, wohnen hier doch le- benslustige, aufgeschlossene Menschen. * Das nächste Gartenporträt er- scheint am Sonnabend, 30. Juni. Wir stellen den Gar- ten von Beate Marschan aus Leegebruch vor. In ihrem Gar- ten gibt es mit Buchs einge- fasste Staudenbeete, viele Ge- hölze und eine Eibenhecke. Eine Woche später, am 7. Ju- li, ist der Garten für unsere Leser geöffnet. Die Gartenpor- träts sind auf unserer Home- page nachzulesen. GUTENGERMENDORF In unse- rer Serie „Menschen und ihre Gärten“ stellen wir heute den Bauerngarten von Simone und Jochen Harhues vor. Ihr blühendes Paradies können unserer Leser sogar besuchen. Von Petra Wolf Vom LPG-Elend zum grünen Paradies Auf dem Harhues-Hof herrscht ein buntes und lustiges Treiben GUTENGERMENDORF (pw) Die Gartenleidenschaft wur- de Simone und Jochen Har- hues nicht in die Wiege ge- legt. „Ich war zwar als Kind vom Rasenmähertrecker auf dem Spielplatz fasziniert“, erinnert sich Jochen Harh- hues, „aber auf einem geses- sen habe ich bis heute nicht.“ Nach dem Abitur stand für ihn die Ausbildung zum Tischler oder zum Gärtner zur Auswahl. „Der Gärtner war der Einzige, der sich ge- meldet hat.“ Inzwischen hat sich Harhues als Gartenbau- Diplomingenieur selbststän- dig gemacht und übernimmt alle Arbeiten, die in einem Garten so anfallen. Seine von Wind und Wet- ter gegerbten Hände spre- chen Bände. „So richtig sau- ber werden sie nicht mehr“, sagt er und lacht. Stolz ist der große, drahtige Mann da- rauf, dass für die Gestaltung des Gartens nur wenig ge- kauft werden musste. Das meiste hat er „besorgt oder organisiert“. „Hier haben viele Gestrau- chelte ihren Platz gefunden“ – Pflanzen, für die es aus un- terschiedlichen Gründen wo- anders keine Verwendung mehr gab. Er denkt an die Li- guster-Hecke, die er in Berlin bei großer Hitze ausgegraben hat, und die in Gutengermen- dorf tatsächlich angewachsen ist. Selbst die Frühlingsane- monen, die auf ihrem klei- nen Balkon in Berlin wuch- sen, haben sich im großen Garten überall verbreitet. „Ja, bei uns finden alle Pflanzen Asyl“, ergänzt Si- mone Harhues. Die 41-Jähri- ge hat Geschichte und Publi- zistik studiert, und arbeitet heute mit Behinderten in Berlin. Ihre Leidenschaft für den Garten hat sich erst in Gutengermendorf entwickelt. Jedes Jahr freut sie sich er- neut darüber, wieder „alte Freunde“ im Garten begrü- ßen zu können. „Da sind auch Problempflanzen da- runter, wie der Hartriegel oder das Pfaffenhütchen, de- ren Wachstum sehr langsam ist.“ Dass sie nach Gutenger- mendorf gezogen sind, ha- ben beide bis heute nicht be- reut. „Wir sind gut aufge- nommen worden“, betonen sie und berichten von der Hilfsbereitschaft im Ort. Jochen Harhues weiß, dass Berlinern, und dann noch aus dem Westen der Stadt, in einem Brandenburger Dorf ganz besonders kritisch auf die Finger geguckt wird. Da hilft es nur, sich einzubrin- gen. Und das macht Harhues unter anderem als Mitglied im Ortsbeirat. Der achtjähri- ge Sohn Jan ist in Gutenger- mendorf geboren und fühlt sich hier genauso wohl wie seine Eltern. Auf die Frage, was sie im Garten besonders schön fin- den, sind sich beide sofort ei- nig. „Die Blutbuche“, sagen sie wie aus einem Munde. Si- mone Harhues mag auch Storchschnäbel, „weil es sie in so vielen Sorten und Grö- ßen gibt“. Jochen Harhues kann vor allem sagen, was er nicht mag: „Ich bin kein Ro- senfreund und bei Thujakul- turen kriege ich das kalte Grausen.“ Der 46-Jährige be- dauert, dass die Linde vor dem Haus dem Straßenbau zum Opfer fiel. Doch ein Stück vom Stamm hat er sich auf seinen Hof geholt. Ein aus dickem Draht geformter Kopf steht nun darauf. Der Skulptur hat Harhues auch einen Drahtarm gegeben. Nur widerwillig lässt er sich mit seinem Kunstwerk foto- grafieren. Sind da etwa ge- wisse Ähnlichkeiten zu er- kennen? „Nein“, behauptet er, „den Arm so in die Hüfte gestemmt – das ist eher die typische Haltung meiner Frau“. Beide lachen. Die zwei Frohnaturen ha- ben sich schon in jungen Jahren kennen- und lieben- gelernt. In diesem Sommer feiern sie ihr 25. Jahr mit 50 Gästen und Live-Musik auf ihrem Hof. Doch vorher werden Simo- ne und Jochen Harhues Gast- geber für unsere erste Gar- tenführung der diesjährigen Saison bei „Menschen und ihre Gärten“ sein. Seitdem Familie Harhues ihren Garten hat, werden die Zimmerpflanzen etwas vernachlässigt „Bei uns finden alle Pflanzen Asyl“ Hingucker: Mit einfachen Mitteln hat Jochen Harhues etwas verwunschene Romantik in den Garten gezaubert. Mehr zu diesem Thema: www.die-mark-online.de Die erste Gartenführung in die- sem Jahr findet in Gutengermen- dorf statt. Simone und Jochen Harhues freuen sich auf diesen Tag, ist er für sie doch so eine Art „deadline“, wie Jochen Harhues betont: „Mit Blick auf die Garten- führung haben wir ganz beson- ders viel im Garten gemacht.“ Am Sonnabend, 9. Juni, dürfen sich alle Besucher von 10 bis 17 Uhr davon überzeugen. Der Eintritt ist frei. Gutengermendorf liegt nordöst- lich von Löwenberg und ist am besten über die B 96 in Richtung Gransee zu erreichen. Der Harhu- es-Hof ist das letzte Grundstück rechts der Hauptstraße. Hinter dem Grundstück finden sich aus- reichend Parkmöglichkeiten. (pw) Adresse: Simone und Jochen Harhues Gutengermendorf 84 16 775 Löwenberger Land Führung für Leser Blütenfülle: Akeleien sind typische Bauerngartenpflanzen. Sie sind anspruchslos und säen sich gern selbst im Garten aus. Wahre Pracht: Die Blüten des Rotdorns sehen aus wie kleine, gefüllte Miniatur-Rosen

Gartenseite Juni 2012

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Vom LPG-Elend zum grünen Paradies

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Page 1: Gartenseite Juni 2012

01.06.12 15:55:40 [Seite '02_ORA_012' - MZV | MZV | Generalanzeiger | Lokales Oranienburg | Oberhavel *] von Jürgen.Liebezeit (Color Bogen) (55% Zoom)

OBERHAVEL 2. Juni 2012Sonnabend

OBERHAVEL/OSTPRIGNITZ-RUPPIN (pw) n Bei „Men-schen und ihre Gärten“ er-möglichen uns leiden-schaftliche Gartenliebha-ber und PflanzenfreundeEinblicke nicht nur in ihrGartenreich, sondern auchin ihr Leben. Von April bisOktober werden Privatgär-ten und ihre Besitzer vor-gestellt.

Wenn Sie sich, liebe Le-serin und lieber Leser,ebenfalls an unserer Seriebeteiligen wollen, meldenSie sich bei uns oder ma-chen Sie Vorschläge, wennSie außergewöhnliche, be-zaubernde, naturnaheoder auch einfach liebevollgestaltete Anlagen in denAltkreisen Oranienburg,Gransee oder Neuruppinkennen.

Kontakt:

OranienburgerGeneralanzeigerLehnitzstraße 1316 515 OranienburgJürgen Liebezeit& (0 33 01) 59 63 37Petra Wolf& (03 30 56) 7 44 89

Freude amGärtnern

GUTENGERMENDORF (pw) n

Wer gern eigene Kartoffelnanbauen möchte, aber nurwenig Platz zur Verfügunghat, sollte das Kartoffelfassausprobieren. Der Bodeneines Fasses wird mit Lö-chern versehen, damit dasWasser ablaufen kann.Dann wird eine etwa20 Zentimeter hoheSchicht Gartenerde einge-füllt. Darauf fünf vorge-keimt Kartoffeln legen undmit weiterer Erde bede-cken. Wenn das Grüntreibt, wird immer wiederbis unter die Blätter Erdenachgefüllt, bis an denoberen Rand des Fasses.Wenn das Kraut gelb wirdund abstirbt, kann geern-tet werden.

Kartoffelernteaus dem Fass

GRÜNER TIPP

Zarte Kelche: Die schönenBlüten der Anemonen.

Naturschauspiel: Maikäferhaben die Lerche erobert.

MENSCHEN UND IHRE GÄRTEN: SIMONE UND JOCHEN HARHUES AUS GUTENGERMENDORF

Freude pur: Simone Harhues zeigt ihren Rotdorn, der geradein voller Blüte steht. Fotos (7): Wolf

Selbstporträt? Kritisch schaut Jochen Harhues auf seine Skulp-tur. Gibt es nicht doch eine gewisse Ähnlichkeit?

Simone und Jochen Harhuesstammen aus dem Münster-land. Vor zwölf Jahren sindsie über den Umweg Berlinauf das 2 100 Quadratmetergroße Grundstück am Orts-rand von Gutengermendorfgezogen. Es ist erstaunlich,was die beiden aus dem ehe-maligen LPG-Gelände ge-macht haben.

„Unser Traum stand eigent-lich in Glambeck“, erzähltJochen Harhues. Doch dieserTraum war für die jungen

Leute nicht realisierbar. Alsdann das Angebot „LPG-Stützpunkt Gutengermen-dorf“ kam, griffen sie zu.„Das war günstiger, aber derZustand war auch dement-sprechend“, erinnert sichHarhues. 40 Jahre LPG-Nut-zung hatten ihre Spuren hin-terlassen. Der Hof war mitFeldsteinen – den „Gutenger-mendorfer Alpen“ – gepflas-tert. Die „Alpen“ wurdenumgesetzt und auf ihnenStaudenrabatten mit Zinnien,Malven und Katzenminze an-gelegt. Simone Harhues freutsich schon auf den kaliforni-schen Mohn. „Der blühtüberall, in jeder Mauerritze.“

Auch ein altes Stallgebäudehat das Ehepaar abgerissenund die etwa 6 000 Steine imGarten wiederverwendet. Sowurde die Grundstücksmauer

mit einem Torbogen darausgebaut. Dort, wo der Stalleinst stand, ist nun eine ge-mütliche Sitzecke mit Garten-teich entstanden. Das alteBauernhaus hat schon110 Jahre auf dem Buckel.Nach dem Um- und Ausbausieht man dem gemütlichenWohnhaus das Alter nichtmehr an.

Da es keine großen Bäumeauf dem Hof gibt, fehlt natür-licher Schatten. Die Weide,die aus in die Erde gesteck-ten Osterzweigen gewachsenist, steht am Rande des Hofesund der in Blüte stehendeRotdorn ist noch zu klein. Ererinnert das Ehepaar an denriesigen Rotdorn vor ihrerfrüheren Wohnung im Berli-ner Wedding.

Dennoch muss die Familieauf Schatten nicht verzich-

ten. Durch den hohen Torbo-gen führt der Weg auf dieeinst völlig verwilderte Flä-che hinter der Scheune. Hierhaben Jochen und SimoneHarhues eine Streuobstwiesemit Äpfeln, Pflaumen, Pfirsi-chen und Kirschen angelegt.Den Mittelpunkt der Wiesebildet eine riesige Lärche. Siesteht schon viele Jahre dort.Ihre Nadelzweige hängen tiefherab wie ein dichter, grünerSchleier. Darunter haben sichdie beiden Gutengermendor-fer ein kuscheliges Plätzcheneingerichtet.

Doch zurzeit herrscht aufder Lärche reges Treiben.Hunderte von Maikäfern ha-ben den Baum erobert. „An-fang Mai hatten wir einerichtige Maikäferplage“, er-zählt Jochen Harhues. „DerHimmel war schwarz.“ Als

Ursache für das stellenweisemassenhafte Auftreten derInsekten vermuten Expertenden warmen Herbst des ver-gangenen Jahres. Statt dreibis vier Jahre im Erdbodenzu leben, haben sich die En-gerlinge möglicherweise frü-her verpuppt, um als fertigeKäfer das Erdreich zu verlas-sen.

Auf dem Hof wird geradeein mehrstimmiges Konzertaus vielen Vogelkehlen ange-stimmt. Auf dem Dach desWohnhauses flöten Amselnund Stare um die Wette. Ausder Scheune ist das lustigeGezwitscher der Schwalbenzu hören. 28 Nester hat Jo-chen Harhues im vergange-nen Jahr gezählt. Neben derScheune steht eine Vogelvo-liere, in der Zebrafinken undKanarienvögel trällern. Auf

dem Harhues-Hof herrschtein buntes, lustiges Treiben.Wie kann es auch anderssein, wohnen hier doch le-benslustige, aufgeschlosseneMenschen.

*Das nächste Gartenporträt er-scheint am Sonnabend,30. Juni. Wir stellen den Gar-ten von Beate Marschan ausLeegebruch vor. In ihrem Gar-ten gibt es mit Buchs einge-fasste Staudenbeete, viele Ge-hölze und eine Eibenhecke.Eine Woche später, am 7. Ju-li, ist der Garten für unsereLeser geöffnet. Die Gartenpor-träts sind auf unserer Home-page nachzulesen.

GUTENGERMENDORF n In unse-rer Serie „Menschen und ihreGärten“ stellen wir heute denBauerngarten von Simoneund Jochen Harhues vor. Ihrblühendes Paradies könnenunserer Leser sogar besuchen.

Von Petra Wolf

Vom LPG-Elend zum grünen ParadiesAuf dem Harhues-Hof herrscht ein buntes und lustiges Treiben

GUTENGERMENDORF (pw) n

Die Gartenleidenschaft wur-de Simone und Jochen Har-hues nicht in die Wiege ge-legt. „Ich war zwar als Kindvom Rasenmähertrecker aufdem Spielplatz fasziniert“,erinnert sich Jochen Harh-hues, „aber auf einem geses-sen habe ich bis heutenicht.“

Nach dem Abitur stand fürihn die Ausbildung zumTischler oder zum Gärtnerzur Auswahl. „Der Gärtnerwar der Einzige, der sich ge-meldet hat.“ Inzwischen hatsich Harhues als Gartenbau-Diplomingenieur selbststän-dig gemacht und übernimmtalle Arbeiten, die in einemGarten so anfallen.

Seine von Wind und Wet-ter gegerbten Hände spre-chen Bände. „So richtig sau-ber werden sie nicht mehr“,sagt er und lacht. Stolz istder große, drahtige Mann da-rauf, dass für die Gestaltungdes Gartens nur wenig ge-kauft werden musste. Dasmeiste hat er „besorgt oderorganisiert“.

„Hier haben viele Gestrau-chelte ihren Platz gefunden“

– Pflanzen, für die es aus un-terschiedlichen Gründen wo-anders keine Verwendungmehr gab. Er denkt an die Li-guster-Hecke, die er in Berlinbei großer Hitze ausgegrabenhat, und die in Gutengermen-dorf tatsächlich angewachsenist. Selbst die Frühlingsane-monen, die auf ihrem klei-nen Balkon in Berlin wuch-sen, haben sich im großenGarten überall verbreitet.

„Ja, bei uns finden allePflanzen Asyl“, ergänzt Si-

mone Harhues. Die 41-Jähri-ge hat Geschichte und Publi-zistik studiert, und arbeitetheute mit Behinderten inBerlin. Ihre Leidenschaft fürden Garten hat sich erst inGutengermendorf entwickelt.Jedes Jahr freut sie sich er-neut darüber, wieder „alteFreunde“ im Garten begrü-ßen zu können. „Da sindauch Problempflanzen da-runter, wie der Hartriegeloder das Pfaffenhütchen, de-ren Wachstum sehr langsam

ist.“Dass sie nach Gutenger-

mendorf gezogen sind, ha-ben beide bis heute nicht be-reut. „Wir sind gut aufge-nommen worden“, betonensie und berichten von derHilfsbereitschaft im Ort.

Jochen Harhues weiß, dassBerlinern, und dann nochaus dem Westen der Stadt, ineinem Brandenburger Dorfganz besonders kritisch aufdie Finger geguckt wird. Dahilft es nur, sich einzubrin-gen. Und das macht Harhuesunter anderem als Mitgliedim Ortsbeirat. Der achtjähri-ge Sohn Jan ist in Gutenger-mendorf geboren und fühltsich hier genauso wohl wieseine Eltern.

Auf die Frage, was sie imGarten besonders schön fin-den, sind sich beide sofort ei-nig. „Die Blutbuche“, sagensie wie aus einem Munde. Si-mone Harhues mag auchStorchschnäbel, „weil es siein so vielen Sorten und Grö-ßen gibt“. Jochen Harhueskann vor allem sagen, was ernicht mag: „Ich bin kein Ro-senfreund und bei Thujakul-turen kriege ich das kalte

Grausen.“ Der 46-Jährige be-dauert, dass die Linde vordem Haus dem Straßenbauzum Opfer fiel. Doch einStück vom Stamm hat er sichauf seinen Hof geholt. Einaus dickem Draht geformterKopf steht nun darauf. DerSkulptur hat Harhues aucheinen Drahtarm gegeben.Nur widerwillig lässt er sichmit seinem Kunstwerk foto-grafieren. Sind da etwa ge-wisse Ähnlichkeiten zu er-kennen? „Nein“, behaupteter, „den Arm so in die Hüfte

gestemmt – das ist eher dietypische Haltung meinerFrau“. Beide lachen.

Die zwei Frohnaturen ha-ben sich schon in jungenJahren kennen- und lieben-gelernt. In diesem Sommerfeiern sie ihr 25. Jahr mit50 Gästen und Live-Musikauf ihrem Hof.

Doch vorher werden Simo-ne und Jochen Harhues Gast-geber für unsere erste Gar-tenführung der diesjährigenSaison bei „Menschen undihre Gärten“ sein.

Seitdem Familie Harhues ihren Garten hat, werden die Zimmerpflanzen etwas vernachlässigt

„Bei uns finden alle Pflanzen Asyl“

Hingucker: Mit einfachen Mitteln hat Jochen Harhues etwasverwunschene Romantik in den Garten gezaubert.

Mehr zu diesem Thema:www.die-mark-online.de

Die erste Gartenführung in die-sem Jahr findet in Gutengermen-dorf statt. Simone und JochenHarhues freuen sich auf diesenTag, ist er für sie doch so eine Art„deadline“, wie Jochen Harhuesbetont: „Mit Blick auf die Garten-führung haben wir ganz beson-ders viel im Garten gemacht.“ AmSonnabend, 9. Juni, dürfen sichalle Besucher von 10 bis 17 Uhrdavon überzeugen. Der Eintritt istfrei.

Gutengermendorf liegt nordöst-lich von Löwenberg und ist ambesten über die B 96 in RichtungGransee zu erreichen. Der Harhu-es-Hof ist das letzte Grundstückrechts der Hauptstraße. Hinterdem Grundstück finden sich aus-reichend Parkmöglichkeiten. (pw)

Adresse:

Simone und Jochen HarhuesGutengermendorf 8416 775 Löwenberger Land

Führung für Leser

Blütenfülle: Akeleien sind typische Bauerngartenpflanzen. Siesind anspruchslos und säen sich gern selbst im Garten aus.

Wahre Pracht: Die Blüten des Rotdorns sehen aus wie kleine,gefüllte Miniatur-Rosen