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Geht Akkordeon mit Harfe? UND WIE! Das es geht, haben die Musiker des Emscherland-Akkordeon-Orchesters Herne beim diesjährigen „Accordion in Concert“ am 08.November 2015 eindrucksvoll bewiesen. Als der Orchesterleiter Martin Dejnega bei einer Matinee die Harfenisten Sonja Jahn erlebte, war er sehr von ihrer Leistung beeindruckt. Sonja Jahn studierte Harfenmusik zunächst in Bratislava (Slowakei) und später an der Akademie für musische Künste in Prag und ergänzte ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik in Köln. Sie ist Preisträgerin mehrerer Musik- Wettbewerbe. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Soloharfenistin der Tschechischen Philharmonie Prag. Nach pädagogischen Tätigkeiten an der Hochschule für Musik und am Nationaltheater in Bratislava wurde sie in zahlreichen Orchestern, Opernhäusern und Rundfunkanstalten engagiert, insbesondere an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg sowie beim Westdeutschen Rundfunk-Orchester (WDR) Köln. Kulturzentrum Herne 2015 EAO 1. Orchester - Martin Dejnega Dirigat - Sonja Jahn Harfe - Foto DHV Ruhr-AF Es entstand die Idee, ein gemeinsames Konzert zu geben und Frau Jahn willigte in das Experiment ein. Im nächsten Schritt mussten geeigneten Werke für Harfe und Akkordeon- Orchester gefunden werden, was aber kein Problem darstellte. Die angesetzte Generalprobe war vor allem für die Orchestermitglieder ein spannendes Erlebnis. Die Akkordeonisten waren von der professionellen Arbeit der Harfenisten beeindruckt und Frau Jahn von der exzellenten Vorbereitung des Orchesters. Das Konzert konnte also beginnen. Wie würde das Publikum reagieren?

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Geht Akkordeon mit Harfe? UND WIE!

Das es geht, haben die Musiker des Emscherland-Akkordeon-Orchesters Herne beim diesjährigen „Accordion in Concert“ am 08.November 2015 eindrucksvoll bewiesen. Als der Orchesterleiter Martin Dejnega bei einer Matinee die Harfenisten Sonja Jahn erlebte, war er sehr von ihrer Leistung beeindruckt. Sonja Jahn studierte Harfenmusik zunächst in Bratislava (Slowakei) und später an der Akademie für musische Künste in Prag und ergänzte ihre Ausbildung an der Hochschule für Musik in Köln. Sie ist Preisträgerin mehrerer Musik-Wettbewerbe. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Soloharfenistin der Tschechischen Philharmonie Prag. Nach pädagogischen Tätigkeiten an der Hochschule für Musik und am Nationaltheater in Bratislava wurde sie in zahlreichen Orchestern, Opernhäusern und Rundfunkanstalten engagiert, insbesondere an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg sowie beim Westdeutschen Rundfunk-Orchester (WDR) Köln.

Kulturzentrum Herne 2015 EAO 1. Orchester - Martin Dejnega Dirigat - Sonja Jahn Harfe - Foto DHV Ruhr-AF

Es entstand die Idee, ein gemeinsames Konzert zu geben und Frau Jahn willigte in das Experiment ein. Im nächsten Schritt mussten geeigneten Werke für Harfe und Akkordeon-Orchester gefunden werden, was aber kein Problem darstellte. Die angesetzte Generalprobe war vor allem für die Orchestermitglieder ein spannendes Erlebnis. Die Akkordeonisten waren von der professionellen Arbeit der Harfenisten beeindruckt und Frau Jahn von der exzellenten Vorbereitung des Orchesters. Das Konzert konnte also beginnen. Wie würde das Publikum reagieren?

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Die Eröffnung des Jahreskonzertes übernahm das Erste Orchester unter seinem Leiter Martin Dejnega mit der Ouvertüre zur Oper „La forza del destino“ von Giuseppe Verdi in der Bearbeitung von Stefan Hippe, natürlich gemeinsam mit der Harfenistin Sonja Jahn. Die Eröffnung war gelungen. Das Publikum war positiv überrascht und reagierte mit lang anhaltendem Applaus. Diese Kombination hatte es in Herne noch nicht gegeben! Das Harfe auch als Solo-Instrument ohne großes Orchester phantastisch klingt, bewies Sonja Jahn mit einem Solo-Vortrag des französischen Meisterkomponisten Camille Saint Säens, der „Fantaisie, Op. 95“. Das vollbesetzte Kulturzentrum war begeistert. Nach dieser furiosen Eröffnung übernahm das Kinder-Ensemble unter der Leitung von Vera Will den weiteren Konzertablauf und verzückte das Publikum mit „Träumerei“ und „Millennium Song“, um dann den Dirigentenstab an die Leiterin des Hobby-Orchesters Margret Kotzian weiterzugeben. Bekannte Titel wie „Y.M.C.A.“ von Village People, „What a wonderful World“ und „A little bit of Queen“ waren „Ohrwürmer“, die das Publikum mit in die Pause nahmen. Etliche von ihnen nahmen die Gelegenheit wahr, das Instrument näher in Augenschein zu nehmen. Alle waren gespannt auf die Fortsetzung des Programms.

Kulturzentrum Herne 2015 EAO 1. Orchester - Foto DHV Ruhr-AF

Der zweite Teil des Konzertes war eine Literaturdarbietung unterschiedlicher Gattungen auf höchstem Niveau. Das Erste Orchester, das im September 2015 beim Landesfest Nordrhein-Westfalen für seine Wettbewerbsbeiträge mit einem hervorragend ausgezeichnet wurde, begann mit dem „Meeting der Massai-Krieger“ aus der Keniade von Fritz Dobler. Der Konzertbesucher fühlte sich durch Buschtrommel, rhythmische Motive und dynamische Klänge mit dem Orchester verbunden und träumte von einem Besuch in Afrika. Originalmusik für Akkordeon-Orchester kann so schön sein!

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Die nächsten beiden Werke von Pjotr I. Tschaikowsky aus dem „Nussknacker-Ballett, Op. 71 a“ vereinigten wieder Harfe und das Erste Orchester. In einer Bearbeitung von Martin Dejnega erklang zunächst das „Pas de deux“ und anschließend der „Blumenwalzer“ bearbeitet von Guido Wagner. In beiden Kompositionen verzauberte Sonja Jahn mit ihrer filigranen Technik an der Harfe und das sensible Spiel der Akkordeonisten das Publikum. Es folgten Bravo-Rufe und stürmischer Beifall. Die Stimmung im Saal war einzigartig. Aber es sollte noch besser kommen. Es folgte ein Harfen-Solo mit dem Titel „Baroque Flamenco“ von Deborah Henson-Conant. Sonja Jahn spielte nicht nur sondern benutzte ihr Instrument auch als rhythmisches Schlag-Element. Die Musik ist eigentlich barock aber die Melodienführung hat mehr Latin rhythmischen Charakter. Geboten wurde ein unglaublich feuriger Flamenco. Sonja Jahn wurde frenetisch gefeiert.

Kulturzentrum Herne 2015 EAO 1. Orchester - Foto EAO

Es ging Schlag auf Schlag weiter: Mit „Melodia en la menor“, folgte ein ausdruckstarkes und gefühlvolles Werk von Astor Piazzolla/Hans-Günther Kölz. Martin Dejnega hatte noch eine Überraschung für das Publikum parat und stellte ein weiteres Arrangement von ihm vor: Musik zu „Caravans“. Ein Medley der bekanntesten Titel aus der Filmmusik (deutscher Titel „Der Herr der Karawane“). Hier freuten sich besonders Andor Bartel und Dominik Focks, die mit Percussion und Schlagwerk dem Werk eine Würze gaben, die das Publikum toben ließ. Die gelungene Vorstellung nahmen beide genüsslich hin. Das Konzert endete mit einem fulminanten Paukenschlag, nämlich dem „Danzon No. 2“ von Arturo Márquez. Eine Komposition basierend auf Volksmusik aus Kuba und der Region Veracruz in Mexiko. Das Orchester gab alles und Martin Dejnega war schweißgebadet. Das Publikum war nicht mehr zu halten. Nicht enden wollender Applaus, Standing Ovation und immer wieder Bravo-Rufe belohnten die Arbeit des Ersten Orchesters gemeinsam mit der Harfenistin.

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So war dann Martin Dejnega mit seiner Entscheidung, die Harfe in ein Akkordeonkonzert zu integrieren mehr als zufrieden. Eine weitere Zusammenarbeit mit Sonja Jahn wurde vereinbart. MD