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10/2014 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church «Was heisst eigentlich ‹Partnergemeinde› sein?» Vom Emmental nach Novi Sad, Serbien Seite 18/19 «Ich liebe meine Kirche» Viele Gründe und der eine Grund für eine Liebeserklärung Seite 7 Leben mit dem Riss Eine Pilgerreise zu Niklaus von Flüe Seite 22/23 60 Jahre Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa «Ein Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit» Seite 8/9 60 JAHRE ZENTRALK ONFERENZ

Kirche und Welt 10/2014

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt 10/2014

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014

Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

«Was heisst eigentlich ‹Partnergemeinde› sein?»Vom Emmental nach Novi Sad, SerbienSeite 18/19

«Ich liebe meine Kirche»Viele Gründe und der eine Grund für eine LiebeserklärungSeite 7

Leben mit dem RissEine Pilgerreise zu Niklaus von Flüe Seite 22/23

60 Jahre Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

«Ein Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit»Seite 8/9

60 JAHRE ZENTRALK ONFERENZ

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InhaltsverzeichnisConnexio organisierte eine eindrückliche Reise nach Kambodscha

Begegnung mit Menschen voll Herzlichkeit und Hingabe 4

Schon Erstklässler können Sparen lernen

Der beste Schutz vor Schuldenproblemen 6

Viele Gründe und der eine Grund für eine Liebeserklärung

«Ich liebe meine Kirche» 7

Aus der Geschichte der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

«Ein Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit» 8

Ein Zeitstrahl mit wichtigen Eckdaten

60 Jahre Zentralkonferenz im Überblick 10

Wo die Zentralkonferenz erlebbar wird

Miteinander unterwegs 12

Vergleich zwischen den 16 Ländern

Die Zentralkonferenz im Überblick 14

Vom Reichtum der Beziehungen in der Zentralkonferenz

Gemeinsam in die Zukunft 16

Vom Emmental nach Novi Sad, Serbien – und wieder zurück

«Was heisst eigentlich ‹Partnergemeinde› sein?» 18

Frauentag in Winterthur

Unlösbare Knoten 21

Die EMK-Gemeinden Wädenswil und Horgen auf Pilgerreise zu Niklaus von Flüe

Leben mit dem Riss 22

Teilhaben an der Mission Gottes

Der kleine Leo als Missionar 24

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Jetzt geht es ans EingemachteVon Stefan Moll

Bei uns im Keller lagert Eingemachtes. Wunder-bare Spezialitäten aus der Küche der Grosseltern. Köstlich! Kürzlich habe ich ein Glas für einen Freund aufgemacht. Enttäuschend: Ihm wollte es gar nicht schmecken. Im Keller unseres Glaubens lagert viel Einge-machtes: Dogmen, Lehrsätze, alte Predigten, jede Menge Tradition. Aber wir machen die Erfahrung, dass diese Köstlichkeiten vielen Zeitgenossen nicht schmecken. Wir suchen Sprache, um über Erlösung und Heil in Christus zu sprechen, und können dabei auf Eingemachtes zurückgreifen. Aber wir merken: diese Botschaft schmeckt vielen einfach nicht. Ist Jesus ein Opferlamm, das für unsere Sünde grau-sig stirbt? – Viele finden das unappetitlich und un-verstehbar. Aber ist Glaube eine Frage des Geschmacks? Wir sind versucht zu sagen: «Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.» Ob es schmeckt kann keine Rolle spielen. Auf der Suche nach einer Sprache, um über das Heil zu reden, stossen wir genau auf solche Fragen. Ist diese Erlösungslehre ein Menü unter anderen oder ist sie das Essen selber? Hier hilft die Bibel. Sie spricht in vielen Sprachen und Bildern vom Heil. Auch in ihr ändert sich mit der Zeit die Sprache, in der Erlösung verkündet wird. – Ich mag das Eingemachte. Aber ich lasse es manchmal weg, wenn ich für andere koche.

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

Ihren Bericht über die erste Tagung der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa in der Zeitschrift «Schweizer Methodist» schloss Alice Gysi mit einer dreifachen (Selbst-)Verpflichtung: «Haben wir das Vorrecht, zu einer Kirche zu gehören, die uns je und je das gute Wort verkündigte, die uns durch ihre Welt-weite so reich macht, so nehmen wir willig Pflichten auf uns: Wir stehen fürbittend hinter unserem Bischof und den ent-scheidenden Kommissionen. Unsere Geschwister in den andern Ländern werden uns stets lieber und wir fangen an (oder fahren fort), uns um sie zu sor-gen. Wir helfen auch, dass der ‹Hauszins› und die ‹Haushaltungs-kosten› unserer ‹Genferfamilie› bezahlt werden können.»Im Oktober wird die Zentralkonferenz 60 Jahre alt. Eine wech-selreiche Geschichte, in der sich das Miteinander innerhalb der Kirche immer wieder stärker erwies, als alle politischen, gesellschaftlichen oder kirchlichen Tendenzen, die auf Tren-nung hin wirkten. Umso mehr bleiben die drei Selbstverpflich-tungen gültig auch für die Zukunft. Wie Partnerschaft heute gelebt werden kann, war die Leit-frage, der sich eine Gruppe aus dem Bezirk Burgdorf-Breiten-egg stellte, als sie ihre Partnergemeinde in Novi Sad in Serbien besuchte. Dass bei einer Partnerschaft beide Seiten reicher werden, er-lebte auch eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwach-senen, die mit Connexio zusammen eine Begegnungsreise nach Kambodscha unternommen haben. Die Oktoberausgabe nimmt Sie mit auf eine spannende Ent-deckungsreise durch Vergangenheit und Gegenwart – und lädt ein, die Aufforderung von Alice Gysi zu beherzigen: «Das sei unsere tägliche Bitte, dass unsere Kirche zum Segen werde und vielen Menschen zum Wegweiser.»

Sigmar FriedrichRedaktor

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Connexio organisierte eine eindrückliche Reise nach Kambodscha

Begegnung mit Menschen voll Herzlichkeit und HingabeVon Arabella da Silva Elias

Eine zwölfköpfige Gruppe mit jungen Leuten im Alter von 14 bis 50 Jahren reiste im Juli für eine Begegnungs-reise nach Kambodscha. Im Zentrum der Reise stand die Mitarbeit im tra-ditionellen Jugendcamp der kam- bodschanischen Methodistenkirche.

Am 17. Juli reisten wir unter der Lei-tung von Stefan und Elisabeth Pfister von Zürich über Bangkok nach Phnom Penh für eine zweiwöchige Begegnungsreise in Kambodscha. Un-sere Reise begann mit einem Besuch des Tuol-Sleng-Genozid-Museums und der Killing Fields, die an den tra-gischen Völkermord zur Zeit der Ro-ten Khmer in den 70er Jahren erin-nern. Auf diese Weise erhielten wir einen ersten Einblick in die traurige Geschichte dieses wunderschönen Landes, in dem wir die nächsten bei-den Wochen verbringen würden.

Erste BegegnungenNach diesem Einstieg, der nicht ganz einfach zu verarbeiten war, ging es

weiter nach Kampong Chhnang. Dort verbrachten wir einen ganzen Tag mit einer kambodschanischen Gemeinde. Im Gottesdienst wurden wir herzlich empfangen. Am Nachmittag besuch-ten wir die Tondörfer in der Umge-bung und hatten Gelegenheit, auf ei-nem typisch asiatischen Markt einzukaufen. Danach vergnügten wir uns mit gemeinsamen Spielen mit den Kindern und Jugendlichen und genossen ein leckeres kambodscha-nisches Abendessen mit der ganzen Gemeinde.

Traurige Geschichte eines wunderschönen

Landes

Berührende HerzlichkeitAm nächsten Tag machten wir uns mit einigen Jugendlichen der Ge-meinde auf den Weg ins Jugendcamp der Methodistenkirchen in Kambod-scha, das dieses Jahr vom 21. bis 26. Juli in Sihanoukville stattfand. Das Lager wird jedes Jahr mit rund 200 Jugendlichen und jungen Erwachse-nen aus ganz Kambodscha durchge-

führt und alle zwei bis drei Jahre von Connexio mitfinanziert. Als Team aus der Schweiz unterstützten wir das Camp zusätzlich mit verschiedenen Workshops, Bibelarbeiten, Spielen am Strand und gelegentlichem Lobpreis. Beeindruckt haben uns vor allem der tiefe Glaube und die Leidenschaft der Kambodschaner für Jesus. Wir waren aber auch berührt von der Herzlich-keit, die uns als «Gästen» entgegen-gebracht wurde. So dauerte es nicht lange, bis erste Kontakte geknüpft wurden und eine wertvolle Gemein-schaft zwischen Schweizern und Kambodschanern entstand. Bei un-zähligen Gelegenheiten tauschten wir uns über den Glauben oder das Leben in unseren Ländern aus. Wir genos-sen die Gemeinschaft beim Essen, in der Freizeit oder bei einer gemeinsa-men Putzaktion, bei der ein Teil der Stadt vom Abfall befreit wurde.

Eine lange ReiseDie Woche verging wie im Flug und so nahmen wir schliesslich Abschied und reisten mit den anderen Teilneh-menden des Camps zurück nach

CONNEXIO

Abwechslungsreich: Die Gruppe besuchte einen kambodschani-schen Gottesdienst (li.o.), nahm am Jugendcamp teil (li.u.) und besuchte Sehenswürdigkeiten wie die schwimmenden Dörfer.

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Connexio organisierte eine eindrückliche Reise nach Kambodscha

Begegnung mit Menschen voll Herzlichkeit und Hingabe

CONNEXIO

Phnom Penh. Von dort aus ging es dann für uns als Reisegruppe zusam-men mit unserem kambodschani-schen Übersetzer und Reisebegleiter weiter mit dem Bus in den Norden Kambodschas, nach Siem Reap. Diese Strecke könnte man in der Schweiz in rund zwei Stunden zurücklegen. We-gen der holprigen Strassen in Kambo-dscha haben wir dafür aber gut vier Mal so lange gebraucht! Die lange Reise hat sich gelohnt.

Holprige Strasse verlängert die Reise

In Siem Reap hatten wir zunächst die Gelegenheit, erneut einen Tag mit ei-ner kambodschanischen Gemeinde zu verbringen. Dort besuchten wir den Gottesdienst und fuhren dann ge-meinsam zu den schwimmenden Dör-fern auf dem Tonle Sap-See. In Siem Reap besuchten wir auch die berühm-ten Tempelanlagen von Angkor Wat und liessen wiederum einen Teil der Geschichte Kambodschas auf uns wirken.

Freude im GepäckNach diesem touristischen Abstecher in den Norden ging es schliesslich mit dem Bus wieder zurück nach Phnom Penh. Dort hatten wir die Gelegenheit, die Arbeit und verschiedene Projekte der kambodschanischen Methodisten-kirche kurz kennenzulernen. Dazu gehören in Phnom Penh unter ande-rem ein Kindergarten, ein Waisen-haus mit einer Schule sowie die Bibel-schule für angehende Pastoren. In Phnom Penh hatten wir dann auch noch etwas Zeit, um auf den Märkten Andenken einzukaufen, die uns an diese aussergewöhnlichen zwei Wochen erinnern würden, bevor es mit dem Flugzeug wieder Richtung Zürich ging. Pünktlich zum Schwei-zer Nationalfeiertag kamen wir wohl-behalten zu Hause an – ein paar neue Erfahrungen und tolle Begegnungen reicher und mit der Lebensfreude der Kambodschaner im Gepäck.

Bleibender EindruckKambodscha ist auf jeden Fall eine Reise wert, insbesondere aufgrund der Menschen dort! Die Begegnungen

im Jugendcamp, in den Gemeinden, aber auch unterwegs empfanden wir als Gruppe am wertvollsten. Und diese Begegnungen haben auch mich ganz persönlich bewegt und einen bleibenden Eindruck bei mir hinter-lassen. Die Leidenschaft und Hin-gabe, mit der die kambodschanische Kirche trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen Gottes Liebe weitergibt, haben mich sowohl be-geistert als auch angesteckt.

HELFEN SIE MIT!Connexio unterstützt Projekte der Methodistenkirche in Kambodscha mit jährlich rund CHF 140000.–.Spenden an PC 87-537056-9, EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9Weitere Informationen unter:

www.connexio.ch

Reisegruppe: Zwölf Personen aus der Schweiz besuchten Kambodscha.

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ZAHLSTELLE

Einüben: Verantwortungsvoller Umgang mit dem Geld und gezieltes Sparen will gelernt sein.

Schon Erstklässler können Sparen lernen

Der beste Schutz vor SchuldenproblemenVon Daniela Deck

Der Umgang mit Geld will gelernt sein. Die besten Voraussetzungen für Kinder sind Taschengeld und das Vorbild der Eltern. Die Zahlstelle unterstützt diesen wichtigen Lern-prozess mit dem Jugendkonto.

Mit dem Geld ist es ein bisschen wie mit dem Feuer. Je früher ein Kind es kennenlernt, sprich: Geld zur eigenen Verfügung erhält, desto einfacher lernt es die Chancen und Gefahren kennen. «Wir empfehlen den Eltern, den Kindern ab dem ersten Schuljahr wöchentlich Taschengeld zu geben», erklärt Anita Keller, Budgetberaterin bei der Zentralstelle Ehe- und Famili-enberatung in Zürich. Dabei habe sich die Faustregel «pro Schuljahr ein Franken» bewährt, also ein Franken für Erstklässler und vier in der vier-ten Klasse. Danach hat das Kind grös-sere Auslagen, das Taschengeld sollte steigen und kann monatlich ausge-zahlt werden. «Das Ziel ist», sagt Anita Keller weiter, «dass das Kind von An-fang an einige Rappen spart, zum Bei-

spiel, um Mami oder Papi ein kleines Geburtstagsgeschenk zu kaufen.» Spa-ren lernen in der Kindheit ist der beste Schutz vor Schuldenprobleme im Ju-gend- und Erwachsenenalter.

Faustregel: wöchentlich ein Franken

pro Schuljahr

Lernen durch ErfahrungWenn ein Kind gezielt spart, um sich oder jemand anderem einen Wunsch zu erfüllen, dann darf das Sparsäuli durchaus auch einmal geleert werden. So lernt das Kind aus eigener Erfah-rung, wie Waren und Dienstleistun-gen mit Geld zusammenhängen, und entwickelt ein Gefühl für den Geld-wert der Dinge. Ab dem Alter von 13 Jahren kann ein Ferienjob dem Kind zeigen, dass es Fähigkeiten und Ta-lente hat, mit denen es Geld verdienen kann. Eltern, die dem Kind für jeden Wunsch Geld in die Hand drücken, hemmen diesen Lernprozess. Unter Umständen legen sie so das Funda-ment für eine leidvolle Schuldenkar-

riere, von der masslosen Handy-Rech-nung über untragbare Konsumkredite bis zum Privatkonkurs.

Jugendkonto bringt VorteileDie EMK ermutigt ihre Mitglieder und Freunde, ein Leben in Selbstverant-wortung zu führen. Dazu gehört ein gesunder und altersgerechter Umgang mit Geld. Ein gutes Beispiel dafür ist das Jugendkonto der Zahlstelle. Ver-wandte, Gotte und Götti nutzen gern die Geburt eines Kindes, um auf des-sen Namen ein Jugendkonto mit Start-kapital einzurichten. Das Konto bietet dem Kind beste Voraussetzungen, um später auch den eigenen Sparbatzen mit Zinsvorteil aufzubewahren und zu mehren. Dabei ist das Geld erst noch sicherer als in einem Kässeli daheim.

JUGENDKONTO

Weitere Informationen zum Ju-gendkonto:

www.emk-zahlstelle.ch, 044 299 30 81

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AUS DEM KABINETT

Etienne Rudolph: «Blauäugig? Naiv? – Nein! Die freie Entscheidung, meine Kirche zu lieben.»

Viele Gründe und der eine Grund für eine Liebeserklärung

«Ich liebe meine Kirche»Von Etienne Rudolph

Ich liebe meine Kirche, weil sie mich wertschätzt für das, was ich bin, und nicht zuerst meines Glaubens wegen. Nicht dass ihr mein Glaube nicht wich-tig wäre, aber sie schenkt mir einen Ort, an dem mein Glaube sich ausdrü-cken, entwickeln, Erfahrungen sam-meln und so wachsen kann. Als Mensch bin ich ihr wichtig mit meiner Menschlichkeit, meiner Zerbrechlich-keit, meinen Widersprüchen, aber auch meiner Fähigkeit, mich zu öffnen und zu lieben.

Ich liebe meine Kirche, weil sie mich nicht zwingt, fertigen und unverän-derlichen Formulierungen und Glau-bensideen zuzustimmen. Sie lädt mich ein zur Erfahrung eines begründeten Glaubens, der verständnisvoll auch andere Ausdrucksformen des Glau-bens wahrnimmt und integriert. Eine positive Neugier wird angeregt, ein Glaube, der sucht, ausprobiert, sich aber auch irren und Zweifel erleben kann.

Ich liebe meine Kirche, weil sie viel-seitig ist und verschiedene Gesichter hat. Sie nimmt andere auf, die wie ich

auf der Suche sind. So kann ich in ih-rem Leben das vielfältige Handeln Gottes sehen, aber auch verschiedene Weisen, an den gleichen Gott und Herrn Jesus Christus zu glauben.

Bescheiden auf dem Weg mit den Menschen

Ich liebe meine Kirche, weil sie sich immer wieder ändert. Das ermöglicht es ihr, sich nicht überheblich zu ver-halten, sondern sich bescheiden auf den Weg mit den Menschen zu bege-ben.

Ich liebe meine Kirche, weil sie zwei Dimensionen hat: eine lokale und eine globale. Sie ist an verschiedenen geo-grafischen Orten verwurzelt – mit al-len Unterschieden, die das mit sich bringt – und gleichzeitig überschrei-

tet sie Grenzen. Das ergibt eine bemer-kenswerte Dynamik, da diese zwei Di-mensionen sich durch den Reichtum ihrer Erfahrungen nähren und ergän-zen. Vielleicht denken nun einige, das sei doch ziemlich blauäugig oder naiv. Weder das eine noch das andere ist richtig. Das ist nur die freie Entschei-dung, meine Kirche zu lieben, sie mit meinem Einsatz und Gebet zu unter-stützen und gemeinsam zu tragen. Um uns zu ermutigen, wage ich einen Aus-spruch von J.F. Kennedy umzuformu-lieren: «Fragt nicht, was die Kirche für euch tun kann; aber fragt euch, was ihr für die Kirche tun könnt!»

Ich liebe meine Kirche aus vielen an-deren Gründen. Aber ich liebe sie auch und vor allem, weil Gott sie liebt. Und das ist schon ein ausreichender Grund!

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM OKTOBER

6.– 9. Weltweite EMK, Chicago USA10.–13. Einweihung Alsoszolca, Ungarn14.–19. Plateforme und Besuche Nordafrika20. Besuch am ZK-Frauenseminar, Waldegg ab 30. Bischofsrat USA

Schon Erstklässler können Sparen lernen

Der beste Schutz vor Schuldenproblemen

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Tagungsort: In der Rue du Champ de Mars in Brüssel fand die erste Tagung der ZK MSE statt.

Aus der Geschichte der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

«Ein Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit»Von Helmut Nausner, Österreich

Die Generalkonferenz der Metho-distenkirche entschied im Jahre 1952, dass sich der Genfer Sprengel als eigene Zentralkonferenz orga-nisieren und einen eigenen Bischof wählen darf. Vor 60 Jahren, im Ok-tober 1954 lud Bischof Arthur  J. Moore zu einer konstituierenden Sitzung nach Brüssel ein.

In Brüssel waren Delegierte aus der Schweiz, Belgien, Nordafrika und je ein Pfarrer aus der Mission Österreich und Jugoslawien anwesend. Ein Grusstelegramm aus der Tschecho-slowakei erreichte die Sitzung. Dele-gierte aus Ungarn, Polen und der Tschechoslowakei durften ihre Länder aus politischen Gründen nicht verlas-sen. Der Eiserne Vorhang teilte die neue Zentralkonferenz in zwei Teile.

Wichtiger VorlaufZwei geschichtliche Ereignisse sind für die Konstituierung der Zentral-konferenz von Mittel- und Südeuropa besonders bedeutsam:

Im Jahr 1936 war eine Zentralkon-ferenz Deutschland errichtet worden. Damit endete die seit 1925 bestehende Zentralkonferenz von Mitteleuropa. Die verbliebenen Jährlichen Konferen-zen (Schweiz, Österreich, Ungarn, Ju-goslawien, Bulgarien) wurden zum Genfer Sprengel, der nach dem Tod von Bischof John L. Nuelsen von einem amerikanischen Bischof geleitet wurde. Ausserdem vereinigten sich im Jahr 1939 drei methodistischen Kirchen in den USA: die Methodist Episcopal Church, die Methodist Episcopal Church, South, und die Protestant Me-thodist Church. Die bischöfliche Kir-che des Südens hatte nach dem 1. Weltkrieg drei neue Missionsfelder in Europa eröffnet: Belgien, Polen, Tschechoslowakei. Diese drei neuen Jährlichen Konferenzen wurden nach dem Ende des 2. Weltkrieges dem Genfer Sprengel zugeordnet.

Keine gemeinsame LösungDer konstituierenden Sitzung in Brüs-sel sind viele Beratungen vorausge-gangen, um vielleicht eine europäi-

sche Zentralkonferenz mit drei oder vier Bischofssprengeln zu schaffen. Für eine europäische Lösung haben sich vor allem die Schweizer Metho-disten stark gemacht. Eine europäi-sche Lösung war aus vielen Gründen nicht möglich. So blieb nur die Mög-lichkeit, dass der Genfer Sprengel sich als Zentralkonferenz konstituiert.

Ein eigener BischofUnter der Leitung von Bischof Arthur J. Moore nahm die Zentralkonferenz ihre Arbeit auf. Die erste Aufgabe war, einen eigenen Bischof zu wählen. Fer-dinand Sigg wurde im ersten Wahl-gang zum Bischof gewählt. Die weite-ren nötigen organisatorischen Schritte wurden einem Exekutivkomi-tee übertragen, das sofort gebildet wurde. Zur neuen Zentralkonferenz gehörten die Jährlichen Konferenzen, Provisorischen Jährlichen Konferen-zen und Missionen in der Schweiz, Nordafrika, Österreich, Ungarn, Jugo-slawien, Bulgarien, Polen, Belgien und der Tschechoslowakei.

ZENTRALKONFERENZ

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Aus der Geschichte der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

«Ein Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit»

ZENTRALKONFERENZ

Im kalten KriegIm Jahre 1957 fand die zweite Zent-ralkonferenz in Genf statt. Bei dieser Konferenz waren Gäste aus Ungarn und Polen anwesend. Die dritte Zent-ralkonferenz tagte 1960 in Linz, Ös-terreich. Zum ersten Mal war Polen durch eine offizielle Delegation ver-treten. Wegen des Ungarnaufstandes im Jahre 1956 war niemand aus Un-garn anwesend. 1964 versammelte sich die Zentralkonferenz in Strass-burg, Frankreich. Zum ersten Mal war die Jährliche Konferenz in der Tsche-choslowakei durch eine offizielle De-legation vertreten. Aus Ungarn konnte niemand kommen. Bulgarien war bis zum Jahr 1990 ausgeschlos-sen.

An KreuzungspunktIn Strassburg hielt Bischof Sigg eine beachtenswerte Rede über die Zent-ralkonferenz von Mittel- und Südeu-ropa als Herausforderung und gross-artige Chance. Sinngemäss sagte er: «Es ist eine Freude über den Genfer Sprengel zu sprechen. Es ist ein

Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit: Seid fleissig zu hal-ten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens. In der augenblick-lichen Situation in Europa gibt es keine andere protestantische Kirche, die mehr geeignet ist, Brücken zu bauen, Versöhnung zu vermitteln und dies mit starker biblischer Überzeu-gung zu tun. Der Genfer Sprengel liegt am Kreuzungspunkt zwischen Ost und West, zwischen Afrika und Europa, zwischen Amerika und Russ-land. Er hat die Katastrophe des 2. Weltkriegs überlebt und zeigt der ganzen Kirche, dass grosse Unter-schiede innerhalb einer Kirche über-wunden werden können, wenn Men-schen es wollen und wenn Gott mit ihnen ist.» Das bleibt Aufgabe der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa.

Grenzen überwindenDer plötzliche Tod von Bischof Ferdi-nand Sigg im Oktober 1965 war ein Schock. An einer ausserordentlichen Zentralkonferenz im Jahre 1966 in

Lausanne wurde Franz Schäfer zum Nachfolger von Ferdinand Sigg ge-wählt. An der Zentralkonferenz 1969 in Bern wurde einerseits die Vereini-gung mit der Evangelischen Gemein-schaft gefeiert, andrerseits wurde mit Trauer das Ausscheiden der Jährli-chen Konferenz in Belgien zur Kennt-nis genommen, die sich mit der Pro-testantischen Kirche in Belgien vereinigte. Es wurde beschlossen, weiter in Kontakt zu bleiben. Die Be-mühungen in der Zentralkonferenz wurden fortgesetzt, Gemeinschaft zu leben und Zusammenarbeit über die Grenzen zwischen Ost und West zu fördern.

Nachfolger: Bischof Arthur J. Moore (l.) verabschiedet sich von dem neu gewählten Bischof Ferdinand Sigg.

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60 JAHRE ZK MSE

60 Jahre Zentralkonferenz Die Gründung der ZK MSE fiel in eine Zeit schwieriger politischer Verhältnisse in Europa. Die folgenden 60 Jahre waren geprägt von her-ausfordernden gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Auch innerhalb der Zentralkonferenz gab es viele Veränderungen: Aufbrüche, Rückschritte, Hoffnungen, Enttäuschungen, neue Möglichkei-ten für die Weitergabe des Evangeliums und sich schliessende Türen. Zwei Dinge hatten Bestand: Die Menschen in den Gemeinden erlebten Got-tes Gegenwart und Zuwendung in vielen Situa-tionen ihres gelebten Glaubens. Und die so viel-seitige Gemeinschaft der Zentralkonferenz erwies sich als tragfähig.

1989

Wahl von Bischof Ferdinand Sigg

14.–17. Oktober 1954, BrüsselKonstituierung und 1. Tagung der ZK MSE.Als Bischof der neuen Zentralkonferenz wird Ferdinand Sigg (Schweiz) einstimmig gewählt.

Bischof Sigg: «Ich habe mir die Fragen gestellt: ‹Hast du dieses Amt verdient?› — ‹Kannst du diesem Amt genügen?› Gott gab die Antwort: ‹Der Herr wirds versehen.›»

Wahl von Bischof Heinrich Bolleter

15.–19. März 1989, Baden11. Tagung der ZK MSE.Als Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Bischofs Franz Schäfer wird Heinrich Bolleter gewählt.

Bischof Bolleter: «Ich habe meine letzte Dienst-zuweisung nach Zofingen als aus Gottes Hand angenommen. Genauso möchte ich mich der neuen Aufgabe stellen.»

1962 Unabhängigkeit Algerien

1956 Unabhängigkeit Tunesien

1989 Öffnung des Eisernen Vorhangs

1968 Vereinigung der Methodistenkirche und der Evangelischen Gemeinschaft

1969 Die Methodisten in Belgien verlassen die ZK MSE

Wahl von Bischof Franz W. Schäfer

2.–4. September 1966, Lausanne 5., ausserordentliche Tagung der ZK MSE.Als Nachfolger für den am 27. Oktober 1965 überraschend gestorbenen Bischof Ferdinand Sigg wählt die Zentralkonferenz Franz Schäfer.

Bischof Schäfer: «Ich bin kein zweiter Ferdinand Sigg, aber ein Mann, der sein Leben in Überein-stimmung mit dem Wort Gottes führen will.»

1966

1954

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ab 1991 Zerfall von Jugoslawien; Grün-dung von Bosnien und Herzegowina, (Kosovo), Kroatien, Makedonien, Monte-negro, Serbien, Slowenien

1993 Teilung der Tschechoslo-wakei; Gründung der Tschechi-schen und der Slowakischen Republik

1995 (erneuter) Beginn der methodistischen Arbeit in Kroatien (bis 2010)

2003 Die EMK in Trans-karpathien (Ukraine) wechselt zum Bischofs-gebiet von Eurasien

2005 Definitive Vereinigung der Eglises méthodistes de France und der Union de l’Eglise évangélique méthodiste

2010 Gründung eines EMK-Bezirks in Brüssel/Belgien

2011 Gründung der EMK in Rumänien

2005

Wahl von Bischof Patrick Streiff

13.–17. April 2005, Bern15. Tagung der ZK MSE.Als Nachfolger des 2006 in den Ruhestand tre-tenden Bischofs Heinrich Bolleter wählt die Zentralkonferenz Patrick Streiff.

Bischof Streiff: «Ich nehme diese Wahl mit Got-tes Hilfe an im Wissen darum, dass ich in der Vergangenheit immer wieder seinen Beistand erfahren habe. Für mich ist dieser Dienst ein Dienst an der Einheit.»

60 JAHRE ZK MSE

«Wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, dann stelle ich fest, dass ich zwar nie wirklich meine Hei-mat verlassen habe, dass ich aber in mehreren ver-schiedenen Staaten gelebt habe. Mit dieser politi-schen Entwicklung verbunden ist eine schon lange anhaltende wirtschaftliche Misere, die zur Folge hat, dass es überall an Geld fehlt. Auch in der Kir-che. Dass wir in all dem als kleine Schar Teil einer grossen weltweiten Kirche sind, ist für uns sehr wichtig. Auch die vielen persönlichen Beziehungen innerhalb unserer Zentralkonferenz ermutigen uns immer wieder.» (Ana Palik-Kuncak, Serbien)

«Einige dachten, dass die Methodistenkirche nur ein Teil der Geschichte ist. Aber die Ruinen unserer entheiligten Kirchen enthiel-ten nicht nur Asche, sondern auch glühende Kohlen. Das Erbe unserer Väter ist erhalten geblieben, und wir geben es unseren Kindern weiter.» (Bedros Altunian, Bulgarien)

«Wir freuen uns, ein Teil der weltweiten Familie der EMK zu sein. Dies wird uns helfen, Samenkörner des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in Städten und Dörfern Rumäni-ens auszusäen.» (Rares Ca-lugar, Rumänien)

1993 Wiederherstellung der Jährlichen Konferenz Bulgarien

1998 (erneuter) Beginn der kirchlichen Arbeit in Albanien

«Die EMK in Albanien wächst langsam und beständig. Sie ist eine lebendige Ge-meinschaft von Menschen, die sich in Christus versammeln und seinem Beispiel folgen. Man lädt gerne andere auf den ge-meinsamen Weg ein.» (Wilfried und Jean Nausner, Albanien)

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60 JAHRE ZK MSE

Miteinander unterwegs

Die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeu-ropa ist nicht zuerst ein organisatorisches Ge-bilde, sondern lebt in und von den vielfälti-gen Beziehungen zwischen Christ/innen in den 16 Ländern.

Glauben teilenÜber 30 Männer und Frauen aus Mittel- und Südeuropa möchten ein Stück Glauben mit Ihnen teilen – in Form von Adventsandach-ten, die im November in Form einer Broschüre veröffentlicht wer-den. Machen auch Sie sich zwischen dem 30. November 2014 und dem 6. Januar 2015 (in einigen EMK-Gemeinden wird erst dann Hei-liabend gefeiert), verbunden mit vielen anderen Menschen, auf ei-nen ganz besonderen Weg?

Adventsbroschüre

Von einander lernenRund 60 Gemeinden in 12 Ländern werden einander im Gottesdienst vom 19. Oktober begegnen – persön-lich oder via Internet, mit einem mu-sikalischen oder kulinarischen Gruss, mit dem Austausch von Infor-mationen, Glaubenserfahrungen, Fotos usw. Diese Möglichkeit, von ei-nander zu lernen und einander ge-genseitig zu bereichern, muss nicht auf das 60-Jahre-Jubiläum der Zen-tralkonferenz beschränkt bleiben.

Gemeindebegegnungen

Verbundenheit leben Mit handwerklichen Fähigkeiten – zum Beispiel beim Bauen oder Renovieren – oder im Rahmen eines Prak-tikums wird die Verbundenheit in der Zentralkonfe-renz gelebt und der Horizont erweitert.

Praktischer Einsatz

Eigenständigkeit stärken

Das Ziel gegenseitiger Hilfe soll nicht darin bestehen, andere in Abhängig-

keit zu führen, sondern sie auf dem Weg zur Eigenständigkeit zu stärken.

«Wir begannen im Herbst 2010 mit sechs arbeitslosen Frauen, Taschen zu nähen.

Durch deren Verkauf können die Frauen seither ein Einkommen für ihre Fami-

lien erzielen. Heute gibt es drei Gruppen mit 17 Frauen. Darüber hinaus haben

viele weitere Frauen einen Nähkurs gemacht und sind nun in anderen Betrieben

tätig. Wir könnten dieses Projekt nicht durchführen, wenn wir keinen Absatz-

markt hätten. Gerade in dieser Hinsicht erhielten wir Hilfe aus unserer Zentral-

konferenz: In der Schweiz, in Österreich und in anderen Ländern bauten Men-

schen ein Taschen-Verkaufsnetz auf, und obwohl wir viele von ihnen nicht

persönlich kennen, unterstützen sie uns auf unserem Lebensweg. Wir sind Gott

sehr dankbar, dass er uns alle in der EMK zusammengeführt hat.»

(Burbuqe Isufi, Pogradec/Albanien)

Hilfe zur Selbsthilfe

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Page 13: Kirche und Welt 10/2014

Das Treffen der Jugend 2013 fand in Serbien das Jugendtreffen «YouMe»

mit rund 50 Teilnehmenden aus Albanien, Bul-

garien, Österreich, Makedonien, Serbien, der

Slowakei und der Schweiz statt. Weitere Begeg-

nungsmöglichkeiten sind das jährlich statt-

findende Camp IV oder im Juli 2015 ein euro-

päisches Jugendtreffen in Irland.

«Das YouMe war eine wunderbare Woche. Es war

sehr eindrücklich zu sehen, wie viele Leute aus

verschiedenen Ländern durch die EMK verbun-

den sind. Mehrere tolle Freundschaften sind in

dieser Woche entstanden. Es war sehr erfri-

schend, einmal neben der gewohnten schweizeri-

schen Sicht zu hören, womit Leute aus Albanien,

Serbien oder Bulgarien zu kämpfen haben.»

(Manuela Moll, Zofingen)

YouMe

Regelmässiger Austausch

Gemeinden und Bezirke stehen in regelmässigem Austausch, teilen Anliegen, Fra-

gen und Erfahrungen, begegnen einander, verfolgen gemeinsame Ziele und beten

füreinander. Ein Teil dieser Partnerschaften reicht viele Jahre zurück. Andere sind

erst im Entstehen. (s. auch Seite 18–19)

«Partnerschaft bedeutet für mich, zusammen mit Freundinnen in den Fussspuren

von Jesus unterwegs zu sein, ein gemeinsames Ziel vor Augen zu haben, Liebe zu tei-

len und einander gegenseitig zu tragen.»

(Grethe Jenei, Ungarn)

Gemeindepartnerschaft

Grund zur FreudeWer seine geistlichen und materiellen Gaben mit Menschen in anderen Ländern teilt, trägt deren Zeugnis und Dienst mit. Dass dies in der Zentralkonferenz gegenseitig geschieht, ist Grund zur Freude.

«Mit Dankbarkeit denken wir an die Hilfe zu-rück, die wir während der kommunistischen Zeit aus der Schweiz erhalten haben. Gerade die Weihnachtspakete für unsere Pastoren waren nicht nur ein Ausdruck der Freundschaft, son-dern auch ein Gruss aus dem freien Europa. Nun glauben wir, dass es an uns ist, im Gebet und mit unseren finanziellen Gaben den Dienst der Zentralkonferenz zu unterstützen. Wir tun dies mit Freude in unseren Herzen.»(Petr Procházka, Prag/Tschechien)

Empfangen und Geben

Internationales Frauenseminar

Alle zwei Jahre organisiert die Arbeitsgruppe Frauendienst, bestehend aus Frauen von vier verschiedenen Ländern un-serer ZK, ein internationales Frauenseminar. Dazwischen finden individuelle nationale Frauenseminare statt, zu de-nen ebenfalls Frauen aus anderen Ländern eingeladen wer-den.

«Wir erleben da einen Reichtum an geistlichen Erfahrungen. Gebete, Zeugnisse, Probleme und Freude teilen, führt unter den Frauen zu einer Harmonie. Diese sieht wie ein Blumen-garten aus mit ganz verschiedenen Blumen, aber alle gehören zu Gottes Reich, verbunden durch Jesu Liebe.»(Lila Balovski, Serbien)

Frauenseminare

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60 JAHRE ZK MSE

AlgerienGde: 5 | BG: 175 | P: 3 | S: Französisch, Kabylisch, Arabisch | RU: 99% muslimisch

FrankreichGde: 20 | BG: 1200 | P: 30 | S: Französisch, Kam-bodschanisch | RU: 51% römisch-katholisch, 31% konfessionslos/keine Angabe, 9% muslimisch

BelgienGde: 1 | BG: 45 | P: 0 | S: Französisch RU: 75% römisch-katholisch, 16% konfes-sionslos/keine Angabe, 8% muslimisch

SchweizGde: 113 | BG: 5923 | P: 143 | S: Deutsch, Französisch, Arabisch, Kambodscha-nisch, Koreanisch, Lingala, Portugie-sisch, Spanisch | RU: 39% römisch-ka-tholisch, 28% evangelisch-reformiert, 22% konfessionslos/keine Angabe

Die Zentralkonferenz in Mittel- und Südeuropa umfasst die Arbeit in 16 Ländern. Einige Angaben, die einen Vergleich möglich machen, sind hier zusammengestellt:

Gde = EMK-GemeindenBG = Bekennende GliederP = Pastorale MitarbeiterS = Sprachen, in denen die Gemeindearbeit getan wirdRU = Angaben zum religiösen Umfeld

60 JAHRE ZENTRALKONFERENZ

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Page 15: Kirche und Welt 10/2014

TunesienGde: 0 | BG: 10 | P: 1 | S: FranzösischRU: 98% muslimisch

PolenGde: 37 | BG: 2158 | P: 25 | S: Polnisch RU: 87% römisch-katholisch, 10% konfes-sionslos/keine Angabe, 1% orthodox

Tschechische RepublikGde: 22 | BG: 856 | P: 17 S: Tschechisch, Englisch RU: 86% konfessionslos/keine Angabe, 10% rö-misch-katholisch

Slowakische RepublikGde: 13 | BG: 281 | P: 10 | S: Slowakisch, Ungarisch | RU: 62% römisch-katholisch, 24% konfessionslos/keine Angabe, 6% evangelisch-lutherisch

ÖsterreichGde: 8 | BG: 746 | P: 11 | S: Deutsch, EnglischRU: 62% römisch-katholisch, 22% konfessions-los/keine Angabe, 6% muslimisch

UngarnGde: 30 | BG: 453 | P: 20 | S: UngarischRU: 52% römisch-katholisch, 25% konfessions-los/keine Angabe, 16% evangelisch-reformiert

RumänienGde: 3 | BG: 24 | P: 2 | S: RumänischRU: 87% orthodox, 5% römisch-katholisch, 3% evangelisch-reformiert

BulgarienGde: 30 | BG: 1282 | P: 22 | S: Bulga-risch, Armenisch, Türkisch, RomaniRU: 76% orthodox, 12% konfessionslos, 10% muslimisch

KroatienSeit 2010 gibt es keine methodistische Gemeindearbeit mehr.RU: 88% römisch-katholisch, 5% kon-fessionslos/keine Angabe, 4% orthodox

AlbanienGde: 3| BG: 132 | P: 0 | S: Alba-nisch | RU: 59% muslimisch, 22% konfessionslos/keine An-gabe, 10% römisch-katholisch

SerbienGde: 14 | BG: 495 | P: 14 | S: Serbisch, Slowakisch, Ungarisch | RU: 85% or-thodox, 5% römisch-katholisch, 4% konfessionslos/keine Angabe

MakedonienGde: 13 | Mitglieder/Freunde: 4007 P: 7 | S: Makedonisch | RU: 45% konfessionslos/keine Angabe, 32% orthodox, 17% muslimisch

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ZENTRALKONFERENZ

Zentralkonferenz: Wesentlich sind Begegnungen, lebendige Beziehungen und Solidarität.

Vom Reichtum der Beziehungen in der Zentralkonferenz

Gemeinsam in die ZukunftVon Bischof Patrick Streiff

Menschen sind das grösste Kapital der Kirche. Den Grundstock bilden all jene, die an Christus glauben und sich von ihm verändern lassen. Der Aus- und Aufbau dieses Kapitals ge-schieht, indem weitere Menschen in die Nachfolge Jesu Christi geführt werden.

Bei «Kirche» denken manche zuerst an ein Gebäude. Doch Kirche ist im Wesentlichen die Gemeinschaft der von Christus Gerufenen. Bei «Zentral-konferenz» denken manche zuerst an eine Struktur. Doch es ist im Wesent-lichen gelebte Beziehung und Solida-rität in einem grösseren gemeinsa-men Verbund. Deshalb feiern wir das 60-Jahr-Jubiläum der ZK MSE mit ge-meinsamen Veranstaltungen, mit be-sonderen Gottesdiensten zwischen Gemeinden in unterschiedlichen Län-dern am 19. Oktober und mit einer Ad-ventsbroschüre mit Andachten von Christ/innen aus der Zentralkonfe-renz.

Reich Gottes bauenMeine Reisen und Begegnungen mit Gemeinden, mit Pfarrerinnen und

Laien geben mir als Bischof Einblick in eine Vielfalt von Glaubenszeugnis-sen und Diensten. Das ist überaus be-reichernd. Es lässt Gottes Wirken in der und durch die EMK und ihre Glie-der aufleuchten. Oft kann ich Verbin-dungen zwischen Menschen aus un-terschiedlichen Ländern herstellen, um in einem spezifischen Bereich Hil-festellung zu leisten. Die grosse fi-nanzielle Unterstützung aus den westlichen Ländern und insbeson-dere durch Connexio für Pastorenge-hälter, Ausbildung und missionari-sche Programme im östlichen Mitteleuropa und Balkan ist ange-sichts des enormen wirtschaftlichen Gefälles zwischen den Ländern wei-terhin dringend nötig. So dient die Zentralkonferenzstruktur in vielfäl-tiger Weise dem Aufbau des Reiches Gottes.

Ein Netzwerk entstehtIn den vergangenen Jahren hat eine erfreuliche Entwicklung eingesetzt: Die Beziehungen innerhalb der Zent-ralkonferenz gehen nicht mehr nur sternförmig von der Schweiz aus in andere Länder, sondern ein vielfälti-ges Netzwerk ist am Entstehen. Me-thodisten in der Slowakei verstärken

die Zusammenarbeit mit den slowaki-schen Gemeinden in Serbien. Die tschechischen Methodisten möchten die Mission in anderen Ländern un-terstützen. Die Arbeit mit Roma ent-wickelt sich in mehreren Ländern im östlichen Mitteleuropa und dem Bal-kan, und Koordinatoren treffen sich zum Austausch und zur Förderung.

Gemeinsam unterwegsUnterstützen auch Sie dieses Netz-werk der Mission durch eigenes Inte-resse, Fürbitte, Kontakte, Spenden oder Gemeindepartnerschaften. So werden wir in unserer Kirche auch in Zukunft gemeinsam unterwegs sein, um unser bestes Kapital auf- und aus-zubauen und Menschen in die Nach-folge Jesu Christi zu führen.

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Page 17: Kirche und Welt 10/2014

KURZ NOTIERT

Vom Reichtum der Beziehungen in der Zentralkonferenz

Gemeinsam in die Zukunft

Agenda

SA.– SA., 4.–11. OKTOBER

Pilgerwoche auf dem Jakobswegvon Genf nach Les Abrets Kosten: CHF 895.–Infos: Walter Wilhelm, [email protected]

SA.– SO., 25.–26. OKTOBER

SigristenwochenendeHotel Artos InterlakenInfos: Ernst Waefler, [email protected]

SA., 25. OKTOBER

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisEinführungs- und InformationstagEMK Zürich Zelthof9.00–12.30 UhrInfos: Fachstelle Bildung+Beratung , 044 299 30 87, [email protected]

MO.–DO., 27.–30. OKTOBER

PfarrerversammlungHotel Alpina, Adelboden

FR.–SO., 31.10.–2.11.

Meditatives Malenmit Christa und Gunnar WichersHotel Artos InterlakenKosten: ab CHF 362.–Infos / Anmeldung: Hotel Artos, 033 828 88 44, www.artos.ch

SA., 1. NOVEMBER

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisGemeindebauEMK BülachInfos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung 044 299 30 87, [email protected]

SA., 1. NOVEMBER

Kifo-KonferenzBettingen, St. ChrischonaKosten: CHF 95.– / CHF 105.–Infos / Anmeldung: www.kinderimfokus.net

Nationales Gebet für Bürgerkriegsopfer

«Ihr Elend schreit zum Himmel – und wir tun es auch!» So beschrieb die reformierte Pfarrerin Rita Famos das Schicksal der leidenden Bür-gerkriegsopfer in Syrien und Irak und begrüsste die Anwesenden des nationalen Gebets. Die ökumenische Feier fand am Nachmittag des 7. September in der christkatholischen Kirche St. Peter und Paul in Bern statt und wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) sowie der Schweizerischen evangeli-schen Allianz (SEA) organisiert. Die Kirche war mit rund 600 Gottes-dienstteilnehmer so voll, dass viele in den Gängen stehen mussten.

Quelle: APD – Link zum vollständigen Bericht: is.gd/Gebet2014

Rechte vertriebener Christen schützen

Libanesische Regierungsvertreter haben Anfang September eine von den «Religiösen Führern der Muslime» veranlasste Erklärung unter-zeichnet, in der sie die anhaltenden Überfälle auf Christen in der ara-bischen Region verurteilen. Die Erklärung hält fest, dass diese Über-fälle «ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gegen den Glauben und gegen die Nation» darstellen. Die Erklärung fordert religiöse Füh-rer, politische Verantwortliche, zivile Stellen und die internationale Gemeinschaft zur Zusammenarbeit auf, damit die vertriebenen Chris-ten zurückkehren können. Die «Religiösen Führer der Muslime» re-präsentieren shiitische, sunnitische und drusische Bevölkerungsteile im Libanon.

Quelle: ecunews.com

Nordafrika-Missionar gestorben

Im Alter von 89 Jahren verstarb am 7. August in Pirmasens (D) Pas-tor Gerhard Schreck, der über viele Jahre als Missionar in Nordafrika tätig war. Ende des 2. Weltkriegs war Gerhard Schreck in Nordafrika in Kriegsgefangenschaft geraten. Dort kam er in Kontakt mit der Ar-beit der EMK in Algier. Nach der Rückkehr nach Deutschland stu-dierte er am Predigerseminar in Frankfurt Theologie und bewarb sich dann bald für den Missionsdienst in Nordafrika. Zunächst wirkte er in Tunis und dann ab 1963 während 25 Jahren in Constantine in Al-gerien. Im Ruhestand gab er sein grosses Wissen zum Islam in vie-len Predigten, Schulungen und Vorträgen weiter.

Quelle: EMK Weltmission, Frank Aichele

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Vom Emmental nach Novi Sad, Serbien – und wieder zurück

«Was heisst eigentlich ‹Partnergemeinde› sein?»Von Andrea Schertenleib

Seit einigen Jahren haben wir von der EMK Burgdorf-Breitenegg eine Part-nergemeinde in Novi Sad, Serbien. Vor drei Jahren war der letzte Be-such. Nun war es wieder einmal Zeit, unsere Geschwister zu besuchen. Acht Frauen und Männer im Alter zwischen 21 und 55 Jahren machten sich Ende Juli auf den Weg.

Der Empfang in der Kapelle war sehr herzlich. Obwohl einige von uns noch nie dort waren, fühlten wir uns sofort zu Hause. Wir rechneten mit Sprach-barrieren. Das hat sich nicht bestätigt: die Deutschkenntnisse unserer Ge-schwister haben uns beeindruckt. Wir planten nicht viel. Nur einige Fix-punkte kannten wir. Ansonsten wa-ren wir gespannt darauf, was die Wo-che alles für uns bereithalten würde. Viele spannende Gespräche, Besu-che in verschiedenen Gemeinden, in-tensive Momente mit Gott, gutes Essen, zusammen singen und musi-zieren, zusammen beten – und noch viel mehr durften wir erleben.

Partner seinDa Novi Sad unsere Partnergemeinde ist, sprachen wir über unser Gemein-deleben und wollten wissen, wie es bei ihnen aussieht: Welche Schwer-punkte legen sie? Wo herrschen Schwierigkeiten oder sind Probleme zu lösen? Es war interessant zu hören, wel-che «Erwartungen» sie an uns haben oder wir an sie. Was heisst eigentlich «Partnergemeinde» sein? Überweisen wir jeden Monat Geld, und das wars dann? Nein, so definitiv nicht! Wir wollen eine Beziehung aufbauen. Wir wollen füreinander besonders auch im Gebet einstehen. Wir können alle von-einander profitieren. Gegenseitige Er-mutigungen sind sehr wichtig. Zum Teil haben wir ähnliche Probleme – also wollen wir gegenseitig einander beistehen und Lösungen suchen. Und wir wollen respektieren: Was für uns gut ist – muss für sie noch lange nicht gut sein.

Sich betreffen lassenNach dem Besuch von zwei weiteren Gemeinden nahmen wir von Freitag

UMSCHAU

Mittendrin: Die Gruppe aus dem Emmental kam den Metho-disten in Serbien bei unterschiedlichen Anlässen nahe.

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 11/2014:15.10.14

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1,3,8-11 KuWS.2 waghubinger, gemeindebrief.deS.3 maxstrz, flickr.comS.4,5,7,12,13,16,18.19,22,23 zVgS.6 mconnors, morguefile.comS.24 marin, flickr.com

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Page 19: Kirche und Welt 10/2014

Vom Emmental nach Novi Sad, Serbien – und wieder zurück

«Was heisst eigentlich ‹Partnergemeinde› sein?»

Partner: Die Reisegruppe aus dem Emmental mit ihren Gastgeber/innen.

UMSCHAU

bis Sonntag an der Jugendfreizeit in Pivnice teil. Alle fanden ihren Platz, ob nun gesungen, gespielt, erzählt oder Kaffee getrunken wurde. Wir fühlten uns als Teil vom Ganzen. Das war grossartig. Nachdenklich und betroffen machte uns die fehlende Zukunftsperspek-tive vieler Jugendlicher: Nach einer Lehre findet die Mehrzahl von ihnen keine Arbeit. Ein Studium ist für ihre finanziellen Verhältnisse zu teuer. Aus diesem Grunde wandern viele junge Menschen aus.

Viele Junge wandern aus

Gottes Geist spürenWährend der Zeit in Pivnice mussten wir unsere vertraute Kapelle in Novi Sad verlassen und hatten zum Teil die Gelegenheit, bei Mitgliedern der Ge-meinde Pivnice zu übernachten. Plötzlich waren sprachliche Barrieren vorhanden – oder doch nicht? Es ist faszinierend, während zwei Stunden miteinander zu sprechen, ohne die

Sprache des Gegenübers zu sprechen. Gottes Gegenwart war spürbar. Wir merkten, was wir mit Händen, Füs-sen, mit dem Herzen und unserem Glauben alles können. Auch während des Gottesdienstes am Samstagabend war die Stimmung einzigartig und der Heilige Geist spürbar. Wir sind sehr dankbar für diese Zeit.

Mit heim nehmenAm Sonntag reisten wir für die letzte Übernachtung wieder zurück nach Novi Sad. Das Ende unserer Reise nahte. Schweren Herzens reisten wir am Montag früh wieder zurück in die Schweiz. Wir alle sind um viele Erfah-rungen reicher. Wir sind unendlich dankbar für die Zeit. Die Gastfreund-schaft, die wir erleben durften, war grossartig. Überall, wo wir hinka-men, wurden wir mit grosser Herz-lichkeit empfangen – nicht nur in un-serer Partnergemeinde. Diese Gast- freundschaft wollen wir unbedingt mit in unsere Gemeinde nehmen. Und immer wieder daran denken, dass Je-sus jeden Menschen liebt, egal woher er kommt!

Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Wir tragen die Armut der Näherinnen Osteuropas auf unserem Leib

«Keiner ist gerecht, nicht einer» (Römer 3,10). Paulus könnte diese Worte auch an die Modefir-men richten. Die entwicklungspolitische Organisation «Er-klärung von Bern» und «Clean Clothes Cam-paign» haben die Situation von Arbeiterinnen in Kleiderfabriken Osteuropas untersucht und sind zu einem vernichtenden Urteil gekommen: Nicht einmal die nachhaltigsten Modelabels setzen sich genügend für den Existenzlohn von Näherinnen in den Produktionsländern ein. Nä-herinnen in Osteuropa sind gar schlechter ge-stellt als Näherinnen in Asien. Ihr Mindestlohn beträgt in Bulgarien oder Mazedonien 14% ei-nes Existenzlohns. In der Slowakei sind es 21% und in Rumänien 19%. Am besten verdienen Näherinnen in Kroatien (36% des Existenz-lohns). Lohndiebstal und Arbeitsrechtsverlet-zungen sind in Europa an der Tagesordnung. Konsument/innen können zurzeit keine zu fairen Löhnen produzierte Kleider kaufen. Aber beim nächsten Kleiderkauf können wir «die ganze Rechnung» verlangen. Die Anleitung dazu finden Sie auf: http://emk-kircheundgesellschaft.ch. Oder laden Sie sich das App (iPhone und Android) «Fair Fashion?» herunter und erfahren Sie mehr.

Jörg Niederer

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20 Kirche und Welt Nr. 10/2014

INSERATE

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im Hotel Artos zu geniessen. Diverse weihnächtliche Konzerte, Bildvorträge und Andachten finden über die Festtage statt.11 Tage geniessen, 10 Tage bezahlen!

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keine Vorkenntnisse notwendig.Einführungskurs 9. bis 14. März 2015

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erfüllte und leere Zeiten als Handeln Gottes und als Chancen wahrzunehmen. Experimentelles Malen und Austausch in der Gruppe.

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Evangelisch-methodistische Kirche in der SchweizBadenerstrasse 69 - Postfach 1344 - CH-8026 ZürichTel. 044 299 30 81 - [email protected]

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FRAUENNETZWERK

Frauentag in Winterthur

Unlösbare KnotenVon Hanni Ramseier

«Netze knüpfen – Knoten lösen» lautete das Zwei-Jahres-Thema des FrauenNETZwerkes. Am letzten An-lass zu diesem Thema am 13. Sep-tember in Winterthur standen die unlösbaren Knoten im Vordergrund.

Drei Referate am Vormittag führten die rund 30 Frauen in unterschiedli-che Aspekte des Themas ein: Vom «ganz normale Wahnsinn» sprach Barbara Bünger und nahm Si-tuationen in den Blick, in denen der Alltag zum unlösbaren Knoten wird.

Sie machte uns klar, dass jede den All-tag anders gestaltet. «Mein» Wahn-sinn ist daher nicht der Wahnsinn meines Nächsten.

Eltern und GemeindeMonika Zolliker brachte uns die The-matik ihres Referats: «Wenn die Eltern älter werden» anhand einer anspre-chenden Bildergeschichte näher. An-fangs behüten die Eltern ihre Kinder. Es folgt eine Phase der Gleichberech-tigung. Plötzlich sind die «ehemali-gen» Kinder für ihre eigenen Kinder verantwortlich. Zugleich kann es nö-tig werden, sich intensiver um die ei-

genen Eltern zu kümmern. Einen dritten Aspekt nahm Elsi Al-torfer auf. Mit ihrem Referat: «Wenn es knistert und kracht in der Ge-meinde» zeigte sie auf, dass wir sorg-sam miteinander umgehen sollen und die Wertschätzung nicht fehlen darf.

Weiter vertiefenAm Nachmittag konnten wir in einem der drei Workshops unser brennends-tes Thema mit der entsprechenden Re-ferentin vertiefen, in der Gruppe aus-tauschen und zum Teil kreativ umsetzen.

21Kirche und Welt Nr. 10/2014

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Page 22: Kirche und Welt 10/2014

Die EMK-Gemeinden Wädenswil und Horgen auf Pilgerreise zu Niklaus von Flüe

Leben mit dem RissVon Stefan Weller

Ein Mann verlässt mit 50 seine Fa-milie. Die Frau bleibt mit zehn Kin-dern zurück, das jüngste ist noch kein Jahr alt. Und dann wird dieser Mann auch noch heiliggesprochen! – Ist er nicht eher ein schlechtes Vorbild?

Gibt es das nicht schon viel zu oft, dass Männer weglaufen, um ihrer «midlife crisis» zu entfliehen, rück-sichtslos eigene Träume ausleben, sich vielleicht sogar eine Jüngere su-chen? Ist hier einmal mehr ein Mann auf Kosten von Frau und Kindern zum Helden gemacht worden?

Hatte Bruder Klaus eine «midlife crisis»?

Unterwegs zu Bruder KlausSolche Gedanken kamen uns, als wir das ehemalige Wohnhaus des Niklaus von Flüe und seiner Familie betraten und dort Tische, Sitzbänke und das Kinderbettchen betrachteten. Als Ge-meinden von Wädenswil und Horgen hatten wir uns am ersten September-samstag auf den Weg nach Obwalden

in die «Mitte der Schweiz» gemacht, um den Nationalheiligen, auch liebe-voll «Bruder Klaus» genannt, näher kennenzulernen. Es sollte nicht nur ein Tag für Tourismus und Gemein-schaft sein, sondern ein Pilgern mit Stationen eines inneren Weges.

Dem Ruf folgenMit dem Auto fuhr unsere 35 Perso-nen umfassende Gruppe erst nach Sachseln, wo die in Silber gefassten Gebeine des Heiligen das Zentrum der Pfarrkirche bilden und seit über 500 Jahren jährlich Tausende von Pilgern anziehen. Diese Heiligenverehrung mit den Votivbildern und -gaben blieb uns eher fremd. Näher war uns Doro-thee, die verlassene Ehefrau, die mit drei von ihren Kindern hinter der Kir-che als lebensgrosse Bronzeplastik dargestellt ist. Nur wenige Fahrminuten sind es von Sachseln in das Dorf Flüeli-Ranft, wo Niklaus von Flüe die ersten 50 Jahre seines Lebens verbrachte – als geachteter Mann, wohlhabender Bauer und Ratsherr. Dann aber gab es diesen radikalen Bruch: Niklaus von Flüe wollte endlich einem Ruf folgen, den er schon in seiner Jugend ver-nommen hatte, den Ruf zu einem Le-

ben in Abgeschiedenheit und ganz für Gott.

Ein Leben ganz für Gott

Nah und doch fernIm Herbst 1467 brach er Richtung El-sass auf. Aber nach Wochen fand man ihn wieder ganz in der Nähe – im Ranft, dem Tal gerade hinter dem Dorf, einem Erdriss zwischen den Hü-geln. Dort, mitten in der Wildnis, war er am Ziel. Nach einiger Zeit bauten ihm die Dorfbewohner eine Klause, wo er sich dem Gebet widmete, exzes-siv fastete, von Visionen heimgesucht wurde und bis zu seinem Tod 1487 im-mer wieder Besuch von ratsuchenden Menschen bekam. Bruder Klaus blieb also ganz nah bei seiner Familie und doch weit weg. Vom ehemaligen Wohnhaus bis zur Klause sind es zu Fuss sieben Minu-ten. Als wir den heute gut ausgebau-ten Weg ins Ranft schweigend hinab-gingen, wurde uns auch vom Gefühl her bewusst, dass es hier nicht ein-fach nur um einen Mann geht, der seiner Familie den Rücken gekehrt hat.

UMSCHAU

Zwischenhalt: Das einstige Wohnhaus, die Klause, die Plastik von «Bruder Klaus» und Gruppengespräche waren einige Stationen des erlebnisreichen Tages.

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Page 23: Kirche und Welt 10/2014

UMSCHAU

Tiefe Einsichten in GottClaus Dieter Eck aus der Horgener Ge-meinde hatte sich intensiv mit Bruder Klaus beschäftigt und Unterlagen für alle zusammengestellt. Vor der Klause erzählte er von den tieferen Beweg-gründen – zum Beispiel von den De-pressionen und epileptischen Anfäl-len jenes Mannes, mit denen ja nie nur Pathologisches verbunden ist, sondern oft auch tiefe Einsicht in das Leben oder sogar in Gott. Wichtig zu wissen war auch, dass die Familie mit dem Weggang des Vaters einverstan-den war, auch wenn ihnen wohl ein Riss durchs Herz ging. Der Einsiedler im Erdriss wurde zum Segen für die Menschen seiner Zeit. Als weltabgewandter Mystiker blieb er doch interessiert und infor-miert über das gesellschaftliche Le-ben. Beim «Stanser Verkomnis» 1481 trug sein Rat entscheidend dazu bei, dass eine ernste Krise der Eidgenos-senschaft entschärft und friedlich beigelegt werden konnte.

Berufung als LebensthemaGanz unten im Ranft neben dem Bach steht eine Kapelle. Während unserer Mittagsandacht dort dachten wir über die Sehnsucht nach Gemeinschaft mit

Gott nach, die in Bruder Klaus brannte, aber eigentlich in jedem Menschen glimmt. Wir sangen eine Vertonung seines täglichen Gebets: «Mein Herr und mein Gott, nimm al-les von mir, was mich hindert zu dir. Gib alles mir, was mich führt zu dir. Nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.»

Die Sehnsucht nach Gott glimmt in allen

Dann wanderte unserer Gruppe auf der anderen Talseite hinauf zum Klos-ter Bethanien, wo wir die Gastfreund-schaft des ökumenischen Ordens «Chemin Neuf» genossen. Nach der Suppe bildeten sich Gruppen, in de-nen darüber nachgedacht wurde, was Bruder Klaus uns heute zu sagen hat. Dabei ging es um «Berufung als Le-bensthema», «Berufung und Familie», «Frieden stiften» und «Fasten als loh-nender Verzicht.» Andere genossen in dieser Zeit lieber das schöne Wetter und die Natur, wobei es zu interessan-ten Begegnungen mit den zahlreichen Pilgern auf dem Jakobsweg kam.

Unseren Platz einnehmenVor der Heimfahrt hielten wir An-dacht in der schönen Klosterkirche. Wir bereiteten uns vor auf die Rück-kehr an Orte, die auch von Rissen durchzogen sind: Risse in den Fami-lien, Risse zwischen den Generatio-nen, Risse zwischen den Überzeugun-gen. Aber auch Risse zwischen arm und reich, zwischen guten Chancen und Perspektivlosigkeit, zwischen Satten und Verfolgten. Risse, die uns durchs Herz gehen. In diesen Rissen ist unser Platz.

ÜBER BRUDER KLAUS

Die Unterlagen von C. D. Eck «Ni-klaus von Flüe – ein ökumenischer Heiliger» können bestellt werden bei: Stefan Weller, 044 780 30 95, [email protected]

Buchempfehlungen:Klara Obermüller: Ganz nah und weit weg. Fragen an Dorothee, die Frau des Niklaus von Flüe, Hör-spiel mit CD, Rex-Verlag, CHF 15.–

Christoph Hürlimann: Aus der Ein-heit leben. Begegnung mit Bruder Klaus, Paulus-Verlag, CHF 25.–

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Von Üllas Tankler

Einige Dinge mag ich wirklich in mei-ner Heimatgemeinde. Besonders seit ich etliche andere Kirchen mit ande-ren Traditionen und Bräuchen besucht habe, lerne ich zunehmend die Art und Weise zu schätzen, wie wir in meiner Gemeinde agieren. Gelegent-lich nerven mich Details in Gottes-diensten, in der Verwaltung oder in der Kommunikation. So will ich das nicht haben! Ich habe dann das Ge-fühl, dass mein Geschmack und meine Vorlieben nicht berücksichtigt werden. Tatsächlich passiert das aber auch, wenn ich andere Kirchen besuche. Ich suche noch immer nach der perfekten Kirche. Wobei «perfekt» eine Kirche wäre, in der alles so ist und gemacht wird, wie ich es am liebsten hätte. Es scheint, als könnte ich etwas ler-nen von einem kleinen Jungen in Est-land. Er heisst Leo und ist vier Jahre alt. Leo geht in die Kirche. Dort gibt es im Gottesdienst immer eine spe-zielle Ansprache für Kinder. An-

schliessend gehen die Kinder dort nicht in einen anderen Raum zur Sonntagsschule. Sie bleiben während des gesamten Gottesdienstes in der Kirche. Damit es ihnen nicht langwei-lig wird, bekommen sie Schwarz-weiss-Bilder, die sie mit Buntstiften ausmalen können. In den Bildern geht es, was in der Kirche nicht über-rascht, um Jesus. Alles ist perfekt organisiert. Das Problem aber ist, dass der kleine Leo keine farbigen Bilder mag! Aber an-statt darüber zu jammern, was er nicht mag, nimmt Leo die Bilder mit nach Hause und gibt sie seinen Freun-den. Er ist der Meinung, dass die Freunde – die ja nicht zur Kirche ge-hen – etwas über Jesus lernen kön-nen, wenn sie die Bilder anschauen und farbig machen. Offensichtlich hat Leo begriffen, wo-rum es in der Mission geht: Nicht um das, was ich persönlich in der Kirche mag oder nicht. Vielmehr geht es da-rum, dass ich die Menschen im Blick habe, die Jesus noch nicht kennen.

Teilhaben an der Mission Gottes

Der kleine Leo als Missionar

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der welt- weiten Missionsbehörde der

United Methodist Church

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