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9/2014 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church Weltweite Armut halbieren Rückschritte und Hoffnung beim Milleniumsziel Seite 14/15 Geld wirft Fragen auf Gedankenanstösse zum Umgang mit Geld Seite 4/5 Er wollte mehr hören Aus der Arbeit von Marjan Dimov in Makedonien Seite 23 In der «SchöpfungsZeit» Städte und Siedlungen neu entdecken Reichlich Wohnräume in Ballungszentren Seite 10/11

Kirche und Welt 09/2014

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt 09/2014

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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

Weltweite Armut halbierenRückschritte und Hoffnung beim MilleniumszielSeite 14/15

Geld wirft Fragen aufGedankenanstösse zum Umgang mit GeldSeite 4/5

Er wollte mehr hörenAus der Arbeit von Marjan Dimov in Makedonien Seite 23

In der «SchöpfungsZeit» Städte und Siedlungen neu entdecken

Reichlich Wohnräume in BallungszentrenSeite 10/11

Page 2: Kirche und Welt 09/2014

Inhaltsverzeichnis

Editorial 3

Erfahrungen und Gedankenanstösse zum Umgang mit Geld

Geld wirft Fragen auf. Teilen Sie uns Ihre Antworten mit! 4

Hoffnungsvoll der Kraft der Liebe trauen

Was Angst macht und was Angst vertreibt 7

Anne und Simon Barth koordinieren Projekte in Bolivien, Chile und Argentinien

«Die Dankbarkeit für unsere Arbeit macht uns Mut» 8

In der «SchöpfungsZeit» Städte und Siedlungen neu entdecken

Reichlich Wohnraum in Ballungszentren 10

Ein Zuhause für «unflügge» Menschen und Tiere

«Gemeinsam Daheim» in Gottes Nähe 12

Fortschritte, Rückschritte und Hoffnung beim Milleniumsziel

Weltweite Armut halbieren 14

Ein Gespräch über die «Begegnungstage für Senioren» in Interlaken

«Älter zu werden bietet eine Chance, Neues zu wagen» 16

Zwei neue Bücher zum Philipperbrief

Gott nach unten folgen 18

Der Verwaltungsrat der THR beschliesst seine eigene Auflösung

Zukunftsweisende Entscheidungen 22

Aus der Arbeit von Marjan Dimov in Makedonien

Er wollte mehr hören 23

Teilhaben an der Mission Gottes

Ein Geschichtenerzähler als Missionar 24

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Kirche im MilieuVon Stefan Moll

Kirchen leben im Milieu, und zwar im eigenen. Milieus bilden ab, wie Personen und Gruppen ihr Leben gestalten. Ein Sinus-Milieu etwa zeigt die grundlegende Werteorientierungen ebenso wie die Einstellung zu Arbeit, Familie, Freizeit, Geld und Konsum. Das SLI-Team Soteriologie sucht Wege, die Erlösung in Jesus Christus zur Sprache zu brin-gen. In der Kirche gilt eine Sprache, die nur einige wenige Menschen verstehen. Darum gilt es, Fremd-sprachen zu lernen: die Ausdrucksweisen anderer Milieus. Nur: die befremden! Wie ginge es Ihnen? Eine Predigerin mit einem gut sichtbaren Ganzkörper-Tatoo? Oder ein Kir-chengarten voller Gartenzwerge? Oder ein jährli-ches Saufgelage des Männerstamms der Kirche? Oder eine Verkündigung, die höchsten intellektuel-len Ansprüchen genügt? Manchmal braucht es we-nig, und schon sind Gemeinden provoziert: Da reicht es, wenn ein Pfarrer aus Deutschland kommt. Wenn Toleranz nicht mit Gleichgültigkeit ver-wechselt wird, ist sie anstrengend. Im Buch «Ge-meinde 2.0» ist zu lesen: «Milieuforschung deckt die Milieugefangenschaft von Kirche auf. (...) Wer die konkrete Gestalt kirchlichen Lebens sanktifi-ziert (= für heilig erklärt), schliesst anders tickende Menschen (...) effektiv aus.»

Buchtipp: Hempelmann/Herbst/Weimer (Hg.) Ge-meinde 2.0

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

Mit wem teilen Sie Ihr Zuhause? – Nein, ich meine nicht Partner, Familie oder Freunde. Es leben noch viel mehr mit Ihnen zusammen – und um Ihr Haus oder Ihre Woh-nung. Einige solcher Mitbewohner stelle ich regelmässig vor die Tür, weil diese achtbeinigen Untermieter bei an-deren zweibeinigen Mitbewohnern Kreisch-Attacken aus-lösen... «Gemeinsam daheim» ist das Motto der «Schöp-fungsZeit», das einlädt, die Vielfalt von Pflanzen und Tieren in Siedlungen wahrzunehmen – und ihre Wich-tigkeit zu entdecken. Neu in Bolovien daheim ist Familie Barth. Nachdem sie ihre Spanischkenntnisse aufgefrischt haben, lernen sie jetzt die Projekte kennen, die sie im Auftrag von Con- nexio begleiten. In seinem Daheim hat Marjan Dimov einen kranken jungen Mann besucht. Der lernte kurz vor seinem Tod so Jesus kennen, zu dem er dann in die ewige Heimat ging. Einen besonderen Geschichtenerzähler stellt Üllas Tankler auf der Rückseite vor. Mit seiner Kamera besucht er Menschen weltweit dort, wo sie daheim sind. Er erzählt von ihrem Leben, ihrer Not, ihren Freuden. Ein Blick auf die Homepage des Fotografen lohnt sich!

Sigmar FriedrichRedaktor

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ZAHLSTELLE

Erfahrungen und Gedankenanstösse zum Umgang mit Geld

Geld wirft Fragen auf. Teilen Sie uns Ihre Antworten mit!

Von Daniela Deck

Der Finanzplaner Beat Hofstetter hat in der letzten Ausgabe von «Kirche und Welt» Ideen formuliert, was man im Einklang mit der Bibel mit Geld machen kann. Dazu gehörte der Vor-schlag, Menschen aus der Schulden-falle zu befreien. Wie das funktionie-ren kann, zeigt das Beispiel eines Mitglieds der Gemeinde Büren a. A.

Überschuldet«Als junger Mann lebte ich nach dem Motto ‹erst trinken, dann zahlen›. Nach dem Militär kam ich in Kreise, in denen viel Alkohol dazu gehörte. Auch mit der Familie habe ich über meine Verhältnisse gelebt. Ich wollte meiner Frau und den Kindern etwas bieten, um sie für meine Alkohol- exzesse zu entschädigen. Als Mecha-niker mit fester Stelle hatte ich einen ordentlichen Lohn. Aber der reichte nirgends mehr hin. Wenn Geld rein-kam, brauchte ich es, um die hart- näckigsten Gläubiger abzuwehren und das schlechte Gewissen zu er-tränken. Bis zum Alter von 35 habe

ich rund eine Viertelmillion in der Wirtschaft liegen lassen. Es kam der Tag, an dem ich 90 000 Franken Schulden hatte und nicht einmal mehr genug Geld im Haus war, um den Kühlschrank zu füllen. Was tun?

Gläubiger abwehren – Gewissen ertränken

Langsam saniertIch bin zu meinem Arbeitgeber ge-gangen und habe das ganze Elend ge-beichtet. Die Direktorin hat sofort ge-handelt. Sie hat mir 300 Franken in die Hand gedrückt zum Einkaufen. Dann hat sie die Buchhaltung der Fa-milie übernommen. Ich gab ihr alle offenen Rechnungen und Betreibun-gen. Sie hat mit den Gläubigern ver-handelt und dann für mich einen Plan zur Schuldensanierung ausgearbei-tet. Die Firma behielt den Lohn und zahlte mir nur Haushaltsgeld. Mit dem Rest wurden nach und nach die Schulden abgezahlt. Das hat zehn Jahre gedauert. Die Firma hat mir kein Geld vorgeschossen, sondern ge-

holfen, dass ich aus eigener Kraft aus den Schulden kam. So habe ich meine zerstörte Selbstachtung zurückge-wonnen.

Tiefer schauenAm Tiefpunkt erkannte ich, dass ich vom Alkohol loskommen muss, und ging zum Psychiater. Ich spürte, dass das nicht reicht, dass ich etwas brau-che, das mir Sinn gibt und mich vor Rückfällen in die Sucht schützt. Mit 36 kam ich in der EMK Büren zum Glauben. Zu meinem Schutz habe ich offen über meine Probleme geredet. So kam ich nicht in Versuchung et-was zu verstecken. Die Hilfsbereit-schaft war gross. Niemand hat mich verurteilt. Wenn ich (51) zurückschaue, er-kenne ich, dass Schulden oft nur ein Symptom sind. Das Problem liegt in der Sucht, ob das nun Alkohol-, Spiel- oder Kaufsucht ist. Deshalb muss bei-des, Suchtverhalten und Schulden, gelöst werden. Bei Schulden ist wich-tig, dass sie nicht einfach von einem Dritten bezahlt werden, ohne dass der Schuldner dazu beiträgt. Sonst lernt

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er nicht, dass Handeln Konsequenzen hat. Der Glaube kann in einer solchen Situation der Schlüssel zum Gelingen sein, aber nur, wenn in der Gemeinde Ehrlichkeit und Demut gelebt wer-den, so wie ich es erfahren durfte.»

Glaube als Schlüssel zum Gelingen

Anregende IdeenNeben Schuldensanierung gibt es viele Möglichkeiten Geld einzuset-zen. Einige Anregungen:• Die Hypothek abzahlen: Fast nie-

mand zahlt heute die Hypothek auf seinem Wohneigentum ab! Warum ist das so? Was ist uns Unabhän-gigkeit von Banken und möglichen Wertschwankungen bei Immobili-enwert?

• Ein Haus oder eine Wohnung vermie-ten: Die Schweizer sind ein Volk von Mietern. Als Vermieter treten häufig Versicherungen und Pen- sionskassen, Genossenschaften so-wie die öffentliche Hand auf. Ver-mietung von privat bedeutet

Verantwortung und einiges an Or-ganisation! Wie sehen unsere Er-fahrungen damit aus? Ist es tat-sächlich so, dass Mieter einen privaten Vermieter einer anony-men Organisation vorziehen wür-den?

• Jemandem in Ihrer Gemeinde ein ver-zinstes oder zinsloses Darlehen ge-währen: Was löst dieser Gedanke aus? Sind wir teilnahmslos gewor-den für das Leid, weil wir mögliche Probleme scheuen? Hört bei Geld nicht nur die Freundschaft und die Familie, sondern auch die Nächs-tenliebe auf? Was sollte man beachten, damit Beziehung und Selbstachtung nicht auf der Strecke bleiben?

• Erbvorbezug: Für einen gerechten und gesetzeskonformen Erbvorbe-zug, der allen Beteiligten nützt und keinen Streit verursacht, ist das of-fene Gespräch in der Familie die Voraussetzung.

• Einer Verwandten die Aus- oder Wei-terbildung finanzieren: Fachkennt-nisse mit entsprechenden Diplo-men sind in unserer Gesellschaft

der Schlüssel zum beruflichen Er-folg. Doch Stipendien sind an strenge Kriterien geknüpft. Haben Sie selbst Erfahrungen damit ge-macht? Sind Studierende bereit für eine derart persönliche Förde-rung?

ZAHLSTELLE

SCHREIBEN SIE!

Sind Sie bereit, Ihre Gedanken und Erfahrungen mit uns zu teilen? Haben Sie Erfahrungen mit sol-chen Themen, von denen andere profitieren können? Dann schrei-ben Sie der Zahlstelle einen Brief an: Zahlstelle, Postfach 1344, 8026 Zürich oder eine E-Mail an: [email protected], mit dem Betreff «Geld». Ihr Feedback hilft uns, die Zahl-stelle noch besser an die Bedürf-nisse der Bezirke und Gemeinden anzupassen.

Sucht: «Ich habe über meine Verhältnisse gelebt.»

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IHRE MEINUNG

Agenda SAMSTAG, 13. SEPTEMBER

«Mit Knoten leben»FrauentagEMK Winterthur09.30–17.00 UhrInfos/Anmeldung. Esther Steiger, Tel. 062 897 17 09, [email protected]

SAMSTAG, 13. SEPTEMBER

Samstags–Pilgernvon Fribourg nach Payerne. Treffpunkt: Bahnhof Fribourg9.00 Uhr

SONNTAG, 14. SEPTEMBER

Zmitts drin im GlückBegegnungsfest des Berner Distrikts 09.15 UhrEMK InterlakenInfos/Anmeldung: Käthi Hiltbrand, Wellenberg 033 783 16 28, [email protected]

SAMSTAG, 20. SEPTEMBER

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisNeues Testament 3EMK Zürich 49.00–12.30 Uhr

SAMSTAG, 20. SEPTEMBER

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisFühren und Leiten EMK Zürich Zelthof9.00–17.00 Uhr

SO.–SA., 19.–25. OKTOBER

Kalligraphie-Kurs mit Frieda ZwahlenHotel Artos, InterlakenKosten ab 918.– CHFInfos/Anmeldung: Hotel Artos, Interlaken, 033 828 88 44, www.artos.ch

MO.– SA., 20.–25. OKTOBER

Stickkurs mit Vera StollHotel Artos, InterlakenKosten ab 830.– CHFInfos/Anmeldung: Hotel Artos, Interlaken, 033 828 88 44, www.artos.ch

HINWEIS

Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Wir be-halten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.

Ich las mit zunehmender Traurigkeit den Artikel «Das glaube ich nicht» von Dr. Hansjürg Geiger in der Nummer 7/2014 unserer kirchlichen Zeit-schrift. Ich bin kein Naturwissen-schaftler, nur ein Pastor der EMK in Ungarn, im ehemaligen «sozialisti-schem Block» aufgewachsen. Uns wurde seinerseits Evolution als wis-senschaftlich bewiesene Tatsache ge-lehrt. Dass dem nicht so ist, und dass die «Evolutionskette» der Entstehung der Stämme unbelegte Lücken vor-weist, so dass die Evolutionslehre höchstens als Hypothese bezeichnet werden darf, ist mir erst seit etwa 10 Jahren bekannt. In den letzten Jahrzehnten haben kreationistische Wissenschaftler (u.a. Dr.Werner Gitt) den biblischen Schöp-fungsbericht wissenschaftlich unter-mauert dargestellt, so dass man auch auf wissenschaftlicher Ebene berech-tigt sagen darf, dass Kreationismus der Evolution gegenüber als mindes-

tens gleichberechtigte Lehre ihre Existenzberechtigung hat. ... Ich mindestens möchte die Evoluti-onslehre nicht als Basis der Naturwis-senschaft betrachten, sonst wankt sie ja an allen Ecken! Nun bin ich auch eher für Kreationismus als für Evolu-tionslehre. Nicht bloss weil Darwin nichts von Gott wissen wollte, son-dern weil die Wissenschaft auch zu-nehmend über einen «intelligenten Schöpfer» spricht. Ich hätte mich ge-freut, wenn schon, dann lieber über diesen wissenschaftlichen Stand-punkt in unserer Zeitschrift zu lesen.

Martin Hecker, Ungarn

C.D.Eck hat in seinem Beitrag das Ver-hältnis von Glauben/Auslegung der Bibel einerseits und unsere naturwis-senschaftlichen Kenntnisse anderer-seits auf den Punkt gebracht! Es ist ein Unding, naturwissenschaftliche Kenntnisse, eigene oder fremde Er-fahrung in dieser Welt – das Bild möge gestattet sein – auf das Prokus-tesbett der biblischen Überlieferung, der Auslegung und des Glaubens le-gen zu wollen! ... Die biblische Ausle-gung darf den Menschen nicht für dumm verkaufen, seinen Intellekt be-leidigen und von ihm erst noch ver-langen, auch das als Glaubensinhalt zu akzeptieren, was im Widerspruch

steht zu seinen Erfahrungen und zu seinem mehr oder weniger umfassen-den Wissen über naturwissenschaft-liche Erkenntnisse. Damit will ich kei-neswegs die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse als das einzig Wahre verabsolutieren. Wie heisst es so schön? Der heutige Stand des Wissens ist der Irrtum von morgen. ... Und: Na-turwissenschaften können wohl be-schreiben, wie die Vorgänge in unse-rer Welt und im All ablaufen, aber sie sind ungeeignet dafür, uns die aller-letzten Fragen – Glaubensfragen! – zu beantworten.

Barbara Weber, Zürich

Zu KuW 07.2014, S.12

Sonst wankt sie ja an allen Ecken!

Zu KuW 08.2014, S.16

Auf den Punkt genau getroffen

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Patrick Streiff: «Wer sich das Doppelgebot der Liebe zum Ziel gemacht hat, bringt Hoffnung in diese Welt.»

BISCHOFSBÜRO

Hoffnungsvoll der Kraft der Liebe trauen

Was Angst macht und was Angst vertreibt

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM SEPTEMBER

1.– 3. Retraite des Kabinetts, Strassburg12.–17. Europäischer Rat methodistischer Kirchen und Fund Mission in Europe, Dublin, Irland

Von Bischof Patrick Streiff

Wenn das Doppelgebot der Liebe zum grossen Ziel des Lebens wird und wenn ein Mensch dieses Ziel an-strebt, weil er selber Gottes Liebe zu ihm erfahren hat, verändert sich der Blick auf viele Dinge des christlichen Glaubens.

In meinem Beitrag in der Juli-Ausgabe habe ich den Unterschied zum Stre-ben nach Rechtgläubigkeit betont. Manche Christen haben Angst, dass Lehre und Lebensführung nicht ernst genommen würde, wenn man «nur» die Liebe betont. Ist es – biblisch – nicht umgekehrt: aus der Liebe, aus der vertrauensvollen Beziehung mit Gott, wächst die Erkenntnis? Rechte Lehre hilft nur so viel, wie sie zu dankbarer und befreiter Liebe zu Gott und den Mitmenschen führt.

BeängstigendEine Auswirkung dieser biblischen Grundlegung, die Wesley wieder ent-deckt hat, ist die Kraft der Liebe, sich nicht einschüchtern und von Angst

überwältigen zu lassen, weder kirch-lich noch gesellschaftlich. Politisches Geschehen in diesen Tagen (z.B. Nach-richten Mitte Juli aus der Ukraine oder aus dem Nahen Osten) oder ge-sellschaftliche Fragen (z.B. ethische Fragen zum Anfang und Ende des Le-bens, zu Ehe und Sexualmoral) kön-nen beängstigen. Vielen Dingen um uns herum sind wir ausgeliefert, ohne sie beeinflussen zu können.

Liebe entdeckt Ritzen und Spielräume

HoffnungsvollDoch die Kraft der Liebe entdeckt in menschlichen Beziehungen immer neue Ritzen und Spielräume, die sie nutzen kann, um Freude und Hoff-nung zu säen. Und sie hat Augen für das Gute, das sie fördern und stärken

kann. «Furcht ist nicht in der Liebe, nein, die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.» (1. Johannesbrief 4,17–18) Das sind starke Worte, die er-mutigen, die unbändige Kraft der Liebe zu entdecken und zu nutzen. Wer sich tatsächlich das Doppelgebot der Liebe zum grossen Ziel seines Le-bens gemacht hat, weil er sich selber von Gott geliebt weiss, bringt Hoff-nung in diese Welt und schätzt das wert, was Gemeinschaft aufbaut. Ich wünsche mir noch viele solche Men-schen in unseren Gemeinden.

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Anne und Simon Barth koordinieren Projekte in Bolivien, Chile und Argentinien

«Die Dankbarkeit für unsere Arbeit m acht uns Mut»Von Anne und Simon Barth

Im Februar waren Anne und Simon Barth im Auftrag von Connexio nach Bolivien ausgereist. Inzwischen ha-ben sie ihre Arbeit aufgenommen und erste Kontakte geknüpft.

Neulich hat es Bolivien mehrmals in die Schweizer Nachrichten geschafft – nicht unbedingt mit politisch hoch-trabenden Themen, eher mit prakti-schen und auch belustigenden Neuig-keiten. Zum Beispiel durften wir Ende Mai hier in La Paz die längste urbane Gondelbahn der Welt einweihen. Sie verbindet das tiefergelegene Stadtzen-trum mit der Nachbarstadt El Alto und soll die Arbeitswege der Menschen, die bisher mit Bussen im Stau stan-den, drastisch verkürzen.

Umgestellte UhrEine andere Schlagzeile, die zu lesen war, lautete «Boliviens Uhren ticken anders» («Tagesanzeiger» vom 26.6.2014), weil neuerdings die Uhr auf dem Parlamentsgebäude in La Paz links herum geht. Mit dem Ziel die bo-livianische Kultur und das Bewusst-sein zu stärken, nicht von der Nord-halbkugel abhängig zu sein. Man mag

von dieser Aktion denken, was man will. Dass aber hier die Zeit eine an-dere Dimension hat als in der Schweiz, das können wir nur unterschreiben.

Nach und nachNachdem wir im Februar nach Boli-vien ausgereist waren und in Cocha-bamba unser Spanisch auffrischten, wohnen wir nun seit Anfang Mai in unserem definitiven Zuhause in der welthöchsten Hauptstadt. Und seither ticken auch unsere Uhren anders. Denn sich in einer fremden Stadt zu-recht zu finden, ein Haus einzurich-ten, ein Auto zu kaufen, Schulen für die Kinder zu finden, ein Visum zu be-antragen, das braucht Zeit. Und in Bo-livien sowieso. «Poco a poco» («na-disna») werden aber unsere langen To-do-Listen kürzer. Wir fühlen uns in unserem Haus im Süden der Stadt wohl, und es stellt sich so etwas wie Alltag ein.

Projekte kennenlernenDazu trägt auch unsere Arbeit für die methodistischen Kirchen von Argen-tinien, Bolivien und Chile bei. Im Juni durften wir unseren Stellenvorgän-ger, Lukas Fankhauser, für die defini-tive Stabsübergabe bei uns empfan-

gen. Zusammen mit einer Delegation des Lateinamerika-Ressorts von Con-nexio besuchten wir in allen drei Län-dern die über 20 Projekte, die wir ko-ordinieren. Wir lernten die Projektverantwortlichen aber auch Betroffene kennen, die von der Arbeit der jeweiligen methodistischen Kir-chen profitieren.

«Orbra rural» in ChileWir reisten zum Beispiel in eine der ärmsten Regionen im Süden Chiles nahe der Stadt Temuco. Dort unter-stützt Connexio die «Obra rural» (Ar-beit im landwirtschaftlichen Umfeld) der methodistischen Kirche von Chile. Dieses Projekt hat heute den Fokus auf der Bewahrung der Kultur der Ma-puche. Im Rahmen der Schule und in Workshops werden diesem indigenen Volk, das im heutigen Chile und Ar-gentinien lebt, Know-how, Sprache und althergebrachte Traditionen ver-mittelt. Wichtig ist dieses Projekt für die Betroffenen, weil es nebst dem kultu-rellen Gewinn auch zur Selbstversor-gung beiträgt, indem zum Beispiel in Frauen-Workshops hergestellte Pro-dukte wie Konfitüre, Heilmittel, Shampoo oder Seife verkauft werden.

CONNEXIO

Begegnungen: Anne und Simon Barth besuchten die Projekte - und lernen verstehen, wie in Süd-amerika die Uhren manchmal anders gehen (Bild Mitte: Parlamentsgebäude in La Paz, Bolivien)

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Besonders erfolgversprechend ist, dass der junge Agraringenieur und Projektleiter der «Obra rural», Roger, nicht nur solide Fachkenntnisse mit-bringt, sondern als Mapuche auch eine hohe Akzeptanz bei den Betrof-fenen geniesst.

Kontakte knüpfenAm Schluss der Reise hatten wir sehr viele Eindrücke, noch mehr Informa-tionen und einen vollen Kopf, aber auch die nötigen Voraussetzungen, um mit unserer Arbeit zu beginnen. Seither stehen wir vor allem mit den bolivianischen Projektleitern regel-mässig in Kontakt und lernen so Schritt für Schritt Leute und Projekte besser kennen. Wir haben auch be-reits Einladungen nach Chile und Ar-gentinien erhalten, um auch dort die Weiterführung der Projekte zu planen und mit den Verantwortlichen in Kon-takt zu bleiben.

Fremde SittenNatürlich ist es eine Herausforderung sich im Jobsharing zu organisieren, die Zuständigkeitsbereiche abzuste-cken, die jeweiligen Arbeits- und Fa-milienzeiten zuzuteilen und das alles in einer uns immer wieder fremden

Kultur. Aber es ist unglaublich berei-chernd, gerade diese manchmal so an-deren Sitten, unausgesprochene Re-geln und Gepflogenheiten besser kennenzulernen – und damit auch sich, seine Gewohnheiten und seine Herkunft. Die Dankbarkeit für unsere Arbeit – sei es aus der Schweiz oder von hiesigen Leuten – macht uns Mut für alles, was kommt!

Wichtige WahlenGespannt sind wir, was sich kirchen- und staatspolitisch in Bolivien in den nächsten Monaten tun wird, da Ende Jahr sowohl Präsidentschaftswahlen für das Land als auch Bischofswahlen für die methodistische Kirche anste-hen. Es gilt zu hoffen und zu beten, dass für beide Ämter die «richtigen» Personen an die Macht kommen. Jene, die nicht ihre eigenen Interessen ins Zentrum stellen, sondern das der Menschen in Land und Kirche, unab-hängig von Abstammung und sozia-ler Schicht.

Anne und Simon Barth koordinieren Projekte in Bolivien, Chile und Argentinien

«Die Dankbarkeit für unsere Arbeit m acht uns Mut»

CONNEXIO

ZUR PERSON

CONNEXIO UNTERSTÜTZEN

Anne und Simon Barth sind im Fe-bruar 2014 mit ihren drei Kindern Mia, Sophie und Jonathan nach Bolivien ausgereist und leben in La Paz, Bolivien. Sie begleiten und koordinieren in den nächsten Jah-ren Projekte der Methodistenkir-chen in Bolivien, Argentinien und Chile. Zurzeit sind sie daran, die verschiedenen Projekte und vor allem auch die Menschen in Boli-vien zu besuchen und kennen zu lernen.

EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, PC 87-537056-9IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9

Delegation: Simon Barth (ganz links) mit Lukas Fankhaus (3. v.r.), einigen Personen des Ressorts Lateinamerika von Connexio und Verantwortlichen des Mapuche-Projekts in Chile.

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THEMA

In der «SchöpfungsZeit» Städte und Siedlungen neu entdecken

Reichlich Wohnraum in BallungszentrenVon Sigmar Friedrich

«Gemeinsam daheim» – und für ein-mal geht es nicht um die Integration von Menschen, die aus anderen Län-dern in die Schweiz kommen. Die «SchöpfungsZeit» lädt ein, die Viel-falt von Pflanzen und Tieren zu ent-decken, die in Siedlungen und Städ-ten mit Menschen zusammen leben.

Am Anfang der Bibel wird erzählt, wie Gott den Menschen geschaffen hat. Er gibt ihm den Auftrag, die Erde «zu bebauen und zu bewahren» (Gen 2,15). In der Zeit, in der diese bibli-schen Erzählungen entstanden, war die Welt weithin «Wildnis»: wilde Tiere und Naturkatastrophen bedroh-ten menschliches Leben. Erst nach und nach verschwand in einer langen Siedlungsgeschichte immer mehr «Wildnis». Siedlungen entstanden. Die älteste Siedlung der Schweiz in Gäch-lingen wurde um 5400 v.Chr. erbaut.

Orte der HoffnungWar lange die Frage, wie sich der Mensch in dieser «wilden» Umwelt be-

haupten kann, wird heute umgekehrt gefragt, wie Pflanzen und Tiere neben dem Menschen noch überleben kön-nen. Nahezu ungebremst wird die Schweiz seit den 50er Jahren des letz-ten Jahrhunderts zersiedelt oder in-tensiv landwirtschaftlich genutzt. Rund ein Drittel der in der Schweiz le-benden Arten sind daher bedroht. Hoffnung wecken in jüngster Zeit aus-gerechnet die Orte, die am deutlichs-ten für das Ende der Natur zu stehen scheinen: die Städte, besonders die Grossstädte.

Die Schweiz wird ungebremst zersiedelt

StadtbewohnerWer an einem warmen Spätsommer-tag die Gelegenheit hat und nutzt, die Mahlzeit draussen zu sich zu nehmen, weiss: gleich sind viele «Mitesser» da. Fliegen, Wespen, Spatzen, Tauben, wo Wasser in der Nähe ist auch Schwäne und Enten. Die Vielfalt der Tiere und Pflanzen ist in den Städten und Sied-lungen aber viel grösser.

Schwalben, Falken, Amseln, Füchse, Marder, Dachse, Schmetter-linge, Libellen, Fische: Zu rund 900 Tierarten in der Stadt Zürich gibt es Untersuchungen zu Vorkommen und Verbreitung, die Gesamtzahl dürfte aber deutlich höher liegen. Mit rund 1200 Pflanzenarten, die in der Stadt Zürich leben, sind 40% aller in der Schweiz lebenden Pflanzenarten in Zürich zuhause. Darunter auch viele, die auf der Liste der bedrohten Arten stehen. In anderen Städten zeigt sich ein ähnliches Bild. Der Artenreichtum in den Städten ist im Vergleich zur Fläche überdurchschnittlich hoch. Der Artenreichtum nimmt ausserdem mit der Grösse der Stadt eher zu.

WohnräumeWas sind die Gründe für diesen Ar-tenreichtum? Die Städte bieten auf en-gem Raum eine grosse Zahl unter-schiedlicher Lebensräume: mit Bäumen und Pflanzen in Parks und Gärten, Nistplätzen an Kirchtürmen oder Hochhäusern, mit Gärten, Wei-hern, Komposthaufen, Unterführun-gen und mehr. Ausserdem werden

Vielfalt: Bisweilen dank menschlicher Hilfe finden sich in Städten unterschiedliche Lebensräume nahe beieinander.

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THEMA

viele Flächen in der Stadt nicht inten-siv gedüngt oder wirtschaftlich ge-nutzt. Es gibt daher magere, trockene und warme Flächen. Alte, höhlenrei-che Bäume bleiben stehen.

Magere, trockene, warme Flächen

EinheitsgrünDer Druck auf diese vielfältigen Le-bensräume steigt auch in der Stadt: Alte Gärten weichen neuen Wohnun-gen. Grünflächen werden mit Zierra-sen besät. Kirschlorbeerhecken erset-zen mit ihrem Einheitsgrün vielfältige Sträucher. Der Kirschlorbeer freut dann wie-der die Wespen. Sie gehören zu den wenigen Tieren, die sich darin durch-aus wohl fühlen. Auch wenn ich mein Mittagessen nicht gerne mit ihnen teile, was sie an «Abfall» wegschaffen ist doch immer wieder erstaunlich!

AmtsgeschäfteDie Bibel erzählt, dass Gott den Men-schen als «Herrscher» eingesetzt hat

MEHR ERFAHREN

Artenvielfalt inZürich: http://is.gd/vielfalt_zhMünchen: http://is.gd/vielfalt_m

Wildschweine in Berlin (Film)

http://is.gd/wild_b

Bücher:Stefan Ineichen, Max Ruckstuhl (Hrsg.)Stadtfauna. 600 Tierarten der Stadt Zürich, CHF 40.90

Josef H. ReichholfStadtnatur: Eine neue Heimat für Tiere und Pflanzen, CHF 37.90

(Gen 1,28). Die Aufgabe des Königs war es, seine Unterta-nen gegen alle Bedrohungen von aussen und innen zu ver-teidigen. Allen hatte er Lebensraum zu schaffen und ihr Lebensrecht zu verteidigen. Es ist eine würdevolle Aufgabe, die Gott uns überträgt. Wer hier verantwor-tungsvoll handelt, dient Gott. Das Motto der diesjährigen «SchöpfungsZeit» bringt Aufgabe und Verheissung dieses Auftrags auf den Punkt: «Gemeinsam daheim» – auch in Städten und Siedlungen.

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Ein Zuhause für «unflügge» Menschen und Tiere

«Gemeinsam Daheim» in Gottes NäheVon Rahel Arn

Voll Sehnsucht verlangt die Psalm-beterin in Psalm 84 nach einem Da-heim bei Gott. Sie wird es finden, weil auch Tiere dort ein Zuhause gefun-den haben. Hier sind Mensch und Tier «gemeinsam daheim».

«Heimweh nach der Ewigkeit», lautet der Titel eines vergriffenen Buches von Arnold Bittlinger. Das Wort «Heimweh» hat einen besonderen Klang. Das «Weh» tönt Schmerz und Traurigkeit an. Der Wortteil «Heim» benennt den Grund dieses Wehs. Der heimwehkranke Mensch weiss um ein Daheim, wo er geborgen ist. Er kennt einen Ort, wo Leib und Seele sich öffnen können und er voll Freude ist. Aber nun sind «Herz und Leib voll Flehens», denn fern der Heimat bleibt nur die Sehnsucht.

Vermisste HeimatHeimweh wurde früher oft als «schweizerische Krankheit» bezeich-net. Denn die Schweizer Emigranten litten an starkem Heimweh, ganz gleich ob sie in Amerika, in Frank-reich oder anderswo Asyl suchten. Sie hatten Heimweh nach den Bergen, der

Natur und ihren Liebsten. Ein wohl al-len bekanntes Beispiel dazu ist die Ge-schichte vom heimwehkranken Heidi.

Sehnsüchtige ChristenWie ist dies heute? Noch nie lebten so viele Flüchtlinge auf unsrer Erde: Menschen, die ein Daheim hatten, nun aber heimatlos sind. Wieviel Sehnsucht nach Haus, Vertrautheit und Geborgenheit lebt in den vielen Heimatlosen unter uns! Sind wir be-reit, ihnen Heimat zu bieten? Im Kir-chengesangbuch der EMK steht ein Satz der Dichterin Ina Seidel: «Nicht Heimat suchen, sondern Heimat wer-den sollen wir.» (Seite 1238) Das Wort «Heimweh» finde ich in der Bibel zwar nicht. Doch drückt «ich sehne mich» oder «mich verlangt nach dir» nicht genau dies aus? Ist Sehn-sucht etwa nicht nur eine typisch schweizerische, sondern eine echt christliche Krankheit?

Suchende WesenPsalm 84 spricht vom umfassenden Sehnen, vom Verlangen nach dem Tempel, dem Ort der Gegenwart und Nähe Gottes. Die Weggefährten in Psalm 84 sind ganz kribbelig vor Er-wartung. Sie freuen sich auf die Erfül-

lung, die sie in ihrer persönlichen Be-ziehung zu Gott erfahren: «mein König, mein Gott!» Der Psalm geht jedoch über diese individuelle Ebene hinaus. Er weitet den Horizont. Denn mit uns leben un-zählige Wesen, die ebenso wie wir nach einem Ort der Geborgenheit ver-langen. Sucht nicht jedes Wesen, Mensch oder Tier, die «Nestwärme»?

Kribbelig vor Erwartung

Selbständige TiereVom früheren Besitzer der Mosterei erzählt man, dass er oft so betrunken war, dass er seinen Pferdewagen nicht mehr zu lenken vermochte. Doch das Pferd fand den Stall. Es wusste, wo-hin es gehörte. Viele Tiere leben ohne menschliche Fürsorge. Sie bauen sich selbst ein «Haus», ein Nest, eine Höhle, einen Ort der Geborgenheit. Der Psalmist besingt dieses Wun-der der Natur: «Ja, der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest, ihre Jungen darin zu bergen.» Nicht nur das Individuum, nein, die ganze Vogelfamilie findet die nötige Fürsorge in ihrem «Haus». In Psalm

Wohnraum: «Auch die Schwalbe hat ein Nest gefunden für ihre Jungen.»

THEMA

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THEMA

102,8 wird ein Mensch, der unglück-lich und allein ist, mit «einem einsa-men Vogel auf dem Dach» verglichen. Die Schwalbe hat es gut. Sie hat im Gemäuer des Tempels ein Nest gebaut – «drin ihre unflüggen Jungen sie legt», wie Buber/Rosenzweig überset-zen.

Die Schwalbe hat es gut

«Unflügge» MenschenMenschen und Tiere brauchen ein Da-heim, besonders wenn sie «unflügge» sind. Wir Menschen sind nicht nur «unflügge», d.h. ohne Kraft und ohne Schutz, wenn wir Kinder sind, son-dern während unsres ganzen Lebens. Wir hungern nach Gemeinschaft und haben zutiefst ein Verlangen nach Gott. Dieses Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit verbindet uns mit allen Tieren, ja mit der ganzen Schöp-fung. Wir Menschen bekamen von Gott den Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Nicht Heimat suchen, son-dern Heimat werden sollen wir. Diese Heimat sollen wir nicht nur dem Mit-menschen geben, sondern auch der Schwalbe und ihrem Nachwuchs und

der gesamten bunten Vielfalt unserer Tiere und Pflanzen.

Fürsorgender GottWeil wir Christen um Geborgenheit und Fürsorge in Gottes Nähe wissen, können wir nachfühlen, was Jesus meint, wenn er sagt: «Kauft man nicht fünf Spatzen für zwei Groschen? Und doch kümmert sich Gott um jeden ein-zelnen von ihnen.» (Lukas 12,6) Getrost können wir den Satz von Ina Seidel so erweitern und sagen: Heimat dürfen wir suchen und bekommen – Heimat dürfen wir auch werden.

PSALM 84,3–4

In Sehnsucht hat sich meine Seele verzehrt in den Vorhöfen des Herrn. Mein Herz und mein Leib waren voll Flehens nach dem lebendigen Gott. Ja, der Vogel hat ein Haus ge-funden und die Schwalbe ihr Nest, ihre Jungen darin zu bergen.Deine Altäre, o Herr der Heer-scharen, mein König und mein Gott. (Übersetzung nach H.Lamparter, Das Buch der Psalmen II)

13Kirche und Welt Nr. 9/2014

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Fortschritte, Rückschritte und Hoffnung beim Milleniumsziel

Weltweite Armut halbierenVon Elisabeth Roser

Die UNO schreibt, dass weltweit die Armut zurückgegangen sei. Ich bin dankbar für alle Gebiete, in denen diese guten Nachrichten zutreffend sind. Gleichzeitig ist allgemein be-kannt: An manchen Orten wächst die Armut immer noch.

Das Milleniumsziels, die Armut bis 2015 zu halbieren, liegt vielerorts in weiter Ferne. Da kann man sich schon hilflos fühlen und denken: Was kön-nen einzelne bewirken und verän-dern?!

Von Jesus verändertDürfen wir unseren Wohlstand nicht geniessen? Sollten wir asketisch le-ben? Nein! Ich denke, das wäre keine nachhaltige Antwort auf die Heraus-forderungen von Armut und Umwelt-bedrohung. Aber wir haben eine Chance, posi-tiv verändernd mitzuwirken! Denn als Menschen, die die Liebe von Jesus er-leben, wollen wir diese weitergeben. Wir sehen an uns selber und an ande-ren, dass durch das Evangelium ver-änderte Menschen hoffnungsvoll wer-

den. Solche Veränderung wird sich in Barmherzigkeit und dem Engagement für mehr Gerechtigkeit äussern. Mit Gottes Hilfe.

Inspirierende KonferenzLetztes Jahr besuchte ich die StopAr-mut-Konferenz. Ich wurde motiviert. Dieses Jahr findet am 18. Oktober eine weitere StopArmut-Konferenz statt. Wenn Sie auch zu denen gehören, die Armut nicht hinnehmen als etwas, das es halt einfach gibt oder das wir nicht ändern können, dann sind Sie an der StopArmut-Konferenz genau richtig.• Hier werden Sie informiert: kompe-

tent und engagiert.• Hier werden Sie ermutigt: viele

Christen arbeiten zusammen und kommen gemeinsam dem Auftrag nach, der sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel zieht.

• Hier werden Sie inspiriert, was Sie in Ihrem Umfeld, im Büro, beim Einkaufen, als Arbeitgebende und Arbeitnehmende konkret gegen die Armut beisteuern können.

Die gleichen AnliegenDie Anliegen von StopArmut bewegen auch uns im Ausschuss «Kirche und

KIRCHE UND GESELLSCHAFT

Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Schöpfungsgebet

Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da»(Ex 3,14 nach der Einheitsübersetzung)

Du, Jahwe,bist das Samenkorn, das Hoffnung trägt,bist der Regen, der wachsen lässt,bist die Sonne, die Wärme schenkt.

Du, Jahwe, bist der Bauer, der erschafft,bist die helfende Hand, die pflegt,bist die Nacht, die ruhen lässt.

Du, Jahwe,bist der Windhauch, der die Ähren streichelt,bist die Kraft, die wachsen lässt,bist das Reifen, das zur Vollendung drängt.

Du, Jahwe, schenkst uns neues Leben,schenkst uns Zuversicht und Geborgenheit.Du bist das Brot des Lebens.

André Töngi

StopArmut: Die Konferenz in Biel will informieren, ermutigen und zu eigenem Engagement inspirieren.

14 Kirche und Welt Nr. 9/2014

Page 15: Kirche und Welt 09/2014

Fortschritte, Rückschritte und Hoffnung beim Milleniumsziel

Weltweite Armut halbieren

KIRCHE UND GESELL-SCHAFT

Gesellschaft». Das hätten wir an der Konferenz in Biel mit einem EMK-Stand zeigen können. Aber lieber la-den wir Sie herzlich ein, selber an der Konferenz teilzunehmen. StopArmut verfolgt den gleichen Auftrag wie er z.B. in den «Sozialen Grundsätzen der EMK» mit anderen Worten formuliert ist. Im Kern sind es die gleichen An-liegen: «StopArmut bringt einen dynami-schen Prozess auf zwei Ebenen in Gang: 1. Christen werden bezüglich des in-

tegralen und weltweiten Auftrages der Kirche gegenüber bedürftigen und unterdrückten Menschen in-formiert und sensibilisiert. Sie wer-den gefördert, sich in einem Geist des Dienstes und des Gebetes für eine gerechte, menschenwürdige und sichere Welt zu engagieren.

2. Nationale und internationale Ent-scheidungsträger aus Politik und Wirtschaft werden beeinflusst, da-mit sie ihre Verpflichtung gegen-über der Umsetzung der Millenni-umsentwicklungsziele wahrneh- men und so dazu beitragen, die weltweite Armut bis 2015 zu hal-bieren.» (Pressemappe zur Konfe-renz 2012)

Dazu aus den Sozialen Grundsätzen der EMK (IV. E) Armut): «Trotz des allgemeinen Wohlstands in den Industrienationen lebt die Mehrheit der Weltbevölkerung in Ar-mut. Um Grundbedürfnisse wie Nah-rung, Kleidung, Obdach, Bildung, Ge-sundheitsversorgung ... zu befriedi- gen, müssen Wege gefunden werden, die Ressourcen der Welt gerechter zu verteilen. ... Als Kirche sind wir auf-gerufen, die Armen zu unterstützen und die Reichen herauszufordern.»

NICHT VERPASSEN

StopArmut-UmweltkonferenzSamstag, 18. OktoberChristuskirche, Poststrasse 28, Biel9:00–17:00 UhrMit Dominic Roser (Universität Ox-ford), Mirjam Gasser (WWF), Co-lin Jackson und Dave Bookless (A Rocha International), Workshops und ErlebnismesseMehr Informationen unter

www.stoparmut2015.chVerpassen Sie nicht, sich anzu-melden! Letztes Jahr war die Ta-gung frühzeitig ausverkauft.

15Kirche und Welt Nr. 9/2014

Page 16: Kirche und Welt 09/2014

Ein Gespräch über die «Begegnungstage für Senioren» in Interlaken

«Älter zu werden bietet eine Chance, Neues zu wagen»Von Susanne Vögeli

Das Team für die «Begegnungstage für Senioren» in Interlaken erfährt einen Wechsel. Susanne Vögeli sprach mit den Teammitgliedern.

Elsi, zusammen mit Georgette Hunziker und Ernst Gisler hast Du im Herbst 2008 mit den «Begegnungstagen für Se-nioren» gestartet. Inzwischen zählt die-ses gesamtkirchliche Angebot zu den «Klassikern». Was sind die Gründe für den Erfolg?E. Altorfer: Viele ältere Menschen schätzen ein Seminar, das ihnen geistliche Impulse für die Lebensge-staltung in den späteren Lebensjah-ren gibt. Hier können sich Teilneh-mende, die alle eine reiche Lebenserfahrung mitbringen, in gu-ter Gemeinschaft begegnen. Deshalb ist nebst Referaten und Feiern genü-gend Zeit für persönliche Gespräche und Austausch in Gruppen einge-plant. Im ganzen Programm ist der seelsorgerliche Aspekt tragend. Auch die vertrauten Lieder, die für viele kostbares Glaubensgut sind, haben

hier ihren Platz. Die Dauer von drei Tagen und die Thematik der Seminare sind offenbar für viele passend.

Welches Publikum sprecht Ihr vor allem an?E. Altorfer: Anfangs hatten alle Teil-nehmenden die Pensionierung bereits hinter sich und schätzten es, sich in einer guten Atmosphäre mit einem Thema auseinanderzusetzen. Inzwi-schen hat sich das Publikum verjüngt. Es nehmen auch Personen teil, die sich noch im Arbeitsprozess befinden. Verantwortliche in der Arbeit «Leben 55 plus» erwarten Anregungen für ih-ren Dienst in der Gemeinde.

Walter, Du hast mit deinen einfühlsa-men Andachten und als Workshopleiter mitgewirkt. Wie unterscheidet sich das Intensivseminar von anderen Angebo-ten für ältere Menschen? W. Gaberthüel: Dieses dreitägige Se-minar ist kein Ferienangebot im klas-sischen Sinn. Vom Team wird ein Pro-gramm zusammengestellt, das einerseits hilfreiche Bibelarbeiten, Bildmeditationen, Interviews, Filme

und thematische Vorträge enthält. An-dererseits bleibt Zeit, sich in Gruppen mit der Thematik auseinanderzuset-zen.

Margrit, Du hast die musikalische Be-gleitung während der Begegnungstage gewährleistet und warst in Deiner un-aufdringlichen und seelsorgerlichen Art den Teilnehmenden immer nahe. Was soll Interessierte überzeugen sich anzu-melden?M. Gaberthüel: Wir Menschen brau-chen ein Gegenüber. Gerade in der dritten und vierten Lebensphase ist es wichtig, einander zu erzählen, zu-zuhören, Anteil zu nehmen und Bezie-hungen zu pflegen. Die Begegnungs-tage bieten die ausgezeichnete Gelegenheit, aus der Distanz das ei-gene Alltagsleben neu zu reflektieren, die Beziehung mit Gott zu vertiefen, Wertschätzung weiterzugeben und zu empfangen und Altlasten loszuwer-den. Das Älterwerden bietet eine Chance, Neues zu wagen.

Margrit und Walter Gaberthüel überge-ben ihren Stab. Mit Hanna Wilhelm und

LEBEN 55 PLUS

Gemeinsam: Elsi Altorfer, Andreas Steiner und Hanna Wilhelm (v.l.n.r.) bereiten die Begegnungstage vor.

16 Kirche und Welt Nr. 9/2014

Page 17: Kirche und Welt 09/2014

LEBEN 55 PLUS

Andreas Steiner sind zwei kompetente Pfarrpersonen «im Boot». Was war Eure Motivation, diese Aufgabe zu überneh-men? Wo seht Ihr Euren Beitrag?H. Wilhelm: Nach einer gewünschten Zeit ohne Aufgaben in gesamtkirchli-chen Gremien freue ich mich, hier meine Gaben einzubringen. Selber im Alter «55 plus» mache ich mir hie und da Gedanken über das Älterwerden. Meine Erfahrungen aus der Spital- und Gemeindearbeit im Umgang mit Menschen dieser Alterskategorie gebe ich gerne weiter. Andererseits lerne ich von Menschen, wie sie ihr Älter-werden gestalten.A. Steiner: Mit Menschen im Alter «55 plus» ein Stück Weg gehen, über Lebenserfahrungen ins Gespräch zu kommen und über ihre Visionen und Ziele auszutauschen, finde ich sehr spannend. Ich sehe meinen Beitrag im Team darin, geistliche Themen aufzu-nehmen, die im Alltag relevant sind und umgesetzt werden können.

Andreas, Du bist noch weit entfernt von den eigenen Erfahrungen im Altersseg-ment «Leben 55 plus». Was für Visionen

trägst Du für die Menschen ab 55 in Dir?A. Steiner: Gott begegnet Menschen in jedem Lebensalter und jeder Le-benssituation. Dadurch erleben sie Veränderung und Motivation für Got-tes Sache. «Leben 55 plus» heisst nicht, sich langsam aus der Reich-Got-tes-Arbeit auszukoppeln und in den «Glaubensruhestand» zu gehen. Glau-bens- und Lebenserfahrungen wollen in die Gemeinden und in die Gesell-schaft eingebracht werden, auf dass die Welt verändert wird. «Noch im ho-hen Alter tragen sie Frucht. Voller Saft und Kraft werden sie sein. So werden sie verkünden: Der Herr hält sich an seine Zusagen.» (Psalm 92,15). Setzt dieses Bild nicht in Bewegung?

Hanna, Du bist als Spitalseelsorgerin im Bethesda täglich mit alten Menschen im Gespräch. Was ist Dir ein Anliegen?H. Wilhelm: Die Dinge, die einem wichtig und wertvoll sind zu gestal-ten und nicht zu verschieben. Freund-schaften und Kontakte suchen und pflegen, damit es zu einem Nehmen und Geben kommen darf. Sich auch

mit dem Gedanken des Lebensendes beschäftigen: was will ich? was will ich nicht? Und das z.B. in einer Pati-entenverfügung festhalten.

Ich danke Euch allen für Euer Enga-gement im Blick auf diese wichtige Aufgabe zugunsten unserer älteren Interessierten!

WANN UND WO?

Begegnungstage «Leben 55 plus»:Wann: Fr.–So., 5.–7. Dezember 2014Wo:Hotel Artos in InterlakenThema: «hinschauen – loslassen – gewin-nen». Einladungsprospekte liegen in den Gemeinden auf oder können ange-fordert werden bei: E. Altorfer, Gottfried Keller-Str. 63 B, 8400 Winterthuroder [email protected]

17Kirche und Welt Nr. 9/2014

Page 18: Kirche und Welt 09/2014

LESEDEGUSTATION

Zwei neue Bücher zum Philipperbrief

Gott nach unten folgenVon Stefan Zürcher

Dass aus der Feder desselben Autors zeitgleich ein Kommentar und ein Pre-digbändchen zu ein und derselben neutestamentlichen Schrift erschei-nen, ist bemerkenswert. Christoph Schlueps Bücher sind sehr empfeh-lenswert für alle, die weiter denken und glauben.

Mit «Der Philipperbrief / Der Phi-lemonbrief» ist ein weiterer Band der Kommentarreihe «Die Botschaft des Neuen Testaments» erschienen. Er stammt aus der Feder von Christoph Schluep-Meier, Pfarrer der EMK Zü-rich 4. Gleichzeitig mit dem Kommen-tar veröffentlichte er das Predigt-Bändchen «hinunterfolgen. Predigten zum Philipperbrief für Menschen, die dort sein wollen, wo Gott ist», das pa-rallel zu diesem entstanden ist. Damit unterstreicht Schluep ein Kernanlie-gen der Kommentarreihe: die Verbin-dung von hoher wissenschaftlicher Qualität auf der Basis des aktuellen Forschungsstandes und textgemässer Interpretation, die Gottes Wort in un-serem Leben lebendig werden lässt, also die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität.

Intime EinblickeDie beiden Hauptteile des Kommen-tars beginnen je mit einer kurzen Ein-leitung in die Situation des Briefes. Eine Besonderheit der beiden Briefe sind die vielen Informationen zum Alltagsleben einer christlichen Ge-meinde und zum Verhältnis zu Pau-lus, dem in Rom inhaftierten Gemein-degründer. In der Auslegung versteht es Schluep, den Blick der Lesenden auf die geradezu intime Seite zu len-ken, die die Briefe uns von Paulus zei-gen – seine Hoffnung, Angst, Verza-gen, Mut, Liebe, Enttäuschung, Fürsorge. Die Zusammenfassung nennt noch einmal die wesentlichen Themen: Freude als Leitmotiv, die Überfülle der Gaben Gottes, die Ge-meinschaft als Lebensgrundlage, die Niedrigkeit als Charakteristikum christlicher Existenz.

Inspirierender KommentarMit diesem Kommentar ist Christoph Schluep-Meier ein praktisches Hilfs-mittel für die Verkündigungsarbeit von Laien und Pfarrpersonen gelun-gen. 200 übersichtlich gegliederte, gut lesbare Seiten, die am biblischen Text dran bleiben, seine Fragen auf-nehmen, Antworten geben – Fragen

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 10/2014:15.9.14

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1,10–11 knipser5, pixelio.deS.2 Löffler, gemeindebrief.deS.3,7,16 KuWS.3 Jason Eppink, flickr.comS.4 G.Dörr, A.PapageorgiouS.8–9,22,23 zVgS.12–13 Rolf Handke, pixelio.deS.14–15 Angela Sevin, flickr.comS.18–19 Stepanov, photoXpress.comS.24 Paul Jeffrey

18 Kirche und Welt Nr. 9/2014

Page 19: Kirche und Welt 09/2014

LESEDEGUSTATION

schaft mit der Frage konfrontiert: «Weichst du aus?» (43) oder «Stehst du zu deinem Glauben, auch wenn es et-was kostet?»

DIE BÜCHER

Christoph Schluep-Meier«Der Philipperbrief / Der Philemonbrief»Die Botschaft des Neuen Testa-ments, CHF 24.90 inkl. MwSt.1. Auflage 2014, kartoniert14,5×22,0 cm / ca. 208 SeitenISBN 978-3-7887-2803-8 Neukir-chener TheologieErhältlich z.B. bei Jost AG in Bern:

www.theologische.ch

Christoph Schluep-Meier«Hinunterfolgen. Predigten zum Philipperbrief für Men-schen, die dort sein wollen, wo Gott ist» CHF 15.– inkl. MwSt.1. Auflage 2014, kartoniert / 116 SeitenISBN 978-3735719287 Books on Demand 2014 Das Buch kann beim Autor bestellt werden ([email protected])

Verstorben

Ruth Sigrist (96)Eschlikonam 19.6.2014

Oswald Hunziker (90)Bernam 22.6.2014

Heidi Braun (85)Rhein-Bodensee am 1.7.2014

Frieda Dänzer (97)Frutigenam 15.7.14

Annelies Grauwiller (84)Liestalam 16.7.2014

Ernst von Siebenthal-Krebs (85)Bülach-Oberglattam 29.7.2014

Peter Zeller (90)Region Oberaargauam 29.7.2014

Elsbeth Jost-Ritter (90)Gelterkindenam 30.7.2014

Emma Christen-Wyssen (92)Region Oberaargauam 31.7.2014

Eiserne Hochzeit

Maria und Adolf Graber am 17. September 2014

Wir gratulieren herzlich und wünschen Gottes Segen

65 Jahre

aber auch offen lassen, wo es keine Antworten gibt –, und zum Abschluss jedes Abschnitts zusammenfassende Gedankenanstösse anbieten. Es macht Freude, diesen Kommentar zu lesen – auch am Stück – und sich mit seiner Hilfe vom biblischen Text inspirieren zu lassen!

Befruchtende PredigtenIm Vorwort des Kommentars schreibt Schluep im Blick auf unsere heutige Situation: «Die Zeit der grossen theo-logischen Würfe und Diskussionen ist vorbei… Wichtiger geworden sind in-dessen die Beziehungen, das alltägli-che Miteinander, das nicht so sehr vom Credo bestimmt ist, sondern vom persönlich erfahrenen und gelebten Glauben. Das ist die Welt der beiden Briefe, und hier können sie uns be-fruchten, ermutigen, ermahnen, wei-sen und leiten.» (8) Sich befruchten lassen – was der Wissenschaftler Schluep vorschlägt, tat der Prediger Schluep gleich selber. Ergebnis ist eine Sammlung von 14 zum – im dop-pelten Sinn – Weiter-Denken und Wei-ter-Glauben anregenden Predigten. Mutig hält er uns immer wieder einen Spiegel vor Augen, etwa wenn er uns als Teil einer leidensscheuen Gesell-

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Page 20: Kirche und Welt 09/2014

20 Kirche und Welt Nr. 9/2014

INSERATE

Zeit für ein Lächeln

Glauben, wachsen, leben,Ruhe finden und sich erholen.

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Hofenstrasse 41, 8708 Männedorf Telefon 044 921 63 11, [email protected]

Hotel Artos InterlakenMeditatives Malen

Dazu gehören – Texte der Bibel, Farbe und Pinsel helfen uns, den Chancen einer Gemeinschaft, zu der ich gehöre, nachzuspüren. Begegnungen mit

Bibeltexten, die in jeder Person unterschiedliche innere Bilder hervorrufen. Experimentelles Malen an Wänden, Austausch in der Gruppe.

31. Oktober bis 2. November 2014 mit Christa und Gunnar WichersPreis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 272.–; Doppelzimmer CHF 464.–;

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Geistige Fitness dank GehirnjoggingWas wollte ich im Keller? Wo habe ich meine Schlüssel hingelegt? Kommt

Ihnen diese Situation bekannt vor? Ihr Gehirn ist trainierbar. Sie werden sehen, Übung macht nicht nur den Meister, sondern sogar Spass!

23. bis 28. November 2014 mit Ruth BaurPreis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 535.–; Doppelzimmer CHF 940.–;

Kurskosten CHF 150.– pro Person

TrampolinkursRückengymnastik wie auf Wolken bringt Schwung in den Alltag –

Mit dem hochelastischen Trampolin geben Sie Ihrem Leben neuen Schwung. Das Schwingen auf dem Trampolin macht Spass, stärkt und entspannt

die gesamte Körpermuskulatur. Mit kleinem Zeitaufwand werden Sie fit.28. bis 30. November 2014 mit Dr. med. Elisabeth Maurer

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Weihnachten und NeujahrHaben Sie sich schon Gedanken gemacht wo und wie Sie die Festtage

verbringen werden? Wir laden Sie herzlich ein, Weihnachten und Neujahr im Hotel Artos zu geniessen. Diverse weihnächtliche Konzerte, Bildvorträge

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Verlangen Sie unsere Dokumentation.Die uns anvertrauten Gelder dienen der Finanzierung von Bauvorhaben und Projekten der EMK.

Evangelisch-methodistische Kirche in der SchweizBadenerstrasse 69 - Postfach 1344 - CH-8026 ZürichTel. 044 299 30 81 - [email protected]

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Page 21: Kirche und Welt 09/2014

KURZ NOTIERT

Mit einem Camp-Festival hat die EMK in Eurasien Anfang August in der Nähe von Woronesch (südliches Zentralrussland) ihr 125-jähriges Jubiläum gefeiert. Angesichts der bri-santen politischen Lage in der Ost-Ukraine und dem benachbarten süd-lichen Zentralrussland war es ein besonderes Ereignis, dass bei dem Festival auch eine Gruppe aus der Ukraine teilnahm. Nach dem Bericht des für Eurasien zuständigen EMK-Bischofs, Eduard

Khegay, ist die Lage in der Ost-Ukra-ine von «Krieg, Leid und viel Unsi-cherheit» geprägt. Dort befinden sich zwei Gemeinden in Lugansk und Krasnoarmeisk in der Nähe von Donezk mitten im Krisengebiet. Das Kirchengebäude der Lugansker Ge-meinde ist durch einen Bombentreffer in der Nachbarschaft schwer in Mit-leidenschaft gezogen worden. Bischof Khegay bittet um Gebet. Gleichzeitig weist er auf die Aufbrü-che hin, die in dieser Situation hoff-

nungsvolle Zeichen setzen. Er bekräf-tigt die methodistische Berufung: «Als Methodisten lassen wir uns vom Geist Gottes bewegen und führen. Wo Menschen leiden und Hilfe benötigen, sind wir da, um Nahrung und Wasser zu bringen und neue Gemeinden zu gründen.»

Quelle: Klaus Ulrich Ruoff, emk.de

Mit den Klängen von Händels «Halle-luja» wurde der Gottesdienst zum 100-Jahr-Jubiläum der EMK in der Elfenbeinküste eröffnet. Tausende Methodisten aus dem ganzen Land versammelten sich um Gott zu prei-sen. Freude, Farben, Musik und Ge-sang prägten die Feier. Der Bischof der EMK in der Elfenbeinküste, Ben-

jamin Boni, lud die Methodisten ein «Hinauszufahren aufs Wasser und die Netze auszuwerfen», nach Lukas 5,4, dem Thema der 100-Jahr Feier. Auch eine Anzahl ausländischer Delegatio-nen war eingeladen. Der Bischofsrat war durch Bischof Patrick Streiff vertreten. Aus der Jährlichen Konfe-renz Schweiz-Frankreich-Nordafrika

nahmen Joseline-Miélissa Waechter (Paris) und Daniel Nussbaumer teil. Alle kamen zusammen, um Gottes Treue zu feiern. Möge Gott seine Kir-che in der Elfenbeinküste und auf der ganzen Welt segnen.

Quelle: EMK-News

Fünf Gemeindeglieder der EMK Bregenz besuchten im Juli die EMK-Gemeinde in Szolnok und Abony, Ungarn. Dort unterstützten sie unter anderem die Roma-Gemeinde in Abony bei der Renovation des Ge-

meindehauses. Die Roma luden die Gäste aus Bregenz in ihre Häuser ein. Einer der Teilnehmer schaut dankbar auf die erlebnisreiche Woche in Un-garn zurück: «Die herzliche und grosszügige Gastfreundschaft der

EMK-Geschwister in Szolnok und ihre Liebe zu den Romas, die sie in Wor-ten und Taten ausdrücken, hat mich beeindruckt und mein Herz berührt.»

Quelle: EMK-News

Die ersten Augusttage haben in Bul-garien erneut schwere Regenfälle mit sich gebracht, die in der Gegend von Mizia, im Nordwesten des Landes, für verheerende Überschwemmungen ge-sorgt haben. Mindestens zwei Perso-nen kamen ums Leben, viele Men-

schen verloren ihr ganzes Hab und Gut. Auch die EMK wurde hart getrof-fen: Das Haus, in dem sich die Ge-meinde regelmässig versammelte, stürzte teilweise ein. Das Gebäude ist so stark beschädigt, dass es nicht mehr repariert werden kann. Die

EMK-Gemeinde von Mizia ist relativ jung. Sie tut eine wichtige missiona-rische Arbeit, gibt es doch in dieser Stadt keine weitere protestantische Kirche.

Quelle: EMK-News

Ost-Ukraine: die EMK im Krisengebiet

Elfenbeinküste: 100 Jahre EMK durch Gottes Treue

Ungarn: Tatkräftige Hilfe aus Bregenz (Österreich)

Bulgarien: EMK-Gebäude von Flut zerstört

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Page 22: Kirche und Welt 09/2014

Verwaltungsrat: Die Verantwortlichen aus den fünf deutschsprachigen Jährlichen Konferenzen begleiteten die Arbeit der Theologischen Hochschule Reutlingen.

Der Verwaltungsrat der THR beschliesst seine eigene Auflösung

Zukunftsweisende EntscheidungenVon Christof Voigt

Die Theologische Hochschule Reutlin-gen (THR) bildet Pfarrer/innen der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) für die fünf deutschsprachigen Konferenzen in Österreich, der Schweiz und in Deutschland aus. Diese Konferenzen entsenden Dele-gierte in den Verwaltungsrat der THR, der einmal pro Jahr zusammen-kommt, um sich über die Arbeit in der Hochschule informieren zu lassen, sie zu begleiten und Entscheidungen zu treffen. So war es jedenfalls bisher. Jetzt wird die seitherige Struktur von Grund auf verändert. Pointiert ge-sagt: Der Verwaltungsrat hat seine ei-gene Auflösung beschlossen. Warum das?

Eine grundlegende Veränderung

Zügig angegangenDas zuständige baden-württembergi-sche Ministerium für Wissenschaft verlangt per Gesetz, dass die Berei-che Struktur und Entwicklung einer-seits und Lehre, Forschung und Stu-

dium andererseits klar getrennt werden. Diese Trennung ist Voraus-setzung für die langfristige Aufrecht-erhaltung der staatlichen Anerken-nung. Der THR wird nach der Neustrukturierung sogar die Mög-lichkeit einer unbefristeten staatli-chen Anerkennung in Aussicht ge-stellt. Aus diesem Grund ist die Umstrukturierung kurzfristig und zügig in Angriff genommen und hochschultintern von einer fleissigen Arbeitsgruppe unter Leitung des Vor-sitzenden des Verwaltungsrates, Pfr. Markus Bach, vorbereitet worden.

Voraussetzung für Anerkennung

Ne aufgeteiltWorum geht es im Einzelnen? Für die Aufsicht über Gebäude, Finanzen und Strategie wird ein Hochschulrat und für den akademischen Bereich ein Se-nat eingerichtet, die Zusammenfüh-rung der Arbeit geschieht im Rekto-rat. Die fünf EMK-Konferenzen wer- den zwölf statt bisher 15 Personen in den Hochschulrat entsenden. Dieser wird die formale Kontaktstelle zur EMK sein und das Zusammenwirken

von Kirche und Hochschule in den ge-nannten Arbeitsbereichen stärken.

Einstimmig beschlossenDer Beschluss über dieses Vorgehen wurde nach intensiver Beratung ein-stimmig gefasst. Ein zweiter Be-schluss betraf die Renovierung eines Teils der Studentenwohnungen im Haus Schempp, die seit Jahrzehnten nicht renoviert worden sind. Der Ver-waltungsrat hat die Renovierung ein-stimmig beschlossen. Weitergehende Baumassnahmen wie Barrierefrei-heit, Restaurierung des Essbereiches und Erweiterung der Bibliothek sol-len in den nächsten Jahren in einen Gesamtplan gebracht werden. Die akademische Arbeit ist von die-sen zukunftsweisenden Beschlüssen nicht berührt. Sie wird – auch von studentischer Seite – hoch geschätzt.

THEOLOGISCHE HOCHSCHULE

IMMER AKTUELL

Informationen zur THR finden sie auf der Homepage der Hoch-schule: www.th-reutlingen.deAbonnieren Sie den Newsletter der Theologischen Hochschule!

22 Kirche und Welt Nr. 9/2014

Page 23: Kirche und Welt 09/2014

ZENTRALKONFERENZ

Engagiert: Marjan Dimov mit seiner Frau und den beiden Töchtern.

Aus der Arbeit von Marjan Dimov in Makedonien

Er wollte mehr hörenVon Urs Schweizer

Er trat zum ersten Mal in das einfa-che Haus ein, das aus zwei Räumen bestand. Das erste Zimmer hatte we-der Fensterflügel noch eine Tür und diente vor allem als Abstellraum. Das zweite war ziemlich klein und le-diglich ausgestattet mit einem Bett, einem Tischchen mit Fernsehgerät sowie einer Kochplatte.

Auf dem Bett lag ein junger Mann. Er war geschwächt und sprach nur leise. Aber da war eine Sehnsucht in seinen Worten und noch viel mehr in seinen Augen. Und Marjan Dimov, ein ur-sprünglich aus einer orthodoxen Fa-milie stammender EMK-Pfarrer, ver-stand, dass es der Wunsch seines Gegenübers war, das Leben mit neuen Augen zu sehen – und über den Hori-zont hinaus zu blicken.

Keine Hilfe möglichDer junge Mann stammte zwar aus derselben Stadt, in der Marjan Dimov als Pfarrer tätig war. Ihr erstes Tref-fen hatte aber erst kurz zuvor stattge-funden – und dies erst noch an einem anderen Ort. Marjan Dimov musste in Skopje einige Dinge erledigen, als er

die Mitteilung erhielt, der junge Mann würde in einer Klinik der makedoni-schen Hauptstadt liegen. Er hatte sei-nen Aufenthalt dann so organisiert, dass er den jungen Mann besuchen und näher kennenlernen konnte. Dessen Lage war ernst. Er war schwer an Krebs erkrankt. Als Folge der Krankheit war er gehbehindert. Nur wenige Tage später hatten die be-handelnden Ärzte die Hoffnung auf-gegeben, dem Mann im Rahmen ihrer medizinischen Möglichkeiten noch helfen zu können. Sie hatten ihn nach Hause geschickt. Und dort kam es eben zum Wiedersehen der beiden.

Friede kehrt einNach dem Besuch im einfachen Zu-hause des jungen Mannes entschloss sich Marjan Dimov, ihn künftig min-destens einmal wöchentlich zu besu-chen, um ihm aus der Bibel vorzule-sen und ihm den Heilsweg zu erklären. Durch diese regelmässigen Begegnungen veränderte sich die Si-tuation. Die Krankheit wurde nicht geheilt. Aber im Herzen des jungen Mannes kehrte Frieden ein. Und dann kam der Tag, an dem er bezeugte, nun zu Jesus Christus zu gehören und ihn lieb zu haben. Bei den folgenden Be-

suchen wollte er immer mehr über die ewige Heimat hören. Nach sechs Mo-naten intensiver Begleitung starb er im Alter von nur 17 Jahren.

Eine Tür geht aufWährend der Besuche in jenem Haus lernte Marjan Dimov auch die Ge-schwister des jungen Mannes kennen. Einige von ihnen, die schon verheira-tet waren, luden ihn ein, auch in ih-rem Zuhause Bibelstunden zu halten. In den Bemühungen, immer wieder neue Wege zu den Menschenherzen zu entdecken, hatte sich eine neue Tür aufgetan.

ZUR PERSON

Der ordinierte Älteste Marjan Di-mov (37), Pastor auf dem EMK-Be-zirk Monospitovo, ist mit Verica verheiratet. Sie haben zwei Töch-ter, Matea und Ana. Connexio unterstützt mit der Sammlung für Pastorengehälter in Osteuropa auch die Arbeit in Makedonien.EMK in der SchweizConnexio, 8004 ZürichPC-Konto 87-53056-9Projekt-Nr. 20012

23Kirche und Welt Nr. 9/2014

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Von Üllas Tankler

Studenten in meinen Kursen über Mis-

sionstheologie zeige ich oft einen kur-

zen Film über meinen Freund Paul.

Paul ist Fotograf und Journalist. Er hat

schon 65 Länder bereist. Aber er foto-

grafiert nicht, damit er ein paar nette

Reiseerinnerungen hat. Seine Aufgabe

fordert ihn viel mehr heraus: Er doku-

mentiert, welche Auswirkungen Kata-

strophen auf menschliche Gemein-

schaften haben. Nach einem Erdbeben

oder einem Flüchtlingsdrama ist er oft

einer der Ersten, die vor Ort sind und

darüber berichten, was passiert ist. Mit

diesen Informationen wissen Hilfsor-

ganisationen wie ACT – ein weltweiter

Zusammenschluss von kirchlichen Ka-

tastrophenhilfswerken – oder die EMK-

Katastrophenhilfe genauer, was zu tun

ist.

Pauls Job ist gefährlich. Während

seiner Einsätze ist er schon angeschos-

sen worden, im Gefängnis gelandet

oder in Kriegsgefangenschaft geraten.

In Ägypten wurde er sowohl von der

Polizei als auch von Demonstranten

verprügelt, da niemand wusste, auf

welcher Seite er stand.

Aber Paul macht weiter, und er erzählt

weiter die Geschichten der Armen, der

Leidenden, der Menschen in Bedräng-

nis. Zugleich ist er immer ein Botschaf-

ter der Hoffnung. »Ich bin wirklich im-

mer wieder überrascht, wie in einer aus

unserer Sicht völlig hoffnungslosen Si-

tuation Hoffnung auflebt«, erzählt er.

»Verzweiflung, davon bin ich mittler-

weile überzeugt, ist ein Luxusproblem.

Die Armen können es sich nicht leisten,

aufzugeben.« Paul gibt denen eine

Stimme, die nicht mehr die Kraft ha-

ben, zu schreien – mit seinen Bildern

und seinen Geschichten.

Nachdem ich den Film über Paul Jef-

freys gezeigt habe, frage ich die Stu-

denten immer: Wie würdet ihr Pauls

Beruf bezeichnen? Von sich selbst sagt

Paul: »Mein Job ist es, in Bildern und

Worten Geschichten zu erzählen, wie

Gott in der Welt wirkt und Menschen,

die lange an den Rand gedrängt wur-

den, stärkt.« Was meinen Sie: Ist Paul

ein Missionar?

Fotos und Geschichten von Paul Jef-

frey sind im Internet zu sehen:

www.kairosphotos.com

Teilhaben an der Mission Gottes

Ein Geschichtenerzähler als Missionar

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der welt- weiten Missionsbehörde der

United Methodist Church

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