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12/2013 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church Eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit finden Wie man sich vor dem Ausbrennen schützen kann Seite 18/19 «Wie können wir glücklich werden?» Erste Eindrücke vom LiFe-Seminar in Tann Seite 14/15 27 Millionen Erwachsene sind versklavt Die Menschenrechte werden vielerorts verletzt Seite 22 Wenn Jesus nach unserem Bekenntnis fragt «Wer bin ich für dich?» Seite 8/9

Kirche und Welt 12/2013

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt 12/2013

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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

Eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit findenWie man sich vor dem Ausbrennen schützen kannSeite 18/19

«Wie können wir glücklich werden?»Erste Eindrücke vom LiFe-Seminar in TannSeite 14/15

27 Millionen Erwachsene sind versklavtDie Menschenrechte werden vielerorts verletztSeite 22

Wenn Jesus nach unserem Bekenntnis fragt

«Wer bin ich für dich?»Seite 8/9

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Inhaltsverzeichnis

Editorial 3

Erich Hofer im Gespräch mit Susanne Vögeli

«Es ist wichtig, sich diesen Fragen zu stellen» 4

Antwortsuche zu einer alten Frage

Was ist methodistisch? 7

Wenn Jesus nach unserem Bekenntnis fragt

«Wer bin ich für dich?» 8

Albert Schweitzers Rückfrage nach Jesus

Konsequente Antwort 9

Jesus heute neu «definieren»

«Unser Erkennen ist Stückwerk …» (1.Kor 13,9) 10

Eliane Reusser will von Jesus lernen

«Er ist mein Vorbild» 11

Glaubensbekenntnis und historische Rückfrage

Wer war Jesus wirklich? 12

Urs Schweizers Geschichten in Buchform

Erzählungen mit Zwischentönen 13

Texte und Zeichnungen von Robert Seitz

Unangemeldete Sternminuten 13

Erste Eindrücke vom LiFe-Seminar in Tann

«Wie können wir glücklich werden?» 14

Aus der Arbeit der Pastor/innen in Osteuropa (Teil 4: Polen)

Gott lehrt uns viel und verlässt uns nicht 16

Wie man sich vor dem Ausbrennen schützen kann

Eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit finden 18

Die Menschenrechte werden vielerorts verletzt

27 Millionen Erwachsene sind versklavt 22

Der Weihnachtsbrief von Connexio

Liebe Leserin, lieber Leser 23

Verstehen, wer und wie Jesus ist

Wie ein Kind 24

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Ein-Wurf

Von Silvia Tapis

Um das Jahr 30 spielte sich Folgendes ab:

Sie: Hast du ihn auch schon gesehen? Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Da ist ein Mann, der ist … Er: Hast du auch schon gehört? Alle erzählen davon. Da ist einer, der ist …Sie: ... freundlich ... Er: ... aufmüpfig ...Sie: ... gnädig. Er: ... einer, der überall Krawall macht.Sie: Er ist so menschennah. Er: Er soll radikal und eigenwillig sein.Sie: Er ist ein Friedefürst. Er: Ein Gesetzesbrecher.Sie: Ich sah, wie eine Frau seinen Saum berührte. Er: Ich hörte, man solle sich besser von ihm fern halten.Sie: Ich spüre: Er ist die Hoffnung, aber ... Er: Er sei eher eine Gefahr, aber ...Sie: ... kann man dieser Hoffnung trauen? Er: ... er ist auf alle Fälle einer, der sich wehrt.Sie: Vielleicht ist er zu gut. Er: Er gehe seinen Weg, egal was die andern denken.Sie: Gottessohn – gibt es das überhaupt? Er: Was ist, wenn er sich für Gott stark macht?Sie / Er: Sein Name ist …Jesus!

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

Jesus steht am Brunnen mit seinen Jüngern. Plötzlich be-ginnt er einen anzuspritzen. Der spritzt zurück. Eine kleine Wasserschlacht entsteht ... Nein, das steht so nicht in der Bibel. Es ist eine Szene aus einem Jesusfilm. Bilder, die in meinem Kopf bleiben. Sie prägen mein Bild von Jesus mit. Wie jene Bilder aus dem Bibel-Comic, den ich als Kind mehrmals gelesen habe. Ist Jesus wie diese Bil-der? Oder ganz anders? Wer ist Jesus für Sie? Eine Ant-wort ist gefragt, für die Sie mit Ihrem Leben einstehen! Ist Jesus der, der glücklich macht? Impulse zu dieser Frage hörten die Teilnehmenden am ersten Abend des LiFe-Seminars in Tann. Ob von den Gästen sich einzelne neu zu einem Leben mit Gott einladen lassen? Wir blei-ben dran! Was würde Jesus tun angesichts der Menschenrechts-verletzungen in Sri Lanka oder den vielen Menschen, die versklavt sind oder in vergleichbaren Arbeitsverhältnis-sen ihr Dasein fristen? Bekennen – das ist mehr als «Herr, Herr» sagen. Die Unterstützung will praktisch werden – für die Menschen auf den Philippinen oder die Arbeit von Connexio. Wie erinnern uns in diesen Tagen an das Kommen Jesu. Ich wünsche Ihnen und mir, dass er bei uns gross wird, bei uns und durch uns Raum gewinnt in dieser Welt. Gesegnete Advents- und Weihnachtstage.

Sigmar FriedrichRedaktor

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LEBEN 55+

Erich Hofer im Gespräch mit Susanne Vögeli

«Es ist wichtig, sich diesen Fragen zu stellen»Von Susanne Vögeli

Sein profundes Wissen zu den Fra-gen des Nachlasses führt Erich Hofer in viele Gemeinden der EMK. In Rothrist ist er ausserdem in der Seniorenarbeit tätig.

Sich mit dem Sterben auseinandersetzen

Erich, du hast ein grosses Wissen und eine feinfühlige Art, zur Nachlassrege­lung die interessierten Personen fun­diert zu lehren. Weshalb liegt dir die sensible Thematik am Herzen?In meinem Beruf hatte ich viel mit Erbschaften, Testamenten und Beer-digungen zu tun. Von den Angehöri-gen mussten viele Fragen unter zeit-lichem Druck entschieden werden. Später tauchten Fragen im Zusam-menhang mit der Erbteilung auf. Diese Erfahrungen bewogen mich, im Rahmen unserer Jungsenioren-Pro-jekte von «Generation plus» in der EMK Rothrist in einem Referat diese Fragen zu thematisieren. Später folg-

ten Einladungen aus andern EMK-Ge-meinden. Es ist wichtig, dass sich die Menschen diesen Fragen stellen, sich mit der eigenen Sterblichkeit ausein-andersetzen und damit die letzte Phase ihres Lebens den eigenen Wün-schen entsprechend mitbestimmen können.

Es gibt eine fast unüberschaubare An­zahl Patientenverfügungen aus der Fe­der unterschiedlichster Organisationen. Welche würdest du empfehlen?Bei meinen Referaten empfehle ich das Formular der Verbindung der Schweizer Ärzte (FMH) oder die sehr lesenswerte Schrift «Zum Abschluss meiner Lebensreise»*. Ich betone im-mer wieder, dass die Niederschrift ei-ner Patientenverfügung gut überlegt sein muss, weil damit ganz wichtige ethische und persönliche Fragen auf-geworfen werden.

Wichtige persönliche Fragen

Im Bezirk Rothrist gehörst du zu einer Arbeitsgruppe, die neue Jungsenioren­projekte lanciert. Welche Angebote stos­sen auf Interesse?Unser Programm ist durchmischt: Wir bieten sowohl gesellige und wei-terbildende, als auch besinnliche An-lässe an. Vom Waldspaziergang mit anschliessendem Grillieren, über Be-suche in einer Champignonfabrik und im Tropenhaus bis zu biblischen The-men und der «Angst vor der Vergan-genheit» (Biografiearbeit) mit Pfarrer Hans Lanz.

Erreicht ihr damit auch Menschen, die keine Gottesdienstbesucher sind?Das Programm ist nicht nur für die Mitglieder unserer Gemeinde gedacht. Einzelne Anlässe von überkirchli-chem Interesse werden auch von Men-schen ausserhalb der EMK besucht.

Wie hat sich deine Spiritualität durch das Älterwerden verändert?Seitdem ich mich mit den Themen über «die letzten Dinge» auseinandersetze, hat bei mir die Sensibilität für die End-lichkeit des Lebens zugenommen.

Vorbereitet: Zu Fragen, die am Ende der Lebensreise zu klären sind, bietet Erich Hofer Schulungen in Gemeindebezirken an.

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LEBEN 55+

VERANSTALTUNGSHINWEIS

ZUR PERSON

Impulsforum – Leben 55+Sa, 15. März 2014 10.30–16.00 Uhr in Aarau

Begegnungsort und Weiterbildungs-möglichkeit für die kirchliche Arbeit mit Menschen im reiferen Alter mit

sieben verschiedenen Workshops zu Themen wie Erzählcafé, Feiern von Ritualen, Hilfestellungen für den Be-suchsdienst etc. Prospekte und An-meldekarten verschickt die Beauf-tragte für Seniorenarbeit, Tel. (Di und Do) 044 299 30 88, [email protected].

Erich Hofer ist Mitglied der EMK Rothrist, ehemaliger Gemeinde-schreiber und Zivilstandsbeamter der Einwohnergemeinde Rothrist, verheiratet und Vater von drei er-wachsenen Kindern. Seit bald zwei Jahren ist er im Auftrag des Fachbereichs «Sen-iorenarbeit – Leben 55+» der EMK Schweiz zu den Themen der Nach-lassregelung in Gemeindebezir-ken unterwegs.

Mein Glaube ist gewachsen und meine Zuversicht wurde gestärkt, dass mich Gott nach meinem irdi-schen Lauf gnädig in sein ewiges Reich aufnehmen wird.

Ich danke Dir für Dein grosses Engage­ment und wünsche Dir viel Energie für Deine Projekte und angemessene Zei­ten für Erholung und Entschleunigung zusammen mit Deiner Frau Margrit.

* Zu beziehen bei der Reformierten Kirche des Kantons Zürich für CHF 5.–

Neue Mitglieder

Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag.

am 15.8.2013Frutigen-AdelbodenBenjamin ZürcherSandra Zürcher

am 8.9.2013BelpEsther BächlerWalter Bächler

am 10.11.2013BadenInge Diethelm

Verstorben

Helene Raaflaub-Zbären (67)Gstaadam 14.10.2013

Martha Brun (94)Basel Kleinbaselam 27.9.2013

Walter Wendle-Widmer (94)Zürich-Altstettenam 12.10.2013

Vreni Dällenbach-Lauber (82)Thunam 27.10.2013

Emma Burkhart- Kempf (98)Basel Kleinbaselam 15.9.2013

Urs Hunziker-Niederhauser (70)Adliswil-Zürich 2am 18.9.2013

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KURZ NOTIERT

Festakt in ReutlingenViele Gäste aus Wissenschaft, Kirche und Reutlinger Öffentlichkeit waren zum Festakt anlässlich der Neubesetzung des Rektorats der Theologischen Hoch-schule Reutlingen am 4. November gekommen. Der bisherige Rektor Prof. Dr. Jörg Barthel wurde unter Worten von Dank und Anerkennung verabschiedet, der neue Rektor Prof. Dr. Roland Gebauer öffentlich in sein neues Amt einge-führt, das er bereits am 1. Oktober angetreten hat. Der Vorsitzende des Ver-waltungsrates, Pfarrer Markus Bach aus der Schweiz, brachte die hohe Aner-kennung zum Ausdruck, die sich Prof. Dr. Jörg Barthel in seiner sechsjährigen Rektoratszeit unter vielem anderen durch gelungene Akkreditierungen der Institution und der Studiengänge erworben hat. In einem kurzen Redebeitrag sagte Bischof Patrick Streiff: Wenn es die Hoch-schule nicht gäbe, dann müsste man sie gründen – mit dem Mut und der Weit-sicht der Vorväter des 19. Jahrhunderts, die auch bei der baulichen Erweite-rung ab 1990 und bei der staatlichen Anerkennung ab 2000 sichtbar geworden sei. Streiff regte den Ausbau von berufsbegleitenden und teilzeitlichen Studi-engängen an.

Quelle: Christof Voigt www.th­reutlingen.de

Hilfe für die PhilippinenDer Taifun Haiyan hat auf den Philippinen eine Spur der Verwüstung hinter-lassen. UMCOR, das Hilfswerk der weltweiten EMK, hilft den betroffenen Men-schen. In einer ersten Phase, um der akuten Not zu begegnen, werden Nah-rungsmittel und Tabletten zur Säuberung von verunreinigtem Wasser verteilt. In einer zweiten Phase wird das UMCOR nachhaltige Wiederaufbauprojekte in Angriff nehmen. Spenden, die mit dem Stichwort «Philippinen» bei Conne-xio einbezahlt werden, werden von dort rasch an UMCOR weitergeleitet zur Unterstützung dieser Massnahmen.

www.connexio.ch is.gd/92fBlZ

Was Jesu Tod bedeutetAm 17. Januar 2014 erscheint das Buch «24 Stunden. Der Tag, der die Welt ver-änderte» des us-amerikanischen methodistischen Pastors Adam Hamilton in deutscher Sprache. Es eignet sich sehr gut zur gemeinsamen Arbeit in den Ge-meinden – insbesondere für eine «40-Tage-Aktion» während der Passionszeit. Das Buch zielt eher auf die persönliche Spiritualität und regt an, persönlich und in Gruppen über die Bedeutung des Todes Jesu für uns heute ins Nach-denken und ins Gespräch zu kommen. Der Autor, Adam Hamilton, ist einer der bekanntesten Pastoren unserer Kirche in den USA.

Weitere Infos: marc­nussbaumer@emk­schweiz.ch

www.evangelisationswerk.de

Agenda 1. DEZEMBER, SONNTAG

Konzert im Gottesdienst10.00 UhrEMK Zelthof, ZürichInfos: Heidi Schnegg-Geiser, 044 586 50 06,

www.emk-zuerich-ost.ch

10.–12. JANUAR, FR.–SO.

BauernwochenendeHotel Artos, InterlakenInfos / Anmeldung: Walter Gfeller, 062 751 16 33, Natel: 079 369 01 35

7.–19. JANUAR, FR.–SO.

BauernwochenendeHotel Artos, InterlakenInfos / Anmeldung: Walter Gfeller, 062 751 16 33, Natel: 079 369 01 35

18. JANUAR, SAMSTAG

Im Vertrauen loslassen ...Mitarbeitertagung Nordwestschweiz10.00–16.00 UhrEMK Basel AllschwilerplatzInfos / Anmeldung: Sonja Bitterli, 062 296 55 04, [email protected]

25. JANUAR, SAMSTAG

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisNeues TestamentEMK Zürich 49.00–12.30 UhrInfos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

25. JANUAR, SAMSTAG

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisLernpsychologieEMK Zürich 414.00–16.00 UhrInfos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

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Claudia Haslebacher: «Unter anderem die Kernsätze des EMK-Profils beschreiben, was ‹methodistisch› ist.»

AUS DEM KABINETT

Antwortsuche zu einer alten Frage

Was ist methodistisch?Von Claudia Haslebacher

Kürzlich hörte ich die Aussage: «Das ist keine methodistische Gemeinde mehr.» Darüber, was eine richtig methodistische Gemeinde sei, lässt sich ebenso lustvoll wie endlos dis-kutieren.

Oft laufen solche Diskussionen dar-auf hinaus, dass eine methodistische Gemeinde vor allem «nicht zu» ist: nicht zu charismatisch, nicht zu libe-ral, nicht zu evangelikal, weder zu freikirchlich, noch zu nahe bei den Landeskirchen. Der Gottesdienst ist weder zu modern, noch zu liturgisch, weder zu geistbewegt, noch zu tradi-tionell.

Eine alte FrageWas ist «methodistisch»? Diese Frage ist so alt wie die methodistische Be-wegung selber. John Wesley fühlte sich gedrängt, darauf eine Antwort zu geben und schrieb den Text «Die Kennzeichen eines Methodisten»*. Im Profil der EMK in der Schweiz und in Frankreich formulierten wir sechs Kernsätze mit Erläuterungen dazu, wie wir uns verstehen. Wer ausführ-lich informiert sein will, nimmt die

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM DEZEMBER

1.–4. Dez. Superintendententreffen der Zentralkonferenzen Deutschland und Mittel- und Südeuropa, Interlaken5.–11. Dez. Algerien

Kirchenordnung zur Hand. Darin sind alle theologischen und sozialen Grundsätze der EMK zu finden.

Klare AntwortenIn diesen Texten geht es um Grundle-gendes: Wir geben Gottes Liebe «in Wort und Tat weiter». Wir setzen uns «für das Wohl aller in der Gesellschaft ein». Wir bringen «jeder Person Wert-schätzung entgegen». So stehen alle Aufgaben und Ämter in der EMK Frauen und Männern offen. Wir neh-men auf der Basis unserer sozialen Grundsätze «Stellung zu gesellschaft-lichen Fragen». Wir sind eine welt-weite Kirche und lokal verankert. Wir sind mit anderen Kirchen, Freikir-chen und Gemeinschaften verbunden. Deshalb sind wir in unserem Taufver-ständnis gleichzeitig offen und klar: wir anerkennen die Taufe als einma-liges Sakrament unabhängig vom Al-ter des Täuflings und von der Deno-mination der taufenden Person. «Wir

sind überzeugt, dass der Kern des christlichen Glaubens in der Bibel of-fenbart, von der Tradition erhellt, in persönlicher Erfahrung zum Leben erweckt und mit Hilfe des Verstandes gefestigt wird.» Im Glauben an Jesus Christus streben wir nach Einheit. «In anderen Bereichen gilt Freiheit, in al-lem aber die Liebe.»

Besser verstehenFalls diese Gedanken bei Ihnen die Lust wecken, sich zu vertiefen: Fra-gen Sie ihren Pfarrer, ihre Pfarrerin oder den Distriktsvorsteher nach den genannten Texten.

* Diese Schrift wurde kürzlich neu übersetzt. Es gibt zwei aktuelle Versio­nen: «Die Kennzeichen eines Methodis­ten», herausgegeben von Manfred Ma­quardt, und eine jugendgerechte Version von Studierenden der Theologi­schen Hochschule Reutlingen: «Was wirklich zählt».

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Wenn Jesus nach unserem Bekenntnis fragt

«Wer bin ich für dich?»Von Ernst Hug

Jesus hatte keine Meinungsfor-schung nötig, als er fragte: «Für wen halten mich die Leute?» (Mk 8,27; s. Box) Wollte er die Wahrnehmung der Jünger damit schärfen? Und was würde ich antworten?

Es gibt so viele Eindrücke, bewirkt durch die bewegenden Worte und he-rausfordernden Taten dieses Jesus von Nazareth. Sein Leben lässt niemanden kalt. Es löst bei jedem Menschen et-was aus – je nach den eigenen Fragen und Lebensmustern, etwas anderes.

Jesus lässt niemanden kalt

Persönlich gefragtDie Seele mit ihrer Geschichte ist wie eine Landschaft. Was die Berührung mit Jesus hier bewirkt und was die Auseinandersetzung mit ihm auslöst, sagt mindestens so viel über diese in-nere Landschaft aus, wie über das Licht, das auf sie fällt. Wer angesichts der Landschaft am Tag erklären sollte, was das Licht eigentlich ist, wird schnell an Grenzen kommen. Dabei

spielt es weniger eine Rolle, ob er die Landschaft unter offenem Himmel oder unter einer Wolkendecke wahr-nimmt. Jesus wollte offenbar nicht bei der Frage nach einem möglichst objekti-ven Bild stehen bleiben. Darüber mö-gen sich Theologen und Philosophen die Köpfe zerbrechen. Jesus fragt wei-ter: «Und was sagst du, wer ich sei? Wer bin ich für dich?»

Klare AntwortFür Petrus war klar. «Du bist der Mes-sias!» Dafür hatte er alles aufgegeben, sein Geschäft und seine Stellung. Um dabei zu sein, wenn Gott mit seinem Messias Geschichte schreibt. Ein glas-klares Bekenntnis zu Jesus als dem seit alters verheissenen Retter. Gut so. Ein Affront für viele andere, die sich in ihren «religiösen Gefühlen» ver-letzt fühlten. Genug Herausforderung aber auch für Petrus selbst. Die beglü-ckende Antwort, die er für sich gefun-den hatte, warf wieder neue, unange-nehme Fragen auf. Besonders bei jener geriet er mit seinem Freund an-einander: Wie kann der Retter der Welt sterben müssen, wo er doch al-len das Leben bringen soll? Wie kann Gott mit dem drohenden Kreuz seinen

Rettungsplan selber sabotieren? Auch mit allem Zureden von Jesus wollte das nicht in seinen Kopf hinein. Und da gibt es auch bei mir genü-gend Fragen, die ich erst und nur des-wegen habe, weil mir Jesus in seinen Worten und seiner Wirkung heute be-gegnet ist.

Eingehüllt in Gottes Geheimnis

Offene BilderWer ist Jesus? Was mich fasziniert sind die offenen Bilder, die Johannes in seinem Evangelium von Jesus wie-dergibt. Dass sich Jesus gemäss die-sem Zeugen selber offenbart hat – oder eher mit Bildern eingehüllt in das Geheimnis Gottes: «Ich bin …» wie ein guter Hirte etwa, im vertrauten Umgang mit seinen Schafen. Wie eine offene Tür zum Vaterhaus bei Gott. Oder Weg, Wahrheit und Leben. Was doch wohl nichts anderes heisst als: im Leben, das wir miteinander teilen, Jesus und ich, erschliesst sich wahre Freundschaft. Auf dem gemeinsamen Weg. Seine Bilder ziehen uns hinein, zie-hen uns zu Jesus hin. Und bleiben

THEMA

Ungepolstert: Die Frage Jesu provoziert eine ungeschützte und klare Antwort.

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THEMA

Albert Schweitzers Rückfrage nach Jesus

Konsequente Antwortdoch offen, wie eine gute Freund-schaft eben. Es bleibt das Faszinie-rende an dieser Freundschaft, das Geheimnisvolle und manchmal Ver-wirrende, auf jeden Fall aber Leben-dige! Ja, es gibt diese Freundschaft des Vertrauens mit Jesus – und sie ist für jeden etwas ganz Persönliches, etwas Eigenes zwischen mir und Je-sus. Und ich glaube: Gott hat seine Freude daran ...

MARKUS 8,27 – 29

Jesus ging mit seinen Jüngern weiter in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er sie: «Für wen halten mich die Leute?» – «Manche halten dich für Johan-nes den Täufer», erwiderten sie, «manche für Elia und manche für einen der anderen Propheten.» – «Und ihr», fragte er, «für wen hal-tet ihr mich?» Petrus antwortete: «Du bist der Messias!»

Von Sigmar Friedrich

«Diejenigen, welche gerne von nega-tiver Theologie reden, haben es im Hinblick auf den Ertrag der Leben-Jesu-Forschung nicht schwer. Er ist negativ.»

So leitet Albert Schweitzer 1906 die Schlussbetrachtung seiner Studie zur historischen Rückfrage nach Je-sus ein.* Diese Rückfrage habe Jesus verfehlt, weil sie ihn zu einem Zeit-genossen des 19. Jahrhunderts ma-chen wollte. Wenn man sich dagegen «von aller falschen Zurechtlegung der Vergangenheit für die Gegenwart frei» halte, so würde erkennbar: «Er ist von dem Wollen und Hoffen auf das Reich Gottes hin erfüllt.» Dieser zielgerichtete Wille sei zeitlos, wäh-rend vieles in der Vorstellungswelt und Verkündigung Jesu ansonsten zeitgebunden sei.

Das Reich Gottes bauenDer Wandel des «Vorstellungsmate-rials» dürfe nicht vom Eigentlichen ablenken. «Nur darauf kommt es an, dass wir den Gedanken des durch sitt-liche Arbeit zu schaffenden Reiches mit derselben Vehemenz denken, mit

der er den von göttlicher Invention zu erwartenden in sich bewegte, und miteinander wissen, dass wir im-stande sein müssen, alles dafür hin-zugeben.» Geblieben sei Jesu Ruf: «Du aber folge mir nach!» «Und denjeni-gen, welche ihm gehorchen, ... wird er sich offenbaren in dem, was sie in sei-ner Gemeinschaft an Frieden, Wir-ken, Kämpfen und Leiden erleben dür-fen, und als ein unaussprechliches Geheimnis werden sie erfahren, wer er ist ...» Konsequent folgte Schweitzer die-sem Ruf Jesu: 1912 gab er seine viel-versprechende wissenschaftliche Kar-riere auf und zog 1913 mit seiner Frau nach Lambarene (Gabun), um dort ein Tropenhospital aufzubauen. Dort starb er 1965.

* A.Schweitzer, Geschichte der Leben­Jesu­Forschung, Tübingen, 1984 (9. Auf­lage), S.620–630. Die Zitate sind alle diesem Abschnitt entnommen.

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THEMA

Jesus heute neu «definieren»

«Unser Erkennen ist Stückwerk …» (1.Kor 13,9)Von Urs Bangerter

«An alle Lehraussagen und Glau-benserfahrungen stellte Wesley die Forderung, dass sie in der Bibel ver-wurzelt, durch die Tradition erleuch-tet, im Schmelztiegel der Erfahrung erprobt und durch die Vernunft be-stätigt sein müssen.» Diese Weglei-tung von Altbischof Franz Schäfer sehe ich als Zug mit vier Anhängern: Bibel, Erfahrung, Tradition und Ver-stand. In diesem Zug fahre ich seit Geburt mit.

Erinnerungen gibt es aus der Sonn-tagsschule. Da wurde mein Glaube ge-prägt durch Bilder von Schnorr von Carolsfeld. Vom Wagen «Bibel» wech-selte ich als Erwachsener in den mit der Aufschrift «Erfahrung». Das wa-ren die «mutigen» Zeiten in unserer Kirche mit «Mut zur Gemeinde» und «Mut zur Evangelisation». Später fand ich im Wagen «Tradition» meinen Platz. Da begleitete ich Publikationen wie: «Kurze Information über die EMK», «Befreiung zur Solidarität» und so weiter. Begeistert war ich an den

Jährlichen Konferenzen und den Zen-tralkonferenzen.

Neu bestimmenJetzt fahre ich im Wagen, in dem «die Vernunft bestätigen» soll. Ich lerne, Jesus im Lichte unseres Weltbildes unter Berücksichtigung historischer Erkenntnisse und biblischer Aussa-gen neu zu «definieren». Das ist zuläs-sig und erforderlich. Schon im Ur-christentum finden sich oft neue Bilder, mit denen Jesus als Christus interpretiert wurde. «Aber die alt-kirchlichen Glaubenssätze erheben immer noch den Anspruch, wörtlich geglaubt werden zu müssen, und die wenigsten Theologen versuchen, die-ses für den christlichen Glauben fa-tale Missverständnis auszuräumen.»*

Jesus entdeckenWie erlebe ich Jesus heute? Als meine Schwester und meinen Bruder. Er be-gegnet mir in meinem Alltag als der Mensch, der mit mir geht und der mich in meinem Leben begleitet – zum Beispiel auf dem Weg durch den Zug mit seinen vier Anhängern. In

Prägend: Wie viele andere hat auch Urs Bangerter als Kind die Bilder von Julius Schnorr von Carolsfeld verinnerlicht.

ZUR PERSON

Urs Bangerter (geb. 1942): Bau-zeichner, Jugendsekretär, Hotel-direktor, Altersheimleiter, Ruhe-ständler ... wohnt mit seiner Frau Ruth in Horgen.

diesem Verständnis ist auch unsere Kirche «meine Kirche» geblieben. Für mich stimmt dieses Bild, da es mit meinem Weltbild verträglich ist. Jesus ist mir keine verstaubte Erinnerung, sondern ein aktueller «Gott». Ich kann mir vorstellen, weiterhin mit unter-schiedlichen Christusvorstellungen zu leben. Darüber bin ich froh, denn so kann mein christlicher Glaube ak-tuell und lebendig bleiben.

* Hans­Rudolf Stadelmann: «Im Herzen der Materie. Glaube im Zeitalter der Na­turwissenschaften, 2006

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THEMA

Eliane Reusser will von Jesus lernen

«Er ist mein Vorbild»Von Eliane Reusser

Jesus ist Retter, Beschützer, König, Liebe, Freund, Gott. Das waren einige der Antworten, die ich erhielt, als ich einige Freunde fragte, was das erste Wort ist, das ihnen zu Jesus in den Sinn kommt. Doch wer ist Jesus für mich ganz persönlich?

Ich habe nach einem Wort gesucht, das Jesus für mich beschreibt. Das Wort «Liebe» trifft es genau. Jesus handelte immer aus Liebe. Genau so will ich es versuchen.

Von Jesus lernenJesus ist mein Vorbild. Jesus war für-sorglich. Er vertrat seine Meinung öf-fentlich. Er ist die Liebe in Person. Dennoch sagte er, was ihn störte. Er schmiss die Marktleute aus dem Tem-pel und setzte sich für das Recht ein. Er nahm sich Zeit für die Menschen und hörte ihnen zu. Und er ist heute immer noch derselbe wie damals. So wie er handelte, möchte ich auch han-deln. So wie er liebte, möchte ich auch lieben. Er weist uns auch heute noch den Weg. Doch folge ich seinem Wil-len oder tue ich lieber, was mir gerade leichter fällt?

Das Unerwartete tunIch trage die Bänder W.W.J.D. (What would Jesus do = Was würde Jesus tun?) Dennoch denke ich: Manchmal ist es einfacher, das zu tun, was jeder andere macht. Was habe ich also für ein Bild von Jesus? Ein Mann der macht, was alle anderen tun? Nein! Er handelte genau so, wie niemand es er-wartet hätte. Im Moment weile ich drei Monate in Brighton in England. Ich hab mich hier schon oft gefragt, was würde Je-sus tun beim Anblick all der obdach-losen oder betrunkenen Menschen. Würde er zu ihnen hingehen und ih-nen etwas zu essen oder vielleicht so-gar Geld geben? Wie würde er ihnen helfen?

Würde Jesus zu den Betrunkenen gehen?

Wie Jesus handelnDie Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft leben, sind für ihn nicht am Rand. Ich glaube wenn er heute wiederkäme, er würde als erstes zu ihnen gehen. So hat er es auch schon zur Zeit der Bibel getan. Ich denke, er würde sich mit ihnen unterhalten, ja

Vorbild: «What would Jesus do?» – «Was würde Jesus tun?», fragt sich Eliane Reusser in ihrem Alltag.

ZUR PERSON

Eliane Reusser ist 19 Jahre alt. Momentan hält sie sich in einem Sprachaufenthalt in England auf. Sie geht in der EMK Thun/Heili-genschwendi ein und aus.

vielleicht sogar bei ihnen übernach-ten. Jesus ist mein Freund, aber auch der Freund jedes anderen. In der Bibel sagt Jesus: «Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!» (Joh 8,7) Obwohl er selbst ohne Schuld ist, verurteilt er uns nicht, sondern vergibt uns. Wer ist Jesus also für mich? Er ist der, der mich annimmt wie ich bin. Der keinen Stein auf mich wirft, sondern die Steine in meinem Leben entfernt und meinen Weg ebnet. Jesus ist mein Vorbild. Für mich heisst das: «Geh und mach es ebenso!»

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Glaubensbekenntnis und historische Rückfrage

Wer war Jesus wirklich?Von Sigmar Friedrich

«Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes» heisst der erste Satz des Evangeliums nach Markus. Jesus wird darin mit einem doppel-ten Bekenntnis vorgestellt: er ist der «Gesalbte», in einer Reihe mit Ho-henpriestern und Königen, und der «Sohn Gottes», in besonderer Nähe zu Gott und seiner Herrschaft.

Verschiedene Bekenntnissätze haben durch die Geschichte der Kirche hin-durch immer neu zu beschreiben ver-sucht, wer Jesus ist. Eine der Kurzfor-meln sagt etwa, er sei «wahrer Gott und wahrer Mensch».

Kritisch betrachtetHermann Samuel Reimarus (1694–1768) war der Überzeugung, dass die kirchliche Bekenntnistradition den Zugang zum wirklichen Jesus ver-stelle. Schon im Neuen Testament be-ginne das. Jesus sei in Wahrheit ein Revolutionär gewesen. Die Auferste-hungsbotschaft hielt er für einen Be-trug der Apostel. Gut 50 Jahre später veröffentlichte David Friedrich Strauß (1808–74) ein Buch mit dem Titel «Das Leben Jesu

kritisch betrachtet». Die biblischen Berichte böten vor allem «Mythen», die sich um den «historischen Jesus» herum ranken. Er selbst sei nicht mehr zugänglich. Entscheidend seien die in den Mythen enthaltenen «ewi-gen Wahrheiten».

Jesus als ProjektionAuf der Gegenseite wurde betont, dass der «historische Jesus» Aus-gangspunkt des Christentums sei. Seine überragende Persönlichkeit sei die Ursache für seine geschichtliche Wirkung. Zahlreiche wissenschaftli-che und populäre Bücher versuchten, diese überragende Persönlichkeit Jesu plastisch zu beschreiben. Mit einer umfassenden Untersu-chung zog Albert Schweitzer (1875–1965) unter dieses Unterfangen 1906 einen Schlussstrich. Die Verfasser hätten lediglich ihre eigenen Ideale in die von ihnen beschriebene Persön-lichkeit Jesu hinein projiziert.

Neue AnsätzeErst 1953 leitete Ernst Käsemann (1906–98) mit einer Vorlesung über «Das Problem des historischen Jesus» eine neue Rückfrage nach Jesus ein. Die Darstellungen versuchten jetzt

vor allem die Botschaft Jesu zu be-schreiben. Die biographischen Daten schrumpften auf ein Minimum. In den 1980er Jahren begannen For-scher Jesus konsequent in den sozia-len und religiösen Kontext seiner Zeit einzuzeichnen. Diese «Dritte Rück-frage» nach dem historischen Jesus greift auf Erkenntnisse der Archäolo-gie, Sozialgeschichte, der Judaistik und der Hellenismusforschung zu-rück und rückt Jesus in die Nähe zu unterschiedlichen Strömungen der Zeitenwende.

Wer ist Jesus?Die historische Rückfrage nach Jesus hat geholfen und hilft, Jesus als ge-schichtliche Gestalt sehen zu lernen. Das kann dem Glauben «Bodenhaf-tung» verleihen. Zu sagen, wer er ist, wird aber nur denjenigen möglich sein, die sich auf das Wagnis einlas-sen, ihm heute nachzufolgen und zu glauben. Was die ersten Zeugen Jesu uns im Neuen Testament hinterlassen haben, ihre Versuche, die überra-gende Bedeutung Jesu zu beschrei-ben, sind dazu die einzig verlässliche und angemessene Basis.

Spurensuche: Forscher tragen Bruchstücke historischer Einsicht zusammen, um ein lebendiges Bild von Jesu zu erhalten.

THEMA

12 Kirche und Welt Nr. 12/2013

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LESEDEGUSTATIONEN

Urs Schweizers Geschichten in Buchform

Erzählungen mit Zwischentönen

Texte und Zeichnungen von Robert Seitz

Unangemeldete Sternminuten

Urs Schweizer erzählt von Radarfal-len, gewitzten Kindern, wenig rück-sichtsvollen Erwachsenen, menschli-chen Bedürfnissen, Katzen und Brennesseln. Alltagsgeschichten, de-ren Klang vertraut vorkommt. Viele machen ähnliche Erfahrungen. Und doch ist an den Erzählungen von Urs Schweizer etwas anders: Er bringt eine andere Melodie zum Klingen, die zwischen den Zeilen verborgen ist.

Plötzlich wird der Alltag transparent für das, was in ihm über Gott und die Welt und für ein Leben mit Gott in der Welt gelernt werden könnte ... Viele der Erzählungen sind in den vergangenen drei Jahren auf der Rückseite von «Kirche und Welt» zu le-sen gewesen – ergänzt um einige wei-tere Geschichten. Entstanden ist ein kleines Bändchen, das einlädt, Gott mitten im Alltag zu entdecken.

In seinem neuen Buch stösst Robert Seitz Fenster auf. Nichts scheint ihn mehr zu irritieren als ein enger Horizont hinter geschlossenen Vor-hängen. Also: Fenster auf, frische Luft einatmen und herumschauen. Auf 200 Seiten trägt er Texte und Kreidezeichnungen zusammen, die berühren. Robert Seitz schreibt Texte, die von der Heiterkeit des Herzens zeugen. Hier ein Schmunzeln, da ein Augen-zwinkern. Der Verfasser hat Humor.

Offensichtlich. Aber seine Heiterkeit ist nicht eine Tünche, mit der die Not und das Leid zugedeckt werden. Auch diese brechen in seinen Worten durch. Das macht dieses Buch aus. Dieses Buch kann nicht am Stück gelesen werden. Immer wieder lädt es aber zu einer Sternminute ein. Im-mer wieder eine Anregung, ein Ge-danke, eine Hoffnung zum Mitneh-men aus diesem Buch. Kurz gefasst – prägnant gesagt. Flüchtige Mo-mente, eingefangen von einem se-

DAS BUCH

DAS BUCH

Urs Schweizer Die andere Melodie. Zwischentöne in der Partitur des Alltags. BoD 2012, 72 Seiten, erhältlich beim Autor für CHF 8.90 zzgl. Porto: [email protected]

Robert Seitz Offene Fenster – Texte und Kreidebilder. 200 Seiten, CHF 23.–Zu bestellen beim Autor: [email protected]

henden Auge. Bilder und Texte zum Mitnehmen – und Geniessen.

13Kirche und Welt Nr. 12/2013

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wir uns von ihnen versprechen? Ob-wohl sie wichtig sind und uns glück-lich machen können, brauchen wir mehr. Was bleibt, wenn diese Dinge nicht mehr da sind? Gott? Werden wir mit ihm glücklich? Ja! Ja, wenn wir uns wirklich auf ihn einlassen und uns an ihn klammern. Er lädt uns dazu ein. Ihm liegt an unserem Glück. Deswegen hat er Jesus gegeben. Men-schen, die merken, dass sie ihn brau-chen, sind bevorzugt bei Gott. Für sie ist er da!

Ich bin glücklich!

Erfahrungen hörenEin Zeugnis vertieft und veranschau-licht das, was eben gesagt wurde. Es berührt zu hören, wie Gott einen Men-schen führt und dazu bringt, dass er heute sagen kann: Ich bin glücklich! Auch wenn vieles nicht perfekt und ideal ist. Im dritten Teil des Abends tauschen wir über das Gehörte in der grossen Gruppe aus. Die Beiträge kommen

Erste Eindrücke vom LiFe-Seminar in Tann

«Wie können wir glücklich werden?»Von Jörg Forrer

Zu einer Reise ins Land des Glaubens lädt die EMK-Gemeinde Tann im No-vember und Dezember Freunde und Bekannte ein. Gäste und Begleitper-sonen treffen sich an sechs Abenden zum LiFe-Seminar. Eindrücke vom ersten Abend.

Termin: Montag, 4. November, 20.00 Uhr. Location: Hotel Laufenbach, Rüti. Anlass: Erster LiFe-Seminar-Abend. Lange haben wir auf diesen Abend «geplangt» und uns intensiv vorberei-tet. Mit gemischten Gefühlen gehe ich als Begleitperson an diesen Abend. Ich habe eine Kollegin aus dem Quar-tierverein eingeladen und freue mich, dass sie zugesagt hat und am Semi-nar teilnimmt. Nun bin ich gespannt, welchen Weg sie gehen wird.

Glücklich werdenEs ist Neuland. Für uns als Gemeinde und Begleitpersonen und auch für un-sere Gäste. Wir sind unsicher. Die Gäste auch. Zum Ankommen gibt es Getränke und etwas zu knabbern. Na-

menschilder werden geschrieben und an die Brust geklebt. So ist der Anfang nicht zu schwer. Wir sind eine Gruppe von 25 Personen. Je zur Hälfte Gäste und Begleitpersonen. Wie wird es ge-hen? Wie werden sich die Gäste auf das Thema – «Wie können wir glück-lich werden?» – einlassen?

Jeder Mensch möchte glücklich sein

Einladen zu GottWas erwartet uns in diesem Seminar? Stefan Zürcher – unser Pfarrer und Referent – vergleicht es mit einer Reise, einer Reise in das Land des Glaubens. Damit ist klar: Es geht um den Glauben, um das Vertrauen auf Gott. Dafür werben wir, dazu laden wir ein. Nicht für unsere Gemeinde. Nicht für eine Kirche. Es geht allein um den Glauben an Gott. Es wird spannend. Glücklich sein oder werden möchte jeder Mensch. Was aber macht uns wirklich glück-lich? Besitz? Karriere? Reisen? Fami-lie? Können diese Dinge halten, was

Wegbegleiter: Pfarrer Stefan Zürcher nimmt die Teilnehmenden mit auf eine Reise in das Land des Glaubens.

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UMSCHAU

LIFE-SEMINAR

Infos zum Seminar finden sich auch unter:

www.life-evangelisation.ch

www.life-seminar.ch

noch etwas harzig und vor allem von den Begleitpersonen. Zudem schlagen wir noch in der Bibel nach und erfah-ren, was Menschen vor uns zum Thema Glücklichsein erlebt haben.

Warum lässt Gott das zu?

Weiter gehenDen Abschluss macht eine kalte Platte. Da wird weiter an den Tischen diskutiert. Ich muss mich verabschie-den, da meine Kollegin heim möchte. Sie bedankt sich bei Stefan Zürcher für den eindrücklichen Input. Ich freue mich schon auf den nächsten Montag zum Thema: «Warum lässt Gott das zu?» und auf unseren ge-meinsamen Weg zum Glauben.

Angetippt

Andachten für die Adventszeit haben 24 Männer und Frauen aus der EMK in Mittel- und Südeuropa geschrieben. Das von Cristian Istrate (Rumänien) gestaltete Andachtsbüchlein unter dem Titel «One Body – One Mission – One Hope» kann – in englischer Spra-che – von der Website der Evange-lisch-methodistischen Kirche in Mit-tel- und Südeuropa heruntergeladen werden.

www.umc-europe.org

Frauen, die Gott vertrauten, stellt das neue Lehrmittel «Frauen in der Bibel» vor. Michèle Bachmann- Schweizer von der Takano Fachstelle hat es für die Arbeit mit Kindern der Stufe II (5–8-Jährige) erarbeitet.

www.takano-online.ch

Zum sechsten Mal findet 2014 der Projektwettbewerb von Connexio statt. Bis zum 31. Januar besteht die Möglichkeit, missonarisch-diakoni-sche Projekte für eine Teilnahme an-zumelden. Der Wettbewerb bietet die Chance auf ein Preisgeld. Die Projekte können darüber hinaus anderen Ge-meinden Ideen vermitteln, wie sie in ihrer Umgebung wirken können.

www.connexio.ch

Für junge Frauen, die an Essstörun-gen leiden, hat das Diakoniewerk Bethanien unter dem Namen «power2be Bethanien» eine therapeutische Wohngruppe gegründet. Hier finden junge Frauen ab 18 Jahren ein Zu-hause auf Zeit und Unterstützung in ihrem Heilungsprozess.

www.bethanien.ch

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Lernfelder: Gott lehrt Monika Zuber viel in der Begegnung mit Menschen und ihren Lebensnöten.

Aus der Arbeit der Pastor/innen in Osteuropa (Teil 4: Polen)

Gott lehrt uns viel und verlässt uns nichtVon Monika Zuber

Ełk ist der dritte Gemeindebezirk, an dem ich als «Probatorin» der EMK in Polen meinen Dienst versehe. Jede methodistische Gemeinde hat ihre ei-gene Geschichte mit vielen glücklichen und traurigen Ereignissen. Jede hat ihre besonderen Gründe, um stolz und glücklich zu sein – und jede hat ebenso ihre eigenen Probleme. Deshalb ist es für mich wichtig, bereit zu sein, mein Leben lang zu lernen.

Seit etwa 12 Jahren engagiere ich mich in der Beratung und Seelsorge. Was schon immer meine Leidenschaft war, wurde noch verstärkt, als ich vor einigen Jahren junge Menschen in ih-rem Theologiestudium begleitete. Heute erfüllt es mich besonders, mit Frauen zu arbeiten und ihnen zu hel-fen, in ihrem Leben und Glauben zu wachsen.

Neue Herausforderung: Alkoholismus

Alkohol zerstörtIn Elk bin ich aber auch mit einer ganz neuen Herausforderung kon-frontiert: mit dem Alkoholismus. We-der bei uns zuhause noch in den Fa-milien meiner Freundinnen gab es Alkoholmissbrauch. Mir war das Pro-blem bisher nur begegnet, als ich mit Teenagern arbeitete, deren Familien unter dem Alkohol litten. Jetzt be-gleite ich Alkoholiker. Sie haben ihre Familien verloren und ihr Leben zer-stört. Aber sie haben immer noch Hoffnung. Und sie brauchen Hilfe.

Über die tiefen Probleme sprechen

Ein neues ZuhauseDa sind zum Beispiel zwei Brüder. Sie sind völlig verschieden, aber sie tei-len die traurige Geschichte einer von der Alkoholkrankheit ihres Vaters ge-prägten Kindheit. Beide wurden sel-ber zu Alkoholikern und verloren ihre Familien. Im Unterwegssein mit ih-nen habe ich viele Lektionen gelernt. Wenn sie lügen und sagen «Mir geht

es gut», dann habe ich gelernt, wie ich ihnen helfen kann, indem ich ihnen eine Aufgabe gebe. Und ich habe ge-lernt, wie ich mit ihnen über die wirk-lich tiefen Probleme sprechen kann und nicht nur über die täglichen Sor-gen. Unsere Pastorenwohnung und die Gemeinderäume wurden zu ih-rem neuen Zuhause, wo sie ihre freie Zeit verbringen, wenn sie die Einsam-keit ihrer leeren Wohnungen nicht ertragen. Einer der beiden Brüder hat sich ei-ner Therapiegruppe angeschlossen und nimmt regelmässig Medika-mente ein, die ihm helfen. Das macht mich glücklich. Dank ihrer Arbeit se-hen unsere Gemeinderäume einla-dender aus, und unser Garten ist wunderschön.

Keine leichten Happy Ends

Kleine ErfolgeIm Unterwegssein mit Alkoholikern gibt es keine leichten Happy Ends, son-dern viele Probleme. Dies ist der Grund,

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weshalb ich versuche, jeden kleinen Er-folg zu feiern – und immer neu zu ler-nen, wie ich wirklich helfen kann. Oft bitte ich Gott um seine Gnade für mich und sie – ich brauche Gottes Weisheit und Liebe, um zu verstehen und gedul-dig zu sein. Und Gott antwortet immer! Er sendet mir viele Helfer: Fachleute, Doktoren, Psychologen, Berater.

Gott ist bei unsNach vielen Monaten des Aufs und Abs sind die beiden Brüder Teil unserer

Gemeinde geworden. Nur wenige Mit-glieder wissen um deren Problem, aber alle freuen sich, wenn die beiden lachen und während des Kirchenkaf-fees nach dem Gottesdienst für gute Stimmung sorgen. Ich bin dankbar, dass uns Gott in jeder Sorge und in je-dem Leid so viel lehrt – und dass er uns nie allein lässt.

UMSCHAU

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausRoland RöstiAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 01/2014:12.12.13

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1,8 hyperscholar, flickr.comS.2 Peter, gemeindebrief.deS.3,4,7 KuWS.3 nero, pixelio.deS.5,10,11,14-17,23 zVgS.9 Bundesarchiv, Bild 183-D0116-0041-019, via commons.wikimedia.orgS.10 J.Schnorr von Carolsfeld, McLeod, commons.wikimedia.orgS.11 Efron, sxc.huS.12 Florentine, pixelio.deS.13 Wandersmann, pixelio.deS.18 styf, photoXpress.comS.19 brokenarts, sxc.huS.22 imageafter.comS.24 DXfoto.com, photoXpress.com

ZUR PERSON

Monika Zuber (34) ist «Probatorin» der EMK in Polen (in Polen gibt es noch die doppelte Ordination; «Pro-batorin» ist der Status vor der Ordi-nation zur Diakonin, welcher nach ei-ner erneuten, mindestens zweijäh-rigen Probezeit, die Ordination zur Ältesten folgt). Sie ist Mutter von zwei kleinen Kindern und dient zu-sammen mit ihrem Mann in Ełk, Stare Juchy und Pi̧etki im Nordosten des Landes.

Connexio unterstützt mit der Samm-lung für die Pastorengehälter in Ost-europa auch ihre Arbeit und die der anderen 20 pastoralen Mitarbeiten-den in Polen.

EMK in der Schweiz, Connexio, 8004 Zürich, 044 299 30 [email protected] 87-537056-0

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Wie man sich vor dem Ausbrennen schützen kann

Eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit findenVon Peter von Känel

Bruno Meier, ein bis dahin sehr moti-vierter ehrenamtlich Mitarbeiter in der Kirche, fühlt sich seit einiger Zeit nicht mehr motiviert. Seine Aufgaben belasten ihn zunehmend. In der Nacht wacht er immer wieder auf. Auch sein Glaube trägt ihn nicht mehr wie bisher. Er ist wie ausgebrannt.

Elia gibt Hinweise

Was hätte Herr Meier unternehmen können, um sich vor dem Ausbrennen zu schützen? Es gibt eine Episode im Leben des Propheten Elia, die dazu ei-nige Hinweise gibt. Im Buch der Kö-nige im Alten Testament wird berich-tet, dass Elia nach einer sehr anstrengenden und erlebnisreichen Zeit sterben wollte.

Essen und trinkenElia hatte sich im Vorfeld ausseror-dentlich für die Sache Gottes einge-setzt. Aber die schreckliche Nachricht

der Königin Isebel brachte für Elia das Fass zum Überlaufen. Er zog sich in die Wüste zurück um zu sterben. Es kam nicht so weit. Ein Engel Gottes kam zu Elia. Der gab ihm zu trinken, zu essen und liess ihn schlafen. Er machte ihm keine Vorwürfe, was Elia in der Vergangenheit anders hätte tun sollen. Aber er ermutigte ihn, nach vorne zu schauen und eine neue Auf-gabe anzugehen, die Gott für ihn be-reit hatte. Diese Geschichte zeigt mögliche Schritte auf, die Herr Meier selber ge-hen könnte, und weitere Unterstüt-zung, die er aus seinem privaten und beruflichen Umfeld erhalten müsste. Essen, trinken, schlafen, dass musste Elia selber, das lag in seiner Verantwor-tung. Die Verantwortung des Engels – also von seinem Umfeld – war, dass er ihn ermutigte wieder ins Leben zurück zu gehen. Er machte ihm keine Vor-würfe, aber er war für Elia da.

Essen, trinken, schlafen

Strategien erarbeitenWas hiesse dies für Herrn Meier? Wel-che Veränderung müsste er in seinem Alltag vorbeugend angehen, um see-lisch und körperlich gesund zu blei-ben? Für Herrn Meier wäre eine pas-toral-psychologische Supervision als professionelle Unterstützung notwen-dig, in der er über einen längeren Zeit-raum begleitet wird. Dabei werden individuell auf ihn abgestimmte Stra-tegien erarbeitet, um im beruflichen und privaten Umfeld den Belastungen, die zu einem Burnout führen können, entgegen zu wirken und einen ande-ren Umgang damit zu lernen.

Am Ende des Tages loslassen

Bewusst geniessenStrategien, die er selber umsetzen könnte, wären als Beispiel, dass er sich regelmässig körperlich bewegt. Als weiteren Schritt könnte er am Ende eines Tages alles, was er erlebt hat, auf einen Zettel aufschreiben. Da-nach ihn zerreissen und zu sich sagen:

Ausbalanciert: Ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Lebensbereichen bewahrt vor dem Ausbrennen.

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«Nun ist genug, ich werde mich be-wusst mit allem, was mich heute be-lastet hat, nicht wieder auseinander-setzen!» Auch könnte er sich ausserhalb der Arbeit Zeit reservieren, um bewusst zu geniessen: ein gutes Essen im Kreis von Freunden, einen Musik- oder Theaterbesuch oder eine Auszeit in der Natur. Geniessen ist eine gute Möglichkeit, um eine ausgeglichene Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Und natürlich würde ihm das Beschäftigen mit biblischen Tex-ten, wie etwa mit den Erzählungen vom Propheten Elia, ermutigen, neue Wege zu gehen.

Mutig neue Wege gehen

Unterstützung findenDurch die supervisorische Begleitung könnte Herr Meier sensibilisiert wer-den, welche Unterstützung er von sei-nem privaten Umfeld erhalten könnte. Es tut gut, wenn jemand aus dem nä-heren persönlichen Umfeld bereit ist,

einfach zuzuhören und da zu sein. Vielleicht tut das seine Ehefrau, je-mand aus der Familie oder dem Freun-deskreis. Unterstützung kann auch von Tieren her kommen, die den All-tag auflockern, seien es nun Hunde, Katzen oder Esel ...

Hund, Katze oder Esel

RahmenbedinungenAm Arbeitsort ist es für Bruno Meier begrenzt möglich Einfluss zu neh-men. Er könnte seinem Arbeitgeber seine Situation offenlegen, eventuell unter Einbezug des Supervisors. Da-durch könnten Massnahmen in die Wege geleitet werden, etwa regelmäs-sig, wechselseitige Anerkennung im Team oder in der Gruppe. So werden die Beziehungen untereinander geför-dert und gefestigt. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese wechselsei-tige Unterstützung eine grosse pro-phylaktische Wirkung gegen das Aus-brennen aufweist. Fördert der Arbeitgeber eine höhere Autonomie,

ZUR PERSON

Peter von Känel ist Pfarrer der EMK in Burgdorf-Breitenegg. Er arbeitet teilzeitlich als Supervisor( www.wegstrecke.ch) und be-gleitet hierbei Menschen rund um das Thema Arbeit.

UMSCHAU

so dass Bruno Meier in eigener Ver-antwortung arbeiten, Projekte ange-hen und abgeschliessen kann, zeigt das eine ähnliche Wirkung. Einen ver-antwortbaren Arbeitsumfang einhal-ten, Angebote bezahlter Fortbildung für ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende und die Möglichkeit längerer Urlaubszeiten wirken eben-falls prophylaktisch.

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Kirche und Welt Nr. 6/2013

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Kirche und Welt Nr. 6/2013

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22 Kirche und Welt Nr. 12/2013

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Meine Freunde in der tamilischen Ge-meinde und der Berichterstatter des Rates für Menschenrechte berichten von einer anderen Seite. Zwar ist der Krieg zu Ende. Doch verschwinden immer wieder Leute, meist Tamilen, Land wird enteignet, Polizeikontrol-len geschehen willkürlich. Asylsu-chende, die nach Sri Lanka zurück-kehren müssen, laufen Gefahr, verhaftet und gefoltert zu werden. Wir bezeugen, dass alle Menschen gleiche Würde und Rechte haben. Setzen wir uns dafür ein, dass keine Tamilen aus unserem Land heim-geschickt werden, bevor die Men-schenrechtslage in ihrem Heimatland stark verbessert wird?

Die Menschenrechte werden vielerorts verletzt

27 Millionen Erwachsene sind versklavtVon Martin Roth

Am 10. Dezember erinnert der «Tag der Menschenrechte» daran, dass vor 55 Jahren die «Allgemeine Erklä-rung der Menschenrechte» von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Ei-nige Blitzlichter dazu aus der Herbst-session des Rates für Menschen-rechte der UNO.

In der Schweiz gilt: junge Männer zwischen 18 und 20 Jahren rücken in die Rekrutenschule ein. Doch in manchen Ländern, in denen bewaff-nete Konflikte herrschen, werden be-sonders Jungen gezwungen, mit der Waffe zu kämpfen, während Mäd-chen häufig sexuell missbraucht werden. Im Menschenrechtsrat sind Bemü-hungen im Gang, dass durch ein Ab-kommen unter den Ländern die Jun-gen und Mädchen besser geschützt werden. Unter anderem soll es straf-bar sein, sie in Kämpfe hinein zu zwingen. Sind wir bereit, diese Ver-suche zu unterstützen, indem wir

etwa den Bundesrat bitten, sich für ein solches Abkommen einzusetzen?

Sklaverei heuteDer Sonderberichterstatter des Rates für Menschenrechte berichtet, dass heute etwa 27 Millionen Erwachsene versklavt sind. Das sind mehr als drei Mal so viele, wie die Schweiz Einwoh-ner hat. Diese Zahlen erschrecken. Im Sozialen Bekenntnis sprechen wir: «Wir glauben an den gegenwärtigen und endgültigen Sieg Gottes. Wir neh-men seinen Auftrag an, das Evange-lium in unserer Welt zu leben.» Zeugt unser Leben davon, dass wir es ernst nehmen? Sind die versklavten Men-schen ein ständiges Gebetsanliegen?

Asyl für TamilenAls ich vor einigen Tagen einen Reise-prospekt zu Asien durchblätterte, fiel mir auf, dass Sri Lanka nicht vertre-ten war. Als ich die Mitarbeiterin im Reisebüro fragte, warum das so sei, antwortete sie: «Zu Sri Lanka haben wir einen eigenen Katalog. Sri Lanka ist eine gute Feriendestination.» Das ist die eine Seite der Wahrheit.

ZUR PERSON

Martin Roth (73) ist Pfarrer i.R. der EMK. Er wohnt in Olten. Vom 9.–20. September nahm er an mehreren Tagen an den Sitzungen der Herbst-session des Rates für Menschen-rechte der UNO in Genf teil.

Gegenwart: Noch immer sind Menschen versklavt, auch wenn sie keine Ketten mehr tragen.

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23Kirche und Welt Nr. 12/2011

Liebe Leserin, lieber Leser

Keine zwei Flugstunden von der Schweiz entfernt, in Ländern wie Albanien, Mazedonien, Ru-

mänien oder Ungarn, haben viele Menschen keine Möglichkeit, eine bezahlte Arbeit zu finden

und ein geregeltes Einkommen zu erzielen. Armut, Elend und Hoffnungslosigkeit sind die Folge.

Bevölkerungsgruppen wie die Roma sind zudem mit Ausgrenzung und Ablehnung durch die

Gesellschaft konfrontiert. Die EMK hat sich dieser Situation gestellt.

Am Beispiel der EMK in Albanien zeigen wir Ihnen, wie sich Methodisten für ihre Mitmen-

schen engagieren.

In Albanien verlassen zahlreiche Familien die Bergregionen, weil es dort keine Arbeit gibt.

Sie ziehen in die Städte oder ins Ausland, um dort ein vermeintlich besseres Leben zu führen.

Für die verbleibenden Familien in den Bergen wird es immer schwieriger, ein Einkommen zu

finden und die Städte sind überfüllt mit Arbeitssuchenden. Die Arbeitslosigkeit in Albanien be-

trägt im Durchschnitt 14%.

Besseres Leben im eigenen Land

Die EMK in Albanien ist eine junge Kirche mit Menschen, die sehr motiviert sind, das Evan-

gelium in Wort und Tat zu verkünden. Zurzeit gibt es Gemeinden in den Städten Pogradec und

Tirana sowie Stützpunkte in Elbasan und Bishnica.

Besonders die Gemeinde in Pogradec wächst sehr schnell. Bereits zweimal musste sie ein

neues, grösseres Haus mieten, weil die Räumlichkeiten den steigenden Anforderungen nicht

mehr entsprachen. Nun bietet sich die Gelegenheit, eine Liegenschaft zu kaufen und ein eige-

nes Gemeindezentrum zu errichten. Neben einer Kapelle sollen zusätzliche Räume für verschie-

dene Sozialprojekte zur Verfügung stehen, beispielsweise für Näh-, Sprach-, Musik- und andere

Weiterbildungskurse. Für die Realisierung des Zentrums benötigt die EMK in Albanien min-

destens 300 000 Schweizer Franken. Spenden sind willkommen!

Unterstützung für Menschen mit körperlicher Behinderung

Seit gut einem Jahr engagieren sich junge, arbeitslose Gemeindeglieder in Tirana beim Trans-

port von Menschen mit Behinderung, da es in dieser grossen Stadt bisher keine solche Dienst-

leistung gab. Die Arbeit mit dem Behindertentaxi wurde gestartet, nachdem die Gemeinde ver-

schiedene Möglichkeiten geprüft hatte, wie sie sich für die Allgemeinheit nützlich machen

könnte.

Ihre Spende hilft, den Menschen der Region Mitteleuropa-Balkan eine bessere Zukunft zu er-

möglichen. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Mit freundlichen Grüssen und den besten Wünschen für die kommende Advents- und Weih-

nachtszeit.

Dr. Patrick Streiff Andreas Stämpfli

Bischof von Mittel- und Südeuropa Geschäftsleiter Connexio

Connexio, Netzwerk für Mission und Diakonie der Evangelisch-methodistischen Kirche

PC-Konto 87-537056-9

Dies ist die gekürzte Fassung des Weihnachtsbriefes von Connexio, den Sie in diesen Tagen

auch per Post erhalten haben sollten.

CONNEXIO

23Kirche und Welt Nr. 12/2013

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Von Urs Schweizer

Der Zug setzte sich in Bewegung. Die zwei Jungs sassen nebeneinander und schauten in Fahrtrichtung aus dem Fenster. Ich hatte ihnen gegenüber Platz genommen und sah, wie die Welt, an der wir eben noch vorbei ge-fahren waren, in der Ferne ver-schwand. Wir freuten uns auf den be-vorstehenden «Männertag», während die Frauen unserer Familie auf eigene Faust unterwegs waren. Bald einmal wurde der Jüngere hungrig und bat um einen Apfel, an dem er dann genüsslich herumknab-berte. Dass in diesen Augenblicken nicht nur seine Kaumuskulatur arbei-tete, sondern auch sein Gehirn, blieb mir verborgen. Deshalb war ich ziem-lich überrascht, als er mich plötzlich fragte: «Papa, ist Jesus eigentlich auch ein Apfel?» Ich musste ihn falsch ver-standen haben: «Du meinst, ob Jesus auch einen Apfel gegessen hätte?» «Nein, ob er einer ist. Er hat ja auch gesagt, er sei das Brot. Das haben wir im Chinderclub gehört.» Es berührte mich, wie der kleine Mann, der aus

dem Fenster schaute und beobachtete, wie ihm die Welt entgegen kam, zu entdecken versuchte, wer und wie Je-sus ist. Auch für ihn. Und während ich auf das blickte, was hinter uns lag, wünschte ich mir etwas von sei-ner zukunftsorientierten Unvorein-genommenheit. Als wir fast am Ende unserer Reise waren, deutete der kleine Mann aus dem Fenster und sagte so fröhlich wie laut: «Papa, dort oben ist unsere Kir-che.» Natürlich wusste ich das schon lange. Immerhin fahre ich fast täglich zweimal daran vorbei. Aber nun wussten es auch alle anderen Leute um uns herum ... Und ich wünschte mir etwas von seiner Unbekümmert-heit, mit der er sich völlig natürlich zu dem bekannte, was ihm wichtig ist. Wer und wie ist Gott – auch für mich? Wie erkenne ich, ob Gott sich zu mir bekennt und ob ich ihm wich-tig bin? Ich wünsche mir in diesen Fragen das vertrauende Herz eines Kindes. Und ahne zugleich, dass ich damit am Kind in der Krippe nicht vorbei komme ...

Verstehen, wer und wie Jesus ist

Wie ein Kind

ALS BUCH

Während drei Jahren hat Urs Schweizer mit seinen kurzen Ge-schichten aus dem Alltag Kirche und Welt bereichert. Für das kommende Jahr sind für die Rückseite andere Beiträge vorgesehen. Wir danken Urs Schweizer für seine wertvollen Beiträge.

Seine kurzen Erzählungen werden Ende des Jahres in einem kleinen Buch veröffentlicht, zusammen mit weiteren, die nicht in Kirche und Welt erschienen sind. Beachten Sie die Hinweise auf Seite 13!

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