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11/2014 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church Wenn die Waage den Alltag bestimmt Power2be Bethanien begleitet Frauen zurück in die Selbständigkeit Seite 18/19 Wenn Schatten das Leben verdunkeln Professor Dr. Daniel Hell in Flawil Seite 12 Partnerschaft im Dienst am Menschen 10 Jahre Home Bethesda Strasbourg Seite 20 Wie Gemeindebezirke über das Geld sprechen Fröhliches Geben ohne Zwang Seite 8/9 MIT BEILAGE

Kirche und Welt 11/2014

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt 11/2014

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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

Wenn die Waage den Alltag bestimmtPower2be Bethanien begleitet Frauen zurück in die SelbständigkeitSeite 18/19

Wenn Schatten das Leben verdunkelnProfessor Dr. Daniel Hell in FlawilSeite 12

Partnerschaft im Dienst am Menschen10 Jahre Home Bethesda StrasbourgSeite 20

Wie Gemeindebezirke über das Geld sprechen

Fröhliches Geben ohne ZwangSeite 8/9

MIT BEILAGE

Page 2: Kirche und Welt 11/2014

Inhaltsverzeichnis

Spannende Reaktionen auf provokative Fragen

Wie sieht ein gesunder Umgang mit Geld aus? 4

Zurückfinden zum Dreischritt der Liebe

Gemeinschaft steht im Mittelpunkt 7

Wie Gemeindebezirke über das Geld sprechen

Fröhliches Geben ohne Zwang 8

Der EMK Bezirk Rothrist gibt konsequent den Zehnten

Zur Ehre Gottes und aus Liebe zu den Mitmenschen 10

Am Beispiel der Bezirks Region Schaffhausen

Finanzen für bauliche Veränderungen 11

Ein Vortrag von Professor Dr. Daniel Hell in Flawil

Wenn Schatten das Leben verdunkeln 12

Aus der Arbeit der EMK in Albanien

Mit den Menschen unterwegs 13

Jubiläum der EMK-Mission in Wembo Nyama, DR Kongo

Ein Jahrhundert segensreiche Arbeit 14

Kirche ist immer «seine» Kirche, nie «unsere»

Starkes oder mangelndes Selbstwertgefühl? 16

Power2be Bethanien begleitet Frauen zurück in die Selbständigkeit

Wenn die Waage den Alltag bestimmt 18

10 Jahre Home Bethesda Strasbourg

Partnerschaft im Dienst am Menschen 20

Bücher und mehr

Das gibt es nicht überall 22

Miteinander neu Fahrt aufnehmen

«Ehe auf Kurs» 23

Teilhaben an der Mission Gottes

«Miriam» in einem fremden Land 24

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«Hier ‹Schutz und Rettung›»

Von Stefan Moll

Feuerwehr, Sanität, Polizei: alle, die man in Not ruft, sind in Zürich unter «Schutz und Rettung» ver-eint. Eine Adresse für akute Nöte jeder Art. Mit dem Glauben ist es ähnlich. Die Adresse scheint be-kannt: Jesus Christus. Fragt sich nur, welche Art der Rettung wir von ihm erwarten.Dorothea Sattler hat in Ihrem Buch* fünf Felder be-schrieben, in denen Rettung geschieht:• Therapie – Bereiche, die der Heilung bedürfen:

Krankheiten, zerbrochene Beziehungen, zer-störte Natur

• Gerechtigkeit – Unrecht aller Art: Armut, Abhän-gigkeiten, Hunger, Umweltzerstörung

• Schuldenvergleich – Bewältigung von Schulden jeder Art

• Anklage – Freispruch im Prozess: Viele wissen sich wegen echter und auch wegen unechter Schuld angeklagt und sehnen sich nach einem Freispruch

• Nähe finden – Versöhnung mit Gott, Menschen und Natur, die ein freies und unbelastetes Mitei-nander erlaubt

Ein SLI-Team sucht eine Sprache, wie wir in heuti-ger Zeit von der Erlösung sprechen können. Die fünf Stichworte sind mir eine Hilfe. Sie öffnen die Türen zu konkreter Not, in denen wir von Jesus Christus Rettung und Hilfe erwarten. Nicht alle leiden an denselben Themen – aber ich finde mich in diesen Stichworten wieder. Glaube wird aktuell.

* D.Sattler, Erlösung? Lehrbuch der Soteriologie. Freiburg i. Br. 2011

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

Die Kirche braucht Geld, auch wenn sie nicht allein davon lebt, dass sie Geld hat oder erhält. Wie aber können wir davon reden, woher das Geld in der Kirche kommt – und wohin es fliesst, wofür es verwandt wird? Wie genau sind Sie in Ihrem Gemeindebezirk darüber orientiert? In die-ser Ausgabe haben wir nachgefragt bei Gemeindebezir-ken: Wie macht ihr das? Wie informiert ihr? Wie geht ihr mit dem Geld um, das euch anvertraut wurde? – Und wir haben sehr spannende Antworten erhalten. Antworten auf Tipps zum Umgang mit dem Geld hat auch die Zahlstelle erhalten nach ihrem Beitrag in der Au-gustausgabe. Ein anregender Mix aus Widerspruch, wei-terführenden Gedanken und Zustimmung. Wie durch die Sammlung für die Pfarrgehälter in Mit-teleuropa und im Balkan dort die Arbeit der EMK-Bezirke unterstützt wird, zeigt das Beispiel von Mustafa Isufi in Albanien. Dass Migrant/innen wie «Miriam», von der Üllas Tank-ler erzählt, in vielfacher Weise unsere Arbeit als Kirche bereichern und befruchten, damit hat die EMK bereits einige Erfahrungen gemacht. Allein vom Geld zu reden, wäre da doch eine sehr eingeschränkte Perspektive!

Sigmar FriedrichRedaktor

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ZAHLSTELLE

Spannende Reaktionen auf provokative Fragen

Wie sieht ein gesunder Umgang mit Geld aus?Von Daniela Deck

«Geld regiert die Welt», sagt der Volksmund. Als Christ/innen glauben wir, dass Gott die Welt regiert – und Geld im besten Fall seiner Herrschaft dient. Geld ist ein heikles und kom-plexes Thema. Der Finanzplaner Beat Hofstetter hat zum Umgang mit Geld Anregungen gegeben (Kirche und Welt 8.2014, S.22–23). Dazu ha-ben wir spannende Rückmeldungen erhalten – mehrheitlich von Perso-nen, die auch beruflich mit Geld zu tun haben.

«Vieles, was im August-Artikel steht, bestätigt mich», schreibt ein Banker. Ein anderer Finanzfachmann erklärt, dass der Artikel ihn angesprochen habe und er gewisse Verhaltensregeln nachvollziehen könne. Andere schei-nen ihm jedoch eher Wunschdenken zu sein.

Umstrittene SkalaBeat Hofstetter hatte folgende Skala des Einkommens aufgestellt:1. Schuldensklaverei: Abwärtsspirale,

Schulden mit neuen Krediten ge-deckt

2. Armut: Abhängigkeit durch Miet- und Pachtverträge, Einnahmen-Ausgaben ca. im Lot

3. Entschuldung: Einnahmen über-steigen Ausgaben, Abzahlung von Krediten

4. Wohlstand: keine Schulden, Ein-nahmeüberschuss, Geld selbst ver-waltet

5. Reichtum: Finanzierung aus Ver-mögenserträgen, nicht auf Lohn angewiesen

Bei dieser Skala gehen die Meinungen auseinander. «Stirnrunzeln» lösen vor allem die Definitionen von Schulden und Armut aus. Wenn Ausgaben und Einnahmen sich die Waage halten, liege keine Armut vor. Jemand regt an, die erste Stufe durch «Gier» zu ergän-zen: «Ich glaube, dass es viele Leute gibt, die Geld haben. Sie haben aber für sich das Gefühl, dass sie zu wenig Geld haben, und streben danach, es zu vermehren. Gerade auch Christen sind davor nicht gefeit.»

Mieten statt erwerbenEine Stimme wehrt sich dagegen, Wohneigentum anzustreben, statt eine Wohnung zu mieten: «Ich fühle mich als Mieter wohl. Ich muss weder Heizöl bestellen, noch Renovationen

in Auftrag geben. Wenn etwas kaputt geht, kümmert sich die Hausverwal-tung darum. Für diese Vorteile bin ich bereit mehr auszulegen als andere für Hypothekarzinsen. Dazu kommt, dass das Kapital unser aller Pensionskas-sen auf Mieter angewiesen ist. Die Pensionskassen haben Schwierigkei-ten Renditen zu erzielen. Ohne Miet-objekte wäre das noch viel schwieri-ger.»

Pensionskassen sind auf Mieter angewiesen

Hypotheken abzahlenBeat Hofstetter gab den Rat, Hypothe-ken sollten amortisiert werden! Chris-ten sollten gern Steuern zahlen! Hier liegen die Meinungen nahe beisam-men. Sie gehen von «interessant, aber nicht in jedem Fall machbar» bis zu völliger Zustimmung. Jemand schreibt, er sei dabei die Hypothek ab-zuzahlen, und betont, dass Spenden und Sparen daneben nicht zu kurz kommen dürften. Eine andere Person hebt hervor, dass in der Schweiz dank wenig Kor-ruption Steuern wirklich der Allge-meinheit zugute kämen. Eine dritte

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ZAHLSTELLE

ZAHLSTELLENAUSSCHUSS SUCHT VERSTÄRKUNG

Haben Sie eine Ausbildung im Fi-nanzbereich? Möchten Sie der EMK helfen, die Finanzierungsgrundlagen bei Bau- und Investitionsvorhaben zu beurteilen? Haben Sie Erfahrung beim Lesen und analysieren von Bi-lanz, Erfolgsrechnung und Jahres-

rechnung? Sind Sie bereit in 5–6 Sit-zungen pro Jahr mitzuarbeiten? Inte-ressieren Sie sich für den Erfolg der EMK und ihrer Werke? Dann sind Sie die richtige Frau, der richtige Mann für unseren Zahlstellenausschuss. Weitere Informationen gibt Ihnen

gern Peter Binder, Vorsitzender: [email protected], 052 242 43 00.

Den im Text erwähnten Beitrag finden Sie unter:

www.issuu.com/emk_schweiz

Geprüft: Leser/innen haben Stellung genommen zu den Ratschlägen von Beat Hofstetter zum Umgang mit dem Geld.

Person bezweifelt, dass Steuergelder immer gut eingesetzt werden.

In Mikrokredite investieren

Riskanter RatschlagIm Beitrag haben wir gefragt: Welche Erfahrungen haben Sie damit ge-macht, in Menschen zu investieren? Bei den Reaktionen beurteilen Fach-personen eine Schuldensanierung von Privat als zu riskant. Jemand plä-diert dafür, im Mikrofinanzbereich zu investieren, weil das Geld an Frauen geht, die verantwortungsbewusst damit umgehen. Ein anderer stellt kri tische Fragen nach Sozialversiche-rungen und Altersvorsorge beim «Freundeskreis» von Missionaren.

Vermögen verwaltenAuch zur Frage, was für Sie als Christ im Umgang mit dem Vermögen hinter dem Begriff «Verwalterschaft» steht, haben wir Reaktionen erhalten. Je-mand schreibt: «In der EMK, vor al-lem in den USA, hat ‹Stewardship› in den letzten Jahren Bedeutung gewon-nen. Das geht weit über den blossen Umgang mit Geld oder andern anver-trauten Gütern hinaus. Es ist eine Le-benseinstellung, die als Dienst für Gott und als Zeugnis des Glaubens verstanden werden will. Zu erinnern ist auch an die einfachen Regeln von John Wesley: ‹Verdien so viel du kannst, spar so viel du kannst und gib (alles) was du kannst!›» Eine andere Person schreibt: «Ich glaube, Gott will, dass es uns gut geht. Deshalb dürfen wir dieses Geld auch für unsere eigenen Bedürfnisse ein-setzen. Wenn wir damit einen gesun-

den Umgang haben, bleibt noch viel übrig, das wir weggeben können. Re-geln, die für mich gelten: keine Klein-kredite, kein Leasing, 10% meines Lohnes gehen per Dauerauftrag an die Gemeinde. Dazu unterstütze ich christliche Organisationen und Pro-jekte (weitere ca. 8%).»

Unterstützung gesuchtBeim Geld zeigt sich schnell, welche Werte unser Leben prägen. Das gilt für uns als einzelne ebenso wie für die Gemeinden. Deshalb ist es wich-tig, dass das Geld, das uns als EMK anvertraut ist, verantwortungsbe-wusst verwaltet wird. Wenn Sie ein Flair für Finanzen haben, dann bittet die Zahlstelle Sie um Ihre Unterstüt-zung (s. Box).

Spannende Reaktionen auf provokative Fragen

Wie sieht ein gesunder Umgang mit Geld aus?

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KURZ NOTIERT

Agenda SAMSTAG, 1. NOVEMBER

Mission als LebensstilHerbsttagung Distrikt NordwestschweizEMK Zürich-Altstetten10–16 UhrInfos/Anmeldung: Sonja Bitterli, [email protected] FR.–SO., 7.–9. NOVEMBER

Gott der Armen und BedrängtenWitwen-WochenendeHotel Artos, InterlakenInfos: Erika Wille, 033 971 84 77 FR.–SO., 7.–9. NOVEMBER

Gottes Berufung entdecken und lebenExploration 2014Hattingen (D)Kosten: Fr. 120.– inkl. ReisekostenInfos: Takano-Fachstelle EMK, 062 205 70 00, [email protected] SAMSTAG, 8. NOVEMBER

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisNeues TestamentEMK Zürich 49–12.30 UhrInfos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected] SAMSTAG, 15. NOVEMBER

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisSeelsorgeEMK Zürich Zelthof9–17 UhrInfos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected] FR.–SO., 5.–7. DEZEMBER

Begegnungstage für Seniorenhinschauen - loslassen - gewinnenHotel Artos, InterlakenInfos/Anmeldung: Elsi Altorfer, elsi. [email protected], 052 233 53 07

Zum ersten Mal hat 2014 der Schwei-zerische Evangelische Kirchenbund (SEK) einen Predigtpreis ausgeschrie-ben. Unter anderem wurde Stefan Weller, Pfarrer der EMK Region Zim-merberg für seine Predigt zu Jeremia 19,1–14 ausgezeichnet. Seine Predigt wird zusammen mit den anderen aus-gezeichneten Beiträgen in einem Buch unter dem Titel «Ausgesprochen reformiert – Predigten» veröffent-licht. Seine Predigt ist zugleich aus-gesprochen methodistisch, nicht nur, weil «unser Kirchenvater John Wes-ley» darin zu Wort kommt. In seiner

Predigt betont Stefan Weller zudem, wie Glauben das Leben erkennbar verändert. Der erste Preis geht an Pfarrerin Caroline Schröder-Field, die bis 2011 EMK-Pfarrerin in Winterthur war und heute als reformierte Pfarre-rin am Basler Münster tätig ist. Die Preisverleihung und die Vernissage des Buches finden am 3. November um 17.45 Uhr im Berner Rathaus statt.

Quelle: EMK-NewsPredigt von Stefan Weller:

http://is.gd/PP2014

Bernd-Lutz Lange, Autor und Kabaret-tist, Mitglied der EMK in Leipzig und Bruder von Pastor Martin Lange, wurde am 6. Oktober vom deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er wurde damit für sein Engagement in der friedlichen Revolution 1989 in der damaligen DDR geehrt, die zum Fall der Berliner Mauer führte. Zu-sammen mit dem Gewandhauskapell-meister Kurt Masur, dem Pfarrer Pe-

ter Zimmermann und drei führenden Leipziger SED-Politikern verfasste er vor der Montagsdemonstration in Leipzig einen eindringlichen Appell zur Gewaltlosigkeit. Damit habe er «einen entscheidenden Beitrag dafür» geleistet, «dass die Massendemonst-ration friedlich verlief», heisst es un-ter anderem in der Begründung für die Auszeichnung.

Quelle: www.bundespraesident.de

Pfarrer Hugh Johnson, der bis zu sei-ner Pensionierung als Missionar in Algerien tätig war und als Superin-tendent des Nordafrika-Distrikts Ver-antwortung für die Arbeit der EMK in diesem Gebiet trug, wurde zusammen mit seiner Frau Shirliann als Empfän-ger des diesjährigen Friedenspreises des Weltrates Methodistischer Kir-chen ernannt. Während mehr als 40 Jahren (1962–2005) versah das Ehe-paar seinen Dienst nach dem Motto: «Kirche muss dort sein, wo die Not am

grössten ist.» Für ihren langjährigen Dienst und für ihre mutige, kreative und beständige Weitergabe der Guten Nachricht von Jesus Christus wird Hugh und Shirliann Johnson der diesjährige Friedenspreis verliehen. Die offizielle Überreichung wird an der Tagung der Jährlichen Konfe-renz Schweiz–Frankreich–Nordafrika 2015 in Aarau erfolgen.

Quelle: EMK-News

Ausgezeichnete Predigten

Verdienstorden für Methodist

Friedenspreis für Ehepaar Johnson

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Gemeinden, wenn sie in ihrem per-sönlichen Glauben an Gott und Leben mit Gott nicht mehr gestärkt werden.

Sich den Nächsten zuwendenIn kleineren Gemeinden, in denen sich einige Dutzend Menschen, viel-leicht bis gegen hundert Personen ver-sammeln, ist es anders. Da spielt das zweite der Doppelgebote die entschei-dendere Rolle: Menschen erleben Nächstenliebe ganz praktisch. Des-halb fühlen sie sich wohl und ange-nommen in der Gemeinde. Das ist die Stärke der kleineren Gemeinden. Doch es ist auch ihre Achillesverse: Wenn es zu Konflikten kommt, merkt man es viel schneller. Menschen ver-lassen kleine Gemeinden, wenn die Nächstenliebe kriselt.

Gottes Liebe erfahrenIm Bischofsgebiet von Mittel- und Südeuropa haben wir fast nur klei-

nere Gemeinden. Selbst in der Schweiz sind viele Gemeinden, die zur Zeit der Vereinigung 1968 gross waren, klein geworden. Wenige sind über die Hundertermarke gewachsen. Was führt Menschen in die Nachfolge Jesu Christi? Ob wir bei aller Beto-nung guter Gemeinschaft den ersten Teil des Doppelgebots der Liebe, die Liebe zu Gott von ganzem Herzen, zu sehr vernachlässigt haben? Und das, was Grundlage für beide Teile des Doppelgebots bildet: die Erfahrung, zuallererst von Gott geliebt zu sein?

Patrick Streiff: «Haben wir die Grundlage für beide Teile des Doppelgebots zu stark vernachlässigt?»

BISCHOFSBÜRO

Zurückfinden zum Dreischritt der Liebe

Gemeinschaft steht im Mittelpunkt

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM NOVEMBER

KENNZEICHEN

30.10.–9.11. Bischofsrat und Connectional Table, Oklahoma City, USA10.–12. Pfarrerversammlung, Bratislava, Slowakei14.–15. Société d’études du méthodisme français17.–19. Kabinett und Kirchenvorstand Polen22.–30. Evaluationsreise Bischofsgebiete in Afrika

Wesleys Schrift «Die Kennzeichen eines Methodisten» können Sie hier nachlesen:

http://is.gd/Kennzeichen

Von Patrick Streiff

Erinnern Sie sich an den wesleyani-schen Dreischritt der Liebe? Wie beim Walzer ist der erste Schritt der wichtigste und grösste. Die anderen beiden folgen fast von selbst: (1) Got-tes Liebe ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist er-fahren; (2) Gott lieben von ganzem Herzen; (3) den Nächsten lieben wie sich selbst.

Der zweite und dritte Schritt sind, was Jesus das Doppelgebot der Liebe nannte. Nun ist interessant, wie sich das Doppelgebot im Leben von Ge-meinden unterschiedlich entfaltet.

Gott erlebenIn grossen Gemeinden, in denen sich über hundert Personen im Gottes-dienst versammeln, spielt das erste der Doppelgebote die entscheidendere Rolle: Menschen werden auf ihre Gottesbeziehung angesprochen. Sie sollen in ihr herausgefordert und gestärkt werden. Für Gemein schafts-erlebnisse sind Kleingruppen verant-wortlich. Die Gottesdienstgemeinde ist zu gross, als dass sich alle kennen könnten. Menschen verlassen grosse

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Wie Gemeindebezirke über das Geld sprechen

Fröhliches Geben ohne ZwangVon Sigmar Friedrich

Mit einer achtseitigen Broschüre un-ter dem Titel «Kirche und Geld» in-formieren die Bezirke Uzwil–Flawil und Rüti–Wald–Hombrechtikon ihre Mitglieder und Freunde über die Finanzen. Sie machen nachvollzieh-bar, wofür das Geld eingesetzt wird, das mit Beiträgen und Kollekten zu-sammenkommt.

Schon seit rund zehn Jahren hat der Bezirk Rüti–Wald–Hombrechtikon Er-fahrungen mit einer solchen Bro-schüre. «Wir haben damals in einer Phase damit begonnen, als relativ viel neue Personen zu uns gekommen sind», erzählt Pfarrer Stefan Zürcher. Besonders in der Anfangszeit gab es Rückmeldungen, die alle durchweg positiv waren.

Geld und GeistDie Broschüre in Rüti–Wald–Hom-brechtikon beginnt mit einigen einlei-tenden Gedanken, die zeigen, dass «der Umgang mit Geld eine durch und durch geistliche Angelegenheit ist». Dann folgen Überblicke: statistische Angaben zu Mitgliedern, Freunden und Kindern auf dem Bezirk und über

die Stellenprozente der hauptamtli-chen Mitarbeitenden. In einer Tabelle werden Einnahmen und Ausgaben im Überblick dargestellt. Die darin auf-tauchenden Begriffe: Kirchenbeiträge, Kollekten, übrige Einnahmen, Legate, Umlage, Liegenschaften – werden an-schliessend kurz erläutert. Die in der Übersicht zusammengestellten Zah-len werden nicht jährlich angepasst. Jeweils nach drei bis vier Jahren wird die Broschüre wieder neu erstellt.

Soviel wäre pro Person und Monat nötig

Solidarisch lebenZwei Seiten folgen, in denen es um «Gaben unserer Mitglieder und Freunde» geht. Ein durchschnittlicher Betrag wird hier errechnet, der pro er-wachsener Person und Monat nötig wäre, um einen ausgeglichenen Ge-meindehaushalt zu ermöglichen. Das verbindet sich mit dem Hinweis, dass nicht alle diesen monatlichen Beitrag zahlen können – und andere mehr be-zahlen. «So leben wir Solidarität.» Die klaren Zahlen werden gerahmt von Hinweisen auf Freiheit und Freiwilligkeit. Das Selbstverständnis

der EMK als «Freiwilligkeitskirche», präg nante Beobachtungen zum bibli-schen Befund und zur methodisti-schen Tradition bilden die Grundlage für das Miteinander von «Freiheit und zugleich Verantwortung» im Umgang mit dem Geld. Das ermöglicht «ein fröhliches Geben ohne Druck und Zwang». Am Schluss der Broschüre steht die Dankbarkeit gegenüber Gott und Kon-taktdaten zu Personen, die weitere Auskünfte erteilen können. Die in der ganzen Broschüre abgedruckten Bil-der zeigen, wie das freiwillig zusam-mengelegte Geld vielfältig das Leben der Gemeinden ermöglicht.

Mehr DetailsIm Bezirk Uzwil–Flawil wurde dieses Jahr zum ersten Mal eine solche Bro-schüre erstellt. Inhaltlich gibt es viele Ähnlichkeiten, was nicht verwundert: Pfarrer Simon Zürcher hat die Idee vom Bezirk Rüti–Wald–Hombrechti-kon übernommen. Anders als dort ste-hen in der Broschüre in Uzwil–Flawil die Gedanken zur biblischen und me-thodistischen Tradition voran. Ein-nahmen und Ausgaben werden auf zwei getrennten Doppelseiten aufge-führt und grafisch dargestellt. Sie zei-

THEMA

Fruchtbar: Die Broschüren der beiden Bezirke zeigen, wie die ge-spendeten Gelder die Arbeit des Bezirks und der Kirche ermöglichen.

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gen mehr Details. Die Frage «Wieviel soll ich geben?» wird noch vor den Ausgaben gestellt. Auch hier wird ein Durchschnittswert errechnet, der von manchen zu viel verlangen würde. Andere zahlen mehr.

Schulden müssen getilgt werden

Den Auftrag erfüllenEs folgen die Ausgaben und danach ein zusätzlicher Abschnitt unter dem Titel «Mehr Ausgaben als Einnah-men». Dass der Bezirk eine rote Null schreibt, ist hierbei weniger im Fo-kus, als die Beobachtung, dass dabei «unsere sämtlichen Liegenschaftsge-winne in die Gemeinderechnung ge-flossen sind». Ein Teil davon müsse je-doch zur Tilgung der Schulden eingesetzt werden. Hier wird die He-rausforderung für einen verantwor-tungsbewussten Umgang mit dem Vermögen deutlich. Sie ist eingebet-tet in die Gewissheit, dass, «was Gott uns zur Verfügung stellt, reicht, um den Auftrag zu erfüllen, welchen er für uns bereit hält.»

THEMA

Ein Abschnitt aus der Informationsbroschüre

Wie ist das mit dem biblischen «Zehnten»?Von Stefan Zürcher

Den Zehnten finden wir an verschiedenen Stel-len im Alten Testament. Unter anderem wurde damit gemäss 4. Mose 18,21 der Lebensunter-halt der Leviten und Priester bestritten. Viele Christen nehmen den «Zehnten» als Richtlinie für ihre Spenden und erfahren, dass Gott ihr Geben segnet (Maleachi 3,10). Im Neuen Testament finden wir kaum Hin-weise auf den biblischen Zehnten. Vielmehr be-gegnet uns dort eine weitere Möglichkeit, was unseren Umgang mit Geld angeht. Dieser be-ruht auf der Freiwilligkeit, Solidarität und Ver-antwortung des Einzelnen. Wir denken da an die Witwe im Tempel, an Zachäus, an die Ge-pflogenheiten in der Gemeinde in Jerusalem, um nur einige zu nennen. Paulus schreibt im 2.Korinther 9,6–15, dass jeder so viel geben soll, wie er sich vorgenommen hat. Wichtig ist, dass wir uns freuen können, auf diese Weise Gottes Reich zu bauen. John Wesley, der Gründer der methodisti-schen Bewegung, hat diesen Ansatz aufgenom-men und sinngemäss gesagt: Alles ist uns von Gott anvertraut. Davon nimm, was du vernünfti-gerweise für dich und die dir anvertrauten Men-schen benötigst. Dann «tue Gutes an den Glau-bensgeschwistern» und schliesslich, wenn noch etwas bleibt, «tut Gutes an jedermann. Wenn du so handelst, gibst du alles, was du kannst, ja, im wahren Sinn alles, was du hast.»

AUFGESCHNAPPT

Im Gemeindebrief des Bezirks Rüti-Wald-Hombrechtikon war dieser humorvolle Zugang zum Thema (so ähnlich) zu lesen:

Sonntagmorgen. Im Gottesdienst informiert der Vorsitzende der Verwaltung über die Finanzierung des geplanten Bauvorhabens: «Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch. Die gute Nach-richt ist: Wir haben genug Geld, um unser Bauvorhaben zu finan-zieren! Die schlechte Nachricht: Es steckt immer noch in euren Ta-schen!

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THEMA

Der EMK Bezirk Rothrist gibt konsequent den Zehnten

Zur Ehre Gottes und aus Liebe zu den Mitmenschen

Von Jörg Pfeuti

Im «Zehntenhaus» ist die EMK in Rothrist zuhause. Seit mehr als 15 Jahren verzehntet der Bezirk seine Einnahmen. Auch in schwieri-gen Zeiten hat die Gemeinde an die-ser Entscheidung festgehalten.

Seit 1998, mindestens aber so lange wir im Zehntenhaus sind, geben wir von unseren Einnahmen und Kollek-ten den Zehnten für verschiedene Pro-jekte. Wir sind überzeugt, dass da-durch unsere finanzielle Lage immer wieder ein positives Resultat gebracht hat und damit die Handschrift Gottes deutlich sichtbar wurde.

Gottes Handschrift wird sichtbar

In KrisenzeitenAm Deutlichsten erlebten wir dies bei der Gemeindespaltung vor ca. sechs Jahren, als ein Drittel der Mitglieder eine neue Gemeinde gründete. Trotz dieses Aderlasses konnten wir Ende

des Jahres den genau gleich hohen Be-trag an Einnahmen und einem ent-sprechenden Zehnten verbuchen wie im Jahr zuvor, allen Voraussagen zum Trotz. Gott ist gross!

10% als Reserve für Spontanhilfe

So wird aufgeteiltWie gehen wir mit dem Zehnten um? Hier das Beispiel des letzten Jahres: 2013 betrug unser Zehnter Fr. 31 300.–. Von diesem Betrag wur-den 10% als Reserve zur Seite gelegt, damit sie für Spontanhilfe eingesetzt werden können. Bis Ende Jahr waren keine Anträge eingegangen, darum wurde das Geld an Connexio überwie-sen. Mit den restlichen 90% wurde ein neuer 100%-«Kuchen» gebildet. Dieser wurde wie folgt aufgeteilt:je 20% gingen an • Gemeindehilfe der Judenchristen

in Israel• an Familie Seelig in den Favelas in

Rio de Janeiro in Brasilien

• Irene Anselmi, die in den Osteuro-päischen Ländern tätig ist

• Open Doors, die sich einsetzen für verfolgte Christen in der gan-zen Welt

je 10% gingen an • Connexio der EMK Schweiz• an die Pfarrgehälter in Osteuropa

Informiert bleibenEs liegt in der Philosophie unserer Ge-meinde, eine offene Gemeinde zu sein. Wir sind eine EMK Gemeinde, darauf sind wir fokussiert. Dennoch vernach-lässigen wir nicht andere Missions-projekte, zu denen Gemeindeglieder eine Beziehung haben. Das Missionsteam begleitet alle Projekte. Diese Projekte werden je-weils an der Bezirksversammlung vorgestellt. Für alle Projekte ausser-halb der EMK ist jemand aus der Ge-meinde «Pate». Berichte werden zu diesen Projekten abgegeben und, wenn nötig, diskutiert. Ab und zu ist auch jemand von einer der unterstütz-ten Organisationen anwesend und kann über die Tätigkeit berichten. Dies ist sehr hilfreich und gibt Ver-

Im Zehntenhaus: Für die EMK Gemeinde in Rothrist ist der Name ihres Versammlungsortes Programm.

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THEMA

trauen. Es steht allen Gemeindeglie-dern offen, auch neue Vorschläge ein-zubringen.

Wir beschränken uns auf wenige Projekte

So weitermachenIn unserer Gemeinde ist nicht be-kannt, dass je ein Vorschlag nicht ak-zeptiert worden wäre. Hie und da kommt es vor, dass ein Projekt nicht mehr unterstützt wird, da wir keine Information über die Verwendung der Gelder erhalten haben. Es gibt auch immer wieder Vorschläge jeglicher Art, wen und was man noch unterstüt-zen könnte. Wir möchten uns aber nicht verzetteln und beschränken uns auf fünf bis maximal sechs Projekte, die wir unterstützen. Wir werden auch in Zukunft an die-sem Prinzip festhalten zur Ehre Got-tes und aus Liebe zu Mitmenschen, denen es nicht so gut geht.

MEILENSTEINE

• 2004 erste Beratungen und Information des Bezirks

• Frühjahr 2005 Information über Finanzen und Alters-struktur

• Winter 2005/2006 drei weitere Informationsveranstaltungen mit konkreten Projektvor-schlägen, die diskutiert wurden

• September 2006 Baubeginn

Am Beispiel des Bezirks Region Schaffhausen

Finanzen für bauliche VeränderungenVon Peter Steiger

Dass der Um- und Anbau in Schaff-hausen auf einer soliden finanziellen Basis durchgeführt werden konnte, ist nicht zuletzt der sehr guten Infor-mation und Planung der Verantwort-lichen zu verdanken.

Vor dem geplanten Um- und Anbau vom September 2006 bis Mai 2007 in Schaffhausen wurde frühzeitig über die entstehenden Kosten informiert. Auch die Gemeindesituation mit vie-len älteren Gliedern wurde bei der Planung bedacht. Daraus ist eine Ab-sichtserklärung entstanden, die eine Grundlage für die weitere Finanzpla-nung bot. Zum Thema Finanzen gab es vor-gängig einen Informationsabend; für die Bauplanung vier Abende. Zusam-men mit den Angaben aus den Rück-flüssen der Absichtserklärungen und den «Wünschen an den Neu- und Um-bau» ergab sich dann der endgültige Planungsauftrag für die Architekten.

Die detaillierten Informationen über die Kosten, die in den nächsten Jahren auf den Bezirk zusätzlich zu-kommen würden, haben massgeblich dazu beigetragen, dass die anfallen-den Kosten in jeder Phase von dem Gemeindebezirk bewältigt werden konnten.

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UMSCHAU

Ein Vortrag von Professor Dr. Daniel Hell in Flawil

Wenn Schatten das Leben verdunkelnVon Simon Zürcher

Viele Menschen begegnen irgend-wann einmal dem Thema Depression. Jeder vierte, so sagt man, lernt sie in seinem Leben von innen kennen. Die allermeisten anderen kennen jeman-den im nahen oder etwas weiteren Umfeld, der unter dieser Krankheit leidet oder litt.

Diese Tatsache war der Grund, wes-halb die EMK in Flawil den Versuch unternahm, öffentlich darüber ins Ge-spräch zu kommen. Mit Unterstüt-zung der ökumenischen Partner in Flawil war es möglich, einen sehr gut besuchten Vortragsabend zum Thema zu organisieren. Als Referent konnte Prof. Dr. Daniel Hell gewonnen wer-den. Er ist ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet. Als Sohn eines Me-thodistenpredigers war er vor Jahr-zehnten auf dem EMK Bezirk Uzwil-Flawil wohnhaft.

Was Wüstenväter wussten«Depressionen gab es schon immer», sagte Dr. Hell zum Beginn seines Vor-trags, «auch wenn man sie natürlich noch nicht so nannte». Texte aus den verschiedensten Zeitaltern und Kul-

turen beschreiben uns bekannte Symptome. Ausführlicher ging der Referent auf die frühchristlichen Wüsten väter ein. Sie analysierten ihre Erfahrungen in der Einsamkeit der Wüste und entwickelten daraus ei-gentlich ein erstes psychologisches Modell der Depression. In den letzten Jahrzehnten wurden viele ihrer Er-kenntnisse mit Mitteln der modernen Forschung erneut entdeckt.

Nicht einfach eine «Krankheit»

Balance wieder findenIn seinen Ausführungen verdeut-lichte Daniel Hell, dass es sich bei ei-ner Depression nicht einfach um eine Krankheit handelt, die man medizi-nisch so schnell wie möglich ausmer-zen kann. Wohl gibt es medizinische Anteile, aber im Grunde geht es um den Verlust einer seelischen Balance. Diese muss vom erkrankten Men-schen selber gesucht und wiederge-funden werden. Medikamente und psychologische Unterstützung sind ihm dabei behilflich, können die Krankheit aber nicht «heilen».

Trauer ist voll LebenPersönlich hat mir vor allem die Un-terscheidung von Depression und Traurigkeit die Sicht geweitet. «Trau-rigkeit», so Hell, «ist ein sehr intensi-ves Gefühl und damit voller Leben. Depression ist ein ‹Nieder-gedrückt-Sein›, ist ‹Winter›, ist ‹Totenstarre›.» Wenn ein Mensch aus dieser Starre langsam wieder erwacht, seien Trä-nen oft ein Zeichen wiederkehrenden Lebens. Viele Menschen unterschei-den «positive» und «negative» Ge-fühle. Depressive Menschen führen uns vor Augen, wie wertvoll das ganze Gemütsleben ist, in all seinen Facetten.

Eigene ErfahrungenDer Vortrag von Dr. Daniel Hell hat rege Gespräche ausgelöst. Am folgen-den Sonntag bot die EMK in Flawil die Möglichkeit, in einem Gottesdienst das Thema noch einmal zu vertiefen. Nach einem einfachen Essen gab es Raum, in geführten Gruppen über das Gehörte auszutauschen und dabei die eigenen Erfahrungen mit ins Ge-spräch zu bringen. Ein ökumenisches Team plant für das nächste Jahr schon jetzt Folgeanlässe.

Gut besucht: Der Abend mit Prof. Daniel Hell in Flawil stiess auf grosses Interesse.

12 Kirche und Welt Nr. 11/2014

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Aus der Arbeit der EMK in Albanien

Mit den Menschen unterwegsVon Mustafa Isufi / Urs Schweizer

Es ist ein Segen, mit anderen Men-schen unterwegs zu sein, und die kirchliche Arbeit ermöglicht mir und anderen Mitarbeitenden unserer Kir-che viele neue Beziehungen: Einzelne Personen und ganze Familien finden den Weg in die Kirche.

Einige von ihnen bleiben, einige ge-hen wieder weg. Bei einigen spiegeln sich Lebensfreude, Frieden und Ruhe in den Gesichtern, bei anderen ist es Lebensmüdigkeit, Traurigkeit, Enttäu-schung oder Bitterkeit. In dieser Viel-falt von Wünschen, Lebensanschau-ungen und Erwartungen sehe ich meinen Auftrag als Pastor. Mein Auf-trag besteht nicht nur aus der Predigt am Sonntag und aus der Leitung an-derer Veranstaltungen, sondern auch aus praktischer Tätigkeit.

Was uns leitetAls eine relative junge Kirche haben wir keine langjährige Geschichte, an die wir uns erinnern können. Es gibt auch nur wenige Erfahrungen oder Beispiele, an denen wir unser kirch-liches Leben ausrichten können. Ich lasse mich – wie überhaupt die EMK

in Albanien – von den Nöten der Men-schen leiten. Viele Menschen haben keine ständige Arbeit, weshalb wir uns als Kirche Gedanken über kleine Projekte gemacht haben.

Was wir tunOhne lange zu zögern, haben wir ein Heilkräuter- und ein Nähprojekt be-gonnen, um den Menschen zu helfen, ein etwas grösseres Einkommen für ihre Familien erwirtschaften zu kön-nen. Wir haben Musik- und Sprach-kurse angeboten, damit Kinder eine Hilfe für ihre weitere Ausbildung er-halten und regelmässigen Austausch miteinander pflegen können. In den verschiedenen kirchlichen Veranstal-tungen teilen Menschen ihren Glau-ben und ihre Lebenserfahrungen, Freude, Glück und Unglück miteinan-der.

Unser AuftragWir sehen unseren Auftrag nicht nur in der Kirche, sondern auch in der Gesellschaft. Wir halten unsere Türe offen für besondere Nöte in der Gesell-schaft – für die Nöte von Armen, Kranken oder Alleinstehenden bei-spielsweise. Wir teilen mit ihnen un-sere Glaubensfreude und manchmal

auch Lebensmittelpakete oder andere Hilfeleistungen. Wir führen seelsor-gerliche Gespräche und nehmen An-teil am Leiden und an schwierigen Situationen der Menschen. Manchmal gelingt es uns, durch unseren Glauben und durch tätige Liebe, ein kleines Licht der Hoffnung, Ermutigung und Liebe an andere wei-terzugeben. Manchmal gelingt uns dies auch nicht. Unabhängig davon bleibt es aber meine Aufgabe, mit Menschen auf ihrem Glaubens- und Lebensweg unterwegs zu sein.

Konkrete Hilfe: Mustafa Isufi überbringt ein Paket.

ZENTRALKONFERENZ

ZUR PERSON

Mustafa Isufi (48), Lokalpastor der Gemeinde in Pogradec (Albanien), verheiratet, 2 Kinder.

Connexio unterstützt mit der Sammlung für Pastorengehälter in Osteuropa auch die Arbeit in Al-banien.

EMK in der SchweizConnexio, 8004 ZürichPC-Konto 87-53056-9Projekt-Nr. 20012

13Kirche und Welt Nr. 11/2014

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Jubiläum der EMK-Mission in Wembo Nyama, DR Kongo

Ein Jahrhundert segensrei che ArbeitVon Daniel Nussbaumer

Das kleine Flugzeug mit fünf Plätzen fliegt über das Dorf und die Lande-piste, bevor es zur Landung in Wembo Nyama ansetzt. Als die Maschine still steht, kommen Kinder und Erwach-sene angerannt. Ein grosser Teil des Dorfes ist gekommen, um uns will-kommen zu heissen. Erinnerungen an Bilder und Berichte von Missiona-ren aus meiner Kindheit werden wach.

Vor etwas mehr als 100 Jahren er-reichten die ersten Missionare Wembo Nyama. Nicht mit dem Flugzeug, son-dern zu Fuss und mit Booten, nach ei-ner mehrwöchigen Reise durch den Busch. Bischof W.R. Lambuth und Dr. J.W. Gilbert waren die ersten auslän-dischen Besucher.

Bischof reist zu FussBischof Lambuth, ein Missionarssohn, wurde 1854 in China geboren. 1910 wurde er zum Bischof der Evange-lisch-Methodistischen Kirche gewählt und unternahm bald darauf seine erste Reise in den Kongo. Nach 60 Ta-gen Fussmarsch erreichte er am 1. Februar 1911 Wembo Nyama. Nach

kurzer Zeit war er mit dem Chef der Region freundschaftlich verbunden, der ihm in der Folge einen grösseren Landstrich überliess. Am 26. August 1914 wurde die Missionsstation Wembo Nyama gegründet.

Vier Tage und Nächte unterwegsEin Jahrhundert später, am 26. August 2014, lud David Yamba Kekumba, Bi-schof der Diözese Zentralkongo, ein, die Ankunft der ersten Missionare an jenem Ort zu feiern, der für die ganze Region und deren Einwohner zum Se-gen geworden ist. Die Feier wurde auf das Ende der Jährlichen Konferenz des Zentralkongo festgelegt, um den ca. 1000 zur Konferenz versammelten Pfarrpersonen und Delegierten die Teilnahme zu ermöglichen. Sie kamen zu Fuss – einige legten in vier Tagen und Nächten mehr als 300 km zurück – aber auch mit dem Fahrrad oder Mo-torrad. Andere kamen mit dem Flug-zeug aus Kinshasa. Leider konnten ei-nige Teilnehmende wegen der Ebola-Epidemie nicht anreisen. Sie führt zu einer zunehmenden Isolation der betroffenen Regionen.

Verspätete FeierDie Jubiläumsfeier fand unter freiem

CONNEXIO

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 12/2014:12.11.14

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1 Dmitry, photoXpress.comS.2 Plaßmann, gemeindebrief.deS.3,7,8,9 KuWS.3 Roland ZH, Wikimedia Commonss.5 Aleksandar Radovanov, photoXpress.comS.8,10–13,16,20,22,23 zVgS.14–15 D.NussbaumerS.18–19 Bethanien / Architektur ecru agS.24 DFID, flickr.com

14 Kirche und Welt Nr. 11/2014

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Jubiläum der EMK-Mission in Wembo Nyama, DR Kongo

Ein Jahrhundert segensrei che Arbeit

CONNEXIO

Himmel statt. Der auf 10.00 Uhr vor-gesehene Beginn musste verschoben werden, da mehrere Besucher aus Kinshasa – darunter ein Minister der Regierung – Verspätung hatten. In Af-rika wartet man eben bis alle da sind! Mit einem feierlichen Gottesdienst mit Liedern, Chorgesang und einer Predigt des repräsentierenden Bi-schofs des Bischofsrats begann mit ei-nigen Stunden Verspätung dann die Feier. Bischof Yemba sprach in seiner Rede von der Ankunft der ersten Mis-sionare in Wembo Nyama und erläu-terte, wie die Missionsstation in wei-tem Umkreis zum Segen für die Bevölkerung wurde. Tatsächlich hat eine Mehrheit der heutigen Verant-wortlichen der EMK im Kongo ihre Ausbildung in Wembo Nyama absol-viert! Wieviele Kinder haben wohl im Spital der Missionsstation das Licht der Welt erblickt? Wieviele Männer und Frauen wurden wieder gesund? Noch heute sind Spital und Geburten-abteilung ein Ort der Hoffnung für die Region. Auch von den vielen Heraus-forderungen, mit denen die Kirche in der heutigen Welt konfrontiert ist, sprach Bischof Yemba und von seiner Hoffnung, dass die Kirche auch in Zu-

kunft die Stimme der Hoffnung durch das Evangelium sein wird.

Neun EmpfehlungenEine weitere mit Spannung erwartete Rede war jene des Regierungsmi-nisters, der in Vertretung von Präsi-dent Kabila dem Jubiläum beiwohnte. Er hatte sie mit dem Präsidenten zusammen vorbereitet. M. Henri Djombo, Forstwirtschaftsminister der DR Kongo, gab neun Empfehlungen weiter – nicht zehn, um nicht in den Verdacht zu geraten, er wolle damit die zehn Gebote ersetzen. Er ermu-tigte die Kirche, weiterhin wachsam und eine Hoffnung für die Welt zu sein. Weitere Bischöfe der EMK im Kongo, der katholische Bischof von Tshombe sowie Bischof Patrick Streiff ergriffen ebenfalls das Wort.

Als Partner verbundenDie EMK im Kongo ist mit der EMK Schweiz-Frankreich-Nordafrika durch eine langjährige Partnerschaft verbunden. Connexio unterstützt seit Jahrzehnten die EMK im Kongo durch die Finanzierung von Projekten und die Aussendung von Missionaren wie beispielsweise Dorothée Buser, Claire Meier sowie aktuell Daria und Roman

Hofer. Anlässlich der 100-Jahr Feier in Wembo Nyama konnte durch eine Spende von Connexio mit dem Bau ei-nes neuen Gebäudes begonnen wer-den, das in Zukunft als Gästeunter-kunft zur Verfügung stehen wird. Die finanzielle Unterstützung weiterer Partner und Spender wird die Vollen-dung des Baus ermöglichen.

HELFEN SIE MIT!

Connexio unterstützt Projekte der Methodistenkirche in der DR Kongo mit jährlich rund CHF 315 000.–.

Spenden an PC 87-537056-9, EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9Weitere Informationen unter:

www.connexio.ch

Jubiläum: Viele kamen von nah und fern zum Jubiläumsfest; unter den Gästen auch Bischof Patrick Streiff (Bild rechts).

15Kirche und Welt Nr. 11/2014

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UMSCHAU

Andreas Schweizer: «Das Brave und Abgerundete finde ich langweilig.»

Kirche ist immer «seine» Kirche, nie «unsere»

Starkes oder mangelndes Selbstwertgefühl?Von Andreas Schweizer

In der EMK verwurzelt und beheima-tet – eine Tasche voll Erfahrungen mit Gemeinden in der ganzen Welt: daraus erwachsen sehr persönliche Einsichten in und pointierte Anfragen an die EMK.

Mit Fremden beim Kaffee plaudern

Seit meiner Geburt bin ich in der EMK zuhause, meine Grosseltern und El-tern waren Mitglieder und legten gro-ssen Wert darauf, dass wir acht Kin-der an den Gottesdiensten teilnahmen. Als junger Erwachsener wurde ich be-wusst Mitglied der EMK und habe seither aktiv mitgearbeitet. Ich hatte aber auch die Gelegenheit die Welt zu bereisen und auf allen fünf Kontinen-ten Gottesdienste verschiedener Ge-meinden und Denominationen zu be-suchen. Bei solchen Besuchen beeindruckt mich sehr, wie fantasie-voll Gottesdienste gefeiert werden – und ich staune wie in unendlich far-

biger Vielfalt weltweit eine gelebte Einheit sichtbar ist.

Einheit erlebenWenn in Hong Kong eine Chinesin in mitreissenden Worten predigt, und ich zum Schluss komme, dass der In-halt zuhause genauso rübergekom-men wäre, dann erstaunt mich das. Wenn ich nach der Predigt von frem-den Leuten zum Kaffee eingeladen werde, und wir miteinander Spass ha-ben und ernst diskutieren können, dann ist auch das Ausdruck gelebter Einheit.

Spektrum erweiternEs sicher normal, dass ich zuhause manches fader finde. Und doch frage ich mich, ob’s nicht lebensnaher und lebendiger zu haben sei. Ich fühle mich nicht immer wohl in unseren so präzise formulierten Definitionen. Täusche ich mich, oder ist es so: nie-mand sonst spricht so oft über «un-sere Kirche» wie die EMK. Immer wie-der begegne ich diesem Ausdruck, und ich frage mich: Warum haben wir ein so grosses Bedürfnis uns zu defi-

Verstorben

Franz Sager-Pauli (80)Aarau14.7.2014

Noé CosandeyUzwil-Flawil15.7.2014

Lydia Schneider-Krähenbühl (100)EMK Oberemmental 20.7.2014

Elsbeth Jost-Ritter (90)Gelterkinden30.7.2014

Ernst Marti-Käser (90)Aarau7.8.2014

Walter Berli (85)Zürich Nord8.8.2014

Lina Strüby-Ruch (87)Region Zimmerberg11.8.2014

Frieda Perrenoud-Oehrli (96)Thun16.8.2014

Ernst Wildi (79)Region Oberaargau17.8.2014

Hanni Gloor (98)Interlaken18.8.2014

Bertha Emch (98)Lyss-Aarberg18.8.2014

Rosa Bachmann-Uhlmann (94)Region Zimmerberg29.8.2014

Margrit Brunner-Stuber (91)Rhein-Bodensee 2.9.2014

16 Kirche und Welt Nr. 11/2014

Page 17: Kirche und Welt 11/2014

KIRCHE+GESELLSCHAFT

ZUR PERSON

Andreas SchweizerEMK Bezirk Staffelbach Verheiratet, 2 Kinder, 2 GrosskinderFrisch pensionierter Informatiker

Kirche ist immer «seine» Kirche, nie «unsere»

Starkes oder mangelndes Selbstwertgefühl?

nieren – uns abzugrenzen? Warum erweitern wir das Spektrum nicht und staunen über «seine Kirche»? Teil «seiner» Kirche zu sein ist ein Privi-leg, «unsere» Kirche zu bauen ist im Grunde hoffnungslos.

«Unsere» Kirche bauen? – Hoffnungslos!

Ist dieses «unser» ein Ausdruck star-ker Identität? Oder ist es mangelndes Selbstwertgefühl? Oder hab ich ein-fach einen Knacks? Ich weiss es nicht – wirklich nicht. Aber dieses «unser» stösst mir meistens auf und engt mich ein, wenn ich es lese oder höre.

Stärken und SchwächenDie EMK ist meine Heimat. Ich bin verbindliches Mitglied. Dennoch lässt mir diese Kirche jede Freiheit. Ich werde zu nichts gezwungen. Ich bin frei, frei in eigener Verantwortung zu leben. Diese Freiheit schätze ich. Sie ist das Beste was mir passieren kann.Mir selber sind jedoch «Floskeln» wie in unserem «Profil» zuhauf formu-

liert, meistens fremd. Sie scheinen mir weder wirklich verständlich noch hilfreich: «von Gottes Güte bewegt, geben wir seine Liebe … weiter».

«Seine» Kirche sehenDarum, meine liebe EMK: deine Prä-zision in der (Selbst-)Definition nervt mich manchmal. Das Brave und Ab-gerundete finde ich langweilig. Der Blick auf das «Unsere» empfinde ich egoistisch. Ich bin jedoch dankbar für Freiheiten und Raum in deinen Räu-men. Unter deinen Menschen fühle ich mich wohl. Deine Predigten sind stärkend und ermutigend. Deine Lie-der und deine Musik sind erfrischend. In deinem Umfeld erlebe ich Gott. In dir sehe ich Kirche – «seine Kirche».

Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Bestechung und KorruptionKorruption kann man als Machtmissbrauch aus Eigennutz verstehen. Diese Definition ist einfach. Die Bibel verurteilt Korruption: Jesaja beschreibt eine gerechte Person als eine, de-ren Leben durch Wahrhaftigkeit geprägt ist und die nicht nur Korruption ablehnt, sondern sich auch weigert, in Vorhaben involviert zu werden, welche andere Menschen missbrauchen könn-ten (Jes 33,15). Jedoch in bestimmten Fällen wird es schwie-riger. Wann wird aus einem Geschenk ein Be-stechungsmittel? Wo wird aus der Unterstüt-zung der Familie Vetternwirtschaft? Wann wird aus einer Spende an eine politische Kampagne ein illegitimer Einfluss auf das politische Sys-tem? Wann wird aus dem Schutz der rechtmäs-sigen Vertraulichkeit eines Bankkunden die Teilhabe an Betrug? John Wesley brauchte eine einfache Formel, um solche Praktiken zu beurteilen: entspre-chen sie der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit und der Wahrheit? Wenn wir unsere Macht ge-brauchen, gebrauchen wir sie, um Gerechtig-keit zu erwirken – besonders für die, die macht-los und ausgeschlossen sind? Gebrauchen wir unsere Macht im Dienst der Barmherzigkeit, die das Gute jener befördern möchte, die leiden, und nicht zum Nutzen der Wohlhabenden? Stimmt unser Machtausübung mit der Wahrheit überein oder dient sie dem Betrug?David Field

17Kirche und Welt Nr. 11/2014

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SELBSTÄNDIGE WERKE

Power2be Bethanien begleitet Frauen zurück in die Selbständigkeit

Wenn die Waage den Alltag bestimmtVon Nadja Kröner

Sie zählen Kalorien, hungern sich fast zu Tode und nehmen sich den-noch als dick wahr: Frauen mit Ess-störungen leiden an einer schweren Krankheit. Mit Power2be Bethanien schafft die Diakonie Bethanien ein Angebot, das Frauen auf ihrem Hei-lungsweg unterstützt. Gleichzeitig können sie ihren Verpflichtungen im Alltag nachgehen.

«Wenn ich so fett wäre wie du, würde ich bestimmt nicht so enge Hosen an-ziehen.» Das hat gesessen. Karin* ist wie erstarrt. Die 14-jährige blickt ihre Klassenkameradin Sarah an, die ihr diesen Satz ins Gesicht schleuderte. Zuhause beginnt sie zu grübeln. Hat Sarah etwa recht? Ist sie zu fett? Um die Oberschenkel spannt die Hose schon etwas... Zum ersten Mal macht sich Karin Gedanken über ihr Aussehen. Viel-leicht sollte sie wirklich ein bisschen abnehmen. Sie beginnt darauf zu ach-ten, was sie isst. Anstelle eines Pau-senbrotes nimmt sie nur noch einen

Apfel mit, beim Mittagessen zählt sie die Kalorien. Und wirklich: Sie nimmt ab. Von Sarah und anderen Klassen-kameraden wird dies bewundernd be-merkt.

Das hat mich völlig aus dem Rhythmus

gebracht

Der Weg in die KrankheitKarin ist heute 18 Jahre alt und eine der Bewohnerinnen im Power2be Bethanien. Sie erzählt: «Dieser eine Spruch hat mich völlig aus dem Rhythmus gebracht. Das war der Be-ginn meiner Magersucht.» Das schwa-che Selbstwertgefühl und das labile Gleichgewicht der pubertierenden Ka-rin brachen ein. «Ich versuchte, im-mer weniger zu essen. Die Waage be-stimmte meinen ganzen Alltag. Hatte ich 500 Gramm abgenommen, war ich überglücklich. Hatte ich zugenom-men, war ich am Boden zerstört.» Ka-rin beginnt intensiv Sport zu treiben. Gleichzeitig isst sie noch weniger. Die weitere Gewichtsabnahme bestätigt sie in ihrem Vorhaben. «Ich hatte das

Gefühl, alles unter Kontrolle zu ha-ben. Zum ersten Mal entschied ich al-lein in meinem Leben.»

Angehörige sind oft hilflosInzwischen wiegt Karin noch 46 kg bei einer Grösse vom 1.68 m. Die Klei-der schlabbern, sie zittert oft vor Kälte. Ihre Menstruation bleibt aus. Im Unterricht ist sie häufig unkonzen-triert und sehr müde. Karins Eltern machen sich Gedan-ken und sprechen Karin auf ihr Ge-wicht an. Diese reagiert wütend und weist ihre Eltern schroff zurück. «Ich beharrte darauf, alles im Griff zu ha-ben», erzählt Karin heute. «Ich wollte stark, unabhängig und unantastbar sein». Als Karin mit 40kg zusammen-bricht, erfolgt der erste stationäre Kli-nikaufenthalt. Dort stabilisiert sich ihr Gewicht, ihre Gedanken jedoch drehen sich nach wie vor nur ums Es-sen. Inzwischen ist sie 17 Jahre alt und im zweiten Lehrjahr. Der Druck ist gross. Sie will alles möglichst gut machen. Mit den Eltern kann sie sich nicht über ihre Ängste unterhalten.

Zuhause auf Zeit: Power2be Bethanien in Kalten-bach, TG, bietet ein stabiles Umfeld zum Wohlfühlen.

18 Kirche und Welt Nr. 11/2014

Page 19: Kirche und Welt 11/2014

SELBSTÄNDIGE WERKE

«Das Einzige, was ich unter Kontrolle hatte, war mein Gewicht», berichtet Karin. Während sie tagsüber ihrer Ar-beit nachkommt und eine Struktur hat, werden die Abende, an denen sie alleine ist, zunehmend schwieriger. Die wöchentlichen Sitzungen beim Therapeuten reichen nicht mehr aus. Karin droht wieder in die Krise zu stürzen. Da macht sie ihr Psychologe auf ein neues Angebot aufmerksam: Power2be Bethanien. Das therapeuti-schen Wohnen in Kaltenbach im Kan-ton Thurgau fängt Frauen auf, die im Alltag noch gut «funktionieren», aber in der Freizeit Unterstützung brau-chen.

Ich kann über meine Ziele und Ängste

sprechen

Ausbildung dennoch beenden«Patientinnen wie Karin sind ty-pisch», erklärt Dr. Erika Toman, Psy-chologin und therapeutische Leitung von Power2be Bethanien. «Sie benöti-gen mehr als nur ambulante Mass-nahmen, aber weniger als eine Hospi-

talisation. Sie brauchen eine auf sie spezialisierte Begleitung, die sie gleichzeitig in der Verwirklichung ih-rer Lebensziele unterstützt. Gerade die jungen Frauen wollen ihre Matur machen und ihre Ausbildung voran-treiben». Karin geht tagsüber ihrer Lehre nach. Am Abend kommt sie ins Power2be Bethanien, wo sie ein Zim-mer bewohnt. Jeden Abend kocht eine Kochgruppe, alle zwei Tage ist Karin eingeteilt. Gemeinsam mit den Be-treuerinnen und den anderen Bewoh-nerinnen isst sie. Die Betreuerinnen schöpfen momentan ihre Portionen, bis sie sicherer geworden ist.

Den Austritt vorbereitenBesonders wichtig ist die Betreuung nach dem Essen. «Ich fühle mich dick und denke dauernd übers Essen nach», erklärt Karin. «Genau in die-sem Moment aber bin ich nicht al-leine. Am Abend gibt es gemeinsame Aktivitäten mit den anderen Frauen, so dass ich wieder lerne, meine Frei-zeit anders zu gestalten, als übers Es-sen nachzudenken. Wöchentlich habe

ich Gespräche mit meiner Bezugsper-son und kann über meine Ziele, aber auch meine Ängste und Sorgen spre-chen.» In der begleitenden externen Psy-chotherapie lernt Karin, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und dass es andere Möglichkeiten gibt, sich abzugrenzen und ein eigenes Ich zu entwickeln, als über eine Essstö-rung. Die ländliche Gegend und die Natur in Kaltenbach unterstützen sie dabei, Ruhe zu finden. Noch braucht sie die Begleitung durch Power2be Bethanien. Schon bald aber wird sie sich auf ihren Austritt und auf ein selbständiges Leben vorbereiten.

*Name geändert

MEHR ERFAHREN

Weitere Informationen zu Power2be Bethanien:

www.bethanien.ch

19Kirche und Welt Nr. 11/2014

Page 20: Kirche und Welt 11/2014

UMSCHAU

10 Jahre Home Bethesda Strasbourg

Partnerschaft im Dienst am MenschenVon Heinrich Bolleter, Bischof i.R.

Die «Congrégation des Soeurs de Be-thesda» in Strasbourg ist seit 10 Jah-ren selbständig unterwegs mit der Vision Menschen zu dienen durch das Gebet für andere und durch ein offe-nes Haus der Begegnung.

Im Herbst 2004 feierten 12 Diakonis-sen vom Bethesda Strasbourg den Ein-zug in ihr neues «Heim» am Quai Zorn in Strasbourg. Zuvor hatten sie die Di-akonissen entschieden, sich aus der Association Diaconat Bethesda recht-lich heraus zu lösen und eine eigene Congrégation zu gründen. Sie haben sich aus der Klinik zurückgezogen und die Vision eines neuen Dienstes am Mitmenschen begonnen. Das war ein mutiger Schritt angesichts des fortgeschrittenen Alters der Diakonis-sen.

Ein neues DaheimDas Gebäude hat eine eigene Ge-schichte. 1894 wurde es als Heim für pensionierte Lehrerinnen gebaut. Im Jahr 2000 wurde es von der Stadt den

Schwestern des Bethesda vermacht. Es gehört heute der Congrégation der Schwestern und wurde mithilfe der «Mutter», dem Bethesda Wuppertal, und der «Tochter», dem Bethesda Ba-sel, und anderen Donatoren in ein wunderschönes Heim umgebaut. Nun leben die Schwestern schuldenfrei in diesem Haus, was ihnen ermöglicht, dort ihren Lebensabend zu verbrin-gen.

Im kleinen KreisIn einer Feier mit einigen Freund/in-nen haben die Schwestern am 11. Ok-tober des 10-jährigen Jubiläums ge-dacht. Heute, nach 10 Jahren, sind es noch acht Schwestern, die unterdes-sen alle auch älter geworden sind. Die Hoffnung, dass sich erneut jüngere Frauen der Congrégation anschlie-ssen würden, hat sich bisher nicht er-füllt.

Tragende GemeinschaftDas neue Heim, das die Schwestern vor 10 Jahren bezogen, sollte nicht nur als Wohnhaus für sie selbst dienen. Es bot und bietet auch Raum für

Gäste: kleine Studios, Gästezimmer, eine Kapelle und eine Bibliothek. Frauen, die mit dem Europäischen Rat in Verbindung stehen, oder zum Bei-spiel Teilnehmer an einer Ikonenmal-schule sowie viele andere Gäste haben seither die Gastfreundschaft des Hau-ses genossen. Menschen, die vorüber-gehend eine Zeit der Erholung brauch-ten, waren froh, wenn sie am Tisch mit den Schwestern essen und auch mit ihrer Unterstützung rechnen konnten. Solche Kurzaufenthalte in ei-nem familiären Rahmen und mit ei-nem spirituellen Angebot sind ge-fragt. Seit dem Einzug der Schwestern im Home hat sich dort auch das Ange-bot der «Traversée» etabliert, einer Gruppe von Laien, die Menschen in kritischen Lebenssituationen beglei-tet. Solche Partnerschaft im Dienst am Mitmenschen ist für die Schwes-tern wichtig.

Dankbar: Im kleinen Kreis feierten die Schwestern das Jubiläum.

20 Kirche und Welt Nr. 11/2014

Page 21: Kirche und Welt 11/2014

21Kirche und Welt Nr. 11/2014

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Page 22: Kirche und Welt 11/2014

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22 Kirche und Welt Nr. 11/2014

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BILDUNG + BERATUNG

Miteinander neu Fahrt aufnehmen

«Ehe auf Kurs»Von Gisbert Dörr

29. Mai 2014, ein Donnerstag. Der Ha-fen von Zadar in Kroatien. Am Pier liegt ein Katamaran der Extraklasse klar zum Auslaufen. Fünf Ehepaare haben ihr Gepäck an Bord gebracht und ihre Kajüten bezogen. Für die nächsten zehn Tage werden sie die In-selwelt Kroatiens und ihr Miteinan-der in der Partnerschaft erkunden.

Mit Ehepaaren unterwegs zu sein, ist für die Initianten des Segeltörns ein grosses Anliegen. Marcel und Sandy Stählin engagieren sich seit vielen Jahren in der Ehearbeit ihrer Ge-meinde. Sie leiten dort ein 20-köpfi-ges Eheberatungsteam. Gisbert und Anke Dörr sammeln Erfahrung in der Ehevorbereitung und Eheseelsorge.

Begeisternde IdeeBei einem gemeinsamen Segelausflug entdeckten sie die gemeinsame Leiden-schaft fürs Segeln und die Ehe. Schnell war klar, dass hier etwas Neues am Entstehen ist. «Ehe-auf-Kurs» war ge-boren. Begeistert machten sie sich an die Umsetzung ihrer Idee. So wurde im Frühling 2014 der erste Segeltörn in Kroatien durchgeführt. Ein Volltref-

fer. Ein so toller Erfolg verlangt nach einer Wiederholung. Die nächsten zwei Törns im Frühling 2015 sind bereits geplant und auf der Homepage ausge-schrieben.

Mit an BordAls Mitarbeiter der Zentralverwal-tung der EMK ist Gisbert Dörr in der EMK bekannt. Das Projekt gefällt auch Andreas Benz, Leiter von Bildung+Beratung. So entsteht der Ge-danke, das Projekt auch in der EMK bekannt zu machen. Lieben Sie die Arbeit mit Ehepaa-ren und wollen Sie frischen Wind in Ihre Gemeinden bringen? Oder wollen Sie als Ehepaar einen neuen Kurs in Ihr gemeinsames Leben bringen? Dann sprechen Sie uns an! Besondere Vorkenntnisse vom Segeln sind nicht nötig.

ICH BIN DABEI!

Interessiert? Dann melden sie sich bei Anke und Gisbert Dörr:[email protected] oder bei Sandy und Marcel Stählin, [email protected] Informationen:

www.ehe-auf-kurs.ch

An Bord: Der Katamaran bei einem Zwischenhalt in Mali Lošinj, Kroatien.

Neue Mitglieder

Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag.

am 11.5.2014GelterkindenMichi Herzig

am 3.8.2014RomanshornAnita SchafrothJonathan RingliDominik Schuler

am 24.8.2014Windisch-BruggJan Mlekusch

am 24.8.2014WinterthurFranziska Jolanda Lüthard

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Von Üllas Tankler

Dieses Mädchen – ich kenne ihren Namen nicht, aber nennen wir sie Miriam – hatte nie eine Missions-schule besucht. Aber die Art und Weise, wie sie an Gottes Mission teil-genommen hat, ist für mich zutiefst bewundernswert.

Miriams Geschichte war keine glück-liche. Sie wurde von Soldaten aus ih-rer Heimat verschleppt und wurde Teil der Beute. Jetzt war sie das, was man heute eine «Migrantin» nennt – allerdings gegen ihren Willen. Sie wollte ihre Heimat nicht verlassen. Sie hatte keinen Grund zu glauben, das Leben sei irgendwo anders besser. Sie gehörte zu denen, die nicht nach ih-rem Willen und ihren Wünschen ge-fragt werden. In dem ihr fremden Land, in dem sie schliesslich landete, wurde sie Die-nerin der Frau eines Generals. Bald bemerkte sie, dass auf dem Familien-leben ein dunkler Schatten lag. Der Hausherr war todkrank. Es gab keine Aussicht auf Heilung für ihn. Alles war darauf angelegt, immer schlim-mer zu werden. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich jetzt annehmen, dass Miriam tief in ihrem Herzen dachte, dass es dem General recht geschehe. Recht für einen Mann, dessen Solda-

ten Miriams Haus geplündert und sie von ihrer Familie weggerissen hatten. Doch erstaunlicherweise dachte Miriam überhaupt nicht so. Stattdes-sen wusste sie, dass sie einen gnädi-gen, allmächtigen Gott kannte. Mit grossem Ernst erzählte sie ihrer Her-rin von einem Mann Gottes in ihrer Heimat, der den General heilen könnte. Sie schätzte nicht ab, ob der General es wert war, geheilt zu werden. Sie be-hauptete nicht, sie selbst könne heilen. Sie bestand nicht darauf, dass ihr Gott besser sei als andere Götter. Das Einzige, was sie tat, war, auf den Gott zu verweisen, dem sie zu-traute, dem Todkranken zu helfen. Und sie teilte diese Überzeugung mit den fremden Menschen, denen sie als Sklavin dienen musste. Es muss et-was gegeben haben in ihrem Leben, das dazu führte, dass ihre Worte ernst genommen wurden. Wir haben nie wieder etwas von Miriam gehört. Aber ihr bescheidenes Zeugnis hat eine ganze Reihe von Er-eignissen ausgelöst, in die sogar Kö-nige eingebunden waren. Zwar stieg kurzzeitig die Kriegsgefahr zwischen zwei Ländern an, aber am Ende zeigte sich, dass es wahr war, was das kleine Mädchen glaubte. Und nicht zuletzt gab sie ihr Zeug-nis in Syrien ab – wie uns die Bibel im zweiten Buch der Könige (2. Kö-nige 5) berichtet.

Teilhaben an der Mission Gottes

«Miriam» in einem fremden Land

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der welt- weiten Missionsbehörde der

United Methodist Church

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