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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Irgendwann war klar: Jetzt reicht‘s. Betriebsrat erkämpft Tarifvertrag bei Porcelaingres TENDENZEN Energiewende: Betriebsräte fordern ein einheitliches Konzept und Planungssicherheit TIPPS Täglich werden Menschen in der Arbeitswelt benachteiligt. Dabei steht das Recht auf ihrer Seite Nr. 10 I OKTOBER 2014 www.igbce.de Wenn Wohnen Luxus wird In den Städten steigen die Mieten. Und vom Einkommen bleibt immer weniger übrig.

kompakt Oktober 2014

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In den Städten steigen die Mieten. Und vom Einkommen bleibt immer weniger übrig. Im Oktober schärfen wir mit dem Titelthema den Blick für die Ausgaben, die neben der ungerecht verteilten Steuerbelastung den Handlungsspielraum der Leistungsträger unserer Gesellschaft schmälern. Tipps: Die IG BCE begleitet euch an der Uni. Wie wehre ich mich gegen Diskriminierung? Kompakt hilft.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Irgendwann war klar: Jetzt reicht‘s. Betriebsrat erkämpft Tarifvertrag bei Porcelaingres

TENDENZEN Energiewende: Betriebsräte fordern ein einheitliches Konzept und Planungssicherheit

TIPPS Täglich werden Menschen in der Arbeitswelt benachteiligt. Dabei steht das Recht auf ihrer Seite

Nr. 10 I OKTOBER 2014 www.igbce.de

Wenn Wohnen Luxus wird In den Städten steigen die Mieten. Und vom Einkommen bleibt immer weniger übrig.

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>UNTER UNS

angsam wird die Zeit knapp für ein vernünftigeres Konzept der Energie-wende. Die vielen Hiobsbotschaften insbesondere aus großen Unter- nehmen der Energiewirtschaft lassen daran keinen Zweifel. Immer mehr

konventionelle Kraftwerke gehen komplett vom Netz, selbst Pumpspeicherkraft-werke, die eigentlich eine ideale Ergänzung der erneuerbaren Energien sein könnten. Und die Beschäftigten spüren tagtäglich die Folgen: Ein Effizienzpro-gramm jagt das nächste, der Leistungsdruck wächst ständig, gleichzeitig gehen vielerorts Arbeitsplätze in großer Zahl verloren, bei RWE genauso wie etwa bei E.ON. Das Verrückte ist: Da werden Kapazitäten stillgelegt und Jobs abgebaut, auf die wir kaum verzichten können. Jedenfalls dann nicht, wenn man auch in Zukunft eine sichere und bezahlbare Energieversorgung will.

WAS LÄUFT DA SCHIEF? Das ist an sich hinreichend bekannt. Mehr Wind- und Sonnenstrom bedeutet zwangsläufig weniger Auslastung konventioneller Kraft-werke. Und ein Kraftwerk, das kein Geld verdient, macht betriebswirtschaftlich keinen Sinn. Allerdings bleibt die Frage unbeantwortet: Woher kommt der Strom, wenn witterungsbedingt weder Wind- noch Sonnenstrom ins Netz gelangt? Bis heute verweigert die Politik eine Klärung, wie dieses Dilemma gelöst werden soll.

KEIN WUNDER, DASS DER UNMUT IN DEN BELEGSCHAFTEN WÄCHST. Die Beschäftigten erleben, dass über vieles gerne gesprochen wird, nur nicht über ihre Arbeit und Zukunft. Die Energiewende muss als geordneter Strukturwandel

gestaltet sein, sonst geht sie auf Kosten der Menschen. In der Energieerzeugung wie in der energieintensiven Industrie, aber auch zulasten der privaten Stromkun-den. Die IG BCE wirbt für eine Energiewende, die den Menschen Fortschritt und keine unzumutbaren Opfer bringt. Zuletzt während des If.E-Betriebsräteforums in Berlin (Seite 34). Auch das Treffen am 8. Oktober mit EU-Kommissar Oettinger wird deutlich machen: Mit Vernunft und Gestaltungswillen ginge es viel besser. kompakt wird darüber in der nächsten Ausgabe berichten.

Energiewende nicht auf unsere Kosten

[email protected]

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CHRISTIAN HÜLSMEIER Chefredakteur

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IMMER IM HEFT

03 Unter uns06 Aktuelles08 Alle Achtung20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen berichtet auf dieser Seite über

Jubilarehrungen.

Titelbild: Getty Images

11 StandpunktMichael Vassiliadis zur Teilzeitarbeit und Teilrente.

TITEL12 Wenn Wohnen zum Luxus wird

Auf dem Land fällt der Wohnungswert ins Bodenlose, in den Metropolen explodieren die Mieten: Bezahlbarer Wohnraum wird immer mehr zur Mangelware.

THEMEN18 Anpassung ohne Mehrkosten

Die IG BCE fordert in der Steuerdebatte eine »Zeiten- wende«. Die Leistungsträger in der Mitte der Gesellschaft müssen dauerhaft entlastet werden.

TENDENZEN31 Preiswürdiges AT-Entgeltsystem

Viele verstehen den Betriebsrat als Arbeitnehmervertre-tung nur für Tarifangestellte. Die Kollegen beim Vitamin-hersteller DSM vertreten auch ATler. Mit Erfolg.

34 Zukunft sichernBetriebsräte fordern von der Politik mehr Planungssicher-heit bei der Energiewende, die Unternehmen brauchen billigeren Strom. kompakt war beim If.E in Berlin.

TIPPS36 Fit für die Uni

Praktikum, Abschlussarbeit, Gehaltsverhandlung: Der Semesterstart bedeutet für neue Studierende und Ab-solventen große Unsicherheit. Das muss nicht sein.

38 Gleiches Recht für alle Täglich werden Menschen in der Arbeitswelt benach-teiligt. Wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion, ihres Alters. Dabei steht das Recht auf ihrer Seite.

VOR ORT 21–29

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Der Norden leuchtet

Wasserfest, bruchfest, staubdicht – die Leuchten der Nord-deutschen Kunststoff- und Elektrogesellschaft Stäcker mbH & Co. KG, kurz Norka, können mehr als nur strahlen. Sie halten sogar Schläge aus.

Irgendwann war klar: Jetzt reicht‘sAcht Jahre lang haben Betriebsrat und Beschäftigte beim spree-wäldischen Fliesenhersteller Porcelaingres für Lohngerechtig-keit gekämpft, zunächst alleine, dann mit Unterstützung durch die IG BCE. Am Ende hat sich die Beharrlichkeit gelohnt.

Ohne die Braunkohle geht es nichtUm die Zukunft der Braun-kohle ging es jetzt zum vierten Mal beim Lausitzdialog, der zentralen energiepolitischen Konferenz für die Betriebs-räte und Vertrauensleute von Vattenfall. Gäste waren der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis und EU-Kommissar Günther Oettinger.

Den Standort Deutschland stärkenDarüber, wie der Forschungs-, Innovations- und Produk-tionsstandort der deutschen pharmazeutischen Industrie attraktiver gemacht werden kann, haben sich Vertreter von Bundesregierung, Industrie, Wissenschaft und den Gewerkschaften am 15. September in Berlin verständigt.

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>INHALT OKTOBER 2014

30 Einer von uns Preiswürdiges AT-Entgeltsystem 31

36 Fit für die Uni Gleiches Recht für alle 38

Wenn Wohnen zum Luxus wird 12

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Keine EinsichtDER ANGEKÜNDIGTE BLITZMARATHON der Polizei im September erzeugte bei so manchem Raser keine Einsicht. Innerhalb von 24 Stunden wurden 93 000 Tempo-verstöße registriert. Überhöhte Geschwin-digkeit ist die Hauptursache für tödliche Unfälle. Eine Schwerpunktaktion wie diese reicht anscheinend nicht, um gegenzu-steuern: Raser tun alles dafür, um schneller zu sein. Sie bauen Stress ab, wenn sie das Gefühl haben, besonders schnell voranzukommen, sagen Psycho-logen. So kann man die Forderung des Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, verstehen: Wirklich helfen würde eine kontinuierliche Verkehrsüberwachung durch die Polizei. Aber dafür fehle das Personal.

BILD DES MONATS

DIE SCHOTTEN bleiben nach ihrem Referendum bei den Briten, Walisern und Nordiren. Politiker in der Europäischen Union zeigten sich erfreut über weiter bestehendes Großbri-tannien. Kommissionspräsident Barroso sagte, das Ergebnis der Abstimmung sei gut für ein einiges Europa. Mit doch noch

55,3 Prozent für die Einheit war das Ergebnis klarer als vorhergesagt. Im Vorfeld war befürchtet worden, dass eine Sezession ein falsches Signal für Separationsbestrebungen beispielsweise in Katalonien, Flandern, Südtirol und Nord-italien oder auf Korsika setzen könnte.

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AUFREGER DES MONATS

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>AKTUELLES

»Der neue − und der alte − Antisemitismus in Deutschland ist erschreckend. Wir lehnen Rassismus in jeder Form ab.«

DER DGB-VORSITZENDE REINER HOFFMANN warb für die Kundgebung »Steh auf! Nie wieder Judenhass!« des Zentralrats der Juden in Berlin. »Die Kundgebung muss ein deutliches Signal werden, das über diesen Tag hinaus Wirkung zeigt – ich hoffe auf viele Teilnehmer«, sagte er gegenüber dem Tagesspiegel. Rund 8000 Besucher setzten dann am 14. September 2014 ein Zeichen gegen Judenhass in Deutschland.

Hilfe für BergleuteFÜR MENSCHENRECHTE und einen nachhaltigen Bergbau setzte sich jetzt Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE und Präsident der Föderation der Europäischen Industriege-werkschaften industriALL Europe, während einer Konferenz zum Kohlenbergbau in Kolumbien ein. Schwierige Rahmenbe-dingungen dürften keine Ausrede sein, notwendige Verbesse-rungen durchzusetzen. »Standards müssen eingehalten werden. Und zwar weltweit«, sagte Vassiliadis. Die Konferenz in Bogota wurde auf Initiative der IG BCE, der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kolumbien (FESCOL) und der EnBW AG organisiert. Gewerk-

schaften und die kolum-bianische Regierung wa-ren dabei, auch RAG, Steag GmbH, RWE AG, E.ON SE und Vattenfall GmbH beteiligten sich. In Kolumbien wurden Menschen- und Gewerk-schaftsrechte über Jahre massiv verletzt. Ökolo-gische Belange spielten kaum eine Rolle. »Wir fühlen uns unseren ko-lumbianischen Kollegen

besonders verpflichtet«, sagte Vassiliadis. Diaz López, der Vor-sitzende der Gewerkschaft Sintracarbon, war 2013 Gast beim IG-BCE-Kongress. Die IG BCE unterstützt Sintracarbon auch fi-nanziell. Die kolumbianische Gewerkschaft hat die Mittel in den Aufbau eines Internetradios gesteckt. IG BCE und indus-triALL Europe forderten die Firmen auf, innerhalb der Lieferket-te der in die EU importierten Steinkohle für menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu sorgen.

41,8 %GASTARBEITER, die in den 1960er-Jahren nach Deutschland kamen, sind heute meist Rentner und häufig arm. Das zeigt eine Studie des WSI. Demnach sind mit 41,8 Prozent fast die Hälfte der Gastarbeiter im Rentenalter von Armut bedroht. Bei Deutschen ab 65 Jahren sind es 12,5 Prozent. Auch bei der Wohnsituation gibt es große Unterschiede. Gastarbeiter leben oft immer noch unter schlechteren Bedingungen als Deutsche und verfügen seltener über Wohneigentum.

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Michael Vassiliadis (links) lässt sich die Arbeitsbedingungen zeigen.

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D er sogenannten »ALS Ice Bucket Challenge« konnten Sie in den vergangenen Wochen vermutlich

nur dann aus dem Wege gehen, wenn Sie auf dem Mond wohnen. Wir restlichen Erdenbürger wurden von dem Web-Phä-nomen voll erfasst.

IN JEDEM MEDIUM – ob Zeitung, Fern-sehen, Radio oder Internetportal – wur-de berichtet, wie sich weltweit Menschen Eimer mit Eiswasser über den Kopf kipp-ten, laut prusteten, ob des kurzen Kälte-schocks, und drei weitere Personen no-minierten, die ebenfalls eine eiskalte Kopfdusche hinlegen sollten. Dieser Spaß lenkte viel Aufmerksamkeit auf die seltene Erkrankung Amyotrophe Lateral-sklerose (ALS). Wer diese Herausforde-rung nicht innerhalb von 24 Stunden absolvieren konnte oder wollte, der hatte eine Spende an die US-amerikanische ALS-Stiftung zu überweisen. Viele Men-

schen kippten – und spendeten trotz-dem. Mehr als 100 Millionen US-Dollar kamen innerhalb von nur vier Wochen zusammen. Kein Wunder, übergossen sich doch nicht nur Sport- und Film-stars, sondern auch Ex-Präsidenten wie George W. Bush. Selbst Unternehmer wie der Apple-Chef Tim Cook und die Microsoft- und Facebook-Gründer Bill Gates und Mark Zuckerberg ließen sich nicht lumpen, absolvierten die Chal- lenge und öffneten das Portemonnaie. Der Schauspieler Matt Damon, der als besonders sozial engagiert gilt, nahm für seine Tauchsession Toilettenwasser, weil er, wie er sagte, im wasserarmen Kalifor-nien kein Trinkwasser verschwenden wollte. Den Spaß verband er mit einer Botschaft: Mit seiner Initiative wa-ter.org will er erreichen, dass alle Menschen auf der Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten.

DER TREND HIELT AN, schwapp-te über den Teich, und auch in Europa überschüttete sich jeder A- bis Z-Promi mit dem kühlen

Nass. Und wie jeder Hype – egal, wie sympathisch – strapazierte auch diese Solidaritätswelle mit der Zeit die Nerven. Denn viele der Videos dienten eher der schamlosen Selbstinszenierung als der selbstlosen Hilfe. Letztlich halfen aber alle Videos. 2013 waren nämlich nur rund 2 Millionen an Spenden zusam-mengekommen. Nun waren es 98 Mil-lionen mehr dank Eiswasser.

WER MEINT, es gäbe auch nur eine Ins-titution, die sich nicht einen solchen Spendenerfolg wünscht, der hat vermut-lich zu heiß gebadet.

Mit allen Wassern gewaschenIllustration: Stefan Hoch

> ALLE ACHTUNG

DIRK KIRCHBERGabsolvierte die Challenge, spendete an eine deutsche ALS-Einrichtung und würde für den guten Zweck so ziemlich jeden Quatsch mitma-chen.

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> AKTUELLES>

Einladung an die Kanzlerin

Nicht ohne die Mitarbeiter

DASS ANGELA MERKEL auf einen Be-such vorbeischaut, passiert nicht alle Tage. Ist gerade Wahlkampf, ist die Wahrscheinlichkeit jedoch groß. Die Landtagswahlen in Brandenburg nutzte die Kanzlerin jedenfalls für einen Abste-cher nach Cottbus – und bekam dort gleich das nächste Besuchsangebot: Ver-treter der IG-BCE-Jugend aus dem Bezirk Cottbus überreichten ihr eine Einladung zum Lausitz-Jugenddialog. Er bietet Aus-zubildenden und jungen Arbeitnehmern

aus der Region eine Plattform zum gegenseitigen Austausch. Jugendsekretär Philipp Zirzow: »Die Bundeskanzlerin betonte zu verschiedenen Anlässen die Wichtigkeit der Industrie- und Energiewirtschaft für die Bundesrepublik Deutschland. Dennoch sehen vor allem junge Menschen ihre Zukunft in diesen Branchen gefährdet. Des-halb ist es besonders wichtig, dass die Kanzlerin zu unserer Veranstaltung kommt.« Merkel selbst sagte: »Wir brauchen die Braunkohle als verlässliche und sichere Brückentechnologie.« Ihre Zusage zu kommen steht noch aus. Die Lausitz ist mit seiner Dichte an Industrieunternehmen und dem Braunkohlentagebau ein wichtiger Wirtschaftsstandort und in besonderer Weise von Zukunft und Perspektive der Braunkohlenförderung abhängig.

DIE ENERGIEWIRTSCHAFT hat sich stark verändert, konventionelle Kraft-werke sind schwieriger rentabel zu füh-ren. Der Energieriese RWE reagiert jetzt auf diesen Umstand, indem er Kraftwer-ke herunterfährt, Stellen streicht und weitere Einsparungen auf Kosten der Be-schäftigten fordert. Für die Mitarbeiter kommt erschwerend hinzu, dass Ende des Jahres die Zusage auf den Verzicht betriebsbedingter Kündigungen aus-läuft. Die IG BCE sieht die Entwicklung mit Sorge und appelliert an das Unter-nehmen, konstruktive Lösungen zu fin-den: »Wir brauchen zeitnah ein neues Beschäftigungssicherungspaket«, sagte Ralf Sikorski, Mitglied im geschäftsfüh-renden Hauptvorstand der IG BCE und RWE-Aufsichtsratsmitglied. »Wir kön-nen die großen Probleme bei RWE nur dann bewältigen, wenn die gute Kultur der Mitbestimmung nicht über Bord ge-worfen wird.« Sikorski warnt davor, vor-schnell Fakten zu schaffen, ehe klar sei, wohin die Politik steuere. Diese fordert er auf, mehr für sichere Stromversorgung

IG-BCE-Jugendvertreter Philip Zirzow und Stefanie Weiße umrahmen die Kanzlerin.

Deutschland braucht auch in Zukunft moderne Kohlekraft.

> Blüm und die KohleDie Zukunft der Kohle und ihre Rolle für die Sicherheit der Energie-versorgung standen 1988 im Mittelpunkt des IG-BE-Angestellten-tages in Duisburg. Damals wurden die Subventionen für den Abbau von Steinkohle zurückgefahren, Gruben mussten schließen, Arbeitsplätze gingen verloren.

Vom früheren Arbeitsminister Norbert Blüm ist vor allem sein legendärer Satz »Die Rente ist sicher.« bekannt. Dass er sich beim Angestell-tentag im Namen der Bundesregie-rung zur heimischen Kohle fast identisch äußerte, ist dagegen kaum bekannt: »Es bleibt dabei: Wir lassen die Kohle nicht im Stich.« So steht es im Juni 1988 in der Mitgliederzei-tung einheit. Er betonte, der Erhalt des heimischen Steinkohlenbergbaus sei nicht nur zur langfristigen Energiesicherung notwendig, es gelte auch, Treue mit Treue zu vergelten: Nach dem beendeten Zweiten Weltkrieg hätten die Bergleute die Bevölkerung vor dem Verhungern und Erfrieren bewahrt, sie seien der Motor des folgenden Wiederaufbaus gewesen. Angesichts sinkender Kohlenachfrage der Stahlindustrie und auf dem Wärmemarkt müsse der Jahrhundertvertrag als wichtigstes Absatzstandbein voll und ganz erfüllt werden, sagte Blüm.

Wie sich die Probleme doch ähneln – siehe Seite 25.

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und den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Energiebranche zu tun.

Zur ausgesetzten Tarifgemeinschaft bei RWE sagte Sikorski, der Konflikt müsse zeitnah gelöst werden: »Ich spüre vor Ort bei den Arbeitnehmervertretern von RWE, dass es ein hohes Interesse gibt, schnell zur Einigkeit zurückzufinden.«

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Entlastung statt Verschleiß

Früh, Spät, Nacht – wer 35 oder 40 Jahre lang im Schichtbetrieb arbeitet,

hat oftmals die Belastungsgrenze erreicht. Weil sie schlicht nicht mehr

können, ist ein Durcharbeiten bis zum Renteneintritt mit 67 für viele

nicht zu schaffen. Die Konsequenz daraus ist sowohl für die Beschäftigten als

auch für die Unternehmen fatal: Die einen werden krank, arbeitslos oder ge-

hen mit hohen Abschlägen in Rente und damit direkt in die Altersarmut. Die

anderen verlieren dringend gebrauchte Mitarbeiter und wichtiges Know-how.

KEIN ARBEITSPLATZ IST GLEICH, genauso wenig sind es die Beschäftigten.

Die Vorstellung, alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten bis 67

pauschal gleich viele Stunden pro Woche arbeiten, ist Unsinn. Die Antwort auf

die Herausforderungen des demografischen Wandels darf nicht Verschleiß

sein, sondern Entlastung. Wenn die Älteren länger gebraucht werden, müssen

die Unternehmen auch dafür sorgen, dass sie gesund sind.

IN DER CHEMISCHEN INDUSTRIE etwa haben wir mit den Arbeitgebern De-

mografie-Tarifverträge abgeschlossen, die beispielhaft zeigen, wie ein glei-

tender Übergang in den Ruhestand aussehen kann. Mit einer Kombination aus

tariflich gestalteter Teilzeitarbeit und Teilrente ab 60 wollen wir diesen Pfad

jetzt weiter ausbauen. Doch die Bundesregierung muss die Tarifparteien darin

unterstützen und tragfähige Rahmenbedingungen schaffen.

MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG [email protected]

>STANDPUNKT

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> TITEL STEIGENDE MIETEN

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DENNIS KRAUS (21), Chemielaborant bei Roche

»Ich wohne in der Innenstadt von Mannheim. Gefühlt habe ich den Eindruck, dass es zu

wenig Wohnraum gibt – der dann noch zu viel kostet. Vor zwei Monaten bin ich aus meiner ersten Wohnung ausgezogen, lebe jetzt zu zweit in einer WG – um Kosten zu sparen. Zwar habe ich die Aus-bildung inzwischen beendet, bekomme mehr Geld. Aber damals mit meinem Azubigehalt eine eigene Wohnung zu bekommen, war alles andere als einfach. Der Vermieter wollte Sicherheiten, Kindergeld und Unterstützung durch die Eltern waren notwendig. Am meisten ärgert mich die Maklerprovision. Mir will nicht in den Kopf, warum ich die als Mieter bezahlen muss. »

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Wenn Wohnen zum Luxus wirdWÄHREND AUF DEM LAND der Wohnungswert ins Bodenlose fällt, explodieren die Mieten in den Metropolen. Bezahlbarer Wohnraum wird zur Mangelware, das Geld der Arbeitnehmer wird knapp . . .

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> TITEL STEIGENDE MIETEN

Ein neutraler wie simpler Vergleich zweier Mietspiegel der Stadt Speyer: Lag die Kaltmiete im Jahr

2010 für eine Wohnung mit jeweils denselben Voraussetzungen noch ir-gendwo zwischen 6,40 und 8,10 Euro je Quadratmeter, sind es 2014 bereits 8,10 bis 9,70 Euro. Im Schnitt also 23 Prozent mehr – in gerade mal vier Jahren.

Das Gegenbeispiel aus dem ebenfalls pfälzischen Pirmasens: Hier kostet der Quadratmeter 4,50 Euro. Tendenz sinkend. Laut F+B-Wohn-Index 2014 liegt die Stadt mit dieser Neuver-tragsmiete auf Platz 500 von 507 bundesdeutschen Städten mit mehr als 25 000 Einwohnern.

Ein Beispiel, welches sich auf viele Re-gionen Deutschlands übertragen lässt: Der Wohnungswert in strukturschwachen Regionen und Randgebieten fällt nach-haltig, im Kontrast dazu explodieren in den (oft nicht weit entfernten) Städten die Mieten. »Die Urbanisierung in Deutsch-land ist derzeit in vollem Gang«, sagt Prof. Andreas Pfnür, Inhaber des Lehrstuhls für

Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre an der Technischen Univer-sität Darmstadt. Anhalten-der Geburtenrückgang und der Wunsch vieler junger Leute nach Bildung treiben die Menschen unaufhaltsam in die Städte. Die Folgen sind klar: »Der fortwährende Zustrom trägt da-zu bei, dass die Immobilienpreise

in den attraktiven Lagen immer weiter nach oben steigen. Zunehmend können sich nur noch vermögende Haushalte das Wohnen in diesen Regionen leisten. Das wiederum bricht bestehende soziale Strukturen auf«, warnt Pfnür eindringlich. »Es findet eine Entmischung der Bevölke-rung statt.«

UNTER DIESER auch Segregation ge-nannten Entwicklung versteht man das räumliche Auseinanderdriften von Ein-kommensgruppen – das längst traurige Realität geworden ist. »Arm und reich strikt getrennt«, titelte etwa die Frankfur-ter Rundschau in Bezug auf den Woh-nungsmarkt der Main-Metropole. Zu-sammen mit Berlin, Hamburg und

»Am meisten ärgert mich die Maklerprovision«

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Angebotsmieten nach differenzierten siedlungsstrukturellen Kreistypen 2004 bis 2013

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+37 %sind die Mieten in

München von 2008 bis 2013

gestiegen. Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und

Raumforschung

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Leipzig gehört Frankfurt zu den am stärksten segregierten Großstädten, so das Ergebnis einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). »Während Stadtgröße und geo-grafische Lage für das Ausmaß der Segre-gation kaum relevant sind, ist ein Zu-sammenhang zwischen Segregation und Niedriglohnanteil zu erkennen«, sagt IAB-Arbeitsmarktexperte Philipp vom Berge. Letzteres enthalte aber gesell-schaftliche Risiken. »Das kann dazu füh-ren, dass Bewohner aus schwächeren Einkommensgruppen schlechtere lokale öffentliche Ressourcen und Netzwerke zur Verfügung stehen. Diese sind aber wichtig für Bildung und Arbeitsmarkt-chancen«, so vom Berge.

DIE INFLATIONÄRE Entwicklung der Mieten betrifft aber fast alle Einkom-mensbezieher. Denn 57 Prozent der deutschen Haushalte leben nicht in ih-ren eigenen vier Wänden. Und: Die pri-vaten Ausgaben für Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung sind in-

FRANK HOFFMANN (41), Biologe bei BASF

»Bei den Mieten ist meine Stadt Speyer nach Mainz die zweitteuerste in Rheinland-

Pfalz. Nicht ohne Grund haben die Parteien dieses Thema bei der vergangenen Kommunalwahl mit am heftigsten diskutiert. Inzwi-schen wurde Speyer mit in die Liste der Kommunen aufgenommen, in denen eine mögliche Erhöhung der Mieten enger begrenzt wird. Das finde ich richtig, denn längst können Tariferhöhungen die Entwicklungen von Wohnkosten, Benzin- und Energiepreisen nicht mehr auffangen. Insofern braucht es ein wenig staatliche Regulie-rung. Zumal immer mehr Inves-toren Immobilien für sich entdecken und sich einige davon ausschließlich für deren Rendite interessieren. »

zwischen der mit weitem Abstand größte Kostenblock (35 Prozent) der privaten Konsumausgaben (zum Vergleich: Nah-rungsmittel/Tabak 14 Prozent, Verkehr 14 Prozent, Freizeit 11 Prozent; Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012).

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> TITEL STEIGENDE MIETEN

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Und dabei wird es nicht bleiben, denn: »Auf den deutschen Wohnimmobilien-märkten sind weiterhin steigende Preise und Mieten zu beobachten«, heißt es im F+B-Wohn-Index Deutschland. Wohl auch deshalb, weil die teils exorbitanten Kosten, die aus dem unbedingten Willen zur energetischen Gebäudesa-nierung resultieren, auf Sicht zu einem echten Problem wer-den. Wissenschaftler Pfnür hat an seinem Institut die volkswirtschaftlichen Kosten durchgerechnet, die auf Basis der politischen Klimaziele bis 2050 voraussichtlich anfallen werden. Ergebnis: Mindestens 1,7 Billionen Euro. Seit Schwarz-Gelb können Mieter hier verstärkt in die Pflicht ge-nommen werden. Für Pfnür ist nicht unrealistisch, dass Wohnen bald die Hälfte des Einkommens verschlingt. »Das ist dramatisch und bricht den So-zialpakt. Ein erheblicher sozialer Spreng-stoff«, lautet sein Fazit.

AUCH OHNE Gebäudesanierung ent-wickeln sich alleine die Nebenkosten tatsächlich zur »zweiten Miete«. Nach Berechnungen des Statistischen Bundes-amtes und des Deutschen Mieterbundes sind die Preise für Heizöl 2013 gegen-über 2000 um 102 Prozent gestiegen, die für Strom um 99 Prozent, die für Gas um 78 Prozent. Laut neuestem Betriebskos-tenspiegel liegen alle Nebenkosten für eine 80 Quadratmeter große Wohnung bei mittlerweile 255,20 Euro pro Monat (bundesweiter Durchschnitt).

Hinzu kommen weitere Belastungen, die die Arbeitnehmer schultern müssen.

umzusetzen. Zumal steigende Mieten immer öfter spekulativ getrieben sind. Teilweise schamlos nutzen Finanzinves-toren und manche Eigentümer die (noch) vorhandene Möglichkeit aus, bei Neuvermietungen ordentlich zuzugrei-fen. In Frankfurt, Heidelberg, Münster und Regensburg verlangen Vermieter bei Neuabschluss eines Mietvertrages rund ein Drittel mehr, als die örtliche Be-standsmiete hergibt, so eine Auswertung des Mieterbunds.

FÜR DEN VEREIN ist deshalb klar: »Wir erwarten, dass die Regierungsparteien ihre Wahlversprechen einlösen, dass die Vereinbarung des Koalitionsvertrages für gutes und bezahlbares Wohnen, insbe-

35%der privaten

Ausgaben gehen für Wohnen, Energie und

Wohnungsinstand-haltung drauf Quelle: Statistisches

Bundesamt 2012

Die Preise für Benzin und Diesel legten von 2009 bis 2013 um 24 Prozent zu (Quelle: Statistisches Bundesamt). Die steuermindernde Pendlerpauschale al-lerdings verharrt sei 2004 unverändert auf einem Niveau von 30 Cent – bei ei-nem damaligen Benzinpreis von 1,10

Euro je Liter. Und Bildung, Altersvorsorge, Gesundheit – das alles kostet ebenfalls mehr. Selbst die über Jahr-zehnte tendenziell stabile Grundsteuer zapfen Kom-munen neuerdings richtig an: Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesell-schaft Ernst & Young haben sechs von zehn deutschen Kommunen seit 2010 diese (auf Mieter umlegbare) Steuer erhöht. Besonders

krass: Der Hebesatz in Nauheim (Kreis Groß-Gerau) verdreifachte sich im Juni rückwirkend zum Jahresbeginn von 320 auf 960 vom Hundert.

Insofern ist es politischer Betrug zu be-haupten, die Steuerbelastung der Men-schen würde nicht erhöht. Tatsächlich erreicht der Anteil der Steuereinnahmen am Bruttoinlandsprodukt Höchststände. Beispiel: Ein Produktionshelfer in der chemischen Industrie, verheiratet und zwei Kinder, erreicht von 2010 bis 2014 einen Reallohnzuwachs von gerade 1,04 Prozent. Seine Lohnsteuer hat sich dage-gen im selben Zeitraum um 41,67 Pro-zent erhöht.

HÖCHSTE ZEIT ALSO, zumindest beim Thema Mieten die Bevölkerung zu ent-lasten – und die im Koalitionsvertrag vereinbarte Mietpreisbremse endlich

»Es ist schwierig, als junge Familie eine bezahlbare Wohnung zu finden«

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sondere für bezahlbare Mieten kurzfris-tig umgesetzt werden«, fordert Präsident Franz-Georg Rips. »Der Versuch von CDU/CSU, die Mietpreisbremse zu blo-ckieren oder gar zu verhindern, ist scheinheilig und unehrlich. Die Argu-mente gegen die Begrenzung der Wie-dervermietungsmieten sind an den Haa-

ELISABETH STREHLOW (26), Chemielaborantin bei Schlenk Metallic Pigments

»Mit meinem Partner und unserem dreijährigem Sohn sind wir aus der Südstadt von Nürnberg weggezogen und wohnen jetzt im rund 20 Kilometer entfernten Veitsbronn. Die Mieten sind hier

zwischen 20 und 30 Prozent billiger – was uns, trotz Pendelei, immer noch entlastet. Inzwischen finde ich es schwierig, als junge Familie noch eine vernünftige und bezahlbare Wohnung zu bekommen. Meinen Freunden in Leipzig und Hamburg geht es da nicht besser. Ob die Mietpreisbremse wirklich etwas bringt, bezweifele ich. Vermieter finden immer irgendwelche Lücken. Wir müssen beispielsweise seit Neuestem eine separate Parkmiete fürs Auto bezahlen.«

»

ren herbeigezogen«, sagt der Bundes- direktor des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten.

»Im Koalitionsvertrag wurde die Miet-preisbegrenzung zwischen CDU/CSU und SPD fest vereinbart. Wenn die Uni-on jetzt argumentiert, es drohten unkal-kulierbare Risiken für Investoren, es han-

dele sich um einen schweren Eingriff in die Rechte von Immobilieneigentümern und Investitionen in den Wohnungs-markt würden verhindert, dann ist das nicht mehr nachvollziehbar«, so Sieben-kotten weiter.

IMMERHIN: Allmählich nutzen zumin-dest die Bundesländer die bereits vor-handene Möglichkeit, den maximal möglichen Anstieg der Mieten um 20 Prozent in drei Jahren auf 15 Prozent zu kürzen. Beispiel Rheinland-Pfalz: Die rot-grüne Landesregierung hat neben Speyer auch Mainz, Trier und Landau als »angespannte Wohnungsmärkte« defi-niert – und die Absenkung der soge-nannten Kappungsgrenze beschlossen.

Axel Stefan Sonntag

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Anpassung ohne Mehrkosten

DAS STEUERSYSTEM ist in Schieflage geraten. Dem Normalverdiener greift der Fiskus immer tiefer in die Tasche. Zur Abhilfe schlägt die IG BCE nun einen »Tarif auf Rädern« vor.

Die Arbeitnehmer in der chemi-schen Industrie haben im Zeit-raum von 2010 bis 2014 der

Wirtschaftssituation angemessene Tarif- steigerungen von rund 12,5 Prozent er-halten. Gleichzeitig stieg aber die Lohn-steuer für einige Einkommensgruppen in der Zeit jedoch um 18,6 bis sogar 41,6 Prozent. »Die Einkommenszu-wächse sind verdient durch gute Arbeit und hervorragende Leistungen«, kom-mentierte Michael Vassiliadis die Ent-wicklung: »Es kann aber nicht sein, dass schon ein Facharbeiter mit jeder Tarifer-höhung näher an den Spitzensteuersatz von 42 Prozent heranrückt.« Deshalb sei es ein Gebot der sozialen Vernunft, die jetzigen finanziellen Spielräume für die Entlastung der Leistungsträger in der Mitte der Gesellschaft zu nutzen.

Es kommt Bewegung in die Debatte um mehr Steuergerechtigkeit. Ein Anlass:

Deutschland muss seine finanziellen Verhältnisse neu ordnen. Bis 2019 läuft nicht nur der Länderfinanzausgleich aus, sondern auch der Solidarpakt II. Nachfolgeregelungen werden derzeit zwischen Bund und Ländern verhandelt. Im Blick: die Einkommensteuer. Eine Neugestaltung dieser Steuer könnte den Abbau der kalten Progression mit ein-schließen. Offenbar hat das Drängen der IG BCE auf mehr Steuergerechtigkeit Wirkung gezeigt: Glaubt man den Beteu-erungen der Politik, sind inzwischen alle Parteien dafür. Aber nur nach dem Ra-dio-Eriwan-Motto: im Prinzip ja.

DIE KALTE PROGRESSION entsteht da-durch, dass bei steigendem Einkommen automatisch der Steuersatz steigt. So kommt es, dass zwar brutto mehr auf dem Gehaltszettel steht, praktisch aber weniger ausgeben werden kann. Durch

den Tarifverlauf bei der Einkommen-steuer zahlt »Otto Normalverbraucher« dann überproportional mehr Steuern.

Die Regierung will nun unbedingt ei-nen Haushalt ohne einen Euro Neu- verschuldung auflegen. Finanzminister Schäuble und Kanzlerin Merkel bestrei-ten den Spielraum für Steuersenkungen. Dabei wird jedoch übersehen, dass der Weg zu mehr Wachstum in Deutschland und Europa eben auch über eine Stär-kung der Kaufkraft führt.

Die IG BCE spricht sich durchaus für einen handlungsfähigen und investiti-onsstarken Staat aus. Die Instandsetzung und Modernisierung der Infrastruktur ist eine Aufgabe, die jede Generation in der Pflicht sieht. »Aber Gerechtigkeit kann man nicht unter den Vorbehalt stellen, dass vorher alle möglichen ande-ren Aufgaben erledigt sind«, so Vassi- liadis. Deshalb hat die Gewerkschaft den

> THEMA STEUERN>

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Bundesverband zu einer jährlichen Mehrbelastung von 1103,22 Euro ge-führt.

DAS VERSTÄNDNIS in der Politik für die Vorteile eines »Tarifs auf Rädern« wächst. So hat auch das bayrische Fi-nanzministerium einen Entwurf erarbei-tet. Minister Söder sprach von einer ge-setzlichen »Steuerbremse«. Nach dem Entwurf blieben den Steuerzahlern im Zeitraum von 2018 bis 2021 so Mehrbe-lastungen in zweistelliger Milliardenhö-he erspart, die in den Konsum fließen könnten.

Dieser automatisch abrollende Tarif ist im Übrigen längst bewährte Praxis in Ländern wie den USA, in Großbritan-nien, Frankreich, Belgien, den Nieder-landen, in der Schweiz und in Skandi-navien sowie einer Reihe weiterer OECD-Staaten.

»Tarif auf Rädern« vorgestellt. Danach kann der Einkommensteuertarif künftig je nach Inflationsrate jedes Jahr so ange-passt werden, dass höhere Löhne nicht automatisch zu einer überproportional steigenden Steuerlast führen.

Momentan ist die Inflationsrate sehr niedrig, der Effekt der schleichenden Steuererhöhungen also nicht so stark. Eine gute Zeit, Veränderungen hin zu mehr Steuergerechtigkeit ohne große Mehrkosten auf den Weg zu bringen.

ZUMAL ANDERE BELASTUNGEN trotz niedriger Inflation auf Rekordhöhen klettern: Ein durchschnittlicher Arbeit-nehmerhaushalt mit vier Personen musste seit 2007 steigende Kosten für Benzin um 18 Prozent, für Heizöl um 34 und für Strom um 43 Prozent tragen.

Allein die Energiekosten haben nach Berechnungen der Verbraucherzentrale

Anpassung ohne Mehrkosten

Die untersten und die obersten Grenzen der Steuertarife sowie der Grundfreibe-

trag werden automatisch der Inflation angepasst. Das System verliert den

leistungsfeindlichen Tarifverlauf.

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Höhere Nettoeinkommen der Arbeit-nehmer fließen in die Realwirtschaft und nicht in spekulative Finanztransak-tionen. Bis 2016 könnte das Bruttoin-landsprodukt nach Berechnungen des Zentrums für Europäische Wirtschafts-forschung (ZEW) allein durch den Ab-bau der kalten Progression um zusätz-lich 5 Milliarden Euro steigen.

Die Kosten nehmen sich dagegen überschaubar aus: Nach einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsins-tituts (RWI) in Essen würde die Abschaf-fung der kalten Progression durch Kopp-lung der Steuertarifgrenzen an die Inflation dem Staat letztlich Einbußen von rund 2,2 Milliarden Euro im Jahr bringen. Also deutlich weniger, als der volkswirtschaftliche Nutzen dieser Maß-nahme erbringen würde.

BUNDESFINANZMINISTER Schäuble zeigt sich ansonsten nicht so knausrig und plant Steuerbegünstigungen für Großunternehmen. Demnach sollen in-ternationale Firmen Einnahmen aus Pa-tenten und Lizenzen künftig günstiger versteuern können. Nach Berechnungen des Finanzministeriums dürfte die Ver-günstigung den Fiskus jährlich 3 Milliar-den Euro an Steuerausfällen kosten.

Nicht zuletzt wäre das Finanzministe-rium gut beraten, sich noch stärker als bisher um hinterzogene Steuern zu kümmern.

Öffentlich gibt sich Schäuble in Sa-chen kalter Progression knallhart, intern sieht das jedoch anders aus. So sind Überlegungen, wie ein Abbau der kalten Progression aussehen könnte, in seinem eigenen Haus schon weit gediehen. »Der Solidaritätszuschlag wird ab 2020 in die Tarife der Gemeinschaftssteuern integ-riert. Die notwendigen Änderungen wer-den mit einer Einkommensteuer-Tarif-reform verbunden, die mindestens den Abbau der kalten Progression sicher-stellt«, heißt es in einem gemeinsamen Papier des Bundesfinanzministers mit Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zur Neuregelung der Bund-Län-der-Finanzbeziehungen.

Das Zögern der Bundesregierung ist vor diesem Hintergrund nicht mehr nachzuvollziehen. Auch nicht für Radio Eriwan. Ulrich Matthias

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> LESERFORUM

> Energiewende braucht sichere Arbeitsplätze von Rudi Heim (09/2014)

Nicht akzeptabel

@ Gibt es mit Power-to-Gas nicht Erfolg ver-

sprechende Entwicklungen, Energie zu speichern, wenn der Wind mal nicht weht und die Sonne mal nicht scheint? Hans-Peter Dieter, per E-Mail

> Neupack: Schikane gegen Betriebsratschef?

Strafe muss seinIch hoffe, dass die Betriebsleitung endlich

mal bestraft wird, denn das, was die da machen, ist schä-digend für Körper und Geist.

Werner Goltsche via Facebook

> Aufschub für Dow?von Sigrid Thomsen (09/2014)

Vor allem sicherUnbedingt zu beden-ken sind die Fragen

der Schutzmaßnahmen nach

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

vor ort Gut 100 Leiharbeiter stehen ohne Lohn da. Die IG BCE kämpft für betrogene Griechen

tendenzen Bundesbank und EZB rufen plötzlich nach höheren Löhnen. Was steckt dahinter?

tipps Krank am ersten Tag der Ausbildung. kompakt informiert über die gesetzlichen Regelungen

Nr. 09 I SEptEMBEr 2014 www.igbce.de

Fit für die zukunft

Mit der IG BCE in eine gute Ausbildung.

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Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

der Gefahrstoffverordnung und anderen Schutzverord-nungen, wie getrennte Räu-me für Straßen- und Ar- beitskleidung, Masken für Fein staub, Einmalschutzan-züge, regelmäßige Asbest-fasermessungen beim Aus-tausch von Asbestmaterialien, keine Umluftheizungen in as-bestbelasteten Umziehräu-men. Ich habe mehr als 27 Jahre bei der Firma Asbest und Gummiwerke Martin Merkel gearbeitet, ich weiß, was es heißt, mit Asbest zu ar-beiten. Fast zwei Jahre lang habe ich für eine Wandtafel gekämpft, die an die Ge-schichte der Asbest- und Gummiwerke Merkel erin-nern soll.

Rudolf Schmidt, Seevetal

Anmerkung der Redaktion: Das Wandbild befindet sich im Atelierhaus 23 am Veringkanal im Hamburger Stadtteil Wil-helmsburg. Es ist Teil des Ge-schichtspfades, auch »Pfad der Entdeckungen« genannt. Das Atelierhaus ist Teil der Geschichts-werkstatt Wilhelmsburg & Hafen, auf dessen Initiative der Pfad zu-rückgeht. Die Geschichtswerkstatt besteht seit 1990 und hat ihren Sitz in der 1906 erbauten Honig-fabrik. Sie ist heute Stadtteilkul-turzentrum.

> Chemietarifrunde 2015

An die Jugend denken Bitte bei der ganzen Demografiedebatte die

jüngere Generation nicht ver-gessen. Drei- bis Vier-Tage-Woche, Freischichten bei Wechselschichtlern – die gan-ze Arbeit bleibt jetzt bei den jüngeren Jahrgängen liegen. Und falls es dann zu Neuein-stellungen kommt, dauert es Jahre, bis die Jungen den Er-fahrungsschatz der Alten ha-ben.

Bernd Köpp via Facebook

> Freie Ausbildungsplätze

UnglaubwürdigKomisch, in den Betrie-ben, bei denen meine

Tochter sich beworben hatte, hieß es immer, wegen der Vielzahl der Bewerber müsse sie sich etwas gedulden, bis man sich wieder bei ihr mel-de. Sagt dann der eine oder andere ab, weil er zwischen-zeitlich eine Zusage von ei-nem anderen Betrieb bekom-men hat, braucht man nur den nächsten Bewerber neh-men. Also, dass so viele Lehr-stellen unbesetzt blieben, hal-te ich für unglaubwürdig.

Reiner Willinger via Facebook

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft

Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

Chefredakteur (verantwortlich im Sinne des

Presserechts)Christian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstJörg Nierzwicki

RedaktionDirk Kirchberg, Sarah Heidel,

Désirée Binder Dr. Ulrike Börger

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-306/-329

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungNetworkMedia GmbHStresemannstraße 30

10963 BerlinTelefon 030 25594-160 (Fax: -190)

E-Mail: [email protected]ültige Anzeigenliste Nr. 13 vom 01. 01. 2014

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Claudia Härtig

Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:20. 9. 2014

Druckauflage: 656 407 (I/2014)

Gedruckt auf chlorfreiem Papier

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VOR ORT

Es werde Licht Norka ist Spezialist für unkaputtbare Lampen

Ohne die Braunkohle geht es nichtIG-BCE-Vorsitzender Vassiliadis spricht beim Lausitzdialog.

Irgendwann war klar: Jetzt reicht‘sBetriebsrat erkämpft Tarifvertrag bei Porcelaingres.

Den Standort Deutschland stärkenBundesregierung lädt zu einem ersten Pharma-Dialog ein.

Foto: Christian Burkert

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> VOR ORT BEI NORKA

Mathias Lippert holt aus. Der Baseball-schläger in seiner

Hand knallt mit einem lauten »Klong« auf die am Boden liegende Leuchte. Nichts passiert. Auch nicht nach den nächsten drei Schlägen. Lippert kommt ins Schwit-zen, auf dem Kunststoff sind nur Kratzer zu sehen. »Das soll auch so sein«, erklärt Volker Schnabel, Betriebsratsvorsitzender im

Norka-Werk in Dörverden-Hülsen. Die Leuchte heiße nicht umsonst Antivanda- len-Leuchte. »Eine spezi- elle Zusammensetzung des Kunststoffes macht sie nahe-zu unzerstörbar.« Was Lip-pert, ebenfalls Mitglied im Betriebsrat, hier für den Foto-grafen gezeigt hat, überneh-men in der Realität Randalie-rer an U- und S-Bahnstatio- nen. »Unsere Antivandalen-Leuchte finden Sie daher

genau dort – als Beleuchtung in Bahnhöfen«, sagt Schna-bel. Vom Hof geht es in das Labor – Abteilung Qualitäts-sicherung (QS). Lippert hat hier die stellvertretende Lei-tung inne. Rechts neben der Eingangstür weist sein Kollege Schnabel noch auf einen Un-terstand hin. Was aussieht wie ein Ablageplatz für kaputte Leuchten, nennen die Mitar-beiter Alterungsstand. Man findet sie überall auf dem

Werkgelände. »So überprüfen wir die Funktion unserer Leuchten. Teilweise bleiben sie über Monate Tag und Nacht eingeschaltet«, erzählt Schnabel. Und nicht nur das: Für eine Funktionsprüfung liegen die Strahler und Leuch-ten eingeschaltet im Wasser-bad oder sind mit Graffiti be-sprüht, um die Beständigkeit der Anti-Graffiti-Lackierung zu prüfen. Beleuchtungslö-sungen für anspruchsvolle

Der Norden leuchtetWASSERFEST, BRUCHFEST, STAUBDICHT – die Leuchten der Norddeutschen Kunststoff- und Elektrogesellschaft Stäcker mbH & Co. KG, kurz Norka, können mehr als nur strahlen.

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»Wir stärken den Kollegen den Rücken und sehen uns als Vermittler zwischen Belegschaft und Geschäftsführung.«

Volker SchnabelBetriebsratsvorsitzender Norka

Umgebungen lautet das Mot-to des Unternehmens seit drei Genera tionen. Eine Vielzahl von Leuchten und Strahlern in unterschiedlichsten Varian-ten sind im Programm. Darü-ber hinaus zeichnen Norka zahllose individuelle Lösun-

gen aus. »Möchte ein Kunde ein bestimmtes Objekt be-leuchten, dann kommt er mit dieser Idee zu uns. Gemein-sam entwickeln wir ein Kon-zept«, macht Schnabel deut-

lich. Wird mit ätzenden Säuren, Laugen oder Ölen ge-arbeitet, setzt die Firma be-ständige Stoffe ein. »Unsere Materialien testen wir dafür über Wochen genau in den Flüssigkeiten, die beim Kun-den in Gebrauch sind«, sagt

Schnabel. In einem Schrank vor ihm stehen mehrere Glä-ser mit Säuren, Laugen und Ölen, in denen Komponenten einer Leuchte liegen. Noch ein Grund, warum Norka so indi-

viduell auf Kundenanfragen reagieren kann, zeigt sich zwei Hallen weiter – beim Werk-zeugbau. Hier werden die Werkzeuge, die letztlich als Form für Gehäuse, Abde-ckungen und Dichtungen dienen, gefräst, gedreht oder erodiert – egal, ob eine oder 200 Leuchten vom Kunden gewünscht sind. »Wegen zu geringer Stückzahl haben wir noch keinen Auftrag abge-lehnt«, sagt Lippert.

DIE ZEICHNUNG für das je-weilige Bauteil erhalten die Werkzeugmechaniker von den Hamburger Kollegen aus der Entwicklungsabteilung. Ist das Werkzeug fertig, über-nehmen Pressen, Stanzen und Spritzgussmaschinen die Ge-häuseherstellung. Das Kunst-stoffgranulat dafür steht in riesigen Säcken neben den Maschinen. Nicht nur die Produktion geht Hand in Hand. Als es der Firma 2007 nicht so gut ging, stimmte die Belegschaft im Rahmen eines Verbandstarifvertrages einem Lohnverzicht zu. Der Vertrag läuft bis 2017. »Die IG BCE hat uns bei den Verhandlun-gen sehr unterstützt«, erinnert sich der Betriebsratsvorsitzen-de, der seit 26 Jahren als Werkzeugmechaniker in der Firma ist. Überhaupt sei der Kontakt zur Gewerkschaft gut. »Auch bei kleineren Problemen wird uns direkt geholfen«, sagt Schnabel. Das stütze ihn in seiner Rolle als Vermittler zwischen Be-legschaft, Abteilungsleitern und Geschäftsführung. »Ich möchte den Kollegen den Rü-cken stärken. Sie beraten und für sie vermitteln.«

BEREITS 1950 entwickelten Norka-Ingenieure das, was Gunnar Grentz gerade an der Kantbank bearbeitet: Einen

Reflektor. »Wenn Sie an einer Werkbank schrauben, brau-chen sie an der Decke kein Licht. Durch unsere Reflekto-ren können wir das Licht so lenken, dass es genau dahin kommt, wo der Kunde es braucht«, erklärt Schnabel. Das Geheimnis dahinter sind die Kantungen, die Grentz millimetergenau einarbeitet.

Wieder zurück im Labor, zeigt Lippert noch die Ul-brichtkugel, eine innen reflek-tierende Hohlkugel. »Hier machen wir lichttechnische Messungen an Leuchtmit-teln«, sagt Lippert und fügt hinzu: »Nur wenn wir jede einzelne Komponente prüfen, können wir den Qualitäts-standard gewährleisten, der uns ausmacht.« Evelyn Griep

1 | FEINES GEFÜHLSabine Schilling verdrahtet mit geübter Hand das Modell »Sidney LED«.

2 | KLARE KANTUNG

Gunnar Grentz verpasst den Reflektoren den perfekten Knick.

3 | HARTE PRÜFUNG

Per Wasserstrahl werden die Leuchten mit hohem Druck auf ihre Dichtheit getestet.

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1948 gründet Walter Stäcker die Norddeutsche Kunststoff- und Elektrogesellschaft Stäcker mbH & Co. KG (NORKA). 1950 kommt die erste Feuchtraumleuchte für den landwirtschaftlichen Bereich auf den Markt. Leuchten und Strahler für Verkehrsbetriebe, Kühlhäuser, Schwimmbäder und den Bergbau folgen. Die Produk-tion mit 190 Mitarbeitern ist im Werk in Dörverden-Hülsen angesiedelt, während die Verwaltung mit 40 Mitarbei-tern in Hamburg sitzt. Das Unternehmen ist heute in dritter Generation im Familienbesitz. Der derzeitige Geschäftsführer Martin C. Stäcker ist der Enkel des Gründers. NORKA verkauft seine Produkte zu 70 Prozent in Deutschland, 30 Prozent gehen ins Ausland.

www.norka.de

DAS UNTERNEHMEN

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> VOR ORT AKTUELLES

Unser gemeinsames Ziel in einer Arbeitswelt, die

sich radikal verändert, sind gesunde Mitarbeiter«, erklär-te Ralf Sikorski vom ge-schäftsführenden Hauptvor-stand der IG BCE vor rund 120 Teilnehmern auf der Fachtagung in Essen. »Im In-teresse der Beschäftigten und der Unternehmen wollen wir deshalb weitere Impulse zur Sicherung und Förderung der physischen und psychi-schen Gesundheit auf be-trieblicher Ebene geben.«

Auch Margret Suckale, Prä-sidentin des Bundesarbeitge-berverbands Chemie (BAVC), betonte den Stellenwert der Gesundheit, besonders vor dem Hintergrund des demo-grafischen Wandels, und hob die Chancen der Sozialpart-nerschaft hervor: »Wir ken-nen die betrieblichen Not-

Für physische und psychische GesundheitESSEN | IG BCE und BAVC formulieren gemeinsames Leitbild für erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement

wendigkeiten und können, anders als der Gesetzgeber, branchenspezifische Lösun-gen finden.« Joachim Fischer, Direktor des Mannheimer In-stituts für Public Health, wies auf die Wirksamkeit der Kombination von individuel-

ler Gesund-heitsförde-rung und guter Führung hin. Manch-mal habe psy-chische Belas-tung nämlich einen Namen, und zwar den des Vorgesetz-ten, sagte er und riet zu mehr Wert-schätzung und Anerken-nung der Mit-arbeiter.

Die Bedeutung der Füh-rungskräfte als Vorbild und Promotor betonten auch die Referenten der Firma Abbvie, die, neben Evonik, ihr be-triebliches Gesundheitsma-nagement vorstellten: Es be-inhaltet unter anderem

Der Forschungs-, Innova-tions- und Produktions-

standort der deutschen phar-mazeutischen Industrie soll attraktiver werden: Das hat sich die Bundesregierung vor-genommen und Vertreter der Industrie, Wissenschaft und der Gewerkschaften am 15. September zum Auftakt einer Dialogreihe zum The-ma nach Berlin eingeladen.

In den vergangenen Jahren standen im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform vor allem Einsparungen auf der Agenda, der Druck in der Pharmaindustrie wächst. Standortverlagerungen und

Den Standort Deutschland stärkenBERLIN | Die Bundesregierung lädt zum ersten einer Reihe von Pharma-Dialogen ein

Restrukturierungen auch in traditionsreichen Unterneh-men stehen mittlerweile auf der Tagesordnung, Arbeits-verdichtung und wachsende psychische Belastung gehö-ren zum Alltag, Personalab-bau ist kein Tabu mehr, nicht nur im Pharma-Außen-dienst.

Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis begrüßt die Initiative der Bundesre-gierung. »Es ist gut, dass jetzt der gesellschaftliche Wert und die Bedeutung dieses In-dustriezweigs ins Blickfeld gerückt werden«, sagte er auf der Veranstaltung in Berlin.

Vassiliadis be-tonte aber auch die Be-deutung der Beschäftigten im Prozess: »Wenn wir eine Standort-stärkung errei-chen wollen, können wir es nur mit den Menschen, die in diesen Un-ternehmen arbeiten«, sagte er. »Das heißt, im Pharma-Dialog muss es auch um die Weiterentwicklung der Rah-menbedingungen für Gute

Workshops für alle gut 600 Führungskräfte. Für klei-nere Unternehmen bietet die Berufsgenossenschaft Roh-stoffe und chemische Indust-rie (BG RCI) konkrete Unter-stützung, wie Thomas Köhler, Sprecher der Geschäftsfüh-rung, betonte: »Besonders interessant dürften für sie unsere Fachberatung und die neue Begutachtung mit dazu-gehörigem Gütesiegel sein.«

Das Leitbild soll den Be-triebsparteien Orientierung für die Fortentwicklung der Gesundheitsaktivitäten im je-weiligen Unternehmen bie-ten. Es ist Teil der gemeinsa-men Initiative »Gutes und gesundes Arbeiten in der Chemie-Branche«.

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Impulse zur Gesundheitsförderung: Thomas Wessel, Evonik-Arbeitsdirektor, BAVC-Präsidentin Margret Suckale und Ralf Sikorski, Mitglied des geschäfts-führenden IG-BCE-Hauptvorstands (von links).

Ohne qualifizierte Beschäftigte, die unter guten Bedingungen arbeiten, ist Zukunft nicht denkbar.

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Arbeit, die Förderung von Beschäftigung und mehr Mitbestimmung gehen.«

Das Leitbild im Wortlaut auf: www.bavc.de

www.igbce.de

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M it unserer Energie-wende läuft etwas schief.« Das machte

Michael Vassiliadis auf ein-drucksvolle Weise deutlich. Vor rund 300 Gästen sprach der IG-BCE-Vorsitzende beim Lausitzdialog, der zentralen energiepolitischen Konferenz für die Betriebsräte und Ver-trauensleute von Vattenfall, über deren wichtigstes The-ma: Die Braunkohle. Mehr als 22 000 Menschen bietet die Lausitzer Kohleindustrie ein Einkommen. Michael Vassiliadis nutzte den Dialog, um eine nicht nur für diese Beschäftigten wesentliche Forderung in die energiepoli-tische Debatte einzubringen: »Die Sicherung und Schaf-fung guter Arbeitsplätze muss in den Zielkatalog der Ener-giewende aufgenommen wer-den«, betonte der IG-BCE-Vorsitzende. Und ergänzte: »Die Energiewende wird scheitern, wenn sie nicht auch als ein Projekt verstan-den wird, das zu Wachstum und Beschäftigung, zu Ar-beitsplätzen mit Tarifvertrag und Mitbestimmung führt.« Vassiliadis warnte vor der illu-

sorischen Vorstellung, gleich-zeitig aus der Atomkraft und der Braunkohle aussteigen zu können.

GÜNTHER OETTINGER, EU-Komissar und viele Jahren zu-ständig für die europäische Energiepolitik, führte die Ar-gumentation aus europäi-scher Sicht weiter: »Wer jetzt aus der Braunkohle ausstei-gen will, meldet Deutschland aus der industriellen und glo-balen Entwicklung ab«, sagte er. In Deutschland werde die Kohle mindestens noch bis 2050 gebraucht, weltweit werde sie das ganze Jahrhun-dert hindurch fossiler Ener-gieträger bleiben. Oettinger sprach sich für die Weiterent-wicklung der Car-bon Capture Storage-Technologie (CCS) zur unterirdischen Speicherung von CO2 aus und sagte deren künftigen in-ternationalen Ein-satz voraus. »Wir konzentrieren uns in den öffentlichen Diskussionen auf die 25 Prozent Ener-

Ohne die Braunkohle geht es nichtCOTTBUS | IG-BCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis und EU-Kommissar Günther Oettinger sprechen beim Lausitzdialog

gieproduktion aus erneuer-baren Energien und verges-sen die 75 Prozent, welche die konventionellen Energie-träger liefern«, sagte Rüdiger Siebers, Gesamtbetriebsrats-vorsitzender von Vattenfall Europe Mining im Anschluss an die Veranstaltung: »Un-sere hohen Energiekosten werden zum Wettbewerbs-nachteil – wenn wir so wei-termachen, droht Deutsch-land die schleichende De- Industrialisierung.«

»DAS ÜBERZEUGENDE Be-kenntnis zur Braunkohle und die Botschaft, dass die Ener-giewende im Alleingang ohne Europa nicht funktio-niert, waren für mich weitere

wesentliche Aussagen«, er-gänzte sein Kollege Frank Heinze, Gesamtbetriebsrats-vorsitzender der Kraftwerks-sparte Vattenfall Europe Ge-neration. Christian Wolfram vom Vattenfall Generation Gesamtbetriebsrat sagte: »Bei Ausfall der gesamten Strom-produktion, sowohl aus kon-ventionellen als auch aus er-neuerbaren Quellen, können die europäischen Speicher nur für 24 Minuten Strom lie-fern. Diese Tatsache hat mich schwer beeindruckt.« Und Vertrauensfrau Margret Horn betonte: »Die Energiewende geht nur mit der Braunkohle – nicht dagegen. Das hat der Lausitzdialog klargemacht.«

Susanne Kettelför

Die energiepolitische Konferenz der

Betriebsräte und Vertrauensleute von Vattenfall stieß auf

großes Interesse.

Ein gleichzeitiger Ausstieg aus der Atomkraft und der Braunkohle ist für sie illusorisch: Michael Vassiliadis und Günther Oettinger (rechts).

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> VOR ORT AKTUELLES

Bayer verliert 17 000 Beschäftigte und ein Viertel des Umsatzes.

Der Vorstand der Bayer AG hat Anfang Septem-ber einschneidende

Beschlüsse zur künftigen Auf-stellung des Konzerns gefasst und die Ausgründung der Bayer MaterialScience AG (BMS) beschlossen, weitere Restrukturierungen sind an-gekündigt. Die Arbeitnehmer-vertreter im Aufsichtsrat setz-ten im Gegenzug weitreichen- de Zusagen zum Schutz der Beschäftigten durch.

Das Ende einer langen ÄraLEVERKUSEN | Bayer beschließt Ausgründung / Beschäftigungssicherung bis Ende 2020

Gegen die Ausgründung be-stehen nach wie vor erheb- liche Bedenken. Peter Haus-mann, Mitglied des IG-BCE- Hauptvorstands und des Bayer-Aufsichtsrats: »Der Kon-zern wird kleiner und schma-ler. Es ist offen, ob der Strate-giewechsel und die neue Struktur die bisherige stabile Entwicklung weiter gewähr-leisten können. Fortschritt und Innovation wurden bis-lang großgeschrieben. Es

besteht die Gefahr, dass die Unterneh-mensphilosophie verengt und es künftig ausschließ-lich um Gewinn-margen gehen wird.«

Am Ende war die Ausgründung nicht zu verhindern. Um- so mehr drangen die Arbeitnehmer-vertreter deshalb darauf, für die Be-schäftigten in bei-

den Unternehmen gute, lang-fristig tragfähige Perspektiven zu vereinbaren. Das ist in äu-ßerst schwierigen Verhand-lungen gelungen. Hausmann: »Nach Abwägung aller Mög-lichkeiten und Alternativen haben wir unsere grundsätz-lichen Bedenken hintange-stellt und der Ausgründung zugestimmt.« »Mit den gefun-denen Lösungen sichern wir erstmalig die Beschäftigung für einen Zeitraum von fünf Jahren ab 2016«, unterstreicht Thomas de Win, Gesamt- betriebsratsvorsitzender und stellvertretender Aufsichtsrats-vorsitzender bei Bayer.

Betriebsbedingte Kündgun- gen sind auch im Fall des Ver-kaufs ausgeschlossen. Zudem bleibt die Chemie-Tarifbin-dung erhalten, die betrieb- liche Altersversorgung wird unverändert fortgeführt, mehr Ausbildungsplätze wer-den geschaffen.

Ein Schwerpunkt der Che-mie-Tarifrunde 2015 liegt

auf der Weiterentwicklung der Demografie-Verträge: Das zeichnet sich nach einer Tagung der großen IG-BCE-Tarifkommission Mitte Sep-tember in der niedersächsi-schen Landeshauptstadt ab.

Die neu gewählte 56-köpfi-ge Kommission legte dort nach ausführlicher Debatte einstimmig die grundsätz-liche Linie für die kommende Tarifbewegung fest. Über die

Chemie-Tarifrunde 2015 läuft anHANNOVER | IG BCE will neue flexible Übergänge in den Ruhestand öffnen

konkrete Forderungsempfeh-lung wird das Gremium am 10. und 11. November dieses Jahres entscheiden.

IG-BCE-Verhandlungsfüh-rer Peter Hausmann: »Wir ha-ben heute die Erwartungs-horizonte abgesteckt und Weichenstellungen vorge-nommen. Beim Thema De-mografie werden wir nicht nachlassen. Dabei geht es vor allem darum, flexible Wege in den Ruhestand zu öffnen. Hier ist auch die Politik gefor-

dert, für tragfähige Rahmen-bedingungen zu sorgen. Die Belastungen der älteren Be-schäftigten müssen spürbar verringert werden«, sagte er.

Hausmann weiter: »Drei- und Vier-Tage-Wochen sind keine Utopie, sondern erfor-derlich, damit die Leute ge-sund in Rente gehen können. Generell erfährt das Thema Gesundheit in den Betrieben noch allzu oft zu wenig Be-achtung. Das wollen wir än-dern.«

Tarifmeldungen

UMWELT/ENTSORGUNG | Für die Beschäftigten der MHKW Rothensee GmbH stei-gen ab dem 1. Oktober 2014 alle Vergütungen um 2,4 Pro- zent, ab dem 1. November 2015 um nochmals 1,6 Pro-zent. Für den Monat Sep- tem ber 2014 erhalten die Beschäftigten eine Einmal-zahlung in Höhe von 350 Euro, Auszubildende von 150 Euro. Der Vertrag endet am 31. Oktober 2016.

LEDER | Die Tarifkommission hat den Forderungsbeschluss für die Tarifrunde 2014 im Bereich Schuhindustrie/Sport-artikel gefasst. Er sieht eine Lohnerhöhung um 6 Pro zent bei einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten vor und fordert eine bundeseinheitliche Rege-lung zu den Einstiegsgehältern für kaufmännische und tech-nische Angestellte sowie eine überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen. Verhandlungsauftakt ist am 30. September 2014.

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PAPIER | Die Bundestarif-komission hat für die Ausgestaltung eines Demografietarifvertrags folgende Eckpunkte be-schlossen: Altersteilzeitre-gelungen unter dem Aspekt von flexiblen Spielräumen für die Betriebsparteien, Neugestaltung der Zeitwert-konten – Lebensarbeitszeit, Betriebliches Gesundheits-management, Stärkung der tariflichen Altersvorsorge. Der Altersteilzeittarifvertrag bleibt unverändert bestehen. Verhandlungsauftakt ist am 24. September 2014.

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Irgendwann war klar: Jetzt reicht’sVETSCHAU | Nach Hausverbot und Hinhaltetaktik: IG BCE erreicht Tarifvertrag beim Fliesenhersteller Porcelaingres

Porcelaingres: Dieser Name steht für italieni-sche Fliesen im Premi-

umsegment. Die Arbeitsbe-dingungen für die mehr als 200 Beschäftigten im Produk-tionswerk im spreewäldi-schen Vetschau kamen bis-lang weniger exklusiv daher: 7,50 Euro pro Stunde zahlte die Unternehmensleitung seit 2007 als Grundlohn, Lohn-steigerungen wurden indivi-duell vereinbart. »Die Un-gleichbehandlung behinderte die Arbeit«, berichten die Be-triebsräte. »Denn natürlich wurde immer wieder gefragt, warum es für die gleiche Ar-beit unterschiedliches Geld

gibt.« Schnell fiel so vor acht Jahren der Entschluss, für eine leistungsgerechte Entloh-nung zu kämpfen.

VERZÖGERUNGEN seitens der italienischen Arbeitgeber-seite verhinderten jedoch im-mer wieder eine Einigung. Und irgendwann war klar: Jetzt reicht’s! Der Betriebsrat holte die IG BCE ins Boot, der Kampf um einen Tarifvertrag begann. »Es war eine Entschei-dung, die Hochachtung ver-dient«, sagt Philipp Zirzow, Gewerkschaftssekretär im Be-zirk Cottbus, im Nachhinein. »Uns war klar, dass wir viel Rückgrat und einen festen

Willen brauchen werden.« Beides war besonders gefragt, nachdem der IG-BCE-Sekretär als Verhandlungsführer nach dem ersten Sondierungsge-spräch Hausverbot erhielt.

DIE ERSTE TARIFAKTION vor den Werktoren war dann bereits ein Erfolg. »Wir waren sehr erfreut über die große Be-teiligung und haben sie als Signal gesehen, dass wirklich etwas passieren muss«, so die Betriebsräte. Das Hausverbot für IG-BCE-Sekretär Zirzow heizte die Stimmung zusätz-lich an. Mehr als ein halbes Jahr brauchte es, um es wieder aufheben zu lassen. Erst dann

Erfolgreiche Tarifaktion »Flagge zeigen« vor den Toren von

Porcelaingres im Juni 2012. Die große öffentliche Aufmerksam-

keit behagte der Arbeitgeber-seite gar nicht.

konnten die Tarifverhandlun-gen beginnen.

EINEN WARNSTREIK und unzählige Gesprächsrunden später ist es geschafft: Der erste Haustarifvertrag mit Ent-geltvereinbarungen und Re-gelungen zu Urlaub und Ar-beitszeit steht. Gesorgt hat dafür vor allem die Entschlos-senheit der Belegschaft. Die Betriebsräte: »Zum Schluss war auch der Arbeitgeberseite klar, dass sie einem Tarifver-trag zustimmen muss. Endlich haben wir ein System, auf das wir setzen und das wir fortan weiterentwickeln können.«

Susanne Kettelför

Philipp Zirzow, IG-BCE-Sekretär in Cottbus, hatte einige Monate Hausverbot beim Fliesenhersteller Porcelaingres.

Wie hast du auf das Verbot reagiert?Wir sind sofort gerichtlich dagegen vorgegangen. Einen ersten vom Arbeitsrichter vorgeschlagenen Vergleich lehnte der Arbeitgeber ab.

Auf unsere Initiative hin kam es zu einer au ßer gericht-lichen Einigung. Die stellte die Arbeitgeberseite wieder infrage. Damit war klar, dass wir uns nur auf einen Rich-terspruch einlassen würden.

Wie seid ihr mit dem Wider-stand in den Verhandlungen umgegangen?Wir haben immer Dialog-bereitschaft gezeigt, einen freundlichen Ton durchgehal-ten. Am Ende kommen wir nur durch Verhandlungen und Kompromissbereitschaft zu einem Tarifvertrag. Das Verhalten der Arbeitgeber deu-te ich vor allem als Verzöge-rungstaktik.

Was führte schließlich zum Erreichen des Tarifvertrags? Die Geduld unserer Mitglieder und aller Mitarbeiter war er-schöpft, das war spürbar. But-tons mit der Ausfchrift »Ohne Tarifvertrag keine Produktum-stellung« machten die Runde. Je länger es dauerte, desto of-fensiver agierte die Belegschaft – mit dieser Unterstützung konnten wir endlich eine Ver-einbarung erreichen.

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> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

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DSM-Betriebsrat in KlausurLUCELLE | Zwei Tage zogen sich die Arbeit-nehmervertreter von DSM zurück – und steckten ihre Themen für das bevorstehen-de halbe Jahr ab. Ein Schwerpunkt: Demo-grafie. »Da wir seit April 2014 eine neue Geschäftsführung haben, müssen wir das Thema Altersstruktur zum wiederholten Mal einbrin-gen«, sagt Betriebsratsvorsitzender Klaus Keßner. Betriebliche und tarifliche Möglichkeiten wurden diskutiert. Als Experte stand Patrik Huber, Projektsekretär Demografie im Landes-bezirk, Rede und Antwort. »Das Durchschnittsalter unserer Belegschaft steigt rapide an. Wir sehen akuten Handlungsbe-darf, um die in den kommenden Jahren ausscheidenden Kol-legen mit qualifizierten Fachkräften ersetzen zu können. Wer jetzt nicht handelt, macht einen Fehler«, so Keßner.

Sommerfest bei SCA MANNHEIM | Bilder-buch-Wetter beim 15. Sommerfest der SCA-Vertrauensleute. Ein Highlight: Das traditionelle Fußball-spiel des Betriebsra-tes gegen das Ma-nagement, der »Cup der Sozialpartnerschaft«. In diesem Jahr gelang es den Arbeit-gebervertretern, die Hitzeschlacht mit 2:1 für sich zu ent-scheiden. Im Anschluss ehrten Bezirk und Betriebsrat 42 IG-BCE-Mitglieder für deren teils viele Jahrzehnte andauernde Mitgliedschaft. Mit rund 500 Anmeldungen fand das Som-merfest einen erneut hohen Zuspruch – wohl auch deshalb, weil es viele Familien ansprach: Für Kinder organisierten die Vertrauensleute ein eigenes Rahmenprogramm aus Kut-schenfahrt, Kinderschminken und Hüpfburg.

Neu im LandesbezirkSTUTTGART | Seit August verstärkt Florian Kaiser das Verwaltungsteam des Landesbe-zirks. Gewerkschaft ist für den 36-jährigen Bürokaufmann kein Fremdwort: Die Mutter war Gewerkschaftssekretärin, der Vater freige-stellter Betriebsrat. »Es ist sinnvoll, sich für gesellschaftliche Solidarität und soziale Gerechtigkeit zu engagieren«, begrün-det Kaiser, weshalb er sich bei der IG BCE beworben hat.

Jugend beim CSDSTUTTGART | Einsatz für Gleichstellung

Die politische Ar-beit des Bezirksju-gendausschusses (BJA) Mannheim steht in diesem Jahr unter dem Motto »Chancen-gleichheit und Vielfalt«. Aus die-sem Grund betei-ligte sich der BJA erstmalig an der Demo-Parade zum Christo-pher Street Day (CSD) – dem Tag, an dem Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender gegen Diskriminierung auf die Straße gehen. In der Landes-hauptstadt demonstrierten die Jugendlichen für die vollstän-dige Gleichstellung. Dem Auf-ruf des BJA folgten weitere Kollegen aus dem Landesbe-zirk. Bei der Abschlusskund-

gebung bedankte sich der Ver-anstalter namentlich bei der IG BCE für deren Engagement – denn auch auf betrieblicher Ebene ist die Gleichstellung von Homosexuellen ein wich-tiges Thema.

Der CSD Stuttgart stand un-ter der Schirmherrschaft von Nils Schmid, stellvertretender Ministerpräsident von Baden-Württemberg.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Nach der gelunge-nen Premiere im Vorjahr veranstal-tete der Bezirk er-neut einen genera-tionenübergreifen- den Liederabend. Mit dabei: Bezirks-jugendausschuss, Frauenforum Rhein-Neckar und Arbeitskreis Senio-ren. Gesungen wurden Klassi-ker der Arbeiterbewegung wie etwa »Die Gedanken sind frei«, aber auch neuere Stücke fanden unter der erfahrenen Anleitung von Künstler Uli Valnion ihren Platz. Dieter Ries, Vorsitzender des Arbeits-kreis Senioren, stellte die über-

ragende Bedeutung von Musik und Gesang dar. Bevor ein Lied angestimmt wurde, gab es einen Rückblick zu dessen Entstehung. Die Teilnehmer waren sich einig: eine gelunge-ne Veranstaltung. Liederabend Nummer drei ist deshalb für 2015 bereits eingeplant.

Liederabend für alleMANNHEIM | Generationen singen gemeinsam

Gutes Wetter, gutes Essen – und Lust auf Ge-sang im Garten des Gewerkschaftshauses.

Gleiche Rechte für alle Menschen – das for-derte der Gewerkschaftsnachwuchs.

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Demografie-Sozialpartnertagung

STUTTGART | Der IG-BCE-Landesbezirk Baden-Württem-berg und der Arbeitgeberverband Chemie Baden-Württem-berg (AGV) laden für den 24. November zu einer Sozial-partnertagung »Herausforderung Demografie und Gesunde Arbeit« ein.

Kein Zweifel: Gesunde und motivierte Beschäftigte sind leistungsfähiger. Sie sind eine wichtige Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit und den Erfolg der chemischen Industrie im Südwesten.

Arbeitgeber und Betriebsräte müssen sich der demografi-schen Entwicklung in den Betrieben stellen – und betrieb-liche Gesundheitsförderung und Präventionsmaßnahmen passgerecht initiieren und aktiv gestalten. Denn die Regel-rente mit 67 bedeutet letztlich längeres Arbeiten. Aber un-abhängig davon, ob der Schritt in die Rente mit 63, 65 oder 67 Jahren geschieht: Arbeitsplätze und Arbeitsorganisation so einzurichten, dass sie die Gesundheit der Beschäftigten fördern, ist ein Muss.

Welche Maßnahmen in der betrieblichen Praxis möglich sind, soll die von IG BCE und AGV gemeinsam getragene Tagung zeigen – inklusive konkreter Handlungshilfen für die Umsetzung betrieblicher Gesundheitsförderung. Fach-vorträge und Erfahrungsberichte aus Unternehmen die he-rausarbeiten, wie die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten erhalten und gefördert werden kann, sind fest eingeplant.

Die IG BCE lädt alle Arbeitnehmervertreter aus der tarif-gebundenen Chemieindustrie in Baden-Württemberg ein.

»Den Dialog stärken«STUTTGART | Gewerkschafts-Grüne im Interview

Beate Müller-Gemmeke sitzt als Bundes-tagsabgeord-nete für Bünd-nis 90/Die Grünen im Bundestag. Sie ist Sprecherin ihrer Partei für Arbeitnehmer-rechte – und Mitglied der IG BCE. Sie selbst sieht sich als überzeugte »Gewerk-schafts-Grüne«. Ihre politi-schen Ziele nennt sie im Inter-view:

Einige aus Ihrer Partei organi-sieren sich zu »Gewerk-schafts-Grünen«. Warum?Wir wollen den Dialog zwi-schen der Partei und den Ge-werkschaften stärken. Wir vertreten originäre Gewerk-schaftsthemen und werben für grüne Themen in den Gewerkschaften, denn Gute Arbeit und eine nachhaltige Energiewende erreichen wir nur gemeinsam.

Was sind Ihre Themen?Der Wert von Arbeit und die Rechte der Beschäftigten. Wir brauchen soziale Leitplanken auf dem Arbeitsmarkt, eine funktionierende Tarifautono-mie und starke Betriebsräte als Garant für gerechte Löh-ne, soziale Sicherheit und gute Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen.

Wie stehen Sie zu den Forde-rungen der IG BCE zu Leihar-beit und Werkverträgen?Gute Arbeit steht im Mittel-punkt meiner Politik. Deshalb fordere ich für die Leiharbeit

Equal Pay vom ersten Tag an, ein Synchronisationsverbot, einen gesetzlichen Kriterien-katalog, eine Umkehr der Beweislast und mehr Informa-tions- und Mitbestimmungs-rechte für Betriebsräte.

Wie setzen Sie »Gewerk-schafts-Grün« in Ihrer Ge-samtpartei durch?Die meisten unserer Forde-rungen bezüglich Leiharbeit und Werkverträge sind in Par-tei und Fraktion Beschluss- lage. Insofern haben wir durchaus Einfluss auf die Bundespartei. Das Thema Werkverträge werde ich noch-mals aufrufen, der Missbrauch wird immer offenkundiger.

Wann kommt die Bildungszeit in Baden-Württemberg?Ich gehe davon aus, dass das Gesetz 2015 kommt und dann auch die Beschäftigten fünf freigestellte Tage pro Jahr für politische und berufliche Bildung nutzen oder sich für Ehrenämter qualifizieren kön-nen. Das entsprechende ILO-Übereinkommen wurde be-reits 1976 von Deutschland ratifiziert – es wird endlich Zeit.

T E R M I N A N K Ü N D I G U N G

Erfolgreiche Vorgängerveranstaltung mit rund 100 Teilnehmern: die Sozialpartnertagung zur Energiewende 2013.

Weitere Infos: Termin: Montag, 24. November, 10 bis 15.30 Uhr Ort: CCP – Congress Centrum, Pforzheim, Am Waisenhausplatz

Anmeldung beim Landesbezirk Telefon: 0711 22916-0 E-Mail: [email protected]

Die Gewerkschafts-Grüne Beate Müller-Gemmeke fordert Informations- und Mitbestimmungsrechte bei den Werkverträgen.

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> VOR ORT BAYERN

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Haustarifvertrag für BilfingerGERSTHOFEN | Die knapp 100 Beschäf­tigten bei der Bil­finger Maintenance Süd Gersthofen GmbH können auf­atmen. Nach Pro­testen und intensi­ven Verhandlungen setzte die IG BCE bei dem Spezialis­ten für den Bau che­mischer Anlagen einen neuen Haustarifvertrag durch. Auch in Zukunft werden dadurch die Tariferhöhungen der chemi­schen Industrie, die in Bayern während der Laufzeit bis zum 31. Dezember 2017 gelten, umgesetzt. Außerdem werden die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 3,7 Pro­zent zum 1. Januar 2015 erhöht. Zudem bleibt die tarifliche Jahresleistung unverändert bei 95 Prozent eines Monatsein­kommens. Eine unbezahlte Erhöhung der Wochenarbeitszeit um 2,5 Stunden auf 40 Wochenstunden, wie sie die Ge­schäftsführung anstrebte, konnte abgewehrt werden.

Bachelor/Master »angekommen«?MÜNCHEN | Am 10. Oktober lädt der Landesbezirk Betriebs­räte, Jugendvertreter und Studierende zur Fachtagung: »Ba­chelor­ & Masterabsolventen: Sind die neuen Studienab­schlüsse in den Unternehmen angekommen?«

Standortrunde mit PolitikerinAUGSBURG | Einmal im Monat veranstaltet die IG BCE mit den Betriebsratsvorsitzenden eine Standortbesprechung im Industriepark Gersthofen. Kürzlich war die Bundestags­abgeordnete Ulrike Bahr (SPD) dabei. Hauptthemen des mehrstündigen Gedankenaustausches waren die Sorge um die schnelle Umsetzung der Energiewende sowie aktuelle arbeitspolitische Herausforderungen in den Unternehmen. Die Betriebsräte forderten auch mehr flexible Übergangs­möglichkeiten in die Rente.

Werberhitparade17 Aufnahmen: Andreas Fischer (Adidas AG, Scheinfeld); 14 Aufnahmen: Heidi Thaler­Veh (Adidas AG, Uffenheim); 6 Aufnahmen: Manfred Höfler (Transfertex, Kleinostheim), Angelika Neppl (SMP Neustadt), Wolfgang Semler (SMP Neustadt).

N A M E N & N A C H R I C H T E N Energie-InvestitionenSELB | EEG-Umlage macht Porzellinern zu schaffen

Mehr als 200 Millio­nen Menschen welt­weit speisen vom Porzellangeschirr der BHS­tabletop AG aus Selb in Nordbayern. Doch die Energiepreisentwick­lung ist ein Problem für das strategisch gut geführte Unter­nehmen. Denn die Porzellan­branche ist eine energieinten­sive Industrie, die nicht von der EEG­Umlage befreit ist.

Obwohl BHS­tabletop in den vergangenen fünf Jahren den

Energieverbrauch pro Tonne Porzellan um 20 Prozent redu­zierte, stiegen die Energiekos­ten um das Doppelte. »Trotz aller Erfolge ist Energie ein Dauerthema«, weiß Betriebs­ratsvorsitzender Helmut Häu­ßer. Allein an Umlagen zahlt die Firma knapp 1,4 Millionen Euro. »Aufgrund der immer noch steigenden Ener­giekosten ist das eine enorme Belastung für mittelständische Betrie­be«, so Häußer. »Weder Bürger noch kleine und mittelständi­sche Betriebe dürfen noch stär­ker zur Kasse gebeten werden. Energie muss bezahlbar blei­ben.«

Anfang Dezember 2013 nahm die Firma ein mit Gas betriebenes Blockheizkraft­werk in Betrieb. Es produziert Strom zur Eigennutzung. Gleichzeitig wird ein Teil des erzeugten Stroms ins öffent­ liche Netz geleitet. Ein weiteres

Blockheizkraftwerk am Standort Schön­wald ist zwar ge­plant; aber aufgrund der unsicheren Rah­menbedingungen

liegt das Projekt vorerst auf Eis. »Wir brauchen Planungs­ sicherheit für Neuanlagen und Bestandsschutz für bestehende Investitionen bei der Umset­zung der Energiewende«, be­tont Rainer Schwarzmeier, Vor­stand Produktion/Logistik.

»Die Politik muss alles tun, dass die energieinten­sive Porzellanindus­trie zu wettbewerbs­fähigen Strompreisen am Standort Deutsch­land produzieren kann«, fordert auch Marianne Wopperer,

Betriebsratsvorsitzende des oberfränkischen Traditionsun­ternehmens Rosenthal. Der neue italienische Besitzer inves­tierte in großem Umfang in neue Technik und sanierte Fir­mengebäude, um Energie ein­

zusparen. Als einem der ersten Unternehmen in der feinkera­mischen Industrie bescheinigte der TÜV Rosenthal deshalb die erfolgreiche Einführung eines Energie­Management­Systems.

»Wir stehen im globalen Wettbewerb«, mahnt Woppe­rer. Die Betriebsrätin befürchtet den Verlust von Arbeitsplätzen und die drohende Abwande­rung der Produktion in Länder mit niedrigeren Umweltstan­dards.

»Niemand darf noch mehr zur Kasse gebeten werden.« Helmut Häußer, Betriebsrat BHS-tabletop

»Wir stehen im globalen Wettbewerb. Unsere Arbeit ist gefährdet.«

Marianne Wopperer, Betriebsrätin Rosenthal

Nach Austritt von Bilfinger aus dem Ar-beitgeberverband kämpften Beschäftigte und IG BCE um einen Tarifvertrag und mehr Lohn.

Weitere Infos im Internet: www.bayern.igbce.de

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Mit und für AzubisMÜNCHEN | Gemeinsam stark machen

Knapp 1600 junge Leute ha­ben im September ihre Ausbil­dung oder ein duales Studium in den von der IG BCE betreu­ten Betrieben in Bayern be­

gonnen. Der Countdown läuft, um auch möglichst viele von einer IG­BCE­Mitglied­schaft zu überzeugen. Erste Kontakte in ungezwungener

Atmosphäre gab es bei den Neuanfängerveranstaltungen der IG BCE mit Betriebsräten und Jugend­ und Auszubil­dendenvertretern (JAV).

Rund 200 Berufsan­fänger des bayeri­schen Chemiedrei­ecks nutzten dies bei­spielsweise im Bezirk Altötting bei den Ver­anstaltungen mit Spie­len, cooler Musik und deftigen Leckereien in Burghausen und Hir­ten. Und bei den Grillfesten des Be­zirks Nordostbayern

mit »Kennenlern­Quiz« in Schnaittenbach und auf der Burg zu Hohenberg entschie­den sich gleich 47 junge Leute für eine Mitgliedschaft.

Kennenlernen bei Spiel und Spaß im Bezirk Altötting.

Was konntest du in den vergangenen Jahren bereits in deiner Funktion als JAV-Vorsitzende erreichen? Vor vier Jahren bin ich als Nachrückerin in die JAV gekommen. Inzwischen konnte ich sehr viel Erfahrung sammeln. Wir haben gerade erfolgreich eine neue Übernahmeregelung für unsere Azubis durchsetzen können. Der Betrieb kündigte die alte Betriebsverein-barung. Nach einer Unterschriftenaktion war die Geschäftsführung zu Verhandlungen bereit.

Wie möchtest du dich weiter engagieren? Aktuell setzen wir uns für eine WG für neue Azubis ein, die von weither kommen und sonst pendeln müssten. Das Projekt war schon einmal angedacht. Wir haben das nun wieder aufgegriffen. Außerdem organisieren wir gerade ein Seminar für Azubis zur Stressbewältigung, damit sie mit dem Lerndruck besser umgehen können.

Im Oktober und November werden neue Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) gewählt. Zwei Kandidaten erklären, worum es ihnen geht.

Fragen zur JAV-Wahl4

Warum hast du dich erneut aufstellen lassen? Mir ist es wichtig bei Problemen helfen zu können und falls nötig zwischen Azubis und Ausbildern zu vermit-teln. Zudem lernt man den Betrieb aus einer anderen Perspektive kennen, bekommt mehr Einblick, versteht die Abläufe und die Firmenpolitik besser. Das finde ich reizvoll. Außerdem macht es mir Spaß die gemeinsamen jährlichen Ausflüge, wie etwa zum Bowling, in den Hochseilgarten oder wie demnächst in den Nürnberger Actionpark, zu organisieren.

Was möchtest du nach deiner Wiederwahl erreichen? Momentan gilt es langfristig die Übernahmeregelungen in unserem Betrieb zu verbessern. Da ist noch einiges zu tun. Dieses Jahr waren uns aufgrund der Geschäftslage die Hände gebunden. Aber wir bleiben dran.

Verena Mandl (22), Chemielaborantin bei Roche Diagnostics, Penzberg

Sebastian Latoska (22), Chemikant bei GfE Metalle und Materialien, Nürnberg

JAV-WAHLEN: MITMISCHEN

Auch die neuen Auszubildenden sind aufgerufen, sich im Okto-ber und November an den JAV-Wahlen zu beteiligen: Alle zwei Jahre bestimmen Azubis und junge Beschäftigte unter 25 Jahre die eigenen Interessen-vertretungen, die sich gemein-sam mit den Betriebsräten für sie starkmachen. Die IG BCE unterstützt die Arbeit der JAVen – mit Tarifverträgen, Kampag nen und Bildungsange-

boten. Auch der Erfahrungsaus-tausch mit »JAVis« aus ande-ren Betrieben kommt nicht zu kurz: bei der jährlichen bayern-weiten Regensburger JAV-Kon-ferenz oder in den Jugendaus-schüssen der IG-BCE-Bezirke.

Unterhaltung mit »De Allerscheynst‘n« bei den Grillpartys in Nordostbayern.

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> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

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Unterschiedliche AkzenteDARMSTADT | Eine spannende Debat-te über das Selbst-verständnis der Vertrauensleute stand im Mittel-punkt des Jahres-treffens der Ver-trauensleute im Bezirk Darmstadt. Betonte die Jugend den Dienstleistungs-charakter der Gewerkschaft, erinnerten Ältere an deren poli-tische Bedeutung als Selbstorganisation der Beschäftigten. Neben den Tarifrunden stand diesmal die künftige Gewerk-schaftsarbeit im Bezirk zur Diskussion. Beim Grillen da-nach konnten die Kolleginnen und Kollegen betriebsüber-greifende Gespräche führen und neue Kontakte knüpfen. Der Bezirk Darmstadt hat 580 Vertrauensleute.

Geschichte geschriebenGREIZ | Als erster, nach dem Betriebsverfas-sungsgesetz gewählter Betriebsrat in einem Chemiewerk der damals noch existierenden DDR, nahm Frank Seidel im Frühjahr 1990 seine Arbeit auf. Seit der Zeit ist er ununter-brochen Vorsitzender des Betriebsrates im Greizer Chemiewerk. Jetzt konnte Seidel sein 40-jähriges Betriebsjubiläum feiern. Neben den Kollegen im Betrieb und im Betriebsrat gratulierte auch die IG BCE, deren Vorstand und Landesbezirksvorstand der gelernte Feinmechaniker angehört.

IG-BCE-Biker »on the Road«DARMSTADT | Zu einer ge-meinsamen Motorradtour durch das hes-sische Ried trafen sich 20 Motorradfah-rer und Sozii aus dem Bezirk Darmstadt. Nach einem gemeinsamen Früh-stück machten sich die Biker in zwei Gruppen auf den Weg. Ein kurzer Zwischenstopp in Bensheim. Dann ging es über Worms zur Rheinfähre und mit ihr auf die andere Flussseite. Am Ende blieb nur die Frage: »Wo und wann treffen wir uns wieder?« Der Bezirk Darmstadt wird rechtzeitig darüber in-formieren, getreu seinem Motto: »Die Gewerkschaft zum Erleben, Anfassen und Mitgestalten.«

Forbo: Hart erkämpftERFURT | Beschäftigte machen Druck

Das Tauziehen hat lange gedauert. Erst Proteste sorgten am Ende für den nötigen Nachdruck. »Nur die Unterstützung der Be-legschaft hat den Tarif-abschluss mit Forbo Erfurt möglich ge-macht«, sagt Astrid Rasner, Verhandlungsführerin der IG BCE. »Entgelte und Aus-bildungsvergütungen werden rückwirkend um 2 Prozent er-höht. Der arbeitsrechtliche Status aus dem bisherigen Flä-chentarif konnte für alle be-troffenen Mitarbeiter festge-schrieben werden. Für sie gelten die erworbenen Tarif-rechte unvermindert weiter. Und für die später eingestell-ten Mitarbeiter gelten jetzt wie-

der Tarifregelungen.« Für die Belegschaft sei es nicht nach-vollziehbar, so Rasner, dass ihnen das Unternehmen ange-sichts der positiven Entwick-lung in den vergangenen Jah-ren etwas wegnehmen will, anstatt für ihren Einsatz etwas draufzusatteln. In der vierten Verhandlungsrunde standen die Gespräche kurz vor dem Scheitern. Erst in letzter Minu-te lenkte der Arbeitgeber ein.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Anonymisierte Bewerbungen, Seminare für Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshin-tergrund und Muttersprach-lichkeit hat sich der neue In-terkulturelle Arbeitskreis (IKA) Hessen-Thüringen als Themen vorgenommen. Zur Vorsitzen-den des neuen Gremiums wählten sie Aysun Mößinger, Bezirk Rhein-Main, Stellver-treter wurde Hidir Can, Bezirk Darmstadt. Dem Arbeitskreis gehören Repräsentanten der größeren Migrantengruppen an. Die multikulturelle Mit-gliedschaft hat die Anforde-rungen an Gewerkschaftsar-beit verändert. Die klassische »Ausländerarbeit«, wie Sprach-schwierigkeiten zu überwin-den, geht zurück. Zugleich

wird neben der betrieblichen Interessenvertretung wichtiger, die Belange dieser Mitglieder auf der politischen Ebene wahrzunehmen.

Weitere Infos im Internet: www.hessen-thueringen.

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Interkulturelle ArbeitWIESBADEN | Arbeitskreis gegründet

Forbo-Beschäftigte unterstützen mit Pro-testen die Tarifverhandlungen.

Hidir Can, Alexander Wegner, Ab-dullah Ekinci, Osman Ulusoy, Ah-met Canpolat, Aysun Mößinger und Yalcin Hazneci (von links) ge-hören dem Arbeitskreis an.

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Forbo: Hart erkämpftERFURT | Beschäftigte machen Druck

Bunt statt BraunKASSEL | IG-BCE-Jugend setzt Zeichen

Mit Gummibär-chen gegen Nazis startete der Be-zirksjugendaus-schuss der IG BCE Kassel die Aktion »Bunt statt Braun«. In der Innenstadt und auf Festen wur-den die bunten Fruchtgummis als Synonym für Aufgeschlossenheit unter die Menschen gebracht. »Wir sind gleich und doch ganz ver-schieden«, so die Botschaft. Die jungen Gewerkschafterin-nen und Gewerkschafter foto-grafierten sich mit Gummibär-chen als Erkennungszeichen gemeinsam mit Kasseler Bür-

gern und Plakaten gegen Rechtsextremismus (Foto). Die politische Botschaft soll überall klarmachen: Wir wol-len keine Nazis in Kassel! Eine Veranstaltung mit Sebastian Ramnitz vom Verein Contra sensibilisierte die Teilnehmen-den für den Umgang mit mög-lichen Rechtsextremen.

Norbert SchäferAbhängig Beschäftigte brauchen eine starke Interessenvertretung. Das war für Norbert Schäfer 1970 der Grund, in die Gewerkschaft einzutreten. Und das gilt für ihn auch heute noch. Nur eine starke IG BCE könne die Interessen der Beschäf-tigten mit Nachdruck vertreten und die nötigen Entgelterhö-hungen aushandeln. Über sie fänden soziale Themen zudem Eingang in die Politik. Bei Pirelli Deutschland beschäftigt ihn die Leiharbeit, aber auch die Belastung der Älteren beim Drei-Schicht-Betrieb sowie die Ausbildung von jungen Menschen. Den Landesbezirksvorstand findet er wichtig, weil dieser Ar-beitsrichter oder Mitglieder für Tarifkommissionen und den Beirat der IG BCE vorschlägt. Diese Entscheidungen seien für die Betriebsratsarbeit von erheblicher Bedeutung.

A K T I V D A B E I I N D E R I G B C E

Wie ist es zum Eltern-Kind-Zimmer gekommen?Das Thema »Familienfreundliches Unternehmen« beschäf-tigt den Bezirksfrauenausschuss schon länger. Der Betriebs-rat von Bayer Weimar zeigte sich besonders offen. Er bildete zusammen mit Vertrauensleuten, Geschäftsleitung und Kommunikationsteam eine Projektgruppe. Als sie eine Umfrage durchführte, wünschten sich viele Kolleginnen und Kollegen ein Eltern-Kind-Zimmer, um Schließzeiten in den Kindereinrichtungen und leichtere Erkrankungen der Kinder zu überbrücken. Seit April 2014 steht das Zimmer bereit.

Wie muss man sich das Eltern-Kind-Zimmer vorstellen?Der Raum befindet sich in der Nähe des Eingangsbereichs. Es ist kindgerecht gestaltet und verfügt über zahlreiche Spielsachen für Kinder verschiedenen Alters. Es gibt eine Zeichentafel mit Malkreide und einen niedrigen Tisch, um zu malen und zu spielen. Für die Eltern steht ein PC-Arbeits-platz bereit. Die Kinder können sich so beschäftigen, während die Eltern ihre Büroarbeiten erledigen.

Wie sehr wird das Angebot nachgefragt?Im Moment noch wenig. Aber das wird sich ändern.

Die Vorsitzende des Bezirks-frauenausschusses Thüringen über Eltern-Kind-Zimmer bei Bayer Weimar.

Fragen an Edith Carl3

Schnuppern im BetriebWIESBADEN | Abgeordnete machen Praxistag

32 Landtagsabgeordnete der SPD nutzten die Sommerpau-se, um sich einen Tag in hessi-schen Chemieunternehmen umzusehen. »Vor Ort mit an-zupacken, hat uns den beruf-lichen Alltag der Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer in der chemischen und der pharmazeutischen Industrie nähergebracht«, fasste Thors-ten Schäfer-Gümbel (Foto) die Eindrücke zusammen. »Persönlich war für mich ne-ben der körperlich anstren-genden Arbeit und den Bedin-gungen vor Ort der Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und deren Be-richte aus dem Arbeitsalltag wichtig«, betonte der SPD-Chef. Die SPD will den »Pra-xistag« auch künftig nutzen, um den industriepolitischen

Dialog mit allen Beteiligten zu pflegen. Die IG BCE Hessen-Thüringen begrüßte, dass sich die Parlamentarier aus erster Hand informierten und vor Ort ein eigenes Bild über ge-werkschaftliche Anliegen wie Energiepolitik oder Ausbil-dungsfragen machten. Ein sol-cher Gedankenaustausch tra-ge dazu bei, den Chemie-standort Hessen zu stärken.

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Freude am direkten KontaktKALTENKIRCHEN | Das Bezirksteam der IG BCE in Schleswig-Holstein hat seit Ende August Unterstützung: Wolfgang Endling, ge-bürtiger Kappelner und gelernter Laborant, wird als Gewerkschaftssekretär einen Teil der Betriebe und Ortsgruppen betreuen und übernimmt auch die Jugendarbeit. Der 51-Jährige bringt Erfahrungen aus der Hauptverwaltung der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten mit. Zuletzt hat er Mitbestimmungsgremien geschult und beraten. »Mit dem oft recht persönlichen Miteinander in kleinen und mittleren Be-trieben kenne ich mich aus«, sagt er und freut sich auf den »direkten Kontakt in den Betrieben«.

Vernetzung beim GrillenIBBENBÜREN | Für die neu gewählten Betriebs-rätinnen haben die Kol-leginnen vom Frauenfo-rum Ibbenbüren gekocht und gegrillt: Knapp ein Drittel der 75 Betriebsrä-tinnen im Bezirk folgten der Einladung zum Grill-fest und knüpften dabei erste Kontakte und Netzwerke.

Vergnügen beim BogenschießenLÜBECK | Mit Ponyreiten und Bogenschießen un-terhielten sich etwa hun-dert Gäste beim Som-merfest der IB-BCE-Orts-gruppe Lübeck-Holstein am 30. August in Ahrens-bök. Viele kamen von der örtlichen Kautschuk-firma Poppe, andere aus Chemiebetrieben der Region, daher wurde auch »gefachsimpelt«.

Vorbereitung für PrüfungenWOLFENBÜTTEL | Eine Prüfungsvorbereitung im Bereich »Wirtschaft und Soziales« bietet der IG-BCE-Bezirk Wolfen-büttel Auszubildenden am 18. Oktober an. Erfahrene Aus-bilder erarbeiten mit Azubis kurz vor der Abschlussprüfung Themen wie Berufsbildung, Sozialrecht, Mitbestimmung und Betriebswirtschaft. Anmeldungen nimmt bis zum 10. Oktober Gabriele Duwe unter der Telefonnummer 05331 955618 oder [email protected] an.

Auf Hilfe angewiesenHANNOVER/OSNABRÜCK | Schwerbehinderte wählen

Wer Schwerbehinderte im Unternehmen vertritt, muss sich in allerlei Ge-setze und Vorschriften einarbeiten, überwacht deren Einhaltung, bean-tragt bei Ämtern und Kas-sen Anerkennung und Unterstützung. »Das be-friedigt«, sagt Heidemarie Bald von der Konzern-schwerbehindertenvertre-tung bei Continental, »man hat Erfolgserlebnisse, wenn zum Beispiel ein Arbeitsplatz optimaler ausgestattet wird oder Kollegen bei gesundheit-lichen Problemen geholfen werden kann.« Die gelernte Zahnarzthelferin ist seit 20 Jahren Vertrauensperson für Schwerbehinderte und arbei-tet eng mit dem Betriebsrat zu-sammen. Zurzeit wird im Konzern gemeinsam an einer Integrationsvereinbarung ge-arbeitet.

Im IG-BCE-Bezirk Hanno-ver erklärt Bald den Schwerbe-hindertenvertreterinnen und -vertretern, wie die Neuwah-len im Oktober und Novem-ber ablaufen: »Es gibt zwei sehr unterschiedliche Wahl-verfahren. Gewählt wird eine Schwerbehindertenvertre-tung, wenn mindestens fünf

schwerbehinderte Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt sind. Wählen dürfen nur die schwerbehinderten und ihnen gleichgestellte Mitarbeiter.«

Bei Continental wird die ge-setzliche Beschäftigungsquote von 5 Prozent Schwerbehin-derten in der Regel erreicht oder überschritten. Beim Pa-pierhersteller Felix Schoeller in Osnabrück sind es 7 Pro-zent, 56 von insgesamt 800 Be-schäftigten.

»Diabetes und Bandschei-benvorfälle haben auch etwas mit einer alternden Beleg-schaft zu tun«, weiß Jörg Bur-ke, der die Schwerbehinderten seit 14 Jahren vertritt. Er berät und begleitet sie bei Personal-gesprächen, kümmert sich un-ter anderem um Stehpulte oder rückenfreundliche Sitze für Staplerfahrer. Akute Prob-

leme werden im Aus-schuss für Kranke, Ältere und Schwerbehinderte gelöst. Künftigen Proble-men will das Unterneh-men durch ein verstärktes Engagement im betrieb-lichen Gesundheitsma-nagement vorbeugen. Jörg Burke wird für die Schwer-behindertenvertretung wieder kandidieren: »Je-der sollte bedenken, wie schnell er oder sie auf Hil-fe angewiesen sein kann.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Helfen befriedigt: Heidemarie Bald ver-tritt Schwerbehinderte bei Continental.

Stehpult beschafft: Jörg Burke berät Schwerbehinderte bei Felix Schoeller.

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Spaß an SeminarenKAGEL-MÖLLENHORST | Jugend diskutierte Verbesserungen

Was sie stört, was sie sich wünschen, wie die Ju-gendarbeit der IG BCE at-traktiver werden kann, darüber haben Jugend-liche aus den Bezirksaus-schüssen (BJA) am letzten Augustwochenende beim Jugendforum in Kagel dis-kutiert. Jugendbildungs-arbeit war eines ihrer zen-tralen Themen: »Wir müs-sen die Kommunikation zwischen den Bezirken verbessern«, sagt Dennis Stratmann, stellvertreten-der Vorsitzender vom Jugend-ausschuss des Landesbezirks Nord, der mit 15 Personen in Kagel vertreten war. »Wenn es für Seminare nicht genug An-meldungen gibt, sollten sie für andere Bezirke geöffnet wer-den. Auch Teamer könnten wir austauschen. Im Norden läuft das schon gut.«

Ann-Christin Pedersen hat im Forum von Kinowerbung für die gewerkschaftliche Bil-

dungsarbeit geträumt, von Bannern an Hubschraubern: »Das bleiben Visionen«, weiß die Vorsitzende vom BJA Schleswig-Holstein, »aber ein eigenes Werbevideo wäre viel-leicht machbar. Viele wissen ja nicht, wie viel Spaß unsere Seminare machen.« Dennis Stratmann: »Es gab viele gute Ideen zur Optimierung der Ju-gendarbeit. Jetzt ist die Frage, wie sie umgesetzt werden.«

Du lässt dich zum ersten Mal für die JAV aufstellen. Was motiviert dich? Mir macht die Gewerkschaftsarbeit Spaß. Ich bin Vorsitzende im Bezirksjugendausschuss von Schleswig-Holstein und möchte Jugendlichen die Gewerkschaft näherbringen. Viele wissen nicht, was man da alles machen kann. In der Firma möchte ich für Azubis etwas erreichen. Die etwa 100 Auszubildenden aus Brunsbüttel und Marl treffen sich bei Sasol alle zwei Jahre zu Work shops, das will ich mitorganisieren. Die »alte« JAV hat dabei sogar Stipendien des Unternehmens für zwei Azubis im Jahr durchgesetzt, die studieren wollen.

Im Oktober und November werden neue Jugend- und

Auszubildendenvertretungen (JAV) gewählt. Zwei

Kandidatinnen erklären, worum es ihnen geht.

Fragen zur JAV-Wahl2

Was hat dir an der JAV-Arbeit in den letzten beiden Jahren gefallen?

Ich bin neugierig und setze mich gern für andere ein. Wenn ich Azubis auf der Werkstraße treffe, bekomme ich viel mit von dem, was im Betrieb läuft. Sie kommen mit ihren Fragen oft zuerst zu mir, zum Beispiel zum Bil-dungsurlaub, zur Gewerkschaft oder auch zum Verhalten gegenüber Ausbildern. Im Oktober laden wir alle Azubis zum Grillen ein. Dass sich die insgesamt etwa 60 Aus zu-bildenden im Betrieb untereinander kennen und Kontakt haben, dafür will ich mir auch in den nächsten beiden Jahren etwas einfallen lassen.

Ann-Christin Pedersen (21), im vierten Ausbildungsjahr zur Chemielaborantin bei Sasol, Brunsbüttel

Anja Geschka (20), im vierten Ausbildungsjahr zur Chemielaborantin bei H.C.Starck, Goslar

Stolz auf StaffellaufHAMBURG | Allnex-Vertrauensleute machten das Rennen

Mit zwei Teams haben die IG-BCE-Vertrauensleute von All-nex beim Staffellauf der Ham-burger Morgenpost im August

mitgemacht. Bei dieser »Lauf-party« für Freizeitsportler bil-den jeweils fünf Läufer ein Team und müssen fünf Kilo-

meter im Stadtpark zurücklegen. Unter 1900 Teams und 9500 Läufern beleg-ten die Sportler aus der Kunststofffabrik den 172. und den 661. Platz. Ihr Mot-to: »Du musst was tun, Digga!« – nicht nur im Sport, auch im Betrieb.

Gut aufgestellt: LB Nord in Kagel.

Gut gelaufen: IG-BCE-Teams beim Staffellauf.

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Termine – kurz notiertSCHWARZE PUMPE | 27. Oktober: Betriebsräte-Tagung mit Prof. Wolfgang Däubler »Erfolgreich starten in die neue Amtszeit – Gute Arbeit gestalten«.

Verdienstmedaille der IG BCECOTTBUS | Wilfried Schreck, viele Jahre Ge-samtbetriebsratsvorsit-zender von Vattenfall Eu-rope Generation, wurde im Rahmen des Lausitz-dialogs die Verdienstme-daille der IG BCE verlie-hen (Foto). Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE, überreichte die hohe Auszeichnung. Mit ihm gratulierten die Landesbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape (Foto: rechts) und Bezirksleiterin Ute Liebsch. Vom Vertrauensmann bis zum Hauptvorstandsmitglied: Wilfried Schreck wurde für sei-nen großen gewerkschaftlichen Einsatz geehrt.

Tarifrunde Chemie im BlickBERLIN | Die Vertreter aus Nordost für die Bun-destarifkommission Che-mie sind gewählt: Roland Handke, Betriebsrat am Bayer Standort Berlin, Detlef Pfotenhauer, Betriebsratsvorsitzender von Bayer Wei-mar, Landesbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape, Gerald Schneider, Betriebsratsvorsitzender der TOTAL Raffinerie Mit-teldeutschland, und Klaus-Peter Müller, Betriebsratsvorsitzen-der der BASF Schwarzheide (Foto: von links). Regional starte-ten am 22. September in der chemischen Industrie Ost die Verhandlungen für den letzten Schritt zur Angleichung der Entgeltgitter in den Einkommensgruppen E5 bis E8.

JAV macht echt SpaßBERLIN | Interessierte Azubis können kandidieren

Im Oktober starten die Wahlen für die Jugend- und Auszubildenden-vertretungen (JAV). kompakt sprach mit zwei JAV-Mitgliedern, die seit zwei Jahren da-bei sind: Dayana Buitra-go Ortega, Auszubilden-de Bürokauffrau bei Vattenfall Europe Mi-ning in Cottbus, und Paul Gerscht, Industriemecha-niker im vierten Lehrjahr und seit April JAV-Vorsitzender bei der Wacker Chemie Nünchritz.

Was gefällt euch an der JAV-Arbeit?Paul: Dass ich mit vielen Men-schen zu tun habe. Ich will Din-ge um mich herum positiv be-einflussen – die JAV-Arbeit ist dafür ideal.Dayana: Mir gefällt, dass wir viel für die Auszubildenden or-ganisieren. Es ist ein tolles Ge-fühl, wenn alle zusammen kommen und Spaß haben. Bei den Jugend- und Auszubilden-denversammlungen stellen wir Themen wie den Azubi-Aus-tausch vor und bekommen auch dafür viel Anerkennung.

Was ist euch wichtig?Paul: Sich Zeit nehmen ist wichtig – und immer ein of-

fenes Ohr haben. Aktuell ha-ben wir unseren ersten Azubi-Stammtisch organisiert, unser Sommerfest war ein großer Erfolg. Solche Treffen bringen alle weiter.Dayana: Mir ist wichtig, dass die Azubis Vertrauen haben und zu uns kommen, wenn sie Probleme haben. Für eine Lö-sung müssen wir dann alle Sei-ten im Blick haben.

Was sagt ihr denen, die über einen Kandidatur nachdenken?Paul: Es ist ein gutes Gefühl, Verantwortung zu tragen und bringt einen persönlich voran. JAV ist viel Arbeit, aber es macht echt Spaß. Dayana: Die JAV-Arbeit bringt Pep in die Ausbildung und ist unglaublich vielfältig. Ich könnte mir meine Ausbildung nicht ohne diesen Einsatz vor-stellen.

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Die »Neuen« im Mittelpunkt – Gutes Gelingen mit der IG BCE

BERLIN | Viel Unbekanntes kommt zum Ausbildungsstart auf die mehr als 1250 Neuan-fänger im Landesbezirk zu – gut, dass die Betriebsräte und Jugend- und Auszubildenden-vertretungen viele Seminare und Gespräche über Mitbe-stimmung und Gewerkschafts-

mitgliedschaft veranstalten. Die Gewerkschaftssekretäre der IG BCE unterstützen sie mit Aktionen und Argumen-ten aus dem Betriebsalltag. Als Folge sind in mehreren Betrie-ben bereits alle neuen Azubis in die IG BCE eingetreten, da-runter Vattenfall Mining und

Die 47 neuen Azubis der MIBRAG beim Neuanfänger-seminar in Naumburg.

Generation, die MIBRAG, die european salt company (esco) und K+S Zielitz. Auf dem Foto:

Überzeugte JAVis: Dayana Buitrago Ortega und Paul Gerscht.

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Neues entdeckenRÜBELAND/ZEITZ | Spannende Bergbau-Touren in Nordost

Ein Tagebau in Weiß: In den Fels-Werken Rübeland wird Kalk abgebaut und zu hoch-wertigen Kalk-erzeugnissen verarbeitet. Acht Frauen des Bezirks-frauenausschusses Halle-Mag-deburg machten sich dort- hin auf den Weg, besichtigten das weitläufige Firmengelän-de und wagten sich auch in eine Baggerschaufel (Foto oben). Ein lebhafter Erfah-rungsaustausch mit dem Vor-sitzenden der Vertrauensleute zu Arbeitsbedingungen und Betriebsratsarbeit schloss sich

an. Organisiert hatte die Tour Ute Lotz, Betriebsrätin der Fels-Werke.

Per Pedes waren die Kolle-ginnen und Kollegen der Orts-gruppe Zeitz unterwegs (Foto unten): Mit viel Spaß an der sportlichen Herausforderung ging es über etwa 45 Kilometer auf dem Radwanderweg durch die Bergbaufolgelandschaft an

der Elsteraue über Groitzsch nach Drasch-witz und zu-rück nach Zeitz. Es war die zehnte Radtour der aktiven Ge-werkschafter.

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Unser oberstes GutHALDENSLEBEN | Keramag fördert die Gesundheit

Die Gesundheitskonferenz des Bezirks Halle-Magdeburg trägt viele Früchte. Eine davon ist die Weiterentwicklung des be-trieblichen Gesundheitsma-nagements beim Sanitärkera-mik-Hersteller Keramag. Be-triebsratsvorsitzender Huber-tus Gitschel lud gemeinsam mit Paula Aleksandro- wicz, Fachsekretärin der IG BCE Nordost für Gute Arbeit

und Demografie, Vertreter von Unternehmensleitung und AOK zum Gespräch. Die vie-len Muskel-Skelett-Erkrankun-gen in der Produktion sollen zukünftig ebenso im Fokus stehen wie die Rolle der Füh-rungskräfte beim Arbeits- und Gesundheitsschutz. Keramag plant, neben Produktions-kennziffern auch Gesund-heitskennziffern einzuführen.

Wachsam und überzeugend sein!

BERLIN | »Die Landtagswahlen in Sachsen und in Branden-burg haben die Energiepolitik der Länder bestätigt. Das ist eine gute Nachricht und es geht nun darum, den jeweiligen industrie- und energiepolitischen Kurs weiter mit zu gestal-ten«, kommentiert Landesbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape die Ergebnisse: »Mit dem Aufstieg der ›Alternative für Deutschland‹ und mit der geringen Wahlbeteiligung kön-nen wir nicht zufrieden sein. Es gilt, verstärkt wachsam zu sein und überzeugend unsere Positionen zu vertreten.«

Betriebsratswahlen durchgesetztDRESDEN | Die IPC Dresden produziert als Zulieferer von namhaften Unternehmen innovative Granulate und Pellets. Bislang arbeiten die rund 120 Beschäftigten ohne Betriebs-rat – das wird sich in Kürze ändern. Nachdem mehrere Ge-sprächsanfragen an die Geschäftsführung ohne Antwort blieben, setzte die IG BCE Dresden-Chemnitz per Gericht ihren Zugang zum Unternehmen und die Einleitung von Betriebsratswahlen durch. Den ersten Schritt meisterten IG BCE und Beschäftigte bereits erfolgreich: Seit dem 11. Sep-tember steht der Wahlvorstand. Die Betriebsratswahlen sol-len im November stattfinden.

Grubeneinfahrt des VorstandsZIELITZ | Zum Ab-schluss der jüngsten Landesbe-zirksvor-stands-klausur der IG-BCE-Nordost fuhren die Mitglieder in das K+S-Kalibergwerk in Zielitz ein. Vor Ort informierten sie sich über die Arbeitsbedingungen sowie den Gesundheits- und Arbeits-schutz unter Tage.

Solidarität mit den KollegenFÜRSTENWALDE | Der Lacufa-Produktions-standort im brandenbur-gischen Fürstenwalde soll geschlossen werden – Beschäftigte, Betriebs-rat und IG BCE wehren sich mit allen Mitteln dagegen. Mit einer Solidaritätsaktion machten ihnen die Beschäftigten des nahegelegenen Reifen-herstellers Goodyear Dunlop Mut: Sie unterschrieben auf ei-ner großen Plakatwand für den Erhalt der Lacufa-Produktion.

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Alle gewinnenALSDORF | Einen Ideenwettbewerb hat die IG BCE Alsdorf gestartet, um den Demografie-Tarifvertrag in der Papierin-dustrie mit Leben zu füllen. Gefragt sind kreative Lösungen für alters- und alternsgerechtes Arbeiten.

Zukunft durch IndustrieHERNE | Schwerpunkte der September-Tagung der IG-BCE-Betriebsrätearbeitsgemeinschaft Erdöl-, Kohle- und Grund-stoffchemie waren die Industriepolitik, die Gestaltung der Energiewende und der Ausbau der Infrastruktur in NRW. IG-BCE-Landesbezirksleiter Frank Löllgen versicherte, dass Ziel der IG BCE sei, gemeinsam mit anderen Akteuren die industrielle Basis in NRW zu erhalten und auszubauen.

Strandurlaub an der OstseeDUISBURG | Die Ostsee war Ur-laubsziel für 13 Familien aus dem IG-BCE-Bezirk Duisburg. Im IG-BCE-Jugenddorf »Hans-Böckler« in Grömitz be-grüßte Bezirks-leiter Bodo Wilms die Urlauber persönlich. Ob Sandburgen bauen, Segeln, Surfen oder Minigolf: Das Jugenddorf lässt an Freizeitangeboten kaum Wünsche offen.

Top Ten der Werber im AugustPlatz 1: Horst Ruoff (16 geworbene Neumitglieder, Conti-nental Aachen, Bezirk Alsdorf); Platz 2: Kevin Zander (13, RWE Power Tgb. Hambach POH, Alsdorf); Platz 3: Markus Rocholz (8, Gerresheimer Essen GmbH, Duisburg); Platz 4 - 5: Hermann Josef Bünnagel (6, Colep Zülpich GmbH, Köln-Bonn), Mikail Cin (6, Metsä Board Zanders GmbH, Köln-Bonn); Platz 6 - 8: Robin Bergener (5, KAO-Chemicals GmbH, Duisburg), Alfred Strick (5, Metsä Tissue Kreuzau, Alsdorf), Jens Meyer (5, Saint-Gobain Sekurit Herzogenrath, Alsdorf); Platz 9 - 12: Wolfgang Benstöm (3, IVT Weiner und Reimann GmbH, Duisburg), Helmut Schmitz (3, Kanzan, Alsdorf), Müslüm Oguz (3, RHI Didier, Niederdollendorf, Köln-Bonn), Jürgen Schaffrath (3, IG BCE Alsdorf).

Das Ziel: Gute digitale Arb eitHALTERN AM SEE | Betriebsräte diskutieren mit Experten über die Zukunft der Industrie

Viele reden von »Industrie 4.0«, nur wenige wissen,

welche Auswirkungen Digita-lisierung und Vernetzung von Produktionsprozessen tat-sächlich haben. Um Raum für die notwendige Debatte zu bieten, lud der Landesbe-

zirk Betriebsräte, Wissen-schaftler, Praktiker und Politi-ker zur Sommerakademie 2014 nach Haltern ein.

Die chemische Industrie ge-hört zu den Branchen, die die Digitalisierung längst erreicht hat, stellte Landesbezirksleiter Frank Löllgen klar. Er kündig-

te eine intensive Auseinander-setzung der IG BCE mit dieser Entwicklung an. Um gute Ar-beit auch künftig zu sichern, müssten neben einer perma-nenten Weiterbildung neue Formen der Beteiligung ent-wickelt werden, so Löllgen.

Detailliert stellte Se-bastian Schlund vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation den fun-damentalen Wandel der Produktionspro-zesse durch digitali-

sierte Vernetzung und intelli-gente Maschinen dar. Jürgen Grumbach von der DGB-Technologieberatungsstelle NRW ging auf die Herausfor-derungen der neuen Techno-logien für die Gestaltung von guter Arbeit ein und prägte den Begriff »Gute Arbeit 4.0«.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet: www.nordrhein.igbce.de

Weitere Infos im Internet: www.alsdorf.igbce.de

STILLE REVOLUTION

»Eine menschenleere Fabrik er-wartet für die chemische Indus-trie auf absehbare Zeit keiner«, heißt es in einer Expertise von IG BCE und Hans-Böckler-Stif-tung zu den Auswirkungen von Digitalisierung und Industrie 4.0 in der Chemie. Aber die Qualifikationsanforderungen steigen weiter. Facharbeiter werden künftig sehr unter-

schiedliche Maschinen bedienen und »anhand der Daten kompe-tent und flexibel erkennen, was zu tun ist«. Die IG BCE geht da-von aus, dass Arbeitsorganisa-tion und Qualifizierung dauer-haft Themen für Unternehmen, Verbände, Gewerkschaften und Betriebsräte sein werden.

»Gewerkschaftliche Handlungsfelder müssen neu be- wertet werden.«

Edeltraud Glänzer

Die Teilnehmer der Sommer-akademie waren sich einig:

Aufgabe von Gewerkschaften, Betriebsräten, Unternehmen und

Politik ist es, die Industrie von morgen so zu gestalten, dass

gute Arbeit und ein nachhaltiges Wachstum gesichert werden.

Weitere Infos: www.bit.ly/ChemieExpertise

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Das Ziel: Gute digitale Arb eitHALTERN AM SEE | Betriebsräte diskutieren mit Experten über die Zukunft der Industrie

Konkurrenz auf der RuhrESSEN | Beim Ruder-Wettbewerb »9. Vierer-Cup«, ausgerichtet vom Stee-ler Ruder-Verein, trat die IG BCE nicht nur mit einer Bezirksmannschaft an. Die IG-BCE-Vertrauensleute von Evonik waren ebenfalls bei der Regatta auf der Ruhr mit dabei. Die IG-BCE-Teams hat-ten mit weiteren 30 Mannschaften aus Firmen und Organisationen eine harte Konkurrenz. Das Evonik-Team musste nach dem Halbfinale aufgeben. Die Bezirksvertreter schlugen sich tapfer, auch wenn es nicht ganz zum Sieg reichte.

Musik im ParkJÜLICH | Die IG-BCE-Ortsgruppe Eschweiler-Mitte wählte in diesem Jahr den Brückenkopfpark in Jülich als Ziel für ihren Bildungsausflug. Bis zum gemeinsamen abendlichen Grill-buffet hatten die Teilnehmer Zeit, den Park zu erkunden.

Geld für KinderDUISBURG | Kein Tipp-Glück hatten die Besucher des IG-BCE-Sommerfestes in Duisburg. Bei ih-ren Wetten auf das Weltmeister-End-spiel Deutschland gegen Argentinien lagen alle, die mitmachten, daneben. Zum Glück für die Duis-burger Kinder. Die komplette Tipp-Summe von 500 Euro er-hielt der Kinder- und Jugendtisch e.V. »Immersatt«. Das Geld überreichte der Duisburger Bezirksleiter Bodo Wilms gemein-sam mit Bürgermeister Manfred Osenger dem Verein (Foto).

Neues BildungsprogrammDÜSSELDORF | Das Bildungsprogramm des IG-BCE-Landes-bezirks Nordrhein für 2015 bietet wieder zahlreiche interes-sante Seminare für Betriebsräte, aber auch für alle Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer. Nach dem NRW-Weiterbil-dungsgesetz können alle Beschäftigten für diese Seminare jährlich fünf Tage bezahlte Freistellung durch den Arbeitge-ber beanspruchen. Das Themenspektrum reicht vom Ar-beitsrecht für Arbeitnehmer über Infos zum Web 3.0 bis zu Europaseminaren oder Weiterbildungen zur Problematik Stress, Mobbing, Burn-out.

Die stellvertretende Vorsit-zende der IG BCE, Edeltraud Glänzer, unterstrich, dass die IG BCE in den wichtigen Handlungsfeldern für gute digitale Arbeit seit Langem aktiv ist. Dazu gehören eine neue Arbeitszeitpolitik sowie

Strategien, die verhindern, dass die Entgrenzung der Ar-beit von Ort und Zeit nicht zulasten der Beschäftigten geht. Die Gewerkschaft drängt auf die Regulierung neuer Beschäftigungsformen und setzt sich dafür ein, mit Qualifizierung die Beschäf-tigten fit für die Zukunft zu machen. Für diesen Ansatz, sich mit den Auswirkungen neuer Technologien auf die Qualität der Arbeit rechtzeitig auseinanderzusetzen, warb auch Oliver Zühlke, Betriebs-ratsvorsitzender der Bayer AG Leverkusen.

Gute Arbeit lässt sich ange-sichts der neuen vernetzten Produktionsprozesse nur mit den Menschen und mit einer offensiven Mitbestimmung gestalten. Das betonte die

stellvertretende Landesbezirks-leiterin Viola Denecke. Dabei gehe es vor allem um Fragen der Qualifikation und der Ar-beitsgestaltung. Norbert Ma-lanowski vom VDI-Technolo-giezentrum und Thorsten Pötter von der Firma BTS Le-

verkusen zeigten an-hand von Beispielen aus der Praxis das Aus-maß der Umwälzun-gen in der Chemie. Günther Horzetzky, Staatssekretär im Wirt-schaftsministerium

NRW, sicherte die Bereit-schaft der Politik zu, über neue Rahmenbedingungen den Diskurs mit Unterneh-men, Betriebsräten und Ge-werkschaft zu führen.

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Weitere Infos im Internet: www.nordrhein.igbce.de

INDUSTRIE 4.0

Nach der computergestützten Fertigung hat sich die Digitali-sierung auch in der industriel-len Produktion weiterentwi-ckelt. Die »vierte industrielle Revolution« steht für die Ver-netzung von realer und virtu-eller Welt (Internet der Dinge). Produktions- und Informa-tions technologien werden zu-sammengeführt. Maschinen, Geräte und Beschäftigte sind innerhalb eines Unterneh-mens vollständig vernetzt.

»Wir brauchen neue Formen der Beteiligung.«

Frank Löllgen

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Neue VorsitzendeLUDWIGSHAFEN | Der Landesbezirksjugend-ausschusses hat eine neue Vorsitzende. Im Au-gust wählte der Ausschuss bei nur einer Ge-genstimme Cesina Staudt (21) in dieses Amt. Cesina schließt ihre Ausbildung als Industrie-mechanikerin bei der BASF im Januar ab und gehört dort auch der Jugend- und Auszubil-dendenvertretung (JAV) an. Ihre Vorgängerin Maxi Witter hat-te den Vorsitz des Landesbezirksjugendausschusses zuvor aus persönlichen Gründen niedergelegt. Im Herbst kann sie auf-grund der gesetzlichen Altersgrenze aber auch nicht mehr für die JAV kandidieren. Damit sich neue Funktionäre einarbei-ten können, macht Maxi jetzt auch Platz in allen anderen ge-werkschaftlichen Jugendgremien. Auf Cesina Staudt warten viele Aufgaben, darunter die laufenden JAV-Wahlen, die Neu-anfängerwerbung und die Vorbereitung eines Jugendtreffens im kommenden Mai, das der Landesbezirk mit den Landesbe-zirken Nordrhein und Westfalen in Haltern am See plant.

Schülerin wird geehrtPIRMASENS | Mit großem Wohlwollen beobachtet die Orts-gruppe der früheren Schuh-metropole am Pfälzerwald die Arbeit der hier ansässigen Deut-schen Schuhfachschule. Für ihr Engagement und soziales Ver-halten ehrte die Ortsgruppe jetzt die Mitschülerin und ge-lernte Schuhmacherin Mara Klötzing (auf dem Foto zusam-men mit dem Vorsitzenden Achim Ziegenthaler).

Stolze BergleutePETITE ROSELLE | Die französische Schauspieler-Truppe »Les Enfant du Charbon« (»Kinder der Kohle«) schwang ein paar Wochen lang Fahnen des IG-BCE-Bezirks Saarbrücken. Und zwar im französischen Minenarbeiter-Museum Wendel, wenige Kilometer westlich von Saarbrücken. Die Fahnen waren Utensil des dort aufgeführten französisch- und deutschsprachigen Schauspiels »Gueules noires le peuple frier« (etwa: »Schwar-ze Mäuler stolzes Volk«) über Lebenswege, Massenproteste (70 Darsteller) und das politisch entschiedene Ende des Steinkohlenbergbaus im lothringisch-saarländischen Re-vier (in Frankreich 2004, an der Saar 2012).

Wir müssen d ie Zukunftder Fachkräft e sichernMAINZ | Die IG BCE beteiligt sich an Malu Dreyers »Ovalem Tisch«

Gemeinsam mit dem DGB sowie den beiden Ge-

werkschaften IG Metall und ver.di hat die IG BCE im Juli ein wichtiges beschäftigungs-politisches Papier von Minis-terpräsidentin Malu Dreyer unterzeichnet. Weitere zustim-mende Unterschriften stam-men von den wichtigsten Wirtschaftsverbänden des Landes Rheinland-Pfalz, von der Industrie- und Handels-kammer (IHK), der Hand-werkskammer (HWK) und von der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. Ge-meinsam mit ihnen unter-schrieben das Arbeits-, das Bil-dungs- und das Wirtschafts-ministerium sowie die Staats-kanzlei.

Mit ihrer Unterschrift erklä-ren die beteiligten Institutio-nen und Verbände sich jeweils bereit, ihren eigenen Beitrag zu der abgestimmten »Landes-strategie 2014 – 2017 zur Fach-kräftesicherung« des Landes Rheinland-Pfalz zu leisten. Das Vorhaben wird nun schon seit einigen Jahren fortge-schrieben und trägt den Na-men »Der ovale Tisch der Mi-nisterpräsidentin«.

Im Vorfeld hatte es zwi-schen den Unterzeichnern der Erklärung noch ein hartes Ringen gegeben. Dietmar Mu-scheid, der DGB-Vorsitzende Rheinland-Pfalz und Saar-land, erläuterte, warum die Gewerkschaften dem Ergebnis schließlich zustimmten. Einer der Gründe: »Wir haben Ziele vereinbart, um die Weiterbil-dungsbeteiligung zu erhöhen« – also die Bedingungen dafür zu schaffen, dass mehr Men-schen tatsächlich Weiterbil-dungschancen wahrnehmen können.

Auch, dass »alternsgerech-ten« Arbeitsbedingungen, dem betrieblichen Gesundheits-management und dem Ar-beitsschutz eine größere Rolle zukommt, machte die gewerk-schaftlichen Unterschriften letztlich möglich. Denn nur wenn diese Ziele tatsächlich erreicht werden, lässt sich der Rückgang des Fachkräfteange-bots und der entsprechenden

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Für die IG BCE unterschreibt der stellvertretende Landesbezirks-leiter Michael Päckert das Papier der Ministerpräsidentin.

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Wir müssen d ie Zukunftder Fachkräft e sichernMAINZ | Die IG BCE beteiligt sich an Malu Dreyers »Ovalem Tisch«

etwa durch höhere Erwerbsbe-teiligung, darunter von Frauen und von Älteren; Kompeten-zen erhalten, etwa durch Ge-sundheitsmanagement und Weiterbildung; »Steigerung der Attraktivität« der heimi-schen Unternehmen als Ar-beitgeber »für Fachkräfte«.

Tatsächlich spürt das Bun-desland den vielfach geleug-neten Mangel an Fachkräften deutlich, am stärksten in den strukturschwächeren Regio-nen. Der Mangel verschärft sich durch den absehbaren weiteren Bevölkerungsrück-gang. Er kann auch durch die vorhandene Zuwanderung nur unzureichend aufgefan-gen werden.

Um die vorhandenen Mög-lichkeiten trotzdem voll aus-zuschöpfen, wollen sich die Akteure des Landes um eine »Willkommenskultur« gegen-über zuwanderungswilligen Fachkräften bemühen. Die rheinland-pfälzische Minister-präsidentin Malu Dreyer fasste die zu meisternden Herausfor-derungen des Fachkräfte-markts mit der kurzen Formel zusammen, dass die Rhein-land-Pfälzer »weniger, bunter und älter« werden.

Arbeitsplätze ernsthaft be-kämpfen.

Die Landesstrategie ist ein auf vier Jahre angelegtes, abge-stimmtes Vorhabenbündel. Wichtiger als das Konzept ist die zugehörige Anlage. Sie lis-tet eine Vielzahl offengelegter Selbstverpflichtungen der un-terschiedlichen Akteure auf. Es handelt sich um nachprüf-bare Schritte, die beispielswei-se zur Verbesserung der dua-len Berufsausbildung führen sollen. Dabei geht es auch um die Heranführung der jungen Menschen ohne Berufs- und oft genug ohne Schulab-schluss zu einer beruflichen Ausbildung. Die IG BCE hat bereits sehr konkrete Beiträge zu diesem Ziel geleistet und es in Tarifverträge mit den Che-miearbeitgebern aufgenom-men.

Insgesamt umfasst die Stra-tegie des »Ovalen Tischs« vier Handlungsfelder: Nachwuchs sichern; Potenziale nutzen –

Läuft bei eurer Ausbildung nicht alles glatt?Das meiste ist gut. Wir halten es aber für wichtig, die »Be-treuer vor Ort« zu stärken. Das sind die Ansprechpartner der Azubis an ihren Arbeitsplätzen in den Betrieben. Mit ihnen haben sie im Alltag mehr zu tun als mit ihren Ausbil-dern. Die Ausbilder betreuen die Azubis in der Regel als ganze Gruppen und sehen sie seltener. Leider ist es mo-mentan nicht besonders attraktiv, sich als Betreuer in die Pflicht nehmen zu lassen. Unsere Betreuung kostet Zeit. Das Unternehmen stellt den Betreuern aber nicht die not-wendigen Zeitressourcen zur Verfügung. Das wollen wir ändern. Der Betriebsrat zieht mit. Gemeinsam wollen wir eine entsprechende Regelung aushandeln.

Wer wird denn normalerweise Betreuer vor Ort?Das reicht vom gerade Ausgelernten bis zu Menschen, die vor dem Ruhestand stehen und ihre Erfahrungen weiterge-ben möchten. Sie alle üben ihren normalen Beruf aus und sind für uns sehr wichtig.

Was sagt das Unternehmen dazu?Die sagen: »Es läuft doch alles prima.« Wir müssen also noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit dem Betriebsrat Verbesserungen erreichen werden.

Woher kommt dein souveränes Auftreten?Anfang des Jahres habe ich meine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation abgeschlossen. Da ich die Krite-rien erfüllte, durfte ich meine Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzen. Schon als Azubi war ich Mitglied der JAV. Bevor ich im Frühjahr freigestellte JAV-Vorsitzende wurde, konnte ich auch noch einige Erfahrungen im Assistenzbe-reich sammeln. Außerdem war ich von Anfang an in der IG-BCE-Jugend aktiv und gehöre jetzt beispielsweise auch dem Bundesjugendausschuss der Gewerkschaft an.

Fliegt dir alles zu?Bestimmt nicht. Aber mir fällt es leicht, auf Menschen zu-zugehen. Mir wird oft gesagt, dass ich gute Laune aus-strahle und unverkrampft mit Konflikten umgehe. Vielleicht liegt das ein bisschen daran, dass ich Halbitalienerin bin.

Die 21-jährige Kauffrau für Bürokom-munikation ist Vorsitzende der Ju-gend- und Auszubildendenvertre-tung (JAV) der BASF SE. Sie möchte dort Verbesserungen in der dualen Ausbildung durchsetzen.

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SommeraktionGELSENKIRCHEN | In den letzten Wochen fand in vielen Betrieben eine Sommeraktion des IG-BCE-Bezirks Gelsen-kirchen statt. Dabei wurde den Beschäftig-ten die Mittagspause oder der Feierabend mit einem Eis versüßt. Zusätzlich konnte man sich an einem Stand über aktuelle Themen der IG BCE und über neue Leistungen und Angebote des Bezirkes informieren (Foto). Beispielsweise wurde das sogenannte »Jobcoaching« vorgestellt. Es bietet Mit-gliedern die Möglichkeit, bis Ende des Jahres eine kostenlose Beratung bei professionellen Jobcoaches in Anspruch zu nehmen. Infos und Termine direkt über die Bezirk.

Soccer-CupGLADBECK | Zum drit-ten Mal unterstützte der REVAG Geschichtskreis Zeche Graf Moltke aus Gladbeck den »Rent-forter Soccer Cup«. Das Fußballturnier wird vom Freizeittreff Rent-fort-Nord veranstaltet und richtet sich an Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 18 Jahren. Der Geschichtskreis stiftete kleine Preise und ver-sorgte die Kicker mit Getränken und frischem Obst.

JugendforumKAGEL-MÖLLENHORST | Bereits zum 17. Mal fand am letz-ten Augustwochenende das IG-BCE-Jugendforum statt. Mehr als 100 junge Leute trafen sich in der Jugendbildungsstätte Kagel-Möllenhorst und beschäftigten sich mit den Struktu-ren der IG-BCE-Jugend und mit der Jugendbildung. Aus Westfalen waren zehn Jugendliche dabei. »Es ist super, dass die Jugendlichen der IG BCE vor Ort ein Gesicht geben, The-men mitbestimmen können und aktiv Einfluss haben«, fasste Laura Fancello von der IG-BCE-Jugend Westfalen ihre Erfah-rungen zusammen. Bei dem Treffen wurden nach einer Analyse der Ist-Situation Zukunfts-visionen gesammelt und am Ende konkrete Handlungsschritte festgelegt.

Musical selbst gemachtGLADBECK | IG-BCE-Mitglied macht mit Schülern Theater

Nach wochenlangen Proben feierten die Schüler der Erich-Fried-Hauptschule Gladbeck in diesem Sommer in der Aula des Schulzentrums die Premi-ere des selbstgeschriebenen Musicals »Der größte Schatz der Welt«. Das Stück entstand nach einer Idee von Walter Hüsshoff. Er ist Vorsitzender der IG-BCE-Ortsgruppe Glad-beck und Mitglied des REVAG Geschichtskreises Zeche Graf Moltke.

Die Umsetzung erfolgte durch gemeinsame Arbeit der Schüler der Jahrgangsstufe 10, ihrer Musiklehrerin und ei-nem Team von Berufsein-stiegsbegleitern. Für den Fein-schliff sorgte eine zusätzliche Theaterpädagogin. »Der größ-te Schatz der Welt« ist bereits das zweite Theaterstück, das an der Schule durch Walter Hüßhoff entstand. Nach »Ich will leben« im Jahr 2012 lag das Augenmerk in diesem Jahr auf der kulturellen Vielfalt der Schüler.

»Lasst uns eine Geschichte schreiben, die in alle Länder führt, in denen unsere Schüler

beheimatet sind«, so die zün-dende Idee von Walter Hüß-hoff. Und da die Schule Schüler aus 15 verschiedenen Nationen unterrichtet, waren alle Beteiligten sofort begeis-tert.

Bei den Proben ging es für die Jugendlichen vor allem da-rum, sich mit Singen und Tan-zen auszudrücken. Aber auch darum, deutlich und laut zu sprechen, die Bewegung auf der Bühne zu koordinieren, nicht mit dem Rücken zum Publikum zu stehen, das Kos-tüm rechtzeitig zu wechseln und den Einsatz nicht zu ver-gessen – und das alles in Se-kundenschnelle.

Es entstand eine Abenteuer-reise, in der die 16-jährige Isabella entführt wurde und letztendlich mit ihren zwei Entführern den größten Schatz der Welt suchte. Untermalt wurde die Reise mit Hits aus der jeweiligen Landessprache. So durfte beispielsweise in der Türkei das typische Volkslied auf dem Basar nicht fehlen und in Gladbeck musste das Steigerlied erklingen.

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Ein tolles Projekt und eine glänzende Premiere: Die Schüler der Erich-Fried-Hauptschule zeigen »den größten Schatz der Welt«.

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Unter TageHALTERN | Im Vorfeld der Klubb-200-Jahres-tagung im Adolf-Schmidt-Bildungszen-trum Haltern am See nutzten einige interes-sierte Kollegen die Ge-legenheit für eine Gru-benfahrt auf der Zeche Auguste-Viktoria in Marl. Die Seilfahrt führte die Klubberer 1223 Meter tief unter die Erde. Die Ar-beit der Bergleute unter Tage und die moderne Ausstattung in dem Schacht beeindruckten die Teilnehmer besonders.

»Talk Time«BOCHUM | Der IG-BCE-Landesbezirk Westfalen hat Referentinnen aus den eigenen Reihen für eine neue Weiterbil-dungsmöglichkeit ge-schult. Die »Talk Time« ist eine Kurzveranstaltung, die bequem während der Mittags-pause stattfinden soll. Die Zielgruppe können Kauffrauen, Chemielaborantinnen oder andere sein. Dabei geht es um Themen, die den Arbeitsalltag betreffen und den Frauen ver-mittelt werden: Zeitmanagement, Emotionale Intelligenz, Stress, Work-Life-Balance und positiver Umgang mit Verän-derungen. Die Referentinnen können über die »Offensive Frauen« angefragt werden. Ansprechpartnerin ist die stellver-tretende Landesvorsitzende Heike Arndt.

Westfalen on Tour GRÖMITZ | Im Som-mer haben sich junge Leute aus der westfäli-schen IG-BCE-Jugend im Grömitzer Jugend-dorf Hans Böckler mit den Themen Energie-politik, Strukturwan-del und Bildungspolitik auseinandergesetzt. Ihr Ziel: Die schwer greifbaren Themen für jedermann möglichst ver-ständlich zu machen. Daraus entstand die Idee von kurzen Erklärvideos.

Der TarifführerscheinOEDING | Neues Seminarangebot hat in Westfalen Premiere

Anfang Sep-tember fand in Oeding die ers-te von zwei Schulungsver-anstaltungen zum Tariffüh-rerschein statt. Der Tariffüh-rerschein ist eine Ausbil-dung für eh-renamtlich ak-tive Gewerkschaftsmitglieder in den Bereichen Tarifpolitik und Tarifmarketing.

Der »Führerschein« ist vor allem für Tarifkommissions-mitglieder und Vertrauensleute geschaffen worden. Er richtet sich aber auch an interessierte Gewerkschaftsmitglieder in den Betrieben und in den Ortsgruppen.

Mit diesem Seminarangebot werden die ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen auf aktive Tarifpolitik und Tarif-kommissionsarbeit vorberei-tet. Sie erhalten das Rüstzeug, mit dem sie Tarifverhandlun-gen aktiv im Betrieb begleiten können. Gut informiert sollen sie dann in Tarifrunden aktiv werden und sich erfolgreich an der gewerkschaftlichen Willensbildung, der Mobilisie-rung und der Durchsetzung der Tarifforderungen beteili-gen.

Der Kurs findet an zwei Wo-chenenden statt. In Westfalen wurde er jetzt zum ersten Mal angeboten. Den Teilnehmern wurden Seminar-Bausteine zur Tarifpolitik und zur Tarifkom-missionsarbeit präsentiert, die einen theoretischen und einen praktischen Teil umfassten. In den Vorträgen der beiden spe-ziell geschulten IG-BCE-Mit-glieder Alfred Peters und Uwe

Rettenbacher ging es neben den Grundlagen der Tarifar-beit und der Einführung in die IG-BCE-Tarifpolitik auch dar-um, den zeitlichen und inhalt-lichen Ablauf von Tarifrunden und neuere Entwicklungen in der Tarifvertragslandschaft darzustellen sowie Grundzüge des Tarifmarketings zu vermit-teln. Ein weiteres Augenmerk galt den Argumenten für Flächentarifverträge und der erfolgreichen Mitgliederwer-bung durch aufmerksamkeits-erhöhende Aktionsmethoden und -mittel.

»Um Tarifpolitik kompetent begleiten zu können, braucht es neben der Sachkenntnis auch methodisches Wissen. Und genau deswegen ist der Tarifführerschein eine wichti-ges und gutes Angebot«, so Ar-mando Dente, Gewerkschafts-sekretär im Landesbezirk West-falen.

Am Ende des zweiten Wo-chenendes hatten die zehn Teilnehmer dann »ihre Führer-scheinprüfung« zu bestehen. Im zentralen Bildungspro-gramm bietet die IG BCE auf-bauende Workshops an.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet: www.igbce.de/mitglieder/

bildungsangebote/zentrale- seminare-2014/

Erfolgreiche Premiere: Die Teilnehmer der ersten »Tarifführerscheinschulung« und ihre Referenten.

Zwei der drei Videoclips sind im Internet zu sehen: http://youtu.be/1IPu8VcjdxM http://youtu.be/DxWD4NvCQXI

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Vor mehr als 60 Teilnehmern ehrte Adi Siethoff, Leiter des IG-BCE-Bezirks Dortmund-Hagen, Ursula Müller, Made-leine Windisch, Werner Sauerborn, Klaus Ussat und Josef Windischt für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Für 50 Jahre wurden Marion Holz, Günter Ocker, für 40 Jah-re Renate Eschert, Heiko Filla, Rüdiger Hempelmann, Hugo Holzschneider und für 25 Jahre Waldemar Bloch, Oliver Hahne, Joachim Krebs, Stefan Leschner und Frank Schroth ausgezeichnet.

Gemein-sam mit dem Orts-gruppen-vorsitzen-den Rüdi-ger Ken-trup ehrte Gewerk-schaftsse-kretär Michael Bartz vom IG-BCE-Bezirk Recklinghausen für 60 Jahre Mitgliedschaft Fritz Hirse, Theodor Kunstmann und Rudolf Sarau, für 50 Jahre Peter Lasarz, Karl-Heinz Leh-mann, Jürgen Rother, Rudi Zahlmann und Marianne Buttge-reit, für 40 Jahre Manfred Herzfeld, Volker Jenau, Walter Ke-ßels, Erwin Kopecky, Rolf Lenz, Uwe-Jürgen Mahr, Karl-Heinz Arndt, Antonio Barrigas, Michael Bruske, Heinz-Josef Consten, Karl-Heinz Lutz, Franz-Josef Pietsch, Johannes Schleking, Werner Zubayko und Anne Becker, für 25 Jahre Manfred Koch, Timo Pfaff, Thorsten Tokarski, Peter Loick, Norbert Erfurt, Peter Herok und Sandra Liedtke.

Im Mittelpunkt der Jubilarfeier der IG-BCE-Ortsgruppe Hüls I in Marl stand das 80-jährige Gewerkschaftsjubiläum von Viktor Klossowsky. Er war mehr als 45 Jahre auf dem Bergwerk Auguste-Viktoria beschäftigt und darüber hinaus 60 Jahre in gewerkschaftlichen Funktionen engagiert aktiv. Die Festrede hielt Klaus Brüske vom IG-BCE-Bezirk Reck-linghausen, der Marler Bürgermeister Werner Arndt würdig-te das Wirken des Jubilars in seinem Grußwort. Neben Vik-tor Klossowsky wurden weitere Frauen und Männer für ihre langjährige Mitgliedschaft von 25, 40 und 60 Jahren geehrt. Klaus Brüske betonte in seiner Rede den wichtigen Stellen-wert der Gewerkschaften in Politik und Gesellschaft. Sie trä-ten heute wie damals durch Kampf, Einsatz und insbeson-dere hohe Mitgliedschaft und Solidarität für bessere Arbeitsbedingungen ein und hätten diese für Hunderttau-sende Menschen im Sinne von Guter Arbeit gestaltet.

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O r t s g r u p p e H ü l s I

Der Vorstand der IG-BCE-Ortsgruppe Marsberg ehrte gemeinsam mit Gewerkschafts-sekretär Jörg Leveringhaus für 25 Jahre Mitgliedschaft Heinrich Filus, Frank-Peter Folcz, Detlef Gärtner, Ludger Gerold, Peter Götte, Heinz Hackenbruch, Andreas Hester, Helmut Hiltscher, Dirk Jäger, Reinhard Kaltenborn, Hermann Kaup, Robert Klein-schnittger, Bernd Lamm, Uwe Pohl, Dietmar Pohle, Wilhelm Prior, Gisbert Schandelle, Raphael Schröder, Gerhard Ut-hoff, Winfried Uthoff und Georg Wüllner. Für 40 Jahre Mit-gliedschaft ehrten sie Egon Eimertenbrink, Sahin Dogruyol, Jesus Domingos, Elmar Dufhues, Ralf Feike, Martin Flege, Ernst-Otto Hartung, Franz-Josef Henke, Detlev Kösling, Apos tolus Koutridis, Ursula Nehm, Julio Pereira, Siegfried Pucher, Klaus Renk, Marcolino Vaz Lopes, Friedhelm Weinert und Werner Todte. Josef Bielefeld, Otto Broschulat, Klaus Gottlob und Hartmut Bulle wurden für 50 Jahre Mitglied-schaft geehrt. Zum krönenden Abschluss wurde der 94-jähri-ge Franz Moschner (Foto) für seine 80-jährige Treue zur Ge-werkschaft geehrt.

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> EINER VON UNS

Gasgeben für Kinder

MANUEL BAUER, Bandbeschi-cker bei Werra Papier Wern-hausen, ist leidenschaftlicher Motocross-Fahrer. Sein Hobby nutzt er, um Spenden für ein Kinderhospiz zu sammeln.

Manchmal irren sich die Ärzte. Bei dem elfjährigen Manuel Bauer hatten sie Schilddrüsenkrebs

festgestellt – und erst nach sechs sorgen-vollen Wochen Entwarnung gegeben. Katzenhaarallergie lautete schließlich die Diagnose. Der Schreck saß bei dem Jungen und seinen Eltern noch lange

Zeit tief. Oft genug aber liegen die Ärzte mit ihrer Krebsdiagnose richtig. Das weiß auch Manuel Bauer, der heute 34 Jahre alt ist. »Ein schockierendes Urteil für jeden Menschen, vor allem für Kin-der«, sagt er aus eigener Erfahrung. So war es naheliegend, dass der Mann aus Rudolstadt, der gern ein soziales Projekt unterstützen wollte, an das Kinderhos-piz Mitteldeutschland herangetreten ist. Seit März 2013 sammelt der Bandbe-

schicker bei Werra Papier Wernhausen Geld für die Einrichtung in Schmalkal-den. Geld, das er mit 41 PS und 250 Ku-bikzentimeter »einfährt«.

Denn Bauers Hobby ist das Motocross-Fahren. Schon seit frühester Jugend hat er sich dem schnellen Zweirad verschrie-ben, mit 12 kaufte er sich von seinem

Ersparten die erste Maschine, mit 14 war er gleich deutscher Meister beim Super-Motocross in der 250-Kubikzentimeter-Klasse und auch ein Jahr später stand er wieder ganz oben auf dem Treppchen. Ein schwerer Unfall, nachdem der sport-liche Mann erst drei Monate im Koma gelegen und danach acht Monate im Rollstuhl gesessen hat, setzten der Fah-rerkarriere ein jähes Ende. Erst vor vier Jahren besiegte die Leidenschaft die

Angst. Nun hat Bauer hat wieder Benzin im Blut – und das Motocross-Team Schmalkalden gegründet, das für die schwerkranken Kinder Gas gibt.

Mit Unterstützung von seiner Frau Ka-trin und dem Team konnten im vorigen Jahr 5700 Euro eingesammelt werden – über ihre Website www.khm-racing.de, auf Messen und bei Rennen. Ein wichtiger Beitrag für den laufenden Betrieb im Hospiz, dass pro Jahr auf 850 000 Euro Spenden angewiesen ist.

Bauers Spitzname unter den Fahrer ist übrigens »Big M«. Das spielt für die kran-ken Kinder und ihre Eltern keine Rolle. Und auch den Hospizmitarbeitern ist eher egal, mit welchen Namen Bauer ins Rennen geht. Für sie steht das Big für wichtig – wichtig, wie auch alle anderen Klein- und Großspender. Katrin Schreiter

»Eine schockierende Diagnose, vor allem für die Kinder«

Sie kennen ein IG-BCE-Mitglied mit außerge-wöhnlichem Hobby? Dann schreiben Sie uns: [email protected]

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Preiswürdiges AT-Entgeltsystem

<THEMA BETRIEBSRÄTE-PREIS

VIELE VERSTEHEN DEN BETRIEBSRAT als Arbeitnehmervertretung nur für Tarifangestellte. Die Kollegen beim Vitaminhersteller DSM in Grenzach vertreten aber auch die außertariflich Ange-stellten (AT) in ihren Interessen. Mit großem Erfolg: Die ursprünglichen Pläne des Arbeitgebers, ein neues AT-Entgeltsystem zum Nachteil der Beschäftigten einzuführen, sind vom Tisch.

Foto: Boerje Müller

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Michael Mattes

Klaus Kessner

Stefan Maier

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> THEMA BETRIEBSRÄTE-PREIS

85 Prozent Außertari fliche neu in der IG BCEDass Akademiker und leitende An-

gestellte eher nicht zur Stammkli-entel des Betriebsrates gehören,

ist bekannt. Dass aber Betriebsräte glei-chermaßen für Interessen der Tarifange-stellten als auch der außertariflich Ange-stellten streiten können, haben die Arbeitnehmervertreter des Vitaminher-stellers DSM im südbadischen Grenzach jüngst bewiesen.

Der Anlass: 2012 kündigte DSM die aus dem Jahr 2002 geltende Betriebsver-einbarung zum AT-Entgeltsystem. Sie stammte noch aus Zeiten, in denen das Unternehmen Teil des Pharmagiganten Roche war, »und war DSM wohl zu feu-dal ausgestattet«, spekuliert Betriebsrats-vorsitzender Klaus Kessner. Doch nicht nur das: DSM strebte nach einer mehr auf Leistung ausgerichteten Entlohnung mitsamt weltweit einheitlicher Eingrup-pierungen. Was zunächst noch nach Gleichbehandlung klingt, hätte laut Kessner viele AT-Beschäftigte schlechter gestellt. Er nennt konkrete Beispiele: Ei-nen auf einen Euro reduzierten und da-

mit nur noch symbolischen Tarifab-stand, »marktgerechte« und insofern faktisch abgesenkte Entgelte, Wegfall der Koppelung an die Tarifentwicklung.

Stattdessen sollte sich künftig die Er-höhung der AT-Entgelte an Markterhe-bungen richten, »die sich aus einem mathematischen Mix von Branchen, Regionen und Unternehmen ergeben hätten«, sagt Stefan Maier. Der außerta-riflich angestellte Chemieingenieur be-fürchtete völlige Intransparenz. »Das hat uns alle aufhorchen lassen«, schildert er das »Wachwerden« der Beschäftigten-gruppe. »Einige wunderten sich, wes-halb der Betriebsrat nicht aktiv wurde.« Aber: »Darauf angesprochen gab jeder meiner Arbeitskollegen zu, das Gre- mium nicht kontaktiert zu haben«. Erst danach fragten einige beim Be-triebsrat nach.

DER DEUTSCHE BETRIEBSRÄTE-PREIS

Für den Betriebsräte-Preis 2014 haben sich 88 Betriebsratsgremien mit Projekten bewor-ben. Davon hat eine Jury aus Gewerkschaftsvertretern, Wissenschaftlern und Praktikern 14 Projekte ausgewählt und nominiert. Aus dem Organisationsbereich der IG BCE haben sich 13 Projekte beworben, drei wurden nominiert. Die Preisverleihung findet im Rahmen des Deutschen Betriebsrätetages am 30. Oktober in Bonn statt. Die Festrede wird Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles halten. Die dreitägige Veranstaltung findet zum elften Mal statt.Der »Deutsche Betriebsräte-Preis« ist eine Initiative der Fachzeitschrift »Arbeitsrecht im Betrieb« aus dem Bund-Verlag. Seit 2009 werden mit der Auszeichnung das Engagement und die erfolgreiche Arbeit von Betriebsräten gewürdigt, die sich nachhaltig für den Erhalt oder die Schaffung von Arbeitsplätzen oder für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Unternehmen einsetzen.

GEMEINSAM MIT DER IG BCE wurden die Arbeitnehmervertreter aktiv, arbeite-ten in engem Schulterschluss eine Strate-gie aus. Direkt im Anschluss informier-ten sie die rund 35 AT-Beschäftigten in einer Teilbetriebsversammlung über In-dividualrechte und Gestaltungsmöglich-keiten des Betriebsrats. Inklusive dem Angebot, zwei Beschäftigte als Sachver-ständige in die bevorstehenden Ver-handlungen mit dem Arbeitgeber zu in-tegrieren. Maier war einer von ihnen. »Wir sprachen mit einer Stimme«, sagt er.

Dies umso mehr, als dass der Betriebs-rat während der Verhandlungen fest-stellte, dass unter einzelnen AT-Beschäf-tigten Herabgruppierungen ohne In- formation des Gremiums stattfanden. »Wir waren deshalb kurz davor, Klage einzureichen«, sagte Michael Mattes, stellvertretender Betriebsratsvorsitzen-der. »Parallel dazu war klar, dass nur die IG BCE ihre Mitglieder rechtssicher ver-treten kann, insbesondere, was einen sauberen Tarifabstand betrifft«, so Mat-tes.

Auf einer weiteren Teilbetriebsver-sammlung plädierten deshalb alle AT-Beschäftigten einstimmig dafür, in die Gewerkschaft einzutreten. 80 Prozent von ihnen setzten dies auch kurze Zeit später in die Tat um (aktueller Stand: 85 Prozent). Indes erhöhte der Betriebs-rat anderweitig den Druck: Er erklärte die Verhandlungen für gescheitert und rief die Einigungsstelle an.

Entwicklungen, die den Arbeitgeber kalt erwischten. »Die Strategie, auf Zeit zu spielen und auf ein Zerbrechen der Solidarität zu pokern, war die falsche«, betont Mattes – und ergänzt: »Wir waren uns zu jedem Zeitpunkt untereinander einig, haben hartnäckig und konsequent für die Interessen der AT-Beschäftigten

Weitere Berichte und Informationen: www.igbce.de, www.betriebsraetetag.de, www.bund-verlag.de/zeitschriften

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85 Prozent Außertari fliche neu in der IG BCE

verhandelt«, schildert er das Erfolgsre-zept.

Und tatsächlich: Das seit März 2014 per neuer Betriebsvereinbarung festge-zurrte, neue AT-Entgeltsystem beinhaltet aus Sicht der Arbeitnehmervertreter ein transparentes und gerechtes Entgelt-band. Es berücksichtige Tätigkeit, Leis-tung und Zielerreichung angemessen. Der Entgeltabstand zur höchsten Tarif-gruppe sei nachhaltig und nachvollzieh-bar festgeschrieben, er steige mit den Ta-riferhöhungen.

FÜR DIE AT-BESCHÄFTIGTEN hat sich die anderthalbjährige Auseinanderset-zung nicht nur finanziell gelohnt. Seit der jüngsten Betriebsratswahl haben sie mit Stefan Maier einen AT-Vertreter aus dem Stand in das elfköpfige Gremium hineingewählt. Denn weil die vom Ver-band angestellter Akademiker und lei-tender Angestellter (VAA) angestrebte Listenwahl nicht stattfand, konnten die rund 600 DSM-Mitarbeiter selbst ent-scheiden, welche Arbeitnehmervertreter sie für kompetent halten, ihre Anliegen wirksam zu vertreten.

»Es ist an der Zeit, die Gruppe der AT-Beschäftigten stärker in die kollektive In-teressenvertretung durch Betriebsrat und IG BCE zu integrieren. Nur wenn wir auch erkennbar für die Interessen der ATler kämpfen und eng mit ihnen kom-munizieren, können wir sie von uns überzeugen und damit die Solidarität zwischen AT- und Tarifbeschäftigten herstellen, die wir so dringend brau-chen«, kommentiert Oliver Hecker das Ergebnis. Er hat die Verhandlungen für die IG BCE begleitet und ist in deren Hauptverwaltung für die AT-Beschäftig-ten zuständig.

Axel Stefan Sonntag

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Immer mehr Beschäftigte müssen die Betreuung häuslicher Pflegefälle überneh-men. Wird Arbeitszeit reduziert oder Pflegezeit in Anspruch genommen, gibt es finanzielle Einbußen. Der Betriebsrat der Renolit SE in Worms hat eine Gesamtbe-triebsvereinbarung abgeschlossen, die dieses abfedert. Sie stützt sich auf den von IG BCE und Arbeitgebern ausgehan-delten tariflichen Demografiefonds II. GBR-Vorsitzender Reinhard Westhäuser (rechts, mit Hilmi Akkort): »Wir haben einen Fonds für Menschen in Not geschaffen.«

Den Abbau psychischer Belastungen hat der Betriebsrat bei Allergopharma in Reinbek zum Thema gemacht. Eine Arbeitsgruppe – besetzt mit Vertretern des Betriebsrats, der Geschäftsführung, der Arbeitssicherheit und der Betriebsärztin – entwickelte einen ausführlichen Fragebo-gen, der ein individuelles Belastungsprofil ermittelt und Lösungsansätze zeigt. »Die ersten Ergebnisse sind sehr ermutigend und motivieren zum Weitermachen«, so die Betriebsräte Stefan Bamberger und Wilco van der Mark (von rechts).

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> TENDENZEN ENERGIEWENDE

Zukunft sichernOHNE EINE EFFIZIENTE Flankierung der Energiewende durch konventionelle Stromquellen entstehen in Deutschland nicht nur Beschäftigungsrisiken in der Kraftwerkbranche.

Während der 2. Betriebsrätekon-ferenz des Innovationsforums Energiewende (If.E) in Berlin

wurde klar, dass die Neuordnung des Strommarktes auf europäischer Ebene ebenso wie der rasche Ausbau von Lei-tungstrassen lebensnotwendig für viele energieintensive Industriezweige ist. Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis sprach in dem Zusammenhang von »schwerwiegender Erschütterung des Restmarktes konventioneller Stromer-zeugung« durch den ungeregelten Aus-bau der hochsubventionierten erneuer-

baren Energien. Die Teilnehmer be- stätigten seine Einschätzung.

WIR BRAUCHEN MEHR REALISMUS, wenn wir vor dem Hintergrund der Energiewende über deutsche Industrie-politik sprechen«, sagte beispielsweise Brandenburgs Ministerpräsident Diet-mar Woidke. Dass bei energieintensiven Unternehmen die Investitionsquote drastisch gesunken ist, sei »ein riesen-großes Alarmsignal«.

Für die chemische Industrie mahnte Margret Suckale, Vorstandsmitglied bei

BASF SE, an, nicht zu vergessen, dass die ständig laufenden, großtechnischen An-lagen ihres Unternehmens auf den Strom aus Grundlastkraftwerken ange-wiesen sind: »Wenn sie hier durch Netz-schwankungen ausfallen, Schäden erlei-den, dann produzieren die USA, die Firmen in Asien weiter.« Konventionelle Energie wie die Kohle dürfe nicht als schlechte Energie verteufelt werden, da diese Diskussion dazu führe, Investi-tions anreize für eine dringende Erneue-rung des überalterten Kraftwerkparks zu schmälern. »Wir sind darauf angewie-

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sen.« Aufgrund des billigeren Stroman-gebots hat ihr Konzern bereits die Inves-titionen für zwei Großprojekte in die USA verlegt.

Mit Joachim Rumstadt, dem Vorsit-zenden der Geschäftsführung der Steag GmbH, war sich Suckale einig, dass der Strommarkt auf europäischer Ebene ge-öffnet werden müsse. Die jetzige Situa-tion sei so überreguliert, dass es kaum noch einen echten Markt gebe.

Einig war man sich auch bei der IG-BCE-Forderung zum schnellen Netz-ausbau. Die neuen Stromtrassen sollen unter anderem Braunkohlen- und Wind-strom aus dem Osten Deutschlands nach Bayern bringen, um den wegfallen-den Atomstrom zu ersetzen. »Wir gehen davon aus, dass die großen Nord-Süd-Verbindungen wie vorgesehen kom-men«, sagte Peter Franke von der Bun-desnetzagentur. »Damit hätten wir eine sichere Grundlage für die Industrie.« Zu diesem Thema mahnte Lutz Pscherer, Gesamtbetriebsratsvorsitzender beim Netzbetreiber 50Hertz Transmission, unbedingt eine Verkürzung der Pla-nungszeiten für die Trassen an: »Sonst laufen wir der Entwicklung auf dem Energiemarkt nur noch hinterher.«

FÜR DIESE ENTWICKLUNGEN bot IG-BCE-Vorsitzender Vassiliadis das Exper-tenwissen seiner Energiegewerkschaft an: »Wir wollen eine zukunftsfähige und nachhaltige Energieversorgung.«

Drei Arbeitsgruppen befassten sich mit den konkreten Konsequenzen der Energiewende. So ergab sich am Beispiel »Smard Grid« die Frage, welche Heraus-forderungen sich für Aus- und Weiterbil-dung in den Betrieben entwickeln. Vor-geschlagen wurde eine Doppelstrategie: Neben kurzfristig machbaren Ausbil-dungsergänzungen und Weiterbildungs-projekten sollten die Sozialpartner ge-meinsam an einer Aktualisierung der Ausbildungsordnungen arbeiten.

Die Gestaltungsmöglichkeiten der Mit-bestimmung in Sachen Energiewende,

KAMILLUS FRANK, Betriebsratsvorsitzender MVV Enamic IGS Gersthofen GmbH:

»Unser Industriepark braucht 50 Megawatt in der Stunde. Einige Unternehmen sind von der EEG-Umlage befreit, andere nicht. Wie soll man da einkaufen? Es wäre das Beste, den Börsenhandel für Energie beziehungs- weise Strom auszusetzen, bis verlässliche Strukturen im Verteilernetz und zur Speiche-rung geschaffen werden.«

HANS GEORG DIEKMANN, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Ardagh Glass GmbH:

»Wir haben unsere Glaswannen für ein Ener-gie-Lastenmanagement angeboten, wir wollen einen Beitrag zur Stabilisierung der Netze im Rahmen der Energiewende leisten. Das kostet pro Einheit im ersten Schritt 548 000 Euro. Für diese Investitionen braucht man aber ver-lässliche Ansprechpartner in der Politik und Planungssicherheit für die nächsten 20 Jahre!«

so die zweite Arbeitsgruppe, konzent-riert sich derzeit stark an der Aufarbei-tung der aktuellen Folgen. Es sei natürlich ein Erfolg, betriebsbedingte Kündigungen im Zuge der weitreichen-den Umstrukturierungsmaßnahmen ver-hindert zu haben. Jetzt gelte es, über die Mitbestimmungsgremien Alterna-tiven zu Progammen zu entwickeln, die vorrangig auf eine weitere Internationa-liserung der Unternehmen setzen und den Industriestandort Deutschland nicht mehr oder zu wenig im Auge ha-ben.

Zu einer positiven Bewertung kam die dritte Arbeitsgruppe beim Thema Ener-gieeffizienz. Sie trägt nicht unwesentlich zum Erhalt der Arbeitsplätze bei. Unter-

nehmensbezogene Projekte zeigen be-reits vorzeigbare Erfolge und beziehen vernünftigerweise alle Beschäftigten mit ein.

IF.E- und IG-BCE-Vorstandsmitglied Ralf Sikorski machte deutlich, dass auch künftig die Gewerkschaft nicht aufhö-ren werde, von der Politik energiepoli-tische Vernunft einzufordern. Die Ener-giewende dürfe sich nicht allein auf ökologische und ökonomische Themen reduzieren. »Wir sind noch weit davon entfernt, überall von ›Guter Arbeit‹ re-den zu können. Auch das muss ein Maßstab bei der Bewertung neuer Ar-beitsplätze im Bereich regenerativer Energien sein.«

Rudi Heim/Jörg Nierzwicki

Peter Franke (Vizepräsident der Bundesnetzagentur), Heribert Hauck (Leiter Energiewirtschaft Trimet Aluminium SE), Ralf Bartels (IG BCE und Geschäfts- führendes Vorstandsmitglied If.E), Carsten Johnson (BR-Vorsitzender Cisco Systems GmbH) und Lutz Pscherer (GBR-Vorsitzender 50Hertz Transmission GmbH) sprechen über den Ausbau der Stromtrassen, die »Netze der Zukunft« (von links).

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> TIPPS SEMESTERBEGINN

Fit für die UNI

E in Studium ist kein Zuckerschle-cken. Aber Anforderungen und Druck waren so hoch. Später wur-

de die Studienordnung als unstudierbar eingestuft«, erinnert sich Robina Ma-reike Meyer zurück an den Start 2011 an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Sie und ihre 25 Kommilitonen im Studiengang Phar-maceutical Sciences hatten Angst, krank zu werden, ein Jahr nachholen zu müs-sen oder von einem Praktikum ins nächste zu geraten. Die fehlende Mit-

sprache bei der Studienordnung war un-gewohnt für die 26-Jährige: Zuvor, in ihrer Ausbildung zur Chemielaborantin hatte Meyer bei Roche Diagnostics die IG-BCE-Mitarbeiterbeteiligung kennen-gelernt, sie engagierte sich in der JAV als stellvertretende Vorsitzende. »Als Stu-dentin habe ich mich damals alleine ge-fühlt«, erzählt Meyer. Später sammelte der Studiengangssprecher Verbesse-rungsvorschläge. Mittlerweile wurde die Studienordnung geändert. Zusätzlich ist Meyer für ihre Kommilitonen aktiv ge-

PRAKTIKUM, Abschlussarbeit, Gehaltsverhandlung: Der Semesterstart bedeutet für neue Studierende und Absol-venten große Unsicherheit. Seit 2013 nimmt die IG BCE Studierende noch stärker in den Fokus.

Foto: Bethel Fath

Die Studierendenarbeit der IG BCE

Erwerbsleben

Ausbildung

Studium

Schule 13

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5

2

Kompetente Begleitung Betriebstätiger ins Studium1

Studienphase2

Schnittstellen zum Betrieb (Praktika, Nebenjobs, Projekte, Abschlussarbeiten)3

Berufseinstieg4

Angebote für Hochqualifizierte im Betrieb5

Kompetente Begleitung Betriebstätiger ins Studium

Studienphase

Schnittstellen zum Betrieb (Praktika, Nebenjobs, Projekte, Abschlussarbeiten)

Berufseinstieg

Angebote für Hochqualifizierte im Betrieb

1

2

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worden: Sie kontaktierte die Ansprech-partner bei der IG BCE, organisierte mit der Fachschaft Chemie am Campus eine Info-Veranstaltung zum Berufseinstieg – ein Startschuss für die Zusammenar-beit von Hochschule und Gewerkschaft.

Seit 2013 – mit dem Beschluss des Bundesjugendkongresses – werden Stu-dierende bei der IG BCE stärker bedacht. Rund ein Drittel der Delegierten beim Kongress studierten selbst. Den Trend spiegelt die Mitgliederkartei wider: Von 2358 im Jahr 2000 stieg der Anteil der Studierenden auf 3916 im vorigen Jahr – mit dual Studierenden sogar auf 4684. Als Antwort auf die wachsende Gruppe beschäftigen sich bei der IG BCE Oliver Hecker und Marion Hackenthal intensiv mit dem Thema. Sie haben für alle Pha-sen, die ein Akademiker vom Studienbe-ginn über den Berufseinstieg bis zum Karriereaufstieg durchläuft, Info-Ange-bote aufbereitet sowie Veranstaltungs-module geplant. Hackenthal informiert

und berät Studienanfänger und Absol-venten – zum Beispiel 250 Gewerk-schaftsmitglieder pro Jahr, die aus den Betrieben in die Hochschule wechseln. »Wir wollen sie an uns binden. Als Ge-werkschaft verfügen wir über Experten-wissen und haben ein großes Netzwerk, das Studierende bei der Abschlussarbeit und Anstellungssuche brauchen. Mit-glieder unterstützen wir auch bei der Vertragsverhandlung«, unterstreicht sie. Nur 1,02 Euro monatlich kostet die Mit-gliedschaft während des Studiums. Um mit den Studierenden in Kontakt zu kommen, organisiert die IG BCE Semi-nare, Beratungen und mit den Fach-schaften an den Hochschulen Veranstal-tungen zum »Berufseinstieg in der chemischen Industrie« – wie Anfang 2014 an der LMU. Die Resonanz war groß: 130 Studierende nahmen in Mün-chen teil, 150 waren es 2012 in Hanno-ver, 60 in Bochum. »Die meisten haben sich erstmals damit beschäftigt, was es bedeutet, Gewerkschaftsmitglied zu sein«, freut sich Studentin Meyer.

DERWEIL SENSIBILISIERT Oliver He-cker Betriebsräte und JAV in den Mit-gliedsunternehmen für die Bedürfnisse Studierender, die als Praktikanten, Werk-studenten oder für Abschlussarbeiten in den Betrieb kommen. Die Unterstützung soll nun ausgedehnt werden: Geplant sind Karriere-Netzwerke auf Landesebe-ne von und für Studierende und Akade-miker. Vorreiter ist der Bezirk Nordrhein, der mit zehn Böckler-Stipendiaten be-reits einen Arbeitskreis gegründet hat.

Im Sommer lud dieser die Betriebsräte von Bayer als Ansprechpartner an die Uni Wuppertal ein. Demnächst bietet das Netzwerk den jungen Mitgliedern Seminare zu Hausarbeiten und Prä- sentation an. Neben dem beruflichen Informationsvorsprung studentischer IG-BCE-Mitglieder sieht Robina Meyer auch andere Aspekte: »Es ist ein toller Ausgleich, sich beim Jugendkongress über politische und betriebliche The-men auszutauschen, um nicht zum rei-nen Naturwissenschaftler zu werden.«

Katja Edelmann

www.unternehmendesmonats.de

Rund 75 Prozent Ihrer Studierenden stammen aus Nicht-Akademiker- Familien, etwa 40 Prozent haben Migrationshintergrund. Wie kommen diese hohen Anteile zustande?Das liegt an unserer Tradition. Früher waren wir eine Fachhochschule des Bergbaus, eine typische Aufsteiger-Hochschule, die Talenten aus Bergbau-familien eine Perspektive geboten hat. Früher haben wir die Bergleute ausge-bildet – heute ihre Kinder und Enkel. Wir sind im Revier seit fast 200 Jahren tief verwurzelt. Unser wichtigstes Marke-ting-Instrument ist unser guter Ruf.

Wie kommen Sie mit zukünftigen Studierenden im Revier in Kontakt?Wir sind in den Berufskollegs, an weiterführenden Schulen und auf Bildungsmessen unterwegs. Vor allem bei den Bergbau-Berufskollegs waren und sind wir eng verankert. Die Lehrer sprechen Talente, die dort ihre Fach-hochschulreife machen, an und empfeh-len unsere Hochschule.

37 Prozent absolvieren das Studium an Ihrer Fachhochschule berufsbeglei-tend. Ist das ein Trend?Ja, in den letzten drei Jahren hat sich die Zahl der berufsbegleitenden Studierenden um 50 Prozent erhöht. Sie sind schon etwas älter und nutzen das Studium gezielt als Aufstiegsquali-fizierung. Den Trend sollten die Unter-nehmen, in denen die IG BCE vertreten ist, zur Kenntnis nehmen und schauen, wie sie ihre jungen Talente berufsbe-gleitend fördern können.

Präsident der Tech-nischen Fachhochschule (TFH) Georg Agricola in Bochum

Fragen an Prof. Jürgen Kretschmann

3Der Laborkittel bleibt auch im Studium: Robina Mareike Meyer wird von der IG BCE an der Uni in München unterstützt.

Foto

: TFH

Das ganze Interview unter: www.studium.igbce.de

INFOS ZUM STUDIENBEGINN

www.studium.igbce.de

http://jugend.dgb.de/studium/ beratung/vor-ort

Die Ansprechpartner für Studis bei der IG BCE sind per Mail unter abt.politische-schwerpunktgruppen@ igbce.de zu erreichen

Informationsmaterial und mehr: Die Broschüre »Und jetzt noch

mal studieren« wurde neu aufgelegt und findet sich mit dem »Ratgeber Praktikum« als Download unter

Die Hochschulinformationsbüros (HIB) und Campus Offices (CO) des DGB an 50 Hochschul-Standorten:

Nächste Veranstaltung: »Berufseinstieg in der chemischen

Industrie« am 4. November 2014 um 18 Uhr an der Uni Freiburg

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> TIPPS DISKRIMINIERUNG

Gleiches Recht für alle

Bei einem der jüngsten Fälle, die für Schlagzeilen gesorgt haben, ging es um Korpulenz. Eine Be-

werberin hatte sich für einen Führungs-posten beworben, die Stelle aber wegen ihres Gewichts nicht bekommen. Die Frau klagte vor dem Darmstädter Ar-beitsgericht wegen Benachteiligung – und scheiterte. Denn anders als etwa Geschlecht, ethnische Herkunft, Reli-gion, Alter oder Behinderung zählt das Aussehen nicht als Diskriminierung.

Im Allgemeinen Gleichbehandlungs-gesetz (AGG), oft auch Antidiskriminie-rungsgesetz genannt, geht es um Rasse, ethnische Herkunft, Geschlecht, Reli- gion, Weltanschauung, Behinderung, Alter und sexuelle Identität.

eine mögliche Diskriminierung nahele-gen. Anschließend ist es Sache des Ar-beitgebers, die Vermutung zu entkräften und zu beweisen, dass kein unzulässiges Verhalten vorliegt«, sagt Claes. »Bei ei-nem Verstoß muss der Arbeitgeber nicht nur Schadenersatz für die Bewerbungs-kosten oder den Verdienstausfall leisten. Er muss den Beschäftigten auch wegen der mit der Diskriminierung verbunde-nen Verletzung seines Persönlichkeits-rechts entschädigen.«

ES GESCHIEHT wegen ihrer Religion oder ihrer Hautfarbe, wegen ihres Alters oder weil sie behindert sind: Täglich werden Menschen in der Arbeitswelt benachteiligt. Doch nicht immer wehren sie sich dagegen. Dabei steht das Recht auf ihrer Seite.

»Wer diskriminiert wird, sollte sich wehren«, sagt Ansgar Claes, Leiter der Abteilung Arbeits- und Sozialrecht bei der IG BCE. »Gemäß Paragraf 13 AGG haben alle Arbeitnehmer ein Beschwer-derecht, wenn sie sich am Arbeitsplatz benachteiligt fühlen. Der Arbeitgeber muss eine Beschwerdestelle einrichten, an die sich Betroffene wenden können und diese Stelle im Betrieb bekannt ma-chen«, so der Rechtsexperte. »Auch der Betriebsrat ist ein guter Ansprechpartner. Er hat die Aufgabe, Diskriminierungen im Betrieb vorzubeugen und bei Vorfäl-len einzuschreiten.«

»Bei der Beschwerde muss der Betrof-fene zunächst nur bestimmte Anzeichen – sogenannte Indizien – vortragen, die

ZU ALT ODER ZU JUNG – immer öfter werden ältere Beschäftigte aus Unterneh-men heraus gedrängt, jüngere Bewerber bevorzugt eingestellt. Doch schon die Stellenanzeige, in der mit einem »jungen Team« geworben wird, verstößt gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsge-setz. Umgekehrt werden aber auch jün-gere Arbeitnehmer benachteiligt – zum Beispiel wenn sie weniger Urlaubstage erhalten als ältere Kollegen. Das hat das Bundesarbeitsgericht entschieden (Aktenzeichen: 9 AZR 529/10).

HANDICAP: Probleme bei der Jobsuche, Büros ohne Aufzüge oder Behinderten-WC – behinderte Menschen werden im Arbeitsleben oft benachteiligt. Immer-hin: Ab einer Betriebsgröße von 20 Ar-beitsplätzen ist ein Unternehmen zur Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen auf mindestens 5 Prozent der Arbeitsplätze verpflichtet.

GESCHLECHT: Die Diskriminierung we-gen des Geschlechts ist – vor allem die Benachteiligung von Frauen – eines der klassischen großen Themen. Explizit er-wähnt das AGG, dass eine »unmittelbare Benachteiligung wegen des Geschlechts« auch dann vorliegt, wenn eine Frau we-gen Schwangerschaft und Mutterschutz ungünstiger behandelt wird.

BEISPIELE

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AGG – EIN JUNGES GESETZ

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) wurde 2006 im Bundestag be-schlossen. Mit dem Beschluss wurden vier EU-Richtlinien zur Gleichbehandlung aus den Jahren 2000 bis 2004 in einem einheitlichen Gesetz zusammengeführt und umgesetzt.

Bestimmte Merkmale entscheiden Das AGG greift, wenn es um Benachteili-gungen aufgrund von Geschlecht, Religion und Weltanschauung, Rasse und eth- nische Herkunft, Behinderung, Alter und sexuelle Identität geht. In manchen Fällen liegt sogar eine Mehrfachdiskrimi-nierung vor, sobald mehrere Aspekte zusammenkommen: zum Beispiel Frauen, die aufgrund ihres muslimischen Glaubens ein Kopftuch tragen.

Vor das Arbeitsgericht Arbeitnehmer können die Rechte, die im AGG verankert sind, vor dem Arbeits-gericht einklagen. Wichtig: Hier gilt eine Frist von zwei Monaten. Unterstützung erhalten sie beim Betriebsrat oder bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Unter der Hotline 030 185551865 erklären Juristen, wie Betroffene ihre Rechte durchsetzen können.

Gültig auch für andere Bereiche Das AGG gilt nicht nur für das Arbeits-leben – auch im Sozial- und Gesund- heitswesen können Diskriminierte ihre Ansprüche geltend machen, zum Beispiel wenn Versicherungen sich weigern, Verträge abzuschließen, Hotels oder Gaststätten Service verweigern.

SEXUELLE BELÄSTIGUNG ist eine Dis-kriminierung, die besonders Frauen be-trifft und vom AGG erfasst wird. Obs-zöne Witze, zweideutige Anspielungen oder unsittliche Berührungen: Laut Internationaler Arbeitsorganisation ist jede zweite Frau schon einmal am Ar-beitsplatz sexuell belästigt worden.

RASSE UND ETHNISCHE HERKUNFT sind weitere Merkmale einer Diskriminie-rung. Menschen mit Migrationshinter-grund fühlen sich im Beruf deutlich häu-figer benachteiligt als andere. Das zeigt auch eine Studie des Sachverständigen-rats deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Viele bekommen wegen rassistischer Vorurteile keinen Job.

RELIGION – der Glaube darf am Arbeits-platz keine Rolle spielen. Es trifft aber auch Menschen ohne Religionszugehörig-keit. Unter Umständen kann eine Jobabsa-ge nach dem AGG diskriminierend sein, obwohl die Kirche Arbeitgeber ist. So hat das Arbeitsgericht Aachen in einem Fall entschieden, bei dem sich ein Mann als Pfleger bei einem katholischen Kranken-haus beworben hatte. Die Klinik lehnte ihn ab, weil er nicht Kirchenmitglied war. Der Bewerber klagte auf Entschädigung – und bekam recht (Az: 2 Ca 4226/11).

WICHTIG DABEI: Die Ansprüche mü-sen innerhalb von zwei Monaten gel-tend gemacht werden, so Claes. »Die Frist beginnt im Falle einer Bewerbung oder eines beruflichen Aufstiegs mit dem Zugang der Ablehnung bezie-

hungsweise zu dem Zeitpunkt, in dem der oder die Beschäftigte von der Be-nachteiligung Kenntnis erlangt. Wird diese Frist überschritten, verfallen die Ansprüche.«

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> RÄTSEL>

| kompakt | Oktober 201440

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andererName derBiene

Schmü-ckendesbeträcht-lich

TrickkunsteinesZauberersim Varieté

Autokz. v.Starnberg

Spaß

eng-lisch:vier

Verhei-ratete

gegen...(griech.)

männlichePerson,Mann,Bursche

Weltorga-nisation(Abk.)Steckdose

Monats-name

Getreide-fruchtstand

gegen Ent-gelt gelie-henesFahrzeug

Arbeitsfeld f.Ingenieureschweiz.Hauptstadt

Über-zeugungWaren-prüfer

frz. Stadt

nichtaußen

Gebets-schlussSinnlich-keit

Kriech-tier

ungebunden

22. griech.Buchstabe

Süd-asiatin

Schlag-zeugeinerBand

tadeln,zurecht-weisen

WenderufbeimSegelneinfarbig

internat.Tennis-verband(Abk.)

Acker-grenzeaustral.Strauß

Anrede-fürwort

Monats-name (Abk.)

berühmteralt-römischerKaiser, † 68

Stier-kampf-platz

norw. Polar-forscher †

InitialenEinsteins

Stammes-zeichenKlinik-art (Abk.)

bei Haus-tieren häu-fige Haut-krankheit

unver-dienteMilde

Handlungs-weise

Zeit-not

Namevon 12Päpsten

schmaleStelle,wenigRaum

Griechen-land (Kfz)Gemüts-bewegung

ärger-licherVorfall

Autokz. v.KrefeldFilmbear-beiterin

Stadt inNevada

Hauptstadtvon Peru

ein Pferdabrichten,ausbilden

Groß-herzig-keit

Raumaußer-halb desSpielfelds

afrikani-sche Kuh-antilope

Nieder-schlagZuflussder Elbe

elek-trischerPluspol

Teledialog(Kurzwort)Achtungs-erweis

starr-köpfig

Molkerei-erzeugnis

Ver-hältnis-wort

Präposition

nach innengebogen

Markt-bude

fertig ge-kocht, fertiggebraten

Trick

deutscherDichter,† 1831(Achim von)

Moment

gleich-gültig

Auto (engl.)

Richter-gremium

Psyche

neidlos zu-gestehen

Europ.Freihan-delszone(Abk.)

unver-fälscht

Schulfach

freund-lich

Schluss

Alters-ver-sorgung

oriental.Völker-gruppe

Confé-rence

Sommer-blume

bei Vögeln:flugfähig

Baum-schicht

Augen-wasser-tropfen

diskutieren

englischeSchulstadt

Sorte

Hülsen-frucht

Nähfaden

sprechen

biblischerProphetRehabilita-tion (Kzw.)

Delaware(Abk.)gutesBefinden

Gesell-schafts-spiel mitKarten

verbergen,verdeckenun-gebraucht

Nordsee-FrachtbootTechniker(Abk.)

Samstag(Abk.)Assessor(Abk.)

sächlicherArtikel

zensieren

urweltl. Tier(ugs. Kzw.)

Autokz.v. Bonn

festes See-zeichen

feuchtesGelände

biblischerParadies-gartenFarbton

nach obenbewegen,in die Höhebringen

König vonMarokko,† 1999

poetisch:Nadel-wald

plötzlicheWünsche,Verlangen

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6 13

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3

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7

1407985

Die Tage werden wie-der kürzer. Aber: Was gibt es nach einem Herbstspaziergang Schöneres, als sich mit Freunden zusammenzusetzen, den heißen Kaffee zu riechen und sich auf den Kuchen zu freuen? Dafür wartet auf die zehn Hauptgewinner je ein 18-teiliges Kaffee-Set Switch3Costa von Villeroy & Boch. Ein

abgelegener, heruntergekommener Hof in Südfrankreich. Es ist brütend heiß. Fliegen umschwirren die halbwilden Schweine. Alleine das Szenario für den Thriller »Der Hof« von Bestseller-autor Simon Beckett verspricht Spannung und Gänsehautgruseln für 40 Leser.

Kaffee und Krimi

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GLÜCK & GLOSSE

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der eine Organisation beschreibt, die gegen den weltweiten Hunger kämpft. Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der14. Oktober 2014 (Datum des Poststempelsist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausge-schlossen. Im Vormonat war versehentlich bereits dieser Einsendeschluss genannt worden.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fielen die zehn Gewinne – je ein GALAXY Tab. 3 10.1 Wi-Fi – an:Karsten Kühn, Ellrich; Anita Reckling, Berlin;Lars Engelhardt, Bad Salzdetfurth; KlausMöller, Stade; Manfred Justen, Krefeld; GregorMerl, Nalbach; Erich Vogel, München; DirkStromenger, Wachtendonk; Gudrun Bendzko,Schwedt; Peter Bogner, Aschaffenburg.

JE EIN siebenteiliges Tapa-Set erhalten: Bärbel Otte, Husum; Martin Sander, Neuburg; Margot Böhme, Lutherstadt/Wittenberg; Horst Breier, Frechen; Ellen Bauer, Worms; Johanna Konrad, Leichlingen; Ellmar Papst, Sünna; Fritz Lienert, Nürnberg; Paul Sprung, Castrop-Rauxel; Wolfgang Will, Ludwigshafen; Helmut Kizina, Gelsenkirchen; Josef Kaurzinsky, Niefern-Öschelbronn; Dieter Wilke, Halle/S.; Erich Wichmann, Ratingen; Jörg Pommerenke, Warburg; Rudolf Kalina, Teuchern; Erhard Günzel, München; Irene Gold, Bad Homburg;Werner Moock, Premnitz; Adolf Distler, Selb; Hermann Gigl, Wuppertal; Wolfgang Müller, Tübingen; Christiane Hensiek, Rinteln; Ralph Sieger, Aachen; Gerald von Kobilinski, Duisburg; Rüdiger Stawinski, Ludwigshafen; Armin Schurzmann, Marl; Gabriele Roth, Frankfurt; Siegfried Kreyer, Bamberg; Andrea Liebmann, Rudolfstadt; Andre Borschtschow, Hohn; Christoph Ehmann, Berlin; Heinz Stanior, Leverkusen; Patrick Wüstemann, Remscheid; Werner Schmidt, Vohburg; Rolf Lemmermann, Hamburg; Heinz-Hubert Hölker, Herten; Martin Hartelt, Rhumspringe; Jan-Frederik Junker, Leipzig; Rudi Köhsel, Dellgisen.

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Das größere Kind ist jetzt im Kin-dergarten. Ich spiele mit dem Gedanken, meine Vaterschaft

gerichtlich anzufechten, sobald der erste Elternabend droht. Nur wenige Männer sind stark genug, einen Eltern-abend zu überleben. Ich möchte nicht mit Müttern in grobfaseriger Basisklei-dung über die Vorteile von Agaven-dicksaft diskutieren. Oder mit Vätern, deren Poloshirts mit Yachtclub-Emble-men beflockt sind, über die Frage, ob ein Monstertruck-Rennen eine gute Idee für ein Kita-Sommerfest ist.

Das Problem bei anderen Kindern sind ja immer die anderen Eltern. Manches Kind wäre richtig nett, wenn es richtige Eltern hätte. Ich mag Kin-der, vor allem, wenn sie schreien, weil dann jemand kommt und sie mit-nimmt. Das Problem bei fremden El-tern ist: Wenn die schreien, dann kommt niemand und nimmt sie mit.

Es soll viel geschrien werden auf El-ternabenden. Möglicherweise sollte ich dem Ereignis mit etwas mehr Vor-freude entgegensehen. Aber das haben die Passagiere der »Titanic« auch ge-tan. Neulich wohnte ich einem Vor-gang bei, bei dem sich eine voluminöse Person vor mir auf ein Kinderstühl-chen quetschte (wenn Möbel schreien könnten!). Ich überlegte, ob ich ihr ra-ten sollte, einfach zwei Stühlchen mit den Lehnen gegeneinander zu stellen. Dann könnte sie sich seitlich so da-raufsetzen, dass pro Backe eine Sitzflä-che zur Verfügung stünde, während die beiden Lehnen selbst genau in der … ach, egal. Hätte ich es mal bloß ge-tan. Dann müsste ich nächste Woche nicht zum Elternabend, sondern wür-de durch einen Strohhalm essen. Aga-vendicksaft zum Beispiel. Schönen Herbst!

Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

P A A D Q N M EM A C H T V O L L U R T E I L E N

N U R E N E R G I E U R A L TG I T A R R E G E R B E N W I E

M S O S G I L E X F I TN A D E L O E T Z I T O E N E NA L U L E H R E G E R E D E A

I R R E M A N N M A L E S MS A R R A T E

A C H T H E R AT H E S E O R K U S

R A R A B TK A M M R A D R

P O L E L E S EI N D U S H A N A U

Z I N S S C ES E K T E W B S V K A H N

R I N T A K T A P P L A U SU N K E I S A R N A S A T E L

U R I G I S D N O S O OS E C D E S P O T N E S T A D

T H E O R I E A D E R E I B EW E I L T R E U E S P A R E R

W A N D A Z U R O R T S K E R N

Lösung: HERBSTBEGINN

Klitzmanns hatten bei der Bestellung der neuen Sitzgruppe die Bezeichnung »Junior-Line« übersehen

Lösung September 2014: HERBSTBEGINN

40_41_raetsel_glosse_10.indd 41 18.09.2014 15:56:28

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> MEIN ARBEITSPLATZ

Das Farbauge»Ich sorge dafür, dass die Schuh-

creme von Collonil die richtige Farbe hat. Hier am Abmischplatz

messe ich die Viskosität. Sie darf in Tiegel oder Tube nicht zu dünn sein, damit sie nicht ausläuft. Aber auch nicht zu dick, sonst lässt sie sich nicht gut auftragen. Dann stelle ich den Farbton ein. Dazu

schütte ich von Hand Farbe in die Creme; oft nur einen Fingerhut voll auf ein Fass mit 175 Kilo. Wichtig ist dabei Erfah-rung. Welche Farben brauche ich, um diesen Farbton auf unsere Standardkarte abzustimmen? Beim Pfefferton zum Bei-spiel, da sehe ich einen grünlichen und einen rötlichen Ton, heraus kommt aber ein bräunlicher Ton. Ich habe zwei Jahre

gebraucht, um das zu sehen. Seit 13 Jah-ren arbeite ich hier am Abmischplatz. Ich bin Chemiefacharbeiter. Die Ausbildung dazu habe ich noch zu DDR-Zeiten ge-macht, im Chemiefaserwerk in Premnitz. Ein paar Jahre habe ich dort gearbeitet, dann wurde das Werk in den 90er-Jahren nach und nach geschlossen. Eine Zeit

lang war ich mal hier, mal dort, schließ-lich habe ich dann die Stelle bei Collonil gefunden. Das war mein großes Glück. Am 1. September 1997 habe ich angefan-gen, mit Kochen und Mischen in der Wachssiederei. Dabei hat der Kollege, der damals hier am Abmischplatz arbeitete und dann in Rente gegangen ist, schon mal vorgefühlt, ob ich ein Farbauge habe.

Wenn ich zur Farbabnahme gekommen bin, hat er mich gefragt: Was siehst du, was muss noch rein?

SO MACHEN WIR DAS HEUTE auch, wenn die Kollegen vom Kochen zur Abnahme kommen. So hab ich das ge- lernt – und das war gut so. Zurzeit haben wir nur zwei Abmischer. Wenn einer von uns Urlaub hat, darf der andere nicht krank werden, sonst wird es eng. Einen dritten Kollegen lernen wir an, und wir haben seit ein paar Tagen einen jungen Kollegen, von dem hoffen wir, dass er das Farbauge hat. Ich werde nun im Büro angelernt, damit es einen Nachfolger gibt, wenn die Kollegen dort in Rente ge-hen. Da wird in ein paar Jahren mein Schwerpunkt liegen. Aber ich möchte auch dann an der Basis mitmachen. Ich hoffe, das klappt.

Aufgezeichnet von Wolfgang Lenders

Für jeden Schuh die richtige Creme.

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»1997 habe ich angefangen, mit Kochen und Mischen in der Wachssiederei«

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STEFFEN GÄNGER (43) am Abmischplatz beim Collonil-Hersteller Salzenbrodt in Berlin.

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Reisetelefon (täglich von 8.00 – 22.00 Uhr)

0231 – 95 85 555(Ortstarif) Kennziffer: 55585

Zwischen zwei MeerenBereisen Sie zwei Weltmeere und besuchen die wichtigsten Städte Spaniens, Portugals und Englands. Besichtigen Sie Lissabon und entdecken Sie den Torre de Belém sowie das Castelo de São Jorge. Nach Ihrem Aufenthalt in Vigo erwartet Sie die hinreißende Landschaft der Kanalinsel Guernsey.

Ihr Schiff: Komfortschiff MS BERLINDie MS BERLIN bietet weitläufi ge Deckfl ächen mit komfortablen Sitz- und Liegefl ächen, Pool, Poolbar und Sonnendeck, Haupt- oder Buffetrestaurant, Sirocco Lounge mit Showprogramm und Yacht Club mit Live Musik. Zur weiteren Ausstattung gehören eine Bibliothek mit Internetcafé, Frisör und ein Well-nessbereich mit Sauna und Fitnessgeräten.

Ihre KabineDie Innenkabinen (Belegung: min./max. 2 Erw.) ver-fügen über Dusche/WC, Föhn, Telefon, TV, Minibar (kostenpfl ichtig), Klimaanlage, DVD-Player, Bade-mäntel. Die Außenkabinen (Belegung: min./max. 2 Erw.) bieten zusätzlich ein Bullauge oder Fenster.

Inklusivleistungen pro Person:• 12 Übernachtungen an Bord in der

gebuchten Kabinenkategorie• 12x Vollpension an Bord, bestehend

aus bis zu 6 Mahlzeiten• Kaffee und Tee • Kapitäns-Cocktail• Serviceentgelt an Bord

Wunschleistungen p. P. (auf Anfrage):• Zuschlag Kabinen zur Alleinbelegung ab 50 % • An-/Abreise per Flug von dt. Flughäfen nach

Nizza und zurück von Amsterdam (inkl. Trans-fers) ab € 349.– (Tagesaktuelle Tarife, Verfüg-barkeit und Aufpreis vorbehalten)

• An-/Abreise per Bus ab/bis: Süddeutschland € 239.– Zentraldeutschland € 269.– Norddeutschland € 259.–

Bordinformation: Bordsprache: Deutsch; Bord-währung: Euro.

Termin und Preise 2015 p. P. in €Reisetermin 21.05.20152-Bett-Innenkabine Standard 1299.–2-Bett-Innenkabine Superior 1499.–2-Bett-Außenkabine Standard 1599.–2-Bett-Außenkabine Select 1799.–2-Bett-Außenkabine Superior 1999.–Buchungscode: Z1R036

Zusatzkosten p. P.: Landausfl üge (fakultativ an Bord buchbar). Hinweis: Routenänderungen vorbehalten. Die Preisersparnis von bis zu € 800.–/Kabine bezieht sich auf den Preis ggü. der Reederei. Einreisebestimmun-gen für dt. Staatsangehörige: Sie benötigen einen noch min. 6 Monate nach Reiseende gültigen Reisepass. Busanreise einen Tag vor Kreuzfahrt-beginn inkl. Zwischenübernachtung inkl. Frühstück im Mittelklassehotel auf der Hinreise. Zuschlag Einzelbelegung bei Busanreise € 20.–. MTZ zur Busan-/-abreise je Abfahrt: 40 Pers. FTI Cruises behält sich das Recht vor, bei Nichterreichen der Mindestteilnehmerzahl spätestens 14 Tage vor Ab-reise für Teil- oder Gesamtstrecken Alternativen anzubieten. Anfallende Mehrkosten müssen vom Reisegast getragen werden.Ihre Reiseroute

MS BERLIN

Online buchen unter: www.dgb-reisen.de/bceÄnderungen vorbehalten, maßgeblich ist die Reisebestätigung, die Sie nach Buchung erhalten. Daraufhin wird eine Anzahlung von 30 % (mind. € 25.–) auf den Reisepreis fällig. Restzahlung 30 Tage vor Reiseantritt, anschließend erhalten Sie Ihre Reiseunterlagen. Reiseveranstalter: DGB-Reisen GmbH · 44137 Dortmund

Lissabon

Malaga

Barcelona

12 Nächte Kreuzfahrt

ab € 1.299.–pro Person in der 2er Innenkabine Standard

Inkl. Serviceentgelt an Bord

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