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Landschaftspflege und landwirtschaftliche Schädlingsbekämpfung

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Page 1: Landschaftspflege und landwirtschaftliche Schädlingsbekämpfung

XXVIII. Jahrgang Heft 10 Oktober 1955

I N H A L T

E. LEI~ und G. OLSCHO~V: Landsd~aftspflege und landwirtsd, aftlid~eSdfiidlingsbeklimlffung . . . . . . . . 145 A. FRHR. YON Vt~TINGt-tO~v-RiEsCIa: Der Vogel im Landschaftsgeflige . . . . . . . . . . . . . . . . 150 H. DRe~S und W. WiRTZ: Eine Fliege ( P e g o m y i a rubivora Coquillet) als Himbeerschiidling . . . . . . . . 152 1~, SCHIMITSCHI:K: Zltr Kennlnis des Papl~elsdtiidlings Pyg.Tera anastomosis L. (Lep.-Fam. N o t o d o m i d a e ) 153 Rnndsd~au . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ' . . . . . . . . . . . . 156 Berid~te . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 Zeilschriftensdsau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 Kleine Mitteihmgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

- - i I I I I III IIIII I I I

Landschaflspflege und landwirtschaflliche Schiidlingsbekiimpfung Von Dr. Ethnnnd LE~n ned Dipl.-Giirtner (9. OLSCHOX~'Y. Bonn

Mit 5 Ablfihhmgen

Die Verfasser divser Gemcinschaftsarbeit. ztt der die Schrift- leilung anrt~gte, geh~ren dell l~teferaten ,,Pllanzcnsd~ul3'* und ..MaBt~ahmen der Landsdtaftspflege "~ des Buudesminlsterlums filr Ernlihrung, Landwirtsd~aft ~md Forsten an. Der B¢itrag zeigt, dat$ an berufener Stelle der Bedeutung dee Zusammcn- hiinge zwi~dlen kranker Kuhurpflanze umt Sd~iidlingsauftreten einerst'its ~tnd gesunder Landscltaft. also gesulldem Lebens- raum der Kulturptl~;zlze andererseits Redmung getragen wird. dab also die volt Gegneru d~,s m~uzeltlid~cn PflunzenschuBes s, hllufig erhob,,nc~t Vorwiirfe hinsiddlidt elnseitiger Be- urteilung der Phytothcraldc tmgeredltferligt sled. Er ist aut~.erdem ein Beweis filr die ernsten IJemilh~tngen um die vuraldttlge EinsdfiiBung der ,.Symptom-Therapie" und die Analyse der rail ihr zttsantmenhilngentleu Prohlcme. --

l)h" Sch rlfl|eitung

S y n t h e s e

Die heftigen AnscinanderseBungen zwisdlen dem nen- zeitlichen ,dtemisdlen Pflanzenschut3" und der sogenannten biologisd~en Sdfiidlingslsek~impfung haben sid~ in den let 3- ten Jahren mehr in der Tagespresse als in der Fachpresse ahgespielt. Auf die Argumente, der sids dabei die Gegner des ,,Pflanzensd~ubes mit daemisehen Mitteln" bedienten, soil hier im elnzelncn nid~t eingegangen werden, well sie in Kiirze nidst behandelt werden kfnnten (vgl. 8[). l)er Ernst der EriJrterungen um das Fiir und Wider der daemo- therapentisd~en Pflanzensd~u~smaBnahmen (1t) besdfiiftigt Biologen ned Phytopalhologen schon sell mehr als einem Jahrzehnt, nnd man hat den Eindruek, als ob den bedin- gnngslosen Gcgnern der Chemotherapie im Pflanzensdmt5 nid~t nnr diese Tatsadae, sondern auda die unendlid*e Sdiwierigkeit ned Komplexheit der Probleme entgangen sei. Der Beweis hlerflir wird dnrd* die zahlreidxcn, nid~t selten sensationetl atdgemad, ten Publikationen erbrad~t, zu denen sids nnseres Erad~tens aud~ Autoren berufen fiih- len, die zwar ans einenl ehrlid~en Verantwortungsgefiihl heraus handeln, aber in Verketmung der weitverzweigten Znsammenhilnge falsd, e Sehliisse ziehen. Es besteht also die Gefahr, dab die i~ffentliche Meinung ned namentlidl die des unmittelbar betroffenen Landwirts veto Extrem des ,,erfolgsidieren d, emotherapeutisd,en Pflanzensd*uges nm jeden Preis" in das der ,,aussdslieBlid~en hiologisdsen Sdfiidlingsbekiintpfung" hiniibergleitet. Die Folgcn einer soldsen, aus der Serge um die Gesundheit yon Mensd~ und Tier geborenen und zweifellos yon der Verbraud, ersdiaft ehne Keantnis der Zusammenhiinge unterstiiBten ,,In- aktivierung" der heutigen praktisdten Sehiidlingsbeklinq~- fung wiiren, gleichgiiltig, weldsen landwirlschaftliehen

Grol~ramn sic triifen, in agrar- und erniihrungswirtsdlafl- lid,er Hinsidlt nnabseilbar und sdinden zu den z.Z. nodl bestehenden Nad, teilen der dlemisdsen Sehiidlingsbekiimp- fung in gar keinem Verhiihnis.

Es ist also unmi~glid~, eine Jahrhunderte lange Enlwiek- lung in der tandwirlsdlaftlidlen lntensivierung, die der sfiindig steigenden Bev61kerungsziffer its dcr Welt gereeht werden und sidl audl des stiirmisds sidl entwiekelnden Pflanzensdlnges bedienen rouble, ausznliisd~en und von heute auf morgen durdl eine ihr entgegen laufende Ent- wickhmg zu erseBen. Wir bekennen uns hier allerdings zu der Einsidlt, dal~ - - we immer in der Mensdlheitsgesdfidlte tedmlsdler Fortsdtr i t t erzielt worden ist - - erst splitere Generationen seine enttiiuschenden Folgen zu spiiren be- kamen. Soldle Folgen sind um so weniger abzusehen, je mehr die tedmisdlen Errungensdlaften einen Eingriff in das veto Mensdlen nidlt iibersehene Natnrgesdlehen dar - stellen. Liegt nidst gerade darin ein Sinn der natnrwissen- sdsaftlid, en Forsehung des Mensdsen begriindet, dab er versnd~t, ans sp~ter erkannten ,,Fehlern" herauszukom- men, die er bei der Auswerlung seiner zeitgebnndenen Erkenntnisse infolge seines nut besehr~inkten Einblickes in die natiirlid~en Znsammenhiinge begangen hat? Und denned, bleiben immer die Erkenntnisse des mensd~lid~en Geistes auf dem Gebiet der Naturwissensehaft wertvolle Steindsen eines sid~ stiindig erweiternden und aufhellen- den Mosaiks. Der Stolz der Mensdsheit auf ihre wissen- schaftlidsen nnd tedmisdlen, als Fortsd~ritt anerkennungs- wiirdigen Leistungen ist nnd bleibt abet der relativen Betradstungsweise nnterworfen.

G r e n z e n d e r l a n d w i r t s e h a f t l i e h e n I n t e n s i v i e r u n g

Es sdleint, als ob unsere Generation inshesondere dazu ausersehen sei, die negativen Folgen langjiihriger Inten- sivierung in der Landwirtsd~aft, so auch auf dem Gebiet der Gesunderhahnng der Kulturen, zu erkennen und Wege der Behelmng zu ~nchen.

Die bisherige Entwickhmg fiihrte daze, dab die ehemisd~e Schlldlingsbekiimpfung iiberbetont und ilberseh~Bt trod die iJkologisd~en Studien vernachllissigt wurden, dab die daemisdlen Mittel ohne ausreichende Beriicksidltigung der eigentliehen Ursadlen der Pflanzenkrankheiten und des

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Sdfiidlingsbefalls allzu medaanisdl angewendet werden (11) und dab einseitige KuhurmaBnahmen das hiologisdle Um- weltgefiige nachteilig beeinflussen (10). Auf diese Gefah- ten haben berofene Biologen und Phytopathologen sd~on in der Vergangenheit hingewiesen. Ihr Wissen nm die Notwendigkeit einer gesieherten Ernlihrung der Mensdl- heit und die derzeitige Unenthehrl ichkei t der Chemo- therapie im Pflanzenschu B einerseits and um die Notwen- digkeit andererseits, die hiologisd~en Miiglichkeiten der Sdllidlingsbeklimpfung zu erforsdaen (4, 5)*), hat zu der ridltungweisenden Empfehhmg gefiihrt, den Einsat 3 dle- misdler PflanzensdmBmittel nu t dann als gered~tfertigt anzusehen, wenn ti le anderen Verfahren znr Gesund- e rhahung der Kulturpflanzen nidlt ansreidlen oder ver- sagen (11). Damit ist sehr viel and sehr wenig zogleidl gesagt. Der einzelne praktisdle Landwirt, der in den Widerstrei t der Auffassungen and der naturhedingten Reaktionen und Riicksddiige hineingestelh ist, mii|lte selbst Phytopathologe sein, um die Empfehhmg voll wirksam werden zu lassen, ahgesehen davon, dab er sich ein solches, in seinem Ergelmis zweifelhaftes Experiment zeitlidt und wirtschaftlida ebensowenig leisten kliunte, wie es die Landwirtsdaaft insgesamt vermag. Die Empfehlung wird sial1 nut dann mit spiirharem Erfolg verwirklichen lassen, wenn ihr eine intensive Grnndtagenforsdlung und die Aus- wertung ihrer Ergebnisse vorausgehen (4, 5, 11). Hier liegen Aufgaben vor, die vom Staat aufgegriffen nnd durch besondere Initiative der Liisung zugefiihrt werden miissen (vgl. 14!).

Intensiver Landbau and Sidlerung der notwendigen Erniihrung best immen heute die Mal~nahmen des Pflan- zensdauBes. Das bedeutet , dab durd~ wirksame Sofort- mallnahmen einer jeden Sdaiidlingskalamitiit entgegen- gearbeitet werden muB. ErfahrungsgemliB ist das sicht- bar und betriebswirtschaftlich befriedigend nur durdt den EinsaB chemisdaer Mittel miiglich. Das darf jedoch nicht aussddiellen, dall im Interesse eines nad~haltigeren Erfol- ges aud~ Mal~nahmen durchgefiihrt werden, welche die primiire U r s a c h e einer Kalamitiit treffen, also das Obel an der Wurzel packen. Miiglid~ ist dies wiederum vor- nehmlid~ durda geeignete Mal~nah~aen der Landsdtafts- pflege. Wir werden uns deshalb kiinftig nicht nu t in erster Linie mit Fragen der Auswirkung einer Pflanzenkrankheit oder eines Sd~iidlingsbefalls oder Fragen der Eignung und Wirknngsweise eines Bekiimpfungsmittels bzw. -verfahrens zu befassen haben. Viehnehr miissen wir vordringlid~ die primiiren Ursachen einer Krankhei t oder eines Sch~idlings- befalls zu ermit teln versudaen, wozu aud~ die Ursaehe der Krankheits- und Befallsbereitsd~aft einer Pflanze ge- hiirt. Auf diese Weise kiinnte manche Doppelarbeit , die wir sonst leisten miissen, vermieden werden. Dies lehrt uns eine Fiille yon praktisehen Beispielen, yon denen nur die zunehmenden Pflanzenvirosen auf der einen nnd das ,,Versagen" yon Insektiziden auf der anderen Seite ge- nannt sein mligen. Mit der Frage nach den primiiren Ur- sachen der Pflanzenkrankhei ten und des Schlidlingsbefalls ist die Frage nach dem Lebensraum der Kuhurpflanzen gestellt, der das Ergebnis des Zusammenwirkens einer Vielfalt yon natiirlichen Faktoren ist. Jede Spezialisierung, zu der die Fiille der in den leBten J a h r z e h n t e n aufge- t re tenen Pflanzenkrankheiten und .sdaiidlinge bzw. die Bemiihungen um ihre wirksame und schnelle Beklimpfung zwangslliufig fl ihren muBten, ist der vorgenannten Ziel- sel~ung deshalb entgegengeriehtet, well sie uns yon dem Standpunkt entfernt , yon dem aus wil" die biologisdaen Zusammenhlinge und natiirlid~en Wechselwirkungen im griil~eren Landsehaftsraum zu iibersehen vermiigen (10).

*) Herrn Reg.-Rat Dr. J. F r a n z , Darmstadt, sei an dieser Stelle fiir seine wertvollen Hinweise gedankt,

N a c h h a l t i g k e i t n a t i i r l i c h e r P r o d u k t i o n

Es gibt eine Reihe ernst zn nehmender Stimmen, die darauf hinweisen, dall eine weitere Steigerung der Boden- frud~tbarkeit durdl Mineraldiinger nidt t mehr mi~glidl sei. Sie erblicken viehnehr die Reserven einer landwirt- sdlaftl idlen Erzeugung u.a . in einem hiologisdl vertret- baren PflanzensdluB. Dieser aber hedient sidi - - iiber die Verfahren der speziellen Hygiene und Therapie hinaus - - audl der Mal~nahmen der Landsdlaftspflege, innerhalb der die Faktoren der indirekten and direkten biologisdlen Sehiidlingsl~ekiimpfnng mohilisiert werden kihmen. Sic hat im Rahmen der Florhereinigung besondere Bedeutung erlangt (9), wobei sie zun/idast best rebt ist, der ,,negativen Entwickhmg" entgegenzuwirken and dariiber hinaus land- sdlaftsaufbauen~le MaBnahmen zu treffen. Die Nutsung der Natursdl~iBe dureh die Mensdlen mull die mliglidlen Folgen jedes willkiirlidlen Eingriffs in das Naturgeschehen infolge kausaler Wedlselwirkung ausreidlend beriieksich- tigen, damit Schiiden vieldimenslonaler Art verhinder t werden (10) (Abb. 4 u. 5). Voa dieser nmfassenden Forde- rung gehen audl namhaf te Poli t iker aus, die im Rahmen einer , , Interparlamentarisdlen Arheitsgemeinsdlaft fiir naturgemiille Wir tsd laf t" unter Hiuweis auf die grol~en Gefahren der willkiirlidlen Naturansheute fiir kommende Generat ionen ein grol]ziigiges Arbei tsprogramm aufgestelit nnd dahei hesonders der Landsdlaftspflege eine hervor- ragende Rolle zuerkannt hahen. Das wirtschaftlidae Ziel, das dahei legten Endes angestrebt wird, vermag alle ¥e r - mutungen fiber rein ideologisdle oder iisthetisdle Tenden- zen einer best immten Interessengemeinsdaaft zn zer- streuen (2).

Im Interesse diner ridltigen Einsdfiit3ung der weiteren Ausfiihrungen sei betont, dab dieser Beitrag keinen An- sprudl auf vollstlindige Darstellung der Zusammenhiinge zwischen Landschaftspflege und Schlidlingsbekiimpfung erheht. Er soil aber durch grundsliBliche Gedanken zu weiterer Diskussion dieses Themas anregen.

A u f g a b e n d e r L a n d s e h a f t s p f l e g e

Die Landschaft ist NuBungsobjekt des Menschen. Sie gesund zu erhahen, Sdt/iden and Stllrungen in ihrem Haus- halt zu nntersudlen sowie geeignete Gegenmal~nahmen, audl vorheugender Art, zu entwickeln, gehiirt zu den wesentlidasten Aufgahen der Landsdaaftspflege. Das Ziel ist, den fiir Mensdl, Tier und Pflanze notwendigen gesunden Lebensraum sieherzustellen, d. i . die in ihrem Wasser-, Niihrstoff- und Klimahaushalt ausgewogene und naehhahig leistungs- und selbstregulierungsflihige Kuhurlandsehaf t (9, 10) (Al~b. 1). Sie ist erforderl idlenfalls so zu entwickein und zu gestalten, dab die Lebensbedingungen verbessert bzw. das ,,biologische Potent ia l" erhllht wird. Dazu gehiiren vor allem Vegetation, Tierweh, Boden und Wasser als untei lbare Einheit. Eine enge Znsammenarbei t aller in der Landsdaaft tiitigen uud wirksam werdenden Faehgruppen ist dabei notwendig. Zur Vermeidung eines Nebeneinander sind im besonderen Malle Landschaftspflege und Pflanzen- sdm g auf st/indige gegenseitige Beratung und den Er- fahrungsaustausch angewiesen. BiolOgisdae und bioziino- tische Zusammenh/inge und Wedaselwirkungen im griille- ren Landsdaaftsraum zu erkennen und einseitige Eingriffe als stllrende Faktoren miiglidlst auszuschalten, sollen hier- bei die Leitgedanken sein (vgl. 3!), Es erscheint in diesem Zusammenhang auch die Forderung gerechtfortigt, dab z.B. der kiinftige Diplomlandwirt mehr sis bisher sein Studium der Biologie widmet und daft dari iher hinaus dem Biologie-Unterridlt an den Hiiheren and Vulksschulen griil~ere Bedeutung beigemessen wird.

Es gibt in der Geschichte Beispiele genug, die yon den katast rophalen Folgen naturwidriger Mal3nahmen der Vergangenheit warnendes Zeugnis ablegen. Hierher geh/irt

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audl die aus der einstigen Korn- kammer des r~misdlen Reid~es hervorgegangene nordafrikanisdlc Wiiste, deren Rekuhivierung wie- der in Angriff genommen wird. - - Wir kennen das Problem der Monokuhur in Forst- und Land- wirtsd~aft, das innerhalb der loB- ten 50 Jahre namentlid~ dem Pflanzensdutt3 sdder unli~share Aufgaben gestellt hat. - - Es lie- gen audl Erfahrungen vor, nadl denen z. B. Engerlingsplagen auf die Austrocknung entw/isserter Talwiesen zuriickgehen (1). Die Ursad~e wird hierbei in dem ver- stiirkten Anfall absterhender, ver- rottender Wurzehnassen gesehen. wohei sial1 die Eiablage der Mai- k~ifer auf driinierten Gel/inde- teilen zusalnmendr/ingt und sp~iter zu KahlfraB flihrt. - - Wir sind im PflanzenschuB audl durdl das mehr oder weniger pl6t31idle Auf- treten von Sdl/idlingskalamit~iten (Insekten, Nagetiere) tro B wirk- samster Bek/impfungsmittel sd~on oft entt/iusdlt worden. Oh wir die primliren Ursadlen immer erkannt haben? In vielen Fiillen weisen die Erfahrungen und Unter- snchungsergebnisse auf die ,kran- ke Landsehaft". - - In der Ziidl- tung krankheits- und hefalls- resisten|er Sorten haben wir den Stein der Weisen auch nodl nid~t gefunden. Neue aggressive Kar- toffelkrebsrassen als Beispiel he- wiesen es. Wir spred~en yon Akkli- matisierung des Erregers oder Sdliidlings. Wo abet liegen die Ursachen dafiir? - - Schadinsekten hzw. bestimmte Rassen yon ihnen erweisen sich in zunehmendem MaBe gegeniiber Kontaktinsekti- ziden als resistent, Gradationen werden durdl DDT, BHC, Chlor- dan, Parathion, verschiedene Fun- gizidc und andere Mittel induziert, Spinnmilhen treten im Obstbau in verst/irktem Ma~e auf, well wir ihre natiirlichen Feinde im Zuge der chemischen Sch~idlingsbek~imp. fung (DDT) empfindlich getroffen, also einen ,,gesunden Lebens- raum" aus dem Gleid~gewidlt ge- hracht haben. SOLOMON (11) he- legt diese Feststellung durch zahl- reid~e Beispiele aus den "USA und spricht yon einem ,,Durd~gehen des chemisdlen Wagens mit dem biologisd~en Pferd".

W e r v o m Z e i t a l t e r d e r I n s e k t e n s p r i c h t , k a p i t u - l i e r t v o r s e i n e r e i g e n e n R a t l o s i g k e i t . Die Pflanzen. sd~ut3mittelindustrie, die ihre Er- folge nid~t zuleBt ihrer biologi- schen Untersuchungsarbeit ver- dankt, steht in den Reihen der

Abh. 1. Eine mit Wahl durdtseBte Kuhurlandsdlaft Feld-Waldwirtsdlaft) im Weserbergland. 1tier ist das VerhMtnis yon landwirts&aftlid~er NuBfl~dle zu Wald no& gesund und ein biologisd~er Ausgleidi gew/ihrleistet. Foto: Olsdlowy

Abb. 2. Bcispiel ciner gcsunden, ausgewogenen und uadlhaltig lcistungsf/ilfigcn Kulturlandodlaft in Ober/~sterreid]. Foto: Olsdhowy

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Ahb. 3. Heckenlandsd~aft im Pinzgau (Osterr.) als Beispicl montaner Griinlandhecken. Foto: Olschowy

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Abb..1. Weitgehend ausgerilumte Ad~erlattdsdtaft in der Fchlflur yon Vlatten in der Eifel. Dit~ im Zuge der Flurbereinigung 190.1/1910 gesddeiften Kultnrterrassen sind nod~ sd~wad~ zu erkennen.

Foto: OlsdH~wy

Abb. 5. Furchenerosion in tier Feldtlur wm Vlatten in der Eifel nadt einem Starkregen. Der Vcr- witternngsboden des Oberen Buntsandsleines |st I,esonders erosionsempfindlid~ und I,cdarf eines geeignelen BodensdntBes. Foto: Braun

Fadlstellen, die wertwJlle Mitarbeit zu leisten haben. Es kiindigt sich unseres Erad~tens die Zeit an, in der tiber die Zusammenarbeit zwischen den Mittelpriifstellen, Gesund- heitsbehiirden und pharmakologisch-toxikologis& arbei- tenden Inst i tuten einerseits und der Pflanzenschut3mittel- industrie andererseits hinaus audl Forsdnmgsstel len fiir biologische Schiidlingsbekiimpfung, wie z.B. das Inst i tut der Biologisdlen Bundesanstalt fiir Land- und Forstwirt- schaft in Darmstadt, etwa bet der Erlir terung tiber das Fiir und Wider neuer Insektizide, maBgeblid~ mitzuwirken haben.

D i e B e d e u t u n g v o n B a u m u n d S t r a u c h im H a u s h a l t d e r L a n d s c h a f t

Ein Zuriick zur urspriingliehen Natur landsdtaf t gibt es nidat. Auf die Monokultur in der Landwirtsd~aft k/innen wir aus agrar- und erniihrungswirtsdaaftlichen Griinden nidat mehr verzichten. Wir miissen abet ihre Grenzen.

*) F r i c d r f c h s , K., Die Grundlagen und Gesct3m~ifligkeiten der land- nnd forstwirtsdtaftlidten Zoologie, Bd. 1, Berlin, Parey, 1930.

finden und die ausgleid~enden Faktorcn ether gesunden Kuhur- landsehaft einseBen (vgl, aud~ FR|EDP, ICHS*): ,,G rundproblem des Pflanzensdaut3es"; 10). Hier steht uns als wirksames Mittel vor allem die sinnvolle Verwendung yon Baum und Straueh zur Verfiigmlg (Ahb. 2). Auf die Bedcutung von Bodensdntt31Jflanzungen als Mitlel gegen den Bodenablrag durch Wasser und Wind sowie gegen sd~/idliehe A'ustroeknnng soil | t ier nieht niiher eingegangen werden, d a sic allgemein bekannt |st. hn engen Zttsammenhang da,nit steht jedoeh die natiirliehe Bodenfrt,dlt- barkeit, l)iese wiedernm beei,i- flugt weitgchend den Grad der ge- sunden Entwickhmg unserer Kul- turpflanzen, wowHi oft ihre An- f~illigkeit gegen Krankhei ten und Sdtiidlinge abh/ingig |st. Standort- gem/|Be Laubgehi~lze vermligen den Wasserhanshalt, den Hnmusgehah und das Bakterienlehen des Bodens giinstig zu beeinflnssen. Sic tragen wetter entsdleidend zum Ausgleieh in der landsdlaftl idlen Fauna bet (12, 13). Die Beseitigung z.B. der straudd)ewaehsenen Feldraine, der Fehlheeken oder der sog. Kni(~ks fiihrt nidlt nur zu einem Mangel an Nistgelegenheiten fiir sdl/id- lingsverlilgende Viigel, sondern audl durdl ~31~ervermehrung ein- zelner Tierarten zu vernidl tenden lnsektenkalamiti i ten (10). AIs der- zeitig let3tes Glied der durdl Baum- nnd Straud~armut ausgeliisten Re- aktionskette erlebt z. B. die Weser- marsch, aueh infolge der durdl Kanalisation und Melioration yer- ursadaten Senkung ties Grund- wasserspiegels, eine zunehmende Feldmausplage. Aufforstungsmal.~- nahmen sollen den Sdladen wieder beheben. Das Mikroklima |s t nidlt minder von dem Umfang der vor- handenen Gehiilze abh/ingig und

in besonderem MaBe fiir das Auftreten von Pflanzen- krankhei ten und -schiidlingen verantwortl idl . AuBerhalb des pflanzensehutslid~en Rahalens sind Untersuchungs- ergebnisse bemerkenswerl , nach denen die Tbe-Anfiillig- keit yon Weidevieh durdl Mange| an Koppel-Windsdul B erhi~ht wird.

Das sog. 0dland braudl t im biologisdlen Sinne nidlt noglos zu seth, zomal bioziinotiseh verarmtes Gebiet, wie es intensiv bewirtsdlaftetes Kultur land oft darstelh, L~ber- vermehrnngen mandler Tierar ten nidlt hinreid~end pnffern kann. Es |st eine Aufgabe der Landsdmftspflege, soldle landwirtsd~aftlieh ungenut3ten oder unzureiehend genuBten Fliidlen mlt Geh~ilzen aufzupflanzen und damit das ,biolo- gisdle Potent ia l" in der Landgdlaft zu erhiihen. Sie ver- folgt dabei das Ziel, im Landsdlaf tsraum ein notwendlges Minimum an natiirli~her oder naturgem//Ber Vegetations- decke zu erhalten oder wiederherzustellen, wie das aud~ durdl Anpflanzong yon Baum und Straudl in der Feld- flur gesdfieht. Auf die Miiglidlkeit, mit Hilfe ridltig angelegter SchuBpflanzungen audl Frost- nnd Auswinte-

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rungssdihden zu mindern, soil hier nnr bingewiesen werden (vgl. hierzu W. KREUTZ ill Nr. 37 der Sdlr if tenreihe ,,Land- wirtsdtaft - - Angewandte Wissensd~aft": Beitr/ige zu Fragen der Agrarmeteorologie). Monokuhnren, deren Un- entbehrlid~keit wir bereits kennzeidmeten, k~innen die Aufgaben des biologisd~en Ausgteid~s nidtt i ibernehmen, wenn aucb - - wie neuere Untersudumgen es zeigeu - - in ihnen sid~ im Laufe l~ingerer Zeit ein kleinbiozonotisd~es Gleid~gewidlt im Sinne der Begrenzung kulturseh/idlid~et Komponenten einstellen kann.**) Die Nad~teile der Geh/ilz- Monokuhuren sind hekannt und werden gerade in diesem Jahr durdi den erhiihten Befall you Pappelpflanzungen durd~ Rindentod (Dothichiza populea Sacc. et Br.) be- st/itigt.

Zu den Aufgaben des PflanzenschuBes und der Land- sdtaftspflege gehi~rt es aud~, in Industr iegebieten Schiiden an Knhurpflanzen durd~ Staub nnd Raud~ zu verhindern. Seit Jahren verwendet man bierzu in Schornsteinen ein- gebaute tedmisd~e Fiher , Daneben stehen uns, wenn wir die natiirlidte Vegetationsdecke (Baum, Straudh Wald) be- wabren oder wiederherstellen, firtlid~e , ,Grfinfiher" zur ¥erffigung. Diese wirken gewiB nid~t nur physikatisch durdt ihre groBe Oberfllid~e, sondern verbessern aud~ aktiv die Luftzusammensetsung nnd hahen die Fremdki~rper fest, die dem Pflanzenwad~stum sd~i/dlidt werden. Den Erregern sekundiirer Pflanzenkrankhei ten wird dadurdt zugleieh die Wirkungsmi~glidtkeit entzogen.

B e z i e b n n g e n y o n G e h S l z v e g e t a t i o n u n d F a u n a M i t d e r Untersuchung der vom Mensdaen beeinfluBten

und nidlt beeinfluBten Landsdlaft bqgeben wir uns auf das Gebiet der agrariikologisdlen Forsdmng (vgl. 6!). Mit ihr packen wir nada SOLOMON das zentrale Problem der an- gewandten Entomologie, Massenvermehrungen von Schad- insekten zu verhindern, an. Die bisherigen Ergebnisse sind eindeutig. In einem gegenseitigen Abh/ingigkeitsver- h/iltnis befinden sidl alle Organismen in einer Landsd~aft, die nidtt oder nur gering dem Eingriff des Mensdlen nnter - liegt. Eine Stabilitllt der Organismengemeinsd~aft ver- bindert hier das , ,Ausbredlen" eines Gliedes. Wo aber Ein- griffe in den Gehiilzbestand der Landsdlaft vorgenommen worden sind, stellen sida die nadtteiligen Wirkungen auf Existenz und Entwicklung der Fauna ein. Wie TISCHLER (12, 1.3) darlegt, werden viele Tiere durd~ die Einengung ihres Lebensraumes gezwungen, sich an Kulturpflanzen zu gewiihnen und zn Sdfiidlingen zu werden. Eine weitere Folge einer zu weitgehenden Ausriiumung der Feldflur yon Baum und Strauda ist der Riickgang der riiuberisdten Arten und Parasiten. Diese beniitigen zu ihrer Entwicklung oft Zwisdten- und Nebenwirte, die nu t in ar tenreidten Biozli- nosen vorkommen. Die VoransseBungen fiir groBen Arten- reichtum bietet in vielflihiger Weise die Hecke (Abb. 3). In wenigen Eidaen-Hainbudtenknicks Ostholsteins konnten ohne Beriicksidttigung der Kleinstorganismen, wie Milben, Thripsarten, Liiuse und Wespen 1150 versdfiedene Arten der Kleint ierweh "ermittelt werden (12). Innerhalb einer soldaen biozSnotisdaen Gemeinsdtaft ist das , ,Ausbrechen" einzelner Arten durch den EinfluB der , ,Gegenspieler" er- sdawert. In den holsteinisdaen Wallhecken sind als regel- miif~ige Bewohner u.a. Igel, Wald- und ZwergspiBmaus, Riitelmaus, Wald- und Gelbhalsmaus, Zwergwiesel und Ringelnat ter anzutreffen. Das Vorhandensein yon Nil B- lingen sdaliellt aber die Anwesenheit yon Arten nicht aus, die zu landwirtschaftlid~en Sch/idlingen werden klinnen. Nach TISCHLEX (12, 13) gelangen die in einer Hecke le- benden Sch~idlinge normalerweise zu keiner Massenver-

**) Vgl. S e h e r n e y , F., Untersudmngen fiber Vorkommen und wirtsdtaf/lidte Bedeutung rlluberisdl lebender Kilfer in Feldkuhuren. Zeits&r. f. Pflanzenbau u, PflanzensdtuB, Miirtd~en, Bd. 6 (50). 2/1955, .19--73,

mehrung, so dab Sdfiidtingsplagen yon He,ken her nidlt ihren Ausgang nehmen kiilmen.

Die erwiihnten Untersudumgen befaBten sidl audl mit den Wedtselbeziehungen zwisdlen Hecke und Feldflur. In ihrem Rahmen wirkt sidl der biologisdl ausgleidlende Eiu- fluB einer Kleint ierweh aus, die sidt u. a, arts Laufkiifern, Kurzfliiglern, SpiBmiinsen, Sdtlupfwespen und SdHnaroger- fliegen zusammensegt und dazu beitr/igt, Sdladinsekten zn vernichten (vgl. SCHERNEY, 1955!), Die wirtsdtaftl idte Rolle, die die Knicks im Rahmen der Pflanzenhygiene spielen, wird daraus ersid~tlid~. Dagegen kiinnte eingewandt werden, dal~ al,dt an Heckenr~indern je nadt benadd~arter landwirtsdlaft l idter K u h u r a r t Kohldrehherzmiicke, Kohl- weiBlingsraupe, Weizengalhniic~e, Fritfliege, Aas- und Sdfildk/ifer oder Wiesenwanze in st/irkerem Mal~e auf- t re ten kiinnen. Eiu Gegenbeweis sind aber solche F~lle deshalb nidlt, well yon versdirktem Randbefall audt Felder in heckenlosen Landsdlaften betroffen werden (12).

Die Feldmauskalamitii t der Wesermarsdt als Folge des dezimierten Wasserhaushahes und der Beseitigung von Baum und Straudl haben wir bereits erw~ihnt. Dem Nager als wiirme- und troekenheitsl iebendem Steppentier sagen durdl Tempera tur und Feud~tigkeit ausgeglidlene klimati- sdae Verhiiltnisse, wie sie z. B. die Hecke bietet, nidlt zu. Naeh Untersuchungen versdfiedener Autoren (vgl. W. KP, EUTZ, ,,Der Windschug"; Ardey-Verlag, Dortmund) ist die Feld- roans deshalb vorwiegend auf bantu- und straudtlosen Kul- turfliidten anzutreffen und findet dort Miiglidtkeiten der Massenvermehrung. Die in den gefiihrdeten Gebieten intensivierten Bestrebungen, eine ausreidlende Vegetation aus Gehiilzen zu sdlaffen, sind deshalb nadl vergeblidlen Versud~en der unmit te lbaren Feldmansbeklimpfung ein Beweis daffir, dab die Zusammenarbei t zwisdlen Pflanzen- sdlu B und Landsdlaftspflege dringend notwendig ist. Wit solhen die Zeit fiir gekommen anseben, diese Zusammen- arbei t iiberall zu finden. Eine Fiille yon Fragen bedarf der gemeinsameu Beantwortung,

G e h i i l z p f l a n z u n g e n u n d A n t a g o n i s t e n

Die Begriffe ,,Sdliidling" und ,,NfiBling" sind Pr/igungen, die im unbeeinfluP..ten Naturgesdtehen keine Beredlt igung haben. Erst als der Mensch die St/irung des Gleidlgewidltes in der Natur fiber eine gewisse Sdtwelle binaus betrieb, haben sid~ Teile der Lebensgemeinsdlaften zu iiberaus sdtiidlichen Krea turen entwickeh. Je mehr er ohne Ab- sdfiigung seiner angestrebten Intensivierung die Lebens- bedingungen eines Raumes sdlmlilerte, um so artenlirmer gestaltete er die Bioziinose, um so mehr leistete er der Population einzelner Arten Vorschub und um so stiirker liel~ er das Charakter is t ikum der Einseitigkeit, d. b. ,,Sdfiidliehkeit" der Gemeinschaft hervortre ten. Artenreidl- turn bedeutet also Gleichgewidlt, Ar tenarmut Gefabr. Will man einer Verarmung der landsd~aftlidten Fauna vor- beugen und Schildlingskalamit/iten verhindern, muB man - - vor allem in intensiveu landwirtsdlaf t l idlen NnBge- bieten - - die Faktoren einbringen, die die Lebensbedin- gungen variabler gestalten kihmen. Zu ihnen gehi~ren in ers ter Linie Feldgehi~lze. Sie bieten - - nm hier nu t die V~gel zu erwlihnen - - unseren wichtigen Helfern, wie Meisen, Kleiber, Baumliiufer, Gartenrotschwanz, Star, Eulen, Bussard, Wiirger, Fasan uud Rebhulm z .B. im Kampf gegen Sdladinsekten und Miiuse giinstige Be- dingungen. Die Individuen- und Artenzahl wird vermehrt , Vogetsdtwlirme und -zuggesellsehaften, die sonst Felder nidl t aufsuchen, tehnen sich an Gehiilzpflanzungen an. Fehlen die Bedingungen, dann fehlt audl der den Schiid- lingen der Fe ldkuhuren entgegenwirkende Umwehwider- stand, dann sind die VorausseBungen fiir die Entartung, d. h. Massenvermehrung des Einzelindividuums geschaffen, well der Effekt der Vorbeugnng gegen Kalamitiiten durdl

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1 5 0 A. FRHR. VON VIETINGHOFF-RIEsCI{: Der Vogel im Landsehaftsgefiige

lnsektenf resser fehh. hn iibrigen hat sidt gezeigt, dal~ in Pflanzungen eingeslreute hohe Biiume die Vogelbesiedhmg giinstig beeinllussen, wie es aud~ Wasser- und Waldn,ihe tun. Abh/ingigkeit zwisdlen Vogelbcstand und GrliBe der wm den Sd~uBpflanzungen umgrenzten Fehtfl~id~en scheini ebenfalls zu bestehen.

xX:ir lernen daraus einmal mehr , daft uns die Aufgabe geslelh |st , naeh den Grenzen zu suehen, die uns audt in der In tens iviernng des d~emolherapeutisd~en Pflanzen- sdmt3es geseljt sind (t0), mehr als bisher die bioz.Snotisd~en Zusammenh/inge ztt erfnrsd~en, his znm aureiehend wirk- samen Einsal 3 biotisd~er Abwehrmii te l (7) den d~emlsd~en Waffen des Pllanzensdmtses einen ver t re tbaren Anwen- dunffsbereid~ neben den pflanzenhygienisdaen Maflnahmen zuzuweisen und durdt E r h a h u n g miiglid~sl ungesli~rter Landsdmftstei le den , ,unaufhahsamen ProzeB der Ver- wandlnng wm Bioziinosen in Anlhropozllnosen, dessen Foigen nod~ nidat zu iibersehen sind, wenigstens zu ver- langsamen" (12). In diesem Arbe i t sp rogramm sleht die iikologisehe Grund lagenforsdmng an ers ler Stelle. In ihrem I{ahmen solhen Untersuehungen iiber Miiglid~keiten des Znsamemnwirkens yon lnsektiziden und biotisehen Fak- toren (5) ,,nd der Entwickhmg selektiv wirkender Insekten- gifte eine wesentlid~e Rolle spielen. Die Zeit der Univer- salmittel ist endgilhig vorbei. Wir s treben aus dem Stadium der Empirie heraus, hin znr Sdlaffl |ng verl/iBlid~er wissen- sdaaftlieher Grundlagen.

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2. B ii n i n g . K. (1955): Aufgahcn und Ziele des Pflanzensdtu|3es. - - (;rsun,h" I)flauzen. 7, 150--156.

3. II ru n s . 11. (1955): In te rna t iona lc Konfcr,.nz ill)or die Auswir- kungen moderner lnsckt iz ide auf Siiugetiere, Vilgel und l n s e k t e n . - - Anzeigcr fi ir Schiidllnggkunde, 2. 25---28.

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12. T i s c h l e r . W. (195[): Die l]ecke als Lebensraum fiir Pflanzen und Tiere. uutcr Berii~ksichtigung ihrer Sddidlinge. -- ,,Erdkunde", Heft 2, Bonn.

13. Tis c h le r, W. (1952): NuBbarmachung agrarilkologisd, er For- sd~ung. - - ,,Garten und Landsd~aft", Her! 10, Miind~en.

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Der Vogel im Landscthaftsgefllge Von Arnohl I?RHR. VON VIETINGHOFF-RIEsCH

1Dher Niit31idlkcit , Sdt~idlichkeit oder Bedeutungslosig- keit der Viigel |st genng geschriel~en worden. Idl habe daher me |hen Ausf i ihrungen mit Absicht einen mchr spe- kulativen Charakter untergclegt. Das Landsd~aftsgefiige |s t weder ein Zufallsgebilde nodl eine Magna dmr ta fiir die Unabiinderlidlkeit einer Zustandsgleidnmg. In ihm wirken sidl e rhahende Kr/ifte der Beharrliehkeit und um- stiirzende der Zerst/Jrung aus, Die Theorie vom , ,Kampf u,ns Dasein" bihlet innerhall~ dieser Dynamik jedodl nidlts welter als cine nodl dazu reeht einseitlge Arbei tshypothese.

hn Wir t sd la f t s raum |st jedes Landst!haftsgefiige irgend- wie gestiirt, jedodl gest/irt zu Gunsten des Mensdlen und in dieser Sti~rung gehalten yon seiner Madlt und zt! seinem Nut5 und Frommeu. Al,er attdl wenn wir ein sekund/ires Landschaftsgeffige vor nns haben, etwa im Sinne des ,,second growth" , kann es nodl ein organisdles Gebilde sein; niimlidl daon, wenn es die Tendenz znr Bildung eines Kl imaxstadiums in sidl triigt, Ist die Landsdlaf t allerdings so grundlegend gest:6rt, daft ein Sidl-Einspieten erhalten- der KrMte unmiiglidl wird, handeh es sidl also um einen progress |yen Degradat ionstyp, danu |st ihm der Rang eines Gefiiges oder Gebildes al)znspredlen. Zwisd~en den Extremen der Klimax- und der degradierten Landschaft liegen jene Typen, die ieh als Geri ist landsdlaften bezeidmen miichte, die vom Mensda her ihr Gepriige, alter aueh die rela- tive Stab|lit/it ihres Wirtsd~aftsdaarakters erhal ten haben.

Selbst die U r l a n d s c h a f t , als zutiefst gefiigt, kennt keine Garantie fiir Beharrlid~kcit. Die Zeit |st der Tropfen, der jeden Stein h6hh, attdl das Mosaik einer ausgeglichenen Lebensgemeinsd~aft. Aber |s t diese Zeit nod~ eine ReMit/it? - - Wenn die Zustands/ inderung sich vor unseren Augen abspieh, in unserer Vors te lhmgsweh,

ja, - - wenn sic in Jahrntillion'en sidt vollzicht, nein, denn dann |st sie ein Abs t rak tum, ihre Erw/ihnung ein Gemein- plat3, allenfalls eine maihemat isdte Tatsadlc.

Ist nun die Tierwelt dazu gesd~affen, ihren Biotop zu e rhahen , oder |s t der Biotop das Prim~ire und gibt er der ihn besiedelnden T ie rweh Lebensmllglidlkeit und bis zu welchem Grad? Nun, natiirlidl nidat bis zum Grad der Garantie, daffir sorgcn sdlon die ihn ersdl i i t ternden intrazyklisd~en und s~ikularcn Sdlwankungen, selbst wenn das Pendel wieder auf den A'usgangspunkt zu- riickpendeh. Vielleidtt |st aher der Biotop dazu aus- erschen, die Fliidltigkeit einer (man verzeihe den vom Politisdlen ent lehnten Ausdrnek) Kocxistenz zur Stab|li- t/it der BioziJnose umzupr/ igen? Audl dann w/ire er yon der ontologisdlen Sidd 1) arts das Prim/ire, n u t eben in einer dynamisdten Weise und nidlt a priori'Z). Alle edlten Landsdlaftsgefiige - - sie kiinnen natiirlidl audl zwisdlen- durd~ zerstiirt gewesen sein, miissen~ sich aber wieder aufgebaut haben . - - , zeidmen sida nun dadurch aus, dab sic den Eindruck erwecken, als sei ihre Biotop- Eigensdtaft durdlaus pr im| | r , d . h . sic braudlen nadl unserer freilidl begrenzten Einsidlt in ihr Gefiige die hiJheren Organismen nicht mehr zu ihrer E r h a h u n g , ,qiih- rend diese in gcwissen Abs tufungen ihrer iikologisdlen Empfindlichkeit yon ihnen abh~ingig sind. Siimpfe, Moore, Tundren, edlte Steppen, eu t rophe Gew/isser mit ihrem

1) d . h . yon einer Sidlt aus, die allem Gesdlehen einen teleolo- gisd~en, sinnhaften Charakter nnterlegt, der sic ihrer sdfilpferisdten Bcstimmung zufiihrt; im GegensaB zu einer rein kausalen Betrad~- tungswelse.

.'2) d. h. der Biotop entwickelt sldl z. B. im Streben des Lands&arts- types zu einem Klimax primlir zu werden, seine Mitweh zu bedingen, nidd yon ihr bedingt zu werden. Abet er besit3t diese Eigenschaft nidtt von vornherein.