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1 Mission Possible: SAP überbrückt Länder, Sprachen und Gepflogenheiten Wenn die nationalen Märkte zusammenwachsen, dann müssen die Unternehmensabläufe folgen, denn identische Funktionen machen das Leben leichter und sparen Zeit und Geld. Die SAP vereinheitlichte deshalb ihre Unternehmens- software für insgesamt zehn Länder, um so die „Harmonisierung“ der Prozessabläufe voran zu treiben. Leichter gesagt als getan. Auch wenn Grenzen im Zuge der Globalisierung zunehmend aufweichen, so sind die administrativen Unterschiede zwischen den Nationen nach wie vor ausgeprägt: Vorschriften und Gepflogenheiten weichen ebenso voneinander ab wie Korrespondenz, Steuerrecht und Buchhaltung. Nicht einfach, dies alles unter einen Hut zu bringen. Mit der Zeit wird man seinen Partnern immer ähnlicher: D. Rieser (mitte)in Mexico Um dieses anspruchsvolle Unternehmen zum Erfolg zu führen hat Dieter Rieser, Experte für IT-Software, sein ganzes Wissen der SAP zur Verfügung gestellt. Im Ergebnis wurden so verschiedene Sprachen, Zeitzonen und vor allem Gewohnheiten überbrückt. ZEITGEIST at work: Herr Rieser, was hat Sie für diesen Job qualifiziert? Dieter Rieser: Vor allem meine Erfahrung in anderen Projekten und Branchen, so dass ich losgelöst von internen Strukturen neue Methoden zur Automatisierung vorschlagen und entwickeln konnte. Am Anfang meiner IT-Kariere war ich für die Europäische Buchhaltung der Konzerntöchter einer der weltgrößten Werbeagenturen verantwortlich. In dieser Zeit zählte es zu meinen Aufgaben, ein IT-System für die vier größten Filmverleiher zu entwickeln

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Page 1: Mission Possible: SAP überbrückt Länder, Sprachen …1 Mission Possible: SAP überbrückt Länder, Sprachen und Gepflogenheiten Wenn die nationalen Märkte zusammenwachsen, dann

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Mission Possible: SAP überbrückt Länder, Sprachen und Gepflogenheiten

Wenn die nationalen Märkte zusammenwachsen, dann müssen die

Unternehmensabläufe folgen, denn identische Funktionen machen das Leben leichter

und sparen Zeit und Geld. Die SAP vereinheitlichte deshalb ihre Unternehmens-

software für insgesamt zehn Länder, um so die „Harmonisierung“ der Prozessabläufe

voran zu treiben.

Leichter gesagt als getan. Auch wenn Grenzen im Zuge der Globalisierung zunehmend

aufweichen, so sind die administrativen Unterschiede zwischen den Nationen nach wie vor

ausgeprägt: Vorschriften und Gepflogenheiten weichen ebenso voneinander ab wie

Korrespondenz, Steuerrecht und Buchhaltung. Nicht einfach, dies alles unter einen Hut zu

bringen.

Mit der Zeit wird man seinen Partnern immer ähnlicher: D. Rieser (mitte)in Mexico

Um dieses anspruchsvolle Unternehmen zum Erfolg zu führen hat Dieter Rieser, Experte für

IT-Software, sein ganzes Wissen der SAP zur Verfügung gestellt. Im Ergebnis wurden so

verschiedene Sprachen, Zeitzonen und vor allem Gewohnheiten überbrückt.

ZEITGEIST at work: Herr Rieser, was hat Sie für diesen Job qualifiziert?

Dieter Rieser: Vor allem meine Erfahrung in anderen Projekten und Branchen, so dass ich

losgelöst von internen Strukturen neue Methoden zur Automatisierung vorschlagen und

entwickeln konnte. Am Anfang meiner IT-Kariere war ich für die Europäische Buchhaltung

der Konzerntöchter einer der weltgrößten Werbeagenturen verantwortlich. In dieser Zeit

zählte es zu meinen Aufgaben, ein IT-System für die vier größten Filmverleiher zu entwickeln

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und einzuführen. Somit hatte ich mich schon früh mit der internationalen Problematik

beschäftigt und konnte überzeugend darlegen, dass das Projekt bei mir in guten Händen

sein würde.

ZEITGEIST at work: Worin bestand bei dieser Aufgabenstellung die besondere

Herausforderung?

Dieter Rieser: Die Herausforderung bestand darin, die Daten hundertprozentig von einem

System ins andere zu überführen und parallel die Anwender zu schulen und in die

entsprechenden Testprozesse einzubeziehen. Außerdem musste dieser Vorgang für zehn

verschiedene Standorte wiederholt werden. Das gewonnene Know-How des aktuellen

Rollouts haben wir dann jeweils in das nächste Rollout integriert. Die Abstimmung zwischen

den Mitarbeitern in Deutschland, Brasilien, Mexiko und USA war ebenfalls nicht ohne, weil

wir eine Zeitverschiebung von bis zu acht Stunden berücksichtigen mussten. Deshalb habe

ich den „GoLive“ von Deutschland aus gesteuert: So war ich wach, wenn die deutschen

Mitarbeiter ins Büro kamen und noch immer am Start, wenn die mexikanischen Kollegen um

drei Uhr morgens deutscher Zeit Feierabend machten. Ich war also als Ansprechpartner für

alle Seiten immer erreichbar.

ZEITGEIST at work: Was glauben Sie, war aus Sicht des Projektanbieters Ihr wichtigster

Beitrag für den Erfolg des Projekts?

Dieter Rieser: Mein Einsatz beim Kunden unabhängig von Wochentag und Tageszeit. Aber

natürlich auch das erworbene Vertrauen beim Kunden. Deshalb wurde mein Vertrag auch

von drei Monaten auf fünf Jahre verlängert.

TEIL 2- Mission Possible: SAP überbrückt Länder, Sprachen und

Gepflogenheiten

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Fünf Jahre hat Dieter Rieser sein Expertenwissen für das IT-Rollout der SAP

beigesteuert. In dieser Zeit wurden jede Menge Daten abgestimmt, übertragen und

über zehn verschiedene Ländergrenzen hinweg synchronisiert. Das Ergebnis kann

sich sehen lassen. Eine erfolgreiche Wissens-Kooperation von Experten und

Projektanbietern.

ZEITGEIST at work: Herr Rieser war das Projekt für Sie auch finanziell ein Erfolg?

Herr Rieser: Ich war mit meinem Honorar zufrieden! Das wichtigste war und ist für mich aber

nicht das Honorar, sondern der geschaffene Freiraum in einem Projekt.

ZEITGEIST at work: Wie haben Sie sich diesen Freiraum geschaffen? Was ist hier Ihr

persönliches Erfolgsrezept?

Dieter Rieser: Es ist immer das Gleiche: Die Mitarbeiter sind erst einmal davon überzeugt,

dass nur sie wissen wie der „Laden läuft“ und der Externe hat in ihren Augen per se keine

Ahnung. Nun kommt es darauf an, durch Arbeitseinsatz die beteiligen Mitarbeiter am

eigenen Know-How teil haben zu lassen. Ich sehe meine Aufgabe darin, die Mitarbeiter zu

stärken, damit diese sich besser profilieren können. So werde auch ich von ihnen voll in die

Aufgaben integriert und bekomme rechzeitig alle Änderungen im Projektablauf mit, damit ich

ohne großen Zeitverlust auf die Gegebenheiten reagieren kann.

ZEITGEIST at work: Da es sich um ein internationales Projekt handele waren

Sprachkenntnisse sicherlich von Vorteil. In welcher Sprache wurde überwiegend

kommuniziert?

Dieter Rieser: Bei den Rollouts der deutschen Stammwerke war die Projektsprache

deutsch. Bei den internationalen Werken haben wir uns auf Englisch verständigt. Vorort in

Brasilien und Mexico wurde ebenfalls Englisch gesprochen.

ZEITGEIST at work: Welche Rolle spielen Sprachkenntnisse in der heutigen Arbeitswelt?

Dieter Rieser: Die englische Sprache ist unabdingbar im internationalen Einsatz. In Bezug

auf Brasilien und Mexico wird das Leben natürlich durch Sprachkenntnisse in Spanisch oder

Portugiesisch erheblich erleichtert.

ZEITGEIST at work: Was waren Ihre drei wichtigsten Highlights bei dieser Projektarbeit?

Dieter Rieser: Das wichtigste war für mich, dass mein uraltes Schulenglisch ausreichte,

dieses Projekt zu managen. Den ersten Flug nach Brasilien in dem Bewusstsein anzutreten,

der einzige Deutsche in dieser Projektphase zu sein, war schon aufregend. Mir war sehr

wohl bewusst, dass ein Scheitern dieser Phase das ganze Projekt in Frage stellen würde. Es

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mussten geschätzte 30 MM Entwicklung in fünf Zeitmonaten realisiert werden. Durch den

engen Zeitplan war es notwendig, Programmlogik in datenbankgesteuerte Regelwerke zu

verlegen. So konnten die Funktionen von Programmen geändert werden, ohne die

Programmierer zu belasten. Da war es besonders schön, dass der Rollout in Mexiko

termingerecht über die Bühne ging und konzernweit der Rollout mit der niedrigsten

Abstimmdifferenz war!

ZEITGEIST at work: Während dieser Zeit pendelten Sie regelmäßig zwischen Brasilien,

Mexiko und Deutschland hin und her. Wie vereinbart man diese Arbeit mit seinem

Privatleben?

Dieter Rieser: Mein Vorteil in diesem Zusammenhang ist, dass meine Kinder alle volljährig

sind und meine Ehefrau nicht mehr berufstätig ist. Meine Frau konnte mich also regelmäßig

besuchen. Ebenso war es für mich selbstverständlich, dass ich zu wichtigen Familienfesten,

wie der Taufe meines Enkelkindes anwesend war, selbst wenn dies bedeutete, am Freitag

nach Deutschland zu fliegen und am Sonntag schon wieder im Flieger nach Brasilien zu

sitzen. Da ich fremden Kulturen gegenüber sehr aufgeschlossen bin, war das Pendeln für

mich nicht nur ein Job, sondern auch sehr lehrreich für die Seele und meine Frau und ich

haben uns auch immer Zeit für kulturelles Leben genommen.

ZEITGEIST at work: Obwohl wir in einer Wirtschaftskrise stecken, werden Experten nach

wie vor händeringend gesucht. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen?

Dieter Rieser: Hier sehe ich das eigentliche Problem. In Krisenzeiten werden zu viele

Projekte gestoppt, obwohl jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, neue Projekte einzuführen.

Leider wird in dieser Zeit am falschen Ende gespart. Ebenso habe ich festgestellt, dass

Unternehmen sich häufig der Bedeutung ihrer Projekte nicht bewusst sind: Sie haben Angst

einen Spezialisten zu beauftragen, da sie das eigene Projekt nicht als hochwertig ansehen

und deshalb fälschlicherweise annehmen, dass der Berater sich sofort aus dem Staub

machen wird, sobald eine interessantere Aufgabe ruft. Für mich ist jedes Projekt eine neue

Herausforderung und bietet mir die Möglichkeit mein Know-How an die Mitarbeiter des

Auftraggebers zu transferieren.

ZEITGEIST at work: Welchen Weg empfehlen Sie Experten, um an solche spannenden

Projekte wie der SAP-Rollout heran zu kommen?

Dieter Rieser: Heute ist es wichtig, sich richtig zu präsentieren. Es ist schwer für

Auftraggeber, den richtigen Experten und Berater zu finden. Daher finde ich die Darstellung

in einem Businessportal besonders wichtig. Denn gerade internationale Projekte sind schwer

zu finden. Dabei würde ich mein erworbenes Know-How sehr gerne wieder in ein neues

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Projekt einbringen. Wichtig in Punkto Businessportale ist auch, dass der Vermittler

Kenntnisse über seine Berater hat und über persönliche Kontakte weiß, wer für welches

Projekt geeignet ist. Denn nicht alles findet sich im Profil. Das Problem liegt für den Experten

nur darin, seine Daten auf den verschiedenen Plattformen aktuell zu halten. Wenn hier eine

gemeinsame Basis geschaffen werden könnte, so dass die Daten nur an einer Stelle

aktualisiert werden müssten und alle anderen Plattformen automatisch mit aktualisiert

werden, würde dies die Attraktivität von Businessportalen sicherlich steigern.

ZEITGEIST at work: Wie definieren Sie Erfolg?

Dieter Rieser: Kurz gesagt: Wenn der Termin gehalten wird! Wenn die Arbeit Spaß macht

und alle hinter dem Projekt stehen. Wenn es mir gelingt, die Mitarbeiter so zu motivieren,

dass sie jederzeit ihren Arbeitseinsatz bringen! Wenn dies alles funktioniert, ist das Einhalten

der Termine eine Kleinigkeit. Der Erfolg liegt in der Gemeinschaft. Nur wenn alle am gleichen

Strang ziehen, habe ich auch Erfolg. Dafür kremple ich gerne die Ärmel hoch!

Lale Ertopcu für ZEITGEIST at work