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Natur+Umwelt BUNDmagazin in Bayern www.bund-naturschutz.de Heft 3-2013 95. Jahrgang 3. Quartal 10% natürliche Entwicklung Staatswald bewirtschaftung ZERSIEDELUNG naturverträgliche Landwirtschaft ökologische Vorrangflächen Landesentwicklungsplan GENTECHNISCHE FREILANDVERSUCHE Steigerwald Nationalpark Wald Atomausstieg Klimaschutzgesetz Priorität Natur- und Umweltschutz Energieeinsparung ENERGIE WENDE Artenvielfalt Flächenschutz zukunftsfähiges Bayern artgerechte Tierhaltung Lebensqualität Finanzmittel für den Naturschutz Erneuerbare Energien Abbau umwelt schädlicher Subventionen dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung Sanierung und Erhaltung des Strassen-Bestandsnetzes Wald Wald Landes entwicklungs plan Energie ein sparung Energie einsparung art gerechte Tier haltung öko logische Vorrang flächen natur verträgliche Land wirtschaft Priorität Natur- und Umwelt- schutz Artenvielfalt Artenvielfalt Artenvielfalt Z E R S I E D E L U N G WENDE ENERGIE Flächen schutz bayern landtagswahl 9-2013 AUSBAU FLUGHAFEN

Natur + Umwelt 3-2013

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Page 1: Natur + Umwelt 3-2013

Natur+UmweltBUNDmagazin in Bayernwww.bund-naturschutz.de

Heft 3-2013 95. Jahrgang3. Quartal

10% natürliche Entwicklung Staatswald bewirtschaftung

Z E R S I E D E L U N G

naturverträgliche Landwirtschaft

ökologische Vorrangflächen

Landesentwicklungsplan

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A U S B A U F L U G H A F E N

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Helfen Sie mit, sie oder ihn zu finden und spre-chen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BN an.

Unser Jubiläumsmitglied und sein Werber/seine Werberin bekommen jeweils einen exklusiven Geschenkkorb mit Produkten aus BN-Projekten, wie z.B. Kirschlikör aus Kalchreuther Kirschen,

„Grünspecht-Apfelsaft“ von Streuobst-wiesen aus Ansbach, Leberwurst und Schafwollsocken vom Rhönschaf und Salami aus dem Hofer Weiderindpro-jekt. Außerdem im Korb: ein Plüsch-biber, ein Kochbuch mit Kirschrezep-ten und der Wanderführer „Gerettete Landschaften“.

Das 200 000ste Mitglied – werben doch sicher Sie, oder?

Mehr als 195 000 Mitglieder und Förderer hat der BN mittlerweile. Jetzt freuen wir uns auf das 200 000ste Mitglied.

Eine Beitrittskarte finden Sie im Heft. Vielen Dank für Ihr Engagement!

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für das 200 000ste

Mitglied und seinen

Werber/Werberin

Page 3: Natur + Umwelt 3-2013

[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 3

Natur + Umwelt 3-2013

Sinnvoll reisenEine neue BUND-Reise in die Elbtalauen bietet nicht nur spannende Vogelbeobachtung, sondern auch die Teilnahme an einer Pflanzaktion.Seite 9

Inhalt BUND Naturschutz Bayern

4 Intern Delegiertenver-sammlung in Nürnberg, Informationen zur Um stellung auf SEPA

6 Leserbriefe

7 Porträt Elisabeth Bahr

8 Ratgeber Dörren, einwecken, haltbar machen – Tipps für die Erntezeit

9 Reiseseite

10 Titelthema

18/19 100 Jahre BN Impressionen des Jubiläumsjahres

20 100 Jahre ÖNB

21 Ehrensache Der BN bietet viele Möglichkeiten, sich eh-renamtlich zu engagieren

22/23 Aktuelle Kurzmeldungen

24/25 Natur schützen

26 Der BN-Symbolbaum Die Linde im Pflanzenporträt

27 Fotoseite

28/29 Kinderseite

30 Neue Bedrohung Das AKW Gundremmingen soll hoch-gefahren werden. Und mehr Regionales

38 Bildung

39 Termine, Impressum

Inhalt BUND

B1 Editorial und Inhalt

B2 Magazin Kurznachrichten

B4 Kommentar Zeit für Reformen

B6 Schwerpunktthema Die Bun-destagswahl am 22. September entscheidet auch Deutschlands künftige Umweltpolitik.

B15 Aktion Aktiv gegen Massentierhaltung

B18 Zur Zeit

B20 Biosphärenreservat Rügen

B22 ToxFox Neue Kosmetik-App spürt Schadstoffe auf

B24 Aktiv

B26 Internationales

B28 Junge Seite Kreative Aktionen gegen Tierelend in Agrar-fabriken

B30 Persönlich Hiltrud Buddemeier

Liebe

Lese

r Im April war das Donaufest zum ersten Mal ein Freuden-fest, denn der Staustufenausbau ist wohl abgewendet. Nur wenige Wochen später starrte ganz Bayern fassungs-los auf die apokalyptischen Bilder des Donau-Hochwas-sers. Auch Niederalteich war geflutet. Diese Katastrophe zeigt, dass die Folgen von Politik jede und jeden betreffen – im positiven wie im negativen Sinn.

Die Entscheidung für den sanften Donau-Ausbau und zahllose gerettete Landschaften beweisen, dass die be-liebte Ausrede aller Politikverdrossenen »Die machen doch eh, was sie wollen« so nicht stimmt. Bürger können Ein-fluss nehmen. Am Wahltag, aber nicht nur. Auch nach der Landtagswahl sollten alle Naturschützer der Regierung genau auf die Finger schauen – und sich unter anderem für einen ökologischen, wirksamen Hochwasserschutz stark machen.

Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

Batmans bayerische FreundeIm Landkreis Forchheim belauschen Fledermaus-schützer seit drei Jahren die nächtlichen Jäger – mit erstaun lichen Ergebnissen.Seite 24/25

Sie haben die Wahl!Am 15. September ist Landtagswahl. Wir erläutern die zentralen Forde-rungen des BN an die künftige bayerische Regierung. Außerdem: Ja-/Nein-Antworten der Parteien auf zwölf Fragen des BNAb Seite 10

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4 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Söder attestierte dem BN, »eine der kompetentesten Organisati-

onen in Bayern« zu sein. Auch wenn er den Delegierten kein Umdenken der Regierung in Sachen National-park Steigerwald versprechen konn-te, wurde seine Rede wegen seines unbestrittenen Einsatzes für die Donau doch sehr wohlwollend auf-genommen. Als Erinnerung erhielt der Minister einen Plüschbiber und den Wanderführer »Gerettete Land-schaften«. Neu gewählt wurde 2013 der Beirat. Ein Teil der Beiräte wurde von der DV gewählt, die rest-lichen entsenden die JBN und die

Kreisvorstandsversammlungen aus den Planungsgremien. Die schei-denden Beiräte, viele von ihnen altgediente BN-Aktive, wurden mit einer Ehrung verabschiedet. Dem Gebot der Transparenz ent-sprechend, wurde auch diesmal der Verbandshaushalt von Landes-schatzmeister Helmut Steininger vorgestellt. Trotz der gestiegenen Einnahmen ist strenge Haushalts-disziplin erforderlich, weil auf der anderen Seite die Ausgaben steigen, um alle Aufgaben bewältigen zu können.

Beiträge von Mitgliedern und Förderern7060000 Euro

Gesamteinnahmen(abzügl. Rücklagezuführung)

11,7 Mio. Euro

Erbschaften587000 Euro

Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1475000 Euro

sonstige Einnahmen134000 Euro

Arten- und Biotopschutz1965000 Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke883000 Euro

Natur- und Umweltschutz638000 Euro

Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1920000 Euro

Bildungsarbeit553000 Euro

Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«735000 Euro

Information der Bevölkerung, Öffentlich-keitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung2400000 Euro

Deutschlandweiter undinternationaler Umweltschutz755000 Euro

Unterstützung der Jugendarbeit255000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutzveranstaltungen302000 Euro

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1194000 Euro

Investitionen, Baumaßnahmen127000 Euro

Gesamtausgaben11,7 Mio. Euro

Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen322000 Euro

Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte2276000 Euro

Beiträge von Mitgliedern und Förderern7060000 Euro

Gesamteinnahmen(abzügl. Rücklagezuführung)

11,7 Mio. Euro

Erbschaften587000 Euro

Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1475000 Euro

sonstige Einnahmen134000 Euro

Arten- und Biotopschutz1965000 Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke883000 Euro

Natur- und Umweltschutz638000 Euro

Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1920000 Euro

Bildungsarbeit553000 Euro

Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«735000 Euro

Information der Bevölkerung, Öffentlich-keitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung2400000 Euro

Deutschlandweiter undinternationaler Umweltschutz755000 Euro

Unterstützung der Jugendarbeit255000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutzveranstaltungen302000 Euro

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1194000 Euro

Investitionen, Baumaßnahmen127000 Euro

Gesamtausgaben11,7 Mio. Euro

Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen322000 Euro

Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte2276000 Euro

Delegiertenversammlung in Nürnberg

Bayerns Lebensgrundlagen bewahren

Im Jubiläumsjahr fand die Delegiertenversammlung des BUND Naturschutz in Mittel-

franken statt. Mit dem Leit-antrag »Bayerns Lebensgrund-lagen bewahren« forderte der

Verband die Politik im Wahl-jahr auf, den Themen des

Natur- und Umweltschutzes, der Energiewende und einer

Abkehr vom Flächenfraß end-lich Priorität einzuräumen

(mehr dazu im Titelthema ab Seite 10). Als Redner war

Staatsminister Dr. Markus Söder zu Gast auf der DV.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 5

M it einem glanzvollen Festakt hat der BUND Naturschutz

in Bayern e.V. am 29. Juni im Münchner Prinzregententheater sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Altgediente und junge BN-Aktive kamen zusammen, Gäste und Part-ner des BN kamen ins Gespräch. Die Rückmeldungen auf die große Jubi-läumsfeier waren durchwegs positiv. Deshalb möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen bedanken, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben.

Den zahlreichen Gratulanten schloss sich auch Bayerns Minister-präsident Horst Seehofer an. Er er-klärte in einer Pressemitteilung: »Der BUND Naturschutz ist kriti-scher und konstruktiver Partner der Staatsregierung im Ringen um die besten Lösungen für Bayerns Um-weltschutz und seine unverwechsel-baren Landschaften und Natur-schätze. Unser Dank gilt dem uner-müdlichen Einsatz der vielen Mit-glieder für bedrohte Tierarten und Pflanzen, für unsere Nationalparks und Naturparks in Bayern. Die vie-len Tausend Aktiven des BN, darun-ter zahlreiche Ehrenamtliche, sind ein Glücksfall für unsere Umwelt, für unsere bayerische Heimat.« Als »Unruhegeister« im positivsten Wortsinne würdigte der Festredner, SZ-Chefredakteur Dr. Heribert Prantl, die BN-Aktiven. In Anleh-nung an die Bergpredigt sagte er: »Selig sind die Unruhegeister, denn sie werden uns die Heimat erhal-ten.«

Wir können stolz sein auf un-seren Verband und das, was wir im Laufe dieser 100 Jahre erreicht haben. Aber wir werden uns nicht auf diesen Erfolgen ausruhen, denn große Herausforderungen liegen vor uns. Für die nähere Zukunft haben wir uns erst einmal vorgenommen, noch größer und schlagkräftiger zu werden: Im Jubiläumsjahr 2013 möchten wir das 200 000ste Mitglied begrüßen. In Sachen Natur- und Umweltschutz gibt es auch nach 100 Jahren noch viele »offene Baustel-len«: Unser Engagement für eine an-dere Ernährungskultur und für die

bäuerliche Landwirtschaft ist ge-nauso gefordert wie der Kampf gegen industrielle Landwirtschaft, Patentierung und Gentechnik. Auch die Umsetzung einer echten öko-logischen Energiewende und der Stopp des Bodenverbrauchs in Bayern nach wie vor weiterhin unse-ren Einsatz. Weiterhin engagieren werden wir uns auch für Bürger-parti zipation – auch in Form von Volksbegehren auf Bundesebene. Wir werden deshalb unsere Bündnis arbeit ausbauen, denn wir wissen: je breiter die Bündnisse, umso größer die Chancen zur Durchsetzung unserer Ziele.

Wichtige Weichen für die Zukunft werden in diesem Jahr aber nicht nur beim BN gestellt, sondern auch in der Politik. Im September finden Landtags- und Bundestagswahlen statt. Dann entscheiden Sie darüber, ob in Bayern und auf Bundes- ebene Naturschutz- und Umweltpo-litik gestärkt und Bayerns Schönheit nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten verteidigt wird. Das Schwerpunktthema in dieser »Natur+Umwelt« informiert Sie über die Standpunkte der Parteien zu Fragen des Umweltschutzes. Mehr zu den Kandidaten für den Bundes-tag finden Sie auf www.bund.net im »Kandidatencheck«. Bilden Sie sich Ihre Meinung und geben Sie Ihre Stimme den Kandidaten, die am ehesten die Gewähr bieten, sich für den Schutz der natürlichen Lebens-grundlagen einzusetzen.

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Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

BN ändert Zahlungsverkehr

Zum 1. Februar 2014 treten in der EU weitreichende Änderungen

beim Zahlungsverkehr in Kraft. Ziel ist es, Finanztransaktionen europaweit zu vereinheitlichen und zugleich sicherer zu machen. Die Neuerungen betreffen auch die Überweisung der Mitgliedsbeiträge an den BUND Naturschutz. Wer für

die Bezahlung seines Beitrags das Lastschriftverfahren nutzt, braucht sich darum nicht zu kümmern Der BN wird die erteilte Einzugsermäch-tigung in ein SEPA-Lastschriften-mandat ändern. Den Mitglieds-beitrag in bisheriger Höhe zieht der Verband dann mit einer SEPA- Lastschrift ein. Auch die Fälligkeit ändert sich nicht: Der Fälligkeitstag für jährliche Beiträge ist der 10. Ja-nuar oder der 10. Juli. Der Fällig-keitstag bei allen anderen Zahlern ist der vorletzte Arbeitstag des Mo-nats. Wer noch nicht am Lastschrift-verfahren teilnimmt, könnte das bei dieser Gelegenheit ändern. Der BN bittet alle Mitglieder, eine Ein-zugsermächtigung auszustellen (möglich auch auf www.bund- naturschutz.de/einzugsermaechti-gung). Dies spart Arbeitszeit, Papier und Porto. Das eingesparte Geld steht dann für die Naturschutz-arbeit zur Verfügung. In der nächsten N+U informiert der BN ausführlich über die Umstellung.

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Schreiben Sie uns!Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, [email protected] können gekürzt werden.

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gigantische Schädigung und Zer-störung unserer Umwelt, bedeutet für Natur und Landschaft eine Kata-strophe mit nur negativen Auswir-kungen. Wir sehen heute schon einen völligen Landschaftswandel: Aus einer historisch gewachsenen Natur- und Kulturlandschaft ent-steht eine »Energielandschaft« mit öden Monokulturen, lebensfeind-lichen Maisanbauflächen, Biogas-anlagen, Agrarfabriken (statt Bau-ernhöfen), landschaftsfressenden Fotovoltaikflächen und Windener-gieanlagen. Die Monotonisierung auf Kosten der Natur zerstört unser Land, wobei das Bewusstsein der Bevölkerung meist noch auf dem Stand von »Atomkraft – nein danke« stehengeblieben ist, wo doch die »Kollateralschäden« der Energie-wende schon unübersehbar gewor-den sind. Eine Umkehr, weg von dieser Naturzerstörung, erscheint angesichts des Bewusstseinsstandes unserer Politiker kaum noch denk-bar.Dr. med. Klaus Pillhatsch, Regensburg

Kein Kraftwerk am Jochberg!Zur Regionalseite Oberbayern in N+U 2/2013Am Jochberg soll ein Pumpspei-cher-Kraftwerk gebaut werden, so ein Schmarrn! Hat schon jemand nachgerechnet, wie viel Gewicht drei Millionen Kubikmeter Wasser ausmachen (Erddruck) bzw. wie viel Wasser im Kalkalpin davon laufen kann (fragt mal bei der DBAG zu den Kosten der Neubaustrecke Ingolstadt– Nürnberg durch den Jura – jeder Geologie-Student hätte vorhersagen können, dass da Spal-ten und Klüfte sind). Dabei liegt ca. 700 Meter tiefer ein Musterbeispiel für ein potenzielles Pumpspeicher-Kraftwerk, das Walchenseekraft-werk. Aber E.ON weigert sich be-harrlich, entsprechende Planungen in Betracht zu ziehen. Nur: die Ge-

genargumente, die von dort ge-bracht werden (Trinkwasserschutz, Schwankungen des Seespiegels usw.) gelten genauso für ein Werk am Jochberg! Im Übrigen ist Bayern mit Speicherkraftwerken an jedem bedeutenderen Fluss »gesegnet« – mir hat noch niemand sagen kön-nen, warum die nicht in Pumpspei-cherkraftwerke umgebaut werden können (auch ohne die EU-Wasser-rechts-Rahmenrichtlinie gravieren-der als bisher zu verletzten). Die Schwankungen in den Oberwassern (Stauseen) und der Hochwasser-schutz (das lässt sich regeln) dürf-ten keine Argumente sein. Und die Durchlässigkeit der Staustufen für Fische ist ohnehin vorgeschrieben! Ohne der Energieallianz Bayern zu nahe treten zu wollen, aber sind Riesen-Investitionen in »zweifelhaf-te« Projekte immer der Weisheit letzter Schluss? Hans-Ulrich Sinner, München

Die Energiewende bewegt nach wie vor die GemüterDie »Energiewende« bedeutet, so-weit man bisher absehen kann, eine

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 7

E s ist einer der wenigen schönen Frühsommertage in diesem Jahr, an dem Elisabeth Bahr, 65, auf der

Wiese hinter ihrem Haus in der Sonne liegen kann. Sie genießt den Ausblick und zählt neun Störche, die heute über das mittelfränkische Dorf Oberhöchstädt, in dem sie seit 1999 lebt, hinwegziehen. Allerdings stimmt das Bild so nicht ganz. Denn Elisabeth Bahr liegt nicht in der Blumenwiese, sondern steht dort mit ihrem hoch-modernen elektrischen Rollstuhl, der sie auf Knopf-druck in jede erdenkliche Körperlage bringt. Mit Beto-nung auf Knopfdruck, denn zu mehr ist Elisabeth Bahr kaum noch fähig, seit sie vor einigen Jahren eine schwere neuromuskuläre Erkrankung mit der Diagno-se ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) ereilte.

Lahmgelegt, aber quicklebendigIm Lauf der Zeit hat die unheilbare und unaufhaltsame Krankheit, die durch den britischen Physiker Stephen Hawking weltbekannt wurde, fast ihren ganzen Körper lahmgelegt – nicht jedoch ihren Kopf. Mit dem ist sie so hellwach, präsent und schlagfertig wie eh und je und so lebensbejahend, wie es vielleicht nur eine Frohnatur aus dem Rheinland, von wo sie stammt, in dieser Situ-ation sein kann. Noch immer erzählt sie sprühend vor Wortwitz, schwärmt euphorisch oder redet sich, wenn nötig, richtig in Rage.

25 Jahre lang hat Elisabeth Bahr als engagierte Vor-sitzende der BN-Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenau-rach, als Mitglied des BN-Landesbeirates und als aner-kannte Kommunalpolitikerin mit Temperament und Leidenschaft die natürlichen Lebensgrundlagen ihrer zweiten Heimat verteidigt, geschützt und wo immer möglich auch verbessert. Schwere Umweltsünden wie eine Müllverbrennungsanlage bei Herzogenaurach, das Kohlekraftwerk Franken III, einen Golfplatz in un-mittelbarer Nachbarschaft zu einem Naturschutzge-biet oder einen gigantischen Autohof im Aischtal konnte sie mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern im BN verhindern. Im Kampf gegen die umweltschäd-lichen Machenschaften der industriellen Entenmast-anlage der Firma Wichmann gelang es ihr, dass wesent-liche Auflagen endlich eingehalten werden mussten.

Sich vorzustellen, wie Elisabeth Bahr anfangs als junge, ebenso bunt wie alternativ gekleidete, stark

frauenbewegte Naturschützerin, als alleinerziehende Mutter von vier Kindern und als kompromisslose Grüne bei ihren neuen Nachbarn auf dem Land ange-kommen sein muss, fällt nicht so schwer. Doch mit der ihr eigenen Zähigkeit, mit kluger Überzeugungskraft und ohne jegliche Arroganz schaffte sie es, dass ihr auch konservative Landwirte oder verstockte Bauern-verbandsfunktionäre irgendwann mit Respekt begeg-neten. Dass sie schließlich von der Dorfbevölkerung in Oberhöchstädt gebeten wurde, als Bürger-meisterin zu kandidieren, ist der beste Be- leg ihrer einnehmenden Persönlichkeit.

Ehrung mit NaturschutzmedailleIhre Erkrankung erlaubte es nicht mehr, diese neue Herausforderung anzuneh-men. »Mein körperlicher Zustand hat all dem schnell einen Schlusspunkt gesetzt«, erzählt sie heute offen und scheinbar ohne Wehmut. »Jetzt bin ich froh über das, was wir hier gemeinsam alles geschafft haben.« Zum Beispiel, dass die Kreisgrup-pe über viele Jahre hinweg Teiche im Mohrhofgebiet erworben und daraus in beispielhafter praktischer Naturschutzar-beit eines der großen Erfolgsprojekte des bayerischen Arten- und Bio topschutzes gemacht hat. »Nun genügt es mir, das Erreichte geduldig zu genießen«, sagt sie, »und sei es, dass ich die Störche am Himmel über mei-nem Garten zähle.«

Dennoch hat sich Elisabeth Bahr nicht vollständig aus der umweltpolitischen Verbandsarbeit zurückge-zogen. Als die Heinrich-Böll-Stiftung 2012 eine Studie über »Braune Ökologen« veröffentlicht, regt sie an, dass der BN schon rein vorsorglich gegen derartige Ge-fahren wirkungsvolle Schutzmechanismen entwickelt. Kein Wunder also, dass der BUND Naturschutz sie auf seiner diesjährigen Delegiertenversammlung für ihren aufrechten ökologischen Lebensweg, von dem sie auch ihr schweres Leiden nicht abbringen konnte, mit der Bayerischen Naturschutzmedaille ausgezeichnet hat. »Liebe Elisabeth«, schloss Landesvorsitzender Hubert Weiger seine lange Laudatio schlicht und ergreifend, »wir verdanken dir so viel.«

»Viel zu verdanken«Für ihr jahrzehnte-langes Engage-ment im BN und ihre ökologische Lebensleistung wurde Elisabeth Bahr jetzt mit der Bayerischen Natur-schutzmedaille ausgezeichnet. Hubert Weiger und Doris Tropper über-reichten die Aus-zeichnung.

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KontaktElisabeth Bahr, Oberhöchstädt, Dachsbach, E-Mail eli.bahr@ t-online.de

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Elisabeth Bahr

Respekt, Frau Bahr!Naturschutz lebt – von Menschen, die nicht aufge-ben. Elisabeth Bahr, Ehrenvorsitzende der BN-Kreis-gruppe Höchstadt-Herzogenaurach, setzt auch im Kampf gegen ihre unheilbare Krankheit auf Tugen-den und Fähigkeiten aus ihrem jahrzehntelangen Umweltengagement. Von Christoph Markl-Meider

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8 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Gärten und Läden quellen derzeit über von fri-schem Obst und Gemüse. Nie fällt es leichter, sich

regional zu ernähren als in der üppigsten Zeit des Jah-res. Da ist es hilfreich, mit ein paar Tricks die Äpfel vor dem Verschrumpeln zu bewahren oder das Auskeimen der Kartoffeln zu verzögern. Wer weiß, wie er einen Berg Mangold als Winterdelikatesse haltbar machen kann, der hat die Möglichkeit, sich ein Stück Sommer im eigenen Vorratsregal aufzuheben.

Keine Äpfel neben Kartoffeln Schon beim Lagern frischer Lebensmittel gibt es einige Kniffe, die ihre Haltbarkeit erhöhen kann. Wer ohnehin einen neuen Kühlschrank benötigt, sollte auf ein mo-dernes Gemüsefach achten. Bis auf wenige Ausnah-men – wie Tomaten, Bananen, Auberginen – halten be-sonders niedrige Temperaturen viele Obst- und Gemü-sesorten deutlich länger frisch.

Aber auch im Obstkorb kann eine überlegte Platzie-rung Wunder wirken, Stichwort Ethylen. Eine Reihe von Früchten scheidet dieses Gas aus, besonders Äpfel, aber auch Pfirsiche oder Pflaumen. Diese Früchte rei-fen nach und kontrollieren durch das Gas ihren Rei-fungsprozess. Ethylenempfindliche Lebensmittel wie Gurken und Tomaten reagieren darauf mit vorzeitigem Zerfall, Kartoffeln mit Austreiben. Finden Sie daher möglichst getrennte Lagerstätten.

Kühl und dunkel sollte übrigens alles Obst und Ge-müse gelagert werden. Achten Sie auch auf gute Belüf-tung. Holzkisten mit fliegenvergitterten Ritzen zur Un-terseite können in einer kühlen, schattigen Ecke der Wohnung den Kartoffelkeller gut ersetzen. Ethylen ist schwerer als Luft, sinkt also aus nicht geschlossenen Obstkisten heraus zu Boden.

Einlegen, einkochen und ansetzen Was in den vergangenen Jahrzehnten aus vielen Haus-halten verschwunden ist, erfährt derzeit eine Renais-sance: Viele Menschen entdecken die Vorzüge haus-gemachter Marmeladen und eingelegter Gemüse wieder – und holen den alten Sauerkrauttopf vom Dachboden.

Beachten Sie aber: Durch Kochen nehmen die ent-haltenen Vitamine Schaden. Wer also absehen kann, dass er sein großes Gurkenglas im nächsten Halbjahr leeren wird, kann auf die etwa halbstündige Sterilisa-tion im Kochtopf verzichten und sich mit dem Einle-gen in Essig begnügen.

Sauerkraut aus Weiß- oder Rotkohl ist besonders vitaminreich, hier übernimmt die Milchsäuregärung unter Luftabschluss die Konservierung. Die Herstel-lung ist einfach, es dauert allerdings gut sechs Wochen, bis der Kohl zum Kraut geworden ist. Dauert Ihnen das zu lange, können Sie verschiedene Gemüsesorten auch einfach mit Salz konservieren: Im Kühlschrank halten sich die geschlossenen Gläser oft mehrere Monate.

Zehn Tipps für die regionale Frische Lagern Sie Äpfel und andere nachreifende Früchte

nicht in der Nähe von ethylenempfindlichem Obst. Lagern Sie Obst und Gemüse möglichst getrennt. Auch im Kühlschrank sollten nachreifende Früchte

unter nicht-nachreifenden gelagert werden. Ob Keller oder Kiste: Sorgen Sie regelmäßig für

Frischluft, Sauerstoff bremst Abbauprozesse. Der BUND bietet fürs Einlagern hölzerne Apfelstie-

gen und Kartoffelhorden an, siehe: www.bundladen.de, Tel. 0 30-2 75 86-4 80, [email protected]

Lagern Sie nur unbeschädigtes Obst und Gemüse, faule oder angeschlagene Stellen sollten Sie bald entfernen. Kontrollieren Sie Eingelagertes daher re- gelmäßig. Beschädigte Früchte konservieren Sie möglichst direkt durch Einlegen oder Einkochen.

Achten Sie beim Kauf eines neuen Kühlschranks auf ein Obst- und Gemüsefach mit Temperaturen um den Gefrierpunkt, das erhöht die Haltbarkeit deut-lich.

Viele regionale Gemüsesorten halten sich gesalzen monatelang in Kühlschrank oder Keller.

Was Sie in den nächsten Monaten verzehren, muss nicht aufwendig sterilisiert werden – die Einkochzeit wird deutlich kürzer, mehr Vitamine bleiben erhal-ten.

Experimentieren Sie mit alten Methoden wie der Krautherstellung: Rot- und Weißkohl im Krautfass bieten Abwechslung, die es nicht zu kaufen gibt.

Volker Eidems

Obst und Gemüse konservieren

Was lange hält – bleibt gut! Wie können wir die Fülle, die uns die Erntezeit liefert, so verwerten, dass wir möglichst lange etwas davon haben? Und damit wir regionale Lebensmittel noch über die Saison hinaus vorrätig haben?

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Page 9: Natur + Umwelt 3-2013

[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 9

und Zwergschwäne, Saat- und Blessgänse sowie Pfeif-, Krick-, Knäk-, Spieß- und Löffelenten be-obachten.

Den wohl schönsten Lohn für sein engagiertes Naturschutzprojekt hat Lenzen bereits eingefah-ren: Im Gegensatz zu anderen Städten blieb es im Frühjahr 2013 von größeren Überschwemmungs-schäden verschont.

Selbst Hand anlegenMit ihrer 1075 Jahre alten Geschichte ist Lenzen eine der ältesten Städte der Region Prignitz. Nahe der Burg liegt der »Stumpfe Turm«, an dem noch Reste der mittelalterlichen Stadtmauer zu sehen sind. Im Ort wird regionales Handwerk lebendig. In einer Schauwerkstatt bekommen die BN-Rei-senden Einblicke in die Kunst des Filzens und die Kreisläufe einer nachhaltigen Regionalwirtschaft.

Auf dem Programm steht außerdem eines der schönsten Moore Brandenburgs. Mit dem Moor-see, den ausgedehnten Schilfgürteln, quellenrei-chen Moorwäldern und Feuchtwiesen bietet das Rambower Moor Arten wie der Großen Rohrdom-mel und dem Großen Feuerfalter einen Lebens-raum. Auch hier legen die Teilnehmer ordentlich Hand an und entbuschen das Moor. Mittagessen gibt es in der Scheune und gegen kalte Hände heißen Apfelsaft aus der Region.

Am letzten Tag der Aktivreise erkunden die Teilneh-mer das Grüne Band zwischen Elbe und Arendsee. Der Weg führt zu Binnendünen, Heiden und Sandtrocken-rasen – Tummelplatz für Ziegenmelker, zahlreiche Rep-tilien und Insekten. Hier muss der Kiefernaufwuchs regelmäßig entfernt werden. Die herrliche Belohnung am Ende des Tages: Im Abendlicht lassen sich Tausen-de Wildgänse auf dem Arendsee nieder. Wieder eine dieser Sensationen im Land der Vögel. Heidi Tiefenthaler

Zur Herbstzeit ist das Biosphärenreservat Flussland-schaft Elbe Zuwanderungsland: Tausende von

Wildgänsen und Kranichen rasten auf den weiten Überschwemmungsflächen. Auf den abgeernteten Fel-dern der Elbmarschen treffen die ersten Saatgänse ein. Das Schutzgebiet erstreckt sich über einen etwa 400 Kilometer langen Abschnitt der Mittelelbe, eine der letzten naturnahen Stromlandschaften Mitteleuropas. Das BUND-Besucherzentrum Burg Lenzen ist ein idea-ler Ausgangspunkt, um diese urwüchsige Landschaft zu erkunden. Es bietet einen vier Hektar großen Park, ein Informationszentrum zur Flusslandschaft am Grü-nen Band und ein Hotel. Im Burgrestaurant werden die Gäste mit regionaler Bioküche verwöhnt.

Nur einen Kilometer entfernt haben die Lenzener ihrem Fluss wieder zu seinem Recht verholfen. Dort wurde die jahrhundertealte Deichlinie um mehr als einen Kilometer landeinwärts verlegt – die bisher größ-te Rückdeichungsaktion in Deutschland. Damit be-kommt nicht nur die Elbe mehr Raum, sondern auch einer der wertvollsten und mittlerweile leider auch sel-tensten Lebensräume Deutschlands, der Auwald. Etwa 170 Hektar Wald wurden im Projekt bereits gepflanzt. Rund 300 sollen es letztendlich werden, auch mithilfe der Aktivtouristen der BN-Reise. Sie pflanzen junge Laubbäume, die dann zu einer wertvollen Hartholzaue heranwachsen.

Bereits jetzt ist das Gebiet ein Paradies für Tierarten wie Biber, Weiß- und Schwarzstorch, Kranich und Seeadler. Während des herbstlichen Vogelzugs kann man hier arktische Überwinterungsgäste wie Sing-

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Natur erkunden und mitgestaltenAktivreise in einen der artenreichsten Lebens-räume Mitteleuropas 2. bis 8. November 2013 695 Euro pro Person

(DZ und HP, mittags Picknick); für Nicht- mitglieder 720 Euro

30 Euro Zuschlag für Einzelzimmer

Für Kurzentschlossene: Die im Frühjahr wegen des Hochwassers verschobene Reise in die Flusslandschaft Elbe findet vom 15. bis 22. September statt.Weitere Infos und Anmel-dung unter BUND-Reisen, Reise center am Strese-mannplatz, Tel. 09 11 -5 88 88 20, [email protected], www. bund-reisen.de

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LandeanflugDie Flussauen an der Elbe sind ein wertvoller Lebens-raum für viele Vogelarten wie diese Gänse.

Mit anpackenIm Rahmen der Reise pflanzen die Teilnehmer auch Bäume für die Elbtalauen.

BN-Reise Flusslandschaft Elbe

Im Land der Vögel

Sinnvoll reisen – geht das eigentlich? Aber sicher! Eine neue Aktivreise des BN führt in die Weite der Flussauen und Moore an der Elbe. Dort bauen die Teilnehmer mit an einer besseren Zukunft für Rohrdommel & Co.

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10% natürliche Entwicklung Staatswald bewirtschaftung

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ArtenvielfaltArtenvielfalt

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Der BN kann aber ebenso aufzeigen, wer in der Vergangen-heit im Landtag die Hand für Naturzerstörung und gra-

vierende Fehlentwicklungen gehoben hat. In allen Landtags-fraktionen brauchen wir mehr Politikerinnen und Politiker, die sich für die Bewahrung von Bayerns Schönheit, für den sofortigen Atomausstieg oder die Förderung einer bäuer-lichen, gentechnikfreien Landwirtschaft einsetzen. Wir wissen aus vielen Umfragen, dass den Menschen in Bayern der Naturschutz enorm wichtig ist. Doch mit den konkreten Naturschutzanliegen müssen die Landtagsabgeordneten auch direkt in ihrem Wahlkreis konfrontiert werden.

Denn die Milliardenschäden der jüngsten Hochwasser-katastrophe wurden auch von Landtagsabgeordneten mit-verursacht, die für neue Staatsstraßen in Überschwem-mungsgebieten gestimmt, in der Landesplanung wirksame Regeln gegen den Flächenfraß auf der »grünen Wiese« verhin-dert oder einen verpflichtenden Schutzstreifen an Bächen und Flüssen abgelehnt haben. Wenn in der eigenen Heimat bis an den Rand des Bachs geackert wird und damit Pestizide, Gülle und Bodenabtrag vom Maisacker direkt in die Gewässer kommen, wenn Flüsse begradigt und kanalisiert statt Auen renaturiert werden, hat dies immer mit politischen Entschei-dungen zu tun, die auch im Landtag getroffen werden.

Prüfen Sie daher nicht nur, wem Sie Ihre Stimme geben, sondern suchen Sie auch nach der Wahl das Gespräch mit Ihren Wahlkreisabgeordneten. Wir geben Ihnen auf den fol-genden Seiten Kriterien an die Hand, wie Sie Wahlprogram-me und politische Aussagen selbst kritisch beurteilen kön-nen. Zu zwölf Kernfragen des BUND Naturschutz haben sich die Parteispitzen mit klaren Ja-/Nein-Antworten geäußert, ihre differenzierteren Positionen finden Sie im Internet unter www.bund-naturschutz.de/landtagswahl-2013.

Die wichtigste Bitte: Gehen Sie wählen und bleiben Sie politisch aktiv, egal, welche Mehrheiten es im kommenden Landtag gibt. Denn die Erfolge des BUND Naturschutz in seiner hundertjährigen Geschichte vom Aus für die WAA in Wackersdorf bis zum Schutz der frei fließenden Donau in Niederbayern zeigen ganz klar: Politik ist veränderbar.

Hubert Weiger Richard Mergner

10% natürliche Entwicklung Staatswald bewirtschaftung

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naturverträgliche Landwirtschaft

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Sanierung und Erhaltung des Strassen-Bestandsnetzes

ArtenvielfaltArtenvielfalt

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Flächenschutz

Sie haben die Wahl

Landtagswahl in Bayern

Am 15. September wird in Bayern der Landtag neu gewählt. Der BUND Naturschutz ist parteipolitisch neutral. Gerade deshalb kann er unvoreingenommen als »grünes Gewissen Bayerns« aufzeigen, welche politischen Entscheidungen die Lebensgrundlagen sichern.

[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 11

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12 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

D ie jüngsten Demos gegen Atomkraft oder die große »Mia hams satt!«-Demo in München zeigen deut-

lich: Es gibt noch viel zu tun für engagierte Naturschüt-zer. Auch das katastrophale Hochwasser, das Bayern kürzlich heimsuchte, hat dramatische Versäumnisse aufgezeigt. Doch wie soll die künftige Umweltpolitik des Freistaats aussehen? Und wie stehen die politi-schen Parteien zu den Kernforderungen des BN?

Wir haben die Parteien gebeten, auf zwölf zentrale Fragen mit einem klaren Ja oder Nein zu antworten. Die Antworten auf diese Fragen bieten einen schnellen Überblick. Von SPD, Freien Wählern und FDP haben wir zu den Ja-/Nein-Antworten kurze Stellungnahmen bekommen, die Sie online nachlesen können, von der CSU gab es statt klarem Ja oder Nein ausschließlich Stellungnahmen. Wir haben versucht, daraus eine ein-deutige Antwort herauszulesen. Wo dies nicht möglich war, ist ein Fragezeichen abgedruckt.

Zu fünf für die Zukunft des Umweltschutzes in Bay-ern besonders wichtigen Themen erläutern auf Seite 14 bis 17 unsere Fachreferenten die zentralen Forderun-gen des Verbandes. Den Parteien haben wir die Gele-genheit gegeben, dazu ausführlicher Stellung zu neh-men. (lf)

Diese Stellungnahmen und die Erläuterungen zu den Ja-/ Nein-Fragen können Sie nachlesen auf:www.bund-naturschutz.de/landtagswahl-2013

NachgefragtEin Nationalpark im Steigerwald? Eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen? Der BUND Naturschutz wollte vor der Landtags-wahl am 15. September klare Aussagen von den politischen Parteien.

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Abbau umweltschädlicher Subventionen

Sanierung und Erhaltung des Strassen-Bestandsnetzes

CSU SPD Grüne Freie Wähler FDP ödp Linke

1. Setzen Sie sich für den sofortigen Atomausstieg, das heißt das Abschalten der bayerischen Atomkraftwerke nein ja ja nein nein ja ja ohne schuldhaftes Verzögern ein?

2. Werden Sie ein eigenes bayerisches Klimaschutzgesetz mit konkreten Zielsetzungen zur Energieeinsparung in allen Bereichen in den kommenden Landtag nein ja ja ja nein ja ja einbringen?

3. Sind Sie für die Beibehaltung des Erneuerbaren Energien Gesetzes mit seinen Grundpfeilern des Einspeisevorrangs und der gesicherten Vergütung ? ja ja ja nein ja ja sowie seine Weiterentwicklung mit ökologischen Leitplanken?

4. Setzen Sie sich für die Einrichtung eines ersten fränkischen Nationalparks im Bereich der staatlichen nein ja ja nein nein ja ja Wälder im nördlichen Steigerwald ein?

5. Sind Sie gegen den Ausbau des Flughafens München mit einer 3. Start- und Landebahn? nein ja ja ja nein ja ja

6. Setzen Sie sich für ein Landesentwicklungsprogramm Bayern ein, das die Zersiedelung wirksam verhindert und dem Flächenschutz durch ein scharfes Anbinde- nein ja ja ja ja ja ja gebot, Flächenrecycling und Innenentwicklung vor Neuausweisung eindeutige Priorität gibt?

7. Setzen Sie sich für die Umschichtung von EU-Agrarfördergeldern für eine bäuerliche, naturverträgliche Landwirtschaft mit artgerechter nein ja ja nein nein ja ja Tierhaltung und ökologischen Vorrangflächen ein?

8. Sind Sie für ein Verbot jeglicher gentechnischer Freilandversuche in der Land- und Forstwirtschaft in Bayern sowie für die klare Kennzeichnung von mit nein ja ja ja nein ja ja gentechnischen Futtermitteln erzeugten Lebensmitteln?

9. Sind Sie für die Erhöhung der Finanzmittel für den Naturschutz und die Umweltbildung zur Sicherung der Artenvielfalt und Lebensqualität pro Jahr von derzeit ? ja ja nein nein ja ja 40 auf 100 Millionen Euro, finanziert durch den Abbau umweltschädlicher Subventionen?

10. Sind Sie für den massiven Ausbau von dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung statt einem Festhalten an ja ja ja ja nein ja ja fossilen Großkraftwerken?

11. Befürworten Sie den absoluten Vorrang von Sanierung und Erhaltung des Bestandsnetzes zu Lasten des Baus neuer Straßen im Bundesverkehrswegeplan nein ja ja nein nein ja ja und bei der Novellierung des Staatsstraßenplans?

12. Setzen Sie sich dafür ein, dass bei der Staatswald- bewirtschaftung der Erfüllung der Gemeinwohlfunk- tionen ein klarer Vorrang vor der Gewinnorientierung nein ? ja nein nein ja ja eingeräumt wird sowie 10 Prozent des Staatswaldes einer natürlichen Entwicklung überlassen werden?

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 13

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1. Setzen Sie sich für den sofortigen Atomausstieg, das heißt das Abschalten der bayerischen Atomkraftwerke nein ja ja nein nein ja ja ohne schuldhaftes Verzögern ein?

2. Werden Sie ein eigenes bayerisches Klimaschutzgesetz mit konkreten Zielsetzungen zur Energieeinsparung in allen Bereichen in den kommenden Landtag nein ja ja ja nein ja ja einbringen?

3. Sind Sie für die Beibehaltung des Erneuerbaren Energien Gesetzes mit seinen Grundpfeilern des Einspeisevorrangs und der gesicherten Vergütung ? ja ja ja nein ja ja sowie seine Weiterentwicklung mit ökologischen Leitplanken?

4. Setzen Sie sich für die Einrichtung eines ersten fränkischen Nationalparks im Bereich der staatlichen nein ja ja nein nein ja ja Wälder im nördlichen Steigerwald ein?

5. Sind Sie gegen den Ausbau des Flughafens München mit einer 3. Start- und Landebahn? nein ja ja ja nein ja ja

6. Setzen Sie sich für ein Landesentwicklungsprogramm Bayern ein, das die Zersiedelung wirksam verhindert und dem Flächenschutz durch ein scharfes Anbinde- nein ja ja ja ja ja ja gebot, Flächenrecycling und Innenentwicklung vor Neuausweisung eindeutige Priorität gibt?

7. Setzen Sie sich für die Umschichtung von EU-Agrarfördergeldern für eine bäuerliche, naturverträgliche Landwirtschaft mit artgerechter nein ja ja nein nein ja ja Tierhaltung und ökologischen Vorrangflächen ein?

8. Sind Sie für ein Verbot jeglicher gentechnischer Freilandversuche in der Land- und Forstwirtschaft in Bayern sowie für die klare Kennzeichnung von mit nein ja ja ja nein ja ja gentechnischen Futtermitteln erzeugten Lebensmitteln?

9. Sind Sie für die Erhöhung der Finanzmittel für den Naturschutz und die Umweltbildung zur Sicherung der Artenvielfalt und Lebensqualität pro Jahr von derzeit ? ja ja nein nein ja ja 40 auf 100 Millionen Euro, finanziert durch den Abbau umweltschädlicher Subventionen?

10. Sind Sie für den massiven Ausbau von dezentraler Kraft-Wärme-Kopplung statt einem Festhalten an ja ja ja ja nein ja ja fossilen Großkraftwerken?

11. Befürworten Sie den absoluten Vorrang von Sanierung und Erhaltung des Bestandsnetzes zu Lasten des Baus neuer Straßen im Bundesverkehrswegeplan nein ja ja nein nein ja ja und bei der Novellierung des Staatsstraßenplans?

12. Setzen Sie sich dafür ein, dass bei der Staatswald- bewirtschaftung der Erfüllung der Gemeinwohlfunk- tionen ein klarer Vorrang vor der Gewinnorientierung nein ? ja nein nein ja ja eingeräumt wird sowie 10 Prozent des Staatswaldes einer natürlichen Entwicklung überlassen werden?

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14 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

D er BUND Naturschutz fordert von der Bayerischen Staatsregierung den sofortigen Atomausstieg ohne

schuldhaftes Zögern und den Ausstieg aus der fossilen Stromversorgung bis 2040 – für einen konsequenten Klimaschutz. Der Atomausstieg ist sofort möglich, auch in Bayern. Es existieren bereits heute ausreichend Ersatzkraftwerke in Bayern bzw. Transportnetzkapazi-täten aus benachbarten Bundesländern. Eine zu-kunftsfähige Energiewende muss dezentral erfolgen und muss neben dem Ausbau der Erneuerbaren Ener-gien vor allem auf Energieeinsparung und Energieeffi-zienz setzen.

Zwar liefern Wind und Sonne »kostenlose« und un-endlich viel Energie. Aber die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie erfordert Fläche – Fläche unserer Hei-mat. Energiesparen in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr ist daher eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss als gleichrangiger Kompromiss mit Natur- und Land-schaftsschutz erfolgen: Naturschutz muss ein echtes Steuerungsinstrument des Ausbaus der Erneuerbaren Energien sein. Der BN fordert den Ausbau der Erneuer-baren Energien mit ökologischen Leitplanken.

Die fluktuierenden (nicht steuerbaren) Erneuerba-ren Energien Wind und Sonne liefern riesige Mengen an zukunftsfähigem und bezahlbarem Strom. Aber was, wenn keine Sonne scheint, kein Wind weht? Der BN fordert daher eine Neubewertung der Kraft- Wärme-Kopplung – diese ist erforderlich für Energieeffizienz

und den Klimaschutz. Zugleich bieten dezentrale Heiz-kraftwerke und Blockheizkraftwerke, gebündelt als virtuelle Ersatzkraftwerke, die notwendigen Reserve-kapazitäten für die Versorgungssicherheit mit Strom. Der BN fordert daher, den Wärmemarkt mit der Strom-erzeugung zu kombinieren, in einem zukunftsfähigen Energiemarkt.

Energiesparen und Energieeffizienz sind die wich-tigsten Themen für eine erfolgreiche und zukunftsfähi-ge Energiewende. Energieeffizienz ist eine zentrale An-forderung an die Stromproduktion in thermischen An-lagen: Verbrennung erzeugt Wärme, Wärme kann mit Motoren und Turbinen Generatoren zu Stromerzeu-gung antreiben – aber heute vernichten wir dabei zwei Drittel der eingesetzten Verbrennungswärme und ge-winnen nur ein Drittel der Energie als Strom – das ist Energievernichtung. Der BN fordert: werden Verbren-nungsanlagen zur Stromproduktion eingesetzt, dann ist Kraft-Wärme-Kopplung ein Muss! Energiesparen erfordert eine breite gesellschaftliche Diskussion. Der BN muss diese Diskussion positiv besetzen und einfor-dern. Es geht um technisch intelligente Wege, es geht um die Bezahlbarkeit unseres Lebensstils durch Ener-giesparen, es geht aber auch um die Diskussion unse-res Lebensstils in unserer Gesellschaft. Dr. Herbert Barthel

Positionen und Forderungen des BN

Für eine zukunftsfähige Energiewende

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Große AufgabeDer BN fordert: Ausbau Erneuerbarer Energien – mit ökologischen Leitplanken – statt weiterer Nutzung von Atomenergie.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 15

Bei der Landtagswahl im September entscheiden wir Wähler auch darüber, ob Bayern mit der Ver-

bauung von rund 25 Fußballfeldern pro Tag weiter trauriger Spitzenreiter unter allen Bundesländern beim Flächenverbrauch bleibt, ob am Münchner Flughafen das Prestigeprojekt dritte Startbahn gebaut wird und ob trotz leerer Kassen eine beispiellose Straßenbau-orgie statt notwendiger Bahnausbauten in den Bundes-verkehrswegeplan aufgenommen wird. Denn zumin-dest die offiziellen Antworten der Parteien zu diesen für ein zukunftsfähiges Bayern entscheidenden The-men sind recht eindeutig. Umso wichtiger ist es, die Landtagskandidatinnen und -kandidaten vor Ort zu befragen, welche Position sie zu konkreten Projekten in ihrem Wahlkreis einnehmen. Denn die bayerische Staats regierung aus CSU und FDP hat in diesem Früh-jahr ein gigantisches Sraßenbauprogramm an Auto-bahnen und Bundestraßen an den Bundesverkehrs-minister aus Bayern, Peter Ramsauer, geschickt. Mit fast 400 Straßenprojekten und einem Finanzvolumen von über 17 Milliarden Euro ist Bayern Spitzenreiter der »Wunschzettel-Produzierer«. Bei den derzeit verfüg baren Aus- und Neubaumitteln des Freistaats würde die Umsetzung dieser Vorhaben rund 160 Jahre dauern. Zudem wurden vom Bundesverkehrsministe-rium aufgestellte Kriterien nicht beachtet. Weder die Finanzierbarkeit, noch der Natur- und Landschafts-schutz oder die Einbindung in ein Verkehrsgesamtkon-zept wurden berücksichtigt. Fehlanzeige auch bei den

vom Bundesverkehrsministerium vorgegebenen Zie-len zur Verkehrsentlastung und zum Lärmschutz.

Der BUND Naturschutz wird sich auch nach der Wahl mit aller Kraft gegen diese Wunschliste wehren, damit die Instandhaltung des bestehenden Straßen-netzes und schnell umsetzbare Alternativen für stark belastete Ortsdurchfahrten sowie die Stärkung von Bahn und Bus endlich Priorität bekommen.

Eine entscheidende Abstimmung gab es in einer der letzten Sitzungen des alten Landtages auch zur Fort-entwicklung des Landesentwicklungsprogramms. Ob-wohl viele Verbände vom bayerischen Städtetag über die Architektenkammer bis zum BUND Naturschutz eindeutige Leitplanken für die Innenentwicklung und gegen das Bauen auf der »grünen Wiese« forderten, wurden letzte Hürden gegen den Flächenfraß von der Landtagsmehrheit beseitigt. Wem Bayerns Schönheit am Herzen liegt, der sollte auch diese Themen in seine Wahlentscheidung einbeziehen. Richard Mergner

Positionen und Forderungen des BN Positionierung des BN zur Landtagswahl

Bayerns Schönheit vor Flächenfraß bewahren

Die Weichen richtig stellenStatt immer mehr Gewerbegebiete auf der »grünen Wiese« und Straßen dorthin zu genehmigen, soll das Leben in den Ortskernen wieder attraktiver ge-staltet werden, fordert der BN.Fo

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D ie Forstreform brachte 2005 die Wald-wende für Bayerns Staatswälder. Aber

nicht zum Besseren, denn dank der höheren Holzpreise soll der Staatswald vor allem viel Geld in die Staatskasse spülen. Der BUND Naturschutz kritisiert, dass im bayerischen Staatswald zu intensiv Holz genutzt, aber zu wenig Wald geschützt wird. Der BN fordert deshalb, die vorbildliche Staatswaldbewirt-schaftung im Waldgesetz so zu verankern, dass Gemeinwohlfunktionen und Natur-schutz Vorrang vor Gewinnerzielung und

Holzeinschlag eingeräumt wird. Zudem sollen sich entspre-chend den Zielen der Bundesregierung 10 Prozent des Staats-waldes natürlich entwickeln dürfen. Bayern hat bislang nur ein Drittel dieses Ziels erreicht.

Deshalb fordert der BN, 11 000 Hektar Staatswälder im nördlichen Steigerwald als Nationalpark auszuweisen. Aktuell sind hier tausende alte Buchen von einer Hiebssatzerhöhung bedroht. Daneben sind weitere nutzungsfreie Waldschutzge-biete wie im Spessart notwendig, um die bestehenden Natur-waldreservate zu erweitern. Auch der Bergwald als Hochwas-serspeicher und Lawinenschutz muss naturschonender ge-nutzt und besser geschützt werden. Der BN fordert: Die Um-widmung von 7000 Hektar Bergwald zu Weideland ist rück-gängig zu machen! Da ein Drittel der bayerischen Wälder aus reinen Nadelholzforsten bestehen, sollen diese in stabile Mischwälder umgewandelt werden. Dr. Ralf Straußberger

Im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP), jährlich

mit über 50 Milliarden Euro an Steuergeldern finanziert, werden die Weichen nach wie vor in Rich-tung industrielle Nahrungsmittel-produktion und Tierfabriken ge-stellt. Leidtragende sind neben den Bauern – in Bayern haben seit 1970 zwei Drittel der Betriebe aufgege-ben – Natur und Artenvielfalt: So sind die Bestände von Feldvögeln wie Feldlerche, Kiebitz oder Reb-huhn stark zurückgegangen, Bo-denerosion und Verdichtungen sind Folge verengter Fruchtfolgen ohne Kleegras mit viel Maisanbau. Seit 2005 wurden in Bayern 46 000 Hektar Wiesen und Weiden in Äcker verwandelt. Seit 2011 beherrscht das zähe Ringen um die Verteilung der EU-Agrarmilliarden die politi-sche Diskussion. Der BN fordert die Umschichtung von Geldmitteln für konkrete Leistungen, wie sie in den Agrarumweltprogrammen verge-ben werden. Der BN fordert außer-dem, dass die allgemeine Agrarför-derung verknüpft wird mit einer

Positionen und Forderungen des BN

Schutz für den Wald

HolzhungerDer BN fordert mehr nutzungs-freie Waldgebiete wie am Rohrberg im Hochspessart. Intensive Nutzung kann schwere Waldschäden ver-ursachen, wenn sich zu wenig Förs-ter um den Staats-wald kümmern: hier eine durch schwere Forstma-schinen zerstörte Rückegasse.

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Ökologische Agrarreform

Bauernhöfe statt AgrarfabrikenIntensiver Maisanbau ist für die Böden problematisch, wie dieses vernässte Feld zeigt. So geht’s auch: Kühe auf der Weide statt Gedränge im Stall.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 17

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Der illegale Abschuss einer trächtigen Luchsin im Bayerischen Wald hat kürzlich Entsetzen und Wut

ausgelöst. Der BN kritisiert, dass die Politik zu wenig unternimmt, um die Akzeptanz für wieder zuwandern-de Wildtiere zu fördern. Sie stellt sich nicht hinter diese Arten, sondern lässt zu, dass sie zum Sündenbock – auch für Fehlentwicklungen in der Landnutzung – ab-gestempelt werden. So nimmt Bayern beim rigorosen Töten von Bibern, Kormoranen oder Graureihern einen Spitzenplatz ein.

Der BN fordert, die Öffentlichkeit aktiv zu informie-ren, um Vorurteile abzubauen. Der Managementplan für den Wolf muss endlich aus der jahrelangen behörd-lichen Warteschleife befreit werden, der überfällige Plan für den Fischotter ist abzuschließen und eine Otterberatungsstelle einzurichten. Außerdem braucht Bayern ein unabhängiges wildbiologisches Kompe-tenzzentrum und neue spezialisierte Strafverfolgungs-behörden, um die grassierende Wilderei bei hoch be-drohten Arten – eine Kulturschande – zu stoppen.

Begleitet werden muss dies mit mehr Raum für die Wildtiere, seien es breite ungenutzte Uferstreifen, die hochwassergefährdeten Flüssen und Bibern mehr Raum geben, zehn Prozent nutzungsfreier öffentlicher Wald oder endlich eine umfassende Moor- und Auen-renaturierung. Dies kommt dem Arten- und Natur-schutz, dem naturnahen Hochwasserschutz und damit der Gesellschaft zugute. Dr. Kai Frobel

Positionen und Forderungen des BN Positionierung des BN zur Landtagswahl

Ökologische Agrarreform Platz für Biber & Co

Schützen statt abschießenJetzt soll der Biber sogar Schuld am Hochwasser sein. Der BN fordert seit langem, die Akzep-tanz für Wildtiere zu fördern.

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artgerechten Tierhaltung auf Basis einer betriebseigenen, regionalen Futterversorgung und einem Netz von 10 Prozent ökologischen Vor-rangflächen ohne Pestizideinsatz.

Seit 2009 werden auf landeseige-nen Flächen keine gentechnisch veränderten Pflanzen mehr ange-baut oder freigesetzt – ein Erfolg des Kampfes gegen Agrogentech-nik des BN gemeinsam mit Imkern und vielen Verbündeten. Aber noch ist der kommerzielle Anbau gen-technisch veränderter Pflanzen in der EU nicht vom Tisch. Auch fehlt eine Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln, die von Tieren ge-wonnen werden, die mit gentech-nisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden, zum Beispiel bei Fleisch und Eiern. Marion Ruppaner

Artenvielfalt

Page 18: Natur + Umwelt 3-2013

18 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Ein ganz besonderes Jahr

Auch die Delegiertenversammlung stand ganz im Zeichen des Jubiläums. Mit einer Fotoaktion machten die BN-Aktiven »Werbung« für die Energie-wende. Staatsminister Dr. Markus Söder hielt eine Rede und bekam als Dankeschön einen Plüschbiber und den Wanderführer »Gerettete Landschaf-ten«. Mit einem Geschenk wurden die scheidenden Beiräte verabschiedet.

Im glanzvollen Rahmen des Münchner Prinz-

regententheaters fand am 29. Juni der große

Jubiläumsfestakt statt.

In seiner Rede zollte BN-Vor-sitzender Prof. Hubert Weiger den vielen Tausend Aktiven der 100-jährigen Verbandsge-schichte Respekt.

Ein guter Freund wie der BUND Naturschutz dürfe auch unge- legen kommen, betonte Bayerns Umweltminister Dr. Marcel Huber in seinem Grußwort.

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Ein ganz besonderes JahrUnter diesem Motto stehen 2013 die großen Veranstaltungen des BN. Bei der Delegiertenversammlung in Nürnberg war Minister Dr. Markus Söder zu Gast. Den Höhepunkt des Jubiläumsjahres bildete der große 100-Jahre-Festakt in München. Und auch Regionalveran staltungen wie Donaufest und Reichswaldfest wurden zu Geburtstagsfeiern.

Viel Applaus bekam Dr. Heribert Prantl, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, für seine Festrede zum Thema »Was Bürger bewegen können«.

Mit Charme und Humor führte die Moderatorin Ursula Heller vom Baye-rischen Rundfunk (hier mit Hubert Weiger) durch den Festakt.

Für die musikalische Gestaltung des Festakts sorgte die Kammeroper München (im Hintergrund). Den fetzigen Abschluss lie-ferten die »Weltretterkids« aus Bad Kissingen.

Die Benefizauktion der Jubiläums-zeichnung von Horst Haitzinger läuft – bieten Sie mit! Das Höchst-gebot liegt derzeit bei 2000 Euro. Mehr dazu auf www.bund-natur-schutz.de/100-jahre-auktion.

Das Reichswaldfest, die Jubiläums-veranstaltung für Mittelfranken, lockte Tausende Besucher an.

Geballte Naturschutz-Power aus Niederbayern demonstrierten die BN-Aktiven beim Donaufest im Jubiläumsjahr

Page 20: Natur + Umwelt 3-2013

20 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Das Besondere am Naturschutzbund ist, dass er sehr breit aufgestellt ist. In jedem Bundesland eine Lan-

desgruppe, viele Bezirks- und Ortsgruppen, die Natur-schutzjugend und die Zentrale in Salzburg machen den Naturschutzbund – zusammen mit seinen vielen Experten und Wissenschaftlern – zu einer regional ver-ankerten Naturschutzorganisation mit überregiona-lem Konzept. »Wir sind gemeinnützig, überparteilich und mit 80 000 Mitgliedern und unzähligen ehrenamt-lichen Mitarbeitern eine wichtige Naturschutzkraft in Österreich und das alles hat es uns ermöglicht, auch in

schwierigen Zeiten zu be-stehen«, sagt Roman Türk, Präsident des Naturschutz-bundes.

Der Naturschutzbund hat vieles erreicht …Die älteste Österreichische Naturschutzorganisation kann auf viele Erfolge zu-rückblicken. Ein besonderer Erfolg ist die Nationalpark-

Bewegung: Die Entstehung so gut wie aller National-parks geht auf die Initiativen und jahrelangen Bemü-hungen des Naturschutzbundes zurück. Genauso wie viele andere Schutzgebiete wurde ihr Grundstein im Engagement vorausschauender Naturschützer der ers-ten Stunden gelegt, die zum Teil heute unvorstellbare Projekte wie eine Brücke über den Neusiedlersee, die Verbauung der Krimmler Wasserfälle und Kraftwerke in der heutigen Kernzone des Nationalparks Hohe Tau-ern, Gesäuse und Kalkalpen verhindert haben.

Der Naturschutzbund kämpft auch seit Jahrzehnten dafür, für Pflanzen und Tiere wieder geeignete (Überle-bens-)Bedingungen zu schaffen und damit die Arten-vielfalt zu erhalten. Etliche Arten konnten so gerettet werden: »Wir sind stolz darauf, dass wir den Biber in Österreich wieder heimisch gemacht haben und für die Rückkehr des Luchses erfolgreich gekämpft haben«, freut sich Vizepräsident Hannes Gepp.

Das Grundstücksnetz des Naturschutzbundes spielt für die Erhaltung von seltenen Arten eine besondere Rolle und ist eine echte Erfolgsgeschichte: Viele Natur-juwelen wie Moore, Sumpfwiesen, Tümpel, Bachufer und Trockenrasen konnten durch Pacht oder Ankauf gerettet werden. So fanden die gelbe Alpenrose, die Früh lingslichtblume und das Dickwurzelige Löffel-kraut – die bedrohteste Pflanze Österreichs – nur auf den Grundstücken des Naturschutzbundes Platz zum Überleben. 12 Millionen Quadratmeter wertvoller Le-bensräume befinden sich in der Obhut des Natur-schutzbundes, der damit der wichtigste Besitzer land-schaftlicher Kostbarkeiten in Österreich ist.

Gemeinsam feiernEin runder Geburtstag will aber auch gefeiert werden. Bei der großen Festveranstaltung in Wien mit vielen Freunden und Partnern sowie Naturschutz-Pionieren vergab der Naturschutzbund als besonderen Höhe-punkt den Österreichischen Naturschutzpreis an den Anti-Atom-Vorkämpfer Peter Weish und die Tiroler Band Bluatschink, die Österreichische Post AG präsen-tierte eine Jubiläumsbriefmarke. Bei diesem Fest kam es auch zu einem historischen Zusammentreffen von Vertretern der ältesten Naturschutzvereine im deutsch-sprachigen Raum.

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Gerettet!Vom ÖNB vor der

Verbauung bewahrt: die Krimmler

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Historisches Treffen (Vo.li.): Otto Sieber (Zentralsekretär pro natura Schweiz), Birgit Mair-Markart (GF Naturschutzbund Österreich), Mathias Zimmermann (GF Verein Naturschutzparke), Julia Hallmann (Fachbereichsleiterin Verein Naturschutzparke), Roman Türk (Präsident Naturschutzbund Österreich), Eber-hard Stüber (Ehrenpräsident Naturschutzbund Österreich), Hubert Weiger (Vorsitzender BUND Naturschutz in Bayern)

Auch Österreichs älteste Natur- und Umweltschutzorganisation feiert Geburtstag

Der Naturschutzbund wird 100Bis ins Jahr 1913 reichen auch die Wurzeln des Naturschutz-bundes Österreich zurück. Was ist in diesen 100 Jahren nicht alles passiert! Abschaffung des Kaisertums in Österreich, zwei Weltkriege, Wiederaufbau, Wirtschaftskrisen – das waren schon turbulente Zeiten. Der Naturschutzbund hat in all diesen Jahren an seinen Zielen festgehalten und den Schutz der Natur nicht aus den Augen verloren.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 21

M oore entbuschen, in der Geschäftsstelle der Kreisgruppe arbeiten, Bürger über Agrogentech-

nik informieren oder eine Demo gegen die Ortsumge-hung organisieren: 6400 ehrenamtlich Aktive packen beim BUND Naturschutz an den verschiedensten Stel-len und zu vielerlei Themen mit an. In 560 Orts- und 76 Kreisgruppen investieren sie Zeit und Herzblut, um die Zukunft ein wenig mitzugestalten. Und weil Kröten über die Straße tragen nicht jedermanns Sache ist, sind die Einsatzbereiche glücklicherweise so vielfältig wie die Menschen selbst. So finden alle ihr »Biotop«.

Die Hand-AnlegerSie bauen Amphibienzäune auf, schwingen die Sense auf dem Magerrasen oder pflanzen Obstbäume auf Streuobstwiesen. Neudeutsch würde man sagen, es sind die Hands-on-Typen des Verbandes. Sie arbeiten gerne handwerklich und draußen an der frischen Luft. Für den BN sind sie unersetzlich, beispielweise bei der Pflege der 2900 Hektar Schutzgrundstücke.

Die Kontakt-PflegerSie sind der »Brückenschlag« des Verbandes in die Ge-sellschaft. Sie gehen gerne auf Menschen zu, vermit-teln Zusammenhänge und wecken Verständnis und Interesse: an Infoständen, bei der Mitgliedergewin-nung oder der Haus- und Straßensammlung.

Die AußenwirksamenSie finden die richtigen Worte, wenn es um »ihre Natur« geht. Für den BN schreiben sie Pressetexte, pflegen und gestalten Webseiten und unterstützen so die Öf-fentlichkeitsarbeit des Verbandes.

Die Auf-die-Beine-StellerDie große Anti-Atom-Demo oder eine kreative Protest-aktion vor dem Europäischen Patentamt: Was später oft wie eine spontane Idee wirkt, hat oft Stunden der Vorbereitung gekostet. Ehrenamtliche mit Organisati-onsgeschick sorgen dafür, dass die Anliegen des Ver-bandes wahrgenommen werden.

Die StrippenzieherSie müssen nicht unbedingt im Vordergrund stehen, wissen aber, wie wichtig eine gute Verwaltung und Or-ganisation im Verbandsalltag ist? Dann gehören Sie vielleicht bald zu den vielen, vielen Ehrenamtlichen, die die Büros der Kreis- und Ortsgruppen am Laufen

halten. Mit Geduld, Liebe zum Detail und Sinn fürs Praktische.

Die Unters-Volk-BringerWenn Sie für etwas brennen, dann möchten Sie auch andere überzeugen? Vielleicht sind Sie dann der oder die Richtige für die Umweltbildung im BN. Mehr als 120 000 Stunden Naturerlebnisprogramm haben die Aktiven 2012 für Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf die Beine gestellt – von der Becherlupenwanderung für Zwergerl bis hin zur Vogelstimmenexkursion für Se-nioren.

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Gemeinsam schulternFür die Biotop-pflege werden immer helfende Hände gebraucht.

Ehrenamt im BUND Naturschutz

Mit anpackenDie Bilanz ist beeindruckend: Mehr als eine Million Stunden Engagement haben die Ehrenamtlichen dem BN im vergan-genen Jahr geschenkt. Eine großartige Leistung. Und Sie? Möchten Sie vielleicht selbst schon lange …? Unsere kleine Typologie des Ehrenamtlers könnte Ihnen weiterhelfen.

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22 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Gespräch mit grüner LandtagsfraktionDie Energiewende braucht ökologische und

soziale Leitplanken. Sie darf nicht abgewürgt werden, sondern muss gerade in Bayern erheblich beschleunigt werden. Das war ein zentrales Er-gebnis des Gesprächs zwischen der Landtagsfrak-

tion der bayerischen Grünen und dem Landesvor-stand des BUND Naturschutz im Mai (Bild). Der BN verwies dabei auf die Defizite bei der Energie-einsparung im Freistaat und sprach sich für den Sofortausstieg aus der Atomenergie aus. Überein-stimmung gab es auch in der Agrarpolitik. Bei der Umsetzung der EU-Agrarreform gelte es, die Chancen für eine bessere Förderung von kleinen und mittleren bäuerliche Betrieben und den Schutz der Kulturlandschaft zu nutzen. Der BN-Vorstand trifft alle Fraktionen des bayerischen Landtags hin und wieder, um umweltpolitische Themen zu besprechen.

Protest gegen StraßenbauorgieP lanlos, unfinanzierbar, zerstörerisch: Mit seiner

Wunschliste für den Bundesverkehrswegeplan will Bayern eine wahre Straßenbauorgie durchset-zen. Die 398 nach Berlin gemeldeten Straßenbau-projekte haben ein Finanzvolumen von über 17 Mil-liarden Euro. Bei den derzeit verfügbaren Aus- und Neubaumitteln des Freistaats würde die Umsetzung der Vorhaben rund 160 Jahre dauern. Damit bricht Bayern alle Rekorde. Gegen diesen Straßenbauwahn hat der BN am 2. Juli in München mit einer Aktion vor der Staatskanzlei protestiert: Mit den Konterfeis von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, Mi-nisterpräsident Horst Seehofer und Innenminister Joachim Hermann maskierte BN-Aktive warfen dabei mit Geldscheinen um sich (Bild). Wichtiger als neue Straßen wären die Instandhaltung des beste-henden Straßennetzes, schnell umsetzbare Alterna-tiven für stark belastete Ortsdurchfahrten und die Stärkung von Bus und Bahn. Mehr Info: www.mobil-statt-verplant.de

Windkraft: Brandbrief an SeehoferMit einem Brandbrief hat sich der BN im Juni an Ministerpräsi-

dent Horst Seehofer gewandt, der vorgeschlagen hatte, neue Windkraftanlagen in Bayern müssten künftig einen Abstand von Siedlungen einhalten, der der zehnfachen Anlagenhöhe entspricht. Die Höhe von Windanlagen mit sinnvoller Energieernte beträgt 200 Meter, so dass der Abstand zu den nächsten Häusern zwei Kilometer umfassen müsste. In Bayern wären damit so gut wie keine Vorrang-gebiete für Windenergie mehr möglich – der Ausbau der Windener-gie und damit die Energiewende in Bayern wären damit zu Ende. Der BN appellierte daher in seinem Brief an den Ministerpräsiden-ten, von seinem Vorstoß abzusehen. Brandbrief nachlesen unter www.bund-naturschutz.de/presse/archiv/energie

Stadtoase feierte GeburtstagSeit zehn Jahren steht der bunte Bauwagen der BN-Kreis-

gruppe Kronach mitten im Zentrum der Stadt. Er ist die Basisstation des Umweltbildungsprojekts »Stadtoase«, dessen umfangreiches Programm weit hinaus reicht in den gesamten Landkreis. Die Stadtoase bedeutet überraschende Entdeckun-gen in der Natur, gemeinsam draußen sein bei Sonne, Niesel-regen, Frost und Schnee, immer in Bewegung. 1330 Veranstal-tungen in zehn Jahren mit insgesamt 26 846 Besuchern beträgt die stolze Bilanz. Teilnehmer sind vor allem Kinder und Jugendliche. Den Geburtstag der Stadtoase feierte die Kreis-gruppe Ende Juni mit fünf Tagen »offener Bauwagentür«, einem Fest und einem Jubiläumsprogramm. Mehr Info: www.kronach.bund-naturschutz.de

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 23

EU-Agrarreform: Berlin nutzt Chancen nicht

N achdem sich die EU Ende Juni vorläufig auf eine Agrarreform geeinigt hat, könnte es jetzt bei einer konsequenten nationalen Umsetzung zu

einem grundlegenden Richtungswechsel in der Landwirtschaftspolitik kommen. Leider hat sich Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner aber dagegen ausgesprochen, möglichst viele Subventionen weg von Großbetrieben hin zu bäuerlichen Betrieben umzuverteilen. Statt 30 Pro-zent der derzeitigen Zahlungen umzuschichten, will sie es bei fünf Prozent belassen. Auch eine Umverteilung von maximal 15 Prozent der Direktzah-lungen für spezielle Umweltleistungen der Landwirte und die ländliche Entwicklung lehnt Aigner ab. Damit stellt sie sich klar auf die Seite der Agrarindustrielobby. Unterdessen haben am 13. Juli in München 8000 Menschen unter dem Motto »Mir hams satt!« gegen industrielle Agrarwirt-schaft, Massentierhaltung, Gentechnik, Lebensmittelskandale und Flä-chenfraß protestiert (Bild).

Jugend braucht Heimat – Heimat braucht Jugend

Unter diesem Motto fand Anfang Juni in Din-kelsbühl der 37. Bayerische Heimattag statt.

Die Tagung zeigte, wie vielschichtig die Vorstel-lungen sind, die Jugendliche heute über Heimat haben: Manche verbinden damit geografische oder kulturelle Merkmale, andere eine soziale Zugehörigkeit, wieder andere sprechen von der virtuellen Heimat im Internet. Dieses Bezie-hungsgeflecht führte zu fruchtbaren Begegnun-gen zwischen jungen und alten Heimatinteres-sierten. Bruno Täufer, langjähriger BN-Aktiver und Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Bad Winds-heim, erhielt für seinen aufopferungsvollen Ein-satz gegen Flächenfraß die goldene Ehrennadel. Den Bayerischen Heimattag richten seit 1949 ge-meinsam der Bayerische Landesverein für Hei-matpflege, der Verband Bayerischer Geschichts-vereine und der BUND Naturschutz aus.

Besucher magnet »Die großen Vier«

Seit dem Frühjahr 2012 tourt die Ausstel-lung »Die großen Vier – Vom Umgang des

Menschen mit Bär, Wolf und Luchs« durchs Land – und ist schon jetzt ein großer Erfolg. Allein im BN-Bildungszentrum Wartaweil am Ammersee, wo sie im Mai Station machte, wollten die Ausstellung rund 2000 Besucher sehen. Die Menschen sind fasziniert von den großen Beutegreifern, die langsam wieder in ihre angestammte Heimat Bayern zurückkeh-ren – wenn der vierte im Bunde, der Mensch, sie lässt. Gerade die vielen Elemente zum Anfassen und Mitmachen finden besonderen Anklang, wie die BN-Bildungsreferentin Ulri-ke Sacher-Ley, die die Ausstellung organisato-risch betreut, feststellte. Nächste Station ist das Burgmuseum Falkenstein im Landkreis Cham. Dort können Schulklassen und Famili-en bis 8. September auch Führungen buchen. Kontakt: Kathrin Rieppel, Tel. 0 94 62-3 87

30 Jahre Diskussion über das Waldsterben

B ei einer Pressefahrt ins Erzgebirge machte der BUND Naturschutz (BN) Anfang Juli auf die große

Schadstoffbelastung der Wälder damals und heute auf-merksam. 1981 hatte der BN ebenfalls im Erzgebirge eine europaweite Diskussion über das Waldsterben ausgelöst. »Es ist einer der größten Erfolge der deut-schen Umweltbewegung, dass damals deutliche Ver-besserungen der Luftbelastungen erzwungen wurden«, erklärte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Im Rah-men der Pressefahrt ehrte der BN auch den ehema-ligen Bayreuther Stadtförster Gotthard Eitler und den Forstmann Ludwig Hahn aus dem Erzgebirge, die zu-sammen mit dem inzwischen verstorbenen Forstpro-fessor Peter Schütt den Begriff »Waldsterben« geprägt hatten (im Bild von links: Gotthard Eitler, Hubert Weiger, Lud-wig Hahn, BN-Wald-referent Ralf Strauß-berger).

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24 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Es ist Nacht im Stadtwald. Und obwohl die alten Eichen licht

stehen, ist an Sehen nicht zu den-ken. Fliegende Schatten, einen Luft-zug – mehr bekommen die Fleder-mausfreunde selten von ihren Schützlingen mit. Wie immer stellen sie ihre Aufnahmegeräte auf, hof-fend, die Jagd möge möglichst viele kleine »Batmen« in ihre Richtung führen. Fledermausschutz hat viel mit Geduld und Routinearbeiten zu tun: Warten, Lauschen – manchmal auch frierend ein Fangnetz bewa-chen.

Spannend wird es, als das Com-puterprogramm »batident« später eine in Bayern nicht registrierte Art anzeigt. Mit einer Trefferquote von mehr als 90 Prozent wertet es die nachts aufgenommenen Ortungsru-fe der Fledermäuse sehr zuverlässig aus. Doch nun, so ist sich Friedrich Oehme, Initiator und Leiter des vom BN koordinierten Monitoring-projektes sicher, ist Expertenrat gefragt. Die angezeigte Nymphen-fledermaus wurde erst in den 1980er-Jahren in Griechenland ent-deckt und bis heute ist wenig über die seltene Art bekannt. Sollte sie wirklich im Stadtwald Forchheim ihre Runden drehen?

Mit Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde soll dem Fall weiter nachgegangen werden. Unter Leitung von Johannes Mohr, da- mals Mitarbeiter der Behörde, organi sieren die Aktiven des Ge-meinschaftsprojektes zehn nächt-liche Netzfangaktionen. Doch kein Erfolg. Der Durchbruch kommt erst im Juni 2012. Kurz nach Ein-bruch der Dunkelheit gelingt der

erste Nachweis der Nymphenfleder-maus in Bayern (kleines Foto).

Solche Momente sind echte Sternstunden im Leben beruflicher und ehrenamtlicher Fledermaus-schützer. Der Normalfall ist viel, viel Fleißarbeit. 2010 sind insgesamt 700 Arbeitsstunden zusammenge-kommen, größtenteils ehrenamtlich geleistet.

Ein idealer LebensraumFledermäuse sind heimliche Tiere. Ihre nächtliche Jagd nach Insekten findet lautlos statt – scheinbar. Egal ob Wasser-, Bart-, Mops- oder Fran-senfledermaus – jede Art hat ihren speziellen Ortungsruf. Der von Friedrich Oehme entwickelte Bat-

corder (siehe Interview) zeichnet diese charakteristische »Melodie« auf. Übers Jahr hinweg führen die Aktiven damit drei Messkampagnen an festgelegten Orten durch. Fried-rich Oehme wertet die Daten aus, schreibt die Jahresberichte und kümmert sich um die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Am Ende der fünfjährigen Projektlaufzeit werden die Mitarbeiter wertvolles Wissen über die Vielfalt der Arten und ihre Aktivität in der Region gewonnen haben.

Batman und seine bayerischen Freunde

Wo Hecken, Streuobstwiesen und vielseitige Wälder wachsen, fühlen sich Fledermäuse wohl. So wie im Landkreis Forchheim. Fledermausschützer belauschen dort seit drei Jahren die nächt-lichen Jäger – mit erstaunlichen Ergebnissen.

InsektenjägerÜberall zu Hause, wo es fliegt und flattert: eine Fransenfledermaus mit Beute.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 25

Fazit nach nun drei Jahren: Den Fledermäusen im Landkreis geht es gut. Die vielgestaltige Landschaft mit den tief eingeschnittenen Tälern, den Wäldern und Felsen, Streuobstwiesen, Feldhecken, Teichen und Flüssen bietet ihnen einen idealen Lebensraum. Baum-höhlen, Felsenkeller und Karst-höhlen, aber auch alte Dachstühle werden gerne als Rastplätze, Wo-chenstuben und Überwinterungs-quartiere genutzt. Insgesamt wur-den bisher 18 verschiedene Arten belauscht. Bei 24 in Bayern regist-rierten Fledermausarten spricht diese Zahl für sich.

Die Stimmung hat sich gedrehtDass dieser Reichtum bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: In den 1960er- und 1970er-Jahren sind die Populationen deutschland-weit auf etwa zehn Prozent der ursprünglichen Bestände eingebro-chen. Damals verloren die Fleder-

mäuse durch Renovierungsmaß-nahmen an Gebäuden und das Fäl-len von Höhlenbäumen massenhaft Lebensraum. Außerdem litten sie an den Folgen giftiger Holzschutzmit-tel und dem Pestizideinsatz in der Landwirtschaft. Erst Anfang der 1990er-Jahre griff der nun systema-tische staatliche Schutz. Seither hat sich der Bestand wieder auf 20 Pro-zent erhöht. Die langsame Erholung zeigt, dass Fledermausschutz eine langfristige Angelegenheit ist. Die nächtlichen Jäger vermehren sich mit meist nur einem Jungen pro Jahr sehr langsam.

Mit einer der größten Erfolge seit dieser Zeit: Die Stimmung in der Bevölkerung hat sich gedreht. Das ist auch in Forchheim deutlich spürbar. Viele Menschen sind laut Friedrich Oehme inzwischen stolz, wenn sie die Flattermänner auf ihrem Anwesen entdecken. Sie wis-sen: Wo sich Fledermäuse tummeln, ist die Welt noch in Ordnung.Heidi Tiefenthaler

N+U: Herr Oehme, Sie waren Professor für Technische Elektronik. Wie wird man da zum Fledermausschützer?Friedrich Oehme: Gemeinsam mit Studenten habe ich 1995 für den Zoologieprofessor Otto von Helver-sen ein Aufnahmegerät entwickelt. Es ermöglichte ihm genauere Einsichten über die Melodie und Art der Ultraschallrufe von Fledermäusen. Das war quasi der Urtyp des heutigen Batcorders. Ein ziem-lich großer Apparat – und schwer! Mit diesem Gerät ist von Helversen dann um die ganze Welt gereist – und ich kam so zu den Fledermäusen.

Sie haben zehn Organisationen in das Forchhei-mer Projekt eingebunden, unter anderem Natur-schutzverbände, Verwaltung, den Forst und die Jägerschaft. Wie haben Sie das geschafft?Das war eine glückliche Fügung. Ich habe das Projekt während eines Runden Tisches proklamiert, der in Forchheim jährlich stattfindet. Hier kommen Naturschützer und -nutzer zusammen. Das war natürlich ein tolles Podium. Diese Organisationen garantieren heute die enorme Breite und das Gelingen des Projekts – und der Landrat macht den Schirmherrn.

Gibt es eine Fledermausart, die es Ihnen besonders angetan hat?(lacht) Nein, ich mag sie alle.

Welche Bedeutung hat dieses ehrenamtliche Engagement nach einem ausgefüllten Berufs-leben für Sie?Ich hab mich der Natur verschrieben und bin damit sehr glücklich. Ich bin ja fit. Und die Arbeit, die zu leisten ist, ist immens. Das treibt mich an. Wenn die Menschen sich nicht in einer Art direkter Demo-kratie um die Erhaltung ihrer Lebensgrundlagen kümmern, sind diese bald weg.

Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?Man muss ein dickes Fell haben und sich sagen: Schade, hier haben wir es nicht geschafft. Wenden wir uns der nächsten Aufgabe zu. Und die Erfolge entschädigen für vieles. Unser Projekt ist ja schon diverse Male ausgezeichnet worden, unter anderem als UN-Dekade-Projekt.

»Ich mag sie alle!«Friedrich Oehme ist seit 40 Jahren Mitglied des BN. Seit seiner Pensionie-rung hat sich der ehemalige Hoch-schulprofessor als Geschäftsführer der Kreisgruppe Forchheim dem Fleder-mausschutz verschrieben.

Die FledermausKlasse: Säugetiere (Mammalia)Ordnung: Fledertiere (Chiroptera)Unterordnung: Fledermäuse (Microchiroptera)Lebensraum: fast alle insektenreichen Naturräume DeutschlandsVerbreitung weltweit: auf allen Kontinenten, nicht in polaren RegionenStatus: alle Fledermäuse stehen in Bayern auf der Roten Liste, einige sind vom Aussterben bedroht

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ErwischtDie Nymphenfledermaus im behutsamen Griff des Wissenschaftlers Johannes Mohr.

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26 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Unsere heimischen Linden (siehe Kasten) können nahezu 2000 Jahre leben. Der im Alter hohle und

mit Modererde gefüllte Stamm bildet im Inneren neue Wurzeln, die nach unten wachsen und ihn im Boden verankern. So verjüngt sich die Linde selbst.

Das sich rasch zersetzende Lindenlaub wirkt günstig auf den Boden. Insektennahrung bieten die den Be-ginn des Hochsommers verkündenden, wunderbar duftenden Blüten. Die arzneiliche Verwendung der Blüten (siehe Kasten) fand erst in der Neuzeit stärkere Beachtung, aber Blätter, Rinde und Wurzeln wurden etwa von Hildegard von Bingen (1098 –1179) oder dem Kräuterbuch-Autor Leonhart Fuchs (1501 –1566) als heilkräftig gelobt.

Die Blätter nutzte man als Nahrung für Mensch und Haustiere sowie als Stalleinstreu und Tabakersatz. Aus den Samen wurden Speiseöl und Mehlersatz gewon-nen. Aus Lindenbast entstanden in alter Zeit Kleidung, Bogensehnen, Papier. Die Fasern waren zur Herstel-lung von Seilen, Wäscheleinen, Bienenkörben und Matten sowie insbesondere als Bindebast noch bis ins 20. Jahrhundert geschätzt. Das weiche Lindenholz eig-net sich kaum als Brennholz, dagegen gut für Schnitz-, Tischler- und Drechslerarbeiten. Berühmte Altäre, etwa von Tilman Riemenschneider oder Veit Stoß, sind aus Lindenholz geschnitzt.

Über den praktischen Nutzen hinaus spielte die Linde eine wichtige Rolle. In vorchristlicher Zeit war sie Muttergöttinnen wie der germanischen Frija zugeord-net. Als Marien-Baum erscheint sie stets wohlwollend und freundlich. Ursprungslegenden mancher Wall-

fahrtsorte, etwa Ettenberg bei Berchtesgaden, erzählen von einem in einer Linde verehrten Marienbild. Linden wurden oft an Kapellen und Bildstöcken an Straßen gepflanzt. In unserer Kulturlandschaft sind diese Ensembles Zeugnisse der Verbundenheit mit dem Göttlichen und der Natur.

Der liebliche und besänftigende Blütenduft mag zur Auffassung beigetragen haben, dass man unter Linden

stets die Wahrheit sage. Gericht unter der Linde (»sub tilia«) wurde noch in der Neuzeit gehalten. Unter Linden traf man sich zu Trauungen und Verträgen, zu Spielen und Festen.

Mit ihren herzförmigen Blättern ist die Linde Baum der Erotik und Liebe, der Geborgenheit

und Heimat schon dem Minnesänger Walther von der Vogelweide (»Unter der linden an der heide, da

unser zweier bette was …«), ebenso in der deutschen Romantik – so in dem von Franz Schubert vertonten Gedicht »Der Lindenbaum« – oder in der bairischen Volksmusik (»Bei der Linden bin ich gsessn«).

Im BN ist die Linde als kraftvolles Symbol, aber auch als lebendiger Baum präsent, wie etwa viele Pflanzun-gen von Kreis- und Ortsgruppen zeigen, auch mancher Widerstand gegen Verstümmelung oder Fällung. Möge die Linde weiterhin über den Verband und seine Mit-glieder wachen – inspirierend, leitend, mahnend.

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Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.

Die heimischen LindenartenName: Vielleicht mit »lind« (weich, geschmeidig) für Bast und Holz zusammenhängend. Viele Orts- und Familiennamen leiten sich von der Linde ab.Vorkommen: Sommerlinde (Tilia platyphyllos) ins-besondere in Berg- und Schluchtwäldern als Begleit-baumart, Winterlinde (Tilia cordata) in trockenen Eichen-Hainbuchenwäldern und in der Hartholzaue. Linden sind häufige Straßen- und Parkbäume sowie Haus- und Siedlungsbäume.Unterscheidungsmerkmale: Winterlinde mit beider-seits kahlen Blättern und rötlichbraunen Haaren in den Aderwinkeln der Blattunterseite; Sommerlinde mit größeren, weicheren, unterseits behaarten Blät-tern und weißlichen Haaren in den Aderwinkeln. Die Holländische Linde, ein natürlicher Hybride beider Arten, mit gelblichen Aderwinkel-Haaren.Verwendung: Aufenthalt unter blühenden Linden: Ruhe und Ent-

spannung. Getrocknete Blüten (Blütenstände samt Hochblatt):

schweißtreibender Heiltee bei Erkältung und Husten, abwehrsteigernd und vorbeugend gegen grippale Infekte. In der Volksmedizin zudem zur Beruhigung und Schlafförderung.

Frische Blüten: Aromatisierung von Speisen und Getränken. Reizlindernde Haut- und Haarpflege.

Junge Blätter: Zugabe in Salaten, auf Butterbrot.(Nicht verwendbar sind die aus Südosteuropa stam-mende, für Insekten giftige Silberlinde, T. tomentosa, sowie andere nicht heimische Arten und deren Hybriden.)

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Porträt

Die Linde – ein starkes Symbol

Mit Bedacht hatte sich der noch junge BN einige Jahre nach seiner Gründung die Linde als

Vereinszeichen gegeben. Siebenblättrig und mit kräftigen Wurzeln ist sie auch heute noch ein starkes Symbol für den BUND Naturschutz in Bayern,

für seine Arbeit und sein Selbstverständnis.

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Der BUND Naturschutz setzt sich für gefährdete Insekten ein. Als Bestäuber unserer Pflanzen sind sie von großer öko logischer Bedeutung. Im Bild eine Königin der Veränderlichen Hummel (Bombus humilis).

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28 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Saison-Thema100 Jahre Schutz

Der BUND Naturschutz ist überall in Bayern aktiv. Und er hat schon viel Landschaft und Tiere geret-

tet. Ohne ihn keine Gipshügel »Sieben Buckel« in Fran-ken. Das Spessart-Flüsschen Hafenlohr wurde 30 Jahre lang vor einem Staudamm bewahrt, jetzt ist es sicher. Das bedeutendste Moor Deutschlands, das Murnauer Moos, gäbe es lange nicht mehr. Seit 1985 läuft das Rhönschafprojekt und bewahrt eine alte Haustier-

rasse und einen Lebensraum vor dem Aussterben. Ohne BUND Na-turschutz keine Biber und erst recht keine Wild-katzen hierzu-lande. Ihr seht, es ist schon viel getan, aber noch mehr ist zu tun.

Gips gibt’s nichtGipshügel

G ips braucht man beim Hausbau, für Wände, Gipskarton und zum Löcher zuschmieren. Ein nützlicher Stoff. Deshalb

sind Gipshersteller ganz heiß auf Gipsvorkommen in der Land-schaft. Sie bauen den Gips ganz ab und statt eines Hügel haben wir dann ein Loch vor Augen. Ohne wertvolle, seltene Tiere und Pflanzen. Der BUND Naturschutz konnte wichtige Flächen kau-fen und andere vor der Industrie retten.

SandachseBedroht und gerettet

Dünen und Strände, Sandgebiete? Und das mitten in Bayern? Zwischen Weißenburg

und Bamberg gibt es das tatsächlich. Der BUND Naturschutz hat mit seinem Projekt Sandachse Franken dazu beigetragen, dass solche seltenen Lebensräume gerettet wurden. Dünen-Sand-

laufkäfer, Blauflügelige Ödlandschrecken und Zauneidechsen dürfen weiter leben.

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Hallo, hier bin ich wieder, Bibo, der neugierige Biber. Heute geht es um den BUND Naturschutz. Ohne den gäbe es viele schöne Landschaften nicht mehr. Wie gut, dass es uns gibt, sagt Bibo.

100 Jahre BUND Naturschutz

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 29

Landschaft schmeckt 2013 – NiederbayernKinder- und Müpfe-Gruppenleiter/innen 14. September, Viehhausen bei RottenburgDie »Landschaft schmeckt«-Tour durch Bayern 2013 dient der regio-nalen Vernetzung. Es wird zu-sammen gekocht und sich ausge-tauscht über die Kinder und Müpfe-Gruppen. Anmeldung an: [email protected] Preis: 15 Euro

Expedition ins TierreichKinder- und Müpfe-Gruppenleiter/innen 11. – 13. Oktober in Wartaweil am AmmerseeAuf den Spuren der »Big Four« Bayerns wird ein Wochenende lang die Natur erkundet: Wildkatze, Luchs, Wolf und Bär sind die Stars der diesjährigen Expedition ins Tierreich! Anmeldung: [email protected] Preis: 70 Euro (für Mitglieder: 50 Euro)

Much & More 2013Jugendliche und junge Erwachsene von 16 bis 27 Jahren 25. – 27. Oktober, Felmer Moor im OberallgäuHier kann man richtig mit anpa-cken: Die Teilnehmer renaturieren ein alpines Hochmoor. Um die Er-folge der letzten Jahre zu sichern, muss das Aufwachsen von Bäumen und Sträuchern verhindert werden, damit das Moor als solches erhal-ten bleibt.Anmeldung: [email protected]: 30 Euro (für Mitglieder 20 Euro)

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Sherlock Holmes auf heißer SpurRätsel lösen und gewinnen

Zum hundertjährigen Jubiläum des BUND Naturschutz machen wir Euch das Raten

diesmal ganz, ganz schwer. Wahrscheinlich werdet Ihr das nie herausfinden, Ihr kennt Euch mit Natur ja gar nicht aus. Also, es ist ein Rätseltier, und es ist ziemlich schwer, im Herbst sogar so fett, dass die Mönche das früher gerne auftischten. Na ja! Alte Männchen wiegen 20 – 25 Kilo. Eigentlich gar nicht so viel, wenn man bedenkt, dass es mit seinen kräftigen Nagezähnen ganze Bäume fällt. Meistens sieht man das Tier aber gar nicht selbst, sondern nur diese Fraßspuren. Wenn ich Euch jetzt noch verrate, dass es gerne am Wasser lebt und spe-ziell Weiden liebt, bringe ich Euch bestimmt ganz durcheinander! Oder wisst ihr etwa schon, wer heute gemeint ist. Wenn nicht, könnt ihr

auch Hubert Weinzierl fragen, der hat es nämlich 1970 in Deutsch-land erstmalig ausgesetzt. Danke Hubert!

Wer draufkommt und uns die richtige Lösung schickt, kann diesmal mit ein bisschen Glück Bibo selbst gewinnen! Wir ver losen einen süßen Plüschbiber, Größe ca. 20 cm.

Schreibt bitte an »Natur+Umwelt«, Stichwort Rätselbild, Dr.-Johann-Maier-Straße 4, 93049 Regensburg,

Fax 0941-2972031, [email protected]. Bitte vergesst nicht Eure Adresse und Euer Alter.

WeltberühmtNationalpark Bayerischer Wald

Dass es diese großartige Naturlandschaft heute so gibt, ver-danken wir Hubert Weinzierl, einer der Gründer des Bund

Naturschutz, und dem BN selbst. Die Kämpfe waren zäh und dauerten lange. Aber heute ist der Nationalpark weltberühmt und zieht, weil er so wild ist, Millionen Besucher in seinen Bann. Nach den großen Stürmen in den 90er-Jahren, die unermess-lichen Schaden anrichteten und Abertausende von Bäumen entwurzelten, konnte sich der Wald von selbst verjüngen, ein Lehrbeispiel für alle. Auerhuhn, Luchs und bald wohl auch Wölfe finden den Nationalpark ebenfalls gut und eine Heimat.

Page 30: Natur + Umwelt 3-2013

30 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Gundremmingen ist der älteste Groß-AKW-Standort Deutsch-

lands. Die Blöcke B und C sollen bis 2017 und 2021 weiterlaufen – eine deutliche Laufzeitverlängerung! Wie die havarierten AKWs in Fukushima sind die Blöcke B und C Siedewas-serreaktoren mit einem erhöhten Risiko der Freisetzung von Radio-aktivität auch im Standardbetrieb. Dabei hat die Studie »Kinderkrebs und Kernkraftwerke« (KiKK) bereits 2007 nach gewiesen, dass Kinder, die in der Nähe eines Atomkraft-werks leben, einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, an Leukämie zu erkranken.

Nach dem GAU in Fukushima wurden die AKWs in Bayern einem Stresstest unterzogen. Fazit für das AKW Gundremmingen: eigentlich durchgefallen, denn die Reaktoren sind unter anderem nicht ausrei-chend gesichert gegen den Absturz eines großen Flugzeugs. Auch eine aktuelle Studie des BUND zeigt, dass das AKW Gundremmingen

weitere Sicherheitsrisiken aufweist. Das gilt für Gefahren eines atoma-ren Unfalls genauso wie für Gefah-ren eines Terroranschlags auf die Reaktoren oder das dortige Zwi-schenlager.

40 Castoren im ZwischenlagerDennoch soll in Gundremmingen die Atomstromproduktion sogar noch ausgeweitet werden. Die zwei alten Siedewasserreaktoren sollen durch eine veränderte Betriebs-weise schärfer gefahren und so die Kraftwerksleistung erhöht werden. Aus den bereits abgeschriebenen Anlagen soll noch mehr herausge-holt werden. »Wir fordern Umwelt-minister Marcel Huber auf, den An-trag auf Leistungserhöhung abzu-lehnen und das AKW stillzulegen. Es kann nicht sein, dass die Energie-konzerne RWE und E.ON das Risiko für die Bevölkerung nochmals er-höhen, um noch mehr Geld zu verdienen«, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN. Über 6700 Bürger haben vor kurzem den Landtag in einer Petition aufgefor-dert, diesem Spuk ein Ende zu be-reiten. Doch CSU und FDP haben die Petition vertagt und damit die Türen für eine Genehmigung der Leistungsausweitung offen gelas-sen. »Das lässt massive Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Energie-wendeziele der Staatsregierung auf-

kommen«, so BN-Vorsitzender Prof. Hubert Weiger.

Schon heute lagert in Gund-remmingen mehr Atommüll als an jedem anderen Ort Deutschlands, sogar mehr als in Gorleben. Nur noch im AKW Gundremmingen sind die brisanten Abklingbecken außerhalb des Sicherheitsbehälters platziert. Diese sind mit so vielen verbrauchten Brennelementen be-stückt wie in keinem anderen AKW Deutschlands, nämlich mit je rund 2000 Stück. Dazu kommen die über 40 Castoren im Zwischenlager, die jeweils 52 Brennelemente enthalten.

»Deswegen muss in Gundrem-mingen die Atommüllproduktion schnellstmöglich beendet werden und der vorhandene Atommüll in Deutschland am geologisch bestge-eigneten Standort unterirdisch gela-gert werden. Für die Stromversor-gung in Deutschland ist Gundrem-mingen schon heute überflüssig«, so Raimund Kamm, Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Augsburg und Sprecher des Vereins FORUM Ge-meinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Ener-giepolitik e.V.Die Unterschriftensammlung für die Petition geht bis 31. Oktober 2013 weiter. Unterschreiben auch Sie auf der Liste, die dieser »Natur+Umwelt« beiliegt.Herbert Barthel, Thomas Frey

Abschalten!BN-Aktive demonst-rieren dafür, dass das AKW Gundremmin-gen jetzt und nicht irgendwann vom Netz geht.

Petition6700 Unterschrif-ten übergab der BN an Christian Magerl, Vorsitzen-der des Umwelt-ausschusses im Landtag und BN-Mitglied.

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Die AutorenDr. Herbert Barthel ist der Energie-referent des BN, Thomas Frey ist Regionalreferent für Schwaben.

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Petition an den Landtag: dem Spuk ein Ende machen

Hochfahren statt abschalten? Nein danke!

Das AKW im schwäbischen Gundremmingen ist der größte AKW-Standort Deutschlands. Jetzt soll die Atomstromproduk-tion sogar noch ausgeweitet werden. Zwei Siedewasserreak-toren und das Atommülllager bedrohen ganz Süddeutschland.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 31

Damit handelt es sich um die zweite nachweisliche Tötung

eines Luchses im Landkreis Regen innerhalb eines Jahres. Das mit drei Jungen trächtige Tier wurde Anfang Mai am Silberberg bei Bodenmais tot aufgefunden. Es war mit Schrot-munition gezielt in die Brust ge-schossen worden. Für Hinweise zur Ergreifung des Täters ist eine Beloh-nung von insgesamt 15 000 Euro ausgesetzt.

Gemeinsam mit mehreren Orga-nisationen aus den Bereichen Forst, Jagd, Tourismus und Naturschutz

veranstaltete der BN Regen aus die-sem Anlass am 31. Mai in Bayerisch Eisenstein eine Pressekonferenz. Die Teilnehmer verurteilten den Ab-schuss aufs schärfste und forderten eine intensivere strafrechtliche Ver-folgung dieser Art von Naturschutz-Kriminalität. Leider sind die Tötun-gen keine Einzelfälle: Obwohl der Lebensraum im Bayerischen Wald und im benachbarten tschechi-schen Nationalpark Sumava Platz für 50 Tiere bietet, sind nur 16 er-wachsene Luchse bestätigt und die Jungtiere verschwinden immer wie-der auf mysteriöse Weise. Als Grund dafür, dass die Population stagniert und sich nicht über die National-parkregion hinaus verbreitet, nen-nen Experten neben Krankheiten und Verkehrsunfällen auch illegale Abschüsse.

Neben weiteren Aktivitäten ver-anstaltete das Aktionsbündnis am 23. Juni ein großes Fest für den Luchs im Ausflugslokal »Schwell-häusl«. Jens Schlüter, der Geschäfts-führer der BN-Kreisgruppe und Initiator des Bündnisses, freute sich über die breite Resonanz aus den Verbänden und der Bevölkerung und betonte, der Luchs sei eine wichtige Identifikationsfigur für den Bayerischen Wald. Für Thomas Müller, den Bürgermeister von Eisenstein und zweiten Vor sitzen-den der BN-Kreisgruppe, ist der Luchs ein »Pre miumsiegel« für die Region. Um ein Zeichen zu setzen, organisier te das Aktionsbündnis Ende Juni das »Luchsfest«.Kurt Schmid (as)Weitere Informationen: www.unser-luchs.de

Hotel Mohn- blume: Eine aus-gediente Trafo- station der Stadt-werke Landau,

letztes Jahr umgebaut von der BN-Ortsgruppe Landau, dient jetzt als Tierdomizil. Grundschüler der Klasse 3d bemalten die Fassade der im Landauer Moos gelegenen Station mit Mohnblumen. Ob-gleich die Lage an einer befahre-nen Straße nicht ideal ist, bewoh-nen inzwischen bereits Stare,

Meisen, Fledermäuse und Wild-bienen das »Hotel Mohnblume«, das erste Tierhotel im Landkreis. Durch den angrenzenden Radweg ist für menschliche Besucher ge-sorgt, die sich auf einer Infotafel über alle auf engstem Raum ver-wirklichten Elemente des Umwelt-bildungsprojekts Tierhotel infor-mieren und am praktischen Bei-spiel lernen können, was man in Haus und Garten für den Natur-schutz tun kann. Die Ortsgruppe bietet auch Besichtigungen für Kindergärten, Schulen oder Verei-ne (Tel. 0 99 51-12 64).

Kästen für Käuze: Von Januar bis März sind im Straubinger Stadt-

park die weithin klingenden Rufe balzender Waldkäuze zu hören. Obwohl die Art noch zu den häu-figeren Eulen in Bayern gehört, ist der Waldkauz im überwiegend ausgeräumten Gäuboden doch etwas Besonderes. Hinzu kommt, dass Bäume mit ausreichend gro-ßen Bruthöhlen zunehmend selten werden, insbesondere in städti-schen Parkanlagen, wo sie wegen der Verkehrssicherungspflicht meist gefällt werden. Auf Initiative der BN-Kreisgruppe wurden daher fünf spezielle Waldkauz-Nistkästen aus regionalem Lärchenholz gefer-tigt und im Stadtpark aufgehängt. Die tatkräftige Kooperation von Karin Meindorfer vom BN, Jürgen

Englisch vom Straubinger Um-weltamt, dem Straubinger Tiergar-tenchef Wolfgang Peter, der auch die Finanzierung der Kästen über-nahm, sowie Herbert Rogl und Ernst Zaremba von der Stadtgärt-nerei (v. rechts), ist einen wichtiger Beitrag zum Artenschutz in Strau-bing.

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Werbung für mehr AkzeptanzUnter Aufsicht ihrer Mutter erkunden diese Luchskinder ihre Um gebung im Bayerischen Wald.

Kreisgruppe Regen

Eine Allianz für den LuchsAls Reaktion auf den illegalen Abschuss einer trächtigen Luch-sin hat die Kreisgruppe Regen des BUND Naturschutz das Aktions-bündnis »Unser Luchs« ins Leben gerufen. Bereits im Vorjahr war ein anderes Luchsweibchen vor-sätzlich vergiftet worden.

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32 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Die »Wiesenmeisterschaft« wür-digt Landwirte, die Grünland

extensiv bewirtschaften und so den Wiesenkräutern Zeit zum Wachsen und Blühen geben. Den ersten Preis, einen Gutschein für ein Wo-chenende im Bio-Hotel im Wert von 500 Euro, erhielt der Betrieb von Christine und Norbert Grenzebach

aus Hochstadt im Landkreis Starn-berg. Auf dem Demeterhof werden behornte Milchkühe unterschied-licher Rassen, darunter Murnau-Werdenfelser Rinder, auf der Weide gehalten. Durch sorgfältiges Weide-management verwandelte das Ehe-paar eine Hangwiese mit über 50 verschiedenen Kräutern in einen

üppigen Blütenteppich. Neben Wiesensalbei wachsen dort unter anderem Flockenblume, Margerite, Wiesenkümmel, Fingerkraut und mehrere Glockenblumenarten.

Gerade in einer Tourismusregion wie dem voralpinen Hügelland zwi-schen Lech und Isar, mit vielen Seen und Feuchtgebieten, sind artenrei-che Wirtschaftswiesen unverzicht-bar. Doch leider sinkt die Artenviel-falt zunehmend und auch die Flä-chen selbst sind in Gefahr: Seit 2005 verringerte sich der Grünlandanteil in Bayern um vier Prozent, wie der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger bei der Preisverleihung am 26. Juni in Benediktbeuern betonte. Er appellierte an die bayerische Staatsregierung, für die Agrarförde-rung von extensiven Wiesen und naturschutzgerechten Beweidungs-programmen ausreichend Finanz-mittel bereitzustellen. Die von der EU vorgesehene Kürzung der Mittel für die ländliche Entwicklung lässt sich nach Ansicht des BUND Natur-schutz ausgleichen, indem unspezi-fische flächenbezogene Zahlungen in leistungsbezogene Zahlungen, zum Beispiel für extensive Bewirt-schaftung und Artenschutz, umge-schichtet werden.Weitere Infos zur Wiesenmeister-schaft gibt es unter www.bund-na-turschutz.de in der Rubrik Themen/Landwirtschaft/Wettbewerb.Marion Ruppaner (as)

Vögel Oberhachings: Das gesam-melte Wissen aus 20 Jahren Vogel-beobachtung der BN-Ortsgruppe Oberhaching floss in diese 51-sei-tige Broschüre ein, die Ende Mai der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. 58 Beobachter beteiligten sich, koordiniert von Klaus Buch-ner, Eike Hagenguth und Hans Jakob. Die kostenlose Broschüre führt alle beobachteten Vogelarten auf und gibt wertvolle Infos über Lebensräume, deren Veränderung und Gefährdung sowie praktische Tipps. Erhältlich ist sie unter www.oberhaching.bund-natur-schutz.de und in der Buchhand-lung Kemptner.

Waldrapp in Burghausen: Am 16. Mai wurde das LIVE+ Projekt »Wiedereinbürgerung des Wald-rapps nördlich der Alpen« mit gro-ßer Zustimmung der EU-Exper-tenkommission genehmigt. Von 2014 bis 2019 sollen nördlich der Alpen drei migrierende Kolonien des extrem bedrohten Vogels be-gründet werden. Zur Entscheidung trug maßgeblich das erfolgreiche und von der BN-Ortsgruppe seit

2001 unterstützte Projekt in Burg-hausen bei. Derzeit kann man dort 17 frei fliegende, sich selbstständig ernährende Waldrappe und ihre Brut beobachten. Mehr unter www.altoetting.bund-naturschutz.de.

Führungswechsel: Nach 20 Jahren als Vorsitzende der BN Kreisgrup-pe Fürstenfeldbruck kandidierte Christa Spangenberg (vorne, 2. v. li.) nicht mehr für dieses Amt. Bei den Wahlen am 7. März wurde sie zur Ehrenvorsitzenden ernannt und Landesvorsitzender Hubert Weiger (re.) dankte ihr für das her-ausragende Engagement. Frau Spangenberg hat den BN im Land-

kreis zu einem mitgliederstarken Verein ausgebaut. Ihr Schwer-punkt war neben der Naturschutz-arbeit die Umweltbildung, die sie zu einer festen Einrichtung ent-wickelte. Zu ihrer Nachfolgerin an der Spitze der Kreisgruppe wurde Eugenie Scherb (3. v. li.) gewählt. Sie wird von einem zehnköpfigen Kreisvorstand unterstützt.

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Ausgezeichnete ArtenvielfaltLandwirt Norbert Grenzebach erhielt für diese arten-reiche Wiese den ersten Preis bei der »Wiesenmeister-schaft«. Die Ver-leihung fand in Benediktbeuern statt. Kleines Bild: Christine und Nor-bert Grenzebach, dahinter Landes-beauftragter Richard Mergner.

Kreisgruppen Bad Tölz/Wolfratshausen, Landsberg, Starnberg und Weilheim

Schönste Bauernwiese gekürtBereits zum fünften Mal veranstalteten der BUND Naturschutz und die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die »Wiesenmeisterschaft«. Das Gemeinschaftsprojekt fand heuer im Pfaffenwinkel-Tölzer Land statt. Insgesamt beteiligten sich 31 landwirtschaftliche Betriebe. Am 26. Juni wurden die Preisträger gekürt.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 33

Anfang Mai beleuchtete die KG Bamberg bei einer Veranstal-

tung gelungene Umwandlungen von militärischen in zivile Flächen: So wandelte die Stadt Fürth ab 1995 270 Hektar Fläche um und entwi-ckelte so die attraktive Fürth-Süd-stadt. Erlangen wies ab 1994 zwei neue Naturschutzgebiete aus. In beiden Fällen konnten große Kern-gebiete der SandAchse Franken gesichert werden.

Die KG Bamberg hat bereits erste Verhandlungen bezüglich der frei werdenden Flächen geführt und fordert: »Wir wollen das ›Grüne Bamberger Hörnla‹, einen Schutz-gebietsbogen vom Flugplatz über die ehemalige Munitionsfabrik ›Muna‹ bis zum Hauptsmoorwald.«

Allein im Bereich der Stadt werden 155 Hektar Fläche frei. Ein rie siges Potenzial, das die Stadt Bamberg für die seit Jahren propa-gierte Innenentwicklung nutzen und den Verbrauch von Landschaft und Natur eindämmen kann.

Die größte Chance für den Na-turschutz besteht in den riesigen Freiflächen (800 Hektar) am Stadt-rand. Allein der Flugplatz Breitenau beherbergt 190 gefährdete Pflan-zensippen, 17 gefährdete Vogelarten wie Kiebitz, Braunkehlchen oder Brachpieper und 300 Nachtfalter-arten, 60 davon Rote-Liste-Arten.

Bis das »Grüne Bamberger Hörn-la« steht, wird es noch einige Aus-einandersetzungen brauchen, gibt es doch bereits Überlegungen für Gewerbeansiedlungen, eine Bahn-trasse zur Ostumfahrung Bambergs und die Ansiedlung des Automobil-zulieferers Brose. Die Regierung von

Oberfranken muss hier endlich tätig werden und die schutzwürdigen Bereiche einstweilig sicherstellen, wie dies der Naturschutzbeirat der Regierung von Oberfranken bereits im November 2012 forderte.Tom Konopka (ht)

100 und 40: Am 15. Juni ging im Schlosshof des Rohrerschen Ritter-guts das beliebte Sommerfest der BN-Kreisgruppe Wunsiedel über die Bühne. Mit dem 100. Jubiläum des BN und dem 40-jährigen Be-stehen der KG gab es viel Grund

zum Feiern. Mehrere Hundert Gäste folgten der Einladung des BN.

Der Vorsitzende Fred Terporten-Löhner ließ die Schwerpunkte der Kreisgruppe Revue passieren: vom beherzten Kampf gegen Waldster-ben und Luftverschmutzung, der Sicherung wertvoller Biotope, dem Gartenschauprojekt »Tier-Erleb-nispark-Arche« bis hin zum erfolg-reichen Kampf gegen die Fichtel-gebirgsautobahn. Regionalreferent Tom Konopka überreichte die Glückwünsche des BN-Landesver-bands in Form eines Präsentkorbs mitsamt Urkunde und Jubiläums-tafel. Schlossherr Joachim Rohrer schoss mit der Kanone »Die schö-

ne Oberndorferin« einen Salut (Foto), »um mit einem Erwe-ckungsschuss die Ideen des BN hörbar zu machen.«

100 Jahre BN in Oberfranken: Mit einem Fest am Waldstein haben 300 oberfränkische Natur- und Umweltschützer am 1. Mai den 100. Geburtstag des BN gefeiert. Der Verband hat sich mit seinen aktuell neun Kreisgruppen und 14 760 Mitgliedern als »grünes Ge-wissen« der Region etabliert. Er er-rang Erfolge wie die Ausweisung zahlreicher Naturschutzgebiete im Fichtelgebirge, bekämpfte das Waldsterben und verhinderte das Atomkraftwerk in Unterviereth.

Heute setzt sich der BN in Ober-franken für Windkraft nach Plan und eine Energiewende mit öko-logischen Leitplanken ein.

Auf Samtpfoten: Im Mai hat die KG Bayreuth auf der Oberfranken-ausstellung die neue Wildkatzen-ausstellung des BN unter der Schirmherrschaft von Regierungs-präsident Wilhelm Wenning prä-sentiert. Das Wildkatzenexponat »Waldemar« und ein Film über junge Wildkätzchen von Heiner Rall erwiesen sich als »Kunden-stopper« und guter Einstieg in viele Gespräche. Die Besucher be-grüßten einhellig die Rückkehr der Wildkatzen nach Oberfranken.

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Platz für TiereIm kleinen, bereits vor Jahren ausg-ewiesenen NSG »Muna« sorgen Mufflons erfolg-reich für die Biotoppflege.

Kreisgruppe Bamberg

Riesenchance für Mensch und Natur in BambergIm September 2014 will die US-Armee die Warner-Barracks in Bamberg räumen. Die BN-Kreisgruppe setzt sich dafür ein, die Flächen für die Innenstadtentwicklung und den Naturschutz zu nutzen.

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34 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

M it dem Abschalten des AKW Grafenrheinfeld schneller

zu sein als der nächste Super-GAU – das ist das erklärte Ziel der Anti-Atom-Bewegung in Unterfranken. Am 21. April mittags starteten De-mozüge mit Fußgängern, Radfah-rern und Traktoren von Grafen-rheinfeld und Bergheinfeld aus, um ihrer Forderung Nachdruck zu ver-leihen. Das Protestplakate- und

Fahnenmeer erreichte gegen 13 Uhr das Veranstaltungsgelände auf den Mainwiesen. Die Demonstranten kamen aus ganz Süddeutschland, aus Oberfranken, Sachsen, Thürin-gen und Hessen. Auch Standort-initiativen gegen die AKWs Biblis, Neckarwestheim, Landshut/Ohu, Gundremmingen sowie die Bayern-allianz für Atomausstieg und Klima-

schutz hatten zur Teilnahme mo bilisiert und waren vertreten. Die Sennfelder Combo fungierte mit jazzigen Rhythmen als musi-kalisches Empfangskomitee.

Bei herrlichem Frühlingswetter und in bester Stimmung verfolgten über 2500 Atomkraftgegner aller Altersgruppen die Redebeiträge der Vertreter von insgesamt 24 Unter-stützerorganisationen. Unüberhör-bar skandierten sie immer wieder friedlich, aber entschieden: »Ab-schalten! Abschalten!«

Ein attraktives Kinderprogramm fehlte ebenso wenig wie ein gut be-stückter Büchertisch.

Für gute Stimmung sorgten die Percussionistin Petra Eisend mit ihrem Trio P.E.G. World, Matze Rossi, Robert Collomb und Christin Bray. Auch das Pygmalion Theater Wien präsentierte zwei Songs zum Thema Atomkraft aus dem Singspiel »The Play of Songs«.

Eindrucksvoller hätte der immer weiter wachsende Druck auf die verantwortlichen Politiker auf Lan-des- wie Bundesebene nicht ver-deutlicht werden können.

Maßgeblich zu diesem Erfolg beigetragen haben Kreisgruppen-vorsitzender Edo Günther und seine Frau Babs sowie zahlreiche ehren-amtliche Helfer mit ihrer Vorbe-reitung und hervorragenden Be-treuung der Besucher während der Veranstaltung.Helmut Schultheiß (ht)

Originell fürs Original: Pflanzen-sorten, die auch nach der Saatgut-gewinnung und Neupflanzung ihre Eigenschaften nicht verlieren, werden als sortenfest bezeichnet. Entsprechendes Saatgut aus regio-naler Herkunft ist mittlerweile zur Rarität geworden und für Hobby-gärtner kaum verfügbar. Grund genug für die OG Karlstadt und die KG Kitzingen, in diesem Frühjahr jeweils eine eigene Saatgutmesse zu veranstalten. Die überwältigen-de Resonanz sowohl der Aussteller wie auch der Besucher bewies eindrucksvoll, wie groß das Inter-esse – vor allem vieler Gartenlieb-haber – an der eigenen Saatgut-nachzucht und damit auch an der

Sicherung der genetischen Vielfalt regionaltypischer Sorten mittler-weile wieder ist.

Anwalt der Natur: Während die KG Kitzingen seit Jahren engagiert gegen die drohende Verfüllung des Steinbruchs Dettelbach mit schad-stoffbelastetem Abfall, die Zerstö-rung wertvollster Biotope und die Gefährdung des Trinkwassers kämpft, hat das zuständige Land-ratsamt Anfang März mit einer rechtlich höchst umstrittenen Er-laubnis Rodungs- und Erdarbeiten ermöglicht. Verkauft werden diese als Renaturierungs- und Siche-rungsmaßnahmen für die vom Aussterben bedrohte Gelbbauch-

unke (Foto). Diese würde mit der Verfüllung zwei Drittel ihres Le-bensraums verlieren. Weil der Be-scheid erhebliche Fehler aufweist, hat sich der BN nun an den Baye-rischen Verwaltungsgerichtshof gewandt. Es ist zu hoffen, dass die-ser dem europäischen Arten- und Naturschutzrecht vor Ort schnell zur Durchsetzung verhilft.

Doppeljubiläum: Das 40-jährige Bestehen der KG Würzburg und 100 Jahre BUND Naturschutz fei-erten Anfang Mai BN-Mitglieder und Besucher in Rottendorf. Im Mittelpunkt standen der Rückblick des früheren Kreisvorsitzenden Prof. Dr. Gerhard Kneitz und eine Podiumsdiskussion zum Klima-schutz. Großes Interesse fand auch eine Ausstellung mit ebenso künstlerischen wie pointierten Skizzen des »zeichnenden Profes-sors« Gerhard Kneitz. Sie brachten fast schon vergessene Quer- und Charakterköpfe des BN, aber auch die wechselvolle Geschichte des Verbandes vor Ort wieder in Erin-nerung.

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Jetzt, nicht später!Bei der Demo gegen das AKW Grafenrheinfeld forderten Stand-ortinitiativen aus ganz Deutschland, das dienstälteste Atomkraftwerk Deutschlands so-fort vom Netz zu nehmen.

Kreisgruppe Schweinfurt

AKW Grafenrheinfeld: Sofort abschalten!Im April demonstrierten 2500 Aktive vor dem ältesten noch betriebenen AKW Deutschlands. Sie werden nicht ruhen, bevor auch der »Dinosaurier« Grafenrheinfeld vom Netz geht.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 35

Die Bayerische Modellgemeinde Biodiversität Tännesberg kann

sich seit Frühjahr 2013 über eine Projektmanagerin und zusätzliche finanzielle Mittel durch den Baye-rischen Naturschutzfonds für die nächsten fünf Jahre freuen. Die wichtigsten Aufgaben der erfahre-nen Biologin Gabriele Schmidt wer-den Erhalt und Ausbau der Lebens-raum- und Artenvielfalt, die Ver-besserung der Biodiversität in der Feldflur, die Optimierung der Besu-cherlenkung und die Durchführung von Natur erlebnisaktionen sein. Unterstützt wird sie dabei durch das Regionalentwicklungsbüro »Land-impuls«.

2008 hat die bayerische Staatsre-gierung ihre Biodiversitätsstrategie

beschlossen und die Kommunen zur Mitarbeit eingeladen. Besonders engagiert wurde dieser Auftrag in der Gemeinde Tännesberg durch den Zusammenschluss von BN, Landesbund für Vogelschutz (LBV), Bayerischem Jagdverband, Wild-landstiftung, Naturpark Nördliche Oberpfalz und der Regierung Ober-pfalz umgesetzt. Unterstützung gab es durch das bayerische Umwelt-ministerium.

Ziel der Modellgemeinde ist es, die Arten-, Sorten- und Lebens-raumvielfalt zu sichern und Um-weltwissen zu vermitteln. Dafür werden ökologisch wertvolle Flächen angekauft und Landwirte beraten, sodass diese 2010 bereits fünf Prozent der Offenlandfläche

ins Vertragsnaturschutzprogramm einbrachten. Der Biodiversität in der Feldflur dient die Förderung alter Haustierrassen und der Anbau alter Kultursorten wie Emmer, Ein-korn oder Dinkel. Umweltwissen wird unter anderem durch Schul-projekte, aber auch über das Streu-obstprojekt der BN-Ortsgruppe ver-mittelt. Eine zentrale Rolle im Mo-dellprojekt spielt auch die regionale Wertschöpfung durch die Vermark-tung selbst erzeugter »Naturschutz-produkte«, etwa aus dem Rotvieh-projekt des LBV.Helmut Schultheiß (ht)

Teure Zeitersparnis: Mit einer über zehn Meter langen Papierschlange mit fast 600 Unterschriften und Einwendungen haben der BN und eine Bürgerinitiative Mitte April gegen die nahezu sieben Millionen teure Neutrassierung der Staats-straße 2159 im Bereich Gaisthal protestiert (Foto). Wenige Minuten Zeitersparnis sollen dort mit mas-

siven Natureingriffen und einer weitreichenden Entwertung uner-setzlicher Erholungsbereiche er-kauft werden. Dabei wäre eine partielle Optimierung der vorhan-denen Straße völlig ausreichend.

Zukunft pflanzen: Die Idee der OG Alteglofsheim, zu besonderen An-lässen einen Baum zu verschen-

ken, fand bei Bürgermeis-ter Helmut Stiegler eben-so begeisterte Resonanz wie in der Bevölkerung. So konnten schon beim ersten Pflanztermin Ende März 16 Bäumchen auf der örtlichen Festwiese gepflanzt werden.

Ein Jahrhundert jung: Dass der BN sein 100-jähriges Bestehen stim-mungsvoll zu feiern weiß, das konnten Anfang Mai zahlreiche Aktive, Gönner und Freunde in Tännesberg miterleben. Geboten war ein abwechslungsreiches Pro-gramm aus Grußworten, launigen Rückblicken und einer Mischung frecher, aber auch kritischer Lieder und Gedichte des Liedermachers Sepp Raith. Für Gaumenfreuden sorgten kulinarische Köstlichkei-ten aus dem Biodiversitätsprojekt Tännesberg.

Flohmarkt als Klimaschutz: Seit zehn Jahren organisiert die Nab-burger JBN-Gruppe »Die Um-

welthasen« einen Flohmarkt. Die Umweltpädagogin und Initia-torin Kathrin Rieppel wollte Kin-dern mit dieser Aktion vor Augen führen, wie umweltbelastend es ist, funktionierende Gebrauchs-gegenstände wegzuwerfen, während sie anderswo neu pro-duziert werden müssen. Anfang Mai setzten die Umwelthasen mit mittlerweile 14 Ständen wieder ein Zeichen gegen Kon-sumrausch und Ressourcenver-schwendung. Dabei gelang es ihnen, auch Erwachsene zum Überdenken ihres Konsumver-haltens und zum Kauf gebrauch-ter Dinge als Beitrag zum Klima-schutz zu motivieren.

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Vielfalt auf dem FeldIn Tännesberg sorgt Projektma-nagerin Gabriele Schmidt dafür, dass alte Kultursor-ten wie der Emmer wieder angebaut werden.

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Kreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab

Neue Impulse für TännesbergDie Modellgemeinde Tännesberg engagiert sich vorbildlich für die Biodiversität in der Region. Jetzt erhält sie mit zusätzlichem Personal und einer Finanzspritze weiteren Rückenwind.

Page 36: Natur + Umwelt 3-2013

36 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Am Samstag, den 21. September veranstaltet die Kreisgruppe

Neu-Ulm des BUND Naturschutz in Kooperation mit dem Zentrum für Familie, Umwelt und Kultur Rog-genburg zum 15. Mal ihren Öko-markt auf dem Gelände des dorti-gen Klosterhofes. Umgeben von den malerischen historischen Gebäuden bieten von zehn bis 17 Uhr wieder über 80 Aussteller ihre Waren an. Im Mittelpunkt stehen in diesem Jahr Bioprodukte aus der Region rund um die Themenfelder Woh-nen, Essen und Energie. Daneben werden schöne und nützliche Dinge von regionalen Handwerksbetrie-ben angeboten. Für das leibliche Wohl sorgen Biobauern der Um-gebung und regionale Brauereien.

Der BN bietet Informationen zu den Themen Naturbewusstes Einkau-fen, Gärtnern ohne Torf und Ener-giewende.

Gleich am Sonntag, den 22. Sep-tember, geht es von zehn bis 18 Uhr weiter mit dem Ökomarkt der BN-Ortsgruppe Meitingen im Landkreis Augsburg, der sich bereits zum 19. Mal jährt. Auch hier reicht das An-gebot auf dem Rathaus- und Mark-platz von regionalen Bioprodukten über Kunsthandwerk bis zu einem umfangreichen Informationspro-gramm. Der Meitinger Markt wurde 2011 von der Landesvereinigung für ökologischen Landbau und Land-wirtschaftsminister Helmut Brun-ner als schönste regionale Gemein-schaftsveranstaltung ausgezeichnet.

Als die BN-Gruppen vor rund 20 Jahren mit den Ökomärkten be-gannen, waren ökologische Produk-te in konventionellen Läden kaum vertreten und den meisten Verbrau-chern nicht vertraut. Hier hat der BN Pionierarbeit geleistet und dazu beigetragen, umweltverträgliche Produkte einem breiten Kunden-spektrum zugänglich zu machen.Thomas Frey (as)

Ehrung: Für seinen Film »Wald, Wasser, Sand – Lebendige Kultur-landschaften« wurde der Eichstät-ter Naturfilmer Günther Heide-meier Ende April mit dem Um-weltpreis des Landkreises Aichach-Friedberg ausgezeichnet. Der 2009 im Auftrag der dortigen BN-Kreis-gruppe entstandene Film über die

Landschaft rund um Pöttmes führt vom Donaumoos bis ins Lechtal. Gedreht wurde überwiegend am Gumppenberg, am Schimmelwies-bach und an den Aindlinger Schot-terterassen. Der Film kann bei der Kreisgruppe Aichach-Friedberg bezogen werden, Tel. 0 82 33-65 77.

Klage: Der Billigflughafen Allgäu-Airport bei Memmingen bekam per Planfeststellungsbeschluss verlängerte Betriebszeiten und einen Ausbau der Infrastruktur genehmigt. Damit sollen dreimal mehr Passagiere als heute dort starten oder landen können. Der Bedarf für diese Erweiterung ist nach Ansicht des BUND Natur-

schutz jedoch nicht nachgewiesen, zudem wurde der Klimaschutz in dem Beschluss gar nicht und der Lärmschutz für die Anwohner der umliegenden Ortschaften nur sehr unzureichend berücksichtigt. Daher haben der BN, die Bürger-initiative »Bürger gegen Fluglärm« und die Gemeinde Westerheim Mitte Juni Klage gegen den Plan-feststellungsbeschluss eingelegt.

Nachruf: Hans Leicht, der ehema-lige Vorsitzende der BN-Kreisgrup-pe Aichach-Friedberg und Mitbe-gründer der Ortsgruppe Aichach, ist am 22. Mai nach einer schwe-ren Krankheit gestorben. Er prägte die Arbeit des BUND Naturschutz

in der Region über 30 Jahre lang entscheidend mit. Bekannt als Fachmann mit umfangreichen naturkundlichen Kenntnissen, war bei ihm ein partnerschaftlicher Umgang mit Menschen, Tieren und Pflanzen keine Floskel, son-dern ein Merkmal seines Charak-ters. Der Naturschutz in Bayern verliert mit Hans Leicht eine wich-tige Persönlichkeit.

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Naturbewusst einkaufen Ökomärkte wie in Meitingen bieten Verbrauchern eine gute Gelegenheit, regionale Bioprodukte zu erwerben und sich über Umweltthemen zu informieren.

Kreisgruppen Neu-Ulm und Augsburg

Ökomärkte: regional und ökologisch

Aus der Pionierarbeit des BUND Naturschutz hervorgegangen, sind die Ökomärkte aus dem

Veranstaltungskalender schwäbischer Städte nicht mehr wegzudenken. So auch in Neu-Ulm und Meitingen bei Augsburg, wo Ende September

wieder regionale und ökologische Produkte ange-boten werden, verbunden mit einem bunten

kulturellen Rahmenprogramm.

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 37

Der Landesvorsitzende Hubert Weiger erinnerte an etliche

Erfolge, mit denen Ehrenamtliche des BUND Naturschutz Geschichte geschrieben hätten, wie die BN- Abfallexpertin Erika Wachsmann. Sie hatte die Idee zu einem Ab-fallsortiersystem, das Bayern zum Weltmeister in Sachen Mülltren-nung gemacht hat. Dann der Sie-geszug der Fotovoltaik: Mittelfrän-kische Kommunen mischen heute dank BN-Engagement in der Solar-bundesliga ganz vorne mit. Hinzu kommen gigantische Fehlplanun-gen, deren Realisierung der BN ab-wenden konnte, beispiels weise das Kraftwerk Franken III bei Frauen-aurach, die Schwelbrenn anlage in Fürth oder die Thermo select-Anlage in Ansbach.

Auch im Verkehrsbereich gelang so mancher Coup: Ehepaar Brouer kämpfte mit vielen Aktiven fast 30 Jahre lang, bis die Planungen zur Rednitztalautobahn vom Tisch waren. Oder die große Autobahn-Westumfahrung des Städtedreiecks – alles Geschichte! Der Verkehrsver-bund Großraum Nürnberg brummt und die Stadt-Umland-Bahn kommt voran. Auch dafür kämpfte und kämpft der BN.

Natürlich gab es auch Nieder-lagen: die ICE-Trasse Nürnberg – Ingolstadt, den Frankenschnellweg auf der sogenannten Blaukehlchen-trasse oder die Umfahrung von Heroldsberg, deren Landschaftsein-griffe noch heute schmerzen.

Dass es den Reichswald in seiner heutigen Ausdehnung noch gibt, ist

41 Jahren Bürgerbewegung mit dem BN zu verdanken. Zig Eingriffspro-jekte, vom Panzerübungsplatz bei Feucht über einen Rangierbahnhof bei Schwanstetten bis zur Erweite-rung von Langwasser nach Süden, konnten verhindert werden.

Heute steht der BN in Mittel-franken für erfolgreiche Umwelt-bildungsprojekte wie Sehnsucht Wildnis und Klassenzimmer Natur, die Artenschutzwoche Ansbach oder die GEO-Tage der Artenvielfalt.Tom Konopka (ht)

Umweltaktionstag der Religionen: Die BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt bemüht sich, Mitbürger mit Migrationshintergrund anzuspre-chen. Zum dritten Mal wird sich die Nürnberger Eyüp-Sultan-Mo-schee dieses Jahr zusammen mit einigen Kirchengemeinden bei der Pflege von Heidebiotopen enga-gieren. Am 12. Oktober, dem Um-weltaktionstag der Religionen, werden Aktive gemeinsam eine Fläche mit Sensen mähen. Parallel wird ein Picknick mit türkischen Spezialitäten und regionalem Bio-apfelsaft stattfinden.

Kompromisslos: Fürth hält an dem flächenfressenden Einkaufzent-rum im Knoblauchsland fest (s. N+U 4/2011). Im April hat Möbel Höffner mit dem Bau begonnen. Obwohl die Regierung von Mittel-franken davor warnte, die bean-tragten Flächengrößen auszu-schöpfen, entschied der Stadtrat Ende 2012 im Sinne der Firmen Möbel Höffner und Teppich Kibek. 160 000 Quadratmeter Ackerfläche werden dafür geopfert. Die Bebau-ung verändert das Umfeld der Dörfer Steinach und Herboldshof völlig, treibt die Verstädterung

voran und wird in den Grundwas-serhaushalt eingreifen. Der BN hatte bis zuletzt mit dem lokalen Bürgerverein und anderen gegen das Vorhaben gekämpft.

Ausgezeichnet: Mitte April hat Christiane Matern (im Foto links), langjährige Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land, das Bundesverdienstkreuz erhalten. Gewürdigt wurde ihr bereits über drei Jahrzehnte währendes Enga-gement im Naturschutz, insbeson-dere im Bereich der regenerativen Energien. Bereits 1985 lud sie zum ersten diesbezüglichen Seminar des BN ein. Auch im Bereich Abfall setzte sie Akzente: 1985 entwickel-

te sie zusammen mit Erika Wachs-mann den Vorläufer des späteren »Besseren Müllkonzepts« des BN. Die KG Nürnberger Land hat damit als erste Kreisgruppe des BN zwei Träger des Bundesverdienst-kreuzes in ihren Reihen.

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Gerettete LandschaftDank 41 Jahren Bürgerbewegung gibt es den riesi-gen Nürnberger Reichswald heute noch.

Kreisgruppen Mittelfranken

100 Jahre Engagement für die NaturBeim diesjährigen Reichswaldfest im Juli feierten der BN und mehrere Tausend Besucher den 100. Geburtstag des Verbandes – und ein Stück wunderbare Heimat, das es ohne dessen Engagement so längst nicht mehr gäbe.

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38 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt [3-13]

Pilze kennenlernen und bestimmenIns Reich der Pilze geht es mit den Pilzexperten des BUND Naturschutz an der Ökostation Stelzlhof. Neben der Bestim-mung von Speisepilzen be-kommen die Teilnehmer auch einen Einblick in die über-wiegend unterirdische Lebens-weise von Pilzen und ihre Bedeutung im Ökosystem.

BN-Ökostation Stelzlhof; 14. September 2013, Treffpunkt Parkplatz InglingKontakt: Ökologisches Zentrum Passau-Stelzlhof e.V., Tel. 0 85 -9 66 96 30, [email protected]

Tag der RegionenDer fünfzehnte »Tag der Regio-nen« im Nürnberger Land fin-det heuer in der Gemeinde Happurg statt. Nach dem öku-menischen Gottesdienst kön-nen sich Besucher an über 90 Ständen über regionale The-men wie z. B. das Hutangerpro-jekt der BN-Ökostation Weng-leinpark informieren. Der Ver-

ein »Heimat aufm Teller«, viele Direktvermarkter und örtliche Gastronomen bieten regionale kulinarische Köstlichkeiten an. Der Tag endet am Marktplatz mit einem Abschlusskonzert. Die Veranstalter empfehlen die Anreise mit der S-Bahn. Happurg, 7. Oktober 2013, vollständiges Programm auf: www.naturschutzzentrum-wengleinpark.de

Den Bayerischen Wald genießenDie Fahrt mit der Ilztalbahn bildet schon den ersten Hoch-genuss dieser Tageswande-rung durch den herbstlichen

Wald. Die Bahnstrecke schlän-gelt sich entlang des maleri-schen Flußtals der Ilz bis Fürs-teneck und führt weiter über das Osterbachtal bis sie nach knapp 50 km die Endhalte-stelle in Freyung erreicht. Von hier aus geht es unter der-Leitung von Martin Scherr zu Fuß weiter nach Falkenbach. BN-Ökostation Stelzlhof, 12. Oktober 2013, Treffpunkt: Hauptbahnhof PassauKontakt und Anmeldung, Montagnachmittag oder Mittwochvormittag unter Tel. 08 51-9 66 93 66Anmeldeschluss: Montag, 30. September 2013

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Energiewende: Vom Umgang mit Wärme und Strom

Passivhaus und Mikro-blockheizkraftwerkD ie Grundlagen ökologischen Bauens und Wohnens

stellt das Ökohaus Würzburg in den Mittelpunkt seiner herbstlichen Vortragsangebote. Über die Grund-lagen zum Bau eines Passivhauses und Plusenergie-hauses informiert der Architekt Hans Bieberstein. Dabei stehen praktische Beispiele im Mittelpunkt. Sie bekommen Informationen rund um Baukonstruktion, Materialien, Erdwärmetauscher, Lüftungsanlage sowie Dämmung und Luftdichtigkeit. Zudem werden die ak-tuellen Fördermöglichkeiten vorgestellt.

Wer mithilfe eines Blockheizkraftwerkes Wärme und Strom erzeugen will, sollte sich den Vortragsabend mit Hans Ullrich von der Interessengemeinschaft Umwelt Rimpar vormerken. Mikro-Blockheizkraftwerke sind auch für Privathaushalte und kleinere Gewerbebetrie-be einsetzbar. Der Vortrag gibt einen Überblick über den Stand der Technik, die verschiedenen Bau arten und Einsatzmöglichkeiten, sowie Kosten, gesetzliche Grundlagen und die Förderung. Ökohaus Würzburg, 17. und 19. September 2013, Anmeldung erforderlich!Kontakt: BN-Ökohaus Würzburg, Tel. 09 31-4 39 72, [email protected]

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Bildung für Nachhaltigkeit

Naturschutztage an der Elbe

In Zeiten der Energiewende, des Klimawandels und des drastischen Rückgangs der Biodiversität mehren

sich die Zeichen, dass sich die Gesellschaft hin zu einem nachhaltigen Lebensstil wandeln muss. Dieser

Wandel muss gestaltet werden. Ein probates Mittel ist die Bildung. Die Tagung in Lenzen will Mut machen Aktivitäten im Naturschutz noch stärker mit Inhalten und Methoden der Umweltbildung zu verbinden und den Austausch zwischen Aktiven im Natur- und Umweltschutz und in der Umweltbildung stärken.

Um den innerverbandlichen Aus-tausch zu fördern, bietet die Tagung viel Raum für Diskussionen, einen umfangreichen Markt der Möglich-keiten sowie fünf Workshops zu un-terschiedlichen Bildungskonzepten und Ideen. Als Gastredner wird der renommierte Didaktiker Prof. Ger-hard Trommer der Frage nachgehen, welche Zukunft Naturschutz und Naturbildung im Zivilisationszeit-alter haben. Mögliche Antworten

können Sie im WorldCafé diskutieren und am Abend den Kranichzug beobachten oder dem Wildkatzen-musical lauschen.

Das Programm der Naturschutztage gibt es im Inter-net auf www.bund-naturschutz.de/Termine Burg Lenzen, 4. – 6. Oktober 2013, Anmeldung: BUND-Besucherzentrum Burg Lenzen, Burgstr. 3, 19309 Lenzen, Tel. 03 87 92-12 21, [email protected], www.burg-lenzen.de

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[3-13] 100 Jahre BUND Naturschutz Natur + Umwelt 39

Schwarzer Büffel und blaue Feder – auf den Spuren der IndianerWer geht mit auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Ureinwoh-ner Amerikas? Die Teilnehmer spielen lustige Spiele, die schon die Indianerkinder so ähnlich gespielt haben. Wer möchte, kann sich mit Hilfe von Naturfarben sein Gesicht bemalen, mit Leder und Federn einen bunten Kopfschmuck basteln oder sich ein schönes Armband gestalten. Für Familien mit Kindern ab 6 Jahren. Samstag, 21. September 2013, 14 bis 16 Uhr, Ökohaus Würzburg, Luitpoldstr. 7a, Tel. 09 31-4 39 72, [email protected], Anmeldung bis zum 19.9. erforderlich!

Naturforscher unterwegs Hurra, endlich Ferien! Nichts wie raus, auf Entdeckungstour. Wer-det zum Naturforscher und erkundet mit uns die verborgene Welt der Tiere und Pflanzen und erfahrt, wie ihr mit einfachsten Mit-teln in der Natur zurechtkommt. Ihr könnt einen Tag Reinschnup-pern oder euch gleich für die ganze Ferienwoche anmelden. Für Kinder zwischen 7 und 12 Jahren. 28. bis 31. Oktober 2013, Immenstadt, Königseggschule, Anmel-dung: Tel. 0 83 23-99 88 77, [email protected], Kontakt: BUND Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu, [email protected]

BN-VERANSTALTUNGEN UND WEITERE TERMINEEin Jahrhundert bewegter Geschichte In Rahmen einer Tagung legt der BUND Naturschutz in Bayern die Forschungsergebnisse zur Verbandsgeschichte vor. Die Ta-gung richtet sich an alle BN-Kreis- und -Ortsgruppen. Freitag, 6. September 2013, Nürnberg, Nürnberger Akademie, Marmorsaal des Presseclubs, Kontakt: Dr. Kai Frobel, Tel. 09 11-8 18 78-19, [email protected]

RhönschaffestDie 100-Jahre-Feier für Unter-franken: Beim Rhönschaffest gibt es Führun-gen, Reden, eine Ausstel-lung, Schaf-scheren, Exkur-

sionen mit dem Rhönschafexpress, regionale Spezialitäten und kulinarische Köstlichkeiten vom Rhönschaf, musikalische Um-rahmung, ein Kinderprogramm, Bastelaktionen und Baumklet-tern. Abgerundet wird das Programm mit einem Konzert. Samstag, 14. September 2013, ab 10.30 Uhr am BN-Stall in Ginolfs, Kontakt: Landesfachgeschäftsstelle, Tel. 09 11-8 18 78-13

BN-STUDIENREISEN | TEL. 09 11 -5 88 88 20 | www.bund-reisen.deUnterwegs auf dem Steigerwald-Panoramaweg Auf einer der schönsten Wanderrouten Deutschlands erfährt man Interessantes aus Fauna und Flora, über Geologie und Kultur. Im nördlichen und oberen Steigerwald können in den Buchen-wäldern uralte Baumriesen bewundert werden, mit etwas Glück seltene Tiere beobachtet und im Herbst filigrane Pilz-Kunstwerke entdeckt werden. Im südlichen Steigerwald wurden knapp tau-send Schmetterlingsarten nachgewiesen. An einem Tag begleitet Dr. Ralf Straußberger (Waldreferent des BN) bzw. Dr. Georg Sper-ber (Forstdirektor a. D. am Forstamt Ebrach) die Wanderung (vorbehaltlich Verfügbarkeit). Deutschland, 28. September – 5. Oktober 2013

Zur Hirschbrunft im Unterengadin Wildbeobachtun-gen und Wald exkur-sionen im und um den Schweizeri-schen Nationalpark mit der Wildbiolo-gin Regula Bollier. Schweiz, 4. – 8. Oktober 2013

Vogelzug im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Die Herbstzeit im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ist die Zeit des Vogelzugs. Tausende Wildgänse und Kraniche rasten im November auf den weiten Überschwemmungsflächen der Elb-talaue, im Rambower Moor und im Grünen Band am Arendsee. Deutschland, 2. – 8. November 2013

Nationalpark Schleswig-Holsteinisches WattenmeerDer Nationalpark »Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer« ist Teil eines weltweit einzigartigen Naturgebietes, das von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt wurde. Weite Wattflächen, Sand-bänke, Dünen, Salzwiesen und kilometerlange Strände charakte-risieren die Landschaft. Sie wohnen im Biohotel Miramar mitten in der historischen Hafenstadt Tönning. In der zertifizierten Bioküche werden ausschließlich Produkte aus kontrolliert bio-logischem Anbau verwendet. Deutschland, 22. – 29. September 2013

NEU: »Radeln für die Katz« – Wildkatzenschutz erlebenBei dieser geführten Mountain-Bike-Tour kommen die Teil-nehmer durch Regionen in der Mitte Deutschlands, die zu den schönsten und sportlich reizvollsten zählen und dabei lernen Sie die Wildkatze, ihre Lebensräume und Schutzmaßnahmen ken-nen. Die 8-tägige Tour folgt dem Wildkatzenwegeplan des BUND. Deutschland, 22. – 29. September 2013

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Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.deRedaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as), Volker Eidems (ve)Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer)Titelgestaltung: Gorbach GmbHLitho: Fotosatz Amann, AichstettenRedaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitäts-druckerei Gießen

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Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh migung des BN. Für unver-langt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling - papier gedruckt.

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