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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 3-2015 97. Jahr 3. Quartal Lebendige Flüsse

Natur+Umwelt 3-2015

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Lebendige Flüsse: Unsere Fließgewässer wurden begradigt, betoniert und gestaut. Jetzt setzt ein Umdenken ein.

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Natur+Umweltwww.bund-naturschutz.deHeft 3-2015 97. Jahr 3. Quartal

Lebendige Flüsse

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M I T G L I E D E R W E R B E N M I T G L I E D E R

Mit über 215 000 Mitgliedern und Förderern setzen wir uns mit Kopf, Herz und Hand für Ihre Heimat und für eine gesunde Zukunft unserer Kinder und Enkel ein. Je mehr Menschen sich mit uns schützend vor die Schätze und Kleinode unserer Heimat stellen, desto wirkungsvoller können wir unsere gemeinsamen Naturschutzinte ressen vertreten.

Darum: Werben Sie Mitglieder für die gute Sache. Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet.

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ich will mich für den Natur- und Umweltschutz einsetzen und erkläre hiermit meinen Beitritt zum BUND Naturschutz in Bayern e.V.

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MITGLIEDSCHAFTEinzelmitgliederab ₠ 48,00

Ehepaare mit geringem Einkommenab ₠ 30,00

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Jugendliche, Studenten, Schüler, Lehrlinge, Teilnehmer am Bundes-freiwilligendienst und Vergleichbare (ermäßigter Beitrag) ab ₠ 22,00

Personen mit geringem Einkommen (Selbsteinschätzung auf Antrag)ab ₠ 22,00

Schulen, Vereine, Firmenab ₠ 70,00

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[3-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 3

Natur + Umwelt 3-2015

Lebendige FlüsseNur 10 Prozent der bayerischen Flüsse und Bäche können frei fließen, 90 Prozent sind verbaut. Stauwehre und Betonkor-setts haben zahllose Ökosysteme zerstört. Ganz allmählich setzt ein Umdenken ein – erste Flussabschnitte werden renaturiert. Doch die Wiedergutmachung an Bayerns Fließ-gewässern ist eine Aufgabe für viele Jahrzehnte. Ab Seite B6 beleuchten die Kollegen vom BUND die Situation der Flüsse in ganz Deutschland und haben dazu auch Bun-desumweltministerin Barbara Hendricks befragt.Seiten 12–25

Inhalt BUND Naturschutz Bayern

4 – 7 Intern

8 Leserbriefe

9 Raus in die Natur Einmal durch die Hölle gehen

10 Gut leben Alte Bäume schützen

11 Reise In den Urwäldern Polens

12 – 25 Titelthema

26 Pflanzenporträt Hasel

27 Fotoseite

28/29 Naturschutz Der Main kommt wieder in Fluss

30 Angebote für Schulklassen Der Natur auf der Spur

31 Aktuell

32/33 Ökospot

34/35 BN vor Ort aktiv Der BN- Naturlehrgarten in Mindel-heim

36 – 43 Rettet die Luchse! und mehr Regionales

44 Bildung

45 Service

Inhalt BUND

B1 Editorial und Inhalt

B2/B3 Magazin Kurznachrichten

B4/B5 Kommentar

B6 – B15 Titelthema Alles im Fluss?

B18/B19 Aktion

B20/B21 Natura 2000 Am Kaiserstuhl

B22 – B25 Zur Zeit Kohlepolitik, 25 Jahre BUND im Osten und mehr Aktuelles

B26/B27 Aktiv

B28/B29 Internationales

B30/B31 Junge Seite

B32 Persönlich Rolf Martens

Stoppt die Wilderer!Warum werden im Bayerischen Wald immer wieder Luchse erschossen, vergiftet, sogar verstümmelt? Kaum kehrt die schöne Katze nach Bayern zurück, sind Wilderer dabei, sie hierzulande wieder auszurotten. Das dürfen wir nicht zulas-sen! Unterstützen Sie unsere Aktion »Rettet den Luchs«.Seite 36

Natur in Bayern rechtlos?Was ist uns die Erhaltung unserer natürlichen Le-bensgrundlage wert? Herz-lich wenig, wenn man sich die Gerichtsurteile zu Fragen des Naturschutzes ansieht. Wirtschaftsbelange werden fast immer höher bewer-tet als die Erhaltung von Natur und Artenvielfalt. Oft wird nach dem Motto »die Behörde hat fast immer Recht« geurteilt. Seite 31

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ser Kurz vor Redaktionsschluss ereichte uns die erfreuliche

Nachricht, dass bei Bürgerentscheiden in Feucht und in Lam zwei geplante Bauvorhaben abgelehnt wurden: In Feucht haben sich die Einwohner gegen den Bau eines Gewerbegebietes entschieden, für das 15 Hektar Wald geopfert worden wären. Im Landkreis Cham wird es kein Pumpspeicherwerk auf dem Gipfel des Osser geben. Das ist gut für die Natur und gut für die Men-schen. Es zeigt, dass immer mehr Menschen Abstand nehmen von einer Philosophie des »Höher, schneller, weiter« um jeden Preis. Und es zeigt, dass immer mehr Menschen die letzten Flecken unberührter Natur ihrer Heimat als ein Stück Lebensqualität zu schätzen gelernt haben.

Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

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4 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Als derzeit wohl größtes ungelös-tes Umweltproblem sieht der

Verband die ungebremste Zerstö-rung der Böden durch Überbauung. Bayern ist hier bundesweit der ne-gative Spitzenreiter: Jeden Tag wer-den im Freistaat 18 Hektar Frei-flächen für Straßen und Siedlungen verbaut. Das entspricht etwa 25 Fußballfeldern. Pro Jahr wird so eine Fläche in der Größe der Stadt Regensburg verbraucht. In einem einstimmig angenommenen Leitan-

trag appelliert der BUND Natur-schutz an den Landtag und die Bay-erische Staatsregierung, die Landes-planung zum Schutz von Heimat und Landschaft zu stärken. Eine im Rahmen der »Heimatstrategie« von Staatsminister Markus Söder ge-plante Aufweichung der Landespla-nung lehnt der BN »in großer Sorge um die bayerische Kulturlandschaft entschieden ab«, so der Beschluss. Die »Heimatstrategie« sieht unter anderem vor, dass auch abseits be-stehender Siedlungen künftig noch leichter als bisher gebaut werden darf. Auf den Tag genau 29 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl verabschiedeten die Delegierten zudem eine Resolution, die den sofortigen Atomausstieg for-dert sowie ein Entsorgungskonzept für den Abriss der bayerischen Atomkraftwerke. Zudem sprach sich das BN-Parlament für die Rettung einer dezentralen Energiewende an-statt überflüssiger neuer HGÜ- »Stromautobahnen« aus. »Die Ener-giewende ist kein Luxus, sondern eine Überlebensfrage«, betonte BN-Vorsitzender Hubert Weiger. »Wir dürfen nicht zulassen, dass andere unsere Verschwendung ausbaden müssen!« Die Resolution wurde mit überwältigender Mehrheit ange-nommen.

Freiwilligkeit habe fast nichts be-wirkt, so Weiger. »Es müssen end-

Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Verän-

derung der Umwelt hat die Kapazi-tät des Planeten derart überschrit-ten, dass der gegenwärtige Lebens-stil […] nur in Katastrophen enden kann.« Das sagt nicht etwa ein Spre-cher eines Umweltschutzverbandes, sondern Papst Franziskus in seiner Enzyklika »Laudato Si«. Noch nie zuvor hat das Oberhaupt der Katho-liken sich so aktiv und besorgt mit dem Thema Umweltschutz ausein-andergesetzt. Der Papst ruft zur Ent-wicklung eines neuen Lebensstils auf, der zum Erhalt der Schöpfung beiträgt, statt die bisherige Zerstö-rung fortzusetzen.

Man wünscht sich ganz in die-sem Sinne mehr Respekt vor jeg-licher Kreatur, wenn einen eine Meldung wie diese erreicht: Im Mai wurden im Bayerischen Wald vier abgeschnittene Luchsvorderbeine entdeckt – abgelegt an einer Stelle, an der sie wahrscheinlich gefunden werden. Zwei Tiere mussten ster-ben, eines davon zeigte Narben eines früheren Beschusses. Schon seit Jahren werden im Bayerischen Wald immer wieder Luchse vergiftet und erschossen. Immer kamen die Täter ungeschoren davon. Schlimm genug. Doch diese Tat zeigt eine neue Dimension von Brutalität, die nur erschrecken und abstoßen kann. Jetzt ist es an der Politik, end-lich klare Signale zu setzen, dass

man sich von einigen uneinsichti-gen Kriminellen nicht länger auf der Nase herumtanzen lässt. Eine Son-derermittlungseinheit muss her! Deren Beamte könnten effektiv ermitteln, weil sie vor Ort keine so-zialen Bindungen haben und keine Angst vor Ausgrenzung haben müs-sen. Wenn Umweltministerin Ulrike Scharf behauptet, die Polizisten in der Region könnten das besser, soll-te sie einen Blick auf die bisherige Aufklärungsquote der Luchsmorde werfen: Sie liegt bei 0 Prozent. Bitte unterstützen Sie unseren Auf-ruf an die Staatsregierung zur Bil-dung einer Sonderkommission und sammeln Sie Unterschriften auf der Liste, die dieser Ausgabe der Natur+Umwelt beiliegt!

Lasst die Luchse leben!

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Klare BotschaftDie Delegierten machten sich für die Energiewende und den Atomaus-stieg stark.

Delegiertenversammlung 2015 in Bamberg

Bayerns Landschaft bewahren

»Heimat und Landschaft bewahren, Flächen­verbrauch stoppen« – unter diesem Motto stand die Delegiertenversammlung 2015 des BUND Naturschutz (BN), die im April in Bamberg statt­fand. Die über 200 Delegierten haben als BN­Parlament dem Vorstand einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. Sie haben einen Haushalt mit rund 12 Millionen Euro Einnahmen und Ausgaben beschlossen und entscheidende Beschlüsse für den Verband gefällt.

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lich klare gesetzliche Vorgaben zum Beispiel zur Energieeffizienz und zum Flächensparen her!«

In einer weiteren Resolution for-derten die Delegierten des BUND Naturschutz Ministerpräsident Horst Seehofer und Bundesland-wirtschaftsminister Christian Schmidt auf, sich klar für ein deutschlandweites Anbauverbot gentechnisch veränderter Pflanzen auszusprechen. Sie sollen alle Maß-nahmen ergreifen, um eine dauer-haft gentechnikfreie Nahrungsmit-telproduktion zu ermöglichen. Aus aktuellem Anlass verabschiedeten die Delegierten einstimmig eine Resolution, die die Rettung der Naturerbeflächen im Bamberger Hauptsmoorwald und im Raum Schweinfurt fordert. Auf Initiative der Jugendorganisation des BUND Naturschutz wurde – ebenfalls ein-stimmig – eine verbandsweite Aus-einandersetzung mit dem Thema Postwachstumsgesellschaft einge-leitet. »Dies ist ein sehr positives

Signal, wie aktiv die Jugend in unse-rem Verband ist«, freute sich Hubert Weiger. »Der Beschluss zeigt auch, welch zentrale Bedeutung der Ver-

band der Fragestellung beimisst, wie wir von einer Ausbeutungs- gesellschaft zu einer nachhaltigen Gesellschaft werden können.« (lf )

Nicht nur in diesem traurigen Fall, auch in vielen anderen wün-schen wir uns mehr Gestaltungs-willen von unseren Politikerinnen und Politikern. Selbst wenn die Regierungschefs der reichsten Staa-ten der Welt zusammenkommen wie zuletzt beim G7-Gipfel in Elmau, gibt es nur schöne Worte. Wir sind gespannt, was die Ankün-digung, die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius halten zu wollen, wert ist. Maßnahmen zur Umset-zung dieser hehren Ziele sucht man bislang vergebens. Mit dieser Mut-losigkeit riskieren die G7-Staaten den Abschluss des Pariser Klima-abkommens im November. Taten statt Worte sind das Einzige, was das Klima retten kann.

Glücklicherweise zeichnet es un-sere BN-Aktiven aus, an widrigen Rahmenbedingungen nicht zu ver-zweifeln. Sie handeln dann vor Ort, und das durchaus mit Erfolg: Im Juni kam der gerichtliche Stopp für die bisherigen Planungen zum Ausbau des Frankenschnellwegs in Nürnberg. Das Aktionsbündnis gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen feierte im Juni sein zehnjähriges Bestehen. Das sind Lichtblicke, die Mut machen! Auch das Engagement gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA geht weiter. Inzwischen sind europaweit über zwei Millionen Unterschriften zusammengekom-men. Das lässt hoffen, dass es viele Menschen gibt, denen Gemeinwohl

mehr bedeutet als kurzfristige Ge-winnmaximierung. Bitte bleiben Sie weiterhin aktiv und unterstützen Sie unsere gemeinsame Arbeit auch sichtbar auf der Straße – die nächste Möglichkeit gibt es am 10. Oktober bei der bundesweiten Anti-TTIP-Großdemo in Berlin.

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Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

Beiträge von Mitgliedern und Förderern7 019 000 Euro

Gesamteinnahmen(inkl. Rücklagenzuführung/-entnahme)

12 Mio. Euro

Erbschaften1 354 000 Euro

Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1 225 000 Euro

Sonstige Einnahmen103 000 Euro

Arten- und Biotopschutz2 019 000 Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke765 000 Euro

Natur- und Umweltschutz692 000 Euro

Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1 844 000 Euro

Bildungsarbeit577 000 Euro

Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«792 000 Euro

Information, Ö�entlichkeitsarbeit,Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung2 606 000 Euro

Deutschlandweiter undinternationaler Umweltschutz807 000 Euro

Unterstützung der Jugendarbeit262 000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutzveranstaltungen327 000 Euro

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1 240 000 Euro

Investitionen, Baumaßnahmen106 000 Euro

Gesamtausgaben12 Mio. Euro

Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen358 000 Euro

Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte2 403 000 Euro

Beiträge von Mitgliedern und Förderern7 019 000 Euro

Gesamteinnahmen(inkl. Rücklagenzuführung/-entnahme)

12 Mio. Euro

Erbschaften1 354 000 Euro

Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1 225 000 Euro

Sonstige Einnahmen103 000 Euro

Arten- und Biotopschutz2 019 000 Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke765 000 Euro

Natur- und Umweltschutz692 000 Euro

Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1 844 000 Euro

Bildungsarbeit577 000 Euro

Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«792 000 Euro

Information, Ö�entlichkeitsarbeit,Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung2 606 000 Euro

Deutschlandweiter undinternationaler Umweltschutz807 000 Euro

Unterstützung der Jugendarbeit262 000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutzveranstaltungen327 000 Euro

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1 240 000 Euro

Investitionen, Baumaßnahmen106 000 Euro

Gesamtausgaben12 Mio. Euro

Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen358 000 Euro

Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte2 403 000 Euro

Neuer LandesschatzmeisterDer BN-Landesvorstand bekam ein neues Mitglied: Zum Nachfolger für den im vergangenen Jahr verstor-benen Landesschatzmeister Helmut Steininger wählten die Delegierten Max Walleitner aus der Kreis-gruppe München.

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6 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Im Mai erhielt Dr. Kai Frobel (im Bild rechts) in München aus den

Händen von Europaministerin Dr. Beate Merk (links) die Europa-medaille. Diese wird seit 1990 an Personen verliehen, die sich um die Förderung des Europagedankens in Bayern und um Bayern in Europa verdient gemacht haben. Der Geo-ökologe wurde als Initiator des Grünen Bandes bekannt: Unweit der damaligen innerdeutschen Grenze aufgewachsen, erkannte er den naturschutzfachlichen Wert des Grenzstreifens, in den sich viele be-drohte Arten zurückgezogen hatten.

Naturschutzmedaille für Hans Frei

Im Juni wurde Prof. Dr. Hans Frei in Bobingen vom BN-Vorsitzenden Hubert Weiger (im Bild links) mit

der Bayerischen Naturschutzmedaille des BN ausge-zeichnet. Diese wird an Personen verliehen, die sich in besonderer Weise um den Natur- und Umweltschutz in Bayern verdient gemacht haben. So hat sich Frei sein Leben lang für die Bewahrung des Natur- und Kultur-erbes seiner schwäbischen Heimat eingesetzt und sich als Bezirksheimatpfleger, als Naturschutzbeirat der Regierung Schwabens, als Museumsdirektor oder im Landesverein für Heimatpflege engagiert. Als Mahner gegen den Zeitgeist ist und war er dabei oft unbequem: Unter anderem erhob er seine Stimme gegen überzo-gene Straßenbaupläne im Allgäu, für den Schutz natur-naher Gewässer und des Donaurieds oder den Erhalt der Kulturlandschaft rund um Kloster Oberschönfeld. Dadurch hat Frei (hier mit seiner Frau Traudl) seiner Heimat, die ohne ihn viel Schutzwürdiges verloren hätte, einen wichtigen Dienst erwiesen.

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Europamedaille für BN-Referent Kai Frobel

Nach dem Mauerfall prägte er in Hof beim ersten gesamtdeutschen Treffen mit Naturschützern aus Ost und West den Begriff »Grünes Band« und die Vision eines nationa-len Biotopverbundsystems. Dieses ist heute erweitert auf das »Grüne Band Europa«, welches bei über 12 500 Kilometer Länge entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs von Norwegen bis zur Türkei reicht. Der mitteleuropäische Teil wird im Nürnberger BN/BUND-Projektbüro Grünes Band unter Leitung von Dr. Liana Geidezis betreut.

Drei BN-Mitglieder aus dem Regierungsbezirk Oberfranken,

die sich seit vielen Jahren in ihren Kreisgruppen engagieren, wurden im Rahmen der diesjährigen Dele-giertenversammlung in Bamberg mit der Bayerischen Naturschutz-medaille ausgezeichnet. Zum einen Eleonore Krist, Gründungsmitglied, frühere Vorsitzende und seit 23 Jah-ren Schatzmeisterin der Kreisgrup-pe Kronach. Nach der Wende 1989 galt ihr besonderer Einsatz der Idee eines »Grünen Bandes« entlang der

Verdiente BN-Aktive aus Oberfranken geehrt

ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und der Sicherung der wert-vollen Flächen in diesem Bereich. Fred Terporten-Löhner (re.), Vorsit-zender der Kreisgruppe Wunsiedel, wurde vor allem für sein Engage-ment gegen die »Fichtelgebirgsauto-bahn« gewürdigt. Heinrich Katten-beck, langjähriger Vorsitzender der Kreisgruppe Forchheim, habe stets den naturschutzbewegten Men-schen seiner Region »eine Stimme gegeben«, lobte BN-Vorsitzender Hubert Weiger in seiner Laudatio.

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[3-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 7

BN-»Urgestein« gewürdigt

T räger der Bayerischen Naturschutzmedaille ist er be-reits, nun wurde der frühere langjährige Vorsitzende

der Kreisgruppe Miesbach, Werner Fees, von »seiner« Kreisgruppe zum Ehrenvorsitzenden ernannt (auf dem Bild mit Landesgeschäftsführer Peter Rottner, li., und dem KG-Vorsitzenden Manfred Burger, re.). Fees war 1971 Gründungsmitglied der Kreisgruppe und von da an bis 2015 als Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender aktiv. Es gibt kaum ein Ehrenamt, das er nicht übernom-men hätte: So war Fees Mitglied im Landesbeirat, Dele-gierter und BUND-Delegierter, Mitglied im Arbeitskreis Alpen und im BUND-Arbeitskreis »Freizeit, Sport, Tourismus«. Zahllose Projekte, zum Beispiel die Bürger-aktion »Rettet das Rotwandgebiet« wurden von ihm angestoßen oder maßgeblich mitgetragen. Über 15 Jahre lang war er zudem Reiseleiter für BUND-Reisen.

Auf dem diesjährigen Donau-fest in Niederalteich freuten

sich BN-Vorsitzender Hubert Weiger und Claus Obermeier, Vorstand der im Kampf um die Donauauen beteiligten Gregor-Louisoder-Umweltstiftung, ein neu erschienenes Buch präsentie-ren zu können. In »Der Kampf um die Donauauen. Erfolge und Nieder lagen der Naturschutzbe-wegung« ziehen die Umweltschützer Bilanz über den jahrzehntelangen Kampf um den »Bayerischen Amazo-nas«. Sie erläutern politische Hintergründe, die zur Zerstörung von über 90 Prozent der Donauauen und zu einem gewal tigen Artenschwund geführt haben. Sie berichten aber auch über große Erfolge wie den Erhalt des frei f ließenden Donauabschnitts zwischen Strau-bing und Vils hofen, der 2013 mit einem Beschluss der bayerischen Politik gegen eine Kanalisierung und für einen leben digen Fluss gesichert worden ist. Das Buch setzt den engagierten Naturschützern ein schönes Denkmal und hält für seine Leser zahlreiche Land-schaftsauf nahmen bereit.Oekom-Verlag, 19,95 Euro

Im Rahmen der vom BN bei Lichtenfels veranstalteten »Alte

Bäume«-Tagung wurde der Forst-mann Dietmar Gross (li.) vom BN-Vorsitzenden Hubert Weiger und dem BN-Waldreferenten Ralf Straußberger (re.) mit der Karl Geyer-Medaille geehrt. Diese ver-leiht der Verband seit 1977 an Men-schen, die sich – wie Namensgeber Karl Geyer im 19. Jahrhundert – um die naturgemäße Waldwirtschaft verdient gemacht haben. So war

Dass der bayerische Verkehrs-minister und der BN-Vorsitzen-

de gemeinsam einen Pressetermin bestreiten und dabei einer Meinung sind, kommt wahrlich nicht alle Tage vor. Im Juni gab es jedoch einen erfreulichen Anlass dafür: Der Freistaat Bayern rüstet bis Ende 2016 die 39 bedeutendsten Amphi-bienquerungen an Bundes- und Staatsstraßen mit Schutzsystemen aus. Staatsminister Joachim Herr-mann (re.) und Hubert Weiger (li.) stellten einen Amphibientunnel samt Leit- und Auffangeinrichtun-gen an der B 13 im Stadtgebiet Wei-ßenburg vor. Für die Umsetzung des Programms investiert der Freistaat rund 11,9 Millionen Euro. An dem Programm beteiligt sind die Oberste Baubehörde im Bayerischen Innen-ministerium, das Umweltministe-rium und der BUND Naturschutz.

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Neues Buch: Kampf um die Donauauen

Mehr Schutz für Amphibien an Bayerns Straßen

Ehrung für einen Freund der Wälder

Dietmar Gross mehr als zehn Jahre Leiter des Lichtenfelser Forstamtes. Seinen Überzeugungen blieb der heute 65-Jährige dabei immer treu, auch Hubert Weiger lobte seine Standfestigkeit, die er sich trotz aller Anfeindungen von außen bewahrt habe. Doch auch in BN und BUND ist Gross sehr engagiert: Er ist Mit-glied im BN-Beirat und im Arbeits-kreis Wald, zudem als BUND- Delegierter aktiv. Vielen bekannt ist Dietmar Gross des Weiteren als Leiter der BUND-Reisen in seine jetzige Heimat Rumänien, wo er sich intensiv für den Schutz der dortigen Urwälder einsetzt.

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8 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Nachhaltige WirtschaftZum Schwerpunktthema der N+U 2/2015 erreichten uns unter anderem diese Briefe:Bayerns Staatsministerin Ilse Aigner hat im Interview mit Natur+Umwelt auf die Vorbildfunktion des Staates und die Umweltrichtlinien für öf-fentliches Auftragswesen dazu ver-wiesen, damit Betriebe sich am Markt besser behaupten können. »Daher setzt die Staatsregierung mit den Richtlinien über die Berück-sichtigung von Umweltgesichts-punkten bei der Vergabe öffent-licher Aufträge allgemeine Anreize für nachhaltiges Wirtschaften in ihrem Bereich.« Schön wär’s, wenn die auch für den gesamten Bereich der Bayerischen Staatsregierung und -verwaltung vorbildhaft und umfassend umgesetzt würden. Dies sicherzustellen, hat der BN-Landes-arbeitskreis Abfall/Kreislaufwirt-schaft mehrere Schreiben mit einer Fülle von Anforderungen an ökolo-gischer Nachhaltigkeit an die Staats-regierung geschickt – bisher meist unbeantwortet, auch von Aigners Ressort.

Die bisher einzige Reaktion aus dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz enthält nur einen beschönigenden Status-Quo-Bericht. Dort sieht man sich selbst zwar »seit langem als Vorreiter«, sieht aber »bei der Viel-zahl staatlicher und kommunaler Behörden und Dienststellen der öffentlichen Hand nur bei einzelnen Aspekten Potenzial, die Vorbild-funktion noch besser wahrzuneh-men«. Es fehlt jegliche Zusage zur Umsetzung und Zielerreichung in allen Ressorts, auf die allesamt Aig-ner als Stellvertreterin des Minister-präsidenten einwirken könnte und müsste. Johann Meindorfer, BN-Arbeitskreis Abfall, Straubing

Kann mir bitte mal jemand das Handlungs- und Wirtschaftssystem der Politik und der Gesellschaft er-klären? 88 Prozent der Deutschen gaben 2012 in einer Umfrage der Bertelsmann-Stiftung an, dass Deutschland eine neue Wirtschafts-ordnung braucht. Aber alle machen so weiter wie bisher. Wirtschaft, Po-

litik und Gesellschaft. Das wider-sprüchliche Verhalten ist schizo-phren. Wir vom BUND Naturschutz sollen 90 000 Euro aufbringen, damit gegen die Interessen der Volksvertreter (allen voran Bundes-kanzlerin Angela Merkel und Vize-kanzler Sigmar Gabriel) das selbst-zufriedene, schweigende Volk zum Thema TTIP & CETA mobilisiert werden kann. Verkehrte Welt. Was wollen wir antworten, wenn unsere Enkel uns fragen: Wenn ihr doch gewusst habt oder wissen konntet, wie bedroht die Heimat Erde ist, warum habt ihr dann nichts getan?

Es wird gezögert, es werden Aus-reden gefunden, es wird gewartet auf Andere oder man lebt sogar ganz offensiv nach dem Motto: »Nach mir die Sintflut«. Wann wird man begreifen: »Wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fisch ge-fangen, der letzte Fluss vergiftet ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann!«Friedrich Meier, Nürnberg

Heizen mit HolzDiese Zuschrift bezieht sich auf den Leserbrief »Feinstaubbelastung« in N+U 2/2015:Als langjähriger Leser und Mitglied des BUND Naturschutz habe ich mich sehr über einen Leserbrief in der letzten Ausgabe gewundert und ehrlich gesagt sehr geärgert. Ich be-ziehe mich auf den Brief von Herrn Horbaschek zum Thema Feinstaub.

Nicht nur ich bin zunehmend genervt über die ständige Krimina-lisierung und Gängelung der Men-schen, die mit Holz heizen. Diese Haltung entbehrt jeder Grundlage. Das Thema Feinstaub durch Holzheizungen wird doch maßlos übertrieben. Wenn es wirklich so schlimm stünde, müssten dann nicht längst alle Leute krank und ge-storben sein, wenn man bedenkt, dass in den 50er- und 60er-Jahren alle Haushalte in jeder Stadt mit Holz und Kohlen heizten?

Wenn im Minutentakt auf den Flughäfen die Flugzeuge mit Urlau-bern in die ganze Welt fliegen, Monsterschlangen von Pkw und Lkw die Autobahnen verstopfen, wo viele Menschen nur so zum Spaß fahren, das ist kein Problem. Nein,

die Umweltfrevler sind die Holzhei-zer, die es wagen, rücksichtslos ihr Stübchen auf 18 Grad aufzuheizen. Wenn ich auf meinen Holzherd koche, spare ich jedes Jahr jede Menge kostbaren Strom ein. Wur-den und werden wir nicht ständig ermahnt und aufgefordert, Strom zu sparen? Der Leserbriefschreiber berichtet außerdem, moderne Öl-heizungen würden um ein Vielfa-ches weniger Schadstoffe erzeugen als Holzheizungen. Dies kann ich nicht beurteilen, aber wollten wir nicht weg vom Öl?

Also, lieber BUND Naturschutz, bitte etwas weniger radikal und die Kirche im Dorf lassen. Achim Kronberger, Litzendorf

Schreiben Sie uns!Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, oder an [email protected] können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Trauer um Dr. Reinhold KaubDr. Reinhold Kaub ist im Alter von 85 Jahren verstor-ben. Er war nicht

nur im BN aktiv, sondern setzte sich auch als langjähriger Starn-berger Landtagsabgeordneter der SPD für die Natur ein. Engagiert kämpfte Reinhold Kaub für den freien Zugang aller Bürgerinnen und Bürger zu den bayerischen Seen, gegen den Ausverkauf der Seeufer, gegen deren Verbauung und gegen die zunehmende Ver-schmutzung der Gewässer. Das brachte ihm den Titel des »See-uferdoktors« ein. So manches kleine Paradies an den südbaye-rischen Seen würde es ohne sein rettendes Engagement heute wohl nicht mehr geben.

Der BUND Naturschutz wird Reinhold Kaub stets ein ehrendes Andenken bewahren.

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Gerettete Landschaften entdecken

Einmal durch die Hölle gehenWas die so genannte »kleine« Wasserkraft an­richtet, lässt sich auf dieser Wanderung studie­ren. Auch wenn die Kreisgruppe Regensburg unter ihrem langjährigen Vorsitzenden Dr. Peter Streck mit unzähligen Eingaben, Protesten und Prozessen das Schlimmste verhindert hat, ist das wildromantische Naturschutzgebiet Höllbachtal nur noch ein Schatten seiner selbst.

Während in einem Wanderführer aus dem Jahr 1892 von einem »sinnbetörenden Getöse« der

»unterirdischen Wasserfälle« und einem »Gebrülle« die Rede war, »das bei nächtlicher Stille meilenweit zu hören ist«, kann man sich heute in der »Höll«, wie die Einheimischen die Gegend nennen, unterhalten, ohne die Stimme zu erheben. Denn den Großteil des Wassers zweigen die Höllbachkraftwerke der Familie Haider ab und führen es über Druckstollen der Stromerzeugung zu. 2800 Kilowattstunden Strom erzeugen sie dort jähr-lich – das klingt nach viel, aber es sind nur läppische 0,003 Prozent des in Bayern erzeugten Stroms.

Auch wenn der einzigartige Sommerlinden-Erlen-Auwald allmählich von Fichten und Buchen verdrängt wird und Steinkrebs, Bachneunauge und Perlmuschel verschwunden sind, ist das obere Höllbachtal immer noch eine eindrucksvolle Wanderung und ein beliebtes Ausflugsziel der Regensburger. Vor allem an Wochen-enden und in den Ferien ist dort buchstäblich ein Höl-lenbetrieb. Und das »Restwasser«, das dem Höllbach nach einem von der Kreisgruppe Regensburg durchge-fochtenen Schiedsspruch zusteht, ist mit 180 Litern pro Sekunde wieder etwas mehr als die maximal 110 Liter, die das Landratsamt ihm zugestehen wollte.

Wer wenigstens einen Nachklang jenes Getöses erle-ben will, sollte diese Rundwanderung am Ende einer längeren Regenperiode machen. Wir gehen sie, um uns den Höhepunkt für den Schluss aufzusparen, entgegen dem Uhrzeigersinn: Vom Wanderparkplatz folgen wir einer schmalen Teerstraße Richtung Dosmühle. Auf der Höhe einiger Häuser biegen wir nach links in einen Feldweg, der gleich abfallend nach rechts schwenkt

und uns in ein liebliches Wiesental führt, in dem be-reits einige gewaltige Felsen einen Vorgeschmack auf die »Höll« geben. Unten kommt uns schon der Höll-bach entgegen, dem wir von hier etwa 10 Kilometer durch sein eng eingeschnittenes Tal bis nach Wiesent an der Donau folgen könnten.

Wildes BlocksteinmeerKurz vor der Dosmühle erreicht unser Pfad die Straße wieder, doch noch davor biegen wir nach ein paar Me-tern über eine Brücke nach rechts in einen Waldweg, der ein Stück den hier recht friedlichen Höllbach be-gleitet. Über eine langgestreckte Talwiese dringen wir weiter ins Tal vor, das allmählich wilder wird und uns schließlich in das wilde Blocksteinmeer der »Hölle« führt, durch das der Höllbach gurgeln darf.

Zwischen riesigen, moosüberwachsenen Steinblö-cken schlängelt sich der Weg hindurch, und das ab und zu durchschimmernde Wasser lässt leise rauschend er-ahnen, wie die »Hölle« auf unsere Vorfahren gewirkt haben muss. Über den Felsblöcken und dem Wasser tragen noch etliche Sommerlinden zu dem dichten Blätterdach bei, das die Hölle auch im Hochsommer zu einem angenehm kühlen Platz macht. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

Ausgangspunkt: Postfelden (nordöstlicher Landkreis Regensburg), Wanderparkplatz am südlichen OrtsrandLänge/Gehzeit: ca. 4,5 Kilometer/80 Minuten (beliebige Verlängerung talabwärts möglich)Höhenunterschied: ca. 100 MeterWegcharakter: Markierte, teilweise felsige Steige, Feld- und Waldwege, etwas TeerstraßeEinkehr: Entlang des Weges keine (Postfelden, Brennberg, Aumbach)

Die AutorenWinfried Berner, Mit-glied des Landes-vorstandes, hat mit seiner Frau Ulrike Rohm-Ber-ner den Wander-führer »Gerettete Landschaften« verfasst. 2015 er-hielt das Buch eine Auszeichnung der Touristikmesse ITB. 14,90 Euro, im Buchhandel oder bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23-9 99 57 20

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Rest­SchönheitAuf den ersten Blick eine Idylle, aber dies sind die letzten Reste der einst so wilden Schönheit des Höllbachtals.

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10 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Schon früh in der Geschichte begann der Mensch, seine Siedlungen mit Bäumen zu bepflanzen. Unter

ausladenden Baumkronen ist es auch im Sommer an-genehm kühl. Bäume erfrischen die Luft und bieten vielen Tieren ein Zuhause und Nahrung. Alte Bäume sind charaktervolle Begleiter, die uns Menschen über viele Generationen erfreuen können.

Doch gerade alte Bäume sorgen regelmäßig für Streit – wenn sie beschnitten oder gefällt werden sollen. Dass von Bäumen Gefahren ausgehen, ist nicht immer von der Hand zu weisen. In der Stadt haben es Bäume oft schwer: Sie kämpfen um Licht, um Platz für ihre Wur-zeln, um genug Wasser und Nährstoffe. Straßenbäume leiden unter Abgasen. Streusalz und Hundeurin verät-zen ihre Wurzeln und Rinde und stören den Nährstoff-haushalt im Boden. Wo die Rinde beschädigt wird, kön-nen sich Pilze und Fäulnis ausbreiten.

Nicht gegen den BaumBloß weil ein Baum »krank« ist, muss er aber nicht gleich gefällt werden. Vor größeren Eingriffen muss ein Gutachter die Vitalität und Stabilität des Baumes prü-fen und die richtige Pflege festlegen. Heftige Rück-schnitte, die nur den Stamm und ein paar Aststummel zurücklassen, schwächen die Bäume zusätzlich. Eine

gute Pflege arbeitet mit dem Baum, nicht gegen ihn.

Bäume sind Meister darin, sich ihrem Standort anzupassen. Sie strecken ihre Äste zum Licht und verstärken Stamm und Wurzeln, um sich zu stabilisieren. Ihre Gestalt sollte bei der Pflege möglichst beibehalten werden. Auch sollten Äste nicht einfach abgesägt werden. An Stum-meln bilden sich dünne Wasserreiser, die den nächsten Pflegeschnitt schon abseh-bar machen. Auch verbraucht ein Baum dafür unnötig Energie. Fachgerechter ist es, an tiefer liegenden Verzweigungen an-zusetzen, damit ein jüngerer Ast die Funktion übernimmt.Ganz alte Bäume beherbergen oft Brut- und Lebensstätten für seltene Tiere. Ist ein Baum rettungslos instabil, kann es daher sinnvoll sein, ihn so weit zu be-schneiden, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgeht, der wertvolle Lebensraum aber noch erhalten bleibt. Kappungen dürfen aber immer nur das letzte Mittel sein. So sollte bei Parkbäumen geprüft werden, ob der Gefahrenbereich nicht abgezäunt und Wege vom Baum abge-rückt werden können.

Sieben Tipps▶ Rücken die Sägen an, ist es meist zu spät, gegen eine Fällung zu intervenieren. Wer Bäume schützen will, muss voraus-schauend aktiv werden. Informieren Sie sich in ihrer Gemeinde über anstehende

Baumarbeiten und eignen Sie sich das nötige Grund-wissen an.▶ Lernen Sie die Körpersprache der Bäume: Auch ohne Technik verraten uns Bäume viel über ihren Zustand.▶ Sind Ihnen Bruthöhlen und andere Lebensstätten in Bäumen bekannt, melden Sie diese den Naturschutz-behörden oder Grünflächenämtern.▶ Suchen Sie bei notwendigen Eingriffen gemeinsam nach Lösungen, um Baum oder Höhle zu erhalten.▶ Bepflanzen Sie Baumscheiben. Kleine Pflanzen rund um den Stamm schützen den Boden und machen die Erde durchlässiger für Wasser und Sauerstoff. Verletzen Sie bei der Bepflanzung nicht die Wurzeln, graben Sie vorsichtig und nicht zu tief. Und sparen Sie den Stamm-fuß aus; er muss – gerade bei alten Bäumen – für die Baumkontrolle sichtbar bleiben.▶ Ein kleiner Zaun kann Hunde daran hindern, direkt an den Stamm zu pinkeln. Sprechen Sie dies mit der zu-ständigen Stadtverwaltung ab.▶ Wässern Sie Bäume bei langer Trockenheit – nicht oft, dafür aber mit richtig viel Wasser. Einmal in der Woche zehn volle Eimer Wasser sind ein guter Richt-wert. So saugt sich der Boden schön voll, und der Baum bedient sich, wie er es braucht.Christian Hönig

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Der AutorChristian Hönig ist der Baum-schutzexperte des BUND Berlin.

Mehr dazu unter www.bund.net/baumschutz

Bäume schützen

Bevor die Sägen

anrücken

Alte Bäume können trotz offenkundiger Schäden bei

richtiger Pflege oft noch lange erhalten werden.

Ortsgruppen des BUND Na­turschutz engagieren sich

vielerorts für ihren Schutz. Welche Schritte haben sich

bewährt, um wertvolle Bäume davor zu schützen,

vorzeitig verstümmelt oder gefällt zu werden?

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[3-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 11

Man möchte ein Vogel sein, über die Flüsse Biebrza und Narew fliegen, die sich blau durch schier endloses Schilfgrün winden. Man möchte ein Vogel sein, über spiegelnden Erlensumpf und Kronen uralter Buchen gleiten. Dann könnte man im offenen Sumpfland einen Elch im Wasser planschen sehen oder zwischen den Baumriesen des Bialowieza­Nationalparks ein zotteliges Wisent erspähen. Man möchte kreisen und flat­tern mit all den Sumpf­, Wasser­ und Waldvögeln, die hier leben. In dieser Welt aus Wasser und Wald, aus Seggen und Schilf, aus Weite und noch­mals Weite, wäre es das Schönste, selbst ein Paar Flügel zu haben.

Wer im Nordosten Polens auf Vogelbeobachtung geht, der versteht unter Luftraum schnell etwas

anderes als den Verkehrsraum dröhnender Maschinen. Hier ist er Lebensraum und Konzertsaal tausender Vögel. Großräumige Sumpf- und Moorlandschaften sind in Mitteleuropa verschwunden, der intensiven Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Im Nordosten Po-lens aber, südlich von Masuren und an der Grenze zu Weißrussland, erstrecken sich nahezu unberührte Naturräume von unvorstellbarer Vielfalt. Das Über-schwemmungsgebiet von Biebrza und Narew mit sei-nen mehr als 1000 Quadratkilometern ist Rastplatz für nordische Zugvögel und Brutplatz für Schnepfen, Stör-che, Greifvögel. Hier leben Sumpf- und Wasservogel-arten, die bedroht und anderswo längst verschwunden sind wie die Weißflügelseeschwalbe, der Seggenrohr-sänger oder die Doppelschnepfe. Nirgendwo sonst in Europa kommen sieben Adlerarten nebeneinander in einem Gebiet vor: Fisch-, See-, Stein-, Schell-, Schrei-, Schlangen- und Zwergadler.

Auf unseren Wanderungen führt uns der Ornitholo-ge Pjotr Orzechowski, der seit 30 Jahren dieses Gebiet

durchstreift. Er weiß aus Erfahrung, dass gerade Deut-sche hier eine Sehnsucht stillen: »Für viele ist dies eine Reise in die Vergangenheit oder sogar in die Kindheit. Sie finden eine Naturfülle und Landschaft ohne Strom-masten und Straßen, so wie es sie in Deutschland noch vor 50, 60 Jahren gab.« Pjotr hält auf den Ausflügen keine langen Vorträge, lieber lässt er seine Gäste selbst beobachten und die Natur in sich aufnehmen. Mit ihm und einem Quäntchen Glück erhaschen wir einen Blick auch auf scheue Tiere wie den Fischotter, diesen pelzi-gen Schwimmer mit Knopfaugen.

Polnische Küche und LebensartManchmal brechen wir schon vor Sonnenaufgang auf, gehen leise über die Nebelwiesen in den Wald hinein, wo wir nach Eule, Sperlingskauz und den scheuen Wisenten suchen. In den Urwäldern von Bialowieza leben rund 400 Exemplare dieses europäischen Bisons. Auch wenn wir keines der mächtigen Tiere in freier Wildbahn sehen – allein dieser Dschungel aus bemoos-ten Hainbuchen und dichtem, farnigem Unterholz flößt uns Ehrfurcht ein. So also sahen einmal in ganz Europa Wälder aus. Im Erlenbruchwald waten wir durch kniehohes Wasser. Vielleicht stoßen wir hier auf den kleinen Seggenrohrsänger? Gute Chancen haben wir, Elche und sogar Biber zu »erwischen«.

Abends, wenn wir bei unseren einheimischen Gast-familien unterkommen, lernen wir polnische Lebens-art und Küche kennen. Pjotr: »Die Vogel- und Tierlieb-haber sind für uns wichtige Touristen. Sie fördern bei den Einheimischen und den Behörden den Willen, diese empfindliche Gegend zu schützen.« Die Reise ist für versierte Naturbeobachter ebenso wie für Einsteiger gedacht. Gute 10 Kilometer pro Tag und auf unebenem Untergrund sollte man laufen können. Und eines sollte jeder dabei haben, wenn es schon kein Paar Flügel sein kann: ein Paar wirklich guter Gummistiefel. Lucia Vogel

Reisetermin27. 9. – 4. 10. 2015

Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen, ReiseCenter am StresemannplatzStresemannplatz 10 90489 NürnbergTel. 09 11-5 88 88-20 Fax 09 11-5 88 88 22 www.bund-reisen.de

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Stille Wasser sind wildDie Altarme, Buch-ten und Nebenflüs-se der Biebrza bilden eine in Europa einmalige Natur-landschaft, in der auch Wisente Platz finden.

Zur Tierbeobachtung nach Polen

Im polnischen Amazonien

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Lebendige FlüsseMurmelnde Quellen, majestätisch dahinströmende Flüsse oder wild zu Tal stürzende Wasserfälle – Fließgewässer sind die Lebensadern der Natur. Wie sehr sie auch die Menschen und ihr Natur erleben prägen, zeigen die Sagen und Legenden, die sich um solche Orte ranken. Doch nach der Legendenzeit kam die Technik und mit ihr das Ende zahlloser Flusslebens­räume. Viele Jahrzehnte lang wurde begradigt, betoniert und gestaut, was das Zeug hielt. Nur wenige Flussabschnitte können noch so frei und unverbaut fließen wie die Vils zwischen Aham und Frontenhausen auf dem Titel oder hier die Isar im Mündungsgebiet. Erst ganz allmählich setzt ein Umdenken ein: die Erkenntnis, dass man auf Dauer nicht gegen die Natur arbeiten kann, sondern nur mit ihr. Heute haben wir die historische Chance, ein Zeitalter der Wiedergutmachung an Bayerns Fließgewässern einzuläuten. Nutzen wir sie! (lf)

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Gestaut, begradigt, in ein Betonkorsett ge­zwängt: So lässt sich der Zustand eines Großteils der bayerischen Bäche und Flüsse beschreiben. Falscher Fortschrittsglaube und Energiehunger mehrerer Jahrzehnte haben ihnen furchtbar zu­gesetzt. Doch allmählich setzt ein Umdenken ein. Es wird Zeit für eine Wiedergutmachung an Bay­erns Bächen und Flüssen.

Die Geschichte des BUND Naturschutz ist eine Ge-schichte des Kampfes für die Fließgewässer in Bay-

ern. Erste Flurbereinigungsmaßnahmen gab es schon nach dem Ersten Weltkrieg. Damals handelte es sich oft um die Begradigung von Bächen zur Landurbarma-chung. Durch den Energiehunger der Wirtschaftswun-derzeit ging es dann in den 50er-Jahren den Flüssen »an den Kragen«. Es wurden zahllose Stauwehre zur Energiegewinnung gebaut. Professor Otto Kraus, Bay-erns erster hauptamtlicher Naturschützer, hatte sich vehement gegen diese Verbauung eingesetzt. Seine wenigen, auch mit Unterstützung des BN zäh errunge-nen Erfolge sind heute Juwelen des Artenreichtums in unseren Fließgewässern, zum Beispiel die Pupplinger Au der Isar, die Partnachklamm oder die Litzauer Lech-schleife. Der Großteil der Flüsse wurde aber durch Stauwehre und Kanäle verbaut. So war der Kampf um Bayerns Fließgewässer geprägt von schmerzlichen Nie-derlagen. Bis in die 70er-Jahre wurde gestaut und be-gradigt, was das Zeug hielt. Man wollte Siedlungen und Ackerland vor Hochwasser schützen, indem man Was-ser schnell aus der Landschaft ableitete durch Entwäs-serung und Begradigung. Erst später kam allmählich die Erkenntnis, dass dieses Vorgehen zu einem enor-men Verlust an naturnahen Lebensräumen führt und damit einem Verlust an Artenreichtum: Viele Fisch-arten in bayerischen Fließgewässern sind heute gefähr-det, viele Muschelarten bereits ausgestorben. Gleich-zeitig stieg die Hochwassergefahr.

In den 70er-Jahren gab es zum Schrecken der Ge-wässerschützer reihenweise Pläne für große Trinkwas-ser-Talsperren wie im Hafenlohrtal oder Hochwasser-rückhaltebecken wie im Rotmaintal. Ein Teil dieser

Projekte ist realisiert worden, aber viele konnten durch den anhaltenden Widerstand der Bevölkerung verhin-dert werden – was heute zu den großen Erfolgen des Naturschutzes zählt. Neben der Rettung des Hafenlohr-tals und des Rotmaintals zählen dazu unter anderem auch die Erhaltung des Püttlachtals in der Fränkischen Schweiz oder der Waldnaab-Aue oberhalb von Falken-berg in der Oberpfalz. Diese Erfolge hingen zusammen mit einem vom BUND Naturschutz unterstützen Pro-zess des Umdenkens in der Wasserwirtschaft.

In den 80er-Jahren wurde zum ersten Mal auch au-ßerhalb der Umweltschutzbewegung die Erkenntnis formuliert, dass man die Unteranlieger eines Flusses nur vor Hochwasser schützen kann, wenn man fluss-aufwärts das Wasser zurückhält, statt es schnellstmög-lich abzuleiten. Die Folge dieser Erkenntnis: Gewässer-schutz und Hochwasserschutz erfordern das Denken in Gesamtzusammenhängen – von der Quelle bis zur Mündung, vom Fließwasser im Fluss bis zum Grund-wasser in der Aue. Eine der wichtigsten Aufgaben ist folglich nicht die »Wasseraustreibung« aus der Land-schaft, sondern die Wasserrückhaltung. Dies wird umso wichtiger, je spürbarer die Folgen des Klimawan-dels auch bei uns werden: die Häufung von Trockenzei-ten und heftigen Niederschlägen. Nur wenn wir das Wasser in der Landschaft zurückhalten, können wir trockene Zeiten abpuffern und Siedlungen vor Hoch-wasser schützen.

Erfolgreiche RenaturierungHeute geht es darum, die Fehler der Vergangenheit wieder gutzumachen. Der BUND Naturschutz setzt sich für die Erhaltung naturnaher Flüsse ein, um neue Fehler zur vermeiden. Prominentestes Beispiel ist hier der Einsatz für den letzten frei fließenden Abschnitt der Donau in Niederbayern, die naturnahe Mündung der Isar in die Donau oder die Salzach. Man könnte noch viele Beispiele aufzählen: Der Einsatz gegen ein Was-serkraftwerk an der Ilz, der Einsatz für die Oberpfälzer Schwarzach, für das Sinntal – der Einsatz für die letzten Reste natur naher Flüsse, die es in Bayern gibt.

Gleichzeitig setzt dich der BN für eine naturnahe Gewässerpolitik ein, die Fluss und Aue als Einheit be-

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Erste Lichtblicke für Bayerns Flüsse

Endlich zurück zur (Fluss)-Natur

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wieder mehr Platz bekommen, muss Akzeptanz geschaffen wer-den, was sich an den hitzigen Debatten bei geplanten Deich-rückverlegungen zeigt. Für diese Überzeugungsarbeit braucht es Geld, Personal und Instrumente, um Flächen zu tauschen. Wer bisher hochwasserfreie Ackerflä-chen hatte, wird darauf beste-hen, dass diese Flächen weiter-hin hochwasserfrei sind. Das

heißt, wir müssen andere Flächen für diese Betriebe bereitstellen, um Überflutungen in den Talauen ohne nachfolgende Entschädigungszahlungen zu ermögli-chen. Wir werden zusätzlich auch Ausgleichsre-gelungen für landwirtschaftliche Betriebe brauchen. Ziel muss sein, dass es in Überflutungsbereichen nur Grünland, Moore und Wälder gibt.

Die Ausrichtung im Hochwasserschutz muss sein: weniger Investitionen in Dämme und technischen Hochwasserschutz und mehr Investitionen in ökologi-schen Hochwasserschutz (siehe S. 16/17). Erste Projekte laufen. Ein schönes Beispiel dafür ist das Talauen-Pro-jekt, das auf Initiative der BN-Ortsgruppe Scheinfeld zustande kam. Mehrere Kommunen haben sich darin zusammengeschlossen, um ein gemeinsames Hoch-wasser-Rückhalte-Projekt zu verwirklichen (siehe S. 37).

Lebendige Flüsse brauchen aber auch eine naturge-mäße Landwirtschaft. Das bedeutet Grünland in den Auen, Extensivlandwirtschaft, kein Einsatz von wasser-gefährdenden Pestiziden, Gewässerrandstreifen und ein Ende der Überdüngung. Das bedeutet auch Boden-schutz. Es wird immer mehr Mais angebaut, auch an Hängen, was verstärkte Erosion zur Folge hat. So lan-den wertvolle Böden im nächsten Fluss. Bodenschutz heißt genauso die Verhinderung weiterer Versiegelung. Hier ist das menschliche Gedächtnis leider sehr kurz: Nach jedem Hochwasser wird lauthals verkündet, keine Bauprojekte in Überflutungsgebieten mehr zu geneh-migen, doch wenige Jahre später ist davon nichts mehr zu bemerken. Hubert Weiger (lf )

trachtet. Die Wiedergutmachung an Bayerns Fließge-wässern beginnt mit der Renaturierung von Mooren und Quellen, der Wiedergewinnung von Auen und geht weiter mit Renaturierungen an den Flüssen. Hier gibt es dank eines einsetzenden Umdenkens schon erfreuli-che Erfolge vorzuweisen: die Isar, die mittlere Altmühl, die Waldnaab, die Oberpfälzer Schwarzach oder die Regentalaue. Was früher als Zeichen des Fortschritts galt – einen Fluss oder Bach zu begradigen und in eine Betonrinne zu zwingen – wird heute immer öfter rück-gängig gemacht. So kann ein Gewässer wieder Dyna-mik entwickeln. Wenn es Platz bekommt, sich links und rechts Material zu holen, wird auch die Eintiefung be-endet, die sonst eine typische Folge von Begradigung ist und von Staustufen, die für Geschiebe undurchgän-gig sind.

Aufgabe für JahrzehnteWas bleibt zu tun? Sehr viel. Wir stehen erst am Anfang der Wiedergutmachung und Beseitigung der Fehler der Vergangenheit. Dies ist eine gewaltige Aufgabe, die nicht in einigen Jahren und auch nicht in wenigen Jahr-zehnten zu lösen sein wird, sondern vielleicht in 50 bis 100 Jahren. Einige dieser Fehler sind fast irreparabel, zum Beispiel weil es möglich geworden ist, unmittelbar neben einem Fluss zu siedeln oder weil die Flüsse für die Schifffahrt gestaut und kanalisiert wurden. Wir kön-nen also den Flüssen in Bayern nur noch auf einer be-grenzten Fläche wieder mehr Platz geben.

Ein Baustein im Gewässerschutz wird sein, Über-zeugungsarbeit zu leisten. Dafür, dass Flüsse und Bäche

Der AutorHubert Weiger ist der Vorsitzende des BUND Naturschutz.

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Wilde Wasser statt Betonrinnsale!Links ein Negativbeispiel: Trotz anders-lautender BN-Stellungnahme mit Beton-wänden ausgebauter Fluß Steinach in Stadtsteinach (Landkreis Kulmbach). Rechts bahnt sich das Wasser in der Wimbachklamm (Landkreis Berchtes-gaden) frei von jeder Verbauung seinen Weg.

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Doch dieser Reichtum ist bedroht und vielerorts ver-schwunden. Denn die Vielfalt der verschiedenen

Lebensräume und Arten braucht Bewegung in Fluss und Aue: Zentral sind zum einen die Wasserstands-schwankungen des Flusses (Hoch- und Niedrigwas-ser), mit denen auch das Grundwasser in der Aue schwankt. So bildet sich eine enorme Vielfalt an Stand-orten aus von extrem nass bis extrem trocken. Zentral sind auch die Materialumlagerungen, so dass immer wieder frischer Rohboden entsteht und die Kiessohle des Flusses frei bleibt. Diese Dynamik haben die Was-serbauer der vergangenen 200 Jahre mit massiven tech-nischen Mitteln zu beherrschen versucht. Flüsse wur-den begradigt, gestaut, mit Querbauwerken zerstückelt

oder ihres Wassers durch Ausleitungen beraubt, ihre Ufer verbaut, Auen ausgedeicht. In den ausgedeichten Auen hat sich die land- und forstwirtschaftliche Nut-zung intensiviert, auch die Siedlungen sind an den Fluss gewachsen. Zu hohe Nährstoff- und Sedimentein-träge aus zu intensiver Landwirtschaft lassen die Kies-sohle und bei Hochwasser auch die Aue verschlammen und eutrophieren.

Lediglich 3 Prozent der Auen Bayerns sind nach einer Bewertung des bayerischen Auenprogrammes nur »wenig beeinträchtigt«. Ein hoher Anteil der Arten von Fluss und Aue ist selten geworden und im Bestand gefährdet. Zwei Drittel der ehemaligen Auen sind als Überschwemmungsgebiete in Deutschland verloren, weil Deiche sie vom Fluss trennen. Entsprechend hat die Hochwassergefahr zugenommen: zerstörerisches Hochwasser statt lebenswichtigem Breitwasser (siehe S. 18/19). Die Grundwasserqualität hat sich vielerorts ver-schlechtert und faszinierende Erholungsräume gingen verloren.

Den Fluss befreienWas liegt näher, als die vielfältigen Probleme gemein-sam zu lösen und an der Wurzel zu packen? Renaturie-

Gelungene Flussrenaturierung an der Mittleren Isar

Dynamische Flüsse und Auen: Reichtum der besonderen Art

Intakte Flüsse und ihre Auen sind von größter Wichtigkeit für den Artenreichtum. Gleichzeitig sind sie eines der gefährdetsten Ökosysteme Mitteleuropas. Auch Bayern ist durchzogen von einem Netz von fast 140 000 Gewässerläufen mit rund 100 000 Kilometer Gesamtlänge. 7 Prozent der Fläche Bayerns sind Auen, hier kommen rund zwei Drittel aller heimischen Lebensgemein­schaften vor.

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stehen zwei Konzepte für 65 Kilometer Isar: Das »Ge-wässerentwicklungskonzept Mittlere Isar« und das »Hochwasserschutzprogramm Isar 2020«.

Vielfalt kehrt zurückUnd die Isar ergreift ihre Chance: Seit 2005 wird sie mit jedem Hochwasser wilder und natürlicher. Stellen-weise hat sie sich bereits um mehr als eine Flussbreite verlagert und wieder in mehrere Flussarme aufge-zweigt. Prallufer werden abgegraben und der Kies, den die Isar dort freisetzt, wird an Gleitufern zu neuen Kies-inseln umgelagert. Schon wenige Jahre nach der Befrei-ung von den Ufersteinen gestaltet die Isar bei Hoch-wasser die angrenzende Aue um und bringt die natürli-che Lebensraumvielfalt zwischen nass und trocken zu-rück. Alte große Weiden, die am Prallhang von der Isar umgestürzt werden, und das entstandene Totholz tra-gen erheblich zur Strukturvielfalt bei und sind Ansatz-punkte für weitere Dynamik. Kiesbrüter wie der Fluss-regenpfeifer finden auf den neuen Kiesinseln Lebens-raum; am frischen unbewachsenen Steilufer hat der Eisvogel Brutröhren angelegt; in der nun vielfältig strukturierten Flusssohle finden Kieslaicher wie Äsche und Huchen geeignete Laichgründe.

Auf den Kiesinseln wachsen junge Weiden als Vor-posten eines neuen Silberweiden-Auwaldes. Auch die früher an der Isar weit verbreitete Lavendelweide ist mit zahlreichen Jungpflanzen wieder da. Für die Ent-wicklung der in Bayern stark gefährdeten Weiden-Ge-sellschaften sind besonders die Deichrückverlegungen von hoher Bedeutung: In der Rosenau ist schon wenige Jahre, nachdem der Deich zwischen Aue und Isar an den Rand der Aue verlegt wurde, eine Weiden-Vielfalt entstanden, die lange Jahre an der Mittleren Isar äußerst selten war. Die Isar wird breiter, vielfältiger, dy-namischer – noch ist die Isar kein Wildfluss, dafür sind die Einschränkungen zu hoch. Aber wir erleben hier staunend und fasziniert und für Bayern wohl einmalig, wie Wildnis und Artenvielfalt zurückkehren.

Auch flussaufwärts hat die Isar wieder mehr Raum bekommen im Rahmen des Projekts »Neues Leben für die Isar« (Isar-Plan): im Stadtgebiet München wurden auf 8 Kilometer Länge zwischen der Wehranlage Groß-hesselohe und dem Deutschen Museum die Isarufer naturnah gestaltet und die Durchgängigkeit verbessert. Neben den Arten profitieren davon vor allem die Erho-lungssuchenden und der Hochwasserschutz. Denn die Isar hat nun bei Hochwasser mehr Platz. Angesichts zahlreicher Restriktionen in einer Großstadt ist auch diese Isar-Renaturierung wegweisend für den Umgang mit einem Fluss in der Stadt.

So wünschen wir es uns für alle bayerischen Gewäs-ser: großräumige Konzepte und Umsetzungen, mutige Wege, Fixierungen entfernen und dann »den Fluss ma-chen lassen«. Bayerns Gewässer brauchen endlich eine Schwerpunktsetzung der bayerischen Staatsregierung, damit sie wieder zu dem werden können, was sie Jahr-tausende waren: Lebensadern für Mensch und Natur.Christine Margraf

rung ist angesagt und an nahezu allen Fließgewässern Bayerns dringend nötig. Ein bayernweit bedeutendes Beispiel ist die Mittlere Isar. Die Isar entspringt im Kar-wendelgebirge und mündet bei Deggendorf in die Donau. Sie ist ein Alpenfluss und hatte vor der Regulie-rung breit verzweigte Flussarme und Kiesinseln, die sich ständig umlagerten. Auch die Mittlere Isar zwi-schen München und Landshut wurde vor etwa 100 Jah-ren verbaut: Der Fluss wurde begradigt, mit Uferstei-nen befestigt und mit engen Deichen von den Auen getrennt. Die Kraft der Isar konnte nicht mehr in die Breite, sondern ging nach unten: Die Isar tiefte sich ein. Etwa zwei Drittel des Isarwassers werden zudem im Isarkanal abgezweigt. Das für die Vielfalt so wichtige Geschiebe bleibt im Sylvensteinspeicher und den fluss-aufwärts liegenden Staustufen hängen.

Doch »Die Reißende«, so die Bedeutung des Na-mens, hat hier noch hohen naturschutzfachlichen Wert: Sie ist begleitet vom längsten zusammenhängen-den Auwald Bayerns und ein europäisch bedeutsames Biotopverbund-Band im europäischen Schutzgebiets-netz Natura 2000. Bereits 1998 kämpfte der BN für mehr Wasser, für befreite Ufer, damit die Isar ihr Bett aufwei-tet und Kiesbänke wieder umlagert, für den Vorrang der Natur, für einen lebendigen Fluss. Hochwasser soll mehr Platz bekommen und dazu die Deiche nach außen gelegt werden. 1999 stellte der BN zusammen mit anderen Vereinen ein Renaturierungskonzept vor. Viele Werbeaktionen, Stellungnahmen, Gespräche, Ex-kursionen und Konzepte folgten.

Ebenfalls 1999 begann das Wasserwirtschaftsamt (WWA) München, die Isar aufzuwerten: Deiche wur-den zurückverlegt, die Mindestwassermenge in der Isar wurde im Sommer erhöht und gestaffelt, Rampen wur-den durchgängig umgestaltet und an vielen Abschnit-ten wurde die Uferversteinung entfernt, damit die Isar wieder mehr Dynamik und Vielfalt bekommt. Dahinter

Mehr Infos zu den beiden Projekten:www.wwa-m.bay-ern.de/fluesse_seen/massnahmen/mittl_isar/index.htmwww.wwa-m.bay-ern.de/fluesse_seen/massnahmen/isar-plan/index.htm

Bayerische Fließgewässer in NotDie Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) der EU verpflichtet die Mitgliedsstaaten, bis 2015 einen guten ökologi-schen Zustand der Fließgewässer herzustellen. Nach der aktuellen Bestandserhebung nach WRRL 2014 ist der ökologische Zustand der bayerischen Fließgewäs-ser aber nach wie vor schlecht: 16 % gut, 42 % mäßig, 31 % unbefriedigend, 11 % schlecht.

95 % weisen signifikante Belastungen auf, davon: 69 % durch Nährstoffe, 69 % durch fehlende Durchgän-gigkeit, 62 % durch morphologische Veränderungen, 47 % durch Rückstau. Nur 1 % gilt als unbelastet.

Die AutorinChristine Margraf ist die BN-Arten-schutzreferentin für Südbayern.

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Sein blaues Wunder …… kann man an der renaturierten Mittleren Isar erleben. Der Fluss schafft Lebensräume wie neue Kiesinseln oder Totholz, in die einst verschwundene Arten zurückkehren.

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18 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Der BUND Naturschutz fordert seit langem: Natürli-cher Hochwasserschutz muss höchste Priorität

haben! Er setzt an den Ursachen der Probleme an und hat die größten Synergien mit Zielen des Naturschut-zes, des Gewässerschutzes, des Bodenschutzes und auch der Erholungseignung einer Landschaft. Was genau bedeutet natürlicher Hochwasserschutz? ▶ Verbesserung des Wasserrückhalts im Einzugsgebiet durch eine regenspeichernde Landbewirtschaftung, die die Porenstruktur und Versickerungsfähigkeit des Bodens erhält. Z. B. durch Sicherung von dauerhaftem Bewuchs (Untersaat), Sicherung von Wiesen (Wasser-abfluss von Wiesen ist nachweislich langsamer und ge-ringer als von Äckern), Schaffung von Strukturen, vor allem quer zum Hang, Erhaltung und Verstärkung na-türlicher Mulden-Strukturen und Wälder▶ Erhöhung der Wasserspeicherfähigkeit von entwäs-serten Mooren durch Renaturierung▶ Verlangsamung des Abflusses an den zahlreichen kleinen Gewässern durch Renaturierung und Wieder-herstellung ehemaliger Flussschleifen und durch Akti-vitäten des Bibers▶ Breitwasser statt Hochwasser: Wiederanbindung von Auen an den Fluss, indem Deiche vom Fluss an den Rand der Aue verlegt werden. Die Errichtung von Deichen am Fluss hat aus Breitwasser Hochwasser gemacht und es beschleunigt zu den Unterliegern ge-schickt.

▶ Reduzierung der Versiegelung von Böden durch wei-tere Bebauung

Die Wirksamkeit all dieser Maßnahmen ist nachgewie-sen. Wenn sie einzeln keinen Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser bringen, müssen sie kom-biniert und in der Summe berechnet werden. Wenn die Summe der möglichen natürlichen Maßnahmen im Einzugsgebiet nicht ausreicht für den Schutz von ge-fährdeten Siedlungen, sind technische Maßnahmen zur Ergänzung einzusetzen.

Was macht Bayern?Das »Problem« dieser Maßnahmen: Sie brauchen Flä-che und Bereitschaft vieler Einzelner. Der bayerische Hochwasserschutz fängt quasi »hinten« an. Die Umset-zung des Hochwasserschutzprogrammes war auf tech-nischen Hochwasserschutz konzentriert.

Dagegen wurden von 2000 bis 2014 nur 55 Kilometer Deiche zurückverlegt und nur 25 Millionen Kubikmeter neuer Retentionsraum gewonnen. Nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums wurden bislang 924 Kilometer Gewässer in Bayern renaturiert und nur rund 1883 Hektar Auenfläche.

Auch im »Hochwasserschutzprogramm 2020+« nimmt der technische Hochwasserschutz den größten Raum ein. Der Schwerpunkt der Umsetzung liegt der-zeit auf dem »bayerischen Flutpolder-Konzept«, für das

Natürlicher Hochwasserschutz

Den Flüssen Raum geben

Ein großes Hochwasser 1999, ein verheerendes Hochwasser 2013 – die bayerische Politik hat darauf jeweils mit einem Programm reagiert: 2000 wurde das »Hochwasserschutzprogramm 2020« auf gelegt, 2014 wurde es zum »Hoch­wasserschutzprogramm 2020+« aktualisiert. Die beiden Programme beruhen auf drei Säulen: Vorsorge, natürlicher Hochwasserschutz und technischer Hochwasserschutz – so weit so gut, doch wie ist die Realität der Umsetzung?

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Flutpolder sind keine LösungEin Polder wird umgrenzt von Deichen und hat ein Ein-lauf- und ein Auslaufbauwerk. Wie bei einer Badewan-ne wird bei Hochwasser ab einem bestimmten Abfluss (geplant nur bei Extrem-Hochwasser) der Einlauf auf-gemacht, das Wasser fließt ein und bleibt im Polder ste-hen. Wenn der Wasserabfluss auf einen bestimmten Abfluss gesunken ist, wird das Auslaufbauwerk geöffnet und das Wasser fließt langsam wieder aus dem Polder. An der Donau sind zwölf Polder mit insgesamt 135 Mil-lionen Kubikmeter Rückhalteraum (theoretisch) und 5705 Hektar Fläche geplant, einer davon ist bereits im Bau. Alle Standorte würden in Natura 2000-Gebieten liegen. Etliche Standorte liegen an ungestauten Donau-Abschnitten, an denen auch eine Deichrückverlegung möglich und aus Sicht des BN nötig wäre.

Der BN lehnt dieses Konzept ab, denn die Wirksam-keit ist nur für eine Kappung der Wellenscheitel bei ex-tremen Hochwasser-Ereignissen ausgelegt. Polder füh-ren nicht zu einer Verlangsamung der Hochwasserwel-le. Sie schaffen keine natürliche Hochwasserdynamik, haben also keine ökologische Wirksamkeit. Im Polder steht tagelang das Wasser, was zu Problemen für das Grundwasser und zu Schäden für Tier- und Pflanzen-welt führt. Die zur »Anpassung« der Natur nötigen öko-logischen Flutungen können die mit der unnatürlichen Flutung verbundenen Schäden im Polder-Betrieb nicht verhindern. Die Wirksamkeit ist extrem abhängig von einer optimalen Steuerung und optimal zutreffenden Abflussvorhersagen. Die Wirkungsberechnungen, die als Begründung für die Polder herangezogen werden, beruhen auf idealen – also im Regelfall nicht realisti-schen – Vorhersagen und werden selbst von den Gut-achtern als »akademischer Optimalfall« bezeichnet.Christine Margraf

mit einer eigenen »Dialogreihe« entlang der Donau ge-worben wird (siehe Kasten). Begründet wird es mit dem nötigen Hochwasserschutz von Passau – dabei haben Fachleute schon lange ausgerechnet, dass für Passau entscheidend ist, die gefährliche Überlagerung von Inn und Donau zu vermeiden. Dazu muss vor allem die durch den Flussausbau und Deichbau beschleunigte Hochwasserwelle der Donau wieder verlangsamt wer-den. Das wird durch Renaturierung, Deichrückverle-gung und besseren natürlichen Rückhalt in der Land-schaft erreicht, nicht jedoch durch Polder. Das »bayeri-sche Flutpolder-Konzept« ist ein auf Extrem-Hoch-wasserereignisse reduziertes technisches Konzept, das nichts an den Ursachen der Hochwasserprobleme än-dern wird!

Zwar werden auch die Potenziale von Auen für den Wasserrückhalt derzeit untersucht, und seit 2014 läuft zudem das Forschungsvorhaben »dezentraler natür-licher Rückhalt in Bayern« (drei Jahre, jedoch ohne Moore), es fehlt jedoch eine Gesamtbetrachtung, wie sich eine Vielzahl von natürlichen Wasserrückhalte-Maßnahmen im Einzugsgebiet auf den Abfluss an grö-ßeren Flüssen auswirken kann und dort den Umfang technischer Maßnahmen (auch der Polder) reduzieren kann.

Maßnahmen des nationalen Hochwasserschutz-Programmes in Bayern▶ Polder an der Donau zwischen Ulm und Straubing (12), am Inn (2), an der Mangfall (1) und Hochwasserrückhaltespeicher an der Günz (5) und unter-halb des Sylvensteinspeichers (1): zusammen 176,5 Millionen Kubikmeter theore tischer Rückhalt. ▶ Deichrückverlegungen für Lech (57 Flusskilometer), Donau: Straubing-Vilshofen (9), Mittlere Isar (11 und 5) und Gewässerbettaufweitungen an der Salzach (gesamter bayerischer Abschnitt): Fläche wiedergewonnenen Rück-haltes durch Zugewinn an Aue: 1474 Hektar (siehe auch Seite B14).

Platz fürs WasserSo sollte es sein: Wo hohe Pegelstände die Auwälder überfluten dürfen, wird das Wasser zurückgehalten, statt fluss-abwärts Hochwasser zu verursachen. Der Lebensraum Aue ist auf wiederkeh-rendes Hochwasser spezialisiert.

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Der AutorSebastian Schön-auer ist der stell-vertretende Vorsit-zende des BUND Naturschutz und Wasserexperte.

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Wasserkraft: Ausbau stoppen!

Angriff auf Bayerns FlüsseEine unfassbare Zahl: Im Schnitt kommen auf einen Kilometer Fließgewässer in Bayern zwei bis drei Querbauwerke! Und es könnten noch mehr werden. Derzeit rollt eine Welle von Anträgen für neue Wasserkraftwerke – unter dem Vorwand, dies würde die Energiewende voranbringen. Dabei liegen ohnehin schon mehr als 60 Prozent aller deutschen Wasserkraftanlagen an bayeri­schen Flüssen und Bächen – mit verheerenden Folgen für die Ökologie der Gewässer.

Strom aus Wasserkraft, das klingt in den Ohren vieler Menschen positiv. Sind aber Wasserkraftwerke tat-

sächlich eine ökologisch verträgliche Form der Ener-gieerzeugung? Die Stromwerbung verspricht Natur pur und Nachhaltigkeit. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Wasserkraftwerke zerstören wertvolle und arten-reiche Lebensräume. Die Ufer versteinen, das aufge-staute Fließgewässer wird seiner Dynamik beraubt, die

angrenzenden Auen als Baugebiete oder Maisäcker missbraucht. 94 Prozent der im Kiesbett laichenden Fischarten sind mittlerweile bedroht, Wanderfisch-arten wie Aal und Lachs drohen bereits auszusterben. Tagtäglich finden Fische in den Turbinen den Tod.

Goldgräberstimmung bei KleinwasserkraftanlagenEinen enormen Boom erleben zur Zeit Kleinwasser-kraftanlagen. Rund 3600 gibt es derzeit im Freistaat, damit machen sie circa 85 Prozent aller Anlagen in Bayern aus, liefern aber nur 3,17 Prozent des gesamten Wasserkraftstroms, oder anders gerechnet lächerliche 0,05 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Bayern. Erst mit Einführung des Gesetzes zur Förderung Er-neuerbarer Energien (EEG), das lukrative Einspeisever-gütungen gewährt, entsannen sich zahlreiche Ex-Be-treiber und Investoren wieder einer »lang gepflegten« Tradition. Diese Goldgräberstimmung gerät für baye-rische Flüsse und Bäche mehr und mehr zum ökolo-gischen Desaster.

Einen geradezu gigantischen Eingriff in die Natur stellen Pumpspeicherkraftwerke (PSW) dar. Darin fließt das Wasser aus einem Stausee durch Druckrohrleitun-gen zu den Turbinen und dann in einen unteren Stau-see. PSW liefern nur Strom für ein paar Stunden. Als Speichertechnologie für die Energiewende, wie von den Planern angepriesen, sind sie deshalb nicht ge-eignet. Trotzdem gibt es in Bayern Pläne für drei der-artige Monsterprojekte: Am Jochberg (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen), bei Riedl (Landkreis Passau) und am Osser (Landkreis Cham). Auch wenn Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner für Pumpspeicher-kraftwerke in Bayern »kein Geschäftsmodell« sieht, hat bisher keiner der Projektträger das Aus für die natur-zerstörerischen Pläne verkündet. Nachdem in einem Ratsbegehren Ende Juli 85 Prozent der Einwohner vom Lam das PSW am Osser ablehnten, hat die Betreiberfir-ma verkündet, nach alternativen Standorten zu suchen.

Ein Extrembeispiel ist das geplante Wasserkraftwerk am Naturdenkmal Eisenbreche: Dort soll mitten in einem Naturschutzgebiet ein Kleinwasserkraftwerk er-richtet werden. Alle Naturschutzverbände, auch der Alpenverein, bekämpfen das Projekt. Doch der Landrat persönlich hat die Genehmigung für das Projekt unter-schrieben, nachdem sich die zuständigen Beamten ge-weigert hatten. Der BN hat Klage eingereicht. Sebastian Schönauer (lf )

Bedrohter WildflussIn diesem Juwel eines Schutzgebietes, der Eisenbreche bei Bad Hindelang, soll ein Wasserkraftwerk entstehen.

www.bund-naturschutz.de/themen/wasser/wasserkraft.html

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Ein sanft dahinplätscherndes Bächlein, von Bäumen gesäumt – so sieht für Viele bisher die Idealvorstel-

lung eines naturnahen Fließgewässers aus. Deshalb kommen immer wieder entsetzte Reaktionen, wenn der Biber am Werk war: Bäume und Büsche sind ange-nagt, ein Damm staut den Bach auf, so dass er Seiten-arme und Teiche bildet. Kreuz und quer liegt Totholz herum. Doch gerade die Fähigkeit des Bibers, seinen Lebensraum zu gestalten, macht ihn so wertvoll. Eine Studie des Biologen Ulrich Meßlinger in den Land-kreisen Ansbach und Weißenburg-Gunzenhausen er-brachte den Nachweis: Wo der Biber seine Dämme baut, entstehen neue, natürliche Lebensräume. Viele zusätzliche Arten siedeln sich dort an. Gefährdete Arten finden Refugien, in denen sie sich wieder fort-pflanzen können. Das 1999 durch die Regierung von Mittelfranken begonnene und seit 2006 im Auftrag des BUND Naturschutz weitergeführte Projekt »Monitoring von Biberrevieren« hat zum Ziel, durch Biber bewirkte Landschaftsveränderungen und Effekte auf Flora und Fauna zu dokumentieren und zu analysieren.

Woran liegt es, dass so viele Arten von der Tätigkeit des Bibers profitieren? Biberdämme haben zur Folge, dass Wasser neu, großflächiger und vielfältig verteilt wird. Diese Gewässervielfalt bietet Lebensraum für eine große Zahl von teils anspruchsvollen Wasservo-gel-, Fisch-, Amphibien-, Reptilien- und Libellenarten. In Zahlen ausgedrückt, hatten die Biber in den unter-suchten Gewässern auf insgesamt 86 besonders wert-volle Arten einen positiven Effekt. Für viele davon ist Bayern europarechtliche Erhaltungsverpflichtungen eingegangen, welche die Biber nun erfolgreich, unbüro-kratisch und kostenlos umsetzen.

Was Menschen oft als erstes bemerken, wenn der Biber am Werk war, sind gefällte Bäume. Das so entste-hende Angebot an Totholz, sonst absolute Mangelware in unserer Landschaft, »wirkt sich höchst positiv auf die Vogel-, Insekten- und Pilzfauna aus«, so Ulrich Meßlin-ger. Zum Teil lässt die Tätigkeit der Biber in wenigen

Jahren große Feuchtgebiete mit enormer Wasserrück-haltewirkung entstehen. Darüber hinaus kommt ein Typ natürlichen Lebensraumes zurück, der früher wie ein feinmaschiges Netz ganz Mitteleuropa durchzogen haben muss. Meßlingers Fazit: »In den fünf Projekt-gebieten mit Stautätigkeit der Biber sind innerhalb we-niger Jahre ausgedehnte Flachgewässer, Verlandungs-zonen und Sumpfgebiete entstanden, teils auch Wei-dengebüsche und neue Kleinbäche. Die Kombination und mosaik artige Verzahnung dieser Elemente bedingt trotz der vergleichsweise geringen Fläche einen ausge-sprochen hohen Naturschutzwert.« Selbst mit aufwän-digsten Naturschutz- oder Renaturierungsmaßnah-men wäre Vergleichbares nicht zu schaffen.

Zur Konfliktvermeidung mit Land- und Forstwirt-schaft empfiehlt Meßlinger breite Uferstreifen und schützende Pufferflächen entlang von Fließgewässern im Besitz der öffentlichen Hand. Wenn die Natur mehr Raum bekommt, geht es den Gewässern besser und auch der Biber hat genügend Platz. Luise Frank

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Ganze Arbeit!Hier im Natur-schutzgebiet Schambachried war der Biber flei-ßig am Werk, hat Teiche und Lebens-raum für viele Arten geschaffen.

Von der Arbeit des Bibers profitieren viele Arten

Baumeister am Wasser

Jeder kennt die weich bepelzten Biber als Wasser­tiere und Dammbauer, aber leider wissen noch viel zu wenige Menschen, dass sie auch Experten für Hochwasserschutz, Biotopgestaltung und Artenschutz sind. Eine Monitoringstudie in Bay­ern belegte die positiven Effekte der »Baumeister am Wasser«.

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Wer heute durch das idyllische Hafenlohrtal im Spessart wandert, kann sich kaum vorstellen,

dass es einmal Planungen dieses Ausmaßes gab: 350 Hektar Land, das 12 Kilometer lange Kerngebiet des Ha-fenlohrtales, sollten nach dem Willen der Bayerischen Staatsregierung überflutet, das Wasser in einem Trog mit einem 60 Meter hohen Damm gestaut werden – als Trinkwasserreserve. 1978 gründete sich die »Aktionsge-meinschaft Hafenlohrtal«, kurz AGH, um das giganto-manische Projekt zu verhindern. Der BUND Natur-schutz in Bayern stand dabei wie so oft Pate. Nach einem zähen Kampf für die Erhaltung der kommunalen Trinkwasserversorgung und gegen den Irrglauben, mit einer Fernwasserversorgung alle Wasserprobleme

lösen zu können, haben viele Kommunen die Verant-wortung für ihr Trinkwasser und Abwasser selbst in die Hand genommen. Kleine, dezentrale Strukturen haben sich durchgesetzt. Eine Hilfe auf diesem Weg war die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und der in den Fokus rückende Schutz des Grundwassers.

Zerstörung in großem AusmaßGroßtechnologische Vorhaben wie der Bau eines Stau-sees greifen zerstörerisch in eine Landschaft ein, sie verändern ihr Bild und ihren Charakter, sie vernichten den Lebensraum von Pflanzen und Tieren in großem Maßstab und rauben den Menschen ihre Heimat. Ebendiese Horrorvision hatte damals auch die Men-schen rund um das Hafenlohrtal aufgeschreckt. Auch andernorts in Bayern liefen Anwohner und Natur-schützer Sturm gegen ähnliche Projekte. So sollte bei-spielsweise in der Oberpfälzer Waldnaabaue ein riesi-ger Stausee entstehen. Auch hier konnte durch den anhaltenden Widerstand der Bevölkerung unter Feder-führung des BUND Naturschutz der Stausee verhindert werden. Auch hier dauerte es rund 30 Jahre, bis sich in Politik und Verwaltung die Erkenntnis durchsetzte, dass diese Politik nicht zukunftsfähig ist.

2008 gab die bayerische Regierung endgültig den Plan auf, das idyllische Spessarttal in einen Trinkwas-serspeicher zu verwandeln. Zwei Naturschutzgebiete sind heute das Kernstück des oberen Hafenlohrtals, weitere sollen folgen. Das Hafenlohrtal ist nun eine der vielen »geretteten Landschaften« in Bayern. Über eine Länge von 25 Kilometern begleiten Buchen-, Eichen- und Fichtenwälder das Flüsschen, das in Rothenbuch entspringt und sein Wasser bei Hafenlohr dem Main übergibt. Die Hafenlohr ist ein lebendiger Fluss geblie-ben, ebenso wie die Waldnaab im Landkreis Tirschen-reuth.

Der Widerstand der AGH, gemeinsam mit vielen Kommunen und Städten wie Würzburg und Aschaffen-burg, war auch ein entscheidende Impuls für die Ent-wicklung dezentraler Konzepte der Wasserversorgung. Doch der Kampf geht weiter: Über die Hintertür ge-planter Freihandelsabkommen wie TTIP, CETA und TISA droht eine Privatisierungswelle der Trinkwasser-versorgung. Es gilt weiter, die Eigenständigkeit der kommunalen Trinkwasserversorgung zu sichern. Sebastian Schönauer

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Gerettete LandschaftBeinahe wäre das wunderschöne Hafenlohrtal für einen Trinkwasserspeicher geopfert worden.

Wasser schützen statt Stauseen bauen

»Fernwasser« hieß früher die Devise. In zent­ralisierten Strukturen sollte die Bevölkerung aus riesigen Trinkwasserspeichern mit dem kostbaren Nass versorgt werden. Dieser ver­fehlten Politik wären beinahe zahlreiche unbe­rührte Landschaften mitsamt ihren Fließge­wässern zum Opfer gefallen.

BUND Naturschutz setzt sich seit Jahrzehnten gegen verfehlte Wasserpolitik ein

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Als die Pläne für den Ausbau der Donau in Bayern bekannt wurden, erschreckte das außer erklärten

Naturschützern kaum jemanden. Großinvestitionen in riesige Infrastrukturprojekte, die die Wirtschaft ankur-beln sollten, entsprachen dem Zeitgeist. Die Bagger rollten trotz aller Proteste an und die Donau wurde zwi-schen Kelheim und Straubing »ausgebaut«. Nun waren die Veränderungen in der Landschaft zu sehen. Exper-ten wiesen entsetzt auf das ökologische Desaster hin, das die Verbauung des Flusses angerichtet hatte. Das fachte die Proteste gegen den geplanten Ausbau zwi-schen Straubing und Vilshofen an. Es entstand ein brei-tes Bündnis aus Naturschutzverbänden, Bürgerinitia-tiven, Kommunen, christlichen Gruppen und Vereinen.

So wurde die Donau zu einem schönen Beispiel dafür, wie es gelingen kann, Mehrheiten zu kippen: Immer dann, wenn die Bevölkerung vor Ort sieht, wel-chen Schatz sie da vor der Haustür hat und diesen für nachfolgende Generationen bewahren möchte. Nach über 20 Jahren gab die Bayerische Staatsregierung im Jahr 2013 schließlich die Pläne für eine Verbauung mit Staustufe und Kanal auf – gegen den erbitterten Wider-

stand so mancher CSU-Abgeordneter vor allem aus Niederbayern. Die sogenannte »Variante C«, die enor-me Eingriffe in den Fluss mit sich gebracht hätte, ist damit vom Tisch. Solange er im Amt sei, werde es die-sen Ausbau der Donau nicht geben, hatte Ministerprä-sident Horst Seehofer gesagt. Eine seltsame Formulie-rung. Was kommt danach? Umweltschützer wissen, dass Wachsamkeit auch nach vermeintlich sicheren Siegen oberstes Gebot ist.

Deshalb werden alle Freundinnen und Freunde der Donau »ihren« Fluss auch weiterhin gut im Auge behal-ten, denn sie wissen: Die Beton-Lobby ist nach wie vor am Werk. Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hatte beim diesjährigen Donaufest in Niederalteich verkündet, dass die beschlossene sanfte Ausbauvarian-te A zu einer möglichst naturverträglichen »Variante A+« optimiert werde. Der BN bringt dafür in die laufen-den Planfeststellungsverfahren Vorschläge ein. Von Wirtschaftsvertretern kam schon erste Kritik mit den üblichen Argumenten: Das sei doch so aufwendig, so teuer und hemme die wirtschaftliche Entwicklung. Dabei liegt bereits seit 2005 ein hervorragender Vor-schlag auf dem Tisch, wie die Region entlang der nie-derbayerischen Donau nachhaltig entwickelt werden könnte: mit der Bewerbung als UNESCO-Weltnatur- und -kultur erbe. Der BUND leistet dafür aktive Überzeugungs arbeit, damit der letzte frei fließende Abschnitt der Donau eine Arche Noah Bayerns bleiben kann. Luise Frank

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Besonderer ReichtumFür viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten ist der letz-te frei fließende Donau-Abschnitt zwischen Straubig und Vilshofen eine letzte Zuflucht. Die Artenvielfalt ist einzigartig. Auf nur einem halben Prozent der bayeri-schen Landesfläche finden sich hier 46 Prozent der bedrohten Fischarten und 32 Prozent der bedrohten Vogelarten wie Großer Brachvogel, Eisvogel oder Pirol. Zudem gibt es Arten, die nur in der frei fließenden Donau vorkommen, wie die Donaukahnschnecke.

Ursprüngliche SchönheitZwischen Straubing und Vilshofen darf die Donau frei fließen – und das soll auch so bleiben.

Engagement für Bayerns großen Strom

Die Donau im Auge behaltenSeit über 20 Jahren engagieren sich Menschen für den letzten frei fließenden Abschnitt von Bayerns größtem Strom. Anfangs waren es einige wenige, doch die Donau gewann immer mehr Freundinnen und Freunde. So viele, dass sie zuletzt auch die Politik überzeugten. Doch ob­wohl die Pläne für Staustufe und Kanal vom Tisch sind, heißt es wachsam bleiben. Die Beton­Lobby ist nach wie vor am Werk.

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Fluss in der StadtIn vielen Städten entdecken die Bewohnerinnen und Bewohner die Flüsse neu: für die Naherholung und als grüne Oase im Grau der Stadt. Wenn denn noch Grün am Fluss vorhanden ist. In Regensburg hat sich die BN-Kreisgruppe im Verbund mit der Donau-Naab-Re-gen-Allianz (DoNaReA) des Themas angenommen. Sie setzt sich dafür ein, dass die Uferbereiche im Stadtge-

biet so gestaltet werden, dass sowohl die Belange des Na-turschutzes als auch die des Hochwasserschutzes und der Naherholung berücksichtigt werden. Auf einer Insel in der Donau (Foto) hat die Kreis-gruppe Flächen angekauft. Hier soll eine Naherholungs-zone entstehen, aber auch eine Naturzone mit artenrei-chem Lebensraum. Zudem macht sich DoNaReA für eine ökologische Aufwertung der Donau und ihrer Auen stark. Eine hochkarätig besetzte Veranstaltung in Regensburg am 18. September soll dafür den Startschuss geben.→ weitere Infos auf www.donarea.de

Die guten Geister des WassersDer BN-Kreisgruppe Aschaffenburg und die Ortsgrup-pe Alzenau präsentierten sich bis Mitte August mit einem Ausstellungsbeitrag auf der bayerischen Gar-tenschau 2015 in Alzenau. Das Thema lautete: »Biber – die guten Geister des Wassers«. Auf den Infotafeln ging es zum Beispiel um die Aspekte: »Der Biber – ein Ur-bayer«, »Baumeister der Artenvielfalt«, »Bibermanage-ment – wozu denn das?«, »Auf zu neuen Ufern – mit dem Biber!«. Mit von der Partie war »Norbert«, ein aus-gestopfter Biber. Wichtig war auch die Erkenntnis, dass es sich bei Bibern um Rückkehrer und keine Neuein-wanderer handelt. Für Kinder gab es eine bekrabbel-bare Biberburg. Die Außengestaltung des Areals nahm Bezug zu Fauna und Flora des renaturierten Flüss-chens Kahl, an dem der Biber wieder heimisch gewor-den ist. Bis Ende Juli hatten bereits rund 24 000 große und kleine Gäste den Pavillon besucht.→ www.aschaffenburg.bund-naturschutz.de

Hilfe für die FlussperlmuschelFrüher bedeckte sie zu Abertausenden die Bachbetten Bayerns. Heute ist die Flussperlmuschel zur Seltenheit geworden. Die BN-Kreisgruppe Hof möchte das wie-der ändern. Warum die Bestände so drastisch abge-nommen haben, ist nicht geklärt. Es sind wohl viele Faktoren wie Flussbegradigungen, Wasserverschmut-zung und intensive Landwirtschaft. Zwar kann die älteste noch lebende Tierart der Welt in unseren Brei-tengraden 100 Jahre alt werden, aber die Jungmu-scheln bleiben aus. Um einem Babyboom auf die Sprünge zu helfen, hat die Kreisgruppe Hof seit fast 30 Jahren gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt Maßnahmen ergriffen: Flächen an Bächen wurden an-gekauft und aus der Nutzung genommen, Schlamm-fangbecken installiert. Das Ergebnis: Die Wasser-qualität hat sich verbessert. Gezüchtete Jungmuscheln weisen in Lochplatten in den Bächen eine sehr hohe Überlebensrate auf. Das lenkt jetzt den Fokus der Bemühungen auf eine zu hohe Menge Feinsediment im Bachbett. Dies zu verbessern, wird die künftige Herausforderung des Flussperlmuschelschutzes sein.

Im Einsatz für Bayerns Fließgewässer

Gutes tun für Auw älder, Biber und CoÜberall in Bayern setzen sich BN­Aktive für Quellen, Bäche und Flüsse ein. Aus diesem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement zeigen wir hier stellvertretend einige Projekte.

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Licca LiberDen Lech, die große Lebensader Schwabens, hat es besonders übel erwischt: Der einst so dynamische Fluss wurde zur Energiegewinnung fast vollständig verbaut. Als dann E.on ausgerechnet im Naturschutz-gebiet des Augsburger Stadtwaldes noch ein Wasser-kraftwerk bauen wollte, war für viele eine rote Linie überschritten. Der BN forderte zusammen mit der Lechallianz: Renaturierung statt Wasserkraftwerksbau. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth griff die Idee einer Renaturierung auf und entwickelte das Projekt Licca Liber (freier Lech). So wurde der Lech wie die Donau zu einem schönen Beispiel dafür, wie sich Mehrheiten ändern können. Statt Pläne für ein neues Kraftwerk werden heute vor allem Pläne für die Rena-turierung eines Flussabschnittes im Augsburger Stadt-wald diskutiert. Doch weiteres Engagement ist gebo-ten. Weder die Renaturierung noch das Aus für das Wasserkraftwerk sind schon in trockenen Tüchern.→ Aktuelle Infos auf: www.lechallianz.de und http://flussdialog-liccaliber.de

Schutz für einen echten BayernDas Bayerische Löffelkraut ist ein echter Bayer: Es wächst außer in Oberbayern und Schwaben sonst nir-gendwo auf der Welt. Derzeit sind vom Bayerischen Löffelkraut nur 22 Vorkommen bekannt. Mit einem Schutzprojekt sorgt der BN dafür, dass die Pflanze zu-sammen mit anderen bedrohten Arten eine Zukunft bei uns hat. Im Vordergrund stehen dabei die Lebens-räume der Pflanzen wie naturnahe Kalkquellen, wenig beeinträchtigte Quellbäche und Bachoberläufe. Das Bayerische Löffelkraut ist ein ausgesprochener Spezia-list und wächst ausschließlich an Quellen – also dort, wo nährstoffarmes Grundwasser austritt und ganzjäh-rig fließt. Teilweise siedelt es sich auch an Bachober-läufen und vereinzelt in Gräben oder Quellmooren an. Viele Quellen wurden aber zur Trinkwassergewinnung gefasst, Bäche begradigt und Gräben ausgebaggert. Hier versuchen die BN-Aktiven, mit den Flächeneig-nern zu verhandeln und den Lebensraum des Löffel-krauts zu sichern.

Eine Allianz, die Sinn machtDer 155 Quadratkilome-ter große Einzugsbe-reich der Oberen Sinn im Landkreis Bad Kis-singen ist eines der längsten weitgehend noch intakten Bach-ökosysteme Bayerns. Über viele Jahre hatte die BN-Kreisgruppe die Flora und Fauna der Sinn erfasst. Ein Ent-wicklungs- und Pflege-

konzept war 2002 die Grundlage zur Gründung der »Sinnallianz«: Fischer, Landwirte, Wasserwirtschaft-samt, Naturschutzbehörden sowie die Stadt Bad Brückenau gingen bis 2007 unter der Federführung des BN eine modellhafte Kooperation zur Renaturie-rung der Sinn ein. Bis heute hat der BN hier 45 Hektar Biotop- und Grünlandflächen erworben: Wiesen, die voll Wasser laufen dürfen, Flächen, die sich zum Auwald entwickeln, Weideflächen und 10 Hektar Wild-nisflächen, die der Biber gestaltet hat. Dieser Bereich hat sich zur Oase für viele bedrohte Arten entwickelt. Im vergangenen Jahr kam sogar der damalige Umwelt-minister Marcel Huber (im Bild vorne) nach Bad Brückenau, um das neue Projekt »Die Welt des Bibers beobachten und erleben« vorzustellen.

Was(s)erleben im Grünen BandIm Grünen Band sind viele Fließgewässer noch natur-nah und deshalb ein Refugium für seltene Arten wie die Bachmuschel oder die Grüne Keiljungfer. Im Pro-jekt »Was(s)erleben im Biotopverbund Grünes Band« wird ermittelt, welche Gewässer im Grünen Band der-zeit Lebensraumrefugien für bedrohte Arten sind, wel-che Gewässer unter Schutz stehen und wo Handlungs- bzw. Renaturierungsbedarf besteht. Die Ergebnisse fließen in Kartenmaterial ein und werden Behörden, Landesnaturschutzstiftungen, Flächeneigentümern, Kommunen und Landkreisen auf Anfrage zur Verfü-gung gestellt. Darüber hinaus soll auch die Bevölke-rung informiert und für dieses Thema sensibilisiert werden. Geplant sind Veranstaltungen vor Ort an Ge-wässern im Grünen Band sowie die Bereitstellung ent-sprechender Informationen im Internet und als Druckmaterialien.

Im Einsatz für Bayerns Fließgewässer

Gutes tun für Auw älder, Biber und Co

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Einst bildete die Hasel (Corylus avellana) in Mittel-europa Wälder: In der sogenannten Haselzeit (ca.

8000 – 5500 v. Chr.) verdrängte sie weiträumig Birken und Kiefern, die Erstbesiedler der nacheiszeitlichen Tundra. Seit der Steinzeit haben die Menschen Hasel-nüsse gesammelt, und seit jeher pflanzt man den Strauch in Siedlungen und in Hofnähe. Die schmack-haften Samen sind reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Eiweiß, enthalten 55–65 Prozent Fett sowie als gesund-heitsfördernd geltende bioaktive Pflanzenstoffe wie Phytosterole. Haselnusskerne eignen sich zum Knab-bern und als Zutat in süßen wie in pikanten Gerichten oder in Gebäck. Allerdings reagieren manche Men-schen allergisch.

Märchen und Sagen erzählen von der Hasel. Aschen-puttel pflanzte auf das Grab der Mutter ein Haselreis. Das wuchs zu einem Baum, in dem die Seele der Mutter wohnte. Der Haselwurm, eine Sagengestalt vor allem der Alpenländer, ist ein Wesen halb Mensch, halb Schlange, das im Wurzelbereich der Hasel wohnt und übernatürliche Kräfte besitzt. Ignaz V. Zingerle berich-tet in »Sagen aus Tirol« (1891), Paracelsus habe einen Haselwurm besessen und deshalb hätten ihm die Kräu-ter des Feldes ihre Heilkraft kundgetan. Einer Legende nach hat die Gottesmutter Maria auf der Flucht nach Ägypten unter der Hasel Schutz vor einem Gewitter ge-funden.

Oft gilt die Haselnuss als Fruchtbarkeitssymbol, etwa in »Das Mädchen und die Hasel« aus der Volkslie-dersammlung »Des Knaben Wunderhorn« (1806). Im ganzen deutschen Sprachgebiet war der Spruch ver-breitet: »Viele Haselnüsse, viele uneheliche Kinder«.

Ein unter Beschwörungsformeln zu bestimmten Zeiten wie Dreikönig, Karfreitag, Johanni oder Weih-

nachten geschnittener Haselzweig wird zur Wünschelrute und lässt Wasseradern,

aber auch verborgene Schätze fin-den.

Viele Tiere nährt der Hasel-strauch – mit Blättern, jungen

Trieben, Rinde und insbesondere den Samen, die Eichhörnchen,

Mäuse, Bilche, Eichelhäher oder Buntspechte schätzen. Der Haselnuss-

bohrer, ein kleiner Rüsselkäfer, kommt manchmal anderen Interessenten zuvor.

Das Weibchen bohrt in die noch weiche Fruchtwand ein Loch und legt ins Nuss-innere ein Ei. Die Larve verzehrt den Samen, übrig bleibt die »taube« Nuss.

Der zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae) gehörende Haselstrauch wächst in Hecken und Gebüsch. In lich-ten Laubmischwäldern ist er ein Gehölz

der Strauchschicht. Diese reicht bis zu einer Höhe von 3–5 Metern und besteht

aus Sträuchern und dem Jungwuchs der Bäume. Eine ausgeprägte Strauchschicht, wie sie sich insbesondere am Rand von naturnahen Laubwäldern zeigt, bietet Tieren Nahrung, Nistplätze, Deckung. Der BUND Naturschutz weist auf die ökologische Bedeu-tung solcher Wälder hin und fordert den Umbau von Nadelholzforsten in strukturreiche Laubmischwälder.

»Deutsche Chocolade«HaselnusskerneZuckerMilch

▪ Nusskerne in einer Pfanne bei mittlerer Hitze unter ständigem Rühren und Wenden braun (nicht schwarz) rösten. Nusskerne in ein Sieb schütten und schütteln, sodass sich die Haut ablöst. Noch anhaftende Haut durch leichtes Reiben mit einem Tuch entfernen.

▪ Geröstete Nusskerne fein mahlen, mit Zucker vermischen. Mischung eventuell noch im Mörser zerreiben.

▪ Nuss-Zucker-Mischung mit Milch – 1 –2 EL auf 1 Tasse Milch – in einem Topf verrühren, zum Kochen bringen, etwa 5 Minuten unter Rühren kochen lassen. »Chocolade« vor dem Genuss nach Belieben durch ein Sieb schütten.

Besonders in Notzeiten suchte man in der heimischen Pflanzenwelt nach Ersatz für Luxusprodukte aus fremdländischen Pflanzen. Das Haselnussgetränk sollte die echte Schokolade aus Kakao ersetzen. Dieser entsteht aus fermentierten, getrockneten und gemahlenen Samen (»Kakaobohnen«) des Kakao-baums (Theobroma cacao), die nicht immer verfügbar oder zu teuer waren.

Achtung! Haselnüsse können allergische Reaktionen auslösen!

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Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.

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Porträt

Gewöhnliche Hasel

Wenn im September die harten Schalen der in grüner Fruchthülle steckenden Hasel­ nüsse braun werden, dann beginnt der

Herbst. Im Vorfrühling hatte der Haselstrauch das Winterende verkündet, als sich die

männlichen Blütenkätzchen streckten, die tiefroten Narben aus den kleinen weiblichen

Blütenständen ragten und der Wind – zur Qual vieler Pollenallergiker – den Blütenstaub

verbreitete. Erst nach der Blüte waren die eiförmigen Blätter erschienen.

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enTag für Tag fällt mehr Natur der Profit-gier zum Opfer. Vor 30 Jahren rief der

BUND Naturschutz das Rhönschaf- Projekt ins Leben. So konnte nicht nur

eine alte Nutztierrasse vor dem Ausster-ben bewahrt werden, sondern es wird

auch schonende Landschaftspflege möglich. Die »offenen Fernen«, das Mar-kenzeichen der Rhön, können nur durch

Beweidung oder Mahd erhalten werden.

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I n Auenlandschaften ist Wasser das prägende Element. Sind die

Lebensräume naturnah, regiert dort eine ungeheure Dynamik und dank Hochwasser ständige Veränderung. Der Fluss formt seine Uferlinien immer wieder neu. Die Übergänge zwischen trocken, feucht oder nass sind im wahrsten Sinne des Wortes fließend und alle Tiere und Pflan-

zen, die hier leben, sind Experten des stetigen Wandels. Zwar haben im Oberen Maintal Unternehmen jahrzehntelang intensiv Sand und Kies abgebaut. Das hat die Land-schaft geprägt und viel Naturreich-tum ist dadurch verlorengegangen. Aber es gibt sie eben doch noch: schier undurchdringliche Auwald-reste, artenreiche Feuchtwiesen, dunkle Altwasser und Tümpel. Seltene Vogelarten wie Weiß- und Schwarzstorch, Flussseeschwalbe, Flussregenpfeifer oder Fischadler finden hier Brut-, Nahrungs- und Rastplätze. Bisher mussten sie sich auf die Reste der ehemaligen Vielfalt beschränken. Mit dem Projekt »Oberes Maintal« soll sich das än-

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Wieder im FlussGebiete wie das Obere Maintal haben Seltenheitswert: Von Burg­kunstadt bis Bamberg passiert der Fluss dort nur wenige Staustufen. Auf einer Länge von 77 Kilometern fließt er fast ungehindert. Aller­dings hat der Kiesabbau das Gesicht der Flusslandschaft einschnei­dend verändert. Im Rahmen eines EU­Projektes half der BN tatkräftig mit, hier wieder eine vielfältige Naturlandschaft zu entwickeln.

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Dörfleins nahe Hallstadt. Kleinere Vogelbeobachtungseinrichtungen, Infopunkte und Naturerlebniswege, so etwa um den Rudufersee bei Michelau runden das Angebot an Informationseinrichtungen im Pro-jektgebiet ab. Anton Reinhardt ist überzeugt: »Die Besucherlenkung ist uns sehr gut gelungen. Es gibt Tabubereiche, in denen zum Bei-spiel die Vogelwelt möglichst unge-stört dem Brutgeschäft und der Nahrungssuche nachgehen kann. Die Menschen respektieren das. An-dererseits haben sie in ausreichen-der Entfernung davon die Möglich-keit, zu baden oder auch einmal an bestimmten Feuerstellen gefahrlos zu grillen. Für die Ordnung und Sauberkeit dort sorgt dankenswer-terweise die Gemeinde.«

Nach nunmehr viereinhalb Jah-ren steht das Projekt kurz vor dem Abschluss und die ersten Erfolge werden sichtbar. So wurde in den neu geschaffenen Biotopstrukturen bereits der in Deutschland seltene Nachtreiher beobachtet. Was es jetzt noch zu tun gibt? Einerseits warten: Das Wasser und die Zeit werden das ihrige tun. Wichtig war sozusagen die »Initialzündung«. Jetzt soll die Natur im Oberen Maintal wieder in Fluss kommen, ganz so, wie es einer Auenlandschaft entspricht. Aber Anton Reinhardt denkt auch schon mal in die Zukunft: »Wir würden gerne Weidetiere – sozusagen als natürliche Landschaftspfleger – ein-setzen, um bestimmte Teilbereiche auf Dauer offen zu halten. Noch sind wir nicht so weit. Aber uns schwebt genau so etwas wie in der Rhön mit dem Rhönschaf vor: na-turnahe Landschaftspflege mit Schafen, Ziegen oder Rindern und eine gute Vermarktungsstrategie für das Fleisch, also Naturschutz mit Regionalentwicklung verbinden. Das ist eine gute Möglichkeit, Land-wirte für den Naturschutz zu gewin-nen!« Anton Reinhardt (ht)

Anton Reinhardt. Der ehemalige Studiendirektor der Staatlichen Be-rufsschule Lichtenfels ist mittler-weile im Ruhestand und seit 20 Jah-ren Vorsitzender der BN-Kreisgrup-pe Lichtenfels. Er war bei fast allen Sitzungen der Projektsteuergruppe dabei und hat gemeinsam mit ande-ren Aktiven das Vorhaben tatkräftig durch Führungen, Exkursionen und praktische Hilfe beim Pflanzen von Schilfröhricht oder Errichten von Nistflößen oder Nistbäumen unter-stützt.

Nicht nur bei Landwirten, auch bei Gemeinden und staatlichen Grundbesitzern sei viel Überzeu-gungsarbeit geleistet worden, führt Reinhardt weiter aus. »Für die Land-wirte war das natürlich auch kri-tisch, denn sie haben schon viel Flä-

dern: Naturschützer des BUND Naturschutz (BN), des Landesbun-des für Vogelschutz (LBV) und der Landkreise Bamberg und Lichten-fels legten mit finanzieller Unter-stützung der EU, des Bayerischen Naturschutzfonds, der Oberfran-kenstiftung und des Umweltminis-teriums in den vergangenen vierein-halb Jahren neue wertvolle Lebens-räume an: 17 Hektar Flachwasserzo-nen, acht Hektar Altwässer und sie-ben Hektar wechselfeuchte Mulden bereichern nun das Obere Maintal. Wertvolle Tier- und Pflanzenarten

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FlussnaturIm Oberen Maintal bekommt der Fluss wieder mehr Raum. Das wirkt: Sogar der seltene Nachtreiher kann dort wie-der beobachtet werden.

Aktiv für den MainAnton Reinhardt an einem der zahlrei-chen Feuchtgebiete am Obermainbogen.

können die neu geschaffenen Bio-tope als Trittsteine nutzen und sich weiter ausbreiten. Freistehende Nisthilfen für Großvögel und fünf Nistflöße in den Baggerseen werden es Flussseeschwalbe und Co. er-leichtern, für Nachwuchs im Pro-jektgebiet zu sorgen.

Naturschutz in dieser Größen-ordnung kostet Zeit und Geld: Zwi-schen der Regnitzmündung bei Hallstadt mainaufwärts bis Theisau bei Burgkunstadt haben die Projekt-partner bisher über 30 Hektar Feuchtgebiete und zehn Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen an-gekauft. »Es waren sehr geschickte Verhandlungen nötig, um die Grundstücke zu erwerben«, erzählt

che durch den Kiesabbau und durch Verkehrsgroßprojekte wie den Bau der Autobahn A73 und der ICE-Neubautrasse Nürnberg–Erfurt ver-loren.«

Gute BesucherlenkungDass die Menschen der Umgebung die Schönheit und den Naturreich-tum des Oberen Maintales besser erfahren können, ist ein zweites wichtiges Anliegen des EU-Projek-tes. So bauten die Naturschützer zwei Aussichtstürme, von denen aus man reizvolle Einblicke in natur-nahe Teilbereiche des Maintales ge-nießen kann, wie etwa in die neu geschaffene Mainschleife bei Unter-brunn nahe Ebensfeld oder bei

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Der BUND Naturschutz bietet in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern fünftägige Klassenfahrten

für Schüler der fünften bis siebten Klasse in verschiede-ne Regionen Bayerns an. Ziel ist es, den Kindern die Natur Bayerns durch spannende, lustige, vor allem aber abwechslungs- und lehrreiche Aktivitäten näherzu-bringen. Hier stellen wir einige frisch konzipierte und auch seit Jahren bewährte Programme für Schulland-heimwochen des BN vor.

Im Allgäu können Schulkinder die Bergwelt entde-cken. Die Programme werden vom Naturerlebniszent-rum Allgäu angeboten. In einer GPS-Rallye erkunden

die Kinder zum Beispiel das Trettachtal oder lauschen mit »Bat-Detektoren« den Rufen der Fledermäuse. Als Naturforscher fertigen die Teilnehmer Werkzeuge mit Mitteln aus der Natur und machen eine Fackelwande-rung. Auch für den Winter gibt es ein Programm: Abseits des Massenskirummels erleben die Mädchen und Jungen die schneebedeckte Landschaft bei einer Winterolympiade und einer Schneeschuhwanderung. In Zusammenarbeit mit dem DAV hat der BN ein weite-res spannendes Programm erstellt: Die Kinder lernen, sich in der Bergwelt zu orientieren und bewältigen Teamaufgaben im Hochseilgarten. Übernachtet wird bei Anbietern in der Region: dem Mountain-Hostel bei Oberstdorf, in der DAV-Jugendbildungsstätte Bad Hin-delang oder der Jugendherberge Oberstdorf. Informationen zu Leistungen, Preisen und zur Anmeldung: BN-Naturerlebniszentrum Allgäu: www.NEZ-Allgaeu.de, [email protected] oder Tel. 083 23-9 98 87 60.

»Alle in einem Boot« heißt es bei den Angeboten in Wartaweil am Ammersee. Bei Abenteuerspielen wie einer fiktiven Flussüberquerung, bei der Naturkunstge-staltung und Entdeckungstouren lernen die Schüler, ihre eigenen Stärken in die Klassengemeinschaft ein-zubringen. Die Übernachtung erfolgt hier im BN-Na-turschutz- und Jugendzentrum Wartaweil.Informationen zu Leistungen, Preisen und zur Anmel-dung: BN-Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52-96 77 08 oder [email protected]

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Mit dem BN raus in die Natur

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Nach 41 Verhandlungstagen urteilte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof 2014: Die Klage von 16 Klä-

gern (unter anderem der BUND Naturschutz) gegen die 3. Startbahn des Flughafens München wurde ohne Wenn und Aber abgewiesen (siehe S. 33).

Selbst Verwaltungsrechtsexperten fanden diese Ent-scheidung recht verwunderlich. Sie beruhte auf der juristischen Rechtfertigung einer offensichtlich fal-schen Luftverkehrsprognose. Die Genehmigungsbe-hörde berief sich 2011 darauf, dass die Anzahl der Starts und Landungen in München für das Jahr 2025 auf über 500 000 ansteigen werde. Tatsächlich ist die Zahl der Luftbewegungen gesunken, nämlich von rund 432 000 im Jahr 2008, über 390 000 im Jahre 2010 auf rund 377 000 im Jahre 2014. Mit dem bisherigen Flughafen und seinen zwei Startbahnen ließen sich sogar 480 000 Starts bewältigen. Die Begründung des Gerichts las sich in der Pressemitteilung dann so: »Hinsichtlich der Bedarfsprognose für eine 3. Start- und Landebahn konnten keine durchgreifenden Mängel festgestellt werden.« Das Gericht hielt also wider besseres Wissen am Ergebnis des falschen Gutachtens fest. Damit hat es das Öffentliche Wohl gegen die Natur begründet sowie Grundrechte auf Eigentum und Gesundheit be-schnitten.

Beliebt ist auch, der Behörde einen besonderen Sachverstand einzuräumen, der gegen fachliche Zwei-fel von Bürgern weitgehend immun ist, das Ganze heißt »Entscheidungsprärogative« und bedeutet für die von der Entscheidung betroffenen Kläger, dass sie der Be-hörde im Ergebnis schwere und keine einfachen Fehler

bei fachlichen Entscheidungen nachweisen müssen. Oder einfacher: Die Behörde hat fast immer Recht und die gegen diese Entscheidungen gerichteten Klagen gehen verloren.

Hoffnung auf den Europäischen GerichtshofDiese juristischen Kunstgriffe, von denen es leider noch mehr gibt, sind nirgends gesetzlich fixiert. Sie basieren auf reinem Richterrecht, das ohne jede Gesetzesände-rung durch die Gerichte selbst aufgehoben werden könnte. Diese Aufhebung erfolgt aber leider nicht, viel-leicht auch deshalb, weil die meisten Verwaltungsrich-ter früher selbst in der Verwaltung gearbeitet haben. Das traurige Fazit: Weder der Gesetzgeber noch die Gerichte sorgen für ausreichenden Schutz für die Natur unserer Heimat. Es gibt die kleine Hoffnung, dass diese fragwürdige Rechtsprechung teilweise durch den Europäischen Gerichtshof eines Tages korrigiert wird. Solange wollen wir nicht warten: Mehr Erfolg verspricht aber der politische Weg, der öffentliche und unermüd-liche Einsatz für die Erhaltung der Natur vor Ort und der Kampf für Bürgerrechte in der Öffentlichkeit, um Eingriffe in die Natur zu verhindern. Die Inanspruch-nahme gerichtlicher Hilfe kann nur das allerletzte Mit-tel sein, das leider nur manchmal hilft. Deshalb setzt sich der BUND Naturschutz für eine Stärkung der di-rekten Bürgerdemokratie durch die Einführung von Volksbefragungen ein, deren Ergebnis für die Politik bindend ist. Peter Rottner

Der AutorPeter Rottner ist der Landesge-schäftsführer des BUND Naturschutz und selbst Ver-waltungsjurist mit langjähriger Ge-richtserfahrung.

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Serienweise fragwürdige Gerichtsurteile

Natur in Bayern rechtlos?Die Klage gegen eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen – abgeschmet­tert. Die Klage gegen den Kramertunnel bei Garmisch – abgeschmettert. Die Klage gegen die A 94 durch das Isental – abgeschmettert. Alles mit Begründungen, die auch Experten verwunder­lich finden.

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Signal gegen den Hunger

W ie lässt sich das Men-schenrecht auf Nahrung

sichern? Und wie lässt sich der Schutz der biologischen Vielfalt als Basis für dieses Menschen-recht erreichen? Darüber disku-tierten im Mai prominente Ex-perten auf dem Nürnberger Kon-vent für das Menschenrecht auf Nahrung, der von der Stadt Nürnberg, der Mission Eine Welt, dem BUND Naturschutz und anderen veranstaltet wurde. Mit dabei waren die Trägerin des Al-ternativen Nobelpreises Vanda-na Shiva, die welt bekannte Bio-login Christine von Weizsäcker und Hilal Elver, die neue UN-Sonderbeauftragte für das Menschenrecht auf Nahrung. Die vier Kernforderungen des Konvents, die in der »Nürnberger Erklärung« zusammengefasst wurden, sind die freie Verfügbarkeit über Saatgut statt Patente auf Leben, die Förderung lokaler Saat gutsysteme, keine Gentechnik in der Landwirtschaft, und die Forderung sämtliche Politikfelder in ihren Auswirkungen mit dem Recht auf Nahrung abzustimmen. Der BN-Vorsitzen-de Hubert Weiger stellte klar, dass »Biodiversität kein Luxus, sondern eine zentrale Frage des Überlebens ist. Die europäische Kommission ist gefordert, den agrarpo-litischen Rahmen so zu verändern, dass eine nachhaltige Landwirtschaft auch öko-nomisch honoriert wird. Die Agrarindustrie muss endlich für die Folgekosten ihrer zerstörerischen Arbeitsweise in die Verantwortung genommen werden.« (Im Bild: stellvertretender BN-Vorsitzender Sebastian Schönauer, Christine von Weizsäcker, BN-Vorsitzender Hubert Weiger und Dr. Jürgen Bergmann beim U nterzeichnen der Nürnberger Erklärung).

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Leben mit TschernobylW ie steht es eigentlich um die Region Tscherno-

byl, knapp 30 Jahre nach der Atomkatastro-phe? Damals waren enorme Mengen an Radioaktivi-tät freigesetzt worden, die viele Länder Mittel- und Osteuropas kontaminierten, auch Bayern. Vor allem aber traf es die Region nordöstlich von Tschernobyl in Weißrussland. Von der politischen und sozialen Situation dort machte sich der BN-Landesbeauftrag-te Richard Mergner Anfang des Jahres mit Vertretern von Friends of the Earth Japan vor Ort ein Bild. Bei dem GAU wurde in Weißrussland fast ein Drittel des Staatsgebiets verstrahlt, knapp 25 Prozent des Acker-lands und 20 Prozent der Waldfläche wurden ver-seucht. Etwa zwei Millionen der zehn Millionen Weißrussen gelten offiziell als Tschernobyl-Opfer. Nach einer Schätzung der weißrussischen Akademie der Wissenschaften aus den 90er-Jahren liegt der Gesamtschaden für Weißrussland bis 2015 bei 235 Milliarden US-Dollar. Das menschliche Leid ist nicht zubeziffern. Eine radioaktiv kontaminierte Sperr-zone von 30 Kilometern rund um den Atomkomplex ist heute unbewohnbar.Fo

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Erfolg gegen gefähr-liches Spritzmittel

Seit Jahren setzt sich der BUND Naturschutz intensiv gegen das Spritzmittel Diflubenzu-

ron ein. Das hat sich gelohnt: Die Genehmi-gung für das Biozid ist ausgelaufen, nur mehr die vorhandenen Restbestände dürfen noch für einige Monate verkauft werden. Auch die Zulassung für Dimilin, ein Pflanzenschutzmit-tel mit demselben Wirkstoff, läuft demnächst aus. Diflubenzuron wurde vor allem in Fran-ken verwendet, um den Eichenprozessions-spinner zu bekämpfen. Doch mit dem Giftein-satz spritzte man auch alle anderen Insekten in den Wäldern und Hecken tot. Da Diflubenzu-ron das Trinkwasser gefährdet, vermutlich krebserregend ist und nach Einschätzung des Umweltbundesamtes auch dem Menschen schadet, gefährdeten die Behörden mit der massiven Giftsprüherei auch die Bürger. Gut, dass das jetzt ein Ende haben soll.

Atomkraftwerk Grafenrheinfeld abgeschaltet

Am 27. Juni um 23:59 Uhr wurde das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld bei Schweinfurt endgültig abgeschaltet. Das ist ein großer Erfolg für den

jahrzehntelangen Einsatz des BUND Naturschutz gegen die Atomkraft und ein wichtiger Schritt für die Energiewende in Bayern. »Der BN hatte schon in den 1970er-Jahren gegen den Bau des AKWs demonstriert. Über Jahr-zehnte war der laufende Reaktor eine reale Bedrohung für unsere Heimat. Mit der Abschaltung des AKWs verschwindet diese Bedrohung«, freute sich Edo Günther, der Schweinfurter BN-Kreisvorsitzende und Sprecher des BUND-Arbeitskreises Atomenergie. Der BN-Vorsitzende Hubert Weiger bekräftigte: »Die endgültige Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld ist ein Erfolg, der uns Recht gibt! Wir werden auch weiterhin vehement für das sofortige Abschalten der drei noch laufenden Atomreaktoren bei Gund-remmingen und Landshut kämpfen«.

Zehn Jahre Widerstand gegen dritte StartbahnAm 20. Juni 2015 wurde gefeiert: in Attaching, wo die

dritte Startbahn am Flughafen München das Leben unerträglich machen würde. Hunderte Menschen kamen und freuten sich, dass die Startbahn zehn Jahre nach Planungsbeginn noch nicht gebaut ist – ein groß-artiger Erfolg, der zuversichtlich nach vorne blicken lässt. Zwar wurde Mitte Juli bekannt, dass das Bundes-verwaltungsgericht die Beschwerden gegen die Nicht-zulassung einer Revision im Prozess gegen die dritte Startbahn zurückgewiesen hat, was der BUND Natur-schutz nicht nachvollziehen kann. Doch gibt es immer noch den Bürgerentscheid der Münchner gegen den Bau der dritten Startbahn. Angesichts des Gerichtsur-teils fordert der BN die Politik daher umso mehr auf, das Votum der Bürger gegen die Startbahn zu beach-ten. Außerdem wird der BN weitere rechtliche Schritte einlegen, insbesondere eine Verfassungsbeschwerde und eine Beschwerde an die EU-Kommission wegen der Missachtung des europäischen Naturschutzes.

Wir brauchen Sie: Großdemo für gerechten Welthandel

Im Herbst 2015 tritt die Auseinandersetzung um die Freihandels-abkommen TTIP und CETA in die heiße Phase. Beide Abkom-

men drohen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auszuhebeln. Deshalb wird es höchste Zeit, den Protest noch sichtbarer auf die Straße zu tragen: Am 10. Oktober soll eine Großdemonstration in Berlin ein Zeichen setzen! Neben dem BUND Naturschutz beteili-gen sich viele weitere Organisationen aus den Bereichen Umwelt- und Verbraucherschutz, Landwirtschaft, Kultur, Globalisierungs-kritik und Gewerkschaften. Die Teilnehmer der Demo treten für eine Handels- und Investitionspolitik ein, die auf hohen ökolo-gischen und sozialen Standards beruht und die nachhaltige Entwicklung in allen Ländern fördert. Mehr Infos folgen unter www.bund-naturschutz.de/stoppt-ttip

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E ine gut gekleidete, schlanke Dame um die 70 war-tet am Bahnsteig. Perfekt frisiert, Urlaubsbräune,

dezentes Make-up. Nicht der Typ Frau, der Tag für Tag im Garten werkelt, denke ich. Dass sie meine An-sprechpartnerin vom Naturlehrgarten Mindelheim ist, merke ich erst, als sonst niemand mehr da ist.

Christa Feil ist die rechte Hand ihres Mannes. Das wird klar, als wir knappe zehn Minuten später das im Wald gelegene Areal erreichen. Walter Feil repräsen-tiert, leitet die Führungen, wirbt mit Herzblut für sein Projekt. Doch wenn er einen Blumennamen oder eine Jahreszahl nicht weiß, den richtigen Ordner oder einen Schlüssel nicht findet, ist es seine Frau, die weiter weiß. Still und kompetent, die ideale Ergänzung zu ihrem Mann, der lieber macht, statt lange zu fragen.

Den ersten Anstoß für den Naturlehrgarten jedoch musste der Sohn der Feils geben. »Ich bin 23 Jahr’ lang nur dem Fußball hinterherglaufn – ohne eine einzige Blume zu kennen«, gibt Walter Feil zu. Neben dem Sport gab es für ihn lange Zeit nichts anderes. Bis der Sohn mit zwölf oder 13 Jahren eigenhändig einen Teich im Garten anlegte, wegen der schönen Blumen und Tiere. So kam das erste Pflanzenbuch ins Haus und, spät aber dennoch, die Liebe zur Natur.

Mehr als 30 Jahre ist das jetzt her und so lange ist Walter Feil inzwischen auch in der BN-Ortsgruppe Mindelheim aktiv. Ein Schaugarten schwirrte ihm von Anfang an durch den Kopf. »Damit die Leut’ sehn, was

für wunderbare Blumen mir no ham«, sagt er in sei-nem schönen Allgäuer Dialekt. Immer wieder hat er Anlauf bei der Stadt genommen, bis die Zuständigen ihm endlich ein geeignetes Grundstück überließen. Heute wirkt das ehemalige Brachland wie eine kleine Oase. Eingefasst mit perlenden, von Blumenwiesen gesäumten Bächen, kreuz und quer durchzogen von Kieswegen, die zur Mitte hin am »Himmelsteich« zu-sammenlaufen. Ein wie zufällig dort liegender Kahn wird langsam vom Schilf überwuchert.

Immer etwas zum SchauenInzwischen stehen wir vor einem Wildbienenhotel, in dem es summt und brummt wie – na ja, wie in einem Bienenstock eben. Und Feil weiß auch, warum. Weil er nicht das »Sauglump« als Nisthilfen verwendet hat, das im Handel oft angeboten wird. Mit Plastikröhrchen und dem immer gleichen Durchschnitt, der nur für ganz wenige Wildbienen passt. Da wird mir schon klar: Wenn Walter Feil etwas macht, dann richtig.

Es trudeln weitere Leute für die Führung ein. Ein junges Pärchen, ein sportlicher Herr in pink-karierten Shorts, einige Frauen mittleren Alters. Feil startet beim ersten Beet und kennt die Geschichte jeder einzelnen Blume. Etwa 1000 davon hat er selbst herangezogen, den Rest zugekauft oder geschenkt bekommen. Ein Halbschattenbeet, ein vollsonniges, eines für »Hunger-künstler« – die Feils und ihre Helfer haben so viele ver-

Für den eigenen GartenMehr Wildblumen im eigenen Garten? (Wild-)Bienen-freundliche Saatgut-mischungen gibt es beim BUND: www.bundladen.de. Gut funktionieren sollen auch sogenannte Wildblumenmatten, die im Naturlehr-garten verwendet wurden. Bezug unter www.wildblu-menmatte.de.

NaturlehrgangStaunen, freuen,

begreifen – darum geht’s bei Walter Feils

(li.) Führungen.

Ehrenamt im BUND Naturschutz

Das Blumenparadies am Himmelsteich

Manche Menschen beim BN pflegen Biotope, manche pflanzen Bäume und wieder andere legen einen Garten von fast einem

Hektar Größe an. So geschehen in Mindelheim. Heidi Tiefenthaler hat den dortigen Naturlehrgarten und seine »Schöpfer« besucht.

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[3-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 35

reren Auszeichnungen bedacht wurde. Vollzeit habe der harte Kern in den fünf Jahren Bauzeit gearbeitet, sagt Feil. Und der harte Kern, das seien eigentlich seine Frau und er. Dass sich die Arbeit gelohnt hat, daran zweifelt der ehemalige Maurerpolier nicht. Auch wenn an heißen Tagen wie heute nur zehn Interessier-te zur Führung kommen, an anderen Sonntagen habe er schon 100 bis 150 Leute im Schaugarten gezählt.

Klar ist, dass keiner den Garten verlässt, ohne eines gelernt zu haben: Es gibt gezüchtete Pflanzen aus dem Baumarkt, die sind oft nicht besonders nützlich für Insekten wie Bienen und Schmertterlinge sind. Wild-blumen und -pflanzen hingegen sind für sie immens wichtig, manchmal sogar überlebenswichtig. Walter Feil erläutert gerade ein Beispiel: »Kein Wiesenknopf, kein Bläuling«, schärft er den Besuchern ein. Wie er da steht, braun gebrannt, sehnig, mit kurzer Hose, hand-geschnitztem Stock und Strohhut, nimmt ihm keiner den dozierenden Ton übel. Dass es ihm um die Sache geht und nicht ums Recht haben, daran besteht kein Zweifel. »Mia brauchet unbedingt Blumen und Pflan-zen im Garten, die für die Bienen tauget«, bekräftigt er. Und tatsächlich kommen die Leute nach der Führung peu à peu zu ihm, um Infos über Wildblumen und einen bienengerechten Garten zu erfragen, der ge-pflegte Herr vom Gartenbauverein ebenso wie der Imker, der Feil spontan eines seiner Bienenvölker ver-spricht.

schiedene Wuchsbedingungen wie möglich in dem ungefähr 9000 Quadratmeter großen Schaugarten nachempfunden. Was sie hier geschaffen haben, ist kein Stück wilde Natur. Das war auch nicht das Ziel: »Wenn einer Wildnis will, Schlangen und Eidechsen, dann kann er gern in den Abenteuer- und Wildnisbe-reich gehn«, sagt Walter Feil und deutet auf ein wild wucherndes Areal hinter sich.

Mit viel Überlegung, Mühe, Geduld und auch schwerem Gerät haben die Feils den Garten so ange-

legt, dass er von Frühling bis Herbst blüht. Spaziergän-ger und Radfahrer, die an dem stets offenen Gelände vorbeikommen, sollen immer etwas zu schauen, Schmetterlinge und Bienen immer etwas zu Naschen haben. Türkenbundlilie, akeleiblättrige Wiesenraute, Sumpfblutauge, Teufelsabbiss – die Liste der botani-schen Schön- und Besonderheiten in Feils Reich ist lang.

Zehn Jahre hat es insgesamt gedauert, bis aus dem brachliegenden städtischen Grundstück ein »blühen-des Klassenzimmer« wurde, das inzwischen mit meh-

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen

Naturschutzaktionen in ganz Bayern.

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InsektenspeisungIm Naturlehrgarten Mindelheim blüht es von Frühling bis Herbst.

Weitere Infos zum Schaugarten: www.naturlehrgar-ten-mindelheim.de

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36 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Seit Jahren werden im Bayeri-schen Wald streng geschützte

Luchse erschossen, vergiftet und verstümmelt. Keiner der Täter ist bis heute gefasst, die offenen Fragen sind ungeklärt, die Regierung bleibt untätig. Der BUND Naturschutz will endlich Aufklärung und einen wirk-samen Schutz der wunderbaren Katzen. Deshalb haben wir eine Un-terschriftensammlung für den Luchs gestartet.

Bermudadreieck für LuchseDas Gebiet um den Nationalpark Bayerischer Wald, speziell die Ar-

ber-Region, gilt als »Bermudadrei-eck für Luchse«. Die schönen Kat-zen überleben nur im Nationalpark, wandern sie ab, verschwinden sie spurlos. Manche findet man tot. Im Frühjahr 2012 vergiftete ein Unbe-kannter die Luchsin Tessa. Im Jahr 2013 wurde bei Bodenmais eine trächtige Luchsin erschossen, die gerade drei Junge austrug. Im Mai 2015 dann eine neue Eskalationsstu-fe: Bei Lam findet ein Mitarbeiter des bayerischen Luchsprojektes vier abgeschnittene Vorderbeine von Luchsen im Wald. Wie eine Unter-suchung zeigte, handelte es sich um die Beine von zwei wildlebenden Luchsen. Eines der Beine wies zudem Narben eines früheren Be-schusses auf. Vermutlich waren die Beine Überreste von Leo und Leo-nie, einem Luchspärchen, das sich erst kürzlich in dem Waldgebiet nie-dergelassen hatte. Die Pfoten hatte der Täter so abgelegt, dass man sie finden musste – ein makabres Zei-chen gegen die Rückkehr des Luch-ses und alle Luchsfreunde, und

einer der schwersten Fälle von Artenschutzkriminalität in Bayern.

Regierung bleibt untätigAuch ohne die Leichname der Tiere zu finden, verschwinden immer wieder Luchse im Bayerischen Wald. Und zwar so viele, dass dies mit natürlicher Sterblichkeit oder Verkehrsunfällen nicht zu erklären ist. Hier sind vorsätzlich Menschen am Werk, die mit ihrer Wilderei eine ganze Tierart an den Rand des Ab-grunds drängen. Dabei gibt es über-haupt nur zehn bis zwanzig Luchse in Bayern. Die scheue Katze fasst gerade erst wieder Fuß, nachdem sie im Freistaat lange Zeit ausgerot-tet war und der BUND Naturschutz sie nach Bayern zurückholte.

Neben dem Luchs trifft es auch andere Tiere, zum Beispiel den ex-trem seltenen Fischotter, geschützte Greifvögel und andere Arten. Von den Tätern ist bis heute keiner ge-fasst, die Ermittlungen bleiben seit Jahren ergebnislos. Die örtlichen Behörden haben weder die Ausrüs-tung noch die Kenntnisse, um sol-che Fälle aufzuklären. Zudem schei-nen die ermittelnden Beamten oft befangen, viele sind selbst Jäger. Infolgedessen fühlen sich die Täter sicher und machen immer weiter. Doch die Regierung sieht bis heute keinerlei Anlass zu handeln.

Bayern muss Luchsland bleibenDas muss ein Ende haben. Wir brauchen in Bayern endlich eine überörtliche Ermittlungseinheit gegen Wilderei – so wie sie es zum Beispiel in Österreich, Italien oder auch Nordrhein-Westfalen längst gibt. Nur dann wird man die Täter überführen und die Luchsmorde stoppen können. Deshalb appellie-ren wir an Horst Seehofer, endlich entsprechend zu handeln. Rettet den Luchs! (hl)

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Jetzt mitmachen und weitersagen!

Stoppt die Wilderer, rettet den Luchs!Warum wurde die Luchsin Tessa grausam vergiftet? Warum musste eine andere, trächtige Luchsin durch die Kugel eines Wilderers sterben? Wieso werden den Luchsen sogar die Beine abgehackt? Kaum kehrt die schöne Katze nach Bayern zurück, sind Wilderer dabei, sie hierzulande wieder auszurotten. Das dürfen wir nicht zulassen. Bitte helfen Sie uns!

Bitte unterstützen Sie unseren Appell mit Ihrer Unterschrift. Eine Liste zum Sammeln von Unterschriften finden Sie in diesem Heft. Oder unterschreiben Sie jetzt online unter www.bund-naturschutz.de/rettet-den-luchs

www.bund-naturschutz.de/rettet-den-luchs

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Bei einem Pressetermin Anfang Mai konnten die Beteiligten eine

positive Bilanz ziehen. Der BN hatte für das Gemeinschaftsprojekt im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim ein Biotopverbundkon-zept für die durch ihre Talauen ver-bundenen Projektgemeinden erar-beitet. Dann wurden die Talräume mit einem System von Grünbecken zur dezentralen Hochwasserrück-haltung naturnah gestaltet und die Fließgewässer renaturiert.

Entlang der Talauen entstanden Rad- und Wanderwege sowie Be-obachtungspunkte, Naturlehrpfade, ein Aussichtsturm, Infotafeln, Wasser- und Abenteuerspielplätze, Kneippbecken, Ruhezonen und Picknickplätze für einen sanften Tourismus. Außerdem schlossen sich im Projektgebiet drei regionale Weinbauvereine zur Weinbauregion »WeinWanderWelt« zusammen. Sie vermarkten ihre Weine selbst. Da-durch sind neue Weinlokale und -feste entstanden, die jetzt die regio-nale Wirtschaft beleben.

Das Talauenprojekt wird gemein-sam von Kommunen, dem Amt für Ländliche Entwicklung Ansbach (ALE), dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach (WWA), dem Landschafts-pflegeverband Mittelfranken, Land-wirten und BN durchgeführt. Es basiert auf Freiwilligkeit. Der beson-dere Dank des BN gilt deshalb allen Landwirten, die das Projekt unter-stützen.

Hintergrund für das von Rudolf Kolerus, damals Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Scheinfeld, initiierte Talauenprojekt waren die starken Hochwässer 1993 und 1995, geschei-terte Renaturierungsversuche und damals nur bescheidene Ansätze in Sachen Tourismus und Regional-

entwicklung in der Verwaltungs-gemeinschaft Scheinfeld. Rudolf Kolerus, Dr. Kai Frobel (tk/ht)

TTIP: Mehr als 2000 Menschen protestierten am 18. April in Nürn-berg gegen die Freihandels- und Investitionsschutzabkommen TTIP, CETA & Co (Foto). Das Ag-rarbündnis Bayern, ein Verbund kritischer Landwirtschafts-, Um-welt-, Verbraucher- und Entwick-lungsorganisationen, hatte ge-meinsam mit dem BUND Natur-schutz, dem Deutschen Gewerk-schaftsbund Mittelfranken, Attac

und anderen Verbänden zur der Veranstaltung aufgerufen. Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz und andere Sprecher forderten ein Ende der geplanten Abkommen.

Naturerlebnistag: Auch dieses Jahr lud die BN-Ortsgruppe Hemhofen-Röttenbach die Konfirmanden-gruppen der umliegenden evange-lischen Gemeinden zu einem

Nachmittag in die freie Natur ein. Für die »Kon-fis« ist der Naturerlebnis-tag ein fester Bestandteil ihrer Vorbereitungszeit zur Konfirmation. Er ist der praktische Teil des

Themas Schöpfung. Über 30 Kon-firmanden besuchten am 13. Juni in Teams verschiedene Naturer-lebnisstationen. Die Jugendlichen erfuhren viel über Artenschutz, konnten sich beim Spielen austo-ben und ihre Geschicklichkeit beim Bau von Insektenhilfen zei-gen. Zum Abschluss fand eine An-dacht unter freiem Himmel statt.

Bürgerbeteiligung? Eine Umge-hungsstraße soll Cadolzburg im Landkreis Fürth vom Durchgangs-verkehr entlasten. Um die Bürger zu beteiligen, wurde im September 2013 eine sogenannte Projektwerk-statt eingerichtet, die inzwischen elf Mal getagt hat. Gegnern des

Projekts, darunter die Kreisgruppe Fürth-Land, drängt sich aber immer mehr der Verdacht auf, dass hier die Umgehung um jeden Preis gerechtfertigt werden soll. Obwohl ein Zwischenbericht de-saströse Verluste an Tier- und Pflanzenarten voraussagt, konnte nur gegen Widerstände durchge-setzt werden, dass auch alternative Maßnahmen zur Entlastung der Ortsdurchfahrt geprüft werden. Gegen das unsinnige Projekt enga-giert sich die im Juli gegründete Bürgerinitiative Umgehung-umge-hen.Weitere Infos: www.umgehung-umgehen.de, www.projektwerk-statt-cadolzburg.bayern.de

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Naturnah gestaltetSo kann eine Was-serrückhaltefläche aussehen: Talaue der Scheine mit Blick auf die Kirche von Scheinfeld.

Kreisgruppe Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim

So geht naturgemäßer Hochwasserschutz1995 begann auf Initiative des BUND Naturschutz das Talauenprojekt im südlichen Steigerwald. Es zeigt, dass Hochwasserschutz und Renaturierung entlang von Gewässern hervorragend verknüpft wer­den können.

www.bund-naturschutz.de/rettet-den-luchs

Page 38: Natur+Umwelt 3-2015

38 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Organisiert hatte die Veranstal-tung der Bayerische Kanuver-

band gemeinsam mit vielen weite-ren Vereinen und Verbänden, dar-unter der BUND Naturschutz, die sich für eine frei fließende Salzach im Grenzgebiet einsetzen. Denn der Fluss ist ein Sanierungsfall. Durch viele Eingriffe im Oberlauf fehlt im Unterlauf der Schotternachschub und der Fluss tieft sich immer wei-ter ein. Gleichzeitig plant die Ener-giewirtschaft dort immer noch meh-rere Kraftwerks projekte. Dies wäre das sichere Aus für die letzte freie Fließstrecke.

Daher setzen sich insgesamt 14 Organisationen aus Österreich und Bayern für eine naturnahe Salzach-Sanierung ein. Mit gutem Beispiel voran geht das Land Salzburg mit seinem Life-Projekt »Naturpark Salzachauen«, das den Fluss wieder an die Reste des ehemaligen Au-walds anbinden will. So soll wieder eine mehrarmige, bis zu 400 Meter breite Naturflusslandschaft entste-hen. Dr. Astrid Rössler, Stellvertrete-

rin des Salzburger Landeshaupt-manns, erläuterte die Pläne auf der Kundgebung in Burghausen und appellierte an Bayern, dem Vorbild Salzburgs zu folgen.

Auch die weiteren Redner, dar-unter der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner und Burghausens Bürgermeister Hans Steindl, plä-dierten vor den rund 100 Teilneh-mern für einen frei fließenden Flussabschnitt und gegen neue Kraftwerke. Nähme der Freistaat ein solches Projekt zusammen mit Österreich in Angriff, würde sich die Chance bieten, die letzten 60 Kilo-meter der Salzach als frei fließenden Voralpenfluss für Mensch und Natur zu erhalten und gleichzeitig mehr Hochwassersicherheit zu schaffen. Kurt Schmid (as)

Einen sehenswerten Kurzfilm zur Salzburger Vision »Kathedrale der Natur« gibt es auf YouTube (Such-begriff »Naturpark Salzachauen«).

Junge Umweltschützer: »AISBär sucht Land«, »Tiere sterben« – die Botschaften auf dem Blatt sollen wachrütteln. Urheber des Spen-denaufrufs sind elf Kinder zwi-schen fünf und zehn Jahren aus Herrsching und Umgebung. Mit selbstgebastelten Flyern und einem improvisierten Infostand sammelten sie im März komplett in Eigenregie 123,75 Euro und übergaben die Spende dem BUND Naturschutz in Wartaweil (Foto).

Überraschender Protest: Bundeslandwirtschaftsmi-nister Christian Schmidt wurde beim traditionellen Bierfest in Rott am Inn Mitte Mai vom Bürgerpro-

test gegen die Freihandelsabkom-men TTIP und CETA und gegen Agrar-Gentechnik überrascht. Daran beteiligten sich auch Aktive der BN-Ortsgruppe. Vorsitzender Wolfgang Maschke übergab dem Minister die Gentechnik-Resolu-tion der BN-Delegiertenversamm-lung.

Wichtige Petition: Die Asphalt- mischanlage Nußdorf ist ein Dau-erthema für die BN-Ortsgruppe

und die örtliche Bürgerinitiative. Zwar gelang es nicht, die Brenn-stoffumstellung auf den umwelt-schädlichen Braunkohlestaub (BKS) zu verhindern, doch das Landratsamt Rosenheim machte eine kontinuierliche Messung der Luftschadstoffe zur Auflage. Der Betreiber Inn-Asphalt-Mischwerke GmbH klagte dagegen, scheiterte aber vor dem Bayerischen Verwal-tungsgerichtshof, der die Klage Ende 2014 abwies. Das »Nußdorfer Urteil« ist bundesweit von Bedeu-tung: Zum ersten Mal müssen in einer von über 700 Asphaltmisch-anlagen in Deutschland die Koh-lenstoffemissionen gemessen wer-den. Die Bürgerini tiative will nun,

unterstützt vom BN, mit einer öffentlichen Petition die verpflich-tende Dauermessung in ganz Deutschland durchsetzen. Die Petition wird nach der Prüfphase (Stand Juni 2015) auf dem Petiti-onsportal des Bundestages zur Unterzeichnung veröffentlicht (https://epetitionen.bundestag.de). Mehr Infos: www.rosenheim.bund-naturschutz.de/aktuelles.

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Im Einsatz für die SalzachBegleitet von vielen Kanuten brachte die überdachte Plätte die Vertreter aus Politik und Naturschutz trotz Regen und Kälte wohlbehalten zur anschließenden Kundgebung im Burghausener Bürgersaal. Gruppen-bild von links: Dr. Jakob Wagner (Sprecher ALS), Peter Englmaier (BN Traunstein), Richard Mergner (BN- Landesverband), Prof. Dr. Roman Türk (Präsident Natur-schutzbund Österreich), Beate Rutkowski (Vorsitzende BN Traunstein), Dr. Astrid Rössler (Landeshauptmann-Stellvertreterin, Salzburg), Gisela Sengl (MdL, Grüne), Ilse Englmaier (BN Traunstein) und Gerhard Merches (Vorsitzender BN Altötting).

Kreisgruppen Altötting, Traunstein, Berchtesgaden

Für die Erhaltung der Salzach als NaturflussUnter diesem Motto fand am 20. Juni zum zweiten Mal eine Protestfahrt per Plätte und Kanu auf der Salzach statt. Die Aktion setzte, ebenso wie die anschließende Kundgebung in Burghausen, ein sichtbares Zeichen für eine naturnahe Sanierung des baye­risch­österreichischen Grenzflusses.

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[3-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 39

Vor dem Ratsbegehren hatte sich die Frima Vispiron nach Kräf-

ten bemüht, die Bürger der Region für das umstrittene Pumpspeicher-werk (PSW) auf dem Osser zu ge-winnen (siehe N+U 3/2014). Gelockt wurde unter anderem mit Investi-tionsmöglichkeiten, mit Gewerbe-steuereinnahmen für Kommunen und sprudelndem Geld segen für ört-liche Vereine, aber auch mit Preis-nachlässen für Gemeindebürger beim Bezug des erzeugten »grünen Stromes«. Es folgte die Drohung: Wer mit Nein stimme, müsse sich bewusst sein, dass das Projekt trotz-

dem käme, für die Gemeinde dann aber nichts abfallen würde.

Doch die Bürgerinnen und Bür-ger ließen sich davon nicht einlul-len: Nach einer intensiven Aufklä-rungskampagne stimmten sie gegen ein Pumpspeicherkraftwerk auf dem Osser – und das bei einer erfreulich hohen Wahlbeteiligung von fast 80 Prozent! Inzwischen hat auch das Bistum Regensburg, dem Areale im geplanten Baubereich gehören, an-gekündigt, die Grundstücke dem Bürgerwillen entsprechend nicht zu verkaufen. BN-Vorsitzender Hubert Weiger forderte die Regierung der

Oberpfalz auf, das entsprechende Raumordnungs verfahren jetzt ein-zustellen, um nicht noch mehr Steu-ergelder zu verschwenden: »Die Ablehnung des PSW am Osser zeigt, dass die Bürger nicht bereit sind, ihre Heimat für nicht begründete Investorenprojekte zu opfern, die mit den Argumenten der Energie-wende durchgesetzt werden sollen.« Ohne das große Engagement des BN-Kreisvorsitzenden von Cham, Robert Kurzmann, und der BN-Ortsgruppe mit Familie Winterstet-ter an der Spitze wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen, so Weiger.

Auszeichnung: In diesem Jahr hat die Stadt Neumarkt erstmalig einen eigenen Klimaschutzpreis verliehen, der mit insgesamt 10 000 Euro dotiert ist. Ausgezeich-net wurde unter anderem der zweite Vorsitzende der BN-Kreis-gruppe Neumarkt, Hubert Pfahl. Die Kommune ehrte ihn für seine ebenso erfolgreiche wie vorbild-liche Umrüstung eines Altbaus zum Energieplushaus. Wir gratu-lieren und hoffen auf möglichst viele Nachahmer.

Ehrung: Ehrenamtliche sind auch nach Einschätzung von Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf das Rückgrat des Naturschutzes.

Mit dem »Grünen Engel« hat sie deshalb Ende März Dr. Peter Streck, den früheren BN-Kreisvor-sitzenden von Regensburg und Peter Zahn, den ersten Vorsitzen-den der Kreisgruppe Amberg-Sulz-bach, ausgezeichnet.

Erfolgsprojekt: Vor drei Jahren hat die BN-Kreisgruppe Regensburg auf der Donauinsel Mariaort ein umfassendes Renaturierungspro-jekt gestartet. Der in diesem Früh-ling unübersehbare Erfolg: ein flie-derfarbenes Blütenmeer aus roten Lichtnelken (Foto) und ein im-menser Artenreichtum bei den ge-fiederten Inselbesuchern. Auf die Ergebnisse des im Herbst begin-

nenden zweiten Renaturierungs-abschnittes dürfen wir schon jetzt gespannt sein.

Nachruf: Mitte Juni verstarb Dr. Eberhard Klein aus Brennberg im Landkreis Regensburg. Hoch ge-schätzt war er unter anderem als

Pionier des Ökolandbaus, als en-gagierter Kämpfer gegen die Wie-deraufarbeitungsanlage Wackers-dorf und wegen seines Einsatzes für den durch Wasserkraftnutzung geschädigten Höllbach. Sein Vor-bild wird auch künftig weit über den Landkreis hinaus wirken.

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Erfolgreicher WiderstandDie Bevölkerung in Lam im Bayerischen Wald hat deutlich »Nein« zum geplanten Pumpspeicher-kraftwerk auf dem Osser gesagt.

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Kreisgruppe Cham

Der Osser bleibt, wie er istDer Widerstand gegen das geplante Pumpspeicherkraftwerk am Osser, einem der schönsten Gipfel des Bayerischen Waldes, hatte Erfolg: Bei einem Ratsbegehren im Juli stimm­ten überwältigende 85 Prozent der Lamer Bürgerinnen und Bürger dagegen. Damit dürfte das naturzerstörende Projekt vom Tisch sein.

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40 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Dort, in Blickweite zur Rhön, hatte man vor Jahrhunderten in

Ermangelung einer besseren Alter-native Wein angebaut. An diesen »Drei-Männer-Wein« kann sich heute niemand mehr erinnern und die verfallenen Reste der ehema-ligen Weinbergsmäuerchen sind längst von dichten Schlehenhecken überwuchert. Die Natur hat sich den »Mönchsberg« und andere

Muschelkalkhügel zurückerobert, so dass sich dort über Jahrhunderte wertvolle Halbtrockenrasen ent-wickeln konnten – schon seit Jahren Teil eines der größten FFH-Gebiete Unterfrankens.

Ausgerechnet dort will die Ge-meinde vorrangig aus touristischen Gründen den Weinbau wiederbele-ben. Die Kommune hat deshalb auf 3000 Quadratmetern den geschütz-

ten Vegetationsbestand entfernen und Wein reben anpflanzen lassen. In einem FFH-Gebiet undenkbar – sollte man meinen. Anders in Strah-lungen! Dort genügten den eigent-lich für den Schutz von FFH-Gebie-ten zuständigen Naturschutzbehör-den offensichtlich ein paar margi-nale »Ausgleichsmaßnahmen«, um die strengen Anforderungen an eine Ausnahmengenehmigung zuguns-ten dieses Hobbyweinbergs äußerst großzügig auszulegen. So wurde quasi im Eilverfahren eine Ausnah-megenehmigung erteilt.

In aller Eile ist dabei offensicht-lich auch die Beteiligung des BN glatt »übersehen« worden!

Skandalös für den BN ist dieser Vorgang umso mehr, als damit ein landesweiter Präzedenzfall geschaf-fen und der Schutzstatus der FFH-Gebiete weiter ausgehöhlt worden ist. Der BUND Naturschutz appel-liert deshalb an die staatlichen Be-hörden, ihren Schutzauftrag ernster zu nehmen und nicht tatenlos zuzu-sehen, wenn der Naturschutz bei Eingriffsplanungen noch weiter ins Hintertreffen gerät.

Bedroht: Ein 27 Hektar großer Streuobstwiesenkomplex am Stadtrand von Aschaffenburg soll einem riesigen Baugebiet geopfert werden. Trotz landesweiter Be-deutung dieses Areals für seltene Arten wurde die vom BN beantrag-te Ausweisung als Naturschutz-gebiet ebenso wie die einstweilige Sicherstellung durch die Höhere Naturschutzbehörde abgeschmet-tert. Sieht so der neue »Kuschel- und Wellnessnaturschutz« bayeri-scher Behörden aus?

Hochwasserschutz: Als großen Erfolg für die in den vergangenen Jahren mehrfach hochwasserge-schädigte Spessartgemeinde

Leidersbach und für die Natur be-grüßt der BUND Naturschutz die dort im Frühjahr 2015 begonnenen Projekte zum naturnahen Hoch-wasserschutz. Ein technisches Ausbaukonzept war 2013 am Widerstand der Bevölkerung ge-scheitert – nicht zuletzt aufgrund verschiedener BN-Proteste und einer intensiven Aufklärungsarbeit durch den stellvertretenden BN-Landesvorsitzenden Sebastian Schönauer.

Doppelpack: Gleich zweifachen Grund zur Freude hatte die BN-Kreisgruppe Würzburg in diesem Frühjahr: Unter dem Vorsitz von Martin Primbs wurde die neue

Ortsgruppe Ochsenfurter Gau ge-gründet. Darüber hinaus erzielten die Schüler der Leopold-Sonne-mann-Realschule aus Höchberg bei der Haus- und Straßensamm-lung mit fast 2700 Euro das beste Sammelergebnis im Landkreis.

Jubiläum: Die Kreisgruppe Rhön-Grabfeld hat am 20. Juni Ihr 40-jähriges Bestehen in Bad Neu-stadt gefeiert. Karl-Heinz Claaßen, langjähriger Geschäftsführer der Kreisgruppe Rhön-Grabfeld (Foto, v. li.), Helmut Bär (Vorsitzender), Bürgermeister Bruno Altrichter und Susanne Richter (Vorsitzen-de) pflanzten zu diesem Anlass eine Linde. Landrat Dr. Haber-

mann und Bürgermeister Bruno Altrichter würdigten beim Festakt das Engagement vor Ort ebenso wie die ideologiefreie Zusammen-arbeit. Als besondere Erfolge hob der BN-Vorsitzende Hubert Weiger die Erhaltung der Heckenrhön und die Rettung des Rhönschafes her-vor.

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Geschützt?Nackte Erde und Weinstöcke in Reih und Glied – eine recht extravagante Interpretation eines FFH-Gebietes.

Kreisgruppe Rhön-Grabfeld

Weinberg im FFH-GebietEin FFH­Gebiet ist ein Natur­ und Landschaftsschutzgebiet nach europäischem Umweltrecht. Die Abkürzung steht für Flora (Pflanzen), Fauna (Tiere) und Habitat (Lebensraumtypen), die hier geschützt werden sollen. Was sich vor wenigen Monaten in Strahlungen ereignet hat, lässt daran allerdings große Zweifel aufkommen.

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[3-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 41

Im Juni stimmten 15 859 wahlbe-rechtigte Bürger des Landkreises

Coburg (das entspricht 68,9 Pro-zent) gegen einen neuen Verkehrs-landeplatz in Neida-Wiesenfeld. Nur 8218 Personen (31,1 Prozent) sprachen sich für den Neubau aus.

Mit diesem Ergebnis ist das nö-tige Quorum übersprungen und der Entscheid bindend. Der Landkreis wird keine 1,5 Millionen Euro in den Bau investieren und muss aus der Projektgesellschaft aussteigen. Das ist ein großer Etappensieg für das Bündnis »Bürger für ihre Region, gegen den neuen Verkehrslande-platz« und die Ökologisch-Demo-kratische Partei (ÖDP), die das Begehren mit dem Bayerischen Bauernverband auf den Weg ge-bracht hat.

Die Betreiber der Neubaupla-nung wollen trotzdem an ihrem Projekt festhalten und das Planfest-stellungsverfahren weiterbetreiben, allen voran Michael Stoschek, Milliardär, Pilot und Mitinhaber des Coburger Autozulieferers Brose und Björn Schumacher, Inhaber mehre-rer Kartonagenfabriken.

Der BN-Landesverband hatte bereits im Mai 2015 beim Luftamt Nordbayern fristgemäß seine Ein-wendungen gegen den Neubau abgegeben. Er bittet darin das zu-ständige Luftamt Nordbayern, den Plan nicht festzustellen. Der BN

untermauerte damit seinen Willen, die Planungen zu verhindern und notfalls gerichtlich dagegen vorzu-gehen. Der Verband lehnt das Vor-haben ab, weil es keinen erkenn-baren und nachgewiesenen Bedarf für einen neuen Verkehrslandeplatz in Neida-Wiesenfeld gibt. Die Ein-griffe in Schutzgüter wie Boden, Landschaft oder Grundwasser wären ungerechtfertigt, ebenso wie

die zusätzlichen Immissionen (Lärm, Schadstoffe).

»Wir setzen dabei auch auf EU-Recht, das in solchen Verfahren schon öfter zum Stopp unnötiger Eingriffsprojekte führte«, so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz. Tom Konopka (ht)

Fledermausschutz: 21 Jugendliche von Mittelschulen im Landkreis Bamberg werden in den nächsten Monaten Fledermauskästen für das Projekt »Maintal Bats« herstel-len. Die Suche nach geeigneten Standorten führte die Schüler sogar schon über den Main (Foto).Verantwortliche der Jugendsozial-arbeit an Schulen (JaS) bringen mit diesem Projekt in Kooperation

mit dem BN Bam-berg den Sechst- und Siebtklässlern ungekannte Facet-ten ihrer Umwelt näher und wecken in ihnen ein Be-wusstsein für die

Schutzwürdigkeit der Natur. Die jungen Umweltschützer lernen zu Beginn des Projektes alles über die Lebensweisen der Fledermäuse und deren Gefährdung.

Erfolg: Auf dem Delegiertentreffen im April haben 220 BN-Vertreter den Deutschen Bundestag aufge-fordert, die dritte Tranche zum Nationalen Naturerbe endlich zu

beschließen und damit auch einen Teil des Bamberger Hauptsmoor-waldes zu retten. Mehrere Kom-munen planen dort ein gemeinsa-mes Gewerbegebiet. Anlass für die Resolution war die überraschende Absetzung des formalen Beschlus-ses. Diese ging unter anderem auf einen Antrag des Bundestagsab-geordneten Andreas Schwarz (SPD) aus dem Landkreis Bamberg zurück. Dieser hat zwischenzeit-lich zurückgerudert und im Juni hat der Bundestag planmäßig 31 000 Hektar ehemaliger Militär-flächen – darunter auch jene im Hauptsmoorwald – dem Natur-schutz gewidmet.

Ehrung: Die Kreisgruppe Kulm-bach hat Ingrid Flieger vom Land-ratsamt Kulmbach den Umwelt-preis 2015 verliehen. Die Laudato-ren würdigten die quirlige Kämp-ferin, die sich seit 1990 als Abfall-beraterin und später als Spreche-rin des Arbeitskreises »Agenda 21 – Energie und Klimaschutz« für den Naturschutz einsetzt. Ingrid Flie-ger war treibende Kraft bei großen Veranstaltungen wie den Wald-erlebnistagen oder dem nunmehr vierten autofreien Sonntag im Weißmaintal. Auch der Erfolg der Umweltschule SchlöNZ geht auf ihr unermüdliches Engagement zurück. N

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HöhenflugJubel am Wahl-abend: Die Flug-platzgegner haben sich deutlich durchgesetzt.

Kreisgruppe Coburg

Etappensieg gegen Flughafen CoburgMit einem fulminanten Ergebnis endete der Bürgerentscheid über den geplanten Neubau des Verkehrslandeplatzes Coburg. Zwei Drittel der Bürger forderten, aus dem Bauvorhaben auszusteigen.

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42 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Das Arbeitsgebiet von Nina Wett-engel umfasst die Wiesenbrü-

tergebiete im südlichen Landkreis Donauries und östlichen Landkreis Dillingen. Dieser Raum hat bayern-weite Bedeutung für das Vorkom-men von äußerst gefährdeten selte-nen Arten, darunter Großer Brach-vogel, Kiebitz, Wachtelkönig, Braun-kehlchen, Wiesenpieper und Grau-ammer sowie die Stromtal-Veil-chenarten Viola persicifolia und

Viola pumila. Die neue Gebiets-betreuerin will die Situation dieser Arten durch konkrete Schutzmaß-nahmen verbessern und durch Öffentlichkeitsarbeit und Beratung das Verständnis für den Artenschutz vertiefen.

Isolde Miller betreute in den ver-gangenen Jahren bereits die West-allgäuer Moore und zeichnet unter anderem für die Renaturierung des Hagspielmoores bei Lindenberg verantwortlich. Sie kümmert sich nun auch um das Bodenseeufer und die Tobel – tief eingeschnittene Täler mit urigen Hangschluchtwäl-dern, die sich vom Westallgäu zum Bodensee herunterziehen. Miller wird nun Schutzkonzepte für diese ökologisch besonders wertvollen Gebiete ausarbeiten, Führungen und Exkursionen durchführen und in Zusammenarbeit mit interessier-ten Grundstücksbesitzern Natur-schutz- und Pflegemaßnahmen an-stoßen und leiten.

Gebietsbetreuer sind wichtige Ansprechpartner vor Ort, die auf regionaler Ebene umweltrelevantes Wissen vermitteln und zur Wert-schätzung ökologisch bedeutsamer Gebiete beitragen. Die Trägerschaft der beiden Stellen, die zu 85 Prozent vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert werden, liegt bei den BN-Kreisgruppen Donau-Ries und Lindau.Thomas Frey (as)

Gewählt: In den Kreisgruppen Aichach-Friedberg und Kempten-Oberallgäu gibt es neue Vorsitzen-de. Ernst Haile, bisher Vorsitzen-der der Ortsgruppe Pöttmes, ü bernahm das Amt des unerwartet verstorbenen Michael Bettinger in der Kreisgruppe Aichach-Fried-berg. Stellvertreter bleiben Doris Gerlach und Stefan Kreppold. Christine Müller-Speer wurde zur neuen Vorsitzenden der Kreis-gruppe Kempten-Oberallgäu ge-wählt, Michael Schropp zu ihrem Stellvertreter. Das bisherige Füh-rungsduo Björn Reichelt und Ralf Wiedemann gehört weiterhin dem Vorstand an.

Klage eingereicht: Anton Klotz, Landrat des Landkreises Oberall-gäu, unterschrieb Mitte Mai den Genehmigungsbescheid für das geplante Wasserkraftwerk an der Eisenbreche im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen – gegen die Bedenken praktisch aller am Ver-fahren beteiligten Behörden und Verbände. Der BUND Naturschutz hat daher in Kooperation mit dem Landesbund für Vogelschutz Klage gegen die Genehmigung einge-reicht. Die Kreisgruppe freut sich über Spenden zur Finanzierung des aussichtsreichen Rechtsstreits. Informationen und das Spenden-konto finden Sie unter www.eisen-breche.de

Gepfuscht: Beim Umbau der um-strittenen Laugnakreuzung im Landkreis Dillingen wurden die vom Verwaltungsgericht auferleg-ten Ausgleichsmaßnahmen nicht ordnungsgemäß umgesetzt. Unter anderem wurde ein Schilfröhricht

nicht umge-pflanzt, das als Brutgebiet für Rohrammer, Teichrohrsänger und Sumpfrohr-sänger dient. Statt als Biotop präsentierte sich die Fläche als unbewach-sene Wasser-

mulde (siehe Foto), obwohl das Ursprungsbiotop bereits zerstört war. Die Kreisgruppe hat daher beim Landratsamt einen Antrag auf Durchsetzung von Sanierungs-pflichten wegen eines eingetrete-nen Umweltschadens gestellt.

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Ansprechpartner in Ries und AllgäuDas Wiesenbrütergebiet im östlichen Donauried ist das Arbeitsfeld der neuen Gebiets-betreuerin Nina Wettengel (kleines Bild oben). Ihre Kolle-gin Isolde Miller (kleines Bild unten) betreut im Westallgäu neben Moorflächen das Bo-denseeufer und die Hangtäler.

Kreisgruppen Lindau und Donau-Ries

Schutzengel für die NaturSeit April 2015 ist Nina Wettengel als Gebietsbetreuerin für den Schutz von Wiesenbrütern im Ostteil des schwäbischen Donauriedes aktiv. Im Landkreis Lindau kümmert sich Gebietsbetreuerin Isolde Miller nun auch um den Schutz des Bodenseeufers und der Tobel.

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[3-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 43

Der Passauer Kreisvorsitzende Karl Haberzettl leitete den Aus-

flug und erläuterte an den einzelnen Stationen die tägliche Arbeit des BUND Naturschutz und die Schön-heiten der heimischen Natur. Erstes Ziel der Fahrt war der Inn bei Ering, wo die Kreisgruppe 2011 ein 18 Hekt-ar großes Grundstück mit Auwald-resten erwarb. Gemeinsam mit dem Eigner des Nachbargrundstücks will der BN hier in den kommenden zwei Jahren etwa 40 Hektar Auwald renaturieren.

Beim nächsten Halt in Egglfing besichtigten die Teilnehmer das Flutwiesenprojekt, das die Kreis-gruppe dort seit 1983 betreut. Auf der 36 Hektar großen Wiese, die zweimal jährlich gemäht wird, hat sich im Laufe der Jahre eine arten-reiche Trockenrasenvegetation her-

ausgebildet. Inzwischen sind 156 verschiedene Pflanzenarten dort heimisch, darunter viele Orchideen-arten. Weitere Stationen waren das Biberrevier des BN am Hühnerbach bei Nammering und die »Wilde Au« bei Sonnen. In diesem letzten Hochmoor im Landkreis Passau fin-den sich noch typische Moor-Pflan-zenarten wie Rauschbeere, Moos-glöckchen und Legföhre.

Die insgesamt 38 Teilnehmer der Fahrt, darunter auch Kreisrätin Halo Saibold, zeigten sich beeindruckt

von der Arbeit, die der BN in Passau zum Erhalt der Artenvielfalt leistet. Dies kam am Ende der kostenlosen Busreise auch durch Spenden und gleich drei neue Mitgliedschaften zum Ausdruck.Kurt Schmid (as)

BN-Kreisgruppen, die ebenfalls eine solche Rundfahrt veranstalten möch-ten, können sich für weitere Tipps und Informationen an Karl Haber-zettl wenden: [email protected]

Friedlicher Protest: Im Vorfeld des Gipfeltreffens der G7-Staatschefs auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen kamen 40 000 Men-schen zu einer Großdemonstrati-on in München am 4. Juni zusam-

men, um gegen die Politik der sie-ben wichtigsten Industrienationen zu protestieren. Die Demonstran-ten forderten vor allem den Stopp der beiden geplanten Handels-abkommen zwischen Europa und

den USA beziehungsweise Kanada, TTIP und CETA. Weitere Forderungen waren unter anderem konsequente Fortschritte beim Klimaschutz und mehr weltweite Anstren-gungen zur Bekämpfung der Armut. An der kraft-vollen, friedlichen und sehr bunten Demonstra-tion beteiligten sich auch viele Aktive des BN aus

Niederbayern, darunter auch die Kreisgruppe Landshut, die auf einem Transparent ein Verbot von Glyphosat forderte (Foto).

Wichtige Wildnis: Unter das Motto »Wildnis erleben« hat die BN-Kreisgruppe Kelheim den Schwer-punkt ihres Jahresprogramms 2015 gestellt. Sie will damit über die B edeutung von Wildnisgebieten für die biologische Vielfalt infor-mieren und dies bei Exkursionen, unter anderem zu Naturwaldreser-vaten im Landkreis, veranschauli-chen. Der nächste Termin findet am 13. September statt, mit einem Tagesausflug in den Nationalpark Bayerischer Wald.

Ein wichtiger Baustein des Pro-gramms war auch die interaktive Ausstellung »Die großen Vier – Bär, Wolf, Luchs, Mensch«, erstellt vom bayerischen Umweltministe-rium unter Mitwirkung des BN. Die Schau, die von Mai bis Juli in den Kurhäusern von Bad Gögging und Bad Abbach gezeigt wurde, erhielt Anfang Juni traurige Aktua-lität durch die Tötung und Ver-stümmelung von zwei Luchsen im Bayerischen Wald (siehe auch Beitrag Seite 36 in dieser Ausgabe).Weitere Informationen zum Programm der Kreisgruppe: www.kelheim.bund-naturschutz.de N

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Blühende VielfaltAuf der BN-Rundfahrt unter Leitung von Karl Haberzettl (im Bild rechts) besichtigten die Teilnehmer unter anderem eine arten-reiche Flutwiese bei Egglfing, die einzige Bienenweide inmitten von riesigen Maisfel-dern.

Kreisgruppe Passau

Gerettete LandschaftenBei einer ganztägigen Bus­Rundfahrt am 30. Mai präsentierte die BN­Kreisgruppe sieben der 18 von ihr betreuten ökologisch wertvollen Grundstücke im Landkreis Passau. Ziele waren unter anderem die Innauen bei Ering, eine Flutwiese bei Egglfing und ein Hochmoor bei Sonnen.

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44 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-15]

Was flattert denn da?Um die Vielfalt unserer tierischen und pflanzlichen

Mitgeschöpfe ist es vielerorts schlecht bestellt. Aber ebenso besorgniserregend wie der Rückgang der Arten ist der Rückgang der Artenkenner. Dem möchte der BUND Naturschutz abhelfen mit der vierten Ein-heit der Reihe »Artenkenntnis für Einsteiger«, die sich Fledermäusen widmet. Wer sich im Umgang mit Bat-detektor und Batcorder schulen will und im direkten Kontakt mit Abendsegler und Mausohr die faszinieren-den nächtlichen Flieger kennenlernen will, wird beim Fledermaustag in Ebern fündig. Erfahrene Experten rund um Klaus Mandery zeigen den Teilnehmern eine Fledermauswochenstube und üben das Erkennen und Bestimmen der verschiedenen Arten. Unsere heimi-schen Fledermäuse sind eine der Artengruppen, die stark vom Artensterben betroffen sind. Aufgrund von Artenhilfsmaßnahmen haben sich aber mancherorts die Bestände wieder erholt. Mehr dazu beim Einstei-gerkurs am 26. September in Ebern.▶ Kontakt: BN Bildungswerk Regensburg, Tel. 09 41-29 72 0-42, [email protected], www.bund-naturschutz.de/umweltbildung

Vielfalt an der DonauV ielfalt ist Reichtum« das gilt nicht nur für die frei

fließende Donau, sondern auch für die Umweltbil-dung der Kreisgruppe Deggendorf. »Gleich drei Forma-te stehen zur Auswahl«, so der KG-Vorsitzende Georg Kestel über das Bildungsangebot. Das von der JBN ini-tiierte Umweltbildungsschiff »Takatuka« (Foto) fährt seit 1999 von Deggendorf auf die Fischerdorfer Donau-insel, um dort die Kinder zu »Donaupiraten« auszubil-den. Die »Takatuka« ist sehr beliebt, aber nur von Juli bis September im Einsatz, um die Natur auf der Pira-teninsel nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Als zweites Standbein dient daher die »Schatzkiste Donau«. Zwi-schen April und Oktober bietet die Kreisgruppe an Traumstränden an der Donau buchbare Module rund um das Leben an und mit der Donau an. Das dritte und jüngste Angebot ist eine Ausstellung zur Donau. Die »Mach-mit-Ausstellung – Lebendige Donau in Bayern und Europa« besteht aus 15 mobilen Aufstellungstafeln und einem zweistündigen Begleitprogramm. Die faszi-nierende Tier- und Pflanzenwelt der Donau und ihrer Auen, die ökologische Zusammenhänge und die Ge-schichte des Donauausbaus vermitteln die Umweltpä-dagogen der Kreisgruppe jedes Jahr an Tausende von Kindern und Erwachsenen. ▶ Kontakt: BN KG Deg-gendorf, Irene Weinberger- Dalhof, Tel. 09 91-3 25 55, email: bund-naturschutz@ degnet.de, www.bn-deg-gendorf.de

BN auf der MainfrankenmesseDie BN-Kreisgruppe Würzburg stellt auf der Mainfrankenmes-se 2015 vom 26. September bis 4. Oktober kulinarische Genüs-se aus ökologischer Erzeugung vor. Zusammen mit dem Baye-rischen Hotel- und Gaststät-tenverband, dem Bayerischen Bauernverband und Slow Food

präsentieren Profi-Köche in der Bio-Schauküche eine kulinari-sche Reise durch Europa. Und wer nicht nur Häppchen testen will, sondern sich umfassend informieren, der ist gern ge-sehener Gast am BN-Stand »Bioregional ist erste Wahl« mit regionalen und biologisch wirtschaftenden Erzeugern und Verarbeitern.

▶ Informa- tionen: www.wuerzburg.bund-natur-schutz.de und www.mainfran-ken-messe.de

Kreativwerkstatt Natur Künstlerisches, kreatives Ge-stalten in und mit der Natur macht Spaß und bietet enorme pädagogische Potenziale. Die Weiterbildungsreihe führt vom sinnlichen Naturerleben zum kreativ-künstlerischen Gestal-ten. Die erarbeitete bunte Palette an Methodenbaustei-nen zur »natürlichen Wasser-Farben-Kunst« können Sie in unterschiedlichsten kreativ-pädagogischen Arbeitsfeldern einfließen lassen.▶ Kontakt: Naturerlebniszent-rum Allgäu; [email protected], Tel. 0 83 23-99 88 760 Anmeldungen bitte bis 18. Sep-tember

Fortbildung ÖffentlichkeitsarbeitWer die Aktionen des BN vor Ort gut vermarkten will, muss gute Pressearbeit machen. Aber was brauchen Redakteu-re, damit sie eine Meldung drucken? Wie organisiere ich eine Pressekonferenz? Wie wichtig sind Bilder? Und natür-lich – wie schreibe ich einen guten Artikel? Die Teilnehmer bekommen Tipps und machen praktische Übungen. ▶ Regensburg, 16. Oktober Kontakt: BN Bildungswerk Re-gensburg, Tel. 09 41-2 97 20-42, [email protected]

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[3-15] Natur + Umwelt BN-Magazin 45

Ihre Ansprechpartnerbeim BNMitgliederservice(allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung)Tel. 09 41-2 97 [email protected]

SpendenbescheinigungenTel. 09 41-2 97 [email protected]

Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitRedaktion Natur+UmweltReferentin: Luise FrankTel. 09 41-2 97 [email protected]

Beratung zu Spenden, Anlassspenden und VermächtnissenClaudia Ciecior- BordonaroTel. 09 41-2 97 [email protected]

Haus- und StraßensammlungEhrenamtlich aktiv werdenChristine Stefan- IberlTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-BildungswerkReferentin: Ulli Sacher-LeyTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-StiftungChristian HierneisTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-Studienreisen, Tel. 09 11- 5 88 88 20, www.bund-reisen.de

IMPR

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M Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.deRedaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as)Mitglieder­Service: Tel. 09 41-2 97 20-65Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer)Titelfoto: Klaus LeidorfTitelgestaltung: Gorbach GmbH Redaktion BUND­Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitäts-druckerei GießenAnzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 030-2 80 18 -145, Fax -400, [email protected]. Es gelten die Mediadaten Nr. 23.

Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, [email protected]

Druckauflage 2­2015: 132.206Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im Beitrag ent halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807

BN­Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE

Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh migung des BN. Für unver-langt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling - papier gedruckt.

Wandern am Grünen Band Seit dem Mauerfall ist der Streifen der einstigen deutsch-deutschen Grenze immer noch sichtbar. Er zieht sich heute als Grünes Band von Lübeck/Trave-münde bis Tschechien. Schon als die Grenze noch

als Todesstreifen galt, war sie vor allem für bedrohte Arten ein wertvolles Rückzugsgebiet. Der BUND erkannte dies und setzte sich dafür ein, diesen Streifen als Biotop in seiner Gesamtheit zu erhalten. Auf dieser Reise erkunden die Teilnehmer die Region zwischen Wakenitz und Ostsee. Ausgangspunkt für alle Touren ist Lübeck. • Deutschland, 18. – 23. September 2015 Nationalpark Elbsandsteingebirge und Sächsische SchweizAuf dieser Reise wandern die Teilnehmer auf dem »Malerweg« in der Sächsischen Schweiz, dessen Ursprung zurück bis ins 18. Jahr-hundert geht. Immer mehr Reisende zog es damals von Dresden aus in die geheimnisvolle Gegend elbaufwärts, deren Tafelberge bei klarem Wetter bis in die Sächsische Landeshauptstadt hinein zu sehen waren. Die Teilnehmer erwartet ein abwechslungsrei-ches Naturerlebnis.• Deutschland, 20. – 27. September 2015

Biosphärenreservat Flusslandschaft ElbeIm Herbst beginnt eine der schönsten Jahreszeiten im Bio-sphärenreservat Flusslandschaft Elbe, die Zeit des Vogelzuges. Tausende Wildgänse und Kraniche rasten dann auf den weiten Überschwemmungsflächen der Elbtalaue, im Rambower Moor und am Arendsee. Diese Aktivreise bietet neben idealen Möglichkeiten der Vogelbeobachtung auch die Chance, sich in der Landschaftspflege zu engagieren. • Deutschland, 11. – 17. Oktober 2015

Insel Juist – Aktivreise Nordseeluft tanken, Dünen schützen, Natur erkunden ist das Motto dieser Reise. Auf der autofreien Insel Juist erleben die Teilneh-mer die Vielfalt des Natio-nalparks Niedersächsi-sches Wattenmeer. Auf

einer Wattwanderung und bei Inselerkundungen erfahren die Reisenden viel Wissenswertes über seine Entstehung, seine Arten-vielfalt aber auch deren Bedrohung. Unter qualifizierter Anleitung werden die Teilnehmer eine Düne bepflanzen und einen Strandabschnitt von Plastikmüll be-freien. Darüber hinaus kommt auch die Erho-lung nicht zu kurz. • Deutschland, 25. – 31. Oktober 2015

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A N L A S S S P E N D E N

Jubiläum? Taufe? Silberne Hochzeit?Geburtstag? Wünschen Sie sich doch zu Ihrem Fest eine Spende für die Natur. Jeder Euro, der gespendet wird, bringt die gute Sache voran.

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Probieren Sie es einfach aus:

Setzten Sie sich für Ihr BUND Natur-schutz-Lieblingsprojekt ein, indem Sie den Spendenzweck bestimmen. Sie können aber auch die gesamte Arbeit des BUND Naturschutz fördern.

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Ihre Ansprechpartnerin ist Claudia Ciecior-BordonaroTel. 0941/29720-34 [email protected]

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