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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 1-2016 98. Jahr 1. Quartal Autorepublik Deutschland Stopp! Warum Verkehrspolitik und Autoindustrie umdenken müssen

Natur+Umwelt 1-2016

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Autorepublik Deutschland: Warum Verkehrspolitik und Autoindustrie umdenken müssen.

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Natur+Umweltwww.bund-naturschutz.deHeft 1-2016 98. Jahr 1. Quartal

AutorepublikDeutschland

Stopp! Warum Verkehrspolitik und Autoindustrie umdenken müssen

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M I T G L I E D E R W E R B E N M I T G L I E D E R

Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Beitrittsformulare und nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet

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Je mehr Menschen die Arbeit des BUND Naturschutz Bayern unter-stützen, desto mehr können wir gemeinsam zum Guten bewegen. Zum Beispiel für eine nachhal-tige Mobilität, die Mensch und Natur nützt. Stärken Sie unsere Möglichkeiten und sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Naturschutz an.

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Auto. Mobil?Die Politik an der kurzen Leine der Autoindustrie, Städte, die im Dauerstau ersticken – die Autorepublik Deutschland kommt nicht erst seit dem VW-Skandal an ihre Grenzen. Es wird Zeit, dass wir Verkehr und Mobilität ganz neu denken.Seiten 10 – 20

Inhalt BUND Naturschutz Bayern

4 – 6 Intern

7 Porträt

8 Gut leben Effizienter werden

9 Reise Alter Wald neu entdeckt

10 – 20 Titelthema

21 Raus in die Natur Lindauer Streuobstwiesen

22 Pflanzenporträt Löwenzahn

23 Fotoseite

24 Alpentourismus Interview mit Ludwig Hartmann

25 Aktuell Energie in Bürgerhand

26/27 BN vor Ort aktiv Umwelttag der Religionen

28/29 Ökospot

30/31 Naturschutz

32 – 39 Aus Bombodrom wird Schutzgebiet und mehr Regionales

40 Bildung

41 Service

Inhalt BUND

B1 Editorial und Inhalt

B2/B3 Magazin Kurznachrichten

B4 Kommentar Menschen in Not willkommen heißen

B6 – B15 Zur Zeit Wildkatze, neuer Waldreport, Glyphosat und mehr Aktuelles

B16/B17 Natura 2000

B18 – B21 Aktiv Neues aus dem BUND und Internatio-nales

B22/B23 Junge Seite

B24 Persönlich Kira Szalinsky

Frankenschnellweg 2015 schob der Bayerische Verwaltungsgerichtshof einem raschen Baubeginn des neuen Frankenschnellwegs einen Riegel vor. Der BN sieht sich bestätigt und setzt sich dafür ein, in dieser Denkpause funktionierende Lösungen zu finden. Seite 32

Skischaukel statt Balztanz?Am Riedberger Horn im Allgäu bedroht der Bauantrag für eine Skischaukel einen der letzten Lebensräume des vom Aussterben bedrohten Birkhuhns. Zudem würde ein Präze-denzfall für die Aufweichung des Alpenplans geschaffen.Seite 30/31

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ser »Ist dein Auto in der Werkstatt?« Das werde ich immer

wieder gefragt, wenn ich einen Besuch per Zug an-kündige, oft gefolgt von: »Ich hol Dich vom Bahnhof ab, dann musst Du nicht auch noch Bus fahren.« Diese Denke hält sich zäh wie Tapetenkleister in vielen Köpfen: Mobilität ist gleich Autofahren. Dass ein Auto große Summen für den Unterhalt verschlingt und Autofahrer viel Zeit im Stau und bei der Parkplatzsuche verbringen, wird gern verdrängt. Wie schön, dass bei der jungen Generation ein Umdenken einsetzt. Vor allem in den Städten machen junge Leute oft gar kei-nen Führerschein mehr, weil sie mit Bus und Bahn überall hinkommen. Das lässt doch hoffen! Vielleicht bekomme ich ja irgendwann zu hören: »Du kommst mit dem Zug? Ok, nimm vom Bahnhof die Buslinie 4.«

Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

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Professor Weizsäcker, seit 2012 Kopräsident des Club of Rome,

zählt zu den Pionieren nachhaltigen Wirtschaftens. Seit Jahrzehnten leistet er auf diesem Gebiet Über-zeugungsarbeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Schon lange vor der aktuellen Diskussion um den Klimawandel hat er in seinem Be-richt an den Club of Rome Ideen für eine zukunftsfähige und ressourcen-

schonende Wirtschaft entwickelt. Sein Buch »Faktor fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum« hat international Aufsehen erregt. BN-Vorsitzender Hubert Weiger be-schrieb Weizsäcker in seiner Lau-datio als »Pionier des Wandels«.

»Du hast eine Revolution der Effizienz gefordert«, so Weiger. Er-kenntnisse aus Weizsäckers Arbeit seien zum Beispiel, dass Preise die ökologischen Folgen von Waren widerspiegeln müssten. Hubert Weiger erinnerte an das berühmt gewordene Zitat des Geehrten: »Macht Kilowattstunden arbeitslos, nicht Menschen.«

Mit der Verleihung des Baye-rischen Naturschutzpreises 2015 an Ernst Ulrich von Weizsäcker wür-dige der BUND Naturschutz seine wissenschaftlichen und politischen Verdienste für ein nachhaltiges, res-sourcenschonendes Wirtschaften, so Weiger, sowie seine Auseinander-setzung mit den Gefahren der Globalisierung und seine langjähri-ge Arbeit für eine gerechtere Welt. Auch Weigers Stellvertreterin Doris Tropper bedankte sich bei dem Preisträger: »Sie ermöglichen uns,

Für den BUND Naturschutz war 2015 ein ereignisreiches Jahr. Mit

viel gemeinschaftlichem »Anpa-cken« konnten wir Einiges errei-chen. Und wir sind stark wie nie zuvor: Mit über 220 000 Mitgliedern und Förderern ist der BN eine ge-wichtige Stimme für den Natur-schutz in Bayern geworden.

Eines der erfreulichsten Ereignis-se 2015 war die Abschaltung des Atomkraftwerkes Grafenrheinfeld. Wir werden uns weiterhin dafür ein-setzen, dass die beiden bayerischen Atomkraftwerke, die noch in Betrieb sind, schnellstmöglich abgeschaltet werden und für die Lagerung des Atommülls eine bessere Lösung ge-funden wird. Was wir brauchen, ist

eine echte Energiewende statt der Bremserpolitik von Bayerischer Staatsregierung und Landtagsmehr-heit. Auch Pumpspeicherkraftwerke sind für eine Energiewende nicht notwendig. Deshalb war es eine sehr gute Nachricht, dass am Osser, einem der schönsten Gipfel des Bayerischen Waldes, kein Pump-speicherkraftwerk errichtet wird. Ein gutes Jahr war 2015 für die Wild-katze, die sich weiter in Richtung Süden ausbreitet. Dank der Mitar-beit vieler Wildkatzenfreunde konn-te dies nachgewiesen werden. Der Biber ist ebenfalls in Bayern wieder heimisch. Dass der Baumeister am Wasser wertvolle Arbeit für den Hochwasserschutz und die Arten-vielfalt leistet, wird zunehmend er-kannt und unterstützt, wie die baye-

rische Umweltministerin Ulrike Scharf und Christian Magerl, Vor-sitzender des Umweltausschusses im Landtag, bei einem gemein-samen Ortstermin mit dem BN übereinstimmend feststellten. Mit viel Öffentlichkeitsarbeit, der Grundsteinlegung für ein Biberge-hege und einen Biberlehrpfad in der Kreisgruppe Bad Kissingen hat der BN die Akzeptanz für den Biber er-höht. Ein wichtiger Baustein für die Artenvielfalt sind die Grundstücke, die der Landesverband und die Kreisgruppen 2015 erwerben konn-ten, darunter Flächen am Grünen Band Bayern-Tschechien. Gemein-sam mit unserem Bundesverband setzen wir uns dafür ein, dass das Grüne Band zum Nationalen Natur-monument ernannt wird.

Aktueller denn je

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BUND Naturschutz verlieh Bayerischen Naturschutzpreis 2015

Ehrung für einen Vordenker des KlimaschutzesIm Vorfeld des Klimagipfels von Paris hat der BUND Naturschutz einen Vordenker des Klima-schutzes und einen Streiter für nach haltige Wirtschaft mit der höchsten Auszeichnung des Verbandes geehrt. Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker erhielt im November in München den Bayerischen Naturschutzpreis.

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Der Preisträger Ernst Ulrich von Weizsäcker begeisterte die Zuhörer mit seiner ebenso treffenden wie witzigen Festansprache.

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ihr herausragendes Wirken im Natur- und Umweltschutz. Bisherige Preisträger waren unter anderem die indische Globalisierungskritike-rin Vandana Shiva oder Karl Ludwig Schweisfurth, der Gründer der Herrmannsdorfer Landwerkstätten. (lf )

Alternativen zur gängigen Wirt-schaftspolitik aufzuzeigen.«

Mit dieser Ehrung ist das Ehe-paar Weizsäcker das erste Paar von Naturschutzpreisträgern in der über 100-jährigen Geschichte des BN, denn Christine von Weizsäcker er-hielt diese Auszeichnung bereits 2009 für ihr Engagement gegen die Agrogentechnik.

Ernst Ulrich von Weizsäcker zeig-te sich »tief gerührt und geehrt«. Er verwies angesichts des bevorste-henden Klimagipfels auf die ökolo-gische Situation: »Wenn alle sieben Milliarden Menschen einen ökolo-gischen Fußabdruck hätten wie die US-Amerikaner, bräuchten wir fünf Planeten.« Sein Lösungsvorschlag: aus den vorhandenen Ressourcen

mehr als bisher herausholen. Aber das Thema Ressourcenproduktivität stehe in Paris nicht einmal auf der Tagesordnung, bedauerte Weiz-säcker. Die Annahme, arme Länder müssten erst einmal zu Wohlstand kommen, um sich Umweltschutz überhaupt leisten zu können, habe sich als Trugschluss erwiesen, erklärte der Geehrte. An neuen Lebensstilen, die nicht mehr wie bisher von Gier geprägt seien, werde man nicht herumkommen, so Weiz-säcker, denn: »Billig kann verdammt teuer werden.«

Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung des BUND Naturschutz. Der BN verleiht den Preis seit über 30 Jahren an hoch verdiente Persönlichkeiten für

Von der Biotoppflege vor Ort bis hin zu den Geschehnissen auf der weltpolitischen Bühne sind BN- Mitglieder aktiv. So nahmen viele tausend Teilnehmer aus Bayern im Oktober an der Großdemonstration gegen die geplanten Freihandels-abkommen TTIP und CETA in Berlin teil. Un glaub liche 250 000 Menschen gingen für einen gerech-ten, fairen Welthandel auf die Stra-ße. Ein Signal, das nicht überhört werden kann. Auch zur Demo »Wir haben es satt« reisten im Januar BN-Aktive nach Berlin, um für eine bäu-erlich-ökologische Landwirtschaft ihre Stimme zu erheben. Für Ihr vielfältiges Engagement möchten wir uns bei Ihnen, liebe BN-Aktive, herzlich bedanken! Diese ehren-amtlichen Aktivitäten sind das

Rückgrat unseres Verbandes. Sie sind es, die den BUND Naturschutz lebendig und in einer breiten Öf-fentlichkeit anerkannt machen. Und wir werden weiterhin viel zu tun haben. Die Weltklimakonferenz in Paris war zwar ein Signal der Hoff-nung, aber immer noch kein ent-scheidender Schritt zur Abkehr von Atom, Kohle, Öl und Gas. Wir wer-den weiterhin mehr Klimagerech-tigkeit und Klimaschutz fordern.

Diese Forderungen haben gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsströme an Bedeutung gewonnen. Unfassbare 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die Ursachen dafür liegen nicht nur in Kriegen, sondern auch in der Raubbauwirtschaft der In-dustrieländer, in Lebensraumzer-

störung durch Klimaveränderun-gen, in der Vernichtung gerade bäu-erlicher Existenzen durch Landraub und einen unfairen Welthandel. Unser Verbandsziel, die natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren – in Bayern und weltweit – ist aktueller denn je.

Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

Auch Vertreter der bayerischen Politik waren zur Ehrung gekommen: (vo. li.) Grünen-Fraktionsvorsitzende Margarete Bause, Landtagsabgeordneter Florian von Brunn (SPD) sowie der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Freiherr von Lerchenfeld.

Bei der Verleihung des Naturschutzpreises (vo. li.): Christine von Weizsäcker, stellvertretende BN-Vor-sitzende Doris Tropper, Ernst Ulrich von Weizsäcker, BN-Vorsitzender Hubert Weiger, stellvertretender BN-Vorsitzender Sebastian Schönauer

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Gespräch mit Leitung der StaatsforstenEine Delegation des BUND Natur-

schutz unter der Leitung des BN-Vorsitzenden Hubert Weiger traf sich im November mit den Vorstän-den der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer und Reinhard Neft, zu einem konstruktiven Mei-nungsaustausch in Regensburg. Er-freulich waren die klaren Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Neu-meyer, der die besondere Gemein-wohlverantwortung für den Staats-wald sowie die umfassende Zu-ständigkeit der Förster auch für die

Umweltbildung betonte. Der BN be-grüßte die veränderte Schwerpunkt-setzung, mahnte aber auch an, die Defizite aus der Vergangenheit wie die unzureichende Tannenverjün-gung oder den zu geringen Natur-waldanteil zu beheben. Der BN warb dafür, die Naturschutzverbän-de und die Öffentlichkeit bei der forstlichen Grundlagenplanung besser einzubinden und Natur-schutzbelange gerade auch beim Maschineneinsatz stärker als bisher zu berücksichtigen.

Den Naturschutz im Blut

Dass die Liebe zur Natur oft in der Familie liegt, zeigt sich am Bei-

spiel der von Tubeufs: Der Forstwis-senschaftler Karl Freiherr von Tu-beuf dürfte vielen an der Geschichte des BN Interessierten ein Begriff sein, war er doch ab dem Grün-dungsjahr 1913 der erste Vorsitzende unseres Verbandes und in seiner neunjährigen Dienstzeit äußerst en-gagiert für seine bayerische Heimat. 102 Jahre später setzt sich sein Ur-großenkel Tho-mas von Tubeuf (Foto) für den Na-turschutz ein und belebt damit eine alte Familientra-dition neu. Seit 2015 wirbt er Mit-glieder und freut sich, damit »den Wirkradius einer guten Sache zu vergrößern«. Wie schön, dass der BN Familien offensichtlich über viele Generationen hinweg begeis-tern kann!

Ehrenmedaille für Hubert WeigerFür seine Verdienste um den

Naturschutz im Regierungs-bezirk Oberfranken wurde der Vorsitzende des BUND Natur-schutz, Hubert Weiger, im Okto-ber 2015 mit der Ehrenmedaille in Silber des Bezirks Oberfran-ken ausgezeichnet. Bezirkstags-präsident Dr. Günther Denzler hob in seiner Laudatio beson-ders Weigers Engagement für einen Nationalpark im Steiger-wald hervor, aber auch seinen

langjährigen Einsatz für den BN in der Region. So gingen prak-tisch alle Neugründungen ober-fränkischer BN-Kreis- und Orts-gruppen auf Hubert Weigers Ini-tiative zurück. Aber auch für sein »beeindruckendes Lebenswerk« und seinen »sicher oft auch un-bequemen Weg«, so Denzler, habe der Bezirkstag einstimmig beschlossen, den BN-Vorsitzen-den mit der Ehrenmedaille aus-zuzeichnen.

Safari am RotmainDer BUND Naturschutz Bayreuth lädt ein zur diesjährigen

Landesgartenschau, die auf einem großen Gelände am Roten Main vom 22. April bis zum 9. Oktober stattfindet. Speziell für Schulklassen verschiedener Jahrgangsstufen und Schularten bietet die Kreisgruppe Bayreuth zweistündige Führungen an unter dem Motto »Rotmainsafari«. Dabei ste-hen Kleinlebewesen wie Köcherfliegenlarven oder Bachflur-krebse im Mittelpunkt der Betrachtung, die viel aussagen über die Wasserqualität oder den Lebensraum Aue. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Themenkomplex Flusswasser/Trink-wasser. Nähere Informationen und Anmeldung unter [email protected] oder Telefon 01 60-6 21 62 02

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ihre kommunale Bodenhaftung nicht verlieren. Im Gegenteil, sie schätzt das Denken in regionalen Kreis-läufen und die Möglichkeit, gemeinsam mit den Menschen vor Ort Themen zu gestalten.

Ehrung für kommunalpolitisches EngagementIhr lokales Engagement, das über die Energiefrage hin-aus von der Verkehrspolitik bis zur Flüchtlingsarbeit reicht, erfuhr im vergangenen Jahr eine ganz beson - de re Würdigung. Aus der Hand der Bundesfrauen-ministerin Manuela Schwesig erhielt sie in Berlin für ihr außergewöhn liches kommunalpolitisches Engage-ment den Helene-Weber-Preis. »Das ist nicht allein eine Anerkennung für meine ehrenamtlichen Aktivi-täten«, bekennt Lisa Badum, »sondern auch eine starke Motivation, zusammen mit den Vereinen und Initia-tiven unseren Landkreis weiterhin nachhaltig lebens-wert zu gestalten.«

Lisa Badum, 32, ist ein politisches Energiebündel – und das nicht erst seit Fukushima. Dennoch hat die

atomare Katastrophe, die Japan vor genau fünf Jahren heimsuchte und einen energiewirtschaftlichen Tsuna-mi auslöste, der bis nach Deutschland schwappte, auch das Leben der Forchheimer Kommunalpolitikerin um-gekrempelt. »Fukushima hat mich wachgerüttelt«, sagt sie heute.

Die bis dahin vor allem in Sachen Gleichstellung und Gendergerechtigkeit engagierte Politologin ist seit-her immer dort im Land unterwegs, wo sich die Ener-giewende »von unten« ihren Weg bahnen will, aber »von oben« ausgebremst wird. Denn leider ist die baye-rische Aufbruchsstimmung in Folge von Fukushima längst großer Ernüchterung gewichen, seit Horst See-hofer nach seinem anfänglichen Enthusiasmus für den Ausbau der Erneuerbaren der staatsmännische Mut verlassen hat.

Von Fukushima wachgerütteltLisa Badum hält dagegen Kurs. »Wer hätte vor 30 Jahren gedacht«, sagte sie, »dass Atomkraft in unserem Land keine Lobby mehr hat und heute die letzten Abwehr-kämpfe schlägt.« Auch beruflich orientiert sie sich in Richtung Erneuerbare Energien und findet ihre »Traumstelle«, wie sie selbst sagt, zuhause in Forch-heim bei einem Arbeitgeber, der ihr vielfältiges politi-sches En gagement nicht nur toleriert, sondern fördert. Zum Beispiel, damit sie genügend Spielraum hat, um ihrem Amt als grüne Kreisrätin, das sie seit 2008 beklei-det, gerecht werden zu können.

Landesweit kämpft sie mit Gleichgesinnten in der Initiative »Rückenwind für Bayern« mit viel Fantasie und den besseren Argumenten gegen die sogenannte 10-H-Abstandsregelung für Windenergieanlagen. Elf von zwölf Experten geben ihr bei einer Anhörung im Bayerischen Landtag Recht. Die Regierungspartei aber hört nicht darauf – jetzt liegt die Sache vor dem Bayeri-schen Verfassungsgerichtshof.

2014 wird sie Vorstandsmitglied in der Bürgerenergie Bayern, einem landesweiten Zusammenschluss, der die Interessen all jener Kräfte koordiniert, die dezentra-le und regenerative Bürgerenergieprojekte betreiben. Dazu zählen rund 250 bayerische Energiegenossen-schaften, aber auch viele Gemeinde- und Stadtwerke. »Für mich ist das wichtigste Thema, wie die Bürger-energie der kleinen Akteure trotz der politischen Rah-menbedingungen noch ihren Weg findet«, verkündet sie als Vertreterin Bayerns beim bundesweiten Bürger-energie-Konvent 2015 in Erfurt.

Angesprochen auf ihre nächsten Ziele, zeigt sich, dass Politik doch nicht die einzige Leidenschaft der Oberfränkin ist. Zumindest für 2016 hat sie sich fest vor-genommen, wieder mehr zu tanzen. »Ich steh auf neue fränkische Volksmusik«, verrät sie. Aber auch, dass 2017 die große Politik zum Tanz bittet. Dann stehen die nächsten Wahlen zum Deutschen Bundestag in Berlin an, und es ist ihr Traum, den Wahlkreis Bamberg-Forchheim dort als Abgeordnete zu vertreten. Trotz ihres überregionalen Einsatzes will Lisa Badum aber

Lisa Badum

Ein bayerisches Energiebündel

Naturschutz lebt – besonders wenn die Men-schen, die sich dafür einsetzen, vor Energie nur so sprühen. Wie Lisa Badum aus dem oberfrän-kischen Forchheim: Sie gehört zu jener jungen Öko-Generation, die ihre regionalen Wurzeln nicht kappen, aber trotzdem weltoffen agieren will. Geprägt von Fukushima und gepolt auf eine Politik ohne Scheuklappen. Von Christoph Markl-Meider

KontaktLisa Badum, Forchheim, info@lisa- badum.de, www.lisa-badum.de

Zu Hause in der Welt, verwurzelt in der Region»Ich denke in regio-nalen Kreisläufen, aber ohne Scheu-klappen!« Die Forchheimer Öko-Energie-Aktivistin und Kreisrätin Lisa Badum setzt auf ehrenamtliches Engagement und bürgerschaftliches Miteinander.

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Im vergangenen Jahr stieg der deutsche Energiever-brauch um 1,3 Prozent. Damit sind wir von einer

Trendwende weit entfernt. Privathaushalte benötigen rund ein Viertel der Endenergie. Mindestens ein Drittel dieses privaten Verbrauchs kann locker gespart wer-den. Werfen Sie also nicht länger Geld aus dem Fenster!

Stromfresser aufspürenHaben Sie zu Jahresbeginn die Abrechnung ihrer Ener-gie- und Stromkosten erhalten? Das wäre eine gute Gelegenheit für eine Bestandsaufnahme: Prüfen Sie systematisch, was Sie verbrauchen. Per »StromCheck« im Internet können Sie Ihre Daten relativ einfach ana-lysieren lassen. Verbrauchen Sie eher viel oder wenig? Und wo können Sie konkret sparen? Für genaue Analy-sen empfiehlt sich eine Energiesparberatung – von der Caritas, den Energieagenturen oder Verbraucherzent-ralen. Wer den Energiemonstern und Stromfressern lieber selbst auf den Pelz rückt, kauft für 15 € ein Ener-giekosten-Messgerät. Und kann so versteckten Stand-

by-Verbrauch aufspüren und beim Durchmessen der Haushaltsgeräte sein Bewusstsein schärfen.

Nur sparsame Neugeräte kaufenSind Sie zum Ergebnis gekommen, dass der Neukauf einer Lampe, eines Kühlschranks oder anderer Haus-haltsgeräte sinnvoll ist? Dann achten Sie unbedingt auf das Effizienzlabel oder Auszeichnungen wie den Blau-en Engel. Und greifen Sie zu dem sparsamsten und um-weltfreundlichsten Gerät! Übrigens ist die beste Effizi-enzklasse bei Kühlschränken eine andere als bei Staub-saugern oder Lampen.

Seit Januar gibt es zudem ein Label für alte Heizkes-sel. Ihr Schornsteinfeger oder Heizungsinstallateur wird es in den nächsten Jahren kostenlos ausstellen und anbringen. Bei einer Neuanschaffung sollten Sie natürlich ein Heizsystem mit Erneuerbaren wählen. Noch vor Kühlschrank & Co. ist die Heizung der größte Energieschlucker in Ihren Wänden. Das neue Label informiert und motiviert – mit ihm kommt die Energie- und Effizienzwende hoffentlich auch im Heizungs-keller an.

Energie besser nutzen▶ Lassen Sie sich kostenlos oder günstig beraten,

zum Beispiel online beim StromCheck (→ www. die-stromsparinitiative.de) oder persönlich von der Caritas, von Energie agenturen (→ www.stromspar-check.de) oder den Verbraucherzentralen (→ www.verbraucherzentrale-energieberatung.de)

▶ Überprüfen Sie unter → www.bund.net/energiespar-tipps gratis Kühlschrank, Pumpe & Co. und eröffnen Sie hier Ihr persönliches BUND-Energiesparkonto.

▶ Strommessgeräte können Sie kostenlos bei den Ver-braucherzentralen ausleihen, im Elektrofachhandel kosten sie etwa 15 Euro.

▶ Besonders effiziente Haushaltsgeräte empfiehlt das Öko-Institut: → www.ecotopten.de

▶ Achten Sie beim Geräteneukauf auf das Energie-label. Eine aktuelle Übersicht der Effizienzklassen finden Sie als Einkaufshilfe auf unserer Seite → www.bund.net/effizienzklassen

▶ Anregungen für ökologisches Bauen und Sanieren gibt das neue BUND-Jahrbuch: → www.bund.net/bauen_ und_renovieren

Robert Pörschmann

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Der AutorRobert Pörsch-mann ist für das BUND-Projekt »Energieeffizienz« tätig.

Energie sparen

Effizienter werdenBewusst und sparsam mit Energie umgehen, das ist eine der einfachs-ten und schnellsten Möglichkeiten, das Klima zu schützen. Und da muss nicht nur die Politik, da müssen wir alle in Deutschland viel mehr tun – wie wir nicht erst seit dem Weltklimagipfel in Paris wissen.

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Weil das Gebiet während des Kalten Krieges militä-rische Sperrzone war, erhielten sich hier rund

8000 Hektar unzerschnittenes Naturrefugium. Wild-katze, Luchs und Schwarzstorch sind hier zu Hause und jede Menge Fledermäuse. In manchen Baumhöh-len fliegen in der Abenddämmerung nicht Dutzende, sondern gute 500 Fledermäuse aus. Insgesamt 14 ver-schiedene Fledermausarten leben hier. Auch wer es mit der »Käferkrabbelei« hat, kann ins Schwärmen geraten: Die Hohe Schrecke beherbergt rund 400 Holzkäfer-arten und neun Urwald relikt-Käferarten, darunter den Knochenglanzkäfer. Sie zeigen etwas an, was Staunen macht: Seit der jüngsten Eiszeit stand hier immer Wald.

Dörfer, Wiesen und Wald entdeckenUmgürtet ist dieses Gebiet von sanft abfallenden Tro-ckenrasenhängen, in denen es im Frühling und Som-mer im hohen Gras geschäftig summt. Frauenschuh, Diptam, Bienenragwurz, Silberdistel und Hauch hechel blühen hier. Fast wäre diese landschaft liche Perle ver-loren gewesen. Dass wir auf der Reise hier wandern und staunen, ist das Ergebnis eines Streites. Denn wäre es nach 15 Jahre langem Ringen der Politik, den Wald-besitzern und Umweltschutzakteuren nicht gelungen, auf einen Konsens in den ökologischen und ökonomi-schen Fragen zu kommen, sähe die Hohe Schrecke an-ders aus. Dann röhrten wohl im Urwald die Motorsä-gen und zerpflügten Traktoren die Trockenrasen.

Dem Engagement von BUND, Zoologischer Gesell-schaft Frankfurt und der Naturstiftung David (der Stif-tung des BUND Thüringen) ist es zu verdanken, dass große Teile des Waldes nicht verkauft wurden. Seit 2008

führt die Naturstiftung David gemeinsam mit dem BUND und weiteren Naturschutzorganisationen in der Hohen Schrecke ein Naturschutzgroßprojekt durch.

Auf unseren Tagestouren durch Dörfer, Wiesen und Wald erfahren wir, wie hier die Menschen eine neue Art zu wirtschaften wagen: Nicht um Gewinnmaximierung geht es, sondern naturnahe Forstnutzung. Tourismus und Naturschutz greifen sinnvoll ineinander. Wir besu-chen das Projekt Weidewonne, das für die Beweidung der Trockenwiesen durch Schafherden und Vermark-tung von heimischem Lammfleisch sorgt. Abends keh-ren wir in unsere gemütliche Herberge des Gutshofes Hauteroda zurück. Dort betreibt eine Lebensgemein-schaft aus behinderten und nicht-behinderten Men-schen eine Demeter-Landwirtschaft mit Bäckerei, Gärtnerei und Molkerei und Werkstätten.

Unsere Wanderungen bringen uns auch der Vergan-genheit näher. Schon vor rund 4000 Jahren verzahnten die Einwohner ihr landwirtschaftliches Tun mit den Abläufen der Natur. In Nebra lassen wir uns von der magischen Anmutung der bronzenen Himmelsscheibe einfangen, die Sonne, Mond und die Plejaden zeigt. Viel später, in der frühen Gotik, hat diese Gegend welt-berühmte Bildhauer hervorgebracht. Im Naumburger Dom blicken uns aus ihren Steingesichtern der Mark-graf Ekkehard und seine Frau Uta an, so lebendig, wie in einer Momentaufnahme festgehalten. Der Reiz un-serer Reise liegt im Zusammentreffen von uralter Kul-turlandschaft und urwüchsiger Wildnis, und in dem Erleben, dass hier – vergangenheits bewusst und zu-kunftsgewandt zugleich – Menschen mit und nicht gegen den Wald leben. Lucia Vogel

Reisetermin22. – 27. Mai 2016

Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen ReiseCenter am StresemannplatzStresemannplatz 10 90489 NürnbergTel. 09 11-5 88 88-20 Fax 09 11-5 88 88 22 www.bund-reisen.de

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NaturrefugiumIm früheren militärischen Sperrgebiet der Hohen Schrecke ist ein Kleinod der Artenvielfalt erhalten geblieben.

Auf den Spuren einer wunderbaren Rettung

Hohe Schrecke – alter Wald neu entdeckt

In Thüringen liegt ein land-schaftlicher Geheimtipp, der lange Zeit so geheim war, dass ihn nicht einmal die Thüringer selber kannten: die Hohe Schrecke. Ein zwischen Erfurt und Leipzig gelegener mit alten Eichen- und Buchenrie-sen bewachsener Höhenzug.

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Noch immer steigt die Zahl der in Deutsch-land zugelassenen Autos Jahr für Jahr, über 530 kommen heute auf 1000 Einwohner. Autos, die großteils unvernünftig schnell und schwer sind – und viel umweltschädlicher, als uns die Auto industrie und das eng mit ihr verbundene Verkehrsministerium gerne glauben machen. Betrug und Irreführung mit geschönten Abgaswerten müssen ein Ende haben. Der Schutz von Umwelt und Gesund-heit muss die Modellpolitik der Autobauer weit stärker prägen als bisher. Und die Politik muss dafür die Weichen stellen.

Autorepublik Deutschland

Page 11: Natur+Umwelt 1-2016

Jahrelang hat die Autoindustrie an einem Trugbild gemalt. Wir sollten glauben, sie könne Autos bauen,

die einerseits immer größer, schwerer und schneller sind – gleichzeitig aber deutlich weniger Treibstoff ver-brauchen und Schadstoffe ausstoßen.

Dieses Bild hat nun Risse bekommen. Seit letztem Herbst sehen wir von Woche zu Woche klarer: Ein Großteil der von den Herstellern kolportierten CO2-Einsparung fand nur auf dem Papier statt. Schadstoff-grenzwerte werden nur im Labor auf speziellen Prüf-ständen eingehalten. Noch immer aber beteuern die europäischen und besonders die deutschen Hersteller, sie würden die saubersten und sparsamsten Fahrzeuge entwickeln und bauen. Doch sobald im Realbetrieb gemessen wird, bleibt von diesem Anspruch wenig übrig.

Bei den gesundheits- und klimaschädlichen Stick-oxiden bestätigt heute selbst die Bundesregierung: Die

neuesten Euro-6-Dieselfahrzeuge stoßen in Wirklich-keit durchschnittlich rund sechsmal mehr aus als ge-setzlich erlaubt. Lange glaubte die Politik die Zahlen der Automobilindustrie nur zu gerne, ging es doch um Arbeitsplätze und hohe Steuereinnahmen.

Wenn Umweltschutz keine Rolle spieltDer bei Volkswagen aufgedeckte Skandal um manipu-lierte Software ist – mit Blick auf geschönte Werte – nur die Spitze eines riesigen Eisbergs. Sollte die Politik die Geschehnisse wirklich ernsthaft aufklären wollen, wer-den weitere Hersteller folgen. Es ist aber kein Zufall, dass der Stein in den USA ins Rollen gebracht wurde. Deutsche und europäische Behörden schauen schon lange weg, wenn es um die Frage geht, ob Autos Schad-stoffgrenzwerte wirklich einhalten.

Besonders die deutsche Politik verstößt seit Jahr-zehnten gegen die Interessen von Umwelt und Ver-brauchern – indem sie als Anwalt der großen Autobau-er auftritt. Jede EU-gesetzliche Normierung, die deren aktuelle Modellstrategie gefährden könnte, wird rigo-ros bekämpft. Egal, ob es um ehrgeizige CO2-Flotten-grenzwerte geht, um realistischere Prüfverfahren oder

VerkehrsinfarktBlechlawinen wie hier im oberbayeri-schen Starnberg machen vielerorts das Leben zur Qual. Meist soll es dann eine Umgehungs-straße richten …

Deutsche Autos

Verfehlte Politik

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12 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

die Kontrolle der gesetzlichen Grenzwerte beim Schad-stoffausstoß. Die Arbeit des BUND und anderer Um-weltverbände wurde und wird nicht ernst ge nommen. Studien und umweltpolitische Erkenntnisse finden bei den Entscheidern kein Gehör.

Grenzwerte überprüfen!Die Folgen dieser Politik erleben wir täglich und haut-nah. Viel zu große und schwere Fahrzeuge verpesten die Luft, vor allem in den Städten. Wie viel CO2 und Schadstoffe diese Fahrzeuge auf der Straße wirklich emittieren, wird niemals nachgemessen. Weder bei der Zulassung neuer Fahrzeugmodelle noch bei der Abgas-untersuchung, die alle zwei Jahre stattfindet. Bei dieser Untersuchung wird ja nicht einmal festgestellt, ob die zur Abgasreinigung verbauten Teile noch im Fahrzeug sind, geschweige denn, ob sie noch funktionieren. Die Politik verlässt sich auf Messungen der Hersteller und die Motorelektronik, die den Prüfern ihre Funktions-tüchtigkeit selbst bestätigt.

So kann und so darf es nicht weitergehen. Der BUND fordert die Politik auf, sich darauf zu konzentrieren, die Umwelt und Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Und dafür zu sorgen, dass Fahrzeuge die gesetzlichen Schadstoffgrenzwerte auch im Alltagsbetrieb einhal-ten. So müssen die Zulassung neuer Modelle und die Abgasuntersuchung reformiert werden. Und bei allen Fahrzeugtypen auf unseren Straßen muss geprüft wer-den, ob diese überhaupt der angegebenen Abgasnorm entsprechen. Dies hätte dann Einfluss auf die Kfz-Steu-er und auf die Erteilung der Umweltplakette, die zur Einfahrt in die Umweltzone berechtigt.

Verbrauch nebensächlich?Ein Teil der umweltschädlichen Entwicklung im Auto-verkehr geht auf den Trend zu SUVs zurück: alberne Pseudogeländewagen, die immer häufiger über unsere Straßen rollen. Ihre Hersteller versprechen ein Stück Freiheit und Abenteuer, gepaart mit dem Gefühl, ande-ren Verkehrsteilnehmern durch die erhöhte Sitzpositi-on überlegen zu sein. Solche Fahrzeuge wiegen gerne mal 2,5 Tonnen, was gerade beim Stop-and-go in der Stadt Spritverbrauch und Schadstoffausstoß massiv in die Höhe treibt.

Speziell den Haltern der Oberklassewagen dürfte es oft eher gleichgültig sein, wie viel Treibstoff ihre Karos-sen wirklich verbrauchen. Vier von fünf dieser Wagen werden in Deutschland als Dienst- oder Firmenauto genutzt. Die Tankrechnung wird also oft nicht privat, sondern per Tankkarte beglichen. Wer seinen Wagen in Deutschland steuerlich geltend macht, braucht – was den Verbrauch oder CO2-Ausstoß betrifft – keinerlei Vorgaben zu befürchten. Das wussten die Lobbyisten bisher zu verhindern. Länder wie die Niederlande oder Großbritannien sind da schon weiter.

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Stil ist nicht allesEntscheidend ist, was hinten rauskommt …

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Folgenschwerer MissgriffSo stellen sich deutsche Autobauer die Zukunft vor: 2,3 Tonnen schweres SUV mit Elektro- und Verbrennungsmotor. Verbraucht angeblich nur 3,3 Liter auf 100 km – im Alltagsmodus aber wohl rund viermal so viel.

Der AutorJens Hilgenberg ist Mitarbeiter des BUND-Verkehrs referats.

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[1-16] Natur + Umwelt BN-Magazin 13

len werden derzeit die Grenzwerte für Stickstoffdioxid überschritten. Dobrindt bleibt untätig und ist so mit-verantwortlich für Krankheiten und viele frühzeitige Todesfälle. Auch hier droht die EU-Kommission zu Recht mit millionenschweren Strafgeldern.

Umso mehr wird sich der BUND mit vielen Bürger-initiativen weiter für eine zukunftsfähige, postfossile Mobilität engagieren. Für gesündere Luft, weniger Lärm und Alternativen zum rückwärtsgewandten neuen Bundesverkehrswegeplan. Richard Mergner, BUND-Arbeitskreis Verkehr

S eit zwei Jahren ist Alexander Dobrindt Bundes-verkehrsminister. Was hat er seitdem zuwege ge-

bracht? Das Lieblingsprojekt aus seiner Zeit als CSU-Generalsekretär – die Pkw-Maut in Form einer Aus-ländervignette – hat letztes Jahr die EU-Kommission gestoppt, sie leitete ein Vertragsverletzungsverfahren ein. Für die Erhaltung der Infrastruktur und den Kli-maschutz aber ist eine echte Pkw-Maut unverzicht-bar: auf allen Straßen und abhängig von der gefahre-nen Strecke und den Emissionen.

Wieso regiert erneut ein CSU-Verkehrsminister, der die Zeichen der Zeit nicht versteht? Alexander Dobrindt setzt auf das Auto, auf neue Straßen und Spatenstiche (siehe den Folgebeitrag zum Bundesver-kehrswegeplan). Moderne Mobilitätskonzepte und eine gut begründete Netzplanung, die alle Verkehrs-träger – Straße, Schiene, Wasserstraße – einbezieht? Fehlanzeige.

Dobrindts Job wäre es, den Verkehr klimaverträg-licher zu machen und für weniger Schadstoffe und Lärm, Flächenverbrauch und Zersiedelung zu sorgen. Statt die Verkehrsfinanzierung so zu reformieren, wie es Experten in Dobrindts Auftrag empfohlen haben, will der Minister mit Privatkapital dafür sorgen, dass schneller neue Straßen gebaut werden können. Dabei zerbröselt die bestehende Infrastruktur, und die Bahn gerät vollends ins Hintertreffen.

Statt dafür zu sorgen, dass der Verkehr endlich sei-nen CO2-Ausstoß verringert, knüpft Minister Dob-rindt das neue Luftverkehrskonzept an die Vorgabe, auch hier das Wachstum zu steigern. Keine Vorgaben macht er zur CO2- und Lärmminderung. Und zur Ver-lagerung von Kurzstreckenflügen auf die Schiene.

Beim Schutz der Menschen in den Ballungsräu-men verweigert der Verkehrsminister den Kommu-nen die Unterstützung. An bundesweit 140 Messstel- Fo

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Der AutorRichard Merg-ner ist der Landesbeauf-tragte des BN und verkehrs-politischer Spre-cher des BUND.

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Von Umdenken keine SpurSelbst zum Baubeginn von Ortsumfah-rungen – wie hier im badischen Winden – greift der Verkehrsminister (Bildmitte) gerne persönlich zum Spaten.

Bonus für alte TechnikDie Bundesregierung denkt derzeit sogar daran, Dienst- und Firmenwagen noch stärker zu fördern. Per Sonderabschreibung will sie besonders den Kauf von Plug-in-Hybrid-Modellen anheizen. Diese Schwerge-wichte beinhalten neben einem Verbrennungsmotor auch die Komponenten des extern aufladbaren elektri-schen Antriebs. Ihre offiziellen Verbrauchswerte sind nur zu erreichen, wenn das Fahrzeug alle 25 Kilometer an einer Ladesäule oder Steckdose aufgeladen wird; schwer vorstellbar bei Nutzern im Außendienst.

Auch hier werden Emissionen also nur auf dem Pa-pier gesenkt. Die Autohersteller können ihre veralteten Verbrennungsmotoren – verpackt in scheinbar innova-tive Fahrzeuge – weiter verkaufen, und der Staat unter-stützt das noch.

Neuer Premiumbegriff nötigKeine Frage: Mit ihrem Premiumsegment macht die heimische Automobilindustrie am meisten Gewinn. Doch wann begreift sie, dass »Premium« nicht bedeu-ten darf: immer größer, schwerer und schneller?

Die neue Spitzenklasse muss sauberer, kleiner und sparsamer werden, und das gilt auch für Elektroautos! Deutsche und europäische Autobauer müssen künftig in neue Fahrzeugkonzepte investieren, die den nach-haltigen Umweltverbund aus Fuß-, Rad- und öffentli-chem Verkehr ergänzen. Doch dafür müssen sie sich endlich und ehrlich der Tatsache stellen, dass ihre heu-tige Modellpalette unsere Gesundheit und das Klima unnötig belastet und schädigt. Nur dann kann die Ver-kehrswende gelingen.→ www.bund.net/verbrauch-info

Der autogerechte Minister

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14 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Zur Verteidigung ihrer Dieselwagen predigt die Autolobby im Abgasskandal das Motto »Wer für Klimaschutz ist, muss auch für Diesel sein«. Was ist da dran?

O ft war es in den letzten Wochen zu hören: Moderne Dieselmotoren seien unverzichtbar, um den deut-

schen CO2-Ausstoß wie versprochen zu senken. Der Diesel habe wegen seiner Effizienz eine »große Zu-kunft«. Doch das lässt sich leicht entkräften.

Zu den Fakten: Noch 1990 war nur jeder zehnte deut-sche Neuwagen ein Diesel – heute ist es die Hälfte. Der Dieselboom erfasste die ganze Europäische Union. Und die meisten Diesel werden von deutschen Auto-konzernen hergestellt. Bei BMW laufen 81 Prozent der Neuwagen als Diesel vom Band, bei Mercedes und Audi je 71 und bei VW immerhin 56 Prozent. Technisch ist der Diesel etwas effizienter als der Benziner. Weitaus effizienter noch ist aber der Elektroantrieb.

CO2-Minderung gescheitertAktuelle Daten zeigen: Der Verkehr ist Deutschlands einziger Sektor, der seinen CO2-Ausstoß gegenüber 1990 nicht senken konnte. Seit 2012 steigen die Emissio-

nen in Deutschland sogar wieder: plus 10 Millionen Tonnen CO2. Wie es geht, zeigt Japan: Hybridisierung und viel Elektroantrieb konnten die CO2-Emissionen der Neuwagen stark verringern, auf unter 120 g/km. Vier Gründe sind für das deutsche Scheitern verant-wortlich:▶ Dieselsubvention: Die Bundesregierung erhebt für Diesel eine um 18 Cent niedrigere Mineralölsteuer als für Benzin – ein massiver Anreiz zum Vielfahren. Deut-lich höhere Fixkosten (für Anschaffung und Unterhalt) bei niedrigen »variablen« Kosten (fürs Tanken) verlei-ten dazu, längere Wege zu fahren und das Auto mehr zu nutzen. Dem Gemeinwesen entgehen durch diese Sub-vention jährlich sieben Milliarden Euro an Steuern.▶ Mehr Schadstoffe: Um die Treibhausgase zu sen-ken, gab die EU-Kommission der Autoindustrie ein Versprechen. Als Ausgleich zu den verschärften CO2-Grenzwerten sagte sie eine Bevorzugung der Dieselau-tos zu, in Form laxerer Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide. Die Folge: Die seit 2005 gültigen EU-Grenz-werte für saubere Luft werden wegen der Diesel-Emis-sionen massiv überschritten.▶ Schwerer, stärker, umweltschädlicher: Anders als in Frankreich, wo die Dieseltechnik mit geringem Auf-preis für effizientere Kompaktwagen eingesetzt wurde, erhöhten die deutschen Autohersteller ständig das Ge-wicht und die Motorleistung ihrer Modelle. Das Durch-schnittsgewicht deutscher Neuwagen stieg seit 1980 um 1,6 Prozent pro Jahr, die Leistung der Dieselmotoren um 6,5 Prozent! Sparsame Dieselmodelle gibt es, an-ders als in Frankreich, nur gegen saftigen Aufpreis.

Um den höheren Verbrauch ihrer Neuwagen zu ka-schieren, griffen die Hersteller in die Trickkiste. 2001 lag der reale CO2-Ausstoß um 7 Prozent über den offiziel-len Prüfwerten, 2013 schon über 20 Prozent. Und dieser Trend hält unvermindert an.▶ Höhere Fahrleistung: Seit über zehn Jahren steigt die Fahrleistung deutscher Dieselwagen. Mittlerweile ist jeder Dieselfahrer durchschnittlich 20 000 Kilome-ter pro Jahr unterwegs. Und damit doppelt so weit wie Benziner, deren Fahrleistung kontinuierlich sinkt.

KonsequenzenDer BUND fordert daher, die Subventionen für Diesel-wagen umgehend abzuschaffen – durch die Anglei-chung der Energiesteuer auf die Kraftstoffe. Das führt dazu, die Fahrleistungen zu verringern und Verkehr zu vermeiden.

Weiter fordern wir, leichtere Autos zu bauen – Leicht-bau ist die wichtigste Innovation der Zukunft. Ohne die Gewichtszunahme der letzten Jahrzehnte läge der durchschnittliche Verbrauch schon heute bei 3  Litern pro 100 Kilometer.

Die beste Lösung sind Elektroautos, die mit Strom aus dem Ausbau der Erneuerbaren Energien fahren. Damit nähern wir uns einer »Nullemission« an. Einher-gehen muss dies natürlich mit einer neuen Mobilitäts-kultur – mehr dazu in den folgenden Beiträgen.

Mehr dazu unter → www.bund.net/modellpolitik

Der AutorWerner Reh leitet das Verkehrsreferat des BUND.

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Darf’s etwas weniger sein?Staatlich subventionierte Umweltverschmutzung: Diesel zum Schleuderpreis.

Das Märchen … vom klima-freundlichen Dieselauto

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Bundesverkehrsminister Dobrindt fordert eine Planungs- und Beteiligungskultur, geprägt von einem »offenen und vor allem lösungsorientier-ten Miteinander«. Vermutlich nach Ostern be-ginnt die Bürgerbeteiligung zum neuen Bundes-verkehrswegeplan. Der BUND ist gut vorbereitet.

Gute Verkehrsplaner müssen ihre Projekte klar und transparent begründen, Alternativen genau prüfen

und sicherstellen, dass Klima- und Umweltziele er-reicht werden. Das Ziel: eine bezahlbare und umwelt-verträgliche Mobilität für alle im Jahr 2030.

Interessierte Bürger und Verbände werden zum neuen Bundesverkehrswegeplan sechs Wochen lang Stellung nehmen können: Ist ein Schienenprojekt, eine Autobahn oder Bundesstraße wirklich nötig? Sind Um-weltschutz, Städtebau und Verkehrssicherheit ausrei-chend bedacht? Zur Debatte stehen ferner die Schwer-punkte des Planentwurfs und seine Folgen für die Um-welt. Die Bundesländer haben fast ausnahmslos die Wunschzettel ihrer Kommunen weitergereicht. Fast 1500 Straßen- und etwa 400 Schienenprojekte haben die Gutachter des Planwerks bewertet.

Schon 2013 schlug der BUND den Ländern 50 alter-native Straßenprojekte vor. Manche Länder – wie Nord-rhein-Westfalen – prüften sie intensiv. Andere weiger-ten sich, sie an den Bund weiterzugeben.

Gut beteiligtWas der BUND unter »guter Beteiligung« versteht, haben wir in einem Sechs-Punkte-Programm beschrie-ben. Besonders fordern wir:▶ die bundesweiten Ziele und Prioritäten umzuset-zen. Laut Grundkonzept des Wegeplans sind dies: weniger Treibhausgase, Schadstoffe und Lärm; weni-ger Flächenzerschneidung und -verbrauch; und mehr Lebensqualität in den Städten. Das sind auch die BUND-Ziele.▶ Ergebnisoffenheit: Das Gesetz fordert, alle vernünf-tigen Alternativen zu prüfen. Dazu braucht man Bür-gerversammlungen und – bei Konflikten – Dialogver-fahren. Auch muss unser Verkehr besser gelenkt und gemanagt, verlagert und vermieden werden.▶ Statt nur möglichst viele Straßen zu bauen, müssen wir zu einer modernen, integrierten Verkehrsplanung übergehen, mit neuen Mobilitätskonzepten. Ortsum-

fahrungen etwa sollten die Verkehrsbelastung zumin-dest halbieren, nur dann sinkt der Lärmpegel deutlich. Innerörtliche Alternativen – wie überwachte Tempo-limits, ein Umbau der Ortsdurchfahrt, »Flüsterasphalt« etc. – wirken meist besser, kostengünstiger und auch schneller.

Der BUND unterstützt Ihre Stellungnahme inhaltlich, politisch und medial: → www.bund.net/infrastruktur

Neue Straßen und Schienenwege

Jetzt ist die Öffentlichkeit gefragt

Es geht auch andersDie grünen Punkte zeigen 50 umweltschonende und kostengünstige Alternativen des BUND, nachzulesen unter www.bund.net/alternativen. Die roten Linien veran schau-lichen die größten der geplanten 1500 neuen Straßen.

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Wenn ich morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, erwartet mich ein wahrer Hindernispar-

cours – der übliche Berliner Slalom, vorbei an falsch parkenden Autos, diversen Baustellen und langsame-ren Radfahrern auf zu schmalen Radwegen. Fast wun-dere ich mich, wenn ich mein Ziel einmal ohne Zwi-schenfälle erreiche. Nehme ich den Bus, so hat der Fahrer es schwer, sein großes Gefährt rechtzeitig durch die morgendliche Rushhour zu bringen.

Eng ist es auf unseren Straßen auch, weil ein großer Teil des öffentlichen Stadtraums von parkenden Autos beansprucht wird. Autos stehen die weitaus meiste Zeit einfach herum. Diese Blechhaufen bilden zwar noch immer das Zentrum des deutschen Mobilitätsempfin-

dens. Sie sind aber in mehrfacher Hinsicht das ent-scheidende Hindernis für eine nachhaltige und lebens-werte Stadt.

Zahl der Autos reduzierenStädtischer Autoverkehr ist mit einer langen Kette von Nebenwirkungen verbunden. Neben dem enormen Platzbedarf, den Sicherheitsrisiken und der Lärmbelas-tung stellt der hohe Ausstoß von gesundheitsschäd-lichen Schadstoffen und CO2 ein großes Problem dar. Europas Metropolen sind sich ihrer Verantwortung zu-nehmend bewusst. Die im Kampf gegen Luftver-schmutzung vorbildlichen Städte Kopenhagen und Stockholm haben ambitionierte Pläne für die nächsten Jahrzehnte. Stockholm plant bis zum Jahr 2050 kom-plett aus fossilen Energien auszusteigen. Kopenhagen will schon 2025 klimaneutral sein und begreift dies als große Chance, lebenswerter und attraktiver zu werden. Auch deutsche Kommunen formulieren Ziele. So wurde sich das Berliner Abgeordnetenhaus in einer überparteilichen Kommission einig, bis 2050 klima-neutral sein zu wollen – unverbindlich, aber immerhin.

Doch wo anfangen? Wie sicherstellen, dass die wachsende Stadtbevölkerung mobil bleibt, und das klimaschonend und schadstoffarm? Die Lösung hierfür liegt nicht in erster Linie bei sparsameren Autos. Städte blühen vor allem dann auf, wenn sie die Zahl der Autos deutlich reduzieren oder diese stellenweise ganz ver-bannen können.

Parkgebühren und MautDie meisten deutschen Städte tun bislang noch viel zu wenig, um den Autoverkehr zu verringern. So erheben viele Städte mit überlasteten Zentren noch nicht aus-reichend Parkgebühren. Und an eine Maut für die In-nenstadt hat sich bis heute keine deutsche Stadt ge-wagt. (In London soll sich die bestehende Maut 2020 noch einmal erhöhen – für alle Fahrzeuge, die nicht der neuesten Abgasnorm genügen.) Eine Ausnahme hier-zulande bildet Stuttgart. Dort soll der Autoverkehr bis 2020 um wenigstens ein Fünftel sinken. Gedacht wird an eine Verschärfung der Umweltzone: Passieren dürf-ten dann nur noch Fahrzeuge, die die neue »Euro-6«-Norm erfüllen.

Alternativ fördern immer mehr Städte den Nahver-kehr sowie Radfahrer und Fußgänger. Und das ist auch nötig. Nur wo es Alternativen gibt, lässt es sich aufs Auto ganz oder teilweise verzichten. Wenn nicht in den Städten, wo sonst?

Die Mehrheit der Weltbevölkerung lebt heute in der Stadt. Städte sind verantwortlich für drei Viertel der globalen Wertschöpfung. Sie sind die Orte mit der höchsten Bevölkerungsdichte, aber auch der schlech-testen Luftqualität. Damit haben Städte eine entschei-dende Rolle im Kampf für eine menschengerechte und klimaschonende Mobilität.

Der AutorArne Fellermann arbeitet im Ver-kehrsreferat der Bundesgeschäfts-stelle.

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KopenhagenRadfahrerinnen und Fußgänger – und immer häufiger kein Auto mehr in Sicht.

Stadtplanung

Lebenswerter ohne AutoNur langsam wagen es deutsche Kommunen, den Autoverkehr gezielt zu verringern, um die Lebens-qualität in ihren Ballungszentren zu erhöhen. In einigen Nachbarländern ist man uns da voraus.

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Grenzwerten für Feinstaub. Ein Gutteil der Emissionen kommt via Ferneintrag nach Wien.

Unseren hausgemachten Anteil bekämpfen wir mit einer Vielzahl von Maßnahmen. So haben wir die Fern-wärme und den öffentlichen Verkehr ausgebaut, die öffentliche Beschaffung nach ökologischen Kriterien ausgerichtet und den Betrieb alter Baumaschinen eingeschränkt. Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Verkehrsemissionen. Um den Schadstoffausstoß zu senken, wollen wir zum Beispiel alte Lkw verbieten und das Mobilitätsbedürfnis mit umweltfreundlichen Alter-nativen zum Auto bedienen.

Was hat Wien unternommen, um den Autoverkehr insgesamt zu verringern?Der Anteil des Autoverkehrs ging von 2008 bis 2014 um sechs auf 27 Prozent zurück. Bis 2025 wollen wir ihn auf 20 Prozent drücken. Wichtig ist uns der öffentliche Nahverkehr: Unser Netz wird laufend ausgebaut, und dazu der Service verbessert. Alle U-Bahnstationen sind barrierefrei erreichbar, U-Bahnen und Autobusse ver-kehren auch nachts, und in der Innenstadt fahren E-Busse.

2012 haben wir den Preis für die Jahreskarten auf 365 Euro gesenkt – ein Euro pro Tag. Damit konnten wir die Zahl der Abonnenten um fast 74 Prozent erhöhen. Auch der Radverkehr hat sich seitdem verdoppelt. Sein An-teil liegt aber bei noch sehr entwicklungsfähigen sieben Prozent. Daran arbeiten wir weiter!

Wien war in unserem europäischen Städtevergleich für gute Verkehrspolitik ganz vorn dabei. Auch beim Klimaschutz tut sich bei Ihnen einiges?Karin Büchl-Krammerstätter: Ja, Mobilität ist heute fest in unsere Stadtplanung inte griert. Ein wichtiges Ziel ist es, CO2 und Luftschadstoffe aus dem Verkehr zu senken. Die EU-weiten Grenzwerte für Feinstaub und Stickoxide zwingen uns zu handeln. Gleichzeitig müs-sen wir darüber nachdenken, wie sich unsere wachsen-de Metropole nachhaltig entwickeln kann. Seit 2001 ist Wien um über 250 000 Einwohnerinnen und Einwoh-ner gewachsen, und dieser Trend setzt sich fort.

Was sind Ihre Ansätze für ein schonendes Wachstum?Zunächst versuchen wir, Wien behutsam und mög-lichst dezentral nachzuverdichten. So können wir die Wege in der Stadt kurz halten, die Menschen bleiben ohne viel unnötigen Verkehr mobil. Bei der Anbindung neuer Viertel achten wir auf ein ausgewogenes Ver-kehrsangebot. Zum Beispiel die Seestadt – ein neues Quartier zehn Kilometer vom Zentrum entfernt. Sie ist direkt an eine leistungsfähige neue U-Bahn angebun-den. Eine gute Infrastruktur für Radfahrer und Fuß-gänger wurde dort gleich mitgeplant.

Wie reduzieren Sie den Feinstaub- und Stickstoffdioxidausstoß des Verkehrs?Die Belastung ist in den letzten Jahren massiv gesun-ken. Seit einiger Zeit liegen wir konstant unter den EU-

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Unterwegs in WienAuf dem Transport-rad durch die Innenstadt – noch kein alltägliches Bild in der öster-reichischen Haupt-stadt. Vielleicht, weil der öffentliche Nah verkehr einfach vorbildlich ist?

Vorbild Wien

»Belastung ist massiv gesunken«Für eine bessere Luftqualität hat Österreichs Hauptstadt in den vergangenen Jahren viel getan. Arne Fellermann sprach mit Karin Büchl-Krammerstätter, Leiterin der städtischen Umweltschutzabteilung, über die Wiener Maßnahmen.

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18 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Keine Frage, die Mobilität der Zukunft funktioniert mit Strom. Schon im Jahr 2030 werden die Fahrzeu-

ge auf Deutschlands Straßen weitgehend elektrisch an-getrieben. Die Vorteile sind frappierend. Vor allem wird es möglich, Mobilität umweltfreundlich zu organisie-ren – in letzter Konsequenz mit beinahe null CO2-Aus-stoß: wenn die Elektrizität zum Antrieb der Fahrzeuge aus erneuerbaren Quellen kommt. Nur so können die Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden – zahlreiche Studien belegen dies.

Die Wirklichkeit sieht indes trist aus. Ende 2015 wa-ren gerade einmal rund 30 000 reinrassige Elektroautos unterwegs. Dabei hatte sich die Bundesregierung vor-genommen, schon 2020 die erste Million zu erreichen.

Konzertierte AktionWie kann die Lücke geschlossen werden? Die Experten sind sich einig: Nur eine konsequente Industriepolitik wird es richten. Innerhalb der Bundesregierung wird gerade eine Kaufprämie von 5000 Euro pro E-Auto dis-kutiert, um den Absatz anzukurbeln. Wissenschaftler wie Stefan Bratzel fordern eine konzertierte Aktion von Autobauern, Zulieferern und Staat – mit dem Ziel, das »RIP-Dilemma« zu überwinden. Gemeint sind Reich-weite, Infrastruktur und Preis. Die Reichweite der heu-tigen E-Autos ist viel zu gering, die Infrastruktur zum Aufladen kaum vorhanden, der Preis der Fahrzeuge viel zu hoch.

Bratzel sieht die Hauptaufgabe darin, mit staatlicher Förderung die Kernkomponente der Fahrzeuge weiter-zuentwickeln: die Batterie. In spätestens zehn Jahren sollte sie mindestens 500 Kilometer durchhalten und dann nur noch einen Bruchteil der heutigen Akkus kos-

ten. Batterie-elektrische Pkw könnten dann fürs gleiche Geld wie Autos mit Verbrennungsmotor zu haben sein, und ohne großen Komfortverlust genutzt werden.

Intelligent fördernDoch kann das nur ein Mosaikstein in einer Industrie-politik sein, die sich ganz auf neue Mobilitätslösungen ausrichtet. Gefragt ist eine intelligente Förderung nicht nur von Pkw, sondern von allen elektrisch angetriebe-nen Fahrzeugen: also auch Eisen- und Straßenbahnen, Lastenfahrrädern, Lieferfahrzeugen und Bussen, die per Oberleitung mit Strom versorgt werden.

Im innerstädtischen Verkehr müssen für jede City maßgeschneiderte Lösungen gefunden werden, um die Verkehrssysteme bestmöglich zu verzahnen. Das kann die Förderung von E-Carsharing und E-Taxis sein, um den öffentlichen Nahverkehr zu ergänzen. Oder die Ausweisung von Zonen, wo nur Stromer und Fahrräder fahren dürfen.

Bei Kaufprämien für Pkw reicht es nicht, blind alle Autos mit elektrischem Antrieb zu subventionieren, wie es die Bundesregierung derzeit diskutiert. Das nämlich hieße, dass es auch für die Mercedes-S-Klasse in der Plug-in-Hybrid-Variante (Elektro- und Verbren-nungsmotor nebst Steckdose) Geld vom Staat gäbe – für ein Auto, das auf der Straße weit mehr als zehn Liter pro 100 Kilometer schluckt!

Die Förderung muss überdies an fortschrittliche Fahrzeugkonzepte geknüpft werden: an Elektroautos, die sehr viel leichter und zugleich sparsamer sind. Finanzieren müssen dies die Fahrer der Spritfresser – über eine deutlich höhere Kfz-Steuer für die PS-starken Limousinen und Pseudo-Geländewagen.

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Mit Strom gemeinsam mobilElektrisches Carsharing – so können Autos auch in der Stadt eine Zukunft haben.

Der AutorFrank-Thomas Wenzel ist Wirtschafts-korrespondent der Dumont-Haupt-stadtredaktion.

Eine Million Elektroautos sollen in fünf Jahren über unsere Straßen rollen. Von diesem Ziel ist die Bundesregierung meilenweit entfernt. An einer Förderoffensive führt kein Weg vorbei.

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Ich bin in einem hessischen Dorf aufgewachsen, weit entfernt von jeder größeren Stadt. Das einzige öffent-

liche Verkehrsmittel war der Schulbus. Und die meisten Wege waren zu lang, um sie mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen. Ein Alltag ohne Auto war dort also schlecht möglich. Aus Mangel an Alternativen hatte das Auto einen hohen Stellenwert. Etliche von uns mach-ten gleich mit 17 oder 18 den Führerschein, um endlich mobil zu sein.

Ein eigenes Auto kauften dennoch die Wenigsten. Viele wollten ihr Geld lieber für andere Sachen sparen. Sie nutzten das Auto der Eltern oder das von Bekann-ten, soweit es möglich war. Der Zugriff auf ein Auto blieb aber wichtig. Selbstständigkeit und Unabhängig-keit sind auf dem Land damit verbunden.

Lieber ohne Auto unterwegs Mittlerweile lebe ich in Stadtnähe. Ein Auto nutzt in meinem Umfeld fast niemand mehr. Denn die Alterna-tiven sind vielfältig: Busse und Bahnen fahren regelmä-ßig, mit dem Fahrrad komme ich sowieso fast überall hin. Ob auf dem Rad oder mit den Öffent lichen – meist finde ich es deutlich angenehmer, mich nicht im Auto durch die Stadt bewegen zu müssen. Volle Fahrrad-ständer bestimmen hier den Alltag junger Menschen mehr als die Suche nach einem Parkplatz.

Frage ich meine Eltern, wie sie in ihrer Jugend mobil wurden, erzählen sie stolz vom ersten Mofa (natürlich getunt!) und dem ersten Auto, an das sie sich noch mit jedem Detail erinnern. Mit leuchtenden Augen denken sie zurück an den tollen Moment, als sie es endlich hat-ten. So früh wie möglich musste damals der Führer-schein her, und dann am besten gleich ein Auto. Selbst

wenn dieses erste eigene Auto aus dritter Hand war und schon ordentlich klapperte – der Generation meiner Eltern (und wohl auch der meiner Großeltern) galt es noch als echtes Statussymbol.

Pragmatisches VerhältnisDiesen Wert hat das Auto in meiner Generation – zu-mindest in meinem Umfeld – inzwischen gründlich verloren. Wenn es bei uns um Autos geht, ist die Sicht-weise viel pragmatischer geworden. Der Nutzen steht im Vordergrund. Und an ein eigenes Auto wird erst ge-dacht, wenn es wirklich unverzichtbar erscheint.

Doch werde ich denn je ein eigenes Auto brauchen? Wer auf ein Auto angewiesen ist, hat ja zum Glück die Wahl: Alternativen wie Carsharing oder Mitfahrgele-genheiten nutzen heute viele meiner Freunde.

Und wie so viele meiner Freunde habe auch ich bis-her noch keinen Führerschein. Ich werde damit sicher-lich so lange warten, wie ich auch ohne Auto gut mobil sein kann.

Wenn ich die mit Autos überfüllten Innenstädte be-trachte und den ganzen Stress und die schlechte Luft deswegen – da hoffe ich doch, selbst noch viele Jahre auf ein Auto verzichten zu können.

Früh übt sich …Die Zeiten, da man sich so stolz mit seinem ersten Auto präsentierte, sind schon ein Weilchen vorbei.

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Die AutorinDie 20-jährige Carolin Lotter studiert Wirt-schaftsinge-nieurwesen in Darmstadt und engagiert sich im Vorstand der BUNDjugend.

Eigenes Auto?

Kein Muss mehr

Das Durchschnittsalter derer, die in Deutsch-land noch Neuwagen kaufen, steigt unauf-hörlich. Für junge Menschen verliert das (eigene) Auto schleichend an Attraktivität, immer häufiger verzichten sie gar auf den Führerschein. Ein Erfahrungsbericht.

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Natur+Umwelt: Wie kann man diese Veränderungen in Einklang bringen mit dem Wunsch der Beschäftig-ten nach einem sicheren Arbeitsplatz und angemes-sener Bezahlung? Hat die IG Metall hierzu schon Konversionsstrategien entwickelt?Jürgen Wechsler: Zunächst muss man sagen: Wir sind absolut dafür, dass wir zu weniger Ausstoß von Treib-hausgasen kommen. Wir müssen aber dafür sorgen, dass die Fragen nach dem Schutz der Umwelt zusam-men mit der sozialen Frage geklärt werden.

Gesetzlich vorgeschriebene Grenzwerte müssen eingehalten werden. Was bei VW hinsichtlich der Ma-nipulationen gelaufen ist, das geht so nicht! Wir unter-stützen deshalb auch neue Messverfahren im Echt-betrieb. Es ist auch notwendig, dass wir technologisch komplett neue Wege gehen. Daher unterstützen wir ausdrücklich die Elektromobilität. Auch über andere Antriebe wie Wasserstoff oder Gas wird man nachden-ken müssen. Wir wissen bei der IG Metall, dass das große Auswirkungen auf die Arbeitsplätze haben wird. Unsere Forderung ist deshalb: Die Herstellung neuer Technologien muss bei uns in Deutschland stattfinden. Die Batterie zum Beispiel ist eine Kerntechnologie der Zukunft, wird aber fast nur in asiatischen Ländern und bei Tesla jetzt auch in den USA produziert. Wir wollen, dass solche zukunftstechnologischen Schlüsselele-mente hier in Bayern hergestellt werden.

Welche Perspektive sehen Sie für die Beschäftigten in der bayerischen Autoindustrie in 30 Jahren?Ich glaube, dass individuelle Mobilität in 30 Jahren weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird, neben einem breit ausgebauten Angebot an öffentlichem Per-sonentransport. Der Verkehr der Zukunft wird stärker elektrogetrieben sein: In den Städten werden vor allem Elektroautos unterwegs sein, die in 30 Jahren eine Reichweite von 400 bis 500 Kilometern haben werden. Es wird aber noch Verbrennungsmotoren geben. Die entscheidende Frage ist: Wie viele Arbeitsplätze wird es noch geben? Um einen Elektromotor zu bauen, braucht man weniger Arbeitskräfte; er besteht aus 30 bis 40 Komponenten, ein Verbrennungsmotor mit Getriebe aus etwa 250 Komponenten. Noch nicht abzusehen sind die Einflüsse der Digitalisierung. Vielleicht wird es führerlose Fahrzeuge geben, was Arbeitsplätze im IT-Bereich schafft, aber das ist natürlich eine ganz andere Art von Arbeit als einen Kolben zu gießen. Wir arbeiten mit aller Kraft daran, dass die Produktion der Auto-mobil- und Zulieferindustrie weiterhin hier in Bayern stattfindet.

Was bedeutet umweltgerechte Mobilität für die Beschäftigten in der Autoindustrie?Am Ende des Tages läuft es auf einen Kompromiss hin-aus. Ich bin stolz, dass wir da seit Jahren gut mit dem BUND Naturschutz zusammenarbeiten, zum Beispiel im Leuchtturmprojekt in Schweinfurt. Es ist auch eine Aufgabe der Gewerkschaften, Unternehmen zu sagen: Wir müssen den Weg zu neuen Technologien finden. Die Umweltbewegungen müssen aber akzeptieren, dass es bei Technologieveränderungen zwangsläufig Übergangsphasen gibt. Es bringt zum Beispiel nichts, jetzt die sofortige Abschaffung des Dieselmotors zu for-dern. Stattdessen sollte man über eine staatliche Förde-rung für den Kauf von Elektroautos nachdenken. Als IG Metall müssen wir den Spagat schaffen zwischen Um-weltschutz und dem Erhalt von Arbeitsplätzen. Diese beiden Pole müssen wir zusammenbringen.Das Interview führte Luise Frank.

Wie steht die IG Metall zu Forderungen nach einer Verkehrswende?

»Technologisch komplett neue Wege gehen« Bis zu 300 000 Arbeitsplätze

hängen allein in Bayern direkt oder indirekt von der Automobil- und Zulieferindustrie ab. Was bedeuten Klimaschutzziele und die Forderun-gen nach einer Verkehrswende für die vielen Beschäftigten? Wie sol-len die Veränderungen aus Sicht der Arbeitnehmer in dieser Branche gestaltet werden? Wir fragten nach bei Jürgen Wechsler, Bezirksleiter der IG Metall Bayern.

Mehr zum Leuchtturmprojekt Schweinfurt unter www.igmetall- bayern.de

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[1-16] Natur + Umwelt BN-Magazin 21

Die größte Gefahr für die alten Streuobstwiesen sind ökonomische Erwägungen. Denn diese Obstwie-

sen machen viel Arbeit und bringen wenig. Deshalb betreibt die BN-Kreisgruppe Lindau seit vielen Jahren gemeinsam mit dem Safthersteller Lindauer Bodensee-Fruchtsäfte GmbH ein Programm zur Erzeugung und Vermarktung von Apfelsaft aus regionalen Streuobst-wiesen. So trägt sie dazu bei, dass die Eigentümer einen wirtschaftlichen Nutzen von ihren Obstwiesen haben, denn für das Obst aus den vertraglich gebundenen Streuobstwiesen gibt es einen höheren Preis als für konventionelles Obst. Im Gegenzug verpflichten sich die Landwirte, ihre Streuobstwiesen zu pflegen, nach-zupflanzen und nicht chemisch zu spritzen und zu düngen.

Rückzugsraum für viele TiereFür Naturfreunde sind diese »Paradiese aus Menschen-hand« ein Lichtblick in dem ansonsten von intensivem Obstbau geprägten Hinterland des Bodensees: ein Rückzugsraum für Vögel, Insekten, Wiesenblumen und allerhand Kleingetier. Zugleich sind die alten Bäume eine Attraktion für den Fremdenverkehr. Mit dem Landkreis Lindau und der Regionalentwicklung hat die Kreisgruppe Lindau einen Streuobst-Wanderführer mit sieben Wanderungen herausgebracht, die zur Baum-

blüte Ende April, Anfang Mai die größte Pracht aufbie-ten, aber zu jeder Jahreszeit Freude machen: Im Som-mer spenden ihre Kronen Schatten, im Herbst leuchten die Früchte und im Winter heben sich die knorrigen Äste markant vom Himmel ab.

Eine Kostprobe ist der Weg Nr. 2 rund um Oberreit-nau im Hinterland des Bodensees. Er führt uns gleich vom Ortskern durch die Hepachstraße auf den Hang-nach, einen Moränenhügel, Drumlin genannt, der uns einen weiten Ausblick in alle Himmelsrichtungen er-möglicht. Nach ausgiebigem Rundblick folgen wir dem Weg hangabwärts nach Norden, zweigen aber bei nächster Gelegenheit nach rechts auf einen Feldweg ab, der uns an den Ortsrand von Oberreitnau zurück führt, und biegen dort wieder nach Norden auf eine geteerte Gemeindestraße in Richtung Humbertsweiler ab. Vor Humbertsweiler und seinen eindrucksvollen Bauernhäusern schwenken wir wieder nach rechts und erreichen bald eine Fahrstraße, über die wir den Weg nach Oberreitnau abkürzen könnten. Geradeaus geht es weiter Richtung Lattenweiler, doch ein Stück vor dem Ort biegt unser markierter Streuobstwanderweg an einer Infotafel von dem Fahrweg nach rechts ab und führt zwischen Gärten hindurch zur Staatsstraße 2374, die wir leicht nach rechts versetzt überqueren.

Von da geht es durch einen Wald entlang Oberreit-nauer Ach nach Höhenreute, wo wir links am Hang ebenfalls eine alte Streuobstwiese antreffen. Weiter geht es auf einer Teerstraße über die Bahnbrücke und nach etwa 500 Metern nach links durch ein Wäldchen zum idyllischen Aspachweiher. Wo wir den Wald ver-lassen, biegen wir gleich scharf nach rechts ab und keh-ren an Pferdekoppeln vorbei nach Oberreitnau zurück.Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

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PrachtvollZur Blütezeit sind die Streuobstwiesenwege um Lindau wie hier bei Reitnau ein besonders schöner Anblick.

Den Streuobst-Wanderführer sowie eine Beschreibung von Weg Nr. 2 samt Kartenausschnitt gibt es auf www.lindau.bund-naturschutz.de/projekte/streuobst-wege.html

Ausgangspunkt: Oberreitnau bei Lindau, Parkplatz am FreizeitzentrumLänge/Gehzeit: 8,1 Kilometer, etwa 2,5 Stunden Höhenunterschied: ca. 200 MeterWegcharakter: Feldwege, Steige und geteerte Nebenstraßen

Gerettete Landschaften entdecken

Im BlütenmeerFrüher hatte fast jeder Bauernhof seine Streuobstwiese: zur Selbstversorgung mit Obst, Säften, Most, Marmelade, Dörrobst, Obstbränden und Einstreu für den Stall. Mittlerweile sind sie selten geworden, aber es gibt sie noch. Und wie die Kreisgruppe Lindau arbeiten viele Kreis- und Orts-gruppen gemeinsam mit Landwirten und Behörden an ihrer Erhaltung mit.

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22 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Im April und Mai hat der Korbblütler dann sei-nen ganz großen Auftritt, wenn er viele Wie-

sen mit einem gelben Teppich überzieht. Nach der Blüte, die Insekten reichlich Pollen und Nektar bie-

tet, verwandeln sich die Blütenköpfe in silbrigweiße, federige Kugeln. Die vielen kleinen Früchte tragen einen Schopf feiner weißer Haare (Pappus), an dem sie sich vom Wind lösen und forttreiben lassen.

Die deutschen Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts empfehlen »Pfaffenröhrlein« oder »Körbelkraut« unter anderem gegen Magen- und Leberleiden. In der mo-dernen Phytotherapie verwendet man Zubereitungen aus Wurzel mit Kraut bei Verdauungsbeschwerden, Störungen des Gallenflusses und zur Anregung der Harnausscheidung. Achtung! Lassen Sie sich vor einer arzneilichen Anwendung fachlich beraten.

Junge Blätter der Milchsaft führenden Pflanze schätzt man in der Wildkräuter-Küche in Salaten, etwa im Kartoffelsalat, zusammen mit milder schmecken-den Kräutern auch als Wildgemüse. Die lange, dicke Pfahlwurzel diente – zerkleinert, getrocknet, geröstet

und gemahlen – als Kaffee-Ersatz. Löwenzahn-Sirup (siehe Kasten) entsteht aus den Blütenköpfen, deren Knospen lassen sich als Kapern-Ersatz einlegen. Ach-tung! Löwenzahn nicht in größeren Mengen verzehren. Reizung im Magen-Darm-Trakt sowie allergische Reak-tionen bei Hautkontakt, insbesondere mit dem Milch-saft, sind möglich.

Kinder mögen die Orakel-Pflanze: Wer alle Früchte der »Pusteblume« auf einmal fortblasen kann, ist ein Glückskind oder ein Engel. Bleiben noch einige Früch-te stehen, so ist man ein Teufel. So viele Früchte wie auf einmal wegfliegen, so viele Jahre lebt man noch oder dauert es bis zur Hochzeit. Ist nach dem Ausblasen der Fruchtboden weiß, so ist einem der Himmel sicher, ist er schwarz, wartet die Hölle, hat er dunkle Flecken, so steht das Fegefeuer bevor.

Aus den Stängeln wurden Ketten gebastelt, sie dien-ten als Pfeifen, Blasrohre und Saughalme. Ins Haus allerdings, so ein alter Kinderglaube, soll man den Lö-wenzahn nicht bringen, denn dann droht Bettnässen. Volksnamen wie »Bettseicher« zielen auf die harntrei-bende Wirkung.

Früher gab es die durch Löwenzahn einheitlich gelb gefärbten Frühjahrswiesen nicht oder viel seltener. Intensive Düngung, Bodenverdichtung sowie frühzei-tiges und häufiges Mähen benachteiligen viele Wiesen-blumen, fördern aber den Löwenzahn, der zudem nach der Mahd rasch wieder austreiben kann und so auch dem Tritt des Weideviehs trotzt. Der BUND Naturschutz wünscht eine Kombinati-on von intensiv und extensiv genutz-ten Grünlandstandorten und emp-fiehlt, in den Hausgärten, die meist keinem Produktionsdruck unterlie-gen, dem Löwenzahn nicht mit Ausstechen oder Gifteinsatz zu Leibe zu rücken, sondern mög-lichst viel Rasenfläche in unge-düngte Blumenwiese zu ver-wandeln und so die Wiesen-blumenvielfalt und zugleich viele Tierarten zu fördern.

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Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.

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Gewöhnlicher LöwenzahnAn den ersten sonnigen Frühlings-

tagen öffnet der Gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum officinale)

seine großen Blütenköpfe und setzt heitere Farbakzente in ergrünende

Wiesen, Weiden, Rasen und Brachflächen, an Weg- und

Straßenränder, in Gärten, Mauer- und Pflasterritzen.

Buchtipp: Alte Nutzpflanzen wieder entdeckt – Traditionelles Wissen für den AlltagIn ihrem Buch beschreibt unsere Autorin Dr. Gertrud Scherf die

60 wichtigsten heimischen Nutzpflanzen. Sie erklärt vielfältige Verwendungsmöglichkeiten: zum Färben, Putzen, Schreiben, Spinnen oder in der Schädlings-bekämpfung.BLV-Verlag, 19,99 Euro, erhältlich im Buchhandel und bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23-99 95 70 oder per Mail an: [email protected]

Löwenzahn-Sirup▪ 2 gehäufte Handvoll Blütenköpfe (ohne Stängel

und äußere grüne Hüllblätter), ausschütteln, vorsichtig abbrausen.

▪ Mit 750 ml Wasser übergießen, 2 bis 3 Stunden zugedeckt stehen lassen.

▪ Wasser mit Blütenköpfen aufkochen, 15 Minuten köcheln lassen, durch ein Tuch filtern.

▪ Filtrat mit 750 g Zucker sowie Saft einer Zitrone vermischen, unter Rühren zu Sirup einkochen.

▪ Heiß in Schraubdeckelgläser füllen, sofort ver-schließen.

▪ »Löwenzahn-Honig« schmeckt auf Brot oder als Süßungsmittel etwa in Tee, Müsli und Desserts.

Page 23: Natur+Umwelt 1-2016

Seit rund 25 Jahren betreut der BUND den geschützten Dannauer See in der Holsteini-schen Schweiz gemeinsam mit der angrenzenden Ortschaft Dannau und dem örtlichen Naturschutzverein. Ein ur-sprünglich abgetrennter Zulauf liefert dem flachen See wieder frisches Wasser, sodass der Seeadler hier auf Jagd gehen kann. Der invasive Riesen- Bärenklau konnte soweit zu-rückgedrängt werden, dass in den Uferwiesen heute wieder Sumpfdotterblumen, Primeln und Knabenkräuter blühen.

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24 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Natur+Umwelt: Die Grünen wollen sich 2016 intensiv mit dem Alpenraum beschäftigen. Welchen Bergtourismus wollen die Grünen?Ludwig Hartmann: In erster Linie wollen wir eine kom-plette Einstellung der Subvention von Schneekanonen und Skiliftanlagen. Der Freistaat Bayern hat seit 2009 mindestens 34 Millionen Euro in die Aufrüstung der Skigebiete gesteckt. Ich kenne keine andere Tourismus-branche, deren Infrastruktur zu einem Drittel von den Steuerzahlern finanziert wird.

Welche Zukunft sehen Sie für die bayerischen Wintersportgebiete?Jeder weiß, dass der Wintersport auf Höhen wie am Sudelfeld bei 800 bis 1500 Metern keine Zukunft hat. Da ist eine ehrliche Debatte mit den Kommunen angesagt.

Sie müssen lernen, die Stärken ihrer Region in den Vordergrund zu stellen. Ein Wettrüsten mit den Skigebieten in Österreich werden wir allemal verlieren. Laut einem Artikel in der Wirtschaftswoche lässt sich eine Liftanlage ohne 100 Tage Schneesicherheit nicht wirt-schaftlich betreiben.

Was können die Alpengemeinden also tun?Sie müssen sich naturverträgliche Konzepte überlegen, die eben nicht auf Schneesicher-heit angewiesen sind. Das heißt in erster Linie, den Sommertourismus wieder zu stär-ken. Garmisch-Partenkirchen ist da ein gutes

Beispiel. Das Dorf ist zwar als Wintersportort europa-weit bekannt, hat aber bereits jetzt im Sommer mehr Übernachtungen und Gäste als im Winter.

Was macht einen guten Sommerurlaubsort in den Alpen aus?Sommer- und Wandertouristen suchen Ruhe und Erholung in den Bergen. Fährt jemand, der Ruhe und Erholung sucht, in eine Region, in der tagsüber der Beschneiungssee gebaut wird, wo der Bagger rumfährt und Wasserrohre für die Schneekanonen legt? Man muss den Regionen deutlich machen, dass beides mit-einander nicht funktionieren wird. Hochgerüstete Ski-

gebiete hinterlassen bleibende Narben in der Land-schaft und stehen dem Sommertourismus im Weg.

Welche Möglichkeiten sehen Sie, um natur-verträglichen Tourismus in den Bergen zu fördern?Die Alpen sollen nicht eingezäunt werden, damit sich niemand mehr dort aufhält. Darum geht es nicht. Ge-wisse Bereiche müssen aber deutlicher geschützt wer-den als bisher. Da kann man ein Biosphärenreservat diskutieren oder auch einen zweiten Nationalpark, bei-spielsweise im Ammergebirge. Und es muss natürlich auch Gebiete für Mountainbiker und Tourengeher geben. Zusammen mit dem Deutschen Alpenverein und seiner Initiative »Skibergsteigen umweltfreund-lich« ist man da auf einem guten Weg, naturverträg-liche Aufstiegsrouten zu markieren.

Und wie kann die Politik Bürgermeister von einer Kehrtwende im Tourismus überzeugen?Wir müssen den Gemeinden Unterstützung bieten für den Umbau ihres Tourismuskonzepts. Hierfür könnten bestehende Förderprogramme – beispielsweise solche, die bisher dem Ausbau von Skigebieten zugute kom-men – umgestellt werden. Ein zweiter Bereich, in dem die Politik ganz konkret tätig werden kann, ist das Bus- und Bahnangebot in den Alpenregionen. Das muss besser werden und darf vor allem am Zielbahnhof nicht aufhören. Wir brauchen Busse direkt in die Wanderge-biete, sodass die Touristen und Tagesgäste problemlos hin- und auch wieder zurückkommen.

Welche Möglichkeiten bietet die Regionalwirtschaft für Alpengemeinden?Da gibt es gute Beispiele, wie das Unternehmen Berch-tesgadener Milch, das mit seiner Bergbauernmilch eine echte Marke etabliert hat und damit höhere Preise er-zielt. Da gibt es noch mehr Potenzial. Früher gab es bei-spielsweise über 400 Käsesorten im Alpenbereich. Man könnte mit der Regionalförderung darauf hinarbeiten, mit hochwertigen Produkten mehr Wertschöpfung zu erzielen. Das wäre auch für den Tourismus positiv. Sol-che Spezialitäten machen eine Region einmalig.Das Interview führte Heidi Tiefenthaler.

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Wintertourismus in den Alpen

Zeit für eine ehrliche Debatte

Ludwig Hartmann... ist der Vorsitzen-de der Fraktion der Grünen im bay-erischen Landtag.

In den Weihnachtsferien 2015 strahlten die Bergwiesen in frischem Grün, sogar für Kunstschnee war es vielerorts zu warm. Der Klimawandel führt die Aufrüstung bayerischer Winter - sport gebiete ad absurdum. N+U fragte den grünen Fraktions - vor sitzenden im Bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann, nach besseren Ideen für einen nachhaltigen Alpentourismus.

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Über die Hälfte der Erneuerbaren Energien in Bay-ern ist heute im Besitz von Bürgergesellschaften

oder Kommunen – die dezentrale »Energiewende von unten« ist erfolgreich und lebt. »Energie in Bürger-hand« bedeutet, dass Privatpersonen, landwirtschaft-liche Unternehmen, Gemeinden oder juristische Personen gemeinsam in Energieanlagen investieren. In Genossenschaften werden Bürgerinnen und Bürger Eigentümer von Energieanlagen und haben demo - kra tische Stimm- und Kontrollrechte. So können die Einwohner »ihre« Energiewende vor Ort aktiv mitge-stalten. Zusätzlich entsteht regionale Wertschöpfung.

Der BUND Naturschutz ist einer der Initiatoren der »Energiewende von unten«: In Oberfranken zum Bei-spiel hat Wolfgang Degelmann, Geschäftsführer des BN in Hof, mit der Kreisgruppe und dann über ein LEADER-Projekt den Verein Energievision Franken-wald initiiert, unter dessen Dach über 20 Bioenergie-dörfer in den Landkreisen Hof, Kronach und Kulmbach entstanden sind.

Bürgerenergie wird politisch2013 hatten das Netzwerk Nordbayerischer Energie-Genossenschaften und das Bündnis Rückenwind zu-sammen mit dem BN mobil gemacht gegen die unsin-nige 10-H-Regel für Windräder. Als politisches Sprach-rohr wurde Anfang 2014 von elf Organisationen das bundesweite Bündnis Bürgerenergie e. V. initiiert. Im selben Jahr gründeten über 20 Energiegenossenschaf-ten den Verein »Bürger-Energie Bayern« e. V. und bün-deln seitdem gemeinsame wirtschaftliche und politi-sche Interessen der bayerischen Energiewirtschaft in Bürgerhand. »Bürger-Energie Bayern« ist zugleich wirt-schaftlich aktiv und bietet »Bavariastrom« aus Bayern, unter dem Motto: »von Ihrer Bürgerenergiegesellschaft vor Ort. Kohle- und Atomkonzerne müssen draußen bleiben.«

Möglich gemacht wurde die Energieerzeugung in Bürgerhand durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) aus dem Jahr 2001. Das Prinzip Anschlussgaran-tie und kostendeckende Vergütung schuf zugleich die wirtschaftlichen Grundlagen der dezentralen Energie-

wende. Aber: Erfolg hat Neider und Gegner. Atom- und Kohlekonzerne fühlen sich von der Bürgerenergie be-droht. Das Bundeswirtschaftsministerium zerschlug die dezentralen Strukturen des Erneuerbare-Energie-Gesetzes in dessen Novellierungen von 2012, 2014 und bald 2016 und engt den Aktionsraum für die dezentrale Bürgerenergie ein: Streichen des Ökostromprivilegs, Umlagen auf Eigenstrom, Ausbaukorridore, zwingende Direktvermarktung und Abschaffung der kostende-ckenden Vergütung – per Ausschreibungen ermittelt nun die Bundesnetzagentur, wer am billigsten anbietet. Die Idee der dezentralen Bürgerenergie war in den 1980er-Jahren aus dem BN heraus entstanden. Bürger-energiegesellschaften haben sie vor Ort umgesetzt. Heute müssen sie die rechtlichen Frei räume für das Ziel »100 Prozent Erneuerbare Energien« politisch er-kämpfen. Der BN fordert deshalb: Die dezentrale Bür-gerenergiewende vor Ort muss gestärkt statt abgewürgt werden. Nur so werden Atom- und Kohleausstieg und echter Klimaschutz realistisch. Richard Mergner, Herbert Barthel (lf )

Unterstützen Sie den Appell des Bündnisses Bürgerenergie für ein gerechtes EEG. www.buendnis-buergerenergie.de

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Energie aus der RegionSpatenstich für das Bio-energiedorf Gundlitz in Oberfranken. Das Projekt wurde von der Energievision Frankenwald e.V. gestartet.

Die AutorenRichard Mergner ist der Landesbe-auftragte, Herbert Barthel der Refe-rent für Energie und Klimaschutz des BN.

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Die »Energiewende von unten« kommt voran

Energie in BürgerhandEtwa 250 Bürgerenergiegenossenschaften gibt es in Bayern. Nach Schätzungen des BN sind bis zu einem Prozent der bayerischen Bevölkerung direkt oder indirekt in Bürgerenergie-gesellschaften beteiligt. Doch die Fortsetzung dieser Erfolgs-geschichte ist in Gefahr.

Page 26: Natur+Umwelt 1-2016

26 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

E r trägt Jeans und Motorradjacke und er hat eine Sense in der Hand. Irgendwie sieht Asmar (22) selt-

sam deplatziert aus auf der struppigen Heidefläche im Süden von Nürnberg. Aber das Sensen geht ihm schon ganz gut von der Hand. Vor eineinhalb Jahren ist der junge Afghane alleine nach Deutschland gekommen. Inzwischen spricht er hervorragend Deutsch und will Bauingenieurwesen oder Medizin studieren. Irmgard, eine ältere Dame, die gerade Äste von der Natur-schutzfläche zieht, nennt ihn »Enkel Nummer 7«. Seit er bei ihr zur Miete wohnt, hat sie ihn unter ihre Fitti-che genommen. Für ihn ist die Biotoppflege eine recht ungewohnte Erfahrung, denn »in Afghanistan ist Natur leider kein Thema«, meint er, »dort ist Krieg«.

Es ist neblig und ungewöhnlich kalt für die Jahres-zeit. »Ideale« Bedingungen also, um Jugendliche zur Arbeit im Freien zu motivieren. Doch Wolfgang Dötsch ficht das nicht an. Der Geschäftsführer der BN-Kreis-

gruppe Nürnberg-Stadt organisiert den »Umweltakti-onstag der Religionen«, seit es ihn gibt und hat schon zu viel erlebt, um sich vom Wetter aus der Ruhe brin-gen zu lassen. Unverdrossen gibt er Anweisungen, be-grüßt Neuankömmlinge und teilt Werkzeug aus. 40 bis 50 Leute arbeiten inzwischen auf der herbstlichen Heidefläche, die der BN 2005 mithilfe des Bayerischen Naturschutzfonds gekauft hat. Die Aktiven sorgen dafür, dass einmal im Jahr gemäht wird und der Sand-magerrasen genug Licht und Wärme bekommt. Jetzt im Herbst sieht man der Fläche gar nicht an, dass sie 40 geschützte Tier- und Pflanzenarten beherbergt.

Begegnung zwischen Muslimen und ChristenWenn es in einer Stadt naheliegt, das Engagement für die Natur mit dem interkonfessionellen Dialog zu ver-binden, dann sicher in Nürnberg. Im Jahr 2014 hatten 41,9 Prozent der Nürnberger einen Migrationshinter-

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Selfie mit Esel Bei den Teenagern war der Eselbesuch eine der Attrak-tionen des Tages.

BrückenbauerWolfgang Dötsch, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, organisiert den »Umweltaktionstag der Religionen«.

Ehrenamt im BUND Naturschutz

Grüne Brücken bauen

Vor sechs Jahren, lange bevor das Flüchtlingsthema alle Titelseiten beherrschte, fingen Christen

und Muslime in Nürnberg an, gemeinsam Biotope zu pflegen. Sie mähten Wiesen, pflanzten Bäume,

sammelten Abfall ein – und bauten so grüne Brücken von einer Religion zur anderen. Unsere Autorin

Heidi Tiefenthaler hat sich im Herbst 2015 zu den Multi-Kulti-Naturschützern gesellt.

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[1-16] Natur + Umwelt BN-Magazin 27

sie sagen. Ich bin erstaunt, dass Camiles Haar unbe-deckt ist. Sie lacht nur und sagt, man könne sehr gut überzeugte Muslimin sein und kein Kopftuch tragen.Deutlich weniger Enthusiasmus macht sich bei Alina und Laura breit. Die zwei Dreizehnjährigen stochern mit ihren Rechen lustlos in der Wiese herum. Sie sind Konfirmandinnen und zum ersten Mal dabei. »An-strengend und ein bisschen langweilig« finden sie die Aktion. Sie seien eben doch eher Stadtkinder. Und mitten in der Pubertät, denke ich. Also wenig über-raschend, dass sie an der Arbeit im Freien, an schmut-zigen Händen und Gummistiefeln nicht wirklich Freude haben.

Ein Stück weiter werkeln ein paar kleinere Jungs mit Astscheren vor sich hin. Niklas findet die Aktion »eigentlich cool«. Bloß blöd, dass sie an einem Sams-tag stattfindet. Da hat er normalerweise Fußball. Der Freund an seiner Seite findet alles doof, er wäre jetzt lieber drin im Warmen. Sagt’s, und hängt sich beim Abkneifen der dicksten Äste voll rein.

Andere Länder, andere SittenNach etwa einer Stunde Sensen sind meine Arme lahm. Morgen wird sich dort ein fetter Muskelkater be-merkbar machen. Die Fläche ist größtenteils gemäht, Mädchen und Jungs ziehen die letzten Haufen von ab-geschnittenem Gras auf Planen zum Traktor. Die ers-ten Jugendlichen trollen sich Richtung Mittagsplatz, wo die Gemeinden in Teamarbeit Köfte – eine Art Fri-kadellen – Fladenbrot, Salat und Kuchen vorbereitet haben. Eine Handvoll Leute von der Christuskirche hat

einen Stand zum Bogenschießen aufgebaut. Der ehe-malige Pfarrer der Gemeinde, ein Missionarskind aus Papua-Neuguinea, hat es seinen Schäfchen beige-bracht. Bogenschießen lernt in Papua-Neuguinea jedes Kind. Der Pfarrer ist längst nicht mehr in der Gemeinde, aber die Bogenschießgruppe besteht nach wie vor. »Andere Länder, andere Sitten«, denke ich. Und schaue zu, wie eine resolute ältere Dame dem jungen Imam geduldig erklärt, wie der Pfeil auf der Sehne liegen muss.

Ob sich durch die Aktion Freundschaften unter den jungen Muslimen und Christen ergeben? Wolfgang Dötsch lacht: »Diese Frage gehört in den Bereich der Orakelkunst.« Wichtig sei das Vorbild der Erwachse-nen, meint er. Wenn Kinder merken, dass Eltern und Leitungspersonen offen, unverkrampft und vor allem gleichberechtigt, auf Augenhöhe und mit Respekt Muslimen gegenübertreten, folgen sie diesem Beispiel ganz unbewusst, davon ist er überzeugt. »Meine Kin-der haben zumindest alle gute muslimische Freunde und das ist auch in einer bunten Großstadt eher unge-wöhnlich.«

grund. »Wir wollten neue Wege gehen, um mehr Menschen für die Natur zu begeistern«, sagt Wolfgang Dötsch. »Wenn der Umweltschutz in der Mitte der Gesellschaft bleiben will, sollte er sich gegenüber kooperationsbereiten Migranten öffnen.« Trotzdem ist die Nürnberger Initiative wohl eher so etwas wie ein Pionierunternehmen. Wolfgang Dötsch zumindest kennt keine ähnliche Veranstaltung.

Den Anstoß zum Umweltaktionstag hat vor einigen Jahren Silvia Wagner, Pfarrerin der evangelischen Kirche St. Markus, gegeben. Inzwischen sind zwei evangelische und drei muslimische Gemeinden sowie eine baptistische Kirche der Nürnberger Südstadt mit

dabei. Die »Brücke-Köprü«, eine Organisation für die Begegnung von Christen und Muslimen, unterstützt die Aktion. Und so treffen sich einmal im Jahr Pfarre-rinnen, Pfarrer, Imame und Gemeindemitglieder der verschiedenen Kirchen und Moscheen, BN-Aktive, Schüler und Konfirmanden, um der Natur gemeinsam etwas Gutes zu tun – wie auch immer deren »Schöp-fer« ihrer Meinung nach heißen mag.

Ludwig Wiedenhofer, wahrscheinlich der Älteste unter den Teilnehmern, ist dieses Jahr der »Sensen-meister«. Seit 30 Jahren ist er beim BN aktiv. Den Schleifstein wie einen Colt lässig an die Hüfte gebun-den, erklärt er den Jungs, wie sie mit der Sense umge-hen sollen. Breitbeinig stehen, die Drehung aus der Hüfte heraus, nicht aus den Armen. »Die werden sonst zu schnell müde.« Jungs und Mädchen nehmen Sen-sen und Rechen von den Werkzeughaufen und Ludwig hat ein wachsames Auge auf all jene, die mit scharfem Gerät Richtung Wiese trotten. Er findet es gut, dass die jungen Leute hier herauskommen und miteinander arbeiten. »Wenn ma mitanand redt, dann rauft ma ned«, meint er.

Dabei sein und sich einbringenIn einiger Entfernung arbeitet ein dunkelhäutiger Mann mit BN-Schirmmütze vor sich hin. Sajid Qureshi lebt seit 30 Jahren in Deutschland und arbeitet als Übersetzer für das Bundesamt für Migration. »Viel Arbeit zurzeit«, erzählt er. Für ihn ist es selbstverständ-licher Teil des Lebens und Glaubens, sich ehrenamt-lich zu engagieren. Das hat er in seiner früheren Heimat Pakistan so gelernt. Schon früh übernehmen die Kinder dort kleine Dienste für die Gemeinschaft.

Ähnlich sehen das Dhia Harny (20) aus Indonesien und Camile Lazri (22), deren Eltern aus Mazedonien kommen. Die Studentinnen haben sich in der musli-mischen Gemeinde kennengelernt und nehmen an der BN-Aktion freiwillig teil, um sich einzubringen, wie

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen

Naturschutzaktionen in ganz Bayern.

Teil des LebensSajid Qureshi engagiert sich seit 30 Jahren ehrenamtlich in Deutschland. Das ist fester Bestandteil seines Glaubens.

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Haidmühle ist erste »Modellgemeinde am Grünen Band Europa«Der BUND Naturschutz zeichnete im November die Ge-

meinde Haidmühle im Bayerischen Wald als erste »Mo-dellgemeinde am Grünen Band Europa« aus, dem 12 500 Kilo-meter langen ehemaligen Eisernen Vorhang. Die Gemeinde setzt sich seit Jahren in herausragender Weise für Erhalt und Entwicklung der »Bischofsreuter Waldhufen« ein, eine der faunistisch und botanisch bedeutsamsten Mittelgebirgsland-schaften Deutschlands. »Die Menschen in Haidmühle zeigen, wie gelebter Natur- und Kulturlandschaftsschutz funktioniert. Hieraus entwickelte sich ein vielfältiges Engagement, von der Biotoppflege bis zur kreativen künstlerischen Auseinander-setzung mit der heimatlichen Geschichte. Haidmühle hat Vorbildfunktion für andere Gemeinden entlang des Grünen Bandes«, erklärte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger anläss-lich der Auszeichnung.

Donaukongress diskutiert HochwasserschutzZwei Jahre nach dem verheerenden Hochwasser er-

örterten die Teilnehmer des 24. Donaukongresses im Dezember 2015 in Niederalteich verschiedenen Pro-jekte und Lösungen des Hochwasserschutzes. Dabei gab es einen Überblick über das Hochwasserschutz-konzept 2020plus der Bayerischen Staatsregierung. Ein besonderer  Fokus lag auch auf dem natürlichen und dezentralen Hochwasserschutz. Am zweiten Kongres-stag befasste sich eine prominent besetzte Runde mit den Themen Donau-Ausbau und Hochwasserschutz. Unter der Leitung von Christian Schneider diskutierten die Stephansposchiner CSU-Bürgermeisterin Jutta Staudinger, MdB Rita Hagl-Kehl (SPD), die Landtags-abgeordneten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Rosi Steinberger (Grüne) sowie   Stefan Hölzl (Linke) und der BN-Vorsitzende Hubert Weiger.

Wildkatze erobert Bayern zurückSeit 2012 suchen inzwischen rund 700 enga-

gierte Bürger jedes Jahr nach einem der sel-tensten bayerischen Waldbewohner: der Wild-katze. Der bayerische Forstminister Helmut Brunner und der BN-Vorsitzende Hubert Wei-ger stellten die sehr erfreulichen Ergebnisse

des Jahres 2015 Ende November vor: Demnach breitet sich die Wildkatze von Nordbayern immer weiter nach Süden aus. In Bayern rech-nen die Experten des BUND Naturschutz aktu-ell mit circa 500 Tieren. Bei der Suche nach der scheuen Katze werden »Lockstöcke« im Wald mit Baldrian eingesprüht. Wildkatzen lieben den Baldriangeruch und reiben sich an den rauen Stöcken, so dass Haare daran hängen bleiben, die anschließend genetisch unter-sucht werden. Die Rückkehr der Wildkatze ist dabei gerade auch ein Erfolg der in den 1980er-Jahren gestarteten BN-Wiedereinbürgerungs-aktion. Den ehrenamtlichen »Wildkatzende-tektiven« gebührt großer Dank!

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Bayerns Schattenseite: Flächenverbrauch ohne Ende?Bayern ist Spitzenreiter im Flächenverbrauch. Täglich

verschwinden circa 18 Hektar unter Beton und Asphalt. Städte und Gemeinden übertrumpfen sich in der Auswei-sung von Gewerbegebieten, die Zersiedelung geht immer weiter, neue und ausgebaute Verkehrswege zerschneiden die Landschaft. Der Fotograf Robert Schlaug dokumentiert diese Schattenseite des Freistaats in einem neuen Bild-band. Ohne Aufdringlichkeit und belehrende Kommenta-re zeigt er 128 Ansichten des alltäglichen und banalen Bay-erns. Der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner ergänzt den Bildteil durch eine Einführung in die Thematik, be-nennt Ursachen und Folgen der Entwicklung, zeigt aber auch Lösungsmöglichkeiten auf. Robert Schlaug: Bayerns Schattenseite, Verlag Ph. C. W. Schmidt, 148 Seiten, 29,90 Euro

Das Geschäft mit dem SchneeObwohl sich der Klimawandel immer

stärker bemerkbar macht, setzt man in den Alpen weiter auf Kunstschnee. Mit Kapazitätssteigerungen, Neuerschließun-gen und mehr Pistenkilometern erhofft man sich einen Wettbewerbsvorteil in einem stagnierenden Markt. Wie gnaden-los dieser Wettbewerb und das Geschäft mit dem Schnee inzwischen sind, zeigt eine neue Studie des BUND Naturschutz und der Gesellschaft für ökologische For-schung. »Gerade die bayerischen Kommu-nen können diesen ruinösen Wettbewerb nicht gewinnen. Sie brauchen Tourismus-Konzepte, die ohne Schnee auskommen. Je mehr sie jetzt in Schneekanonen inves-tieren, desto mehr Geld fehlt ihnen für diese Konzepte. Den Profit mit den Schneekanonen machen andere, nicht die Kommunen«, erklärt der BN-Landesbe-auftragte Richard Mergner. Die Studie ana-lysiert eingehend Gewinner und Verlierer. Die Studie zum Herunterladen: www.bund-naturschutz.de/alpen/aktuelles

Bürger fordern bei CSU-Parteitag: TTIP und CETA ablehnen!A llein in Bayern haben rund 400 000 Menschen gegen TTIP und

CETA unterschrieben – mehr als in jeder anderen Region Euro-pas. Ein großartiger Erfolg – vielen Dank an alle Unterzeichner! Die Unterschriften wurden Ende November beim CSU-Parteitag in München an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt über geben. Dabei forderten zahlreiche Bürger die CSU mit einer Pro-testaktion auf, die umstrittenen Handels- und Investitionsabkommen TTIP und CETA abzulehnen. »Wir appellieren an die CSU-Delegier-ten, TTIP und CETA endlich eine Absage zu erteilen, damit Klima-schutz und Gentechnikfreiheit in Bayern und ein fairer Welthandel nicht auf der Strecke bleiben«, erklärte das BN-Vorstandsmitglied Christian Hierneis bei der Aktion.

Jagdverbands- präsident stellt sich gegen Luchs, Wolf und BärIm November erklärte Jürgen

Vocke, der Präsident des Bayeri-schen Jagdverbandes (BJV), bei einer Veranstaltung in Kulmbach, in Bayern sei kein Platz für Luchse, Wölfe und Bären. Unter anderem

schürte Vocke dabei Furcht vor dem Wolf. Die Äußerungen spiegelten jedoch ein voll-kommen überholtes Denken wider und entbehrten jeder fachlichen Grundlage. Vockes Erklärungen widersprachen auch den Naturschutzgesetzen, denn Luchs, Wolf und Bär sind streng geschützt. Es steht dem Jagdverbandspräsidenten daher auch nicht zu, darüber zu urteilen, ob diese Tiere wieder nach Bayern zurückkehren sollen oder nicht. Zudem konterkarierte der Jagdverbandspräsident die Bemühungen unter anderem des BUND Naturschutz und seines eigenen Verbandes, den großen Beute-greifern eine Heimkehr nach Bayern zu ermöglichen. Besonders brisant sind Vockes Äußerungen vor dem Hintergrund der illegalen Luchstötungen im Bayerischen Wald.

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Ihren Namen verdanken die gro-ßen Hühnervögel den befiederten

Füßen, mit denen sie auch auf tie-fem Schnee laufen können. Das ist jedoch nur eine der Besonderhei-ten, mit denen sich Raufußhühner an ihre oft extremen Lebensräume angepasst haben. Auf der gesamten Nordhalbkugel gibt es 17 Arten von ihnen. In Bayern kommen vier vor: das Auerhuhn (Tetrao urogallus), das Birkhuhn (Tetrao tetrix), das Haselhuhn (Bonasa bonasia) und das Alpenschneehuhn (Lagopus muta). Sie leben heute überwiegend in den Alpen, Auerhühner auch noch in deutschen Mittelgebirgen. Birkhühner waren früher ebenfalls in den Mooren des Alpenvorlandes zuhause, verschwanden dort aber, als die Moore mehr und mehr ge-nutzt wurden.

Überlebensstrategie: Energie sparenWas den Raufußhühnern noch gemeinsam ist: Sie sind menschen-scheu und äußerst störungsemp-findlich. Das hat eine biologische Ursache. Die großen Hühnervögel müssen regelmäßig Nahrung auf-nehmen, um ihren Organismus »am Laufen« zu halten. Im Winter stehen ihnen dafür hauptsächlich Nadeln von Fichten, Tannen und Kiefern sowie Knospen zur Verfügung. Eine schwer verdauliche und recht nähr-stoffarme Kost. Um damit einen harten Winter im Hochgebirge zu überleben, müssen Raufußhühner extrem gut mit ihren Kräften haus-halten. Birk- und Schneehühner richten sich deshalb im Winter dort ein, wo sie auf engstem Raum Nah-rung, Deckung vor Fressfeinden sowie Schutz vor Wind und Kälte finden. Sie bevorzugen Bergrücken und -grate, die von Ost nach West verlaufen. Im Pulverschnee des Nordhanges finden sie in selbstge-grabenen Schneehöhlen Schutz vor Kälte und dem Steinadler, ihrem größten Feind. Bei großer Kälte ver-bringen sie dort nicht nur die Nacht,

sondern auch den größten Teil des Tages. Zum Fressen wechseln sie nur kurz über den Kamm auf die Südseite und finden dort im niedri-geren Schnee Nahrung. Diese idea-len Winterlebensräume verlassen sie nur sehr ungern und flüchten deshalb meist nicht weit, was oft fälschlicherweise als Gewöhnung an den Menschen oder Störungen ausgelegt wird. Doch jede noch so kurze Flucht bringt die Energie-bilanz der Tiere durcheinander, schwächt sie und kann zum Ver-hungern führen.

Ausbaupläne bedrohen BirkhuhnIn Bayern haben die schönen Birk-hühner in den vergangenen Jahren oft Schlagzeilen gemacht, weil Aus-baupläne von Skiliftbetreibern immer wieder die ohnehin selten gewordenen Lebensräume der Art bedrohen, so zuletzt am oberbaye-rischen Sudelfeld und aktuell im Allgäu. Dort wollen die Gemeinden Obermaiselstein und Balder-schwang die Skigebiete Riedberger Horn und Grasgehren bei Oberst-dorf mit einer Skischaukel verbin-den. Davon wäre eines der wich-

Das Birkhuhn (Tetrao tetrix)Klasse: Vögel (Aves)Ordnung: Hühnervögel (Galliformes) Familie: Raufußhühner (Tetraonidae)Status: in Bayern vom Aussterben bedrohtSchutzstatus: streng geschützt

Skischaukel statt Balztanz?Es gehört großes Glück dazu, einen Blick auf einen

Auer- oder Birkhahn zu erhaschen. Fast unverschämtes Glück muss man schon haben, um einen beim

Balztanz zu beobachten. Die sogenannten Raufuß-hühner sind selten geworden in Bayern. Umso

vehementer verteidigt der BUND Naturschutz ihre letzten intakten Lebensräume – aktuell am

Riedberger Horn.

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und allen anderen Raufußhühnern das Überleben schwer macht. Das gilt nicht nur für Skigebiete und Almen, sondern auch für immer schnellere und breitere Autobah-nen, die immer mehr Natur- und Erholungssuchende in immer ent-legenere Winkel der Alpen bringen. Auch per se »sanfte« Freizeitaktivi-täten wie Wandern, Skibergsteigen und Mountainbiken können durch die schiere Masse der Sportler für die ruhebedürftigen Bergbewohner zum Problem werden.

Doch es gibt bereits erste gute Initiativen, um den zunehmenden Strom von Natursportlern in gute Bahnen zu lenken. So markiert der Deutsche Alpenverein (DAV) inzwi-schen im Gelände naturverträgliche Auf- und Abstiegs- beziehungsweise Abfahrtsrouten für Skitouren- und Schneeschuhgeher sowie Snow-boarder. In den aktuellen DAV- Karten sind diese ebenfalls einge-zeichnet und wichtige Ruhezonen als Tabubereiche markiert. Heidi Tiefenthaler

einen gefährlichen Präzedenzfall zu schaffen. Sogar vonseiten der orts-ansässigen Hotellerie wurden inzwi-schen Stimmen laut, die das Projekt Skischaukel für fragwürdig halten.

Trotzdem konnte sich die Staats-regierung bisher nicht durchringen, das Vorhaben endgültig abzuleh-nen. Noch schwebt also ein Da mok-lesschwert über dem wertvollen Birkhuhn-Lebensraum. Wertvoll vor allem, weil Lebensräume wie dieser im Allgäu sehr selten geworden sind. Die reichlich mit Weiden, Alpenrosen und anderen Zwerg-sträuchern bestandenen Über-gangsbereiche zwischen lichtem Bergwald und baumfreien Matten sind wegen der intensiven Alpwirt-schaft vielerorts verschwunden.

Bisher produziert die Population am Riedberger Horn so viel Nach-wuchs, dass auch benachbarte Be-stände davon profitieren. Werden die Ausbaupläne Wirklichkeit, könnte diese Lebensader versiegen.

Strom der Erholungssuchenden in verträgliche Bahnen lenkenEs ist also die berühmte Erschlie-ßungsspirale, die dem Birkhuhn

tigsten Birkhuhnvorkommen in Bayern betroffen.

Natürlich stoßen diese Pläne bei den Natur- und Alpenschutzverbän-den auf harsche Kritik. Schließlich ist das Birkhuhn vom Aussterben bedroht. Laut Landesamt für Um-welt (LfU) leben derzeit gerade noch 700 bis 1200 Brutpaare in Bay-ern. Außerhalb der Alpen existiert nur noch ein winziges Vorkommen in der Rhön. Was erschwerend hin-zukommt: Die neuen Lifte und Pis-ten sollen zu wesentlichen Teilen in Zone C des Alpenplans (siehe Kas-ten), einer sogenannten Ruhezone, entstehen. Zone C ist grundsätzlich tabu für Erschließungspläne und mehr als 40 Jahre lang hat sich auch jede Staatsregierung daran gehal-ten. Die staatliche Naturschutz-Fachbehörde, das LfU, hat die Aus-baupläne dementsprechend in ihrem Gutachten abgelehnt. Und auch die bayerische Umweltminis-terin Ulrike Scharf wehrt sich bisher mutig dagegen, mit dem Ausbau

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Großer AuftrittZwei konkurrierende Birkhähne während der Balz.

Der AlpenplanWas ist der Alpenplan?Der sogenannte Alpenplan regelt, wo in den bayerischen Bergen Straßen oder Liftanlagen gebaut werden dürfen und wo nicht. Dafür teilt er den Alpenraum in die drei Zonen ein:◾ Zone A: Hier sind Seilbahnen oder Straßen landesplanerisch

grundsätzlich unbedenklich.◾ Zone B: Hier müssen Verkehrsvorhaben wie Seilbahnen

oder Straßen vorab auf landesplanerische Vorgaben hin geprüft werden.

◾ Zone C: Hier sind Seilbahnen oder Straßen, abgesehen von Alm- und Forstwegen, unzulässig.

Warum war der Alpenplan nötig?In den 1960er-Jahren entstanden mit dem wirtschaftlichen Aufschwung überall in den Bergen Straßen, Hotels, Lifte und neue Wintersportgebiete. Weitsichtige Politiker erkannten, dass ein Ausverkauf der bayerischen Berge droht. Um dies zu vermeiden, entwickelten sie den Alpenplan. Er schützt attrak-tive Gipfel vor der Verbauung und erhält sie damit bewusst für eine naturnahe Erholung wie beispielsweise das Skiberg-steigen. Gleichzeitig haben die ausgewiesenen Ruhezonen (Zone C) auch große Bedeutung für den Naturschutz. Bis dato wurde der Alpenplan immer respektiert und kein einziger Ausbauplan in Zone C genehmigt.

Weitere Informa-tionen zum DAV-Projekt »Skiberg-steigen umwelt-freundlich« unter www.kurzlink.de/davski

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Ein Ende des Staus und eine Ent-lastung für lärmgeplagte Anwoh-

ner sollte er bringen, der neue Fran-kenschnellweg. Doch der BUND Naturschutz ist sich sicher: So funk-tioniert es nicht; die Verkehrspro-bleme lassen sich nicht mit noch mehr Straßen lösen. Deshalb hatte der BN, unterstützt vom Bündnis gegen den Frankenschnellweg, gegen den beabsichtigten Bau des Frankenschnellwegs Klage einge-reicht, für die der Bayerische Ver-waltungsgerichtshof (VGH) Ende 2015 in der 2. Instanz eine wichtige Vorentscheidung getroffen hat. Durch die Verkehrsplanung soll die in einem kurzen Abschnitt im Be-reich Rothenburger Straße/An den Rampen unterbrochene Autobahn A 73 von Coburg nach Nürnberg-Feucht mit einem aufwendigen Tunnelbauwerk geschlossen wer-den und gleichzeitig mit neuen, um-fangreichen oberirdischen Zu- und Abfahrten in Nürnberg St. Leonhard versehen werden. Der BN hat sich von Anfang an gegen diese überzo-gene Planung ausgesprochen, weil durch die Verbindung der beiden Autobahnenden ein starker Anreiz geschaffen wird, dass der Durch-

gangsverkehr, vor allem mit lauten Lkws in der Nachtzeit, mitten durch die Stadt rollt anstatt über die vor-beiführenden Autobahnen. Hier-durch wird sich die Schadstoffsitua-tion für das hochbelastete Nürnberg weiter verschlechtern. Ebenso wird für einen Teil der Bevölkerung außerhalb der Tunnels eine höhere Lärmbelästigung eintreten.

Die Straßenbauplanung wurde ohne Umweltverträglichkeitsprü-fung (UVP) durchgeführt, obwohl das Europarecht diese für Schnell-straßenplanungen zwingend vor-sieht und obwohl der BUND Natur-schutz zuvor auf diesen eklatanten Missstand hingewiesen hatte. Fer-ner sind hohe Kosten von 500 Milli-onen Euro durch den Bau zu bekla-gen, während an anderer Stelle in Nürnberg für zahlreiche marode Straßen und Brücken das Geld fehlt.

Ausbau bedeutet kein Ende der StausDer BUND Naturschutz wurde in der Lokalpresse für die Klage und die damit verbundenen Verzöge-rungen kritisiert, weil durch die vie-len Staus zwischen den beiden Au-tobahnenden die Bürgerinnen und

Bürger zu den Stoßzeiten Zeit verlö-ren und zusätzliche Schadstoffe ent-stünden. Dem ist entgegenzuhalten, dass durch neue Straßen mehr Ver-kehr mit weiteren Abgasen produ-ziert wird, die Staus auch nach Aus-bau teilweise bleiben und an ande-rer Stelle neu entstehen werden, beispielsweise auf dem Altstadtring zwischen Plärrer und Hauptbahn-hof, der mit Verkehr vom Franken-schnellweg über die geplante vier-spurige Kohlenhofstraße überflutet werden wird.

Der VGH hat nunmehr den Rechtsstreit an den Europäischen Gerichtshof (EuGH) verwiesen, weil die Straßenplanung Europarecht verletze. Der Bayerische Gesetzge-ber habe nämlich zu Unrecht eine UVP für einige Schnellstraßen nicht vorgesehen und dies bedürfe der Prüfung durch das höchste Gericht der EU. Sollte der EuGH die Mei-nung des VGH (und des BN) bestä-tigen, würde dies bedeuten, dass der Bayerische Gesetzgeber seine Vorschriften zur straßenrechtlichen Umweltverträglichkeitsprüfung aus-weiten muss. Die Straße selbst kann erst dann gebaut werden, wenn die Umweltverträglichkeitsprüfung ge-macht wird und auf dieser Basis eine neue Genehmigungsentschei-dung ergehen würde. Dies ist ein großer Erfolg für den BUND Natur-schutz, zumal es die Staatsregierung bei der letzten Gesetzesänderung abgelehnt hat, europarechtliche Umweltschutzvorschriften aus der Arhus-Konvention in Bayern umzu-setzen.

Unabhängig davon sind derzeit zwischen dem BUND Naturschutz und der Stadt Nürnberg Verhand-lungen über einen Kompromiss be-absichtigt. Voraussetzung dafür wären unter anderem wirksame ver-kehrsmindernde Maßnahmen für das gesamte Stadtgebiet, ein dauer-haft gesichertes Tempolimit, eine Verkleinerung der Verkehrsführung in der Kohlenhofstraße und ver-bindliche Maßnahmen zur Emissi-onssenkung. Sollte sich eine Ver-gleichsmöglichkeit abzeichnen, ist beabsichtigt, die Nürnberger BN-Mitglieder durch einen Mitglieder-entscheid bindend zu befragen.Peter Rottner, Tom Konopka

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Intelligente Ver-kehrsvermeidung gefordertMit einem Protest-picknick machten im Sommer in Nürnberg der BN und seine Bündnis-partner auf die Luftbelastung durch Auto- und Lkw-Abgase auf-merksam.

Die AutorenPeter Rottner ist der Landesge-schäftsführer, Tom Konopka der Regio-nalreferent für Mittelfranken des BUND Naturschutz.

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Frankenschnellweg: Wofür setzt der BN sich ein?

Denkpause sinnvoll nutzenIn Nürnberg schlugen die Wogen hoch, als im vergangenen Jahr der Bayerische Verwaltungsgerichtshof einem raschen Baubeginn des neuen Frankenschnellwegs einen Riegel vorschob. Der BUND Naturschutz sieht sich bestätigt und setzt sich dafür ein, in dieser Denkpause funktionierende Lösungen zu finden.

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[1-16] Natur + Umwelt BN-Magazin 33

Die Höchstspannungsleitung P 44 von Schalkau in Thüringen

nach Grafenrheinfeld ist angeblich politisch nicht durchsetzbar. Des-halb gibt es jetzt Überlegungen für eine weitere Trassenbündelung. An-gedacht ist, die P 44 zur Versorgung des Knotenpunktes Grafenrheinfeld 60 Meter neben der derzeit im Bau befindlichen 380-kV-Leitung als P 44 mod (für modifiziert) zu errichten. Geradezu irrwitzig ist eine andere Variante, die den Abriss der gerade gebauten Masten und den Neubau höherer Masten vorsieht. Dies könnte notwendig werden, wenn zu den beiden 380-kV-Trassen auch noch eine der beiden Nord-Süd-Gleichstromtrassen (DC5/DC6) er-richtet werden soll. Dann könnte es an einigen Stellen für drei Trassen zu eng werden.

Die Pläne, das Coburger Land mit weiteren Stromtrassen zu belas-ten, treffen im Landkreis auf großen Widerstand. Am 22. November fand eine Großdemonstration mit über 4000 Teilnehmern statt. Diese Zahl übertraf die Erwartungen bei Wei-tem. Damit wurde ein Signal nach Berlin und München gesandt: Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht. Eine weitere Bündelung und damit die landschaftliche Zerstörung eines ganzen Landstriches ist den Men-

schen, die durch ICE, Autobahn und Stromtrassen bereits genug Ein-schnitte erdulden mussten, nicht zuzumuten.

Hauptkritikpunkt ist, dass die Leitungen vorwiegend dem inter-nationalen Stromhandel und dem Transport von Kohleenergie und Atomstrom aus dem Ausland die-nen würden, was nicht im Sinne der Energiewende ist.

Bessere Lösungsansätze wären nach Meinung des BN Energie-einsparung, die Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung, effiziente Energiespeicher und die übergangs-weise Nutzung von Gaskraftwerken für die dezentrale Energiegewin-nung, um endlich die Kohlekraft-werke abschalten zu können.Annette Martin (ht)

Scheckenfalter: Ein sechsjähriges Artenschutzprojekt soll die Le-bensräume des europaweit vom Aussterben bedrohten Schecken-falters (siehe Foto) sichern und durch angepasste Nutzung opti-mieren. Durch die Renaturierung potenziell geeigneter Lebens-räume wollen die Projektpartner außerdem einen länderübergrei-fenden Verbund entlang des Grü-nen Bandes schaffen, in dem der

Scheckenfalter sich wohl fühlt. Das Hilfsprojekt wird von der BN-Kreisgruppe Hof, dem Landrats-amt Vogtland sowie dem tschechi-schen Naturschutzband Ametyst unterstützt und vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums gefördert.

Weitere Runde: Für die geplante Lerchenhoftrasse bei Küps-Johan-nisthal wird jetzt wie vom BN ge-fordert eine Umweltverträglich-keitsprüfung (UVP) durchgeführt. Allerdings ist diese in vielen Punk-ten fehlerhaft. So wurden offen-sichtlich bei den Verkehrserhe-bungen Zahlen aus 2003 verwen-det und die entlastenden Auswir-

kungen der seit 2008 eröffneten A 73 Lichtenfels-Coburg-Erfurt nicht berücksichtigt. Die erheb-lichen Eingriffe in das Über-schwemmungsgebiet der Rodach wurden überhaupt nicht darge-stellt und vorgeschlagene Alter-nativen wie der Ausbau der beste-henden Staatsstraße mit Kreis-verkehr nicht in den Varianten-vergleich miteinbezogen.

Touristenmagnet: In den nordbay-erischen Regionen Fichtelgebirge und Frankenwald engagieren sich viele Kommunen, Bürgergesell-schaften oder einzelne Bürger für nachhaltige Energieprojekte. Das Projekt »Energie bewegt die Welt«

bietet die Möglichkeit, unter-schiedliche Anlagen der erneuer-baren Energieerzeugung zu be-sichtigen. Über 3000 Besucher aus aller Welt nutzten bislang dieses Angebot. Auf diesem touristischen Potenzial aufbauend, haben die Aktiven des BN-Projektes »Ener-gievision Frankenwald« gemein-sam mit den Anlagenbetreibern ein Vermarktungspaket entwickelt. Für Gruppen werden individuelle Führungen angeboten. »Energie-wanderer« oder »-radler« können sich über Infotafeln an 34 Energie-stationen informieren. Infos unter www.energie-bewegt-die-welt.de N

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Kreisgruppe Coburg

Energiewende nur vorgeschobenIm Landkreis Coburg droht der Bau weiterer Stromtrassen. 4000 Menschen demonstrierten im November vergangenen Jahres gegen die weitere Zerstörung ihrer Heimat.

Klare BotschaftÜber 4000 Men-schen sagten Nein zu noch mehr Stromtrassen in der Region Coburg.

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34 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Zusammen mit der »Bürgerinitia-tive gegen Fluglärm« hatte die

Ortsgruppe Siegenburg des BUND Naturschutz um ihren Vorsitzenden Georg Flaxl Jahrzehnte lang für die Schließung des »Bombodrom« ge-nannten Übungsplatzes gekämpft und sich für den Schutz seiner wert-vollen Sandlandschaft eingesetzt.

Nachdem der militärische Übungs-betrieb im Dezember 2014 endgültig eingestellt worden war, dauerte es nur mehr ein knappes Jahr, bis die Bezirksregierung das Verfahren für das Naturschutzgebiet abgeschlos-sen hatte. Dazu trug die breite Un-terstützung in der Bevölkerung, des Marktes Siegenburg sowie des

Landkreises mit Landrat Dr. Hubert Faltermeier an der Spitze bei.

Aus Sicht der BN-Kreisgruppe Kelheim ist das neue Schutzgebiet ein Glücksfall für den Arten- und Biotopschutz: »Damit eröffnen sich völlig neue Perspektiven für einen Biotopverbund innerhalb des Sand-dünengebiets Abensberg-Siegen-burg«, sagt Peter Forstner, der erste Vorsitzende der Kreisgruppe. Das Gelände mit seinen offenen Dünen und Sand-Magerrasen ist ein wich-tiger Lebensraum für Pionierarten, darunter so gefährdete Arten wie Heidelerche und Ästige Mondraute. Mit seinen Zwergstrauchheiden und lichten Kiefernwäldern ist es aber auch bundesweit von Bedeutung.Derzeit besteht für das Gebiet ein absolutes Betretungsverbot, weil aus Sicherheitsgründen mögliche Altlasten und Munitionsreste erst noch untersucht und saniert wer-den müssen. Kurt Schmid (as)

Kahlschlag: Die Flächen um den verfallenen Lindahof bei Vilshofen waren nicht nur bei Naturschüt-zern für ihre wertvollen alten Streuobstbestände bekannt. Im Oktober 2015 fanden diese zuletzt sogar Eingang in die Presseberich-te zur BN-Klage gegen die Orts-umfahrung von Vilshofen. Wenige Wochen später folgte dann der Kahlschlag: In einer Nacht- und

Nebelaktion am 24. November wurden alle Obstbäume radikal gefällt. Obwohl die BN-Kreisgrup-pe Passau, Nachbarn und selbst Stadträte Alarm schlugen, konnte nichts mehr verhindert werden. Der Lebensraum zahlreicher ge-schützter Tierarten wie Haselmaus und verschiedener Fledermaus-arten ist zerstört. Ein Vertreter der Erbengemeinschaft sagte, man

habe »nur Ordnung« ge-macht. Die BN-Kreisgrup-pe um ihren Vorsitzenden Karl Haberzettl hat Ende des Jahres Anzeige wegen mutwilliger Biotopzerstö-rung erstattet.

Klimaschutz: Anlässlich der Welt-klimakonferenz (COP21) in Paris gingen am 12. Dezember weltweit viele Menschen auf die Straße, um für Klimaschutz und einen starken Weltklimavertrag zu demonstrie-ren. So auch im Kreis Landshut, wo an diesem Tag knapp 100 Teil-nehmer auf Initiative der BN-Kreisgruppe und der Landshuter Energieagentur die Windkraftanla-ge bei Moosthann besichtigten. Christian Schmid, Leiter der Stadt-werke Vilsbiburg (vorne links), er-läuterte den Besuchern unter an-derem die Bedeutung der 2014 von den Stadtwerken errichteten Windkraftanlage für eine dezent-rale Energiewende. Veranstal-

tungsleiter und BN-Energie-Fach-beirat Prof. Dr. Herbert Jans (vorne Mitte) sagte, Klimaschutz, Kohle-ausstieg und Energiewende lägen »in unserer Hand«, und hob noch-mals die BN-Forderung nach einem endgültigen Ausstieg aus Atom, Kohle, Öl und Gas hervor.

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Schützen statt schießenDie Silbergras-Sandrasen im neuen Schutzgebiet sind ein wichtiger Le-bensraum für gefährdete Arten.

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Aus Bombodrom wird Schutzgebiet Aus dem ehemaligen NATO-Übungsplatz bei Siegenburg im Landkreis Kelheim wurde im November das 65. Naturschutzgebiet in Nieder-bayern. Das 273 Hektar umfassende Areal ist Teil des größten süd-bayerischen Sandlebensraums und beherbergt eine Vielzahl seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Kreisgruppe Kelheim

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[1-16] Natur + Umwelt BN-Magazin 35

Im Sommer 2014 hatte das Land-rats amt Berchtesgaden die Geneh-

migung für ein neues Wasserkraft-werk beim Ramsauer Felsentor er-teilt. Daraufhin hatte der BN, unter-stützt von weiteren Verbänden, Klage gegen das Vorhaben beim Verwaltungsgericht München ein-gereicht. Die Betreibergesellschaft WKW Felsentunnel beantragte daraufhin den Sofortvollzug der Baumaßnahmen, was das Gericht nun abgelehnt hat.

In der Begründung heißt es, die Ramsauer Ache sei im Bereich des Vorhabens ein naturnahes Fließ-gewässer, das dem gesetzlichen Bio-topschutz unterliege. Wegen der er-heblichen Eingriffe in die Natur hält das Gericht zudem ein Planfest-stellungsverfahren mit Umweltver-träglichkeitsprüfung für notwendig. Beides hatte im Genehmigungsver-fahren keine Anwendung gefunden. Die Richter bezweifeln, dass es im öffentlichen Interesse liegt, die An-lage gerade an diesem ökologisch sensiblen Standort zu bauen. Nur dann wäre sie – als begründete Aus-nahme – möglicherweise genehmi-gungsfähig.

Die Betreibergesellschaft hatte erst im Dezember gegen die Ent-

scheidung eine mehr als hundert-seitige Beschwerde beim Ver wal-tungs gerichtshof eingereicht. Bis Mitte Januar hatte der BN Gelegen-heit, dazu Stellung zu nehmen; mehr stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Im Rahmen des Ver-fahrens erwartet der BN aber eine inhaltliche Auseinandersetzung. So will die Betreiberin mit dem Kraft-werk angeblich 980 Haushalte ver-

sorgen und es dazu durch hohe Wasserentnahme grundlastfähig machen. Der BN stellt diesen An-gaben die offiziell gemessenen Abflussmengen der Ramsauer Ache entgegen, die dafür viel zu niedrig sind.Kurt Schmid (as)Weitere Informationen: www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de

Jubiläum: Die Kreisgruppe Mühl-dorf des BUND Naturschutz feierte am 30. Oktober 2015 ihr 40-jähri-ges Bestehen. Etwa 140 Gäste kamen zu der Festveranstaltung ins Haus der Kultur nach Wald-kraiburg. BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger (rechts) betonte in seiner Ansprache, die Mühldorfer Kreisgruppe sei mit ihren kreati-ven Ideen »etwas Besonderes im BN«. Als Beispiele hierfür nannte er den »Umwelttaler«, den die Kreisgruppe seit 1990 für Verdiens-

te um die Natur in der Region ver-gibt, und das innovative Bewei-dungsprojekt im Talraum bei Jet-tenbach, wo Wasserbüffel als »Bio-Bagger« die Lebensräume zahlrei-cher Arten erhalten (siehe N+U 4/2012). Beeindruckend war auch die Bilanz der vielfältigen Aktivi-täten und Erfolge der Kreisgruppe, die der seit 1994 amtierende Kreis-vorsitzende Gerd Ruchlinski (links) bei seinem Rückblick prä-sentierte.

Verbesserung: Das Gebiet rund um den Tüttensee im Landkreis Traunstein hat sich zu einem wert-vollen Biotopverbund entwickelt. Noch vor 30 Jahren befand sich

der See in einem beklagenswerten Zustand, die Wasserqualität war schlecht und das Baden verboten. Schuld war der Eintrag von Nitra-ten und Phosphaten aus dem Hiensdorfer Graben, dem einzigen Zufluss des beliebten Badesees. 1995 pachtete die BN-Kreisgruppe Traunstein vom Landkreis ein zwei Hektar großes Grundstück und legte dort eine große Pflanzen-kläranlage zur Reinigung des Wassers aus dem Zufluss an. Heute ist die Wasserqualität des Sees wieder ausgezeichnet. Zudem hat sich das große Feuchtbiotop der Klär-

anlage zu einem wertvollen Le-bensraum für viele seltene Arten entwickelt. Ende 2015 konnte die Kreisgruppe weitere 3,3 Hektar Grünland und Streuwiesen am Hiensdorfer Graben pachten (siehe Bild) und wird dort durch weitere Extensivierung den Natur-schutz noch verbessern.

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Vorerst gesichertDas Wasserkraft-werk am Felsentor, dem einmaligen Eingangstor zum »Bergsteigerdorf« Ramsau, darf vor-erst nicht gebaut werden. Für den BN ist diese rich-terliche Entschei-dung ein Meilen-stein im Ringen um den Erhalt des ge-schützten Gewäs-serabschnitts.

Kreisgruppe Berchtesgaden

Atempause am FelsentorEinen Etappensieg im Kampf gegen das geplante Wasserkraftwerk an der Ramsauer Ache hat der BUND Naturschutz im November 2015 erzielt: Das Verwaltungsgericht München bescheinigte der BN-Klage gute Erfolgsaussichten und lehnte einen sofortigen Baubeginn ab.

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36 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Wegen der »großen Nachfrage« waren im Norden der

5000-Seelen-Gemeinde im Land-kreis Würzburg zusätzlich zu den bereits vorhandenen 36 Hektar Gewerbeflächen weitere 14 Hektar im Flächennutzungsplan vorge-merkt und davon sechs Hektar über ein Bebauungsplanverfahren vom Gemeinderat bereits abgesegnet worden. Dieser Beschluss musste aber am 8. Oktober 2015 wieder auf-gehoben werden, nachdem Ende September beim Bürgerentscheid fast 70 Prozent der abgegebenen Stimmen das neue Gewerbegebiet abgelehnt hatten.

Für den BN ist das wenig ver-wunderlich, hatte doch der Ge-meinderat Kritikpunkte besorgter

Bürger weitgehend ignoriert. Diese waren sowohl 2014 bei einer Bürger-versammlung als auch im Februar 2015 auf einer von der BN-Ortsgrup-pe organisierten Diskussionsveran-staltung vorgetragen worden. Ver-treter des BN hatten dort die dro-hende Flächenversiegelung und die Zerstörung wertvoller Lebensräu-me, unter anderem von Feldhams-ter und Wiesenweihe, angeprangert und – wie auch der Bayerische Bau-ernverband – sich vor allem gegen die unverantwortliche Überbauung wertvollster Ackerstandorte ge-wandt.

Umso erfreulicher, dass die Kür-nacher Bürger auf demokratische Weise die künftige Entwicklung ihrer Gemeinde selbst mitbestimmt, dabei den verantwortungsbewuss-ten Umgang mit natürlichen Res-

sourcen als vorrangig eingestuft und die Gemeinderäte dieses Votum auch akzeptiert haben. Für den BN ist dies ein deutliches Signal dafür, dass die Zukunftschancen einer Ge-meinde nicht von der Ausweisung neuer Gewerbegebiete abhängen und der landesweit bislang nahezu ungebremste Flächenverbrauch von entschlossenen Bürgern durchaus eingedämmt werden kann. Kürnach hat dafür den besten Beweis gelie-fert.

Integration: Dass auch die Herstel-lung von Apfelsaft einen wirksa-men Beitrag zur Integration von Asylbewerbern leisten kann, hat im Herbst 2015 die Kreisgruppe Haßberge unter Beweis gestellt (siehe Foto). An insgesamt 13 Ter-minen trafen sich in Ebern etwa 30 Asylbewerber aus Syrien, Afgha-

nistan, Eritrea, Kuba und anderen Län-dern mit Aktiven des BN, beernteten ge-meinsam Obstbäu-me, pressten Saft und konnten diesen auch anderen Be-wohnern ihrer Un-terkunft mitbringen.

Etliche Asylbewerber haben sich auch schon aktiv an Landschafts-pflegeeinsätzen beteiligt.

Naturwald: Ende November 2015 wurde vom Stadtrat von Obern-burg im Landkreis Miltenberg be-schlossen, dass etwa 27 Hektar des Stadtwaldes aus der Nutzung ge-

nommen und so zu einem Natur-wald werden sollen. Im Wald-naturschutzjahr hat die Stadt damit als eine der ersten bayeri-schen Kommunen einen ebenso eindrucksvollen wie nachhaltigen Beitrag zur Sicherung der Bio-diversität im Wald geleistet. Ent-scheidende Impulse dazu hatte der BN-Waldreferent Ralf Strauß-berger wenige Wochen zuvor auf einem Ortstermin geben können.

Neugründung: Über die Gründung ihrer 8. Ortsgruppe konnten sich im Juli die Mitglieder der Kreis-gruppe Kitzingen freuen. Unter Leitung von Ulrike Geise wurden Dietmar Brend zum Vorsitzenden,

Dieter Hoffmann als dessen Stell-vertreter sowie Waltraud Hoff-mann als Kassiererin und Schrift-führerin der neuen Ortsgruppe Großlangheim gewählt.

Repaircafé: Höchst zufrieden war die OG Karlstadt Ende Oktober mit dem erfolgreichen Probelauf für ein zweites Repaircafé im Land-kreis Main-Spessart. In den Räum-lichkeiten des Karlstädter Tafel-ladens konnten die Reparateure Klaus Weiglein und Thomas Haupt sämtliche maroden Elektrogeräte der zahlreichen Besucher wieder instand setzen.

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Noch eins?Dieses Gewerbegebiet »verschönt« bereits die 5000-Seelen-Gemeinde Kürnach. Ein weiteres haben die Bürger zum Glück verhindert.

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Gewerbegebiet in Kürnach gestoppt

Dem engagierten Einsatz des BUND Naturschutz (BN) und der Bürgerinitiative »Pro Kürnach« ist es zu verdanken, dass die Pläne für ein bereits

genehmigtes Gewerbegebiet in Kürnach letztlich doch begraben werden mussten.

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[1-16] Natur + Umwelt BN-Magazin 37

Abgeschafft: Auf Initiative der BN-Ortsgruppe Pfaffenhofen wird die Marktgemeinde im Landkreis Neu-Ulm künftig kein Glyphosat mehr auf öffentlichen Flächen ein-setzen. Dies sagte Bürgermeister Josef Walz im Oktober 2015 zu. Das Totalherbizid ist nicht nur für die

Tier- und Pflanzenwelt gefährlich, es erzeugt nach einem neuen Be-richt der Weltgesundheitsorgani-sation WHO wahrscheinlich auch bei Menschen Krebs. »Andere Kommunen sollten dem Vorbild von Pfaffenhofen folgen«, findet Christof Engelmayer, der stellver-

tretende Vorsitzen-de der Ortsgruppe.

Beeindruckend: »Grünes Land – Unterwegs im Eck-nachtal« heißt der neue Film des Na-turfilmers Günter Heidemeier über das FFH-Schutzge-

biet Ecknachtal. Zwei Jahre lang war der Umweltpreisträger des Landkreises dafür an der Ecknach und ihren Zuflüssen unterwegs, mit beeindruckenden Bildern. Der Film zeigt die Schönheit und den ökologischen Wert des Tals und wurde seit Ende November letzten Jahres bereits mehrfach in Kinos der Region gezeigt. Entstanden ist er auf Initiative der Projektgruppe Ecknachtal, an der die BN-Kreis-gruppe Aichach-Friedberg be-teiligt ist. Informationen zum Pro-jekt: http://ecknachtal.info

Ausgezeichnet: Die »Heidealli-anz«, ein Gemeinschaftsprojekt des Landkreises Donau-Ries, der

Rieser Naturschutzvereine und der BN-Kreisgruppe Donau-Ries hat Anfang Dezember letzten Jahres den Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung erhalten. Der mit 10 000 Euro dotierte Preis ist eine der bedeutendsten Naturschutz-auszeichnungen in Bayern. Der BN kauft im Rahmen des Projekts unter anderem Flächen an, die dann dem Naturschutz zur Ver-fügung stehen. Zuletzt erwarb die Kreisgruppe Ende 2015 eine 1,6 Hektar große Fläche am Harburger Bock, die verschiedene Heideflä-chen westlich von Harburg über extensiv genutzte, artenreiche Wiesen verbinden soll.

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Treffpunkt unter ApfelblütenEinmal im Jahr treffen sich die Baum-paten und die Weißenhorner BN-Akti-ven auf der Obstwiese zum Austausch.

Kreisgruppe Neu-Ulm

Boskoop und ButterbirneStreuobstwiesen bieten in intensiv genutzter Agrarlandschaft Rückzugs-raum für seltene Pflanzen und Tiere und Erholungswert für den Menschen. Der »Obstwiesenpfad« der Ortsgruppe Weißenhorn des BUND Naturschutz ist dafür ein erfolg reiches Beispiel.

Auf dem 4000 Quadratmeter großen Gelände an der Roggen-

burger Straße in Weißenhorn bilden 40 Hochstämme alter Obstsorten, gepflanzt von Aktiven der Ortsgrup-pe, das natürliche Gerüst für den »Obstwiesenpfad«. Das seit 2012 be-stehende Projekt verbindet Biotop- und Artenschutz mit praktischer Nutzung.

Bei der Auswahl der Bäume legten die Naturschützer Wert auf

regionale Sorten, darunter bei den Apfelbäumen Sorten wie Brettacher, Maunzen, Goldparmäne und Bos-koop, und Weißenhorner Birne und Ulmer Butterbirne bei den Birnbäu-men. Auch Kirsch- und Pflaumen-bäume sind vertreten. Eine Tafel an jedem Baum erklärt die jeweilige Obstsorte. Ergänzend finden sich Tafeln zum Lebensraum Streuobst-wiese und seiner Tier- und Pflan-zenwelt. Ein Infopunkt erläutert die

Verwendung des Obstes als Frischobst, Dörrobst, Saft oder Most.

Gut angenommen bei den Weißenhorner Bür-gern werden bislang die Baumpatenschaften, mit denen man ab 25 Euro im Jahr zum Unterhalt des Geländes beitragen kann. Als Gegenleistung für ihren

Beitrag dürfen die Paten den Obst-ertrag »ihres« jeweiligen Baumes ernten. Die Ortsgruppe bietet auf dem Gelände regelmäßig Führun-gen sowie Kurse im fachgerechten Obstbaumschnitt an. Der »Obst-wiesenpfad« ist aber jederzeit auch ohne Anmeldung begehbar und bietet besonders während der Blüte im Frühjahr einen wunderschönen Anblick.Bernd Kurus-Nägele (as)

Der nächste Obst-baumschnittkurs findet am 4. und 5. März 2016 statt. Anmeldung bei der Kreisgruppe unter 0 73 07-2 96 94 oder Bund [email protected] Führungen können unter diesen Kontaktdaten gebucht werden.

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38 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Das Staatliche Bauamt Nürnberg hatte bezüglich der Umgehung

Bürgerbeteiligung versprochen und eine sogenannte Projektwerkstatt eingerichtet, die Ende 2015 abge-schlossen wurde. Im Lauf der 15 Sit-zungen hatte sich den Teilnehmern allerdings der Verdacht aufgedrängt, dass hier nicht das Beste für die Stadt gesucht, sondern mit allen Mitteln der Bau der Umgehung gerechtfertigt werden sollte. Offen-bar will das Bauamt eine leistungs-

fähige Nord-Süd-Verbindung als Abkürzung zwischen A 3 und A 6 schaffen, die den Umweg über Nürnberg erspart. Das dürfte kaum im Sinne der Cadolzburger sein.

Alternativen, die innerorts zu einer Verkehrsberuhigung führen, wurden in der Projektwerkstatt kaum erörtert. Auch Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen hat das Landratsamt eine Absage erteilt, da nach bayerischem Recht sichergestellt werden müsse, dass

Staatsstraßen mit 50 Stundenkilo-metern befahren werden können. Erst wenn Personen zu Schaden kommen, könne die Geschwindig-keit reduziert werden. Was für ein Zynismus!

Die BN-Kreisgruppe Fürth-Land hatte gemeinsam mit dem Bayeri-schen Bauernverband frühzeitig auf die drohende Zerstörung von Natur, Trinkwasserschutzgebieten und wertvollen Ackerflächen hingewie-sen. Inzwischen bündelt eine sehr aktive Bürgerinitiative den Wider-stand. Die Anwohner kämpfen teil-weise vehement für eine Umge-hung. Ihnen scheint nicht bewusst zu sein, dass die Ortsdurchgangs-straße auch nach einem Neubau stark befahren sein wird, weil der Löwenanteil der Verkehrsteilneh-mer direkt aus Cadolzburg kommt beziehungsweise dort hin will und deshalb die Umgehung nicht nutzen wird.Marion Betzler (ht)

Naturschutz-Werbung: Die Kreis-gruppen Fürth-Stadt und -Land haben sich zum zweiten Mal an der bayernweit größten Veranstal-tung zum Erntedank beteiligt und neben Fußballvereinen, Musik-kapellen und Tanzsportgruppen auf dem Fürther Erntedankzug für

den Naturschutz geworben. »Der Biber – genialer Baumeister am Wasser«: Ein Transparent mit diesem Spruch wurde auf einem Wagen durch die Stadt gefahren (siehe Foto). Eine Biberburg und mehrere Präparate flankierten die Botschaft. Das Fürther Publikum

empfing den Beitrag begeistert. Viele waren ob der Größe der Tiere verblüfft, etliche von der Kraft ihrer Zähne oder der Weichheit des Fells.

Unbelehrbar: Der Zweckverband Inter-Franken hat angekün-

digt, einen neuen Bebauungsplan für ein Gewerbegebiet am Auto-bahnkreuz bei Feuchtwangen in Auftrag zu geben. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte den alten Bebauungsplan vergangenes Jahr aufgehoben (siehe N+U 2/2015). Die kommunale Allianz ficht dies aber offenbar nicht an. Auf Initiative des BN-Landesver-bands fand deshalb Ende Oktober in Ansbach ein Pressegespräch statt, in dem sich der BN erneut klar gegen das Vorhaben positio-nierte. Der Verband und das Bür-gerforum Wörnitztal kündigten an, notfalls auch weiter den juristi-schen Weg zu beschreiten.

Umweltbildung: Im Oktober 2015 hat Axel Schreiner, Leiter der BN-Ökostation Wartaweil, das vom BN konzipierte Energiespardorf an die BN-Kreisgruppe Roth übergeben. Das Dorfmodell, in dem Energie-erzeugung und -verbrauch realis-tisch simuliert werden können, soll vor allem Schülern helfen, die komplexen Zusammenhänge rund um Klimapolitik und -schutz bes-ser zu verstehen. Beim Workshop für die angehenden Kursleiter, die künftig die Schulen besuchen werden, waren alle Beteiligten mit großem Engagement bei der Sache. Das Energiespardorf hat schon viele Schulen in ganz Bay-ern begeistert.N

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Landschafts-vernichtungMit einem Flatter-band verdeutlichte die Bürgerinitiati-ve, dass die geplan-te Straße die Land-schaft völlig zer-schneiden würde.

Kreisgruppe Fürth-Land

Neubau soll durchgedrückt werdenDer Markt Cadolzburg hat ein Verkehrsproblem: Lärm und Gestank auf der Ortsdurchfahrt belasten die Anwohner. Die geplante Umfahrung wird das Problem jedoch nicht lösen.

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Zahlreiche Ehrengäste aus der Kommunal- und Landespolitik,

darunter der Landtagsabgeordnete Jürgen Mistol, Landrat Andreas Meier und der Oberbürgermeister der Stadt Weiden, Kurt Seggewiß, konnten am Kirchweihsonntag 2015 Sonja Reichhold, die Vorsitzende der Kreisgruppe des BUND Natur-schutz in Neustadt a.d. Waldnaab im Markt Parkstein begrüßen. Zu feiern gab es am Fuße des laut Alexander von Humboldt »schöns-ten Basaltkegels Europas« das 40-jährige Bestehen einer der aktivsten Kreisgruppen der Ober-pfalz.

In seiner Festrede erinnerte der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger an den erfolgreichen Kampf gegen die bei Wackersdorf geplante atomare Wiederaufbereitungs-anlage. Außerdem würdigte er die Vorreiterrolle der Kreisgruppe bei der Konzeption und Förderung der ersten bürgerfinanzierten Foto-

voltaikdächer und bei der Grün-dung kommunaler Energiegenos-senschaften. Gleichzeitig appellierte er an die Politik, den nach wie vor überdimensionierten Straßenbau zugunsten einer echten Verkehrs- und Energiewende zurückzufahren und damit auch den trotz aller Sonntagsreden ausufernden Flä-chenverbrauch einzudämmen.

In jüngerer Zeit engagierte sich die Kreisgruppe für vielfältige Lebensräume in der Feldflur, ins-besondere in der Biodiversitäts-gemeinde Tännesberg, und gegen

naturzerstörende Vorhaben wie das Fracking in der Weidener Senke.

Geboten waren in Parkstein aber auch jede Menge kulinarischer Köstlichkeiten aus der Region – dar-unter die typisch oberpfälzerischen »Kirwakouchn« und »Kirwakeich-la«. Derart gestärkt und neu moti-viert sehen die Aktiven der Kreis-gruppe nicht den geringsten Anlass, sich zur Ruhe zu setzen. Deshalb sind auch neue Mitstreiter mit zün-denden Ideen und frischer Motiva-tion herzlich willkommen.Helmut Schultheiß (ht)

Beweidungsprojekt: Vertreter der Gesellschaft für Regionale Ent-wicklung, Landimpuls, haben der Kreisgruppe Regensburg auf der Jahreshauptversammlung im No-vember 2015 die richtige Strategie bei dem Beweidungsprojekt am Otterbach (siehe Foto) bescheinigt. Aktuelle Kartierungen bestätigen,

dass dort zahlreiche seltene Arten (unter anderem Ringelnatter und diverse Tagfalter) von der Anwe-senheit der Angusrinder profitie-ren. Zudem liefern diese hochwer-tiges Fleisch und bescheren dem Wanderer eine optisch attraktive Bachlandschaft.

Moorschutz: Dem unermüdlichen und letztendlich dann doch erfolg-reichen Einsatz von Edeltraud und Paul Winterstetter verdankt es der BN, dass das Arracher Moor (Landkreis Cham), eines der letz-ten lebenden Hochmoore in Bay-ern, 1995 als Naturschutzgebiet unter amtlichen Schutz gestellt wurde. Sein Fortbestand ist jedoch

durch zu hohen Wasserabfluss, den Eintrag von Nährstoffen und Verbuschung gefährdet. Der BN appelliert deshalb erneut an die Gemeinde Arrach, dieses ökolo-gische und touristische Kleinod durch eine Dammerhöhung im Bereich der Staatsstraße 2138 vor der endgültigen Austrocknung zu bewahren.

Goißenfest: Allen Grund zum Feiern hatten Anfang Oktober die Kreisgruppe Schwandorf und die Ortsgruppe Pfreimd. Schon zum x-ten Mal wurde für das erfolgrei-che Ziegenbeweidungsprojekt ein Biotop- und Goißenfest organi-siert. Bei »Kaiserwetter« konnten

zahlreiche Gäste ein regionales Schmankerlbuffett genießen und sich im Gelände über die bislang für den Arten- und Biotopschutz erzielten Erfolge informieren las-sen.

Naturmobil: Die Kreisgruppe Re-gensburg blickt auf ihre bisher er-folgreichste Saison beim Naturmo-bileinsatz zurück. Bei 49 Terminen kam es an Schulen, in Kindergär-ten und bei Kindergruppen zum Einsatz. Es konnte aber auch auf neun Bürger- und Vereinsfesten zahlreiche erwachsene Besucher begeistern. Sein Einsatz ist für 2016 und 2017 durch zahlreiche Spen-den bereits wieder gesichert.

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Vielfältiges EngagementBunte Feldfluren in Tännesberg gehen ebenso auf den Einsatz der KG Neustadt a.d. Waldnaab zurück wie eine Anti- Fracking-Demo im Jahr 2014.

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Kreisgruppe Neustadt a.d. Waldnaab

Engagiert für Vielfalt und gegen NaturzerstörungEine der aktivsten Kreisgruppen der Oberpfalz hat im Oktober 2015 ihren 40. »Geburtstag« gefeiert. Die KG Neustadt a. d. Wald-naab hat sowohl im Widerstand gegen die WAA wie auch beim Anschieben der Energiewende wichtige Zeichen gesetzt.

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40 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-16]

Grüne Engel in der Umweltbildung

G rüne Engel geben dem Naturschutz Gesicht und Stimme«, so Umweltministerin Ulrike Scharf bei

der Verleihung dieser Auszeichnung an Brigitte Streber und Margarete Sandner. Die Auszeichnung erhielten die beiden Frauen auf Vorschlag des Landratsamtes Neuburg-Schrobenhausen für ihr langjähriges Engage-ment als Leiterinnen der BN-Kindergruppe »Die Eisvö-gel«. Seit 2007 führen sie einmal im Monat 15 Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren in das Natur-

schutzgebiet »Goachat«, einen idyllischen Ab-schnitt der Paarauen zwi-schen Schrobenhausen und Hörzhausen. Bei den Exkursionen wird ge-schnuppert und beob-achtet, zusammengetra-gen, was man noch nicht kennt, gemeinsam über-legt, was die Natur alles zu bieten hat und wie man sorgsam damit um-gehen kann.

Vom Frühjahr bis in den Herbst können die Kinder im Freien forschen und spielen. Im Winter entstehen Nistkästen für Vögel und Insektenhotels aus Recycling-materialien. Zu hoffen bleibt, dass es die Naturexkur-sionen der »Eisvögel« noch lange geben wird. Denn derzeit wird die Planung für den Bau der »Goachat-Trasse«, im Straßenbau-Deutsch Südwesttangente, vorangetrieben. Trotz fehlendem Gesamtverkehrskon-zept soll der Straßenbau das stadtnahe Erholungs- und FFH-Gebiet zerschneiden.▶ Kontakt: BUND Naturschutz, Ortsgruppe Schroben-hausen; Brigitte Streber, [email protected]

Energiespardorf Bayern

W ie stellt man die Stromversorgung eines ganzen Dorfes sicher? Und wie schafft man es, gleichzei-

tig den CO2-Ausstoß zu senken und die Nahrungs-mittelproduktion im Auge zu behalten? Das können Schülerinnen und Schüler ab nächstem Jahr in vier verschiedenen Standorten in Bayern am Modell des Energiespardorfs (ESD) herausfinden. Nach dem er-folgreichen Start in den Regionen München und Ingol-stadt kommt das Energiespardorf ab diesem Jahr auch in die Regionen Nürnberg und Amberg zu interessier-ten Schulen und Bildungseinrichtungen.

Das »Energiespardorf Bayern« ist ein funktionieren-des Modell einer Gemeinde mit Wohnhäusern, Klein-gewerbe und Landwirtschaft. Bei dem Workshop schlüpfen Schüler in die Rolle von Gemeinderäten, Handwerkern oder Landwirten und vertreten im Plan-spiel Energiewende ihre Interessen. Im Energiespar-dorf kann der Energiemix der Zukunft mit Fotovol taik-Anlagen, Windrädern und Biogasanlagen simuliert werden. Das Energiespardorf Bayern wird vom Bayeri-schen Wirtschaftsministerium gefördert. Das Modell wurde im Naturschutzzentrum Wartaweil entwickelt und in Zusammenarbeit mit der Caritas Landsberg und der Berufsschule Mindelheim gebaut. Das Planspiel kann sowohl in Schulen als auch in der Erwachsenen-bildung eingesetzt werden.▶ Kontakt: Jugend- und Naturschutzzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52-96 77 08, wartaweil@bund- naturschutz.de

Mit Kanu und Schlauchboot auf der Donau!In den Pfingstferien können mutige Matrosen zwischen zwölf und 15 Jahren den letz-ten frei fließenden Abschnitt des »bayerischen Amazonas« erpaddeln. Mit Booten kommt man der einzigartigen Natur dort besonders nahe. Neben

Fachinformationen zum Lebensraum Donau ste-hen Exkursionen, Lager-feuer-Abende und na-türlich Baden auf dem Programm. Die JBN sig-nalisiert mit der Donau-fahrt: Wir setzen uns für den Schutz der Donau und deren Tier- und Pflanzenwelt ein!

▶ 22. bis 25. Mai 2016, 120 Euro, 100 Euro für Mitglieder, Anmel-dung und Information: www.jbn.de, Tel. 0 89-15 98 96 30

Wildniswochenende Der Titel ist Programm! In klei-nen Gruppen sind die Teilneh-mer im bayerisch-österreichi-

schen »Outback« zu Fuß, mit Rucksack und nur dem Nötigs-ten ausgestattet, unterwegs. Mithilfe von Karten und Kom-pass geht es Richtung Salz-burg. Mit im Gepäck sind kniff-lige Aufgaben, die es zu lösen gilt. Die Gruppe entscheidet, ob sie sich im Wald einen Un-terstand baut oder beim Bau-ern im Heu übernachtet, sich ein Abendbrot ertauscht oder aus dem Proviant ein Survival-Menü zaubert. In Salzburg an-gekommen, dürfen die Teilneh-mer ausspannen und feiern.▶ 27. bis 29. Mai 2016, 30 Euro, 20 Euro für Mitglieder, Anmel-dung und Information: www.jbn.de; Tel. 0 89-15 98 96 30

UmweltdetektiveUmweltschutz, das ist nicht nur etwas für die »Großen«. Jeder, ob groß oder klein, kann etwas für die Umwelt tun. Was man tun kann und warum das wichtig ist, erfahren Kinder bei einer spannenden Müllrallye. Zusammen wird experimen-tiert, Neues erfahren und Up-cyling gemacht – aus »Müll« kann man tolle Sachen bas-teln. ▶ Würzburg, 6. März 2016, Anmeldung bis zum 3. März er-forderlich. Kontakt: Kreisgruppe Würzburg, Tel. 09 31- 4 39 72, [email protected]

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Ihre Ansprechpartnerbeim BNMitgliederservice(allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung)Tel. 09 41-2 97 [email protected]

SpendenbescheinigungenTel. 09 41-2 97 [email protected]

Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitRedaktion Natur+UmweltReferentin: Luise FrankTel. 09 41-2 97 [email protected]

Beratung zu Spenden, Anlassspenden und VermächtnissenClaudia Ciecior- BordonaroTel. 09 41-2 97 [email protected]

Haus- und StraßensammlungEhrenamtlich aktiv werdenChristine Stefan- IberlTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-BildungswerkReferentin: Ulli Sacher-LeyTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-StiftungChristian HierneisTel. 09 41-2 97 [email protected]

BN-Studienreisen, Tel. 09 11- 5 88 88 20, www.bund-reisen.de

IMPR

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M Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.deRedaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as)Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-65Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer)Titelfoto: vario images Titelgestaltung: Gorbach GmbH Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitäts-druckerei GießenAnzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 030-2 80 18 -145, Fax -400, [email protected]. Es gelten die Mediadaten Nr. 24.

Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, [email protected]

Druckauflage 4-2015: 135.809Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im Beitrag ent halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807

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Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh migung des BN. Für unver-langt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling - papier gedruckt.

Provence und CamargueEine Reise zum Blumenreichtum und den malerischen Dörfern der Provence. Die Camargue ist eines der bedeutendsten Feucht-gebiete Europas. Die Teilnehmer begegnen frei laufenden weißen Pferden, schwarzen Stieren und sehen die Brutgebiete der Rosa Flamingos und verschiedener Reiherarten.• Frankreich, 14. – 23. April 2016

Unterwegs zum Nationalpark SteigerwaldDas Ringen um den Nationalpark Steigerwald geht weiter. Das Anliegen dieser Wanderwoche ist es, den Teilnehmern den Lebensraum der majestätischen alten Buchenwälder mitsamt seinen Bewohnern nahezubringen. • Deutschland, 16. – 21. April 2016

Urwälder und Sumpflandschaften PolensAuch in diesem Jahr nimmt der erfahrene Reiseleiter und Orni-thologe Piotr Orzechowski die reisenden Naturfreunde wieder mit auf Streifzüge durch Naturräume von enormer Vielfalt. Die Teil-nehmer erkunden unter anderem den Bialowieza-Urwald sowie den Nationalpark Biebrza-Flusstal.• Polen, 29. April – 8. Mai 2016

Frühlingserwachen im BregenzerwaldDie wunderbare Farbenpracht der Landschaft des Bregenzer-waldes und die liebenswerte Lebensart seiner Bewohner erwarten die Wandersleut’ auf der Sonnenterrasse über dem Bodensee inmitten des Naturparks Nagelfluhkette.• Österreich, 8. – 13. Mai 2016

Eseltrekking in UmbrienEine besondere, langsame Art des Reisens erkunden und sich auf neue Erfahrungen und Entdeckungen einlassen. Beim Esel-trekking durch das schöne Tal Valnerina und entlang wunderbarer Wege im Nationalpark Monti Sibillini finden die Teilnehmer ihr eigenes Tempo.• Italien, 18. – 25. Juni 2016

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DIE NATUR ALS ERBE – EIN VERMÄCHTNIS FÜR DIE EWIGKEITIhnen liegt die Natur am Herzen? Sie möchten Ihr Engagement für die Umwelt auch noch über Ihren Tode hinaus weiterführen?

Treten Sie ein für Mensch und Natur: Mit einer Erbschaft oder einem Ver- mächtnis an den BUND Naturschutz sichern Sie langfristig unseren Einsatz für eine lebenswerte Heimat.

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Peter Rottner Landesgeschäftsführer Tel. 0941/29720-34 Fax 0941/29720-32 erbschaft@ bund-naturschutz.de

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