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reformiert Berichte und Bilder aus der Evangelisch-reformierten Kirche 1 reformiert 2012 Dezember Januar Februar Jetzt für alle evangelisch- reformierten Haushalte

reformiert 1.2012

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Dies ist die erste Ausgabe von „reformiert für alle“. Wenn Sie die Zeitschrift zum ersten Mal lesen, heiße ich Sie als Leserin und Leser herzlich willkommen. Mit der Zeitschrift „reformiert“ besuchen wir Sie zu Hause. Dabei informieren wir Sie mit Berichten und Bildern aus der Evangelisch-reformierten Kirche. Mit dem Anspruch, dass ‚reformiert‘ eine Zeitschrift für alle Mitglieder der Kirche sein soll: von Leer bis Leipzig und von Nordhorn bis Nürnberg.

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r e f o r m i e r tBerichte und Bilder aus der Evangelisch-reformierten Kirche

1 reformiert 2012

Dezember

Januar

Februar

Jetzt für alle evangelisch-

reformierten Haushalte

21 reformiert 2012

„Wir haben uns auch gefreut,

dass endlich mal das Haus Gottes

auf war und wir uns ein wenig

abkühlen konnten“

„Heute am Mittwoch habe ich

ein kleines Gebet an all´ meine

S. 4 Lieben geschickt“

Seite 4

Offene Kirchen laden ein

Seite 6

Dasein und Dabeisein

Seite 7

Die Türöffner

Seite 8

Check-in – Fotografien

Seite 10 Schon gehört, dass ...

Seite 12 Weihnachten mit Karl May

Seite 14 40 Minuten mit dem Papst

Seite 15 Reformierter Glaube: Der Heidelberger Katechismus

Seite 16 Reformierter Reisetipp: Residenzstadt Celle

Seite 17 - 19 Personen, Aktuelles, Impressum

Seite 20 Position: Griechenland und die Schulden?

„Besuchen Sie uns“

S. 12

S. 14

Die Mitgliedszeitschrift ,reformiert’ wird an alle

Haushalte der Evangelisch-reformierten Kirche kos-

tenlos verteilt. Möchten Sie auch ,reformiert’ lesen?

Tel. 0491 / 91 98 212, E-Mail: [email protected]

Möchten Sie unsere Zeitschrift unterstützen?

Spenden Sie auf folgendes Konto:

Reformiert, Konto-Nr. 90 60 08

Sparkasse LeerWittmund, BLZ 285 500 00

Spendenquittung wird zugesandt.

Titelbild: Andreas Olbrich

Foto: Ulf Preuß

Foto: Norbert Neetz/epd

31 reformiert 2012

Fotografien und Berichte zum Thema Besuchen

Liebe Leserin, lieber Leser,

dies ist die erste Ausgabe von „reformiert für alle“. Wenn Sie die Zeitschrift zum ersten Mal lesen,

heiße ich Sie als Leserin und Leser herzlich willkommen. Mit der Zeitschrift „reformiert“ besuchen wir

Sie zu Hause – und dies zukünftig alle drei Monate, für Sie kostenlos. Dabei informieren wir Sie mit

Berichten und Bildern aus der Evangelisch-reformierten Kirche. Mit dem Anspruch, dass ‚reformiert‘ eine

Zeitschrift für alle Mitglieder der Kirche sein soll: von Leer bis Leipzig und von Nordhorn bis Nürnberg.

Es freut mich sehr, als zuständiger Redakteur jetzt für und über alle Regionen der Kirche schreiben zu

können. Im Frühjahr 2011 entschied die Gesamtsynode, dass die Zeitschrift ‚reformiert‘ nicht mehr nur

an die sogenannten „Verstreuten Reformierten“ versandt werden soll, sondern an alle Haushalte in der

Evangelisch-reformierten Kirche.

Allen, die „reformiert“ schon kennen, präsentiert sich die Zeitschrift in neuer Gestalt. Ich hoffe, Ihnen

gefällt das neue Design und bin auf Ihre und die Reaktion der Neu-Leser gespannt.

„Besuchen Sie uns“ ist das Motto dieser Ausgabe. Fotografien des Schweizer Pastors Andreas Olbrich

bilden den Rahmen der Titelgeschichten, die sich alle um das Thema „Besuchen“ ranken. Auf den Sei-

ten 8 und 9 erfahren Sie mehr über seine Fotografien mit einem besonderen Blick auf Kirchen.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre, eine segensreiche

Weihnachtszeit und einen guten Start ins Jahr 2012.

Ihr Ulf Preuß - Pressesprecher der

Evangelisch-reformierten Kirche

Foto: Andreas Olbrich

41 reformiert 2012

Seit mehr als zehn Jahren sind die drei kleinen

Kirchen der kleinen Deichgemeinden an der Ems

südlich von Leer sogenannte „Offene Kirchen“.

Das bedeutet, dass sie nicht nur für Gottesdiens-

te und Andachten geöffnet werden, sondern wäh-

rend der Sommerzeit Besuchern offen stehen.

Sehr oft geschieht dies im Rahmen einer Fahr-

radtour entlang der Ems. Alle Deichgemeinden,

so werden sie in Ostfriesland genannt, liegen an

der Deutschen Fehnroute, die Papenburg mit Leer

und anderen Orten der ostfriesischen Moorgebie-

te verbindet.

Die Idee, die Kirchen regelmäßig zu öffnen, sei

in den 90er Jahren entstanden, berichtet Edzard

Busemann-Disselhoff, Pastor der drei Gemeinden.

Damals wurde der Radwanderweg Fehnroute

geschaffen, und immer wieder fragten Radtou-

risten bei Dorfbewohnern an, ob sie ihnen die

Kirche öffnen könnten. „Wir haben uns dann im

Kirchenrat entschieden, die drei Kirchen in den

Monaten von Mai bis September täglich von 10

bis 18 Uhr zu öffnen.“ Bislang habe man auch

nur gute Erfahrungen sammeln können, wie die

vielen Eintragungen in den Gästebüchern der Kir-

chen zeigen.

Die Gäste, die die Kirchen besuchen, kommen

von nah und fern, oft sind ehemalige Bewohner

der Deichgemeinden darunter, die sich auf histo-

rischer Spurensuche befinden. Edzard Busemann-

Disselhoff erhält auch regelmäßig Anfragen von

Besuchergruppen aus der Region, die sich eine

Andacht im Rahmen eines Ausflugs wünschen.

Besonders freut ihn, dass die „offene Kirche“

auch die Bewohner im Dorf motiviert. „Vielen

ist dadurch viel deutlicher geworden, welchen

Schatz wir hier haben.“

Offene Kirchen laden ein

Nach Angaben von Gebhard Vischer, Pastor in Greetsiel (Ostfriesland), gibt es die meisten „offenen

Kirchen“ in Orten, in die viele Touristen kommen. Er ist Beauftragter für Kirche und Tourismus. An

der niedersächsischen Nordseeküste hat eine wissenschaftliche Untersuchung vor einigen Jahren er-

geben, dass mehr als 50 Prozent der Besucher der Region die Kirche an ihrem Urlaubsort besuchen.

„Offene Kirchen“ sollen in der Regel von Mai bis Oktober acht Stunden am Tag geöffnet sein. Wenn

die Gemeinde es wünscht, kann sie dies auch mit dem offiziellen Signet nach außen zeigen. Einige

Kirchengemeinden, die nicht ständig öffnen wollen, verweisen mit einem Schild am Eingang auf die

Stelle, wo sich Interessierte einen Kirchenschlüssel besorgen können.

Öffnungszeiten der „offenen“ reformierten Kirchen: www.reformiert.de/offene-kirchen.html

I N F O

I N T E R N E T www.reformiert.de/offene-kirchen.html

„Wir konnten an dieser Kirche nicht vorbeifahren. Schlicht und doch schön. Es ist ein

wunderbarer Ort der Ruhe“, lautet eine Eintragung im Gästebuch der reformierten

Kirche in Esklum. Immer wieder finden sich Sätze wie „Lieber Gott, wir danken dir für

diesen schönen Tag“.

Signet

„Offene Kirche“

von Ulf Preuß

51 reformiert 2012

„Wir können mit der „Offenen Kirche“ vielen

Menschen, außerhalb des Gottesdienstes, einen

Raum der Stille und der Begegnung geben. Es

besteht Gelegenheit des Innehaltens und des

Kontaktes.“

Nicole Windemuth, ehrenamtliche Mitarbeiterin der

reformierten Kirchengemeinde Hannover

„Es gibt immer wieder Fälle, in denen sich seel-

sorgerliche Gespräche entwickeln. Da sind wir

inzwischen auch ganz gut darauf vorbereitet.“

Presbyterin Birgit Rüdel koordiniert die Dienste und orga-

nisiert kleine Fortbildungen für den Kreis der „Öffner“ der

reformierten St. Martha Kirche in Nürnberg.

„Die Jakobi-Kirche liegt am Pilgerweg Loccum-

Volkenroda, daher kommen auch viele Pilger

und besuchen uns. Wir haben für sie sogar

einen Pilgersempel anfertigen lassen.“

Heiko Buitkamp, Pastor der reformierten

Kirchengemeinde Rinteln (Weserbergland)

„Vielen Dank für die offene

Kirche. Für ein stilles Gebet.“

Eintrag im Gästebuch der Gemeinde Driever

Foto: Ulf Preuß

61 reformiert 2012

In der Evangelisch-reformierten Kirche gibt es bislang zwei Stellen für Krankenhausseelsorge. Brigitte Schroven

arbeitet als Seelsorgerin an der Euregio-Klinik in Nordhorn, Susanne Eggert gehört zum Seelsorgeteam des Bor-

romäushospitals in Leer. Ab April 2012 wird Daniel Metelerkamp Krankenhausseelsorger in Weener (Ostfriesland).

Seelsorge im Krankenhaus leisten natürlich auch die Gemeindepastorinnen und –pastoren.

Wenn Sie für sich oder für einen Angehörigen ein seelsorgerliches Gespräch wünschen, sind sie auch für Sie da.

Kontakt unter: www.reformiert.de/gemeinden.html

I N F O

„Wir stellen uns mit unserer Zeit und unserer

Aufmerksamkeit den Patienten zur Verfügung.“

So beschreibt Susanne Eggert ihre Aufgabe. Seit

einem halben Jahr ist die 52-jährige reformierte

Pastorin als Seelsorgerin im katholischen Bor-

romäushospital in Leer tätig. Dabei begegnet sie

Menschen aller Altersklassen in den unterschied-

lichsten Lebenssituationen. Schwerkranke, bei

denen es oft nur darum geht, dabei zu sein und

ihnen in ihrer Hilflosigkeit beizustehen. Ebenso

wie Patienten, die nur mit einem gebrochenen

Arm im Krankenhaus liegen und mit denen sie ein

kurzes freundliches Gespräch führt.

Fast immer ist es so, dass dabei die Initiative

für das Gespräch von der Seelsorgerin ausgeht.

Anhand der Patientenliste stellt sich Susanne Eg-

gert jede Woche einen Besuchsplan zusammen,

fragt zunächst beim Pflegepersonal nach, ob der

Kranke auch da ist, und bietet dann ihr Gespräch

an. Das werde fast immer angenommen, und oft

entwickle sich dann eine Unterhaltung, in der es

neben der Bedrohung durch die Krankheit oft

auch um andere Sorgen geht: familiäre Probleme,

Trennung vom Partner, Verlust der Arbeit. Beson-

ders im Blick hat Eggert Menschen, die schon län-

gere Zeit im Krankenhaus liegen. Es kommt auch

vor, dass Angehörige von Patienten die Seelsor-

gerin aufsuchen. Eine Mutter, die Sorgen um ihre

kranke Tochter hat, ein Mann, der ohne seine

kranke Frau zu Hause auskommen muss.

Susanne Eggert bezeichnet ihre Arbeit als auf-

suchende Seelsorge, bei der zwischen ihr und

dem Gesprächspartner eine Vertrauensbasis be-

steht. Dazu trage auch bei, dass die Seelsorger

mit den Patienten nichts machen müssten. „Wir

kommen ohne Instrumente ins Krankenzimmer

und machen auch keine Psychotherapie“, so die

Theologin. Und ihr gehe es in den Seelsorge-

gesprächen auch nicht um Mission im engeren

Sinne. Natürlich spreche sie schon mal mit den

Patienten ein persönliches Gebet, das Unser Va-

ter oder lese einen Psalm vor, aber immer gelte

der Grundsatz, dass die Patienten die Gespräche

bestimmen.

Die ersten sechs Monate als Krankenhausseel-

sorgerin habe sie mit großer Freude absolviert,

erzählt Eggert. Dazu trage auch die Dankbarkeit

bei, die ihr bei Patienten und Pflegepersonal be-

gegne. Denn als Krankenhausseelsorgerin ist sie

auch für das Personal zuständig. Richtig gefordert

fühlt sie sich in der Zeit der Rufbereitschaft. Alle

Seelsorger der Krankenhäuser in Leer wechseln

sich in den Nachtstunden und am Wochenende

ab und werden dann auch schon mal von der

Intensivstation oder der Unfallaufnahme zu Men-

schen gerufen, bei denen es um Leben und Tod

geht.

Dasein und DabeiseinSeelsorge im Krankenhaus

Foto: Ulf Preuß

Krankenhausseelsor-

gerin Susanne Eggert

(links) im Gespräch

mit Schwestern von

Station 42

von Ulf Preuß

71 reformiert 2012

Wenn der Pastor ins Haus kam, wurde es in der

Familie still. War alles in Ordnung? Wenn nicht,

versuchte der Gast zu helfen. Denn erst nachdem

alle Zerwürfnisse und Hindernisse ausgeräumt

waren, stand die Tür zum Abendmahl offen. Das

war die ursprüngliche Funktion des Hausbesuchs,

der schon in der Bentheimer Kirchenordnung von

1709 erwähnt wurde. Ließen sich die Schäfchen

nicht von ihrem liederlichen Lebenswandel ab-

bringen, riet der Pastor auch schon mal von einer

Teilnahme am Abendmahl ab.

„Diese Funktion hatte der Hausbesuch zu

unseren Zeiten natürlich nicht mehr“, berichtet

Dieter Rötterink und schmunzelt. Der 69-Jährige

war bis 2004 Pastor der reformierten Kirchen-

gemeinde Schüttorf. Mit seinem Kollegen Peter

Kuhn führte er dort Mitte der 1970er Jahre den

Hausbesuch wieder ein – mit anderem Ziel: Die

Pastoren wollten das Gespräch mit den Menschen

in ihrer Kirchengemeinde suchen. Damit rannten

sie buchstäblich offene Türen ein.

Peter Kuhn, der 1976 aus Frankfurt in die Ober-

grafschaft wechselte und dort bis zum Ruhestand

Mitte der 1990er Jahre seinen Dienst versah, erin-

nert sich gerade mal an zwei Familien, die seine

Visite abgelehnt hätten. Dieter Rötterink überlegt

und zuckt mit den Schultern: „Ich wüsste nicht,

dass mir das auch mal passiert wäre.“ Es sei aber

durchaus schon vorgekommen, dass sich die Tür

öffnete – und der Herr oder die Dame des Hauses

zunächst keine Ahnung hatte, wer da um Einlass

bat. „Aber das klärte sich meistens schnell auf.

Die Leute haben dann einen roten Kopf bekom-

men und sich entschuldigt, obwohl das ja gar

nicht nötig war“, erinnert sich Dieter Rötterink

an seine ersten Jahre in Schüttorf. Er wurde dort

1970 zum Pastor gewählt.

Es gibt zwei Gründe, warum die beiden Geistli-

chen die Menschen in ihren eigenen vier Wänden

besuchten. „Viele waren der Kirchengemeinde

fern und sind nicht in den Gottesdienst gekom-

men. Andere erwarteten, dass wir sie besuchen“,

sagt Peter Kuhn. Einmal in der Woche machten

sich die Pastoren in ihrem Bezirk auf den Weg

und planten dafür meistens einen halben Tag ein.

Am Sonntag zuvor hatten sie von der Kanzel ab-

gekündigt, wer ihren Hausbesuch erwarten konn-

te. „In guten Nachbarschaften sprach sich das na-

türlich schnell herum“, berichtet Dieter Rötterink.

Worüber wurde gesprochen? „Das war sehr

unterschiedlich“, erzählt Peter Kuhn. Mal wurde

eine halbe Stunde geplaudert, mal ging es aber

auch über zwei Stunden ans Eingemachte – je

nachdem, worauf sich der Gesprächspartner ein-

ließ. „Für uns war es wichtig, die Mentalität der

Menschen zu verstehen und zu wissen, was sie

beschäftigt. Gleichzeitig wollten wir ihnen das

Gefühl geben: Die Kirche kommt zu mir, weil ich

ihr wichtig bin“, sagt Dieter Rötterink. Am Ende

stand fast immer ein Gebet. „Es sei denn, ich

hatte das Gefühl, dass es nicht passt“, ergänzt

Peter Kuhn.

Die beiden Pastoren im Ruhestand bedauern,

dass es den Hausbesuch heute nicht mehr gibt.

„Ich kann ihn eigentlich nur empfehlen“, meint

Peter Kuhn. Dieter Rötterink regt an, über neue

Formen des Kontakts nachzudenken – auch wenn

es in einer immer schneller werdenden Zeit si-

cherlich viel Kraft und Mühe koste, die Menschen

zu erreichen.

Die TüröffnerErinnerungen an den Grafschafter Hausbesuch

Foto: Andre Berends

Dieter Rötterink (links)

und Peter Kuhn haben

als Pastoren bei

Hausbesuchen das

persönliche Gespräch

mit den Menschen in

ihrer Kirchengemeinde

gesucht.

von Andre Berends

81 reformiert 2012

Die Fotografien auf dieser Seite und das Titelbild

stammen von Andreas Olbrich. Er ist seit 2005

Pfarrer in Reigoldswill, einer Schweizer reformier-

ten Gemeinde in der Nähe von Basel, vorher war

er viele Jahre lang in Bunde (Ostfriesland). Seit

drei Jahren versucht er, mit der Kamera Dinge ans

Licht zu bringen, die nicht jede und jeder sieht.

Gespiegelte Kirchen mit Schrift, wo entdecken

Sie diese Motive?

In Städten meiner Umgebung, vor allem in Basel.

Aber auch in Frankfurt während einer Fortbildung

zum Beispiel. Oder im Urlaub in Warnemünde.

Und manchmal auch in meinem Wohnort, dem

Dorf Reigoldswil. Ich halte die Augen stets auf,

und meistens habe ich meine Kamera dabei.

Wie ist die Idee zu dieser Bilderserie entstanden?

Die hat sich Schritt für Schritt entwickelt. Ich habe

nach einem wiederkehrenden Zeichen gesucht,

das den Glauben ausdrückt. Etwas, das im Alltag

zu sehen und zu finden ist. Etwas, das das An-

dere durchscheinen lässt. Zuerst wählte ich das

Kreuz. Das fand ich in großer Zahl im Alltag. Aber

als Reformierter war da immer auch ein Wider-

stand. Das ist für mich ein Zeichen, das zu sehr

einengt. Und so war ich weiter auf der Suche. Da

entdeckte ich im anvisierten Fensterkreuz die ge-

spiegelte Sonne. Ich versuchte, das gespiegelte

Licht einzufangen.

Und dann war da plötzlich eine Kirchenfassade

im Fenster. So wechselte ich zum Zeichen KIRCHE.

Und irgendwann sah ich im Fenster einen Schrift-

zug in Verbindung mit einer gespiegelten Kirche.

Und die Idee war geboren. Meine Fotos sind also

wirklich vor Augen und keine Fotomontagen.

„Besuchen Sie uns“ haben wir für das Titelbild

ausgewählt, was verbirgt sich für Sie hinter die-

ser Einladung?

Ein doppeltes: Zum einen ist es eine lockere und

freundliche Einladung, es mit dem Glauben zu

versuchen, sich einmal in die Kirche zu wagen,

in das Gebäude und auch in die Gemeinschaft.

Ich glaube und hoffe, es ist ein bereichernder Ort.

Und zum anderen zeigt es für mich etwas Wesent-

liches von Kirche. Kirche ist für mich immer ein-

ladend und offen. Das möchte ich zeigen. Darum:

Besuchen Sie uns!

Check-in! Fotografien von Andreas Olbrich

Die Fotografien von Andreas Olbrich sind unter dem Titel

„Wirklich Kirche“ als Postkartenkatalog erschienen. Er ist im

Online-Shop der Evangelisch-reformierten Kirche bestellbar.

www.reformiert.de/bestellshop.html

91 reformiert 2012

I N T E R N E T www.reformiert.de/bestellshop.html

101 reformiert 2012

... dass das einzige evangelisch-reformierte Kir-

chengebäude auf den Ostfriesischen Inseln in

Borkum steht?

Die reformierte Gemeinde Borkum ist die einzige

Inselgemeinde unserer Landeskirche. Die Jugend-

stilkirche ist in den Jahren 1896 bis 1897 erbaut

worden. Sie bietet 800 Gläubigen Platz zum Got-

tesdienst, an den Sonntagen ist die Kirche durch

die Urlauber meist voll besetzt.

... dass der schiefste Turm der Welt zur Evange-

lisch-reformierten Kirche in Suurhusen (Ostfries-

land) gehört?

2007 erfolgte die Zuerkennung des Weltrekordes

„most leaning tower“ durch die Redaktion des

Guinnessbuches der Rekorde. Aktuelle Neigung:

5,19 Grad (Pisa: 3,97 Grad)

... dass sich eine der weltweit ältesten Kirchenor-

geln in einer evangelisch-reformierten Kirche in

Ostfriesland befindet?

Die Orgel der Rysumer Kirche gilt als das älteste

in seinem Pfeifenbestand weitgehend erhaltene

Instrument dieser Art in Nordeuropa und zählt zu

den ältesten spielbaren Orgeln der Welt. Die Or-

gel umfasst sieben Register auf einem Manual. Im

nächsten Jahr wird sie 555 Jahre alt.

... dass die zwei ältesten Baudenkmale Nord-

horns eine enge Verbindung zur Evangelisch-

reformierten Kirche haben?

Die Alte Kirche am Markt (heute evangelisch-re-

formiert) ist zusammen mit dem Kloster Frenswe-

gen Nordhorns ältestes Baudenkmal. Sie wurde

am 6. Juni 1445 gleichzeitig mit der Frenswegener

Klosterkirche durch Ludgerius, den Bischof von

Münster geweiht.

... dass der Dachreiter der Evangelisch-reformier-

ten Kirche in Bayreuth ein Geschenk einer katho-

lischen Kirchengemeinde ist?

Die römisch-katholische Gemeinde in Mistelgau

vermachte der Gemeinde ihren alten Dachreiter,

der nach sehr aufwendigen Sanierungsmaßnah-

men auf den Dachstuhl der Evangelisch-reformier-

ten Kirche gesetzt werden konnte.

Schon gehört, ...

I N T E R N E T www.reformiert.de

111 reformiert 2012

... dass sich die einzige evangelisch-reformierte

Kirchengemeinde in Mecklenburg-Vorpommern in

der Stadt Bützow befindet?

In das lutherische Mecklenburg kam die reformier-

te Tradition durch französische Glaubensflüchtlin-

ge, die Hugenotten, die seit 1699 zur Ansiedlung

in Bützow eingeladen wurden.

... dass die einzige erhaltene Hugenottenkirche in

Nordwestdeutschland in Celle steht.

Die in Fachwerkbauweise errichtete heutige

Evangelisch-reformierte Kirche wurde 1700 als

„temple“ der französisch-reformierten Gemein-

de erbaut. Im Innenraum befindet sich noch der

Fürstenstuhl der letzten Celler Herzogin Eléonore

Desmier d’Olbreuse.

... dass die Glocken der Evangelisch-reformierten

Kirche in Hannover ein Geschenk der englischen

Queen Victoria sind?

Im 19. Jahrhundert stiftete die englische Königin

als Nachfahrin der Gemeindegründerin Kürfürstin

Sophie von der Pfalz drei Glocken.

... dass die evangelisch-reformierte Kirche im

Braunschweiger Stadtteil Veltenhof vorher eine

Windmühle war?

In Veltenhof wurden durch ein Edikt von Herzog

Karl ab dem Jahr 1750 Siedler aus der Pfalz an-

sässig. Die 1876 erbaute Hofländermühle wurde

1930 zur Kirche umgestaltet.

... dass in den Allgäuer Gemeinden Bad Grönen-

bach und Herbishofen das evangelisch-reformier-

te Gesangbuch der Züricher Landeskirche in Ge-

brauch ist?

Im Jahre 1559 führte der Reichsmarschall Graf

Philipp von Pappenheim die Reformation schwei-

zerisch-reformierter Prägung in seiner Herrschaft

ein. Die engsten Verbindungen der Allgäuer Ge-

meinden bestanden zur reformierten Kirche in

Zürich; auch heute noch ist das schweizerische

Gesangbuch bei ihnen in Gebrauch.

von Andreas Flick

Schon gehört, ...

I N T E R N E T www.reformiert.de

Gemeinde

Synodalverband

Kerngebiet

121 reformiert 2012

Karl May? Kein Scherz! Wer bei Karl May

nur an den „Schatz im Silbersee“ und

Winnetou denkt oder an Sam Hawkens

„Hi,hi,hi – wenn ich mich nicht irre“,

täuscht sich. Der Autor von zahllosen

Abenteuerromanen ließ immer wieder

Religiöses und Christliches in seine Bü-

cher einfließen. Eines heißt „Weihnacht

im Wilden Westen“.

Es beginnt so: „Weihnacht! Welch ein liebes,

inhaltsreiches Wort! Ich behaupte, dass es im

Sprachschatz aller Völker und aller Zeiten ein

zweites Wort von ebenso tiefer wie beseligender

Bedeutung weder je gegeben hat, noch heute

gibt. (...) Dem gläubigen Christen ist es der Inbe-

griff der heißersehnten Erfüllung langen Hoffens

auf die Erlösung aller Geschöpfe, und auch für

den Zweifler bedeutet es eine alljährlich wieder-

kehrende Zeit der Familienfreude und der strah-

lenden Kinderaugen.“ Trotz der Gefühlsduselei,

die Karl May schon 1897 erkennt und benennt,

unterscheidet er zwischen „dem gläubigen Chris-

ten“, der das Weihnachtsfest innerlich erfasst,

und dem „Zweifler“, dem das Fest zunächst nur

äußerlich bleibt und der vielleicht durch seine

Kinder näheren Zugang findet.

Natürlich dürfen bei der „Weihnacht im Wilden

Westen“ Old Shatterhand und Winnetou nicht

fehlen. Sie kommen in einer Geschichte vor, die

sich – wie es sein muss – zwischen Roman und

Räuberpistole bewegt. Darin werden sie in eine

religiöse Interaktion verwickelt – unter anderem

Weihnachten mit Karl May

Fotos: Ulf Preuß

131 reformiert 2012

„Dem einen leuchtet in der tiefsten Tiefe seines Herzens der Wahrspruch: ´Jesus

Christus gestern und heut und derselbe in alle Ewigkeit!`; der andere stimmt wohl

und unwillkürlich mit ein oder lässt wenigstens seine Kinder einstimmen in den

Frohgesang: ´Welt ging verloren, / Christ ward geboren; / freue dich, o Christenheit!`“

Karl May, Weihnachten im Wilden Westen, Kapitel 1

durch die Lebensbeichte eines Mannes, der sagt:

„Was ich nie besessen habe, werde ich von heut

an besitzen: das wahre Lebensglück! Ich habe

eine schwere Schule durchgemacht; ein andrer

an meiner Stelle wäre wohl zugrunde gegangen;

aber Gott wusste gar wohl, dass es bei mir so

starker Mittel zur Heilung bedurfte, und Ihr, Mr.

Shatterhand, habt ja schon als Knabe richtig ge-

sagt: Hat der Herr ein Leid gegeben, / gibt er

auch die Kraft dazu! / Bringt dir eine Last das

Leben, / trage nur und hoffe du!“ Um die religiö-

se Wirkkraft zu verstärken, fügt Karl May hinzu:

„Er hatte, wohl damit Winnetou alles verstehen

sollte, englisch gesprochen; diese Strophe aber

sagte er deutsch.“

Natürlich: Karl May betreibt munter den welt-

weiten Export der typisch deutschen Weihnacht:

„Hungernd und frierend schleppten wir uns bet-

telnd von Ort zu Ort, und je weiter wir kamen,

desto elender wurden wir äußerlich und innerlich.

Da leuchteten plötzlich mitten in all diese unbe-

schreibliche körperliche und seelische Armselig-

keit hinein die Kerzen des Tannenbaums …“

Das ist eine Rührstory. Und die soll es auch

sein. Dennoch ist Karl May auf seine Weise die

Christlichkeit des Festes wichtig. Und immer wie-

der bezieht er sich dabei auf die Botschaft. Von

einer allzu schwärmerischen Frömmigkeit nämlich

will er sich absetzen: „Ich gehöre zu den Men-

schen, denen ihr Glaube höher steht als alle ir-

dischen Angelegenheiten; aber das zudringliche

Zurschautragen der Frömmigkeit ist mir verhasst“,

lässt Karl May den Ich-Erzähler sagen angesichts

des sogenannten „Prayer-Man“, der allzu fröm-

melnd daherkommt. Da will May anderes. Die

Herzen berühren freilich will er auch, „gläubig“

und nicht „zweifelnd“. Und so endet „Weihnach-

ten im Wilden Westen“ nicht mit einem „Hugh,

ich habe gesprochen!“, sondern mit einer Strophe

des schon Old Shatterhand und Winnetou zu Ge-

hör gebrachten Gedichtes: „Ich verkünde große

Freude, / die euch widerfahren ist, / denn geboren

wurde heute / euer Heiland Jesus Christ!“

von Klaus Bröhenhorst

Weihnachten mit Karl May

141 reformiert 2012

40 Minuten mit dem PapstDer Besuch von Papst Benedikt VIX. Ende September in Deutschland war

tagelang ein Medienereignis. Auch das Zusammentreffen des Papstes mit

Vertretern der Protestantismus sorgte vorher und hinterher für öffentlichen

Gesprächsstoff. An dem Treffen hat auch der Kirchenpräsident der Evan-

gelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, als Mitglied des Rates der EKD

teilgenommen. Ein Interview.

Worüber haben Sie mit dem Papst gesprochen?

Im Mittelpunkt der Begegnung im Erfurter Augustinerkloster standen zwei vorbereitete Reden: Der

Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, plädierte für mehr

Gemeinsamkeit im Miteinander der Kirchen. Schneider bezog sich auf Martin Luther, der in Erfurt zum

Priester geweiht worden war, und warb dafür, den Reformator als Scharnier zwischen den Kirchen zu

verstehen. Der Ratsvorsitzende lud dazu ein, gegenseitige Verletzungen aus der Geschichte zu überwin-

den und konkrete Wege der Aussöhnung zu gehen.

Papst Benedikt XVI. antwortete ohne auf die Rede von Präses Schneider Bezug zu nehmen. Er würdigte

den Theologen Martin Luther und erinnerte an dessen Ringen um die Gottesfrage (Wie kriege ich einen

gnädigen Gott?). Es sei eine Frage, die - so der Papst - „in neuer Form auch unsere Frage werden“

müsse. Und dann mahnte er, „unter dem Säkularisierungsdruck die großen Gemeinsamkeiten nicht

unvermerkt zu verlieren“.

Was bleibt nach dem Treffen?

Ernüchterung - und die Erkenntnis, im Vorfeld solcher Begegnungen die Erwartungen nicht zu hoch

zu schrauben. Praktische Fortschritte oder konkrete Ergebnisse für unsere ökumenische Situation sind

nach der Begegnung nicht zu sehen und wohl auch nicht zu erwarten. Allerdings bewertete der Papst

den ökumenischen Weg der letzten Jahrzehnte als „positiv und zukunftsweisend“. Daran lässt sich –

davon bin ich überzeugt – durchaus anknüpfen.

Wie haben Sie den Papst erlebt?

Ich habe im Kapitelsaal des Klosters in Erfurt einen freundlichen älteren Herrn kennen gelernt, der sich

trotz seiner 84 Jahre große Anstrengungen zumutet. Papst Benedikt war ein aufmerksamer Zuhörer, der

sich mit leiser aber fester Stimme zu Wort meldete und durch seine sprachliche Prägnanz die Delega-

tionen beider Kirchen beeindruckte.

Lohnen sich solche Treffen überhaupt?

Ich glaube, dass der Begegnung eine wegweisende Bedeutung zukommt. Dem Papst ist der Symbol-

charakter des Ortes natürlich bewusst gewesen. Die Tatsache, dass man dort zusammenfand, wo Luther

Mönch geworden ist und zum Priester geweiht wurde, macht deutlich, dass die katholische Kirche dem

Reformator inzwischen mit Respekt begegnet.

Für die Katholiken ist Benedikt der „Heilige Vater“, wie haben Sie und die anderen Vertreter der evan-

gelischen Kirchen den Papst angeredet?

Die protokollarisch korrekte Anrede lautet ‚Eure Heiligkeit’. Die evangelische Delegation hat sich proto-

kollarisch korrekt verhalten. Allerdings wurde der Gast aus Rom auch als ‚Bruder in Christo’, ‚Heiliger

Vater’ oder ‚sehr geehrter Papst Benedikt’ angeredet.

Foto: epd Foto: Ulf Preuß

151 reformiert 2012

Aleida Siller ist beim

Reformierten Bund

für das Jubiläums-

jahr 2013 des HK

zuständig

www.heidelberger-

katechismus.net/

Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

Dass ich mit Leib und Seele

im Leben und im Sterben nicht mir

sondern meinem getreuen Heiland

Jesus Christus gehöre. ...

Reformierter Glaube

Aleida Siller erklärt den Heidelberger Katechismus

Der Heidelberger Katechismus (HK) ist neben Luthers Kleinem

Katechismus der bedeutendste und verbreitetste Katechismus aus

der Reformationszeit.

Kurfürst Friedrich III. gab das für die Pfalz als Unterrichtsbuch

gedachte Werk in Auftrag. Als Hauptverfasser gilt der bei Melan-

chthon ausgebildete und an die Universität Heidelberg berufene

Zacharias Ursinus.

Der Text besteht aus 129 Fragen und Antworten. Frage 1 („Was

ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“) und Frage 2

(„Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben

und sterben kannst?“) werden als „Präambel“ angesehen, in der

Grundlegung und Aufbau des ganzen Katechismus formuliert sind.

In den drei dann folgenden Hauptteilen, überschrieben: „Von des

Menschen Elend“, „Von des Menschen Erlösung“, und „Von der

Dankbarkeit“, werden das apostolische Glaubensbekenntnis, die

Sakramente, die Zehn Gebote und das Unservater erklärt. Die am

Rand stehenden Bibelstellen machen den biblischen Bezug der

Aussagen nachprüfbar.

Schon bald nach dem Erstdruck im Frühjahr 1563 fand der HK

über die Pfalz hinaus Aufmerksamkeit. In mehr als 40 Sprachen

wurde er übersetzt. In vielen reformierten und unierten Kirchen der

Welt gehört er zu den Bekenntnisgrundlagen. Im Jahr 2013 wird

er 450 Jahre alt.

Foto: Aleida Siller

RE

FO

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EZ

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Wussten Sie, dass das barocke Idyll Celle mit

seinen Fachwerkhäusern 2010 zum „frauen ORT“

gekürt wurde? Ausschlag gebend hierfür ist die

letzte Herzogin Eléonore d´Olbreuse von Braun-

schweig-Lüneburg, eine glaubensstarke Huge-

nottin, die mit ihrem französischen Charme die

Residenzstadt zu einem Ort der Toleranz machte.

Celle, die kleine Stadt inmitten der Lüneburger

Heide, hat eine lange Geschichte, ihre Blütezeit

erlebte sie von 1665 bis 1705 unter Herzog Georg

Wilhelm von Brauschweig, dessen Frau Eléonore

1676 wurde.

Am Rande der historischen Altstadt mit über

400 bunten Fachwerkhäusern steht bis heute die

weiße, kirchturmlose, reformierte Kirche. Sie wur-

de zu herzoglichen Zeiten von der Französisch-

reformierten Gemeinde im Jahr 1700 erbaut - 14

Jahre nach deren Gründung. Heute ist die Evange-

lisch-reformierte Kirche der einzige noch erhaltene

hugenottische Kirchenbau (temple) in Nordwest-

deutschland. Der damalige Herzog Georg Wilhelm

versprach sich von der gewerblichen Tüchtigkeit

hugenottischer Handwerker und Händler vor al-

lem wirtschaftlichen Aufschwung. An diese Blü-

tezeit erinnern neben dem barocken Schloss die

Stadtkirche und das vor kurzem restaurierte Alte

Rathaus. Zahlreiche Stadtvillen in der Westercel-

ler Vorstadt entstanden auch in dieser Zeit.

Warum Hannover und nicht Celle die nieder-

sächsische Landeshauptstadt ist und wie der

Polywissenschaftler Albrecht Thaer die Land-

wirtschaft von Celle aus revolutionierte, erklä-

ren eindrucksvoll das Residenzmuseum und Bo-

mann-Museum. Gleich nebenan befindet sich der

Kunst-Kubus mit der Sammlung Simon und dem

ersten 24-Stunden-Kunstmuseum. Eine Museums-

Vielfalt in unmittelbarer Nähe, die zum Erkunden

einlädt.

Celle: Insel der Religionsfreiheit

Evangelisch-reformierte Kirche:

Hannoversche Straße 61, 29221 Celle,

Tel. 05141-25540 (Führungen auf Anfrage),

E-mail: [email protected]

www.reformiert-celle.de

Touristinformation:

Markt 14 - 16, 29221 Celle, Tel. 05141 - 12 12,

E-Mail: [email protected]

www.celle-tourismus.de

Celler Schloss:

Residenzmuseum, Schlossplatz 1, 29221 Celle,

Öffnungszeiten: Di - So 10 - 17 Uhr,

www.residenzmuseum.de

Besonders empfehlenswert ist der „Eléonore-

Stadtrundgang“. Ein Flyer führt Sie zu Stationen

der „reformierten“ Geschichte der Stadt. Der

Flyer ist an vielen Orten erhältlich.

I N F O

Evangelisch-reformierte Kirche (oben), Celler Schloss (unten)

Fotos: Andreas Flick

von Nadine Kaminski

171 reformiert 2012

PE

RS

ON

ENKathrin Oxen

Pastorin der evangelisch-reformierten Kirche

in Bützow (Mecklenburg)

Kathrin Oxen wird neue Leiterin des Zentrums für

evangelische Predigtkultur in Wittenberg. Oxen

(39) erklärte nach ihrer Berufung durch die EKD,

sie freue sich darauf, „Predigerinnen und Predi-

gern Mut zur eigenen Sprache zu machen“. Die

Arbeit an der Predigt dürfe Raum und Zeit be-

anspruchen. Impulse für die Predigtarbeit erhof-

fe sie sich auch von anderen Formen wirksamer

Sprache, „über die beispielsweise Journalisten,

Schriftsteller und Politiker verfügen“. Das Zent-

rum für evangelische Predigtkultur ist 2009 im

Rahmen des Reformprozesses „Kirche im Auf-

bruch“ der EKD errichtet worden.

Friedrich Rost aus der reformierten Gemeinde Osnabrück

GAW-Präsident Wilhelm Hüffmeier (links) zeichnet Friedrich

Rost mit dem Bernsteinkreuz aus

Friedrich Rost ist mit dem Bernsteinkreuz des

Gustav-Adolf-Werkes ausgezeichnet worden. Rost

zeichne sich durch Freundlichkeit und Fröhlichkeit

aus und er sei von Natur aus ein Christ, sagte

der Präsident des Gustav-Adolf-Werkes, Prof. Wil-

helm Hüffmeier, bei der Verleihung. Seit 30 Jahren

ist Rost Mitglied des Gustav-Adolf-Werkes (GAW)

und seit 28 Jahren im Vorstand der Hauptgruppe

Osnabrück aktiv. Für ihn, so Rost, sei es wichtig,

Menschen im Gemeindeleben zu unterstützen,

die als Protestanten in der Minderheit in allen

Ländern der Welt leben.

Reinhard Uthoff Pastor der reformierten Gemeinde in Aurich

Reinhard Uthoff ist Ende November in den Ruhe-

stand getreten. Der 65-Jährige gebürtige Westfale

war 27 Jahre lang Pastor in Aurich. Von 1992 bis

2000 war er Präses des damaligen 3. Synodalver-

bands. Ein besonderes Anliegen waren ihm stets

die Tagesstätte für Wohnungslose und die Hilfe

für Leprakranke.

Torsten HarenbergPastor der reformierten Gemeinde

Schapen (Emsland)

Torsten Harenberg ist seit 6. November Ortsver-

bandspfarrer der Johanniter-Unfallhilfe in Lingen.

Ein Schwerpunkt der Johanniter in Lingen ist der

Organtransport. Harenberg ist seelsorgerlicher

Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen. Seit

etwa zehn Jahren ist auch als Notfallseelsorger im

Landkreis Emsland tätig.

Wolfgang WagenfeldGeschäftsführer des Diakonischen Werkes

der Evangelisch-reformierten Kirche

Wolfgang Wagenfeld ist neuer stellvertretender

Vorsitzender der Diakonie in Niedersachsen.

Wagenfeld (59) wurde kürzlich neben dem Dia-

koniedirektor der hannoverschen Landeskirche,

Christoph Künkel, in dieses Amt gewählt. Vor-

standssprecher wurde der Oldenburger Diakonie-

chef Thomas Feld. Zum Verein Diakonie in Nieder-

sachsen gehören die fünf Diakonischen Werke der

evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen.

Celle: Insel der Religionsfreiheit

181 reformiert 2012

AK

TU

ELLE

S „Vertrauen wagen - Ik bün bi di“Aurich. Der 6. Ostfriesische Kirchentag steht unter

dem Motto „Vertrauen wagen - Ik bün bi di“. Das

größte Christentreffen der Region findet vom 13.

bis 15. Juli 2012 zum zweiten Mal in Aurich statt.

Sven Kramer, ev.-ref. Geschäftsführer; Detlef Klahr, ev.-luth.

Landessuperintendent; Hilke Klüver, ev.-ref. Präses; Cathrin

Meenken, ev.-luth. Gewschäftsführerin

1992 hatten die Evangelisch-reformierte Kirche

und der evangelisch-lutherische Sprengel Ost-

friesland zum ersten Regionalkirchentag nach

Aurich eingeladen. Die Organisatoren erwarten in

Aurich etwa 15.000 Besucher. Zum Ostfriesischen

Kirchentag sind alle Kirchengemeinden, Gruppen

und Institutionen der Region aufgerufen, sich zu

beteiligen. www.okt-2012.de

Friedensgang von Moslems und ChristenMelle. Mit einem gemeinsamen Friedensgang ha-

ben Christen und Moslems in Melle die Interkultu-

relle Woche begangen. Seite an Seite gingen die

Pastorin der evangelisch-reformierten Gemeinde,

ein katholischer Pastor und ein muslimischer

Imam durch die Innenstadt. Sie wurden dabei

von 100 Gläubigen der verschiedenen Religionen

und Konfessionen, darunter Melles Bürgermeis-

ter André Berghegger, begleitet. „Wir wollten mit

diesem Friedensgang ein Zeichen für den Wunsch

nach weltweitem Frieden setzen“, so die Meller

Pastorin Bianca Spekker. Der Gang führte von der

katholischen Matthäuskirche über die evange-

lisch-reformierte Gemeinde bis zur Moschee. Dort

hielt der Imam eine Freitagspredigt.

„Fairer Einkauf“ wird ausgezeichnetHannover. Die evangelischen Kirchen in Nieder-

sachsen haben einen Preis für „fairen Einkauf“

ins Leben gerufen. Mehr als 2.000 Gemeinden

und weit über 1.000 Einrichtungen in Kirche und

Diakonie sind aufgerufen, sich um den „Fairen

Einkaufswagen“ zu bewerben. Voraussetzung ist,

dass sie ökologisch hergestellte Produkte und

„fair“ gehandelte Waren aus Entwicklungsländern

einsetzen. Der „Fairtrade Award“ wird erstmalig

2012 und danach alle zwei bis drei Jahre verge-

ben. Den Gewinnern winken Preise von 3.000,

2.000 und 1.000 Euro. Zudem wird ein Sonder-

preis von 1.000 Euro für eine Kirchengemeinde

vergeben. Initiativen können sich bis zum 31. März

2012 bewerben (epd). www.ked-niedersachsen.de

Diakonie warnt vor AltersarmutWeener. Die Diakonie der Evangelisch-reformier-

ten Kirche hat vor einer steigenden Gefahr der

Altersarmut gewarnt. Menschen, deren Einkom-

men bereits unter der Armutsrisikogrenze liege,

erhielten später in ihrer Rentenphase eine extrem

niedrige Alterssicherung, sagte Diakoniepastor

Dietmar Arends bei der Jahreskonferenz des Di-

akonischen Werkes am Wochenende im ostfrie-

sischen Weener. Oft fehle ihnen eine zusätzliche

private Altersvorsorge. „Dies zusammengenom-

men wird zu einer verschärften Altersarmut füh-

ren.“ Die Konferenz stand unter dem biblischen

Motto „Ich will für euch und eure Kinder sorgen

- Wer versorgt in Zukunft wen?“

Emden wirbt mit ReformationEmden. Die Stadt Emden will stärker mit ihrem re-

formatorischen Erbe werben. Dazu hat der Emder

Oberbürgermeister Alwin Brinkmann (SPD) einen

Partnerschaftsvertrag mit der niederländischen

Stiftung „Refo 500“, unterzeichnet. Emden habe

neben Wittenberg und Genf im 16. Jahrhundert

eine zentrale Rolle in der europäischen Reforma-

tionsgeschichte gespielt, hieß es. In der Emder

„Moederkerk“ (Mutterkirche) hätten zahlreiche

einflussreiche Reformatoren gewirkt, darunter

Johannes a Lasco (1499-1560) und Menso Alting

(1541-1612).

Foto: Ulf Preuß

191 reformiert 2012

191 reformiert 2012

IMP

RE

SS

UMReformiert: ,reformiert’ ist die Mitgliedszeitung der

Evangelisch reformierten Kirche.

Herausgeberin: Evangelisch-reformierte Kirche, Saarstraße 6, 26789 Leer, www.reformiert.de

Verantwortlich: Jann Schmidt

Redaktion: Ulf Preuß, Pressesprecher, Tel. 0491 / 91 98-212, E-Mail: [email protected]

Redaktionsbeirat: Klaus Bröhenhorst, Antje Donker, Steffi Sander, Andreas Flick, Jann Schmidt, Burkhart Vietzke, Matthias Lefers, Günter Plawer

Konzeption, Gestaltung und Layout: Designagentur projektpartner, Leer, www.projektpartner.info

Druck und Vertrieb: SKN Druck und Verlag, Norden www.skn-druck.de

Auflage: 123.000 Exemplare

Gemeindewahlen 2012Leer. In den 143 Kirchengemeinden der Evange-

lisch-reformierten Kirche werden am 18. Novem-

ber 2012 neue Kirchenräte oder Presbyterien

gewählt. Anschließend wählen die neu zusam-

mengesetzten Gremien ihre Vertreter für die Sy-

noden der Synodalverbände und diese dann ihre

Vertreter für die Gesamtsynode. Die neu gewähl-

ten Synoden werden sich zu Beginn des Jahres

2013 konstituieren, die neu gewählte Gesamtsy-

node wird zu ihrer ersten Tagung im April oder

Mai 2013 zusammen kommen. Zur Wahl in den

Gemeinden steht jeweils die Hälfte der Mitglieder

des Kirchenrats oder Presbyteriums, die Amtszeit

der 2009 gewählten Vertreter dauert noch bis

2015. Wahlberechtigt sind in den Gemeinden alle

Konfirmierten oder erwachsen Getauften.

Kirchensteuern sicherLeer. Die neuesten Mitteilungen der Finanzäm-

ter an alle Steuerzahler über die gespeicherten

Daten zur Steuererhebung geben keine korrekte

Auskunft über die Konfessionszugehörigkeit. Da-

rauf weist das Landeskirchenamt in Leer hin. In

diesen Mitteilungen, die in den letzten Wochen

verschickt wurden, habe die Finanzverwaltung

Niedersachsens alle evangelischen Konfessio-

nen zum Kürzel „ev“ zusammengefasst, weil die

Steuern an die fünf evangelischen Kirchen in Nie-

dersachsen zunächst an einer Stelle gesammelt

werden. In der Datenbank, die der tatsächlichen

Steuerhebung zu Grunde liegt, ist nach Aussage

der Finanzverwaltung das korrekte Konfessions-

merkmal, für alle Evangelisch-reformierten also

„rf“, gespeichert. Teilweise geäußerte Sorgen

von Kirchenmitgliedern, der Reformierten Kirche

gingen nun Einnahmen verloren, sind daher un-

begründet. Das Landeskirchenamt rät auch von

Widersprüchen gegen diese Bescheide ab.

Seminar: „Kirche auf dem Land“Die nächste Fortbildung für Kirchenälteste und

Presbyter widmet sich dem Wandel des Lebens

im ländlichen Raum und dessen Auswirkungen

auf das kirchliche Leben. Termin: 3. bis 4. Februar

2012, Ort: Johannes a Lasco Bibliothek, Emden.

www.reformiert.de

Glocken für NeugeboreneGildehaus. In der Grafschafter Gemeinde läuten

die Kirchenglocken für neugeborene Kinder. Jede

Familie des Dorfes kann dieses Angebot der refor-

mierten Kirchengemeinde annehmen. „Wir wollen

mit dem Geläut den 4000 Bewohnern

des Dorfes sagen: ‚Ja, freut euch mit uns;

ein neuer Erdenbürger hat das Licht der

Welt erblickt!‘“, so Pastor Lütger Voget.

Entstanden ist die Idee anlässlich des

„Jahres der Taufe“, sie solle aber zukünf-

tig weitergeführt werden. Das Angebot

sei im Dorf auf gute Resonanz gestoßen.

„Land zum Leben...“Dortmund. Die 53. Aktion „Brot für die

Welt“ ist am ersten Advent in Dortmund

eröffnet worden. Sie steht diesmal un-

ter dem Motto “Land zum Leben – Grund zur

Hoffnung“. Die Hilfsorganisation rückt darin die

Bedeutung von Land für die Ernährung von Men-

schen ins Blickfeld. „Landraub, Futtermittelanbau

und Anbau von Energiepflanzen sind nur einige

Stichworte, die für die Bedrohung von Landbe-

sitz stehen“, sagt Dietmar Arends, Diakoniepastor

der Evangelisch-reformierten Kirche. Die Hälfte

aller hungernden Menschen auf der Welt seien

Kleinbauernfamilien, denen oft nicht genügend

fruchtbares Land zum Leben zur Verfügung stehe.

„Es darf um Gottes Willen nicht sein, dass Klein-

bauern aufgrund von Profitinteressen anderer ihr

Land verlieren“, so Arends.

Foto: Hans Snoek/ pixelio

Griechenland und die Schulden?

Fragen an René Lammer

Viele Menschen in Deutschland tun sich vermutlich schwer mit der Entscheidung der EU, dass

Griechenland einen Teil seiner Schulden erlassen bekommt.

Ich muss im Zuge dieser Schuldenkrise immer wieder an die Sozialgesetzgebung im alten Israel und

an ein bekanntes Gleichnis aus dem Neuen Testament denken. Der Knecht, der vom König zunächst

seine Schulden erlassen bekam und anschließend unbarmherzig mit seinem Mitknecht umgeht, als der

ihn um Schuldenerlass bittet. Ich durchschaue die finanzpolitischen Hintergründe nicht, sehe aber viel

Weisheit und Menschlichkeit in diesen alten Gesetzen und Gleichnissen. Wir können darin lesen, dass

Griechenland – und nicht nur Griechenland - seine Schulden nicht wird bezahlen können, sondern sie

ihm (zu einem guten Teil) erlassen werden müssen. Damit dieses Land nicht immer weiter im Schul-

densumpf versinkt. Damit es eine Chance für einen neuen Anfang bekommt.

Wenn Deutschland die Schuld und die Schulden zweier Weltkriege hätte tragen müssen und nicht Ver-

gebung und Erlass geschenkt bekommen hätte – es gäbe heute keine blühenden Landschaften. Wie es

einen Aufbau Ost gegeben hat, in den in den letzten 20 Jahren an die 2000 Milliarden Euro geflossen

sind, so wird es in Zukunft auch einen Aufbau Europa geben müssen.

Und noch etwas: Es geht nicht darum, dass „die“ Deutschen „den“ Griechen Schulden erlassen. Es gibt

mittlerweile genug arme Deutsche und es gibt über die Maßen reiche Griechen. Die groteske Verschul-

dung in den meisten westlichen Ländern verweist auf einen Mangel an gerechter Verteilung der Güter.

Wie ist die Stimmung momentan im Land?

Natürlich gibt es hier in Athen nach wie vor ganz normalen südeuropäischen Alltag. Es lässt sich aber

nicht mehr ignorieren, dass sich ein depressiver Schleier über das Land gelegt hat. Fast 20 Prozent

der Griechen sind arbeitslos, und jeden Tag werden die Menschen mit neuen Sparauflagen und Kür-

zungen konfrontiert. Viele verlassen das Land. Betroffen sind Mitglieder aus unserer Gemeinde, aber

auch Schwarzafrikaner, die illegal im Land leben und nun unmittelbar vom Elend betroffen sind. Einen

Hoffnungsschimmer sehen viele in einer nationalen Einheitsregierung und dass man sich nicht weiter

im Parteiengezänk verliert. Andererseits wissen sie, dass Griechenland nur noch ein eingeschränkt

souveräner Staat ist. Das kränkt und ich hoffe, dass man vor allem in Deutschland eine besondere

Sensibilität dafür entwickelt.

Kann eine Kirchengemeinde in dieser Situation etwas machen?

Was Griechenland jetzt vor allem braucht sind Investitionen. Unsere Gemeinde möchte da einen klei-

nen Beitrag leisten: Wir werden auf den Dächern unserer Gebäude zwei Photovoltaikanlagen installie-

ren, um im Zentrum Athens ein kleines Zeichen zu setzen: für ökologische und ökonomische Vernunft

und die Freundschaft zwischen Griechenland und Deutschland. Es wäre schön, wenn uns dabei einzel-

ne Personen und Gemeinden, aber auch die reformierte Kirche insgesamt unterstützen würden.

Evangelisch-reformierte Kirche Landeskirchenamt - Saarstraße 6 - 26789 LeerPostvertrieb DPAG Entgelt bezahlt

René Lammer ist seit Okto-

ber 2010 Pfarrer der Evan-

gelischen Kirche Deutscher

Sprache in Griechenland in

Athen. Er stammt aus der

Evangelisch-reformierten

Kirche, war Pastor in Lage

(Grafschaft Bentheim) und

danach lange als Auslands-

pastor in Costa Rica.

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