Roboter Augen

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6Roboter-Augen

Utopischer Roman von Cecil V. Freed

Immer wieder summte der Telefonwecker neben seinem Kopfkissen. Vergeblich versuchte der Stationschef wach zu werden. Ingenieur Faustus hatte allerdings ausreichende Entschuldigungen fr seine Schlaftrunkenheit: die letzten Tage waren zu anstrengend gewesen. Der monatelange Aufenthalt im Raum nahm einen ohnehin ber Gebhr mit.Faustus dehnte sich auf seinem Schaumgummibett und sprte dabei strend den Druck des Sicherheitsgurtes auf dem Magen.Wieso? Wieso? Ich fliege doch nicht mit der Human World! Wozu brauche ich denn einen Sicherheitsgrtel?Zunchst war niemand da, der ihm diese Frage htte beantworten knnen. Dafr aber wiederholte sich der Weckruf des Telefons mit jener Beharrlichkeit, die der Maschine nun einmal eigen ist. Stationschef Faustus wurde wenigstens so weit wach, da er, noch halb betubt von seiner Mdigkeit, nach dem Hrer greifen konnte, um sich zu melden.Aber, Sir! Die Human World landet doch in jetzt sind es nur noch acht Minuten!Danke! Ja, ich komme! Selbstverstndlich komme ich! seufzte der Stationschef und drckte auf die Gurtverriegelung.Knackend ffnete sich das Schlo. Faustus taumelte von seinem Bett empor und stie sich an den Kopf.Obgleich die Oberkante der Koje mit Schwammgummi beklebt war, rieb Faustus sich die Stirn und schaute ghnend umher.Der schwache Andruck im Innern der Wohnzelle von Station Feed VI lie den Aufenthalt darin zur Qual werden.Faustus kmpfte den in seinem Munde angesammelten Speichel hinunter und drckte auf die Lukenverriegelung.Die Blende glitt zur Seite. Warmer Sonnenschein durchflutete die winzige Kabine, wanderte rasch ber die glatten Plattenwnde und war pltzlich verschwunden. Dafr sah man nun im Lukenausschnitt die Weite des brunlichen Raumhimmels mit den grell leuchtenden Sternen.Vorsichtig kleidete sich der Stationschef an. Jedenfalls war Faustus nunmehr wieder so weit wach, da er seelisch an dem Anteil hatte, was er trieb.Wie immer war Faustus beim Aufstehen voller besinnlicher Gedanken. Er bewunderte nicht nur den langsam an seinem Bullauge vorberziehenden Sternhimmel, sondern er machte sich wieder einmal klar, da zwischen ihm und dem Nichts bestenfalls zweimal 2 Zentimeter Stahlblech und 7 Zentimeter Spezialgummi lagen. Ein einziger Pistolenschu wrde gengen, um diese Wandung auseinanderfliegen zu lassen was zugleich der Selbstvernichtung gleichkme.Mit dem leisen Lachen des Mannes, der viel allein ist, schob Faustus die Blende wieder zu, nahm seinen Raumhelm vom Halter neben dem Trschott und schaute in den engen Schlauch der Durchgangsrhre in Richtung Steuerzentrale. Offenbar befanden sich schon alle Mitarbeiter im Observatorium. Und Faustus kroch in das Metallrohr hinein, das in Abstnden von je einem Yard (91,44 cm) elastische Steigeisen aufwies.Zwischen Wohnzelle und Observatorium hatte Faustus kaum noch 20 Meter zurckzulegen. Dennoch strengte ihn dieses Wegstck derart an, da er atemlos im Observatorium ankam.Sein Funker Snittker grinste ihm beinahe spttisch zu.Zeit, da Sie nen Erdurlaub kriegen, Chef! Man hrt Sie schon von weitem herankeuchen!Faustus allerdings fhlte sich mit seinen 34 Lebensjahren noch nicht sonderlich verbraucht, obwohl er innerhalb der Raumstationsbesatzungen mit neun im Weltall verbrachten Dienstjahren den Rekord hielt.Schon gut! Dank fr die Blumen und die Krnze! Aber noch bin ich nicht so weit! Vorerst mchte ich noch ne Marslandung miterleben und hm ich mchte auch ganz gern selbst hin! Wie weit sind sie denn?Die Besatzungen der Terra-Raumstationen waren niemals sonderlich gro. Schlielich gab es auf diesen knstlichen Erdtrabanten nur wenig Arbeit, sieht man von der hohen Dauerleistung des astronomischen und des nachrichtentechnischen Dienstes ab.Die sechs Mnner saen entweder vor ihren Gerten oder hatten in den Sesseln vor der Bildscheibe des Fernsehers Platz genommen. Der Radarspezialist und der Raumfunker steuerten die TV-Anlage aus. Den ungnstigsten Platz hatte Snittker, der nur die doppelhandgroe Kontrollscheibe seines Instrumentenbrettes vor sich sah.Aber jeder der Beobachter wurde gefangengenommen von dem unbekannten Bild einer fremden Landschaft, die vorerst noch mit hoher Fahrt ber die Bildscheibe zu rasen schien. Was dieser Fernsehapparat durch den Raum hindurch vermittelte, war jenes Bild, das vom Fernobjektiv der zum Mars gesandten Human World aufgenommen wurde.Nichts stimmte mit dem berein, das die Astronomen in vielen Jahrhunderten voller Mutmaungen ber diese erstarrte Welt zusammenkombiniert hatten. Vollkommen berechtigt seufzte der Stationsingenieur Montesi:Vita! Leben! Echtes, kraftvolles Leben!Die Funkfachleute bewiesen ihr hohes Knnen. Aus dem Lautsprecher klang die Stimme des Berichterstatters, der an dieser Expedition teilnehmen durfte, als sprche er aus einem Raum der Station Feed VI. so, Freunde: der Steuerraum meldet: Landung auf dem Mars in 40 Sekunden! Daher unterbreche ich jetzt meinen Wortbericht! Ihr mt euch mit dem optischen Erlebnis zufriedengeben! Ihr werdet das gewi bedauern! Aber: hhere Gewalt! Und inzwischen: gute Unterhaltung! Euer ergebener Dean Conk.Das Heck des Raumschiffes neigte sich so stark, da die Zuschauer dies einfach fhlten. Ein breiter Kanal mit violettem Wasser darin wurde sichtbar, einige genauso gradlinig verlaufende, kleinere, winklig dazu angeordnete Nebenarme fhrten zu weischimmernden Rechtecken. Und das eine davon hatte sich der Fhrer dieses Raumschiffes offenbar als Landeflche ausgesucht. Deutlich sichtbar zngelten die Dampfste aus den Dsen und traten als Feuerwolken in den Beobachtungsbereich der Fernseheroptik.Da schrie der Stationschef entsetzt auf.Wahnsinnig geworden? Wahnsinnig? Eis! Eis! Nicht landen! Nicht landen! Oh!Dunkelheit splte ber die Empfngerscheibe. Aus dem Lautsprecher vernahm man ein hartes Knacken. Zugleich ertnte die Stimme des Berichterstatters voller Gelassenheit:Angekommen wren wir! Fragt sich nur: wo!Eine zweite Stimme wurde vernehmbar. Die Mnner in der Beobachtungszelle erkannten die Physikerin Dr. Gold. Die rief warnend in ein offenbar nahe bei Conk befindliches Mikrophon:Starkes Ansteigen der Radioaktivitt! Wir landeten anscheinend in einem Medium, das die Strahlung unseres Ofens ber das ganze Schiff verteilt.Faustus jammerte erregt:Aber kann man ihnen denn nicht mitteilen, was los ist?, Wenn die auf dem Mars Der Stationsastronom lachte leise auf.Chef! Woran denken Sie eigentlich? Der Mars steht derzeit in 219 Millionen Kilometer Abstand von uns. Die Radiowellen reisen bekanntlich mit fast 300 000 Stundenkilometer. Also ist, was wir hier auf dem Schirm sehen, 12 Minuten alte Historie!Faustus rieb sich die Schlfen.Danke fr die Belehrung, Ruskin! Ich wei das schlielich selbst nur: ich kann mich nicht daran gewhnen, wenn ich es am TV miterlebe!Der Funker fuhr dazwischen: Ruhe!Noch immer blieb die Bildscheibe tiefdunkel. Doch der Lautsprecher reproduzierte bereits wieder die Stimme des Berichterstatters.Wir sind da in irgendein Medium geraten, das von oben tragfhig wirkte. Dennoch hat uns dieser Salat eingeschluckt. Meine Chauffeure fummeln derzeit an smtlichen erreichbaren Hebeln und Knpfen herum, knnen aber unseren Kahn trotzdem immer noch nicht aus dem Dreck ziehen. Ah doch! Der Lift bewegt sich! Zwischenstock: Wnscht jemand auszusteigen? Damen- und Kinderkonfektion! Erster Stock: Herrenbekleidung, Sportartikel, Schuhe Halte endlich die Klappe! rief es von irgendwoher. Wir starten wieder! Achtung! Festhalten!Aus dem Lautsprecher drang ein Rauschen, dem ein scharfes Knacken folgte. ber die leicht gebuckelte Empfngerscheibe glitten immer hellere Farben, und dann tauchte pltzlich wieder die schon bekannte Marslandschaft auf.Conk setzte seine Schilderung wieder fort:Erdfrsche da unten, hrt mich an: Sofern das Dreckbad, das unser Schiffchen soeben berstand, nicht alle lieben Drhtchen heruntergerissen hat: wir landen erneut diesmal aber auf Land! So, da wren wir und haben die ollen Kppe noch immer auf den ungebeugten Rmpfen!Die Mnner in der Observatoriumszelle von Feed VI atmeten auf. Leise bemerkte der Astronom:Ich hielt brigens jenes Medium fr Swasser Das nunmehr ruhigstehende TV-Bild zeigte die unbelebte Marslandschaft, die ebensogut irgendwo auf der Erde sein konnte. Man sah nur noch wenig von dem breiten Kanal, da ihn ein hoher Deich verdeckte. Drei Gebude gehrten offenbar zu einer Schleuse. und die Baulichkeiten sind so gut erhalten, da man nicht mehr am gegenwrtigen Leben auf diesem Stern zweifeln darf Ja, Leben auf dem Mars! Damit wurde der Beweis erbracht, meine Herren!Fr mich steht dies schon viel lnger fest! Da vier Schiffe auf dem Mars verschollen sind, ahne ich Gefahren, die gerade von diesem Leben herrhren!Wenn unsere Leute nur vorsichtig sind!Die Beobachter im Raum-Observatorium durften nicht mehr weiterplaudern. Der Fernseher schaltete sich auf ein anderes Milieu. Nun konnte man ber die Kilometer-Millionen hinweg auf die Vorbereitungen blicken, die fr den ersten Ausstieg getroffen wurden.Das farbige TV-Bild vermittelte einen ausgezeichneten Eindruck vom Schiffsinneren. Vier Gestalten in Raumanzgen drngten sich vor der Luftschleuse. Die anderen verlieen den Schiffsteil. Und man erkannte nun auch rasch, wie sorgsam Kapitn Mario vorzugehen pflegte: nur zwei Mann waren fr dieses erste Unternehmen abgestellt. Die beiden anderen standen nur zu deren Schutz bereit.Mario versteht sein Geschft! sagte Ingenieur Montesi bewundernd. Dem vernichtet kein Meteor das ganze Schiff! Sehen Sie? Schotten dicht!Deutlich sichtbar senkten sich die Sicherheitspanzer vor den Durchgngen.Und dann rollte Prsente langsam nach vorn und kam damit ins Bild. Jeder in dieser Station kannte diese Sonderkonstruktion, mit der Gordon Poel erstmalig eine Expedition auerhalb der Erde sicherer gestalten wollte.Ein mannsgroer Roboter, der zufllig, aber keineswegs absichtlich an einen Menschen erinnerte, war aus schwerem Stahl zusammengefgt. Er barg in seinem Inneren Hochleistungsbatterien, mehrere Fernsehaufnahmegerte, mehrere Funkbermittlungsanlagen, Gegensprecheinrichtungen, Steuer-Radars und vor allem starke Scheinwerfer, mit denen er alles das erhellen konnte, was er fernsehen sollte.Dieses ungewhnliche Gebilde lief auf zwei hintereinanderstehenden Rollerrdern und wurde durch einen Innenkreisel am Umstrzen gehindert.Dieser Televisions-Roboter, System Poel, war jene Neuerung, mit der sich diese Mars-Expedition doch wesentlich sicherer fhlen durfte; denn einmal und das blieb wohl das Wichtigste sahen die im Schiff Zurckbleibenden jedes Ereignis, dem die Auenkommandoleute entgegentreten muten, zum anderen wurde dem Heimatplaneten jede Phase der Ermittlungen bekanntgemacht, wodurch grundlegend von vornherein eine Sicherstellung smtlicher Expeditionsergebnisse gewhrleistet war.Und nun sah man auf der Raumstation Feed VI dem Start dieser ersten Kundschaftergruppe zu. Ingenieur Poels Gesicht wurde unter der Helmglocke sichtbar. Er grte in Richtung der TV-Linse und sagte ber das Kehlkopfmikrophon:Wir hoffen, da Sie in der Heimat einen guten Empfang haben! Zusammen mit Mister Conk und Prsente gehe ich jetzt los! Prsente wird auf Dauerempfang geschaltet, sobald wir im Freien sind!Verblffend wirkte die selbstverstndliche Ruhe, mit der diese ganze Unternehmung gestartet wurde. Nichts war mehr von jener Erregung zu verspren, die einen noch zehn Jahre zuvor berfallen hatte, als die erste Weltraumrakete auf dem Erdmond gelandet war.Die Terraner hatten ihren nheren Umkreis lngst fest im Besitz.Die beiden Mnner und Prsente verschwanden im Inneren der Luftschleuse. Whrend Poel und Conk in ihren keineswegs aufgeblhten Raumanzgen (dem Anzeichen normaler Druckverhltnisse) ber die Leiter zu Boden stiegen, mute Prsente mit einem Kran heruntergelassen werden. Kaum hatten seine Rder Marserde berhrt, als er auch schon die weitere Ton- und Bildbermittlung durchfhrte. Fortan sahen die Zuschauer im Inneren des zurckbleibenden Raumschiffes und in der Millionen von Meilen entfernten Raumstation Feed VI alles mit den Augen dieses menschengroen Roboters aus absolut normaler Perspektive.Die Kameraden standen zusammen mit ihrem unpersnlichen, unparteiischen, gemtlosen Stahlbegleiter am Fue des Raumschiffes, das auf einer mattgrn schimmernden Wiese seitlich von einem leichtberfrorenen See lag.Der Berichterstatter Conk beugte sich ber das Ufer.Wasser , richtiges Wasser!Ingenieur Poel deutete auf die Gebude, die keine tausend Meter entfernt am Kanal zwischen dsteren Bumen durchschimmerten.Und Huser!Hin?Selbstverstndlich! setzte er befriedigt hinzu.Als er die ersten Schritte in jener Richtung tat, kam er dicht vor der Linse seines Kunstproduktes vorber. Sein bronzebraunes Gesicht mit dem blau-schwarzen Haar leuchtete unter dem Plexiglashelm hervor. Selbst die seitliche und rckwrtige Schutzschicht aus weichem Plastikmaterial konnte die Abstammung dieses Amerikaners nicht verbergen: Dieser im gleichmigen Schritt des trainierten Sportsmannes dahinschreitende Ingenieur war Indianer.Durch die Raumstation Feed VI ging ein tiefer Seufzer.Beinahe entrstet klagte der Astronom:Wie ist so etwas mglich! Ein vllig unwissenschaftliches Vorgehen!Und der Radar-Beobachter Chamberlain ergnzte ebenfalls aufgebracht:Wie die Pfadfinder im Stadtwald von Lansing!Nur der Stationschef forschte mit milder Friedfertigkeit:Aber, aber, meine Herren! Was sollten diese beiden denn tun?Die Gefragten sprachen durcheinander.Gravitation messen! Luftproben nehmen! Den Landepunkt geographisch genau bestimmen! Die Nun reden Sie doch keinen Unsinn, Gentlemen! Die haben wirklich anderes zu oh, da da!Umdrehen! schrie auch der sonst so geistesgegenwrtige Radar-Operator.Zugleich aber verstummten sie alle.Beschmt gestanden sie sich ein, da das, was sie sahen, vor fast einer Viertelstunde bereits geschehen war. Resigniert beobachteten sie mit den Augen des Roboters Prsente, wie vier Marsbewohner lautlos aus dem See auftauchten und an Land stiegen.Von rckwrts huschten sie auf die beiden Erdmenschen zu.Und Prsentes Objektive zeichneten die Formen dieser Marsmenschen mit grausamer Deutlichkeit: hochgewachsene, breitschultrige Gestalten mit sprlicher Bekleidung. Ihre Haut sah aus wie sprder Gummi und schien von fahlem Blau und bei einem von grnlichem Braun.Die Kpfe dieser vier unheimlichen Gestalten saen auf mchtigen, muskelstarken Hlsen. Sie schienen fast menschlich schrggestellte Augen mit farblosen, glasklaren Linsen, haarloser Schdel, sehr flache Nase, breiter, blutroter Mund und barthnliche Kiemen.Fischmenschen! flsterte jemand im Observatorium.Diese Feststellung klang wie ein Todesurteil.Nun zeigte die Bildwand auch jede Einzelheit der Krperformen: Klauenartige Hnde mit Schwimmflossen, schuppenfrmige Oberflchengestaltung der Beine und Arme, die dadurch mehr Gelenke zu besitzen schienen, und am Halse des einen ein breites goldenes Band mit einem leuchtenden Edelstein.Aber die Kiemen, die statt der Ohren diese Kpfe so stark vom Menschlichen wegverwandelten, waren es, die Traumspukgestalten aus diesen Verfolgern von Conk und Poel machten.Und der leise Schmerzensruf des Chefs Faustus drckte alles aus, was man empfinden konnte:Verloren! Sie sind verloren!

*

Der Fernseh-Roboter Prsente konnte aber nicht nur aufnehmen, was in seiner Umgebung vorging, sondern er war ja zugleich eine selbstfahrende Empfangsstation. Darum konnte Prsente auch den Warnungsruf des Raumschiffkapitns Mario weiterleiten.Langsam! Ganz langsam umdrehen! Langsam!Was ist denn los? fragte der Indianer, der die weitaus grere Ruhe zu entwickeln verstand. Kommen sie schon?Mario wiederholte warnend:Langsam! Auf keinen Fall schieen!Poel sah sie zuerst. Sein Gesicht behielt die maskenhafte Starre bei.Conk hingegen sprte, wie seine Knie weich wurden.Heiliger Kompa!Poel hatte sich vollkommen in der Gewalt. Deutlich sah man, wie sich sein Gesicht zu einem gezwungenen Lcheln verzog. Er hob grend die Hnde. Er zeigte dabei betont die leeren Handflchen.Keiner hatte an der Existenz von Marsmenschen gezweifelt.Dennoch schienen mit dieser ersten bewuten Begegnung allerhand Vorstellungen zerstrt. Mensch und Fischmensch standen einander gegenber im Moment sogar sehr ungleich; denn die Raumanzge machten aus den beiden Erdbewohnern uniforme Ungetme, deren Aquarienglockenhelme die darin eingebetteten Kpfe verzerrt wirken lieen.Die zwei Gruppen verharrten in erwartungsvollem Schweigen.Conk kannte seinen rothutigen Freund Poel so gut, da er sich schon einen Scherz erlauben durfte.Roter Huptling, was taten deine verehrten Vorfahren, als sie Kolumbus entdeckten? als sie von Kolumbus entdeckt wurden? Abwarten!Tu was Besseres! riet Conk.Der Ingenieur trat zwei Schritte vor und streckte dem vordersten Marsianer die Hnde entgegen. Poels Hnde steckten in blauen Gummihandschuhen. Und diese Hnde wurden nun mit festem Druck umschlossen von den grnbraunen Fusten des Marsianers.Auf den Zuschauern lastete die erregendste Spannung, als Prsentes Kopflautsprecher nunmehr Poels Gru ausstrahlte:Guten Morgen, ihr Marsfreunde!Da Poel nichts anderes einfiel, whlte er selbstverstndlich die englische Sprache.Und der Berichterstatter Conk, ein fixer Boy, Mitte der Vierzig, erfahren im Zeitungsbetrieb und durch nichts zu verblffen, mute sich an Prsentes sthlernen Schultern festhalten; denn der Fischmensch sagte in einem etwas kehlig klingenden Englisch:Guten Morgen, Gentlemen! Auch von der Terra?Conk murmelte nur erschlagen:Himmel, wie ist das mglich?Der Marsianer schaute etwas beunruhigt auf Prsente, der allein sprach. Er tippte gegen Poels Helmkugel.Sie knnen ruhig aufmachen, werter Freund! Die Luft ist n bichen dnn, aber ausreichend. Fr Sie mit Ihrem hohen Blutdruck gerade richtig!Aus Prsentes Lautsprecher schallte das Lachen Conks und der Raumschiffbesatzung. Irgend jemand chzte erstickt:Armer Indianer! Nun wird dir deine Rothaut als Krankheitszeichen angerechnet Der Anfhrer dieser kleinen Marsianergruppe wandte sich an den Roboter.Wer ist dieser fremde Freund ohne Arme?Sofort entgegnete der Automat mit Marios Stimme:Ich bin der Chef! Und wer sind Sie, bitte?Auf der Terra wrden Sie mich vermutlich als Doktor der Naturwissenschaften bezeichnen! Ich bin Biologe! Mein Name ist Aluger. Ich leite hier eine Fischzuchtanstalt.Uff! sagte der Indsman.Conk lchelte nervs.Sie, Herr Doktor Bisher hatten die Begleiter Dr. Alugers ruhig abgewartet. Doch nun hob der Jngste den Kopf.Luftgefahr! sagte er in mhsamem Englisch.Dr. Aluger schaute nervs zum Himmel. Er griff bereits nach Poels Arm. Schnell, schnell, meine Terrafreunde! Luftgefahr!Wie? Was?Prsente brllte dazwischen:Los! Abschwirren! Ich hre Motorengerusche!Conk wandte sich bereits im hastigen Vorwrtsstreben an den Biologen. Und was ist mit unserem Flugschiff?Erschreckt blieb der Gelehrte stehen. Man hrte nichts von seinem Atem, obgleich er rasch gelaufen war, whrend Conk schon keuchte.Stimmt ja! Freunde von der Terra mssen ja ein Raumschiff benutzt haben Zu Fu zu weit! witzelte der Berichterstatter. und die Ulterioren drfen das nicht kriegen! vollendete der Marsianer, unverstndlich fr die Terramnner.Prsente verkndete beruhigend:Okay, okay! Haut ab, ihr Brder! Human World nebelt sich ein! Aber ihr mt euch verrollen! Tempo! Dalli! Presto!Dr. Aluger klopfte dem Stahlmann auf die Schulter.Sie sind fr mich ein vollkommen neuer Typ, Sir! Aber Sie scheinen ungewhnlich klug zu sein! Sie sind weit klger als alle anderen, die bisher von der Terra zu uns kamen.Poel zuckte zusammen. Da klang also bereits nach wenigen Minuten die erste Nachricht auf von dem Vorangegangenen. Der Ingenieur htte gern so vieles gefragt. Doch der jngste Fischer schrie etwas auf marsianisch. Dr. Aluger schaute zum Himmel.Flieger! Da! Da!Nun sahen auch die beiden Terraner die Vierdecker, die einen erstaunlichen Krach veranstalteten. Der amerikanische Ingenieur registrierte als erstes, da diese Maschinen Staudruckverdichter benutzten und reichlich altmodische Verbrennungsmotore. Doch lie man ihm fr weitere Erkenntnissammlung keine Zeit. Der Fischmensch Diyto, ein tiefbrauner Marsianer, der durch sein Auftreten etwas an eine Person des ffentlichen Lebens erinnerte (spter erfuhr Ingenieur Gordon Poel, da Diyto Polizei-Sergeant war), nahm den Indianer kurzerhand beim Arm und schob ihn in Richtung Schleusenhaus.Schnell! rief der Biologe. Laufen!Prsente rollte selbstsicher und mhelos hinter der kleinen Gruppe her. Poel brauchte den Schalthebel im Kabelgriff nur ein wenig weiter hineinzudrcken.Beunruhigt jammerte der Fischmensch an der Spitze etwas in seiner anscheinend komplizierten Sprache, und der Wissenschaftler bersetzte schreiend: Zu langsam, Freunde! Zu langsam!Der Expeditionsleiter im Inneren des Raumschiffes erfate die Mglichkeiten offensichtlich weit schneller. Durch Prsentes Lautsprecher rief er:Setzt euch auf meine Schultern!Dieser Vorschlag rettete die Gruppe. Der Indianer-Ingenieur und der Berichterstatter schwangen sich auf den Nachrichten-Roboter, der mit ihnen nun bereits vor den voranstrmenden Marsianern dahinscho. Seine Rollerrder jagten lautlos ber den sandigen Marsboden.Ein hoher, hallender Torbogen nahm sie auf.Die Marsbewohner drngten sich sofort gegen die Mauern. Der rasende Lauf, den kein Sportsmann der Erde durchgestanden htte, schien ihnen berhaupt nichts ausgemacht zu haben. Dr. Aluger half den beiden Terranern von Prsentes Schultern herunter. In seinen glasklaren Linsenaugen schimmerte es.Conk wunderte sich sogar, wie dieses Schuppengummigesicht es berhaupt fertigbrachte, menschliches Empfinden zu zeigen.Freund, wandte sich der Biologe an den Stahlroboter, nennen Sie mir Ihren Namen! Sie sind berufen, uns zu fhren, uns aus der Versklavung zu retten! Halt, halt! Sir, Sir! Nicht hinaus! brllte er hinter dem Berichterstatter Conk her.Dean Conk blieb vor dem Toreingang stehen und drehte sich lachend um.Lassen Sie nur, Doc, sagte er lachend, auch auf der Erde haben wir solche Flieger! Auch wir hatten mal ne Zeit mit Luftangriffen! Wo sind die Biester denn blo hingeflogen? setzte er hinzu und schaute aufmerksam nach allen Seiten.Doch zu spt richtete er den Blick nach oben.Da diese Vierdecker unbeweglich in der Luft hngen konnten, da ihre Motoren geruschlos liefen, hatte Conk nicht geahnt. Er fhlte die gleiche hypnotische Lhmung, die ein Kaninchen auf die Stelle bannt, wenn es von dem Blick einer Schlange getroffen wird.Langsam segelte der groe und breite Vierdecker herab.Conk ersphte deutlich ein graubraunes Gesicht, schimmernde, schwarze Augen und davor einen Maschinengewehrlauf, dessen daumengroe Mndung genau auf ihn zielte.Und danach umhllte ihn der feurige Tod

*

Die Reaktion auf dieses Ereignis war im Inneren des Weltraum-Observatoriums von Feed VI hchst unterschiedlich. Mit einem tiefen Seufzer sthnte der Stationschef Faustus:Ein Opfer der Wissenschaft und nicht einmal ein Wissenschaftler!Der Astronom Ruskin steuerte ebenfalls ein Nekrologwort bei.Conk war ein knorker Kerl!Nur Ingenieur Montesi wute etwas anderes zu sagen. Er strich sich mit der Linken ber die Augen. er war mein Freund!Im nchsten Augenblick bemhte sich jeder, den niederschmetternden Eindruck zu berspielen.In was sind unsere Boys da hineingeraten?Krieg auf dem Mars!Die Rak HW zurckrufen!Und die vier anderen Raumschiffe?Wollen Sie noch mehr Leute verlieren?Kann man die anderen steckenlassen? Woher knnen diese Heringe denn Englisch? Doch nur von unseren Leuten Auf diese Mutmaung des Funkers Snittker hin, der als Sprachexperte weitergedacht hatte, senkte sich tiefes Schweigen ber die Zelle im Weltraum.Vorbergehend verdunkelte sich die Bildscheibe. Auf dem Mars wurde offenbar geschaltet. Marios blasses Gesicht tauchte auf.Ich wei nicht, wie man auf der Erde darber denkt! Aber ich mchte sogleich feststellen: Ich kehre nicht zurck, ohne den Versuch gemacht zu haben, mit unseren Kameraden aus den vorgereisten Raumschiffen Kontakt aufzunehmen. Auch eine anderslautende Anweisung von daheim kann mich nicht umstimmen! Ende! Ich schalte wieder auf Prsente!Doch die Bildscheibe blieb dunkel.Prsente meldete sich nicht.Lange herrschte bedrcktes Schweigen im Inneren des Observatoriums. Schlielich sagte der Astronom leise: und eines Tages zischen diese Vierdecker auch ber unseren Globus und spucken aus ihren dicken MGs den Tod auf die Drfer und Stdte

*

Leise schlugen die Wellen gegen die Bordwand. Immer tastete der Ingenieur nach der Wandung des Kahnes und bewunderte die Qualitt dieser Verarbeitung: Aluminium, das nicht unter dem Einflu des Sauerstoffes oxydierte. Aluminium, wie man es auf der Erde niemals zu sehen bekam.Seiner Auffassung nach muten diese seltsamen Kiemenmnner glnzende Techniker sein, obgleich er sich nicht vorstellen konnte, da solche Naturburschen, die eher Tieren hnelten, berhaupt eine Maschine bedienen konnten, vom Konstruieren einer solchen ganz zu schweigen.Doch zu weiterem Sinnen kam der Indianer nicht. Sein Blick wurde eingefangen von den Wundern der Marswelt. Das Boot glitt durch den Zulauf-Kanal zum Fischzuchtsee. Dieser knstliche geradlinige Wasserarm war so breit wie eine Autostrae auf der Erde und nur von flachen Ufern eingefat.Auf diesen Ufern wuchsen Pflanzen, die an riesige Wirsingkohlkpfe erinnerten. Allerdings mit einem Durchmesser von 15 bis 20 Meter und entsprechender Hhe.Der Indianer besa wohl nicht die Empfindsamkeit des weien Mannes gegenber dem Tod: er trauerte seinem Kameraden Conk nicht lnger nach. Poel empfand, da ein Berichterstatter kein schneres Ende htte finden knnen. Ohne Krankenlager, ohne Schmerz war sein Lebensfaden jh gekappt worden.Ingenieur Gordon Poel sprte auch nichts von dem prfenden Blick, mit dem der Biologe ihn musterte.Dr. Aluger sa neben dem Steuermann. Das schnellflieende Wasser trug den Aluminiumkahn ohne jeden Antrieb auf eine wuchtige Betonanlage zu, in der ein hochgekurbeltes Schtz eine niedrige Durchfahrt freigab.Der Biologe betrachtete etwas verstndnislos die beiden so gegenstzlichen Typen von Erdmenschen: den Indianer und den Stahlmann, den er noch immer fr ein echtes Lebewesen hielt. Eine Erscheinung wie diesen Indianer mit seiner kupferfarbenen Haut mochte Aluger noch hinnehmen. ber den ganz gepanzerten zweiten Mann konnte er sich nicht klarwerden.Wahrscheinlich ist der doch sehr empfindlich gegen atmosphrische Schwankungen. Aber er kann kein Gehirnathlet sein; denn seine krperlichen Leistungen sind ungewhnlich hoch!Dr. Alugers berlegungen waren keineswegs so abwegig. Bisher hatte er smtliche Besucher von der Terra stets in Schutzanzgen mit groen, durchsichtigen Helmglocken ankommen sehen. Und trotz der hufigeren Schwanklingen des leichten Bootes stand Prsente (dank seines Stabilisierungskreisels) unberhrt im Kahn und geno den Anblick der vorbeiziehenden Landschaft.Man mte ihn warnen! hrte sich Aluger selbst sagen.Der Indianer war sofort wieder in der Gegenwart angekommen. Fragend schaute er den Marsianer an.Sir?Man mte Ihren Freund warnen! Dieser See ist bei Seitenwind tckisch! Besser, der Gentleman setzt sich auch nieder, meine ich!Aus Prsentes Lautsprecher kam sogleich die Antwort.Dank, Sir! Aber wenn ich in einem Boot bin, so kann dies nicht kentern!Der Marsianer lchelte sanft. Er bersetzte diese Behauptung seinen Leuten. Und nun lchelten die auch.Einer von ihnen fragte Prsente etwas. Aluger dolmetschte wiederum:Kann der Herr berhaupt schwimmen?Das habe ich nicht ntig!Nachdem Aluger dies wiederum in die Marssprache bertragen hatte, nahm dies der Mann am Steuer als Herausforderung.Fischmeister Bokigo (so erfuhr der Indianer spter) war offensichtlich schon lter und erschreckte einen fast durch den kalten Blick seiner linsenfrmig aus den Hhlen quellenden Glotzaugen. Bokigo verzog den Mund zu einem Grinsen, das von einer Kieme bis zur anderen zu reichen schien, und drckte unerwartet auf das Steuer. Der Indianer, der diesen tckischen Scherz vorausgesehen hatte, wollte sich schon irgendwo festklammern.Doch das hatte er nicht ntig.Das Boot gehorchte diesem pltzlichen Steuerausschlag berhaupt nicht. Es lag wie ein Ozeandampfer im Wasser und zog stetig seine Bahn, ohne den Kurs zu ndern. Hilflos pltscherte der entsetzte Fischmeister mit dem Steuerruder hin und her.Der Indianer vernderte keine Miene. Jeder andere Mann htte zumindest gelchelt und damit seinem Triumph Ausdruck verliehen.Gordon Poel wute genau, was den Marsianer narrte: Prsente mauerte gewissermaen mit gebremsten Rdern auf dem Schiffsboden.Fischmeister Bokigo gab auf.Der Aluminiumkahn glitt sicher auf den Wellen. Der See wurde berquert. Langsam rckte die Felswand nher. Whrend der Zuchtsee durch seine Form klar als knstliche Anlage zu erkennen war, lag die Bergkette in unberhrter Natrlichkeit wie ein sprungbereiter Panther an seinem stlichen Ufer.Dicht davor wuchs ein Betonklotz aus dem Wasser.Luftschutzbunker! erklrte der Biologe kurz. Hier verluft die Sperrzonengrenze!Ihr fhrt Krieg? Als Dauerzustand?Seit dreiig Jahren!Furchtbar! Gegen wen?Gegen die Ulterioren!Der Indianer schwieg. Er sah ein, da es unmglich war, die Geschichte, die Lebensbedingungen, die Geographie, die Menschen eines fremden Sternes in der ersten Stunde kennenzulernen. berdies entsprach ruhiges Abwarten nun einmal seinem Naturell. Mario htte keinen geeigneteren Kundschafter aussenden knnen. Persnliche Gefhle bewegten den Indianer berhaupt nicht. Furcht kannte er nicht.Die Felswand kam nher. Langsam lie sich das von dichtem Pflanzenwerk umrankte Tor erkennen. Der geologisch nicht ungebildete Ingenieur sah die Kalksteinformationen, erkannte starke Verwerfungen und begriff, da dieser Pantherfels wahrscheinlich ausgedehnte Hhlen bergen msse.Das Boot glitt um den Luftschutzbunker herum. Poel entdeckte, da dies nichts anderes als eine meterstarke Betonplatte mit drei Wnden war. Zum Fels zu war dieses Bauwerk offen. Anscheinend brauchte man nicht zu befrchten, da die Vierdecker zu dicht an diese Wand herankmen.Dies ist doch ein Kunstsee?Aluger nickte zustimmend.Und Sie sagen, dieser See liegt auf der Grenze zu Ihren Feinden, ja, warum bauen Sie dann nicht lieber woanders einen See fr Ihre Zucht?Der Biologe legte beide Hnde ber seine Knie. Er bedeckte sie damit vollkommen; denn die Schwimmhute zwischen den Fingern bildeten einen gespreizten Fcher.Richtig, diese Frage, Sir! Doch nirgendwo haben wir solche tiefen Hhlen. Und unsere Kulturen brauchen diese Formation, Sir! Auerdem haben wir noch einen anderen Grund, Sir! Und den werden Sie gleich kennenlernen! Bitte, noch etwas Geduld! setzte der Biologe auch gegen Prsente hinzu.Der antwortete gleichmtig:Ich habe Zeit!Der Schiffskiel knirschte gegen Unterwasserfelsen. Zwei der drftig gekleideten Gestalten glitten ber Bord und waren damit erst in ihrem Element. Nun ging es mhsam um mehrere enge Krmmungen. Das Wasser rauschte lauter, schumte gegen die schwarzpoliert aussehenden Steine. Die Fischmenschen hatten alle Mhe, das dnnwandige Fahrzeug vor Beschdigungen zu schtzen. Der Ingenieur fhlte sich keineswegs mehr darin wohl. Er konnte zwar schwimmen. Doch frchtete er nun doch fr seinen sthlernen Freund.Vor allem aber qulte das Dunkel.Besonders unheimlich standen darin die beiden orangefarbenen Kontrolllampen, mit denen Prsente verriet, was von seinen Einrichtungen in Betrieb war. Diese beiden Bernsteinaugen glhten fast bse durch die Finsternis. Der Indianer duckte sich gleichsam unter dem Gefhl, dieser fremden Natur unterlegen zu sein. Er sah verschwommen die maskenhafte Fratze des Roboters und wurde an die Totempfhle seiner Vorfahren erinnert, an jene Geister, die im Leben der Indianer genausoviel Macht besaen wie die Gottheiten der groen Religionen. Poel fhlte sich auf einmal schmchtig, klein und demtig. Er besa nicht mehr die Kraft, gegen diese unbekannten Krfte anzugehen. Pltzlich wurde die Szene jedoch vollstndig verndert. Das Boot geriet in ruhigeres Fahrwasser. Die Wnde traten zurck. Die Hhlendecke hob sich. Und genau in diesem Moment schaltete Prsente seine Frontscheinwerfer ein. Diese waren fr Fernsehaufnahmen bestimmt.Eine Helligkeit von einigen Zehntausend Lumen knallte dem Boot voraus. Poel schlo zunchst geblendet die Augen.Die Fischmenschen stieen leise Erschreckens- oder Verwunderungsrufe aus. Und dann sah der Ingenieur das Unfabare: genau in Fahrtrichtung lag mitten in diesem Hhlensee eine Insel.Auf dieser Insel, die mig gro war, stand eine einsame Gestalt.Das Scheinwerferlicht schien sich auf diese Erscheinung zu konzentrieren. Gordon Poel konnte jede Einzelheit an diesem Mann ausmachen. Obwohl das Licht keinen Zweifel an der Wahrhaftigkeit seiner Beobachtung zulie, glaubte der Amerikaner eigentlich selbst nicht, was er sah.Auf der Insel stand ein Mann von 2 Meter Gre. Die Haut dieses Wesens war tiefschwarz. Kleider trug er nicht. Darum konnte man die riesigen Fledermausflgel auf dem Rcken dieses Mannes genau erkennen. Poel interessierte sich zunchst am meisten fr die Befestigung dieser Flgel in den Rckenwirbeln und ersphte faustdicke Muskelbndel, die sich in feinen Verstelungen verloren.Doch dann begriff er die Sinnlosigkeit dieser Untersuchung. Was ihn vollkommen gefangennahm, war das Gesicht des Fledermausmannes.Dieses Antlitz erwies sich in seiner tiefen Schwrze als menschlich schn, verwirrend schn und von einem kalten, abweisenden Hohn beherrscht, ein Ausdruck, den der tiefschwarze Kinnbart noch unterstrich.Gordon Poel litt unter der Vorstellung, in die Knie sinken zu mssen.Er vernahm wohl nicht einmal die Erklrung des Biologen Aluger:Unser letzter Ulti-Gefangener Tonlos flsterte Gordon Poel vor sich hin:Der Teufel!

*

Die Enge des Raumschiffes Human World zwang die beiden darin Zurckgebliebenen, sich im Observationsraum eng nebeneinander vor der Empfngerscheibe des TV zusammenzudrngen. Somit sprte Dr. Evelyn Gold fast den stockenden Herzschlag ihres Nachbarn.Ferdinand Mario besa als Raketenkapitn einen ausgezeichneten Ruf. Jahre hindurch war er erfolgreich im ErdMond-Zubringerdienst ttig gewesen und hatte mehr als einmal unmgliche Situationen zu meistern verstanden. Der Anblick jener Spukgestalt brachte Mario jedoch vollkommen um seine Fassung.Schweratmend sttzte er sich gegen den Rahmen des Bildempfngers.Aus dem Lautsprecher ber der Bildscheibe quoll das akzentfreie Englisch, mit dem dieser Fledermausmann den Indianer begrte.Mario wandte sich zu seiner Nachbarin.Hauen Sie mir eine runter, Doc! Ich glaube sonst nicht, da ich wirklich wach bin! Nein, das glaube ich nicht! Das gibt es doch nicht Sekundenlang schaute Evelyn Gold zur Seite. Sie sah im fahlen Widerschein des Bildschirms neben sich einen etwas blassen, vorzglich gepflegten Mann von einigen dreiig Jahren, aus dessen grauen Augen die ehrliche Angst leuchtete.Doch, Kapitn!Diese fast heiter klingende Entgegnung brachte den Franzosen wieder in die Gegenwart zurck.O ja, fuhr er mit einem tiefen Seufzer fort, Doc, das ist wirklich wundervoll! Herrgott, was wird man in Paris toben, wenn wenn wir mit solchen Resultaten heimkehren!Dr. Evelyn Gold fhlte sich unendlich berlegen. Sie blieb sachliche Wissenschaftlerin. Einen Ehrgeiz wie dieser Pilot kannte sie nicht. Zudem erfate sie peinlich beeindruckt, da dieser Kapitn eigentlich hatte sagen wollen: wenn ich mit solchen Resultaten heimkehre Deshalb klang ihre Entgegnung auch erschreckend nchtern und zurckweisend:Was man in Paris sagen wird? Ach, ist Kapitn Mario auch mal wieder da? War wirklich eine interessante Sendung, die Ihr Kamerad Gordon Poel mit seinem Roboter Prsenten durchfhrte. Haben Sie die auch gesehen?Mario steckte diesen moralischen Tiefschlag schweigend ein.Im gleichen Augenblick hmmerte irgend etwas hell gegen den Leib des Raumschiffes. Beide Insassen fuhren zusammen; denn der Rhythmus diesem Signals geht dem in Fleisch und Blut ber, der es auch nur ein einziges Mal ernsthaft vernahm.Mario fuhr aus dem Sessel empor.SOS! Wir mssen Die Physikerin erhob sich langsamer.Sachte! Erst mal nachsehen, Kapitn!Unsinn! Was denken denn Sie? Dieses Signal kennen doch nur Erdbewohner! Ich sause!Und schon war der Pilot aus der Kabine geschlpft.Zgernd schaute Dr. Evelyn Gold ihm nach. Dann schlo sie das Trschott mit einer energischen Bewegung und riegelte auch noch den berdruckverschlu zu. Das war ein Kniehebelsystem, das von auen nur mit einem Schweibrenner geffnet werden konnte.Die junge Wissenschaftlerin fhlte sich von einer ungewhnlichen Mutlosigkeit berfallen. Sie befand sich genau in der Schiffsspitze. Ringsum gab es nur Bildschirme, die beim Flug durch den Raum zur Sternbeobachtung, zur Abweisung von Meteoren und zur Kontrolle der Schiffsfunktionen dienten. Vier mit den Lehnen gegeneinandergestellte Polstersessel machten diesen Raum so eng, da man sich nur mit uerster Vorsicht darin bewegen konnte.Die Physikerin befrchtete jedoch, da sie auch hier im Fall einer Gefahr nicht sicher sein werde.Dr. Evelyn Gold schickte einen verzweifelten Blick umher. Sie entdeckte den Fernseher, mit dem man die Auenseiten des Schiffes betrachten konnte. Hastig schaltete sie das Gert ein, das nun mit leisem Brummen warmlief.Whrend die ersten Schlieren ber die Empfngerscheibe zogen, lauschte die Wissenschaftlerin in das Schiff hinein. Ihrer Mutmaung nach mute Kapitn Mario inzwischen vor dem Eingang des Schiffes angekommen sein.Da formte sich auch schon das Bild dieses Einganges.Mario taumelte gerade einem der unerwarteten Besucher besinnungslos in die Arme. Der lie ihn sanft zu Boden gleiten.Undeutlich spielte der selbsterzeugte blaue Nebel um die weit aufgestoene Schiffstr.Evelyn wute, wer da zu ihr kam.Drei, vier, fnf Gestalten in blaugrauen Uniformen mit riesengroen Lederflgeln auf dem Rcken klappten diese Fledermausattrappen dicht zusammen und bugsierten sie etwas mhsam durch die fr sie doch reichlich enge ffnung.Bevor Evelyn Gold zum Nachdenken kam, hmmerte auch bereits etwas hart gegen das Schott des Observationsraumes. Und eine durchaus sympathische Stimme forderte:Aufmachen! Sonst

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Bisher war diese Szenerie eigentlich ganz gemtlich gewesen und wre wohl auch noch so geblieben, wenn Prsente nicht pltzlich mit einer hellen Frauenstimme gellend aufgeschrien htte.Poel! Poel! Sie brechen das Schott auf! Poel! Da sind sie oh, die Teufel!Und dann schwieg der Lautsprecher.Aluger war von seinem Sitz emporgetaumelt.Der Indianer sprte zum erstenmal auf dieser Mars-Expedition ein Gefhl der Hoffnungslosigkeit. Er nickte dem Marsbiologen bedrckt zu.So, Herr Dr. Aluger! Nun ist es soweit! Jetzt haben diese Ulterioren auch unser Raumschiff erobert!Der Marsianer schien seinen Schreck berwunden zu haben. Gleichmtig hob er die Schultern.Sie werden auch mit dieser Maschine wieder nichts anfangen knnen, Sir!Bitte?Die Ulterioren kennen keinen solchen Antrieb, wie Sie ihn besitzen!Der Indianer sa zusammen mit dem Biologen und den Fischern auf der namenlosen Insel in der Wym-Hhle. Der gefangene Fledermausmann war von den Marsianern an das andere Inselende gescheucht worden. Der Indianer mit dem echten Empfinden fr Charakterstolz hatte anerkennend die Haltung des Gefangenen registriert. Ihm waren fast Zweifel an der Rechtmigkeit dieses Verhltnisses gekommen.Keine drei Meter von ihnen entfernt stand Prsente mit ausgeschaltetem Kreiselsystem. Er sttzte sich auf seine Stelzen, die ihn noch menschenhnlicher wirken lieen. Prsente betrieb derzeit nur drei der kleineren Scheinwerfer, die vllig ausreichten, um die Insel zu beleuchten.Viele Stockwerke hoch ber der Insel wlbte sich das beunruhigend flache Hhlendach.Obgleich diese Szene ihn etwas an die Plauderei beim Lagerfeuer erinnerte, wollte den Amerikaner doch nicht jene Freiluftbehaglichkeit berkommen, die man daheim bei ihm so liebte.berdies rissen einen die Figuren ringsum vollkommen in eine gefhrliche Gegenwart zurck. Menschenhnliche Gestalten mit breiten Mulern, die man eigentlich kaum noch als Mundform bezeichnen durfte, Kiemen statt der Ohrmuscheln, gummischuppenfrmige Krperoberflchen das Ganze war selbst fr den stoisch empfindenden Indianer ein bichen viel.Gerade deshalb bemhte sich Gordon Poel, das Gesprch nach dieser niederschmetternden Offenbarung so sachlich wie mglich zu halten.Wie war das? Unser Raumschiff wird von einem Quecksilberdampf-Atommotor getrieben. Aber wir sind in jeder Beziehung unabhngig. Verdampfen knnen wir eigentlich alles: Zink, Blei oder sonstwas! Nur Quecksilber ist am ergiebigsten. Was haben diese Ulterioren denn fr Raumschiffe?Aber Sie mten die Dinger doch kennen, Sir! Magnetfeld-Antrieb, niedrige, runde Rotoren, die wie flache Scheiben aussehen Eine ganze Minute lang herrschte tiefes Stillschweigen.Schlielich brachte Ingenieur Gordon Poel heiser hervor:Ich werde verrckt! ,Prsente, was sagst du dazu? Die fliegenden Untertassen! Die Flugrotoren Prsente blinkerte dank Poels unbemerkt bleibendem Schulterdruck mit einigen Kontrollampen. Der Mars-Biologe dagegen besttigte anerkennend:Flugrotoren, jawohl, Sir! Genau das ist die Bezeichnung, die diese Usurpatoren ihren Flugapparaten geben. Die haben auch die Terra kontrolliert, seit vielen Jahrzehnten schon, nicht wahr?ber 130 Erdenjahre, Doc!Dann stimmt es! Das haben die Ulti auch immer gesagt. Und seit ungefhr dreiig Jahren sind die Rotoren ausgeblieben, nicht wahr, meine Herren?Prsente schwieg weiterhin. Poel berlegte verzweifelt, wie er diese scheinbare Teilnahmslosigkeit seines Begleiters entschuldigen sollte. Doch dann fesselte ihn die Erklrung des Marsianers viel zu sehr: und das nur, weil ihre Weltraumstation zerstrt wurde. Da ist in den Magnetbahnen irgend etwas aus dem Gleis geraten. Und der ganze Haufen war gezwungen, berall da, wo sie sich gerade befanden, Unterschlupf zu suchen. Den Hauptsegen bekamen wir ab. Wir wurden von den Ulterioren schamlos bedrckt, unterjocht und versklavt wie heftig versklavt, davon haben die Geehrten ja selbst ein Bild bekommen Der Indianer hatte aufmerksam gelauscht. Ihm war von Anbeginn an aufgefallen, da dieser Marsianer ein seltsam burschikoses Amerikanisch sprach. Endlich hatte Gordon Poel begriffen: das war Flieger-Englisch. Wahrscheinlich hatten Aluger und wohl auch die Ulterioren die Sprache der Erdraumschiff-Besatzungen angenommen.Jetzt mchten diese Marsianer-Bedrcker aber wieder fort, wie? fragte der Ingenieur etwas geistesabwesend.Nur zu gern! Deshalb ja stets ihre sofortigen Angriffe auf die hier gelandeten Erdraumschiffe, Sir!Bei Ihnen fanden sie kein Raumschiff?Der Fischmann hob abweisend die Hnde.Unsere Heimat ist das Wasser, Sir, nicht die Luft!Ach so! Aber sie besitzen doch Verkehrsmittel Nur auf dem Wasser, Sir!Alle Achtung! Das ist eine unerwartete Entdeckung. Herr Dr. Aluger! Und die Ulterioren hofften auf unsere Raumschiffe?Der Marsmensch schickte einen gedankenvollen Blick auf den Gefangenen, der in einiger Entfernung auf und nieder schritt.Deshalb beobachteten die Ulterioren ja auch Ihr Radio so aufmerksam. brigens: dadurch lernten auch wir Ihre Sprache, Sir!Damit war der Kreis eigentlich geschlossen. Die wichtigsten Fragen schienen gelst. Nun blieb nur noch eine einzige Frage offen.Und woher kommen diese Ulterioren?Ich bin kein Astronom, Sir. Ich kann mich nur auf die Erklrungen der Ulti sttzen. Die behaupten von N 21.Poel beugte sich unglubig vor.Wie? Vom Cygnus?Sternbild Schwan bedeutet Ihnen das etwas?Ohne jede Verzerrung gab der Nachrichten-Roboter diese Offenbarung weiter. Die Wellen reisten durch den Raum und wurden von der Antenne des Weltraum-Observatoriums Feed VI eingefangen, um in akustische Wellen umgewandelt zu werden.Der Astronom Milford Ruskin faltete ergriffen die Hnde und schaute unglubig von einem zum anderen. Er sah die Bewunderung auch auf den Mienen seiner Kollegen. Er selbst aber fand die Kraft, das auszusprechen, was wohl alle empfanden:Boys, die Ulterioren kommen aus der Milchstrae! Boys, das ist der schlagende Beweis fr die Existenz menschlichen Lebens auf anderen Planetensystemen! Leben auerhalb unseres eigenen Sonnensystems! Boys, ich knnte vor Dankbarkeit Ruhe! mahnte Stationschef Faustus. Ruhe! Da! Nun kommt es, was ich befrchtet habe! Wie wird Poel sich aus dieser Schlinge ziehen?Er hatte nicht unrecht. Es war eine Schlinge. Zum dritten Male hatte sich Dr. Aluger mit einer Frage direkt an Prsente gewandt. Und nun drngte er.Was ist mit Ihrem Freund?Besser, wir lassen ihn, Doc! Der Verlust unseres Raumschiffes hat ihn zu schwer getroffen. Er wird vorlufig wohl berhaupt nichts mehr reden. Er ist verinnerlicht Der Biologe bersetzte seinen Leuten die letzten Stze. Ehrfrchtig schauten die Kiemenmnner auf den teilnahmslos vor sich hin glotzenden Roboter. Dr. Aluger wandte sich leise an seinen rothutigen Gast.Ich darf nur hoffen, Sir, da der Gentleman uns fr dieses Unglck nicht verantwortlich macht Ich glaube es nicht, Dr. Aluger! Mister Prsente ist sehr gerecht.Die Beobachter von Feed VI waren daraufhin voll ehrfrchtiger Bewunderung.Gerade dieser Indianer mit seiner gelassenen Ruhe, sagte Faustus befriedigt, keiner von uns allen knnte das nachmachen! Mglicherweise ist solch ein Verhalten fr Marsianer nichts Ausgefallenes! Nun bleibt aber unser Problem Nr. 1: Wie kriegen wir unsere Leute vom Mars zurck?Der kleine, isolierte Metallraum, der frei in der Weite des Weltalls schwebte, schien von Sorgen und ngsten erfllt.Auf dem Bildschirm des Fernsehgertes, das Prsentes Wahrnehmungen spiegelte, sah man die kleine Marsianergruppe um Gordon Poel. Und im Hintergrund spazierte ein schwarzer Ulti mit Bocksbart und Fledermausflgeln auf und nieder.Astronom Milford Ruskin erhob sich aus seinem Sessel und lehnte sich gegen die Auenwand, an der er wenigstens den strksten Andruck versprte.Immerhin, meine Herren: das Zentrum der Milchstrae liegt 35 000 Lichtjahre von uns entfernt, faktisch genausoweit vom Mars, das sind etwa 11 000 Parsec. Selbst Einsteins Theorie der Zeitausdehnung darauf angewendet wie soll man diese Entfernungen berwinden?Der Stationschef erinnerte khl:Sie erfuhren aber doch, da die Ulterioren vom N 21 dieses Problem gelst haben Lichtgeschwindigkeit, wie? 299 791,5 Kilometer pro Sekunde im Vakuum! Damit sollen menschliche Wesen gereist sein? Das soll ein Wissenschaftler glauben?Kein Mensch zwingt Sie, dies zu glauben, entgegnete Faustus scharf. Nur von einem Raum-Astronomen erwarte ich mehr Achtung vor den Mglichkeiten! Selbstverstndlich sind unsere Raumschiffe im Vergleich zu diesen Reiseapparaten noch nicht einmal Raumschaluppen.Gerade der Stationsingenieur Montesi war es, der sachlich richtig folgerte:Demnach werden die Flgelfiguren enttuscht sein. Leider! Leider!Wieso leider?Weil somit die Gefahr besteht, da sie dies ihre Gefangenen entgelten lassen!Der Stationschef schwieg.Mit ihm schauten die Mnner von Feed VI minutenlang wieder aufmerksam auf den Bildschirm.Die Situation in der Wym-Hhle hatte sich nicht verndert. Noch immer schluckte die Optik in Prsentes Kopf die Lichtstrahlen, die von den Marsmenschen und ihrem Gast sowie ihrem Gefangenen reflektiert wurden. Noch immer verwandelte Prsentes metallenes Gehirn diese Lichtstrahlen in elektrische Energie und schickte sie als Wellen durch die Luft zu der im Raumschiff Human World installierten Relais-Station. Und von dieser Zwischenstation aus wurden die vielfach verstrkten Wellen auf ihre 12-Minuten-Reise geschickt.Und genau in diesem Augenblick sagte Stationschef Faustus verwundert:Eigentlich verblffend, da die Ulterioren die Schiffsradioanlagen noch nicht stillgelegt haben!Da erlosch das Licht auf der Empfngerscheibe.Sie haben es berufen! meinte Montesi dster. Armer Freund Poel! Ein Indianer zwischen Kiemenkerlen und Flgelmnnern!Evelyn Gold war eine ungewhnlich reizende Frau von 37 Lebensjahren, die in ihrem Heimatland Australien hohes Ansehen als Wissenschaftlerin geno und noch nicht verheiratet war. ber ihrem schmalen, schnen Gesicht trmte sich das blonde Haar und rann in schweren Locken bis auf ihre Schultern. Fast als Widerspruch dazu lockten die braunen Augen in fast bermtiger Frhlichkeit.Doch war Dr. Gold in diesem Augenblick alles andere als frhlich. Sie sa auf dem Sessel des Co-Piloten der Raumrakete Human World und beobachtete das Tun der Fledermausmnner.Die Ulterioren fllten den Steuerraum mit ihrer schweigsamen Wrde. Da diese Mnner etwas von der Raumfahrt und speziell von Erdraumschiffen verstanden, ging aus jeder ihrer Bewegungen hervor.Experten mit Erfahrung! folgerte Dr. Gold ruhig und wunderte sich darber, da sie seltsamerweise nunmehr gar keine Unruhe mehr versprte.Neben Dr. Gold stand ein baumlanger Bursche in der gleichen blaugrauen Uniform. Sein lackglnzender, schwarzer Haarschopf stie tatschlich gegen die Steuerorgane der Korrekturdsen. Sobald er sich bewegte, raschelten seine Lederflgel und erinnerten an die trockene Haut alter Mnner.Die Ulti sprachen wenig miteinander.Ihr Anfhrer war durch vier rmelstreifen ausgezeichnet.Wiederum mute Evelyn Gold sich ber die Gleichartigkeit der Entwicklung zwischen den Sternen wundern. Dieser Kommandant untersuchte die Skala des Pendelbeschleunigungsmessers und seufzte leise auf.Dr. Gold htte ihm allerdings leicht mit den Daten des Gravitationsstatus und des Schiffseigengewichtes dienen knnen.Was sie verwunderte, war die Mhelosigkeit, mit der diese Mnner die Erdschrift lasen und sich in der doch reichlich komplizierten Raumschiff-Steuerung zurechtfanden.Die Physikerin kannte die Schwchen dieser Raketen. Schnell im interplanetarischen Sinne war bisher nichts von dem, was auf der Erde gebaut wurde.Der Kommandant richtete sich vorsichtig auf. Er trat zu Dr. Gold und verneigte sich vor ihr.Verzeihung, Lady! Sie wurden erschreckt! Dies lag nie in unserer Absicht. Mein Name ist Weu. Ich bin Kommandant des Raumschiff-Kommandos. Kapitn Sidney Schwind ist mein Freund, wenn Ihnen dieser Gentleman ein Begriff ist!berrascht stand Evelyn aus ihrem Sessel auf und streckte dem Kommandanten die Hand entgegen.Kapitn Schwind wurde von mir als Navigator geprft! Er ist Australier deutscher Abstammung, und ich schtze ihn aufrichtig. Wrde er mir seine Freundschaft zu Ihnen besttigen?Ich kann Ihr Mitrauen verstehen! Jawohl! Ich hoffe, in den nchsten Tagen Gelegenheit zu haben, Sie und meinen Freund Schwind zusammenzufhren. Sie sind hier Ich bin Evelyn Gold, Physikerin, Navigatorin, Expertin fr Raum Der Schwarze mit dem leicht gekrausten Kinnbart lchelte mild.Ohne akademischen Grad?Wenn Sie dies so genau nehmen: Professor Doktor Doktor Evelyn Gold, Staats-Universitt Melbourne.Da bin ich nur ein ganz kleines Lichtfnkchen neben so viel Gelehrsamkeit in weiblicher Hlle! Und eine Lady allein zwischen uns so fremd aussehenden Eulen?Evelyn lchelte.Wer verglich Sie mit Eulen, Kommandant?Der Fledermausmann nickte. Er benahm sich berhaupt vllig erdmenschen-gleich. Mit wenigen Worten schickte er Evelyns Wchter weg. Der huschte mit kurzen Flgelschlgen durch die engen Schotte. Kommandant Weu ergriff wieder das Wort.Sie haben recht, Lady! Ihre Begriffe sind eindeutig, wie? Beelzebub, Satan, Luzifer ah, Attipa, Sie kommen gerade richtig! Hier! Ihr Schtzling!Durch das Schott zum Kartenzimmer glitt eine Gestalt in hellerer Kleidung. Was die pltzlich verwirrte Evelyn Gold zuerst entdeckte, war das Fehlen des Kinnbartes. Dann sah sie die gelbschimmernde Perlenkette, die sich um einen sehr hellhutigen schlanken Hals schlang.Eine Frau! Eine junge Frau, eine ja, eine reizende junge Frau! hmmerte es in Evelyn.Und sie trat dieser kleinen Teufelin glcklich entgegen und griff nach den ihr entgegengestreckten Hnden.

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Der nordamerikanische Ingenieur Gordon Poel staunte selbst darber, wie rasch man sich an solch einen Anblick gewhnte: er erkannte deutlich, da Dr. Aluger arg niedergeschlagen dasa.Noch immer befanden sich die Mnner in der Wym-Hhle. Noch immer erhellte Prsente die Szene mit seinen Scheinwerfern.Doch hatte sich die Lage verndert.Selbstverstndlich verstand der Indianer keine Silbe von dem, was die Fischmnner miteinander verhandelten. Aber er sprte aus den Bewegungen der primitiven Burschen, da sie dem Biologen Vorwrfe machten.Unwillkrlich wandte Poel den Kopf.Dreiig Schritte hinter ihm lehnte der Ulterior auf seinen zusammengeklappten Flgeln. Er lchelte den Indianer an.Gordon Poel wute nicht, wie er darauf reagieren sollte.Verflucht! Was geht mich eigentlich dieser Krieg hier an? Allerdings: offensichtlich haben die Ulti uns die Rak weggenommen. In dem Falle Der Biologe wies die Fischer mit einer resignierenden Handbewegung zurck. Die traten murrend zur Seite. Zwei von ihnen lieen sich ins Wasser gleiten.Sofort schaltete der Ingenieur durch die Fernsteuerung die rechtsseitige Scheinwerfergruppe seines Roboters dazu und sah nun den violettleuchtenden See, in dem die Fischmenschen sich mit der berlegenen Sicherheit von Wasserbewohnern bewegten.Was er auerdem noch sah, waren dicke, ungetme Riesenfische, denen er bei Schwimmversuchen nicht gern begegnet wre.Aber die Marsianer schienen diese Riesentiere sogar noch herauszufordern.Was stimmt nicht? fragte der Indianer den Biologen.Nichts stimmt! Die Fischer brauchen Futter fr ihre Tiere!Ein grlicher Verdacht stieg in Poel auf.Futter? Und?Der Biologe hob mde die Schultern.Was kann ich tun? Warum habe ich mir nur dieses grliche Amt anhngen lassen?Was wrden Sie denn lieber tun, Dr. Aluger? fragte der Indianer, dem das Gesprch eine gefhrliche Wendung zu nehmen schien.Der Marsianer schien verwandelt.Welch eine Frage! Dichten, Sinnen in Ruhe und Frieden, im Bewutsein, da es Nahrung genug fr alle gbe, damit man seine Seele freibekommt fr das Schaffen.Ingenieur Poel glaubte nicht an seine eigene Wahrnehmung.Fischmenschen, die dichten!Der Biologe schien nichts von der Verwunderung seines Zuhrers zu merken.Sie mten unsere Sprache verstehen, meine Herren! Dann wrde Ihnen das Herz aufgehen ber diesen Klang der Reime.Poel hatte sich wenigstens so weit wieder gefat, da er flstern konnte:Dichtung?Wir Datbuus sind seit vielen, vielen Generationen begabte Snger und Dichter! Das ist ja mein Unglck! setzte Aluger bekmmert hinzu.Moment! Wrden Sie mir das gtigst erklren?Der Biologe nickte. In seinen linsenfrmigen Augen schien ein feuchter Schimmer an Trnen zu erinnern.Nein, das bitte nicht auch noch! htte Poel am liebsten geschrien.Aber so mute er nur anhren, was der andere auf seine Frage zu erwidern hatte:Schauen Sie, meine Herren: unser Staatswesen ist uralt. Wir leben seit vielen Jahrhunderten als globaler Einheitsstaat. Die Auslese erfolgt in den Dichter- und Snger-Wettbewerben. Da entscheidet die Leistung ber Sie wrden vielleicht sagen: die soziale Lage. Ich hatte bei den Konkurrenzen eigentlich immer sehr viel Glck, war wohl stets gut disponiert Poel sprte wieder in sich das Verlangen, in sein rechtes Bein zu kneifen. Aber er trumte nicht. Er war wach. Seine Lage durfte er unbekmmert als vllig verzweifelt bezeichnen. Einen Kameraden hatte er bereits verloren. Sein Raumschiff befand sich in den Hnden der Teufel. Es gab keine noch so kleine Aussicht auf ein Entkommen, keine auf eine friedliche Lsung.Und als Helfer steht mir ein schutzbedrftiger Poet zur Verfgung, eine Schattengestalt, die man bestenfalls sehr gutmtig als menschenhnliche Ornamentfigur bezeichnen kann! Ich wundere mich, da diese Sprotten wirklich richtige Gedanken aussprechen! Heringe, die englisch sprechen! Es ist doch zum Verrcktwerden!Poels Blick fiel wieder auf den Ulterior, der noch immer bewegungslos gegen seine Flgel gelehnt stand.Mein lieber Dr. Aluger, ich wrde gern mal mit Ihrem Gefangenen ein Wort sprechen.Alugers Ausdruck wandelte sich. Seine Augenlinsen verloren, den trumerischen Schimmer. Gleichmtig versicherte er:Sie sind der Gast, Sir! Sie haben zu bestimmen. Wenn Mister Prsente schon nicht mehr mittut Der Indianer mute eine unliebenswrdige Antwort bremsen. Da machte er eine wichtige Entdeckung: Prsentes dritte Kontrollampe leuchtete flackernd auf und brannte dann stetig weiter. Also empfing er wieder. Erst damit erkannte der Schpfer dieser Fernsehkombination einen Mangel, an den er zuvor niemals gedacht htte.Ich htte noch eine weitere Kontrolle einbauen mssen: eine Anzeigevorrichtung, die signalisiert, welche Stelle Prsentes Sendung empfngt. Wenn die jetzt in Feed VI an diesen Geschehnissen hier Anteil haben: du lieber Himmel! Beim groen Manitou! Jetzt werde ich ihnen einen lebendigen Teufel demonstrieren!Aluger erhob sich. Er betonte damit, da er seinem neuen Freund Gelegenheit geben wollte, mit dem Gefangenen allein zu sprechen. Aluger gesellte sich zu seinen Begleitern. Die hatten das leichte Aluminiumboot auf die Insel gezogen, umgekehrt und sich darauf gesetzt.Gordon Poel winkte dem Ulterior, der diese Geste offensichtlich verstand. Der Fledermausmann schwang sich mit einem einzigen Flgelschlag empor und stand auch schon vor dem Terra-Abgesandten.Sir?Der Schwarze berragte den rothutigen Menschen um fast anderthalb Kopfgren. Sein Gesichtsausdruck war im Glanz von Prsentes Scheinwerfern einwandfrei zu erkennen.Wie heien Sie?Skjelli, Sir!Skjelli war wahrscheinlich schon seit lngerem Gefangener der Fischmenschen. Man hatte ihm die Kleider abgenommen. Vielleicht fror er in der niedrigen Hhlentemperatur. Vielleicht hatten die Marsianer ihn hungern lassen. Aus seiner Haltung konnte der Terraner nichts anderes entnehmen, als selbstsicheren Stolz, der aber von einer Bescheidenheit betonenden Hflichkeit berragt wurde.Mister Skjelli, begann der Ingenieur langsam.Verblfft sah Poel das dankbare Leuchten in den tiefschwarzen Augen des vor ihm stehenden Fledermausmannes. Er bemerkte auch ein leises Beben der Flgelrnder, die wieder fest zusammengelegt waren, die Skjelli aber nicht als Sttze dienten.Ich mu Ihnen gegenber vollkommen ehrlich sein. Ich befinde mich zu Ihren Leuten in einer leider sehr unangenehmen Lage Oh Bitte? unterbrach sich der Indianer verwirrt.Ich nahm bisher aus Ihrem Auftreten an, da Sie hier als Gast weilen, Sir.Allerdings: Wir landeten als Besucher dieses Planeten und trafen auf die Piscishomulli, wurden dabei aber entgegen den interplanetaren Voraussetzungen von Ihren Leuten berfallen. Weiter: Whrend ich hierherfuhr, hat man unser Raumschiff angegriffen und inzwischen meine Kameraden gefangengenommen oder gettet.Aus Prsentes Lautsprecher tnte unerwartet eine dem Indianer fremde Stimme in glattem Englisch:Keine Gefangenen, Sir! Mi Doktor Gold ist wohlauf und frei. Kapitn Mario liegt mit einem Armbruch im Lazarett!Aluger fuhr mit einem Freudenschrei empor.Mister Prsente, Sie grollen uns nicht mehr?Der Ingenieur Poel machte eine Bewegung, als wollte er den Roboter ausschalten. Er hatte sofort begriffen, da dies nur der Fhrer dieser Fledermausleute sein konnte. Doch da sagte Prsentes Lautsprecher auch bereits:Bitte, tun Sie das nicht! Wir wollen verhandeln! Sie stehen im Augenblick auf der falschen Seite, Herr Ingenieur! Diese dichtenden Karpfen sind fr Sie doch keine ebenbrtigen Partner, Sir! Ach, nun ist Ihr Gastgeber bse! setzte er hinzu.Poel wurde erschreckend klar, in welch einer komplizierten Lage er sich befand.Die Fischer erhoben sich von ihrem Boot. Sie schienen unsicher und emprt zugleich. Ihre Blicke konzentrierten sich auf Prsente, von dem sie anscheinend annahmen, da er ins feindliche Lager gewechselt sei.Dr. Aluger wurde augenscheinlich von grausamen Zweifeln geqult. Er blickte irr von Prsente auf den Indianer und schien langsam zu begreifen, da dies wohl doch kein aus organischen Zellen gewachsener Krper sein konnte.Hflich lchelnd, aber durchaus seiner Lage als Gefangener bewut, wartete Skjelli die Entwicklung ab.Die Hhle besa eine Besonderheit gegenber gleichen Kavernen auf der Erde (was der Ingenieur erst in diesem Zeitpunkt bemerkte): Jeder Laut verklang ohne Echo. Das erzeugte akustisch eine Szenerie von ungewhnlicher Intimitt. Trotz des Riesenraumes agierte man gewissermaen in einem abgeschlossenen Kabinett.Dazu kam, da Prsentes Scheinwerfer eine Jahrmillionen alte Finsternis auflockerte, ein Licht, das erstmals nie geschaute Schnheiten hervorlockte, die sich ihres Glanzes gar nicht bewut sein konnten. Das von Metalloxyden gefrbte Hhlengestein glitzerte unter den reflektierenden Lichtstrahlen und verwandelte die Kulisse in ein Mrchenschlo, in das diese unterschiedlichen Figuren Fledermausriese, Fischmensch und Rothaut ganz hervorragend paten.Nur Dr. Aluger hatte den Sinn der sarkastischen Bemerkung des Kommandanten Weu verstanden. Wie viele Dichter besa er kein Organ fr Humor. Er ballte seine Flossenhnde zu Fusten und schttelte sie in ohnmchtigem Grimm gegen einen unsichtbaren Feind.Der aber reizte ihn noch, indem er durch Prsentes Mund herausfordernd lachte.Ingenieur Poel, passen Sie auf! Jetzt springt Ihr Ober-Hering in die nchstbeste Badewanne und paddelt darin so lange umher, bis er mein Seelengift resorbiert hat!Diese Voraussage traf nun nicht ein.Dr. Aluger prete seine Fuste gegen die wildflatternden Kiemen und wollte sich dann auf Prsente strzen.Eine ruhige Handbewegung des Indianers lie ihn erschreckt in der Ausgangsstellung verharren. Der Ingenieur versicherte ihm warnend:Das ist nicht Mister Prsente, der da redet! Da spricht einer von euren Gegnern, der sich nur Prsentes Mund bedient. Verstehen Sie, Doktor?Bevor der Mars-Biologe antworten konnte, hatte Kommandant Weu wieder in das Mikrophon gesprochen. Seine Stimme lie deutlich erkennen, da er voller Anerkennung feststellen mute:Klug, Herr Ingenieur! Sehr klug! Sie sagten doch ausdrcklich: eure Gegner! Sie haben recht, Sir! Dies ist nicht Ihr Krieg!Der Indianer bedeutete dem Gefangenen mit einer kleinen Geste, da er noch warten msse. Er wandte sich so zu Prsente, da die Optik ihn genau frontal erfate.Irrtum, Mister Unknown! Dies drfte auch mein Krieg sein!Wieso?Ihre Leute erschossen meinen Kameraden Conk!Dafr gibt es keine Entschuldigung! Sie haben vollkommen recht! Doch sobald wir einander persnlich begegnen, werde ich versuchen, Ihnen ein Erklrung zu oh, diese Schurken! Da, nun sehen Sie es selbst!Der Indianer begriff diesmal nur langsam. Ihn blendete allerdings auch ein wenig das grelle Scheinwerferlicht. Er drehte sich um und sah den berfall.Zwei der Fischer waren ins Wasser geglitten. Aus den Fluten schlugen sie dem Fledermausmenschen Skjelli mit einem Bootshaken die Fe unter dem Leib weg.Obwohl Skjelli den Sturz mit einem Ausbreiten seiner Flgel abzuschwchen versuchte, kam er mit dieser Reaktion zu spt.In der nchsten Sekunde lag er im Wasser, einem Element, in dem er offensichtlich hilflos war. Bisher hatte Skjelli keinen Laut von sich gegeben. Doch nun schrie er etwas in der Oyrnisprache. Sogleich aber drckten die Fischmenschen seinen Kopf unter Wasser.Da hielt Ingenieur Poel bereits seine Pistole in der Hand.Aluger, rufen Sie Ihre Leute raus! Sonst schiee ich! Schnell!Der Biologe wich zurck.Was?Prsente reproduzierte die Stimme des Kommandanten Weu, der voller Achtung sagte:Das war fair, Sir! Doch schieen Sie nicht! Diese Hhlen sind tckisch! Es ntzt nichts, wenn Sie auch noch Ihr Leben einben! Zudem: Wir sind ja auf Sie angewiesen!

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Der Navigationsraum des Raumschiffes Human World mute es den Oyrni (wie sie sich selbst nannten die Marsianer sagten Ulterioren) wohl angetan haben. Jedenfalls hatten sie ihn in diesem Schiff zu ihrem Daueraufenthalt bestimmt.Auch Dr. Evelyn Gold weilte zusammen mit ihnen darin. Neben ihr auf einem niedrigen Hocker sa ihre jngste Freundin Attipa. Allein deren Anblick war so ungewhnlich, da die Physikerin immer wieder gezwungen war, auf diese elegante Gestalt zu schauen.Da den Fledermausmenschen Sessel mit Arm- und Rckenlehnen ihrer fr die Terraner ungewhnlichen Anatomie wegen unbequem waren, vermieden die Offiziere es, sich berhaupt niederzusetzen. Dafr aber kamen sie wieder ihrer Krpergre wegen in Schwierigkeiten mit den vielen Leitungen, die wenig ber Erdmenschen-Stehhhe an der Decke entlanggefhrt waren.Doch die Physikerin hatte sich auf den Sitz des Schiffsfhrers gesetzt. Und Attipa hockte nun neben ihr, die Unterkanten der Flgel gegen den Boden gestemmt. Die dienten ihr gewissermaen als Rckenlehne. Und Evelyn Gold sah, da die Fledermausfrau durchaus entspannt dasa.Dr. Gold fhlte sich durch diese Frau grundlegend umgestimmt. Sie htte keine Erklrung fr diesen Frontwechsel geben knnen. Sie fand Attipa eben reizend und lieb. Sogar ihr Englisch wies einige typisch weibliche Redewendungen auf, ein Wortschatz, den sie niemals von den bereits zurckgehaltenen Raumschiffbesatzungen des Percival Lowell, des Strymon oder der Terra Nova gelernt haben konnte.Dazu kam, da Attipa schn war. Ihr Krperbau htte auch auf der Erde entzckt. Und einen Schmuck trug dieses Wesen, da Evelyn fast neidisch; geworden wre. Jedenfalls konnte sich Evelyn Gold nicht entsinnen, jemals ein derartiges Goldgespinst gesehen zu haben.Dieses spinnwebdnne Armband schmiegte sich mattglnzend um das zarte, braunhutige Handgelenk, viele winzige Goldkettchen, in denen die Juwelen wie losgelst zu schweben schienen.Vielleicht hatte Evelyn doch etwas zu Interessiert auf dieses Schmuckstck geschaut. Jedenfalls lste Attipa ihr Armband mit einer hastigen Bewegung und reichte es der Freundin von der Erde.Du wrdest mich erfreuen, wenn du es tragen wolltest! sagte sie schlicht.Evelyn Gold kam sich fast armselig vor, als sie der Ulteriorin dafr ihren Brillantring schenkte, hatte aber wohl nicht damit gerechnet, da dies ein ungewhnliches Schmuckstck fr Attipa war. Jedenfalls war deren Freude echt. Sie legte ihre Arme um Evelyns Nacken.Du bist ja so gut zu mir! Dabei bereiten wir dir nur Kummer und Sorgen!Diese Umarmung gab der Physikerin endlich die ersehnte Gelegenheit: Sie konnte in kindhafter Neugier ber Attipas Flgel streicheln.Die fehlen uns! gestand sie zgernd.Wie gut jeder Muskel in diesem System von einer Sonderabteilung in Attipas Gehirn gesteuert werden konnte, bewies sie damit, da sie ihren rechten Flgel herumklappte und Evelyn hinhielt.Du darfst ruhig anfassen, Kleines!Nochmals strichen Evelyns Fingerspitzen behutsam ber das glatte Hautleder.Mt ihr das Fliegen eigentlich lernen? So, wie wir als Kleinkinder laufen lernen?Oh, fliegen knnen wir lngst nicht mehr! Wir untersttzen unsere Beine bei weiten Sprngen. Ihr wrdet das Flattern und Absegeln nennen, denke ich mir. Daheim wurde das frher als Sport gebt: Hunderte von Metern Segelflug. Doch hier auf dem Mars ist die Luft dafr zu dnn. Deshalb fhlen wir uns ja in diesem Schiff so wohl!Daran hatte die Wissenschaftlerin noch nicht gedacht. Dr. Evelyn Gold erkannte, wie stark die Beobachtung unter solchen fremdartigen Eindrcken litt.Wir hatten daheim die gleiche Luftdichte wie ihr auf der Erde!Dr. Evelyn Gold zgerte, diese Frage auszusprechen. Dennoch mute sie gestellt werden.Gut! Weshalb seid ihr dann nicht auf der Erde gelandet, als eure Katastrophe Attipa lachte frhlich auf.O Girlie! Wir kennen doch die Religionsvorstellungen auf deiner Erde ganz genau! Und im Fernsehen tauchen unsere Gestalten ja auch mitunter auf als Teufel, als Gottseibeiuns, als Mephisto Evelyn fhlte sich fr die ganze Erde beschmt. Sie htte Attipa gern etwas Gutes, Vershnendes gesagt.Das das ist doch bestenfalls symbolisch gemeint! Ich wei, da solch eine Vorstellung billig ist. Aber ich habe darauf wirklich keinen Einflu, setzte sie klglich hinzu.Sie fhlte erneut die weichen Arme Attipas.Ich fhle es: Du bist gut! Und daher wei ich: Die Erdmenschen knnen nicht bse sein. Dennoch: Stelle dir einmal vor, da wre einer unserer groen Flugrotoren so unerwartet auf der Erde gelandet. Die Tr geht auf, und heraus kommen vier, fnf, sechs flgelschlagende, schwarzhutige Spitzbrte! Was wre da wohl geschehen?Diese Frage war bitter. Aber Evelyn Gold zog sich berlegen aus der Schlinge.Wo wre der Rotor gelandet darauf kommt es an! In Tibet oder in der australischen Wste wre gar nichts geschehen! In Washington? In New York? Vielleicht htte man gelacht und an einen Reklametrick gedacht. Auf Sizilien ja, da hast du recht, Liebes! brigens: Kann ich dich nicht mit heimnehmen als meine Adoptivschwester? Dann gewhnen sich die Leute bei uns an die Flgel . und denken: Ah, gefallener Engel! Nun, das ist ja wohl heute und morgen nicht spruchreif, wie?Der Kommandant Weu trat zu den beiden.Frau Professor, wrden Sie mir bitte helfen, Herrn Ingenieur Poel wieder anzurufen?Die Physikerin nickte bereitwillig.Und wie geht es Kapitn Mario?Der Grund meines Anrufes: Der Kapitn hat einen zu schweren Schock bekommen!Bitte? Ich verstehe nicht Der Kommandant spreizte die Flgel.Sie vergessen, an wen wir glubige Christen erinnern! Oder?Aber Doch! Doch! Monsieur Mario stammt aus Frankreich! Und dort kennt man den Teufel offenbar noch zu genau.Attipa lchelte zustimmend.Girlie: Das ist doch die Antwort auf unsere Diskussion, nicht wahr?

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Fischmeister Bokigo tobte am rgsten. Er ttete den noch zuckenden Krper des Fledermausmannes Skjelli mit den Hnden und warf seine Beute wieder ins Wasser.Die Fische verschlangen das ihnen solchermaen besorgte Futter und schauten aus ihren groen Augenlinsen tckisch auf die am Ufer Stehenden. Um die beiden noch im Wasser schwimmenden Marsianer kmmerten sie sich nicht.Poel hatte wiederum das bedrckende Gefhl, nur in einen frchterlichen Schreckenstraum verstrickt zu sein.Doch Prsentes blauwei strahlende Scheinwerfer lieen nicht den leisesten Zweifel an der Echtheit dieser Darbietung.Dr. Aluger war das Ganze offensichtlich mehr als peinlich. Der Mars-Biologe machte drei, vier Bewegungen, als wollte er seinen Gast wegziehen. Resigniert tippte er Prsente auf die Schulter.Sir, bitte Der Roboter aber reagierte nicht.Der Indianer nahm das Erlebte nun entschlossen als Tatsache. Unter dieser Voraussetzung war das alles ungeheuerlich. Gewi: Der Ingenieur hatte bei seiner Berufung zu diesem Expeditionscrew nicht daran gezweifelt, da der Mars einige berraschungen bieten wrde. Doch mit solchen Grausamkeiten wurde sogar ein Indsman nicht fertig.Zwischen Poel und den sich befriedigt im Wasser tummelnden Fischmenschen lag pltzlich mehr als ein Weltenzwischenraum. Poel verachtete diese Bestien.Pltzlich zuckte Prsentes Kontrollampe 3 auf. Er wurde damit angerufen.Aus dem Lautsprecher klang die weiche Stimme der Physikerin: Gordon, ich sehe Sie!Oh, bei Ihnen alles in Ordnung?Die Anrufende lachte leise.Sie werden mich fr verrckt halten ja! Zwar hat Mario einen gehrigen Schock bekommen Eine nicht minder liebenswrdige Frauenstimme ergnzte heiter: als ihn die Teufel berfielen!Der Indianer war so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Doch nun erkundigte er sich berrascht:Zwo Ladys? Wie das?Die zweite Lady hat Flgel Natrlich! Klar! Mu es doch auch geben!Die zweite Lady sieht auch Sie, Ingenieur Poel! Sie sind uns allen sympathisch! Ihre Haut erinnert so nett an die Hlle, aus der wir angeblich kommen Der Indianer hatte zusammen mit weien Boys und Girls ein nordamerikanisches College besucht. Er war an die unbeschwerte Heiterkeit der Unterhaltung gewhnt. Damals hatte er sogar das Lcheln erlernt.Mit diesem Lcheln eroberte er sich nunmehr die Herzen der Oyrni.Ich frchte eher, sagte er bedchtig, ich befinde mich gerade in dieser Hlle!Wir sind an solche Verluste gewhnt, Ingenieur Poel! sagte Attipa bekmmert. Wenn Sie spter hier von unseren Verlusten hren nun: der Kommandant mchte Sie sprechen.Zuvor benutzte die Physikerin noch einmal das Mikrophon, um dem Kameraden zu versichern:Ich habe bereits freiwillig entschieden, Gordon! Mit den Piscishomulli stnden wir auf der falschen Seite. Man hat auch keinerlei Zwang auf mich ausgebt. Nein, nun brauchen Sie nicht mitrauisch zu gucken. Sie sollen zu nichts gezwungen werden. Die Oyrni wissen ganz genau, da man einen Konstrukteur sowieso nicht zu etwas zwingen kann.Ich verstehe berhaupt nicht Hren Sie den Kommandanten!Kommandant? Das klingt scheulich militrisch.Die Stimme Weus klang, aus Prsentes Lautsprecher.Sie haben recht, Sir! Wir besaen bei unserer Ankunft auf diesem Planeten berhaupt keine Luftwaffe! Auch wir finden Militr scheulich! Aber wir befinden uns nun einmal nicht freiwillig in dieser Lage!Und was kann ich fr Sie tun, Kommandant?Bisher landeten nur Raumpiloten, Geologen, Astrophysiker und andere Spezialisten von der Terra bei uns. Sie sind der erste Atom-Ingenieur, der die Hoffnung in uns erweckt, da er uns helfen kann.Helfen? Wie?Wir brauchen einen Techniker, der entweder einen Atomantrieb in einen unserer Flugrotoren einbaut oder der eine der Erdraketen auf Lichtgeschwindigkeit bringt.Oh Damit wenigstens eine kleine Gruppe von uns heimfliegen und Hilfe holen kann!Dieser Vorschlag berraschte den Indianer.Das hiee zwei, drei Jahre unser Angestellter zu sein. Wir wrden dem Besitzer auf der Terra selbstverstndlich die Rakete abkaufen.Poel machte im stillen eine ganz einfache Rechnung auf.Die Ulterioren hatten in Wahrheit smtliche Trmpfe in Hnden. Sie konnten ihm ohne weiteres ihren Willen aufzwingen; zu verhandeln gab es im Grunde genommen gar nichts. Es sprach zweifellos fr ihre Haltung, da man ihm den Entscheid selbst berlie.Der Kommandant bekannte offen:Wir besitzen keine Kenntnis vom Atomantrieb! Wir haben wahrscheinlich auf unserem Heimatstern auch kein Uran.Poel schaute gedankenversunken in die tintigblaue Finsternis der Hhle.Dr. Aluger stand neben Prsente und sog begierig jedes Wort auf, das gewechselt wurde.Der Ingenieur zgerte noch.Mister Weu: Mglicherweise wirke ich albern. Aber ich mu ehrlich sein. Ich erfuhr unterdes, da Ihr Heimatstern in der Milchstrae liegt. Sind Sie sich berhaupt klar ber die Forderung, die Sie damit an ein Raumschiff stellen?Als Scherz klingt das sehr nett, Sir, versicherte der Kommandant gelangweilt. Aber Sie vergessen, da wir diesen Reiseweg bereits einmal zurcklegten. Mit Ihren langsamen Raumschiffen allerdings brauchte man dazu Jahrzehnte.Offen gestanden: Ich sehe doch keine Mglichkeit! Sonst htten wir auf der Erde Irrig! Die Mglichkeit besteht! Sie kennen unsere Flugrotoren nicht.Nein! Ich habe niemals welche gesehen! Ich sah nur auf der Hochschule mal einen uralten Farbfilmstreifen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts und unsere Techniker meinen, da eine Kombination mit Ihrem Atomtriebwerk vielleicht sogar berlichtgeschwindigkeiten erlaubt.Poel verschrnkte die Arme vor der Brust.Pltzlich war er wieder ganz der zgernde, bedchtige rote Huptling, der die endlosen Verhandlungen am Beratungsfeuer als Ausgleich fr seine sonstige Schweigsamkeit liebte. Er erkannte als Techniker die ungeheure Mglichkeit, die der Terra damit geboten wurde.Wahrscheinlich konnte man endlich den entscheidenden Schritt in der Raumfahrt tun; denn das, was bisher erreicht war, bedeutete im Vergleich zur Ausdehnung des Weltalls noch nicht einmal Kstenschiffahrt.Dr. Golds Stimme klang wieder aus Prsente:Gordon: Ich habe fr meine Person als Kernphysikerin zugesagt. Da ich Mitglied des Atom-Energie-Komitees bin, habe ich auch das Recht, spaltbares Material anzufordern, falls wir hier auf dem Mars nichts finden.Hm Die Anrufer waren dem Indianer gegenber im Vorteil: Sie sahen ihn, whrend der Ingenieur vollkommen unter dem abstoenden Eindruck stand, den ihm dieser Planet bot. Selbst die angenehme Stimme Evelyns konnte diesen Gegensatz nicht berspielen.Die Physikerin schien das auch zu empfinden. Sie flsterte fast bezwingend aus dem Lautsprecher: habe ich die grundlegende Bedingung gestellt: Keine Hand wird gerhrt, bevor die zurckgehaltenen Kameraden aus den vorausgereisten Raumschiffen nicht auf die Erde zurckgekehrt sind. Ist das so richtig?Selbstverstndlich! Wenn Sie diese Bedingung als wichtigsten Faktor einsetzen, dann ist es eigentlich meine Pflicht, den Kameraden das Opfer zu bringen!Kommandant Weu lockte durch das Mikrophon wie der Verfhrer, der dem Opfer alle Schtze der Welt zu Fen legen will.Ist das wirklich ein so groes Opfer, Sir? Reizt es Sie nicht, das schnellste Fahrzeug im Weltall zu konstruieren? Lockt es Sie nicht, die Milchstrae zu besuchen?Der Ingenieur stand unschlssig im Brennpunkt der Objektive seines eigenen Roboters. Was der Oyrni da bot, war mehr, als ein normaler Mann erwarten konnte. Dafr lie man Familie und Besitz im Stich.Der Indianer war so vollstndig in diese Betrachtungen versunken, da er nichts mehr von seiner Umgebung sah. Obendrein lie das helle Scheinwerferlicht alle Konturen verschwinden.Nachdenklich uerte der Ingenieur:Damit wrde man ja vor allem den Marsianern den grten Dienst erweisen. Schlielich Da schrie der Lautsprecher auf:Vorsicht! Hinter Ihnen!Halb bekam der blitzschnell herumfahrende Indianer noch das haverzerrte Gesicht des Fischers Bokigo zu sehen. Dann fhlte er schon, wie die Wellen ber ihm zusammenschlugen.Die Beobachter vor dem Fernsehschirm im Raumschiff Human World sahen, wie Prsente ihm sein strkstes Scheinwerferlicht nachsandte.In dessen Strahlenglanz konnte man auf dem Bildglas genau erkennen, wie drei Fischmenschen den gelhmten Krper des Roten unter Wasser zogen.Und noch mehr bekamen die schreckerstarrten Zuschauer zu sehen: die Riesenfische glitten lautlos und geschmeidig nher.Eine von Schwimmhuten vergrerte Hand deckte sich ber Prsentes Objektiv.Die Bildscheibe blieb fortan dunkel.Doch der Ton lief weiter

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Die Physikerin stand am Fenster im Steuerraum des Raumschiffes Human World und schaute auf die erwachende Landschaft. Dies war ihr erster Sonnenaufgang auf dem Mars.Der kleinere Marsmond, Phobos, lste sich aus dem Planetenschatten und jagte, vom Westen her kommend, wie eine Rakete ber das Firmament, als habe er die Aufgabe, die langsam aufsteigende Sonne zu begren. Blablau hing der immer lichter werdende Himmel hinter den dnnen, weilichgelben Wolken.Das bluliche Grn der hohen Bume, die rings um das Schleusenmaschinenhaus standen, schien gleichfalls leuchtender zu werden.Evelyn war, als ob die Landschaft unter den Sonnenstrahlen zu klingen beginne. Sie glaubte, eine dunkle, unklare Melodie zu vernehmen. Und zugleich zitterte ihr Herz unter der Einsamkeit, die dieses Bild so traurig machte.Evelyn Gold hatte den Mars hundertmal in ausgezeichneten Fernrohren, vor allem von mehreren knstlichen Raumstationen aus betrachtet. Sie besa auch eine ziemlich genaue Vorstellung von der geographischen Lage ihres Landepunktes. Bei allen Beobachtungen hatte Evelyn Gold unter der Vorstellung gelitten, der Mars sei leer und de und abgestorben und von seinen Bewohnern verlassen, wenn nicht sogar aufgegeben.Da dies keineswegs zutraf, hatte der vorangegangene Tag gezeigt. Doch dieser Sonnenaufgang rief in Evelyn wieder all die Erinnerungen wach, die ihre Phantasie in den Nchten der Erwartung vor dem weiten Flug gewoben hatte.Dr. Gold war mit allen Fasern ihres Herzens Wissenschaftlerin. Die Vorstellung, zusammen mit Menschen vom N 21, mit Wesen aus dem Zentrum der Milchstrae, ein neues Raumfahrzeug bauen zu drfen, vielleicht sogar mit ihnen zu ihrer Heimat reisen zu knnen, diese Vorstellung htte auch jeden anderen Gelehrten zutiefst verwirrt.Auf der Erde lie sie viele Verwandte zurck. Doch stand ihr niemand so nahe, da dies ein Hindernis zur bernahme dieses gigantischen Auftrages gewesen wre. Vielleicht war es sogar gut, da die neue Umgebung ihr sofort mehr als freundschaftlich begegnet war.Evelyn brauchte nur den Kopf zu wenden, um schon die auch an diesem Morgen wieder hellfarben gekleidete Oyrni-Frau Attipa zu betrachten.Die nickte ihr beruhigend zu.Qulend, nicht?Die de meinst du?Ja! Auf dem Chocer gibt es groe, ausgedehnte Stdte, Betriebsamkeit, Leben! Du ahnst nicht, wie wir dies hier alles entbehren. Dazu diese trbseligen Piscishomulli! Fischmnner, Kiemenkerle! Ich will nichts gegen die Dichter und Snger unter ihnen sagen! Aber du wirst begreifen: wir lcheln! Wer lt sich von einem Dichter regieren? Was dabei herauskommt, siehst du ja hier!Evelyn mochte gar nicht mehr hinausschauen.Die durch das aufgeblendete Fenster fallenden Sonnenstrahlen wrmten ihre Schultern und vergoldeten ihre darber rieselnden Locken.Wenn sich Evelyn Gold an der Schnheit und Natrlichkeit der Fledermausfrau Attipa erfreute, so ahnte sie nicht, da ihr Scharm und ihre echte weibliche Freundlichkeit, aber auch ihre unbewute Fraulichkeit die Oyrni begeisterte.Evelyn trug einen hellblauen Raumschiffer-Anzug, der nach Art eines Overalls geschnitten und keineswegs kleidsam war. Doch sah Attipas helles Glasgespinstkleid kaum wirkungsvoller aus als dieser blaue Nylonanzug, der Evelyns ausgeglichene Krperformen fast beunruhigend betonte.Der Gegensatz zwischen diesen beiden weiblichen Wesen mute jeden Beobachter entzcken. Die weich durch die Bullaugen dringenden Sonnenstrahlen fllten den Steuerraum mit jenem sympathischen Glanz, den kaum eine knstliche Beleuchtung ersetzen kann.Zwischen den beiden Pilotensesseln war ein TV-Bildschirm montiert. ber seine leicht gewlbte Flche zuckte von Zeit zu Zeit eine verlorene Lichtzeile, die bewies, da dieses Gert eingeschaltet war, jedoch nichts empfing. Aus dem Lautsprechersystem unterhalb der Bildwand hrte man gleichfalls nichts anderes als den leisen Netzbrummton und eine gelegentliche Hochfrequenzstrung.Attipa nahm den Faden der Unterhaltung wieder auf.Wir wissen eben zu wenig ber die Marsianer! Ich habe einige kennengelernt, die geistig enorm hochstehend waren, sympathische Mnner, doch unzuverlssig und frchterlich grausam.Bisher hatte Dr. Evelyn Gold keinen einzigen Marsianer von Angesicht zu Angesicht gesehen. Sie war an wissenschaftliche Sachlichkeit und Untersuchungsmethoden gewhnt. Dennoch sprte sie ihre grundlegende Abneigung gegen eine derartige Begegnung. Die Vorstellung einer krperlichen Berhrung ekelte sie bereits an.Die Fledermausfrau reichte ihr einen Stapel Fotos.Die Mars-Regenten!Die auf diesen plastisch wirkenden Fotografien abgebildeten Gestalten sahen wesentlich anders aus als Dr. Aluger und seine Mnner.Wie kommt das?Hherentwicklung!Die Fotografien waren farbig. Sie zeigten erschreckend aussehende Gnomen mit Riesenkpfen, in denen wiederum die wasserklaren, linsenfrmig vorgewlbten Augen erschreckten. Diese Augen waren von einem sicherlich, hchst empfindlichen, roten Aderringgebilde umgeben.Die Oyrni-Frau deutete darauf.Wir haben vergeblich gesucht! Sie sind hier noch nicht soweit! Aber die nchste Mutation wre zweifellos ein Nur-Hirnwesen! Doch bis dahin knnen Jahrtausende vergehen. Einem solchen wird ein Volk stets verknechtet sein.Evelyn war gefangengenommen von den Raumfotos der Mars-Regenten. Diese Bilder lieen einen erschauern.Die Mammutschdel wurden beherrscht von den Linsenaugen, die eigenartigerweise mitrauisch in die Kamera zu starren schienen.Der Hals war vllig verschwunden. Die Kiemen muten allem Anschein nach tiefer gerckt sein und lagen unter Schutzpanzern.Doch die Arme waren am aufflligsten weiterentwickelt. Zunchst waren sie wesentlich lnger geworden und reichten samt drei Greifklauen bis zu den Knien. Was aber besonders bezeichnend war: diese Arme besaen vier Gelenke und waren damit zu hchst vollkommenen Werkzeugen geworden.Doch da fragte Attipa:Was scheint dir da am wichtigsten, Evelyn?Das sind ja keine Fischmenschen mehr!Richtig! Diese kleine Gruppe von Herrschern lebt in Glaspalsten, gewaltigen Kunstbauten, das Leben von Drohnen. Die Fischmenschen sind ihnen offenbar vollkommen ausgeliefert. Wir konnten bisher nicht ergrnden, worauf sich die Macht dieser Gehirnrasse sttzt!Habt ihr viel mit ihnen zu tun?Wir wollten sie eigentlich ausrotten!Der Sonnenschein schien sich zu verdunkeln. Dieses Wort hing wie eine frchterliche Drohung sekundenlang in der Luft. Schlielich fragte Dr. Gold leise: Warum?Bisher hatte Kommandant Weu dem Gesprch der beiden Frauen schweigend gelauscht. Nun schaltete er sich ein.Bisher haben wir nur Gentlemen von der Terra kennengelernt, Younglady. Aber ich sehe, da auch die Damen dieses Planeten sachlich zu denken verstehen. Darum werden Sie mir zustimmen, wenn ich Ihnen erklre: es macht uns wirklich keinen Spa, mit diesen Heringen im Kriegszustand leben zu mssen!Nein! Das wrde auch gar nicht zu Ihnen passen!Danke! Ja, wir sind Schiffbrchige aus dem Weltall! Wir muten den Mars ansteuern. Uns blieb keine andere Mglichkeit. Doch Sie ahnen nicht, wie wir hier behandelt wurden.Dr. Evelyn Gold sprte die Spannung. Endlich sollte sie etwas ber die Vorgeschichte dieser Vlkerwanderung zwischen den Sonnensystemen erfahren.Man lie uns landen. Man opponierte nicht, als wir weite, unbesiedelte Distrikte nach vorheriger Ankndigung besetzten. Wir waren zu dem Zeitpunkt berhaupt noch nicht wehrhaft! Lediglich eine kleine Gruppe von Raumpiloten bildete so etwas wie eine Keimzelle fr eine Luftwaffe. Doch deren Rckflug auf die Raumstationen wartete man stets erst ab, ftterte dann aber die Riesenfische mit den Leichen unserer Leute Nach dieser Erffnung herrschte langes Stillschweigen.Nur zgernd erkundigte sich die Wissenschaftlerin:Und nun? Nehmen Sie Rache?Kann man an einem Tiger dafr Rache nehmen, da sein Artgenosse einen Neger ri? Nein, wir nehmen keine Rache! Das wrde sich nicht mit unserer Religion vereinbaren lassen. Aber wir haben genau festgelegte Grenzen vereinbart. Und auf deren Beachtung mssen wir aus Grnden der Selbstverteidigung schrfstens Wert legen!Die Pilotin Attipa ergnzte.Und ihr seid nun unglcklicherweise genau im Grenzgebiet gelandet.Dr. Evelyn Gold lie sich wieder aus dem Sessel gleiten. Sie trat zu Attipa und legte der die Hnde auf die Schultern.Reden wir nicht mehr davon! Das ist nicht rckgngig zu machen. Was wichtig bleibt: Wir drfen Gordon Poel nicht steckenlassen sofern er berhaupt noch lebt!Der Kommandant nickte.Sie haben recht, Frau Professor! Ich kenne diese rothutigen Terraner nicht. Aber mir kommt dieser Mann so vor, als gehrte er nicht zu denen, die sich kaltbltig von diesen Halbmenschen umbringen lassen.Ich wollte, Sie htten recht, Mister Weu!Wiederum schlich sich ein qulendes Schweigen in den Steuerraum. Hin und wieder raschelte leise ein Flgelpaar und erinnerte Evelyn Gold daran, mit wem sie zusammen war.Da lenkte der Kommandant Weu sie ab. Er fragte mit einem leichten Schlag gegen den Bildschirm:Was ist mit Mister Prsente?Dr. Evelyn Gold war eigentlich froh, da sie etwas zu tun bekam. Sie sprang auf und huschte in den Radar-Kontrollraum, in dem auch die Megerte standen, mit denen Prsente kontrolliert werden konnte.Oh! sagte sie verstrt.Die beiden Oyrni waren ihr vorsichtig gefolgt. Besonders Weu mute sich in dieser Enge sehr vorsehen.Was ist passiert, Frau Professor?Vielleicht waren wir unvorsichtig! Jedenfalls: Wenn wir auch nichts von Prsente erfahren er hrt dauernd mit!Der Kommandant streichelte seinen gutgepflegten Kinnbart.Hm, meinte er ohne jede Erregung, da scheinen diese Hechte demnach begriffen zu haben, wie der Roboter funktioniert, nicht?Ich frchte es.Aber seine Objektive haben sie mit ihrem Rogen zugekleistert.Soll ich nicht abschalten?Frchten Sie sich vor diesem schleimigen Gesindel? Ich bin nun einmal ein Optimist, Frau Professor. Ich hoffe noch immer auf den roten Mann! Und ich mchte ihm nicht die Mglichkeit nehmen, unsere Hilfe anzufordern.Attipa schttelte den Kopf.Ich frchte, da die Fischer rcksichtslos waren Zum erstenmal in ihrem Zusammensein mit den Oyrni wurde Evelyn Gold ungeduldig.Sie wissen doch, wo diese Wym-Hhle liegt, nicht?Genau! Auf der Diagonalen zwischen dem Nil-See und den Mond-See-Flutbecken, auf der rechten Seite des Nilokeras-Kanals, Frau Professor!Da der Kommandant die Nomenklatur der Terra-Astronomie benutzte, bewies nicht nur sein ungewhnliches Wissen, sondern vor allem auch seine Liebenswrdigkeit. Doch die konnte Evelyn nicht davon abhalten, reichlich aggressiv zu fragen:Und weshalb unternehmen Sie dann nichts?Auf die Antwort, die Weu ihr dann klglich gab, war die Physikerin allerdings nicht gefat:Weil wir nicht schwimmen knnen!Schwimmen war auf diesem Planeten die einzig mgliche Art der Fortbewegung. Straen hatte man nicht gebaut, weil man gar nicht auf die Idee kam, da man sich angenehmer als auf oder im Wasser fortbewegen knnte.Zwar konnte niemand Gedanken lesen. Doch Kommandant Weu fand zweifellos die richtige Antwort:Vielleicht begreifen Sie nun, Younglady, wieso uns diese Gummisardinen so einfach ausradieren konnten.Die Fledermausfrau ergnzte diese Feststellung noch dadurch, da sie der Freundin versicherte:Wir sind vor allem erklrte Gegner der Gewalt!Da konnte sich Dr. Evelyn Gold nicht lnger zurckhalten. Vielleicht sogar schrfer als beabsichtigt, vollendete sie:Was Ihnen unser Berichterstatter Conk besttigen kann!Wortlos verlie Attipa den Radarstand. Evelyn sah, da sie, weinte. Sie machte eine Bewegung, als wolle sie ihr nacheilen. Doch der Kommandant hielt sie mit einer geschmeidigen Geste zurck. Sein linker Flgel versperrte ihr pltzlich die Tr.Verzeihung, Frau Professor! Das mu jetzt ausgekmpft werden! Sie drfen in nichts unsere Gegnerin sein: Wir achten die Terraner viel zu aufrichtig, wenngleich ihr auch ein furchtbar kriegerisches Volk seid!Was liegt Ihnen denn an meiner Meinung?Viel! Sie sollen uns hier forthelfen!Kann ich nicht ohne Ingenieur Poel.Bitte! Spter! Hren Sie erst, warum Ihr Kamerad gettet wurde: Wir haben mit den Marsianern einen Friedensvertrag, der klar vorsieht: ihnen das Wasser uns das Land!Ungeduldig griff Evelyn nach dem Flgel des Kommandanten. Sie umspannte den offenbar verhornten Auenrand. Doch gelang es ihr nicht, dieses Glied auch nur einen Millimeter zu bewegen.Wie? Die sind so krftig?Spter werde ich Ihnen ein Anatomiebuch von uns schenken. Zuvor mssen Sie unsere Sprache und unsere Schrift erlernen! Bitte, bleiben Sie noch! Sie mssen wenigstens die Vorgeschichte dieses Dauerkrieges erfahren! Unser Friedensvertrag Die Physikerin lie die Arme sinken.Wozu berhaupt Friedensvertrge, wenn man pazifistisch ist?Beim Kosmos! Was haben Sie fr eine Meinung von uns! Seien Sie selbst Richter: Wir erlitten mit unserer Raumstation T 3 Schiffbruch und gerieten in ein magnetisches Geflle, das uns mit berlichtgeschwindigkeit aus dem Milchstraenbereich entfhrte. Wir wurden regulr abgetrieben, ohne etwas dagegen machen zu knnen.Die Wissenschaftlerin horchte auf.Eine Raumstation? Offenbar ziemlich gro Eine Weltstadt, Younglady! Aufgebaut auf einem kleinen Planetchen. Ungefhr 180 000 Einwohner einschlielich der Durchreisenden Unglubig lauschte Evelyn diesem Bericht.Das ist ja riesenhaft!Ich liebte diese T-Stationen nicht! Sie litten darunter, da sie sich nicht selbst versorgen konnten. Sie b