12
EDITORIAL Soziales Verhalten ist etwas sehr komplexes. Das wird nicht zuletzt im mensch- lichen Zusammenleben deutlich. Eine Gesellschaſt wird danach bewertet, wie sie mit ihren „Schwächsten“ umgeht. „Schwach zu sein“ kann in unserer Gesellschaſt jedoch zu viele Gesichter und Ursachen haben. Oſt verlieren wir oder unsere MitbürgerInnen den Status, der ganzheitliche Lebensqualität und persön- liche Freiheit ermöglicht, oder erhalten erst gar nie eine gerechte Chance dar- auf; meist ohne Selbstver- schulden und aus Gründen, die nicht nachvollziehbar sind - wie unter anderem die Einkommensschere zwischen Frau und Mann zum Ausdruck bringt. Wie diese Ausgabe des Schmelztiegels auf- zeigt, gibt es nicht nur in Rudolfsheim-Fünaus in vielen sozialen Bereichen, wie etwa Bildung, Alter, Wohnen, Chancengleichheit, Integration, Suchtpräven- tion und Mitbestimmung Einiges zu tun. Packen wir es gemeinsam an! Viel Freude beim Lesen, Alex Syen Redaktionsleitung, Aktivistin L ange Zeit wollte kaum jemand et- was von Rudolfsheim-Fünaus wissen. Geriet der Bezirk in die Schlagzeilen, dann wegen Armut, Prostitution, Geschäſtssterben oder als El Dorado des kleinen Glückspiels. Kein Wunder, hat der 15. Bezirk doch mit großen, historisch gewachsenen Herausforderungen zu kämpfen: Schlechte Bausubstanz, das gerings- te Durchschniseinkommen Wiens, den höchsten Anteil an MigrantInnen, die geringste Lebenserwartung, uvm. Zusätzlich ist der 15. mit über 18.800 EinwohnerInnen pro km² ein sehr dicht besiedelter Bezirk. Doch seit einiger Zeit ist Bewegung in den Bezirk geraten. In vielen Teilen wird saniert, Wohnsubstanz wird er- neuert, neuer Wohnraum entsteht. Kulturinitiativen siedeln zu. Der Be- zirk hat Anziehungskraſt entwickelt. Der 15. ist vor allem bei jungen Famili- en, bei StudentInnen und Menschen, die den Bezirk als (noch) leistbare Wohngegend schätzen, angesagt. Wir Grüne sehen diese Dynamik durch- aus positiv. Wir müssen uns aber klar darüber sein, dass über Jahrzehnte angewachsene Probleme nicht von selbst verschwinden und neue ent- stehen können. Unsere Anstrengun- gen für eine positive Bezirksentwick- lung werden sich weiterhin darauf konzentrieren, diese Probleme auf- zuzeigen und konkrete, nachhaltige Lösungen zu erarbeiten. Herausforderungen annehmen Die Bezirkspolitik kann die sozialen Problemstellungen und Herausforde- rungen nicht alleine lösen. Ein Bezirk wie Rudolfsheim-Fünaus kann durch lokale Projekte aufzeigen, wie Lösungen aussehen können. Einiges ist uns Grünen da schon ge- lungen. Beispiele sind u.a. die ZARA- Workshops für Schulklassen im Be- zirk, in denen mit den Kindern an den Themen Antirassismus und Zivilcou- rage gearbeitet wird, oder das einzi- ge ganzjährig arbeitende FairPlay- Team Wiens. Ein Bezirk kann Bewusstsein und Öffentlichkeit für Problemstellungen schaffen. Die Thematisierung der Auswirkungen des Kleinen Glücksspiels ging ganz wesentlich von grüner Bezirkspolitik aus. Für nachhaltige Lösungen braucht es aber auch Maßnahmen auf Stadt- und Bundesebene. Herausforderung versteckte Armut: In Rudolfsheim-Fünaus gibt es sta- tistisch gesehen das geringste Durchschniseinkommen Öster- reichs. Durch die Änderungen in der Bevölkerungszusammensetzung wird sich diese Statistik zwar positiv verändern, trotzdem reden wir von Durchschniswerten. Wir dürfen nicht übersehen, dass viele Familien, speziell AlleinerzieherInnen schon jetzt an und unter der Armutsgrenze leben. „Working Poor“, also der Um- stand trotz bestehender Arbeitsver- hältnisse unter der Armutsgrenze zu leben ist in unserem Bezirk keine lee- re Worthülse, sondern Realität. Sin- kende Reallöhne und immer mehr Teilzeitjobs beschleunigen diese Entwicklung. Lesen sie weiter auf Seite 2 Vom sozialen Brennpunkt entwickelt sich der Bezirk zur angesagten Gegend. Viele Probleme werden von dieser Entwicklung zugedeckt, gelöst sind sie noch lange nicht. Und neue Herausforderungen kommen dazu. Bezirk im Wandel → Seite 2 Kinder in der Bildungsfalle Wie kann die Spirale aus Bildung und Armut durchbrochen werden? Es braucht eine österreichweite Bildungsreform, aber auch im Bezirk kann einiges getan werden. → Seite 3 Alt-Werden und Alt-Sein in Rudolfsheim-Fünaus Marianne Geets geht auf die Schwie- rigkeiten ein, mit denen alte Men- schen im Bezirk konfrontiert sind. Warum Pflege nicht von Wohnver- hältnissen abhängen darf und welche Maßnahmen die Lebensqualität im Alter maßgeblich steigern könnten. → Seite 6 Das Grätzelzentrum Probleme sollten dort gelöst werden, wo sie entstehen. Ein Grätzelzent- rum bietet die Chance die Vielfalt der BezirksbewohnerInnen zu nutzen. → Seite 7 Das kleine Glücksspiel Warum das Verbot des kleinen Glückspiels nur ein Teil der Lösung sein kann und welchen Hürden es noch zu überwinden gilt, um die Anzahl Betroffener zu reduzieren. Über die Probleme mit der Sucht hinter verspiegelten Türen schreibt Christian Tesar. November 2012 ZEITSCHRIFT FüR EINE öKOLOGISCHE UND SOLIDARISCHE ALTERNATIVE

Schmelztiegel November 2012

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Schmelztiegel November 2012

editorial

Soziales Verhalten ist etwas sehr komplexes. Das wird nicht zuletzt im mensch-lichen Zusammenleben deutlich. Eine Gesellschaft wird danach bewertet, wie sie mit ihren „Schwächsten“ umgeht. „Schwach zu sein“ kann in unserer Gesellschaft jedoch zu viele Gesichter und Ursachen haben.

Oft verlieren wir oder unsere MitbürgerInnen den Status, der ganzheitliche Lebensqualität und persön-liche Freiheit ermöglicht, oder erhalten erst gar nie eine gerechte Chance dar-auf; meist ohne Selbstver-schulden und aus Gründen, die nicht nachvollziehbar sind - wie unter anderem die Einkommensschere zwischen Frau und Mann zum Ausdruck bringt.

Wie diese Ausgabe des Schmelztiegels auf-zeigt, gibt es nicht nur in Rudolfsheim-Fünfhaus in vielen sozialen Bereichen, wie etwa Bildung, Alter, Wohnen, Chancengleichheit, Integration, Suchtpräven-tion und Mitbestimmung Einiges zu tun.

Packen wir es gemeinsam an!

Viel Freude beim Lesen,

alex Syenredaktionsleitung,aktivistin

Lange Zeit wollte kaum jemand et-was von Rudolfsheim-Fünfhaus

wissen. Geriet der Bezirk in die Schlagzeilen, dann wegen Armut, Prostitution, Geschäftssterben oder als El Dorado des kleinen Glückspiels. Kein Wunder, hat der 15. Bezirk doch mit großen, historisch gewachsenen Herausforderungen zu kämpfen: Schlechte Bausubstanz, das gerings-te Durchschnittseinkommen Wiens, den höchsten Anteil an MigrantInnen, die geringste Lebenserwartung, uvm. Zusätzlich ist der 15. mit über 18.800 EinwohnerInnen pro km² ein sehr dicht besiedelter Bezirk.

Doch seit einiger Zeit ist Bewegung in den Bezirk geraten. In vielen Teilen wird saniert, Wohnsubstanz wird er-neuert, neuer Wohnraum entsteht. Kulturinitiativen siedeln zu. Der Be-zirk hat Anziehungskraft entwickelt. Der 15. ist vor allem bei jungen Famili-en, bei StudentInnen und Menschen, die den Bezirk als (noch) leistbare Wohngegend schätzen, angesagt. Wir Grüne sehen diese Dynamik durch-aus positiv. Wir müssen uns aber klar darüber sein, dass über Jahrzehnte angewachsene Probleme nicht von selbst verschwinden und neue ent-stehen können. Unsere Anstrengun-gen für eine positive Bezirksentwick-lung werden sich weiterhin darauf konzentrieren, diese Probleme auf-zuzeigen und konkrete, nachhaltige Lösungen zu erarbeiten.

Herausforderungen annehmen

Die Bezirkspolitik kann die sozialen Problemstellungen und Herausforde-rungen nicht alleine lösen. Ein Bezirk

wie Rudolfsheim-Fünfhaus kann durch lokale Projekte aufzeigen, wie Lösungen aussehen können.

Einiges ist uns Grünen da schon ge-lungen. Beispiele sind u.a. die ZARA-Workshops für Schulklassen im Be-zirk, in denen mit den Kindern an den Themen Antirassismus und Zivilcou-rage gearbeitet wird, oder das einzi-ge ganzjährig arbeitende FairPlay-Team Wiens. Ein Bezirk kann Bewusstsein und Öffentlichkeit für Problemstellungen schaffen. Die Thematisierung der Auswirkungen des Kleinen Glücksspiels ging ganz wesentlich von grüner Bezirkspolitik aus. Für nachhaltige Lösungen braucht es aber auch Maßnahmen auf Stadt- und Bundesebene. Herausforderung versteckte armut:

In Rudolfsheim-Fünfhaus gibt es sta-tistisch gesehen das geringste Durchschnittseinkommen Öster-reichs. Durch die Änderungen in der Bevölkerungszusammensetzung wird sich diese Statistik zwar positiv verändern, trotzdem reden wir von Durchschnittswerten. Wir dürfen nicht übersehen, dass viele Familien, speziell AlleinerzieherInnen schon jetzt an und unter der Armutsgrenze leben. „Working Poor“, also der Um-stand trotz bestehender Arbeitsver-hältnisse unter der Armutsgrenze zu leben ist in unserem Bezirk keine lee-re Worthülse, sondern Realität. Sin-kende Reallöhne und immer mehr Teilzeitjobs beschleunigen diese Entwicklung.

Lesen sie weiter auf Seite 2 →

Vom sozialen Brennpunkt entwickelt sich der Bezirk zur angesagten Gegend. Viele Probleme werden von dieser Entwicklung zugedeckt, gelöst sind sie noch lange nicht. Und neue Herausforderungen kommen dazu.

Bezirk im Wandel

→ Seite 2Kinder in der Bildungsfalle Wie kann die Spirale aus Bildung und Armut durchbrochen werden? Es braucht eine österreichweite Bildungsreform, aber auch im Bezirk kann einiges getan werden.

→ Seite 3Alt-Werden und Alt-Sein in Rudolfsheim-Fünfhaus Marianne Geets geht auf die Schwie-rigkeiten ein, mit denen alte Men-schen im Bezirk konfrontiert sind. Warum Pflege nicht von Wohnver-hältnissen abhängen darf und welche Maßnahmen die Lebensqualität im Alter maßgeblich steigern könnten.

→ Seite 6Das Grätzelzentrum Probleme sollten dort gelöst werden, wo sie entstehen. Ein Grätzelzent-rum bietet die Chance die Vielfalt der BezirksbewohnerInnen zu nutzen.

→ Seite 7Das kleine Glücksspiel Warum das Verbot des kleinen Glückspiels nur ein Teil der Lösung sein kann und welchen Hürden es noch zu überwinden gilt, um die Anzahl Betroffener zu reduzieren. Über die Probleme mit der Sucht hinter verspiegelten Türen schreibt Christian Tesar.

November 2012

ZeitSchRiFt FüR eiNe öKoloGiSche uND SoliDARiSche AlteRNAtive

Page 2: Schmelztiegel November 2012

Seite 2 | Schmelztiegel

Nur der Gürtel trennt den 7. und 15. Bezirk, doch wenn man die Bildungschancen ansieht, liegen Welten zwischen den beiden Bezirken.

Rudolfsheim-Fünfhaus: Kinder in der Bildungsfalle

Es ist auszuschließen, dass die Kin-der in Neubau intelligenter sind

als jene, die in Rudolfsheim-Fünfhaus leben. Trotzdem wechseln in Neubau 71% der Kinder von einer Volksschule in ein Gymnasium, in Rudolfsheim-Fünfhaus sind es gerade einmal 39%. An diesem Beispiel wird der statis-tisch belegte Zusammenhang zwi-schen Schulbildung und Wohlstand der Eltern und Bildungsweg der Kin-der deutlich sichtbar. Kinder aus bil-dungsfernen und einkommens-schwachen Familien haben deutlich geringere Chancen, einen höheren Bildungsabschluss zu erreichen.

Die ungleichen Chancen beim Über-tritt von der Volksschule ins Gymna-sium wirken sich verständlicherwei-se auch auf die Wahl höherer Ausbildungen aus: Die höchste Wahr-scheinlichkeit, eine Uni zu besuchen, haben Kinder von AkademikerInnen: 41% von ihnen schließen ebenfalls ein Studium ab, während dies bei Kin-dern von Eltern mit Pflichtschulab-schluss lediglich 5% sind.

Stigmatisierung Migrationshintergrund

Unabhängig vom Elternhaus haben vor allem junge Erwachsene mit Mig-rationshintergrund deutlich schlech-tere Bildungschancen: rund ein Drit-tel der ersten und zweiten MigrantInnengeneration kommt nicht über die Pflichtschule hinaus. Gleichaltrige ohne Migrationshinter-grund haben zu 92 % eine über den Pflichtschulabschluß hinausgehende Ausbildung.

Diese Bildungsfallen bedeuten einer-seits eine eklatante Beeinträchti-gung im Bezug auf die individuellen Lebenschancen, denn eine bessere Bildung ist in weiterer Folge auch der Schlüssel zu Jobs mit besseren Ar-beitsbedingungen, höheren Löhnen und damit zu mehr Lebensqualität und Wohlstand. Zum anderen gehen der Volkswirtschaft hier Talente ver-loren - in einem Land das den Wohl-stand in zunehmendem Ausmaß aus

dem Dienstleistungssektor schöpft, eine fatale Tatsache.

Österreichweite Bildungsreform

Doch wie kann die Spirale aus Bil-dung und Armut durchbrochen wer-den? Fachleute sind sich einig, dass die Entscheidung für den weiteren Bildungsweg mit 10 Jahren zu früh getroffen werden muss und eine ge-meinsame Schule der 10-14 Jährigen eine zentrale Maßnahme dagegen wäre. Bildung fällt in die Verantwor-tung der Bundesregierung, wo die ÖVP über Jahre alle Reformen blo-

ckierte, den stetig sich verschlech-ternden Ergebnissen der PISA-Erhe-bungen zum Trotz.

Doch in den letzten Jahren ist den-noch etwas Bewegung in die Bil-dungsdebatte gekommen. Eine der wesentlichen Forderung der Bil-dungsexpertInnen – die gemeinsame Mittelschule aller 10-14-Jährigen – ist im Modell der „Neuen Mittelschule“ auf dem Vormarsch. Die rot-grüne

Stadtregierung in Wien wird bis 2014 alle Hauptschulen auf Neue Mittel-schulen (NMS) umstellen.

Was tun im Bezirk?

Der 15. Bezirk hat mit 46,6 % unter allen Wiener Bezirken den höchsten Anteil an Menschen mit Migrations-hintergrund. Das ist Hindernis und Chance zugleich. Hindernis, weil mangelnde Deutschkenntnisse aus-geglichen werden müssen, Chance weil Mehrsprachigkeit aus kulturel-ler und wirtschaftlicher Sicht von großem Vorteil ist.

Wo rudolfsheim- Fünfhaus ansetzen kann:

Sprachförderung für Kinder – das betrifft sowohl die Muttersprache der Kinder mit Migrationshinter-grund als auch die Deutschkennt-nisse: Krippen-, Kindergarten- und Vorschulplätze für alle Kinder, BegleitlehrerInnen im Unterricht.

Verschränkung der Schulen mit außerschulischer Jugendarbeit - nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen sind Bildungsziele, auch soziale Kompetenzen wie die För-derung der Persönlichkeitsent-wicklung und Zivilcourage.

Eine fundierte Berufsorientie-rung, damit die Entscheidung für einen Bildungsweg informiert ge-troffen wird und den Talenten und Interessen der Kinder Rechnung trägt.

Die Möglichkeiten des Bezirkes sind zwar beschränkt, aber sie sind durch-aus vorhanden. Solange auf anderen politischen Ebenen Blockade und Stillstand herrschen, werden wir im Bezirk weiterhin daran arbeiten, dass sich die Bildungschancen unse-rer Kinder verbessern, Schritt für Schritt, Projekt für Projekt.

Herausforderung leistbares Wohnen: Im 15. Bezirk wird saniert. Gut so, sind doch viele Grätzel geprägt von schlechter Bausubstanz. Schlecht gedämmte Häuser, zugige Fenster, überalterte Heizungen führen zu ei-ner überdurchschnittlichen finanziel-len Belastung der BewohnerInnen bei den Energiekosten. Doch Neubau- bzw. sanierte Wohnungen führen zu steigenden Mietpreisen. Dieser Ef-fekt hat zur Folge, dass sich viele ihre Wohngrätzel nicht mehr leisten kön-nen. Verdrängung setzt ein. Gerade im Bereich des Wohnbaus hat der Be-zirk keinen direkten Einfluss. Hier ist die Stadtpolitik gefordert zum einen wesentlich mehr in geförderte Miet-wohnungen zu investieren und zum anderen auch die Förderungen für Sa-nierungen stärker an soziale Kriteri-en zu koppeln.

Herausforderung Zusammenleben:

Der 15. Bezirk ist dicht besiedelt, die Anzahl an Grün- und Freiflächen ist gering. Der hohe Anteil an MigrantIn-nen stellt den Bezirk vor zusätzliche Herausforderungen. Seit dieser Le-gislaturperiode gibt es im Bezirk eine grün geführte Kommission für Integ-ration, Zusammenleben und Teilhabe. Eines der ersten Ergebnisse aus die-ser Kommission ist das Leitbild für Zusammenleben im Bezirk. Chancen-gleichheit soll nicht länger einfach ein Schlagwort bleiben, und so arbeitet die Kommission derzeit gemeinsam mit vielen Initiativen des Bezirks an konkreten Maßnahmen zur Verbes-serung der Chancengleichheit.

Herausforderung Bildung:

Unser Bildungssystem ist völlig veral-tet und braucht Erneuerung. Die Aus-wirkungen der Schwächen des mo-

mentanen Systems werden im 15. Bezirk besonders sichtbar. Nur der Gürtel trennt den 7. und 15. Bezirk, doch wenn man die Bildungschancen ansieht, liegen Welten zwischen den beiden Bezirken. Wechseln in Neubau 71% der Kinder von einer Volksschule ins Gymnasium, so sind es in Rudolfs-heim-Fünfhaus gerade mal 39%. Kin-der aus dem sozial schwächeren Be-zirk werden schlichtweg früher aus dem Bildungssystem aussortiert, Zu-kunftsperspektiven werden den Kin-dern genommen. Eine gemeinsame Schule für die 10 – 14 jährigen ist über-fällig. Die Ganztagsschule könnte ei-nen wesentlichen Beitrag leisten, die Chancenungleichheit bedingt durch die ökonomischen Bedingungen in den Familien auszugleichen. Hier leis-tet der 15. Bezirk bereits wichtige Ar-beit. Er fördert gezielt gemeinsame Projekte der Schulen mit außerschuli-schen Jugendeinrichtungen. Dahinter steht unser Verständnis, dass Bildung nicht allein die Vermittlung von Lesen,

Schreiben und Rechnen ist, sondern vielmehr der Erwerb unterschiedli-cher Kompetenzen, ganz besonders auch sozialer Kompetenzen.

Grüne Politik bringt den Bezirk weiter

Der 15. Bezirk war schon immer ein Bezirk mit Eigenheiten. Aufgrund sei-ner vielen Besonderheiten war und ist es eine Herausforderung hier poli-tisch zu arbeiten. Viele kleine und größere Erfolge sind bereits gelun-gen, andere müssen erst erarbeitet werden. Wir werden weiterhin unsere Energie dafür einsetzen, dass der Be-zirk eine positive Entwicklung nimmt. Wir werden dafür sorgen, dass Prob-leme nicht unter den Tisch gekehrt, sondern offen benannt und gelöst werden, mit und für die Menschen in Rudolfsheim-Fünfhaus.

Christian tesar & Martin Haiderer

MarkuS MiklBezirksrat

Page 3: Schmelztiegel November 2012

3

Mai 2012 | Seite 3

Alt-Sein als Fortsetzung der Lebensumstände. Wenn Sozialleben, Pflege und Mobilität plötzlich vor der Substandard-Wohnungstür Halt machen.

Reden wir über das Alt-Sein!

Alte sind lebenslustig, braun ge-brannt, fröhlich und sportlich. Sie

sind aktiv, gesund, reiselustig. Alte leben vom Geld der Jungen, auf Kosten der Zukunft. Alte sind arm, krank, debil und pflegebedürftig, ge-hen dauernd zu Arzt oder Ärztin und kosten zu viel. Alte sind lebenserfah-ren, verfügen über einen reichen Wis-sensschatz und viel Know-How, das es zu nützen gilt.

All diese Bilder werden uns von Wer-bung, PensionsreformerInnen, Hu-man-Ressources-ManagerInnen und den Versicherungen suggeriert. Und trotz der Bilder von fröhlichen, alten Menschen ist der Zustand „Alt-Sein“ stigmatisierend, nicht zuletzt auf Grund der Diskussionen über Früh-pension und Pensionsantrittsalter.

alt-Sein ist anders - alt-Sein ist ein teilabschnitt des lebens.

Wir werden nicht erst fröhlich und sportlich oder krank und debil, wenn wir die unsichtbare Linie zum Alt-Sein überschritten haben. Benachtei-ligungen, die das ganze Leben über

erfahren und erlebt wurden, setzen sich im Alter fort. Viele Probleme ent-stehen nicht erst im Alter: Barriere-freiheit, Nahversorgung, Infrastruk-tur, leistbare Mieten und Heizkosten und ein funktionierendes Gesund-heitssystem betreffen alle Menschen.

Wer das Alter als selbstbestimmte Zeit des Genießens erleben will, braucht dafür entsprechende materi-elle und immaterielle Ressourcen.

ohne krankenkasse, ohne Wasser in der Wohnung, ohne ansprech-partnerin ... Dass die heutigen PensionistInnen überwiegend berufstätig waren, bringt ihnen kaum hohe Pensionen. Die klassischen Unterbrechungen im Erwerbsleben auf Grund von Kinder-betreuung und Arbeit im Niedriglohn-sektor haben geringe Pensionen zur Folge. Oft genug kommt es auch vor, dass Menschen in bestimmten Bran-chen, wie beispielsweise dem Gast-gewerbe oder der Baubranche, zwar gearbeitet haben, von ihren Dienst-

geberInnen aber nicht angemeldet wurden. Trotz jahrzehntelanger Ar-beit stehen diese Menschen, später ohne Pension da.

Armut ist eines der größten Proble-me auch der alten Bezirksbewohne-rInnen. Dazu kommen Substandard-wohnungen ohne Lift, zu wenig Informationen über Förderungen, Angst vor den auszufüllenden Formu-laren und Verständigungsprobleme. Für alte Menschen, die in Substan-dardwohnungen leben, tut sich noch ein weiteres Problem auf: Es kommt vor, dass Pflegeorganisationen mit den Argumenten „in dieser Wohnung ist Pflege unmöglich“ die Betreuung verweigern. Natürlich dauert es län-ger als die „amtlich“ vorgegebene Zeit, Hygienemaßnahmen ohne Was-ser in der Wohnung durchzuführen. Dass nicht die Zeit verlängert wird, sondern einfach die Betreuung als „unmöglich“ eingestuft wird, ist schlichtweg eine Schande und nicht zu tolerieren.

Schwerwiegende Folgen hat auch die fehlende Diversität in den Tageszent-

ren und PensionistInnen-Wohnhäu-sern. Untersuchungen zur Nachfrage nach Plätzen durch MigrantInnen gibt es nicht Personal, das mit älteren Mi-grantInnen in ihrer Muttersprache re-den könnte, findet sich in diesen Ein-richtungen fast ausschließlich im Küchen- und Reinigungsbereich.

Wir lassen uns nicht mit einer Nachmittagsjause im Pensionistin-nenklub abspeisen! Hier gibt es also zu tun: Die Angst der Menschen mit Migrationshinter-grund vor Diskriminierung in den Ein-richtungen einerseits und die Berüh-rungsängste der BetreuerInnen und der anderen SeniorInnen anderer-seits muss abgebaut, muttersprachli-ches Personal muss aufgenommen werden!

Nicht zuletzt muss der Ghettoisie-rung Einhalt geboten werden. Alte Menschen brauchen – ebenso wie Junge, Mütter, Väter, Alleinstehende, Arbeitslose, wie wir alle – Räume zur Interaktion, konsumfreie und nieder-schwellige Räume.

abbau von Barrieren Als einen ersten Schritt zum Abbau von Barrieren haben wir erreicht, dass im Front Office des Bezirksam-tes im 15. eine Induktionschleife ins-talliert wird. Induktionsschleifen sind

Anlagen mit denen Audiosignale di-rekt an Hörgeräte übertragen werden können, so dass Menschen mit ver-mindertem Hörvermögen bei ihren Amtswegen trotzdem alles hören können.

→ Die finanzielle Alterssicherung & ein selbstbestimmtes Leben für ältere Menschen

→ Niederschwelligkeit & einen ganzheitlichen Ansatz in der Beratung

→ Pflegeleistungen auf allen Ebenen - auch in Substandard-Wohnungen

→ Barrierefreiheit in allen Bereichen u.a. in öffentlichen Gebäuden

→ Sprachbarrieren & Verständigungsprobleme aufgrund z.B. Sinnes- beeinträchtigungen ausräumen

→ Räume ohne Konsumzwang

→ Ein Grätzelzentrum für Rudolfsheim-Fünfhaus

Wir habenerreicht

MariaNNe GeetSBezirksrätin

die Grünenfordern

Gplus - initiative Grüner Seniorinnen Wien (iGS) GrünesHausWien - 1070, Lindengasse 40 Tel.: 0664 / 831 74 08 Mail: [email protected] Selbstorganisierte oldie-Gruppen: Die Grauen Panther http://www.amerlinghaus.at/main/setgruppen.htm

Seniorinnen im Wuk http://www.wuk.at/WUK/SENIORINNEN

Bild

: iG

S

Page 4: Schmelztiegel November 2012

Seite 4 | Schmelztiegel

Wien geht einen neuen Weg zur Bekämpfung von Energiearmut

Die WienerEnergieunterstützung

die Grüne Handschrift: sozial und ökologisch nachhaltig energieko-sten reduzieren

105.000 Menschen in Wien können sich das Heizen nicht leisten – auch rund 25.000 Kinder sind von dieser gravierenden Situation betroffen. Die Energiepreise steigen laufend, und mit ihnen auch die Zahl derer, die von Energiearmut betroffen sind: Aber: niemand bezeichnet sich gern als arm. Oft spielt Scham eine große Rolle und die Ursachen von Armut sind komplex. Daher braucht es ein aktives Herantreten an die Zielgrup-pen: BezieherInnen der Bedarfsori-entierten Mindestsicherung, Bezie-herInnen der Mietbeihilfe und des Mobilpasses, MindestpensionistIn-nen – und auch Menschen in ganz spezifischen Notlagesituationen.

Chronischer Einkommensmangel wird daran gemessen, dass bei min-destens zwei von folgenden sieben Merkmalen Einschränkungen ge-macht werden müssen:

•DieWohnungangemessen warm zu halten, •RegelmäßigeZahlungen (Miete, Betriebskosten) rechtzeitig zu begleichen, •NotwendigeÄrtzInnen-Besuche in Anspruch zu nehmen, •UnerwarteteAusgaben(z.B.für Reparaturen) zu finanzieren, •NeueKleidungzukaufen,• JedenzweitenTagFleisch, Fisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen •FreundInnenoderVerwandte einmal im Monat zum gemein- schaftlichen Essen einzuladen.

energiearmut gezielt bekämpfen

Die Stadt Wien geht deswegen nun einen neuen Weg: Bisher gab es einen Heizkostenzuschuss von 100 Euro

für rund 54.000 Haushalte. Dieser Zuschuss soll ab diesem Winter be-darfsorientierter eingesetzt werden – ein Gesamtpaket an konkreter Un-terstützung durch Geld- und Sach-leistungen, Energieberatung und Thermenaustausch-Aktionen wer-den angeboten. Diese reichen nach einer Einzelfallprüfung von Bezah-lung der Energiekostenrückstände, Erneuerung der Fensterdichtungen

bis zu kostenloser Energieberatung und Maßnahmen, die die Kosten dau-erhaft senken. Weiters gibt es eine Härtefallregelung für Menschen in

einer Notlage die eine Förderung als Hilfe in besonderen Lebenslagen er-halten. Die Stadt Wien unterstützt damit ganz gezielt arme und armuts-gefährdete Haushalte. Dafür gibt es zukünftig ganzjährig einen Pool an Angeboten, eine stabile Zusammen-arbeit und einen umfassenden Wis-senstransfer zwischen Sozialbe-reich und Energieberatung.

ein ambitioniertes Projekt

Der Erfolg der Wiener Energieunter-stützung hängt davon ab wie und wie viele Haushalte erreicht werden kön-nen. Aktuell läuft das Pilotprojekt NEVK der Wiener Umweltberatung und von Wien Energie (federführend dabei ist die MA 20/Energieplanung) Gerade die Zusammenarbeit von so-zialen Einrichtungen, wie der MA40 und EnergieberaterInnen, sowie ver-ständliche Informationen zum The-ma können ein entscheidender Er-folgsfaktor werden. Auch Schulungen von Menschen die mit armen und ar-mutsgefährdeten Haushalten in Form von aufsuchenden Kontakten, zu tun haben können eine Verbrei-tung der neuen Wiener Energieunter-stützung ermöglichen.

Die Etbalierung eines neuen Sys-tems braucht Zeit. Die Stadt Wien geht hier einen neuen Weg zur Be-kämpfung von Energiearmut.

Nähere infos: Servicetelefon der Ma40 tel: 01/4000 8040

1,4 Millionen Menschen gelten in österreich als armutsgefährdet.

laut Statistik Austria waren im Jahr 2010 313.000 österreicherin-

nen von energiearmut betroffen. Sie konnten ihre Wohnung nicht

angemessen warm halten. Die Anzahl ist 2010 im vergleich zu 2009

um ein Drittel gestiegen.

105.000 Menschen in Wien können sich laut Statistik Austria das

heizen nicht leisten. Davon sind auch rund 25.000 Kinder

betroffen.

Ärmere Menschen wohnen meist in schlecht isolierten Gebäuden.

Zudem kommen alte heizungen und haushaltsgeräte zum einsatz,

die zwar billig in der Anschaffung gewesen sind, aber entsprechend

hohen energieverbrauch aufweisen. vor allem Menschen mit Bil-

dungsdefiziten und vererbter Armut haben mit der Kostenfalle

energie zu kämpfen.

Seit Anfang des Jahres läuft in Wien ein energieberatungsprojekt

(NevK) von Wien energie und Wiener umweltberatung für armuts-

gefährdete haushalte (finanziert aus Mitteln des ökostromfonds

und des BMASK)

Die energiepreise sind in den vergangenen Jahren generell gestie-

gen; aufgrund der weltweiten Marktsituation bei öl- und Gas bzw.

geopolitischen Faktoren ist mit weiterhin steigenden Preisen zu

rechnen.

BirGit HeBeiNGemeinderätin;

Sozialsprecherin der Wiener Grünen

Page 5: Schmelztiegel November 2012

5

Mai 2012 | Seite 5

Warum sind die Mieten bloß so hoch? Wer sich keine Kategorie-A-Wohnung leisten kann muss nach einer Haussanierung meist auf Wohnungssuche gehen.

Der Equal Pay Day ist jener Stichtag im Jahr, an dem Männer im Durch-schnitt so viel verdient haben wie Frauen in einem ganzen Jahr verdienen.

Gleicher Lohnfür gleiche Arbeit?

Zuerst ist vielleicht der Partner weg, oder vielleicht der Job oder

eine Krankheit lässt alles zum Still-stand kommen und dann steht mensch mit Kind oftmals alleine da und die schwierigste Frage am Ende des Monats ist: Wie kann ich die nächste Miete bezahlen?

Leistbare Mieten sind und werden in unserer Stadt für viele immer mehr zu einem gewaltigen finanziellen Problem. Oft müssen Jungfamilien schon ein ganzes Gehalt nur für die Miete aufbringen. So löblich es ist, dass die Stadt Wien mit dem Wohn-fonds die alte, gewachsene Stadt-struktur erhalten will, doch geht mit diesen Sanierungen eine soziale Um-strukturierung einher, die - wie so oft - wieder nur die trifft, die sozial und finanziell die Schwächsten in der Ge-sellschaft sind.

Der Wohnfonds Wien erklärt auf sei-ner Web-Seite die Sanierung so: „Die Stadterneuerung in Wien verfolgt

das Ziel, die Altsubstanz nach Mög-lichkeit zu erhalten und soweit dies wirtschaftlich vertretbar ist, auch zu verbessern, und zwar unter Einbezie-hung der betroffenen BewohnerIn-nen.“ Weitere Ziele sind die Verbes-serung des Wohnkomforts und des Wohnumfeldes (Infrastruktur), Teilabbrüche zur Verbesserung der Belichtungs- und Belüftungsverhält-nisse, Erhalt wohnungsnaher Ar-beitsplätze sowie die Verbesserung der Verkehrssituation (z.B. Garagen, Radwege).

Doch mit diesen Verbesserungen der Häuser erfolgt immer eine Verände-rung der MieterInnenstruktur. Mein Büro hat in den vergangenen 10 Jah-ren für mehrere Bauträger Sockel- und Totalsanierungen in verschiede-nen Bezirken Wiens durchgeführt. Das, was ich immer wieder beobach-ten konnte ist, dass Hausverwaltun-gen in Blocksanierungsgebieten nur mehr sehr kurz befristete Mietver-träge abschließen, um dann wenn das

Objekt saniert wird, in möglichst vie-len Wohnungen den Standard anhe-ben zu können.

Mit der kategorie steigt der Preis

Es stimmt schon, dass die neuen Ka-tegorie A-Wohnungen dann eine Mie-tobergrenze haben. Doch ist aus ei-ner vorher für Jungfamilien oder Alleinerziehende leistbaren Katego-rie C-Wohnung mit Zimmer, Küche, Kabinett, in die die MieterInnen mög-licherweise selbst Bad und WC ein-gebaut haben, dann eine größere Ein-heit mit 70 – 80 m² geworden, die inzwischen für viele unleistbar ge-worden ist, trotz der Mietzinskategorie-Obergrenzen.

Die Menschen, die dann in die sanier-ten Wohnungen einziehen, kommen aus ganz anderen sozialen Schichten. Familien mit Migrationshintergrund oder alleinerziehende Mütter sind meistens nicht mehr dabei. Gewach-sene soziale Strukturen, die in diesen

Mietshäusern bestanden hatten, zer-brechen durch den schnellen Zuzug nach der Sanierung oft rasant. Die wenigen verbliebenen Alt-MieterIn-nen können mit den „Neuen im Haus“ oft nichts anfangen, da die Unter-schiede der sozialen Herkunft zu groß sind.

Die MieterInnen mit befristeten Mietverträgen haben das Nachsehen und ziehen weiter, in der Hoffnung ei-ne Wohnung in irgendeinem noch un-sanierten Haus zu finden. Hier muss eingegriffen werden, denn geförder-te Sanierungskonzepte die so sorg-sam mit der alten Bausubstanz um-gehen und so wenig Rücksicht auf sozial Bedürftige nehmen, sollten im 21. Jahrhundert nicht weiter fortbestehen.

Die nächste Miete muss bezahlt wer-den. Monat für Monat ... So ist es nun einmal.

In Wien fiel der Equal Pay Day die-ses Jahr auf den 19. Oktober. Wäh-

rend er in den restlichen Bundeslän-dern zwischen dem 6. September und dem 8. Oktober variiert. Je wei-ter wir in den Westen blicken, desto stärker geht die Einkommensschere auseinander. Während in Vorarlberg der Jahreseinkommensunterschied bei minus 31,8 % (Differenz von € 14.243,- pro Jahr) liegt, verdienen Frauen in Wien „nur“ 20 % weniger im Jahr als Männer (Differenz von € 9.473,- pro Jahr). Das liegt aber nicht daran, dass Frauen in Wien so viel mehr verdienen als in Vorarlberg. In Wien gibt es viele MigrantInnen und Arbeitslose, wodurch das Durch-schnittseinkommen der Männer niedriger ist und daher auch die Ein-kommensschere kleiner.

Einkommensunterschiede haben vie-le Ursachen, die nicht gerechtfertigt sind: Frauen „verlieren“ beim Berufs-einstieg, durch Babypause, Teilzeit-arbeit, allgemein geringere Karriere- und Aufstiegschancen, und bei der Anrechnung von Vordienstzeiten, au-ßerdem zeigen die Einstufung und Zulagensysteme oft sogenannte „Einkommensfallen“ auf.

87 unbezahlte arbeitstage im Jahr für Frauen

Österreichweit war der Equal Pay Day dieses Jahr am 6. Oktober. Die Statistik entlarvt somit volle 87 „un-bezahlte“ Arbeitstage für Öster-reichs Frauen bis zum Ende des Jah-res 2012.

In Österreich verdienen Frauen im-mer noch für die gleiche Arbeit im Durchschnitt 23,7 % weniger als Männer. Das bedeutet, dass eine Frau für denselben Zeit- und Arbeits-aufwand statt 100,- Euro, wie ein Mann sie bekommen würde, nur 76,3,- Euro verdient. Hierzulande ver-dient eine Frau im Jahr also durch-schnittlich 10.586,- Euro weniger als ein Mann.

In europäischen Vergleich liegt Ös-terreich beim Einkommensunter-schied, gemeinsam mit Tschechien, am vorletzten Platz! Österreich ran-gierte 2011 im Global Gender Gap Re-port des World Economic Forum im Bereich Einkommensgerechtigkeit immer noch auf Platz 116, gleich hin-ter Belize und Bolivien und knapp vor Nicaragua und Nepal.

Maxie kleiNVorstandsfrauder Grünen Frauen Wien

veroNika reiNiNGerVorstandsfrauder Grünen Frauen Wien

tHoMaS FleiSSGarteNArchitekt & Aktivist

Die sozialen Aspekte der Blocksanierung

→ Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns

→ Die Aufwertung von Gehältern im Gesundheits- und Sozialbereich

→ Die Bindung der Wirtschafts- förderung an Frauenförderung

und die Einführung von verbindlichen Quoten zur Hebung des Frauenanteils in Führungspositionen

→ die Schließung der einkommensschere sofort!

die Grünenfordern

Angestellte: 36.291 €Angestellter: 58.223 €Differenz: 21.932 €

Arbeiterin: 21.503 €Arbeiter: 30.907 €Differenz: 9.404 €

Durchschnittliche lohnunterschiede:Frau: 34.047 € Mann: 44.633 €Differenz: 10.586 €

Beamtin: 52.196 €Beamter: 55.091 €Differenz: 2.895 €

illustration: Die Grünen Frauen Wien

Page 6: Schmelztiegel November 2012

Seite 6 | Schmelztiegel

Für die Themen - Integration, Zu-sammenleben und Teilhabe - hat

der Bezirk seit zwei Jahren auch eine gleichnamige Kommission, die inten-siv an dem Leitbild arbeitete, mit dem Ziel das grundsätzliche politi-sche Verständnis dieser Bereiche zu-sammen zu fassen. Das Leitbild soll aber keine Anleitung für das Leben der BewohnerInnen des 15. sein. Das Leitbild soll den roten Faden und die Basis für das Handeln in der Bezirks-politik darstellen, die mit dem Leit-bild ihr aktive und integrative Rolle im Bezug auf Integration und Zusam-menleben im Bezirk bestärkt.

Am 26. April entschied sich die „Integ-rationskommission“ für eine Varian-te, die von uns Grünen präsentiert wurde. Mit einigen Ergänzungen wur-de ein Leitbild verfasst, das im Juni in einer Abstimmung als offizielles Leit-bild für Integration, Zusammenleben und Teilhabe bestätigt wurde. Das gesamte Leitbild ist kompakt und sachlich gehalten und unter anderem am Bezirksamt in der Gasgasse 8-10 erhältlich.

Chancengleichheit als Basis einer funktionierenden Gemeinschaft

Die BezirksbewohnerInnen wollen wissen, was wir PolitikerInnen in die-sen Bereichen vorhaben und welche

Perspektiven und Lösungen wir an-zubieten haben. Dazu gehört neben dem Anspruch auf Unterstützung beim Zusammenleben, auch die Chancengleichheit, der Schutz vor Diskriminierung und die Möglichkeit zur Mitbestimmung in der Politik.Der 15. Bezirk ist nicht ohne weiteres mit anderen Stadtteilen zu verglei-chen. Man muss stets die ökonomi-sche und soziale Situation der Men-schen mitbedenken, viele hier sind nicht mit dem sprichwörtlichen Sil-berlöffel im Mund geboren worden. Als migrationsstärkster Bezirk

Wiens ergeben sich natürlich zusätz-liche Herausforderungen und An-sprüche. Darum spielt Chancen-gleicheit im Leitbild eine zentrale Rolle, denn sie schafft ausgeglichene Startpunkte, so dass alle Bewohne-

rInnen im Bezirk eine Chance haben ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten.

die Schwerpunkte des leitbildes bilden folgende themen:

• Chancengleichheit und Schutz vor Diskriminierung

• Sprache als Werkzeug im Alltag• Zusammenleben in Familie,

Nachbarschaft und in der ge-samten Gesellschaft

• Demokratie und Mitbestimmung

Die Kommission beginnt demnächst mit der Arbeit am ersten Punkt des Leitbilds, die Chancengleichheit und den Möglichkeiten diese zu verbes-sern. Vorschläge an die Kommission sind durchaus erwünscht. Chancen-gleichheit ist die Basis für gelungene Integration, das wollen wir mit unse-ren Positionen verdeutlichen und un-terstreichen. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit uns für Men-schen einzusetzen, die unseren Rück-halt besonders nötig haben. Auch dafür soll das Leitbild eine Basis bieten.

Man kann das leitbild auch von unserer Websiterudolfsheim-fuenfhaus.gruene.atdownloaden

Ein Integrationsleitbild für den Bezirk braucht keine Lebensregeln für BürgerInnen, sondern Zielsetzungen für die Politik.

Rudolfheim-Fünfhaus ist ein bunter, lebhafter und vielfältiger Bezirk. Doch Unterschiede können Konflikte schaffen. – Vielfalt kann sie aber auch lösen.

Ein Leitbild fürsZusammenleben

Aus Elefanten Mücken machen – Das Grätzelzentrum

Rudolfsheim-Fünfhaus ist ein Ge-biet in dem viele sehr unter-

schiedliche Menschen zusammen le-ben, dies schafft Vielfalt, enorme Entwicklungskraft, aber auch Unver-ständnis und Konflikte. So entstehen viele soziale Probleme. Nachhaltige Lösungsansätze gibt es kaum. Wenn etwas angegangen wird, dann oft ein-seitig, temporär, punktuell. Viele Maßnahmen verlieren sich zwischen den Ressortzuständigkeiten des Magistrats.

Doch es bringt dauerhaft nichts, alle Probleme getrennt voneinander zu betrachten. Um zu Lösungen zu ge-langen müssen sie in ihrer Gesamt-heit gesehen werden.

Die grüne Vision eines „Grätzel-Zent-rums“ weiß diese Vielfalt als Res-source zu nutzen: Hier sollen Anrai-nerInnen und Interessierte gemeinsam mit ExpertInnen lebbare

Antworten auf lokale Fragen entwi-ckeln können. Denn wir sind der An-sicht, dass soziale Spannungen dort bearbeitet werden müssen, wo sie entstehen – im Grätzel.

Unsere Idee eines Grätzel-Zentrums greift ganz bewusst die „heißen Ei-sen“ des alltäglichen Zusammenle-bens an:

Durch geschulte KoordinatorInnen werden interessierte BürgerInnen und NutzerInnen eingeladen, sich zu engagieren und über soziale Themen im Bezirk gemeinsam zu diskutieren. Als direkt Betroffene fungieren sie als ExpertInnen vor Ort. Ihre Stimme bekommt ein Forum. Gemeinsam werden nachhaltige Lösungen für konkrete Themen entwickelt, umge-setzt und evaluiert. So können Kon-fliktpotenziale früh erkannt, aufge-griffen und professionell bearbeitet werden.

Selbst gestaltete lebensqualität

Als innovative Ideenschmiede bietet das Grätzel-Zentrum aber auch Raum für all jene Menschen und Initi-ativen, die Ideen zur Aufwertung des Bezirks haben und auch umsetzen wollen. Diese Motivation reicht, um das Grätzel-Zentrum nutzen zu kön-nen. Es bietet als Ort der Begegnung- und des Austausches Platz für krea-tive Gestaltung.

So soll das Grätzel-Zentrum ein offe-ner Begegnungs- und Austausch-raum sein. Jung und Alt, KünstlerIn und ZuschauerIn können ihn nach Be-lieben ohne Konsumzwang nutzen: Ob frei zugänglicher Bücherschrank zum Tausch gelesener Bücher, Ort für Diskussionsveranstaltungen oder SeniorInnen-Treff – das Grätzel-Zen-trum bringt die Menschen im Bezirk zusammen. So verhindert es Verein-samung, fördert Integration und

schafft einen einzigartigen Kultur-raum für Initiativen vor Ort. Je mehr Menschen es nutzen, umso besser können die Ideen und Visionen flie-ßen. Diese Idee birgt pures Kapital für die Weiterentwicklung unseres Bezirkes.

Denn Wohnen und Leben muss für al-le Menschen im Bezirk Qualität ha-ben und Lebensfreude bedeuten – und dafür soll das Grätzel-Zentrum stehen. Denn Vielfalt ist Leben im Bezirk.

Wir setzen uns dafür ein, dass Stadt-planung mehr ist als Pläne zu zeich-nen. In der Planung des öffentlichen Raumes muss der Sozialraum mitge-dacht werden. Wien braucht interdis-ziplinäre Planungsteams, die alle Aspekte der Stadtentwicklung mit-denken und die BürgerInnen mit ein-beziehen. Auch dafür müssen Räume geschaffen werden.

HarouN MoallaBezirksrat & Vorsitzender

der Kommission für Integration,

Zusammenleben und Teilhabe

MartiN HaidererBezirksrat

Mit der einstellung „Nichts sagen - Nichts hören - Nichts sehen“ kommen wir als Gesellschaft in sozialpolitischen Fragen nicht zu lösungen!

Page 7: Schmelztiegel November 2012

7

Mai 2012 | Seite 7

Die laufende Diskussion um ein Verbot des „Kleinen Glücksspiels“ geht an der eigentlichen Problematik vorbei.

Prävention – Ein sicherer Gewinn

Laut Schätzungen von ExpertIn-nen sind in Österreich 1,5 % der

Bevölkerung krankhafte SpielerIn-nen, 3 % sind spielsuchtgefährdet. Umgelegt auf die EinwohnerInnen-zahl Wiens sind damit 28.000 Men-schen in der Stadt spielsüchtig, rund 56.000 weitere gefährdet. 40% der Spielsüchtigen beginnen vor ihrem 18. Geburtstag mit dem Glücksspiel, mehr als 80% der SpielerInnenkarri-eren starten am Automaten.

Trotzdem gibt es in Wien nur eine ein-zige Einrichtung, die auf die Proble-matik der Spielsucht spezialisiert ist, die Spielsuchthilfe im 5. Bezirk. Darü-ber hinaus können sich Spielsüchtige bzw. ihre Angehörigen an das Anton Proksch Institut und an die Allgemei-ne psychiatrische Ambulanz im AKH wenden. Wie bei anderen Abhängig-keiten auch sind diese Angebote dar-auf ausgerichtet, Menschen mit aus-geprägten Symptomen und offensichtlichen Folgen ihrer Abhän-gigkeit, zu betreuen.

Wien braucht ein viel differenzierte-res Angebot an Hilfseinrichtungen: auf die Problematik spezialisierte MitarbeiterInnen in der Jugendbe-treuung und Schulsozialarbeit, Streetwork in jenen Grätzeln, die be-sonders vom Wildwuchs an Automa-ten- und Wettlokalen betroffen sind und Präventionsprogramme in den Schulen und Jugendeinrichtungen. Damit meine ich nicht Klamauk-Ver-anstaltungen wie den „Drogenkof-fer“, sondern über längere Zeiträume angelegte Workshop-Reihen, die ge-eignet sind, junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren und ihr ei-genes Verhalten zu reflektieren.

automat ist nicht gleich automat

Im 15. Bezirk stehen rund ein Zehntel aller Wiener Glücksspielautomaten. Auch wenn sich die Zahl in den letz-ten beiden Jahren geringfügig redu-ziert hat, ist dieser Anteil erschre-

ckend hoch. Ganze Straßenzüge sind geprägt von den verspiegelten Türen der Automatenkabinen. Die hohe Konzentration an Automaten in Ver-bindung mit fehlenden Jugend-schutzkontrollen schafft eine Viel-zahl sozialer Probleme, wie familiäre Konflikte, Jobverlust, Verschuldung und in Folge oft auch Klein- kriminalität.

Das Verbot des Kleinen Glücksspiels – auf das sich Rot und Grün im Sep-tember 2011 einigten - soll nun all die-se Probleme lösen. Wenn wir uns die rechtlichen Rahmenbedingungen an-sehen, merken wir, dass es sich dabei maximal um eine Teillösung handeln kann. Vom „Verbot“ betroffen sind nämlich bis dato ausschließlich die Wiener Glücksspielautomaten. Die Stadt Wien wird keine Konzession (gesetzliche Genehmigungen) für die Aufstellung von Glücksspielautoma-ten mehr vergeben, bis Ende 2014 werden alle bestehenden Konzessio-nen auslaufen.

Das Gesetz kennt allerdings auch Au-tomaten, die in die Kompetenz des Bundes fallen. Das sind jene Automa-ten, die in sogenannten Automaten-Casinos aufgestellt sind. in Wien fin-den wir die im Prater. Und da sind noch die Video Lotterie Terminals, kurz VLT. Bei diesen sind die einzel-nen Automaten per Internet mit ei-nem Server verbunden auf dem das eigentliche Spiel läuft. Der aufge-stellte Automat gilt in diesem Fall le-diglich als Bildschirm, die erforderli-chen gesetzlichen Konzessionen müssen nur für den Server erfüllt werden, und zwar gemäß der Vor-schriften des Bundeslandes, in dem sich der Server befindet.

und da wären noch die internet-Glücksspiele und die Wettcafés

Völlig egal welches Mascherl der Au-tomat umhat, Wien muss effiziente Wege finden die Jugendschutzbe-

stimmungen für Glückspiele umzu-setzen. Es ist nicht einzusehen, dass die Verantwortung für Kontrollen zwischen Polizei und Magistrat hin und her geschoben wird, bis am Ende überhaupt keine Kontrollen mehr stattfinden.

Es ist also davon auszugehen, dass Glücksspielautomaten weiterhin in der Stadt zu finden sein werden. Der derzeitige Rückgang bei der Anzahl an Automaten liegt in erster Linie an Änderungen im Spielverhalten. Zwei-stellige Zuwachsraten, sowohl bei der Anzahl der SpielerInnen als auch bei den Umsätzen verzeichnen Glücksspiele im Internet. Viele die-ser Internetspiele sind durch öster-reichisches Recht nicht zu kontrollie-ren, einfach weil die Server im Ausland betrieben werden, Jugend-schutz ist de facto nicht vorhanden.

Ebenfalls nicht unter das Verbot fal-len die unzähligen Wettcafés. Sport-wetten gelten in Österreich nicht als Glücks- sondern als Geschicklich-keitsspiele. Klingt komisch, ist aber so. Neben den ständig wachsenden Umsatzzahlen im Bereich der Sport-wetten ist diese Besonderheit mit ein Grund dafür, dass viele Betreiber- Innen ihr Angebot ändern. In ihrer Do-minanz im Straßenbild bestimmter Grätzel haben die Wettcafes die Au-tomatenkabinen bereits abgelöst. Wir sehen also, dass das zukünftige Verbot des Kleinen Glücksspiels in der Gesamtsituation nur sehr gerin-ge Auswirkungen haben wird.

Sichere rahmenbedingungen und ein sensibler umgang sind gefragt!

Das Verbot des Kleinen Glückspiels wird möglicherweise dazu führen, dass all die verspiegelten Türen aus dem Straßenbild verschwinden. Gut und wichtig, denn das verändert das Straßenbild und Grätzel können sich positiv entwickeln. Aber die Sache

ist nicht gegessen, die Stadt muss sich vorbereiten. VermieterInnen und AutomatenbetreiberInnen werden nach anderen Möglichkeiten suchen, weiterhin ihre Profite zu machen.

Für die SpielerInnen wird sich wenig ändern. Sie werden ihre Angebote finden, entweder in den weiterhin le-galen Bereichen, in Grauzonen oder in der Illegalität. Was sich also än-dern muss, ist der Umgang der Stadt im Bezug auf die Schaffung von sicheren Rahmenbedingungen und der Umgang mit den Gefahren und deren Auswirkungen.

Frei sein! - auch von Sucht und abhängigkeit

Eine Gesellschaft muss nicht alles verbieten, was Gefahren birgt. Wir können als Gesellschaft viele Frei-heiten zulassen und genießen, wenn wir uns auch bewusst sind, welche Risiken und negativen Auswirkungen folgen können. Unerlässlich aller-dings ist, dass wir jenen Menschen, die in Problem- oder Notsituationen geraten, entsprechende Hilfen bie-ten ihre Freiheit wieder zu gewinnen!

anlaufstellen für Betroffene:

SPielSuCHtHilFe - Beratung | therapie | Betreuung | Präventionfür Glücksspielabhängige und angehörige

Siebenbrunnengasse 21/dG, 1050 WienMo - Mi: 10-14 uhr, do: 14-18 uhr tel.: 01/ 544 13 57www.spielsuchthilfe.at

anton Proksch institut

allgemeine psychiatrische ambulanz im akH

CHriStiaN teSarKlubobmann

Page 8: Schmelztiegel November 2012

Seite 8 | Schmelztiegel

Ein Projekt der rot-grünen Regierung, das allen Wienerinnen und Wienern ermög-lichte, sich Gedanken darüber zu machen, wie das Zusammenleben in Wien besser funktionieren kann. Eine positive Bilanz.

Die Wiener Charta

Im Rahmen des Projekts „Wiener Charta Zukunft gemeinsam leben“

sind 651 Gespräche durchgeführt worden. Zahlreiche NGO`s, Jugend-einrichtungen, Vereine, private Un-ternehmen, Ämter etc. schlossen sich dem Prozess an und organisie-ren fortlaufend so genannte Charta-Gespräche. Durchschnittlich 15 Per-sonen nahmen an so einem Gespräch teil. Am Ende des gesamten Prozes-ses werden sich in Summe rund 10.000 Wienerinnen und Wiener ak-tiv eingebracht haben. Rechnet man das in Stunden um, kommen wir auf die stolze Anzahl von 20.000 Stun-den, in denen die WienerInnen durch ihre persönliche Anwesenheit und ihr

Engagement zu einem gelungenen Miteinander in der Stadt aktiv beige-tragen haben.

Was alles möglich ist

Eine Moderatorin brachte ihre Be-geisterung und ihre Zufriedenheit über ein Charta-Gespräch, das sie im 3. Bezirk geleitet hatte, folgender-maßen zum Ausdruck: „In der Gruppe waren sowohl MoscheevertreterIn-nen als auch Bezirksräte der FPÖ. Am Anfang dachte ich mir, hoffent-lich geht hier nichts schief. Doch nach zwei Stunden Austausch stellte sich heraus, dass auch gegensätzliche Meinungen in einem geordneten

Rahmen ohne Probleme ausge-tauscht werden können. Ich weiß zwar nicht, wie oft FPÖ-Politiker und MoscheevertreterInnen zusammen-kommen, doch die Charta machte es möglich, und es hat hingehaut“.

Erfreulicherweise bekam man solche Eindrücke des Öfteren geschildert. Besonders freut es mich, dass der Charta-Prozess zahlreiche gemein-schaftliche Interessen der Wienerin-nen und Wiener ans Tageslicht ge-bracht hat. Diese betreffen beispielsweise Themen wie Lärm oder Autoverkehr, Nachbarschafts-beziehungen, generationsübergrei-fende oder ethnische Konflikte, Res-

pekt und Vielfalt etc. Themen also, die alle Menschen in Wien bewegen.

dankeschön!

Der Prozess lief bis zum 14. Oktober. Jetzt werden die Beiträge ausgewer-tet und noch dieses Jahr soll der Text der Wiener Charta vorgestellt werden. Wir möchten uns an dieser Stelle für den Einsatz aller bedanken und hof-fen, dass in Wien noch viel gemein-sam voran geht.

www.charta.wien.gv.at

SeNol akkilliCGemeinderat und

Integrationssprecherder Grünen Wien

Rückblende ins Jahr 2000: Die bundeseigenen Wohnbaugesell-

schaften sollten rasch verkauft wer-den, Ernst Karl Plech wurde Auf-sichtsrat in diversen Gesellschaften und Berater des Finanzministers. Da stand eines Abends ein hoher Verant-wortungsträger in gesteppter Jacke vor mir und warnte mich vor eigen-nützigen Geschäften zu Lasten der Republik – das war der Auftakt zu über 30 parlamentarischen Anfra-gen, die schließlich zur Aufdeckung des BUWOG-Skandals beitrugen.Rückblende 2008: Ein Journalist gibt mir in einem Kaffeehaus eine Rech-nung über Inseratenschaltungen der Asfinag im Auftrag Faymanns („lt. Faymann“ steht auf der Rech-nung). Wieder stelle ich eine Anfrage im Parlament – der Auftakt zum Inseratenskandal.

Rückblende 2011: Im Februar läuft die Verjährungsfrist für die Kursmanipu-lation der Telekom-Aktie 2004 ab. Verdächtige Kurssprünge legen den Verdacht einer Malversation im Zuge der Bonuszahlungen für die Manager nahe. Ich übermittle der Staatsan-waltschaft eine Sachverhaltsdar-stellung. Im Sommer wird alles pub-lik, der Skandalumfang nimmt zu, Provisionszahlungen bei der Vergabe des Behördenfunks werden bekannt, im Herbst startet der Untersu-chungsausschuss zu 7 vermuteten Korruptionsfeldern. In bisher über 40

Sitzungen arbeiten wir uns durch Ak-tenberge und Befragungen von über 100 Auskunftspersonen.

unverständnis für verstöße

„Feinsensorische Beobachtung von Geschäftsfeldern“, „gegenseitige Gefälligkeiten“ „Landschaftspflege“, „private Geschäftstätigkeit“, „ge-rechtfertigte Beratungshonorare“,… so und anders umschreiben Beschul-digte im Korruptions-Untersu-chungsausschuss ihre Tätigkeiten und finden dabei nichts Anstößiges, nichts Unanständiges und schon gar nichts Kriminelles. Im Gegensatz zu früheren Korruptionsfällen herrscht derzeit bei fast allen Beschuldigten blankes Unverständnis über ihre Ver-stöße, mit denen sie Mächtige kor-rumpierten oder selbst als Amtsträ-ger Macht zu privaten Zwecken instrumentalisierten. Im Gegensatz zu früher profitierten die privaten Taschen in unverblümtem Ausmaß. Arroganz als Zeichen des sich über das Gemeinwohl hinwegsetzenden Individuums oder gar Phänomen gesellschaftlichen „everything goes“ und politischer Allmachtsgefühle?

aufklären, Wiedergutmachen, Neustart

Nach beinahe einem Jahr Arbeit sind die Korruptionsnetzwerke nicht nur aufgedeckt, dokumentiert, sondern

auch für die Zukunft beträchtlich er-schwert. Aufklären, Wiedergutma-chen, Neustart heißt die Devise – teilweise konnten wir Grüne sie umsetzen. Das System Grasser mit den Millionen-Geldern in private Ta-schen der Freunde, die Jagdgesell-schaft eines Mensdorff-Pouilly, die Gefälligkeits-Honorare der Telekom und ÖBB/Asfinag, damit die Mana-ger-Karriere nicht gefährdet wird, gehören dank grüner und öffentli-cher AufdeckerInnen-Arbeit der Ver-gangenheit an. Versuchter und teils gelungener Gesetzeskauf wie beim Glücksspiel wurde entlarvt. Die blau-orange-schwarze Ära ist nun als Spielfeld privater Provisions-Glücks-ritter und Polit-Hasardeure endgül-tig desavouiert. Eine blau-schwarze Regierung darf sich nicht wiederholen.

Gesetzliche riegel wurden vorgeschoben

Inzwischen schreiten die Ermittlun-gen der Justiz voran, inzwischen be-wältigte der Untersuchungsaus-schuss nicht nur 1 Million Seiten an Akten, inzwischen wurde auch die politische Verantwortung dingfest gemacht und solchen Vorgängen ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben: Medientransparenzgesetz, Ver-schärfung des Korruptionsstraf-rechts, Transparenzpaket für Partei-spenden, Anfütterungsverbot für

Abgeordnete, LobbyistInnengesetz – alles Maßnahmen, die wir Grüne durch unsere systematische Aufde-cker- und Verhandlungsarbeit er-reichten und damit wieder für eine Vertrauensbasis in die Politik sorg-ten und Österreichs Renommée ver-besserten. Ein beinhartes Stück Ar-beit, sicherlich auch von engagierten Journalistinnen und Journalisten. Aber diese Arbeit trägt wertvolle Früchte. Die Gesetzesänderungen setzen Meilensteine am Weg der Wiedergutmachung und des Neu-starts. Es gelang uns Grünen aus ei-ner konsequenten oppositionellen Kontrollpolitik heraus, Österreich ei-ne umfassende Transparenz- und Antikorruptions-Infusion zu verab-reichen. Diese muss nun breit gesell-schaftlich wirksam werden: kein Augenzwinkern bei Freunderl-wirtschaft, kein Augenzudrücken bei politische Einflussnahme bei Verga-ben, kein Gesetzeskauf durch Lob-bys, keine illegale Parteienfinanzie-rung, sondern Transparenz und Kontrolle auf allen Ebenen: Bund, Land und Gemeinde. Die Lehren aus Schwarz-Blau kamen uns teuer zu stehen. Politische Über – und All-macht, ja „Überallmacht“ bereiten den Boden für Korruption und bedür-fen eines scharfen Kontrollwinds. Nur dann hat sie keinen fruchtbaren Boden, sei er blau/orange, schwarz oder rot.

Ist die Blau/Orange –Schwarze Korruption zu Ende?

Eingreifen und Aufwischen

GaBriele MoSerNationalratsabgeordnete

500500500500500500500500

500500EURO

500500

BEGEHRENGEGEN

VOLKS-

KORRUPTIONFÜR SAUBERE POLITIK

IN ÖSTERREICH.

Weitere Informationen aufGRUENE.AT

Mehr Infos unter:http://volksbegehren-

gegen-korruption.gruene.at

Page 9: Schmelztiegel November 2012

9

Mai 2012 | Seite 9

Ein grün-rotes Erfolgsprojekt im Bezirk geht in sein drittes Jahr.

Zara macht Schule –Vielfalt als Bereicherung erleben.

Im Februar 2010 stellten wir in der Bezirksvertretung den Antrag, Pro-

jekte zu den Themenbereichen Ras-sismus, Diskriminierung und Zivil-courage an den Schulen im Bezirk anzubieten. Der Antrag wurde ge-meinsam mit der SPÖ beschlossen und seit dem Schuljahr 2010/2011 fi-nanziert der Bezirk pro Schuljahr 15 Workshops für interessierte Klas-sen. Durchgeführt werden sie vom Verein ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit. Die Workshops sind dabei in ihrer Methodik speziell auf die Altersgruppen abgestimmt.

Die Workshops zielen auf das Erken-nen und Anerkennen von Vielfalt ab. Es geht um die Beschäftigung mit Vorurteilen und das Sichtbarmachen von Diskriminierungen und institut- ionellem Rassismus. Es werden Vor-urteile reflektiert und Strategien im Umgang mit Vielfalt erarbeitet. Sen-

sibilisierungsworkshops ermögli-chen eine intensive Auseinanderset-zung mit den Themen Vorurteile, Diskriminierung, Fremd- und/oder Anders-Sein: Welche Vorurteile habe ich selbst und wie gehe ich damit um? Was macht meine Identität aus? Wie wirkt sich Diskriminierung auf Einzel-ne und Gruppen aus?

Erfahrungen mit der Altersgruppe zwischen 10 und 16 Jahren haben ge-zeigt, dass sich zur Sensibilisierung für die Themen Diskriminierung, Gleichbehandlung und Vielfalt zwei halbtägige Workshops eignen: Der erste halbe Tag wird den Themen so-ziale Kompetenz, Teamfähigkeit, und Zivilcourage gewidmet. Im Rahmen dieses Workshopteils wird der Um-gang mit „unangenehmen“ Situatio-nen in der Öffentlichkeit erarbeitet und es werden Handlungskompeten-zen in diskriminierenden Situationen

geübt. Am zweiten Halbtag können dann die Themenfelder Diversität, Diskriminierung und Rassismus erar-beitet werden.

Weil wir für das leben lernen: Mehr raum für Soziales lernen in den Schulen!

An die 600 Schülerinnen und Schüler haben in den ersten beiden Jahren an den Workshops teilgenommen. Rückmeldungen von SchülerInnen und LehrerInnen zeigen uns, dass die Workshops positive Auswirkungen auf das Klassenklima und den Um-gang der SchülerInnen untereinan-der haben. Überall, aber speziell in einem Bezirk wie dem unseren, ist es wichtig, dass junge Menschen die vorhandene Vielfalt als Herausforde-rung und Bereicherung erleben kön-nen. Andere Bezirke folgen mittler-weile unserem Beispiel.

Ottakring und bald auch Liesing set-zen im Bezirk ebenfalls ZARA-Work-shops um. Der große Erfolg des Pro-jekts zeigt aber auch deutlich auf, dass in unserem traditionellen Schul-system dem Erlernen von Sozialkom-petenzen so gut wie kein Platz einge-räumt wird. Projekte wie „ZARA macht Schule“ sind eine Bereiche-rung für das Schulsystem.

Dieser Aspekt muss bei der Entwick-lung von ganztägigen Schulformen unbedingt berücksichtigt werden. In unserer Vision einer Grünen Schule kommt dem Erlernen von Sozialkom-petenz genauso viel Bedeutung zu wie dem Lesen, Schreiben oder Rechnen. Bis es soweit ist, werden wir das Erfolgskonzept der ZARA-Workshops weiterführen und versu-chen, das Bildungsangebot im Bezirk Schritt für Schritt auszubauen.

Wir habenerreicht

CHriStiaN teSarKlubobmann

Vor vielen, vielen Jahren sitzen die Grünalternativen Rudolfsheim-Fünfhaus beisammen und bespre-chen die kommende Bezirksvertretungssitzung.

„Die SPÖ wird einen Antrag auf Um-widmung des Streifens Geibelgas-se 19 und 21 in einen Park stellen.“„Gut! Jetzt stehen eh nur Autos her-um. Park statt Parkplatz. Super!“„Ja, aber Fachleute, StadtplanerIn-nen sagen, das schaut aus wie eine Zahnlücke im Gebiss. Das soll sa-niert, sprich verbaut werden. Diese Fläche ist für die Erweiterung des Gymnasiums Henriettenplatz vor-gesehen. Die brauchen sicher ein-mal einen neuen Turnsaal. Außer-dem ist der Streifen so schmal, dass die AnrainerInnen sich be-stimmt über Kinderlärm im Park aufregen werden.“„Mir ist die Ästhetik nicht so wich-tig wie ein Bewegungsraum für Kin-der! Ich habe in der Schule ein paar LehrerInnen gefragt, was die Schu-le will, und die haben gesagt, alles soll so bleiben wie bisher.“ „Grün wählen und mit dem Auto fah-

ren, obwohl die Schule sehr gut mit Öffis erreichbar ist! Wir brauchen wirklich dringend ein WählerInnenanforderungsprofil!“„Aber wie schaut das aus, wenn in der Krone steht `Grüne gegen Park`?“

und es geschah.

Gegen die Stimmen der Grünalter-nativen wurde die Flächenwidmung EPK (Erholung und Parkanlage) be-schlossen und damit hätte schon vor vielen, vielen Jahren in der Gei-belgasse ein Park errichtet werden sollen. Alle paar Jahre fragen wir nach. Immer wieder gibt es eine Idee: Freiluftklasse für die Schule, Obstbäume, Gemeinschaftsgarten, etwas für die ruhigen Alten, etwas für die herzigen Kleinkinder.Einmal hieß es: „Zu Schulschluss sind die Autos draußen und im Herbst kommen sie nicht mehr herein.“

und es geschah. Nichts.

Götterbäume wuchern hinter Plan-

ken, verdecken gnädig das Blech dahinter, heben mit ihren Wurzeln den Gehsteig und machen ihn unbegehbar.

doch dann!

Die Planken sind weg und geben den Blick frei auf drei winzige Bäumchen zwischen abgestellten Autos und auf einen alten, blauen VW-Käfer ohne Nummernschild und auf einen rostigen Schneepflug. An der Einfahrt sind Schilder ange-bracht „Privatgrundstück – Benüt-zung auf eigene Gefahr“ bzw. „Pri-vatparkplatz“. Die Bezirks-SPÖ scheint sich nicht mehr erinnern zu können, warum sie damals die Um-widmung der Fläche in einen Park beschlossen hat. Wir haben in der letzten Bezirksvertretungssitzung die Anfrage gestellt, mit wem die Eigentümerin der Liegenschaft, die Gemeinde Wien (MA 69), einen Ver-trag abgeschlossen hat, aus dem sich das Recht auf eine solche Be-schilderung ableiten lässt.

Wir sind auf die Antwort sehr neu-gierig und halten Sie auf dem Laufenden.

lidia BrandstätterBezirksrätin

Warum ist in der Geibelgasse kein Park? Schilder. Schilda.

G mischter Salat

Page 10: Schmelztiegel November 2012

Seite 10 | Schmelztiegel

Wenn ein Stück Zuhause zusperrt. Vom Verlust einer Beratungsstelle

Aus für die Beratung am Eck

Im Jahr 2001 wurde die Beratung am Eck von Elisabeth Ettmann gegrün-

det. Heuer im Juni wurde sie wieder geschlossen.

Die Beratungsstelle knüpfte an die Ergebnisse des Projektes „Senior Plus“ von 1997 an, bei dem die „Akti-vierungspotentiale der älteren Bevöl-kerung in benachteiligter städtischer Umgebung; Lebens- und Gesund-heitssituation älterer Migrantinnen und Migranten“ untersucht wurden. (Reinprecht, Christoph / Verein SOZI-AL GLOBAL). Frau Ettmann, die Leite-rin der Beratung am Eck, füllte damit eine Lücke, die mit dem Paradigmen-wechsel des Fond Soziales Wien (FSW) in der Sozialarbeit entstanden war: Niedrigschwellige Beratung, die auf einem Vertrauensverhältnis auf-baut und das gesamte Umfeld der Menschen einbezieht.

In den vergangenen 10 Jahren wurde die Beratung am Eck auch zur Dreh-scheibe für weitere Projekte, zu ei-nem Zentrum, einem Treffpunkt für alle, unabhängig von Herkunft und Al-ter. Hier wurde Diversität gelebt. Trotzdem musste regelmäßig mit dem FSW um die Finanzierung gerun-gen werden. Noch 2011 versprach der Bezirksvorsteher, die Beratung am Eck zu erhalten.

Heuer im Juni wurde sie in einer Nacht und Nebel Aktion vom FSW geschlos-sen, weil die Beratung am Eck „nicht effizient sei“. Was effizient ist, be-stimmt der FSW.

auf Heimatsuche geschickt Für viele Menschen bedeutet die Schließung einen Heimatsverlust. Die Dienstagsgruppe, eine Gruppe von

Pensionistinnen und Pensionisten, hatte sich dort etabliert. Bekannt wurde die Gruppe, als zwischen dem Kulturverein ‚Samstag in der Stadt‘ und der ‚Beratung am Eck‘ im Zuge der gemeinsamen Aktivitäten am Schwendermarkt eine fruchtbare Zu-sammenarbeit begann. Die Frauen und Männer nahmen an unterschiedli-chen Aktionen teil und bereicherten diese nicht nur mit ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz.

In den Sommermonaten 2012 wurde versucht, andere Räumlichkeiten für die heimatlose Gruppe zu finden: Ei-nen Monat lang trafen sie einander im Tageszentrum. Die Ghettoisierung dort stand im Widerspruch zu den In-tentionen der Gruppe, darüber hinaus verlangte das Tageszentrum die Zah-lung eines Tagsatzes für die Nutzung der Räume. Derzeit trifft sich die

Gruppe in der Gebietsbetreuung. Elisabeth Ettman gibt nicht auf, Nie-derschwelligkeit und Ganzheitlich-keit sind für solch soziale Netzwerke zu wichtig. Derzeit plant sie ein Pro-jekt mit dem Arbeitstitel „Alpha Mo-bil“. Mobile SozialarbeiterInnen sol-len mit einem Bus regelmäßig verschiedene Orte im Bezirk aufsu-chen und muttersprachliche Bera-tung anbieten.

Wir Grüne unterstützen dieses ambi-tionierte Projekt, dessen Umsetzung für unseren Bezirk eine Bereicherung wäre.

Gebietsbetreuung Stadterneuerung Sechshauserstrasse 23, 1150 Wien 01 893 66 57 www.gbstern.at

MariaNNe GeetSBezirksrätin

Angesichts der größten Vertei-lungskrise der vergangenen

Jahrzehnte, einer nie da gewesenen Energie- und Klimakrise, angesichts von Korruption und Stillstand in un-serem Land geht es bei den National-ratswahlen um viel mehr, als um Man-date und Regierungskonstellationen für ein paar Jahre.

Wir alle sind zu einigen entschei-dungen aufgerufen:

Bleibt die Politik abhängig von Kon-zernen, Boulevardblättern und Lob-byistInnen? Oder schaffen wir eine saubere Politik, frei von Korruption? Hinterlassen wir irreversible Schä-den an unserer Umwelt und dem Kli-ma? Oder übergeben wir den zukünf-

tigen Generationen eine saubere Umwelt?

Leisten wir uns weiter, dass Wenige viel und Viele wenig zum Leben ha-ben? Oder schaffen wir, dass Alle mit ihrem Vermögen einen Beitrag zur gerechten Verteilung unseres Wohl-stands leisten? Eine Gesellschaft, in der Alle frei von Ängsten um ihre Existenz leben.

Bleiben wir abhängig von Öl- und Atomstromimporten? Oder schaffen wir eine Energie- und Verkehrswende?

Bleibt es dabei, dass Frauen eine glä-serne Decke im Weg steht? Oder schaffen wir eine Gesellschaft, in der

die Freiheit unsere Träume zu ver-wirklichen unabhängig vom Ge-schlecht ist?

Lassen wir zu, dass Menschen, die kommen, weil sie sich ein Leben frei von Existenzangst, Folter und Krieg wünschen, Ablehnung, Diskriminie-rung und Ausgrenzung erfahren? Oder schaffen wir eine Gesellschaft, in der jeder Mensch in Frieden und Freiheit leben kann?

Wir schaffen das. Wir Grüne sind der Garant dafür, dass Freiheit und Soli-darität die Werte sind, an denen sich die Veränderung unserer Gesell-schaft orientiert.

Am 21.10. haben wir die KandidatInnen für die Nationalratswahlen 2013 gewählt, in einem demokratischen Prozess, bei dem alle Wiener Grünen aufgerufen waren mitzubestimmen.

Grüne Listenwahl: Saubere Politik und Saubere Umwelt!

und das sind die kandidatinnen, die mit ihnen gemeinsam unsere Gesellschaft tag für tag verbes-sern werden:

Eva Glawischnig Albert SteinhauserAlev Korun Wolfgang Zinggl Daniela Musiol Karl Öllinger Birgit Meinhard-Schiebel Georg Bürstmayr Barbara Neuroth Marco Schreuder Momo Kreutz Martin Haiderer

GeorG PraCkLandessprecher

der Wiener Grünen

2012Facebook, offene Gruppe, 102 MitgliederMitglieder der Gruppe posten regelmäßig fremden-feindliche Kommentare. Eine Userin wünscht sich die Wiedereröffnung des Konzentrationslagers Mauthausen für ZuwanderInnen und „linksorientierte“ PolitikerInnen. Die Gruppe wurde bei der NS-Meldestelle des Innen-ministeriums angezeigt.

Kein Platz für Rassismus.

schu

ltz+

schu

ltz-

Med

ieng

esta

ltun

g | P

hoto

: And

reas

Kom

enda

ÖST

ER

REICHISCHES

WW W . O S G

S.A

T

0581405814Reg.Nr.

Reg.Nr.

Alle Spenden und Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar.

Geben Sie Alltagsrassismus keine Chance und unterstützen Sie uns im Kampf gegen Rassismus! Spenden Sie jetzt!Uni Credit Bank Austria, Kto. 05211362800, BLZ 12000

www.zara.or.atDieGruenen_226x70_TatortRassismus.indd 1 14.11.12 13:51

Page 11: Schmelztiegel November 2012

11

Mai 2012 | Seite 11

Zu eng, zu klein, zu schäbig und aus allen Nähten platzend, das war

der Ganslwirt, die Wiener Anlaufstel-le für drogenkranke Menschen mit-ten im 6. Bezirk. Der Ganslwirt hat seine Pforten im Juli geschlossen und das JEDMAYER am Gürtel - di-rekt an der Grenze zum 15. - hat die Nachfolge angetreten. Es ist neu, groß, schön und sauber und die Stadt Wien hat ihre Bereitschaft gezeigt, in diesen wichtigen Bereich der Sozial-politik zu investieren. Die fünfstöcki-ge Einrichtung beinhaltet Beratungs- und Sozialräume, ein Tageszentrum, eine Notschlafstelle, ein medizini-sches Ambulatorium, sowie betreu-tes Wohnen.

Wieder Nichts.

Die Vorteile liegen auf der Hand, die Nachteile leider auch. Denn ein Kon-sumraum wurde erneut nicht einge-richtet - wieder eine verpasste Gele-genheit! Drogenkranke Menschen können im Jedmayer zwar rund um die Uhr alte gegen neue, saubere Spritzen tauschen, aber zum Konsu-mieren werden sie auf die Straße ge-setzt. Damit wird die Verelendung der Menschen bewusst in Kauf ge-nommen, ja noch gerade unterstützt. Zwar wurde bereits in den 1990er Jahren im Drogenkonzept der Stadt festgestellt und im Gemeinderat auch so beschlossen, dass ein süchti-ger Mensch ein kranker Mensch ist, denn es handelt sich bei Sucht um ei-ne schwere psychiatrische Erkran-kung. Trotzdem ist es bis heute so, dass Menschen, die daran leiden, ausgegrenzt und kriminalisiert werden.

ein konsumraum würde allen nützen

Ein Konsumraum könnte einerseits den Suchtkranken helfen, aus der Kri-minalität und der Verelendung Schritt für Schritt herauszukommen, er wäre aber auch für die Bewohne-rInnen der umliegenden Häuser von Vorteil, deren Stiegenhäuser nahe-liegender Weise als Konsumraum missbraucht werden. Es wäre für alle besser, wenn sich kein sozialer Kon-flikt auf dem Rücken kranker Men-schen entzündet und es wäre nicht zuletzt auch für alle betroffenen An-gehörige eine große Beruhigung, gäbe es für ihre Verwandten oder FreundInnen eine Chance auf einen Ausstieg aus Kriminalität und Ver-elendung.

daher mein appell an die verant-wortlichen Politikerinnen: traut euch und richtet im Jedmayer einen konsumraum ein!

Das Jedmayer –der neue Ganslwirt

die biber-akademie

Das Gratis-Magazin des Jahres 2012 - biber, Ma-gazin für neue Österreicher - dürfte vielen be-reits ein Begriff sein. „Mit scharf“ berichtet es „direkt aus der multiethnischen Community her-aus“ und zeichnet ein mannigfaltiges Bild von der Stadt aus der es nicht mehr wegzudenken ist - Wien. Die daraus hervorgegangene Akademie vergibt 20 Journalismus-Stipendien an junge Menschen mit Migrationshintergrund. Wer aufgenommen wird, erhält eine zweimonatige journalistische Basisausbildung, in Folge werden Praktika ver-mittelt, sodass weitere Erfahrungen gesammelt werden können. Ach so, und die biber-Akademie ist im 15. Bezirk beheimatet!

Die biber-Akademie. Für Menschen zwischen 18 und 28 Jahren. Die österreichische Staats-bürgerschaft ist KeiNe voraussetzung. Bewer-bungen an: [email protected]

lok - leben ohne krankenhaus

Der Verein LOK betreut Menschen mit psychi-schen Erkrankungen vorübergehend oder dauer-haft in Wohngemeinschaften, um ihnen ein Leben im Krankenhaus oder Pflegewohnheim zu ersparen.LOK Couture bietet ein breites Spektrum gut er-haltener Second Hand-Mode zu günstigen Prei-sen an. Geführt werden Kleidung, Schuhe, Ta-schen usw. Sie finden in LOK Couture DesignerInnen-Originale neben DesignerInnen-Imitaten, inspirierende Stilmixe und Vintagetei-le, mit denen Sie, wenn Sie sie tragen, an einer kontroversen Diskussion nicht vorbei kommen werden!Aus nicht mehr verkaufbaren Kleiderspenden werden upcycling-Taschen und Stoffdrucke pro-duziert. Schließlich wird in Zusammenarbeit mit WIEN WORK ökologisch sensible Kleiderreini-gung angeboten.Schauen Sie vorbei!

loK couture. Non Profit. Best outfit. 2nd hand Mode.1150 Wien, Mariahilferstraße 187tel.: 01 /60 141 [email protected]

der einsame Fensterbär

Seit einigen Monaten sorgt er für Aufsehen. Der Fensterbär, die neue Berühmtheit von Rudolfs-heim-Fünfhaus. Regelmäßig steht er da und schaut aus seiner Wohnung am Sechshausergrü-tel auf die U-Bahn Station Gumpendorferstraße und die vorbeifahrenden Autos hinunter. Er sieht nicht immer gleich aus. Manchmal trägt er einen Hut, manchmal hat er eine Fliegenklatsche in der Hand, manchmal steht Essen vor ihm auf der Fensterbank. Auf Facebook hat er bereits knap-pe 8.000 Fans, internationale Medien berichte-ten über ihn und sogar ein Song wurde ihm gewidmet.

www.facebook.com/lonelybear1150

Am Gürtel hat die neue Anlaufstelle der Suchthilfe Wien eröffnet. Ein Fortschritt in der Arbeit mit Drogenkranken. Aber ein Konsumraum in Wien fehlt weiterhin.

SuSaNNe JeruSaleMBezirksvorsteherinStellvertreterinin Mariahilf

Jedmayer - Suchthilfe Wien

Tageszentrum | Wohnen | Beratung & Betreuung |Infektionsprophylaxe |Gemeinwesensorientierte StraßensozialarbeitGumpendorfer Gürtel 81060 Wien

Tel.: 01 / 4000 5380024h-Hotline: 01 / 4000 [email protected]

Persönliche Erreichbarkeit im TageszentrumTäglich außer Di: 9:00 – 18:00 Uhr | Di: 13:30 – 18:00 Uhr

Persönliche Erreichbarkeit in der NotschlafstelleTäglich: 18:00 – 08:00 Uhr

Schicken Sie uns ihre vorschläge für best of fifteen an: [email protected] oder auf www.facebook.com/gruene15. die Besten der Besten stellen wir dann im nächsten Schmelztiegel vor.

Best of fifteen

Page 12: Schmelztiegel November 2012

Seite 12 | Schmelztiegel

iMPreSSuMSchmelztiegel 11/2012

Medieninhaberin: Die Grünen – Grüne

Alternative Wien, Lindengasse 40, 1071 Wien.

Herausgeberin: Die Grünen – Grüne

Alternative Rudolfsheim-Fünfhaus, Kriemhildplatz 10,

1150 Wien.

Redaktion:Alex Syen

Christian TesarHaroun Moalla

Lidia BrandstätterMarianne Geets

Markus MiklMartin Haiderer

Maxie KleinThomas Fleißgarten

Veronika ReiningerAnita Kocak

Birgit HebeinGabriela Moser

Georg PrackSenol Akkillic

Susanne Jerusalem

Grafik: Gregor Rührer

graphisches Handwerkalleswiedergut.at

Druck: Donau Forum Druck, 1120 Wien.

Verlagspostamt: 1070 Wien. Herstellungsort:

Wien. DVR: 102 11 84.

Alle Fotos:(sofern nicht anders

gekennzeichnet) Die Grünen

UW785

Sie haben Interesse für die Grünen aktiv zu werden?

Sie möchten Ihre Meinung und Ihre Ideen einbringen?

Sie wollen sich für den 15. Bezirk engagieren?

Dann melden Sie sich doch einfach einmal!

Per E-Mail: [email protected] oder telefonisch: 01-942 44 39

Sie finden uns auch im Internet unter:

rudolfsheim-fuenfhaus.gruene.at und facebook.com/gruene15

Oder Sie kommen zu einer unserer Sprechstunden in unser

Bezirkslokal, kriemhildplatz 10/1:

Dienstag, 17:00-19:00 & Freitag, 10:00-12:00 Uhr

Am 07. März 2013 wird bereits zum siebten Mal der, von Grün-Bezirks-rätin Veronika Reininger initiierte „Veronika“-Frauenpreis an Frauen vergeben, die sich für Gleichbe-rechtigung und Gleichstellung en-gagieren. Auch Sie haben noch bis 31. Dezember 2012 die Möglichkeit, ihre Favoritin bei der Bezirksvor-

stehung zu nominieren! Eine über-parteiliche Frauenjury wird aus den eingelangten Einsendungen zwei Gewinnerinnen auswählen.

Weitere informationen zu den kriterien erfahren Sie unter: ht-tp://www.fuenfzehn.at/

MITREDEN MITMACHEN

So gEHT‘S.MITgESTALTEN

Entscheiden Sie mit –

bei der Frauenpreisverleihung 2013!

Nominieren auch Sie eine Teilnehmerin

für den Veronika-Preis!

Funktion bei den Grünen: Aktivistin seit März 2012Politische Schwerpunkte: Interesse für die Themen Integration, öffentlicher Raum und Soziales das wünsche ich mir von der Bevölkerung des 15. Bezirks: Gegenseitigen Respekt und gegenseitige Unterstützung wenn dies notwendig ist

Jahrgang: 1985Wurzeln: im Pielachtal in NiederösterreichBeruf: AngestellteWas ich einmal werden wollte: Als Kind Pensionistin ;-) und später einen Job, der zur Verbesserung einer gerechten Welt beiträgt Mein lieblingsort: Plätze, an denen ich ungezwungen mit interessanten Menschen reden kannWo ich unbedingt einmal hin möchte: in die ganze Welt, wenn das Leben nicht zu kurz wäre, würde ich gerne alle Plätze der Welt sehen und dann doch immer wieder gerne nach Wien zurück kommen. Was ich am 15. Bezirk sehr schätze: Besonders gern habe ich den Auer-Welsbach-Park. Andere Plätze wie den Meiselmarkt finde ich sehr nett zum Spazierengehen. So blöd es klingt, aber auch die Lage des Bezirks finde ich großartig.darum lebe ich in dieser Stadt: Weil es hier sehr viele verschiedene Möglichkeiten zur persönlichen und auch politischen sowie kulturellen Entfaltung gibt.

Was ich in Wien gerne verändern würde: Die Solidarität, die Akzeptanz und den Respekt zwischen den Menschen erhöhenWas mir an Österreich besonders gefällt: small is beautifulWas ich gut kann: Zuhören, Mitmachen, OrganisierenWas mich fasziniert: außergewöhnliche Menschen und NaturereignisseGrößte Herausforderung: Situationen überwinden, die ich mir entweder nie zutrauen würde oder vor denen ich wahnsinnige Angst habe. Bester ratschlag, den ich bekommen habe: Wenn dich eine Lage wütend macht, nicht schimpfen und ärgern, sondern handeln.Was ich nicht ausstehen kann: Unehrlichkeit, Respektlosigkeit, Intoleranz, ArroganzWas mir manchmal fehlt: Geduld, Mut und ZeitWen ich gern einmal torten würde: grundsätzlich niemanden - Ausnahmen bleiben geheim! in 5 Jahren wünsche ich mir politisch: weniger Kapitalismus, mehr Verteilungsgerechtigkeit!ein Zitat, das mir besonders gut gefällt: Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat bereits verloren.

So bin ich für interessierte erreichbar: [email protected]

Iris Gugenberger Portrait

Weihnachten am

Kriemhildplatzam 15. dezember 2012 verwandeln sich kriemhild- und Burjanplatz in ein Weihnachts-Wunderland.

Mehr als 15 initiativen und im Nibelungenviertel ansässige Ge-schäfte, Künstlerinnen und vereine haben sich zusammenge-schlossen und laden erstmals zu Punsch, weihnachtlichem Ge-bäck, Workshops und einem bunten Programm ein.

Wir Grüne laden auch dieses Jahr wieder zum Maronifest.Ab 17.00 uhr stehen Maroni und Punsch für Sie bereit.Ab 19.30 uhr spielen „die feinen leute“ die schönsten Songs von Georg „Schurli“ Danzer.

Das gesamte Programm finden Sie auf unserer Website rudolfsheim-fuenfhaus.gruene.at

Wir freuen uns auf Sie!