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Liebe Leserinnen, liebe Leser Höchste Zeit, dass wir für einmal die «Jazz Ladies» mit einer Aus- stellung würdigen. Sie sollen auch das dominierende Thema dieses Jazzletters sein. Ein paar tiefschürfende Gedanken zur Situation der Jazzmusikerin- nen machte sich Melch Däniker (Seite 6). Er weist auf wichtige Gründe hin, weshalb im Jazz viele Instrumentalistinnen trotz beachtli- chem Können selbst in Jazzkenner- kreisen kein Begriff sind. Bemer- kenswert in diesem Zusammen- hang ist, dass sich die Sache bei den Sängerinnen ganz anders verhält. Einige haben es bis zur absoluten Spitze geschafft. Einen Sänger in der Jazzgeschichte auszumachen, der es bezüglich Können und Popu- larität zum Beispiel mit Ella Fitz- gerald aufnehmen könnte, dürfte schwer sein. Auch mit dem Beitrag auf Seite 8 bleiben wir bei unserem Haupt- thema. Wir stellen Ihnen Marianne Racine vor. Als Sängerin, Pianistin und Dozentin steht sie sozusagen stellvertretend für all die Frauen, die heute mit Erfolg im Jazz aktiv sind. Herzlich 1 Inhalt 2 In eigener Sache 3 Ein Bluesman im Exil: Louisiana Red 4 Henri Freivogel 5 Swissjazzorama in Ascona 6 Ausstellung «Jazz Ladies» 8 Marianne Racine 9 Notre page en français: Dave Brubeck 10 Pierre Favre / George Gruntz 11 In memoriam Hazy Osterwald und Ueli Staub 12 In memoriam / Aus dem Archiv / Impressum Nr. 26, August 2012 swissjazz orama jazzletter Jazz Ladies im Mittelpunkt EDITORIAL Jazzsängerinnen, wie etwa Billie Holiday (1915–1959), wurden vom Publikum und von Musikern schon immer akzeptiert und geliebt. Instrumentalistinnen wurden von den männlichen Musikern eher als Konkurrenz empfunden und vom Publikum nicht gebührend zur Kennt- nis genommen. Trotzdem schafften es viele von ihnen, von Lil Hardin Arm- strong (1898–1971) über Mary Lou Williams (1910–1981) bis zu Esperanza Spalding (*1984), sich einen Platz in der Jazzgeschichte zu sichern. Die neue Ausstellung Jazz Ladies des Swissjazzorama präsentiert sich mit kurzen Texten, vielen Fotos sowie Filmausschnitten ab Videos. Sie ver- mittelt einen interessanten Einblick in das Leben der Jazz Ladies und ihren Einfluss auf den Jazz. WA Billie Holiday Esperanza Spalding Mary Lou Williams Lil Hardin Armstrong

swiss jazz orama jazzletter · 2019. 2. 9. · Er spielte mit Lionel Hampton, aber auch mit Guy Lafitte, er jammte mit Stephane Grappelli ebenso wie mit Kenny Clark. Heute blickt

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  • Liebe Leserinnen, liebe Leser

    Höchste Zeit, dass wir für einmaldie «Jazz Ladies» mit einer Aus-stellung würdigen. Sie sollen auchdas dominierende Thema diesesJazzletters sein.

    Ein paar tiefschürfende Gedankenzur Situation der Jazzmusikerin-nen machte sich Melch Däniker(Seite 6). Er weist auf wichtigeGründe hin, weshalb im Jazz vieleInstrumentalistinnen trotz beachtli-chem Können selbst in Jazzkenner-kreisen kein Begriff sind. Bemer-kenswert in diesem Zusammen-hang ist, dass sich die Sache bei denSängerinnen ganz anders verhält.Einige haben es bis zur absolutenSpitze geschafft. Einen Sänger inder Jazzgeschichte auszumachen,der es bezüglich Können und Popu-larität zum Beispiel mit Ella Fitz-gerald aufnehmen könnte, dürfteschwer sein.

    Auch mit dem Beitrag auf Seite 8bleiben wir bei unserem Haupt-thema. Wir stellen Ihnen MarianneRacine vor. Als Sängerin, Pianistinund Dozentin steht sie sozusagenstellvertretend für all die Frauen,die heute mit Erfolg im Jazz aktiv sind.

    Herzlich

    1

    Inhalt 2 In eigener Sache 3 Ein Bluesman im Exil: Louisiana Red 4 Henri Freivogel 5 Swissjazzorama in Ascona6 Ausstellung «Jazz Ladies» 8 Marianne Racine 9 Notre page en français: Dave Brubeck 10 Pierre Favre / George Gruntz 11 In memoriam Hazy Osterwald und Ueli Staub 12 In memoriam / Aus dem Archiv / Impressum

    Nr. 26, August 2012

    swissjazzorama jazzletter

    Jazz Ladies im Mittelpunkt

    EDITORIAL

    Jazzsängerinnen, wie etwa Billie Holiday (1915–1959), wurden vomPublikum und von Musikern schonimmer akzeptiert und geliebt. Instrumentalistinnen wurden vonden männlichen Musikern eher alsKonkurrenz empfunden und vom

    Publikum nicht gebührend zur Kennt-nis genommen. Trotzdem schafften esviele von ihnen, von Lil Hardin Arm-strong (1898–1971) über Mary LouWilliams (1910–1981) bis zu EsperanzaSpalding (*1984), sich einen Platz inder Jazzgeschichte zu sichern. Die

    neue Ausstellung Jazz Ladies desSwissjazzorama präsentiert sich mitkurzen Texten, vielen Fotos sowieFilmausschnitten ab Videos. Sie ver-mittelt einen interessanten Einblickin das Leben der Jazz Ladies undihren Einfluss auf den Jazz. WA

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    IN EIGENER SACHE

    Der kurvenreiche neue Weg des sWISSjAZZoRAMASo wie sich unser Signet auch mit umgekehrten Haupt-Lettern lesen lässt (allerdings etwas ungewohnt), so ist der im letzten Jazzlettererwähnte «neue Weg»» unserer Institution nicht nur mühsam, sondernauch überaus kurvenreich. Was hat der Vorstand aufgrund der Vorschlägedes Projektleiters seit der Vereinsversammlung erarbeitet?

    1. Ein neues Sammlungskonzeptwurde verabschiedet.

    Das Sammlungskonzept beinhal-tet die Ziele sowie die Strategieder Arbeiten des Swissjazzorama.Es verweist auf die drei Haupt-bereiche (Archiv, Galerie und Tech-nischer Dienst). Es werden Aus-wahlkriterien und Qualitätsregelnfestgelegt.

    Die Arbeitsorganisation und diePartnerschaften, soweit sie schonbestehen, sind aufgeführt.

    Als Grundlage des Sammlungskon-zeptes diente das vom Verband der Museen der Schweiz (dessenMitglied wir sind) ausgearbeiteteSammlungskonzept.

    2. Im Detail wurde für alle Sammlungs-Objekte das Projekt «Helvetica» für die nächsten zweiJahre bestimmt.

    Alle Objekte, die direkt mit derSchweiz verknüpft sind, werdenprioritär behandelt (SchweizerBands, Schweizer Jazzmusike-rinnen und -musiker, SchweizerProduktionen, Schweizer Veran-stalter und Herausgeber, SchweizerFestivals, Clubs, Events usw.).

    3. Die Archiv-Organisation wurdein drei Hauptbereiche aufgeteilt (Tonträger, Musikdokumentationund Technischer Dienst).

    Zuständig sind bei den Tonträ-gern Christian Steulet, bei derMusikdokumentation Bruno Gutund beim Technischen DienstThomas Reich.

    4. Neue ehrenamtliche Mitarbeiterwurden durch den Projektleitereingeführt.

    Der Vorstand wurde gemäss Wahlan der Vereinsversammlung mit

    Aufruf in eigener Sache: Zehn weitere Mitglieder auf Lebenszeit würden zusätzlich CHF 20 000.– generieren.Wir danken herzlich,wenn auch Sie in diesem Sinne aktiv werden.

    Bruno Gut verstärkt. WeitereErgänzungen sind in Abklärung.

    5. Sistierung der professionellenProjektleitung.

    Aufgrund der Tatsache, dass bisdato keine neuen finanziellenMittel eingegangen sind für denAusbau der Organisationsstruktur,hat der Projektleiter ChristianSteulet seine Arbeit auf Ende Juli2012 gekündigt. Wir sind ihm fürseinen grossen Einsatz dankbar.Die Geschäftsleitung wird nuninterimistisch von Mitgliedern des Vorstandes, insbesondere vom Präsidenten Andrea Engi,übernommen.

    Je nach Ausgang der laufendenGesuche an Stiftungen, Firmen und Private zur Finanzierung der Übergangsjahre 2012, 2013, 2014,wird über eine professionelleBegleitung neu entschieden.

    Die Herausforderungen sind gross.Neue Kräfte, die bereit sind, unserSchiff mit möglichst wenig wei-teren Kurven auf Kurs zu halten,sind gesucht. Der Präsident AndreaEngi freut sich auf jede Kontakt-nahme.

    Fernand Schlumpf

    Im ehemaligen Cinema Central in Uster,jetzt Kulturhaus Central genannt, konntedas Swissjazzorama ein Zwischenlagereinrichten. Alle Neueingänge werden hiergelagert, bis sie bearbeitet werden können.

    Viele Musikerinnen traten 2012 am FestivalJazzAscona auf und besuchten unsere Aus-stellung im Collegio Papio. Hier einige vonihnen. Von links: Rhoda Scott, Hammondorgel,neben ihr die Journalistin Anne Legrand, die

    mehrere Interviews beim allabendlichenAnlass des Swissjazzorama durchführte,dann Lisa Cat-Berro, Altsaxofon, SophieAlour, Tenorsaxofon, und Julie Saury,Schlagzeug. (Siehe auch Artikel auf Seite 5).

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    Louisiana Red (1932–2012):Ein Bluesman im Exil

    Unter den vielen Blues-LPs und -CDs in unserem Archiv sind auch Auf-nahmen des am 25. Februar verstorbenen Sängers, Gitarristen und gelegentlichen Bluesharp-Spielers Louisiana Red (Iverson Minter) zu finden. Dieser Bluesman war in Europa sehr bekannt und beliebt. Mit hervorragenden Alben wie etwa «Lowdown Back Porch Blues»oder «Millennium Blues» sowie dem 2005 gedrehten deutschen Film «Red and Blue», der sein alles andere als einfache Leben nachzeichnet,hat er sich immer wieder in Erinnerung gerufen.

    Louisiana Red war einer der weni-gen Überlebenden der letztengrossen Zeit des Blues (50er und60er Jahre). Obwohl er nicht zuden epochalen stilbildenden Musi-kern zählte, war er immer wiederzu beeindruckenden Blues-High-lights fähig. Er verstand es, ver-schiedene Einflüsse, die vom ar-chaischen Delta-Mississippi-Bluesbis zum modernen Nachkriegs-blues reichen, zu einem eigenstän-digen Stil zu formen, ein Proze-dere, das im Blues oft vorkommt.In seinem Stück «Red's Dream»,wo er den Bluesmusiker Big BillBroonzy und Martin Luther Kingparaphrasiert, nennt Red einigeEinflüsse gleich selbst: «I'm gonnarun the senate / Gonna make a fewchanges / Put some soul brothersin: / Ray Charles and Lightnin'Hopkins / And a guy like JimmyReed (...) / All I need was a dream».Seine musikalischen «Überväter»Muddy Waters und Hopkins wer-den auch im Blues «Red's Vision»zitiert: «Last night I laid down /And I dropped in a vision (...) / I saw Muddy Waters and Lightnin'Hopkins too / They told me to keepon (…) playing the blues».

    Louisiana Red gehörte zu dengrossen Chronisten des Blues, diesich nicht darauf beschränken, denAlkoholkonsum und die Beziehun-gen zwischen den Geschlechterndarzustellen, was er als «echterBlueser» natürlich auch tat... Red scheute sich nicht, direkt (d.h. metaphorisch unverschlüsselt) zusozialen oder politischen FragenStellung zu beziehen. So etwa griff er in seinem Blues «Reagan is for the rich men» die Spar- undUmverteilungspolitik des ehema-ligen Präsidenten Ronald Reaganan. Ein weiteres Beispiel ist die im Gefolge des wirtschaftlichen

    Zusammenbruchs der Industrie-stadt Detroit auftretende Arbeits-losigkeit und die damit verbun-dene soziale Misere: «Starving(hungern) in Detroit»: «Oh, Babiescrying / Can't get no milk or bread /Supermarkets goin' highprices /Oh, Lord have mercy / On the poorstarvin' people in Detroit». Demdamaligen Präsidenten Jimmy Carter prophezeite Red, dass die-ser wegen seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik von den ärmerenBevölkerungsschichten nicht mehrgewählt und auf seine Erdnuss-farm zurückgeschickt werde: «Youcan't treat the Americans wrong /And expect to win your electiononce again (...) You might well go back on your peanut farm».Und im «Anti nuclear blues» bezog er Stellung gegen die ato-mare Aufrüstung.

    Aber auch gewisse Ereignisse inseinem tragischen Leben flossen inverschiedene düstere Bluesnum-mern ein: Verlust der Mutter kurznach seiner Geburt und Lynchmordseines Vaters durch den Ku-Klux-Klan («The hearse (Leichenwagen)came at my door»), traumatische

    Erfahrungen im Waisenhaus («Or-phanage home blues»), Erfahrun-gen als Land- und Fabrikarbeiterund Gewerkschaftsverantwortli-cher («Farmworker's Blues»), langePerioden der Erfolglosigkeit usw.

    Sowohl die Trennung von seinemsozialen und familiären Umfeld in den USA (vgl. weiter unten) alsauch die Tatsache, dass der Bluesim Gegensatz zu anderen ur-sprünglich afroamerikanischen,auch stark vom Blues beeinflusstenMusikarten wie Soul oder Rap inder heutigen Black Communitykaum mehr auf Interesse stösst,machte einem so stark in derBluestradition verwurzelten Musi-ker wie ihm zu schaffen. Die ge-ringe Resonanz seiner Bluesmusikunter Afroamerikanern und -amerikanerinnen bewirkte, dasssich Red bereits vor seinem de-finitiven Umzug nach Europa im eigenen Land im «kulturellenExil» befand.

    Seit Ende der 70er Jahre lebte deraus Alabama stammende Blues-man in Europa auch geografischim Exil. 1982 machte Louisiana RedDeutschland zu seinem Wohnsitz.Wie etliche Bluesmusiker und -mu-sikerinnen vor ihm (z.B. die Pianis-ten Memphis Slim, Champion JackDupree oder Eddie Boyd) suchte er hier ein weniger rassistischesUmfeld, mehr Anerkennung undnicht zuletzt ein gesicherteres Aus-kommen. Auch wenn sich «Red'sDream» vom ganz grossen Durch-bruch à la B.B. King oder MuddyWaters nicht erfüllte, geht er dochals ein grossartiger Musiker in dieBluesgeschichte ein. Albert Stolz

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    Henri FreivogelsLiebe zum Jazz und zum Velo

    Er spielte mit Lionel Hampton, aber auch mit Guy Lafitte, er jammte mitStephane Grappelli ebenso wie mit Kenny Clark. Heute blickt der gebür-tige Genfer Henri Freivogel, der seit 1958 in der Region Zürich wohnt, auf 82 intensiv gestaltete Lebensjahre zurück. Und er denkt nicht daran,die geliebte Klarinette im Koffer wegzuschliessen: In seinem Haus inTagelswangen übt Henri täglich zwei Stunden. Fernand Schlumpf undRené Bondt haben mit ihm in Erinnerungen und Fotobeigen gekramt.

    SWISSJAZZORAMA: Henri, wie hat bei Dirdenn alles angefangen, und wie kamst Duzum Jazz?HENRI FREIVOGEL: Ich wurde am 24. Mai 1930in Genf geboren und besuchte dort die Schule,danach absolvierte ich eine Lehre als Modell-schreiner. Ich hatte zwei Brüder, von denen einerals Profi-Rennfahrer Karriere machte. Der andereführte ein Werkzeug-Geschäft, bei ihm stieg ichals Vertreter ein. Er selber besuchte die Kund-schaft per Eisenbahn, während ich per Vespa inder Romandie jene Partner abklapperte, die ihmweniger lagen. Daneben investierte ich freilichviel Zeit in zwei Hobbys, die mich durchs ganzeLeben begleitet haben: die Musik und das Velo-fahren. 1958 verliess ich Genf und zog nachZürich. Dem Ortswechsel ging eine achtmona-tige Deutschland-Tour voraus mit der DixielandJazz Group von Posaunist Raymond Droz. Zu den weiteren Mitgliedern jener professionellenFormation gehörten Trompeter Edi Jegge, Drum-mer Charly Antolini und Pianist Jean-PierreBionda. Als mich meinen Bruder und Ex-Arbeit-geber gegen Ende des kräfteraubenden musika-lischen Dauereinsatzes mit endlosen Nächten inZürich besuchte, erkannte er mich kaum wieder.Mein Gesicht muss wie Haferschleim ausge-sehen haben…

    Wie reagierte er auf diese pitoyable Begegnung?Er wollte mich vor dem Untergang durch unge-sunden Lebenswandel retten und riet mir, mitdem ganzen Jazz-Zirkus aufzuhören! Er habe daeine Maschine, die Gipselemente herstelle, sagteer und bot mir an, damit ein eigenes Geschäftaufzubauen. Von Gips hatte ich zwar keineAhnung, aber ich nahm die Chance wahr. Ebennoch war ich Abend für Abend im Zürcher Mas-cotte aufgetreten, nun stemmte ich von einemTag auf den andern tonnenweise heisse Gips-Säcke herum und fabrizierte auf einem grossenWerkplatz in Zürich Gipsplatten. Dieses Businesshabe ich dann bis zum Verkauf vor drei Jahren

    betrieben. Eine Zeitlang wohnte ich in Schwa-mendingen gleich neben meinem Geschäft,dann übersiedelte ich nach Dübendorf.

    Im Zick-Zack nach Biarritz

    Der Musik aber bist du treu geblieben…Ja, ich kannte ja mittlerweile auch die ZürcherJazzszene der fünfziger Jahre gut. Einer derPromotoren jener Zeit war Werbemann AndréBerner, der Gründer und langjährige Veranstalterdes Zürcher Jazzfestivals. Er kam damals aufmich zu, weil er ein Orchester brauchte. Das wardie Initialzündung zur Bildung der Five Blazers.Diesem Quintett gehörten ursprünglich Vibra-fonist Ueli Staub, Bassist Felix Rogner, PianistFrancis Burger und ein Schlagzeuger an, der sichspäter das Leben nahm.

    Du bist aber stets weit über Zürich hinausmusikalisch aktiv geblieben und hast dabeidas eine und andere Highlight erlebt…Mais oui! Meine erste Frau lernte ich in Berlinkennen, wo ich in einem Jazzclub engagiert war.In einer Genfer Bar, die stets Jazzmusiker be-schäftigte, spielte ich eines Abends mit StephaneGrappelli, der dort freilich nicht sein elegantesGeigenspiel zum Besten gab, sondern am Klaviersass. Ebenfalls in Genf war's, als ich einen Drei-Tage-Gig über Neujahr absolvieren sollte, abernoch vor Antritt des Engagements telefonisch inswestfranzösische Biarritz verbunden wurde: AmDraht war Trompeter Raymond Court, der dortunter anderem mit Vibrafonist Kurt Weil in einerBar für amerikanische Soldaten spielte und michdringend bat, in Genf Ersatz zu organisieren undumgehend zu seiner Band zu stossen. Obwohlmir in Genf eine ansprechende Gage verspro-chen worden war, regelte ich die Sache undpendelte per Zick-Zack-Zug durch Südwestfrank-reich. In Biarritz angekommen, war von Court,Weil und Co. nicht die Spur zu entdecken. Als ichdie Band nach endlosem Durchfragen endlich

    fand, reagierten deren Mitglieder unendlichverlegen.Während nämlich Court den AmateurFreivogel in Genf angeworben hatte, waren an-dere in Paris mit dem namhaften schwedischenBaritonsaxofonisten und Klarinettisten LennartJohnson handelseinig geworden! Der Konfliktendete schliesslich in Minne: Johnson und Frei-vogel spielten und feixten Seite an Seite – undalle erhielten ihr Honorar.

    Abgesehen von den mehr oder minderamüsanten Intermezzi: Welche musikali-schen Begegnungen sind für dich unaus-löschlich geblieben?Dazu gehört ganz eindeutig die Begegnung mitLionel Hampton, der zwar im Mai 1958 in Genfweilte, dort aber offiziell kein Konzert gab.Raymond Droz konnte beim Radio ein Vibrafonorganisieren, worauf eine tolle Jamsession ihrenAnfang nahm. Andere internationale Highlightslieferten Sessions mit Louis Armstrongs ersterFrau, Lil Hardin, mit Trompeter Herbert PeanutsHolland, mit dem französischen Tenoristen GuyLafitte, dem Saxer/Klarinettisten Benny Waters,mit Armstrong-Bassist Arvell Shaw, TrombonistDicky Wells, Swingtrompeter Bill Coleman, Klari-nettist Albert Nicholas und Drummer Kenny Clarke. Tief eingeprägt hat sich mir aber auch diemusikalische Frühgeschichte, so der erste Auftrittin Zürich 1948 gemeinsam mit Claude Aubertund Konsorten – wir nannten uns damals NewOrleans Stompers.Wir Genfer Jazzer absolvier-ten damals eine dichte Folge von Auftritten, undes war wiederum in Zürich, als ich mit der Dixie-land Jazz Band Genève 1950 Studioaufnahmenmachen konnte, die Columbia dann auf Schel-lackplatten veröffentlichte. Ich spielte damalsschon Tenorsax neben Klarinette und Soprano.Die Instrumente brachte ich mir autodidaktischbei, nahm aber zur Weiterbildung einige Stundenbeim ersten Klarinettisten des Orchestre de laSuisse Romande, Leo Ruckstuhl.

    Genf – Neuenburg – Zürich

    Noch während Deiner Genfer Zeit hast dueine andere Ecke der Romandie musikalischentdeckt: 1953 spieltest du mit den NewOrleans Wild Cats Neuenburg. Wie kam das?

    Francis Bonjour, der Bandleader der Wild Cats,fragte mich Anfangs 1953 an, ob ich ein Jahr mit dern Neuenburgern spielen könnte, weil derStammklarinettist der Band während eines Jah-res beruflich in London zu tun habe. Ich sagtespontan zu – und blieb den Neuenburgern Jazzern nach diesem einen Jahr weiter ver-bunden.

    Das von André Berner alljährlich organisier-te Zürcher Amateur-Jazzfestival war auchfür dich eine Wegmarke. In den Orchester-und Solisten-Ranglisten des kompetitivangelegten Festivals taucht der Name HenriFreivogel mehrfach in den vordersten Posi-tionen auf: 1953, 1955 und 1956 warst duPreisträger mit den New Orleans Wild Cats,1960 bis 1962 jeweils mit den Five Blazers.Zwischen 1953 und 1962 hat sich der Jazzstilistisch merklich weiterentwickelt.Wiekamst du mit dem Trend musikalisch klar?

    Für mich war das kein Problem, denn ich bliebdem Dixieland und dem Swing à la Benny Good-man stets treu. Ich habe soeben eine CD mit Bob Wilber und dem Vibrafonisten Danny Doriz

    Henri Freivogel, clRaymond Court, tp (siehe auch Seite 12)Raymond Droz, tb

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    gekauft – fantastisch, wie bei diesen Leuten diePost abgeht! Goodman war für mich unter denKlarinettisten immer das Mass der Dinge. In denAnfängen war mir auch Jimmy Noone wichtig.Später kam Albert Nicholas dazu, der lange inBasel lebte – mit ihm habe ich auch gespielt.Dass Dixieland und Swing eine gewisse Entwick-lung in Richtung Mainstream durchmachten,merkte ich am ehesten als Musiker, der vieleJazztitel für sich notierte und dabei merkte, dassdie Bezifferungen mit der Zeit anspruchsvollerwurden. Als wir jung waren, gab es wenig Jazzzu kaufen – und wenn schon, dann waren dieSchellackplatten, die in der Regel nur zwei Titelenthielten, verhältnismässig teuer. So kam es,dass ich viel Musik auf Noten verewigte.

    Ein Streifzug durch Deine Erinnerungsbilderzeigt Dich allerdings auch in progressiverermusikalischer Umgebung – beispielsweiseim Radiostudio Zürich mit dem damaligenHaustrio des Senders, also mit Pianist Klaus

    König, Bassist Heinz Pfenninger und Drum-mer Fritz Stähli. Dieses Jazz-Live-Trio warstilistisch anpassungsfähig, schlug abervorwiegend modernere Töne an. In einemShowbiz-Magazin von 1974 entdeckt manDein Konterfei, aufgenommen in Thailand.Das Foto zeigt Dich in relaxter Gesellschaftder Tastenmänner Fritz Trippel und AndréHager sowie von Drummer Curt Treier…

    Ein anderes Foto zeigt mich als Klarinettisten ander Seite der Metronome-Quintett-MitgliederFelix Rogner (Bass), Ueli Staub (Vibrafon) BrunoSpoerri (Sax) und Martin Hugelshofer (Piano).An der Posaune entdecke ich zudem Walter«Näpi» Leibundgut. Das war wohl 1969.

    Still going strong

    Ein erheblicher Teil der Schweizer Jazzmusi-ker, die in den Nachkriegsjahrzehnten aktivwaren, lebt leider nicht mehr. Du bist mitDeinen 82 Jahren nach wie vor bei denLeuten und spielst als Bläser in einem Triomit Bass und Gitarre. Profitiert der passio-nierte Radfahrer Freivogel von einer unver-wüstlichen Konstitution?

    Nicht ganz. Lange blieb ich wirklich von Krank-heiten verschont. Aber vor einem Jahr habe ichmich stark erkältet und deshalb den Hausarztaufgesucht. Der nahm ungewöhnliche Herz-geräusche wahr und schickte mich zwecksweiterer Abklärung zum Spezialisten. Die kardio-logische Untersuchung ergab, dass sich meineHerzklappen nur noch zu einem Drittel öffneten.Die Operation zu deren Ersetzung und zum Legen von zwei Bypässen folgte auf dem Fuss.Sie war nötig, denn ohne den Eingriff hätte ichgemäss ärztlicher Einschätzung noch eine Leben-serwartung von ungefähr zwei Jahren gehabt.Allerdings verlief auch die Operation nichtkomplikationsfrei – mir wurden dreimal Vollnar-

    kosen verabreicht! Eine Langzeitfolge diesesProzesses ist, dass ich erheblich an Sehkrafteingebüsst habe.

    Nun bist du aber musikalisch wieder ganz der Alte?Violà! Ich blase jeden Tag zwei Stunden aufmeiner Klarinette. (Henri lacht kräftig) Ich lassemich nicht unterkriegen, musste nach der medi-zinischen Zwangspause allerdings wieder weitvorne im Alphabet mit dem Üben beginnen.Der Geist korrespondierte anfänglich nicht mehrmit den Fingern, langjährige Automatismenmussten energisch aufgefrischt werden. Jetzt istdas Jazz-Repertoire wieder präsent, das Renn-velo dagegen habe ich vor zwei Jahren endgül-tig an den sprichwörtlichen Nagel gehängt.

    Henri Freivogel auf Tonträgern

    Das SwissJazzOrama verfügt über eine ganzeReihe von Aufnahmen mit Henri Freivogel.Die Archivliste weist folgende Produktionen aus:

    SH-00268 Dixieland Jazz Band Genève10.11.1950

    SH-00164 New Orleans Wild Cats Band08.12.1953

    SH-00237 Dixieland Jazz Band Genève10.11.1950

    LP-05709 10. Amateur Jazzfestival Zürich CDC-00819 André Hager Quintet

    29.01.1960CDC-00823/24 Remembering The Five Blazers

    06.11.2005

    Henri selbst hütet ein weiteres Goldstück seiner Musikerkarriere: das blitzblank gepflegte Tenorsaxofon. Seinem Rücken will Henri dasgewichtige Instrument freilich nicht mehr zumuten. Falls der Preis stimmen würde, gäbe er es gerne einem jüngeren Bläser weiter…

    Henri Freivogel und Lionel Hampton,1958

    Das Swissjazzorama in AsconaDas Swissjazzorama war am dies-jährigen Festival JazzAscona (21.6.–1.7.2012) wieder prominent vertre-ten. Das SJO kam zurück ins Colle-gio Papio, nach dem letztjährigenAuftritt in einem kleinen Zelt.

    Mit einem grossen Jazz Shop, einerauf das Festival abgestimmten Aus-stellung (Jazz Ladies) und einemInfostand, an dem wir u.a. RadioSwiss Jazz und die ZeitschriftJazz’n’More vertraten, waren wirin den musikalisch eher ruhigenNachmittagsstunden eine sehrbeliebte Attraktion.

    LPs, CDs und Jazzbücher kaufen,daneben eine interessante Ausstel-lung besichtigen und in dieseransprechende DVDs über Frauenim Jazz anschauen, war ganz nachdem Geschmack der Besucher.

    Als besondere Attraktion gab es fastjeden Tag ein Interview mit einer am Festival auftretenden Musike-rin. Mitarbeiter von Radio Swiss Jazz, Anne Legrand und Pietro Ribi,entlockten den Jazz Ladies viele in-teressante Statements, Geschichtenund Anekdoten aus ihrem Leben.

    Im Rückblick dürfen wir sagen, dassder Auftritt des Swissjazzorama am diesjährigen Festival gelungenist. Es konnten zahlreiche Kontaktemit alten Bekannten aufgefrischtund viele neue geknüpft werden.

    Das grosse Echo bei den Besucherin-nen und Besuchern bezeugen auchdie vielen positiven, ja begeister-ten Einträge im Gästebuch. WA

    Jazz Shop in Ascona

    Champian Fulton (p, voc) beim Interview mit unseremVorstandsmitglied Pietro Ribi

    JazzAscona 2013: 21.–29. Juni

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    Das Festival JazzAscona (21.6.–1.7.2012) stand unter dem MottoSophisticated Lady, einem bekannten Song von Duke Ellington. Dazu hatdas Swissjazzorama eine Ausstellung erarbeitet, allerdings unter einem anderen Titel: Jazz Ladies. Die Ausstellung fand in Ascona beim Publikumsowie bei den Musikerinnen und Musikern eine grosse Resonanz. Sie wird im Spätherbst in der Galerie des Swissjazzorama in Uster gezeigt.

    JazzLadiesFrauenThe Many Faces

    of Women in Jazz

    Die Ausstellung zeigt auf mehr als 20 Tafeln viele einprägsame Frau-enporträts, dazu Kurzbiografienund interessante Texte. Ergänzenddazu wurden auf 4 Tafeln vieleSängerinnen und Instrumentalis-tinnen aus der internationalen undder schweizerischen Jazzszene, von den 1920er Jahren bis heute,aufgelistet. Das Vorwort zur Aus-stellung wurde von Melch Dänikerverfasst und beschreibt die Situa-tion von Musikerinnen im allge-meinen und der Jazz Ladies imSpeziellen wie folgt: WA

    Selbst für Nicht-Jazzliebhaber sindNamen wie Ella Fitzgerald, BillieHoliday oder Sarah Vaughan einBegriff: Sie symbolisieren für siedie Welt des Jazz per se. Wer aberkennt schon eine Dottie Dodgion,eine Schlagzeugerin, die in derGoodman Band spielte, oder dieTenorsaxophonistin Willene Bartonoder eine Bassistin Carline Ray?Alles Frauen, welche schon in denfünfziger Jahren am Jazzgesche-hen teilhatten und Instrumentespielten, welche gemeinhin als«typisch männliche» Instrumenteangesehen werden. Wieso sinddiese Frauen selbst in Jazzkenner-kreisen kein Begriff? Dafür gibt eseine Vielzahl von Gründen!

    Die sog. «Hohe Musik» hatte ihrenUrsprung in der Kirchenmusik des Mittelalters. Da Frauen bekanntlich von kirchlichen Ämtern ausge-schlossen waren, versperrte sichihnen in logischer Konsequenzauch der Zugang zu dieser Musik.Erst im Einfluss der französischenKultur des 18. Jahrhunderts wirddie klavierspielende Frau «salon-fähig»: So gehörte es zur Allge-meinbildung der Frau des wohl-habenden Bürgertums, das Klavier-spiel zu erlernen.

    Ein nicht zu unterschätzender

    Faktor war auch die wirtschaftlicheSituation. Die Wirtschaftskrise unddie anschliessende tiefe Rezessionder dreissiger Jahre, führte zueinem unerbittlichen Konkurrenz-kampf um gute Jobs auch in derMusikbranche. Dies traf am härtes-ten die schwarzen Jazzmusiker undganz am Ende der Skala die weib-lichen Musiker.

    Bei Instrumentalistinnen spielten(und spielen z.T. noch heute) auchrein äusserliche Faktoren eineRolle: Verzerrte Gesichtszüge,herausstehende Adern, Schweissetc. welches Begleiterscheinungenbeim Spiel einer Trompete, einesSaxophons oder des Schlagzeugs

    «Diva Jazz Orchestra» New YorkSherrie Maricle, lead dm

    und einige Mitglieder der Band

    Ausstellung

    sind, passen nicht zum als Postulaterhobenen ästhetischen Erschei-nungsbild der Frau. Viele von unssind bis heute mit diesen Klischee-vorstellungen und Vorurteilenbehaftet: Stellen wir uns doch einePianistin mit der Mimik und demStöhnen eines Eroll Garners voroder eine Frau, die Schlagzeugspielt mit den ekstatischen Aus-brüchen eines Lionel Hamptonoder Elvin Jones…

    Die Lebensläufe von Musikerinnen

    zeigen, dass Musikerinnen prak-tisch alle vor ihrem 10. Lebensjahrmit einem Instrument begannen:In einem Alter, in dem Neugierdeund Unbefangenheit stärker alsder von der Gesellschaft auferlegteBallast des weiblichen Rollenver-ständnisses sind. Begünstigt vomamerikanischen Schulsystem mitseinen Schulbands, lernten so vieleFrauen auch nach dem Klavierspielnoch ein weiteres, oft ein Blasin-strument, welches dann später mitweniger Hemmungen gepflegtwurde. Wie überall, wo sich Frauenin einer Männerdomäne zu be-haupten suchen, müssen sie sichdoppelt beweisen. Wenig erstaun-lich, dass man unter diesen Frauenoft starke Persönlichkeiten findet.

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    Marianne Racine «An Bessie Smith,Billie Holiday und Ella Fitzgeraldkommt niemand vorbei»

    Marianne Racine ist Lehrerin für Jazzgesang an der Zürcher Hochschule der Künste. Am 4. Dezember 1956 ist sie in Haparanda, Schweden, geboren. Sie besitzt das Klavierlehrerdiplom des Konservatoriums Piteå,Schweden. Seit 1984 lebt sie in Zürich-Oerlikon und ist als Sängerin, Pianistin und Dozentin aktiv. Interview: Jimmy T. Schmid

    Frau Racine, beginnen wir doch unser Ge-spräch, für das ich Ihnen gleich an dieserStelle herzlich danke, mit einem Blick aufdie Studierenden. Sind alle weiblichenGeschlechts, oder gibt's auch junge Männer,die Jazzgesang studieren?Im Moment sind es tatsächlich nur Frauen. Seitich unterrichte, konnte ich lediglich zwei jungeMänner ausbilden. Das bezieht sich jedoch nur auf die Jazz-Abteilung, wo ich unterrichte.An der Pop-Abteilung sind etwa die Hälfte derStudierenden Männer.

    Wie steht es mit dem musikalischen Back-ground? Beginnen die meisten ganz vonvorne, oder ist schon einiges vorhanden?Das Absolvieren einer Aufnahmeprüfung istunerlässlich. Nur wer sie besteht und damitzeigt, dass er über die Fähigkeiten verfügt, umbei uns Erfolg zu haben, wird zum Studiumzugelassen.

    Wer das Klavierspiel seriös lernt, kann Bach und Mozart kaum ignorieren. Gibt esvergleichbare Vorbilder im Jazzgesang?Ganz sicher. An Bessie Smith, Billie Holiday undElla Fitzgerald kommt niemand vorbei. Bessiewar die grösste unter den Sängerinnen der klas-sischen Zeit des Blues. Billies Expressivität wareinzigartig, und Ella war über Jahrzehnte hinwegdie ganz grosse Stimme des Jazz. Auch AnitaO'Day mit ihrer ausserordentlichen Fähigkeit,mit viel Swing und Groove zu improvisieren,und Shirley Horn, die es hervorragend versteht,auch mit Pausen zu gestalten, sind Vorbilder par excellence.

    Welche Rolle spielt der Blues?Der Blues ist immer allgegenwärtig. Ich betrach-te ihn als musikalisch-geistigen Grundstein vomJazz ganz allgemein. Das gilt auch heute noch.

    Ist das Studium des Jazzgesanges auch als Sprungbrett für eine Schlagerkarrieregeeignet?Unsere Ausbildung geht für diese Richtung wohletwas zu weit. Sie kann aber sicher nichts schaden. Doch unsere Ziele gehen einiges überdas Schlagersingen hinaus.

    Welches Abschlussziel wird angestrebt?«Gesangspädagogik für Jazz und Pop». Einwichtiger Teil der strengen Abschlussprüfung ist ein Konzert im «Moods» vor Publikum undeiner kritischen Jury.

    Schliessen die Lehrgänge auch das Spieleneines Instrumentes ein?Das Klavierspiel ist für alle Studierenden obli-gatorisch. Sie müssen lernen, sich selbst und an-dere, z.B. ihre zukünftigen Schüler, zu begleiten.

    Wie lange dauert ein Lehrgang?Insgesamt 5 Jahre, Bachelor-Abschluss 3 Jahre,Master-Abschluss 2 weitere Jahre.

    Wieviele Studienabgänge mit Diplom gibtes pro Semester?Studienanfang ist im Herbst. Jedes Jahr schlies-sen zwei bis drei Studierende ab.

    Arbeiten Sie viel mit den Liedern des GreatAmerican Songbooks?Wichtigstes Material sind die Songs von GeorgeGershwin, Cole Porter, Jerome Kern und all den anderen amerikanischen Komponisten, dieGrosses für den Jazz geleistet haben. Doch meinHerz schlägt auch für die schwedische und diebrasilianische Volksmusik, die ich immer wiederin meine Arbeit mit einbeziehe.

    Und welches sind Ihre Favoriten, von denen Sie Aufnahmen auf eine einsameInsel mitnehmen würden?(Nach langem Nachdenken) Es gibt so vielGutes. Doch auf einer einsamen Insel braucheich vor allem Ruhe.

    Bessie Smith Billie Holiday Ella Fitzgerald

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    NOTRE PAGE EN FRANÇAIS

    Dave Brubeck est pianiste,mais surtout compositeur

    Né le 6 décembre 1920 à Concord en Californie, Dave Brubeck a participé à l'aventure du jazz avant et après la seconde guerre mondiale. Suite à des années de galère comme musicien de bal, il connaît le succès en1959 avec son album «Time Out». Un succès qui n'est jamais monté à la tête de cet élève de Darius Milhaud, actif aussi bien dans la musiqueclassique que dans le jazz.

    Rencontré le 5 mai 1997 à Genèvela veille d'un concert au VictoriaHall, Dave Brubeck m'a consacréun long entretien qui plongeaitaux racines de sa pratique musicaleet témoignait de sa lucidité artis-tique et citoyenne. Ce fut l'occa-sion de comprendre le parcoursd'un musicien qui est un compo-siteur inspiré avant d'être un pia-niste. Dave Brubeck a passé sonadolescence durant la grandedépression des années 1930, péri-ode dont il est un des dernierstémoins vivants. Mobilisé de 1942 à 1946, il a vécu la vie itinérante de musicien de danse avant dedevenir une des figures embléma-tiques du jazz avec son ami PaulDesmond. «Il fallait lutter pours'en sortir. J'allais à la clôture dumarché le samedi, chez les paysansqui me connaissaient. Ils me don-naient les restes plutôt que de lajeter. J'allais aussi dans les grandsmagasins pour récupérer les con-serves qui avaient des défauts etdes légumes».

    Son apprentissage de musicien sefait sur le tas, d'orchestres de balen soirées enfumées autour d'unpiano bar. Doté d'une solide for-mation classique, il se perfectionne à l'écoute des disques: «J'ai apprisà improviser en écoutant; j'ai‘loué’ des orchestres de jazz, etaussi Mozart, pour qu'ils viennentjouer chez moi. A l'époque de Mo-zart, les musiciens improvisaient lapremière cadence et devaient en-suite l'écrire pour construire leurmorceau. (...) Un grand improvi-sateur classique m'impressionneparfois plus qu'un improvisateurde jazz. Quelqu'un comme YehudiMenuhin, par exemple. Ce n'est pasun art mort, mais il a commencéavec la musique classique».

    «Time Out», le disque qui lance sacarrière internationale, était unalbum de jazz expérimental enstudio. Dave Brubeck se rappelle:«Personne ne voulait vraimentcomprendre ce disque, et spéciale-ment Columbia Records, qui ad'abord refusé de le publier. C'estgrâce au président de la compa-gnie, qui était le seul à apprécier,que le disque est sorti. Mais il lui a fallu une année de pression!»

    Et de rappeler l'inintérêt de l'éti-quette «West Coast Jazz» dont il a été affublé durant toute sa vie: «Nous ne savions pas que nousfaisions du west coast jazz. Nousnous contentions de jouer. Ce sontles critiques qui nous ont donné ce titre, pas nous. (...) Nous vivionsà San Francisco, c'est tout!»

    Dave Brubeck est toujours actif aujourd'hui, aussi bien commecompositeur que comme con-certiste, avec de très nombreux disques d'auteur et une sérieimpressionnante d'œuvres pourorchestres classiques.

    Pour en savoir plus: www.davebrubeck.com/live

    L'intégralité de l'entretien avecDave Brubeck est à disposition en français sur le site internet de Swissjazzorama: www.jazzorama.ch

    Christian Steulet

    Dave Brubeck Quartet,1958:Joe Morello (dm), Paul Desmond (as),Dave Brubeck (p), Eugene Wright (b)

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    «Jazz Memories» Première saisonde l'exposition avec Pierre Favre

    L'exposition «Jazz Memories», réalisée avec la complicité du batteur et compositeur Pierre Favre, est accrochée dans la Jazz Galerie du Musik-container depuis quatre mois déjà. L'occasion de tirer un premier bilan de cette expérience menée en compagnie d'un musicien qui fête cetteannée soixante ans de présence sur scène.

    L'exposition fait un récit du jazz de 1952 à aujourd'hui, en illustrantle parcours musical de Pierre Favreet en axant le propos sur les in-fluences musicales et extra-musi-cales, les rencontres et certains mo-ments forts. Deux tableaux sonoresremettent la musique au centre du récit. Grâce à la réalisation gra-phique ludique de Karin Birken-meier, le visiteur est pris dans unjeu permanent entre la forme et le fond, qui s'inspire d'une concep-tion du rythme comme chant etcomme mélodie.

    Cet enseignement tiré du parcourset de l'œuvre de Pierre Favre fut au centre des cinq rencontres orga-nisées ce printemps dans le cadre de l'exposition. A chaque occasion,le principal intéressé a joué en solo,démontrant sa remarquable facultéde compositeur, puis répondu auxnombreuses questions des invités,adultes, adolescents et enfants.Cette exposition s'avère ainsi unoutil de médiation culturelle, quipermet aux jeunes générations d'appréhender le jazz tel qu'il fut, et surtout tel qu'il est aujourd'hui…

    Swissjazzorama présente cette exposition jusqu'au 12 octobre pro-chain. Le finissage a lieu à 17h, sui-vi par un concert du «Pierre FavreEnsemble» à 20h 30.

    Christian Steulet

    Es ist wohl kaum übertrieben, wenn man George Gruntz als einender bedeutendsten SchweizerJazzmusiker bezeichnet. SeineKarriere begann Ende der 1950erJahre unter anderem als Pianist derInternational Youth Band (Newport Festival). Danach gab es für Gruntznur noch den Weg nach oben – und rund um die Welt.

    Jetzt feiert George Gruntz sei-nen 80. Geburtstag. Von seinemElan hat er nichts verloren undarbeitet weiter an Projekten.

    Lieber George – wir vom Swissjazzorama gratulieren Dir herzlich zu Deinem 80. Geburtstag, den Du am 24. Juni 2012 feiern durftest.

    WA

    GEHÖRT:Schweizer Radio DRSFreitag, 22.6.2012

    George Gruntz – Schweizer Jazz-musiker von Weltformat

    «Jazz Memories»Die ersten vier Monateder Ausstellung mit Pierre Favre

    Die Ausstellung «Jazz Memories», die unter der aktiven Mitarbeit des Schlagzeugersund Komponisten Pierre Favre entstand,ist nun schon seit vier Monaten in der Jazz-Galerie des Musikcontainers zu sehen.Der Zeitpunkt ist also gekommen, eineerste Bilanz dieses Experiments zu ziehen;ein Experiment, das zusammen mit einemMusiker durchgeführt wurde, der diesesJahr auf eine 60-jährige Musikerkarrierezurückblicken kann.

    Die Ausstellung vermittelt die Geschichte desJazz von 1925 bis heute, wobei die musikalischeLaufbahn von Pierre Favre nachgezeichnet wird.Es werden die musikalischen wie aussermusika-lischen Einflüsse, die Begegnungen und gewissewichtige Ereignisse in seinem Leben hervorge-hoben. Zwei Ausstellungstafeln mit Musik stel-len die Musik ins Zentrum dieser Schilderung.Dank der spielerischen grafischen Gestaltungvon Karin Birkenmeier werden die Besucherin-nen und Besucher in ein permanentes Spielzwischen Form und Inhalt einbezogen. DiesesSpiel basiert auf der Ausfassung des Rhythmusals Gesang und Melodie.

    Dieses Verständnis, das sich aus dem Leben undWerk von Pierre Favre ableiten lässt, stand imZentrum der fünf Treffen mit dem Musiker, diediesen Frühling im Rahmen der Ausstellungstattgefunden haben. Jedesmal spielte PierreFavre solo und zeigte dabei seine bemerkens-werten kompositorischen Fähigkeiten. Anschlies-send beantwortete er die zahlreichen Fragen deranwesenden Erwachsenen, Jugendlichen undKinder. Damit wurde diese Ausstellung zurKulturvermittlerin, die es der jungen Generationerlaubt, den Jazz – so wie er war und vor allemso wie er heute ist – zu verstehen.

    Das Swissjazzorama zeigt die Ausstellung nochbis am 12. Oktober. Finissage: 12. Oktober, 17.00 Uhr. Anschliessend Konzert des Pierre-Favre-Ensembles um 20.30 Uhr.

    Übersetzung: Albert Stolz

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    Hazy Osterwald18. Februar 1922 – 26. Februar 2012

    Hazy Osterwald ist am 26. Februardieses Jahres kurz nach seinem 90.Geburtstag in Luzern verstorben.

    Hazy warein begeis-teter Jazz-musiker,der auf sei-nem ange-stammtenGebiet Aus-serordent-

    liches leistete. Dies belegen vieleder akustischen Dokumente, die inunserer Sammlung eingereiht sind:29 Schellacks, 14 LPs und 24 CDs.Doch Rolf Osterwalder, wie er mitseinem bürgerlichen Namen hiess,hatte auch viel komödiantischesTalent, das ihm dabei half, in einefür «Nur-Jazz-Musiker» unüblicheGehaltsklasse zu gelangen undsehr viel Geld zu verdienen. Mitkurzen Showeinlagen seines Sex-tettes in den Fünfzigerjahren fingan, was sich später bis zu einer

    unterhaltenden Fernseh-Sendungbei der ARD entwickelte.

    Hazy wurde vom Jazzvirus schonwährend seiner Gymizeit heftiginfiziert. Er kaufte sich eine Occa-sionstrompete, stieg bei einemAmateurorchester ein, nahm Un-terricht am Konservatorium undwar schon bald in der Lage, fürdamals berühmte Orchester Arran-gements zu schreiben. Kaum hatteer die Matura bestanden, sass erschon in den Trumpetsections derlegendären Schweizer Bands FredBöhler und Teddy Stauffer. Dannspielte er mit einer eigenen klei-nen Big Band Swingjazz von be-achtlicher Qualität, nicht zuletztdank dem hervorragenden Schlag-zeuger Stuff Combe. Sein «BigNoise from Winnetka» zusammenmit Sunny Lang am Bass riss dieZürcher Swingfans am 7. August1946 bei einem Konzert im KinoUrban zu Begeisterungsstürmenhin. Die Engagements von Hazyskleiner Big Band, die er später zueinem Sextett verkleinerte, warenim «Chikito» Bern in den Vierzi-gerjahren Höhepunkte der Saison.

    In dieser Würdigung von Hazy alsJazzmusiker umfassend auf Art

    und Qualität seiner Musik hinwei-sen zu wollen, ginge wohl zu weit.Als Instumentalist war er einer-seits Trompeter, inspiriert von allenganz Grossen, von Louis Arm-strong über Harry James bis zu denBebopern, andererseits Vibrafo-nist, der sich in den Kleinforma-tionen von seinem einzigartigenKlarinettisten Ernst Höllerhagenzu musikalischen Höhenflügenmitreissen liess. Er hatte das Glück,mit Musikern zusammenarbeitenzu können, die deutlich über daseuropäische Normalmass hinaus-ragten.

    Hazys Erfolge als Jazz- und Show-musiker waren beträchtlich. Erzählte sowohl zur helvetischen alsauch zur deutschen Prominenz.

    Doch vor zehn Jahren erkrankte eran Parkinson, spielte aber trotz-dem noch einige Jahre mit seinemVibrafon. (Seiner Trompete habenwir in unserer permanenten Aus-stellung einen Ehrenplatz zuge-dacht.) Die letzten Jahre lebte erzurückgezogen mit seiner drittenFrau in Luzern, wo er im hohenAlter von 90 Jahren am Sonntag,dem 26. Februar, verstorben ist.

    Jimmy T. Schmid

    IN MEMORIAM

    Ueli Staub1. Januar 1934 –10. April 2012

    Am 10. April dieses Jahres starb der Vibrafonist Ueli Staub im Altervon 78 Jahren.

    Uelis viel-fältiges Le-ben undSchaffen inwenigenZeilen zu-sammenzu-fassen, istgleich der

    Quadratur des Kreises. Hier einigeder wichtigsten Stationen seinesLebens, im Jazz und um den Jazzherum:

    Ueli Staub kam im Juli 1953 zueinem herrenlosen Vibrafon, dasein Musiker der Jazzband «Metro-nome Five» nach einem Streitstehen liess. Mit diesem Vibrafonwurde Ueli zum Vibrafonisten –

    durch gutes Zureden seines Freun-des Martin Hugelshofer. Auch das Metronome Quintett wurdegleichzeitig geboren.

    Ueli genoss während einiger Jahreeine Stunde pro Woche Klavier-unterricht, natürlich in klassischerMusik. Jazzschulen waren damalsweit und breit nicht in Sicht! Mitviel Fleiss und mit grosser Bega-bung machte er sich daran, denJazz und das Vibrafon im Selbst-studium zu erlernen. 1960 wurdeUeli am Internationalen Jazzfesti-val Zürich zum besten Solistenerkoren, und das MetronomeQuintett mit Felix Rogner am Bass,Gerry Ceccaroni am Schlagzeug,Martin Hugelshofer am Klavierwurde mit dem 1. Preis der StadtZürich ausgezeichnet. Die Bandfeierte grosse Erfolge, auch mitinternationalen Auftritten.

    Ueli war eigentlich ein ausgebilde-ter Zahnarzt, der aber umsattelteund neben seiner Aktivität als

    Musiker als Freelance-Journalistarbeitete. Verheiratet mit der be-kannten TV-Frau Margrit Hadornwohnte er in Grüningen im Zür-cher Oberland. In späteren Jahrenzügelte das Ehepaar nach Thun.

    Ueli war ein grosser Donator desSwissjazzorama. Er hinterliess unsinfolge Wohnungswechsel seinegesamte LP-Sammlung und verhalfdem Swissjazzorama zur Ausstel-lung «Jazzstadt Zürich», die aufder Grundlage seines gleichnami-gen Buches gestaltet wurde. Erverfasste auch diverse Artikel füruns und unterstützte uns auch hinund wieder finanziell.

    Wir trauern um einen gutenFreund.

    Swissjazzorama

    ***

    Zum Andenken an Ueli findet amSonntag, 23. September 2012,15.00 Uhr, im Musikcontainer inUster ein Memorial-Konzert statt.

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    Der Jazzletter erscheint 2 x jährlichRedaktion: Jimmy T. Schmid (J.T.S.) Layout:Walter Abry (WA)Copyright: SwissjazzoramaIm Werk 8, 8610 Uster Tel. ++41(0)44 940 19 [email protected], www.jazzorama.ch

    Contact pour la Suisse romande: Christian SteuletTél. 022 786 75 38, [email protected] per la Svizzera italiana: Nicolas GillietTel. 079 428 97 65, [email protected]

    Mitarbeiter dieser Nummer:Walter Abry (WA), René Bond, Martin Hugels-hofer, Fernand Schlumpf, Jimmy T. Schmid (J.T.S.),Irène Spieler, Christian Steulet, Albert Stolz

    IMPRESSUM

    WALTER GÜNTHARDT

    Pianist29.8.1934 –30.1.2012Wirtschafts-redaktorder NZZ

    Walter Günthardt begann anfangsder Fünfzigerjahre als Amateur-musiker am Klavier der damalsbekannten Band «The Nameless».Er war ein guter Freund von Buddha Scheidegger, dem er dieersten Kenntnisse der Harmonie-lehre vermittelte. Walti Günthardtspielte mit international bekann-ten Jazzmusikern wie z.B. PeanutsHucko und war lange Zeit Mitgliedder erfolgreichen Schweizer Band«New Harlem Ramblers».

    RAYMOND COURT

    Trompeter2.12.1932 –3.3.2012

    Raymond Court gilt als einer derwichtigsten Trompeter der Schwei-zer Jazzgeschichte. 1954 gewann erden Preis als bester Trompeter amJazzfestival in Zürich, ein Jahr spä-ter wurde er sogar als bester Solistausgezeichnet. Ab1955 spielte ermit dem legendären Flavio Ambro-setti-Quintett. Ein Höhepunkt sei-ner Karriere waren Aufnahmen mitCedar Waltons Eastern Rebellionmit Billy Higgins am Schlagzeug.

    Raymond Court undWalter «Günt»Günthardt waren über viele Jahrehinweg wichtige Musiker der Jazz-szene Schweiz. Wir werden sie im-mer in bester Erinnerung behalten.

    IN MEMORIAM

    JOHN LEVY

    Bassist11.4.1912 –20.1.2012

    Am 20. Januar dieses Jahres istJohn Levy im hohen Alter von 99Jahren in Kalifornien gestorben. Er wurde hauptsächlich als Bassistdes ersten George Shearing-Quin-tettes bekannt, für dessen Enga-gements er später als Agent ver-antwortlich war.

    RED HOLLOWAY

    Tenor-saxofonist31.5.1927 –24.2.2012

    Am 24. Februar dieses Jahres ist der in Chicago geborene Red Hol-loway gestorben. Er war mehrmalsin Ascona zu Gast. 2007 wurde ihmder Ascona Jazz Award verliehen.

    «UNCLE» L IONEL BATISTE

    GrandMarshal1.2.1931 –8.7.2012

    Bassdrummer, Sänger und Grün-dungsmitglied der Treme BrassNew Orleans. Der charismatischeGrand Marshal starb am 8. Juli inNew Orleans. In Ascona hat er dasPublikum immer begeistert. J.T.S.

    LOUISIANA REDSänger, Gitarrist 23.3.1932 – 25.2.2012Louisiana Red (Iverson Minter) warein amerikanischer Bluesmusiker.Er verstarb am 25. Februar diesesJahres in Hannover / Deutschland.(Siehe Artikel auf Seite 3)

    Wie bereits im Jazzletter Nr. 25 (März 2012)mitgeteilt, verfügt das Swissjazzorama nun überein Eingangs-Archiv und zwar im «KulturhausCentral» in Uster. Von unserem MitarbeiterIsmail Schwarz im Detail geplant, eingerichtetund mit den Kollegen vom Büro gezügelt, findennun alle Neueingänge Platz, bevor sie sortiertund im Hauptarchiv erfasst werden. Bereits sindca. 17000 LPs eingeordnet worden, alle sortiertnach dem Namen des Donators.

    Letzter Zugang: Schenkung Ueli Staub,Thun– Aus seinem Nachlass haben wir ein StückSchweizer Jazzgeschichte erhalten:«JAZZ oder NIE»: Professionell gebundene Jahrbücher des Robi Weber Quartetts von 1965–1975 und 1985–2000.– Als Hauptbestand die Jahrbücher des Metro-nome Quintetts «Story of a Band», 1953–2007.Diese Bücher beinhalten Privates, Offizielles,Bildmaterial, Korrespondenz, Zeitungsausschnit-te, Flyers und Inserate usw. Eine wahre Fund-grube für Jazz-Historiker und Interessierte, diesich über die Jazzgeschichte der Schweiz vonden 1950ern bis heute informieren wollen.

    Auch unser Instrumentenarchiv hatte wertvolle Eingänge.– Vom Nachlass unseres Crew-Helfers PeterBenz eine Regent-Klarinette und ein Selmer-Altsaxofon sowie aus den 1970-Jahren eineFramus-Hawaiigitarre.– Von unserem Mitglied Gieri Beivi aus Klostersein Vibrafon Jen-Co (USA) über zweieinhalbOktaven, das seinerzeit aus den Beständen vonWilly Bestgen gekauft worden ist.– Von Marco Wacker ein altes Radiomöbel miteinem eingebauten Drahtspulengerät Lorenz-Recordophone Typ S 33 (1952), zur Aufnahmevon Radiosendungen und Schallplatten.– Ernst Roth, Adliswil, übergab uns noch wei-tere Unterlagen über Teddy Stauffer, darunterdie beiden «Blick-Ausgaben» vom Todestag undFolgetag sowie Originalmaterial mit Briefen undFotos aus Acapulco und mehrere 78er-Original-Musterplatten von Telefunken aus den Jahren1936 und 1937. Ein weiteres Stück SchweizerJazzgeschichte aus der Frühzeit.

    Herzlichen Dank allen Donatoren und Freundendes Swissjazzorama für das wertvolle Material.

    Und noch ein Hinweis: Immer noch suchen wirehrenamtliche Helfer für die Bearbeitung derSammlungen. Mit unseren vielen Instrumentenwären wir stolz auf einen Instrumentenverwal-ter, der die wertvollen Sammlerstücke inven-tarisiert, pflegt, ölt und in Schuss hält.

    Fernand Schlumpf

    BLICK INS ARCHIV

    Nebenbei bemerkt:Am 20. Juli wurde im Feuill-ton der NZZ unter der Überschrift «Andenken anRobert Suter» auf eine neu erschienene CD dieses2008 verstorbenen Pianisten und Komponistenhingewiesen. Im Beitrag wird Suter mit einer Be-sprechung einiger seiner Kammermusikwerke ge-würdigt. Leider bleibt im Text unerwähnt, dass erauch als Jazzpianist mit beachtlichen Fähigkeitenviele Jahre Mitglied der Basler «Darktown Strut-ters» war. Nicht zum ersten Mal ist der Jazz inderartigen Beiträgen Quantité négligeable. J.T.S.